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Z. Lebensm. Unters.-Forsch. 155, 85--87 (1974) © by J. F. Bergmann, Miinchen 1974 Beitr/ige zur Analytik von Farbstoffen* XV. Nachweis des Naturfarbstoffes Betanin (Beetenrot) in Lebensmittelzubereitungen** Gfinter Lehmann, marco Mor~n und Brigitte Neumann Fachbereich Analytische und Biologisehe Chemie, Fachriehtung Erni~hrungs- und Haushalts- wissenschaften der Universit~t des Saarlandes, Saarbriieken (BI¢D) Eingegangen am 14. Januar 1974 Contribution to the Analysis of Dyes XV. Detection of Beetroot Dyes (Betanin) in Foods S,~tmmary. The identification of beetroot dyes in food and foodproducts is described. The separation of the dye from the substrate, enrichment by polyamidepowder and the identification by thin-layer chromatography and spectrophotometrically measurement is demonstrated. Zusammen]assung. Der Nachweis des Farbstoffes der Roten Beete (Betanin) in versehiedenen Lebensmittelzubereitungen wird beschrieben. Die Abtrennung vom Lebensmittel, Anreicherung, Adsorption an Polyamidpulver, Desorption und Identifizierung mit Hilfe der Diinnschicht- chromatographie Absorptionsspektroskopie ist angegeben. Einleitung Der Farbstoff des Saftes der Roten Rfibe (Roten Beete, Beta vulgaris L.), der auch in der Kermesbeere (Phytolacca decandra L.) [1] und in einigen Kakteen vor- kommt, ist das Mono-fl-glucopyranosid des Betanidins, eines Pyrylinm-Farbstoffes, der zu den Betalainen gehSrt [2]. Das Betanin ist in saurer L5sung leuchtenddunkel- rot und bis zum pH 3 relativ best/~ndig, im alkalischen Bereieh dagegen violettrot und leieht zersetzlich. Auch in chlorhaltigem Wasser, in Gegenwart yon Sulfit oder beim Erhitzen, wird der Farbstoff leicht zerstSrt. Diese Eigenschaft gestaltet seinen Nachweis mitunter schwierig [3]. Der zuckerhaltige, w/il3rige Extrakt aus der Roten Rfibe ist in Form von Sirup oder Pulver als Lebensmittelfarbstoff L-Rot 10, E 162, zum F/irben yon Lebens- mitteln zugelassen. Seit einiger Zeit besteht ein steigender Trend, Naturfarbstoffe bevorzugt zum F/irben yon Lebensmittein heranzuziehen. Aus diesem Grunde besltzen Verfahren zum Nachweis und zur Identifizierung des Betanins besondere Aktualit/~t, da sich dieser Farbstoff als Ersatz synthetischer F/irbemittel zum F/~rben yon Pudding- pulver, Eiskreme, Sfil~waren und Pharmazeutika bew/thrte und seit einiger Zeit auch MJlchzubereitungen mit Friichten zur Farbverst~rkung zugeffig% wird. Uber den l~achweis des Betanins in Lebensmitteln [4] und in Gewiirzextrakten zur Her- stellung yon Fleischwaren [5] liegen aus unserem Arbeitskreis VerSffentliehungen vor und kfirzlich beriehtete Spell [6] fiber dessen Nachweis in Rotweinsfilzen. Da es an einer speziellen Methode zur Isolierung und Identifizierung des Betanins aus den verschiedenen Lebensmitteln mangelt, halten wires ffir angebracht, unsere Ergebnisse zum Nachweis des Farbstoffes vorzulegen, zumal sein Nachweis in ei- wei$haltigen Zubereitungen, die Fruchtgrundiagen enthalten, problematisch sein kann, * ])em Verband der Chemischen Industrie e.V., Fonds der Chemischen Industrie, und der Deutschen l~orschungsgemeinsehaft danken wir f/Jr die Bereitstellung yon Mitteln, der Firma Dr. Friedrich-Karl Marcus ffir die ~berlassung von Farbstoffmustern. ** Herrn Prof. Dr. T. Mabry, University of Texas, Austin/USA, danken wir fiir wertvolle Hinweise und Diskussionen.

Beiträge zur Analytik von Farbstoffen

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Page 1: Beiträge zur Analytik von Farbstoffen

Z. Lebensm. Unters.-Forsch. 155, 85--87 (1974) © by J. F. Bergmann, Miinchen 1974

Beitr/ige zur Analytik von Farbstoffen*

XV. Nachweis des Natur fa rbs tof fes Betanin (Beetenrot) in Lebensmit te lzuberei tungen**

Gfinter Lehmann, marco Mor~n und Brigitte Neumann

Fachbereich Analytische und Biologisehe Chemie, Fachriehtung Erni~hrungs- und Haushalts- wissenschaften der Universit~t des Saarlandes, Saarbriieken (BI¢D)

Eingegangen am 14. Januar 1974

Contribution to the Analysis of Dyes

XV. Detection of Beetroot Dyes (Betanin) in Foods

S,~tmmary. The identification of beetroot dyes in food and foodproducts is described. The separation of the dye from the substrate, enrichment by polyamidepowder and the identification by thin-layer chromatography and spectrophotometrically measurement is demonstrated.

Zusammen]assung. Der Nachweis des Farbstoffes der Roten Beete (Betanin) in versehiedenen Lebensmittelzubereitungen wird beschrieben. Die Abtrennung vom Lebensmittel, Anreicherung, Adsorption an Polyamidpulver, Desorption und Identifizierung mit Hilfe der Diinnschicht- chromatographie Absorptionsspektroskopie ist angegeben.

Einleitung

Der Farbstoff des Saftes der Roten Rfibe (Roten Beete, Beta vulgaris L.), der auch in der Kermesbeere (Phytolacca decandra L.) [1] und in einigen Kakteen vor- kommt, ist das Mono-fl-glucopyranosid des Betanidins, eines Pyrylinm-Farbstoffes, der zu den Betalainen gehSrt [2]. Das Betanin ist in saurer L5sung leuchtenddunkel- rot und bis zum p H 3 relativ best/~ndig, im alkalischen Bereieh dagegen violettrot und leieht zersetzlich. Auch in chlorhaltigem Wasser, in Gegenwart yon Sulfit oder beim Erhitzen, wird der Farbstoff leicht zerstSrt. Diese Eigenschaft gestaltet seinen Nachweis mitunter schwierig [3].

Der zuckerhaltige, w/il3rige Ex t rak t aus der Roten Rfibe ist in Form von Sirup oder Pulver als Lebensmittelfarbstoff L-Rot 10, E 162, zum F/irben yon Lebens- mitteln zugelassen.

Seit einiger Zeit besteht ein steigender Trend, Naturfarbstoffe bevorzugt zum F/irben yon Lebensmittein heranzuziehen. Aus diesem Grunde besltzen Verfahren zum Nachweis und zur Identifizierung des Betanins besondere Aktualit/~t, da sich dieser Farbstoff als Ersatz synthetischer F/irbemittel zum F/~rben yon Pudding- pulver, Eiskreme, Sfil~waren und Pharmazeut ika bew/thrte und seit einiger Zeit auch MJlchzubereitungen mit Friichten zur Farbverst~rkung zugeffig% wird. Uber den l~achweis des Betanins in Lebensmitteln [4] und in Gewiirzextrakten zur Her- stellung yon Fleischwaren [5] liegen aus unserem Arbeitskreis VerSffentliehungen vor und kfirzlich beriehtete Spell [6] fiber dessen Nachweis in Rotweinsfilzen. Da es an einer speziellen Methode zur Isolierung und Identifizierung des Betanins aus den verschiedenen Lebensmitteln mangelt, halten w i r e s ffir angebracht, unsere Ergebnisse zum Nachweis des Farbstoffes vorzulegen, zumal sein Nachweis in ei- wei$haltigen Zubereitungen, die Fruchtgrundiagen enthalten, problematisch sein kann,

* ])em Verband der Chemischen Industrie e.V., Fonds der Chemischen Industrie, und der Deutschen l~orschungsgemeinsehaft danken wir f/Jr die Bereitstellung yon Mitteln, der Firma Dr. Friedrich-Karl Marcus ffir die ~berlassung von Farbstoffmustern.

** Herrn Prof. Dr. T. Mabry, University of Texas, Austin/USA, danken wir fiir wertvolle Hinweise und Diskussionen.

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Eigene Versuehe

Prinzip der Methode Dem Verfahren liegt das Prinzip zugrunde, das Betanin aus wasserlSslichen Proben an

Polyamidpulver zu adsorbieren, Begleitsubstanzen abzutrennen und den :Farbstoff sauer zu eluieren. Proteinhaltiges Material wird durch Behandeln mit Ace~n getrocknet und entfettet, und aus dem Troekenmaterial im Chromatographierohr das Betanin alkalisch abgetrenn$. Nach anschlieflender Adsorption des Farbstoffes an DiBthylamino~thyl-Cellulose, Abtrennen yon Begleitsubstanzen und saurer Elution, effolgt die Identifizierung diinnschichtehromatographisch und durch Aufnahme des Absorptionsspektrums.

Durch]iihrung de~ Farbsto~nachweises l~eagentien (spezielle). Polyamidpulver zur SBulenchromatographie (M~N SC 6, Macherey,

Nagel & Co., 516 Diiren; Anionenaustauscher (MN 2100 DEAE zur SC), Celite 545, Seesand. Material. Mikrochromatographierohre 15 x 250 mm mit einem Auslaufrohr 3 × 100 ram

anstelle eines solchen mit Sehliffhahn. L6sungen. Elutionsgemisehe: I. HCOOtt/CHaOtt (4 + 6) und II . t tCOOH/CHsOH (2 -{- 8);

I II . CHsOHfNH40H konz. (95 + 5); Flietmittelgemiseh ffir die DC: n-Propanol/CH3COOI-I]tI~O (6 + 2 + 2).

Vorbereitung der Mikrochromatographierohre: Bei wasserlSsliehen Proben benStigt man 1 Rohr, bei proteinhaltigen sind 2 Mikrorohre am Auslauf mit Glaswolle abzudichten und mit Seesand zu besehiehten.

Arbeitsvorschri]t Isollerung aus wasserl6slichem Material: MSglichst konzentrierte LSsung bereiten, 2--3 ml

davon auf eine Mikrosiiule aus 0,5--1 g Polyamidpulver geben, mit 5--10 ml lauwarmem Wasser (keinesfalls hei tes Wasser verwenden !) durchspiilen, um Zueker usw. zu entfernen. Der an Poly- amidpulver adsorbierte Farbstoff wird mit 2---3 ml des Elutionsgemisches I desorbiert und dient zur Anfertigung des Dfinnsehichtchromatogrammes und des Absorptionsspektrums.

Isolierung aus proteinhaIHgem Material: ge nach FarbstKrke 25 g oder mehr in einer Porzellan- reibsehale mit ca. 2--3 g Celite stud 2 g Seesand in Gegenwart von 60 ml Aceton innig zerreiben, bis Protein ausfloekt. Absitzenlassen, L5sung dekantieren, Behandlung mit je 40 ml Aeeton 2real wiederholen, bis alles ]?eft, Wasser und evtl. vorhandenes Laetoflavin herausgelSst ist. Behandeltes Material troeknen lassen, in ein Mikrorohr iiberffihren und das am ausgef~llten Protein adsorbierte Betanin mit der EintionslSsung I I I eluieren, Eluat in halbkonz. Essigs~ture

1

x x x x

2

i !

3

Abb. 1

5

532 nm

, , , . . . . / \ \

' , . , /

350 400 450 500 550 600 k(nm)

Abb. 2

Abb. 1. Dfinnschieh%chromatogramm farbs%offhaltiger Lebensmittel. Schich$: Kieselgel FlieB- mittelgemiseh: n:Propanol/Essigs£ure/Wasser (6 + 2 -{- 2). 1 Erdbeerhaltige Fruehtzubereitung mit Betanin, 2 Uberzug yon SchokoladenplK~zchen mi~ Betanin, 3 Betanin, 4 Farbstoff der

Erdbeere, 5 Traubensaft-Farbstoff

Abb. 2. Absorp$ionsspektren verschiedener F~rbemittel bei pH ~ 4. - - Betanin (Beeten- rot), - . . . . . Traubensaftrot, - - • - - • ErdbeersafL - - o - - o Carmin, - - /% ~ /%

R o t k r a u t s a f t , - ÷ - - + gohannisbeersaft

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auffangen, mit Ammoniakl6sung neutralisieren und mit ca. 0,5 g DEAE-Cetlulosepulver versetzen. Der Anionenaustauscher adsorbier~ das Betanin, naeh Ubeffiihrung in ein Mikrorohr den Aus- tauseher mit Wasser durchspfilen, Farbstoff mit Elutionsgemiseh I I desorbieren, im Vakuum einengen und durch ]3iinnschiehtchromatographie identifizieren.

Identl]izierung: Auftragen der Eluate auf Kieselgelschieht und entwickeln mit dem FlieB- mittelgemisch n-Propanol]Essigs~ure/Wasser (6 + 2 + 2). Die Aufnahme des Absorptions- spektrums im siehtbaren Licht gestattet mit der ]3iinnschichtehromatographie eine Zuordnung und eine sichere Abgrenzung yon ~ihnliehen Farbstoffen (Abb. 1 u. 2).

Ergebnisse und Diskussionen

Nach der beschriebenen Methode l~Bt sich der Farbstoff der Roten Riibe, das Betanin, in den verschiedenen Lebensmittelzubereitungen unter Heranziehung der Diinnschichtchromatographie einwandfrei nachweisen und identffizieren. Die An- wesenheit synthetischer Farbstoffe kann ebenso wie die anderer Naturfarbstoffe durch das untersehiedliche Verhalten gegeniiber Polyamidpulver (synthetisehe, saute Earbstoffe werden sauer nicht vom Polyamid eluiert) oder bei der Dfinn- sehichtchromatographie leieht festgestellt werden (Bedampfen des Chromatogram- rues mi t Ammoniak, Chlorwasserstoff, Einwirkung yon hellem Tageslicht usw.). Sollten sich in der zu untersuchenden Probe aueh synthetisehe Lebensmittelfarb- stoffe befinden, so effolgt die Analyse nach der Vorsehrfft der I I . Mitteilung [4].

Die Anwendbarkeit der vorstehend beschriebenen Methode wurde an Uberzfigen won Sehokoladenpl~tzehen, Schaumbonbons, Nonpareflle, TortenguB, Gelatine, Quarkzubereitungen und ~rueh~joghurt ausprobiert.

Literatur 1. Wileox, l~LE., Wyler, H., Mabry, T.J., ]3reiding, A.S.: Helv. Chim. Acta 48, 252---258 (1965) 2. Mabry, T.J., ]3reiding, A.S.: The Betalains, New York (1968) 3. Weiehel, H.H.: Deut. Lebensm. Rundschau 62, 53 (1966) 4. Lehmann, G., Hahn, H.-G., CoHet, P., Seiffert-Eistert, B., Mor~n, IV[.: Z. Lebensm. Unters.-

~orseh. 143, 256--263 (1970) 5. Lehmann, G., Gerhardt, U, Collet, P., Guter, J.: Fleischwirtsehaft 50, 946--948 (1970) 6. Spell,E.: Fleischwirtschaft 52, 75 (1972)

Professor ]3r. rer. nat. G/inter Lehmann Fachbereieh Analytisehe und Biologisehe Chemie Fachrichtung Ern~Lhrungs- und Haushalts- wissensehaften der Universit~t des Saarlandes ]3-6600 Saarbriicken Bundesrepublik ]3eutschland