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110 E. Beckmann: Beurteilung von Drogen. gemisches niederfallende Quecksilberjodid wirkte. Wir empfehlen darum einen absichtlichen Chloridzusatz im Interesse der Filtrations- erleichterung. Bei Gegenwart von Bromionen verlauft die Reaktion anscheinend durchaus normal. Bei der Titration ist' jedoch der Farbenumschlag ein ganz allmahlicher, und das Resultat wird ungenau. Abwesenhejt von Bromionen ist also eine unerlaaliche Bedingung, obschon Unterschiede zwischen Brom- und Chlorionen im Verhalten gegen Quecksilbercyanid sonst nicht hervortreten, die envahnte Erscheinung also wohl auf eine beilaufige, nicht naher erkannte Reaktion, zuruckzufuhren ist. I n kurzer Zusammenfassung ist das Verfahren folgendes : In einem 100ccm-Kolben lost man 1-2g Quecksilbercyanid in 30-50 ccm Wasser, fugt hierzu die neutral reagierende Losung von 0 , !5-1 , 5 g des Jodids, eine Messerspitze voll Chlorkalium Rowie 25 ccm "/2-Sa1z- oder Schwefelsaure. Nach Erganzung des Volumens auf 100 ccm wird In 50 ccm Filtrat nach Zuaatz von zwei Tropfen 0,2% iger alkoholischer Methylorangclosung der Saureuberschdi zuruckti triert. Als Titerflussigkeiten konnen ebensowohl normale und viertel- normale Losungen Anwendung finden. Man wid denselben nur die Jodidmenge in zweckentsprechender Weise anzupassen haben 1 ccm n.-Saure = 0,1270 g Jodion. 1 ccrn Il/,-S&ure = 0,0635 g Jodion. 1 ccm n/4-S&ure = 0,03176g Jodion. Mitteilung aus dem Laboratorium ftir angewandte Chemie der Universittlt Leipzig. Beitrage zur Beurteilung von Drogen. Von E r n s t B e c k m a n n . In Gemeinschaft mit B e r n h. H e 1 d. (Eingegangen den 4. 11. 1909.) Vor kurzem habe ich in Gcmeinschaft mit P. D a n c k w o r t t gezeigt, wie man mit Hilfe der Kryoskopie den Gehalt der Drogen an fluchtigen Stoffen, z. B. atherischen Oelen, bequemer und sicherer ermitteln kann, als durch die chemische Analysel). Die Kryoskopie kann aber zur Charakterisierung jedweder Losungen l) Arch. d. Pharm. 245, 211 (1907).

Beiträge zur Beurteilung von Drogen

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110 E. Beckmann: Beurteilung von Drogen.

gemisches niederfallende Quecksilberjodid wirkte. Wir empfehlen darum einen absichtlichen Chloridzusatz im Interesse der Filtrations- erleichterung. Bei Gegenwart von Bromionen verlauft die Reaktion anscheinend durchaus normal. Bei der Titration ist' jedoch der Farbenumschlag ein ganz allmahlicher, und das Resultat wird ungenau. Abwesenhejt von Bromionen ist also eine unerlaaliche Bedingung, obschon Unterschiede zwischen Brom- und Chlorionen im Verhalten gegen Quecksilbercyanid sonst nicht hervortreten, die envahnte Erscheinung also wohl auf eine beilaufige, nicht naher erkannte Reaktion, zuruckzufuhren ist.

I n kurzer Zusammenfassung ist das Verfahren folgendes : In einem 100ccm-Kolben lost man 1-2g Quecksilbercyanid in 30-50 ccm Wasser, fugt hierzu die neutral reagierende Losung von 0,!5--1,5 g des Jodids, eine Messerspitze voll Chlorkalium Rowie 25 ccm "/2-Sa1z- oder Schwefelsaure. Nach Erganzung des Volumens auf 100 ccm wird In 50 ccm Filtrat nach Zuaatz von zwei Tropfen 0,2% iger alkoholischer Methylorangclosung der Saureuberschdi zuruckti triert.

Als Titerflussigkeiten konnen ebensowohl normale und viertel- normale Losungen Anwendung finden. Man w i d denselben nur die Jodidmenge in zweckentsprechender Weise anzupassen haben

1 ccm n.-Saure = 0,1270 g Jodion. 1 ccrn Il/,-S&ure = 0,0635 g Jodion. 1 ccm n/4-S&ure = 0,03176g Jodion.

Mitteilung aus dem Laboratorium ftir angewandte Chemie der Universittlt Leipzig.

Beitrage zur Beurteilung von Drogen. Von E r n s t B e c k m a n n .

In Gemeinschaft mit B e r n h. H e 1 d.

(Eingegangen den 4. 11. 1909.)

Vor kurzem habe ich in Gcmeinschaft mit P. D a n c k w o r t t gezeigt, wie man mit Hilfe der Kryoskopie den Gehalt der Drogen an fluchtigen Stoffen, z. B. atherischen Oelen, bequemer und sicherer ermitteln kann, als durch die chemische Analysel). Die Kryoskopie kann aber zur Charakterisierung jedweder Losungen

l) Arch. d. Pharm. 245, 211 (1907).

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E. Beckmann: Beurteilung von Drogen. 111

dienen, welche vermittelst gefrierbarer Losungsmittel aus Drogen hergestellt werden.

Gewohnlich pflegt man Ausziige, welche z. B. mit Wasser her- gestellt sind, durch das spezifische Gewicht zu beurteilen. Dadurch erfiihrt man, ob eine Droge mehr oder weniger losliche Bestandteile an Wasser abgibt, und es la5t sich beispielsweise feststellen, ob vielleicht die Droge schon vorher zum Teil oder vollstandig mit Wasser extrahiert wurde. Ueber die Natur der extrahierten Be- standteile gibt aber die Erhohung des spezifischen Gewichts wenig AufschluS. So beteiligen sich die sogenannten Extraktivstoffe und salzartige Verbindungen in ahnlicher Weise. Die Gefrierpunkts- erniedrigung andert sich wie das spezifische Gewicht ebenfalls proportional der Menge extrahierter Stoffe. Die Korper kolloiden Charakters wirken aber auf die Gefrierpunktserniedrigung nur wenig ein, wiihrend die Krystalloide, insbesondere die Salze, in der Hauptsache die Gefrierpunktserniedrigung bedingen. Man vermag also durch die Gefrierpunktserscheinungen uber die Natur der ge- losten Stoffe naheren Aufschlu5 zu erhalten.

Angenommen, man habe sich durch die Bestimmung des spezifischen Gewichts oder auf gewichtsanalytischem Wege durch Herstellung des Verdampfungsriickstandes uber die Extraktmenge eines Auszuges ein Urteil gebildet, so erlaubt die Ermittelung der Gefrierpunktserniedrigung festzustellen, wie vie1 Molekiile krystalloidischer Stoffe in diesem Extrakt vorhanden sind, oder , was auf dasselbe hinauskommt, welches mittlere Molekulargewicht das Extrakt besitzt.

I n analoger Weise vermogen wir durch die Bestimmung der elektrischen Leitflihigkeit, welche im wesentlichen durch Salze sowie deren Bestandteile, Sauren und Basen, nicht aber durch Kolloide und andere organische Stoffe bedingt wird, die in Losung gegangenen Bestandteile &her zu charakterisieren. Weiterhin 1a5t sich die gro5ere oder geringere Leichtigkeit, mit der Extrakt- losungen Kapillaren durchflieBen, die sogenannte Zahigkeit oder innere Reibung, fur die Charakterisierung von Extraktlosungen verwenden.

Keutzutage, wo die Zerkleinerung der Drogen immer mehr der GroBindustrie iiberlassen wird, und die Untersuchung der Pulver auf mikroskopischem Wege wegen ihrer immer weiter gesteigerten Feinheit erschwert wird, erscheint es angezeigt, nach neueren Charakterisierungen Umschau zu halten. Die physikalischen Methoden kommen dabei zungchst in Betracht, weil sie so aufier- ordentlich schnell und bequem ausfuhrbar sind. Hat man sich

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112 E. Beckmann: Beurteilung von Drogen.

z. B. mit den Bestimmungen des Gefrierpunktes, der Leitfahigkeit und der inneren Reibung erst vertraut gemacht, so lassen sich die- selben ebenso bequem und rasch ausfuhren wie die Bestimmung dea spezifischen G-ewichts.

Hier sollen nur einige derartige Bestimmungen mitgeteilt werden, nicht um Normen fiir einzelne Drogen festzustellen, sondern um Anregung zu anderweitigen vergleichenden Bestimmungen in pharmazeutischen Laboratorien zu geben.

Selbstverstandlich ist man beim Extrahieren von Drogen nicht auf das Wasser beschrankt. Will man z. B. iiber den Gehalt einer Droge an Harz oder fettem Oele AufschluD erhalten, so wird man wie friiher zur Bestimmung der atherischen Oele zu organischen Losungsmitteln wie Aethylenbroniid, Menthol etc. iibergehen.

Zur Herstellung der nachfolgend untersuchten wasserigen Ausziige wurde die Droge grob gepulvert und eine halbe Stunde mit Wasser auf dem Wasserbade digeriert. Nach dem Erkalten und Ersatz des etwa verdampften Wassers folgte die Entfernung der Droge durch Kolieren oder Filtrieren. Bei samtlichen Aus- ziigen entsprachen 15 Gewichtsteile Losungsmittel einem Gewichts- teile angewandter Droge.

Um vergleichbare Werte zu erhalten, ist es natiirlich notig, immer dieselben Extraktionsbedingungen zu beobachten. Dagegen ist hier kein Wert darauf gelegt, gine vollige Extraktion zu er- reichen. Handelt es sich darum, nicht bloB vergleichbare Werte zu erhalten, sondern solche, die sich a d das Gesamtextrakt be- ziehen, so ist natiirlich die Droge emchopfend mit dem Losungs- mittel zu behandeln. Um zu erfahren, durch welche Gewichtsmenge Extrakt die Erniedrigung, Leitfahigkeit oder innere Reibung bewirkt wird, kann das spezifische Gewicht als Anhaltspunkt dienen; sicherer aber dampft man einen Teil des Auszugs in einer Platin- schale ein, trocknet bei loOo und wagt.

Wlsserige Lbsungen. B e s t i m m u n g d e r G e f r i e r p u n k t s e r n i e d r i g u n g.

Zu den Messungen der Gefrierpunktserniedrigungen kann sowohl der von mir angegebene einfache Gefrierapparat rnit Hand- ruhrerl), wie auch der etwas bequemer und sicherer arbeitende mit elektromagnetischem Riihrer2) verwendet werden. Wegen der

1) Vergl. Chemiker-Kalender, die Lehrbucher der Chemie, oder 0 s t w a 1 d - L u t h e r, Physiko-chemische Messungen.

2, Vergl. Arch. d. Pharm. 246, 213 (1907); Lehrb. d. orgen. Chem. von A. F. H o 1 1 e m a n n, 6. Aufl., S. 19. Leipzig, Veit & Co.

__ - __ __

Page 4: Beiträge zur Beurteilung von Drogen

E. Beckmann: Beurteilung von Drogen. 113

Kleinheit der in Betracht komrnenden Temperaturdifferenzen erscheint die Anwendung eines in l/looo geteilten sogenannten B e c k m a n n - Thermometers notwendig. Bei wasserigen Aus- ziigen empfiehlt sich als Kiihlmittel ein Gemisch von gesattigter Sodalosung mit Eis, welche infolge der Abscheidung eines Kryo- hydrates eine konstante Temperatur von - 2O besitzt. Nach Abkiihlen des Gefrierrohrinhaltes auf - 1 wird das Gefrieren durcll Einimpfen von Eis eingeleitet.

Zu den Versuchen ist so vie1 Losung zu verwenden, daB dieselbe das QuecksilbergefaB des Thermometers vijllig bedeckt. Dazu reichen 15 g immer aus. Kennt man die Menge Extrakt, welche in 100 g Losungsmittel vorhanden ist, so ergibt sich das fur das Extrakt charakteristische Molekulargewicht 31 nach der allgenieinen Forniel

A

w orin K die Gefrierpunktserniedrigung angibt, die durcli das Gramm- niolr-kdl Substanz bewirkt werden wurde, fur Wasser = 18,5O, s die beobachtete Depression oder Gefrierpuriktserniedrigung in Celsiusgraden. I h die Gefrierpunktserniedrigung proportional mit dcm Prozentgehalt stcigt, ist in den folgenden Tabellen auch die JJ)eprcvion -.ngegeben, welche 1 yoigen Extraktlosungen entsprechen \\ U I i , ~ .

Da in die wasserigen Drogenausziige immer Gerbstoff iiber- geht, ist nach Entfernung desselben zur weiteren Charakterisierung des Extraktes die Depression nochrnals bestinimt worden. Zur Beseitigung des Gerbstoffes wurden je 15g Auszug mit 15g ge- falitcni und bei 100 O getrockneteni Rleihydroxyd geschuttelt und darmif zentrifugiert. Durch besundere Versuche war festgestellt worden, daB durch Bleihydroxyd sell& bei Aufschlarnmen in Wasser eine in Betracht konimende Erniedrigung des Gefrierpunktes nicht bewirkt wird.

Aus nachstehender Tabelle ergibt sich, daB ein hoherer Extrakt- gehalt durchaus nicht einer hoheren Depression zu entsprechen braucht und mithin die Depressionen fur 1 q&ge Extraktlosungen sehr verschieden ausfallen konnen. So firiden wir z. B., daB dieselbe bei Granatrinde nur 0,032 O betragt, bei Kondurangorinde aber 0,07j0, bei Kaskarillrinde 0,115 O. Die Gesamtdepressionen sind bei den Blattern groRer als bei den Rinden. Fur lyoige Extraktlosungen der Blatter zeigen sich ahnliche Differenzen, wie sie bei den Rinden beobachtet wurden; Sennesblatter rnit oder ohne Harz gaben

Arch. d. Pharm CCXXXXVJI. Rds 2 Heft 8

Page 5: Beiträge zur Beurteilung von Drogen

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E. Beckmann: Beurteilung von Drogen. 115

ziemlich gleiche Depressionen, 0,08O bezw. 0,081 O, Stechapfelblatter dagegen eine uber doppelt so groRe von 0,169O. Der Ruckgang in der Depression nach Behandlung mit Bleihydroxyd ist wieder bei den einzelnen Drogen verschieden und betragt 16% bis 80%.

Die Bestimmung der Leitfahigkeit wird nach dem von W. 0 s t w a 1 dl) modifizierten Verfahren von K o h 1 r a u s c h mit MeRbrucke und Telephon ausgefuhrt. Als MeRgefaR dient ein Zylinder aus Jenaer Glas mit kreisformigen, feststehenden Elektroden. Die Leitfahigkeit wird zweckmaRig auf n-Chlor- kaliumlosung als Einheit bezogen, deren Leitvermogen von der GroRenordnung der Ausziige ist. Die in der Tabelle mitgeteilten Bestimmungen sind bei 25O ausgefiihrt. Unter l? findet sich der Mittelwert von zwei Bestimmungen, welche bei zwei verschiedenen Widerstanden gemacht sind, die eine Ablesung auf dem mittleren Teil der MeRbriicke gestatteten. Die Auszuge waren die gleichen wie bei den Gefrierpunktsbestimmungen; in der Tabelle sind auch die berechneten Leitfahigkeiten fur 1 %ige Extraktlosungen an- gegeben2).

T a b e l l e d e r e l e k t r i s c h e n L e i t f 5 h i g k e i t e n.

_ _ _ ~ ~ _ _ _ ~ _ _ _ _ ~ ~ _ _ _ _ _ _ Kaskarillrinde . . . . . . . . . . Chi nar in de . . . . . . . . . . . Kassiazimmtrinde . . . Zaylonzimmtrinde . . . . : : : :

5 1 Kondurangorinde 6 I Faulbaumrinde . . . . . . . . .

8 1 Eichenrinde. . . . . . . . . . . 9 ~ Quillayarinde . . . . . . . . . .

. . . . . . . .

7 1 Granatrinde . . . . . . . . . .

10 1 Fingerhutbliitter . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . Entharzte Sennesblhtter . . . . .

. . . . . . . . -

Name der Droge

~ _ _ _ _ I 1 0,4594 . 1,1720 I 0,2413 0,3460

0,2092 0,3328 0,3179 0,6940 0,5989 0,4562

~ 0,2924 0,1315 0,5961 1 0,4970 0,1939 0,1902

1,544 0,6030 1,686 0,7213 1,183 0,4868 1,193 0,5120

1 2,639 I 1,4442

0,5163 0,3161

i/ Rtittel ! ~ % i g e von F 1 Extrakt-

1) 0 s t w a 1 d - L u t h e r , Physiko-chemische Messungen;

2, Von den gcringen Aenderungen der Ionisation mit der Menge vergl. E. B e c k rn a n n, Forsch.-Ber. f . Lebensm. 11, 367, 1896.

des Wassers ist bei diesen Umrechnungen abgesehen worden. 8*

Page 7: Beiträge zur Beurteilung von Drogen

116 E. Beckmann: Beurteilung von Drogen.

Vergleicht man die friiheren Werte der Depression fur l(xige Extraktlosungen mit den entsprechenden Leitfahigkeiten, so findet man, da13 der gro13eren Depression auch eirie groI3ere Leitfahigkeit entspricht,, woraus hervorgeht, da13 es im wesentlichen dieselben Substanzen, und zwar Salze sind, welche Depression und Leitfahigkeit bedingen. Die Werte kontrollieren sich also bis zu einem gewissen Grade gegenseitig. B e s t i m m u n g d e r r e l a t i v e n i n n e r e n R e i b u n g .

Die auf Wasser bezogene innere Reibung wird in dem kleinen von W. 0 s t w a 1 dl) angegebenen Apparate bestimmt, bei welcliem die Zeit ermittelt wird, die eine bestinimtc kleine Nenge (ca. 3 ccni) Fliissigkeit braucht, um eine Kapillare zu passieren. Versuchs- temperatur 25". Die innere Reibung berechnet sich nach der Forrnel

t 'i = s--

worin t die DurchfluBzeit der Losung, to diejenige des Wassers und s das spezifische Gewicht der Losung bedeutet.

T a b e l l e d e r r e l a t i v e n i n i i e r e i i R e i b u n g e n .

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Versuchstemperatur 25 O.

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Bezeichnung der Droge

Kaskarillrinde . . . . Chinarinde . . . . . . Kmsiazimmtrinde . . . Zeylonzimmtrinde . . . Kondurarigorinde . . . Faulbaumrinde . . . . Granatrinde . . . . . Eichenrinde . . . . . Quillayarinde . . . . . Pingerhutblatter . . . Pfefferminzbliitter . . SennosblBtter . . . . Entharzte Sennesblatter Stechapfelbliitter . . .

Spezifisclies Gewicli t

S

1,0013 1,0022 1,0025 1,0033 1,0047 1,0050 1,0093 1,0038 1,0055 1,0099 1,0100 1,0108 1,0099 1,0077

Durciilaufs- zeit in

Sekundcn t>

127,4 136,8 133,2 141,8 125,6 135,4 139,O 148,8 129,4 134,4 133,4 383,O 345,G 131,2

1,044 1,122 1,039 1,164 1,033 1,115 1,148 1,222 1,065 1,111 1,103 3,168 2,856 1,082

Vergleicht man die Werte der inneren Reibung init den in der Losung vorhandenen Extraktmengen, so zeigt sich, dalj beide Wertc

l ) 0 s t w a 1 d - L u t 11 e r, Physiko-chemische Messungen.

Page 8: Beiträge zur Beurteilung von Drogen

E. Beckmann: Beurteilung von Drogen. 117

durchaus nicht parallel gehen, worin sich auch wieder die Eigenart des Extraktes jeder Droge ausspricht.

Besonders fallt die grolje innere Reibung auf, welche die Aus- ziige der Sennesblatter (mit und ohne Harz) aufweisen.

K r y o s k o p i s c h e W e r t e v o n K a f f e e u n d T e e . Nach den einleitenden Bemerkungen war es eiemlich wahr-

scheinlich, daB wssserige Auszuge aus rohem und gerostetem Kaffee trotz der verschiedenen auBeren Beschaffenheit keine groBen Differenzen in den Depressionen zeigen wiirden. Bei dem Rost- prozelj erfahren ja die salzartigen Verbindungen nur relativ geringe Veranderungen.

Die aus den f olgenden Tabellen ersichtlichen, etwas hoheren Depressionswerte bei Rostkaffee sind durch den Gewichtsverlust beim Brennen und das damit im Zusammenhang stehende relative Anreichern der salzartigen Stoffe bedingt. Die Behandlung mit Bleihydroxyd gibt bei Rohkaffee und Rostkaffee fast iiberein- stimmende Differenzen der Depressionswerte.

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Auszugs Bleifallung

0,145 0,096 0,049 1 0,148 0,094 0,054 2 0,138 0,090 0,048 3 0,150 0,098 0,052 4 0,145 0,095 0,050 Hitte

Depression des

Auszugs

0,159 0,164 0,160 0,165 0,162

Drei geprufte Teesorten haben die entsprechenden folgenden Werte geliefert :

D ,pression

Rleifallung na-h Differenz

0,112 0,047 0,118 0,046 0,112 0,048 0,115 0,050 0,114 0,048

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0,156 0,162 0,165 0,158 0,160

0,118 0,038 0,122 0,040 0,124 0,041 0,118 0,040 0,122 0,038

Page 9: Beiträge zur Beurteilung von Drogen

118 E. Beckmann: Beurteilung von Drogen.

Es wird erst vieler Bestimmungen bei den Handelssorten und Surrogaten bediirfen, um den Wert solcher Priifungen vom merkan- tilen Standpunkt und demjenigen des Nahrungsmittelchemikers beurteilen zu konnen.

Versuche rnit Auszligen durch organische Losungsmittel. a) S e n n e s b 1 a t t e r.

Ueber den Harzgehalt von Sennesblattern, der bekanntlich zu Uebelkeit und Erbrechen fiihren kann, aber durch Extraktion mit Alkohol zu entfernen ist, kann man sich leicht in der folgenden Weise kryoskopisch AufschluB verschaffen. Man laBt 3 g der Droge mit 30 g Aethylenbromid bei Zimmertemperatur unter zeitweiligem Schiitteln 1-2 Tage stehen, bestimmt von der abfiltrierten Losung nach Schiitteln mit einem Tropfen Wasser den Gefrierpunkt, und vergleicht diesen mit demjenigen von ebenfalls mit einem Tropfen Wasser durchfeuchteten Aethylenbromid. Der Unterschied zwischen den Depressionen der entharzten und der nicht entharzten Blatter ist recht bedeutend und aus der mitgeteilten kleinen Tabelle zu ersehen.

No. A A

des Auszugs von des Auszugs von nicht entharzten Blattern entherztan Blattern

1 2 3

Mittel

0,110 0,114 0,108 0,111

0,027 0,030 0,028 0,028

Durch Anwendung feuchten Aethylenbromids wird man vom Wassergehalt der Droge unabhangig. Wollte man aber die Blatter sogleich mit Wasser und Aethylenbromid extrahieren, so wiirde wegen Aufquellens und Emulsionierens die Auflosung erschwert werden.

b) V a n i l l e u n d S a f r a n . SchlieBlich mogen noch ein paar Versuche erwahnt werden,

die sich auf die Beurteilung von Drogen mit sehr geringen Mengen fluchtiger Substanzen beziehen.

Nach dem friiher') von mir mit P. D a n c k w o r t t aus- gearbeiteten Verfahren werden 3 g Droge zerschnitten, mit Sand verrieben und mit 30 g Aethylenbromid unter zeitweiligem Schutteln bei Zimmertemperatur extrahiert. Das gleiche geschieht rnit Sub- stanz, welche zuvor durch Destillation mit Wasserdampf von den fliichtigen Bestandteilen befreit ist. - ~~~

l) Arch. d. Pharm. 246, 211-226 (1907).

Page 10: Beiträge zur Beurteilung von Drogen

E. Beckmann: Beurteilung von Drogen. 119

Die kryoskopischen Bestimmungen setzen wieder angefeuch- tetes Aethylenbromid voraus.

V a n i 11 e. u n d V a n i 11 i n . Zunachst wurden kryoskopische Versuche mit V a n i 1 1 i n

(Ka.hlbaum) gemacht, um dessen spezifische Depression in Aethylen- bromid festzustellen, d. h. diejenige Erniedrigung, welche 1 g Vanillin in 100 g feuchtem Aethylenbromid hervorbringen wurde.

Zu allen Versuchen dienten je 30g Aethylenbromid und die spezifische Depression (C) berechnet sich aus der Erniedrigung (A) , sowie den angewandten gelosten Grammen Substanz (s) nach der

Aethylenbromid Vanillin f3 g

I. 30,OO 0,0478 30,OO 0,0962 30~00 0,1607

11. 30,OO 0,0649 30,OO 0,1052 30,OO 0,1533

Formel

A Spee. Depr. C

0,119 0,747 0,238 0,742 0,387 0,722 0,160 0,740 0,257 0,733 0,370 0,724

d vor der Destillation

A Differenz nach der Destillation D

0,335 0,205 0,130 a b /I 0,330 0,206 I 0,125 I

Betragt das fluchtige Prinzip, als Vanillin angenommen, in 3 g Vanille s Gramm, so ist der Prozentgehalt = 33,3 s. Da nun

nach obiger Formel (I) s = 2 I- ist, so ergibt sich der Prozent- 0 3 A . c

gehalt D = 33,3 s = 10 ~ (11)

C in Probe a = l,77yo, in Probe b = 1,70c70, im Mittel = 1,7350/,; dies wurde auch ciner besseren Vanillesorte entsprechen.

V a n i 11 i n z u c k e r, welcher durch Verreiben von 1 g Vanillin mit 99 g Rohrzucker hergestellt war, also 1 yo Vanillin

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120 E. Reckmann: Beurteilung von Drogen.

enthielt, lieferte bei Anwendung von 5 g des Praparates und 30g Aethylenbromid in drei Versuchen eine mittlere Depression von 0,122O.

Da 5 g Substanz verwendet waren, ist entsprechend obiger Formel (11) s mit 20 zu multiplizieren, um den Prozentgehalt zu finden. Derselbe ergibt sich mithin nach der Formel

D C 20 s = 6.- (111)

= 0,996% Vanillin. Das Vanillin 1aBt sich mithin aus der Zucker- mischung glatt durch Aethylenbromid extrahieren. Ein Vanillin- zucker des Handels lieferte die Depression 0,0380 und enthielt danach 0,31y0 Vanillin. Handelt es sich um die Priifung von Zucker rnit V a n i 11 e, so miiBte, wie bei Vanille selbst, eine Destillation zur Anwendung kommen.

Vanilleschokoladen und verschiedene Sorten gebrannten Kaffees gaben zu geringe Depression fur eine sichere Beurteilung drs Aromas.

Aehnlich verhielt sich auch, wie die folgenden Versuche zeigen, der S a f r a n .

Analoge Versuche ergaben hier die folgenden Depressionswerte :

3 g S a f r a n ; 30 g A e t h y l e n b r o m i d . __ ~~ ___ ~~~ ~~

I A A Differenz - -

vor der Destillation i nach der Destillation n - - ~~~~ _________ - _ _

I 0,085 0,020

1 1 0,105 I 0,090 1 0,015 0,105 I 1 -

Wie man sieht, sind die Depressionswerte fur Safran nur sehr gering, und deswegen naturlich mit relativ grol3en Fehlern behaftet. Eine VergroBerung der Depressionswirkung des zu extrahierenden Untersuchungsmaterials wiirde dadurch erreicht, daB man ein anderes Extraktionsmittel wahlte, welehes grogere Depressionswerte liefertl).

Es mag noch bemerkt werden, daB Kalendulabluten hohere Depressionswerte gibt, daB aber durch Zusatz von indifferenten Stoffen (Brotkrume etc.) hohere Werte wieder herabgedruckt iTerden konnen. - ~ _ _ _ _

l) Als solches scheint sich Tetrachlorkohlenstoff eu empfehlen, von welchem in meinem Institut Herr Dr. P. W a e n t i g die kryoskopische Konstante K = 304 gefunden hat. Weiteres dariiber splter .