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299 ritt 6 Stunden weit bis znm St~idtehen Canto del Embarcadero (des ist, Aukerplatz des Cautoflusses) und yon hier noch 2 Stunden flussabwltrts zum Flecken Cayamas. Hier lag ein Schooner vor Anker, um nach Manzanillo zu fahren. Ich blieb dort einen Tag und tiidtete daselbst ein schilnes Paar yon Cymindis uncinatus. Ich werde dieses Paar zur Ansicht nach Nordamerika schieken, um auszumitteln, ob Cymindis Wil- sonii dieselbe Art ist. -- Zwei Stunden weir yon der Miindung ist eine grosse Strecke des Gestades morastartig. Dort jagte ieh yon neuem. Ich sah viele Numenius longirostris, ohne sie jedoch erlegen zu k~n- hen, auch fund ieh daselbst Hunderte yon Himantopus mexicanus. Im offnen Moraste jedoeh, ohne nahe kommen zu kSnnen, waren Tausende yon Flamingos. Daselbst war gerade ein Bratungsplatz der Ibis, Ibis alba und Reiher, ebenso Scharben. (Phalacrocorax floridanus.) Von Reihern briiteten Ardea Pealii, candidissima und leucogaster. Fast alle batten Junge und es kostete mir viel Miihe zu entdeeken, wet der Eigenthiimer der Eier habenden rqester war. Endlich gelang es mir, es ausznfinden und so werden Sie Eier yon den 3 Reiherarten empfangen. Sie werden sich wundern, dass ich keine Ardea Pealii ausstopfte. Ich konnte aber, anf der Reise begriffen, nicht ausstopfen, kann aber diese Art leicht bekommen. Naeh Audubon's Meinnng glaubte aueh ich, dass Pealii der junge rufescens sei, es ist abet nieht so, wie schon Herr Heerman in Florida beobaehtete. Pealii ist ~iehte Art nnd der junge Pealii ist Ardea cubensis Gundl. Die weissen Ibis hatten alle Junge mit Federn und die Corruas oder Phalacr. floridanus waren an zu tiefen Sumpfstellen. Auch babe ich friiher diese Eier gesandt. Der Cautofluss ist der gr6sste Fluss der Insel, 25 leguas (Stunden) weit schiffbar fiir Schooner uud noch 25 leguas, ohne schiffbar zu sein. Er entspringt nahe bei Cobre nieht sehr welt yon Cubu. Jetzt bin ich reisefertig, um noehmals zum Cabo Cruz zu fahren und yon da gehe ich mit Schooner naeh Santiago de Cuba, u. s. w ......... (Schluss folgt.) Beginnende Domestication des Undulatus-Papageien (Melopsittacus undulatus Gould). Von Dr. Carl Bone. Die Mehrzahl der nach Europa gebrachten exotischen Stubenv~gel scbeint sicb eber als deportirt, denn als transportirt anznsehen. Nach-

Beginnende Domestication des Undulatus-Papageien (Melopsittacus undulatus Gould)

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ritt 6 Stunden weit bis znm St~idtehen Canto del Embarcadero (des ist, Aukerplatz des Cautoflusses) und yon hier noch 2 Stunden flussabwltrts zum Flecken Cayamas. Hier lag ein Schooner vor Anker, um nach Manzanillo zu fahren. Ich blieb dort einen Tag und tiidtete daselbst ein schilnes Paar yon Cymindis uncinatus. Ich werde dieses Paar zur Ansicht nach Nordamerika schieken, um auszumitteln, ob Cymindis Wil- sonii dieselbe Art ist. - - Zwei Stunden weir yon der Miindung ist eine grosse Strecke des Gestades morastartig. Dort jagte ieh yon neuem. Ich sah viele Numenius longirostris, ohne sie jedoch erlegen zu k~n- hen, auch fund ieh daselbst Hunderte yon Himantopus mexicanus. Im offnen Moraste jedoeh, ohne nahe kommen zu kSnnen, waren Tausende yon Flamingos. Daselbst war gerade ein Bratungsplatz der Ibis, Ibis alba und Reiher, ebenso Scharben. (Phalacrocorax floridanus.) Von Reihern briiteten Ardea Pealii, candidissima und leucogaster. Fast alle batten Junge und es kostete mir viel Miihe zu entdeeken, wet der Eigenthiimer der Eier habenden rqester war. Endlich gelang es mir, es ausznfinden und so werden Sie Eier yon den 3 Reiherarten empfangen. Sie werden sich wundern, dass ich keine Ardea Pealii ausstopfte. Ich konnte aber, anf der Reise begriffen, nicht ausstopfen, kann aber diese Art leicht bekommen. Naeh Audubon's Meinnng glaubte aueh ich, dass Pealii der junge rufescens sei, es ist abet nieht so, wie schon Herr Heerman in Florida beobaehtete. Pealii ist ~iehte Art nnd der junge Pealii ist Ardea cubensis Gundl. Die weissen Ibis hatten alle Junge mit Federn und die Corruas oder Phalacr. floridanus waren an zu tiefen Sumpfstellen. Auch babe ich friiher diese Eier gesandt.

Der Cautofluss ist der gr6sste Fluss der Insel, 25 leguas (Stunden) weit schiffbar fiir Schooner uud noch 25 leguas, ohne schiffbar zu sein. Er entspringt nahe bei Cobre nieht sehr welt yon Cubu. Jetzt bin ich reisefertig, um noehmals zum Cabo Cruz zu fahren und yon da gehe ich mit Schooner naeh Santiago de Cuba, u. s. w . . . . . . . . .

(Schluss folgt.)

Beginnende Domestication des Undulatus-Papageien (Melopsittacus undulatus Gould).

Von

Dr. Carl Bone.

Die Mehrzahl der nach Europa gebrachten exotischen Stubenv~gel scbeint sicb eber als deportirt, denn als transportirt anznsehen. Nach-

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dem sie einige Jahre hindureh -- je naeh der mehr oder weniger sorg- f~iltigen W a r t u n g - ihre Pfleger erfreut: theilen sie, iiber kurz oder lang, das endliche Loos alles Sterblichen, ohne Lust gezeigt zu haben~ ihr Gesehleeht in der Fremde fortzupflanzen. Gesehieht es aueh einmal, dass ein Paar dieser verw0hnten Kinder der Sonne und des Palmenkli- mas hinler den Spiegelseheiben eines Glashauses, in dem die Anwendung ktinstlieher W~rme den ewigen Sommer der Tropenl~inder naehzuahmen sueht, ihr ~est auf einen Orangenbaum setzt, so ist dies eine seltene Ausnahme und nur dureh den Aufwand yon Wenigen zu Gebote stehen- den Mitteln erreiehbar. Sehr gering dagegen ist die Anzahl. derjenigen geflederten Fremdlinge, bei welchen Innigkeit der Gattenliebe und Fa- miliensinn stark genug sind, sie alle Umgestaltungen vergessen zu las- sen, welehe ihre Lehenssph~ire dutch die Gefangensehaft erleiden muss. Start des lianendurehrankten Urwalds, start der blumigen Prairie mit deren Graswellen die Passatwinde kosen, ist's jetzt irgend ein Daeh- k~immerlein mit vergittertem Fenster, in dem ein Tannenb~iumehen seine ~adeln auf den Boden streut oder gar ein wenige Sehuh im Gevierte messender, laekirter Kiifig hinter der Gardine ei'nes Wohnzimmers; statt der H0hlung ill immergriiner Baumkrone, Farrnkraut-umwallt, Orehi- deen- umduftet, die Tisehlerarbeit eines patentirten INistk~istehens; statt loekender Frtiehte, tausendf~iltigen Ges~imes, sehwirrender, goldfarbener Inseeten, das ewige Einerlei des sogenannten ,Vogelfutters", wie es der Mehlhiindler der niiehsten Eeke verkauft! Wahrlieh~ die VOgel, welehe unter so veriinderten Bedingungen, nieht ohne Erfolg~ sieh in einer Nachkommensehaft zu verjiingen hemiiht sind, - - miissen eehte Cosmopoliten sein, yon denen es seheint, als babe die Natur sie auf- gespart fur die Zeiten m~iehtig vorw~irts sehreitender, den Erdkreis umfassender Gesittung, damit sie in Nord und Siid die freundliehen Gef~ihrten des Mensehen wiirden und unter seinem Sehutze es verm0eh- ten, aueh fern yon ihren ursprtingliehen Verbreitungsbezirken die Zahl ihrer Individuen zu vermehren.

Ihrten Aufmerksamkeit zu widmen, ist eins der Probleme der Aeelimatisation, die das Angenehme mit dem NUtzliehen zu verhinden strebt nnd wohl weiss, dass es ft}r jede Art von Luxus, sei es der der Kunst, sei es der der Natur: keine bessere Reehtt'ertigung giebt~ als dutch seine Production fiir diirftigere Mitbriider eineErwerbsquelle mehr ersehlossen zu haben. Von dem Augenbliek an, wo die Canarienziiehter des Harzes mit der Erziehung jener goldgelben S~inger, fiir welehe bereits das Gold der Hauptst~idte zweier Welttheile in ihre Hiinde fliesst, die einiger anderer zur Zeit noeh kostbarer Stubenv0gel verbinden, wird

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ihr Gewinn sieh verdoppeln. Andere Gegenden und die sitzenden Hand- werker grosset St~dte wiirden ihrem Beispiel folgen; manehe Stunde triibseliger Arbeit am Webstuhl und hinter der Glaskugel wiirde ver- seh/Jnert; manehe Thr~ine der Armuth auf diese Weise getroeknet und hinnen Kurzem vietleieht eiae Reihe reizender Geseh6pfehen, deren Besitz jetzt nut der gUnstiger situirten Minorit~t verg6nnt ist, zu einem Gerneingut der Nation gemaeht werden. Zu diesem Zweeke aber diirfte kein Vogel empfehlenswerther, als der Undulatus-Papagei sein.

lind wet kennte ihn nieht sehon, wena er in oder nahe bei einer gr6sserenStadt wohn~, diesea wunderliebliehen, unten apfelgriinen, ohea gelb and dunkelblatt gesperberten, langsehweifigen Papagei Neuhotlands9 l{aum grSsser yon Fignr aber zierlieher gebant als der Dompfaff, yon hingebender Z~rtliehkeit gegen seines Gleiehen wie ein Turteltiiubehen oder ein Astrild, zutraulieh gegen seinen Herrn, zwitsehert er, statt wie andere Papageien zu kr~ehzen und zu sehreien ein leises, freund- liehes Lied und ist dabei dureh die fast senkreehte Riehtung deg Ober- sehnabels mit einer so eigenthiimlieh spasshaften Ph~'siognomie begabt, wie kein anderer Vogel sie besitzt. Fiigt man zu diesen Vorziigen noeh hinzu, dass er die iaberall herbeizusehaffende Kost yon Hirse und Canariensamen geniesst und trotz der diametralen Versehiedenheit unserer Jahreszeitea yon denea seines immer noeh viel w~rmeren Vaterlandes mit grosser Leiehtigkeit in der Gefangensehaft Junge zeugt, so erkl~rt sieh die ira Zunehmen begri/Iene Beliebtheit, welehe die kleinen Anti- poden bei uns als Stubenv0gel im Laufe des letztverflossenen Deeen- alums errungen haben'~).

Begierig, Naehriehten fiber den Undulatus-Papagei im Zustande der Freiheit zu erhalten, fanden wir, in Betreff seiner, Goulds Pinsel beredter als seine Feder. Dass es Zugv0gel sind, die zur Zeit unseres Sommers das kiihlere Siidaustraliea mit den mehr ~quatorialen Striehen des neu- holl~ndisehen Continents vertausehen; dass sie sieh yon vielerlei Gras- s~mereien nahren und daher zur Erndtezeit auf die Kornfelder kommen; ebenso gewandt fliegen, als gesehiekt nut dem Boden umherlaufen und frtih his sp~t ihren Gesang h0ren lassen, der ihnen nebst dem Gelb des

~) Von diesen Vtigeln kostete noeh vor weniget~ Jahren das P/-irchen 6 Fried- riehsd'or und mehr. In Folge reiehlieher Zufuhr, (ein einziger Privatmann 8oll 3- oder 4000 auf einmat naeh London eebraeht haben,) sank ihrPreis bald auf die tt~ilhe des fr/iheren~ ja bis aufl2 Thater. Neuerdings is~ er wieder gestiegen, nnd g~rade in tliesem Augenblieke sind sie for Berlin wenigstens ungemein knapp geworden. Unter 3 Friedriehsd'or das Paar mOchten sie zur Zei~ in Norddeutseh- land nicht leieht feil sein.

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Gelieders hei den Colonisten den Namen ~,Canarienvogel '~ verschafft hat; - - dass sic endlich, yore December an in Bauml0eher, vorzUglieh in die H0hlen der Enkalyptusstfimme 3 - - 4 weisse Eier legen und dass ihre Jnngen binnen weniger Woehen fliigge werden, - - ist so ziemlich das Resnm6 yon Goulds Angaben.

In Berlin, wo fur diese Vogel der Name ,Undulatus" der herr- schende geworden ist ~) , da t i r t das erste Beispiel ihrer zuf~illig erfolgten Vermehrung vom Jahre 1855. Dieselbe fund unter den Linden in dem Hanse der Frau Gr~ifin yon S . . . . . . n start, welche die Gtite hat te , einige Details dariiber Herrn Conservator Martin mitzu- theilen an),

Einen nut mfissig grossen Heekkfifig bewohnend, legte das Weib- then eines Undulatus-Pfirehen in einer Ecke desselben die ersten Eier auf den Boden. Da man ihren Naturtrieb, in Baumh0hlnngen zu nisten, nicht kannte, ward ein gefloehtenes Nest, wie es ftir Canarienv0gel dient, im oberen Theile des Bauers angebraeht nnd es warden die Eier in dieses fibersiedelt. Was thaten abet die Papageien? Zweimal hinter- einander trugen sic dieselben, nnter dem Kinn eingeklemmt~ vorsiehtig and ohne Sehaden auf die alte Stelle zuriick nnd hier bebriitete das Weibehen auf einemLager weieher Stofle, die man ibm hingelegt, ganz frei s i t z e n d , s e i n e f i i n f Eier. Nach 18tfigiger Brutzeit am 14. No- vember sehlfipfte d a s erste, am 17. das letzte Jange aus. Aeht Tage lang hlieben die Kleinen naekt und blind: dann erst 0ffneten sieh ihre Augeu and hegannen Federkielehen hervorzusprossen. Zwei Junge ge - diehen gliieklieh zur Vollkommenheit. Seitdem miissen Andere in der preussisehen Hauptstadt Undulatus-Papageien gezogen haben; wenigstens sind mir mehr als einmal dergleiehen VOgel~ als hier geboren, zum Ver- kanf angeboten worden. Ueber ihre Zueht in Paris bringt der erste Band des Bulletin de la Soeiet6 ImpOriale d'aeelimatation de France folgende aus der Feder des Herrn Jules Delon geflossene ausftihrliehe Mittheilung:

*) Die Itiiudler nennen sic auch wohl Angulatus (sic!); sie nannten sic friiher eine Zeit lan,..', um yon dem gelinden Wahnsinn eines damals gerade f/Jr Sennora Donna Pepit,a de Oliva, die beriihmte Tfinzerin, grassireaden En~husiasmus Vortheit zu zieheu: Pepitapapagei oder Andalusier (!).

**) Das ornithologisehe Pablikum wird bedauern~ dass Herr Martin dutch iiberhfiufte Berufsgeschiifte daran gehindert worden ist, seinen friiheren Vorsatz, selbst fiber den has bier besehiiftigenden Gegenstand zu sehreiben, in Ausffihrung zu bringen. Ieh ergreife diese Gelegenheit dem ausgezeiehneten Zooplasten, sowie nieht minder meinem Freunde, Herrn Lieutenant Alexander yon Home2fer in Frankfurt a. M. ffir das mir freundtiehst zu Gebot gesteltte Material meinen Dank auszuspreehen.

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~,Unter den Ziervi~geln, stelle ich erster Linie die kleine we||enf6r- mig-gebiinderte zebrastreifige Perruche Neuhollands, (Psit. undulatus~.

Ihr Gefieder ist so farbenreich~ ihr Charakter und ihre Sitten sind so interessant~ dass einer unser gr~ssten Acelimatisateurs, so oft er yon ihr sprieht, ausruft: Je l~inger man sie ansieht, desto mehr liebt man sie.

Seit hOchstens sieben his aeht Jahren haben sic sieh in Frankreich und England verbreitet und mehre Vogelliebhaber, wie die Herren Saul- nier zu St. Brice und Bissent zu Belleville, haben sie acclimatisirt und seit jener Zeit zum Heeken gebraeht. Ich kenne sie erst 5 oder 6 Jahre lang; aber sie interessiren reich so lebhaft, dass das Studium ihrer Sitten und ihrer Fortpflanzung ftir reich t~glieh der Gegenstand neuer Beobaehtungen wird.

Ieh habe deswegen so genau als m~glich Uber ihr Benehmen Pro- tokoll gefiihrt. Von mehren Mitgliedern der Gesellsehaft, namentlieh yon unserem Pr~isidenten, Herrn Geoirroy St. Hilaire dazu aufgefordert, theile ich sie hier mit.

Man wird nichts yon ornithologiseher Gelehrsamkeit darin finden; nur einige praetisehe Versuehe.

Der Undulatus-Papagei, obwohl einem viel w~irmeren Klima als das unsrige entsprossen, lebt dennoch leieht in einer gem~ssigten Tempe- ratur, die bis Null herabsinken darf. lch lasse ihn yore M~irz bis No- vember in einer nach S~dost gerichteten Voli~re im Freien und halle ihn Winters in einem wenig geheizten Zimmer.

Diese Perriiche n~ihrt sieh yon K~rnerfutter: Hirse~ Kolbenhirse und vorzugsweise yon Canariensamen. Sie trinkt sehr wenig, ja ich habe das ~C) wenn es mit dem C~ in einem K~ifig sass, nie trinken sehen. Sie nistet in hohlen Baumst~mmen, wie die Staare.thun. Ich habe es mit Eiehen-, Ulmen-, echtem Castanien- und Weidenholz versueht: sie hat stets das letztere Holz vorgezogen. Sie lcgt yon 2 Tagen zu 2 Tagen 6 - -8 weisse Eier, etwas grtisser als die des Canarienvogels; aber we- niger l~inglieh. Die Jungen krieehen ebenfalls in Zwisehenr~iumen yon zweiTagen aus, was zn beweisen seheint, dass das ~3 unmittelbar naeh dem Legen des ersten Eies zu briiten anffingt. Nur das Weibehen arbeitet an der Aushi~lung des Nestes und erweitert dessen Eingang. Es legt seine Eier auf das blosse Holz, ohne irgend welehe Unterlage yon ]tloos, Wurzeln oder anderm Material~ welches im Atlgemeinen die Vtigel zum Ban ihres Nestes verwenden. Es l~isst nichts darin, als ein wenig kleingeriebenes Holz, welches sie mit dem Sehnabel abkratzte, und wirft alle kleinen Hobelsp/ine~ welehe w~ihrend ihrer Arbeit abfal- len t hinaus, leh babe welehe gesehen, die auf ein glattes Brett legten,

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auf welches ich ein StUck hohlen Weidenstammes ohne Boden gestellt hatte. Sir hrtiten durchschnittlich 21 Tage and verlassen withrend dessen das Nest nur um ihre Leibes0ffnung zu voliziehen; hie habe ich das ~:) wiihrend der Brutzeit fressen oder saufen sehen; aueh nicht beret die Jungen vollkommen befiedert waren. Das Miinnchen degor- girt ibm die zu seiner Erhaltung und zu der der ganzen kleinen Famitie n0thige Speise. Ich hahe vergangenes Jahr 6 Junge ausschlii- pfen sehen, die sich alle in diesem Augenblick bei guter Gesundheit befinden and vollstiindig befiedert sind. Die Kleinen bleibeu 3 0 - - 3 5 Tage nach dem Aussehliipfen im Neste und verlassen dasselbe erst, wenn sie so vollst~indig, wie ihre Eltern, befiedert sind. Ihre Farben sind jedoch weniger tebhaft und man erkennt sie besonders daran, dass die Querbindeu des Kopfes bis an die Schnabelwurzel reichen, withrend die Erwachsenen his zum Scheitel eine gelbe Stirn haben. Merkwiirdig ist, dass des Weibchen die iiusserste Sorgfalt anwendet, ihr Nest hiichst reinlich zu halten. Man kann fast sagen, sie fegt nile Morgen~ wie eine gate Haushfilterin, das Zimmer aus und putzt und reinigt ihreKin- der mit unendlicher ~Iiihe.

Die Fruchtbarkeit dieser Yiigel ist so gross, dass das ~) oft wieder zu legeu beginnt, ehe die letzten Jungen aus dem Nest sind. Es brtitet dann, wfihrend es fortffihrt, seine k[eine Familie za atzen. Ein einziges Paar hat mir letzten Sommer in vier Bruten 12 Junge gebracht, die sick siimmtlich sehr wohl befinden. Das Miinnchen starb indess Ende Herbst. Oh aus ErschSpfnng oder irgend einem anderen Grunde, kenu ich nicht sagen. Sein Gefieder war jedoeh in gutem Zustande and der Kiirper nicht altzn ranger. Ich bemerkte iibrigens, brim Abziehen der Hunt, ein kleines Blutextravasat am Gehirne. Was den Undulatus vor allen andern kleinen Perriichen auszeichnet, ist sein Iiebenswiirdiger~ lebhefter und lustiger Character. Das Miianchen ist wirklieh ein musterhafter Gatte~ wie das Weibchen eine exemplarische Mutter. Es ist stets galant, aufmerksam und feurig and uicht immer pletonisch gegen seine Gattin. Nut mit ihr beschiiftigt es sich, nie mit andern Weibchen, die vielleicht dasselbe Bauer bewohnen. Auf einem kleinen Aste am Ausgenge des Nestes sitzend, singt es ihm seine ziirtlichsten Lieder vet. Es ist nie traurig, still oder schliifrig, wie viele andere Perrfiche-Arten. Seine Kinder fiittert es nicht selbst. Endlich liegt noch in seinen Augen ein so ktuger Ausdruck, dass man glauben m0chte, es spriiche and hiire zu. Letzteres ist so wahr, dass ich ein Paar Paroaras besass, die in einem benachbarten Kfifig lebten and yon denen des C~ hewundernswiirdig

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sehOn sang. ~lunl Das Undatatns-H~ihnehen ahmte diesen Gesang t~tt- schend hath,

Mit einem WQrte, diese kleine P, erruehe ist, meiner Meinung zu- folge,, einer der reizendsten V6gel, die man zur Zierde einer Voliere ziehen kann.

P. S. Her r Saulnier hatte im vergangenem Jahre eine Brut yon 4 - - 5 kleinen Undulatus-Papageien, unter denen sich ein schwiichliches Kriippelehen befand, das erst mehre, Tage naeh seinen Gesehwistern das Nest verliess. Es blieb anf dem Boden des K~ifigs tiegen and wiirde verhungert sein~ dean es konnte nieht bis zur Krippe kom- men; aber seine Gesehwister ftitterten es 4 - - 5 i~lonate .fang oder l~inger. Vielleieht. fristet es noeh jetzt sein Leben auf diese Weise~ obwohl es wahrseheinlieher ist, dass er sieh seitdem selbst helfen ge- lernt hat und die Htilfe entbehren kann.'5

Ieh bin ausserdem noeh im Stande Uber die erste gliieklieh yon statten gegangene Fortpflaazun~ des Undulatus-Papageis in Frankfurt a. 1~I. (daselbst SehGnsittig oder neuholliindiseher Inseparabel genannt), zu beriehten, indem ieh vor wenigen Tagen erst eiue arts tier Feder eines dort tebenden Ornithoplailen getlossene ~iusserst interessante :kleine Sehrift zugesandt erhiel t , aus der hervorgehL dass diese VSgel dort ,,mitten im Winter, ohne eigentliehes Nest und ohne besondere Pflege und Wartung Eier gelegt und Junge erzogen haben, sie, welehen die Natur nrsprtinglieh ein heisseres Klima angewiesen hat." Der Wortlaut dieses gewiss des Beifalls jedes Vogetliebhabers sieheren Aufsatzes ist folgender:

~,Der SehSnsittig oder Undulatus-Papagei tebt in Neuholtand haupt- s~iehlieh an der Ktiste. Er legt seine Eier im Deeember~ ohne alles Nest, entweder in Felsen-Li~eher oder in hohle B/iume. Dies sind aueh bei uns die Bedingungen seiner Fortpflanzung, welehe in England, Bel- gien und Frankreieh mit solehem Erfolg betrieben wird, dass. daselbst der Preiss eines Pants you 70 weniger Jahre herabgesunken ist.

Aueh ieh habe die Zueht der

Gulden bis auf 12 Gulden innerhalb

SehGnsittige dahier (in Frankfurt a. M.) Ende Februar 1858 versucht und zwar mit gutem Erfolg. In zweiBru- ten unmittelbar hinter einander erzielte ieh, das erste Mal zwei Jnnge mit zwei verbriiten Eiern, das zweite Mal vier Junge mit einem ver- brti|en Ei; i m Ganzen also seehs herrliehe Exemplare, die sieh der besten Gesundheit erfreuen.

Das Verfahren hierbei war folgendes: An einem m~issig-grossen I(~fig etwa zwei Sebuh drei Zoll lang, einen Sehuh neun Zoll hoeh and

• .lo~;rn, f, Ornith., VII. Jahrg. , ~N-r. 40, J;*li 1859. ~ , 0

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einen Schuh drei Zoll tief, brachte ieh ausserhalb des K~iflgs, oben an der Seite, das Nest quer in Gestalt eines hohlen Baumstammes an, d.h. ich ]less yon hartem Holze in Cylinderform ein rundes Kiistchen yea neun Zoll Liinge und sechs Zoll Durchmesser machen, welches oben und unten ehenfalls geschlossen war und nur am Ende des Cylinders ein kleines rnndes Loeh hatte, welches, mit dem Inneren des K~iflgs in Verbindung gebraeht, dem Vogel bequem den Ein nnd Ausgang ge- stattete~ Dieseo Cylinder, in welehem ein Thiirehen anzubringen ist, um verbrUte Eier oder todte Jnngen herausnehmen zu ki~nnen, fUllte ieh seiner Liinge oaeh etwa zwei Zoll hoeh mit gew0hnliehen Buehen- S~ge-Sp[ineo (S~igemehl), in welehe der Vogel unmittelbar seine Eier legte, ohne ein z~irteres Material anzunehmen, was ich ihm anbot. Ich hatte die V~gel sehr spat, erst Ende Februar, in den Heek-K~ifig ge- braeht; ihre Begattung erfolgte sofort. Etwa aeht Tage brauchte alas Weibeheo, um seine vier Eier zu legen; die Brtitezeit dauerte 18--20 Tage, die Jungeo flogen etwa vier Woeheo sparer aus nod sofort be- gann die zweite Brut; }a ich vermuthe, dass das Weibehen bereits ein Ei gelegt hatte~ ehe noeh die erste Brut ausgetIogen war, denn eins tier Jongen yon der zweiten Brut war schon ziemlieh befiedert, wah- rend die anderen noeh ganz naekt waren. Die Joogen, wenn sie aus- fliegeo, sind vollst~indig befiedert und fast ganz aosgewaehsen, ~ sie fressen allein und unterscheiden sieh nur yon den Alien dadoreh~ dass ihre griine Farbe etwas ins Bhiuliehe spielt und die Zeichnung im Gefieder nieht so seharf ist. Die Augen der Jungen dagegen sind fast noeh einmal so gross, wie die der Alten. Es seheint, dass die Pupille sieh erst sparer zusammenzieht. 0b M~innehen oder Weibchen, ist bei jangen Vfigelo sehwer zu unterseheiden, weil das einzige ~usserliehe Kenn- zeichen, der Wotst iiber dem Schnabel, bei b e i d e o blao ist.

Die Fiitterong w~ihrend der Briitezeit war die gewt~hnliehe: halb Kanarien- Samen und halb w e i s s e Hirse; jeden Tag etwas troekner Einbaek, 24 Stunden eingeweieht und daon scharf aosgedrtickt, darf nieht fehlen, er dient znr Abkiihlung des Weibehens, welches nieht ohne Sehmerzen und in einer erstaunlichen Masse auf einmal exeremen- tirt. Das Weibeheo verliess nur selteo seine Eier nnd das Nest, um zu exerementiren und Fatter veto M~innehen zu empfangen. Dem Letz- teren war w~ihrend der Briitezeit und w~ihrend die Jungen klein waren; der Eingang in das Nest nieht erlaubt. Mit respeetvoller Schea war- tete es vor dieser geheimeo Werkst~itte der Natar, his alas Weibehen seine Nahrong f~ir sich und die Jnngen ans seinem Kropfe empfangen

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wollte. Als die Jungen reichliehere Nahrung bedurften, war auch ihm der Eingang gestattet.

Die Zueht dieser VOgel und ihr Familien-Leben bietet dem ge- obachter ein hfichst interessantes Schauspiel dar. Es gibt keinen ziirt- lieheren Liebhaber und aufmerksameren Gatte, als den Undulatus. Immer aceressiv erzwingt er doch niemals, wie andere VOgel, dutch Verfolgung des Weibchens his zu dessert Ermattung, den Coitus. Den Abweisungen des Weibchens fiigt er sich respectvoll nnd harrt geduldig bis sich dasselbe seinen Z/irtlichkeiten und WUnsehen aus freiem Antrieb ergibt. Der Coitus seIbst erinnert in seiner Innigkeit an die Mythe der Alten van Leda und dem Schwan. Das Weibehea, den Kopf naeh dem Miinn- chert zuriickgebogea und yon demselben, Sehnabel in Schnabel, erfasst uad mit seinen langen Schwingen umschluagen, empf~ingt seinea Eindruck in nachhaltiger Lust. In der Fiitterung des Weibchens und in seiner Zartlichkeit gegen dasselbe, wean es auf Augenblicke das Nest ver- l~isst, ist el' uttersch6pflich. Seiner Z~irtlichkeit kommt abet auch seine Eifersucht gleich. Er wiirde seine erste Brut (zwei Miinnchen) unmit- telbar nach ihrem Ausftuge get0dtet haben, wean ieh sie nicht schleu- nigst entfernt h~itte, wahrscheinlieh aus Eifersucht, well er zur zweiten Brut iibergehen wollte. Die zweite Brat, vier Junge, liess ich zusam- men bei den Alten; sie vertrngen sicb gut, denn die Briitezeit war vor- aber und die Mauser (Mouat Jnni) begann. Ihr Zusammenleben war ein sehr ergfitzliches: ARe und Junge fUtterten sich wechselseitig, was das Eine maehte, machte auch das Andere, im Klettern, Fliegen, Fres- sen, Singen und Schweigeu~ der Spektakel der Jungen war manchmal so toll, dass ibm die Alten ans dem Wege gingen, indem sie sich an das Draht-Gitter des K~ifigs hingen. Unter den sechs Jungen befand sieh nur ein einziges Weibchen. Ich hoffe yon demselben in diesem Winter (185Sj1859) Juuge zu erzielen. Die Alten haben bereits Eier. Gegeu Ende dieses Mounts (December) hoffe ich, Junge zu haben. Vat December ist es nicht r*ithlicb, die Alten in den Heck-K~ifig zu bringen. Dean die Hauptmauser ist im November and dauert bis in den December hinein.

Ausser mir hubert die Zueht dahier noeh einige Andere versueht; alleiu nur Einem ist es gelungen, drei Junge zu erzielen. Das alte Weibchen starb beim Eier-Legen der zweiten Brut, zwei der Jungen starben im Laufe des Sommers.

In dam ktirzlich dahier er~ffneteu zoologischen Garten, babe ich einen K~ifig zum Hecken, naeh Art des Meinigen eingerichtet, ob mit Erfolg, steht dahin, well es an der nSthigen Ruhe nnd Pflege fehlen

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diirfte. Gieichm~issige Temperatur w~thrend der Briitezeit ist gewiss gut, aber nicht hesonders erforderlich. Ich hatte w~ihrend der Nacht, zwtflf Stunden lang', niemals geheitzt. Scheue VOgel werden sich schwer paa- ren; die AIJgeschlossenheit ist jedenfalls zutr~iglich, a

Berlin, den ~6. December 1858.

Excursionen an die Br~tepl~.tze yon Sterna, Larus und Glareola ~ im Golf yon Smyrna im Friihling 1859.

Von

Guido yon 6onzenbach.

Nachdem ich zuerst durch Hrn. Pfarrer Dr. Baldamus vor ein Paar Jahren aufgemuntert und eingeladen worden~ die Eier und Nester der in hiesiger Umgegend vorkommenden VOgel zu sammeln und ibm zu- zusenden, babe ich "vor zwei Jahren angefangen Eier an verschiedenen Orten sammeln zu lassen und dann das Gesammelte yore Jahre 1857 insgesammt dem genannten Herrn eingesandt. - - Dutch Vorstrecken yon guter Bezahlung brachte man mir besonders viele Eier yon S e e - s c h w a l b e n und Miiven~ yon letzteren waren nut L. ridibundus in griisserer Zahl und ein Paar yon L. argentatus dabei~ keine yon L. melanocephalus. Diese scheinen noch wenig bekannt zu sein, wenigstens berichtete mir sowohl Hr. Baldamus als aueh Hr. Schliiter in Halle, welch' letzterem ich meine vorjfihrige Eier-Ernte zusandte, dass keine Eier yon L. melanocephalus als sicher in mcinen Sendungen angenom- men werden k0nnen. Ich wurde wegen dieser Unbestimmtheit bei den Sterna- und Larus-Eiern wiederholt yon genannten Frennden und Cor- respondenten aufgefordert~ die BrUtepliitze dieser MeervSgel se]bst ein •al aufzusuchen, damit ich dann im Stande sei zu beobachten, ob L. melanocephatus wirklich im hiesigen Golf briite oder nicht, und damit ich auch sonst Aufkl~rungen und Berichte iiber die Brtiteorte dieser und anderer Seev0gel~ wie z. B. Pu[finus cinereus und anglor~tm liefern m0chte.

Gew~hnlich het'rscht w~ihrend tier Briitezeit genannter Seevt~get die unbest~indigste Witterung, die Winde blasen aus allen Weltgegenden, Gewitter und Stiirme wechseln hie und da mit einem ruhigen Tage ab, und dieses dauert, wie ich w~ihrend mehrerer Jahre beobachtet habe, gew0hnlich yon Mitte Mai bis Mitre oder fast Ende Juni.-- Ich w~ihlte daher, um diesen leidigen Epochen auszuweichen, den Anfang des Mo- hats Mai zu meinen ersten Ausfliigen nach den Orten, wo die BrUte-