10
Workshop am 18.3.2005 Für eine demokratische Handelspolitik Industrielobbyismus in die Schranken weisen Beispiel Landwirtschaft von Marita Wiggerthale

Beispiel Landwirtschaft von Marita Wiggerthale

  • Upload
    ishi

  • View
    29

  • Download
    0

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Workshop am 18.3.2005 Für eine demokratische Handelspolitik – Industrielobbyismus in die Schranken weisen. Beispiel Landwirtschaft von Marita Wiggerthale. Freihandel Zugang zu ausländischen Märkten Priorität: Export - PowerPoint PPT Presentation

Citation preview

Page 1: Beispiel    Landwirtschaft von Marita Wiggerthale

Workshop am 18.3.2005

Für eine demokratische Handelspolitik – Industrielobbyismus in die Schranken

weisen

Beispiel Landwirtschaft

von MaritaWiggerthale

Page 2: Beispiel    Landwirtschaft von Marita Wiggerthale

Freihandel à la WTO contra Ernährungsouveränität

Freihandel Zugang zu ausländischen

Märkten Priorität: Export eigentlich „Abbau“ der

handelsverzerrenden Subventionen

Dumping ist kein Problem Es gibt keine Überproduktion Ernährungssicherheit =

Verfügbarkeit von billigen Lebensmitteln

Saatgut = patentierbares Gut

Ernährungssouveränität Zugang zu lokalen Märkten, ø

Verdrängung der Bauern Priorität: einheim. Versorgung Subventionen sind erlaubt, die

andere nicht schädigen Verbot von Dumping Überproduktion führt zu

Preisverfall und Armut Ernährungssicherheit ist größer,

wenn LM-Produktion lokal und in Händen der Armen selbst

Saatgut: kein Patent auf Leben

Page 3: Beispiel    Landwirtschaft von Marita Wiggerthale

WTO-Regeln zur Ernährungssicherheit

Regeln im Agrarabkommen (AoA): Präambel: Ernährungssicherung und Umweltschutz werden als

nicht-handelsbezogene Anliegen genannt Subventionen: Investitionsbeihilfen + Beihilfen für landwirt-

schaftliche Betriebsmittel für Kleinbauern erlaubt (Art. 6.2. AoA) Zollschutz: nicht aus Gründen der Ernährungssicherheit vorgesehen

Abfederung der negativen Folgen der WTO bedingten Liberalisierung „vorgesehen“, aber nicht umgesetzt Siehe Marrakesh-Entscheidung, Art.16 AoA

Bei der Weiterführung des Reformprozesses sind gemäß Art.20 AoA.... die gewonnen Erfahrungen bei der Durchführung der

Senkungsverpflichtungen und nicht-handelsbezogene Anliegen zu berücksichtigen.

Page 4: Beispiel    Landwirtschaft von Marita Wiggerthale

WTO macht Hunger Lebensmittelimporte steigen (> Exporte)

Bsp. Philippinen: 1993-2000 Importe von 1,6 Mrd. US$ auf 2,7 Mrd. US$, Exporte bleiben gleich bei 1,9 Mrd. US$, keine Schaffung von versprochenen 500000 Arbeitsplätzen sondern Reduzierung von 11,29 Mio. 1994 auf 10,85 Mio. 2001

Billigimporte verdrängen Kleinbauern vom Markt und substituieren von ihnen angebaute Grundnahrungsmittel

Die Abhängigkeit von Lebensmittelimporten steigt (siehe auch IWF) Bsp. Anstieg der Ausgaben für Lebensmittelimporte von 43% 1970

auf 54% 2000 bei den LDCs viele Entwicklungsländer-Nahrungsmittelexporteure (60er J.)

werden zu Nahrungsmittelimporteuren (90er J.) Fokus der staatlichen Unterstützung auf Exportproduktion zu Lasten

der einheimischen Produktion von Grundnahrungsmitteln (indirekte Folge)

Page 5: Beispiel    Landwirtschaft von Marita Wiggerthale

Rolle der Europäischen Union Veränderung der eigenen Agrarpolitik

Schädigende Subventionen, die zu Dumping führen, bestehen fort (direkte und indirekte Exportsubventionen)

kein verbesserter Marktzugang (Zolleskalation!) Zugeständnisse an den Süden im Agrarabkommen

Sonder- und Vorzugsbehandlung für Entwicklungsländer völlig unzureichend

geringere Reduktionsverpflichtungen und längere Umsetzungs-zeiten gewährleisten keinen Schutz

Tatsache, dass Zollschutz die einzige Schutzmöglichkeit im Süden darstellt, nicht berücksichtigt

Schutzmaßnahmen (Art.5 AoA) für Mehrheit der Entwicklungs-länder nicht zugänglich

Subventionen für Kleinbauern (Art. 6.2. AoA), aber eingeschränkt Folge: forcierte Marktöffnung im Süden (siehe auch IWF/Weltbank)

Page 6: Beispiel    Landwirtschaft von Marita Wiggerthale

Agrarsubventionen der EU Subventionen Unterstützung!! Besser reale Subventionen in

Argumentation verwenden. Agrarsubventionen gemäß EU-Haushalt 2003

Gesamt: 48,5 Mrd. Euro Davon 39,8 Mrd. Euro für Marktordnungen (1. Säule) und 8,1 Mrd.

Euro für ländliche Entwicklung (2. Säule) Exportsubventionen (1. Säule): 3,7 Mrd. Euro

Luxemburger Beschlüsse mit Abkoppelung der Subventionen von Produktion = Schritt in die richtige Richtung, aber keine konsequente Ausrichtung der Subventionen an umweltfreundlichere, extensivere Produktion d.h. Entkoppelung + cross-compliance umweltfreundliche Landwirtschaft, keine Entlastung der Weltmärkte

Ausrichtung der Landwirtschaft am Leitbild der internationalen Wettbewerbsfähigkeit geht zu Lasten der bäuerlichen Landwirtschaft

Page 7: Beispiel    Landwirtschaft von Marita Wiggerthale

Deutscher Bauernverband

Grundlegende Ausrichtung und Verflechtung DBV setzt auf das Wachstum einer Minderheit von Wachstums-betrieben

und auf abfedernde Sozialpolitik für „weichende Betriebe“ enge Verflechtung des DBV mit Ernährungs- und Agrarindustrie (Molkerei-

und Fleischgenossenschaften, Saat- und Futtermittel-lieferanten, Chemieindustrie etc.)

DBV-Partnerschaft mit Politikern und Beamten Nähe zur CDU/CSU, aber Lockerung der Bindung Teile der Agraradministration = institutionalisierte Interessengruppe Nach Agrarwende Verhältnis zum BMVEL: von „Politikblockade“ zu

„Zuckerbrot- und Peitsche“; Beispiel: Kritik wg. nationaler Alleingänge und wg. Gentechnikgesetz, Cancún Lob von Sonnleitner an Künast, gleiche politische Einschätzung

Page 8: Beispiel    Landwirtschaft von Marita Wiggerthale

Position des DBV zu WTO

Prinzipien „Vorleistungen“ mit Luxemburger Beschlüssen anerkennen keine Abschottung, sondern „fairer“ Wettbewerb d.h. Regeln

für Standards im Umwelt- und Tierschutzbereich Allgemein pro Liberalisierung des Handels, aber im

wesentlichen auch pro Schutz der eigenen Landwirtschaft Forderungen

WTO-Regeln für Tier-, Umwelt- und Verbraucherstandards Gleichbehandlung der verschied. Form von

Exportsubventionen, längerfristiger Abbau Das Europäische Agrarmodell in WTO verankern (Status Quo

von Luxemburg) Liberalisierungsausnahmen für Grundnahrungsmittel für EL?

Page 9: Beispiel    Landwirtschaft von Marita Wiggerthale

Kritikpunkte an DBV

Leitbild der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft

Fortführung des Dumping weil Exportsubventionen vorerst fortbestehen (stattdessen ist

ein schneller Abbau in 3J. gefordert) weil nicht alle Subventionen voll entkoppelt sind weil Subventionen nicht konsequent an umweltfreundlichere

und extensivere Produktion gekoppelt sind

Mit ihrem Eintreten für eine Liberalisierung in der Landwirtschaft werden die Ernährungs- und Lebensgrundlagen der Kleinbauern im Süden ge-fährdet.

Page 10: Beispiel    Landwirtschaft von Marita Wiggerthale

Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie

Mitglied im Europäischen Dachverband „Confederation of the Food and Drink Industries“ (CIAA)

Grundlegende Linie Verbesserung des Marktzugangs für weiterverarbeitete Nahrungs-

mittel Sicherstellen, das insbesondere die Märkte der Schwellenländer für

europäische Importe geöffnet werden (Ablehnung der UR-Formel) „Spezielle Produkte“ nur für einige wenige Produkte zugestehen EU-Zollsenkungen in Abstimmung mit internen Preiskürzungen Gegen Abschaffung von Exportsubventionen, die nicht Hand in Hand

mit Preiskürzungen geht Grundlegendes Interesse: Einkauf von billigen Rohstoffen für Weiterver-

arbeitung zu Lebensmitteln für Export, aber auch Schutz der eigenen Industrie vor Billigkonkurrenz aus dem Ausland