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Basiswissen Kinder- und Jugendpsychiatrie und Entwicklungspsychopathologie Persönlichkeitsstörungen Ulm, 13.12.2018 Dr. Marc Allroggen

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Basiswissen Kinder- und Jugendpsychiatrie und Entwicklungspsychopathologie

Persönlichkeitsstörungen

Ulm, 13.12.2018

Dr. Marc Allroggen

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1. Einleitung und Definitionen2. Überblick Persönlichkeitsstörungen3. Borderline Persönlichkeitsstörungen4. Dimensionale Klassifikation

Dr. Marc Allroggen| Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie| Persönlichkeitsstörungen

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Persönlichkeit – eine Definition (Fiedler, 1995)

Summe von charakteristischen Verhaltensweisen undInteraktionsmustern, mit denen der Mensch gesellschaftlich kulturellenAnforderungen und Erwartungen zu entsprechen versucht und seinezwischenmenschlichen Beziehungen auf der Suche nach einerpersönlichen Identität mit Sinn zu füllen versucht.

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Persönlichkeitsstörungen – Definition (ICD-10)

Eine Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch

rigide und wenig angepasste Verhaltensweisen,

die eine hohe zeitliche Stabilität aufweisen,

die situationsübergreifend auftreten,

die zu persönlichem Leid oder gestörter sozialer Funktionsfähigkeit führen.

Es handelt sich um ein tief verwurzeltes, anhaltendes Verhaltensmuster mit starren Reaktionen auf unterschiedliche persönliche und soziale Lebenslagen. Betroffen sind Wahrnehmen, Denken, Fühlen und Beziehungen zu anderen.

Die Störung beginnt in der Kindheit oder Adoleszenz und dauert bis ins Erwachsenenalter an. Das Stellen der Diagnose einer Persönlichkeitsstörung vor dem Alter von 16 oder 17 Jahren ist wahrscheinlich unangemessen.

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Persönlichkeitsstörungen – Diagnostische Kriterien (ICD-10)

1. Die charakteristischen und dauerhaften inneren Erfahrungs- und Verhaltensmuster der Betroffenen weichen insgesamt deutlich von kulturell erwarteten und akzeptierten Vorgaben ab. Diese Abweichung äußert sich in mehreren Bereichen: Kognition, Affektivität, Impulskontrolle und/oder Beziehungsgestaltung

2. Die Abweichung ist so ausgeprägt, dass das daraus resultierende Verhalten in vielen persönlichen und sozialen Situationen unflexibel, unangepasst oder unzweckmäßig ist.

3. Es bestehen persönlicher Leidensdruck oder nachteiliger Einfluss auf die soziale Umwelt.

4. Die Abweichung ist stabil und hat im späten Kindesalter oder der Adoleszenz begonnen.

5. Die Abweichung kann nicht durch das Vorliegen oder die Folge einer anderen psychischen Störung erklärt werden.

6. Eine organische Erkrankung, Verletzung oder deutliche Funktionsstörung des Gehirns müssen als mögliche Ursache ausgeschlossen werden.

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Persönlichkeitsstörungen im ICD-10 und DSM-5

DSM-5 ICD-10

Cluster A

(sonderbar – exzentrisch)

Paranoide PS (301.0)

Schizoide PS (301.20)

Schizotype PS (301.22)

Paranoide PS (F60.0)

Schizoide PS (F60.1)

[Schizotype PS (F21)]

Cluster B

(dramatisch-emotional)

Antisoziale PS (301.7)

Borderline PS (301.83)

Histrionische PS (301.50)

Narzisstische PS (301.81)

Dissoziale PS (F60.2)

Emotional instabile PS

(F60.3)

Histrionische PS (F60.4)

Narzisstische PS (F60.81)

Cluster C

(ängstlich-vermeidend)

Vermeidende PS (301.82)

Abhängige PS (301.6)

Zwanghafte PS (301.4)

Vermeidende PS (F60.6)

Abhängige PS (60.7)

Zwanghafte PS (60.5)

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Häufigkeit von Persönlichkeitsstörungen (nach Schmeck et al., 2009)

Allgemeinbevölkerung Klinische Stichprobe

Irgendeine PS (Erwachsene) 5 – 10 % Bis 50 %

Irgendeine PS (Jugendliche) 10 - 17 % 25 – 30 %

Paranoide PS 0,4 – 2,4 % 11 – 22 %

Schizoide PS 0,5 – 0,9 % 1,8 %

Dissoziale PS 1,5 – 3,7 % 1,6 – 18,2 %

Emotional-instabile PS 1,3 – 1,8 % 14 – 20 %

Histrionische PS 2,1 – 3 % 4,3 %

Zwanghafte PS 1,7 – 6,4 % 3,6 – 9 %

Selbstunsichere PS 0,4 – 1,3 % 11 – 15,2 %

Abhängige PS 1,6 – 6,7 % 4,6 – 20 %

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Persönlichkeitsstörungen des Cluster A

Paranoide Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.1)

→ Empfindlichkeit bei Rückschlägen, Misstrauen, querulatorisches Verhalten,

Selbstbezogenheit

→Vorläufersymptome: Angststörungen

Schizoide Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.2)

→ sozialer Rückzug, emotionale Distanziertheit, übermäßige Inanspruchnahme durch

Phantasien, wenig Gespür für soziale Normen

→Vorläufersymptome: Sprachentwicklungsverzögerung, ausgeprägte Phantasien,

Einzelgänger

Schizotype Störung (ICD-10: F21)

→ exzentrisches Verhalten, Misstrauen, Wahrnehmungsstörungen, umständliches Denken und

Sprechen

→Vorläufersymptome: Desorganisierte und unkonventionelle verbale Antworten, Probleme in

der Aufmerksamkeit, Störungen der Exekutivfunktionen

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Persönlichkeitsstörungen des Cluster C

Zwanghafte Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.5)

→ Perfektionismus, Rigidität, übermäßige Gewissenhaftigkeit und Befolgung sozialer

Konventionen, ständige Beschäftigung mit Details und Ordnung

→Vorläufersymptome: Angststörungen

Vermeidende Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.6)

→ dauerndes Gefühl von Besorgtheit, Unsicherheit, Anspannung, Ängste vor sozialen

Kontakten und Zurückweisung

→Vorläufersymptome: Soziale Phobie

Abhängige Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.7)

→Trennungsängste, Delegation von Entscheidungsverantwortung, Unsicherheit bei

Entscheidungen, Ängste, auch angemessene Forderungen zu formulieren

→Vorläufersymptome: ?

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Borderline Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.31)

→ Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten, Impulsivität

→Vorläufersymptome: interpersonelle Schwierigkeiten, Impulsivität, exzessive Angst, gestörte

Realitätsüberprüfung und Selbstwahrnehmung, emotionale Instabilität, selbstverletzendes Verhalten,

Aufmerksamkeitsstörungen, Störungen des Sozialverhaltens, posttraumatische Störungen

Histrionische Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.4)

→ oberflächliche und labile Affektivität, theatralisches Verhalten, Suggestibilität, Verlangen nach Anerkennung

und äußeren Reizen

→Vorläufersymptome: ?

Narzisstische Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.8)

→Gefühl der Großartigkeit, Bedürfnis nach Bewunderung, Mangel an Empathie

→Vorläufersymptome: aggressives und delinquentes Verhalten

Dissoziale Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.2)

→ Missachtung sozialer Normen und Regeln, geringe Frustrationstoleranz, Reizbarkeit, fehlendes

Schuldbewusstsein

→Vorläufersymptome: Störungen des Sozialverhaltens

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Borderline PersönlichkeitsstörungDiagnostische Kriterien gemäß DSM-5 (1)

Ein tiefgreifendes Muster von Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Selbstbild und in den Affekten sowie von deutlicher Impulsivität.

1. Verzweifeltes Bemühen, tatsächliches oder vermutetes Verlassenwerden zu vermeiden2. Ein Muster instabiler, aber intensiver zwischenmenschlicher Beziehungen, das durch einen Wechsel zwischen den Extremen Idealisierung und Entwertung gekennzeichnet ist3. Identitätsstörung: ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung4. Impulsivität in mindestens zwei potenziell selbstschädigenden Bereichen (Geldausgaben, Sexualität, Substanzmissbrauch, rücksichtloses Fahren, Fressanfälle)

Prävalenz (DSM-IV Kriterien)3 % Allgemeinbevölkerung (Bernstein et al., 1993)

11 % ambulante Patienten (Chanen et al., 2008)

-50 % stationäre Patienten (Grilo et al., 1996)

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Borderline PersönlichkeitsstörungDiagnostische Kriterien gemäß DSM-5 (2)

5. Wiederholte suizidale Handlungen, Selbstmordandeutungen oder -drohungen oder Selbstverletzungsverhalten6. Affektive Instabilität infolge einer ausgeprägten Reaktivität der Stimmung (z. B. hochgradige episodische Dysphorie, Reizbarkeit oder Angst, wobei diese Verstimmung gewöhnlich einige Stunden und nur selten mehr als einige Tage andauern)7. Chronisches Gefühle von Leere8. Unangemessene, heftige Wut oder Schwierigkeiten, die Wut zu kontrollieren (z. B. häufige Wutausbrüche, andauernde Wut, wiederholte körperliche Auseinandersetzungen)9. Vorübergehende, durch Belastungen ausgelöste paranoide Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome

ICD-10: Emotional instabile PersönlichkeitsstörungF60.30 Impulsiver Typus (reizbar-aggressive Symptomatik)F60.31 Borderline Typus

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Diagnosestellung bei Jugendlichen

Kann die Diagnose bei Jugendlichen gestellt werden?

Stigmatisierung

Behinderung in der Entwicklung, da PD als lebenslanges und wenig veränderbares Schicksal angesehen wird

Persönlichkeit von Kindern u. Jugendlichen schwankt stark, es können keine starren Verhaltensmuster gefunden werden, wie es gefordert wird

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Stabilität von PD-Merkmalen

Stabilität von Persönlichkeitsmerkmalen nimmt mit dem Alter zu, ist aber bereits im Kindergartenalter (r=.52) moderat vorhanden (im Vergleich Erwachsenenalter r=.62) (Caspi et al., 2005)

Borderline-Symptome sind bereits im Kindesalter standardisiert und valide erfassbar - im Vergleich zu Erwachsenen

häufiger: Ärger, Stimmungsschwankungen, Selbstverletzendes Verhalten

Häufigstes erfülltes Kriterium: Angst vor Verlassenwerden (Becker et al., 2002)

seltener: Identitätsstörungen, instabile Beziehungen, Dissoziation (Lawrence et al., 2011; Zanariniet al. 2011)

Anzahl von PD Merkmalen nimmt im jungen Erwachsenenalter ab (Gutierrez et al., 2012)

Insbesondere impulsive Symptome (Zanarini et al., 2016)

Geringe Stabilität kategoriale Diagnose

Höhere Stabilität von Gefühl der Leere, Ängste

vor Verlassenwerden und Instabilität von Beziehungen

Aus: Gunderson, Am J Psychiatry 2009; 166:530–539

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Vorläufersymptome der Borderline PD (Carlson et al., Development and

Psychopathology 21 (2009), 1311–1334)

Emotionale Probleme Impulsivität Aufmerksamkeitsprobleme Beziehungsschwierigkeiten

….im Kindesalter zeigen einen Zusammenhang zu Symptomen einer BPD im jungen Erwachsenenalter

Impulsives Verhalten + Depression als Risikofaktor für spätere BPS (Stepp et al., 2012)

Enger Zusammenhang zu komplexen Störungen (Ha et al., 2014)

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Häufige Komorbidität bei BPD

Essstörungen (Bulimie, BED)Alkohol- und DrogenmissbrauchAffektive Störungen, insbesondere DepressionenPosttraumatische BelastungsstörungenADHSAndere Persönlichkeitsstörungen

Differentialdiagnose zu komplexen PTBS (Bourvis et al., 2017)

a) Frühe traumatische Erfahrungen bei BPD häufig, aber nicht notwendig für Diagnosestellung

b) Angst vor Verlassenwerden und Instabilität im Selbstbild spezifisch für BPDc) Beziehungsprobleme in BPD eher Folge eines desorganisierten

Bindungsverhalten (nicht einer sozialen Vermeidung)d) NSSI und Suizidalität spezifischer für BPD

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Entstehungsbedingungen (Bourvis et al., Front Psychol 2017, 8:2054)

Umweltfaktoren (ACE, Devalidierendes Umfeld)

Vulnerabilität (Emotionsregulation, Impulsivität)

Identitätsprobleme

Instabile Beziehungen

Gefühl der LeereDepression

Mentalisierungsstörung

Unsicheres BindungsverhaltenÄngste vor VerlassenwerdenAnaklitische Objektbindung

Dissoziative Symptome

NSSI/Suizidalität, Aggressives Verhalten,

Selbstschädigendes Verhalten

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Entstehungsbedingungen – Befunde (Fonagy et al., Eur Child AdolescPsychiatry 2015, 24:1307–1320)

Vererblichkeit der BPS 40-50 % (Bornovalova et

al., 2009)

Hypersensitivität für sozialen Ausschluss (Lis &

Bohus, 2013)

Hypersensitivität für negative affektive Stimuli (Fonagy et al., 2015)

Reduziertes Volumen Amygdala, Hippocampus, OFC, ACC Beeinträchtigung HPA-AchseBeeinträchtigung Konnektivität Medialer frontaler Cortex, OFC, Amygdala, Hippocampus, Posteriorer cingulärer Cortex, Insula

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Implikationen für die Behandlung

Emotionsregulation

Wahrnehmung, Differenzierung, Regulation intensiver Gefühle, Prävention

Mentalisierung / Reflexion

Realitätsabgleich bzgl. der Hypersensibilität in sozialen Beziehungen, Erkennen der Emotionalität anderer

Korrektur von Bindungserfahrungen

Positive Bindungserfahrungen, Validierung, Achtsamkeit auch für positive soziale Interaktionen

Probleme in der Beziehungsgestaltung und beim Aufrechterhalten von Beziehungen

Tragfähige therapeutische Beziehung

Tiefgreifende Problematik, viele Bereiche umfassend:

Langfristig angelegte Behandlung

Oft bunte, wechselnde Symptomatik:

Klarer Behandlungsfokus

Neigung zu Krisen, erhebliche Widerstände, Identitätsdiffusion:

Aktiver und strukturierender Ansatz

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Diagnostik

Klinische Diagnostik (Anamnese, Fremdanamnese, Erfassung Komorbiditäten)

+ Screeningfragebögen (SCID-II-PQ, IPDE-SQ, BSL, BPI, BPFS-C/BPFS-P)

+ Strukturiertes InterviewStructured Clinical Interview for DSM-IV Axis II Personality Disorders (SCID-II)International Personality Disorder Examination (IPDE)Childhood Interview for DSM-IV Borderline Personality Disorder (CI-BPD)

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Borderline Persönlichkeitsstörung – Behandlungsansätze (Gunderson, 2016, Am J Psychiatry 173:5)

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Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT-DBT-A) (DBT; Linehanet al., 1991; DBT-A: Miller et al., 2007b; dt.: Fleischhaker, 2011)

ursprünglich für chronisch suizidale Frauen entwickelt

Einzel- und Gruppentherapie (Skilltraining)

Bedeutung der frühen Invalidierung (Nichtbeachtung) von Emotionen / Bedürfnissen und der Störung der Emotionsregulation

Therapie (1-3 Jahre): Akzeptanz und Veränderung, Achtsamkeit, Zen-Buddhismus, Emotionsregulation, interpersonelles Training, Verhaltenstherapie

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Mentalisierungsbasierte Psychotherapie (MBT / MBT-A) (MBT; Bateman, Fonagy et al., 2002; MBT-A: Bleiberg, 2001; Asen & Bevington, 2007)

Einzel- und Gruppentherapie

entwickelt für BPS-Patienten (Bindungsunsicherheit, dysfunktionale

Affektregulation, Einschränkung der Reflexion und Mentalisierung)

Förderung der Mentalisierung (Reflexion, Perspektivübernahme)

VT-ähnliches Vorgehen: transparent, strukturiert, problemorientiert, Fokus auf aktuelleEreignisse und Aktivitäten und deren mentale Realität

Forderung: der Therapeut soll sich mit einem klaren und kohärenten Bild seiner Selbst zur Verfügung stellen, um die Mentalisierung zu fördern

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Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP: Clarkin et al., 2001; Adolescent Identity Treatment: Foelsch et al., 2013)

Strukturierte psychodynamische Behandlungsmethode, die auf Kernbergs (1984) Objektbeziehungstheorie basiert

Zentraler Bestandteil: intrapsychische Repräsentanzen, die sich aus internalisierten Bindungsbeziehungen zu Bezugspersonen ableiten

Klarer Rahmen: Hierarchisierung der Therapieziele, Behandlungsvertrag

Behandlungsfokus: Themen mit affektiver Besetzung, die sich in der Beziehung zwischen Therapeut und Patient im Hier und Jetzt der Übertragung manifestieren

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Borderline Persönlichkeitsstörung - Pharmakotherapie

Hinweise auf Wirksamkeit für

Interpersonelle Probleme: Aripiprazol, Valproat

Affektive Dysregulation: Haloperidol, Aripiprazol, Stimmungstabilisatoren

Impulsivität: Flupentixol, Aripiprazol, Stimmungstabilisatoren, Omega-3-Fettsäure

Wahrnehmungsstörung: Arpiprazol, Olanzapin

Keine Empfehlung für:

SSRI und Polypharmakotherapie

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Persönlichkeitsstörungen im DSM-5 – Alternatives Modell

Allgemeine Kriterien

Kriterium A

Beeinträchtigungen in der

Selbst- u.

Beziehungsfähigkeit(Identität, Selbststeuerung,

Empathie, Vertrautheit)

Kriterium B

Pathologische

Persönlichkeitsmerkmale(25 Fascetten in 5

Domänen)

Kriterium

C und D:Durchgängigkeit und Stabilität

Kriterium

E, F & G:Alternative Erklärungen für die Persönlichkeitspathologie;

Kriterium G z.B. Identitätskrise

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Level of Personality Functioning Scale: Kriterium A Selbst

Identität(0=nicht gestört bis 4=extrem gestört)

Selbststeuerung(0=nicht gestört bis 4=extrem gestört)

L0: Bewusstsein eines einzigartigen Selbst, Selbstvertrauen, Fähigkeit zum Erleben der ganzen Bandbreite der Emotionen

L0: Zielsetzung im Einklang mit eigenen Fähigkeiten, angepasstes Verhalten, reflektiert eigene Erfahrungen bezüglich Bedeutung

L1: relativ intaktes Gespür für das eigene Selbst, die Ich-Grenzen nehmen unter Stress an Klarheit ab, Selbstvertrauen schwankt, starke Emotionen werden leidvoll erlebt mit herabgesetzter Bandbreite

L1: Übertrieben zielorientiert, Ziele stehen im Konflikt, unrealistisch oder sozial unpassende persönliche Standards, der Selbstreflektion fähig, aber einseitig (sehr emotional, sehr intellektuell)

L2: eigenen Identität hängt sehr von anderen ab mit unzureichender Grenzziehung, vulnerables Selbstvertrauen, Abhängigkeit von Anerkennung, Emotionsregulation setzt externale Bestätigung voraus

L2: Ziele orientieren sich an externaler Anerkennung, übertriebene persönliche Standards (muss etwas besonderes sein, Anderen gefallen), Mangel an Authentizität, eingeschränkte Selbstreflektion

L3: Geringes Gespür für Autonomie u. eigene Agentenschaft, brüchige oder fehlende Ich-Grenzen, gestörtes Selbstbild, welches durch andere bedroht erlebt wird, Emotionen unpassend zum Kontext, rasch wechselnde Gefühle oder chron. Verzweiflung

L3: Schwierigkeiten persönliche Ziele zu entwickeln und zu verfolgen, persönliche Standards sind unklar oder widersprüchlich, eingeschränkte Fähigkeit der Selbstreflektion oder eigene mentale Prozesse zu verstehen

L4: Fehlendes Gefühl eines einzigartigen Selbst, eigene Agentenschaft wird als fehlend erlebt oder organisiert, externaleVerfolgung, brüchige Ich-Grenzen, gestörtes, leicht als durch Andere bedroht erlebtes Selbstbild, Emotionen nicht kongruent mit Kontext oder innerem Erleben, Hass und Aggression als dominante Affekte

L4: Schwache Differenzierung zwischen Gedanken und Handlungen, eingeschränkte Fähigkeit zur Setzung von Zielen, inkohärente Ziele, fehlende persönliche Standards, fehlende Selbstreflektion, fehlende oder als fremd erlebte persönliche Motive

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Level of Personality Functioning Scale: Kriterium A Beziehung

Empathie(0=nicht gestört bis 4=extrem gestört)

Nähe(0=nicht gestört bis 4=extrem gestört)

L0: Fähigkeit die Erfahrung und Motive Anderer zu verstehen, wertschätzt Perspektiven Anderer auch bei Nicht-Zustimmung, ist sich der Wirkung eigener Handlungen auf Andere bewusst

L0: Verfügt über mehrere befriedigende u. stabile Beziehungen, engagiert sich in mehreren nahen und reziproken Beziehungen, strebt nach Kooperation

L1: etwas eingeschränkt in der Fähigkeit, die Erfahrungen anderer zu verstehen, erlebt Andere als übertrieben in ihren Erwartungen oder kontrollierend, Inkonsistenz bezüglich der Einschätzung der eigenen Wirkung auf andere

L1: ist in der Lage, stabile Beziehungen einzugehen mit Einschränkung in Tiefe ohne Befriedigung, Fähigkeit und Wunsch nach intimen/reziproken Beziehungen, aber eingeschränkt im Ausdruck und verunsichert bei starken Emotionen oder Konflikten, Defizite in Kooperationsfähigkeit, unrealistische Standards

L2: Überanpassung an Wünsche Anderer in so weit als sie für sich selbst bedeutsam, erlebt haben, hohe Selbstbezogenheit, kein Bewusstsein für die Wirkung auf Andere oder unrealistische Einschätzungen der eigenen Wirkung auf Andere

L2: ist in der Lage Beziehungen zu knüpfen, aber sie können oberflächlich sein, Beziehungen dienen Selbstwertregulation, Wunsch perfekt verstanden zu werden, wenige reziproke Beziehungen, dienen eigenen Zielen

L3: Eingeschränkte Fähigkeit, die Erfahrungen und Motive Anderer zu verstehen, Meinungsverschiedenheiten werden als bedrohlich erlebt, Konfusion über die Wirkung auf Andere, Anderen werden bösartige Motive unterstellt

L3: Wunsch nach Beziehungen, aber beeinträchtigte Fähigkeit, zufriedene u. stabile Beziehungen zu führen, Wechsel zwischen Angst vor Zurückweisungen und Wunsch nach Verbindung, Andere werden v.a. in Bezug auf sich Selbst wahrgenommen

L4: Völlige Unfähigkeit, die Erfahrungen u. Motive anderer zu verstehen, keine Wahrnehmung für die Perspektiven Anderer, soziale Interaktionen werden verwirrend erlebt

L4: Wunsch nach Beziehungen ist begrenzt aus Angst oder Desinteresse. Beziehungsaufnahme ist desorganisiert, kühl oder durchgehend negativ, keine reziproken Beziehungen, Beziehungen werden nur in Bezug auf eigene Bedürfnisse wahrgenommen

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Trait domains and facets

Trait Domains Facets

Negative Affektivität vs. Emotionale Stabilität

Emotionale Labilität, Ängstlichkeit, Trennungsangst, Feindseeligkeit, Unterwürfigkeit, Depressivität, Perseveration, Argwohn, expressive Affektivität

Distanziertheit vs. Extraversion Rückzug, Vermeidung von Intimität, Anhedonie, Depressivität, geringe Affektivität, Argwohn

Antagonismus vs. Verträglichkeit Manipulativ, Falschheit, Grandiosität, heischend nach Aufmerksamkeit, Gefühllosigkeit, Feindseligkeit

Enthemmung vs. Gewissenhaftigkeit Unverantwortlichkeit, Impulsivität, Ablenkbarkeit, Risikosuche, Mangel an rigidem Perfektionismus

Psychotizismus vs. Klarheit Ungewöhnliche Annahmen und Erfahrungen, Exzentrizität, kognitive & perzeptuelle Dysregulation

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Dr. Marc Allroggen| Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie

BPD Diagnostische Kriterien DSM-5 – Alternatives Modell

Mittelgradige oder stärkere Beeinträchtigung in zwei der folgenden Bereiche:

a) Identität (instabiles oder wenig entwickeltes Selbstbild, innere Leere, dissoziative Symptome)

b) Selbststeuerung (Instabilität in Zielsetzung, Wertvorstellungen etc.)

c) Empathie (Eingeschränkte Fähigkeit, die Bedürfnisse anderer Personen zu erkennen, Überempfindlichkeit)

d) Nähe (instabile zwischenmenschliche Beziehungen)

Mindestens 4 der folgenden Persönlichkeitsmerkmale (darunter mindestens 1 der gekennzeichneten Merkmale):

Emotionale Labilität, Ängstlichkeit, Trennungsangst, Depressivität, Impulsivität, Neigung zu riskantem Verhalten, Feindseligkeit

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Persönlichkeitsstörungen im ICD-11

6D11 Prominent personality traits or patterns 6D11.0 Negative affectivity in personality disorder or personality difficulty 6D11.1 Detachment in personality disorder or personality difficulty 6D11.2 Dissociality in personality disorder or personality difficulty 6D11.3 Disinhibition in personality disorder or personality difficulty 6D11.4 Anankastia in personality disorder or personality difficulty 6D11.5 Borderline pattern

Personality disorder is characterized by problems in functioning of aspects of the self (e.g.,identity, self-worth, accuracy of self-view, self-direction), and/or interpersonal dysfunction (e.g.,ability to develop and maintain close and mutually satisfying relationships, ability to understandothers’ perspectives and to manage conflict in relationships) that have persisted over an extendedperiod of time (e.g., 2 years or more). The disturbance is manifest in patterns of cognition,emotional experience, emotional expression, and behaviour that are maladaptive (e.g., inflexibleor poorly regulated) and is manifest across a range of personal and social situations (i.e., is notlimited to specific relationships or social roles). The patterns of behaviour characterizing thedisturbance are not developmentally appropriate and cannot be explained primarily by social orcultural factors, including socio-political conflict. The disturbance is associated with substantialdistress or significant impairment in personal, family, social, educational, occupational or otherimportant areas of functioning.

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