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Soharf: Bedarf und Nachwuchs an Chemikern 615 Angewandte Chernie cah;rg. 1932. Nr. 391 Gebiet des betreffenden Zweiges der Volkswirtschaft" bezeichnet. Damit wird dem Auslander bedeutet, dai3 es fur ihn immerhin besser ist, seine Erfhdungen in RuDland anzumelden und den, wenn auch nicht weit- reichend,en, Schutz in Anspruch zu nehmen, als dai3 er eie auf dem Weg uber seine auslandischen Patentschriften einfach preisgibt. Fur den in der UdSSR. andssigen In- und Aus- lander wird dagegen die Erlangung eines Urheber- soh,ein.s so verschbnt, die Erteilung und Aufrechterhal- tung eines Patents dagegen so unfrmndlich dargestellt, daD hier wohl praktisch nur noch Urheberscheine gefor- dert werden diirften. Hierher gehort z. B. die ausdruck- liche Bestimmung des Gesetzes, dai3 der Erfinder, dem ein Patent erteilt worden ist, kein Anrecht auf die Ver- giinstigrungen hat, die €ur den Inhaber eines Urheber- scheins vorgeseh,en sind. Patente konnen gegen Ur- heberscheine umgetaumscht wepden. Besitzt ein Erfinder nebeneinander Urheberscheine und Patente, so kann er die Vergiinstigungen fur erstere gleichwohl nur dann in Anspruch nehmen, wenn er alle seine Patente umge- tauscht older auf sie zugunsten des Staates venichtet hat. Auf der anderen Seite werden fur Anmeldung und Aui- rechterhaltung vun Patenten Gebiihren erhoben, die im Vergleich mit dem Durchwhnittseinkommen von Ar- beitern und technischen Angestellten als recht hoch zu bezeichnen sind. - Es konnten hier nur einige Hauptlinien des neuen Gesetzes nachgezeichnet werden, in der Annahme, dai3 diese fir den auslandischen, insbesondere den deutschen, Techniker und Indzlstriellen interessanter sind als ver- fahrenstechnische und materiell-rechtliche Einzelheiten. Man wird aber a'uch aus dieser Darstellung erkennen konnen, daD hier mit Konsequene und nicht ohne Kuhn- heit neue Rechtsfopmen geschaffen worden sind, deren praktiwhe Tragweite sich noch nicht ermessen IaDt. [A. 59.1 Bedarf und Nachwuchs an Chemikern. Von Dr. FRITZ SCHARF, Berlin. Die seit niehr ale einem Jahrzehnt bestehende, ja bis vor kunem immer noch anwachsende und jedes verniinftige Ma13 ubersteigende Uberfullung der Hochschuhn hat nicht nur die einzelnen akademischen Berufe in schwere Bedringnis durch Uberangebot und zunehmende Stellungslosigkeit gebracht, sondern die daraus entstehenden Schaden und Gefahren be- ruhren in hohem MaBe die Allgemeinheit. Nicht nur, da8 die nutzlos von Eltern und Staat aufgewandten hohen Ausbildungs- kosten eine Lei unserer Verarmung unverantwortliche Ver- geudung an Volksvermogen im AusmaDe von 1 bis 2 Milliarden Mark darstellen, wenn die Schatzung von 50 000 stellungslosen Akademikern richtig ist; vie1 schlimmer noch ist. fiir Reich, Lander und Allgemeinheit die Gefahr der Radikalisierung, der zunachst der akademische Nachwuchs, und der Proletarisierung, der die gesamten akademischen Berufsstande anheimzufallen drohen. Wie man aus zahlreichen Veroffentlichungen in Tages- zeitungen und Fachzeitschriften ersehen kann, hat sich diese Erkenntnis heute endlich iiberall Bahn gebrochen, und nach- dem kurzlich auch der hochste Beamte des Reichesi) die Forde- rung erhoben hat, die Zahl der Studierenden dem Bedarf an- zugleichen, werden die Hochschulen in ihrer Gesamtheit Imd die einzelnen Hochschuldimiplinen nicht umhin konnen, der Liisung dieser brennenden Frage energisch naherzutreten. Das gilt in besonders hohem MaBe fiir den chemischen Beruf, und es tritt, wenn die Vertreter des chemiechen Hoch- schulunterrichts diesem Problem ernstlich zu Leibe gehen wollen, die Frage nach dem wirklichen Bedarf an Chemiker- nachwuchs in den Vordergrund des Interesses. Wie gerufen kommt da eine soeben enchienene Schrift der ,,Volkswirtsehaftlichen Zentrabtelle fur Hochschulstudium und akademisches Berufswesen" in Kiel, betitelt ,,Bedarf und Nachwuchs an Chemikern und Physikerd'z), weil Feststellungen, die von so neutraler Stelle ausgehen, hohere Beweiskraft fiir sich in Ansprueh nehmen konnen a19 die Arbeiten eincs einzelnen Berufsverbandes wie des Vereins deutscher Chemiker. Die Untersuchung uber die Lage der Chemiker, die von Dr. K e i s e r und Dr. K u g l e r bearbeitet ist, fuflt auf den Ar- beiten von Oberregierungsrat Dr. K e 1 1 e r in den Erganzungs- heften zu Band 4 und 5 der ,,Deutschen Hochschulstatistik" und stutzt sich, neben der Berufszahlung von 1925, auf die Statistiken des Vereins deutscher Chemiker und des Verbandes der Labo- ratoriumsvorstande an deukhen Hochschulen. Unabhangig hiervon aber wurde es unternommen - und dies ist ein be- sonders interessanter und wertvoller Beitrag zu unserer Berufs- kunde - an Hand der Prufungsstatistiken (Diplom- und Ver- bandspriifungen) und mit Zugrundelegung der allgemeinen 1) Rede des Reichskanzlers v o n Pa p en am 28. August 1932, vgl. Angew. Chem. 45, 800 [la]. 3) Heft 5 d. Unlersuchungen zur Lage d. akademischen Be- rufe. Verlag Struppe und Winkler, Berlin. Preie RM. 4'20. deutschen Sterbetafeln den Bestand an Chemikern der einzelnen Studienjahrgange ab Prtifungsjahr I&%/% fur die Jahre 1925 und 1930 zu errechnen und dadurch zugleich den Altersaufbau unseres Berufsslandes zu ermitteln. Was zunachst den B e s t an d an berufstatigen Chemikern betrifft, 60 kornmt die Schrift an Hand dieser muhevollen Rech- nungen zu dem Ergebnis, da8 unsere Schatzung fur 1928 von insgesamt 12 500 Chemikerns) ,,der Wirklichkeit offensichtlich recht nahe kommt, da8 sie jedenfalls nicht zu hoch, eher eine Kleinigkeit zu niedrig greift". Betreffs des A 1 t e r s a u f b a us sei der Schrift das nach- slehende interessante Schaubild enlnommen : Der Allersaufbau der Chemiker 1930 verglichen mil dem Allers- aufbau der mannlichen Reichsbevolkerung (in Proxent). Reichsbevolkerung Chemiker 60 -6.5 s-60 45-so 35-40 3-35 25- -30 Jslwv 0 0 8 0 . Die Kenntnis der Altersschichtung eines Berufes ist un- erla13lich fur die Berechnung des E r B a t z b e d a r f e 8, d. h. des Ersatzes fur die durch Tod oder Pensionierung ausscheiden- den Berufsangehorigen, besonden wenn die Altersschichtung so weit wie beim Chemikerberufe von der normalen abweicht. Wenn man bedenkt, da8 die Zahl der Pensionierungen fast aus- schliefllich durch die altesten Jahrgange bwtimmt wird und dafl auch die Todesfalle im wesentlichen aut die hoheren Alters- jahrgange entfallen, wird es klar, da13 bei einem so jungen Berufsstand wie dem unseren, der zudem, abgesehen von den Kriegsjahren, bis 1929 eine standige jahrliche Zunahme der Zahl seiner Angehorigen, mithin eine standige Verjungung zu veneichnen hatte, der normale Ersatzbedarf vorlaufig noch eine geringe, erst mit den Jahren zunehmende Bedeutung hat. Die ,,Zentralstelle" berechnet an Ahgangen berufstatiger Chemiker 3) Angew. Chem. 49, 422 [1932].

Bedarf und Nachwuchs an Chemikern

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Soharf: Bedarf und Nachwuchs an Chemikern 615 Angewandte Chernie c a h ; r g . 1932. Nr. 391

Gebiet des betreffenden Zweiges der Volkswirtschaft" bezeichnet. Damit wird dem Auslander bedeutet, dai3 es fur ihn immerhin besser ist, seine Erfhdungen in RuDland anzumelden und den, wenn auch nicht weit- reichend,en, Schutz in Anspruch zu nehmen, als dai3 er eie auf dem Weg uber seine auslandischen Patentschriften einfach preisgibt.

Fur den in der UdSSR. andssigen In- und Aus- lander wird dagegen die Erlangung eines Urheber- soh,ein.s so verschbnt, die Erteilung und Aufrechterhal- tung eines Patents dagegen so unfrmndlich dargestellt, daD hier wohl praktisch nur noch Urheberscheine gefor- dert werden diirften. Hierher gehort z. B. die ausdruck- liche Bestimmung des Gesetzes, dai3 der Erfinder, dem ein Patent erteilt worden ist, kein Anrecht auf die Ver- giinstigrungen hat, die €ur den Inhaber eines Urheber- scheins vorgeseh,en sind. Patente konnen gegen Ur- heberscheine umgetaumscht wepden. Besitzt ein Erfinder

nebeneinander Urheberscheine und Patente, so kann er die Vergiinstigungen fur erstere gleichwohl nur dann in Anspruch nehmen, wenn er alle seine Patente umge- tauscht older auf sie zugunsten des Staates venichtet hat. Auf der anderen Seite werden fur Anmeldung und Aui- rechterhaltung vun Patenten Gebiihren erhoben, die im Vergleich mit dem Durchwhnittseinkommen von Ar- beitern und technischen Angestellten als recht hoch zu bezeichnen sind. -

Es konnten hier nur einige Hauptlinien des neuen Gesetzes nachgezeichnet werden, in der Annahme, dai3 diese f i r den auslandischen, insbesondere den deutschen, Techniker und Indzlstriellen interessanter sind als ver- fahrenstechnische und materiell-rechtliche Einzelheiten. Man wird aber a'uch aus dieser Darstellung erkennen konnen, daD hier mit Konsequene und nicht ohne Kuhn- heit neue Rechtsfopmen geschaffen worden sind, deren praktiwhe Tragweite sich noch nicht ermessen IaDt.

[A. 59.1

Bedarf und Nachwuchs an Chemikern. Von Dr. FRITZ SCHARF, Berlin.

Die seit niehr ale einem Jahrzehnt bestehende, ja bis vor k u n e m immer noch anwachsende und jedes verniinftige Ma13 ubersteigende Uberfullung der Hochschuhn hat nicht nur die einzelnen akademischen Berufe in schwere Bedringnis durch Uberangebot und zunehmende Stellungslosigkeit gebracht, sondern die daraus entstehenden Schaden und Gefahren be- ruhren in hohem MaBe die Allgemeinheit. Nicht nur, da8 die nutzlos von Eltern und Staat aufgewandten hohen Ausbildungs- kosten eine Lei unserer Verarmung unverantwortliche Ver- geudung an Volksvermogen im AusmaDe von 1 bis 2 Milliarden Mark darstellen, wenn die Schatzung von 50 000 stellungslosen Akademikern richtig ist; vie1 schlimmer noch ist. fiir Reich, Lander und Allgemeinheit die Gefahr der Radikalisierung, der zunachst der akademische Nachwuchs, und der Proletarisierung, der die gesamten akademischen Berufsstande anheimzufallen drohen.

Wie man aus zahlreichen Veroffentlichungen in Tages- zeitungen und Fachzeitschriften ersehen kann, hat sich diese Erkenntnis heute endlich iiberall Bahn gebrochen, und nach- dem kurzlich auch der hochste Beamte des Reichesi) die Forde- rung erhoben hat, die Zahl der Studierenden dem Bedarf an- zugleichen, werden die Hochschulen in ihrer Gesamtheit Imd die einzelnen Hochschuldimiplinen nicht umhin konnen, der Liisung dieser brennenden Frage energisch naherzutreten.

Das gilt in besonders hohem MaBe fiir den chemischen Beruf, und es tritt, wenn die Vertreter des chemiechen Hoch- schulunterrichts diesem Problem ernstlich zu Leibe gehen wollen, die Frage nach dem wirklichen Bedarf an Chemiker- nachwuchs in den Vordergrund des Interesses.

Wie gerufen kommt da eine soeben enchienene Schrift der ,,Volkswirtsehaftlichen Zentrabtelle fur Hochschulstudium und akademisches Berufswesen" in Kiel, betitelt ,,Bedarf und Nachwuchs an Chemikern und Physikerd'z), weil Feststellungen, die von so neutraler Stelle ausgehen, hohere Beweiskraft fiir sich in Ansprueh nehmen konnen a19 die Arbeiten eincs einzelnen Berufsverbandes wie des Vereins deutscher Chemiker. Die Untersuchung uber die Lage der Chemiker, die von Dr. K e i s e r und Dr. K u g l e r bearbeitet ist, fuflt auf den Ar- beiten von Oberregierungsrat Dr. K e 1 1 e r in den Erganzungs- heften zu Band 4 und 5 der ,,Deutschen Hochschulstatistik" und stutzt sich, neben der Berufszahlung von 1925, auf die Statistiken des Vereins deutscher Chemiker und des Verbandes der Labo- ratoriumsvorstande an d e u k h e n Hochschulen. Unabhangig hiervon aber wurde es unternommen - und dies ist ein be- sonders interessanter und wertvoller Beitrag zu unserer Berufs- kunde - an Hand der Prufungsstatistiken (Diplom- und Ver- bandspriifungen) und mit Zugrundelegung der allgemeinen

1) Rede des Reichskanzlers v o n P a p e n am 28. August 1932, vgl. Angew. Chem. 45, 800 [ l a ] .

3) Heft 5 d. Unlersuchungen zur Lage d. akademischen Be- rufe. Verlag Struppe und Winkler, Berlin. Preie RM. 4'20.

deutschen Sterbetafeln den Bestand an Chemikern der einzelnen Studienjahrgange ab Prtifungsjahr I&%/% fur die Jahre 1925 und 1930 zu errechnen und dadurch zugleich den Altersaufbau unseres Berufsslandes zu ermitteln.

Was zunachst den B e s t a n d an berufstatigen Chemikern betrifft, 60 kornmt die Schrift an Hand dieser muhevollen Rech- nungen zu dem Ergebnis, da8 unsere Schatzung fur 1928 von insgesamt 12 500 Chemikerns) ,,der Wirklichkeit offensichtlich recht nahe kommt, da8 sie jedenfalls nicht zu hoch, eher eine Kleinigkeit zu niedrig greift".

Betreffs des A 1 t e r s a u f b a u s sei der Schrift das nach- slehende interessante Schaubild enlnommen :

Der Allersaufbau der Chemiker 1930 verglichen mil dem Allers- aufbau der mannlichen Reichsbevolkerung (in Proxent).

Reichsbevolkerung Chemiker

60 -6.5

s-60

45-so

35-40

3-35

25- -30

Jslwv

0

0

8

0

. Die Kenntnis der Altersschichtung eines Berufes ist un-

erla13lich fur die Berechnung des E r B a t z b e d a r f e 8 , d. h. des Ersatzes fur die durch Tod oder Pensionierung ausscheiden- den Berufsangehorigen, besonden wenn die Altersschichtung so weit wie beim Chemikerberufe von der normalen abweicht. Wenn man bedenkt, da8 die Zahl der Pensionierungen fast aus- schliefllich durch die altesten Jahrgange bwtimmt wird und dafl auch die Todesfalle im wesentlichen aut die hoheren Alters- jahrgange entfallen, wird es klar, da13 bei einem so jungen Berufsstand wie dem unseren, der zudem, abgesehen von den Kriegsjahren, bis 1929 eine standige jahrliche Zunahme der Zahl seiner Angehorigen, mithin eine standige Verjungung zu veneichnen hatte, der normale Ersatzbedarf vorlaufig noch eine geringe, erst mit den Jahren zunehmende Bedeutung hat. Die ,,Zentralstelle" berechnet an Ahgangen berufstatiger Chemiker

3) Angew. Chem. 49, 422 [1932].

Angewandk Chemie I 45. Jahrg. 1932. Nr. 39 616 Tausz - Roegiers: Verdunnungsviscositaten und Schmierfahigkeit

durch Tod fur 1930: 87, 1935: 100. Hierzu kommen die Ab- gange durch Pensionierung, die bei einem durchschnittlichen Pensionierungsalter von 65 Jahren 1930 mit 107, 19% mit 135 crrechnet werden. Als dritten Faktor des Ersatzbedarfs nimmt die ,,Zentralstelle" die Abwanderung in andere Berufe an und schatzt sie fiir 1930 auf 40 bis 80.

Soweit die Verfasser allerdings auch die Abwanderung von Chemikerinnen in die Ehe hier mit einrechnen, so niochte ich glauben, daB diese Art der Abwanderung zumeist entweder vor oder kurz nach der Promotion erfolgt. also vor dem Eintritt der Chemikerinnen in die Praxis, so daB durch die Verheiratung nur selten eine Stelle frei werden durfte.

Bei all diesen Zilfern ist naturlich vollig von der jetzigen Krise abgesehen, in deren Verlauf ja keinerlei Ersatzbedarf vorhanden ist, also durch norrnalen Ablauf frei werdende Stellen iiberhaupt nicht wieder besetzt werden, ja sogar eine weit dar- iiber hinauspehende Verringerung der Stellen durch Abbau und vorzeitige Pensionierung erfolgt.

Wenn die Schrift also den norrnalen Ersatzbedarf fur 1931 i i i i t mindestens 235, fiir 1932 rnit 250 und fur 1933 niit 255 an- Iiinimt, so trifft das auf die genannten Krisenjahre nicht zu. Trotzdeni wird durch diese Feststellung der Wert der Berech- riungen nicht beeintrachtigt; diese behalten doch auf alle Fiille fur die Zeit nach Beendigung der Krise ihre Geltung.

Was nun den ,,Erweiterungsbedarf" betrifft, so wies ich schon zuvor darauf hin, dab, abgesehen von der Kriegszeit, ron Anbeginn unserer Berufsentwicklung an ein standiger Erweite- rungsbedarf von mindestens a00 Chemikern jiihrlich (naturlich nur in groBen Linien qesehen) vorhanden genesen ist. Dieser IJnistand war ja der Grund fur die abnorme Altersschichtung in Richtung einer starken Verjungung gewesen, einer Ver- jiinzung, die iibrigens durch den jetzigen weitgehenden Abbau, weit unter die sonst ubliche Altersgrenae herunter, noch gewalt- sarn verstlrkt worden ist. Die wichtige Frage, wie sich die Dinge bei Wiederbelebung der Wirtschaft gestalten werden,

wird von der ,,Zentralstelle" dahin beantwortet, ,,daB bei einer Riickkehr normaler wirtschaftlicher Verhaltnisse auch die kom- menden Jahre einen gewissen, freilich nicht allzu hoch zu veranschlagenden Erweiterungsbedarf bringen werden", den1 aber der Umstand entgegensteht, ,,daR zur Zeit eine groBe Reservearrnee von stellungslosen Chernikern den Arbeitsrnarkt belastet".

Hierzu ist zu bemerken, da5 bis zum nachsten Jahre allein die Zahl der stellungslosen Jungchemiker bis auf 2OOO an- wachsen wird. Mit rollem Recht zieht die Schrift daher nach- folgenden Sch!ull: ,,Wenn in Zukunft einmal norrnale Verhiilt- nisse auf dem chemischen Arbeitsmarkt eintreten sollen, 60

drtrf der chemische Nachwuchs der kommenden Jahre aiso nicht grol3er sein als der Abqang durch Tod, Pensionierung und Ab- wanderung. Dieser Ersatzbedarf stellt sich nach den oben angefiihrten Berechnungen zur Zeit auf 2Fja bis 300 und durfte bis 1936/37 inzximal auf 300 bis 400 steigen. Dem steht aber, wie festgestellt wurde, ein starkes Angebot von 500 bis 600 neuen Chemikern pro Jahr gegenuber. Mit anderen Worten: d e r N a c h w u c h s i s t e t w a d o p p e l t s o g r o B w i e d e r t a t s a c h l i c h e B e d a r f . Der SchluB ist also unver- ~neidlich, d a fi d i e g e g e n w a r t i g e A I' b e i t s l o s i g k e i t i m c h e n i i s c h e n B e r u f a l s e i n e a u c h f u r d i e k o m - in e n d e n J a h r e g u 1 t i g e D a u e r e r s c h e i n u n g v o n w a h r s c h e i n 1 i c h s t a n d i g w il c h s e n d e m A u s m a 13 e b e t r a c h t e t w e r d e n m u B .

Wir fugen hinzu: ,,wenn eben nicht Mittel und Wege ge- sucht und gefunden werden, uni den iibermaBigen Andrang Zuni Chemiestudiurn auf e in vernunftiges MaB zuruckzufiihren." Die wirkliche Sachlage erkennen und die Erkenntnis zu fordern und zu verbreiten, is1 der erste Schritt zur Besserung. Der hier besprochenen Schrift ist daher die weiteste Verbreitung zu wiinschen. Sie verdient insbesondere das Interesse aller Kreise, deren Bestrebungen auf das Wohl unseres Standes gerichtet sind. [A. 86.1

Verditnnungsviscositiiten und Schmierfiihigkeit. Von J. T a u s z und A. R a b l .

Erdolforschungslaboratoriurn des Instituts fur chemische Technik

Vor kurzem ist an dieser Stelle eine Arbeit von M. R o e - g i e r 6 1) uber Verdiinnungsviscositaten erschienen, in der die Arbeiten des hiesigen Laboratoriums uber diesen Gegenstand besprochen werden, insbesondere eine von uns aufgestellte Beziehung. Wir gehen auf gewisse Einzelheiten nicht ein, weil wir annehmen, daB der Verfasser die Arbeit in dieser Form nicht gesehrieben hatte, wenn e r unsere in dieser Zeitschrift erschienene Arbeitz) gekannt hatte.

Die mathematische Fehlerquelle, die R o e g i e r e bei der Gleichung von T a u s z und S t a a b

zu finden glaubt, ist nicht gegeben, d a r ] in der Gleichung wie in zwei kurz nacheinander erschienenen Arbeiten3) ausdriicklich betont wurde, die Zahigkeit in C e n t i p o i 6 e n zu bedeuten hat, woraus ohne weiteres folgt, da13 Gleichung 1 eine Zahlen- wertgleichung darstellt und nicht eine Gro5engleichung. Die Benutzung von Deci- oder Millipoisen ist von vornherein un- erlaubt und Herr R o e g i e r s hat dies ubersehen, da e r zwischen einer GroBengleichung und einer Zahlenwertgleichung nicht unterschieden hat. DaB Zahlenwertgleichungen in speziellen Fallen besondere Vorteile bieten konnen, hat unter anderem J. W a l l o t in dem Handbuch der Physik von G e i g e r - S c h e e 1 4 ) betont. Er schreibt wortlich: ,,Wenig bekannt ist die Erleichterung, welche die Benutzung von Zahlenwert- gleichungen rnit sich bringen kann, wenn man die e inzehen Groaen nicht auf die ublichen, sondern auf die den Einzelfall am besten angepaaten Einheiten bezieht."

Die von uns angegebene Zahlenwertgleichung bietet in ihrer Einfachheit gegenuber der von R o e g i e r s angegebenen

1) M. R o e g i e r 6 , Angew. Chem. 45, 320 [1932]. 2 ) J. T a u s z u. A. R a b 1 , ebenda 44, 884 [1931],. 3) J. T a u s z u. A. S t a a b , Petroleum 26, 117.0 [1930].

J. T a u s z u. A. R a b 1, ebenda 27, 41 [1931]. 41 Handbuch der Physik 11, 30 [1926]!

der Technisrhen Hochschule Karlsruhe i. B.

rlxunverdfinnt = rlverdiinnt (1)

GroBengleichung Vorteile. DaB man s ie nicht fiir alle Ein- heiten anwenden kann, darin kann kein Nachteil erblickt werden, zunial ]a die von uns angegebene Einheit (Centipoise) allgemein iiblich ist.

Ubrigens gilt die in der Form von R o e g i e r s geschriebene Gleichung von L e e s nicht streng, weil hierzu vorausgesetzt werden muBte, daB die spezifischen Gewichte des Losungs- mittels und des Schmieroles gleich sind und daB keinerlei Volumanderung bei der Mischung eintritt. Es ist aber unwahr- scheinlich, da5 eine oder gar beide Bedingungen erfiillt 6ind.

Uberdies haben wir in dieser Zeitschrifls) selbst gezeigt, daB unter der Voraussetzung, daB mit Centipoisen und den gebrauchlichen Liisungsmitteln gearbeitet d r d , die Formel von T a u s z und S t a a b mit der von L e e s identisch wird. Die Viscositat der von uns angewaudten Lijsungsmittel ist namlich nahe gleich 1 Centipoise, daher ist auch logr]? = O und v2. log? = 0. Unter dieser Voraussetzung geht die L e e 6 sche Gleichung:

iiber in Gleichung 1:

logVverdiinnt= V ~ ' l o ~ u n v e r d f i o n t = X'log~,mverdunnt. Denn fur den Idealfall, dai3 bei der Verdunnung keinerlei physikalkche Anderungen stattfinden und daB d ie spezifischen Gewichte von Schmierol und Losungsmittel identisch sind, wird der Wert von vi in der L e e s s c h e n Gleichung gleich dem x-Wert in unserer Gleichung. Dies gilt in gleicher Weise auch fur die von R o e g i e r s angewandte Form der Gleichung, d. h.

log7 c= V I . logr], + vz . logr], = vi . l0gq1 + 0

wird notwendig zu der Gleichung von T a u s z und S t a a b :

Der Anschauung des Verfassers, daB bei der Bestimmung von Verdiinnungsviscositaten das Arheiten mit Volumprozenten dem rnit Gewichtsprozenten vorzuziehen sei, konnen wir nicht

6 ) J. T a u s z u. A. R a b l , Ztschr. angew. Chem. 44, 884 [1931].