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Herausgeber: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz zusammen mit dem Landschaftspflegeverband München-Land e. V. und den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und München Text: Gabriele Schneider und Projektgruppe NaturVielfaltBayern / PAN GmbH, www.pan-gmbh.com Fotos: Erk Dallmeyer, Stefan Ott, Michael Schwartze (alle piclease.de), Gabriela Schneider, Nicole Bernhardt, Ernst Gubler Titelbild: Gabriela Schneider Layout: Nicole Sillner, almagrafica.de Kartengrundlage: Geobasisdaten © Bayerische Vermessungsverwaltung, www.geodaten.bayern.de www.natur.bayern.de, www.bayernnetznatur.de Stand: März 2017 Gedruckt auf Papier aus 100 % Altpapier Projektträger Landschaftspflegeverband München-Land e.V. Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und München Projektbeteiligte Regierung von Oberbayern, höhere Naturschutzbehörde Landratsämter Bad Tölz- Wolfratshausen, Miesbach und München, untere Naturschutzbehörden Deutsche Bahn AG (DB Netz AG, DB Fahrwegdienste GmbH und DB Immobilien) Gemeinde Oberhaching Bayerische Staatsforsten AöR, Forstbetrieb München Maschinenring Wolfratshausen Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V. (LBV) BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN) Weitere Projektförderer Haben Sie Fragen? Über Ihr Interesse freuen sich: Dipl.-Biologin Gabriela Schneider (Projektbetreuung), Tel. 08026 1367 Landschaftspflegeverband München-Land e. V., Tel. 08022 769665 Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen, Tel. 08041 505-309 Landratsamt Miesbach, Tel. 08025 704-3323 Landratsamt München, Tel. 089 6221-2367 Gemeinsam für den Verbund Das zunächst auf die Forstgebiete um Deisenhofen beschränkte BayernNetzNatur- Projektgebiet wurde im Jahr 2013 auf Teile der Landkreise Miesbach und Bad Tölz ausgedehnt. Gleichzeitig wurde die Zusammenarbeit mit weiteren Projektpartnern zu Gunsten eines nachhaltigen Magerrasen-Verbunds intensiviert. Die Sensibilisierung der Bevölkerung, Flächeneigentümer und -nutzer durch gezielte Öffent- lichkeitsarbeit ist ein weiteres Anliegen des Projekts. Denn das Verständnis für die Notwendigkeit von Naturschutzmaßnahmen wächst durch die Kenntnis der ökologischen Zusammenhänge. Am BayernNetzNatur-Projekt „Magerrasenverbund Oberland“ beteiligen sich inzwischen viele Projektpartner: Gemeinden und Verbände, Naturschutzbehörden, die Bayerischen Staatsforsten sowie die Deutsche Bahn AG und nicht zuletzt die Landwirte, die sich oft selbst aktiv bei der Durch- führung der Pflegemaßnahmen engagieren. Die Trägerschaft für das Projekt haben der Landschafts- pflegeverband München-Land e.V. sowie die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und München übernommen. Maßnahmen für Busch-Nelke und Co. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg war die Busch-Nelke südlich von München häufig. Der seither stattfindende Rückgang ist drama- tisch und zwingt zum schnellen Handeln. Denn mit der Busch-Nelke verschwindet auch die Arten- vielfalt ihrer Lebensräume. Nach der Erfassung der verbliebenen Wuchsorte und der Ausarbeitung von Handlungskonzepten, wurde im Jahr 2001 mit den Pflegemaßnah- men begonnen. Inzwischen werden neben der Busch-Nelke auch Kreuzotter, Schlingnatter, Wiesen- knopf-Ameisenbläuling und Regens- burger Geißklee gezielt gefördert. Als Relikte der Kulturlandschaft reagieren Busch-Nelke und Co. überwiegend positiv auf Pflege- maßnahmen. Davon profitieren auch viele Spezialisten der Insek- tenwelt und für den Reptilienschutz ergeben sich Synergieeffekte. Durch die Pflege von Flächen, insbesondere entlang der Bahnlinie und der Forstwege, wird ein übergreifender Biotopverbund geschaffen. Wichtige Partner sind hier die großen Flächeneigentümer Deutsche Bahn AG und Bayerische Staatsforsten, aber auch Landwirte und ehrenamtliche Helfer. Regensburger Geißklee Pflegearbeiten an der Bahntrasse Kreuzotter BayernNetzNatur-Projekt Magerrasenverbund im bayerischen Oberland Ein Projekt zur Umsetzung der Bayerischen Biodiversitätsstrategie BayernNetzNatur Das Bayerische Umweltministerium hat 1986 das erste Projekt zur Umsetzung des Arten- und Biotopschutzpro- gramms (ABSP) und zur Realisierung eines landesweiten Biotopver- bunds gestartet. Es war die Geburtsstunde von BayernNetzNatur. Die „Schaffung eines landesweiten Biotopverbunds“ hat der Bayeri- sche Landtag 1998 im Bayerischen Naturschutzgesetz verankert. Den aktuellen politischen Handlungsrahmen für den Naturschutz in Bayern bilden die 2008 vom Bayerischen Ministerrat beschlossene Bayerische Biodiversitätsstrategie sowie das Biodiversitätspro- gramm Bayern 2030 – „Natur Vielfalt Bayern“ aus dem Jahr 2014. Aktuell gibt es rund 400 BayernNetzNatur-Projekte in ganz Bayern. Träger und Mitwirkende sind z. B. Kommunen, Umwelt- und Naturschutzver- bände, Stiftungen und Sponsoren, Grundstücksbesitzer, insbesondere der Land- und Forstwirtschaft, sowie unterschiedliche Fachbehörden. www.bayernnetznatur.de Regierung von Oberbayern

BayernNetzNatur-Projekt Magerrasenverbund im bayerischen ... · Dipl.-Biologin Gabriela Schneider (Projektbetreuung), Tel. 08026 1367 Landschaftspflegeverband München-Land e.V.,

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Herausgeber: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz zusammen mit dem Landschaftspflegeverband München-Land e. V. und den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und München

Text: Gabriele Schneider und Projektgruppe NaturVielfaltBayern / PAN GmbH, www.pan-gmbh.com

Fotos: Erk Dallmeyer, Stefan Ott, Michael Schwartze (alle piclease.de), Gabriela Schneider, Nicole Bernhardt, Ernst Gubler

Titelbild: Gabriela Schneider

Layout: Nicole Sillner, almagrafica.de

Kartengrundlage: Geobasisdaten © Bayerische Vermessungsverwaltung, www.geodaten.bayern.de

www.natur.bayern.de, www.bayernnetznatur.de

Stand: März 2017

Gedruckt auf Papier aus 100 % Altpapier

Projektträger

� Landschaftspflegeverband München-Land e.V.

� Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und München

Projektbeteiligte

� Regierung von Oberbayern, höhere Naturschutzbehörde

� Landratsämter Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und München, untere Naturschutzbehörden

� Deutsche Bahn AG (DB Netz AG, DB Fahrwegdienste GmbH und DB Immobilien)

� Gemeinde Oberhaching

� Bayerische Staatsforsten AöR, Forstbetrieb München

� Maschinenring Wolfratshausen

� Landesbund für Vogelschutz in Bayern e. V. (LBV)

� BUND Naturschutz in Bayern e. V. (BN)

Weitere Projektförderer

Haben Sie Fragen? Über Ihr Interesse freuen sich:

� Dipl.-Biologin Gabriela Schneider (Projektbetreuung), Tel. 08026 1367

� Landschaftspflegeverband München-Land e. V., Tel. 08022 769665

� Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen, Tel. 08041 505-309

� Landratsamt Miesbach, Tel. 08025 704-3323

� Landratsamt München, Tel. 089 6221-2367

Gemeinsam für den Verbund

Das zunächst auf die Forstgebiete um Deisenhofen beschränkte BayernNetzNatur- Projektgebiet wurde im Jahr 2013 auf Teile der Landkreise Miesbach und

Bad Tölz ausgedehnt. Gleichzeitig wurde die Zusammenarbeit mit weiteren Projektpartnern zu Gunsten eines nachhaltigen Magerrasen-Verbunds intensiviert.

Die Sensibilisierung der Bevölkerung, Flächeneigentümer und -nutzer durch gezielte Öffent-lichkeitsarbeit ist ein weiteres Anliegen des Projekts. Denn das Verständnis für die Notwendigkeit

von Naturschutzmaßnahmen wächst durch die Kenntnis der ökologischen Zusammenhänge. Am BayernNetzNatur-Projekt „Magerrasenverbund Oberland“ beteiligen sich inzwischen viele Projektpartner: Gemeinden und Verbände, Naturschutzbehörden, die Bayerischen Staatsforsten sowie die Deutsche Bahn AG und nicht zuletzt die Landwirte, die sich oft selbst aktiv bei der Durch-führung der Pflegemaßnahmen engagieren. Die Trägerschaft für das Projekt haben der Landschafts-pflegeverband München-Land e.V. sowie die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und München übernommen.

Maßnahmen für Busch-Nelke und Co.

Noch vor dem Zweiten Weltkrieg war die Busch-Nelke südlich von München häufig. Der seither stattfindende Rückgang ist drama-tisch und zwingt zum schnellen Handeln. Denn mit der Busch-Nelke verschwindet auch die Arten-vielfalt ihrer Lebensräume. Nach der Erfassung der verbliebenen Wuchsorte und der Ausarbeitung von Handlungskonzepten, wurde im Jahr 2001 mit den Pflegemaßnah-men begonnen. Inzwischen werden neben der Busch-Nelke auch Kreuzotter, Schlingnatter, Wiesen- knopf-Ameisenbläuling und Regens-burger Geißklee gezielt gefördert.

Als Relikte der Kulturlandschaft reagieren Busch-Nelke und Co. überwiegend positiv auf Pflege-maßnahmen. Davon profitieren auch viele Spezialisten der Insek-tenwelt und für den Reptilienschutz ergeben sich Synergieeffekte.

Durch die Pflege von Flächen, insbesondere entlang der Bahnlinie und der Forstwege, wird ein übergreifender Biotopverbund geschaffen. Wichtige Partner sind hier die großen Flächeneigentümer Deutsche Bahn AG und Bayerische Staatsforsten, aber auch Landwirte und ehrenamtliche Helfer.

Regensburger Geißklee

Pflegearbeiten an der Bahntrasse

Kreuzotter

BayernNetzNatur-Projekt

Magerrasenverbund im bayerischen OberlandEin Projekt zur Umsetzung der Bayerischen Biodiversitätsstrategie

BayernNetzNatur � Das Bayerische Umweltministerium hat 1986 das erste Projekt zur Umsetzung des Arten- und Biotopschutzpro-gramms (ABSP) und zur Realisierung eines landesweiten Biotopver-bunds gestartet. Es war die Geburtsstunde von BayernNetzNatur.

� Die „Schaffung eines landesweiten Biotopverbunds“ hat der Bayeri-sche Landtag 1998 im Bayerischen Naturschutzgesetz verankert.

� Den aktuellen politischen Handlungsrahmen für den Naturschutz in Bayern bilden die 2008 vom Bayerischen Ministerrat beschlossene Bayerische Biodiversitätsstrategie sowie das Biodiversitätspro-gramm Bayern 2030 – „Natur Vielfalt Bayern“ aus dem Jahr 2014.

� Aktuell gibt es rund 400 BayernNetzNatur-Projekte in ganz Bayern. Träger und Mitwirkende sind z. B. Kommunen, Umwelt- und Naturschutzver-bände, Stiftungen und Sponsoren, Grundstücksbesitzer, insbesondere der Land- und Forstwirtschaft, sowie unterschiedliche Fachbehörden.

www.bayernnetznatur.de

Regierung von Oberbayern

MünchenPerlacher

Forst

Allgau

Grünwalder Forst

LandkreisMünchen

LandkreisMiesbach

LandkreisBad Tölz-Wolfratshausen

DeisenhofenerForst

Magerrasenverbund im Oberland – Erhalt der Heidereste südlich von München

Die Heideflächen nördlich von München sind als Kulturlandschaftsre-likte und als Lebensräume einer einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt von internationalem Rang. Den wenigsten ist bewusst, dass auch südlich von München Heiden mit einer außergewöhnlichen Artenviel-falt verbreitet waren. Noch im 19. Jahrhundert wurden weite Teile der südlichen Schotterebene und der Moränenlandschaft als gemeinschaft-liche Wald- und Offenlandweiden (Allmende) genutzt. Im 19. Jahrhundert erlitten die Heideflächen als Folge der Gebietsreform unter dem Grafen von Montgelas starke Verluste. Dennoch blieben an Waldsäumen und Wiesenrändern Heideflächen mit einem bemerkens-werten Artenbestand erhalten. Als Leitart dieser Kulturrelikte gilt heute die Busch-Nelke (Dianthus seguieri). Sie teilt ihren Lebensraum mit weiteren, zum Teil hochgradig gefährdeten Arten.

2005 wurde das BayernNetzNatur-Projekt gestartet, um diese Perlen der Natur auch für künftige Generationen zu erhalten.

Busch-Nelke – Juwel im Halbschatten

Weltweit gesehen konzentrieren sich die Vorkommen der Busch-Nel-ke im südöstlichen Deutschland und hier vor allem in Bayern. Ein isolierter Verbreitungsschwerpunkt findet sich in den Landkreisen München, Miesbach und Bad Tölz.

Die attraktive Art besiedelt ein breites Spektrum an Standorten und ist sowohl in Moorgebieten als auch in Trockensäumen anzutreffen. Dank ihrer Fähigkeit zur Besiedlung von Sonderstandorten wie Moderholz und Ameisenhaufen kann sie auch in Brachen längerfristig überdau-ern. Voraussetzung sind jedoch

schütter besiedelte, magere und zumindest oberflächlich kalkarme Standorte in sonniger Lage. Trotz erfindungsreicher Überlebensstra-tegien ist die Busch-Nelke heute in ganz Europa stark gefährdet. Die Abkehr von kleinstrukturierten, extensiven Nutzungsformen und ein Übermaß an Nährstoffen ließen ihre Lebensräume schwinden. Die letzten Rückzugsstandorte, Wiesen- und Waldsäume, sind zahlreichen Eingriffen und Störun-gen ausgesetzt. Wir tragen deshalb eine besondere Verantwortung für die Erhaltung dieser Art in Bayern.

Busch-Nelke

Das Projektgebiet

Bahntrassen – wichtig für den Biotopverbund

Kulisse des BayernNetzNatur-Projekts

Vorkommen der Busch-Nelke

Artenvielfalt in Hülle und Fülle

Magerrasen und -säume sind für konkurrenzschwache Arten, die in intensiv genutzten Wiesen keine Chance haben, letzte Rückzugsorte. Aufgrund besonderer Bodenverhält-nisse gedeihen im Projektgebiet sowohl kalkmeidende als auch kalktolerante Pflanzenarten – das führt zu einer außergewöhnlichen und blumenbunten Artenfülle.

Neben der Busch-Nelke sind hier weitere Raritäten wie das Weiße Fingerkraut, Regensburger Geißklee, Großköpfiger Pippau und Arnika zu finden. Ihre Vorkommen südlich von München liegen weitab der verbliebenen Verbreitungs-schwerpunkte – ein Hinweis darauf,

dass sie einst ein wesentlich größeres Verbreitungsgebiet hatten.

Auch hinsichtlich der Tierar-ten haben die Magerrasen und -säume einiges aufzuweisen. Der Anteil hochspezialisierter Arten der Insektenfauna, wie z. B. der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling, ist groß und zeugt von einem intakten Lebensraumgefüge. Reptilienarten, die zu den „Verlierern“ der heute vorherrschenden Nutzungsformen zählen, finden hier geeignete Refugien. So wundert es nicht, dass die Magerrasenreste heute einen Schwerpunktlebensraum für Kreuzotter, Schlingnatter, Zaun- und Waldeidechse darstellen.

Hüter der Busch-Nelke

In den Forstgebieten südlich von München spielt die Fichte als Schirmbaum für die Vorkommen der Busch-Nelke und ihrer Begleiter eine besondere Rolle. Ihre Nadelstreu sorgt für konkurrenzarme Standorte mit gehemmter Nährstoffnachlieferung. Ähnliches gilt auch für die Stiel-Eiche, die als Erbe der früheren Waldweiden noch häufig an den

Waldrändern auftritt. Die Bedeutung dieser Baumarten als „Hüter“ artenreicher Reliktlebensräume darf bei dem angestrebten naturnahen Waldumbau nicht in Vergessenheit geraten.

Oben: Weißes Fingerkraut, Arnika, Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Unten: Zauneidechse

Die Bahn verbindet

Die Bahndämme entlang der Trasse zwischen München und Bad Tölz verbinden und vernetzen die ver-bliebenen Schwerpunktgebiete der Busch-Nelke: Den Perlacher-Grün-walder-Deisenhofener Forst im Norden und den sogenannten Allgau an der Landkreisgrenze Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen. Auf den Bahndämmen finden die Arten der Heiden und damit auch die Busch-Nelke wertvolle Ersatzlebens-räume – die Dämme sind baumfrei

und durch den Schotter sehr trocken. Auch Forstwege und die ehemaligen Brandschneisen, die zu Zeiten der Dampflokomotiven vege-tationsfrei gehalten wurden, um Brände durch Funkenflug zu vermei-den, haben ein ähnliches Potenzial.

Diese Vernetzung zwischen den isolierten Populationen ist für deren Fortbestand sehr wichtig: Der genetische Austausch wird geför-dert und so deren Vitalität erhalten.