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Beispielbild Lernen & Gedächtnis Prinzipien und Modelle der Klassischen Konditionierung SoSe 2008

Beispielbild - Freie Universität · Rescorla-Experiment: Ton + Schock – Konditionierung mit konstanter Kontiguität Kontingenz fehlt Kontingenz niedrig Ergebnis: Die konditionierte

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    Lernen & Gedächtnis

    Prinzipien und Modelle der Klassischen Konditionierung

    SoSe 2008

  • 2Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Gesetze des assoziativen Lernens

    Frage:

    Gelten die Gesetze der Assoziation in der Konditionierung?

    Wird Konditionierung vollständig aus Kontiguität, Frequenz und Intensität vorhergesagt?

    §1: „Kontiguität“ beschreibt das gemeinsame Auftreten zweier Ereignisse

  • 3Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Gesetze des assoziativen Lernens

    §1: Kontiguität

    Rolle des US – CS – Zeitintervalls

    Trace (Spuren-Konditionierung) vs.

    Delay (Verzögerungs-Konditionierung) vs.

    Pawlows Ergebnisse zeigen, dass die Verzögerung effektiver als die Spur ist – wie von der Assoziationslehre vorhergesagt.

  • 4Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Gesetze des assoziativen Lernens

    §1: Kontiguität

    Intervall zwischen CS und US

    Befunde von Moeller (1954) zeigen, dass bei einem Intervall von mehr als 2s keine Konditionierung mehr möglich ist.

    Schätzung für die Integrationszeit im neuronalen System, welches die Kontiguitäterkennen muss.250 450 1000 2500

    CR-Stärke

    CS-US-Intervall

  • 5Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Gesetze des assoziativen Lernens

    §1: Kontiguität

    Probleme mit der Kontiguität

    Die Konditionierung ist schlechter, wenn CS und US gleichzeitig präsentiert werden – oder wenn der CS nach dem US präsentiert werden.

    Bedeutet dies, dass bei simultaner Konditionierung keine Assoziation gebildet wird?

  • 6Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Gesetze des assoziativen Lernens

    §1: Kontiguität

    Sensorische Vorkonditionierung

    Phase 1: Ton + Licht (simultan)

    Phase 2: Licht + Schock (Verzögerung)

    Phase 3: Ton

    Interpretation:

    Assoziationen werden auch gebildet, wenn Reize (CS & US) simultan präsentiert werden.

    Allerdings scheint der CS seinen prädiktiven Wert zu verlieren, d.h. dem Organismus bleibt keine Vorbereitungszeit. Weshalb also reagieren? Konditionierung ist ein adaptiver Prozess!

    SNIFFY

  • 7Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Kontingenz

    1966 : Schicksalsjahr für die Idee der Kontiguität

    Rescorla: Predictabilityand number of pairings

    in Pavlovian fearconditioning.

    Psychonomic Science

    Garcia & Koelling: Relation of cue to consequence in

    avoidance learning. Psychonomic Science

    Prinzip der Kontingenz Prinzip der ‚Preparedness‘

  • 8Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Kontingenz

    CS CS CS

    = US

    Kontingenz = p(US|CS) – p(US|no CS)

    Kontingenz = 0.1 – 0.1 = 0

    CSCS CS Kontingenz = 1 – 0 = 1

    CSCSCS Kontingenz = 0.6 – 0.2 = 0.4

    Forderung der Kontingenz: US muss ein valider Prädiktor des Auftretens des US sein.

    Kontingenz ist ein statistisches Wahrscheinlichkeitsmaß, dass zwei bedingte Wahrscheinlichkeiten verrechnet.

    Wichtig: Man braucht immer die Gegenprobe p(US|no CS)!

  • 9Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Kontingenz

    Positive Kontingenzen

    CS CS CS

    CS CS CS

    Rescorla-Experiment: Ton + Schock –

    Konditionierung mit konstanter Kontiguität

    Kontingenz hoch

    Kontingenz niedrig

    Ergebnis:Starker Konditionierungseffekt (CER) in der Kontingenz/hoch-Gruppe, kein

    Konditionierungseffekt in der Kontingenz/niedrig-Gruppe

  • 10Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Kontingenz

    Negative Kontingenzen

    CS CS CS

    CS CS CS

    Rescorla-Experiment: Ton + Schock –

    Konditionierung mit konstanter Kontiguität

    Kontingenz fehlt

    Kontingenz niedrig

    Ergebnis:Die konditionierte Angstreaktion (CER) lässt in der

    Kontingenz/fehlt-Gruppe nach.

  • 11Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Bereitschaft (prepardness)

    Prinzip der ‚Preparedness‘

    Experimentelle Grundidee:

    Wieso lernt die Ratte so schnell Geschmacksaversionen?

    Problem für die Kontiguität:

    Wieso vermeidet die Ratte spezifisch einen Geschmack, aber nicht die assoziierten visuellen Cues (oder Plätze)?

    Praktische Anwendungen:

    -Jagdverhalten von Koyoten.

    -Gewichtsverlust nach Chemotherapie

  • 12Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Bereitschaft (prepardness)

    Experiment: Bestrahlung (Übelkeit)

    1) Wasser neutral oder Geschmack

    2) Trinkprozedur (neutral) mit Licht und Ton gekoppelt

    3) Bestrahlung

    4) Test: Licht oder Ton

    Ergebnis: Geschmack wurde assoziiert

    Kontrolle: Elektrischer Schock (Freezing)

    1) Wasser neutral oder Geschmack

    2) Trinkprozedur (neutral) mit Licht, Ton & Elektroschock gekoppelt

    4) Test: Licht oder Ton

    Ergebnis: Licht & Ton wurde assoziiert

    prä postFlü

    ssig

    keit

    sau

    fnah

    me Neutr. Neutr.

    Geschm.

    Geschm.

  • 13Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Bereitschaft (prepardness)

    Zusammenfassung der Ergebnisse

    1) Geschmack + Übelkeit : kann assoziiert werden

    2) Geschmack + Elektroschock: kann nicht assoziiert werden

  • 14Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Bereitschaft (prepardness)

    Implikationen 1:Geschmacksaversionen

    erklären, wie Präferenzen für Nahrungsmittel entstehen. Es

    handelt sich um einen eigenständigen Prozess, der

    nicht an visuelle – oder sonstige Reize – gebunden ist.

    Implikationen 2:Geschmacksaversionen zeigen, dass Kontiguität alleine nicht

    ausreichend für Lernen ist.Sogar eine zeitliche

    Verzögerung von bis zu 24h kann zu einer gelernten

    Geschmacksaversion führen.

    Ein anderes Lernprinzip?Rolle von ‚typischer‘ klassischer Konditionierung: Vorbereitung auf

    Nahrungsaufnahme, Gefahrensituation, Paarung etc.Rolle von Geschmacksaversion: Vermeidung von Nahrung. Werden alle

    situativen Umstände auch konditioniert, wird das Verhalten unangemessen und es entsteht eine Selektionsnachteil.

  • 15Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Blockierung

    Leo Kamins DesignZwei-Gruppen-Design in einer Angstkonditionierungsaufgabe:

    1. CER auf Licht wird bei Ratten geprüft, die bei Darbietung von Licht & Ton einen

    Elektroschock erhalten.2. Was passiert aber, wenn eine Gruppe schon

    vorab auf den Ton konditioniert wurde?

    Gruppe 1 Ton/Licht – Schock

    Gruppe 2 Ton – Schock Ton/Licht - Schock

    Erster Training Hauptexperiment

    SNIFFY

  • 16Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Blockierung

    OriginalergebnisseIn der Gruppe der ‚naiven‘ Ratten gibt es eine

    CER-Reaktion auf Licht von 0.05, d.h. eine starke Angstreaktion.

    In der Gruppe der vorkonditionierten Ratten gibt es einen sehr schwachen Effekt auf den Lichtreiz

    nach der Konditionierung von 0.45.

    InterpretationEs liegt eine Blockierung vor.

    Grundlage: Wenn ein Organismus einen schmerzhaften Reiz erfährt, dann sucht er aktiv

    nach Hinweisreizen, die im Gedächtnis abgespeichert werden können.

    Der Prozess findet jedoch nur statt, wenn der Reiz unerwartet auftritt.

    Naive RattenSchock ist überraschend.

    Gedächtnisspur wird zu Ton & Licht gelegt.

    Erfahrene RattenSchock ist nicht überraschend.Gedächtnisspur wird nicht zu

    Licht gelegt.

    VK

    K

  • 17Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Blockierung

    Kontrollexperiment

    Was passiert, wenn der US nicht erwartet ist?

    Gruppe 1 Ton - Schock Ton/Licht – Schock

    Gruppe 2 Ton – Schock Ton/Licht – Schock…Schock

    Erster Training Hauptexperiment

    Einführung eines zweiten Schocks (Verzögerung 5s) nach dem ersten SchockAufgrund des zweiten Schocks wird eine Assoziation zum Licht gebildet – und auch die vorkonditionierte Gruppe reagiert auf das Licht.

  • 18Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Blockierung

    Implikationen 1:Blockierung ist ein weiterer Einwand gegen die Idee der

    Kontiguität.Für die Konditionierung ist wichtig, dass nicht jeder Reiz, der einem US vorhergeht, assoziiert wird.

    Konditionierung fokussiert sich auf die Reize, die gute

    Prädiktoren sind.

    Implikationen 2:Blockierung ist ein Indiz dafür, das kognitive Mechanismen in die

    Konditionierung eingeschaltet sind.Gedächtnis und Aufmerksamkeit spielen bei der Konditionierung

    eine zentrale Rolle.Konditionierung beschränkt sich auf autonome Reaktionen, nicht

    aber auf das autonome Nervensystem!

  • 19Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Modelle zur Klassischen Konditionierung

  • 20Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Rescorla-Wagner-Modell

    Was erklärt die Formel? Was sagt diese Formel voraus?

    Wieso ist dies die vielleicht wichtigste Formel in der Psychologie?

  • 21Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Rescorla-Wagner-Modell

    Ausgangspunkt:

    Kontingenz, Prepardness, Blockierung implizieren, dass hinter der Konditionierung mehr als nur die simultane Aktivierung von zwei Hirnzentren steht.

    ‚Überraschung‘:

    Die Kombination aus Ton/Licht + Schock muss nicht zu einer Konditionierung für den Lichtreiz führen.

    Der US (Schock) muss nämlich überraschend sein! Nur dann wird eine Suche im Gedächtnis initiiert.

  • 22Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Rescorla-Wagner-Modell

    Leo Kamins Botschaft:

    Lernen hängt von der Diskrepanz zwischen unserer Erwartung und dem Erleben ab.

    Wenn ein erwartetes Ereignis eintritt, lernen wir nicht! Werden wir überrascht, suchen wir nach Kontingenzen.

    Modifikation von Rescorla & Wagner:

    Der Grad der Überraschung determiniert, wie stark der Konditionierungseffekt ist.

    Je unerwarteter der Reiz, desto stärker die Konditionierung.

  • 23Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Rescorla-Wagner-Modell

    Lernkurve und der Parameter V:

    V = Stärke der Assoziation von CS & US

    V nimmt nicht linear über die Zeit zu, sondern folgt einer Sättigungsfunktion

    Lernkurve und der Parameter ∆V:

    ∆V(i) = Veränderung der Stärke über einen fixen Zeitraum i

    V(max) = Asymptote, der sich die Funktion annähert (Sättigungswert)

  • 24Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Rescorla-Wagner-Modell

    Wie kommt nun der ‚Überraschungswert‘ in diese

    Funktion?

    Beziehung zwischen V und V(max)

    Im frühen Stadium der Konditionierung (1) ist die Differenz hoch. D.h. der Grad der Überraschung ist hoch.

    Im späten Stadium der Konditionierung (2) ist die Different geringer. D.h. der Grad der Überraschung ist gering.

    Der Grad der Überraschung ist korreliert mit dem Anwachsen der assoziativen Stärke.

    V(max)

  • 25Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Rescorla-Wagner-Modell

    Wie sagt man nun ∆V(i) vorher:

    ∆V(i) = V(max) – V(i)

    Das Anwachsen der Stärke der Assoziation in einem Trial i wird determiniert aus der Differenz zwischen V(max) und der augenblicklichen Assoziationsstärke V(i).

  • 26Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Rescorla-Wagner-Modell

    Problem 1

    Manches Konditionieren geht langsam (Speichelfluss), manches Konditionieren geht schnell (Geschmacksaversion).

    Wie verändert dies das Modell?

    Man muss einen Parameter einfügen:

    ∆V(i) = c(V(max) – V(i))

    V(max) legt das Niveau der Asymptote fest. c legt fest, wie schnell sich die Funktion ändert.

  • 27Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Rescorla-Wagner-Modell

    Problem 2

    Wie kann ich das Modell evaluieren?

    Wie viele Parameter benötige ich zur Schätzung?

    sEr = (sHr x D x K x V) - (sIr + Ir) +/- sOr

    Lösung:

    Die Werte (c, V(max)) werden zufällig festgesetzt. D.h. dass man nur qualitative Aussagen über den Lernverlauf treffen kann, keine quantitativen.

    Hull

  • 28Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Rescorla-Wagner-Modell

    Evaluation: Simpler Konditionierungsprozess

    Typ: Ton / Fleisch – Speichel

    V(max) : 1.0 und c=0.3

    ∆V(i) = c(V(max) – V(i))

    Zeitpunkt Ass. Stärke ∆V(i)

    1 0.0 0.3 (1-0.0) = 0.3

    2 0.3 0.3(1-0.3) = 0.21

    3 0.51 0.3(1-0.51)= 0.15

    4 0.66 0.3(1-0.66) =0.10

  • 29Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Rescorla-Wagner-Modell

    Evaluation: Extinktion

    Typ: Ton – Speichel

    V(max) : 0 und c=0.3

    ∆V(i) = c(V(max) – V(i))

    Zeitpunkt Ass. Stärke ∆V(i)

    5 0.66 0.3 (0-0.66) = -0.198

    6 0.46 0.3(0-0.46) = -0.138

    7 0.322 0.3(0-0.322)= -0.096

  • 30Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Rescorla-Wagner-Modell

    Evaluation: Blockierung

    Typ: Ton/Licht – Schock

    Implikation: V(CS1, CS2) = V(CS1) + V(CS2)

    Und ∆V(US1,i) = ∆V(CS2,i) = c(V(max) – V(CS1, CS2))

    CS1 (Ton) in der ersten Phase gegeben. Maximale Ass-Stärke erreicht:

    V(CS1) = 1.0

    CS1 (Ton) und CS2 (Licht) werden in der zweiten Phase kombiniert:

    V(CS1,CS2) = V(CS1) + V(CS2) = 1 + 0 = 1

    Was ist hier der Assoziationsanstieg für den CS2 (Licht)?

    ∆V(CS2,i) = c(V(max) – V(CS1, CS2)) =

    0.3 (1.0 – 1.0) = 0 (mit V(max) : 0 und c=0.3)

  • 31Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Rescorla-Wagner-Modell

    Evaluation: Kontingenz

    = USCSCS CS Kontingenz = hoch

    CS Kontingenz = niedrigCS

    Erklärung:

    Organismus sucht nach einem CS (z.B. Surren des Ventilators)

    Und: dieser neue CS ist vermutlich konstant vorhanden

    CS CS

    CS2 CS2CS2CS2

    Konsequenz:

    Da CS2 häufiger mit dem US gekoppelt wird, ist dessen assoziative Stärke auch höher.

  • 32Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Rescorla-Wagner-Modell

    Problemfälle für das Modell

    Licht - Schock Licht…

    Licht - Schock Licht…Licht…

    Latente Inhibition oder CS Preexposure Effect:

    CS wird schwieriger zu konditionieren, weil man wahrscheinlich lernt, ihn zu ignorieren.

    Nicht erklärbar mit dem Rescorla-Wagner-Modell!

  • 33Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Rescorla-Wagner-Modell

    Problemfälle für das Modell

    Licht - Schock Ton+Licht - …

    V(Ton) = 0.5 V(Ton+Licht) = 1.0V(Licht) = 0.5

    Ton - Schock

    Konfigurales Lernen:

    Eine Reizzusammensetzung kann schwieriger als CS fungieren. Eine

    simple Summation der Reize funktioniert nicht, da das Ereignis

    als ‚Stimulus-Compound‘verarbeitet wird.

    Nicht erklärbar mit dem Rescorla-Wagner-Modell!

    Zeit

    CR

    Ton+Licht

    Ton

    Licht

  • 34Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Rescorla-Wagner-Modell

    Bewertung

    Vorteile

    Das Modell kann eine Reihe komplexer Lernvorgänge erklären, wie z.B. die Extinktion oder das ‚Blocking‘.

    Probleme

    Das Modell fokussiert sich nur auf die Beziehung zwischen CS und US – aber nicht auf die ‚Geschichte‘ des Lernens oder seine Umgebung. Diese können aber die CS-US-Assoziationen modulieren.

    Aber:

    Alle Modifikationen des Modells implementieren seine Kernannahmen: Das Lernen ist asymptotisch und basiert auf einer Veränderung der Assoziationsstärke zwischen US und CS.

  • 35Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Was lernt man bei der Konditionierung?

    Iwan Pawlow

    Konditionierung führt zu einer Reiz-Substitution. D.h. der CS ‚ersetzt‘ die Wirkung

    des US.

    Die Idee: Der US löst normalerweise eine automatische (angeborene) Handlung aus. Der CS bekommt nach einer Reihe von Paarungen

    mit dem US die gleiche Kompetenz.

    Reaktionen des Hundes auf einen konditionierten Lichtreiz: Hund wird versuchen,

    ob die Lampe zu essen ist.

    CS wird US !!!

  • 36Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Was lernt man bei der Konditionierung?

    Evidenz für die Reiz-Substitution:

    Autoshaping (Jenkins & Moore, 1973)

    Lichtreiz wird bei Tauben einmal mit Wasser und einmal mit Körnern konditioniert.

    Effekt: CS (Licht-Wasser) wird mit geschlossenem Schnabel und offenen Augen (=Trinken) beantwortet. CS (Licht-Körner)

    wird mit offenem Schnabel und geschlossenen Augen (=Nahrung) beantwortet.

  • 37Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Was lernt man bei der Konditionierung?

    Edward Tolman

    Konditionierung bildet Erwartungen aus.

    CS-US-Paarung führt dazu, dass CS ein Signal für das Auftreten des US wird.

    Aber:

    Der CS wird nicht der US!!!

  • 38Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Was lernt man bei der Konditionierung?

    Evidenz für die Erwartungs-Idee:

    Colwill & Motzkin, 1994

    Ratten bekamen zwei Arten von Verstärkung aus einer Box:

    CS1 – Zuckerlösung

    CS2 – Futter-Pellets

    Intervention: Zuckerlösung wird mit Übelkeit gekoppelt

    Resultat: Annäherungsverhalten an die Box nur noch, wenn CS2 auftritt.

    Interpretation: Differenzielles Annäherungsverhalten drückt eine differenzielle Erwartung aus.

  • 39Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Was lernt man bei der Konditionierung?

    Was stimmt nun?

    Vielleicht beides…

    Kortikales System für die

    Bildung von Erwartungen Subkortikales

    System für die Reizsubstitution

    Zwei-System-Hypothese

  • 40Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Was lernt man bei der Konditionierung?

    Kortikales System: Evolutionsgeschichtlich jung, Primär in den Ablauf bewusster Informationsverarbeitung eingebettet, arbeitet langsam.

    Subkortikales System: Evolutionsgeschichtlich alt,

    vermittelt auch unbewusste Prozesse,

    läuft schnell ab.

  • 41Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Was lernt man bei der Konditionierung?

    Beispiel ‚Angst‘

    Nach der Theorie von LeDouxvermittelt die Amygdala die

    schnelle Furchtreaktion, ohne dass eine genaue

    Inhaltsanalyse vorgenommen wurde.

    Die Inhaltsanalyse wird durch den Neokortex

    durchgeführt.

  • 42Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Was lernt man bei der Konditionierung?

    Folge einer Läsion der Amygdala

    Obwohl die Handlungskontingenzen klar erkannt werden, wird keine ‚normale‘ emotionale Reaktion gezeigt. (Damasio, 2003)

  • 43Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Was lernt man bei der Konditionierung?

    Folge einer Läsion des Hippokampus

    Der Patient kann nicht die Kontingenz zwischen zwei

    Ereignissen angeben (Farbe – Stromstoß), zeigt jedoch eine deutliche autonome

    Reaktion.

  • 44Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Was lernt man bei der Konditionierung?

    Ist die konditionierte Reaktion (CR) immer identisch mit der unkonditionierten Reaktion (UR)?

    Speichelfluss:

    Chemische Zusammensetzung des Speichels ändert sich.

    Augenblinzler:

    Latenz und Dauer des Blinzlerssind nicht identisch.

    Verhalten:

    Futter – Licht – Konditionierung: Wieso gähnt & keucht der Hund?

    Ton – Schock – Konditionierung: Wieso springt die Ratte nicht?

    Ton – Futter – Konditionierung: Wieso Zucken die Ratten mit den Köpfen?

  • 45Grundlagen: Klassische KonditionierungFachbereich, Titel, Datum

    Was lernt man bei der Konditionierung?

    Ist die konditionierte Reaktion (CR) immer identisch mit der unkonditionierten Reaktion (UR)?

    Behavior – System – Theorie:

    Konditionierung hat einen Effekt auf den motivationalen Zustand des Organismus. Der CS löst

    eher ein Appetenzverhalten aus, d.h. eine Orientierungsreaktion, die vom eigentlichen UR

    differieren kann.