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ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren 20. Internationales Mo&Friese KinderKurzFilmFestival 2018 _____________________________________________ Begleitmaterial für Pädagog*innen Mo&Friese KinderKurzFilmFestival Hamburg c/o KurzFilmAgentur Hamburg Friedensallee 7 22765 Hamburg Festivalleitung: Lina Paulsen und Laura Schubert Tel.: 040 39 10 63 29

BegleitmaterialZugzwang 2018 WEBmoundfriese.shortfilm.com/wp-content/uploads/2018/03/Zugzwang-201… · Sport sind und die Einteilung in weibliche und männliche Sportarten nicht

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ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren

20.Internationales

Mo&FrieseKinderKurzFilmFestival

2018_____________________________________________

BegleitmaterialfürPädagog*innen

Mo&FrieseKinderKurzFilmFestivalHamburgc/oKurzFilmAgenturHamburg

Friedensallee722765Hamburg

Festivalleitung:LinaPaulsenundLauraSchubert

Tel.:04039106329

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren [email protected]

WeilFilmmehrist,alssichberieselnzulassen...AudiovisuelleMedienbegleitenunserenAlltag.Schon imfrühenKindesalterwirdmansowohl direkt als auch indirekt mit ihnen konfrontiert. Das Vermögen, Filmesinnverstehend aufzunehmen, ist daher eine wichtige Kulturtechnik der modernenGesellschaft. Dieses Vermögen ist uns nicht angeboren, sondern muss erst erlerntwerden. Folglich sind Filme nicht nur eine Ware, welche konsumiert wird, sondernvielmehr ein Element einer Kultur, das der/die Zuschauer*in aktiv verarbeitet. DieseaktiveVerarbeitungbestehtinteilbewusstenkognitivenundemotionalenProzessen,diewährendundnachdemFilmerlebnisstattfindenunddieauchunsereWahrnehmungderWelt nachhaltigbeeinflussen.Deswegen ist geradebeiKindernund Jugendlichen einebewusste Auseinandersetzungmit denMedienprodukten, in diesem Falle Kurzfilmen,die über das pure Filmerleben hinausgeht, von großer Bedeutung. DieKurzfilmprogramme des diesjährigen Mo&Friese KinderKurzFilmFestivals Hamburgeröffnen den jungen Betrachter*innen einen Blick auf unterschiedliche Kulturkreiseund/oder zeigen neue Facetten der eigenen Kultur. In den 13 Kurzfilmprogrammenfindensich85Filmeaus34Ländern,diespeziellundmitBedachtfürdieZielgruppederKinder ausgewählt wurden. Die internationale Filmauswahl spiegelt dieMultikulturalität der Welt wider und lässt unsere jungen Kinobesucher*innen inspannende, neue Sphären eintauchen.Die internationalenKurzfilme helfen verstehen,werfen Fragen auf und regen so zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung mitfremderundeigenerKulturan.DieKurzfilmezeichnensichjedochnichtnurdurchihreinhaltliche Vielfalt aus, sondern auch durch die verschiedenen Produktionsarten. Sofinden sichnebenpopulärerenFormenwiedem fiktionalen (Kurz-)SpielfilmunddemAnimationsfilmauchDokumentar-undExperimentalfilmeinunserenProgrammen.Durch die Bandbreite an unterschiedlichen Filmgattungenwird ein kreativer Umgangmit demvisuellenMediumangeregt unddem jungenPublikumgezeigt,wie großundbunt die Filmlandschaft eigentlich sein kann. Kurzfilme stellen zudem eine überausgeeignete Form dar, in kurzer Zeit Einblicke in unterschiedliche Erzählungen undGeschichtenzugeben.DieKonzentrationderjungenZuschauer*innenwirdfolglichnicht überbeansprucht. Durch die altersgerechte Moderation und die teilweiseanwesenden Filmemacher*innen bei der Vorführung wird eine weitereVerständnisebene in Bezug auf Film und Filmproduktion geschaffen. Die jungenZuschauer*innen können so einen Film mit seinem Schaffensprozess und seinenBesonderheiten verbinden. Das Mo&Friese KinderKurzFilmFestival fördert einenreflexivenUmgangmitdemMediumFilm,dergleichzeitigSpaßmachtunddie jungenBetrachter*innen dazu auffordert, die audiovisuellen Eindrücke nicht nur auf sicheinströmen zu lassen, sondern bewusst zu reflektieren und in das eigene Weltver-ständnismitaufzunehmen.WirwünschenIhnenunddenKinderneinspannendes,anregendesundunterhaltsamesKinderKurzFilmFestivalundvielFreudebeiderVor-undNachbereitung.IhrMo&FrieseTeam

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren KurzfilmprogrammZUGZWANG

Gesamtfilmlänge72Min.Programmdauerinsgesamtca.90Min.

Im Programm ZUGZWANG durchleben die Protagonist*innen der fünf Kurzfilmeunterschiedliche Gefühlszustände und Emotionen. Sie fühlen sich anders, allein,ausgeschlossen oder werden sogar gemobbt. Aber sie geben nicht auf, ganz langsamschleichtsichderWiderstandein.Bisesnichtmehrgehtundesunausweichlichwird,zuhandeln und für sich selbst einzustehen. Durch den Aktivismus entwickeln sichunerwartet Freundschaften, verändern sich Blickwinkel. Die Jungen und Mädchennehmen ihr Leben selbst in die Hand und scheuen keine Anstrengung und keinenKonflikt,umihreZielezuerreichen.

1. In IRON HANDS setzt sich ein junges Mädchen in einer männerdominiertenSportartdurch.

2. DievielenAnrufer*innendesKindernottelefonslegeninLISTENGroßenihreÄngsteundNöteoffen.

3. Welche Herausforderungen es birgt, in einer neuen Heimatstadt dasSchwimmbadzufinden,wirdinFRAKTURdeutlich.

4. RÄUBER & GENDARM ist nicht bloß ein Spiel, zwischen fangen und gefangenwerdengibtesnochjedeMengeanderes.

5. Wiees sichanfühlt,weitundbreitdaseinzigedunkelhäutigeMädchenzu sein,wirdinCRYROSAdeutlich.

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren 1.IRONHANDSChina2017|JohnsonCheng|Kurzspielfilm|11Min.ThemenSport,Wettkampf,Freundschaft,Gender,Durchsetzungskraft,Mut,Außenseiter*innen,eigeneGrenzen,Vergangenheit

InhaltEine12-jährigeSportlerinbereitetsichalserstesMädchenaufdieAufnahmeprüfungfürdasolympischeGewichthebenvor. IndervonMännerndominiertenSportartziehtsiealle Blicke auf sich und kann sich trotzdem nicht ohne Weiteres von den anderenTeilnehmern abheben. Aber sie bekommt unerwartet Hilfe von einem schüchternenHausmeister.1.1FaszinationOlympiaDieOlympischenSpiele sindallevier JahreeinGroßereignis,dasweltweitdieMassenbewegt. Über 200 Nationen treten gegeneinander an. Die wenigsten wissen, dass dieOlympischen Spiele auf einen äußerst kleinen Wettbewerb im antiken Griechenlandzurückgehen,derzuEhrenderGötterausgetragenwurde.MitderZeitistderKultindenHintergrundgetretenundderWettkampfindenFokusgerückt.Die ersten Spiele der Neuzeit fanden 1896 in Athen statt. Damals traten nurMännergegeneinander an, aber schon bei den Spielen danach traten auch Frauen an. Zuerstjedoch nur in wenigen Sportarten. Ursprünglich sollten die Olympischen Spieleunpolitischsein.ZudemwaresSportler*innenverboten,ihrenLebensunterhaltmitdemSportzuverdienen.DochheutewerdendieOlympischenSpielenichtnurimmerwieder

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren für politische Zwecke genutzt, Sportler*innen werden auch mit immer höherenWerbeverträgenausgestattetundstehensosportlichuntereinemvielhöherenDruck.

1.1 DieRolledesSportsinChinaDie Protagonistin des Spielfilms bereitet sich auf die Aufnahmeprüfung für dasolympische Team im Gewichtheben vor. In China ist Sport ein wichtiger Teil derErziehung.Bereits inden50er JahrenwurdeanbestimmtenSchulenbeinahegenausoviel trainiert wie unterrichtet. Es gibt unzählige Sportinternate für Kinder undJugendlicheundeinsehrweitausgebautesSportsystem.DieKinderwerdenbereits imAltervonsechsJahrenaufdieseSchulenentsandtundwachsenweitestgehendohneihreFamilien auf. Anders als in anderen Ländern werden in China Frauen und Männergleichrangig trainiert. China ist sportlich sehr erfolgreich und bei den OlympischenSpielenjedesJahrmitvielenMedaillenvertreten.

1.2 Geschlechterrollen:„Mädchensport“und„Jungensport“AnhanddesFilmslässtsichsehrgutübergeschlechterbedingteVorurteilesprechen.Siescheinen fast selbstverständlich und werden häufig unterbewusst weitergegeben.Gerade imSport istdiesweitverbreitet.SowirdauchdieProtagonistindesFilmsvomHausmeister zunächst unterschätzt: „Wie viel kann ein Winzling wie Du überhauptheben?“ Obwohl längst bewiesen ist, dass auch Frauen und Mädchen erfolgreich imSport sind und die Einteilung in weibliche und männliche Sportarten nicht mehrzeitgemäß ist, halten sich einige Klischees hartnäckig. Es besteht nach wie vor dieMeinung,dassBallett undGymnastik Sportarten fürMädchen seien,weil sieweiblich,grazil und elegant seien. Ballsport, Krafttraining und Motorsport sind hingegen denJungen vorbehalten. Aber wer schreibt uns das eigentlich vor? „Jede*r sollte Sportmachen“,„Sportistgesund“–dieseAussagenbegegnenunsimmerwieder.Aberwarumwird uns vorgeschrieben, welcher Sport besser für Jungen oder besser für Mädchengeeignetist?Generellsolltejede*rderSportartnachgehen,dieihroderihmgefällt,undnicht,umeinbestimmtesKlischeeoderSchönheitsbildzubedienen.EinengroßenAnteilzuKlischeestragenauchdieMedienbei.InDeutschlandwirddasbesonderswichtiginderunterschiedlichenBerichterstattungzuMänner-undFrauenfußball.Auchwenn es unvorstellbar ist, gibt es nachwie vor Länder, in denenMädchen vomSportunterricht ausgeschlossen sind, weil es sich nicht gehört, dass Mädchen Sportmachen. In Saudi-Arabien beispielsweise dürfen Mädchen erst seit dem vergangenenJahroffiziellamSportunterrichtteilnehmen.

• KennendieBetrachter*innennochandereTätigkeiten,dieFrauenundMädchenin anderen Ländern nicht gestattet sind? Welche verschiedenen SportartenbetreibendieSchüler*innenderKlasse?

• Gibt es vielleicht eine Sportart, die sie gerne ausprobieren wollen, sich bisherabernichtgetrauthaben?

• Istessinnvoll,inderSchuledieMädchenundJungenimSportunterrichtgetrenntzuunterrichten?

• Wassprichtdafür,wasdagegen?

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren 1.3Erzählperspektive/EinFilm,zweiGeschichten

Erzähltwerden in IRONHANDS eigentlich zweiGeschichten.Die einesMädchens, dasfürdieAufnahmeindieolympischeMannschafttrainiert,unddiedesHausmeistersoderPlatzwartes, der vor Jahren inderolympischenMannschaftwar.Beide sindnamenlosund haben vorerst nichts gemeinsam. Auffällig ist, dass der Film beinahe ganz ohneSpracheauskommt.Die Zuschauer*innen sehen zu Beginn ein Jungs-Team beim Laufen in der Sporthalle.AlleLäuferlaufenmitfreiemOberkörper.MitVerzögerungsehenwireineLäuferinderGruppe hinterherlaufen. Zu diesemZeitpunktwissen die Zuschauer*innen noch nicht,dassessichumeinMädchenhandelt.Auffälligisteher,dasssiekeinerotenShortsträgtwiedieJungenundalseinzigeeinT-Shirtanhat.IndernächstenEinstellungsehenwirdenHausmeister,wie er dasWeitsprungbecken harkt. Sowohl der Platzwart als auchdas Mädchen scheinen ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. In einer weiterenEinstellung sehen die Betrachter*innen in einer Nahaufnahme verschiedene GewichtemitdenAufschriften„China“und„Bejing2008“.DasHauptthemaoderauchderWunschderProtagonistinwirdhiermiteingeführt:esindasolympischeTeamfürGewichthebenzuschaffen.IhrZukunftswunschistgleichzeitigdieVergangenheitdesPlatzwarts.Damitwird einerseits die Gleichstellung der Geschlechter in den Vordergrund gerückt, aberauch eine vorsichtige Verbindung bzw. heimliche Komplizenschaft zwischen demMädchen und dem Platzwart initiiert. Wir erfahren nicht viel über die beiden, nichteinmal ihre Vornamen. Wir wissen kaum etwas über ihr soziales Umfeld oder ihrenAlltag. Trotzdemmacht der Film es den Zuschauer*innen leicht, sich mit den beidenFiguren zu identifizieren. Den Wunsch, etwas zu erreichen und dabei gegenWiderständekämpfenzumüssen,werdendiemeistenKinderkennen.

• HabendieKindereigenenErfahrungen,vondenensieberichtenwollen?• Fühlen sie sich in ihren Hobbys oder Interessen von ihren Freund*innen oder

ihrerFamilieunterstützt?

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren

2. LISTENNiederlande2017|AstridBussink|Dokumentarfilm|15Min.ThemenMut,Zukunftsängste,Einsamkeit,Sehnsüchte&Wünsche,Sexualität,Unbekanntes,fürjemandendaseinInhaltDasLebenkanneine*nmanchmalganzschönüberfordern,undesistnichtimmerleicht,sichdeneigenenElternoderFreund*innenanzuvertrauen–undmanchmalmöchtemandasvielleichtauchgarnicht.ZumGlückgibtesfürsolcheSituationenindenNiederlandendas„Kindertelefoon“,dasdenjungenAnrufer*inneneinoffenesOhrschenkt.MancheKindersprechenüberihreÄngste,einigesindeinsamundanderewünschensichsehnlichsteineKatze.EinigeerlaubensichauchnureinenScherzundmachenWitze.Täglichkümmertsichdas„Kindertelefoon“umAnrufer*innen,diejemandenzumRedenbrauchen.2.1UnbekannteNummerWennaufdemDisplay„UnbekannteNummer“oder„Anruferunbekannt“steht,gehenvieleMenschengarnichterstansTelefon–ausAngstvordemUnbekannten.Nichtzuwissen,wereine*ngeradeanruft,kannStressauslösen,lässtaberauchRaumfürSpekulationenoderWunschdenken.Wieaberistes,wennmansichaufderanderenSeitedesTelefonsbefindet?ManchmalbrauchtmaneinfachnureinoffenesOhr,jemanden,derzuhört,ohnezuunterbrechen.

• AberwaserzähltmanjemandvölligFremdem?• Warumkannesmanchmaleinfachersein,sichjemandUnbekanntemzuöffnen?

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren Esbietetsichan,darüberzusprechen,welcheVor-undNachteileeshat,mitjemandvölligFremdemzusprechen.Manchmalfälltesgeradeschwer,unsnahestehendenMenschengegenüberzuöffnen.WirhabenAngst,siezuenttäuschenodervonihnenenttäuschtzuwerden;Angst,ausgelachtzuwerdenodernichternstgenommenzuwerden.DieAnrufer*innenimFilmkennendieStimmeamanderenEndederLeitungnicht,undtrotzdemwählensiedieNummer.AuchwennUnbekanntesersteinmalAngstmacht,hatdasFremdeindiesemFallalsoeinengroßenVorteil.Wirsindwenigerangreifbar,könnendasGesprächjederzeitbeendenundwissennichtsüberdieanderePersonundwerdendaherauchnichtsofortbewertet.AufgrundderAnonymitätistdortniemand,dersagenkann:„dasisttypischfürDich“,oder:„keinWunder“.Daserlaubtuns,direkterundauchungefilterterzusagen,waswirdenken.ScheinbarmachtdieAnonymitäteinerTelefonberatungesoftüberhaupterstmöglich,sichHilfezuholen.NatürlichbirgtdieAnonymitätaberauchdieGefahr,nurScherzezumachen,weilsieunsMachtverleiht.SchließlichfolgenkeineKonsequenzen.BeiSorgenundKummerkannesschonsehrhilfreichsein,wennjemandzuhörtundmansichwörtlichallesvonderSeeleredenkann.

• WürdendieSchüler*innensoeineHotlineinAnspruchnehmen?• WashaltensievonderMöglichkeit,sichbeiSorgenanjemandFremdenwenden

zukönnen?• HabendieZuschauer*innenselbstdieErfahrunggemacht,dassdortniemand

zumRedenist,obwohlFreund*innenoderFamilieinunmittelbarerNähesind?• WarumbeschimpfeneinigeAnrufer*innendieFrauamanderenEndedes

Telefons?

2.2 Maske&SchamDieAnrufer*innenentscheidenselbst,wievielsievonsichpreisgebenmöchten.Manchebrauchenlänger,umsichzuöffnen,einigeöffnensichgarnicht.DieAnonymitätgibteinigenAnrufer*innenabernichtnurdasGefühl,sichöffnenzukönnen,sondernvermitteltihnenaucheineFormvonSicherheitodersogarMacht.AlsUnbekannte*rkönnenwirunsvölligneuerfinden,vielleichtauchdaserzählen,waswirselbstgernglaubenmöchten.VielleichtkönnenwiraucheinfachrichtigwütendseinundunseremÄrgerLuftmachen,ohnedafürermahntodergarbestraftzuwerden.WirmüssennichtunserebesteSeitezeigen.Eslässtsichbeobachten,dasseinigederAnrufer*innendieFrauenam„Kindertelefoon“beschimpfenodersieveralbern.DieAnonymitätfunktioniertindiesemFallewieeineMaskierungoderKostümierung:Siehilftunsdabei,dasauszudrücken,waswirimwirklichenLebensonstnichtoderkaumzurGeltungbringenkönnen.MaskensindfürunszumTeilÜberlebensstrategien,dieunshelfen,denäußerenScheinzuwahren,nurdasvonunspreiszugeben,waswirauchmöchten.Siehelfenuns,einBildaufrechtzuerhaltenoderauchdieVorstellungen,dieanderevonunshabensollen.Alsodas,waswirunserenMitmenschengerneverkaufenwollen.HinzukommeneigeneÄngsteundSchwächen,diemanüberspielenmöchte,umbeianderengutanzukommenoderzumindestnichtnegativaufzufallen.

2.3 FormBeiLISTENhandeltessichumeinenDokumentarfilm.Dokumentarfilmezeigenuns

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren einenAusschnittderRealität.SiekönnendiesenieganzabbildenundstrebendasinderRegelauchnichtan.MeistenswollenunsRegisseur*innenmitihrenFilmenüberdiefilmischeVermittlungetwaszeigen,daswirmitdembloßenAugealleinsonichtgesehenhätten.DazukönnensiebeispielsweiseSituationenimSchnittdramatischererschienenlassenodersoaneinandermontieren,dassdenZuschauer*innenZusammenhängeklarwerden.SiekönnenSituationenimTonmitMusikoderErklärungenunterlegen.Warum hat die Filmemacherin sich entschieden die Telefonanrufe mit Bildern zuunterlegen?Undwaskönntesopersönlichsein,dassmanesliebernichtzeigenmöchte?WievielVerantwortungträgtdieFilmemacherinundfürwen?WelchesBildvermitteltsie den Betrachter*innen von den Anrufer*innen? Können wir uns mit ihnenidentifizieren, obwohl wir sie gar nicht sehen?Welchen Effekt hat die Musik auf dasErzählte?

2.4 Erzählebene

DasBesondereanL ISTENsinddieErzählebeneunddieMontage.BeidenAnrufenhandelt es sich nicht, wie vielleicht vermutet, um Livemitschnitte von Telefonaten,sondern umnachgestellte und improvisierte Anrufe vonKindern. Die Regisseurin hatmitvielenfreiwilligenHelfer*innenderHotlinegesprochenundauchmitvielenKindern,diedortangerufenhaben.IneinemnächstenSchritthatsieanhandderErzählungenundErfahrungeneineneueErzählebengeschaffen.DabeihatsiesichhäufigwiederholendeThemen aufgegriffen und es haben sich die Probleme herauskristallisiert, die sie inihremFilmbehandelnwollte.AnschließendwurdenKindergecastet,habenjeweilseinProblem bekommen und sollten dieses Thema in Form von Anrufen bei der Hotlineumsetzen.Dabeiwaresden„Schauspieler*innen“überlassen,wassieerzählenmöchtenund wie sie das jeweilige „Problem“ umsetzen. Die freiwilligen Helfer*innen wurdeninformiert, dass diese Anrufe aufgezeichnet werden. Auch auf der Bildebene warenKinder aktiv. Bussink bat andereKinder, Bilder für ihre Empfindungen zu findenunddiese einzufangen. So entstanden viele Aufnahmen mit der Handykamera, aber aucheinfache Fotoaufnahmen. Die Anrufe stehen also nicht nur stellvertretend für einePerson,sondernfürvieleKinder,diesichsofühlen.

2.5 WasbewegtKinderundJugendliche?ObwohldieAnrufeinszeniertsind,könnendieZuschauer*innenunmittelbarindieWeltundGedankenderanonymenAnrufer*inneneintauchen.DieTelefonateübertragenihreStimmungen, und die Zuschauer*innen können schnell heraushören,wie es der- oderdemjenigen geht. Die Mitschnitte erlauben den Zuschauer*innen zusätzlich einenEinblickinihreigenesInnenleben,machendieBetrachter*innenmitihrenÄngstenundSorgenvertraut.AlsdieFilmemacherinachtJahrealtwar,hatsieselbstbeidemKindertelefonangerufen,weilsieinzweiJungengleichzeitigverliebtwar.IhristinErinnerunggeblieben,dasssiemit ihrem Problem sehr ernst genommen wurde. Schließlich hat sie sich gefragt, obKinderdieTelefonnummerkennenundobsichetwasveränderthat.Alssieentdeckte,dasssichseitihrerKindheitbeimKindertelefonnichtvielveränderthat–undauchdieProblememehroderwenigerdiegleichensind–,kamihrdieIdee,eineGeschichteüberKinderzuzeigen,dieanderenzugängigmacht,wasKinderwirklichbewegtundwassienureinemFremdenerzählenkönnen.

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren 2.6 FarbeinsGespräch/HinterderKulisse

Die Tonbandaufnahmen werden von Bildern begleitet, die buchstäblich Farbe in dieUnterhaltungenbringen.

• Waskannmanhören?• WieklingendiePersonen,welcheStimmungenlassensichwahrnehmen?

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren 3.Fraktur(Rapture)Kanada2017|YasminaKarajah|Kurzspielfilm|18Min.ThemenVerlust,Angst,Familie,Freundschaft,Fremdsein,Heimat

InhaltVier arabische Teenager machen sich gemeinsam auf den Weg, um ein öffentlichesSchwimmbadzufinden.AlleviersindneuinderStadtundsprechendieSprachekaum,was die Suche erschwert. Auch der Weg ist lang. Salim ist der Bedenkenträger derGruppe–seineSchwesterverstehtnicht,wasmitihmlosist.FRAKTURgibtsehrintimeEinblickeindiepersönlichenErfahrungenmitVerlustundNeubeginn.

3.1BesonderheitenBeiFRAKTURhandeltessichumeinenSpielfilm,dereinefiktionaleGeschichteerzählt.Das Besondere ist jedoch, dass es sich bei den Schauspieler*innen um Jugendlichehandelt,dietatsächlichvordemKriegausihremHeimatlandnachKanadageflohensind.Asaad,Hussein,Salam,undWazirastammenalleursprünglichausSyrienundsindvorzwei JahrennachVancouvergekommen.DerFilmerzählt alsonicht ihrepersönlichenGeschichten,bekommtaberdurchdieeigenenErfahrungeneinesehrpersönlicheNote.DieRegisseurin sagtüber ihrenFilm,dass sie ihnausdemBauchherausmachenundseinenDarsteller*inneneineStimmegebenwollte.DieRegisseurin,YasminaKarajah,istselbst in Jordanien geboren. Bei ihrer Recherche zu dem Film traf sie Asaad in einerAgentur, die „Neuzugängen“ dabei hilft, ihr Englisch zu verbessern. Es gibt dort einProgramm von den Behörden, das dabei behilflich sein soll, möglichst akzentfreiEnglischzusprechen.DorterzählteAsaadderFilmemacherin,dasseraneinemseinererstenTageinKanadaverzweifeltversuchthat,einöffentlichesSchwimmbadzufinden.Sie entschied sich, die Geschichte gemeinsam mit den Teenagern zu entwickeln. Soberuht der Film zum Teil auf ausgedachten Begebenheiten, die sich jedoch mit denrealenErfahrungenderProtagonist*innenvermischen.SoverliefauchdasCastingeher

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren ungewöhnlich. Karajah verbrachte einige Wochen in der arabisch-syrischenGemeinschaftvonSurrey,lerntevielederdortlebendenKinderpersönlichkennenunderfuhrihreganzeigenenGeschichten.AuchdieDreharbeitenverliefenungewöhnlich.Esgab kein striktes Drehbuch, die Regisseurin gab nur ein Szenario vor und dieJugendlichen sollten spontanund intuitiv reagieren, sowohl aufdieBegebenheitenalsauchaufeinander.

• WiefindendieBetrachter*innendieIdee,dasseseinenVereingibt,derdabeibehilflichseinmöchte,einenausländischenAkzentzuvermeiden?

• SprechendieSchüler*innenselbsteineandereMuttersprachealsihreMitschüler*innen?

• SindAkzentereinnegativbelastetodergibtesauchpositiveSeiten?

3.2Verlust&NeubeginnDerFilmlädtdazuein,überdasThemaVerlustzusprechenunddarüber,wieesist,neuanzufangen.ImFilmsorgensichSalimundseineSchwesterumihrenBruder.Getrenntsindsievon ihmaberschon langevorher.Weil seinePapierenochnicht fertigwaren,konnte Hany seine Familie nicht nach Vancouver begleiten. Der Film erlaubt denProtagonist*innen, Gefühle auszudrücken, die engmit ihren eigenen ErfahrungenmitdemKrieginSyrienverbundensind.SalimhateinGesprächseinerElternbelauschtunderfahren,dassseinältererBruderangeschossenwurde.DieZuschauer*innenerfahrendavon allerdings erst später. Der Grund für Salims Verhalten offenbart sich denBetrachter*innenerstzumEndedesFilmsunddientalsAuflösungderSituation.

3.3NäheIn der ersten Einstellung sehen die Betrachter*innen Absperrbänder einesSchwimmbades sowie unaufgeblasenesWasserspielzeug. Die Aufnahmen werden voneinemVoiceover begleitet. Ein Voiceover bezeichnet die Tonaufnahme einer Stimme(engl.„voice“),dieüber(engl.„over“)eineandereTon-oderBildaufnahmegelegtwird.Die weibliche Stimme gehört einer für die Zuschauer*innen nicht im Bildausschnittsichtbaren Person. Sie gibt auf Englisch Anweisungen, wie die englische Ausspracheverbessertwerdenkann.DannsehenwirdenFilmtitelRUPTURE (engl. „Fraktur“) aufschwarzemGrund.DerTitelwirkt hier selbstwie einBruchund leitet in eine andereSzeneüber,diemitdererstenEinstellungfastnichtsgemeinhat.DieBetrachter*innensehenineinerNahaufnahmeeinenJungenmitKopfhörern.Sofortistklar,dassdiezuvorgehörte Stimme zu der Kassette in seinem Walkman gehört. In der nächstenNahaufnahme ist Salims Schwester zu sehen. Der Fernseher läuft. Die Eltern streiten.Salim, dessenNamendie Zuschauer*innen erstwesentlich später erfahren, lauscht anderTür.DieStimmenderMutterunddesVaterssinddeutlichzuhören,aberbeidesindnichtzusehen.ErneutistSalimineinerNahaufnahmezusehen.DieRegisseurinarbeitetgenerellvielmitNahaufnahmen.DieZuschauer*innenkönnendadurchbesseranSalimsGefühlsweltundInnenlebenteilnehmen.Sieerleben,dassihnetwasstarkbelastetunder nicht so unbefangen ist wie die anderen. Die nahen Einstellungen können denZuschauer*innen das Gefühl vermitteln, ein Teil dieser Gruppe zu sein. DieBetrachter*innen wissen genauso viel wie Salims Schwester und Freunde. SeinGeheimnis lüftet er erst ganz zum Schluss, als er mit seiner Schwester allein in derToilettedesKaufhausesist.

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren 4.Räuber&GendarmDeutschland2017|FlorianMaubach|Animationsfilm|8’15Min.ThemenFreundschaft,Eifersucht,Gruppendynamik,Erwachsenwerden,Alltag,Freizeit

InhaltDanielundKaitreffensichmitihren„Freund*innen“aufdemSpielplatz.Danielistaufgeregt,dassCarlaauchkommt,allerdingswäreesihmlieber,wennsieohneChristiankommenwürde.DieGruppeteiltsichinzweiTeamsundspieltRäuberundGendarm,wasjedeMengeKonfliktebirgt.BesondersaufderGefühlsebene.DerNachmittagwirdzumAbend,dererstendet,alsCarlavonihrerMutterangerufenwird.4.1ErwachsenwerdenRÄUBERUNDGENDARMbietet viele Anknüpfungsmöglichkeiten, um sich imRahmendes Unterrichts mit dem Thema des Erwachsenwerdens und den einhergehendenInteressenkonflikten zu beschäftigen. Die Teenager treffen sich auf dem Spielplatz,nutzen ihn aber nicht so,wie Kinder es tun. Oder etwa doch?Denn vomRumhängenhaben sie schnell genug, und Räuber und Gendarm ist dem kindlichen Fangen- undVersteckenspieleneigentlichauchnichtganzunverwandt...EsistvielehereinOrt,umabzuhängen.Auffälligist,dasssichaußerihnenauchniemandweiteres dort aufhält. Sie sind also ungestört. Das Spiel Räuber und Gendarm sorgtgewöhnlichfürNervenkitzel–durchdieSorge,gefangenzuwerden,aberauchdurchdieChance, wieder befreit zu werden. Im Film liegt der Nervenkitzel jedoch weniger imSpiel als in der Ausgangssituation:Daniel steht auf Carla, diewiederummit Christianauftaucht.Kai,DanielsFreund, isteifersüchtig,ebensowieChristian.DieKonstellationist also mit einer großen Spannung beladen, die sich im Spielverlauf immer weiterzuspitztunddurchCarlasundDanielsAnnäherungentlädt.

• WieverbringendieZuschauer*innenihreFreizeit?• WasspielensieinGruppen?• WannhabensiedasletzteMalFangengespielt?

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren

Als Teenager kann es häufig schwierig sein, da man aus gewohnten Aktivitätenherausgewachsenist,füreinigeOrteaberauchzujungist.

• Wie erfahren die Zuschauer*innen ihren Alltag? Werden sie häufiger als KindoderalsErwachsene*rwahrgenommen

• Wie würde der perfekte Ort aussehen, an dem sie gern Zeit in der Gruppeverbringenwürden?

4.2.Machart

Bei RÄUBER UND GENDARM handelt es sich anders als bei den anderen Filmen desProgramms um einen Animationsfilm. Der Film wurde am Computer animiert. ImAllgemeinen bestehen Filme immer aus Einzelbildern, die sehr schnell (24 oder 25Bilder pro Sekunde) hintereinander abgespielt werden. Erst durch die Trägheit desmenschlichen Auges entsteht der Eindruck einer fließenden Bewegung. DerAnimationsfilmmacht sich genaudas zunutze. EinDaumenkinobedient sich übrigensderselben Schwäche unserer Augen. Frühere Trickfilme, wie beispielsweise dieWalt-Disney-Serien,wurdenvoneinemgroßenTeamperHandgezeichnet.DieseArbeitwarsehr aufwendig, da jede minimale Bewegung der Figuren auf ein Blatt gezeichnetwerden musste, welches anschließend abfotografiert wurde. Durch spezielleComputerprogrammekönnendieEinzelbilderverbundenwerden.Der Zeichenstil ist sehrminimalistisch gehalten, die Figuren und der Schauplatz sindsehrvereinfachtdargestellt.

• Erinnern die Zuschauer*innen einzelne Details der Figuren oder desSchauplatzes?

• WiewerdenEmotionendargestellt?• HabendieeinzelnenFigurenbestimmteMerkmale?

4.3 Perspektive

Erzählt wird der Film aus Daniels Perspektive. Die Betrachter*innen erleben dasGeschehen aus seinemBlickfeld und somit subjektiv. Daniels Blick ist gleichzeitig derKamerablick.SosehendieZuschauer*innenniemalsDanielsGesicht, sondern lediglichdas, was Daniel wahrnimmt oder auch wahrnehmen möchte. Carlas Herzschlag zumBeispiel.So istdasPublikumauch livedabei,wenndiebeidensichvorsichtigundzarteinanderannähern.AlsDanielaufseinHandyschautoderauchgleichzuBeginn,alserteilnahmslos auf den Boden blickt und von Kai erschreckt wird, wird auch dieBeschränkung dieses Blickes deutlich, der den Zuschauer*innen einen Überblick überdas Geschehen zugunsten einer subjektiven Perspektive verwehrt. Dieses Stilmittelsuggeriert dem Publikum gleichzeitig auch ein Gefühl, nicht nur Daniels Blickwinkeleinzunehmen,sondernauchseinInnenlebennachzuvollziehen.ImgesamtenFilmwirdweniggesprochen.DieFigurensagennurdasNötigste,unddieGeschichtewirdhauptsächlichüberdasWahrnehmenkleinerDetailserzählt.

• Wiefühltessichan,wennmandieHauptfigurniesehenkann?• WiestellensichdieJugendlichenDanielvor?

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren 4.4Farbschema

InteressantistauchdieFarbgebung,diesichwährenddesgesamtenFilmsimmerweiterverändert. Zu Beginn sind Figuren und Schauplätze in hellen Gelbtönen gehalten. JeweiterdieErzählungvoranschreitet,umsomehrändertsichdasFarbschema.AlsClaraund Christian auftauchen,werden die Gelbtöne satter, gehen ins Orangefarbene über,einenerstendeutlichenWechselgibtes,alssichDanielsBlick–alsoauchderBlickderBetrachter*innen–mitCarlasBlicktrifftundDanielsichverlegendenSchuhzubindet.DanielundChristianwählendieMitgliederihrerTeams.DieStimmungspitztsichzu,alsDaniel zuerst Carla wählt und nicht Kai. Die Farben werden satter. Auch die beidenTeams unterscheiden sich nun farblich voneinander. Je später es im weiterenSpielverlaufwird,umsomehrgehendieBilderinsRötlicheüber.IndenMomentendesVersteckensunddesHeranschleichensnehmenFigurenundSettingkühleBlautönean.

• Wir verbinden Farben oft mit Gefühlen. Welche Farben stehen für welcheEmotionen?

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ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren 5.CryRosaIrland2017|ImogenMurphy|Kurzspielfilm|8’15Min.ThemenFreundschaft,Schule,Mobbing,Nordirlandkonflikt,Zugehörigkeit

InhaltRosakommtimirischenBelfastder80erJahreaufeineneueSchule.DerNeustartistfürsie nicht leicht. Einige Mitschüler*innen mobben sie aufgrund ihrer Hautfarbe undschikanierenRosa,woesnurgeht.RosafindetTrostundvorallemStärkeinderMusikundschafftes,dienegativeEnergieineinepositiveumzuwandeln.

5.2EinsatzbereicheimUnterricht

Der Film CRY ROSA bietet sich dazu an, um in der Klasse über Mobbing, aber auchZugehörigkeit zu sprechen. Rosa wird in dem Film nicht nur ein bisschen geärgert,sondernvonzweiMädchenbrutalzusammengeschlagen.HäufigwerdenPrügeleinenaufdemSchulhofJungenzugeschrieben.

• WasdenkendieSchüler*innen,handeltessichhierbeiumeinKlischee?• SindsieausdemSchulalltagmitdemThemaMobbingvertraut?

• LassensichAusgrenzungenauchaufandereOrteübertragen?• WieistesimAlltagoderauchinderFamilie?

Als Rosa zusammengeschlagen wird, eilt ihr niemand zur Hilfe, die anderen Kinderfeuern die beiden Mädchen sogar noch an. Von den Lehrer*innen ist weit und breitniemandzusehen.

• HättedieSchlägereiverhindertwerdenkönnen?

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren • WieverhaltensichdieSchüler*innenimFalleeinesKonflikts?

• Isteseinfachereinzugreifenoderwegzuschauen?

5.3NordirlandkonfliktDas Thema Mobbing und Unterdrückung wird aus Rosas Perspektive erzählt. DieGründe,ausdenenRosaesinderSchulesoschwergemachtwird,lassensichaberauchaufeinenvielgrößerenKonfliktzurückführen,derinNordirlandvieleMenschenbetrifft.NichtnuraufgrundihrerHerkunft,sondernauchaufgrundihrerpolitischenEinstellungundihresGlaubens.Nordirland ist der nördlichste Teil Irlands. Seit mehreren Hundert Jahren herrschendort Konflikte, man spricht daher auch vom Nordirlandkonflikt. Im 16. Jahrhundertstand Irland unter der Herrschaft von England. Dies hatte neben weitreichendenwirtschaftlichen und politischen Veränderungen auch zur Folge, dass die Irinnen undIren nicht mehr selbstbestimmt und frei leben konnten. Zudem versuchte England,seinenprotestantischenGlaubenimkatholischenIrlanddurchzusetzen.Esentstandeinerbitterter Streit, der bis heue anhält. Die Irinnen und Iren wollten sich ihre Machtzurückholen und eroberten sich einen Teil zurück. Seit 1922 ist Irland wiederunabhängig.NordirlandhingegenbliebweiterhineinTeilvonEngland.DainNordirlandüberwiegend Protestant*innen leben, kam es immer wieder zu gewalttätigenAuseinandersetzungenzwischendenKatholik*innenundProtestant*innen.AufbeidenSeiten bildeten sich extremistische Gruppen, die keinen anderen Glauben neben demeigenen akzeptieren. Jahrelang herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände. EineEinigungwarnichtzuerzielen,weildieprotestantischenGruppenweiterhinzuEnglandgehören wollten und die katholischen Gruppen Teil von Irland werden wollten. Erst1995 konnte ein Friedensvertrag zwischen den verfeindeten Parteien unterschriebenwerden.DieKonflikteundÜbergriffedauern jedochweiterhinan.DieVertreter*innenderbeidenextremistischenGruppengebenihreÜberzeugungenanihreKinderweiter.DaherkommtesauchindenSchulenhäufigzuKonfliktenundGewalttaten.

• RosawirdvonihrenMitschüler*innengemobbt,istderenVerhaltenaufgrunddesNordirlandkonfliktsnachvollziehbar?

• WasdenkendieSchüler*innen,inwieweitdiepolitischeundreligiöseÜberzeugungderElternAuswirkungenaufdieKinderhat?Wieso?

• KennendieSchüler*innenandereLänder,indenenBürgerkriegherrschtoderherrschte?

• ExtremismuswirdheutzutagevorallemmitislamischenGruppierungenverbunden,wusstendieKindervondeminnerchristlichenKonflikt?

5.4Hintergrund

Ähnlich wie bei FRAKTUR handelt es sich bei CRY ROSA um eine fiktionale erzählteGeschichte, die auf wahren Begebenheiten basiert. Die Produzentin von CRY ROSA,Emma–RosaDias,istimBelfastder80erJahreaufgewachsenundschildertimFilmihreeigenenErfahrungen.Alssiefeststellte,dassauchJahrespäterMobbingnocheingroßesThema an Schulen ist, beschloss sie, ihre eigenen Erfahrungen auf die Leinwand zu

ZUGZWANG empfohlen ab 12 Jahren bringen, um die Schüler*innen, aber auch die Eltern, wachzurütteln und sie zumNachdenkenüberihrVerhaltenanzuregen.HäufigwirdMobbinginderSchulegeheimgehalten,ausScham,aberauchausAngstvorÜbergriffenaufdieFamilie.Emma-Rosa fand einen Drehbuchautor, der ihr dabei half, ihre eigene Geschichteumzusetzen. Auch wenn einige Elemente und auch die Dialoge ausgedacht sind,entsprichtvielesderRealität.Sowurdebeispielsweiseauch inderSchulegedreht,diedie Produzentin und der Drehbuchautor besucht haben. Das Hazelwood IntegratedCollegeexistiertalsowirklich.AuchdassdieSchulebekanntfürgewalttätigeÜbergriffeist,habensichdiebeidennichtausgedacht.VielederSchauspieler*innensindauch imechtenLebenSchüler*innenandieserSchule.5.5EinglücklichesEnde?Trotz der Schwere des Films besticht der Film mit einer mutigen und starkenHauptfigur, die sichnicht unterkriegen lässt.Der Film endet damit, dassRosa einigenMitschüler*innenihreTanzschrittebeibringtundvonJacquelineinRuhegelassenwird.

• WürdendieSchüler*innenvoneinemHappyEndsprechen?Wennja,wieso?• BrauchenFilmeeingutesoderglücklichesEnde?

InderRegelendenvieleFilme,dieimFernsehenoderimKinolaufen,miteinemgutenEnde.ImechtenLebenhingegenistnichtimmerallesgut.DaendeteinTagauchmalschlecht,undwirwerdenvielleichtnichtsogesehenoderbehandelt,wiewiresunswünschen.

• WarumgehendiemeistenFilmegutaus?• WasdenkendieSchüler*innen,warumeingutesEndesowichtigist?

• WürdensieauchFilmeanschauen,dienichtgutausgehen?OderhabensieschoneinmaleinenFilmangeschaut,dernichtgutausgeht?Wiewardas?

GemeinsamoderinGruppenkannüberlegtwerden,wiederFilmandershätteausgehenkönnen.

• WaspassiertmitJacqueline?• WieistdasVerhältniszwischenRosaundihr?