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Battletech - Convolution · , 2. Inhalt Historische Übersicht 6 Die Republik der Randwelten 6 Die Amaris-Dynastie 8 Stefan Amaris 13 Die Grundlagen des Krieges 19 Vorzeichen des

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Der vorliegende Text ist nur „Fanfiction” und ein inoffizielles Quellenbuch basierend auf dem Classic Battletech Brettspiel. Classic Battletech ist Eigentum von Wizkids LLC. Alle Rechte vorbehalten. Alle Illustrationen sind Eigentum der entsprechenden Künstler. Text: Triptych Rangabzeichen: oriontwin Illustrationen: Squigglysquid, Alex Iglesias, Solarmech, Tommy „crayonred” Colon Dioramen and Miniaturen: Heiko „Joker” Häublein Künstler: Jean „Moebius” Giraud, Christopher Foss, Jason Warren, D20 RPG (Copyright Wizards of the Cost- Kalman Andrasofzky, Daniel Falconer, Langdon Foss, Grafiksismik Inc., Matthew Hatton, Timothy II, David Johnson, Karl Kerschl, Warren Mahy, Stephan Martiniere, Christian A. Piccolo, Joel Thomas, Chris Trevas, Francis Tsai, Ronald Wimberly) Kriegsschiff Design: Dr. Love Übersetzung: Sven „Rayge” Pötzl, Heiko „Joker” Häublein Web Hosting: Galen „Captain Martius” Tucker Speziellen Dank an: www.battletechuniverse.org, www.classicbattletech.com, www.btencyclopedia.com, www.mektek.net

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Inhalt

Historische Übersicht 6 Die Republik der Randwelten 6 Die Amaris-Dynastie 8 Stefan Amaris 13 Die Grundlagen des Krieges 19 Vorzeichen des Untergangs 25 Meridian 31 Kurzlebiges Imperium 34 Kinder der Verlorenheit 40 Die Geburt der Verborgenen Gesellschaft 44 Das Jarnfolk und Clan Vielfraß 50 Fühler 56 Krieg der Attentäter 60 Der unsichtbare Feind 66Soziopolitische und militärische Strukturen 71 Die Heloten 71 Die Gilden 73 Die Inquisition 75 Das Schattenkorps 77Unbestätigte militärische Ausrüstung 80 Gravedigger OmniMech 80 Inquisitor OmniMech 86 Nephilim FLUM 91 Necronomicon Panzerschiff 94MechWarrior RPG 98

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SCHATTENLORDS: Haus Amaris Quellenbuch

WOLFNETZ BERICHT (VERTRAULICH): FREIGABE LEVEL OMEGA Von: Lieutenant Sheila Dumont, WolfNetz Analyse Abteilung, Outreach An: Commander Jaime Wolf Datum: 1. Dezember 3067 Meine aufrichtige Entschuldigung für die Verspätung dieses Berichts. Als ich General Maeve Wolf im Oktober dieses Jahres den ersten, unvollständigen Entwurf dieses Berichtes vorlegte, gab sie mir den Befehl, Ihnen diesen Bericht nicht zu übermitteln, bevor er vollständig und die enthaltenen Informationen bestätigt seien. Obwohl der Bericht nun weitgehend abgeschlossen ist, fürchte ich, daß es uns nicht möglich war, die in ihm enthaltenen Enthüllungen zu untermauern oder zu bestätigen. Viele der Informationen über diese gefürchtete Fraktion sind nur durch Zufall in unsere Hände gelangt: vor ein paar Monaten wurde ein Mann auf seinem Weg nach Temptown in Wolf City von einem zu schnellen Autofahrer überfahren. Seine Verletzungen waren schwer und er starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Versuch der Polizei, die Identität des Unfallopfers festzustellen, endete in einer Sackgasse. Es gab absolut keine Identifizierungsmöglichkeit; eine biometrische Analyse und eine Anfrage bei ComStars Universal Personal Directory Database brachten keine Ergebnisse, es scheint, als gäbe es keine Aufzeichnungen über die Identität dieses Mannes. Da ich annahm, es könnte sich um einen Agenten einer fremden Macht handeln, ordnete ich sofort eine Untersuchung seiner Besitztümer an. Der Tote hatte gefälschte Papiere sowie einige persönliche Gegenstände ohne Bedeutung bei sich. Allerdings stellte ein Beweisstück eine schockierende Entdeckung dar, die mich dazu bewog, weiter nachzuforschen. Es handelte sich dabei um eine Datendisk mit Passagen aus einem Buch mit dem Titel „Vicissitudes“, verfaßt von einem gewissen „Meridian“. Obwohl uns der Name nicht bekannt ist, habe ich eine kurze Biographie (aus den ComStar Archiven) eines MechKriegers aus dem Amaris Bürgerkrieg mit diesem Rufnamen beigefügt. Ich persönlich bin davon überzeugt, daß eine Verbindung besteht. Die anderen Quellen, auf die wir bei der Erstellung dieses Berichts zurückgriffen, sind abgefangene und dekodierte HPG-Übertragungen von Blakes Wort. Wie Sie wissen, hat das WolfNetz, seit wir begonnen haben, in der Mark Sarna eine Allianz gegen diese ehemaligen ComStar-Fanatiker zu bilden, seine Überwachung verzehnfacht. Nachdem wir alle abgefangenen Über-tragungen archiviert hatten, führte ich eine Suche nach bestimmten Schlüsselwörtern und –sätzen durch; auf diese Weise gelang mir eine erschreckende Analyse der militärischen Stärke und Ausrüstung dieser Fraktion. 4

Viele der analysierten HPG-Übertragungen stammen auch aus Clanquellen und berichten über ihre neu aufgetauchten Probleme mit der Banditenaste. Weiterhin muß ich hinzufügen, daß diese neue Macht aufgrund der technischen und militärische Hilfe, die sie den Blakisten gewährt, entweder mit ihnen verbündet ist oder sie sogar kontrolliert. Obwohl diese letzte Entdeckung noch nicht bestätigt ist, bietet sie doch einen erschreckenden Ausblick nicht nur für unsere Allianz gegen die Blakisten, sondern auch für die ehemaligen Mitgliederstaaten des Sternenbundes. Ich bete zu unseren geliebten Gründern, daß ich Ihnen diesen Bericht nicht zu spät übermittelt habe.

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Historische Übersicht

Um zu sehen, was die Zukunft birgt, muß man in die Vergangenheit blicken. Die Vergangenheit ist der Schlüssel zu unserem ultimativen Schicksal und muß sorgfältig studiert werden, um zu sehen, was vor uns liegt. Sie dient nicht nur als unser Anker in der Gegenwart, sondern auch als Orakel für das, was in der Zukunft getan werden muß. Das Schicksal unseres Volkes und unserer Sache steht nun an einem Scheideweg, wir müssen uns an das erinnern, wo wir irrten, um das Richtige zu tun. Um das Ende zu sehen, muß man zum Anfang zurückkehren. - Aus Vicissitudes von Meridian

DIE REPUBLIK DER RANDWELTEN Obwohl die meisten Informationen bezüglich dieser Peripherienation wegen der Zerstörung der Zentralbibliothek der Hegemonie während der Eroberung Terras durch die SBVS 2779 verloren gingen, sind doch Fragmente übrig geblieben, die zumindest ein Teilwissen über diese einst große Macht ermöglichen. Fest steht, daß die Republik der Randwelten eine Peripherienation an der Grenze der Lyranischen Allianz war. Aus frühen Aufzeichnungen geht hervor, daß der einflußreichste Planet der Republik Apollo war, der 2250 von Hector Worthington Rowe und seiner Bande von gesellschaftlichen Außenseitern und Unzufriedenen besiedelt wurde. Rowe hatte eine verdrehte Vision von antiker griechischer Mythologie und Philosophie. Einige Historiker meinen sogar, daß Rowe geistesgestört, ja psychotisch war, was angesichts der über ihn vorliegenden Unterlagen sehr gut möglich ist. Übereinstimmend mit seinem Ideal einer utopischen Gesellschaft wurden Frauen gezwungen, entweder seine Gefolgsleute zu heiraten oder Sklaven, sogenannte „Heloten“ zu werden. Ausgenommen von harter körperlicher Arbeit waren diejenigen mit technischen Fertigkeiten, die sich auf wichtigere Pflichten wie die Konstruktion von Waffen und den Aufbau von Industrie konzentrieren sollten.

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Als Shiro Kurita 2330 das Draconis-Kombinat gründete, begannen viele Flüchtlinge, hauptsächlich Handwerker und Techniker, Welten in der Region der Randwelten zu besiedeln. Dank ihrer technischen Kenntnisse und der Freistellung von harter körperlicher Arbeit eröffneten die zukünftigen Randweltler nur vier Jahre später die erste Universität in der Peripherie. Eine Welle von Flüchtlingen aus dem Distrikt Rasalhaag sorgte für weiteren Zuwachs im Schmelztiegel. Die Herrscher des Draconis-Kombinats nahmen an, die Flüchtlinge seien einfach aus der Inneren Sphäre verschwunden, da niemand außerhalb der Randwelten von ihrer Existenz wußte; die Rowe-Dynastie kontrollierte den Sprungschiffverkehr mit eiserner Hand und verbot jeglichen Kontakt mit der Außenwelt. Obwohl es den Randwelten an natürlichen Rohstoffen mangelte, waren sie mit einem Überfluß an Flüchtlingen mit technischen Fertigkeiten und Wissen gesegnet, was die Entwicklung von ersten Städten erleichterte und diese gedeihen ließ. Innerhalb weniger Jahrzehnte wuchs die Wirtschaft der Randwelten sprunghaft an, während durch Fortschritte in Biotechnologie und Schwerindustrie mehrere große Städte entstanden, hauptsächlich auf Apollo. Aber unter der Oberfläche des Wohlstandes brodelten starke soziale Unruhen, besonders unter den Heloten, die wie Sklaven behandelt wurden. Gegen Ende 2338 enthüllte die Republik der Randwelten versehentlich ihre Existenz gegenüber dem Tamar- Pakt, der gerade dabei war, einen Teil

des Lyranischen Commonwealth zu bilden. Die ganze Zeit über war die Existenz der Republik der Randwelten ein Geheimnis, doch die Republik war zu stark gewachsen, um sie für immer geheim zu halten. Innerhalb weniger Monate machte der durch die Erbfolge bestimmte Herrscher der Republik, Maxwell

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Rowe, seinen ersten politischen Besuch im Tamar-Pakt und unterzeichnete eine Vertrag über gegenseitige Neutralität. Obwohl es ihm gelang, eine potentiell bedrohliche Lage zu entschärfen, erkannte Maxwell Rowe nicht, daß seine Handlungen das Ende für die Vision von Utopia seines Vorfahren bedeuten würden. 2340 gab es massive soziale Unruhen, als Arabella Rowe eine Revolte begann, um die Heloten zu befreien, die für beinahe 100 Jahre unterdrückt worden waren. Der abgesetzte Maxwell Rowe floh mit einer Handvoll Getreuer von Apollo in die tiefe Peripherie. Arabella Rowe erklärte sich selbst zum Ersten Konsul der jetzt demokratisierten Republik der Randwelten und befreite die Heloten. Unter der Führung des Ersten Konsuls Arabella Rowe begann eine neue Zeit der Erforschung und Kolonialisierung, in der die Republik versuchte, so nahe wie möglich an die vom neu gegründeten Lyranischen Commonwealth festgelegten Grenzen zu gelangen. Die Gründe für diese Änderung der Außen-politik sind unklar, aber es könnte Rowes Wunsch gewesen sein, eine Pufferzone zwischen ihrem Reich und dem gewaltigen lyranischen Staat zu schaffen. Eine Reihe neuer Kolonien unter dem Banner der Randwelten würde zudem auf lange Sicht weitere Vorteile bringen. Als Arabella Rowe 2376 starb, wurde ihr Sohn, Michael Durant, der neue Erste Konsul der Republik. Zu dieser Zeit bestanden die Randwelten aus 23 bewohnten Sternensystemen mit mehr als 12 Milliarden Bewohnern und 2 Millionen Soldaten. Die Durant-Familie regierte die Republik in größtenteils friedvoller, ununterbrochener Folge, bis 2459 Heather Durant, die letzte der Durant-Dynastie, die Nachfolge an Lady Terens Amaris übergab.

DIE AMARIS-DYNASTIE Zunächst nicht mehr als eine Familie aus dem niederen Adel der Terranischen Hegemonie wird die Amaris-Familie erstmals im Zusammenhang mit der Untersuchung eines Mordanschlages auf den Ersten Lord Jacob Cameron erwähnt, die von Lady Terens Amaris geleitet wurde. Lady Terens Amaris war eine ehemalige Spitzenagentin des Hegemony Central Intelligence Bureau und hatte daher Erfahrung mit verdeckten Operationen. Die Untersuchung hatte keine konkreten Auswirkungen, bildet jedoch die Basis für diverse Verschwörungstheorien, die sich um die Amaris-Familie ranken. 2463, gerade vier Jahre nachdem sie Lady Amaris zu ihrer Nachfolgerin als Erster Konsul der Republik der Randwelten ernannt hatte, starb Heather Durant an einer nicht festgestellten Herzkrankheit. Fast augenblicklich begann Lady Amaris, ihre Macht zu festigen, indem sie jedes Mittel, von Erpressung bis zu Bestechung, benutzte, um ihre Familie fest in den Machtstrukturen zu verankern. Einige Abgeordnete aus dem Senat der Republik legten Beschwerde

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ein; sie wurden krank und starben oder fielen schrecklichen Unfällen zum Opfer, bei denen sie so verletzt wurden, daß sie sich über kurz oder lang aus dem politischen Leben zurückziehen mußten. 2488 war die Republik de facto ein Lehen von Haus Amaris.

Einige beunruhigende Fragen begannen sich zu stellen, als 2499 ein unbewaffnetes Forschungsschiff in lyranischem Raum von einem augenscheinlich aus den Randwelten stammenden Kriegsschiff, ange-griffen und zerstört wurde. An Bord des zerstörten Schiffes befand sich der zukünftige Erste Lord des Sternenbundes, John Cameron. Die Zusammen-setzung der Crews der SBVS-Flotte war kein allgemein bekanntes Wissen für außenstehende Mächte; allerdings weisen einige Historiker darauf hin, daß Lady Amaris bereits begonnen hatte, eines der skrupellosesten und effizientesten Spionage-netzwerke, das jemals existierte, zu organisieren und so leicht hätte herausfinden können, ob ein Mitglied der Cameron-Familie entweder Teil einer Schiffsbesatzung war oder wo sich die Familie ungefähr aufhielt. Handelte das Randwelten- Kriegsschiff auf ihren direkten Befehl? Diese Frage bleibt bis heute unbeantwortet.

Lady Terens Amaris, sowohl gewandte Politikerin als auch – falls es die Situation erforderte – charmante Gastgeberin, war ein Rätsel. Über ihre Vergangenheit vor ihrer Zeit als gefeierte Undercoveragentin beim Hegemony Central Intelligence Bureau ist nicht viel bekannt. Ausgestattet mit großem Intellekt und Charakter konnte Lady Amaris jeden dazu bringen, sich ihr zu unterwerfen – sei es durch Schmeichelei oder Drohungen. Ihr, gelinde gesagt, ehrgeiziges Ziel war es, die vornehmen Dynastien der Camerons und McKennas mit ihrer eigenen Familie an Macht und Einfluss zu übertreffen. Wurde dieser Ehrgeiz aus Eifersucht oder aus purer Gier geboren? Historiker weisen auf ihren fehlgeschlagen Versuch, das Herz Jacob Camerons zu gewinnen, als Wendepunkt in ihrem sonst ereignislosen Leben hin - sie habe nach der Ablehnung durch den zukünftigen Ersten Lord des Sternenbundes einen intensiven Hass auf die Cameron-Linie gehegt. Ob irgend etwas davon tatsächlich wahr ist, wird wahrscheinlich nie bekannt werden. Alle Spuren der Familiengeschichte der Amaris’, ihre persönlichsten Aufzeichnungen eingeschlossen, wurden von General Aleksandr Kerensky vor dem Exodus der SBVS persönlich zerstört. - Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses Amaris

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Gregory Amaris, Sohn und Nachfolger von Lady Terens Amaris, zerstörte beinahe, was seine Mutter durch harte Arbeit erreicht hatte. Anders als seine Mutter war Gregory kein gewandter Politiker; vielmehr klagten viele über seine harsche, tyrannische Einstellung seinem eigenen Volk gegenüber. Als Politiker neigte Gregory zu spontanen Wutausbrüchen und hatte die Angewohnheit, sich für die Durchsetzung eines unpopulären Gesetzes den denkbar ungünstigsten Zeitpunkt auszusuchen. Wo seine Mutter sich subtiler politischer Manöver zur Durchsetzung ihrer Ziele bedient hätte, benutzte Gregory offene Drohungen gegen die Familien seiner Gegner und weigerte sich stur, auch nur den kleinsten Kompromiß einzugehen. All dies verschlimmerte sich 2573, als Gregory ohne vorherige Konsultation seiner Berater einseitig die „Universelle Loyalitätserklärung“ einführte, ein Gesetz, das alle Randweltler verpflichtete, Haus Amaris und dem Sternenbund die Treue zu schwören. Das Volk der Republik war von starken individualistischen Elementen und einer gesunden Verachtung gegenüber Autorität geprägt und die versuchte Vollstreckung des Gesetzes brachte das Faß zum Überlaufen. Viele Randweltler begannen im Untergrund mit der Gründung einer Randweltenarmee, welche die Amaris- Dynastie stürzen und die Demokratie in der Republik wieder herstellen sollte. 2575 begann die Provisorische Regierung der Randwelten, der politische Zweig der verbotenen Randweltenarmee, den offenen Aufstand gegen die Amaris-Familie mit einem Angriff auf die Diplass Mechfabrik auf Apollo. Gregory Amaris versuchte, die Revolte mit seinen persönlichen Haustruppen zu unterdrücken, wurde aber schnell von der Übermacht erdrückt. Da sich seine unerfahrenen (und größtenteils untrainierten) Truppen auf breiter Front zurückzogen, floh Gregory mit seinen verbliebenen Truppen von Apollo und rief sofort den Sternenbund um Intervention an. Indem er den Sternenbund um Hilfe bat, spielte Gregory Amaris die Trumpfkarte, die er lange in der Hinterhand behalten hatte. Viele Analysten sehen darin Amaris’ einzige richtige Handlung; in den vorhergehenden Jahren hatte er mit einflußreichen Politikern und Generälen des Sternenbundes Be-ziehungen aufgebaut, für den Fall, daß sich sein eigenes Volk gegen ihn wendete. Nun, da seine schlimmsten Befürchtungen Realität wurden, spielte Gregory sein verstecktes As, um das Imperium seiner Mutter zurückzuerobern. 10

Der Vereinigungskrieg forderte nicht nur von der Republik der Randwelten, sondern auch von den anderen Peripheriestaaten, die gegen die Macht des Sternenbundes rebellierten, einen hohen Blutzoll. Obwohl die Provisorische Regierung der Randwelten die peripherieweite Revolte auslöste, hatten die anderen Mächte der Peripherie den passenden Zeitpunkt abgewartet und ihre Streitkräfte aufgebaut, um in einer losen Koalition dem Sternenbund die Kontrolle über die Peripherie ein für alle mal zu entreißen. Der Ausgang des Krieges jedoch stand fest, als die Peripheriestaaten einer nach dem anderen fielen; der Vereinigungskrieg endete schließlich 2597. Nachdem die Republik der Randwelten ein Territorialstaat des Sternenbundes geworden war, kehrte Gregory Amaris nach Apollo zurück und ließ jedes einzelne Mitglied der Provisorischen Regierung der Randwelten hinrichten. Nur zwei Jahre später wurde Gregory Amaris von einer Gruppe Militärs seiner eigenen „loyalen“ Truppen ermordet. Sein Sohn, Richard Amaris, folgte ihm als Präsident nach; offensichtlich hielten die Militärs den scheinbar furchtsamen Richard für eine geeignete Marionette für ihre neue Regierung. Die nächsten fünf Jahre regierte Richard ohne Zwischenfälle, bis 2604 seine Leibwächter einen eigenen Putsch durchführten, die Militärjunta absetzten und ihre Anführer exekutierten. Danach verlief Richards Regierungszeit ereignislos bis zu seinem Tode 2619. Seine Tochter Amanda Amaris regierte nur ein Jahr, dann wurde sie bei einem fehlgeschlagenen Putschversuch ermordet. Das Amt des Präsidenten wurde von Amandas Bruder Jeffrey übernommen, der jedoch kurze Zeit später

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zugunsten seiner Nichte Selanta Amaris abdankte. Selanta regierte für fast zwei Jahrzehnte, bis 2649 eine seltene Form von Krebs bei ihr diagnostiziert wurde, woraufhin sie sich in Behandlung gab. Während dieser Zeit übernahm ihr Cousin Tadeo Amaris ihre Amtsgeschäfte als Regent der Republik. Anders als Richard und Selanta besaß Tadeo einen Ehrgeiz, der an den von Lady Terens Amaris heranreichte. Tadeos wichtigster Beitrag während seiner kurzen Zeit als Regent war die Reorganisation des Militärs von Haus Amaris. Er war zu dem korrekten Schluß gekommen, seine Haustruppen seien schlecht ausgerüstet und voll von inkompetenten Kommandanten, die ihre Position mehr durch Loyalität und politischen Einfluß hielten als durch tatsächliche Eignung für die Kriegsführung. Tadeo, der als junger Offizier im Amaris- Militär gedient und über das Offiziersaustauschprogramm auch Erfahrungen mit der Kommandostruktur und den Doktrinen der SBVS sammeln konnte, war perfekt geeignet für die Wiederbewaffnung des erbärmlich ausgerüsteten und trainierten Randweltenmilitärs. Mit der absoluten Autorität, die ihm Selanta verliehen hatte begann Tadeo Amaris, das Offizierskorps zu säubern, indem er unfähige Kommandanten entfernte und junge Offiziere mit innovativen Ideen in Kommandopositionen beförderte. Weiterhin etablierte Tadeo mit seiner Erfahrung als Beobachter in den SBVS eine neue Doktrin für das Republikmilitär, eine Doktrin welche die Kriegsführung mit kombinierten Waffengattungen beinhaltete. Innerhalb von sechs Monaten nach Beginn der Reformen wurde mit dem Aufbau einer speziellen (und geheimen) Militärakademie auf Apollo begonnen; ein Jahr später war sie fertiggestellt. Nachdem er erkannt hatte, daß die meisten Bürger der Republik seiner Familie entweder desinteressiert oder sogar ablehnend gegenüber standen, begann Tadeo Amaris, unzufriedene Hausmilitärs abzuwerben; er ging sogar so weit, pensionierte Mitglieder der SBVS als Berater für seine militärischen Reformen zu rekrutieren. Infolgedessen stieg nicht nur die Qualität seiner Truppen, sondern auch die Loyalität des Militärs gegenüber seiner Familie. Unzufrieden mit dem Status quo nahm Tadeo Amaris geheime Verhandlungen über Lieferungen von fortgeschrittener Militärtechnologie mit dem Draconis-Kombinat auf. Die Führer des Kombinats stimmten zu im Wissen, daß sie einen künftigen Verbündeten brauchten, der im Rücken ihrer lyranischen Feinde zuschlagen konnte, und begannen 2650 verdeckt Kriegsmaterial in die Republik zu verschiffen. Allerdings lief nicht alles nach Tadeos Vorstellungen. Im selben 12

Jahr entdeckte der Geheimdienst des Sternenbundes die illegalen Lieferungen und der Erste Lord des Sternenbundes, Michael Cameron, befahl einen sofortigen Stop der Waffenlieferungen. In diesem Moment wurde Tadeos Schwachpunkt klar: er war kein gewandter Politiker, sondern ein Militär. Anstatt zu versuchen, die Situation zu entschärfen, antwortete Tadeo, er habe nichts Falsches getan und würde mit der Aufrüstung fortfahren. Daraufhin befahl Lord Cameron 2651 fünf SBVS Regimenter zu Manövern knapp außerhalb des Randweltenraums. In Panik sandte Tadeo Amaris den Großteil seiner kürzlich reformierten Regimenter an die lyranische Grenze. Die Situation blieb angespannt, bis Tadeo scheinbar einlenkte und Camerons Forderungen entsprach. In Wirklichkeit erhielt Tadeo Amaris weiterhin Waffenlieferungen, nur auf versteckteren Wegen. Er hatte eine teure Lektion gelernt. Nur vier Jahre später kehrte Selanta Amaris als Präsident der Republik der Randwelten zurück. Da sie den Beitrag erkannte, den ihr Cousin bei der Wiederbelebung des Republikmilitärs geleistet hatte, behielt sie Tadeo als zuverlässigen Berater, so daß er die Reform des Militärs im Geheimen fortsetzen konnte. Tadeo nahm dankbar an und setzte seine Verbesserungsprogramme bis zu seinem Tod 2676 fort. 2687 starb Selanta Amaris an Krebs. Ihr Sohn und Nachfolger Bertram wurde beinahe sofort von Gregor Siever ermordet, einem entfernten Verwandten; aus seinem Familienzweig stammte der Regent für Selanta, als sie noch minderjährig war. Gregor wiederum wurde von seinem Bruder Carl ermordet, der somit zum neuen Präsidenten der Republik wurde. Carl Siever regierte als Präsident, bis ihn 2692 die Schuldgefühle wegen seines blutigen Aufstiegs zur Macht zu Gunsten von Selantas Enkeltochter Cynthia Amaris zurücktreten ließen. Gerade als die Macht der Amaris Familie zu schwinden begann, brachte eine schnelle Wende der Ereignisse sie zurück auf die Bühne des Schicksals.

STEFAN AMARIS Wie Shiva war er Schöpfer und Zerstörer zugleich. Er war unser Wegweiser, unser Führer, unser Gott. Er trug die Saat unseres Aufstiegs und unseres Falls mit sich. Er konnte fürsorglich und bösartig sein. War er nur eine Manifestation unseres Messias-Komplexes oder war er wirklich der Eine, für den wir gelebt hatten? Ein grausames Rätsel, welches wir bis zum Tage unseres Todes zu lösen suchen. - Aus Vicissitudes von Meridian Da also ein Fürst gezwungen ist, von der Natur der Tiere den rechten Gebrauch machen zu können, muß er sich unter ihnen den Fuchs und den Löwen auswählen; denn der Löwe ist wehrlos gegen Wölfe und der Fuchs gegen Wölfe. Man muß also ein Fuchs sein, um die Schlingen zu erkennen, und ein Löwe, um die Wölfe zu schrecken. - Niccolo Machiavelli, Der Fürst

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Die Nachfolge der Amaris-Dynastie war keineswegs gesichert, als Cynthia Amaris 2692 Präsidentin der Republik der Randwelten wurde. Die ruhige und distanzierte Cynthia war ziemlich desinteressiert gegenüber dem anderen Geschlecht und blieb für fast ein Vierteljahrhundert unverheiratet. Obwohl viele Bewerber um ihre Hand in die Republik kamen, wurden sie alle von ihrem eiskalten Verhalten und ihrer Hingabe für den Staat verprellt. Obwohl sie keine so gewandte Politikerin wie ihre Großmutter Selanta war, besaß Cynthia eine anmutige äußere Schönheit und Unschuld, mit der sie die meisten Bürger der Republik für sich einnahm. Das Propagandaministerium der Republik produzierte regelmäßig Holovids mit Betonung auf ihrem charismatischen Äußeren und ihrem bescheidenen Verhalten, die dann in der gesamten Republik gezeigt wurden. Außerdem führte Cynthia einige Reformen durch, wie z. B. teilweise Pressefreiheit, was sie beliebter machte als je zuvor.

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In der Republik machte man sich jedoch Sorgen über Cynthias potentielle Nachfolge, da sie inzwischen ein mittleres Alter erreicht hatte, immer noch nicht verheiratet war und noch kein Kind für die Nachfolge geboren hatte. Würde es erneut einen blutigen Krieg um die Nachfolge in der Republik geben? Eine nicht geringe Anzahl von Mitgliedern des königlichen Hofes auf Apollo spekulierte sogar, sie würde einen kompletten Außenseiter als ihren designierten Erben benennen, so, wie es Lady Durant hunderte von Jahren zuvor getan hatte. 2716 erwiesen sich alle diese Befürchtungen als unbegründet, als die Matriarchin der Republik einen wohlhabenden Industriellen namens Stefan Gorienko kennenlernte. Cynthia Amaris’ sonst so abweisendes Verhalten wich Liebe auf den ersten Blick, als sie sich augenblicklich in den superreichen Gorienko verliebte, der mit einem riesigen Diamantring um ihre Hand anhielt. Das Werben um ihre Hand ging schnell, und die Bürger der Republik waren überglücklich, als Cynthia Amaris ein Jahr später einen gesunden Jungen zur Welt brachte.

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Stefan Amaris kam 2717 auf die Welt und blieb das einzige Kind des Ehepaares. Seine Mutter Cynthia erlitt aufgrund ihres Alters bei seiner Geburt Komplikationen und konnte keine weiteren Kinder mehr bekommen. Benannt nach seinem Vater war Stefan ein sehr ruhiges Kind, das nicht mit anderen Kindern seines Alters aufwuchs; vielmehr wurde er von einer Reihe Kindermädchen und Privatlehrern versorgt, die seine einzige Gesellschaft waren. Die Ehe zwischen Stefan Gorienko und Cynthia Amaris kriselte und bald verließ Gorienko seine Familie, um an Forschungsreisen in die tiefe Peripherie teilzunehmen. Stefan Gorienkos Vermessungsschiff verschwand 2721 während eines Sprungs und wurde als vermisst betrachtet. Als Cynthia über diese Trägodie informiert wurde, zuckte sie nur mit den Schultern; scheinbar empfand sie keinerlei Gefühle mehr für ihren früheren Ehemann. Ihr Sohn Stefan erfuhr erst mit 16 Jahren vom Schicksal seines Vaters und zeigte ebenfalls keinerlei Emotionen. Basierend auf den vagen Aufzeichnungen, die ich über die Kindheit von Stefan Amaris erhalten habe, gibt es einen Vorfall, den man als Omen bezeichnen könnte. Als Stefan gerade acht Jahre alt war, entkam er seinen Aufsichtpersonen und schlich sich in die Kaserne der Palastwachen, die am Rande des Amaris-Palastes auf Apollo lagen. Der Junge wurde schnell von einem Wachhund entdeckt und von ihm am Bein verletzt, bevor der Hundeführer eingreifen konnte. Stefan zeigte keine Emotionen, als sein Bein behandelt wurde und wurde in den Palast zurückgebracht. Einige Wochen später fand man alle Hunde in der Kaserne tot auf, offensichtlich durch Rattengift getötet, das man unter ihr Futter gemischt hatte. Der Hundeführer, der Stefan Amaris gerettet hatte, war ebenfalls vergiftet worden, überlebte jedoch; allerdings wurde aufgrund der medizinischen Komplikationen durch das Gift seine Gesundheit so stark geschädigt, daß er aus dem Militärdienst ausscheiden mußte. - Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses Amaris Aufzeichnungen über die jungen Jahre von Stefan Amaris lassen mehrere Schlußfolgerungen zu. Obwohl der Junge keinerlei körperliche Begabung für Sport oder Kriegskunst zeigte, war er ein ausgezeichneter Redner und besaß für sein Alter fortgeschrittene Kenntnisse in Sprachen und Literatur. Stefan war ein eifriger Leser und verschlang Bücher über Militärgeschichte und Philosophie. Während andere Kinder seines Alters Ritter, Drachen und legendäre Helden favoritisierten, befand sich unter Stefans Lieblingswerken Literatur von Sun Tzu und Machiavelli. Sein Lieblingswerk war Machiavellis „Der Fürst“, eine Abhandlung über das Erlangen und Erhalten von Macht mit allen Mitteln. Als er zu seinem zwölften Geburtstag eine antike Ausgabe dieses Buches geschenkt bekam, dankte er unter Freudentränen seiner Mutter mit den Worten, dies sei „das schönste Geschenk, das ein Junge bekommen kann“ – dies war den Unterlagen zufolge auch die einzige Gelegenheit, bei der Stefan Gefühle zeigte. Außerdem war es das einzige Mal, daß er etwas wie Zuneigung seiner Mutter gegenüber zum Ausdruck brachte. Cynthia Amaris betrachte ihren Sohn als das Symbol ihrer gescheiterten Ehe mit Stefan Gorienko und behandelte ihn mit 16

Gleichgültigkeit. Als Stefan Amaris nach ihrem Tod viele Jahre später der Herrscher über die Republik wurde, weigerte er sich, ein Staatsbegräbnis abzuhalten, wie es für jemanden ihres Status' angemessen wäre; er verbot sogar, ihren Namen in seiner Gegenwart auszusprechen. - Der folgende Dialog ist ein Ausschnitt aus einer kürzlich entdeckten Tri-Vid Aufnahme von Stefan Amaris’ jährlichen psychologischen Gesprächen. Zum Zeitpunkt dieser Unterhaltung war er zehn Jahre alt. INTERVIEWER: Nun, Stefan, was ist Dein Lieblingstier? STEFAN: Sie werden mich mit „Lord“ anreden. INTERVIEWER: Verzeihung? STEFAN: Sprechen Sie mich mit meinem korrekten Titel an. INTERVIEWER (lacht): Tut mir leid. Lord Amaris, was ist Euer Lieblingstier? STEFAN: Ich mag… Spinnen. INTERVIEWER: Spinnen? Warum Spinnen? Weil sie so wunderschöne Netze spinnen? STEFAN: Nein. INTERVIEWER: Warum dann? STEFAN: Ich mag Spinnen, weil sie die schwächeren Insekten töten. INTERVIEWER: Stören Euch diese anderen Insekten? STEFAN: Nein, sie stören mich nicht. Ich mag Spinnen, weil sie stark sind. Meine Mutter hat mir gesagt, ich müsse stark sein, wenn ich irgendwann Herrscher sein soll. Deswegen betrachte ich Spinnen mit dem Wunsch, eine zu sein. INTERVIEWER: Also repräsentieren Spinnen Eurer Ansicht nach Stärke? STEFAN: Nicht nur das. Spinnen sind auch stark im Herzen. INTERVIEWER: Was meint Ihr? STEFAN: Spinnen sind nicht nur stark wegen ihres Giftes oder ihrer Klauen, sondern auch, weil sie keine Gnade zeigen und sich niemals fürchten. Ich möchte wie eine Spinne sein. Kurz nach seinem 18. Geburtstag 2735 schrieb sich Stefan Amaris an der Tadeo-Amaris-Militärakademie auf Apollo ein. Seine Zeugnisse zeigen, daß er hinsichtlich der MechKrieger-Ausbildung nur ein mittelmäßiger Student war; in Sprachlehre und Literatur erbrachte er ausgezeichnete Leistungen, er wurde sogar der Kapitän des Debatierklubs der Akademie. Fächer wie technische

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Planung und Mathematik langweilten ihn und nur durch den Einfluß der Regierung gaben ihm seine Dozenten die zum Bestehen nötigen Noten.

Es ist interessant zu sehen, daß Stefan Amaris bereits während seiner prägenden Jahre als Heran-wachsender die Leute um sich herum beeindruckte. Indem er ein ein Bild von sich als charmanter Intellektueller kultivierte, gelang es ihm, eine Anzahl einflußreicher Leute für sich zu gewinnen. Auf der anderen Seite hatte Stefans scheinbar charismatische Persönlichkeit auch eine dämon-ische Seite; jeder, der es wagte, in einem Wettstreit gegen ihn anzutreten oder ihm öffentlich die Stirn bot, wurde Opfer eines schweren Unfalls oder erkrankte an einem Leiden und war infolgedessen aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, die Akademie zu verlassen. Einer seiner wenigen engen Freunde in diesen acht Jahren war der junge Baron Gunthar von Strang, der spätere Kommandeur der gefürchteten 18. Amaris Jäger. Die beiden jungen Männer waren sich insofern recht ähnlich, als daß sie beide wie Raubtiere waren und andere nicht als menschliche Wesen betrachteten, sondern entweder als Werkzeug, das benutzt und weggeworfen wird, oder als Hindernis, das aus dem Weg geräumt werden muß.

Eine große Zahl seiner gelegentlichen Bekanntschaften mit dem anderen Geschlecht fanden ebenfalls während dieser Zeit statt. Nach der Zerstörung der Republik 50 Jahre später wurde eine Anzahl Frauen, die während dieser Zeit mit ihm zusammen waren, im Rahmen einer Fallstudie über seine Persönlichkeit interviewt. Die meisten der Befragten sagten, Stefan wäre von einem um-gänglichen Wesen gewesen, das sie für ihn eingenommen hätte; gleichzeitig hätte er pubertäre Phantasien gehabt, aus denen er, anders als die meisten anderen jungen Männer, niemals herausgewachsen war. Manchmal vertraute er sich seinen Gefährtinnen an und klagte, er sei nichts mehr als „ein Bastardprinz eines armen Königreiches aus der abgelegenen, unbedeutenden Peripherie“ und daß er wünschte, er wäre als Cameron geboren, um bis in den entferntesten Winkel des Universums über die Menschheit herrschen zu können. Er hatte ihn rasend machende Geschichten über seine Ahnin Lady Terens Amaris gehört, deren Versuche, die Liebe des Ersten Lords zu gewinnen, an ihrer unbedeutenden Abstammung gescheitert waren. Stefan erzählte seinen Freundinnen, er werde der größte Eroberer und Herrscher über die Menschheit seit Alexander dem Großen werden. Zu dieser Zeit war er bereits die zweitmächtigste Persönlichkeit der Republik, und so wagte niemand ihm zu sagen, daß er diese kindischen Phantasien aufgeben sollte; statt dessen hegte

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Stefan weiterhin seine innersten Sehnsüchte und schlug einen Pfad ein, der zu einer Tragödie für die gesamte Innere Sphäre führen sollte. Geschichte wird nicht von einer gesichtslosen Masse gemacht, sondern von einigen weitsichtigen Individuen, die bereit sind, zum Wohle aller alles zu riskieren. - Aus der Abschlußrede von Stefan Amaris an der Tadeo-Amaris-Militärakademie, 2739 Einige Jahre nach seinem Abschluß an der Akademie lernte Stefan 2741 seine zukünftige Frau Eva von Strang über ihren älteren Bruder Gunthar von Strang kennen. Die von Strangs waren eine Adelsfamilie mit großem, über die Republik verteiltem Besitz und einem Familienvermögen aus Edelsteinminen. Obwohl viele innerhalb der Republik die von Strangs als potentielle Rivalen von Haus Amaris bei der Herrschaft über die Republik sahen, blieben sie der Amaris Familie treu durch dick und dünn. Auch wenn es nach außen wie eine Ehe aus politischem Kalkül aussah, war Eva Amaris eine hingebungsvolle Ehefrau, loyal bis zum bitteren Ende einige Jahrzehnte später. In dieser Zeit begann die alternde Präsidentin Cynthia Amaris, die Verantwortung für die Republik mehr und mehr in die Hände ihres Sohnes Stefan zu legen. Mit seinem Charme und seinem unverhohlenen Ehrgeiz lernte Stefan schnell das Handwerk der Politik, während er begann, seinen Einfluß auf die Republik zu festigen. Im Winter 2741 heiratete Stefan Amaris Eva von Strang in einer pompösen Zeremonie. Obwohl bei der Feier viele Adlige aus der gesamten Inneren Sphäre vertreten waren, kam nicht ein einziges Mitglied der Cameron Familie. Angeblich schwor Stefan Amaris einige Tage nach der Hochzeit, die Camerons würden für diese Beleidigung mit „jedem Tropfen ihres verfluchten Blutes“ bezahlen. 2744 brachte First Lady Eva Amaris ihren ersten Sohn, Roderick, und 2744 ihr zweites Kind, Anais, zur Welt. Roderick beendete zwei Jahrzehnte später seine Ausbildung an der Tadeo-Amaris-Militärakademie mit höchster Auszeichnung und wurde ein hochrangiger Offizier der vielgerühmten 4. Amaris Dragoner. Anais spezialisierte sich als Austauschstudentin mit der Hegemonie an der Universität Cambridge (Terra) auf Philosophie und Soziologie. Während Roderick in den stürmischen letzten Tagen des unglückseligen Imperiums seines Vaters im Kampf sterben sollte, würde Anais scheinbar überleben und die Saat für eine zukünftige Rückkehr des Amaris-Erbes säen.

DIE GRUNDLAGEN DES KRIEGES Ehrgeiz ist es, was unser Schicksal bestimmt. Nicht Begabung, sondern Wille ändert den Lauf der Geschichte. Wie viele träumten davon, unsterblich zu werden, sich zu verewigen, und scheiterten wegen ihres Mangels an Durchhaltevermögen? Ein wenig Geduld, Vorbereitung und äußerste Hartnäckigkeit schaffen eine fast unschlagbare Kombination. - Aus Vicissitudes von Meridian 19

Ein Fürst darf also weder ein anderes Ziel noch einen anderen Gedanken haben oder sich mit irgendeiner anderen Kunst befassen als der Kriegskunst, ihren Regeln und der ihr eigenen Disziplin; denn dies ist die einzige Kunst, die man von dem erwartet, der befiehlt. - Niccolo Machiavelli, Der Fürst Im Frühjahr 2742 erlitt Cynthia Amaris einen Schlaganfall, nach dem sie fast vollständig gelähmt war. Obwohl sie immer noch den Titel der Präsidentin trug, hatte sie schon beinahe ihre gesamten Amtsbefugnisse auf ihren Sohn Stefan übertragen, was ihn de facto zum Herrscher

über die Randwelten machte. Während er seine Macht weiter konsolidierte, begann Stefan, Männer und Frauen, die nur ihm loyal ergeben waren, in Schlüsselpositionen des Randwelten-Militärs und den Senat zu manövrieren. Oppositionsführer wurden schikaniert und jeder, der ihm öffentlich trotzte, erlitt das gleiche Schicksal wie seine Gegner auf der Akademie und wurde anschließend durch jemanden ersetzt, der Stefan gegenüber loyal war. Eines der ersten Projekte Stefans war die Wiederbelebung der Geheimdienste der Republik. Zu Lebzeiten von Lady Terens Amaris waren die Büros für innere Sicherheit in der Republik die skrupellosesten und effizientesten Geheimdienste, die jemals eingerichtet wurden. Lady Amaris’ Nachfolger als Führer der Republik jedoch hatten die Geheimdienste langsam entmachtet und zugelassen, daß ihre Spionagenetzwerke zu einem Schatten ihres früheren Selbst verkamen. 2740 brach Stefan Amaris mit dieser Politik, indem er das Geheimdienstbudget vervierfachte und die weit verzweigte Kommandostruktur reorganisierte, um eine bessere Zusammenarbeit der Geheimdienste zu bewirken. Im selben Maße, wie die Spionagenetzwerke an Qualität und Quantität gewannen, fühlten sich die Geheimdienste in Stefan Amaris’ Schuld und setzten ihr gesamtes Vertrauen und ihre Loyalität in den zukünftigen Präsidenten der Republik der Randwelten. Nach zwei Jahren gab Stefan Amaris den Geheimdiensten zwei neue Missionen: erstens die Sammlung von militärischen Daten über die wichtigsten Mächte der Inneren Sphäre, besonders über die mächtige Terranische Hegemonie, und

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zweitens Industriespionage, um die Technologie des Randwelten-Militärs zu verbessern.

Als Antwort auf einige verheerende Piratenangriffe griff eine lyranische Einheit gegen Ende 2742 die öde Peripheriewelt Butte Holde an. Dort entdeckten die Lyraner, daß das Draconis Kombinat verschiedene Peripheriemächte illegal mit fortschrittlichen BattleMechs beliefert hatte. Schnell folgten gegenseitige Beschuldigungen, die Lyraner drohten dem Kombinat mit Krieg. Die Republik der Randwelten überstand diesen Skandal größtenteils unbeschadet, da ihre ausgezeichneten Geheimdienste in der Lage waren, die Spur der Transporte in die Randwelten zu verschleiern. Dieser Vorfall weckte Stefans Neugier bezüglich der Waffenlieferungen, die sein Großonkel Tadeo Amaris begonnen hatte. Anfang 2743 begab sich Stefan Amaris auf eine Reise, um die Wahrheit über die Kriegsmaschinerie der Randwelten herauszufinden. Als sein Flaggschiff, die Worm Ouroboros, die versteckten Militärbasen der Randwelten in den öden Chainelane Isles erreichte, war Stefan angenehm überrascht und verblüfft über Tadeos Weisheit. Tadeo hatte die Möglichkeit eines Krieges mit den Mächten der Inneren Sphäre vorausgesehen und den Großteil der Rüstungsindustrie der Republik auf versteckte Stützpunkte in der tiefen Peripherie verlegt, weg von den kaum zu verteidigenden Kernwelten. Die Chainelaine Isles, eine verlassene Region im Weltall, auf die niemand Anspruch erhob, Heimat von Piraten, Banditen und anderen Elementen, dienten als perfektes Versteck. Die größte Militärbasis der Republik mit dem Codenamen

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Knossos lag versteckt in einem bedrohlichen Asteroidenfeld und besaß sowohl Waffenfabriken als auch Schiffswerften. Zur Zeit von Stefans Besuch standen vier Panzerschiffe der Necronomicon-Klasse kurz vor ihrer Fertigstellung. Diese neuen Panzerschiffe wurden illegal konstruiert, in Verletzung der Verträge zur Rüstungsbegrenzung, die die Größe des Republikmilitärs einschränkten. Weiterhin gab es riesige Lagerhallen voller BattleMechs und nukleare Wiederaufbereitungsanlagen zur Herstellung waffenfähigen Plutoniums liefen auf Hochtouren. Es ist überflüssig zu erwähnen, daß Stefan Amaris über alle Maßen erfreut war und eine Erweiterung der Anlagen befahl. Anstatt menschliche Arbeitskräfte einzusetzen, was ständige Versorgung erfordert und zudem eine Entdeckung der geheimen Stützpunkte durch eine undichte Stelle wahrscheinlich gemacht hätte, benutzte Stefan Amaris das riesige Erbe seines verstorbenen Vaters, um die Anlagen zu automatisieren; somit konnte das Personal auf eine Handvoll Eingeweihter reduziert werden, während die Fabriken weiter mit voller Auslastung Militärmaterial produzierten. Diese Vorgehensweise hatte zur Folge, daß nur ein kleiner, vertrauter Kern von Personen im Militär der Republik die genaue Lage dieser Stützpunkte kannte; ein Faktor, der sich als sehr wichtig erweisen sollte, als die SBVS einige Jahrzehnte der Republik den Krieg erklärten und begannen, sie systematisch zu zerstören.

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AN: Stefan Amaris, Oberbefehlshaber, Republik der Randwelten-Streitkräfte VON: Dr. Harold Rohrs, Knossos Schiffswerften DATUM: 18. Mai 2743 BETREFF: Eure Anfrage bezüglich des Produktionsstandes der Kriegsschiffe Mit großer Freude verkünde ich Euch hiermit die Einführung unserer neuen, dem aktuellsten Stand der Technik entsprechenden Panzerschiffen der Necronomicon-Klasse. Da ich hörte, daß Ihr Geschichte zu Euren Leidenschaften zählt, beschlossen wir, diese neuen Kriegsschiffe mit einer Bezeichnung des Nazireichs aus Terras entfernter Vergangenheit zu klassifizieren. Der Begriff „Panzerschiff“ bezieht sich im Wesentlichen auf ein Kriegsschiff, das jeden Kreuzer an Feuerkraft übertrifft und gleichzeitig schnell genug ist, um vor einem größeren Gegner zu fliehen. Diese neuen Kriegsschiffe werden unseren geliebten Republikstreitkräften gute Dienste leisten und sie könnten sogar der vielgepriesenen Flotte des Sternenbundes entgegentreten, sollte es jemals so weit kommen. Bei einer Verdrängung von fast 900.000 Tonnen starrt diese furchterregende Schiffsklasse vor Schiffslasern, PPKs, Autokanonen sowie acht Abschußrampen für Barracuda- und Schwertwal-Raketensysteme, nicht zu vergessen einige kleinere Waffen zur Jägerabwehr. Diese Großkampfschiffe können weiterhin wegen ihrer Ferro-Karbid-Konstruktion und maximaler Panzerung gewaltigen Schaden einstecken, was ihnen ein noch nie gesehene Überlebensdauer in den tödlichen Raumschlachten verleiht. Für Notfälle besitzt jedes Schiff außerdem eine Lithium-Fusionsbatterie, sollte eine unvorhergesehene Situation eintreten. Es mag Euch überraschen, aber wir haben bereits zwei dieser Schiffe fertiggestellt; sowohl die Lovecraft als auch die Derleth werden gerade letzten Testflügen unterzogen und sollten nächsten Monat voll einsatzfähig sein. Vier weitere dieser Schiffe befinden sich in der letzten Bauphase und sollten innerhalb der nächsten sechs Monate einsatzbereit sein. Es wäre mir ein Vergnügen, Euch persönlich durch unsere Anlagen zu führen, sofern Ihr die Zeit dafür findet. Zudem möchte ich Euch meinen tiefsten Dank aussprechen für die Erhöhung unseres Herstellungsbudgets und die Einführung des Automatisierungsprojektes, welches unsere Produktion um das Zehnfache gesteigert hat. Heil Amaris! Ende 2743 erlag Cynthia Amaris schließlich den Heimsuchungen von Alter und Krankheit. Bei seinem Amtsantritt als Präsident hielt Stefan Amaris eine kurze Rede, in der er die Bedeutung von Einheit und Kooperation mit den Mächten der Inneren Sphäre, besonders dem Sternenbund, hervorhob, was viele Experten dazu veranlaßte, ihn als das dem Sternenbund gegenüber am freundlichsten gesonnene Staatsoberhaupt der Peripherie seit seinem Vorfahren Gregory zu bezeichnen, wobei Stefan Amaris anders als Gregory die Loyalität seiner Bürger behielt. Dieser berechnende Schachzug verstärkte die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen mit der Terranischen Hegemonie und führte zu einem wirtschaftlichen Boom in der Republik. Im Laufe seiner Amtszeit weckte Stefan die Neugier vieler Bürger der Republik, da er, ganz anders als seine Mutter, die Öffentlichkeit scheute. Präsident Stefan Amaris arbeitete lieber 23

unerkannt und umgab sich mit Leuten vom Militär, obwohl er bei den wenigen öffentlichen Veranstaltungen, bei denen er zu sehen war, seinen berühmten Charme zur Schau stellte.

In seinem Inneren bereitete sich Stefan Amaris darauf vor, ein Führer der Republik zu werden, der sich von seinen Vorgängern unter-schied, ein Führer, der überall erkannt würde. Als leidenschaftlicher Student der Geschichte befaßte sich Amaris sorgfältig mit den Methoden des Diktators Adolf Hitler aus dem 20. Jahrhundert; dieser hatte seine Haltung verändert und seinen Schnurrbart so rasiert, daß er aus der Masse herausstach. Daher stellte Amaris jede Art körperlicher Übung ein und begann, zuzunehmen, besonders am Kinn, was ihm den Anschein erheblichen Übergewichts verlieh, obwohl er nur etwas korpulent war. Zudem

rasierte er sich den Kopf und ließ sich einen Bart nach der Art antiker mongolischer Eroberer wie Dschingis Khan wachsen. Obwohl dies sein körperliches Erscheinungsbild grotesk aussehen ließ, gelang es ihm mit seinem charmanten Lächeln und seinem umgänglichen Verhalten, die Furcht und den Schock der meisten Leute angesichts seines Äußeren zu zerstreuen. 2744 gelang den republikanischen Geheimdiensten ein großer Coup - sie kamen in den Besitz geheimer technische Pläne und Muster der fortschrittlichsten Waffen des Sternenbundes. Schwarzmarktlieferungen von ER-Lasern und ER-PPKs, LB-X- und Ultra-Autokanonen, Gaußgeschütze, Doppelwärmetauscher, sogar ein gestohlener extra-leichter Reaktor wurde zum neu eingerichteten Zentrum für Forschung und Entwicklung in den Chainelane Isles gebracht. Die besten Wissenschaftler der Republik sowie hochbezahlte, unabhängige Techniker begannen dort mit dem langen, anstrengenden Prozeß des Nachbaus 24

dieser militärtechnischen Innovationen, um es der Republik zu ermöglichen, diese selbst in Serie zu fertigen, anstatt vom hoch riskanten und kosten-intensiven Handel auf dem Schwarzmarkt abhängig zu sein. Um 2750 erhielt der Großteil des Republikmilitärs Feldnachrüstsätze, mit denen seine BattleMechs mit diesen neuen Technologien nachgerüstet werden sollten. Anstatt mit neuer Technologie ausgerüstete neue Mechs von Grund auf neu zu konstruieren entschied Stefan Amaris, es sei weniger kostenaufwendig, die bereits vor-handenen Mechs nachzurüsten. Diese Vorgehensweise war nicht nur billiger, sie erweckte auch nicht den Verdacht, die Randwelten würden fortschrittliche Ausrüstung einsetzen, die nur dem Sternenbund zur Verfügung stand.

VORZEICHEN DES UNTERGANGS Es ist nämlich eine allgemeine Regel, die nie fehlgeht, daß ein Fürst, der nicht selber klug ist, auch nicht gut beraten werden kann, es sei denn, er verließe sich ganz auf die Führung eines einzigen besonders klugen Mannes. - Niccolo Machiavelli, Der Fürst Jede Untersuchung über Stefan Amaris wirft augenblicklich eine Reihe von Fragen auf. Hatte er irgendwelche Gefühle gegenüber dem jungen Ersten Lord Richard Cameron, als dieser zu ihm als seinen einzigen engen Freund aufblickte oder war seine Freundschaft mit dem zukünftigen und letztem Herrscher über den Sternenbund nur Fassade? Wichtiger noch, hegte Amaris einen starken persönlichen Haß auf die Blutlinie der Camerons im Allgemeinen? Urteilt man nach seinem Wutausbruch, als er von den Camerons an seinem Hochzeitstag brüskiert wurde, oder nach seiner Meinung, der Sternenbund betrachte die Peripheriestaaten gewissermaßen als Sklaven, die man ausbeutet, hatte er wohl genug Gründe. Geht man aber nach seinem psychologischen Profil und seinem Mangel an Einfühlungsvermögen gegenüber anderen Menschen, könnten die Camerons nicht einfach nur weitere Hindernisse auf seinem Weg zur Macht gewesen sein, die es zu entfernen galt? - Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses Amaris Als die Menschheit begann, weit entfernte Planeten zu kolonisieren, ersetzte die Wissenschaft Religion und Mystizismus als den Hauptglauben für die Unternehmungen der Menschheit. Aber trotz aller Einflüsse der Wissenschaft auf das Leben der Menschen gab es noch immer unbeantwortete Fragen in Bezug auf Prophezeiungen und darüber, ob es ein vorherbestimmtes Schicksal gibt, welches sich voraussagen läßt. 2742 wurde eine Schützin der 70. Infanteriedivision der SBVS vom Blitz getroffen und war in Folge taubstumm und blind. Nachdem sie fünf Tage im Krankenhaus gelegen hatte, schien sie ihre Sinne wiederzuerlangen, obwohl die Ärzte meinten, sie würde möglicherweise für immer in diesem Zustand bleiben. Sie redete für einige Stunden unzusammenhängendes Zeug; danach erklärte sie vertraulich unter Zeugen, der Erste Lord Simon Cameron würde den Tod durch die „Grabmaschine eines Mörders“ finden. Drei Jahre vorher wurde Lieutenant Saul Robstein von der 25

191. Royal BattleMech Division ebenfalls mit Blind- und Taubheit geschlagen; auch er erlangte seine Sinne zurück und sagte voraus, Jocasta Cameron, die Schwester des ehemaligen Ersten Lords Jonathan Cameron, werde in drei Jahren sterben. Das Merkwürdige war, daß Jocasta Cameron am selben Tag starb, als die namentlich unbekannte Schützin, die den Tod Lord Simon Camerons voraussagte, ihrer Sinne beraubt wurde. Waren diese Geschehnisse nur seltsame Zufälle, die mit der Geschichte zusammenspielten oder war eine höhere Macht am Werk? Diese Fragen bleiben bis heute unbeantwortet. Der Name der Schützin wurde nicht in den offiziellen Aufzeichnungen festgehalten und somit gab es keine weitergehenden Nachforschungen über diese Behauptungen nach dem Amaris Bürgerkrieg. Entgegen offiziellen Behauptungen, diese Zeiten seien die „Guten Jahre“ gewesen, begannen 2750 diverse versteckte Kriege und Konflikte. Es gab zahlreiche Grenzvorfälle zwischen den Großen Häusern. Auch in der Peripherie war man verärgert über die zunehmende Besteuerung durch die Mitgliedsstaaten, so daß sich erneut einige Widerstandsgruppen, die das Ziel hatten, das Joch des Sternenbunds abzuwerfen, zu organisieren begannen. Die Innere Sphäre schien wie ein Pulverfaß kurz vor der Explosion. Der Erste Lord Simon Cameron, damaliger Herrscher des Sternenbundes, schien zu erkennen, daß die Dinge aus dem Ruder liefen und traf Vorbereitungen für eine Rundreise, die ihn durch das gesamte Gebiet des Sternenbundes führen sollte. Seine Berater waren der Ansicht, diese Geste sei notwendig, um in einer Zeit, in der das Vertrauen in eine geeinte Menschheit an einem Tief angelangt war, politische Unterstützung zu erhalten. Der exakte Zeitpunkt, an dem Stefan Amaris sich entschloß, für die Erlangung der absoluten Macht die Übernahme des Sternenbundes zu planen und auszuführen, ist unbekannt, aber Lord Camerons Ankündigung seiner Rundreise war ein günstiger Augenblick für ihn. Die Streitkräfte der Republik waren dank der Basen in den Chainelane Isles im Geheimen stetig weiter gewachsen, bis sie sogar den Armeen der Großen Häuser an Quantität und technologischer Qualität gleichkamen, da vorhandene Einheiten im Stillen mit fortschrittlicher Sternenbund-Bewaffnung ausgerüstet und weitere Einheiten in versteckten Stützpunkten in der tiefen Peripherie ausgehoben wurden. Indem er die leistungsfähigen Geheimdienste der Republik benutzte, um feindliche Spione zu eliminieren und fremde Mächte mit falschen Informationen zu füttern, besaß Stefan Amaris nun die Mittel, mit denen er seine langgehegten Ambitionen verwirklichen konnte. Einer vor kurzem durchgeführten Analyse freigegebener Dokumente zufolge, die den SBVS während der Besatzung und Zerstörung der Republik der Randwelten Jahre später in die Hände gefallen waren, scheint es klar, daß es den republikanischen Geheimdiensten gelungen war, diverse Militärcodes zu knacken; herausragende Beispiele sind die verschlüsselten Übertragungen des Sternenbund-Militärs und der Taurischen Verteidigungsstreitkräfte, welche

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damit weit offen für eine Überwachung durch Geheimdienstanalysten der Republik waren. Dies stellte Amaris nicht nur ein Frühwarnsystem zur Verfügung für den Fall, daß seine Feinde seine wahren Absichten entdeckten, sondern lieferte ihm auch die genauen Reisedaten des Ersten Lords und die Zusammensetzung seiner Leibwache.

Obwohl die Ereignisse, die zu dem Vorfall während des Besuchs der Minenanlagen auf New Silesia Anfang 2751 durch Lord Simon Cameron führten, nicht bestätigt sind, können einige Annahmen gemacht werden. Erstens wußte Stefan Amaris als erster außerhalb des SBVS Oberkommandos von Lord Camerons Besuch der Minenanlage und seiner genauen Route. Zweitens hätte Amaris, ausgestattet mit diesem Wissen, ein Team von Undercover-Agenten losschicken können, um eine Schürfmaschine in Vorbereitung des Besuchs Lord Camerons zu sabotieren. Drittens hätte Amaris die Informationen über Reiseroute und Sicherheitsvorkehrungen an eine dritte, dem Sternenbund feindlich gesinnte Partei, verkaufen können – zum Beispiel den Tauriern. Was auch die Ursache gewesen mag, Lord Simon Cameron kam tatsächlich während der Besichtigung der Minenanlagen bei einem Unfall ums Leben und bestätigte so die Vision der namenlosen SBVS-Schützin. Die folgende Untersuchung kam zu dem Schluß, daß keine Sabotage vorliege und der Fall wurde geschlossen. Obwohl bis heute mehrere Verschwörungstheorien existieren, wird das Rätsel um den schockierenden Tod von Lord Simon Cameron wohl nie gelöst werden, sofern keine neuen Beweise auftauchen. Während die Nachricht vom Tode Simon Camerons die Innere Sphäre erschütterte, entstand eine Krise um seinen Nachfolger als Erster Lord; Simons Erbe war sein Sohn Richard, der zu dieser Zeit gerade acht Jahre alt war. Am dritten April 2751 bestätigten die Mitglieder des Hohen Rats des Sternenbundes

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den Jungen als Ersten Lord und ernannten General Aleksandr Kerensky, den Oberkommandierenden der SVBS, bis zum 18. Geburtstag Richards zum Regenten und Lordprotector des Reiches.

Obwohl diese Vorgehensweise den Bund erneut zu stabilisieren schien, nutzten die Großen Häuser sofort die Schwäche des Sternenbundes, um ein Gesetz zu verabschieden, welches ihnen die Verdoppelung ihrer Streit-kräfte zugestand. Das einzige Rats-mitglied, das gegen das Gesetz stimmte, war Stefan Amaris. Obwohl er von vielen als Moralist und Friedensstifter gepriesen wurde, war Amaris in Wirklichkeit ein Wolf im Schafspelz. Schon einige Jahre vor-her hatte er seine Armeen im Geheimen mehr als verdoppelt und war den anderen damit weit voraus. Sein Handeln brachte ihm lediglich politisches Ansehen bei den machtlosen Adeligen der Inneren Sphäre und den Menschen im Sternenbund. 2753 kam der Rat erneut auf Terra

zusammen und erließ ein weiteres Edikt zur Erhöhung der Besteuerung der Peripheriestaaten, um die massiven Erhöhungen des Militärbudgets zu finanzieren – entgegen dem vehementen Widerstand von General Kerensky und Stefan Amaris. Ohne einen starken Ersten Lord, der sie im Zaum hielt, fuhren die Lordräte fort, die Einheit des Sternenbundes zu unterminieren, während sie versuchten, ihre militärische Stärke drastisch zu erhöhen. Da es ihm an politischer Erfahrung fehlte und er beständig von den erfahreneren Lordräten ausmanövriert wurde, beschloß General Kerensky verärgert, bei seinen Truppen zu bleiben, anstatt zu versuchen, ein Rudel von „Halsabschneidern“ zu kontrollieren. Kerensky als Mann des Militärs war enttäuscht und angewidert von dem politischen Chaos um ihn herum und ließ den Lordräten somit fast völlige Freiheit. Nur Stefan Amaris stellte sich den Machenschaften der Großen Häuser in der Öffentlichkeit entgegen, obgleich er ständig überstimmt wurde. Dies machte ihm allerdings wenig aus, da er bereits für einen solche Eventualität vorgesorgt hatte. Tatsächlich gewann Stefan Amaris bereits beträchtlichen Einfluß unter dem unzufriedenen, führerlosen Adel des Sternenbundes, der sich für die Vertretung seiner Interessen mehr und mehr auf Amaris verließ.

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Während die Peripheriestaaten vor Unzufriedenheit zu brodeln begannen, brachte Amaris weitere Oppositionsführer auf seine Seite. Einige Adelige aus der Peripherie verließen sich darauf, daß er versuchen würde, die harten Steuergesetze aufzuheben, aber vergeblich. Obwohl er gelegentlich seine Proteste lautstark den anderen Ratsmitgliedern gegenüber vorbrachte, spielte Amaris beide Seiten gegeneinander aus, während sein politisches Ansehen weiter stieg. Die Bürger der Republik der Randwelten verherrlichten ihn als großen Anführer und Friedensstifter und schätzten sich glücklich, einen so wohlwollenden Herrscher zu haben. Beinahe über Nacht verschwand die ohnehin schon schwache Opposition gegen Amaris und sein Volk (und viele andere in den Peripheriestaaten) folgte ihm blind vorwärts in eine scheinbar glückliche und friedvolle Zukunft. Die einzige Person, die seinen politischen Intrigen widerstand, war General Aleksandr Kerensky, der scheinbar Stefans Fassade durchschaute und ihm gegenüber gleichgültig blieb. Das erste, ebenso wie die darauffolgenden Treffen Stefan Amaris’ mit General Aleksandr Kerensky erreichten nicht das vom Herrscher der Republik der Randwelten erhoffte Ziel. Amaris dachte, er könnte General Kerensky unter seinen Einfluß bringen, aber der General spürte, das etwas nicht stimmte mit dem, was hinter Amaris stählernen, kalten, grauen Augen lag. Es schien fast, als wüßte Kerensky, daß Amaris hinter jeder Geste, hinter jedem Wort, etwas versteckte und man ihm deswegen nicht trauen konnte. Stefan versuchte zahlreiche Male, das Eis zwischen ihnen zu brechen, wurde aber jedesmal mit kühler, professioneller Höflichkeit zurückgewiesen. Nach einem halben Dutzend Versuchen gab Amaris schließlich auf und begann stattdessen, diejenige Person innerhalb des Sternenbundes auf seine Seite zu ziehen, die für seine Intrigen am verwundbarsten war – Richard Cameron. - Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses Amaris Stefan Amaris traf Richard Cameron zum ersten Mal im Spätsommer 2753, als der Junge zehn Jahre alt war. Aufgrund der Vorsichtsmaßnahmen für seine Sicherheit war es dem einsamen Kind nicht gestattet, mit Gleichaltrigen zu spielen; er wuchs mit erwachsenen Bediensteten als einziger Gesellschaft auf und durfte zudem das Palastgelände nicht verlassen. Einsam und traurig, brach Richard Cameron beinahe in Tränen aus, als ihm Stefan Amaris während ihres ersten Treffens ein kleines Geschenk überreichte. Stefan Amaris spürte eine verwandte Seele, verschob seine anderen Pflichten im Rat und verbrachte die nächsten Tage mit Richard Cameron; sie unterhielten sich, spielten und amüsierten sich. Anders als die anderen Erwachsenen in seiner Umgebung behandelte Amaris Richard nicht wie ein Kind, sondern wie einen Gleichgestellten und gewann ihn so für sich. Während die Jahre vergingen, versäumte es Stefan Amaris nie, dem Jungen einen Besuch abzustatten, und Richard revanchierte sich, indem er regelmäßig über HPG mit Amaris korrespondierte, wenn sie durch die Entfernung voneinander getrennt waren.

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Richard war vollständig eingenommen vom Herrscher der Randwelten und vertraute „Onkel Stefan“ als einzigem Freund; als er erwachsen wurde, ernannte er Amaris zu seinem persönlichen Beschützer. Der Sternenbundadel bemerkte Amaris’ wachsenden Einfluß auf den jungen Cameron und begann, ihn mit Handelsverträgen und Geschäftsvorschlägen zu hofieren. Amaris nahm jedes Angebot mit Freuden an und Wirtschaft und militärische Stärke seines Reiches wuchs. 2755 nahm der zwölfjährige Richard Cameron zum ersten Mal am jährlichen Treffen des Hohen Rates des Sternenbundes teil. Die Lordräte waren überrascht, Stefan Amaris zur Rechten des jungen Ersten Lords zu sehen, gewannen aber ihre Fassung schnell zurück und nahmen ihre politischen Gespräche wieder auf. Richard Cameron war geschockt und verletzt, als ihn die Lordräte geradezu ignorierten und stand kurz davor, weinend aus dem Raum zu stürmen, doch die beruhigende Hand von Stefan Amaris hielt ihn davon ab. Während des Treffens schlug Lord Minoru Kurita eine weitere Verdopplung der jeweiligen Haus-armeen vor und trieb eine neue Verteidigungssteuer voran, die gegen die Peripheriestaaten erhoben werden sollte. Entgegen den Protesten Richard Camerons setzten die Lordräte beides durch. Als man ihm schließlich erlaubte, zu Ende der Versammlung das Wort zu ergreifen, ernannte Richard Cameron Stefan Amaris zum Ritter des Sternenbunds und erklärte, er werde General Kerensky unverzüglich befehlen, sämtliche Truppen des Sternenbundes aus dem Gebiet der Republik der Randwelten abzuziehen. Danach verließ der junge Erste Lord zusammen mit einem lächelnden Amaris den Raum und ließ die anderen Lordräte schockiert und ungläubig zurück. Es gab ein weiteres Vorzeichen des Untergangs, das sich erfüllen sollte: einige Tage nach dem Tode Simon Camerons’ fiel Sergeant Heinz Mann von der 290. mechanisierten Infanteriedivision in ein achttägiges Koma. Nach seiner Genesung berichte er von Visionen von Dutzenden Mitgliedern der Cameron-Familie, die tot in ihrem eigenen Blut lagen.

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MERIDIAN Kein Tyrann, egal aus welcher Zeit, hätte sein Ziel ohne die Hilfe eines zuverlässigen Vollstreckers erreicht, der den Großteil des Teufelswerkes für sie erledigte. Lenin hatte Stalin und Trotzki, Capone hatte Nitti, Hitler hatte Röhm und später Himmler, und Amaris hat Meridian. - General Aaron DeChavilier während der Befreiung Terras durch die SBVS, 2779 Meridian war eine der großen „Was wäre, wenn...“-Fragen der Geschichte. Obwohl er allgemein als Verräter ohnegleichen gilt, der beim Fall des Sternenbundes mithalf, war es eine Reihe von Tragödien in seinem Leben, die ihn schließlich dazu brachten, zu tun, was er tat. Wären die Geschehnisse jener verhängnisvollen Nacht nie passiert, hätte die Geschichte einen anderen Verlauf genommen? - Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses Amaris Der Mann, der später den Namen „Meridian“ tragen würde, wurde als Christopher Fokker geboren. Fokker, der mit Auszeichnung an der Sandhurst Militärakademie auf Terra graduierte und auch das SLVS ACMS (Advanced Combat and Maneuvering Skills) erfolgreich abschloß, war einer der intelligentesten jungen Offiziere der SBVS. Nachdem Fokker bei der 146. Royal BattleMech-Division gedient

hatte, wurde er als einer der wenigen Ausbildungsoffiziere für das „Gunslinger-Programm“ der SBVS ausgewählt. Das Gunslinger-Programm war eine geheime Trainingseinheit, die als Antwort auf die „Versteckten Kriege“, während denen die Privatarmeen der Lordräte Soldaten der SBVS zu geheimen Duellen auf Leben und Tod herausforderten, gegründet wurde. Nachdem Urizen Kuritas „Ronin“ (in Wirklichkeit bestens

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ausgebildete DEST-Kommandosoldaten) die SVBS-Soldaten regelmäßig besiegten, wurden im Gunslinger-Programm sorgfältig ausgewählte MechKrieger der SBVS einem intensiven Training mit den fortschrittlichsten Simulatoren und den besten Ausbildern unterzogen. Wie erwartet war Fokker in diesem Programm unübertroffen und wurde zum obersten Ausbilder dieser Einheit befördert; hier erhielt er auch den Rufnamen „Meridian“. Es war fast sicher, daß Fokker einmal einen hohen Rang im SBVS Oberkommando bekleiden würde. Ein Ereignis in seinem Privatleben sollte jedoch den Verlauf seines Lebens dramatisch verändern. Im Gunslinger-Programm lernte Major Fokker eine junge Mechkriegerin namens Tanya Kerensky kennen, die Nichte des kommandierenden Generals der SBVS, Aleksandr Kerensky. Die Beiden verliebten sich ineinander, sehr zum Verdruß von Tanyas Vater, Colonel Oleg Kerensky. Colonel Kerensky mißfiel die „bäuerliche“ Herkunft des jungen Mannes und eines Abends ertappte er das junge Paar beim Küssen vor seinem Haus. Der wütende Colonel zog seinen Dolch und stürmte auf Christopher Fokker zu, dem es dank seiner Kampfsportausbildung gelang, seinen Gegner zu Boden zu werfen. Unglücklicherweise war dabei Olegs Hand unter seinen Körper gerutscht und sein eigener Dolch durchbohrte sein Herz. Christopher Fokker hatte versehentlich Tanyas Vater getötet. Schnell wurde der junge SBVS-Offiizier wegen Mordes vor ein Kriegsgericht gestellt; den Vorsitz hatte General Aleksandr Kerensky persönlich. Nachdem er auf einen Unfall plädiert hatte, verwandelte sich Fokkers Hoffnung in Schock, als ihn das Gericht für schuldig befand, einen vorgesetzten Offizier getötet zu haben und ihn zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilte. Die Bestätigung des Urteils durch General Kerensky verstärkte seinen Kummer noch. Drei Monate nach Antritt seiner Strafe eruhr Fokker, daß Tanya Selbstmord begangen hatte – im dritten Monat schwanger mit ihrem gemeinsamen Kind. Während aus den Monaten Jahre wurden, verwandelte sich Fokkers Schmerz in Wut auf General Kerensky und den Sternenbund. Er schwor Rache und daß er sie alle für die Zerstörung seines Lebens und seiner Familie bezahlen lassen würde. 2749 gelang Christopher Fokker zusammen mit einigen Komplizen eine spektakuläre Flucht aus dem Militärgefängnis der SBVS auf Terra; 2751 kam er in der Republik der Randwelten an. Stefan Amaris selbst begrüßte den abtrünnigen SBVS-Offizier und bot ihm einen Posten in seinen Streitkräften an. Innerhalb von zwei Jahren hatte Fokker die besten Offiziere und Soldaten versammelt, um eine Elite-Kommandoeinheit zu bilden, die 13. Amaris Special Forces Group. Indem er die gleichen Trainingsmethoden wie beim Gunslinger- und ACMS-Programm benutzte, verwandelte Meridian (wie Fokker nun genannt wurde) eine zusammengewürfelte Truppe unerfahrener Haussoldaten in eine Einheit, die den Vergleich mit den besten der SBVS nicht zu scheuen brauchte. Nachdem Meridian als persönlicher Berater dem Kommandostab Stefan Amaris 32

zugeteilt worden war, begann er außerdem, neue aktualisierte Doktrinen einzuführen; zudem brachte er wichtige Informationen über die Taktiken und Schwächen der SBVS mit, ein Vorteil für die Streitkräfte der Republik, sollten sie jemals gegen den Sternenbund zu Felde ziehen. 2762 war ein turbulentes Jahr für den Sternenbund. In diesem Jahr endete General Kerenskys Regentschaft mit dem 18. Geburtstag Richard Camerons und seiner Einsetzung als Erster Lord des Sternenbunds. Beim ersten Treffen des Hohen Rates in diesem Jahr legte Richard Cameron den Lordräten Exekutivbefehl 156 vor, der sie verpflichtete, sämtliche Hausarmeen aufzulösen. Beinahe augenblicklich sah er sich Protesten und Spott ausgesetzt, womit er nicht gerechnet hatte. Aus der Fassung gebracht war der junge Lord zu der Erniedrigung gezwungen, den Befehl zurückzunehmen. Nur Stefan Amaris unterstützte die Initiative wie gewöhnlich. Als letzten Akt des Widerstandes entschied Lord Cameron, den Hohen Rat zu aufzulösen und nur noch per Dekret zu regieren. Während die gekränkten Parteien auseinander gingen, erkannte Richard, daß die Großen Häuser militärisch so stark geworden waren, daß nicht einmal der Sternenbund es alleine mit ihnen aufnehmen konnte. Im folgenden Jahr erfuhr Stefan Amaris, dessen Geheimdienst die taurischen Geheimcodes geknackt hatte, vom Aufbau einer geheimen taurischen Freiheitsarmee und traf sich mit General Kerensky in der Peripherie, wo er ihm die genauen Koordinaten dieser Armee mitteilte. In der darauffolgenden Operation ging den SBVS beinahe die gesamte Führung der taurischen Freiheitsarmee ins Netz. Obwohl General Kerensky immer noch gegen Amaris war, war Richard Cameron nun überzeugt, nur die Republik der Randwelten könnte ein vertrauenswürdiger Verbündeter sein. Die Taurier waren gelinde gesagt alles andere als erfreut und bezeichneten Amaris als einen Verräter, dem die Sache der Peripherie vollständig egal sei. In der Zwischenzeit verschlechterte sich die Situation in der Peripherie – die Zwangsbesteuerung erhitzte die Gemüter und bewaffnete Proteste entbrannten. Auf Rat von Amaris befahl Richard Cameron General Kerensky, die SBVS Truppen in der Peripherie zu verstärken und persönlich das Kommando zu übernehmen. Kerensky protestierte, die Truppen in der Peripherie zu verstärken würde alle Reserven in der Hegemonie aufbrauchen. Als Richard seinen Befehl wiederholte, schluckte Kerensky seinen Stolz herunter und reiste in die Peripherie; er war Soldat und hatte genug davon, sich mit Politikern abzugeben. Unterdessen schlug Amaris dem vertrauensvollen Ersten Lord vor, mit seinen eigenen republikanischen Truppen die Gebiete der Hegemonie im Falle weiterer Konflikte zu verstärken. Richard stimmte rückhaltlos zu und schickte 2764 Lieferungen fortschrittlicher Militärausrüstung, unter anderem auch modernste BattleMechs der SBVS, sowie Berater, die die Republikanischen Streitkräfte in fortgeschrittenen Militärtaktiken unterrichten sollten, in die Republik der Randwelten. Das Militär der Randwelten hatte schon an einigen gemeinsamen, großangelegten Manövern der SBVS teilgenommen. 33

Trotz ihrer Rückschläge einige Jahre zuvor waren die Taurier mehr als je zuvor entschlossen, ihre Welten vom Joch des Sternenbundes zu befreien. 2765 gruppierten sie ihre Kräfte erneut und sagten sich offen vom Sternenbund los. Innerhalb von Wochen griff die gesamte Peripherie, mit Ausnahme der Republik der Randwelten, zu den Waffen und trieben die SBVS Garnisonen in die Defensive. Der Erste Lord Richard Cameron bat die Hausfürsten um Hilfe bei der Niederschlagung der Rebellion, jedoch vergebens. Während die Kämpfe tobten, schickte Lord Cameron den Großteil der SBVS gegen die Peripherierebellen und bat Stefan Amaris, seine Truppen als Garnison auf den Welten der Hegemonie einzusetzen, falls es Probleme mit den Großen Häusern geben sollte. Dies war der Moment, auf den Stefan Amaris gehofft hatte. Die 13. Amaris SFG war bereits heimlich auf Terra stationiert worden.

KURZLEBIGES IMPERIUM Der Tag war endlich gekommen. Es war ein blutiger Tag voller Schlechtigkeit und Zorn. Wir versuchten das Schicksal und es war uns wohlgesonnen an jenem Tag. Aber letztendlich war unsere Sache bereits verloren, wir hatten es nur nicht erkannt. - Aus Vicissitudes von Meridian Falls Stefan Amaris sein lebenslanges Bestreben, der größte Eroberer, den die Menschheit je gesehen hatte, zur Erfüllung bringen wollte, hatte ihm die Vorhersehung 2766 endlich die Chance dazu gewährt. Dieses Jahr war die Belohnung für seine Geduld und seine Vorbereitungen. Es war sein Moment des

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Ruhms, in dem alle seine Schachfiguren an der richtigen Stelle waren. Möglicherweise spürte er, daß er keine zweite Gelegenheit erhalten würde, wenn er jetzt nicht handelte. Der Preis war da, alles, was er tun mußte, war die Hand auszustrecken und die Zügel der Macht ergreifen. Und das tat er. -Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses Amaris Anfang 2766 waren die 4. Amaris Dragoner, eine Eliteeinheit, nach Terra verlegt worden. Dort verrichteten die Einheiten Stefan Amaris’ zusammen mit dem genauso berühmten Royal Black Watch Regiment des Ersten Lords Garnisonsdienst am Hof des Sternenbundes. Die meisten der 25 Divisionen der Terranischen Hegemonie waren mit Offensivoperationen in der entlegenen Peripherie beschäftigt, so daß nur 8 Divisionen, wovon nur 2 BattleMech- Divisionen waren, im Hegemonieraum zurückblieben. Im Winter desselben Jahres hatten sich 16 Divisionen der Republik auf den wichtigsten Welten der Hegemonie positioniert. Dazu hatten verdeckte Agenten der Randwelten begonnen, das Frühwarnsystem des Sternenbundes sowie die kürzlich gebauten automatisierten Raumverteidigungssysteme zu infiltrieren. Am 26. Dezember kehrte Stefan Amaris nach Terra zurück und erteilte seine letzten Befehle. Er ernannte Mohammed Selim zu seinem Regenten in der Republik der Randwelten und versetzte die verbliebenen Truppen in Kampfbereitschaft. Vielleicht hatte Stefan Amaris die Möglichkeit zu Scheitern vorausgesehen, als er seine älteste Tochter Anais anwies, ihre Sachen zu packen und sein abfliegendes Flaggschiff zu begleiten. Anais Amaris protestierte, aber ihr Vater bestand darauf mit den Worten, sie würde dort gebraucht. Als das republikanische Kriegsschif Worm Ouroboros sprang, hatte Stefan Amaris Zeugen zufolge Tränen des Abschieds von seiner Tochter in den Augen. Am darauffolgenden Tag begann der Amaris-Putsch mit Überraschungsangriffen des Republikmilitärs auf die Sternenbundgarnisonen im Hegemonieraum. Auf Terra wurde der Großteil des Royal Black Watch Regiments bei der Explosion einer Atombombe in ihren Quartieren in der Nähe des Sternenbundhofes, höchstwahrscheinlich von der 13. Amaris SFG dort platziert, ausgelöscht. Während die 4. Amaris Dragoner die 191. Royal BattleMech-Division und ihre Reserveeinheiten angriffen, begleitete Stefan Amaris die 13. Amaris SFG in einem waghalsigen Angriff auf den Palast des Ersten Lords. Zwar wurde die unmittelbare Umgebung des Ersten Lords immer noch von mehr als einer Kompanie Krieger der Black Watch bewacht, aber die Spezialeinheiten unter dem Befehl von Meridian machten kurzen Prozeß mit ihnen. Einige Stunden später wurde der völlig überraschte Erste Lord Richard Cameron von Stefan Amaris persönlich ermordet. Anschießend ließ Amaris alle Mitglieder der Cameron Familie zusammentreiben und einen nach dem anderen im Thronsaal hinrichten. An diesem Tag eroberten die republikanischen Kräfte 95 der 103 Welten der Terranischen Hegemonie; ein Lehrbuchbeispiel für einen Sieg durch vollständige Überraschung.

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Stefan Amaris begann sofort, seine Position zu festigen. Militär und Geheimagenten übernahmen HPG-Stationen und Raumverteidigungssysteme in der gesamten Hegemonie. Die dunklen Prophezeiungen über zahlreiche tote Camerons, die in ihrem eigenen Blut lagen, waren erfüllt. Dennoch war nicht alles verloren: die spätere Begründerin der Jadefalken, Elisabeth Hazen, bildete zusammen mit einer Handvoll Überlebender der Royal Black Watch eine Guerillatruppe, die bis zur Befreiung Terras 2779 durchhielt. Auch einige Camerons entkamen als Mitglieder von in die Peripherie entsandten SBVS-Einheiten Stefan Amaris’ Säuberung. Dennoch waren Anfang 2767 alle Welten der Hegemonie in der Hand der Randweltenstreitkräfte. Während General Aleksandr Kerensky im Februar die Eroberung von New Vandenburg im Taurischen Konkordat abschloß, erhielt er eine HPG-Nachricht von Stefan Amaris, in der dieser sich zum Ersten Lord des neu gegründeten Amaris-Imperiums ausrief und den General zum Treueschwur aufforderte. Ähnlich der Denkweise der Japaner im Bezug auf die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg dachte Amaris anscheinend, Kerensky würde allermindestens zähneknirschend einsehen, daß ein Angriff auf die schwer befestigten Hegemoniewelten sehr verlustreich werden würde, was zu einem unruhigen Frieden zwischen ihnen führen und Amaris erlauben würde, seine Eroberungen zu halten. In dieser Hinsicht hatte er die Beharrlickeit und den Gerechtigkeitswillen des Generals ernsthaft unterschätzt. Sofort erklärte Kerensky dem Usurpator den Krieg und sammelte seine Truppen für eine Invasion der Republik der Randwelten. Nachdem es ihm nicht gelungen war, sich die Loyalität der SBVS zu sichern, bat Amaris die Hausfürsten ein letztes Mal, ihm in dem aufziehenden Sturm zu helfen. Er hoffte, daß er mit der Unterstützung wenigstens eines der Großen Häuser eine Allianz bilden könnte, die ihm erlauben würde, weiter Erster Lord

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zu bleiben. Aber keiner der Hausfürsten entsprach seiner Bitte um Hilfe. In diesem Moment dachte Amaris, er sei nun wohl wahrhaftig alleine. Alles, was er jetzt noch tun konnte, war, seinen kürzlich eroberten Besitz zu befestigen und zu verteidigen, in der Hoffnung, den Ansturm zu überstehen. Wenn seine Streitkräfte den angreifenden SBVS genug Verluste beibringen konnten, wäre Kerensky möglicherweise geneigt, den Kampf aufzugeben. Aber auch in dieser Hinsicht unterschätzte er den Willen seines Feindes, Dinge zu Ende zu bringen.

Im August erreichte die komplette Flotte der SBVS die Grenzen der Republik der Randwelten und bot den wenigen Truppen der Republik, die dort stationiert waren, die Chance zur Kapitulation. Regent Mohammed Selim weigerte sich, loyal bis zuletzt. 2770 fielen die letzten Verteidiger Apollos und die Republik der Randwelten existierte offiziell nicht mehr. Der Feldzug zur Befreiung der Hegemonie begann 2772 und Terra selbst wurde von den SBVS 2779 erobert. Die Kämpfe waren hart und blutig, und die SBVS mußten schreckliche Verluste hinnehmen, aber am Ende stand der Ausgang nie in Zweifel. Meridian, der es beinahe geschafft hätte, General Kerensky zu töten, wurde von General Aaron DeChavilier abgeschossen. Baron Gunthar von Strang starb zusammen mit seiner Einheit, die auf der Flucht von vorrückenden SBVS-Kräften zerstört wurde. Stefan Amaris selbst wurde zusammen mit seiner Familie gefangen genommen und von einem rachedurstigen General Kerensky hingerichtet. In den darauffolgenden Säuberungen befahl Kerensky den SBVS, jeden, der auch nur ein bißchen Amarisblut in sich trug, zur Strecke zu bringen.

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In den Nachwehen des Amaris-Bürgerkriegs, als seine Überlebenden mit dem Wiederaufbau begannen, schien es, als sei der Name Amaris Geschichte.

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KINDER DER VERLORENHEIT

Doch hätte nicht ein Gott das Obere nach unten umgewühlt, wir würden, ruhmlos, nicht gepriesen, die wir jetzt den Musen unserer Nachwelt Stoff zum Lied gegeben. - Euripides, Die Troerinnen Damals lag ein langer, dunkler Weg vor uns. Die Kinder der Verlorenheit schrien nach ihren fehlenden Müttern und ihren toten Vätern. Doch die einzige Antwort war Schweigen. Die Sterne starrten in der leeren Nacht zurück, ihr gleichgültiges Schimmern ein Leuchtfeuer der Schwermut. Wir waren allein auf einer kleinen Insel, die durch das Meer der Unendlichkeit trieb. - Aus Vicissitudes von Meridian 2769 unternahm die Worm Ouroboros ihren letzten Versorgungs-flug zur Knossos Basis. Doch dies-mal brachte sie nicht nur Fracht zu der versteckten Amarisbasis in den Chainelaine Isles, sondern auch Familienangehörige des Randwelten-adels. Unter ihnen war Anais Amaris, Fatima, die junge Tochter des Regenten Mohammed Selim, und der zehnjährige Matthias von Strang, der jüngste Sohn von Baron Gunthar von Strang. Obwohl sie darum gefleht hatten, bei ihren Familien bleiben zu dürfen, war Regent Mohammed Selim der Ansicht, sie wären ange-sichts der bevorstehenden Invasion der SBVS auf Knossos sicherer als in der Republik.

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Kurz bevor er sich während des letzten Angriffs der rachsüchtigen SBVS auf Apollo 2070 das Leben nahm, konnte Mohammed Selim alle Aufzeichnungen über Existenz und Lage von Knossos zerstören. Die letzten Befehle des Ober-kommandos der Republik lauteten, daß alle Kontaktversuche von Knossos mit der Republik einzustellen seien und niemand die Chainelaine Isles verlassen dürfe, um die Lage des Stützpunktes nicht zu verraten. Der letzte Satz der schriftlichen Be-fehle, die der Kommandant von Knossos erhielt, lautete, sie sollten versuchen, zu überleben und warten, bis ein Schiff der Republik kommen und sie zurück nach Hause bringen würde. Als die Wurm Ouroboros die letzten Sprungvorbereitungen durchlief, um zu versuchen, sich den Kräften der Republik bei Terra anzuschließen, gab es noch einen Hauch von Hoffnung, daß die SBVS vielleicht ihren Feldzug zur Rückeroberung der Hegemonie aufgeben und daß ein Friedensabkommen geschlossen werde. Als das Flaggschiff der Republik in die sternenübersäte Leere sprang, herrschte wieder Stille. Da das Militär zu dieser Zeit vollständig loyal zur Amaris Familie war, wurde Anais Amaris schnell zur Kommandantin aller Republikstreitkräfte in den Chainelane Isles. Anais kam zu dem Schluß, daß die Rettungsschiffe sich möglicherweise verspäten würden und bestimmte, das oberste Gebot sei Überleben. Es gab drei größere versteckte Stützpunkte: auf dem größten, Knossos, befanden sich die Schiffswerften und Waffenfabriken; zwei kleinere Befestigungen mit Codenamen Phaestos und Millia waren Vorratslager mit Waffen und Rohstoffen. Durch mehrere tausend Menschen an Personal und nun zusätzlich tausende Flüchtlinge wurden Nahrung und Instandhaltung der Lebenserhaltungssysteme zu einem akuten Problem. Glücklicherweise war ein Großteil der Besatzung des Stützpunktes Wissenschaftler und Techniker und so wurden Projekte ins Leben gerufen, um Nahrungsmittel zu entwickeln. Angeführt von dem brillianten Genetiker Dr. Ivo Wong kam es 2774 zum Durchbruch bei der Erschaffung von eßbaren Pilzen und Flechten, die in speziell entworfenen Treibhäusern, die in umliegende Asteroiden gebohrt wurden, gezüchtet werden konnten.

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2780 entdeckten die Überwachungsstationen der Knossos ein ankommendes Sprungschiff. Das Basispersonal hetzte in Verteidigungspositionen, sehnsüchtig hoffend, daß es sich um ein Schiff der Republik handle; ihre Hoffnung stieg für eine kurze Zeit, als das Schiff auf die Abfrage der Sicherheitsprotokolle eine entsprechende Kennung ausstrahlte. Noch während die Besatzung jubelte, begann ihnen mit der Annäherung des Schiffes auf den Überwachungsmonitoren die Wahrheit zu dämmern. Es handelte sich um ein Starlord-Klasse-Sprungschiff der Marine der Republik mit fürchterlichen Schäden, verteilt über seine gesamte Hülle. Zwei schwer beschädigte Overlord-Landungsschiffe hingen an seinen Dockkragen. Die Überlebenden wurden in die Basis gebracht und bei der folgenden Einsatzbesprechung wurde die gesamte Tragödie, die das Imperium von Stefan Amaris erlitten hatte, deutlich. Nicht nur, daß die gesamte Republik der Randwelten unter der Macht der SBVS gefallen war, auch sämtliche Welten der Hegemonie waren zurückerobert und die Amaris Familie bis ins letzte Glied abgeschlachtet worden. Überwältigt von ihrer Trauer und der Demütigung, begingen mehrere hundert Zivilisten und Soldaten Selbstmord. Ein paar der pragmatischeren Männer und Frauen blickten auf Anais Amaris als Anführerin, aber die einzige überlebende Tochter von Stefan Amaris war voller Trauer. Anais, die ihre Emotionen kaum unter Kontrolle hatte, rannte in eines der Laboratorien im inneren Teil der Station und nahm einen schädlichen Pilz zu sich, der als nicht eßbar eingestuft war. Beinahe augenblicklich brach die junge Frau zusammen und fiel in ein tiefes Koma. Das medizinische Personal, das sie untersuchte, gab ihr höchstens eine

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Woche. Die nächsten Tage regierte völlige Verwirrung den Stützpunkt, die Menschen irrten ziellos umher und wußten nicht, was sie tun sollten. Als sich der Schock und die Trauer in Verzweiflung verwandelten, befürwortete eine große Mehrheit der Stationsbewohner eine Rückkehr in die Innere Sphäre, um dort ihr Glück zu versuchen. Die Verwirrung, was zu tun sei, stieg weiter, und so bildeten Matthias von Strang und Fatima Selim eine Koalition mit dem Ziel, den letzten Befehlen des Oberkommandos der Republik Folge zu leisten; die beiden jungen Leute argumentierten, sie müßten vom Rest der Menschheit versteckt bleiben und sich neu gruppieren. Mit Einzug der Verzweiflung entstanden Konflikte zwischen beiden Seiten; die „Rückkehrer“ versuchten, das beschädigte Sprungschiff zu übernehmen und die anderen hielten sie davon ab. Während sich die unbedeutenden Streitigkeiten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen aus-wuchsen, blieben Matthias und Fatima bei der komatösen Anais Amaris und schworen, sie mit ihrem eigenen Leben zu beschützen. In den folgenden zwei Wochen holten sich beide Seiten immer mächtigere Waffen aus den Vorratslagern, bis schließlich ein offener Krieg ausbrach. Die Kämpfe in den drei Basen wurden zu blutigen Belagerungen, beide Parteien verwandelten sich in wilde Tiere, die Männer, Frauen und Kinder gleichermaßen in einer Orgie aus Blut und Gewalt abschlachteten. Während die Auseinander-setzungen in einem Zermürbungskrieg weiter tobten, sammelten Matthias und Fatima ihre Truppen und führten sie unbarmherzig gegen die feindlichen „Rückkehrer“, bis von diesen nur noch ein paar hundert übrig waren, die dann gefangen genommen wurden. Die Bilanz, die die Überlebenden nach Ende des Gemetzels zogen, war erschreckend: die beiden kleineren Basen hatten gewaltige Schäden einstecken müssen, Phaestos war praktisch unbewohnbar, da jemand das Lebenserhaltungssystem sabotiert und jeden an Bord dem tödlichen Vakuum des Weltraums ausgesetzt hatte, und auf Mallia war es zu einer Kernschmelze des Reaktors gekommen, die die gesamte Basis mit tödlicher Strahlung geflutet und die Hälfte der kostbaren unterirdischen Pilztreibhäuser zerstört hatte. Die Schiffswerften von Knossos, ebenso wie das Starlord-Sprungschiff, waren schwer beschädigt und konnten mit den vorhandenen Mitteln nicht repariert werden. Der Konflikt zwischen denen, die zurückkehren wollten, und denen, die bleiben wollten, hätte sie beinahe alle vernichtet. Nach dieser Bestandsaufnahme sah die Zukunft düster aus. Von denen, die in die Innere Sphäre oder die Peripherie zurückkehren wollten, waren nur ein paar hundert übrig. Die Koalition von Fatima und Matthias bestand aus knapp tausend Männern, Frauen und Kindern. Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit durchdrang die Knossos und während Fatima Selim ihre Tage kniend und fieberhaft betend bei der immer noch komatösen Anais Amaris verbrachte, wachten Matthias von Strang und

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seine Gruppe aus ehemaligen Militärs über die Gefangenen. Als die Situation den Punkt erreichte, an dem die Besatzung am Existenzminimum vegetierte, begann sich auch unter den loyalsten Gefolgsleuten von Fatima und Matthias Unruhe breit zu machen. Während die Tage zu Monaten wurden, stellten einige ihre Befehlsgewalt offen in Frage. Nachdem die Stimmen der Opposition immer lauter wurden, erwachte Fatima aus ihrer Lethargie und sagte ihnen, sie warte darauf, daß Anais Amaris aufwache und sie führe; sie müßten nur Geduld haben. Auf die Frage von einem von Matthias’ Lieutenants, wie lange sie warten müßten, antwortete Fatima, die Länge der Zeit sei ein Test ihrer Loyalität. Je länger es dauere, desto mächtiger würde Anais bei ihrem Erwachen sein. Am Morgen des vierten Monats nach Beginn des inneren Konflikts erwachte Fatima Selim vor dem leeren Bett von Anais. Sie eilte hastig zur Tür, die sich öffnete, und herein trat die hellwache Anais Amaris, bekleidet nur mit ihrem Nachthemd, bleich wie ein Geist und vom Nahrungsmangel ausgezehrt. In diesem Moment betrat Matthias von Strang den Raum und warf sich bei diesem Anblick auf den Boden. Obwohl sie für fast sechs Monate im Koma gelegen hatte, konnte Anais Amaris aus eigener Kraft stehen und gehen, wenn auch unbeholfen. Voller Ehrfurcht angesichts dieses scheinbaren Wunders warf sich auch Fatima zu Boden und sie und Mathias knieten vor Anais nieder. Die letzte Überlebende der Amaris' saß auf ihrem Bett, während ihre zwei loyalsten Gefolgsleute ihr nun über den katastrophalen Krieg im Inneren berichteten. Bereits nach weniger als einer Stunde ging Anais Amaris, flankiert von Matthias und Fatima, zu dem Teil des Stützpunktes, in dem sich der Großteil der Bevölke-rung aufhielt und sprach sowohl zu ihren treuen Untertanen als auch zu den Gefangenen. Sie behauptete, ihr Vater hätte im Schlaf zu ihr gesprochen; es sei ihre Aufgabe, mit den Überresten ihres Volkes den Kampf gegen den Sternenbund und die Innere Sphäre fortzusetzen. Der genaue Wortlaut der Rede wurde nicht aufgezeichnet, aber es heißt, die Zuhörer seien von ihren Worten und ihrer wundersamen Genesung so bewegt gewesen, daß sie angesichts ihrer Anführerin, die endlich zurückgekehrt war, um ihnen den Weg zu weisen, auf die Knie gefallen seien.

DIE GEBURT DER VERBORGENEN GESELLSCHAFT Mutter Anais, unsere Matriarchin, war zu uns zurückgekehrt. Die Schlafende, aus dem Land der Träume und Weissagungen erwacht, brachte eine Vision mit. Ihre Klarheit gab ihr Stärke, der Fluch, der auf ihrer Familie lag, gab ihr Willenskraft. Es war eine Bewährungsprobe für uns und wir waren fest entschlossen, sie zu bestehen, koste es, was es wolle. So verfügte sie, wir müßten unser vorheriges

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Leben aufgeben und ein neues beginnen, ein neues Leben voller Verheißung und Hoffnung auf Frieden für die gesamte Menschheit. -Aus Vicissitudes von Meridian Sobald sich die politische Lage stabilisiert hatte, begann Mutter Anais, wie sie von nun an genannt wurde, eine komplett neue Zivilisation zu formen. Zuerst legte sie die Umrisse der sozialen Lehre in einer „Der Schwur der Rose“ genannten Rede dar. Sie erklärte, es sei nicht möglich, in die Peripherie oder die Innere Sphäre zurückzukehren; vielmehr sollten sie alle hier bleiben und an Kraft gewinnen, bis sie mit genug Macht und militärische Stärke eines Tages zurückkehren könnten, um die korrupten Großen Häuser ein für allemal zu stürzen. Es ist ironisch, daß der Schwur der Rose General Kerenskys Doktrin der versteckten Hoffnung in Klang und Inhalt so erschreckend ähnelt, daß die Übereinstimmungen schlicht erschütternd sind. So wie die Überlebenden des Exodus, die schließlich zu den Clans wurden, begannen auch die Überlebenden des Hauses Amaris, ihre Gesellschaft umzugestalten. Die verbliebene Bevölkerung der Knossos sehnte sich nach dem monatelangen Bruderkonflikt, der sie beinahe ausgelöscht hätte, so sehr nach Führung, daß sie die Reformen von Mutter Anais vollständig annahm , und so veränderte sie die Gesellschaft zu etwas völlig Fremdartigen. Wie ihr, so trauere auch ich um meine Liebsten, die verloren sind. Mein Vater, unser aller Vater, war alles für mich. Nun ist er fort und ich werde ihn schrecklich vermissen. Aber ich werde mich an seine Taten erinnern, und seine Sache wird nicht vergessen werden. Wir können weder in die Innere Sphäre noch in die Peripherie zurückkehren. Wenn unsere Feinde entdecken, wer wir sind, werden sie uns jagen und erschlagen wie räudige Hunde. Wir müssen in den Schatten leben. Wir müssen verborgen bleiben und dürfen uns niemandem zeigen. Unser Symbol wird die Rose sein, denn in alten Zeiten war die Rose ein Symbol des Schweigens und der Verborgenheit. In der griechischen Mythologie schenkte die Göttin der Liebe dem Gott des Schweigens eine Rose, damit er nicht die Schwächen der anderen Götter verriete; ebenso werden wir nur durch das Leben in unserer verborgenen Gesellschaft unsere Stärke, unsere Macht wiedererlangen können, für

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den Tag, an dem wir uns zeigen und unsere Gefallenen rächen werden. Es wird ein strahlender und glorreicher Tag sein, wenn wir endlich die tyrannischen Soldaten des Sternenbundes und die verderbten Häuser stürzen und es der Menschheit ermöglichen, in einer neuen Gesellschaft aufzugehen, einer Gesellschaft ohne Kriege, Konflikte und Tyrannei. -Anais Amaris, Der Schwur der Rose

Als ersten Schritt bei der Erschaffung ihrer neuen Gesellschaft führte Anais Amaris eine Kaste ein, die es seit den Anfangstagen der Republik der Randwelten unter dem psychotischen Hector Rowe nicht mehr gegeben hatte. Anais bestimmte, harte Arbeit und banale Aufgaben seien der neu geschaffenen Unterkaste der Heloten zu übertragen. Die Heloten hätten den Status von Sklaven und würden die Hauptlast der physischen Beschwernisse dieser neuen Gesellschaft tragen; die ehemaligen Gefangenen, die für eine Rückkehr in die Innere Sphäre waren, bildeten die Grundlage für die neuen Heloten. Weiterhin wurde festgelegt, daß der Großteil der Gesellschaft aus Heloten bestehen werde, da jedes Kind, das aus der uralten Vereinigung von Mann und Frau hervorgehen würde, als Helot zur Welt käme. Diese Sklaven hatten gewisse Rechte, waren aber den anderen Kasten gegenüber vollständig untertan; die Heloten hatten kein Wahlrecht, sie konnten lediglich innerhalb ihrer Untergruppe einen Anführer bestimmen. Heloten hatten außerdem keine individuellen Namen, vielmehr bekam jeder Helot zur Identifizierung eine Ziffern- und Buchstabenkombination, z. B. XHT-8311, zu-gewiesen. Um die für das Überleben ihrer Gesellschaft in der harten Realität notwendigen technischen

Fertigkeiten und Kenntnisse zu bewahren, schuf Mutter Anais die Gilden. Die Gilden waren im wesentlichen Speicher des Wissens; ihre Aufgabe war es, Lehrlinge auszubilden, außerdem waren sie Teil des Fundaments der neuen Verborgenen Gesellschaft. Sie ähnelten in unheimlicher Weise dem Kastensystem der Clans, mit dem Unterschied, daß Menschen nicht in die Gilden hineingeboren wurden, sondern die Gilden vielmehr die Möglichkeit besaßen, aus der Menge der

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Heloten zu rekrutieren; damit erhielten auch die untersten Schichten der verborgenen Gesellschaft die Möglichkeit, aus ihrer faktischen Leibeigenschaft aufzusteigen. So hatten die talentiertesten und ehrgeizigsten Heloten die Möglichkeit, ihren sozialen Status zu verbessern, indem sie Mitglieder der Gilden wurden. Wurde ein Helot in einer Gilde aufgenommen, erlaubte man ihnen, einen selbstgewählten Namen zu tragen. Daher war es mit großem Ansehen verbunden, Mitglied einer Gilde zu werden. Die Gilden jedoch benutzten ein hartes Auswahlsystem und nahmen nur diejenigen auf, die sich als würdig erwiesen, im Spezialgebiet der jeweiligen Gilde ausgebildet zu werden.

Die zahlreichen Gilden hatten ihr jeweiliges Spezialgebiet und waren dementsprechend organisiert. Zu den größten und einflußreichsten Gilden zählten die Wissenschaftlergilde, die Technikergilde, die Händlergilde, die Künstlergilde und natürlich die Kriegergilde. Speziell die mächtige Kriegergilde war verantwortlich dafür, Rekruten für die neuen Amaris-Streitkräfte auszubilden und war je nach Spezialgebiet in zahlreiche Subgilden unterteil: so gab es MechKrieger-, FLUM-, Infanterie/Gefechtsrüstungs-, Jäger-, Panzer/Fahrzeug-, Transport-, Sprung-/Landungsschiff- und Kriegsschiff-SubGilden. Naturgemäß

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hatten diese Kriegergilden wegen ihres Einflusses auf das Militär große Macht und hohes Prestige unter den Gilden. Es gab zwei weitere Organisatloyal und politisch stabil zu halten. Die erste war die neue Amaris-Armee. Diese Armee, das sogenannte Schattenkorps, sollte die Grundlage für eine Rück-kehr Haus Amaris’ in die Innere Sphäre darstellen und deshalb langsam bis zur notwendigen Stärke aufgebaut werden. Da das Schattenkorps Personal aus allen Gilden, besonders natürlich der Kriegergilde rekrutieren konnte, wuchs es über die nächsten zwei Jahrhunderte sprunghaft an. Während die Innere Sphäre in den endlosen Kreislauf der Nachfolge-kriege gezogen wurde, der sie militärisch schwächte, gewann das Schattenkorps sowohl an Stärke als auch an technischer Qualität. Die zweite Einrichtung wurde die „Inquisitio

ionen, deren Zweck darin bestand, die Bevölkerung

n“enannt. Die Aufgabe der

gInquisition, die ebenso gefürchtet und respektiert wurde wie das Schattenkorps, war es, durch Eliminierung potentieller Bedrohungen die innere Stabilität der Verborgenen Gesellschaft zu gewährleisten als auch Informationen von externen Quellen zu sammeln, um den Weg für die Rückkehr des Hauses Amaris in die Innere Sphäre zu ebnen. Diese im Verborgenen arbeitende Organisation wurde von einer Handvoll überlebender ehemaliger Geheimdienstler der Republik gegründet, die

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Anais Amaris’ Person gegenüber loyal geblieben waren; sogar ROM wurde in den kommenden Jahrhunderten von der Inquisition an Rücksichtslosigkeit und Effizienz übertroffen. An der Spitze dieser neu gebildeten Gesellschaft standen die Schattenlords, die Aufseher des versteckten Volkes. Ihre Herrschaft war geheimnisumwittert und wurde von Schattenkorps und Inquisition gestützt. Es ist bekannt, daß die ersten Schattenlords Fatima Selim und Matthias Von Strang waren, die loyalsten Leutnants von Anais Amaris. Zu dieser Zeit war die Befehlskette so geheim, daß nicht einmal die gewöhnliche Bevölkerung wußte, wer ihre Herrscher waren. Höchstwahrscheinlich wählten die Nachfolger der ersten Schattenlords ihre Nachfolger aus dem Schattenkorps oder der Inquisition, da diese beiden Einrichtungen als Ausbildungskader für zukünftige Anführer dienten.

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DAS JARNFOLK UND CLAN VIELFRASS

ndlich, endlich war das Gerüst fertiggestellt. Nun hatten wir die Pläne und Mittel

on Meridian

ilisierte, gab Mutter Anais einige Projekte

Ezur Erschaffung einer perfekten Gesellschaft. Alles, was noch zu tun war, war die Pläne auszuführen. - Aus Vicissitudes v Noch während sich die innere Lage stabzur Reparatur und Erweiterung der geheimen Stützpunkte in den Chainelane Isles in Auftrag. Nach Beginn der Aufräumarbeiten auf den beiden kleineren Basen befahl Anais die Entfernung der Insignien der Republik der Randwelten auf dem Sprungschiff der StarLord-Klasse. Nach seiner Reperatur sollte es Informationen außerhalb der Chainelane Isles sammeln. Obwohl der lange Weg zur Erholung begonnen war, gab es, was Rohstoffe anbelangte, immer noch gravierende Defizite, die eine autarke Versorgung erschwerten. Die Lösung für dieses Problem kam von höchst unerwarteter Seite.

as Jarnfolk war schon seit Hunderten von Jahren ein halbnomadisches Volk, das regelmäßig durch die tiefe Peripherie reiste; extrem verschlossen und unzugänglich D

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für Außenseiter war es in gewisser Weise eine Art Zigeunervolk, das die Sterne bereiste und gelegentlich mit anderen Kulturen der Peripherie Handel trieb. 2785, während General Kerensky seine Doktrin der versteckten Hoffnung ausgab und in der Inneren Sphäre die Nachfolgekriege begannen, wagte sich ein Jarnfolk

Beratern beschloß Mutter Anais, es sei auf nge Sicht von Vorteil, zu versuchen, mit dem Jarnfolk Kontakt aufzunehmen.

nach Abschluß des Handelsabkommen kamen Jarnfolk-Schiffe nach einem stgelegten Plan regelmäßig zum Handeln und für Instandsetzungsarbeiten nach

ehen die drei in den Chainelane Isles ersteckten Stützpunkte. Die Macht der Amaris-Blutlinie war bewahrt worden und

alle Mitglieder dieser neuen, vereinten Gesellschaft waren zufrieden – natürlich gab

Sprungschiff in die Asteroidenfelder nahe Knossos und begann dort mit Reparaturen an seinem beschädigten Sprungsegel. Interessanterweise war dies nicht das erste Mal, daß sich ein Jarnfolk Schiff in die Nähe der versteckten Amaris Stützpunkte verirrte; es gab eine Reihe von Beinahe-Zwischenfällen, bei denen die Besatzung von Knossos kurz davor stand, die „Weltraumnomaden“ anzugreifen, aber die Geduld behielt in all den Jahren die Oberhand. Andererseits war dies das erste Mal, daß ein Jarnfolk Schiff länger als nur ein paar Stunden blieb, da es ganz offensichtlich reparaturbedürftig war. Nach Rücksprache mit ihren engstenlaDaher ließ sie die teilweise reparierten (und neu lackierten) Overlord-Landungsschiffe von Knossos starten und direkten Kurs zum Jarnfolk-Schiff aufnehmen; während ihres Anflugs sendeten die Landungsschiffe kontinuierlich freundliche Botschaften. Die Besatzung des Jarnfolk-Schiffes zögerte zunächst, akzeptierte dann aber, immer noch zurückhaltend, die überraschend aufgetauchten Bewohner des Asteroidenfelds. Die Bewohner von Knossos halfen bei der Reparatur des Schiffs und waren überglücklich, als die Jarnfolk-Besatzung ein Handelsabkommen mit ihnen schloss. Im Austausch für Waffen und die Benutzung der Werften würde das Jarnfolk ihnen Rohstoffe zum Wiederaufbau ihrer beschädigten Basen liefern. Weiterhin legte eine Klausel des Handelsabkommens fest, daß keine Seite die Existenz der anderen Außenseitern gegenüber enthüllen würde. Ein JahrfeKnossos. Die Asteroidenfelder enthielten außerdem eine hohe Konzentration an Germanium, einem wichtigen Bestandteil von K-F-Sprungtriebwerken. Während der Abbau dieser Resource begann, wurde das Jarnfolk immer abhängiger von Knossos. Obwohl die Verborgene Gesellschaft dem Jarnfolk nie seinen wahren Ursprung verriet, ist es gut möglich, daß die Weltraumnomaden darüber Bescheid wußten, da die zufällige Reparatur ihres Sprungschiffes in der Nähe von Knossos ein wenig „zu gut um wahr zu sein“ war. Im 29. Jahrhundert wuchsen und gediv

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es einige Abweichler, die jedoch von der Inquisition schnell ausfindig gemacht und unverzüglich eliminiert wurden. 2811 beschloß Mutter Anais den Beginn erster Streifzüge der Verborgenen Gesellschaft zurück in die Innere Sphäre, um Informationen zu sammeln. Es waren bereits einige Sprungschiffe, getarnt als Handelsschiffe aus der Peripherie, gebaut worden; sie sollten sowohl anonym mit der Inneren Sphäre

andel treiben als auch Agenten der Inquisition transportieren. Einige Jahre später

Gut zu elangen (ohne ihre

Hhatten die Agenten der Inquisition ihre Fähigkeiten weiter verbessert und erstatteten Bericht über die zahlreichen Kriege, die die Innere Sphäre entflammt hatte, sehr zur Freude der Verborgenen Gesellschaft. Wenn die Großen Häuser sich gegenseitig zerstören könnten, um so besser. Mutter Anais fragte sich außerdem, was aus dem Exodus der SBVS geworden war. Hatte er ein vorzeitiges Ende gefunden oder würden die SBVS irgendwann zurückkehren, um den Sternenbund zu erneuern? Diese Frage quälte sie bis zum Zusammentreffen mit einem einzelnen, verlorenen Sprungschiff Jahrzehnte später. Wenn die Verborgene Gesellschaft etwas von Wert von einer anderen Kultur wollte, trieb sie entweder Handel, um an das entsprechende g

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wahre Identität zu offenbaren), oder sie nahm es sich einfach. 2818 wurden einige Korvetten in den Knossos Schiffswerften fertiggestellt. Diese kleinen Kriegsschiffe wurden dann für Über-fälle benutzt, bei denen sich die Verborgene Gesellschaft nehmen konnte, was sie wollte. Die einzige Auflage bei diesen Überfällen war es, Konflikte mit dem verbündeten Jarnfolk zu vermeiden, alles andere

war erlaubt. Im Laufe der Jahre gelang es mithilfe dieser Kriegsschiffe, einige Handelssprungschiffe zu kapern und die Crew zu versklaven, wodurch die Helotenpopulation weiter anstieg. Trotz der gelegentlichen Überfalle in der Peripherie, bei denen Männer, Frauen und Kinder entführt wurden, um sie in die Kaste der Heloten zu integrieren, litt die Verborgene Gesellschaft unter einem kritischen Mangel an Arbeitskräften.

Um dieses Problem zu lösen, befahl Mutter Anais die Erschaffung eines Eugenik-Programms. Obwohl er-schreckend ähnlich zum späteren Eugenik-Programm der Clans, unter-schied sich das der Verborgenen Gesellschaft insofern, als daß es zwei Typen von genetisch veränderten Menschen gab. Beim ersten Typ benutzte man gesplicete DNS der geeignetsten Spender, um Soldaten zu erschaffen, während beim zweiten Typ Individuen, die herausragende Fähigkeiten oder Loyalität zu Haus Amaris besaßen, direkt geklont wurden. Der alternde Dr. Ivo Wong erklärte sich sofort bereit, das Projekt zu leiten; sein Großvater war Jahrzehnte zuvor ein Pionier fortschrittlicher Klontechnik im Sternenbund gewesen, bis ihm weitere Forschungen untersagt wurden. Jetzt verfolgte Dr. Wong, ausgestattet mit absoluter Macht-befugnis, seinen lebenslangen Traum vom perfekten Klon weiter. Schon nach wenigen Jahren gelang der Verborgenen Gesellschaft mit der Entwicklung einer künstlichen Gebärmutter der Durchbruch und sie begann, Menschen „herzustellen“. Der erste Typ von Menschen wurde nach dem Begriff „Gensplicing“ „Splicer“ genannt, während man den zweiten Typ als „Replikanten“

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bezeichnete. Letztere waren identische Klone ihres jeweiligen „Originals“ mit ge-ringfügigen Modifikationen, um genetische Degradation zu verhindern. Mit der Zeit entstanden so drei unterschiedliche Arten Mensch in der Verborgenen

ährend das Eugenikprogramm der Verborgenen Gesellschaft entwickelt wurde,

Gesellschaft. Die erste wurde „Naturals“ genannt, Produkt der uralten Vereinigung von Mann und Frau; jeder so geborene Mensch war automatisch Helot. Die zweite Art waren die Splicer, deren Charakteristika denen von Clan-Wahrgeborenen äh-nelten, da sie wie diese aus gespliceten Genen erschaffen und künstlich zur Welt gebracht wurden. Zuletzt gab es die Replikanten, direkte Kopien ihrer menschlichen Vorlage, ausgestattet mit Gedächtnisimplantaten, die ihnen Fähig-keiten und Talente ihres früheren Lebens verliehen und auf völlige Loyalität gegenüber der Sache der Amaris’ konditioniert waren. Anders als die Naturals wurden Splicer und Replikanten für den Einsatz als Soldaten und Attentäter geschaffen: wer während der harten Ausbildung versagte, wurde „entsorgt“ – unter den Überlebenden war keiner, der jemals versagt hätte. Wentdeckten die Scouts der Verborgenen Gesellschaft einen auf keiner Karte verzeichneten Planetoiden in der riesigen Kluft zwischen den Chainelane Islands und Nueva Castile in der tiefen Peripherie - einen sog. rogue planet. Rogue planets sind Anomalien, die den Rahmen der konventionellen wissenschaftlichen Denk-weise sprengen. Anders als die meisten Planeten, die in der Nähe anderer Sterne entstehen und auf diesen Ort beschränkt sind, treiben rogue planets fast unentdeckt durch die weite Leere des Alls. Nur durch blankes Glück gelang es dem Amaris Sprungschiff, dieses Exemplar zu entdecken. Nachdem sie seine Position und seine wahrscheinliche Abtrift in ihren Sternenkarten verzeichnet hatten, kehrte das Sprungschiff sofort zu Knossos zurück und berichtete den Schattenlords von dieser Entdeckung. Innerhalb weniger Wochen organisierte die Verborgene Gesellschaft eine Expedition, die losgeschickt wurde, diesen rogue planet zu finden.

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Den Ergebnissen der Expedition zufolge hatte der Planetoid eine dünne Atmosphäre und war praktisch ohne Leben. Allerdings gab es große Mineral-vorkommen, die aus dem Felsgestein abgebaut werden konnten. Man entschloß, riesige, unterirdische Städte für die wachsende Helotenbevölkerung zu bauen; die Gilden errichteten dort Bergbauanlagen und Fabriken für die Schwerindustrie. 2822 war die erste Stadt auf dem „Sanctuary“ getauften Planetoiden fertig. Wegen der niedrigen kosmischen Strahlung, bedingt durch den Mangel an Sternen in der Umgebung, brauchten Sprungschiffe, die nach Sanctuary reisten, Monate, um ihre Batterien aufzuladen. 2841 gelang es der Verborgenen Gesellschaft, automatisierte Ladestationen in nahegelegenen, nicht kartographierten Sternensystemen einzurichten; sie waren als Asteroiden getarnt, so daß kein vorbeifliegendes Schiff sie entdecken konnte. Die Zeit verging, und die Bevölkerung der Verborgenen Gesellschaft wuchs. Erste Erkenntnisse über das Schicksal der SBVS nach ihrem Exodus erhielt die Verborgene Gesellschaft, als eine ihrer Korvetten gegen Ende 2823 ein fliehendes Sprungschiff, das hoffnungslos vom Kurs abgekommen war, abfing und aufbrachte. Durch die Befragung der gefangengenommenen Crew kam das volle Ausmaß von Amaris’ Vermächtnis ans Tageslicht. Nicht nur, daß General Aleksandr Kerensky und seine Anhänger die Innere Sphäre ihrem Schicksal überließen, sein Sohn Nicholas Kerensky gründete eine völlig fremdartige Gesellschaft, die der Schöpfung von Mutter Anais sehr ähnlich war. Bei der Durchsuchung des Sprungschiffes und der angekoppelten Landungsschiffe gelang es der Inquisition, einige sorgfältig versteckte Kernspeicher sicherzustellen, die Daten von BattleMech-Konstruktion bis hin zu neuen Methoden des Terraforming enthielten. Die Gefangenen waren Wissenschaftler, Techniker und Händler eines gewissen „Clan Vielfraß“; sie wurden sofort verschiedenen Methoden der Gehirnwäsche unterzogen, um sie gefügig zu machen, so daß man Zugang zu ihrem kulturellen und technischen Wissen erhielt. Obwohl viele dieser Gefangenen später starben, gelang es doch, dank ihres Wissens und dem Speicherkern aus dem Sprungschiff, einige wichtige technologische Entdeckungen zu machen. Nachdem sie ihrem Volk für mehr als fünf Jahrzehnte gedient hatte, starb Mutter Anais 2826 friedlich im Schlaf. Sie hatte ein Keuschheitsgelübde abgelegt, als sie Anführerin der Verborgenen Gesellschaft wurde und erklärt, sie werde die letzte Amaris sein, die auf natürlichem Wege zur Welt kommen werde. Fortan sollten alle Anführer entweder als Splicer oder Replikanten „geboren“ werden. Die Menschen der Verborgenen Gesellschaft weinten, als sie von ihrem Tod erfuhren, und nachdem ihr Körper auf allen Stützpunkten aufgebahrt worden war, setzte man sie schließlich in einer Gruft auf Sanctuary bei. Dort bekamen die Leute ein halbes Dutzend in Roben vermummte Individuen zu sehen, die sich selbst als

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„Schattenlords“ bezeichneten und erklärten, der Krieg gegen die Kinder des Sternenbunds und die verdorbenen Großen Häuser würde nun beginnen.

FÜHLER Wenn diese Clans von Kerensky sich für den Mongolensturm halten, eine unaufhaltbare Armee von Kriegern, dann sind wir die Verkörperung der Ninja – lautlos, schnell und tödlich. - Aus Vicissitudes von Meridian Gefährlich ist der verborgene Zorn, denn unverhohlener Haß verspielt die Gelegenheit zur Vergeltung. - Seneca Während für die Clans das begann, was sie als das “Goldene Jahrhundert” bezeichnen, war auch die Verborgene Gesellschaft nicht untätig. Die versteckten Städte im Untergrund von Sanctuary hatten sich in ein halbes Dutzend blühender Metropolen verwandelt, und Knossos war vollständig ausgelastet mit der Produktion von Kriegsmaterial. Mit den Navigationsaufzeichnungen des eroberten Sprungschiffs von Clan Vielfraß gelang es den Agenten der Inquisition, die ungefähre Lage der Clan-Heimatwelten zu bestimmen. Obwohl die Kinder von Amaris ihre ewigen Feinde vernichten wollten, wußten sie, daß es ihnen an der dafür nötigen Stärke mangelte. Es mußte eine Strategie entwickelt werden, mit der sie mehr über den Feind herausfinden konnten, ohne entdeckt zu werden. Die Lösung sollte bald gefunden werden und lag in der Clangesellschaft selbst. Die Clans von Kerensky sind eine Gesellschaft, die auf einem Kastensystem basiert und von den Kriegern beherrscht wird. In dieser starren Kultur gibt es unausweichlich Abweicher, die nicht in das strikte Kastensystem passen oder seine Regeln verletzen. In den folgenden Jahrzehnten des Goldenen Zeitalters begann sich eine Subkultur der Ausgestoßenen zu entwickeln. Bekannt als die Dunkle Kaste oder Banditenkaste, wurden diese Außenseiter der Clangesellschaft gnaden-los von ihren früheren Clans gejagt. Ins Exil gezwungen und von Kriegern aller Clans zur Übung gejagt, flohen sie in gestohlenen Landungs- und Sprungschiffen und versuchten sich im Caliban Nebula, einem gewaltigen, gasförmigen Schleier, der den Clanraum vor den neugierigen Augen der Inneren Sphäre verbarg, zu verstecken. Um zu überleben, wurden die Mitglieder dieser Banditenkaste zu Piraten, die Clanenklaven überfielen, um sich mit dem Notwendigsten zu versorgen. Zuerst hatten die Schattenlords überlegt, die Banditen, die sich im Caliban Nebula versteckten, als Übung für das gedeihende Schattenkorps

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auszulöschen, dann jedoch entdeckten sie, wie sie diese Facette der Clan-gesellschaft zu ihrem Vorteil nutzen konnten. Das Schattenkorps eliminierte eine einzelne Einheit der Dunklen Kaste und gab sich als die zerstörte Einheit aus, um mehr über die Ausgestoßenen der Clans in Erfahrung zu bringen. Dazu kontaktierte die falsche Einheit der Dunklen Kaste andere Clan-Banditen in der Region und behauptete, man hätte nützliches Kriegs- und Transportmaterial geborgen. Im Austausch für die Versorgung anderer Clan-Banditen mit Nachschub wollte man alles an neuer Technologie, was die Dunkle Kaste bei ihren gelegentlichen Überfällen auf Clan-Enklaven erbeutet hatte. Arglos stimmten die anderen Einheiten der Dunklen Kaste zu und formten eine loses Bündnis untereinander, nicht wissend, daß sie damit ihrem Feind in die Hände spielten. Diese Strategie erwies sich im Laufe des folgenden Jahrhunderts als so erfolgreich, daß es quasi ein Initiationsritus für Rekruten des Amaris-Militärs wurde, sich als Banditen der Dunklen Kaste zu tarnen und Überfälle auszuführen, um selbst Clanausrüstung zu erbeuten und Wissenschaftler und Techniker zu entführen. 2887 kamen die ersten Prototypen eines Amaris OmniMechs aus den umgerüsteten Mechfabriken auf Knossos. Im Laufe der Zeit gelang es Wissenschaftler- und Technikergilde, fast jede fortschrittliche Technologie der Clans zu kopieren.

Wärend das Schattenkorps sowohl an Erfahrung als auch technologischer Qualität gewann, war auch die Inquisition nicht untätig. Schon 2811 hatten die ersten Undercover-Agenten der Inquisition von dem gewaltigen Chaos berichtet, das die Innere Sphäre verschlang, da die Hausfürsten in ihrem Kampf um die Vorherrschaft endlose Kriege gegeneinander führten. Trotz ihrer Freude darüber, daß sich die korrupten Häuser sich wie Schakale aufeinander gestürzt hatten, waren

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die Schattenlords weitaus mehr fasziniert von der Nachricht der Geburt einer neuen, auf Technologie basierenden Fraktion – ComStar. Gegründet von früheren Technikern des Sternenbundes, hatte sich ComStar dem Ziel verpflichtet, die HPG-Stationen der Inneren Sphäre zu beschützen und das durch die Vernichtungskriege der Haus-fürsten rapide schwindende technische Wissen zu bewahren. Als ComStar begann, seinen eigenen Geheimdienst, ROM, aufzubauen, gelang es der Inquisition, Agenten in hoher Position einzuschleusen, wodurch die Ver-borgene Gesellschaft Zugriff auf alle Geheimdienstoperationen ComStars er-hielt; außerdem konnte so die Existenz der Verborgenen Gesellschaft noch besser verschleiert werden, was sich in den kommenden Jahren als strategisch entscheidend erweisen sollte. Wegen der Unterwanderung ROMs durch die Inquisition sowie einer Reihe merkwürdiger Zufälle um Blakes Nachfolger Conrad Toyama sind einige interessante, aber unbewiesene Hypo-thesen entstanden. Es ist bekannt, daß Jerome Blake, der legendäre Gründer ComStars, Anfang 2819 erkrankte und noch im selben Jahr starb. Conrad Toyama war der letzte, der Blake lebend sah und er war es auch, der Blake als Prime Administrator ComStars nachfolgte. Nach seiner Einsetzung begann Toyama augenblicklich, ComStar in einen quasi-religiösen Orden umzuformen, der auf der Anbetung der Technologie fußte. Zieht man den Einfluß der Amaris-Inquisition in Betracht, erscheint es plausibel, daß die Schattenlords Toyama dabei „halfen“, Blakes Nachfolger zu werden und so in gewisser Weise den Wandel ComStars in einen Orden von „Fanatikern“ stark beeinflußten. Obwohl diese Theorie etwas weit hergeholt ist, so verleihen ihr seltsame Zufälle in der Zukunft, die zur Spaltung des

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Ordens und der Entstehung der Word of Blake-Reaktionäre führten, etwas an Glaubwürdigkeit. Eine der vielen neuen Erfindungen, welche die Inquisition so effektiv machte, war die „Supersedure“ genannte Infiltrationstechnik, bei der ein ausgewähltes Ziel eliminiert und durch ein „Double“ ersetzt wurde, das sich als das Opfer ausgab und dessen Leben fortsetze, als sei nichts gewesen. Dieser Doppelgänger war in Wirk-lichkeit ein Agent der Inquisition und arbeitete als geheime Informationsquelle

oder beeinflußte die Entscheidungen der Organisation, der er angehörte; außer-dem war ein solcher Doppelgänger fast vollständig vor Verdacht gefeit. Durch fortschrittliche biometrische Modifi-kationen, die auch die zuverlässigsten Tests bestanden, hatte die Inquisition eine absolut sichere Möglichkeit, ihre Agenten in die höchsten Ränge der feindlichen Einrichtungen zu schleusen. Es wurde nie bestätigt, daß Toyama ein Agent der Inquisition war, aber bei seinem Nachfolger, Raymond Karpov, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß er ein Opfer des Supersedure-Programms wurde. Nach Toyamas Tod und seinem Aufstieg zum neuen Primus ComStars 2837 erteilte Karpov sofort den Befehl, Wissenschaftler der Inneren Sphäre zu töten, die bei der Wiederentdeckung von verlorenge-gangener Sternenbundtechnologie Fort-schritte machten. Könnte dies eine Langzeitstrategie der Schattenlords ge-wesen sein, um die Innere Sphäre technologisch im Rückstand zu halten und so eine künftige Invasion von Haus Amaris zu erleichtern? Bis heute bleibt diese Frage unbeantwortet. Wie in allen Kulturen entwickelten sich auch in der Verborgenen Gesellschaft Mythen und Legenden um die Gründung ihrer Gesellschaft als

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Symbole der Hoffnung für die Zukunft. Während Stefan Amaris in den Geschichtsbüchern der Inneren Sphäre für seine Taten verachtet wurde, stellten ihn die Dichter und Künstler der Verborgenen Gesellschaft als wohlwollenden Anführer dar, der sein Bestes gab, um die Unterdrückten zu befreien, aber durch die Verdorbenheit und Ignoranz der Inneren Sphäre betrogen und umgebracht wurde. Für sein Volk war er kein Tyrann, sondern ein Freiheitskämpfer, der sein Leben gegeben hatte, um die Innere Sphäre von der blutigen Tyrannei des Sternenbundes zu befreien. Die Verborgene Gesellschaft betrachte das Bild Stefan Amaris’ als brutaler Diktator, der alles für sich selbst wollte, als falsch; sie stilisierte ihn als Märtyrer, der ermordet wurde, weil er dem faschistischen Sternenbund getrotzt hatte. Im Lauf der Zeit erhob man Stefan Amaris und seine Tochter Anais in den Rang von Halbgöttern. Zum Lobpreis ihrer Leistungen wurden Lieder und Gedichte geschaffen. Unter den Heloten entstanden religiöse Bewegungen, die glaubten, Stefan Amaris werde von den Toten auferstehen und sie triumphierend in die Innere Sphäre zurückführen. Im selben Maße wie sie Amaris’ Namen verehrten, haßten die Mitglieder der Verborgenen Gesellschaft die Großen Häuser, war es doch ihre Gier und Verdorbenheit gewesen, die es den SBVS erlaubt hatten, die Republik der Randwelten zu zerschlagen. Eine besondere Feindseligkeit hegten sie gegen die Clans, die Nachkommen von General Kerensky selbst, die alle zur Hölle fahren würden.

KRIEG DER ATTENTÄTER Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, wollen wir uns nicht rächen? - William Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig Der Tag der Abrechnung war nah. Wie sehr würden selbst die Mächtigsten zittern, wenn sie erführen, daß wir nicht nur zurückgekehrt, sondern bereits mitten unter ihnen waren? - Aus Vicissitudes von Meridian Trotz seiner vielen Erfolge wäre das Spionagenetzwerk der Inquisition innerhalb ComStars 2901 beinahe aufgedeckt worden. In diesem Jahr kam der Erste Primus ComStars bei einem HoverLimousinen-Unfall, bei dem sein Nachfolger, Dwight Kurstin, möglicherweise die Hände im Spiel hatte, ums Leben. Während die Inquisition angesichts des Verlustes ihres wichtigsten Agenten innerhalb ComStars schwankte, versuchte Primus Kurstin, den Ersten Kreis aufzulösen und heuerte Söldner an, um seine Mitglieder zur Strecke zu bringen. Nur seine rechzeitige Ermordung durch einen Agenten der Inquisition bewahrte die Verborgene Gesellschaft vor der Entdeckung durch die Innere Sphäre, denn Kurstin war es

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gelungen, eine weitreichende Verschwörung innerhalb ComStars aufzudecken und er war kurz davor, damit an die Öffentlichkeit zu treten.

Zu einer weiteren Beinahe-Katastrophe kam es, als Primus York 2947 versuchte, ROM aufzulösen und die Aufgaben des Geheimdienstes den ComGuards zu übertragen. Wiederum verhinderte nur die Ausschaltung des Primus durch einen anderen Inquisitor die Auflösung des Spionagenetzwerks der Verborgenen Ge-sellschaft. Außerdem gelang es der Inquisition, das neu gegründete Explorer Corps zu infiltrieren und so ComStar an der Entdeckung der versteckten Stützpunkte in den Chainelane Isles zu hindern . Indem sie das Explorer Corps beeinflußte, andere Gebiete zu erforschen, gelang es der Verborgenen Gesellschaft, ihre Existenz

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weiter geheim zu halten. 3001 brachte die Inqusition den Ersten Kreis ComStars dazu, Piratenbanden in der Peripherie finanziell zu unterstützen und zu bewaffnen. Bald gewannen die „Banditenkönigreiche“ im Gebiet der ehemaligen Republik der Randwelten an Stärke und überfielen nahegelegene Welten der Nachfolgerstaaten – sehr zur Zufriedenheit der Verborgenen Gesellschaft. Ein anderes Beispiel für ihre Manipulation der Gesellschaften der Inneren Sphäre und der Clans ist die versteckte Weitergabe der DNA und biologischen Daten des Aquasauriden, einem auf Apollo heimischen Meeresräuber, der als Vorlage für das Symbol der Republik der Randwelten diente, an das Clan-PlauderNetz durch die Schattenlords. Wissenschaftler von Clan Schneerabe benutzten die Informationen, um eine überlegene Art von Hai zu schaffen, mit der ihr Khan den Seefuchs, das Totemtier des gleichnamigen Clans, ausrotten wollte. Die Schattenlords, darauf hoffend, daß die Seefüchse von den anderen Clans absorbiert würden, waren schockiert, als Clan Seefuchs seinen Namen 2985 in Clan Diamanthai änderte. Als Wolf’s Dragoner 3005 als Kundschafter der Clans in die IS kamen, erlitt die Inquisition einen weiteren Rückschlag, da es ihre Agenten nicht schafften, die Ein-heit zu infiltrieren. Trotz vieler Versuche gelang es ihnen nicht, in die innere Struktur und abgeschottete Organisation der Dragoner einzudringen. Verärgert durch die wiederholten Fehlschläge bei der Infiltration der Claneinheit entschied sich die Inqusition, ihren Schläfer Vesar Kristofur zu aktivieren und seinen Einfluß über Anton Marik, den Bruder des Generalhauptmanns der Liga Freier Welten, Janos Marik, zu benutzen, um eine Revolte zu beginnen und Wolf’s Dragoner als Dreh- und Angelpunkt bei seinem Griff nach der Macht zu benutzen. Kristofur dachte, die Dragoner würden zerschlagen werden und er würde die Wahrheit über ihre Ursprünge enthüllen können. Die Dragoner jedoch gaben nicht nach, selbst als die Revolte an Schwung verlor, und töteten Anton Marik, als er einige Angehörige der Dragoner entführen und hinrichten ließ (darunter auch Oberst Wolfs Bruder Joshua). Vesar Kristofur kam wegen seines Versagens in ein ComStar Umerziehungslager, doch zur Erleichterung der Verborgenen Gesellschaft sprach er niemals über seine wahre Herkunft. Als sich die Clans 3049 anschickten, die Invasion der Inneren Sphäre zu beginnen, war die Verborgene Gesellschaft dank der Inquisition bereits im Bilde über „Operation Auferstehung“. Die Schattenlords entschieden, nicht einzugreifen und die Geschehnisse lediglich über ihre Verbindungen zu ROM zu überwachen. Während des Angriffs der Jadefalken auf Von Strang’s World an der Lyranischen Grenze propagierte das Schattenkorps eine sofortige Intervention, was die Schattenlords aber ablehnten. Obwohl es schmerzte, widerstand die Verborgene Gesellschaft der Versuchung, ihren entfernten Brüdern, die immer noch loyal zu Amaris standen, zu helfen; die Schattenlords erkannten, daß es zur Katastrophe

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kommen würden, sollten sie sich zu erkennen geben, während die Clans in die Inneren Sphäre einfielen, und hielten sich aus dem Geschehen heraus.

Im Kampf um Tukayyid 3052 erlaubten sie der Inquisition, wichtige militärische Informationen an ROM durchsickern zu lassen, um ComStar den Sieg zu ermöglichen. Nach dem Schisma ComStars konzentrierte die Inquisition ihre Ressourcen auf das neu entstandene Wort Blakes, nachdem sich ComStar zu einer säkularen Einrichtung reformierte. Es ist höchst wahrscheinlich, daß Prima Myndo Waterly Agentin der Inquisition war, da sie einen Plan umzusetzen schien, der ComStar, durchdrungen von der Inquisition, die vollständige Kontrolle über die Innere Sphäre gebracht hätte; allerdings wurde sie von ihrem Präzentor Martialum, Anastasius Focht, aufgehalten. War Operation Skorpion ein Versuch der Schattenlords, durch ComStar die Macht über die Innere Sphäre zu erlangen, nachdem die Clans geschlagen waren? Basierend auf den vorhergehenden Annahmen ist die Wahrscheinlichkeit dafür hoch. Doch der größte Erfolg der Inquisition war es wahrscheinlich, einen Doppelgänger einzusetzen, der zum Herrscher über die Liga Freier Welten wurde. 3035 tötete die Bombe eines unbekannten Attentäters den damaligen Generalhauptmann der Liga, Janos Marik. Obwohl angenommen wurde, sein Sohn Thomas sei ebenfalls ums 63

Leben gekommen, tauchte er ein Jahr später wieder auf und übernahm das Amt des Generalhauptmanns der Liga Freier Welten. Obwohl die Liga aufgrund ihrer ständigen internen Querelen als eher schwach angesehen wurde, begann Thomas sofort mit einer Reihe von Reformen und erreichte einen sowohl ökonomischen als auch militärischen Wandel, der an ein Wunder grenzte. Während die Fabriken der Liga in der Zeit der Claninvasion gewaltige Mengen an Kriegsmaterial für die anderen Nachfolgerstaaten produzierten, zog Generalhauptmann Marik die Reaktionäre vom Wort Blakes auf seine Seite, indem er ihnen das Gebiet der Liga als Zufluchtsort vor ComStar anbot. So waren die Blakisten in der Lage, ihre Kräfte zu festigen und 3058 Terra zu erobern, während ComStar mit der Clanbedrohung beschäftigt war. Es stellen sich einige beunruhigende Fragen zur wahren Natur Thomas Mariks: wenn der Herrscher über die Liga Freier Welten tatsächlich ein Doppelgänger ist, was passierte dann mit dem echten Thomas Marik? War es ein reaktionäres Element innerhalb ComStars, welches den Austausch der Liga-Führung befürwortete, oder stecken die Schattenlords selbst dahinter? Und am wichtigsten, was bezwecken die Verantwortlichen für den Austausch damit? Es ist von äußerster Bedeutung, daß wir die wahre Absicht dahinter entdecken, bevor es zu spät ist. Im Juni 3055 forderte eine Bombenexplosion während einer Wohltätigkeits-veranstaltung auf Tharkad das Leben des geliebten Archons des Vereinigten Commonwealth, Melissa Steiner Davion, und verletzte Großherzog Morgan Kell schwer. Ein Jahr später wurde Ryan Steiner, Anführer der Skye-Separatistenbewegung, von einem Unbekannten erschossen. Diese Morde markier-ten das Ende des einst so mächtigen Vereinigten Commonwealth, der Allianz zwischen dem Lyranischem Commonwealth und den Vereinigten Sonnen. Einige Zeit später spalteten sich die beiden Reiche und führten schließlich gegeneinander Krieg, als Melissas Kinder Victor und Katrina um die Macht rangen. Die Draht-zieher hinter den Morden, die schließlich zum VerCom-Bürgerkrieg führten, wurden nie entdeckt, und es gibt mehrere Verschwörungstheorien, die entweder die verbannte Katrina Steiner-Davion oder ihren Bruder Victor als schuldig ansehen. Jedoch erscheint es mit diesen neuen Erkenntnissen sehr gut möglich, daß die Schattenlords bei diesen Geschehnissen eine Rolle spielten, da ein mächtiges Reich wie das Vereinigte Commonwealth die Menschheit am Ende durch schiere Waffen-gewalt wiedervereint und unter den Einfluß der Familie Steiner-Davion gebracht hätte, was die Verborgene Gesellschaft offensichtlich niemals zulassen würde. Doch auch hier wird die Wahrheit durch den Mangel an Beweisen möglicherweise niemals ans Licht kommen. Obwohl sich die Verborgene Gesellschaft beim Einfall der Clans in die Innere Sphäre heraushielt, erhöhten sie die Unterstützung der Banditenkaste, die weiterhin Überfälle auf die Clan-Heimatwelten verübte. Viele Garnisonseinheiten der Clans

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waren geschockt, wenn sie von gut ausgerüsteten Einheiten der Banditenkaste angegriffen wurden. Einer der Clans, Clan Felsengräber, wurde erfolgreich von Doppelgängern der Inquisition unterwandert, so daß schließlich Clan Felsengräber selbst die Banditenkaste in einem Versuch, sie als Handlanger zu benutzen, mit Informationen über andere Clans und militärischer Ausrüstung versorgte. Ohne es zu wissen spielten die Felsengräber damit den Schattenlords in die Hände, denn Agenten der Inquisition ließen Informationen über ihre Kontakte mit der Banditenkaste an die anderen Clans durchsickern, was schließlich 3059 zur Absorption der Felsengräber durch Clan Sternennatter führte. Obwohl der Touman der Felsengräber weitgehend intakt von den Sternennattern absorbiert wurde, konnte die Inquisition heimlich große Teile der Arbeiter-, Wissenschaftler- und Technikerkaste, die bei der Absorption übersehen worden waren, gefangen nehmen. Zudem hatte das Schattenkorps selbst mehrere erfolgreiche Überfall-aktionen durchgeführt, besonders gegen Clan Gletscherteufel (dabei gelang es ihnen, Khan Stephen Tyler zu töten und saKhanin Danielle Lienet schwer zu verletzen), was den Truppen enorme Kampferfahrung verlieh.

Obwohl diese Erfolge die verborgene Gesellschaft in ihrer „Euphorie“, die überlegene Gesellschaftsform zu sein, bestärkte, waren die Schattenlords sehr ver-ärgert über die Gründung des Zweiten Sternenbunds 3058. Unter all ihren Feinden war der acht-zackige Cameron-Stern der verhaßteste. Zwar linderte die Feind-seligkeit der Clans den Schmerz ein wenig, aber die Erinnerung an die vergangenen Niederlagen Haus Amaris’ brachte ihr Blut zum Kochen. Es dürfte ziemlich offen-

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sichtlich sein, daß die Herrscher des neuen Haus Amaris in rasender Wut bereits Pläne ersannen, um ihre Feinde so blutig wie möglich zur Strecke zu bringen.

DER UNSICHTBARE FEIND Von all den Gefühlen, die einem am Büffet des Lebens dargereicht werden, ist keines saftiger oder wohlschmeckender als die Rache. Ob sie eiskalt oder glühend heiß serviert wird, die Befriedigung, seine Rache bekommen zu haben, ist von exquisiter Köstlichkeit. - Aus Vicissitudes von Meridian

Also muß der Schaden, den man anderen zufügt, so groß sein, daß man keine Rache zu fürchten braucht. -Niccolo Machiavelli, Der Fürst Im Oktober 3067 wurde die Jadefalken Garnison auf Winfield von einer HPG-Nachricht in Alarmbereitschaft versetzt, die augenscheinlich von einer Einheit der Wölfe kam und die die Falken zu einem Besitztest um die Überreste der ausgelöschten lyranischen Ein-heit Winfield’s Regiment forderte. 3050 hatten die Jadefalken Winfield angegriffen und wären beinahe von Leftenant Davis Winfield und seiner Eliteeinheit besiegt worden. Nach-dem sie den Clannern einen harten Kampf geliefert hatten, zog sich Winfield’s Regiment von Winfield zurück, nur um in einem zweiten Angriff einige Wochen später auf Butler vernichtet zu werden. Die meisten Mitglieder des Regiments endeten als Leibeigene und wurden zu Arbeitern, als der Planet Teil der Jadefalkenbesatzungszone wurde. Nach anfänglicher Verwirrung

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darüber, wie die Wölfe unentdeckt durch das planetare Frühwarnsystem gekommen waren, reagierte der 8. Talon Cluster und bot einen Trinärstern gegen die Angreifer, die man nahe der Falkenbasis in Empfang nehmen wollte. Die Falken warteten mehrere Stunden auf ihren Gegner und verloren schnell den Kontakt mit ihrer Luftunterstützung und der örtlichen HPG-Station. Da die Falken zögerten, wurde einige Minuten später ihr Stützpunkt von unbekannten Jägern angegriffen. Noch während man sich auf Luftabwehr vorbereitete, verging der Stützpunkt in einem nuklearen Feuerball, der auch den Großteil des 8. Clusters und seine Unterstützungseinheiten verschlang. Die verbliebenen Clanner wurden von einer augenscheinlich neuen Generation von FLUMs mit Clantechnologie attackiert. Innerhalb von Minuten war der Kampf vorbei und auch die restlichen Falken getötet. Einige Tage später landeten Verstärkungen der Jadefalken und stellten Untersuchungen an, bereit, einen Krieg gegen die Wölfe zu beginnen. Die Nachforschungen ergaben jedoch, daß die Angreifer nicht aus den Reihen der Wölfe stammen konnten. Die Jadefalken konnten keine Schiffe der Wölfe im System entdecken, außerdem würden die Wölfe keine ehrlosen Atomwaffen einsetzen. Aber was die Falken schließlich erkennen ließ, daß die Angreifer weder aus der Inneren Sphäre noch von anderen Clans stammen konnten, war ihr Einsatz von fortschrittlichen FLUMs einer Art, wie man sie bis dahin noch nicht kannte. Man vertuschte den Vorfall, so gut es ging, und begann im Stillen, den 8. Talon Cluster wieder aufzubauen und die Untersuchungen fortzusetzen. Bis jetzt ist unbekannt, ob die Jadefalken Fortschritte dabei gemacht haben, die unbekannten Angreifer zu identifizieren und/oder zu lokalisieren. Winfield’s Regiment war der direkte Nachfolger einer Einheit der Republik der Randwelten, den 23. Republic Light Lancers, die im Amaris Bürgerkrieg gekämpft hatte. Die Lancers, auch „Stealths“ genannt, überlebten die Kämpfe um die Terranische Hegemonie relativ unbeschadet und arbeiteten schließlich während der Nachfolgekriege als Söldner für Haus Steiner. Dank ihrer großen Erfahrung im Durchführen von „Hit & Run“-Angriffen waren die Stealths bei den Lyranern so angesehen, daß sie schließlich in Ruhestand gingen; der Familie Winfield (der Kommandeur der Einheit stammte traditionell aus dieser Familie) wurde ihr eigener Planet als Lehen zugesprochen und zu ihren Ehren in „Winfield“ umbenannt. Nach diesem Zwischenfall war klar, daß die Überbleibsel von Winfield’s Regiment evakuiert worden waren; ihr tatsächliches Schicksal bleibt bis heute ein Rätsel. Anhand der vorliegenden Beweise kann man annehmen, daß die Schattenlords offensichtlich einen Grund dafür hatten, die Überlebenden zu bergen. Welchen, ist noch unbekannt. Andere, beunruhigende Daten über diese Fraktion stammen aus einem kürzlich freigegebenen Bericht des ExplorerCorps, der 3066 über versteckte Kanäle an das WolfNetz weitergegeben wurde. 3064 stolperte die Star Seeker, ein Forschungs-

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schiff der Magellan-Klasse, das die äußeren Grenzen der Chainelane Isles in der tiefen Peripherie kartographierte, über eine gewaltige Flotte unbekannter Schiffe.

Als das ExplorerCorps-Schiff zu fliehen versuchte, wurde es von unbekannten Luft/Raumjägern sowie einer Kriegs-schiffklasse, die seit dem Amaris-Bürgerkrieg nicht mehr gesehen worden war, angegriffen. Innerhalb von Minuten wurde die Star Seeker zerstört, aber einem Landungsschiff gelang es, sich kurz vor der Explosion des schwer angeschlagenen Schiffes zu lösen und sich in einem nahe gelegenen Aste-roidenfeld zu verstecken. Nach einem quälenden Leidensweg über mehrere Monate wurden die Überlebenden von einem Handelssprungschiff des Rim-Kollektivs entdeckt und zurück in lyranischen Raum gebracht. Bei der folgenden Befragung sowohl durch das lyranische Militär als auch durch ComStar kam ein Schreckens-szenario gigantischen Ausmaßes ans Licht. Die fassungslosen Überlebenden sprachen von fast 50 Kriegsschiffen, begleitet von etwa 40 Sprungschiffen und Hunderten von Jägern. Eine Analyse der Schiffstypen, vorge-nommen anhand der Aufzeichnungen, die die Besatzung des entkommenen Landungsschiffes aufgenommen hatte,

ergab eindeutig, daß die Kriegsschiffe mit Clanwaffen bestückt waren und im Rumpfaufbau mit der berüchtigten Necronomicon-Klasse übereinstimmten, die während des Amaris-Bürgerkriegs von der nicht mehr existenten Republik der Randwelten eingesetzt worden war. Obwohl die Lyraner und ComStar versuchten, diese Informationen zu vertuschen, gingen einige der Überlebenden mit ihren Erfahrungen an die Öffentlichkeit. Bei der Suche nach diesen Individuen für eine weitere Analyse einige Monate später kam heraus, daß inzwischen jeder Überlebende der Expedition bei verschiedenen Unfällen ums Leben gekommen war. Agenten des WolfNetzes versuchten Kopien der angeblich existierenden Auf-zeichnungen dieser Phantomschiffe ausfindig zu machen, konnten sie aber in den

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Archiven ComStars nicht entdecken. Wo sich diese Beweise jetzt finden, ist uns vollständig unbekannt. Von: General Maeve Wolf An: Commander Jaime Wolf Datum: 1. Dezember 3067 Dies ist die Zusammenfassung dessen, was wir über den historischen Hintergrund dieser geheimen Gesellschaft wissen, basierend auf den spärlichen Informationen, die wir erhalten haben. Der Rest dieses Berichtes dreht sich um neue militärische Ausrüstung, deren Daten wir mit verschiedenen Quellen, wie ComStar oder den Clans abgeglichen haben; weiterhin folgt eine Analyse der Organisationen innerhalb dieser gefürchteten Fraktion. Aufgrund des Mangels an handfesten Beweisen basiert ein Großteil dieser Informationen auf Theorien und Vermutungen und mag deshalb ungenau, vielleicht sogar falsch sein. Der einzige Weg, wie wir diese Behauptungen verifizieren könnten, wäre eine schwer bewaffnete Expedition, die die Chainelane Isles nach dem angeblich dort versteckten Stützpunkt absucht. Unglücklicherweise können wir jetzt, da sich der Sternenbund aufgelöst hat, keine Unterstützung von den ehemaligen Mitgliedstaaten erwarten, und wir können auch keine Kräfte aus den Chaosmarken abziehen, um dieser möglichen neuen Bedrohung zu entgegnen. Das Wort Blakes behindert unsere Anstrengungen in dieser Region, und wenn wir Aufklärungseinheiten von dort in die tiefe Peripherie verlegen, würde unsere Front dort erheblich geschwächt. Eine beunruhigende Schlußfolgerung dieses Berichts ist, daß diese sogenannte „Verborgene Gesellschaft“ entweder mit den Blakisten im Bunde ist oder sie sogar kontrolliert, was schlimme Aussichten für uns bedeutet. Wir haben bereits von einem geheimen Projekt von Blakes Wort erfahren, Projekt „Erinyes“, an dem in der Nähe der Chainelane Isles gearbeitet wird und das sich somit in der Nähe des angeblichen Stützpunktes befindet; aber durch die gegenwärtige Situation sind wir nicht in der Lage, uns damit zu befassen. Ich ersuche Sie hiermit nachdrücklich darum, ein diesbezügliches Treffen auf höchster Ebene mit Präzentor Martialum Victor Steiner-Davion abzuhalten. Ich habe das Gefühl, daß es vielleicht schon zu spät ist, aber wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.

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Soziopolitische und militärische Strukturen

DIE HELOTEN

Ich fürchte mich – ich fasse Mut, ich sehe – ich träume, ich lerne – ich wachse, ich fühle – ich handle, ich will – ich erschaffe. - Aus einem Helotenbuch mit Kinderreimen

Den vorhergehenden Berichten zufolge könnte man denken, das Leben eines Heloten bestünde aus nichts als jahrzehntelanger Plackerei im Dienste eines äußerst unnachsichtigen Regimes, jedoch scheint es persönlichen Angaben nach so, daß die meisten ihr Leben mit stiller Zufriedenheit und einem gewissen Zukunftsoptimismus sehen. Ein Teil dieser Zufriedenheit mit ihrem sozialen Status scheint von dem mystisch-religösen Glauben herzurühren, daß alle Mitglieder der Verborgenen Gesellschaft nach der triumphalen Wiederkehr Haus Amaris’ und der Rückeroberung der früheren Welten der Terranischen Hegemonie reich belohnt werden. Ein weiterer Faktor, der die Heloten von einer offenen Revolte abhält, ist die Chance selbst für die niedrigsten Mitglieder der Verborgenen Gesellschaft durch Eintritt in eine Gilde aufzu-steigen. Es ist eine weit verbreitete Redensart unter den Heloten, daß man sich, wenn man nicht zufrieden mit einem Leben als Sklave ist, für die große Prüfung vorbereiten muß, um von einer der Gilden akzeptiert werden; versagt man und bleibt Helot, ist es allein die eigene Schuld. Da jeder Natural als Helot geboren wird, wird jeder von ihnen als Gleicher unter Gleichen angesehen und kann an sich arbeiten und sich verbessern – bis hin zum Eintritt in eine Gilde. Heloteneltern, deren Kind in eine der Gilden aufgenommen wird, genießen großes Prestige unter ihresgleichen und werden mit Stolz betrachtet. Sobald ein Natural geboren wird, wird das Kind auf genetische Defekte untersucht. Wird ein Defekt entdeckt, wird das Kind in aller Stille getötet und vergessen. Be-steht es den Test, bekommt es einen Namen, zusammengesetzt aus Buchstaben und 71

Zahlen, und wird in die Familie aufgenommen. Eltern, die wollen, daß ihr Kind in eine der Gilden aufgenommen wird, stellen oft Tutoren ein, um ihrem Sprößling einen Vorteil beim großen Test zu verschaffen. Sobald ein Helot ein gewisses Alter erreicht hat, erhält er den Titel eines „Ältesten“ und wird zu einem der Repräsentanten aller Heloten. Die Ältesten werden für gewöhnlich von den Gilden beauftragt, die vielen Spezialisten unter den Heloten bestimmten schweren Arbeiten zuzuweisen. Die Heloten regieren sich zum Groß-teil selbst, aber es ist ihnen verboten, eigenen Besitz zu haben; jeder Gegenstand eines Helotenhaushalts gehört der Verborgenen Gesellschaft als Ganzes. Kleinere Vergehen innerhalb der Helotengemeinschaft werden normalerweise von den Ältesten verhandelt, die dann eine angemessene Strafe verhängen. Schwerere Vergehen, wie Mord oder Volksverhetzung, fallen in den Zuständigkeitsbereich des Schattenkorps oder der Inquisition, und das Urteil ist fast immer die Todesstrafe. Bei Vergehen gegen die Heloten von Seiten der Gilden oder des Militärs wird für gewöhnlich von Seiten der Helotenältesten vermittelt, die gelegentlich die Schattenlords um Gerechtigkeit ersuchen. Obwohl keiner der Heloten jemals behauptet hat, einen Schattenlord in Person gesehen zu haben, werden die rätselhaften Herrscher der Verborgenen Gesellschaft von ihnen quasi als Halbgötter verehrt. Regelmäßig werden Gebete an sie gerichtet, und jedes Jahr werden mehrere Feste zum Gedenken an ihre Herrschaft gefeiert. Es grassieren Gerüchte, daß die Schattenlords sich verkleiden und sich unter die Heloten mischen. Helotenmütter erzählen ihren Kindern oft, daß unartige Kinder vom gefürchteten Inquisitor für immer weggebracht, aber gute Kinder von einem wohlwollenden Schattenlord gesegnet, möglicherweise sogar unsterblich gemacht werden. Es ist ziemlich merkwürdig, daß die Heloten die Anbetung der Schattenlords schon beinahe zu einer Religion erhoben haben. Durch das Eugenikprogramm kann ein Helot tatsächlich die Unsterblichkeit anstreben, und zwar durch einen Selektions-prozeß, da er nach der Aufnahme in eine der Gilden neue Fähigkeiten erlernt und dann möglicherweise ins Militär oder zur Inquisition gelangt. Soldaten oder Inquisitoren, die große Beiträge zum Wohlergehen der Verborgenen Gesellschaft geleistet haben, können die ultimative Belohnung für ihre loyalen Dienste erhalten: Replikation. Replikanten werden als unsterbliche Wesen mit der Fähigkeit, unzählige Male wiedergeboren zu werden, verehrt; daher können sie ewig leben. Naturals und Splicers streben danach, Replikanten zu werden, denn man glaubt, daß diese exakten Klone fast immer Schattenlords werden.

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DIE GILDEN Dies ist Deine erste Lektion als Lehrling: das Wissen ist unendlich, doch Dein Verstand ist begrenzt. Du mußt Deine eigenen Grenzen kennen, um zu wissen, wo Deine wahre Stärke liegt. Arbeite an Deinen Schwächen, und Du wirst vollkommen. Betrachte Niederlagen nicht als Versagen, sondern als Gelegenheit. Konzentriere Deinen Willen, und kein Hindernis wird Dir im Weg stehen. - Das Gilden-Handbuch Die Gilden formen das Herzstück der Wirtschaft und Industrie der Verborgenen Gesellschaft. Im Grunde Bibliotheken technischen und wissenschaftlichen Wissens, stellen sie die Güter her, die die Verborgene Gesellschaft benötigt. Nachdem ein Helot eine Reihe schwieriger Tests bestanden hat, wird er in Abhängigkeit von seinen Fähigkeiten und Talenten einer passenden Gilde zugeteilt. Neue Rekruten erhalten den Rang eines Lehrlings sowie die Erlaubnis, ihre alte Identifikationsnummer abzulegen und einen selbstgewählten Namen an-zunehmen. Weiterhin dürfen sie von nun an eigenen Besitz haben. Obwohl Gildenmitglieder hohes Ansehen ge-nießen, stehen sie unter konstantem Druck und in ständigem Wettbewerb. Zwar betrachtet sich jede Gilde als gleichwertig den anderen gegenüber, aber es gibt einige angesehene Gilden, die mehr Macht als andere haben. Die Wissenschaftsgilde setzt sich gegenüber den vielen Subgilden/ Untergilden durch, hat sie doch Einfluß auf Entdeckung und Weiterentwicklung neuer Technolo-gien, insbesondere für das Militär. Wissenschaftler der Verborgenen Ge-sellschaft sind Experten, was das Nachbauen erbeuteter feindlicher Technologien und die Gentechnik angeht, daher spezialisieren sich die meisten innerhalb dieser beiden Felder. Dennoch gibt es Hinweise auf Durchbrüche im Bereich dunkler Materie und elektromagnetischer Energiefelder. Auch die

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Technikergilde besitzt großen Einfluß, da sie eng mit der Wissenschaftlergilde zusammenarbeitet, um den technischen Standard im Militär und der Verborgenen Gesellschaft selbst aufrechtzuerhalten. Trotz der Tatsache, daß die Verborgene Gesellschaft scheinbar auf alle Technologien sowohl der Clans als auch der Inneren Sphäre Zugriff hat, sind ihre Produktionskapazitäten begrenzt, wodurch sie sich auf einige Kernindustriezweige, vor allem auf das Militär, beschränken muß, was erklären könnte, warum die Streitkräfte Haus Amaris’ nur einige wenige Standard-Mechtypen einsetzt und sich stark auf OmniMechs verläßt. Auch ihre Waffenproduktionstrassen scheinen begrenzt zu sein, weisen ihre verschiedenen Mechs doch fast immer dieselbe Waffenkombination auf. Deshalb sind ihre wenigen Typen von Kriegsmaschinen auf maximale Flexibilität und Widerstandsfähigkeit ausgelegt; diese Designphilo-sophie gibt dem Militär der Verborgenen Gesellschaft einen tödlichen Vorteil im Kampf. Die Gilden produzieren sehr wenig an Konsumgütern und richten ihre begrenzte Schwerindustrie lieber auf die Produktion von militärischen Komponenten aus. Die wenigen zivilen Gebrauchsartikel, die sie herstellen, entfallen auf zum Überleben notwendige Dinge wie Nahrung, Kleidung und Umweltanpassung. Deshalb bietet die Verborgene Gesellschaft ihren Bürgern nur wenige Luxusgüter, und die wenigen, die hergestellt werden, werden hochgeschätzt. Die Gilden versuchen diesen Mangel zu beheben, indem sie einen Teil ihrer Hochtechnologie bei ahnungslosen Peripheriemächten, vor allem dem Jarnfolk, gegen diese begehrten Waren eintauschen.

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DIE INQUISITION Durch Täuschung sollst Du Krieg führen. - Motto des israelischen Mossad, 20. Jahrhundert Die Hauptaufgaben der Inquisition sind abwechs-lungsreich und keinesfalls einfach; es fällt in ihren Aufgabenbereich, die Existenz der Verborgenen Gesellschaft vor der Menschheit geheimzu-halten, Informationen über die anderen Mächte der Peripherie, der Clans und der Inneren Sphäre zu sammeln und alle potentiellen Feinde durch nichtkonventionelle Mittel zu eliminieren. Sogar das sonst so einflußreiche Militär muß sich diesen Aufgaben unterordnen und die Inquisition hat in diesen Bereichen Befehlspriorität. Um diese Aufgaben zu erfüllen hält sich die Inquisition an einfache Grundsätze: Infiltration, Desinformation und Attentate. Wie das Militär rekrutiert auch die Inquisition aus allen Subklassen der Verborgenen Gesellschaft, möglicherweise sogar unter den Schattenlords, was den Agenten der Inquisition eine sehr große Flexibilität bei der Erfüllung ihrer vorgegebenen Mission gibt. Aber der wahrscheinlich größte Vorteil der Inquisition ist ihre Unbekanntheit: ihre Feinde können sich nicht gegen sie verteidigen, da sie

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nichts von ihrer Existenz ahnen. Diese Tatsache, zusammen mit intensivem Training, Erfahrung und Fanatismus, macht die Inquisition zu einer äußerst effizienten und tödlichen Organisation, die Chaos in der gesamten inneren Sphäre säen könnte. Doch auch dieser Vorteil hat seinen Preis: das Personal der Inquisition ist begrenzt, so daß nur wenige feindliche Fraktionen gleichzeitig beeinflußt werden können. Aus einer Analyse ihrer Geschichte geht hervor, daß sich die Inquisition auf zwei Fraktionen konzentriert hat: ComStar und die Banditenkaste der Clans. Seit dem Schisma innerhalb ComStars hat sie sich hauptsächlich darauf verlegt, die Blakistenfraktion ROMs zu infiltrieren, während sie sich bei den anderen großen Fraktionen auf ein Minimum an Einmischung beschränkt. Die Anonymität der Inquisition ermöglicht ihr, ein großes Unterstützungsnetzwerk aus bezahlten Informanten und unabhängigen Söldnern ohne Furcht vor Entdeckung und darauffolgender Zerschlagung aufrechtzuerhalten. Es ist höchstwahrscheinlich, daß Verbündete wie ROM vom Wort Blakes und angeheuerte Söldner keine Ahnung haben, wer sie tatsächlich kontrolliert. Infiltrationstechniken wie Supersedure und der Einsatz von Replikanten erlaubt der Inquisition ihre Spione beliebig in jede feindliche Organisation einzuschleusen. Besonders die Heloten leben in ständiger Angst und erzählen Geschichten von Müttern, die den Tod fanden, nachdem ihre eigenen Kinder von jungen Agenten der Inquisition ersetzt worden waren und sie schließlich an die Inquisition verrieten. So sehr die Heloten die geheimnisvollen Schattenlords verehren, so sehr fürchten sie den langen Arm der mächtigen Inquisition. Es gibt keine Auf-zeichnungen über Abtrünnige, denen es gelang, aus der Verborgenen Gesellschaft zu fliehen; alle nicht-loyalen Personen wurden offensichtlich getötet, bevor sie entkommen konnten. Die Inquisition arbeitet in Angelegenheiten der inneren Sicherheit eng mit dem Militär zusammen: alle Sprung- und Landungsschiffe der Verborgenen Gesellschaft haben mindestens einen Inquisitor und ein kleines Truppenkontingent an Bord, um sicherzustellen, daß es niemandem jemals gelingt, zum Feind überzulaufen.

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DAS SCHATTENKORPS

Die genaue Größe der Kriegsmaschinerie Haus Amaris’ ist unbekannt, aber anhand der Gesamtbevölkerung läßt sich schätzen, dass sie glücklicherweise relativ klein sein muß. Allerdings ist diese Armee dank ihrer fortgeschrittenen Technologie und ihres Fanatismus trotz ihrer geringen Größe extrem tödlich. Obwohl das Schattenkorps eine unverkennbare Rangordnung besitzt, kann sich seine Organisation situationsabhängig ändern. Es heißt, die Soldaten des Schatten-korps könnten ihre militärischen Strukturen entweder dem fünfer-basierten System der Clans, dem vier-drei-System der Inneren Sphäre oder sogar dem Sechser-System Comstars/WoBs anpassen. Dieser Faktor erlaubt ihnen unvergleichliche Flexibilität, bedeutet aber auch eine Begrenzung des militärischen Personals durch das notwendige intensive Training. Höchstwahrscheinlich hat das Schattenkorps während der erfolgreichen Eroberung Terras durch das Wort Blakes 3058 die Blake-Milizen darin ausgebildet, die 21. Centauri Lanciers zu imitieren und/oder nahmen mit den Schattenlanciers an der Operation Odysseus teil.

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Sollten sich diese Berichte als wahr herausstellen, könnte sich jeder in Zukunft der erschreckenden Vorstellung gegenüber sehen, von Einheiten angegriffen zu werden, die nicht das sind, was sie zu sein scheinen. Allerdings hat das Schattenkorps auch eine eigene Organisationsstruktur, die benutzt wird, wenn sich das Schattenkorps offen zeigen will. Die kleinste Einheit ist eine Zelle, bestehend aus 3 oder 4 BattleMechs. 3 oder 4 Zellen bilden einen Zirkel; es wurde berichtet, daß während des Talos-Feldzuges die Angreifer in Gruppen von 12 Mechs, manchmal ergänzt durch einen dreizehnten, operierten. Mehrere Zirkel formen einen Kabal, die genaue Größe ist zwar unbekannt, dürfte sich aber an einem Regiment der Inneren Sphäre oder einer Clan-Galaxis orientieren.

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Noch beunruhigender ist die Größe der Kriegsschiffsflotte des Schattenkorps. Es tauchen mehr und mehr unbestätigte Berichte über Sichtungen unbekannter Kriegsschifftypen in der tiefen Peripherie auf. Sollte es tatsächlich eine Allianz zwischen dieser Fraktion und den Blakisten geben, wäre ihre kombinierte Streitmacht größer als die jeder anderen Fraktion der Inneren Sphäre oder der Clans. Falls es die Verborgene Gesellschaft wirklich gibt, hätte sie über 200 Jahre ununterbrochenen technologischen Fortschritts vorzuweisen; Produktion und Aufbau dieser Einheiten wäre der nächste logische Schritt. Auch die Gerüchte, Haus Amaris habe Zugriff auf moderne Gefechtsrüstungen könnten sich als wahr erweisen, da die Agenten des Republikanischen Geheim-dienstes während des Amaris Coup an die Pläne der Nighthawk-Gefechtsrüstung des Ersten Sternebundes gelangten. Eine neu entwickelte Rüstung, basierend auf der neuesten Clan-Technologie und Stealth-Technologie der Inneren Sphäre, stellt eine beängstigende Möglichkeit dar.

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UNBESTÄTIGTE MILITÄRISCHE AUSRÜSTUNG Datum: 17. Oktober 3067 An: Präzentor Martialum Victor Steiner-Davion Von: Adept Dennis Surban Betreff: BattleMechs, Kriegsschiffe und Gefechtsrüstungen der neuen Fraktion Basierend auf Berichten der vom Unglück verfolgten Talos-Expedition und abgefangenen Übertragungen der Blakisten und der Clans haben wir ein kleines, aber wichtiges Handbuch der militärischen Hardware der noch größtenteils unbekannten, neuen Fraktion zusammengestellt. Zu meinem Bedauern muß ich Ihnen mitteilen, daß wir aufgrund von Schwierigkeiten mit Blakes Wort bis jetzt nicht in der Lage waren, die Existenz dieser Fraktion zu bestätigen oder zu widerlegen. Ich schlage vor, diesen Bericht an unsere Verbündeten, besonders das WolfNetz von Oberst Wolf weiterzuleiten; vielleicht finden sie einen Weg, die Gerüchte zu untermauern. Nur durch die entschlossene Zusammenarbeit mit unseren verbliebenen Verbündeten können wir uns dem heranziehenden Chaos, welches uns möglicherweise alle verschlingen wird, entgegenstellen. Ausgehend von der Vollkommenheit und Tödlichkeit der im Folgenden aufge-führten Maschinen können wir nur annehmen, daß diese Fraktion über bedeutsame Produktionskapazitäten verfügt und Zugriff auf die fortschritt-lichsten Technologien jeder bekannten Fraktion hat; wie sie dies erreichen konnte, ist uns ein Rätsel. Am beunruhigendsten ist, daß diese unbekannte Macht sowohl die Banditenkaste der Clans als auch die Reaktionäre vom Wort Blakes in einem Maße mit Nachschub versorgt hat, daß diese zu einer akuten Bedrohung werden konnten. Über ihre wahren Absichten wissen wir jedoch überhaupt nichts. Gravedigger OmniMech 65-Tons (Clan Technology) Chassis: Unknown Power Plant: Unknown 390 XL (Clan) Cruising Speed: 64.5 Maximum Speed: 96.75 Jump Jets: none Jump Capacity: none Armor: Unknown Armament: 8 ER Medium Lasers Manufacturer: Unknown Primary Factory: Unknown Communications System: Unknown with Guardian ECM Suite Targeting and Tracking System: Unknown with Beagle Active Probe, Special Targeting Computer

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Übersicht: Wie sein Schwestermodell, der Inquisitor, erschien der Gravedigger erstmals in den Berichten der IS-Geheimdienste nach der fehlgeschlagenen SBVS- Expedition zur entfernten Peripheriewelt Talos gegen Ende 3066. Als zweit-häufigster Mech in einigen neuen und mysteriösen Einheiten stellt der Gravedigger ein ebenso großes Rätsel dar wie die Einheiten, zu denen er gehört. Bis jetzt wurde kein intakter Gravedigger oder Inquisitor intakt erbeutet; beide BattleMechs scheinen mit einer Art Selbstzerstörungsmechanismus ausgestattet zu sein. Berichten zufolge erfolgte, kurz nachdem einer der Mechs ausgeschaltet worden war (entweder durch Verlust eines Beines, Zerstörung des Cockpits oder des Reaktors), eine katastrophale Implosion, die den Reaktorkern zerstörte und eine kleine nukleare Schockwelle auslöste. Die Untersuchungen der Überreste ergaben lediglich, daß diese Maschinen mit Clan-Technologie hergestellt wurden; sonst konnte nichts von Bedeutung festgestellt werden. Wir wissen bis heute nichts über die Organisation, die diese Mechs einsetzt, wo sie hergestellt werden, wer sie steuert und welchen strategischen Zweck außer blanker Zerstörung sie erfüllen. Neuere Berichte der Clans bestätigen unsere Annahme, daß es eine Verbindung zu einigen Einheiten der Banditenkaste gibt, die mit diesen Mechtypen ausgestattet sind. Merkwürdig ist, daß die Angreifer, Angehörige dieser Kaste, die mehrere Clan-Heimatwelten angegriffen haben, extrem gut ausgerüstet zu sein scheinen; 3064 gelang es ihnen sogar, genetisches Material aus dem Genarchiv auf Strana Mechty zu stehlen. Erst kürzlich freigegebenen Berichten der Clans zufolge hatten die Angreifer nicht nur Luftunterstützung durch einen bis dato unbekannten Omnijäger, der mit einer Clan-Version von Haus Liaos Stealth-Panzerung ausgestattet war, sondern auch durch eine große Zahl an Kriegsschiffen. Ein Clan-Kriegsschiff der McKenna-Klasse mußte sich aufgrund schwerer Schäden aus dem Kampf zurückziehen. Es gibt zwei mögliche Erklärungen: entweder ist die Dunkle Kaste nicht nur irgendwie an Kriegs-schiffe gelangt, sondern hat auch an einem unbekannten Ort mit der Produktion von OmniMechs begonnen, oder es existiert eine den Nachrichtendiensten der Inneren Sphäre und der Clans unbekannte Macht, die anfängt, Ihre Präsenz spüren zu lassen. Nur die Zeit wird zeigen, ob diese Gerüchte tatsächlich wahr sind. Mit einer hohen Geschwindigkeit für seine Gewichtsklasse bei gleichzeitig vergleichsweise schwächerer Bewaffnung stellt der Gravedigger ein Rätsel für uns dar. Die Primärvariante scheint mit ihren 8 mittelschweren ER-Lasern und den für ihren Einsatz nötigen Wärmetauschern dem Black Hawk der Clans nachempfunden zu sein. Sowohl die primäre als auch die A-Variante sind mit einem Zielcomputer ausgestattet, der eine unvergleichliche Treffergenauigkeit ermöglicht, wobei die A-Variante für Langstreckenunterstützung, die Primärvariante dagegen für kurze bis mittlere Distanz konzipiert zu sein scheint.

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Zudem besitzen beide Varianten verschiedene elektronische Systeme, was den Schluß nahelegt, daß der Gravedigger als ScoutMech eingesetzt wird. Mit ihren beiden ATM-Werfern ist die B-Variante auf Feuerunterstützung ausgelegt, während die C-Variante akkurate Unterstützung im Kurz- und Langstreckenbereich liefert. Einer Analyse der Clans zufolge, die vor kurzem in die Hände ROMs gelangte, wird dieser Mech ausschließlich als Unterstützungs-einheit eingesetzt. Einer anderen Theorie nach wurde der Gravedigger als Jäger leichterer gegnerischer Mechs designt, während er größere Beute seinem Schwestermodell überläßt. Auf jeden Fall wurden alle vier Konfigurationen in jeder Einheit zusammen gesichtet, was nahelegt, daß die einzelnen Varianten zusammen benutzt werden, um die jeweiligen Missionsparameter zu erfüllen.

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Gravedigger Prime 65-Tons (Clan Technology) Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech) Equipment Mass Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5 Engine: 390 XL (Clan) 23 Walking MP: 6 Running MP: 9 Jumping MP: 0 Heat Sinks: 18(36) - (C) Double 8 Gyro: 4 Cockpit: 3 Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11 Internal Armor Structure Value Head 3 9 Center Torso 21 32 Center Torso(rear) 10 R/L Torso 15 23 R/L Torso(rear) 7 R/L Arm 10 20 R/L Leg 15 30 Weapons and Ammo Location Critical Tonnage (C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1 (C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1 (C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1 (C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1 Targeting Computer RT 2 2 (C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1 (C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1 (C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1 (C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1 (C) [Pod] ECM Suite CT 1 1 (C) [Pod] Light TAG CT 1 0.5 (C) [Pod] Active Probe H 1 1 Gravedigger A 65-Tons Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech) Equipment Mass Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5 Engine: 390 XL (Clan) 23 Walking MP: 6 Running MP: 9 83

Jumping MP: 0 Heat Sinks: 17(34) - (C) Double 7 Gyro: 4 Cockpit: 3 Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11 Internal Armor Structure Value Head 3 9 Center Torso 21 32 Center Torso(rear) 10 R/L Torso 15 23 R/L Torso(rear) 7 R/L Arm 10 20 R/L Leg 15 30 Weapons and Ammo Location Critical Tonnage (C) [Pod] ER Large Laser LA 1 4 (C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1 Targeting Computer RT 2 2 (C) [Pod] ER Large Laser RA 1 4 (C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1 (C) [Pod] ECM Suite CT 1 1 (C) [Pod] Light Active Probe H 1 0.5 Gravedigger B 65-Tons Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech) Equipment Mass Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5 Engine: 390 XL (Clan) 23 Walking MP: 6 Running MP: 9 Jumping MP: 0 Heat Sinks: 11(22) - (C) Double 1 Gyro: 4 Cockpit: 3 Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11 Internal Armor Structure Value Head 3 9 Center Torso 21 32 Center Torso(rear) 10 R/L Torso 15 23 R/L Torso(rear) 7 R/L Arm 10 20 R/L Leg 15 30 Weapons and Ammo Location Critical Tonnage 84

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(C) [Pod] ATM-9 LA 4 5 (C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1 (C) [Pod] ATM-9 ER Ammo LT 2 2 (C) [Pod] ATM-9 HE Ammo LT 1 1 (C) [Pod] ATM-9 ER Ammo RT 1 1 (C) [Pod] ATM-9 HE Ammo RT 2 2 (C) [Pod] ATM-9 RA 4 5 (C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1 (C) [Pod] ECM Suite CT 1 1 (C) [Pod] Light TAG H 1 0.5 Gravedigger C 65-Tons Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech) Equipment Mass Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5 Engine: 390 XL (Clan) 23 Walking MP: 6 Running MP: 9 Jumping MP: 0 Heat Sinks: 12(24) - (C) Double 2 Gyro: 4 Cockpit: 3 Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11 Internal Armor Structure Value Head 3 9 Center Torso 21 32 Center Torso(rear) 10 R/L Torso 15 23 R/L Torso(rear) 7 R/L Arm 10 20 R/L Leg 15 30 Weapons and Ammo Location Critical Tonnage (C) [Pod] Large Pulse Laser LA 2 6 Targeting Computer RT 3 3 (C) [Pod] Large Pulse Laser RA 2 6 (C) [Pod] ECM Suite CT 1 1 (C) [Pod] Medium Pulse Laser CT 1 2 (C) [Pod] Light Active Probe H 1 0.5

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Inquisitor OmniMech 85-Ton OmniMech Chassis: Unknown Power Plant: Unknown 340 XL (Clan) Cruising Speed: 43 Maximum Speed: 64.5 Jump Jets: none Jump Capacity: none Armor: Unknown with CASE Armament: 2 ER PPCs 1 Gauss Rifle 2 ER Medium Lasers 2 Medium Pulse Lasers Manufacturer: Unknown Primary Factory: Unknown Communications System: Unknown Targeting and Tracking System: Unknown with Special Targeting Computer Übersicht: Ende 3066 wurde eine Einsatzgruppe bestehend aus der kürzlich gegründeten 3. Royal Guards BattleMech Division der SBVS und Stilicho´s Stilettos, einer Söldnereinheit aus der Peripherie, zu einem entfernten Planeten am äußeren Rand der lyranischen Grenze entsandt, um merkwürdigen Ortungen auf der Oberfläche und Berichten, daß dieser Planet als Operationsbasis für Überfälle von unbekannter Seite diente, nachzugehen. Kurz nachdem der Großteil der Einheit gelandet war, wurden ihre Luftunterstützung und Sprungschiffe augen-scheinlich von Caspar-Drohnenschiffen angegriffen und vernichtet. Auch die Bodeneinheiten sahen sich bald unbekannten Mechs verschiedener Bauart ge-genüber, die sofort angriffen und die Einsatzgruppe auslöschten. Nur eine Handvoll Überlebender konnte schließlich einige Wochen später gerettet werden. Dies war der erste Zusammenstoß der Inneren Sphäre mit dem Inquisitor. Interessanterweise berichten Clan-Quellen von zahlreichen ähnlichen Zwischen-fällen mit der Banditenkaste. Von den Clans gemieden, war die Banditenkaste in der Lage, sich bei einigen Zusammenstößen in jüngster Zeit zu behaupten – bedingt dadurch, daß diese Abtrünnigen der Clans von bis dato unbekannten, mit Clan-Technologie ausgerüsteten Einheiten unterstützt wurden. Eine Reihe weiterer Zwischenfälle mit diesen Einheiten, darunter die Gefangennahme einer großen Anzahl Wissenschaftler der Nebelparder auf Diana nach der Zerschlagung des Clans werfen mehr Fragen als Antworten auf.

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Bekannt ist bis jetzt nur, daß diese neuen BattleMechs Clan-Technologie einsetzen, aber es wurden vereinzelt auch neuere technische Innovationen der Inneren Sphäre gesichtet wie etwa die vor kurzem entwickelte Stealth-Panzerung. Die einzige Schlußfolgerung, die unser Orden ziehen kann, ist, daß, wer auch immer diese tödlichen neuen OmniMechs herstellt, sowohl Zugriff auf Technologien der Clans als auch der Inneren Sphäre hat. Noch beunruhigender ist, daß die unbekannten Einheiten, die diese OmniMechs einsetzen, das alte Wappen der nicht mehr existenten Republik der Randwelten tragen. Wir vermuten, daß sich entweder eine kleine, gut ausgerüstete Piratenbande mit diesem Symbol einen kranken Scherz erlaubt oder aber Überreste der Republik der Randwelten den Amaris-Bürgerkrieg überlebten und jetzt auf Rache aus sind. Sollte sich das letztere bewahrheiten, stehen den Clans und den Großen Häusern der Inneren Sphäre dunkle Zeiten bevor. Die Kampfberichte zeigen, daß der hier beschriebene Mech, der Inquisitor, eine furchterregende Maschine und gleichzeitig der am häufigsten vorkommende Mechtyp der rätselhaften Einheiten ist. Bei seiner Entwicklung wurde offen-sichtlich darauf geachtet, ihm ein möglichst furchteinflößendes Äußeres zu ver-leihen. Mit einer für seine Gewichtsklasse hohen Geschwindigkeit und einem beeindruckenden Waffenarsenal in Verbindung mit einem hochmodernen Zielcomputer kann der Inquisitor jeden Gegner scheinbar mit Leichtigkeit vernichten. Die A-Variante trägt eine angsteinjagende Nahkampfwaffe der Inneren Sphäre: einen Streitkolben. Bei einigen Zusammenstößen wurden gegnerische Mechs regelrecht zermalmt von diesen Maschinen, nachdem diese sie ausmanövriert und eingekesselt hatten. Die B-Variante ist mit ATMs ausgerüstet und dient wahrscheinlich als Feuerunterstützung für die Primär- als auch die A-Variante.

Inquisitor Prime 85-Tons Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech) Equipment Mass Internal Structure: - (C) EndoSteel 4.5 Engine: 340 XL (Clan) 13.5 Walking MP: 4 Running MP: 6 Jumping MP: 0 Heat Sinks: 18(36) - (C) Double 8 Gyro: 4 Cockpit: 3 Armor Factor: 263 - (C) Ferro-Fibrous 14 Internal Armor Structure Value Head 3 9 Center Torso 27 41 Center Torso(rear) 13 R/L Torso 18 27 R/L Torso(rear) 9 R/L Arm 14 28 R/L Leg 18 36 Weapons and Ammo Location Critical Tonnage (C) [Pod] ER PPC LA 2 6 88

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(C) [Pod] ER PPC LA 2 6 Targeting Computer LT 6 6 (C) [Pod] Medium Pulse Laser RT 1 2 (C) [Pod] Gauss Rifle RA 6 12 (C) [Pod] Gauss Rifle Ammo RA 2 2 (C) [Pod] ER Medium Laser CT 1 1 (C) [Pod] ER Medium Laser CT 1 1 (C) [Pod] Medium Pulse Laser H 1 2 Inquisitor A 85-Tons Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech) Equipment Mass Internal Structure: - (C) EndoSteel 4.5 Engine: 340 XL (Clan) 13.5 Walking MP: 4 Running MP: 6 Jumping MP: 4 Heat Sinks: 17(34) - (C) Double 7 Gyro: 4 Cockpit: 3 Armor Factor: 263 - (C) Ferro-Fibrous 14 Internal Armor Structure Value Head 3 9 Center Torso 27 41 Center Torso(rear) 13 R/L Torso 18 27 R/L Torso(rear) 9 R/L Arm 14 28 R/L Leg 18 36 Weapons and Ammo Location Critical Tonnage (C) [Pod] Large Pulse Laser LA 2 6 (C) [Pod] Large Pulse Laser LA 2 6 (C) [Pod] Large Pulse Laser LT 2 6 Targeting Computer LT 5 5 Jump Jet LL 2 1 Jump Jet RL 2 1 (C) [Pod] Large Pulse Laser RT 2 6 Mace RA 6 6 Inquisitor B 85-Ton Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech) Equipment Mass

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Internal Structure: - (C) EndoSteel 4.5 Engine: 340 XL (Clan) 13.5 Walking MP: 4 Running MP: 6 Jumping MP: 0 Heat Sinks: 17(34) - (C) Double 7 Gyro: 4 Cockpit: 3 Armor Factor: 263 - (C) Ferro-Fibrous 14 Internal Armor Structure Value Head 3 9 Center Torso 27 41 Center Torso(rear) 13 R/L Torso 18 27 R/L Torso(rear) 9 R/L Arm 14 28 R/L Leg 18 36 Weapons and Ammo Location Critical Tonnage (C) [Pod] ATM-12 LA 5 7 (C) [Pod] ER PPC LA 2 6 (C) [Pod] ATM-12 ER Ammo LT 3 3 (C) [Pod] ATM-12 HE Ammo LT 3 3 (C) [Pod] ATM-12 RT 5 7 (C) [Pod] ATM-12 RA 5 7 (C) [Pod] ER PPC RA 2 6

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Nephilim LAM 55-Ton Land-Air ‘Mech Chassis: Unknown Power Plant: Unknown 275 XL (Clan) Cruising Speed: 53.75 Maximum Speed: 86 Jump Jets: Unknown Jump Capacity: 150 meters Armor: Unknown Armament: 2 ER Large Lasers 2 ER Medium Lasers Manufacturer: Unknown Primary Factory: Unknown Communications System: Unknown with Guardian ECM Suite Targeting and Tracking System: Unknown with Special Targeting Computer Übersicht: Dieser gefährliche neue FLUM ist augenscheinlich das Produkt einer technologisch fortgeschrittenen Fraktion, die der Inneren Sphäre und den Clans bis jetzt unbekannt war. Was wir bis jetzt wissen ist, daß die Macht, die diese vielseitigen Maschinen einsetzt, über Technologien der Inneren Sphäre und der Clans verfügt. FLUMs sind bis auf wenige, schlecht erhaltene Museumsstücke von den Schlachtfeldern unserer Zeit verschwunden, aber mit dem Auftauchen dieses neuen, schlagkräftigen FLUMs wurde die Kriegsführung erneut auf den Kopf gestellt. Dank seines Waffenarsenals aus Clan-Energiewaffen ist der Nephilim perfekt für Überfälle geeignet und seine Fähigkeit, sich in einen Luft/Raumjäger zu verwandeln ermöglicht ihm, eventuelle schwerere Gegner auszumanövrieren. Obwohl er weder als reiner BattleMech noch im Vergleich mit Clan-Omnijägern herausragt, verleiht die Wandlungsfähigkeit des Nephilim dem Kampf eine neue Dimension. Durch die Beweglichkeit eines FLUMs in Kombination mit Stealth-Panzerung könnte der Nephilim unentdeckt in ein System eindringen, maximalen Schaden anrichten und dann spurlos verschwinden. Da der Großteil des Militärs der Inneren Sphäre und beinahe jeder der Krieger der Clans nur unzureichend darauf trainiert sind, den Angriff eines FLUMs abzuwehren, der noch dazu mit der neuesten Technologie ausgerüstet ist, könnte der Nephilim dank seiner bereits erwähnten Anpassungsfähigkeit eine ernsthafte Bedrohung werden.

Nephilim LAM 55-Ton Land-Air ‘Mech Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (Land-Air Mech) Equipment Mass Internal Structure: - (C) EndoSteel 3 Engine: 275 XL (Clan) 8 Walking MP: 5 Running MP: 8 Jumping MP: 5 Heat Sinks: 15(30) - (C) Double 5 Gyro: 3 Cockpit: 3 Armor Factor: 185 - Stealth 12 Internal Armor Structure Value Head 3 9 Center Torso 18 27 Center Torso(rear) 9 R/L Torso 13 20 R/L Torso(rear) 6 R/L Arm 9 18 R/L Leg 13 26 Weapons and Ammo Location Critical Tonnage 92

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(C) ER Medium Laser LA 1 1 (C) ER Large Laser LT 1 4 Jump Jet LT 2 0.5 Targeting Computer LT 2 2 (C) ER Large Laser RT 1 4 Jump Jet RT 2 0.5 (C) ER Medium Laser RA 1 1 (C) ECM Suite CT 1 1 Jump Jet CT 1 0.5

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Necronomicon-Class Pocket Battleship (RWR) Tech: Inner Sphere / 2680 Vessel Type: WarShip Rules: Level 2, Custom design Rules Set: AeroTech2 Mass: 890,000 tons K-F Drive System: (Unknown) Power Plant: Standard Safe Thrust: 4 Maximum Thrust: 6 Armor Type: Lamellor Ferro-carbide Armament: 4 Killer Whale 80 Large Laser 12 NAC/30 4 Barracuda 12 NL45 16 AMS 16 NAC/25 4 NAC/35 Übersicht: Als die SBVS der Republik der Randwelten im August 2767 den Krieg erklärten, war die Generalität der SBVS der Ansicht, daß es dank zahlenmäßiger Überlegenheit und Feuerkraft ein Leichtes sein würde, die Welten der Republik einzunehmen. Zu Beginn der Invasion der Randwelten sahen sich die Flotten-verbände der SBVS überraschend mit einer neuen Kriegsschiffklasse kon-frontiert, die großen Schaden anrichtete und sogar einige wichtige Konvois, die Unterstützung für die Invasion liefern sollten, zerstörte. Die Panzerschiffe der Necronomicon-Klasse waren im Geheimen unter Verletzung der damals gültigen Rüstungskontrollverträge gebaut worden und unter Verwendung von gestohlenen Technologien des Sternenbundes speziell darauf ausgelegt, der Stärke der gefürchteten Flotte der SBVS zu widerstehen. Obwohl die SBVS während ihres Feldzuges nur auf weniger als ein Dutzend dieser Kriegsschiffe traf, konnten die Panzerschiffe, egal gegen welchen Gegner, eine beeindruckende Zahl an Abschüssen vorweisen – tatsächlich waren diese Schiffe der Grund dafür, daß sich die Eroberung der Republik so lange hinzog. Obwohl schwer gepanzert und dafür konstruiert, die gewaltigen Kriegsschiffe der SBVS auszumanövrieren, waren sie allem, was kleiner war als sie, deutlich an Feuerkraft überlegen. In den ersten paar Monaten des Feldzuges erlitten die SBVS schreckliche Verluste und mußten sich auf riesige Konvois mit Geleitschutz stützen, um ihre Nachschublinien zu erhalten. Analysten hatten einen Zusammenbruch der Republik auf ihren Zentralwelten innerhalb von drei Monaten vorhergesagt, aber dank der tödlichen Necronomicons dauerte die

Operation insgesamt drei Jahre. Letzten Endes wurden sie von der Übermacht der SBVS überwältigt – das letzte Panzerschiff wurde 2770 beim letzten Vorstoß auf die Hauptwelt der Republik der Randwelten, Apollo, zerstört. Gerade als diese schlagkräftige Schiffsklasse im Nebel der Geschichte ver-schwunden zu sein schien, wurde diese Annahme 3064 durch einen Zwischen-fall in der tiefen Peripherie widerlegt. Eine handvoll Überlebender (die einige Monate später alle unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen) berichtete von einem Zusammenstoß mit einer Flotte unbekannter Kriegsschiffe mit einem der Necronomicon-Klasse ähnlichen Rumpfaufbau, die ihr ExplorerCorps-Schiff mit Leichtigkeit zerstörte. Die Überlebenden beharrten, es habe sich um denselben Schiffstyp gehandelt, allerdings mit Clantechnologie ausgerüstet – und es seien Dutzende gewesen. Aufgrund der von diesen Schiffen ausgestrahlten IFF Signale nannten die Überlebenden diese neue Schiffsart „Demonicon“. Obwohl unser Orden in den letzten Monaten nach Kopien ihrer Berichte und Nachbesprechungen gesucht hat, scheinen unsere Archive überraschenderweise leer zu sein. Möglicherweise haben WOB-Agenten inner-halb unserer Organisation die Vidbänder entweder gestohlen oder zerstört, und da alle Augenzeugen mittlerweile verstorben sind, werden wir die ganze Wahr-heit vielleicht nie erfahren. Dennoch wurde an alle Schiffe des ExplorerCorps die Order ausgegeben, eventuell diesbezüglich auftauchende Spuren zu ver-folgen.

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Class/Model/Name: Necronomicon-Class Pocket Batleship(RWR) Mass: 890,000 tons Equipment: Mass Power Plant, Drive & Control: 213,600.00 Thrust: Safe Thrust: 4 Maximum Thrust: 6 Kearny-Fuchida Hyperdrive: Compact (Integrity = 18) 402,725.00 Lithium Fusion Battery 8,900.00 Jump Sail (Detachable): (Integrity = 5) 74.00 Structural Integrity: 70 62,300.00 Total Heat Sinks: 2,328 Double 1,630.00 Fuel & Fuel Pumps: 5,100.00 Bridge, Controls, Radar, Computer & Attitude Thrusters: 2,225.00 Fire Control Computers: .00 Food & Water: (90 days supply) 171.50 Armor Type: Lamellor Ferro-carbide (1,288 total armor pts) 1,246.00 Capital Scale Armor Pts Location: L / R Fore: 239 Fore-Left/Right: 214/214 Aft-Left/Right: 214/214 Aft: 193 DropShip Capacity: 8 Docking Hardpoints 8,000.00 Grav Decks #1 - 2: (150-meter diameter) 200.00 Life Boats: 64 (7 tons each) 448.00 Crew and Passengers: 63 Officers (63 minimum) 630.00 250 Crew (160 minimum) 1,750.00 68 Gunners (68 minimum) 476.00 Weapons and Equipment Loc SRV MRV LRV ERV Heat Mass ------------------------------------------------------------------------------ 4 Killer Whale(40 msls) Nose 16 16 16 16 80 2,600.00 10 Large Laser Nose 8(80) 8(80) -- -- 80 50.00 2 NAC/30(20 rounds) Nose 60 60 60 -- 200 7,016.00 2 NAC/30(20 rounds) Nose 60 60 60 -- 200 7,016.00 2 NAC/30(20 rounds) FL/R 60 60 60 -- 400 14,032.00 1 Barracuda(10 msls) FL/R 2 2 2 2 20 780.00 3 NL45 FL/R 14 14 14 14 420 5,400.00 10 Large Laser FL/R 8(80) 8(80) -- -- 160 100.00 4 AMS(144 rounds) FL/R -- -- -- -- 8 28.00 2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00 2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00 2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00 2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00 10 Large Laser L/RBS 8(80) 8(80) -- -- 160 100.00

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2 NAC/30(20 rounds) AL/R 60 60 60 -- 400 14,032.00 1 Barracuda(10 msls) AL/R 2 2 2 2 20 780.00 3 NL45 AL/R 14 14 14 14 420 5,400.00 10 Large Laser AL/R 8(80) 8(80) -- -- 160 100.00 4 AMS(144 rounds) AL/R -- -- -- -- 8 28.00 10 Large Laser Aft 8(80) 8(80) -- -- 80 50.00 2 NAC/35(20 rounds) Aft 70 70 -- -- 240 8,020.00 2 NAC/35(20 rounds) Aft 70 70 -- -- 240 8,020.00 1 Lot Spare Parts (5.00%) 44,500.00 ------------------------------------------------------------------------------ TOTALS: Heat: 4,656 875,623.50 Tons Left: 14,376.50 Calculated Factors: Total Cost: 24,960,230,000 C-Bills Battle Value: 250,653 Cost per BV: 99,580.81 Weapon Value: 110,913 (Ratio = .44) Damage Factors: SRV = 9,602; MRV = 9,434; LRV = 7,079; ERV = 2,358 Maintenance: Maintenance Point Value (MPV) = 591,453 (69,311 Structure, 272,922 Life Support, 249,220 Weapons) Support Points (SP) = 434,859 (74% of MPV) BattleForce2: Not applicable

MECHWARRIOR RPG

Das Haus Amaris Quellenbuch soll Spielern und Spielleitern eine Reihe neuer Möglichkeiten im Classic Battletech Universum geben. Da dieses Quellenbuch die Geschichte der Republik der Randwelten von ihrer Gründung bis zum Jihad von Blakes Wort behandelt, können Rollenspieler einen beliebigen Aspekt der Timeline auswählen, um unvergeßliche Abenteuer zu erleben. Da Informationen über die Republik der Randwelten nur spärlich vorliegen, kann der Spielleiter die fehlenden Informationen, die nicht in diesem Quellenbuch behandelt wurden, beliebig ergänzen. Alternativ kann der Spielleiter das Quellenmaterial nach dem Amaris-Bürgerkrieg ändern oder löschen, wenn er sich an den geschichtlichen Kanon halten möchte. Ihr habt die Wahl!

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MÖGLICHE KAMPAGNEN HISTORISCHES SPIEL: Das Haus Amaris Quellenbuch deckt den vollständigen Zeitraum der Existenz der Republik der Randwelten von 2250 bis 2779 ab und gibt den Spielern fast völlig freie Hand, was in dieser Periode angesiedelte Kampagnen betrifft. Durch ihre mehr als 500 Jahre lange Geschichte können Spieler die Gründung der Republik durch Hector Rowe und seiner Bande von Verrückten nachspielen oder auf Seiten der SBVS die Welten der Terranischen Hegemonie aus den Klauen von Amaris, dem Usurpator, befreien. Alternativ können die Spieler Teil des Militärs von Haus Amaris sein und dabei helfen, die Republik gegen die dauernden Piratenüberfälle während ihrer Gründerjahre zu verteidigen oder als loyale Soldaten von Amaris versuchen, den Ansturm von Kerenskys Truppen aufzuhalten und so die Geschichte zu verändern. Der Spielleiter kann die Spieler als eine der Hauseinheiten, die an der Seite des Sternenbundes den brutalen Vereinigungskrieg kämpften, agieren lassen – oder sie gegen den Sternenbund antreten lassen! Da von dieser Zeit nur sehr wenig bekannt ist, kann der Spielleiter lange verlorene Mechs, Fahrzeuge und Ausrüstung als Teil der einstmals mächtigen Randwelten-Kriegsmaschinerie erschaffen. Obwohl manche Spieler wahrscheinlich nicht die zum Scheitern verurteilten Soldaten der Randwelten spielen wollen, hat das Spielen einer untergegangenen Fraktion einen gewissen romantischen Reiz. Andererseits können die Spieler auch als Teil der SBVS im Amaris Bürgerkrieg ihre Frustrationen an Stefan Amaris, einer der am meisten gehaßtesten Persönlichkeiten im BattleTech-Universum, auslassen. In solchen High Power-Kampagnen muß der Spielleiter schon früh festlegen, ob die Geschichte veränderbar ist: werden die Spieler, falls sie genug Einfluß gewinnen, in der Lage sein, den Lauf der Geschichte zu ändern? Diese Art von Kampagne erfordert einen Spielleiter, der sich mit den Schlüsselereignissen dieser Zeit genau auskennt und sie auf Ebene der Spieler dramatisch darzustellen weiß. Wichtig dabei ist, daß über die Geschehnisse, in die die Spieler verwickelt werden, das große Ganze im Blick bleibt. Wenn sie gut gespielt werden, können endlose Variationen dieser Kampagne gespielt werden – jedesmal mit einem anderen Ausgang! SPIELER ALS TEIL DER VERBORGENEN GESELLSCHAFT Falls die Gruppe es möchte, können die Spieler sogar Teil des wiedergeborenen Hauses Amaris sein und ihren Rachefeldzug gegen die Mächte der Inneren Sphäre und die Clans beginnen. Diese Kampagne wäre hauptsächlich von Ränkespielen geprägt – die Spieler könnten entweder Teil der düsteren Inquisition oder des kleinen, aber tödlichen Schattenkorps sein und ihren verschleierten Krieg gegen nahezu jede andere Fraktion führen. Es könnte den Spielern gefallen, zu einer geheimen Gesellschaft zu gehören, von deren

Existenz niemand etwas ahnt bis es zu spät ist. Falls die Spieler die Rolle der Schurken übernehmen wollen, wäre dies ein perfektes Kampagnensetting. Dieses Setting benötigt einen vielsei-tigen Spielleiter, der es schafft, eine fremde Kultur, die der aus Platos Der Staat ähnelt, bildhaft darzustellen: ein Klassensystem, bestehend aus der herrschenden Intelligentia, Kriegern, Bürgern und Sklaven. Werden die Spieler loyale Mitglieder der Verbor-genen Gesellschaft sein, die Verräter und Abtrünnige ausschalten, während sie auf ihrer Reise durch die Innere Sphäre versuchen, ihre Anonymität zu bewahren – oder werden sie Rebellen sein, die hoffen, die Verborgene Ge-sellschaft zum Guten zu verändern?

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SCHATTENLORDS ALS GEGEN-SPIELER Wahrscheinlich eine der spannendsten Kampagnen könnte die Spieler gegen einen unbekannten und sehr mächtigen Gegner antreten lassen; man stelle sich ihre geschockten Gesichter vor, wenn sich herausstellt, daß Haus Amaris keineswegs ausgelöscht wurde, son-dern überlebt hat und nun seine schreckliche Rache gegen die Nach-kommen seiner alten Feinde plant! Dieses Quellenbuch ermöglicht es dem Spielleiter, Haus Amaris als ultimativen Gegner im BattleTech-Universum maßzuschneidern. Die Verborgene Gesellschaft könnte auch als Kunstgriff zur Erklärung jeder Verschwörungstheorie eingesetzt werden, die im BattleTech-Universum nie aufgeklärt wurde – angefangen beim Schicksal von Clan Vielfraß bis hin zur tatsächlichen Identität des Kopfgeldjägers. Die Spieler könnten einer beliebigen Fraktion angehören, von einer Claneinheit, die das Rätsel um die Banditenkaste lösen soll, über eine Einheit der Inneren Sphäre, die den Mord an einem bedeutenden Adeligen aufklären soll bis hin zu einer Söldnereinheit, die über eine gewaltige Verschwörung stolpert.

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Da die Schattenlords bekannte Persönlichkeiten aus der gesamten Geschichte klonen und als Attentäter einsetzen können, werden die Spieler stark unter Druck sein, die Wahrheit herauszufinden, während ihr Leben ständig durch das unbarmherzige Spionagenetzwerk der Inquisition bedroht wird. Eine solche Kampagne würde eine akribische Planung von Seiten des Spielleiters erfordern, da sie in gewisser Weise einer Zwiebel ähnelt: mit jeder Schicht, die die Spieler durchdringen, würden mehr und mehr Geheimnisse aufgedeckt werden. Obwohl es harte Arbeit für den Spielleiter darstellt, die Wahrheit über Haus Amaris Stück für Stück zu enthüllen, dürften die Spieler sicherlich eine Überraschung erleben, wenn am Höhepunkt der Kampagne die Identität ihres Gegners enthüllt wird.