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Io (Aus der k. k. I. medizinischen Klinik der Deutschen Universitiit Prag. Vorstand: Hofrat Prof. A. Pribram.) Beitriige zur Kenntnis der Pigmentanomalien des Stoffwechsels. "V'on Dr. 0skar Adler, klinischem Assistenten. Einleitnng. Das Verstandnis der p a t h o 1o gi s c h e n Veriinderungen des Stoffwechsels steht in innigem Zusammenhang mit der Erkenntnis der normalen inter- mediaren Stoffwechselvorgange. Mit Rticksicht auf die Schwierigkeiten, die dem Versuch, einzelne intermediare Stoffwechselprodukte zu fassen, gegenfiberstehen, hat man einen Ausweg gefunden in dem Studium yon spontan vorkommenden chemischen funktionellen Defekten (chemiscl~e Missbildungen, Garrod), z. B. der Alkaptonurie. Bei dieser Anomalie besteht das Unvermiigen des Organismus, die intermediar entstehende Homogentisinsiiure, die normaler Weise im KSrper verbrannt wird, zu zer- st0ren, sodass sie in betrachtlicher Menge im Harn erscheint lind daselbst leicht nachgewiesen werden kann. Durch das Studium der Alkaptonurie wurde insbesondere dank der Arbeiten yon O. Neub auer (1), Falta (2) u. a. eine Reihe yon Problemen des intermediitren Eiweissstoffwechsels ihrer LSsung zugeffihrt, sodass die Untersuchung einer Abnormitat des Stoffwechsels mehr Einsicht fiber den normalen Abbau gebracht hat als das Studium am normalen Organismus selbst. In einer Reihe yon Fallen superponiert sich der Alkaptonurie noch eine weitere pathologische Veranderung: die Ochronose [Virchow (3) 1866]. Dieser. letzt erw~thnte pathologische Zustand ist charakterisiert durch eine braune bis schwarze Farbung insbesondere des Knorpelgewebes aber auch anderer Gewebe z. B. der Selmen- ~md Gelenkbander. Dieser auffallende pathologische Zustand, den man als Alkapton-Ochronose bezeiclmen kann -- im Gegensatz zu der spater zu erwalmenden Phenol- 0 c h r o n o s e [L. Pi ck (4)] -- kann kaum anders gedeutet werden, als dass die Homogentisinsam'e -- trod vielleicht noch andere verwandte Stoffe -- die beim Zeitschrift fiir Krebsforsehung. 11. Bd. 1. Heft. 1

Beiträge zur Kenntnis der Pigmentanomalien des Stoffwechsels

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Io

(Aus der k. k. I. m e d i z i n i s c h e n Kl in ik der D e u t s c h e n

Univers i t i i t P rag . V o r s t a n d : H o f r a t Prof . A. P r i b r a m . )

Beitriige zur Kenntnis der Pigmentanomalien des Stoffwechsels.

"V'on

Dr. 0skar Adler, klinischem Assistenten.

Einleitnng.

Das Verstandnis der p a t h o 1 o gi s c h e n Veriinderungen des Stoffwechsels steht in innigem Zusammenhang mit der Erkenntnis der n o r m a l e n inter- mediaren Stoffwechselvorgange. Mit Rticksicht auf die Schwierigkeiten, die dem Versuch, einzelne intermediare Stoffwechselprodukte zu fassen, gegenfiberstehen, hat man einen Ausweg gefunden in dem Studium yon spontan vorkommenden chemischen f u n k t i o n e l l e n Defekten (chemiscl~e Missbildungen, Garrod), z. B. der A l k a p t o n u r i e . Bei dieser Anomalie besteht das Unvermiigen des Organismus, die intermediar entstehende Homogentisinsiiure, die normaler Weise im KSrper verbrannt wird, zu zer- st0ren, sodass sie in betrachtlicher Menge im Harn erscheint lind daselbst leicht nachgewiesen werden kann. Durch das Studium der A l k a p t o n u r i e wurde insbesondere dank der Arbeiten yon O. Neub auer (1), Fa l t a (2) u. a. eine Reihe yon Problemen des intermediitren Eiweissstoffwechsels ihrer LSsung zugeffihrt, sodass die Untersuchung einer A b n o r m i t a t des Stoffwechsels mehr Einsicht fiber den normalen Abbau gebracht hat als das Studium am normalen Organismus selbst.

In einer Reihe yon Fallen superponiert sich der Alkaptonurie noch eine weitere pathologische Veranderung: die Ochronose [Virchow (3) 1866]. Dieser. letzt erw~thnte pathologische Zustand ist charakterisiert durch eine braune bis schwarze Farbung insbesondere des Knorpelgewebes aber auch anderer Gewebe z. B. der Selmen- ~md Gelenkbander. Dieser auffallende pathologische Zustand, den man als A l k a p t o n - O c h r o n o s e bezeiclmen kann - - im Gegensatz zu der spater zu erwalmenden Pheno l - 0 c h r o n o s e [L. Pi c k (4)] - - kann kaum anders gedeutet werden, als dass die Homogentisinsam'e - - trod vielleicht noch andere verwandte Stoffe - - die beim

Zeitschrift fiir Krebsforsehung. 11. Bd. 1. Heft. 1

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O. A dler~ Pigmentanomalien des Stoffwechsels.

Alkaptonuriker in der Regel mit dem Ham zur Giinze ausgeschieden wird, den KSrper nicht restlos verl~tsst; da dieser im KSrper zur~ickbleibende Rest aber nicht wie beim normalen Menschen zu Kohlensiiure mid Wasser verbrannt wird, verf~i.llt el' einer a t y p i s c h e n , dem n o r m a l e n KSr l )e r f r e m d a r t i ~ ' e n O x y d a t i o n (mit ~'leichzeiti~'er Kondensation) unter Bi]dimg eines dunkelfarbigen Produktes, ([as sich mit Vol'liebe in den ~'enannten Geweben ablagert.

Dieser atypischen Oxydation nachzugehen schien mir yon Interesse zu sein, denn es waren dadureh vielleicht einige Aufkli~rungen zu er- warten i iber das Wesen der Ochronose. Zudem scheint in dem dnnklen Pigmellte die einfachste Form eines , , m e l a n i n a r t i ~ ' e n Stoffes" voL'zu- lieg'en, dessen nithere Kenntnis vielleicht - - wenn aneh nur in allgemeinen Umrissen - - ein Streiflieht werfen kiinnte auf die Art des Aufl)aues des Melanins der Geschwtilste. Denn trotz eingehender Arbeiten iiber die Melanine sind wir iiber den inneren Aufbau dieser Stoffe noch dnrchaus im Unklaren.

War der Weg, der zu dem dlmklen Pigmente der Alkapton-Ochronose ftihrt, doch eher zu tiberblicken, zumal wenigstens das Ausgangsprodukt dieses Pigmentes, .die Homogentisinsiture, bekannt ist, so hiiufen sich bet einer anderen Pigmentanomalie, der M e l a n u r i e , die Schwierigkeiten fast ins Unermessliche. Das Ausgangsmaterial des dunlden Pigmentes ist nicht mit voller Sicherheit bekannt. Es fehlt ferner der sichere Beweis, dass das Endprodukt, das ,,Melanin", bisher in a n a l y s e n r e i n e r Form jemals darg'estellt worden ist. Auch ist es nicht sicherg'estellt, ja nicht efninal wahrscheinlich, dass das, was man z. B. als ,,Tumormelanin" bezeichnet, ein einheitlicher Stoff ist und nicht etwa ein Gemenge verschiedener ,,Melanine". Denn es ist nicht ausgeschlossem dass sich die atypische Oxy- dation der kranken Zelle nicht bloss auf e inen intermediitren Stoff bezieht, es kiinnte sich vielmehr die gestiirte oxydative Funktion auf verschieden- artig'e intermediiire pignlentfiihig'e Stoffe erstrecken. Der Endeffekt ware ([ann ein Gemeng 'e yon , ,Melan inen ~', die mit den bisher 1)ekannten Methoden nicht yon einander zu trennen w~iren. Denu wie wir sehen werden, zeig'en nlelaninal'tig'e Kiir[)er v e r s c h i e d e n e r Herkunft z. B. das yon mir wetter unten beschriebene Tyrosinschwarz und das Tryp- tophanschwarz in ihren Eig'enschaften d i e wettest gehenden Aehnlich- keiteu, sodass eine Trennung beider auf ~'rosse Schwierigkeiten stossen wiirde. - -

Oass es sieh bet den mit Melanurie verl)undenen Fi~llen yon melano- tischen Neubildungen um tiefg'reifende S t i i r n n g e n des S t o f f w e c h s e l s handelt, dariiber kann kein Zweifel seth. War (lie A l k a p t o n u r i e , wie oben erwiihnt, als Stoffwechselanomalie aufzufassen, bet der dem Kih'per die Fiihigkeit al)geht, die Homog'entisinsiiure zu ve~'brennen, so

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wurde die Me lanur i e in letzter Zeit Ton H. E p p i n g e r (5) dahin er- klart, dass der'Organismus hierbei nicht imstande sei, den P y r r o l r i n g zu zerstSren.

Nach dieser Anschaumlg mfisste erst aufgeklart werden, ob normaler- weise der Abbau des Tryptophans fiber Pyrrol edolgt, ob der Organismus in pathologischen Fallen aus anderen Stoffen den Pyrrolring bildet und letzteren nicht welter abzubauen vermag.

.Es ware fibrigens auch denkbar, dass die abnormen Stoffe im Ham beding~ seien dutch die regen autolytischen oder fermentativen Prozesse, die in den Tumoren selbst und in deren Umgebung vor sich gehen (z. B. in den Lebermetastasen, v. J a k s e h (6)], also eine lokale Ursache hierf[ir in den Gcschwfilsten selbst anzunehmen ware. Sind doch direkt regressive Prozesse mit Einschmelzung soleher Tumoren beobachtet worden [ G a n g - hofer und A. P r i b r a m (7)]. Zudem ist Melanurie nur in einer geringen Anzahl vorgeschrittener FMle zu beobachten.

Schon frfiher habe ich (8) eine neue R e a k t i o n im M e l a n o g e n h a r n beschrieben, die mit der yon E p p i n g e r gemachten Annahme des Vor- kommens eines Tryptophanderkcates im Ham in Einklang zu bringen w~re.. Ich habe diese Reaktion im Folgenden in H,_'nsicht darauf studiert, ob sie fiir den Melanogenharn eharakteristisch ist mud "nieht auch gelegentlich bei anderen Krankheiten vorkomme, und dieselbe an einem gr5sseren Krankenmaterial unter Beriicksichtigung der klinischen Erseheinungen geprfift. Aueh wurden einige Falle TOn melanotischen Tumoren des Auges, bei denen irgendwelche Anzeichen yon Metastasierung noch nieht vorhanden w a r e n - ich verdanke diese Falle der Liebensw~irdigkeit des Herrn Prof. E l s c h n i g - - in den Bereich tier Untersuchung gezogen. Wenn bei den mit Melanomen Behafteten ein Unverm5gen, den Pyrrol- ring zu zerstSren, besteht, so kSnnten auch in solchen beginnenden Fallen abnorme Stoffwechselprodukte im Ham gefunden werden. Bisher ist es mir nicht gelungen, in diesen Fallen derartige abnorme Produkte nach- zuweisen.

Die Verfolglmg desWeges, der yon einem bestimmten Ausgangsmaterial zu den dunklen P i g m e n t e n der m e l a n o t i s c h e n G e s c h w a l s t e fahrt, ist aus den oben angeftihrten Griinden ausserordentlich schwierig. Bei meinen Unter- suchungen habe ich mich nicht, wie das bisher haufig geschehen ist, der analytischen Methode bedient, dutch sukzessiven Abbau des aus Tumoren dargestellten Melanins zu Anfsehl~issen zu kommen, ich habe vielmehr versucht, Ton einfachen Spaltungsprodukten des Eiweisses (Tyrosin, Tryptophan) ausgehend~ dureh chemische Eingriffe vorwiegend oxydativer Natur zu dunklen Pigmenten zu kommen, die mit dem Tnmor- melanin schon weitgehende Aehnlichkeit besitzen. Doeh will ich nach- dr[icklieh betonem dass ich die so dargestellten Stoffe durchaus nicht mit

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dem Tumormelanin identifiziere, sondern nur behaupte, dass dieselben in chemischer und physikalischer Hinsicht dem echten Tmnormelanin nahe zu stehen scheinen.

Die Verwendung yon FermentlSsungen z. B. Tyrosinase, deren Wirkungsweise vo~ O. v. Ft~rth (9) und seinen Sch~ilern studiert wurde, ffihrt nach der Meinung dieses Forschers in Hinsicht auf die erzielten Aus- beuten zu wenlg befriedigenden Resultaten, da man zur Gewinnung der fiir eine Analyse erforderlichen Pigmentmenge ganz gewaltiger Quantitgten Fermentes bedarf.

Diesbeziiglich schrieben O. v. Ff i r th und E. J e r u s a l e m (10): ,,Die Darstellung einer zur Analyse ausreichenden Menge kiinstlichen Melanins dutch Einwirkung yon Pilztyrosinase auf Tyros~n war mit grossen prak- tischen Schwierigkeiten verbunden. Die absoluten Melaninmengen, die bei den Versuchen in Betracht kamen, sind namlich tats~tchlich sehr gering. Es kann eiu Melaninquantum, welches geniigt, um eine gr5ssere Menge TyrosinlSsung in eine tintenschwarze Flfissigkeit zu verwandeln, sich nach Abscheidung des Farbstoffes in Flockenform, nach Reini~mg und Trock- Dung als praktisch kaum wagbar herausstellen; dazu kommt, dass die voluminSsen Fallungen sehr viel organisehe und anorganische Verunreini- gungen einzuschliessen pflegen. Trotzdem wir d i e - - Melaninnieder- schlage sorgfaltig gesammelt hatten, bedurfte es einer Verarbeitung yon 30--40 kg der Sehw~mme (Agarieus campestris und melleus), um Material fiir Doppelanalysen trod einige orientierende Versuche zu gewinnen."

Zu den erwghnten Momenten kommt noch hinzu, dass der Verlatlf einer , b i o l o g i s c h e n " Reaktion noch sehwerer zu fiberblicken ist, als der einer rein chemisehen.

Die g e n a n n t e n S c h w i e r i g k e i t e n zu f iberwinden , ist mir du rch eine we i t e r un ten zu b e s c h r e i b e n d e neue Methode ge- l ungen , mi t Hi l fe deren wir in der Lage s ind, b e l i e b i g g rosse Quant i t '~ ten m e l a n i n a r t i g e n p i g m e n t e s in g u t e r A u s b e u t e und in r e i n e r Form da rzus t e l l en .

Die Beschaffung reinen Pigmentmaterials dfirfte auch in k l i n i s c h e r Hinsicht nicht ohne Interesse sein. Die ausserordentliche BSsartigkeit gerade der melanotischeu Geschwfilste, der bei den metastatischen Formen so rapid eintretende hochgradige Verfall liessen daran denken, dass das Pigment hierbei eine Rolle spielen kSnnte, zumindest spricht bei solchen rapid verlaufenden Fi~llen nichts dagegen, dem Pigment als solchem bzw. der Muttersubstanz desselben oder den daraus entstandenen Derivaten in rein toxikologischer Hinsicht eine Giftwirkung zuzuschreiben, was bei dem ' Aufbau dieser S t o f f e - sei es als Chinon- oder P y r r o l d e r t v a t e - nicht ansgeschlossen ist.

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O. Adler~ Pigmentanomalien des Stoffweohsels.

Dass den dunklen Pigmenten im pathologisehen Geschehen eine aktive Rolle zufallen kann, haben die Versuche yon E l s c h n i g (11) fiber die antigene Wirkung des Augenpigments gezeigt; schon jetzt haben diese Untersuchungen Ausblicke ergeben, z. B. auf die Vorg~inge bei der Ent- stehung der sympathischen Ophthalmie.

Die Falle yon melanotischen Tumoren mit Me lanu r i e bieten nach dem gegenwartigen Stande unseres Wissens eine absolut tmgfinstige Vorher- sage. Chirurgische Hilfe ist in diesen vorgeschrittenen Fallen vollkommea ausgeschlossen. Schon deshalb ware es yon Interesse, neue Gesichtspunkte zu gewinnen, die sowohl den Stoffwechsel bei den Pigznentanomalien als auch die Genese und den Aufbau des dunklen Farbstoffes selbst betreffen. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass auch Untersuchtmgen in der an- gedeuteten Richtung sich einmal f5rderlich erweisen fiir die Therapie. - -

Entsprechend dem in den voranstehenden Zeilen entwickelten Plane babe ich demnach in meiner Arbeit folgende Punkte naher zu besprechen:

I. A l k a p t o n u r i e und Ochronose. IL D a r s t e l l u n g des A l k a p t o n p i g m e n t e s (Alkaptonschwarz):

III. Ve rha l t en und W i r k u n g des A l k a p t o n s c h w a r z im Orga- nismus.

IV. B e m e r k u n g e n fiber die P h e n o l o c h r o n o s e . V. K a s u i s t i s c h e B e o b a e h t u n g e n fiber Melanome.

VI. Ueber eine neue R e a k t i o n im Me lanogenha rn . VII. Ueber die E n t s t e h u n g m e l a n i n a r t i g e r Stoffe.

VIII. V e r h a l t e n des T y r o s i n s c h w a r z im Organ i smus .

I. Alkaptonurie und 0chronose. H. A l b r e c h t (12) hat zuerst darauf hinge~'iesen, dass zwischen

Alkaptonurie und Ochronose ein Zusammenhang bestehen dfirfte. Nach dem gegenwartigen Stande unseres Wissens kann hierfiber kein Zweifel mehr sein. Die seit langem bekannte Neigtmg des A1kaptonhams, nach Eintritt alkalischer Reaktion eine fief dunkle Farbe anzunehmen, die in der Anamnese yon Alkaptonurikem immer wiederkehrende Angabe vom Auftreten dunkler Flecke in der Wasche, derartige Momente erleichtem die Vorstel]ung, dass unter Umstanden schon in den Geweben die Gelegenheit zur Bildung und Ablagerung dunklen Pigmentes gegeben sei. Ich stelle mir, wie schon oben erwahnt, die Entstehtmg der Ochronose derart vor, dass d i e Homo- gentisinsaure nicht vollkommen ausgeschieden, - sondem - ein kleiner Tell im KSrper zurfickbehaltea und welter oxydiert wird, aber nicht in der beim normalen Menschen stattfindenden Weise unter $prengung des:Ringes

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O. Adler~ Pigmentanomaiien des Stoffwechsels.

und sukzessivem Abbau bis zn Kohlensiiure und Wasserl), sondern die Oxydation der Homogentisinsaure fiihrt zur Bildung eines schwer angreif- baren KSrpers, die Ringsprengung bleibt aus, das Molekiil vergrSssert sich statt sich zu verkleinern, und es kommt so im Laufe der Jahre zur Ent- stehung und Ablagerung eines kSrperfremden dunklen PigTaentes. Dieses Pigment kann sich vielleicht sekund~r mit anderen - - etwa N-ha l t i gen - Gruppen verbinden (13). Ob das Pigment, das man besonders im Knorpel- gewebe finder, auctl daselbst entsteht oder anderweitig im Organismus ge- bildet und erst sekundiir infolge einer besonderen chemischen Affinit~it gerade in diesem Gewebe gebunden wird, ist noch nicht entschieden.

Derartige chemische Vorg5nge, die zur Bildlmg yon braunen his schwarzen Stoffen fiihren, sind jedoch auch dem normalen menschlichen Organismus nicht abso lu t fremdartig; in sehr beschr~inktem Masse gehen sie vet sich in der Chorioidea des Auges, in dunklen Muttermalen usw. Wie man auch anderweitig beobachten kann, so handelt es sich auch bei den Pigmentanomalien nur um eine exzessive S t e ige rung einer rnd i - ment~tren Funkt ion . Im Tierreich spielt n~tmlich diese Form der Oxy- dation (mit gleichzeitiger Kondensation) eine weitaus griissere Rolle, beim normalen Menschen aber ist sie bis auf Spuren verloren gegangen.

Im Vergleich mit anderen seltenen Anomalien des Stoffwechsels nimmt die Ochronose, was die H a u f i g k e i t der Fiille anlangt, nicht die letzte Stelle ein. Bis zum Jahre 1910 sind nach der Zusammenstellung yon H. Ko l l aczek (14) 31 F~tlle bekannt geworden. Unter diesen sind auch die Fitlle yon Phenol-0chronose gez~thlt, die dutch chronische Karbol- vergifttmg entsteht und die in klinischer und pathologischer Hinsicht im Wesentlichen zu einem analogen Bilde ftihrt. Auf diese znerst yon L. P ick sichergestellte Form der Ochronose kommen wir weiter lmten noch zurfick. Was die anderen seltenen Anomalien anlangt, so sind nach der Zusammen- stellung yon K. F romherz (15) yon der A l k a p t o n u r i e bis zum Jahre 1908 55 F~tlle bekannt geworden. Von der Pentosurie nach Magnus- Levy (16) bis zum Jahre 190~ etwa 20 Fitlle [dazu kommen noch 2 yon diesem Autor nicht erwiihnte F~tlle der nordischen Literatur yon K l e r c k e r (17)], yon der reinen chronischen Li tvu losur ie bis zum Jahre 1910 nach O. Adle r (18) 7 Falle, yon der Cys t inu r i e nach Ch.E. Simon (19) [zit. nach v. Amste l (.20)] his 1900 131 Fitlle.

Die Ochronose ist frfiher zumeist erst bei der Sektion, in neuerer Zeit jedoch auch schon bei Lebzeiten der Kranken mehrmals diagnostiziert worden. Zum ersten Male yon Osler (21)(1904). Fiir die klinische Diagnose sind nach H. Kolaczek , der selbst 3 F~tlle yon Ochronose beob-

I) Versuche fiber den Abbau der Homogentisins~ure habe ich im pharma- kologisohen Institute (Prof. Pohl) in Angriff genommen.

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O. Adlor~ Pigmentanomalien des Stoffwechsels.

aehtet hat, yon Bedeutung eine eigenartige dunkle Fiirbung der Ohr- muscheln, ferner der Skleren in Form einer gleichmiissigen oder fleckigen Granfitrblmg oder yon brannen his braunsehwarzen Fleeken; anch brihm- liche Fiirbung des Lidknorpels wurde beobachtet, ferner graue oder blau- liche Pigmentierung der Gesichtshant bis zum tiefsten Kohlschwarz (Osler), der Hitnde, der N/igel usw. Blutsverwandtschaft der Eltern ist anamnestisch yon Bedeutung.

Was nun das dunkle Alkaptonpigment anlangt, so sind wir fiber dessen chemische Zusammensetzung noeh vSllig im Unklaren. Wohl hat M 5 r n e r (22) vor kurzer Zeit in einer interessanten Arbeit farbige s t i c k s t o f f h a l t i g e Derivate der Hydrochinonessigsiiure dargestellt, dagegen hat dieser Forseher das s t i cks to f f f r e i e dunkle Pigment in den Bereich seiner Untersuchungen nicht gezogen. Die wenigen Daten iiber das Pigment, die in der Arbeit yon Pou l sen (23) zusammengestellt sind, zeigen mehrfache Widersprfiche.

Far das Studium dieses Pigmentes sind wir in praxi - - wiewohl die Synthese der Homogentisinsiiure schon gegliickt ist [Baumann u. Fri tnkel (24), O. Neubauer u. F la tow (25)] - - noeh immer abhiingig vom Alkap- tonuriker. Ich bin in der Lage, einen solchen Alkaptonuriker zur Ver- ftigung zu haben; fiber diesen Fall habe ich an anderer Stelle schon be- richtet (26) und ich verweise daher, um Wiederholungen zu vermeiden, bezfiglich der nitheren Angaben auf jene Mitteilung. Um das zur Dar- stellung des dunklen Alkaptonpigmentes erforderliche Ausgangsmaterial zu erhalten, mussten entspreehende Mengen von Homogentisinsiture aus dem Ham des Alkaptonurikers isoliert werden. Dies geschah anfangs nach dem in meiner oben genannten Arbeit angegebenen Verfahren. Spitter habe ich dasselbe in folgender Weise veritndert und will ein Beispiel einer solchen Darstellung anftihren: 3750 ccm Ham wurden in Portionen yon 750 ccm nach Zusatz yon je 150 ccm starker Phosphors~turelSsung je 24 Stunden im Extraktionsapparate yon Ku t sche r und S teude l (28) ex- trahiert. Der Aether wurde sodann im Vakuum bei einer Aussentemperatur von 28--300 vSllig verjagt. Ausbeute an Aetherextrakt: 18 g einer kryst~fllinischen hellbratmen Masse. Diese wurde unter leiehtem Anwitrmen in 300 ccm Wasser gelSst und die LSsung fiber Nacht in der Kiilte stehen gelassen. Es fiel eine kleine Menge dunkler, dem Glase anhaftender Kryst~tllchen aus. Nach Zusatz einer kleinen Messerspitze Tierkohle wurde filtriert, das Filtrat erwitrmt und mit warmem basischem Bleiessig in ge- ringem Ueberschuss versetzt. Nach sechsstfindigem Stehen in der Kitlte war die LSsung zu einem undeutlich kryst~dlinischen Brei erstarrt. Dieser wurde an der Nutsche scharf abgesaugt, mit Wasser, Alkohol lind Aether gewaschen und im W~trmeschrank bei 370 getrocknet, zuletzt noch im Vakuum fiber Schwefels~ture. Die grauweisse Substanz wurde fein pulveri- siert, in Aether suspendiert und durch Schwefelwasserstoff zerlegt (nach

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O. A d I e r, Pigmentanomalien des Stoffwochsels.

Garrod). Hierauf wurde filtriert und mehrmals mit Aether nachgewaschen. Nach dem Verjagen des Anthers im Vakuum hinterblieb eine krystallinische, leicht galbliche Masse. I)iese wurde nach vSlliger Entfarnung des Aethers in 100 ccm Chloroform, dem einige Kubikzentimeter Schwefelkohlenstoff zugesetzt waran, suspandiert trod mehrfach kr~fftig verr~ihrt. Nach mehr- sttindigem Stehan wurde an der Nutsche scharf abgesaugt und die Masse hierauf am Tonteller durch ]~ngere Zeit kr~tftig abgepresst his zur vSlligen Trockne. Ausbeute an reiner Homogentisins~ture: 6,S g eines krystallini- sehen, fast farblosen Pulvers.

Die 5[athode ist ziemlich verlustreich, fiihrt aber zu einem mSglichst reinen Produkte.

Mein Alkaptonuriker schiad bei seinem ersten Aufenthalte auf der Klinik (Februar 1909) maximal his zu 12 g Homogentisins~iure (titrimetrisch bestimmt) im Tage aus. Bei seinem zweiten Aufenthalte (Oktober 1909) batrug der grSsste Wart fiir die Tagesausscheidung etwa ebansoviel: 11,7 g. Interessant erscheint das z~ihe Festhalten an dem Quotienten Homogentisin- siture: Gesamtstickstoff; dieser betmg an den Normaltagen balm ersten Aufenthalte 43:100, beim zweitan Aufenthalte 41: 100.

Wiihrend beim Alkaptonuriker so betritchtliche Mengen yon Homogen- tisinsiture titglich ausgeschieden warden, so ist diese Siture beim normalen oder anderweitig Kranken bisher noch niemals, auch nicht in Spuren ge- funden worden. Die Annahme, dass sie ein normales intermediares Stoff- wechselprodukt ist, bemht bisher nur auf theoretischen Erwltgungen. Es ist daher nicht unbarechtigt, wenn F romherz (15) schreibt: ,,Wenn abar, wie wir sehen, die Annahme, dass die Homogentisinsaure ein nor- males intermediiires Stoffwechselprodukt ist, sehr viel Wahrscheinlichkeit ftir sich hat, so wird man als Beweis doch erst ihre Isoliernng aus einem normalen Organ ansehen kSnnen. Dies ist jedoch bisher noch nicht gelungen."

Ich habe deshalb versucht, ob sich nicht doch bai Verarbeitung grSsserer Harnmengen yon Normalen oder anderweitig Kranken Homogen- tisinsiture nachweisan liesse, mit anderen Worten, ob man in ahnlichem Sinne, wie man z. B. yon ainer physiologisehen Azetonuria Iv. J a k s c h [27)] spricht, auch eine physiologische Alkaptonurie annehmen dfirfe. Um dieser Frage n~ther zu tretan, wurde folgender Versuch angestellt. Es wurden 15 1 eines Mischharns, yon verschiedensten Krankheitsfitllen gesammelt, im Apparate yon Kut sche r und S teuda l mit Aether extrahiert. Die Extraktion gesehah derart, dass zu je 750 ccm Ham 150 ccm starker PhosphorsituralSsmlg zugesetzt trod die einzalnen Portionan anfangs durch je 24 Stunden, die letzten nur dutch 12 Sttmden extrahiart wurden. Der schliesslich resultiarende dtmkel gefiLrbte Aetherextrakt win'de im Vakuum zur vSlligen Trockene verdaml)ft. Es ergab sich eine Ausbeute yon 10,2 g

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O. Adler~ Pigmeutanomalien des Stoffwechsels. 9

an atherl5slichen Stoffen aus 15 1 Harn. Die Masse wurde in Wasser auf- genommen, nach dem Filtrieren mit basische~a Bleiessig ausgefallt, der Niederschlag abgesaugt, mit verdtinntem Bleiessig gewaschen, wiederum in Wasser suspendiert und mit Schwefelwasserstoff unter leichtem Anw~trmen zerlegt. Nach dem Verjagen des fiberschfissigen Schwefelwasserstoffes durch einen Luftstrom, wurde die erwarmte LSsung mit n e u t r a l e m Blei- azetat gefiillt, das Filtrat wiederum mit Bleiessig in geringem Ueberschusse versetzt, der Niederschlag yon der Bleiessigfallung nach mehrsttindigem Stehen scharf abgesaugt und nacheinander mit Wasser, Alkohol und Aether gewaschen. Nachdem der weisse puiverige Niederschlag hfttrocken ge- worden war, wurde er (nach einer Angabe yon Gar rod) in Aether rein suspendiert uad mit Schwefelwasserstoff zerlegt. Vom Sulfidniederschlag wurde filtriert und mit Aether nachgewaschen. Der Aether wurde hierauf bet gelinder Warme verjagt. Es hinterblieb etwa 1 ccm eines gelblichen Syrups, der etwas Schwefel beigemengt enthielt. Dieser Syrup zeigt fol- gende Eigenschaften: Er reduzierte ammoniakalische SilberlSslmg sehon in der Ka l t e , jedoch nicht sehr kraftig. Beim Versetzen mit Natronlauge nahm er allmahlich einen dunklen gelbbraunen Farbenton an. Mit Eisen- ehlorid trat ein missfarbiger dunkler Ton auf. Der Syrup wurde sehliess- lich in wenig Wasser gelsst nnd filtriert. Die so erhaltene LSsung zeigte analoge Eigenschaften wie der Syrup selbst.

Das Verhalten gegenfiber Fallungs- und LSsungsmitteln, die Reduktion Yon SilberlSsung in der Kalte und die allmahliche dunkle Farbung bet alkalischer Reaktion kSnnten es in der Tat wahrscheinlich machen, dass hier S p u r e n yon Homogen t i s in s i~u re zugegen wi~ren. Doch kSnnte es sich hierbei nur um kaum wagbare Mengen handeln, denn ich fand bet einer eigens, vorgenommenen Prtifung der Empfindlichkeit der Probe mit ammoniakalischer SilberlSsung , dass die Reduktion in der Kalte bet geeig- neter Versuchsanordnung noch deutlich eintritt, wenn in 1 ccm 0,025 mg Homogentisinsiiure enthalten sind.

Um diese Frage also endgiltig zu entscheiden, werden Versuche mit weir grSsseren Harnmengen erforderlich sein, da nur die I s o l i e r u n g der Homogentisinsaure als endgiltiger Beweis ffir ihre Existenz im Harne an- gesehen werden kann.

II. Darstellung des Alkaptonpig~nentes. (Alkaptonsehwarz.) Eine sichere Identifiziel~lg des in folgendem dargestellten dunklen

Pigmentes mit dem Pigment tier Alkaptonochronose steht vorlaufig noch aus. Doch kann fiber die nahe Verwandtschaft dieser Pigmente kein Zweifel seth, zumal auch die diesbezfiglichen - - allerdings sparlichen und in mancher Hinsicht widersprechenden - - Beobachtungen bet Fallen yon A1- kaptonochronose in diesem Sinne sprechen. Die Untersuchungen von

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10 O. Adler , Pigmentanomalien des Stoff~vechsels.

Z d a r e k (13) bei A l b r e c h t ' s Fall yon Oehronose beziehen sich auf das auf analytischem Weg.e g.ewonnene, schon im Gewebe verankerte, also mit sekmldaren Gl'uppen verbundene stickstoff- und schwefelhaltig.e Pigment. Allg.emein anerkannt ist wohl, class die Muttersubstanz des Pig.mentes der Alkaptonochronose die Homog.entisins:dure ist.

Demnach war yon dieser Saute auch in unseren Versuchen als Aus- g'angsprodukt auszugehen.

Das Alkaptonpig.ment babe ich in folgender Weise darg.estellt:

3 g Homogentisins~iure wut'den in 150 ccm 96 proz. Alkohol gelSst. Dazu wurden 30 ecru einer L5sung von 3,5 g Natriumhydroxyd in l l0 corn 96 proz. Alkohol allmghlich unter Umrfihren hinzugeffigt. Die Reaktion war deutlioh alkalisch. Es trat zuerst ein unbest~indiges~ grfinliches~ flockiges Zwisehenprodukt auf~ das sich allm~hlich in einen braunen Niederschlag ver- wandelte. In die LSsung wurde nun duroh l~,ngere Zeit ein kr~ftiger Strom yon kohlens~iurefreier Luft geleitet. Es resultierte schliesslich ein reichlicher dunkler~ flockiger Niederschlag. Naeh ffinfstfindigem Stehen wurde dieser scharf abzentri- fugiert und mehrmals auf der Zentrifuge mit 96 proz. Alkohol gewaschen. Da die Mutterlauge nooh stark braun gef~rbt war, wurde sie mit noch einigen Kubikzentimetern der alkoholisehen NatriumhydratlSsung versetzt~ wiederum Luft durehgeleitet, woduroh noch eine weitere Menge des dunklen t'roduktes erhalten wurde. Dieses wurde in gleicher Weise verarbeitet und mit dem erst erhaltenen Produkt vereinigt.

Der gut mit Alkohol gewaschene dunkle Niederschlag wurde sehliesslich mit der entsprechenden Menge 96 proz. Alkohols in eine kleine Kristallisierschale gespfilt~ diese in den Exsikkator fiber SchwefelsSure gebracht und der Alkohol im Vakuum entfernt.

Nach dem Trocknen resultierte ein dtmkelbratmes Pulver. " Di-eses ist in alkoholfeuchtem Zustand stark hyg.roskopisch, es nimmt an der Luft leicht Wasser auf und verwandelt sich in eine braune bis schwarze Schmiere. Die g.etrocknete Substanz ist dag.eg.en an der Luft bestiindig..

W~ihrend die alkoholfeuchte Substanz intensiv dunkelbraun ist, tritt beim Trocknen eine Aufhelhmg des Farbtones ein und das trockene Pro- dukt ist schliesslich hellbraun; befeuchtet man es jedoch mit Wasser, so tritt sogleich wieder die dtmkle Farbe raft.

Das so g.ewonnene Pigment enthitlt N a t r i u m in salzartig.er Form. Diese N a t r i u m v e r b i n d u n g des Pig.mentes ist leicht 15slich in Wasser

und in Methylalkohol mit dunkelbrauner Farbe, nicht 15slich in Aethyl- alkohol, Azeton mid Aether. Aus der methy]alkoholischen LSsung. wird es durch Zusatz yon Azeton naeh einigem Stehen in dtmklen Flocken gef~tllt.

Die LSsung der Natriumverbindung gibt mit Silbernitrat eine schwarz- bra~mc F~tllung, mit Bleiessig braune Flocken, desgleichen mit Chlor-

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O. Adlor~ PJgmentanomalien des Stoffwechsels. 11

baryum, mit Platinchlorid tritt keine F~illung auf; mit Urannitrat nach kurzer Zeit Trtiblmg.

Ammoniakalische SilberlSsung wird nach Zusatz yon etwas Natron- lauge schon in der Kiilte reduziert, rascher und kriiftiger bei leichtem An- w~trmen unter Bildung eines Silberspiegels, alkalische KupferlSsung wird beim Erhitzen stark reduziertl

Gelegentlich kam es beider Darstellung dioses dunklen Pigmentes vet, dass nach Zusatz yon zuviel Alkali Verharzung eintrat. Der harzige Niedersohlag haftet sehr leioht an den Glasw~inden des Gefdsses an. In solchem Falle wurde das Itarz mehrmals mit 96 proz. Alkohol abgespiilt 7 die Masse sodann in wenig Wasser gelSst und in viel 96 proz. Alkohol unter Umrfihren eingegossen. Es ent- stand dabei eine opaleszierendo Triibung, die sich selbst uach tagelangem Stehen nicht absetzte. Um Ausflockung der Verbindung zu erzielen 7 wurde vorsichtig mit Essigsiiure schwach angesS, uert und die LSsung sodann gelinde erw~rmt. Nach einigem Stehen fiillt die Verbindung beinaho quantitativ aus.

Der kleino Uebersehuss yon Essigsiiuro bedingt einen allerdings unwesent- lichen Verlust an Pigment, indem ein kleiner Toil desselben als freie Pigmentsiiure (s. u.) in LSsung goht; dafiir ist die orhaltene Natriumverbindung des Pigments frei yon Soda.

Wird statt Natronlauge alkoholische Kalilauge verwendet, so bildet sich bei gleichem Vorgehen die entsprechende K a H u m v e r b i n d u n g des Pigmentes, d ie im wesenflichen die gleichen Eigenschaften zeigt.

Bezfiglich der Ausbeute zeigte ein darauf gerichteter Versuch, class aus 4 g Homogentisins/iure 3,7 g der Kaliumverbindung des Pigmentes ge- wonnen wurden.

Um aus der Natriumverbindtmg die frei e P i g m e n t s iture darzustellen, ging ich folgendermassen vor:

0,5 g der Natriumverbindung wurden in 50 ccm Wasser gelSst und hierauf 30 ccm 50 proz. Schwofelsiiure zugesetzt. Nach 12 stfindigem Stehen wurde der Niederschlag scharf abzentrifugiert. Beim Versuch mit Wasser zu waschen, trat mit abnehmendem Gehalt an Minerals~ure allm~hlich LSsung des Pigmentes ein. Daher wurde start mit reinem Wasser mit verdfinnter Salzs~ure auf der Zentrifuge solange gewaschen~ bis das Waschwasser sulfatfrei war.

Die Eigenschaft des Pigmentes~ sich mit abnehmendem Siiuregehalt allmiihlich zu 15sen 7 ist insofern yon Interesse~ als ein analoges Verhalten bei gewissen Huminstoffen aus Kohlehydraten 7 ferner yon mir auch boi einem aus Melanogen- harn gewonnenen Melanin beobachtet worded ist.

Da die Matterlauge (ohno Waschfifissigkeit) noch stark dunkel gef~irbt war~ wurde dieselbe kurz aufgekocht und nochmals durch 12 Stunden stehen gelassen. Es fiel noch eine weitere Mengo dunklen Niederschlages aus. Dieser wurde wiederum abzentrifugiert und, mit dem erstgowonnenea vereinigt~ auf der Zentri- fuge mit verdfinnter Salzs~iure gowaschon. Die Hauptmengo der Sabstanz befand sich jedoch noch immer in der Mutterlauge. Der scharf abzentrifugierto Nieder-

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12 O. Adler, Pigmentanomalien des Stoffweehsels.

soblag, der noeh geringo Mengen yon Salzs~ure entMlt, wurde in Alkohol aufge- nommon, worin er sich spiclend 15st~ die LSsung in eine Kristallisierschale ge- gossen~ und der Alkohol im stark evakuierten Exsikkator fiber Sehwe[els~ure ent- fernt. Nach vSlligem Troeknen wurdo das Produkt zweeks Entfernung der letzten Spuren yon Salzs~iure in einem Exsikkator fiber Stangenkali l~ingere Zeit belassen.

Um das Hineinbringen yon Schwefelsiiure bei der Darstellung der freien Pig'mentsiture zu vermeiden, wurde bei einem zweiten Versuch folgendermassen vorgegangen:

Die Natriumverbiadung warde in wenig Wasser gelSst: mit konz. Salzs~iure stark anges~iuert und dutch einige Tage bedeckt stehen gelassen. Sodann wurde mit dem dreifachen Volumen Wasser verdfinnt. Nach weiterem 12 stfindigem Stehon war ein Toil der freien S~iure in Form yon amorphen Pl~ttehen aus- gefallen. Diese warden auf der Zontrifuge mit verdfinnter Salzs~iure mohrmals gewasehen, sehliessiich in Alkohol gelSst and tier Alkohol wie im vorigen Ver- suehe im Vakuumexsikkator fiber Schwefels~uro entfernt.

Die so gewonnene dtmkle Pigmentsiiure 15st sich sehr leicht in Alko- hol mit dunkler, brauner, etwas violettstiehiger Farbe. Die verdfinnte alko2 holische LSsung zeigt vor dem S p e k t r o s k o p einen Streifen "ira Grfin und eine undeutlich begrenzte Verdunkelung an der Grenze yon Griin and Blau. Wenn man zu dieser LOsung einige Tropfen konz. Schwefelsaure zu- setzt, so wird die Farbe violettstichiger and die' Streifen treten sch~trfer hervor.

Das vSllig rein gewaschene Produkt ist, wie oben erwiihnt, in miissiger Menge auch in Wasser 15slich, dagegen nicht 15slich in verdfinnter Schwefel- saure and Salzs~ture, desgleichen in konzentrierter KochsalzlSsung.

Zur besseren Orientierung will ich fiir die so dargestellte freie Pig- mentsiiure die Bezeichntmg A l k a p t o n s c h w a r z s i t u r e (kurz A l k a p t o n - schw~rz) gebrauchen.

Die E l e m e n t a r a n a l y s e fiir 'die Exsikkator-trockene A l k a p t o n - s chwarz sau re ergab folgende Werte:

0,1000 g Substanz lieferten 0,2022 g C02 und 0,0405 g H20. C ----- 55,13 pCt. H = : 4,50 ,, 0 ~ 40,37 ,,

Wie schon erwahnt, gibt die w~tsserige LSsung der Natriumverl)in(lung des Alkaptonschwarz salzartige Verbindungen mit den Schwennetallen. Eingehender studiert babe ich alas S i lbe r sa lz und besonders das Bary tsa lz . Zur Gewinnung des S i lbe r sa l zes ging ich in naehstehender Weise vor:

0,2 g der Natriumverbindung warden in 150 ccm Wasser gelSst. DieReaktion der LSsung war neutral Es wurde hierauf SiibernitratlSsung in geringem Ueber- schusse zagosotzt~ worauf schwarzbraune voluminSse Ftoeken ausfielen. Zur

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O.Adler 7 Pigmentanomalien des Stoffwechsels. I3

v511igen Ausflockung wurde dutch 24 Stunden im ~Dunkeln stehen gelassen. Nach dieser Zeit zeigte sich jedoch~ dass Reduktion des Silbers uad somit Zersetzung der Substanz eingetreten war~ weshalb yon einer weiteren Verarbeitung abgesehen wurde.

Beim zweiten Versuch wurde analog vorgegangen, jedoeh nach Aus- flockung tier Silberverbindung sofor t abzentrifugiert. Der Niedersch]ag wurde auf der Zentrifuge mehrmals mit etwa 80 proz. zuletzt mit 96 proz. Alkohol gewaschen. Der schliesslich erhaltene dunkle Rtickstand wurde mit 06 proz. Alkohol in eine Krystallisierschale gesp~ilt und der Alkohol im Vakuumexsikkator ~iber Schwefels~ure allm~hlich entfernt. Nach vSl!igem Trocknen bildete die Substanz ein schwarzes, metallisches, glitzerndes Pulver.

Mit dem so erhaltenen S i l b e r s a h des A!kaptonschwarz wurde eine Ag-Bestimmung durehgeffihrt, indem eine gewogene Menge der Substanz im Porzellantiegel vSllig verbrannt Lind tier R~iekstand als reines Silber gewogen wurde.

0,2304 g Exsikkator-trockener Substanz lieferten 0,0938 g Silber, ent- sprechend 40,71 pCt.

Bemerkt sei, dass die Bestimmung mit einer im Vakmumexsikkator zur Gewiehtskonstanz getroekneten Substanz erfolgte und dass eine Bestimmung des bei hSheren Temperaturen etwa eintretenden Gewichtsverlustes einst- weilen noch nicht durchgefiihrt ist.

Eingehender ~lrde, wie erw~hnt, alas B a r y t s a l z untersucht, das ieh folgendermassen darstellte:

0~5 g der Kaliumverbindung des Alkaptonschwarz wurden in 20 ccm Wasser gel~st~ hierauf 5 c0m 10 pr0z. ChlorbaryumlSsuug und 10 ccm f16 proz. Alkohol r Es erfolgto eine starke F~llung. Diese wurde scharf abzentrifugiert und mit 32 proz. Alkohol nach jedesmaligem kr~ftigem Durchschfitteln oftmals auf der Zentrifuge gewaschen. Da das Waschwasser noch viel yon der Substanz enthielt, wurde dasselbe mit dem gleichen Volumen 96 proz. Alkohol versetzt~ worauf er- neute F~llung erfolgt% die in gleicher Weise verarbeitet wurde. Der Zusatz yon Alkohol war erforderlich zur ErhShung der Ausbeut% da sonst die gauptmengo der Substanz in der Mutterlauge gel~st bleibt und auch beim Waschen mit reinem Wasser viol in LSsuug geht.

Die Substanz wurde mit 96 proz. Alkohol wie in den friiheren Versuchen aus den Zentrifugengliischen herausgespfilt und in einer breiten Krystallisierschale im Vakuum fiber Sr getrocknet.

Die so gewonnene B a r y t v e r b i n d u n g des Alkaptonschwarz bildet ein schwarzbraunes amorphes Pulver, das mfl5slich ist in 96 proz. Alkohol and in Aether.

Das dargestellte BaD'umsalz wurde im Exsikkator fiber Schwefelsiiure getrocknet und zeigte dann folgenden Baryumgehalt:

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14 O. Adler, Pigmentanomalien des Stoffwechsels.

I. 0,1356 g Substanz lieferten 0,0746 g Baryumsulfat, entspreehend 32,38 pCt. Baryum.

II. 0,1042g Substanz lieferten 0,0580 g Bar)almsulfat, entspreehend 32,72 pCt. Baryum.

Die im Vakuumexsikkator zur Gewiehtskonstanz getroeknete Baryt- verbindung ist abet noeh nieht wasserfrei, da bei langerem Troeknen bei hSherer Temperatur noeh ein Gewiehtsverlust eintritt.

I. 0,3163 g Substanz zeigten naeh dem Erhitzen his zur Gewiehts- konstanz einen Gewiehtsverlust yon 0,0762 g, entspreehend 24,09 pCt. H20.

[I. 0,3120 g Substanz zeigten naeh dem Erhitzen bis zur Gewiehts- konstanz einen Gewiehtsverlust yon 0,0777 g, entspreehend 24,93 pCt. HsO. (Temperatur etwa 140~

Es gehmg ferner dureh Einwirkung yon Essig'siiureanhydrid, aus der Natriumverbindung des Alkaptonsehwarz ein A z e ty l d e r iv a t darzustellen. Doeh geht die Azetylierung nieht in glatter Reaktion yon statten und nur ein geringer Teil des Ausgangsmaterials wandelte sieh in das Azetylderivat um. Hierbei mag aueh die sehwere Li~sliehkeit der Substanz in dem an- gewendeten Azetylierungsmittel eine Rolle spielen. Die erwithnte partielle Umwandlung in ein Azetylderivat kann nieht als Argument flit die Gegen- wart yon OH-Gruppen angesehen werden, da aueh Chinone unter ahnliehen Umst'~nden naeh vorheriger Umwandlung in Hydroehinone Azetylderivate bilden (29).

0,5 g der Natriumverbindunff wet'den in 50 ecm EssigsSureanhydrid~ dem 3 Tropfen konzentrierter Sohwefelsaure zugesetzt wurden, fein suspendiert and dureh 5 Stunden am giiekflussldihler erhitzt. Ein Teil der Substanz bleibt un- gelSst. Die heiss filtrierte LSsung wird in Wasser eingegossen, mit Salzs~iure an- gosgnert und unter mehrfaohem Umriihren duroh 12 Stunden stel~en gelassen. Naeh dieser Zeit hatten sich in m5ssiger Ausbeute pechsehwarze amorpho Pl~ittchen ausgesehieden.

Diese sind unliMieh in Wasser und verdiinnten S~uren, kaum liislieh in Aether, wenig liislieh in kaltem, leiehter in warmem 96 proz. Alkohol. Spielend liisliell in Natron- und in Kalilauge, leieht liislieh in Natrium- karbonatl6sung; in AmmoniumkarbonatlSsung erst beim Anwitrmen liislieh. Aus der LSsung in Alkalien tritt naeh Zusatz van Salzsiture feinfloekige Fitllung ein. Der am Filter verbliebene Riiekstand wurde wiederum mit Essigsittlreanhydrid erhitzt und naeh dem Filtrieren in gleieher Weise be- handelt. Auf diese Art konnte noeh eine geringe ]Ienge Azetylprodukt gewonnen werden. Der Rtiekstand wurde nieht weiter verarbeitet.

Zum qualitativen Naehweis der A z e t y l g r u p p e n wurde etwa 0,1 g der reinen, dutch liingere Zeit im Exsikkator iiber KOH getroekneten Sub- stanz in einem grossen Uebersehuss yon 30 proz. Kalilauge geliist und die Li}sung dureh 5 Stunden mn koehenden \Vasserbade erhitzt. Sodmm wurde

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O. Adler 7 Pigmentanomalien des Stoffvceehsels. 15

mit Phosphors~ture stark angesiiuert und destilliert. Das sauer reagierende Destillat wurde mit iiberschtissiger Kalilauge versetzt und am Wasserbade zur Trockne eingedampft. Der so erhaltene Trockenrtickstand gab beim Erwiirmen mit konzentrierter Schwefelsiiure und Alkohol Ess ig i i the r ; mit Arsenigsiiureanhydrid erhitzt K a k o d y l g e r u c h .

Die quantitative Analyse des Azetylderivates ist noch nicht abge- schlossen. - -

Das Alkaptonsehwarz hat mit den welter unten zu beschreibenden melaninartigen Stoffen ebenso wie mit den Tumormelaninen die Eigen- schaft gemeinsam, dass es durch die gewShnlichen R e d u k t i o n s m i t t e l sich nicht zu heller gef~trbten oder farblosen Produkten reduzieren litsst. Der Einwirkung yon Zinkstaub in ammoniakalischer sowie in saurer LSsung leistet es aueh in der Wiirme Widerstand, desgleichen einer LSsung yon Zirmchlortir. Aueh mit Hilfe der reduzierenden Azetylierung gelangte ieh nicht zu fassbaren krystallinischen Produkten.

Beim Erhitzen sowohl mit rauchender Salpetersiture als auch mit iiber- schtissigem Wasserstoffsuperoxyd geht das Alkaptonschwarz in heller ge- fitrbte Oxydationsprodukte tiber, die ich noch nicht isoliert babe. - -

Ferner habe ich aus der H y d r o c h i n o u k a r b o n s i t u r e (GentisinsSture) in analoger Weise wie aus der Hydrochin6nessigsaure (Homogentisins'aure) dureh Einleiten yon Luft in die schwach alkalisch-alkoholische LSsung ein Pigment dargestellt, das mit dem' Alkaptonschwarz in mancher Hinsicht nahe verwandt zu sein scheint.

Das Gen t i s i n se l iwa rz , wie ich dieses Pigment zur Unterscheidmlg bezeichnen mSehte, zeigt als Natriumverbindung folgende Eigenschaften: Es bildet im trockenen Zustand ein lichtbraunes Pulver, weir heller als das Alkaptonsehwarz; in witssriger LSsmlg ist es dtmkelb~'alm. In bezug auf die LSsliehkeit verhalt es sich dem Alkaptonschwarz analog. Beim Erhitzen mit verdtinnter Salpetersiiure zeigte die Substanz folgendes Ver- halten: An Stelle der dunkelbraunen Fitrbung trat allmithlich eine hell- gelbe Fi~rbung ein. Nach dem Verdtimmn mit Wasser wurde unter Zusatz yon Salzsiture am Wasserbade viillig eingedampft. Der Rfickstand wurde mit absolutem Alkohol gekocht, das alkoholische Filtrat am Wasserbade fast zur G~tnze eingeengt. Nach 12 stiindigem Stehen bestand der Rtiekstand aus einer in feinen Nadeln kristallisierenden Substanz, die ammoniakalische SilberlSsung in der Wii.rme reduzierte und mit Eisenchlorid keine Farben- reaktion gab. Ferner war eine kleine Menge yon Oxals~ture naehweisbar. - -

Seit langem ist bekannt, dass alkalische LSsungen yon H y d r o c h i n o n dureh den Sauerstoff der Luft alhnlihlich efiien dunkelbraunen F~trbenton annehmen; ein Gleiches gilt auch fiir alkalische LSsungen yon Hydrochinon ira Alkohol. Einea solchen in alkoholischer LSstmg entstehenden Stoff hat As t r e (30) dargestellt und ftir denselben die Formel K2C606 ermitte]t.

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16 O. A dl er ~ Pigmentanomalien des Stoffwechsels.

Neuerdings habe ich aus dem genannten KSrper durch Einwirkung yon essigsaurem Phenylhydrazin in der Kalte ein Hydrazon dargestellt, was mit der Chinonnatur dieses Stoffes g~t vereinbar ist. Es bildet ein amorphes, rStlich-braunes Pulver, das in Wasser sehwer, in Alkohol da- gegen leicht 15slich ist.

I I l . Verha l ten und W i r k u n g des Alkap tonsehwarz im 0rgan i smus .

Wir haben oben yon der Schwierigkeit gesprochen, die das Alkapton- schwarz reduzierenden Eingriffen entgegensetzt. Auch im T i e r k S r p e r findet eine solche Reduktion zu weniger intensiv gef~trbten oder farblosen Produkten nicht statt, "wie Versuche an einer Ratte (IV) gezeigt haben. Das Alkaptonschwm'zm~tritun ist iibrigens, wie mir Versuche an weissen Mitusen (I:--III) ergeben haben, fiir den tierischen Organismus durchaus nicht gleichgiltig.

0,15 g Alkaptonschwarznatrium wurden in 4 ccm Wasser gelSst. A m 25. Oktober 1910, 10 Uhr 55 Min. a. m. wurden 3 kleine weisse M'huse mit der neutral reagierenden LSsung injiziert.

I. 1 r der LSsung intraperitoneal. Naeh etwa 10 Minuten Exi tus l e t a l i s unter leiohten Kriimpfen. S ekt ion: Die LSsung finder sieh in der Peritonealh~ihle.- Keine Nebenverletzung. Sonst sind die Organe des Tieres ungefs

II. 1 corn der LSsung intraperitoneal. 12 Uhr l~Iattigkeit, erschwerte Atmung. 12 Uhr 10 Min. p. m. Exi tus le ta l i s unter kurzdauernden, klonischen Kr~impfen. Sektio n : Die Hauptmenge der L5sung in der BauchhShle. Keine Nebenverletzung. Nichts Abnormes nachweisbar.

III. 1 cem der LSsung subkutan unter die Rfickenhaut. Das Tier zeigt w~hrend des Tages keine Ver~inderung gegeniiber der Norm.

26. Oktober. Das Tier wird friih tot aufgefunden. Sek t ion : Reichlich s c h w a r z b r a u n e f l i issige Massen ira I)arm~ nicht im Maggn. An der Injel(tionssteile keine Nebenverletzung 7 die LSsung vollkommen resorbiert. Hem kontrahiert. Lungen blassrot. Zentralnervensystem ungef'~rbt. Die Knorpel zeigen keine Verfiirbung.

Der erwiihnte Befund dnnkler Massen im Darm erinnert an eine Be- obachtung yon D. H e l m a n n (31), nach welcher Melanin nach subkutaner [njektion beim Frosch in den Darm ausgeschieden wurde.

IV. Schwarze, mittelgrosse Ratte . 26. Oktober 1910~ 11 Uhr 45 Min. a. m. 0:037 g Alkaptonschwarznatrium in 2 ccm Wasser subkutan. Im Laufe des Tages keine abnormen Erscheinungen.

27. Oktober 7 3 Uhr 45 Min. p. m. 0:06 g" in 2 ccm Wasser subkutan. Keine abnormen Erscheinungen. Das Tier sezerniert s c h w a r z b r a u n g e f ~ r b t e n Harn.

29 Oktoher, 11 Uhr 30 Min. a. m. 0~lg der Substanz in 3ccmWasser subkutan. 12 Uhr 30 Min. p. m. Atmung des Tieres anscheinend beschleunigt. Es wird etwa

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O. Adler, Pigmentanomalien des Stoffwechsels. 17

2~5 ccm dunkelbraunen Harns entleert. 6 Uhr 30 Min. p.m. Der im Laufe des Nachmittags entleerte Harn ist dunkelbraun, desgleichen der um 6 Uhr 30 Min. entleerte. Das Tier ist etwas verfallen~ Respiration beschleunigt~ sonst keine auf- fallenden Erscheinungen.

Das Tier erholte sich vSllig und war w~tllrend der weiteren Beobach- tungszeit normal. Der gesammelte dtmkle Ham reduziert alkalische KupferlSsung. Mit etwas Essigsiture anges~tuert flockt aus dem Harn der dunkle Farbstoff aus. Mit Zinnchloriir erfolgt keine Entfiirbung des Hams, auch nicht beim Anwitrmen. Die Thormaeh lensche Reaktion negativ. Mit Wasser verdiinnt und mit Essigsiiure stark angesiCuert, sodass keine Ausflockung des dunklen KSrpers erfolgt, entsteht nach Zusatz yon Ferro- cyankalium eine deutliche Triibung.

Die hier festgestellten Ausscheidungsverhii]tnisse des Alkaptonschwarz im akuten Tierversuch widerlegen durchaus nicht die MSglichkeit seines Vorkommens beim Ochronotiker, da ja die Bedinglmgen, tinter denen das Pigment wiihrend des allm~ihlichen Entstehens in den Geweben gebunden wird, noch unbekannt sind und offenbar bei der gewfihlten Versuchsanord- hung nicht vorliegen.

IV. Bemerkungen iiber die Phenolochronose. Wir haben schon oben erwahnt, dass mindest zwei F o r m e n yon

O c h r o n o s e unterschieden werden miissen und zwar neben der hier schon vielfach genannten Alkaptonochronose die P h e n o l o c h r o n o s e . Die Kennt- his dieser letzteren Form verdanken wir den grtmdlegenden Beobachtnngen yon L. P i c k (4). Diese Form der Ochronose entsteht dutch jahrelang fortgesetzte Umschl i tge yon K a r b o l w a s s e r , trod zwar bildeten fast regelm~tssig U l ce r a c ru r i s den Angriffspunkt ffir eine solche Behand- lung. Demnach ist also das im Laufe der Jahre allmfihlich resorbierte Phenol als die Muttersubstanz fiir das dunk]e Pigment der Phenolochronose anzusprechen. A1]gemein nehmen nun die Autoren als Zwischenprodnkt zwischen dem Phenol und dem dlmklen Pigment die Dioxybenzole Hydro- Chinon und Brenzkateehin an. Wollen wir das Hydrochinon als ein der- artiges Zwischenprodukt gelten lassen, so ergibt sich auffallender Weise eine enge Verwandschaft der Alkaptonochronose mit der Phenolochronose. Denn es kann kaum ein Zweifel darfiber bestehen, dass das aus Hydrochinon dargestellte Pigment (s. o.) und das aus Hydrochinonessigsiture (Homogen- tisinsiiure) dargestellte Alkaptonschwarz in ihren Eigenschaften aneinander sehr nahe stehen. Auch K o l a c z e k (14) weist auf die nahe Verwandschaft der beiden Ausgangsprodukte bin.

Es ergibt sich aber die Frage, ob wir bei der Bildung des Pigments der Phenolochronose das Hydrochinon als Zwischenprodukt ansehen mtissen oder ob nicht noch andere MSglichkeiten in Erwiigung zu ziehen wiiren.

Zeitschrift frar Krebsforsehang. 11. Bd. 1. Heft. 2

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18 O. A d l e r , Pigmentanomalien des Stoffwechsels.

In der Tat kOnnen aus dem Phenol aueh noch in anderer Weise dnnkle Pigmente gebildet werden. So entsteht bei der Elektrolyse einer LOstm.e,' yon Phenol in Kalilauge unter Anwendung yon Kohlenelektroden neben eiher wasserlOslichen Siiure eine im Wasser unlOsliche amorphe, s c h wa rz e Siiure yon der Formel C65H4sOee (34). Desgleichen liegen abet auch noch andere MOglichkeiten zur Entstehung dunkler Pigmente ans dem Phenol vet. Es wih'en meines Erachtens, um znr Kenntnis des Pigmentes der Phenoloehronose zn kommen, die verschiedensten \Vege zn studierem die veto Phenol aus zur Bildlmg soleher dtmk]er Pigmente fiihren, Dariiber will ich spitter an anderem Orte berichten nnd hier nut eine Methode an- [iihren - - die ich zur Darstellung melaninartig'er Stoffe aus Aminos/inren (S. 34ff.) ausgearbei'tet habe - - mit Hilfe deter es mir gehmgen ist, in ziemlich glatter Reaktion in saurer LOsung' ein derartiges oeker- farbiges ,Pigment direkt aus Phenol und zwar in gnter Ausbente dar- zustellen.

10 Gem Phenol werden in 135 ecru Wasser eingegossen~ hierauf unter Um- sohwenken allmiihlich 7 ecru konz. 8chwefelsgure und hernaeh 10 g manganfreies Bleisuperoxyd zugesetzt. Das B, eaktionsgemisch wird in den W~irmeschrank yon 37 Grad gestellt. Nach 22 stiindigem Stehen wird an der lqutsche abgesaugt. Das Filtrat bildet eine rOtlieh gefiirbte LOsung. Die Hauptmenge des entstandenen Produktes befindet sich im Niederschlag mit Bleisulfat gemongt. Der ~liedersehlag wird mit 120 ecru 5 proz. Natronlauge verriihrt, wobei dunkle LOsung eintritt. Nanmehr wird das rein verteilto Bleisulfat absetzen gelassen, da es sonst selbst durch diehte Filter teilweise hindarehgeht. Nach mehrt~tgigem Stehen wird durch ein diehtes Faltonfilter filtriert. Die erhalteno L5sung wird mit verdtinnter Sehwefelsguro angosiJ, uert~ wobei ein Farbenumschlag yon schwarzbraun in einen hell rOtliehen Farbenton eintritt and zugleieh Ausfloekung des Reaktionsproduktes erfolgt. Dieses wird sodann an der 5Iatsche abgesaugt~ mit Wasser, Alkohol und Aether gewaschen and sodann auf dem Tonteller kr~iftig abgepresst. Nach mehr- tRgigem Trocknen im Exsikkator fiber Sehwefels~are bildet die Substanz ein ockeriges br~unliches Pulver~ das bei der Untersuchung noch Spuren yon Blei- sulfat enthielt.

Die Substanz ist kaum 15slich in Wasser und in Aether, wenig 15slich in kaltem, leichter 15slich in 96 proz. heissem Alkohol. in'10 proz. Sodaliisang m,tssig 15slieh mit gell)branner Farbe, sehr leieht 15slich in 10 proz. Natron- lange mit d u n k e l b r a u n e r Farbe. UnlOslich in kaltem, sehr schwer 1Os- lich in siedendem Benzol. Ziemlich leieht 15slieh in Pyridin mit rotbranner Farbe. In kalter konz. Schwefelsiiure lost sich die Substanz mit intensiv dnnkelbrauner Farbe auf.

Amlnoniakalisehe SilberlOstmg wird nach Zusatz von Natronlauge schon in der Kitlte reduziert, starker ~md rascher in der WOrme. In kalter, ranchender Salpetersitnre lost sich die Snbstanz mit dunkler Farbe; beim Erhitzen trit t allm~thlich Alffhellung ein.

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0. Adler, Pigmentanomalien des Stoffwechsels. 19

BeimKoehen mit ZinnehlorfirlSsung seheint Reduktion nieht aufzutreten.- In k l i n i s e h e r Hinsieht ist es wiehtig, die Phenolochronose yon der

Alkaptonochronose scharf auseinanderzuhalten, indem die erstere Form zu den v e r m e i d b a r e n Zusti~nden gehSrt (Nichtgebraueh yon Karbolwasser- umschliigen), w,ihrend bei der Alkaptonochronose bisher kein 3littel 1)esteht, um dieselbe zu verhiiten. Beide Formen yon Ochronose kiinnen aber fiir die Betroffenen durchaus nieht als gleichgiltig' angesehen werden, in(lem sich im Zusammenhange damit anderweitige Krankheitssymptome (Gelenk-, Gefiisserkrankungen (14,23) n. a. ausbilden kihmen. In dem g'enannten Sinne sl)rechen aueh meine oben erwiihnten Versuehe mit dem Alkap/ml- pig'ment, welches bei kleinen Tieren sehwere Erseheimmg'en mnl st)g'ar den Tad hervomffen kann.

Ieh habe es fiir wiinsehenswert gehalten, auf g'ewisse Eigensehaften der untersnehten Pigmente niiher einzugehen, weil die Kenntnis derselben bisher nut sehr gering ist und weil es nieht ausgesehlossen seheint, dass dureh eine eingehendere Untersuehnng dieser Pigmente das Verstiindnis der Oehronose aueh in kliniseher Hinsieht gefOrdert werden kann. Aueh fiir die pathologisehe Untersuehung tier yon der Pigmentanomalie betroffenen Gewebe diirfte es zweckdienlich sein, den Einfluss yon L~islmgsmitteln und die Reaktionsf}ihigkeit dieser Pigmente zu kennen. Z d a r e k (13) hat 1)ei einem Falle yon Ochronose das an das Knorpelgewebe (Chondromukoid, Chondroitinsehwefelsiture) gebundene Pigment isoliert, jedoeh hat dieser Forseher das freie Pigment nieht dargestellt. Das yon Bos t r~m (321 dutch mehrti~giges Erhitzen des Knorpels mit 1 proz. Salzsaure bei 105 0 erhaltene Pigment darfte mit den bei diesem Vorgehen aus dem Knorpel, ffewebe entst~henden Zersetzungsprodukten vermengt gewesen sein. Der yon Hei le (33) dureh Koehen mit Kaliumehlorat und Salzsiiure in Liisung gebraehte Farbstoff war voraussiehtlieh nieht tmverlindert, wenngleieh er in manehen Eigensehaften an unser Alkaptonpigment (Verhalten ge~en Fitllnngsmittel: essigsaures Blei, Baryt, Eisenehlorid)erinnert. Die ana- lytisehen Untersuehungen in dieser Riehtung sind sehr ersehwert dutch die Abhiingigkeit yon so selten zur Obdnktion kotnmenden Fi~llen.

In gleiehem Masse gilt dies yon einer weiteren Pigmentanomalie, fiber die ieh in den folgenden Zeilen beriehten will, tier 5 le lanose , deren Probleme sieh in ihrer Mehrheit nieht unabhiingig yon der klinisehen Beobaehtung verfolgen lassen. Deshall) wollen wir in dem h)lgenden AI)- selmitte vo~erst auf mlsere k a sni s t is eh e n Beobaehtungen eingehen.

V. Kasuistisehe Beobachtmlgen iiber )Ielanome.

Mit Rticksicht auf (lie Seltenheit der F~tlle yon melanotisehen Neu- bihlungen, besonders solcher, die gleiehzeitig Melanurie zeigen, war ich

2*

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20 O. Adler , Pigmentanomalien des Stoffwechsels.

genStigt, neben den Fi~llen, die ich auf unserer Klinik zu beobachten Oe- l egenheit hatte and deren Bearbeitung mir mein Chef, Herr Hofrat P r i b r am. giitigst gestattete, reich noch anderwiirts nach Material umzusehen, und ich erlangte au[ diese Weise noch das Untersuchungsmaterial yon .3 Fiilleu, die im Folgenden ebenfalls mit aufg'enommen sind.

Der Kranke, bei dem ich die erste Gelegenheit hatte, die weitec unten (S. 2,~ ff.) niiher erSrterte neue Reaktion im Melanogenl!arn zu studieren and ans dessen Ham ich das Melanin isolierte, das mir zum Yergleich mit den welter anten zu beschreibenden kiinstlich dargestellten dunklen Pig'menten diente, wurde am 12. Oktober 1909 yon der deutschen chirurg'ischen Klinik wegeu eines Erysipels au[ die |niektionsabteihng transferiert.

[oh lasse einen knrzen Auszug aus der Krankengeschichte dieses Falles folgcn:

F a l l 1. Anton B., 31 Jahre alt, verheiratet, Tischler. Pat. war auf die deutsche chirurgische Klinik wegen eines melanotischen Sarkoms der Bauchdecken, das aus einem Naevus entstanden war. aufgenommen worden. Bei der Operation wurde die Geschwulst und gleichzeitig die vergrfisserten Leistendrtisen entfel~t. Alle 30perationswanden zeigten geringe Heilangs- tendenz. Es schloss sich eine Eiterung miissigen Grades an. 5 Wochen nach der Operation trat plStzlich hohes Fieber auf (40,3~ als dessen Ur- sache sich beim Verbandweehsel ein E~'sipel tier Bauchdecken ergab. Des- h a l b wurde der Patient auf die unserer Klinik angegliederte Erysipel- abteilunff transferiert.

Die Untersuchung des schwiiohlichen, hoch fiebernden Patienten ergab: Fast allenthalben betr~ichtliche Schmerzhaftigkeit beim Beklopfen der Knochen. Ueber beiden Lungenspitzen verkfirzter Schall, fiber der re chter) kieinblasiges Rasseln~ fiber der linken verschSrftes Exspirium. Herzdiimpfang innerhalb normaler Grenzen. Keine ausgesprochenen Geriiusche, Pulsfrequenz 144. Leber nnd Miiz nicht ver- grSssert. Keine freie Fi~issigkeit in der BauchhShle naehweisbar. Im Bereich der unteren Bauehgegend ausgedehnte erysipelatSso Entzfindung mit scharfer Ab- grenzung gegen die Umgebung, stark schmerzhaft. Entsprechend dem Spatium praeperitoneale (Ketzii) eine handtellergross% mit eitrigen Granulationen bedeckte Wundfliiche, die Inzisionswunden beiderseits in inguine leicht eitrig belegt.

Unter tii,glichem Verbandwechsel and Lokalbehandhmg mit Perubalsam und Argentumsalbe ging das Erysipel im Bereich der Banchdecken all- miihlich zuriick, breitete sich jedoch auf die Haut des Skrotums aus. In der Folge kam es daselbst zu schwerer Nekrose und zu vollkommener Abstossang' eines grossen Teiles des Hodensackes, so dass die Hoden bloss- lagen. Als weitere Komplikation traten am 6. Tage des Aufenthaltes auf uuserer Abteilung die Erscheinungen einer schweren rechtsseitigen Pneu- monie auf. Der Patient verfiel immer mehr und 1rater andauerndem hohem Fieber trat am 2~. Oktober der Exitus letalis ein.

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O. Adler , Pigmentanomalien des Stoffweohsels. 21

H a r n b e [ u n d : Farbe rftlich gelb, Reaktion sauer, kein Eiweiss, kein Zucker, Azeton und Azetessigsiiure nicht nachweisbar, Indikan in m~tssiger Menge. Mit verdfinnter Eisenchloridlfsung (v. J a k s c h ) trat alsbald eine tintenartige F~rbung ein. Mit Kaliumbichromat und verdtinnter Sehwefel- siture versetzt, zeigte sich eine intensive dunkle F~rbung. Die yon mir angegebene R e a k t i o n im M e l a n o g e n h a r n (s. u.) war stark positiv. T h o r m a e h l e n s c h e Reaktion negativ. Bei llingerem Stehen wurde der Harn allm~thlieh spontan schwarzbratm und zeigte in der Durchsicht einen rftlich-braunen Stich. Beim Schtitteln mit Tierkohle win'de das Chromogen des Hams in der Kohle fast ganz zuriickgehalten.

Eine Blutuntersuchung war mit Rticksicht auf das bestehende Erysipel nicht vorgenommen worden.

Die k l i n i s e h e D i a g n o s e ]autete: M e l a n o s a r c o m a t egum, ab- d o m i n i s et g l a n d u l , l y m p h a t i c , i ngu in , o p e r a t u m an te hbd. V. - - Metas tas . m u l t i p l i c e s . - - M e l a n u r i a . - - Erysipelas tegttmenti abdom. peract. - - Erysipelas gangraenos, scroti. - - Pleuropneumonia dextra.

Aus dem Sektionsprotokoll (Sekant: Dr. Ro l l e r ) entnehme ich:

174 cm lunge m~,nnliche Leiche yon kdiftigem I{noohenbau und blassen Hautdecken. Am untersten Abdomen fiber der Symphyse ein etwa handtellergrosser, stinkender, mit Eiter bedeckter Substanzverlust. Die Haut des Skrotum stetlen- weiso geschwunden odor durch schwarze und grfinliche Massen ersotzt, so dass die Hoden wie pr~ipariert und mit sohmutzigen, eitrigen Massen bedeckt erscheinen.

Die g i p p e n sind am Durchsohnitt mit kleinen sohwarzen F leokohen durchsetzt, so dass die ganze Spongiosa derselben clunkel erscheint. Im Pleura- raum beiderseits ziemlich viol eitrig-fibrinfses Exsudat. Die Pleura des Unter- lappens mit frisohen Fibrinauflagerungen bedeekt 7 die beiden Unterlappen etwas komprimiert und luft~irmer. Die mediastinalen g~nder leicht emphysematfs ge- bliht. In den gesamten Lungen eine sehr grosse Anzahl yon moist subpleural gelegenen, grfsseren und kleineren s o h w a r z b r a u n e n Knoten yon ziemlich weioher Konsistenz. Im Herzbeutel ein wenig freie Flfissigkeit. Die Herzhfhle eng, dieKlappenzart. An der Oberfl~iohe des r eoh tea u 2 sohwarze Knoten. Im Septum und in einem P a p i l l a r m u s k e l desAortenzipfelsjeeino kleine, subendokardial gelegene s c h w a r z e Gesehwuls t~ veto Septum aus ragt in den rechten Ventrikel ein kleines, polylofses , schwarzes~ weiches Gobi lde in die rechte Herzhfhle hinein.

Die Milz sehr gross, pulpareioh, weich. Die Leb e r entsprechend gross, mit ziemlioh vielen, verschieden grossen~ toils

s e h w a r z e n , toils l ioh te ren Knoten durehsetzt. Die Nieron ontspreohend gross, das Gowebo etwas st~irker durohblutet; in der

linken Nebonniere ein grosset Geschwu l s tkno t en . AmPer i toneum einzolno,etwas vorragende,brauns oh warze Gesohwfil st e

4n der Niihe der Ueocoecalklappon. In der reehten l n g u i n a l g e g e n d ein Pake~ weicher, sohwarze r Ge-

sohwuls tmassen~ die in die Y.iliaca hineinwuohern. Entlang der Aorta sind die

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22 O. Adler~ Pigmentanomalien des Stoffweehsels.

retroperitonealen Lymphdr / i sen mit schwSrzlichen Massen infiltriert. Im rechten Kniegelenk eitrig-fibrin5ses Exsudat. Im Knoehenmark des Femurs~ in der N~he des galses~ sehwarze Geschwuls tkno ten .

Hervorheben mSchte ich, dass in diesem Falle t r o t z des s t a r k p o s i - r i ven Aus f t t l t e s der M e l a n i n p r o b e n u n d t r o t z des d e u t t i c h p o s i - t i v e n A u s f a [ l e s m e h l e r R e a k t i o n die T h o r m a e h l e n s c h e P r o b e n e g a t i v war. Ich mSchte diese Ttttsache mtr registrieren, ohne vorlSufig cinch bindenden Schluss daraus zu ziehen.

F a l l 2. Franz S., 59 Jahre alt, Bahnw,ichter. Dieser Fall wurde iiber meine Bitte yon dem Vorstande tier deutschen

dernlatologischen Klinik, Herrn Prof. K r e i b i c h , fitr einige Zeit auf unsere Klinik transferiert, wodurch mir Gelegenheit geboten wurde, den welter unten erwfihnten Tryptophanversuch und [erner die interne Untersuchung des Falles durchzufiih'ren. 1) Die yon Herrn Prof. K r e i b i c h vorgenommene histologische Untersuclnmg des Tumors ergab die Diagnose : M e 1 a n o c a r c i n om. Im iibrig'el~_ verweise ich bezttglich tier n/iheren Angaben tiber diesen seltenen Fall auf die demn,ichst erscheinende Mitteilung yon Herrn Prof. K r e i b i c h . Hier sei nut folgendes erwiihnt: Der Patient, der seit dem 8. Lebensjahre an Psoriasis leidet, bemerkte 6 Wochen vet der Aufnahme auf die Klinik an einer umschriebenen Stelle der Nabelgegend eine schwarze Verfarblmg der Haut. die sich rasch vergrSsserte. Nach seiner Angabe sell es an dieser Stelle zur Geschwtirsbildung gekommen sein, weshalb er yon einem Arzte mit Jodoformverbitnden behandelt ~alrde. Da sich jedoch keine Besserung

zeigte, wurde er yon dem Arzte an die deutsche dermatologische K]inik gewiesen, we nach Vornahme einer Probexzision die oben erw:,thnte Diagnose gestellt wurde. Die auf der chili.urgischen Klinik vorgenommene Operation (oval,ire Exzision des Tumors mad (lucre Vereinigung der H~mt mit Klammern, Exstirpatiou der Driisen in inguine) ergab, dass der Tumor noch nicht auf die tieferen Schichten tier Bauchdecken iibergegriffen hatte. Die exstirpierten Driisen erwiesen sich dunkel pigmentiert.

Die anamnestischen Daten des Patienten boron nfit :Ausnahme des schon oben kurz erw'~ihnten nichts Wesentliches. Bemerkt sei mtr, dass Erkrankungen an malignen Tumoren, soweit sich der Patient erinnert, in dessen Familie nicht vorgekommen sein sollen.

Aus dem Sta tus c l in ieus will ich folgendes hervorheben: Patient gross, mg.ssig kt~ftig, in gutem Ernghrungszustande. Etwa 2 cm unter dem rechten StirnhSoker, 31/s cm nach reehts yon der Mittellinie ein hanfl;orngrosses~ dunkel durchschimmerndes~ ziemlich hartes KnStchen in der Haut. Entsprechend dem

1) Ich gestatto mir, Hert'n Prof. Kre ib ioh fiir sein liebenswtirdiges Ent- gegenkommon auch an diesor Stelle meinen ergobenen Dank auszuspreohen.

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O. A d I er, Pigmentanomalien des Stoffweohsels. 23

oberen Rand der llnken 3. Rippe r etwa 6 cm yon der Mittellinie~ ein etwa linsen- grosser, dunkel pigmentierter Naevus, weiter ein etwa ebenso grosser dunklerNaevus an der Rfickenhaut in der HShe des 1. Lendenwirbels 7 2 cm nach rechts yon der Mittellinie. Unterhalb der rechten Spina scapulae ein bohnengrosses~ hellbraun pigmentiertes Papillom. Sonst an der Haut einige kleine Teleangiektasien. An den Streck- und Beugeseiten der obere% ferner an den Streckseiten der unteren Extremit~iten und in der Nackengegend typische, ausgebreitete Psoriasis-Efflores- zenzen. Das Haupthaar schwarzbrau% sohfitter, grau meliert. Irides blaugrau. Augenbefund normal. Hals schmal~ mittellang 7 in den m~issig tiefen Gruben keine Drfisen tastbar. Brustkorb gut gewSlbt, wenig elastisch. Auffallend tiefer yeller Schall (Schachtelton) rechts bis zum oberen Rand der VII.,VII, VIII. Rippe, links bis zum unteren Rand der V.~ V.~ VIII. Rippe. Lungengrenzen rfiekw~irts bis zum Dornfortsatz des XI. Brustwirbels. Bei der Auskultation ergibt sich vesikul~ires Atmen mit etwas versch~irftem und verl~ingertem Exspirium. GrSsste Herzbreite vom linken Sternalrand bis zur Medioklavikularlinie, bei starker Perkussion in den Randpartien Lungenschall st~irker beigemengt, gerztSne fiber allen Ostien dumpf~ sehr leise. Radialis-Puls rhythmisch, ziemlich klein, 72, Arterienrohr m~ssig ge- spannt. Blutdrack 60 mm Hg (G~rtner I). An den 0rganen des Abdomen keine Ver~inderungen nachweisbar. Refioxerregbarkeit normal, Sensibilit~tsprfifung er- gibt allenthalben normalen Befund.

Die Wundheihmg wurde durch Auftreten eines Abszesses an der dem friiheren Tumor entsprechenden Exstirpationswunde gestSrt, wodurch jedoch das Allgemeinbefindea in keiner Weise beeintrachtigt wurde. Wi~hrend der Beobachtungszeit (bis 30. April 1911) schied der Patient .kein M e l a n o g e n im Ham aus und zeigte keine Anzeichen einer Metastasenbildung.

Mit Rticksicht auf die Beobachtung yon H. E p p i n g e r (5), dessert mit Melanurie behafteter Patient auf Zufuhr yon T r y p t o p h a n mit einer Steigerung des Melanogens im Ham antwortete, wurde in diesem Fall ebenfalls ein T r y p t o p h a n v e r s u c h vorgenommen. Unser Kranker erhielt 1 g Tryptophan in 4 Dosen per os. Der Ham wurde in 3 Portionen yon je 8 Stunden aufgefangen. Alle 3 Portionen (820 ccm, 510 ccm, 1760 ccm) wurden besonders in Hinsicht auf den Ausfall der T h o r m a e h l e n s c h e n Reaktion und der yon mir (8) angegebenen R e a k t i o n im M e l a n o g e n - h a r n untersucht. B e i d e g e n a n n t e n R e a k t i o n e n w a t c h n e g a t i v , die Reaktion im Melanogenharn bei der apektroskopischen Untersuchung selbst in 20 cm dicker Schicht. "Auch sonst enthielt der Ham keine abnormen Bestandteile, das Indikan war stark vermehrt.

Wiihrend friiher das Vorhandensein reichlicher Indikanmengen Gelegen- heir zu Verwechslungen mit Melaninharn gegeben haben sell, sind derartige T~tuschungen derzeit sicher zu umgehen, seit A. P r i b r a m (35) im Jahre 1865 eine sichere Abgrenzung' des Melanogenharns gegeniiber dem Indikan- ham angegcben hat.

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24 O. hdler~ Pigmentanomalien dos Stoffwechsels.

Fal l 3. 69jiihrigesFr/~ulein. Grosser ulzerierter melanotischerTumor oberhalb des Nabels mit metastatischen IG:oten der Haut der Brust, des Bauches und der AchselhShle.

Diesen Fall hatte ich persGnlich zu untersuchen nicht Gelegenheit. Die Angaben darfiber sowie die MSglichkeit, den Ham dieses Falles unter- suchen zu kSnnen, verdanke ich dem ]iebenswiirdigen Entgegenkommen des Herrn Prof. Kti t tner in Breslau, dem ich hierftir zu herzlichem Dank verpflichtet bin. Ich ftihre diesen Fall deshalb hier anschliessend an, well er mir bei der systematischen Untersuchung mit der welter unten zu bespreehenden Reaktion im Melanogenharn yon Interesse erschien. Ich hatte Gelegenheit, den Ham w/4hrend des Krankheitsverlaufes zweimal zu untersnchen, beide Hale war sowohl die Probe yon Jakseh und die Thor- maehlensche als auch meine Reaktion im Melanogenharn nega t iv , ob- wohl zu dieser Zeit die Geschwulst ganz gewaltige Fortschritte gemacht butte und sowohl der prinlare Tumor als auch die Gesehwulstpakete in den AehselhShlen und in den Leisten grosse Ausdehnung erreicht hatten.

Fa l l 4. Melanosarkom des Ohrlitppchens. Beztiglich dieses Falles verweise ieh auf den Bericht yon Herrn Prof. Kti t tner (36).

Aueh in diesem Fall hat mir Herr Prof. Kti t tner in liebenswardigerWeise den Harn zur Verftignmg gestellt. Bei tier Untersuehung ergab sich mir die ftir die Auffassung meiner Reaktion im Melanogenham prinzipielle

Feststellung, dass hier ebenso wie im Falle 1 wiederum ein pos i t ive r Ausfa l l der Reak t ion zu verzeichnen war und mir dadurch ein weiterer Beweis geboten wurde, dass es sich um eine ftir den Melanogehharn charakteristische Reaktion "handle. Ich komme daratff welter noeh zu sprechen. In diesem Falle war anch die Thormaehlensche Reaktion positiv. Ueber den Ausgang des Falles ist mir bi~her nichts bekannt geworden.

Fa l l 5. Josef K., 20jahriger Maim, Tischler. Me lanosa rkom der Iris. Ausserordentlich langsam wachsender dmikler Tumor der Iris. der abet durch das Hinzutreten yon Sekundi~rglaukom sicher als Melanosarkom zu diagnostizieren ist. Der Patient wurde yon Herin Prof. E l schn ig auf der Versammlung deutscher Augeniirzte B(fi:mens und Mi~hrens in Prag demonstriert. (Ref.: Prager reed. Wochenschr. 86. 1011.) Durch das liebenswiirdige Entgegenkommen des Herin Prof. E l schn ig war ich in der Lage, den Ham dieses Kranken, der, abgesehen yon seinem Augenleiden, keinerlei Krankheitserscheinungen zeigte, insbesondere keine Anhaltspunkte ftir irgendwelehe Metastasen bot, zu untersuchen ~md zwar am ,~. Dezember 1910 und am 20. Februar 1911. Trotz des langen Bes tandes der Neub i ldung - - der Kranke verweigerte entschieden die Operation - - war 5Ielanogen im H a m n ich t naehweisbar , desgleichen

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O. Adler, Pigmentanomalien des Stoffwechsels. 25

war auch die Tho rmaeh lensche trod meine R e a k t i o n im Me lanogen - h a r n negativ.

Fa l l 6. 29jahriger Hilfsarbeiter. M e l a n o s a r k o m der B i n d e h a u t , nach einem vor vier Wochen erlittenen Trauma entstanden. Exenteratio orbitae. Glatte Heilung. Bis jetzt (etwa 10 Monate nach der Operation) keine Anhaltspunkte f~'tr Metastasen. Dieser Fall ~mrde yon Prof. Berg- m e i s t e r (37) in der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien am 27. Mai 1910 demonstriert, welcher mir auf meine Bitte in entgegenkommendster Weise die obigen Daten mitteilte and mir eine Quantitat des Hams dieses Falles zur Verffigang stellte. Sowohl die Reaktionen yon J a k s c h and yon Thor- m a e h l e n als auch meine Reaktion waren in diesem Falle nega t i v .

Fa l l 7. Florian E., 48jiihriger Strafling, ~ I e l a n o s a r c o m a bu lb i et ne rv i op t i c i dextr i .

Die anatomische Untersuchung des Falles ist noch nicht abgeschlossen und derselbe daher noch nicht ganz aufgeklart. Die Diagnose selbst ist jedoch sichergestellt. Der Fall wurde am 14. Januar 1911 auf die deutsche Augenklinik (Prof. E1 s c hni g) aufgenommen, woselbst die Exenteratio orbitae and die Exzision des intrakanalikularen Teiles des N. opficus ausgeftihrt wurde, wahrend die Orbita sich im Zustande einer lebhaften Entztindang befand. Am 21. Februar wurde der Patient au f unsere Klinik transferiert.

Der ziemlieh kr~ftige Patient, der sieh in leicht soporSsem Zustande befand, zeigte bei der Untersuchung an den ~usseren Hautdecken keinen abnormen Befund, Keine vergrSsserten Driisen. Ueber beiden Lungenspitzen leichte Infiltrations- erscheinungen. Ueber der rechten Lunge D~mpfung~ hinaufreichend bis zur Spina seap. mit abgeschw~chtem Atmen und abgesehw~ehtem Stimmfremitus. Sonst fiber den Lungen stellenweise sp~rliehe Kasselger~usche. Kein abnormer Herzbefand. Die Abdominalorgane ohne Besonderheiten.

W~ihrend des Aufenthaltes auf unserer Klinik entwickelten sich die Er- scheinungen einer eitrigen Meningitis~ der der Patient am 24. Februar erlag.

Bei der S ek t i on (Prof. Ghon) wurde die klinische Diagnose bestatigt. Hervorgehoben sei, dass sich eine etwa erbsengrosse Metastase im Chiasma n. opt. vorfand. Weitere Metastasen waren nicht vorhanden.

H a r n b e f u n d : Kein Eiweiss, kein Zucker, keine AzetonkSrper, Indikan in massiger Menge. Mel~mogen nicht nachweisbar. T h o r m a e h l e n s Probe negativ, meine R e a k t i o n im M e l a n o g e n h a r n war sowohl bei der direkten Bestimmung als auch bei der spektroskopischen Untersuchang (20 cm dicke Schicht) nega t iv .

Unter den 7 Fallen yon Melanomen, die im Vorangehenden angefiihrt sind, war in 2 Fallen Melanur i e nachweisbar, d. i. in 28,6 pCt. der Falle. Die Thormaeh lensche (38)Reaktion war nur in e inem Falle positiv entsprechend 14,3 pCt. tier Fal le . Die yon mir angegebene R e a k t i o n im

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26 O. A dl er ~ Pigmentanomalien des Stoffwechsels.

Me lanogenha rn war in be iden .~Ielanurief~tllen pos i t iv (28,6 1)Ct.), in den Fiillen ohne Melanurie stels negativ. Besonders hervorheben mSchte ich auch an dieser Stelle, dass ein Fall, bet dem sowohl die Proben auf 5Ielanogen als auch meine Reaktion stark positiv waren, einen neg'ativen Ausfall der Thormaehlenschen Reaktion zeigte, woraus hervorzugehen scheint, dass die StoffwechselstSrung bet manchen Fitllen yon Melanomen die Ausscheidung mehrerer abnormer Produkte zur Folge haben kann. Das entspr~iche der in der Einleitung zu dieser Arbeit geiiusserten An- sehanung, dass sich die gestSrte oxydative Funktion der kranken Zellen nicht nur anf einen Stoff. sondern auf mehrere Stoffe beziehen kaIm.

Von den genannten Fallen betraf die Erkrankung' sechs )I'~inner nnd eine Frau. Der jfingste Fall war 20 Jahre alt, der :,tlteste 69 Jahre. Der prim~ire Sitz der melanotischen Geschwnlst betraf in 4 F'~illen die gussere Haut, davon in 3 F~illen die Hant der Bauchdeckell; in 3 F~illen das Auge. - - Was den Ansgang der F~ille anhmgt, so konnte ich iiber '2 Falle bisher nichts in Erfahrmlg bringen; '2 Kranke, bet denen die Operation vor- genommen wurde, sind gestorben, 3 Kranke leben, davon 20pel'ierte und ein nicht O1)erierter. Bet diesen letzten 3 Fallen sind derzeit Metastasen nicht nachweisbar, doch ist bet den beiden operierten F~allen bisher noch nicht ein Jahr verstrichen.

Die Untersuchungen werden, wie ich schon oben erwiihnte, besonders dadurch erschwert, dass das Material an vorgeschrittenen F~tllen gering" ist. Und doch scheinen gerade die Melanome ein giinstiges Objekt ffir' Studien tiber maligne Neubildungen zu sein, da bet jenen die Eigensehaften der bSsartigen Geschwfilste in besonderem Masse potenziert sind.

Um mir einen Ueberblick fiber die Hi iuf igkei t der Todesf i t l le an m e l a n o t i s c h e n N e u b i l d u n g e n zu versehaffen, habe ieh nfit Bewilligung des Vorstandes des deutsehen pathologischen Instituts, Hel'rn Prof. Ghon, in die Sektionsprotokolle dieses Instituts Einsieht genommen.

Ich gestatte mir, Herrn Prof. Ghon ffir sein bereitwilliges Entgegen- kommen meinen besten Dank auszuspreehen.

Die F~ille yon Melanomen, welche in den letzten 25 J a h r e n yon den Kliniken der deutsehen Universit~tt zur Sektion kamen, sind in der neben- stehenden Tabel le zusammengestellt.

Die Zahl der Sek t ionen , die in dem bel~ieksichtig'ten Zeitraum yon 25 Jahren vorgenommen wurden, betrug 21990. Dabei sind diejenigen Sektionen nicht mit einbegriffen, welche yore Institute in auswitrtigen Spi- tiilern vorgenommen wurden.

Wie aus der Tabelle ersichtlich, wurden im ganzen 14 F~tlle yon m e l a n o t i s c h e n N e u b i l d u n g e n beobaehtet, entsprechend 0,63(; pM. sihntlicher in dem genannten Zeitraum sezierten F~tlle. Es kommt deln- naeh reclmcrisch auf 1571 Sektionsfal!e ! ~lelanom. Mit Rticksicht auf

Page 27: Beiträge zur Kenntnis der Pigmentanomalien des Stoffwechsels

O. A d 1 or, Pigmentanomalien des Stoffwechsels. 27

Datum Sektions- der Protokoll Name, Alter, Klinisehe Diagnose Patholog.-anatom. Bcmerkungen

Scktion Nr. Beruf Diagnose

25.10. 86

27.12.86

20. 10. 88

8. 8.89

19.11.89

28.11.90

10. 1.96

29.12.96

Franz W., 58 Jahrc alt,

TaglJhner.

Marie C., 48 Jahrc alt, i Maurcrsfrau. ]

Johann N., 43 Jahre nit.

Barbara Z., 59 Jahre air, TaglJhnersfr. Magdalena g., 66 Jahre air, TaglJhnerin.

WcnzcI E., 47 Jahrc alt,

TaglJhner. 22/22 Franz P.,

45 Jahrc air, Heizcr.

878/67 Anna Z., 49 Jahre air, 0bsth:andlerin

Sarcoma melanot, maxil- lae inf. d.

[ Melanosarcoma orbitae dextr. Tumor metastat. hepat.

Naevus pigmentosus re- gion. pectoralis sin. (adnatus). Sarcoma gland, lymph, axillae sinistr.

Melanosareom. bulbisin. Sate. metast, hepatis.

Mclanosarc. reeid, reg. cubital, dextr, et gland. axiilar, regional. - - Haemorrhagia ex art. axill, d.

Sarcoma gland, lymph. colli lat. d e x t r i . - Metastases multipl.

Sarcoma melanot, hepat.

Mclanosarcoma hcpatis, cutis multiplex, gland. lymph, colli, costarum (originis oecultae).

Sarcoma melanodcs ma- xillae inf. d. et gin- givae. - - Sate. sccund. gland, lymph, coIli, cerebri, hypophyseos, gland, lymph.mediast., pancreatis ct gland. lymph, retroperit.

Vulnus orbitac post ex- sfirpationcm mclano- sarcomatis (bulbo orti). - - Sarc. sccund, cc- rebri atque hepatis.

Vulnus axillae sin. post. cxstirpat, mclano-sar- eomatis metast, gland. lymph. Vulnus cutis thoracis post exstirp. melanosarc, naevo orti.

Melanosarcoma bulbi sin. - - Melanosarc. sec. hepatis.

Anaemia univ. ex hae- morrhagia in vulnere axillae d. post cxstir- pationem gland, lymph. sarc. melan, sec. affcc- tarum - - ante dies XII. - - Vulnera reg: cubital. d. post cxstirpat, sarc. melanot, recid, in sa- natione.

Sarcoma melanod, gland. lymphat, colli. - - Sar- comatosis sec. univers.

Sarcoma melanodes fuso- cellularc secundarium hepatis, gland, retro- perit, pulm. d. glandul. mediastini, myoeardii, gland, suprarenal, utri- usque, ]ienis, ossis fcm. dextri. - - (Sarcoma primarium ?)

Sarcoma melanod, gland. t h y r e o i d e a e . - Sarc. sec. gland, lymph., cutis pulmon., myo- cardii, hepat.,pancrcat., gl. suprarenal., renum, ovarii d. nec non me- dullae ossium et mus- culorum.

Der Tumor be- stand seit 1 Jahr. Exstirpicrt am 19. 11. 1886.

Tumor bestand seit 5 Monaten. Exstirpiert am 5. 10. 1888.

0periert am 6. l l . 1889.

Publiziert vonDr. P i e h l e r , Zeit- schrift f. Heilk. XVII. 1896.

Publiziert yon F. F r g n k e l , Prager medizin. Wochensohrift. 1897. Nr. 27.

Page 28: Beiträge zur Kenntnis der Pigmentanomalien des Stoffwechsels

28 O. A d l e r , Pigmentanomalien des Stoffweehsels.

Datum Scktions- ] Patholog.-anai;om. der Protokoll Name, Alter, Bemerkungen

Sektion Nr. Beruf Klinische Diagnose I Diagnose

22. 3.08

29.1 i. 08

10. 12.08

23. 5.09

29.10. 09

11. I0. 10

5o/2o2

93/781

28/818

73/~( )

55/7~

637

Wenze[ B., 64 Jahre alt, Schuhmacher.

i Melanosarcoma sec. he- I Melanosarc. hepatis eum

paris, intumeseentia enormi

1

Ferd. N., Tumor d. linkon Stirn- 33 Jahre alt, hirns.

Bergmann.

Karl P., 37 Jahre alt,

Diener.

Marie L., 50 Jahre alt,

Stickerin.

Anton B., 31 Jahre alt,

Tischler.

Peter T., 50 Jahre al~,

Arbeiter.

Melanosarcoma hepatis sec. post exstirpat. bulbi sin.

Status post exstirpat. sarcomat, gland, supra- renalis sin. progred. ad ren. sin. et exstirp. rents sin.

~elanosarcoma tegument. abdominis et gland. lymph, inguinal, oper. ante hbd. V. Metastas. multipl. Melanuria. Erysipelas tegument. abd peract Erysi- pelas seroti. Pte'uro- pneumonia dextra. I

Status post exstirpat. Melanosarcoma axillae �9 I sareomatis maxillae i dextr. (Star. post ex-

faetam.dextr" ante horas V. stirpationem.)

hepat. - - Metast. muir. praecip, p e r i t o n e i . - Bulbus sin. ante annum exstirpatus.

~[elanosareoma metast. piae matris cerebripost exstirpat, tumoris me- lanotici eutis.

Melanosarc. hepatis cum metast, in pleura vise., I cauda panereat., lyre- [ phogland, retrobronch. } et retroperitoneal, sup. ]

Status post operat, prop- ] ter sarcoma melanodes I in reg. renali sinistr. ] (metast. in lympho-] gland, omenti maj.)

Status post operat, me- lanosareomatis tegum. abdominis. Melano~ sareomatosis univers. - - Erysipelas serotl. Sepsis univers.

Leber 5100 g; ca. 2/~ derselben melanot. Neubii- dungsmasse.

Leber 8200 g schwer, fast das ganze Abdomen einnehmend.

das grosse Sektionsmaterial kann die Zahl der mit melanotischen Neu- bildungen sezierten Fal le als ausserordentlich niedrig bezeichnet werden.

Unter den 14 Melanomfitllen waren 9 m i t n n l i c h e trod 5 w e i b l i c h c In- dividuen. Was das A l t e r anlangt, so war der ]ihlgste Fa l l 31 Jahre, der alteste 66 Jahre. Das Durchsctmittsalter aus allen F~illen bercchnct sich auf 4~1/2 Jahre.

Was den Sitz des P r i m i t r t u m o r s anlangt, so ist ir~ 4 Fitllen das Auge angegeben, in 3 F~illen die Haut, in einem Fal le die G1. thyreoidca; in den restl ichea F~tllen ist derselbe nicht rnit Sicherheit festzustellen.

U e b e r e i n e n e u e g e a k t i o n i m Melanogenha rn .

\Venngleich wir schon seit den Untersuclnmgen yon A. P r i b 2' am (35)eine

sichere Charakteristik des 5Ielanogenhames besitzen und insbesondere dutch

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O. Adler 7 Pigmentanomalien des Stoffwechsels. 29

diese Untersuchungen auch eine Abgrenzung gegenfiber dem Harne bei schwerer Indikanurie, bei Methiimoglobinurie, Carbolurie u. a. gegeben wurde, erschien es mir dennoch wfinschenswert, eine Reaktion ausfindig zu machen, die die Eigenschaften des Menalogenhames yon einer neuen Seite beleuchten sollte und die zugleich gestattete, mit einer empfindlichen Methode (Spektroskopie) maglichst frfihzeitig die al)norme Besehaffenheit des Harnes zu erkennen.

Vor einiger Zeit habe ich eine neue Reaktion angegeben, die ich konstant im Hame eines Falles yon allgemeiner Melanosarkomatosis (Fall I s. o.) beobachtet hahe. Diese Reaktion habe ich nun welter studie~'t, besonders mit R~icksicht darauf, ob sit ftir den Melanogenharn charak- teristisch ist. Es war also zu priifen einerseits, ol) die Reaktion auch in anderen Fallen yon Melanurie vorkommt und anderseits, ob sie nicht auch im Ham Gesunder oder anderweitig Kranker eintrete.

Diese Reaktion habe ich (S) seinerzeit folg'endermassen beschrieben: 100 ccm des Melanogenharns wurden nach dem Ansauem mit einem Tropfen Essigsaure mit einer Lasung yon neutralem Bleiazetat vallig ausgefallt, der Niederschlag scharf abgesaugt und mit verdiinnter Bleiazetatlasung voll- kommen reingewaschen. Darauf wurde der Niedersehlag in wenig Wasser aufgenommen lind mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Sodann wird filtriert, im Filtrat der tibersehtissige Schwefelwasserstoff durch einen Luftstrom ver- trieben. Etwa 2 ccm des Filtrates wllrden mit einem Tropfen verdiinnter Eisenchloridlasung, 3 ccm Eisessig und 1 bis 2 ccm konz. Schwefelsaure versetzt. Nach dem Umschwenken entstand eine metallische V io l e t t - fiilrbung. Im S p e k t r o s k o p ein scharfes Band nahe der D-Linie.

Neuere umfangreiche Versuche bei verschiedenartigen Erkrankungen und unter ~'echselnden Ernithrungsbedingungen haben ergeben, dass die R e a k t i o n weder be im g e s u n d e n Menschen noch bei a n d e r w e i t i g K r a n k e n e inen p o s i t i v e n A u s s c h l a g g ib t ; a n d e r e r s e i t s z e i g t e ein zwe i t e r F a l l yon Melanur i e (Fall 4. Melanosarkom des Ohrlappchens) w i e d e r u m einen p o s i t i v e n Aus fa l l der Reakt ion .

Besonders schien es yon Interesse, wie sich Falle yon allgemeiner u n p i g m e n t i e r t e r Carcinomatosis oder Sarcomatosis verhalten. Ein Fall, bei dem die klinische Diagnose Carcinolnatosis multiplex lautete, die auch dutch die Sektion (Prof. Ghon) bestatigt wurde, reagierte bei mehrmaliger Untel'suchtmg stets negat iv . Der Ham enthielt eine geringe Menge Eiweiss. in der Agonie zudem noch reichlich Azeton, in Spuren Azetessigsiinre; T h o r m a e h 1 e n s che Reakti0n negativ.

Auch der Ham eines Falles yon N e p h r i t i s mit reichlichem Eiweiss- gehalt reagierte nega t iv . Das ist ffir die Benrteilung der Reaktion inso- fern yon Belang, als nam]ich das Eiweiss eine ahnliche Reaktion hervor- l'ufell kann. (Adamkiewiczsche Probe). Doch geht, wie ich mich so-

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30 O. Adlor, Pigmentanomalien dos Stoffwechsels.

wohl bei dem Eiweissharn als auch durch eigene experimentelle Versuche fiberzeugt habe, in das zur Anstelhmg' de~' Me]anogenreaktion verwendete Filtrat voln Bleisulfid Eiweiss nicht fiber. Notwendig' ist jedoch, dass der Harn vor AnsfNmmg der Bleiazetatfiillung mit einigen Trolffr Essigs~iure d e u t 1 i c h anges~uert wird.

Auch ein Versueh mit Hundetrockenserum [naeh der Metllode yon W i e c h o w s k i (139) dargestellt] zeig'te, dass die Gegenwart yon Eiweiss bei venauer Einhaltung der angegebenen Vorschrift (lie Probe nicht stiirend beeinfhlsst.

0,3 g Trockenserum wurden mit 60 ccm Wasser geschiittelt. Naohdem all- mahlich glatte LSsung zu einer farblosen Fliissigkeit eingetreten war, wurde yon einigen Ploeken vorsrst dutch Piltrierpapier~ sodann noch dutch Asbestwollo ill- triert. Es resaltierte eine farblos% schwach opaleszente LSsung. Nach dem An- sSuern mit einigen Tropfen Essigs~ure wurde mit neatralem Bleiazetat versetzt. Es fiel kein Niedersohlag aus. Hierauf wurden einige ecru konz. KochsalzlSsang zugesetzt. Dureh Zusatz einer weiteren Menge neutraler BleiazetatlSsung warde reichliche F~illung erzielt. Nach dem Absetzen wurde abgesaugt, mit verdiinnter BleiazetatlSsung an dot Saugpumpe.gewaschen. Der Niederschlag wurde hierauf in verd/innter Bteiazetatl5sung suspendiert, krSftig vorrahrt, wiederum scharf abge- saugt und nochmals mit verdiinnter Bieiazetafl~Ssung gewaschen, zum Schhlss mit wenig Wassor. Sodann wurde mitSchwefelwasserstoff zerlegt, filtriert, der Schwefel- wasserstoff dutch einen Luftstrom vortrieben. In der so erhaltenen LSsung waren die Eiweissproben mit Salpetersiure und mit Essigsiiure-Ferrozyankalium negativ. Auch meine f~ir den Melanogenharn besohriebene Reaktion war durchaus n egativ.

Bei dem besehriebenen Vorgehen geht also kein E~weiss mit in das Filtrat vom Bleisulfidniedersehlag, wie aueh der oben erw~ihnte Versuch mit Nephritikerharn zeigte.

Die Reaktion wurde ferner u. a. aueh geprtift m~d zwar mit neg'ativem Erfolg'e bei folgenden FMlen: Carcinoma ventrieuli et hepatis (Gallenharn), Morbus Addisoni, Careinom des Pankreaskopfes mit reiehliehen Metastasen, ferner bei einem Falle yon Urobilinurie, yon Diabetes mellitus, yon rnu[tiplen Myelomen mit B e n c e - Jonesseher Albuminm'ie. Auch ein Fall wm Phosphorvergiftung mit starkem Ikterus zeigte negative Reaktion.

Schliesslich warden folgende chemische Stoffe in l~ezug au[ den Aus- fall der Reaktion und zwar siimtlieh mit n e g a t i v e m Erfolge gepraft:

Anitin~ Benzidin, p-Toluidin, p-Phenylendiami% p-Aminophenol~ p-Diphenol, Pyrogallol, Brenzkatechinl), Hydrochinon, gydrochinonessigsii, ur% Protokatechu-

1) Gibt bei entsprechondem Zusatz yon konz. SchwefelsEure eine schwarz- violetto FSrbung, jedoch nicht den charakteristischen Streifen.

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O. A dler~ Pigmentanomalien des Stoffwechsels. 31

sSure, a-Naphtol, Dimethylresorzin, Chinolin, a-Oxynaphtoesiiure z), fl-Oxynaphtoe- s~ure 7 Glyoxyls~ure~ Tyrosin, Traubenzucker, salzsaures Morphin, Furfurol.

Vor den] S p e k t r o s k o p zeigt meine Reaktion im Melanogenharn bei e n t s p r e c h e n d e r K o n z e n t r a t i o n ein ziemlich scharf begrenztes Band entsprechend etwa 2 ~ 568--595 #/~ (Mitte des Bandes entsprechend ,~ = 581 ,,~).

Ferner ein sehr schwaches, nur bei entsprechender Konzentration sicht- bares schmales Baud im Grfin.

Das c h a r a k t e r i s t i s c h e s p e k t r o s k o p i s c h e V e r h a l t e n der Re- a k t i o n g ib t die MOgl ichke i t , auch in so l chen Fi~llen noch zu p o s i t i v e m R e s u l t a t z u k o m m e n , w o d e r d i e R e a k t i o n g e b e n d e S t o f f nur in v e r s c h w i n d e n d k l e i n e r Menge im H a m v o r h a n d e n ist. In einem solchen Falle kann man unter Anwendung einer Nerns t lampe in einer Schichtdicke bis zu 20 cm spektroskopieren, ein Vorgehen, das mir in einem praktischen Falle (Fall yon Prof. Ki i t tne r , 5[elanosarkom des Ohrl~tppchens) noch ein sicher positives Resultat brachte.

Das T r y p t o p h a n , auf das nach den Untersuchungen yon E p p i n g e r (5) besonders zu achten war, zeigte, wenn analog nach der Vorschrift ftir meine Reaktion vorgegangen wurde, ein wenig scharf begrenztes Baud entsprechend ,t = 526--586 ~/~ (Mitte des Bandes entsprechend it ~ 555/~,,~). Das spek- troskopische Verhalten bei der Reaktion mit Tryptophan zeigt also gegen- tiber dem bei meiner Reaktion im Melanogenham deutliche Unterschiede.

Eine eingehende Studie tiber die Tryptophanreaktion ohne Zusatz yon Eisenchlorid ist yon F. B a r d a c h z i (40) in v. Z e y n e k s Laboratorium ausgeftihrt worden,

Was das Indo l betrifft, so f~h'bt sich nach S a l k o w s k i (41)und nach P i c k e r i n g (42) eine Lgsung desselben in Eisessig mitkonz. Schwefels~ture schSn violett. Versetzt man eine sehr verdtinnte wi isser ige IndollSsung mit Eisessig und Schwefels~ture, so zeigt die Reaktion nur geringe Empfind- lichkeit. Fitgt man aber einen Tropfen verdtinnter EisenchloridlSsung hinzu, so wird die Reaktion bedeutend versch~trft. Die Ausftihrung ist dann im Prinzipe analog der, wie ich sie bei meiner Reaktion im Helanog'en- lmrn beschrieben habe, doch hat diese Reaktion mit der genannten im Me- lanogenharn nichts zu tun. Fithrt man nitmlich die Reaktion mit ver- diinnter wiisseriger IndollSsung nach der ffir den }[elanogenham angegebenen Vorschrift aus, so zeigen sich bei entsprechender Konzentration fol:

1) cc-Oxynaphtoes~ure gibt bei Zusatz von m e h r er en Tropfen Eisenchlorid, einigen ccm Essigs~ure und reichlich konz. SGhwefels~iure eine blaugriine FSrbung~ mit scharfem Streifen zwischen C und D, ~lso links yon den Streifen im Melano- genharn. Dio fl-Verbindung gibt diese Reaktion nicht.

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32 O, A d 1 er, Pigmentanomalion dos Stoffwechsels.

gende spektroskopische Verhitltnisse: ein sehmales Band entspreehend -~ 523--546 p/, (Mitte des Bandes entsprechend 2 = 534,5 pI*); [erner

ein weiteres dunkleres Band entsprechend 2 z 4'72--501 ~/~. (Mitre des Bandes entspreehend 2 = 486,5 pI*). Bei starker Konzentration versehmelzen die beiden 8trei[en.

Unter Beriieksiehtigung der erhaltenen Werte fiir die )[itte der BSnder ergeben sich folgende Verha]tnisse: Bei m e i n e r R e a k t i o n im M e l a n o g e n h a r n . �9 . . . . 2 = 5 8 1 p p . Bei de r a n a l o g a u s g e f f i h r t e n R e a k t i o n m i t T r y p t o p h a n 2 = 555,,,,~. Bei der a n a l o g a u s g e f i t h r t e n R e a k t i o n m i t l n d o l . . 2--486,5,,,~z.

Die Streifen der drei Reaktionen zeigen also untereinander e h a r a k - t e r i s t i s c h e U n t e r s e h i e d e . Doeh gestatten derartige spektroskopische Untersuchungen a]lein noeh kein absehliessendes Urteil, da - - worauf F. B a r d a c h z i (40) mit Reeht aufmerksam raaeht - - die versehiedene Art der Bindung der einzelnen Gruppen hierbei yon Einfluss ist.

Bei dieser Gelegenheit mSehte ieh mir eine kurze Bemerkung fiber die T h o r m a e h l e n s e h e Reaktion erlauben. Diese sehon vor.l~tngerer Zeit yon v. J a k s c h (43), neuerdings yon v. Z e y n e k (44) und yon H. E p p i n g e r (45) studierte Reaktion ta'itt sieher in der Mehrzah[ der F~tlle yon Melannrie ein, aber nieht in allen. Denn der Ham eines yon mir beobaehteten Falles yon Melanosarkom,'ttose ergab keine positive T h o r m a e h l e n s e h e Reaktion trotz Anwesenheit yon Melanogen. (Intensive Eisenehloridreaktion naeh v. J a k s c h . ) Wie aueh H. E p p i n g e r annimmt, sind im Melanogenharn mit positiver T h o r m a e h l e n s c h e r Reaktion mindestens zwei versehiedene - - vielleieht sogar mehrere - - abnorme Stoffe zugegen. Was die Blau- fitrbung bei der Nitropmssidreaktion anlangt, so nimmt E p p i n g e r an, ,,d~ss diese Farbenreaktion in tetzter Linie auf dem Pyrrolring berubt." Doeh seheint es, dass BlaufSrbung bei der Nitroprussidreaktion aueh dutch versehiedene andere Stoffe bedingt sein kann. Als ein Beispiel will ich ani'tihren, dass ieh bei einem Patienten, der unserer Klinik wegen eines Suizidversuches dureh Einnahme yon 30 g R h o d a n a m m o n zugewiesen war, dureh einige Zeit eine praehtvolle B l a u f i t r b u n g bei der Nitroprussid- reaktion beobaehtet habe (45). Der Fall verlie[ gtinstig and die Blau- f~rbung trat, naehdem aids Rhodan ausgesehieden war, nicht mehr ein. Diese BlaufSrtmng war mit Sicherheit auf die Gegenwart des Rhodans zu- riickzu[iihren, da sie auch in jedem anderen Ham hervorgerufen werden konnte, wenn eine geringe Menge einer RhodanlSsung zugesetzt wurde.

Ueber die En t s t ehung me lan ina r t ige r Stoffe.

Entsprechend der in dieser Arbeit vertretenen Anschauung, dass die Erforsehung des Weges, der zu den mehminartigen Stoffen fiihrt, fitr die

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O. Adler, Pigmentanomalien des Stoffwechsels. 33

schlicssliche Beantwortung der Frage nach der Struktur der klelaniue del" bSsartigen Geschwtilste von Bedeutung ski. habe ich versucht, mit mSglichst einfachen Reaktiouen die Bildung der melaninartigen KSrper zu verfolgen. ,,Ferment~'-Reaktionen (Tyrosiuase, Adrenalase) habe ich nicht in Anwendung gezogen. Solche Reaktionen sind in ihrem Verlauf oftmals wenig durchsichtig, zudem werden mit den Fermenten Stoffe, die nach dem ge~'enw~trtigen Stande unseres Wissens nicht gut definierbar er- scheinen, in das Reaktionsgemisch gebracht. Erw~igt man nun, dass die melaninartigen Produkte, ebenso wie dig Humine, im hohen Grade ad- s o r b i e r e n d e Eigengchaften besitzen, so erkllirt kS sich. dass z. B. das aus Tyrosin mit TyrosinaselSsung gewonnene Produkt yon O. v. F t i r th und E. J e r u s a l e m (10) trotz zweistiindigen Kochens mit rauchender Salzs~ture und Reinigung mit Wasser, Alkohol und Aether ,noch erhebliche Mengen anorganischer Asche enthielt, die nicht beseitigt werden konnte."

Was die in muncher Hinsicht ~ihnlichen Huminstoffe anlangt, so be- sitzen sie ,,ein starkes AbsorptionsvermSgen fiir Ammoniak und fiir Salze jeder Art und erschweren durch diesen Umstand die Ermitthmg richtiger Formeln in ausserordentlicher Weise." (v. L i p p m a n n , Chemie der Zucker- arten, 1904 p. 1244.)

Diese Worte miissen auch bei der Darstellung und Analyse yon ,,Mehminen" aus Organen oder salzhaltigen EiweisslSslmgen berticksichtigt werden.

Eine k i in s t l i che D a r s t e l l u n g yon ,,Melaninen" in vitro olme Zu- hilfenahme yon Fermenten hat Duccesch i (46) versucht durch Einwirkung yon chlorsaurem Kali in salzsaurer LSstmg auf Tyros in . Doch gibt diese Reaktion, wie ich reich iiberzeugt habe, einerseits keine befriedigende Aus- beute und andererseits ftihrt sie leicht zur Bildung gechlorter Produkte: beim Tyrosin zum Chloranil (Tetrachlorchinon). Femer tiberzeugte ich reich beim T1Tptophan , das nach meinen Beobachtungen hierbei ebenfalls zum Tell in einen melaninartigen Stoff verwandelt wird, dass (lie Reaktion leicht welter geht und anscheinend auch zu einem geeh]orten Produkte fiihrt.

Es schien mir wtinschenswert, eine Hethode zur Darstellung melanin- artiger Stoffe zu besitzen, die Iolgenden Anforderungen m S g l i c h s t uahe k o m m t : 1. relativ einfacher Reaktionsverlauf, 2. Gewimltmg reiner Pro- dukte, 3. befriedigende Ausbeute.

Zu diesem Behufe habe ich eine Methode ausgearbeitet, yon der ich glaube, dass sie dem gestellten Posttflat his zu einem gewissen Grade ent- spricht, mit deren Hilfe ich aus T y r o s i n und aus T r y p t o p h a n dunkle Pigmente dargestellt habe, dig ich vorl~tufig zur Orientiertmg als T y r o s i n - s c h w a r z beziehtmgsweise T r y p t o p h a n s c h w a r z bezeiclmen mSchte.

Zeitschrift ffir Krebsforschung. 11. Bd. 1. Heft.

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.34 O. A d l e r , Pigmentanomalien des Steffwechsels.

D a r s t e l l u n g yon T y r o s i n s c h w a r z .

5 g Tyrosin wurden in 110 ccm Wasser verteilt, hierauf allm~ihlich unter Umschwenken 10 ccm konz. SchwefelsSure zugesctzt, worauf LSsung eintritt; so- dann wurde filtriert und 10 g manganfreies Bleisuperoxyd (Merck pro analyst) zu- gesetzt. Das [r wurde vorsichtig unter Umschwenken zum Sieden erhitzt, hierauf in den Wiirmeschrank von 37 o gestellt. Nach 18 Stunden wurde die s c h w a r z b r a u n e LSsung filtricrt, der Niederschlag mit 5 ccm Wasser nach- gewaschen. Da der feine Bleiniederschlag auch ein dichtes Barytfilter passiert~ musste die Filtration oftmals wiederholt werden. Das schliesslich erhaltene ldare Filtrat wurde mit 33 proz. Natronlauge vcrsetzt, in solcher Menge, dass Kongo- papier eben noch geblSut wurde. Es fiel allmShlich ein dichter, flockiger, dunlder Niederschlag aus. Dieser wurde scharf abzentrifugiert und auf der Zentrifuge so lange mit Wasser gcwaschen, bis das Waschwasser sulphatfrci war; um dies zu erreichen~ musste das Waschen sehr lange fortgesetz~ werden. Die sulphatfreie Substanz wurde zuletzt noch einigemal mit 96 proz. Alkohol auf der Zentrifuge ge- waschen.

Die braune Mutterlaug% die noch viel Tyrosinschwarz enthielt, wurde mit Natronlauge versetzt, bis eben schwach all~alische geaktion eingetreten war. Es fiel allm~hlich ein farbloser~ kristallinischer Niederschlag aus~ wS.hrend dasTyrosin- schwarz in LSsung blieb. N~ch 48standigem Stehen wurde an der Nutsche scharf abgesaugt und so 0~9 g eines naeh dem Waschen mit Wasser~ Alkohol und Aether farblosen kristallinisehea KSrpers gewonnen. Dieser erwies sich bet der Untersuchung als unveriindertes Tyros in. Das oben erwS.hnte, gereinigte Tyrosin- schwarz wurde mit mSglichbt wenig Alkohol aus dam ZentrifugierrShrchen in eine ldeine Kristallisiel'schale fibergespiilt, in einen Exsikkator fiber SchwefelsS.ure ge- bracht und dutch 3 Tage im Vakuum getrocknet. Ausbeute: 0~35 g.

Das in der oben erwShnten dunklen Mutterlauge noeh reichlich enthaltene Tyrosinschwarz konnte derart gewonnen werden~ dass die LSsung mit verdfinnter SchwefelsSure vorsicht{g anges~tuert wurde~ worauf ein Tell der in LSsung befind- lichen Substanz in den Niederschlag ging. Dieser wurde in derselben Weise, wie oben erwShnt, auf der Zentrifuge gewaschen.

Beim Waschen des Tyrosinschwarz zeigt sich (lie auffallende Er- seheinung, class zur Zeit, we die Substanz eben sulphatfrei wird. ein Tell derselben in anseheinend kolloidale LSsung iibergeht. Dieses Verhalten gegentiber Wasser sehien mir deshalb yon lnteresse, weil bet den nattir- lichen ~[elaninen Aehnliehes beobaehtet worden ist. Aueh ich konnte bet einem aus dem Harn eines Falles yon Melanurie dargestellten 5[elanin die~e geobaehtung maehen.

Die zweite dargestellte Fraktion yon Tyrosinsehwarz ~'r~'ab naeh dem Troeknen im Vakuum-Exsikkator eine Ausbeute wm 0.39 g. Es ergibt sieh somit eine G e s a m t a u s b e u t e a n T y r o s i n s e h w a r z yon o.74g ~--- 15pCt. (Exsikkatortroekene Substanz).

Das in der gesehilderten Weise erhaltene Tyrosinsehwarz ist naeh dem Troel~len sehr wenig 15slieh in kaltem Wasser, in siedendem Wasser in

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O. Adler, Pigmentanomalien des Stoffwechsels. 35

Spuren 15slich mit gclblicher Farbe. Leicht 15slich in SodalSsung, sehr leicht in Natronhmge mit fief dunkelbrauner Farbe, desg'leichen in Ammoniak. [n konz. Schwefelsaure 15slich mit brauner Farbe. Nicht 15slich in 96 proz. Alkohol, auch nicht beim Erhitzen, desgleichen unlSslich in alkoholischer Natronlauge; dagegen leieht 15slich in salzsam'em Alkohol, besonders beiin Erw~trmen, mit brauner Farbe. Wenig 15slich in kaltem, etwas mehr in siedendem Phenol. Leieht 15slich nfit dmlkelbrauner Farbe in mit Sa]peter- si~ure schwach anges~tuertem 96 proz. Alkohol. Unl5slich in Benzol.

Wasser, das S p u r e n yon Tyrosinsehwarz gelSst enthiilt, zeigt fo]gende ~tusserst c h a r a k t e r i s t i s c h e Eigenschaft: wenn man die LSsung um- schwenkt oder in ein anderes Geffiss fibergiesst, so beobachtet man eine eigenartige Konsistenz der Fl(issigkeit, wie sie sehr verd~tnnter Gummi- 15sung zuzukommen pflegt. Wenn man die LSsmlg kriiftig durchschfittelt, so bildet sic an der Oberflitehe einen weissen , s t e h e n d e n S c h a u m " , der dutch l~ingere Zeit (bis zu 12 Shmden und liinger) anznhalten pflegt. Die gleiche Eigenschaft zeigt auch das welter tmten zu besprechende Tryptophanschwarz.

Die Substanz zeigt keinen Schmelzpunkt, sondern verkohlt und ver- brennt erst bei hoher Temperatur rtickstandfrei.

Eine ammoniakalische LSsung yon Tvrosinschwarz r e d u z i e r t krfiftig Silbernitrat nach Zusatz yon Natronlauge bei leichtem Anw'hrmen.

Bei einem orientierenden Versuch zeigte das Tyrosinschwarz gegenfiber E s s i g s ~ t u r e a n h y d r i d folgendes Verhalten: Einige Zentigramme der Sub- stanz wurden in 3 ccm Essigsitureanhydrid suspendiert, hierauf 1 Tropfen konzentrierter Schwefels~ture zugesetzt mid dutch 5 Minuten erhitzt. Die dunkelbraune LSstmg wurde heiss filtriert, nfit Wasser verdfinnt und mit wenigen Tropfen Salzs~ture versetzt; es schied sich ein (hmkles Oel ab, das bald erstarrte trod gering'e Mengen eines amorphen, dunklen Niederschlages bildete.

Das Tyrosinschwarz geht beim Erhitzen in W a s s e r s t o f f s u p e r o x y d - 15sung, in ein hellgefarbtes Produkt fiber. Das Oxydationsprodukt reduziert deutlich ammoniakalische SilberlSsung nach Zusatz yon Natronlauge.

Die E l e m e n t a r a n a l y s e des im Vakuum-Exsikkator fiber Schwefel- s~ture zur Gewichtskonstanz getrockneten Tyrosinschwarz ergab folgende Werte: 0,2113 g Substanz lieferte 0,4336 g CO: und 0,0893 g HsO.

0,2863 g Snbstanz ]ieferte 17,1 ccm N (18 ~ 712 ram). C ~ 55,96 pCt. H ~- 4,69 .

0 ~-- 32,88 ,, N --~ 6,47 ,,

Diese Werte beziehen sich, wie ich nochmals betonen will, auf die im Exsikkator getrocknete Substanz, zumal dieselbe beim Trocknen in der Hitze

3*

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36 O. A d l e r , Pigmentanomalien des Stoffweehsels.

]e nach der Dauer der Einwirkung" und <ler angewendeten Temperatur eincn mehr oder weniger erheblichen Gewk.htsverlust erleidet. Ich m~chte bci dieser (?eleg'enheit bemerken, dass die betritchtlichen Differenzen tier Autoren bei den Elementaranalysen der Tumormelanine nieht allein auf etwa bei- gemengte Verunreinigungen zuriiekzufiJhren sind, sondern aueh auf die ver- sehiedene Art des T r o e k n c n s . Nach meinen Beobaehtungen kSnnen Prii- parate versehiedener Darstellung nur dann Verg'leiehswerte bieten, wenn das Troeknen in ganz gleieher Weise vet sich gegangen ist. Ich will bier vergleiehshalber auf gewisse Huminstoffe - - die in einiger Hinsieht Aehn- l~ehkeit mit }Ielaninen besitzen - - hinweisen, die schon beim Trocknen bei 100 o nicht allein Wasser, sondern aueh Kohlensiiure abspalten und hierbei versehiedenartig'e Umwandlungen erleiden. Ueber diese Verhaltnisse werde ich. soweit sie sieh auf die melaninartigen Stoffe beziehen, an anderem Orte attsf/ihrlieher berichten.

Um einerseits <lie fraktionierte Gewinnung des Tyrosinsehwarz, wie sie bei der oben erwfihnten Darstelhmg gesehildert wurde, zu vm~meiden und andererseits einen Ueberbliek iiber <lie ztt erzielende Ausbeute zu ge- winnen, wurden bei einer zweiten Darstellm~g einige Aendemngen vor- genommen. Diese bestanden im wesentliehen darin, dass die Reaktionszeit verl/ingert, ferner eine etwas grSssere Menge des Oxvdationsmittels ver- wendet und die Ausf'allung der erhaltenen Substanz in Einem vorgenommen

wurde. 10 g Tyrosin wurden in 200 ecru Wasser suspendiert und allm~ihlich 20 ecru

konz. Schwefels~ture zugesetzt. Von einigen Floeken wnrde abfiltriert und mit 3 ecru Wasser nachgespiilt, ttierauf wurde mit '20 g manganfreiem Bleisuperoxyd (SIerck pro analysi) versetzt und das Reaktionsgemisch in den WS.rmeschrank yon 37 o gestellt. W5hrend des Reaktionsverlaufes wurde die Mischung mehrmals kriiftig umgeschwenl~t. Nach 22 Stunden wurden weitere 5 g Bleisuperoxyd zuge- setzt. Nachdem die Reaktion durch 100 Stunden im Gange gewesen war, wurde das erhaltene dunkle geal<tionsgemisch durch ein dichtes Filter filtriert; im Filtrat setzte sieh jedoeh naeh einigem Stohen viol B[eisulphat ab. Es wurde deshalb dureh ein diehtes Barytfilter (M. Dreverhoff No. 414) filtriert. Da sich jedoch naeh einigem Stehen wiederum etwas Bleisulphat im Filtrat absetzte, wurde dureh eine diehte Lage yon Asbestwolle filtriert, welehe den feinen Niedersehlag vollkommen zuriickhielt. Die erhaltene LSsung wurde sodann mit 33 proz. Kalilauge versetzt bis zur s e h w a e h a l k a l i s e h e n geaktion und 12 Stunden stehen gelassen. lnnerhalb dieser Zeit setzte sich ein wenig gefiirbter, kristalliniseher Niedersehlag' ab, der aus unverSndertem Tyrosin bestand. Es wurden auf diese Weise 1,13 g Tyrosin zuriiekgewonnen. Hierauf wurde die dunlde LSsung mit verdiinnter SehwefelsS.ure sehwach anges~uert, worauf allmiihlich ein dunkler Niedersehlag yon Tyrosinsehwarz ausfiel. Die Mutterlauge war noch stark braun gefiirbt, es fiel jedoch auf weiteren S~turezusatz kein Niedersehlag mehr aus. Der dunlde Niedersehlag wurde nunmehr in Portionen seharf abzentrifugiert und auf der Zentrifuge oftmals mit Wasser gewasohen, his im Waschwasser Schwefels/iure nicht

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0. Adler , Pigmentanomalien des Stoffwechsels. 37

mehr nachweisbar war. Die letztere Prozedur nahm liingere Zeit in Anspruch 7 in- dem die Schwefels~ure hartniickig yon dem Niederschlag festgehalten wird. Es dauert bisweilen stundenlang~ borer sich der Niederschlag imZentrifugierglas vSllig absetzt. Nach jedesmaligem Zentrifugieren wurde das Waschwasser vSllig ab- tropfen gelassen 7 hierauf der Niederschlag mit frischem Wasser kdiftig im Zentri- fugierglas durchgeschiittelt und wiederum scharf abzeutrifugiert. Sobald das Waschwasser fast sulphatfrei ist~ beginnt sich das Tyrosinschwarz allmiihlich in anscheinend kolloidaler Form zu 15sen, was Verluste an tier Ausbeute bedingt. Zwecks Zuriickdriingung der LSsungsf~ihigkeit wurden anfangs geringere, sp~ter etwas grSssereMengen 96proz. Alkohols zugesetzt. Schliesslich wurde mit 96 proz. Alkohol alleia noch einigemat gewaschen und der Niederschlag wie bei der 1. Dar- stellung getreckaet.

A u s b e u t e an exsikkatortrockenem Tyrosinschwarz: 1 ,5Sg entspr. 15,8 pCt.

Es war demnach trotz Verl~tngerlmg der Reaktionszeit and grSsserer Menge des zugesetzten Oxydationsmittels eine wesentliche ErhShung der Ausbeute nicht erzielt worden. Ueber diesbezfigliche weitere Studien wird an anderer Stelle berichtet werden. - -

Es gelang ferner, auch aus dem T r y p t o p h a n , auf dessert Beziehung zur Pigmentbildang schon L a n d o l t , v. F t i r th , und neuerdings H. E p p i n g e r hingewiesen haben, nach der oben geschilderten Methode zu einem melanin- artigen Stoffe zu kommen.

D a r s t e l l u n g y o n T r y p t o p h a n s c h w a r z .

0,4 g reines kristallisiertes Tryptophan warden in 25 ccm Wasser suspendiert~ sodann alimii, hlich 2,5 cem konz. Schwefels~are zugesetzt~ worauf LSsung eintrat; yon einer leiehten Triibung wurde abfiltriert und mit 3 ccm Wasser nachgewaschen. Hierauf wurde die LSsung mit 0,8 g manganfreiem Bleisuperoxyd (Merck) versetzt. Sodann wurde alas Reaktionsgemisch in den W~rmschrank ton 37~ gestellt. Nach 30stfindigem Belassen im W~irmschrank wurde die dankle braunrote LSsung durch ein dichtes Filter oftmais filtriert und mit 4 ccm Wasser nachgowaschen. Die filtrierte L5sung wurde sodann mit 30 proz. Natronlauge abgestumpft~ so lange, his sich Kongopapier eben noch bi~ute. Es fiel ein dunkler, flockiger Nioderschlag aus. Dieser wurde auf der Zentrifuge analog der bei der Darstellung yon Tyrosin- schwarz geschilderten Weise mitWasser gewaschen, zuletzt mehrmals [nit 96 proz. Alkohol und schiiesslich in derselben Weise, wie oben erw~.hnt, getrocknet.

A u s b e u t e an T r y p t o p h a n s c h w a r z : O,06g----15 pCt.

Das so erhaltene Tryptophanschwarz bildet ein braunsehwarzes Pulver, welches sich in reinem Zustande ebenso wie alas Tyrosinschwarz in Wasser anscheinend in k o l l o i d a l e r Form 15st. Diese LSsung zeigt wiederum das eigenartige c h ar a k t e r i s t i s c h e Verhal ten, auf das wir beim Tyrosinschwarz schon hingewiesen~ haben, sowohl in Bezug auf die Konsistenz als auch hinsichtlich tier Fahigkeit einen ,,stehenden Sehaum" zu bilden. Letzteres

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38 0. Adler, Pigmentanomalien des Stoffwechsels.

tritt aueh deutlich bei dem in Soda gelSsten Tryptophansehwarz in Er- scheimmg.

Dieses eharakteristisehe Verhalten erinnert ~ibrigens an (lie Eigenschaft der Aikalisalze einer Huminsiiure, der Sacehuimins:,iure. selbst verdiinntere LSsungen zahflfissig und stark seh~iumend zu machen (v. L i p p m a n n , 1. e. p. 124s).

Das Tryptophanschwarz lSst sieh glatt in Natronlange und Ammoniak, desgleichen in SodalSsung mit dnnkelbrauner Farbe. Die Alkaliverbindungen werden ans ihrer wgsserigen LSsung dnreh Znsatz yon Essigs~iure fein- floekig gefallt. In kalter konzentrierter Sehwefelsiiure 15st sieh die Sub- stanz leieht auf mit dunkelbranner Farbe. In Phenol ist sic in m~issiger Menge, in 96 proz. Alkohol kaum 15siieh.

Ammoni~kalisehe SilberlSsung wird naeh Znsatz yon Natronlauge sehon in der K~tlte alsbald r eduz ie r t . Versetzt man in Soda gelSstes Tryptophan- sehwarz mit Wasserstoffsuperoxyd, so wird es beim Erwiirmen naeh einiger Zeit zu einem helleren Produkte oxvdiert.

Dieses Oxydationsprodnkt gibt weder die Adamkiewiezsehe . noeh eine positive T h o r m a e M e n s e h e R e a k t i o n . -

Sehliesslieh ist es gehmgen, aueh ans den P h e n y l ~ l a n i n e n naeh der oben besehfiebenen Methode das entspreehende a - P h e n v l a l a n i n s e h w a r z und , 6 - P h e n y l a l a n i n s e h w a r z darzustellen. Da hierbei ein Teil der Reaktionsprodukte gleieh in unlSslieher Form ausfgllt, ist es zur Erzielung einer grSsseren Ansbeute notwendig, naeh dem Filtrieren des Reaktions- gemisehes den Niedersehlag mit verdtinnter Natronlauge zu behandeln. wobei der ungel5ste Anteil der Reaktionsprodukte in LSsung geht. Diese LSsung wird filtriert und mit dem ersterhaltenen Filtrate vereinigt.

Ueber die weiteren analytisehen Daten und die eingehenden Unter- suehtmgen zur Ennitthmg der Struktur der so gewomlenen melaninartigen Karper, t~ber die Untersehiede gegentiber den dureh fermentative Bildnng erhaltenen Produkten yon O. v. F i i r th trod seinen ~Iitarbeitern, ferner den gleiehfalls dm'eh Enzymwirkung yon C. N e u b e r g (47) darg'estellten Pigmenten und tiber die Anwendung meiner ~Iethode anf andere hierher geh6rige pigmentfiihige Stoffe (Oxyphenyl~tthylamin, Adrenalin, Pyrrolidin- karbons~ure u. a.) werde ieh sp~tter an anderem Orte beriehten.

Ieh bin auf die Verhaltnisse der LSslichkeit der dargestellten Stoffe hier etwas hither eingegangen, weil mir die Berfteksiehtigung derselben in b i o l o g i s e h e r H i n s i e h t yon Interesse zu sein seheint. Die Wirkungs- weise dieser Stoffe im Organismus darfte zweekm/tssig mit Hilfe der neutralen, leieht wasserlSsliehen Natriumverbindungen verfolgt werden, w~hrend Nr das Studittm gewisser Immtmitatsreaktionen in vitro die an- scheinend kotloidalen LSstmgen der reinen Stoffe in Betraeht kommen kSnnen.

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O. Adl er, Pigmentanomalien des Stoffwechsels. 39

Bezfiglich der LSslichkeit des C h o r i o i d e a ] l ) i g m e n t e s in Alkali sei hier erw•hnt, dass sich jenes je nach de1" Darstellung verschieden zu ver- halten scheint. Dafiir sl)rechen auch - - noch nicht verSffentlichte - - Be- obachtungen, wonach dutch Aenderungen des Darstellungsverfahrens einmal ein in kalter Sodal(isung glatt liisliches, ein andermal ein sell)st in warmel" Natronlauge kaum 15sliches Pigment erhalten werden konnte. Die r e i n e n Melanine diirften vielleicht doch nicht so ,, unangreifbar" sein, wieJ. L e d i n g h a m (48) vermutet. Beziiglich der durch rauchende Salzs/tnre aufgesehlossenen Melanine aus melanotischen Geschwiilsten w/ire fol~'endes zu bemerken: Dutch S c h m i e d e b e r g (49) und andere Forseher ist festgestellt worden, dass beim Kochen yon E i w e i s s s t o i f e n mit Salzs~ture dunkle Pigmente entstehen. Es ist daher m. E. beim Zerkochen eines melanotisehen Tumors mit Salzs~iure nicht immer leicht zu entscheiden, was yon dem erha]tenen Pigmente das ursprih~'liche und was erst kiinstlich entstanden ist. Zudem zeigte mir ein Versuch mit Hundetrockenserum, d~ss bei mehrstiindigem Kochen mit rauchender Salzs/ture am Riickflusskfihler neben alkalilSslichem dunklen Pigment auch eine allerdings welt geringere Menge sowohl in Saure als auch in Alkali u n l S s l i c h e n Pig'mentes erhalten wird. Die beim Aufschliessen eines melanotischen Tumors mit rauchender Salzs~ture zuriick- 1)leibenden PigmentkSrner kSnnen also nach meinen Beobachtungen dunkle Beimen~o~ngen enthalten, die erst kiln s t 1 i c h bei der Darstelhmg entstanden sind. Es sind deshalb in den Fitllen, wo dies mSglich ist, schonendere Verfahren vorzuziehen, z. B. die Extraktion mittels Ammoniakwassers nach dem Vorgange yon Z d a r e k und v. Z e y n e k (50).

W i r k u n g des T y r o s i n s c h w a r z au f den O r g a n i s m u s .

Das Tyrosinschwarz ist ftir den Organismus ein Gift. Kleinere Tiere (weisse M/ruse und Ratten) gehen nach mittleren Gaben unter komatiisen Erscheinungen zugmnde. G'elegentlich kommen leiehte Zuckungen vor; im allgemeinen abet beherrscht das Bild ein allmahlich auftretender somno- lenter Zustand mit vertiefter und verlangsamter Atmung. Die Tiere ent- leeren einen schwarzbralmen Ham. Stellenweise sieht man schon zu Leb- zeiten des Tieres die dunkle F:,irblmg durch das Fell bl~tulich-schwarz durchschimmem.

4. Mai 1911. 0,2 g Tyrosinschwarz, mit einigen Tropfen SodalSslmg neutralisiert, in 5 ccm Wasser gelSst.

5 Uhr 35 Min. p. m. Einer weissen Maus wird 1 ccm der LSsung i n t r a - pe r i t onea l injiziert. Gegen Abend wird das Tier komatSs, um 11 Uhr p. m. vollkommen reaktionslos. Verlangsumte~ tiefe Atmung. (19 in d. Min.) Der ent- leerte Ham schwarzbraun. 11 Uhr 20 Min. p. m. Exitus letalis. - - Sektion: Viel unresorbierte~ dunkl~" Fliissigkeit in der BauchhShle. Die Nieren p e c h s c h w a r z gefiirbt~ die fibrigen Organe der BauchhShle~ ferner Herz 7 Lunge~ desgleichen das

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40 O. Adler , Pigmentanomalien des Stoffwochsels.

Gehirn in natfirlicher Farbe. Harnblase kontrahiert, dunkel. Herz maximal k o n t r a h i e r t , blutleer. Mageninhalt yon gewShnlicher Beschaffenheit, dagegen der grSsste Tell des Darms mit dunk le r , etwas b l u t i g e r P l i i s s igke i t ge- fiillt. Die Knoohen ungel~rbt. - - Keine Nebenverletzung.

4. Mai 1911. 5 Uhr 36 Min. p .m. Einer weissen 5[aus wird l ccm der LSsung s u b k u t a n injiziert (etwa 1/3 tier Fltissigkeit geht dutch naeh- heriges Ausfliessen aus dem injektionsstich verloren).

Das Tier zeigt im Laufe des Tages keine besonderen Erseheinungen. 5. Mai. Das Tier ist apathisch, fr[sst nieht. Die Haut stellonweise blauschwarz dureh das Fell durchsehimmernd. Zwisohen 4--5 Uhr p. m. Exitus letalis. - - Sektion: Haut und Muskeln stellenweise dunkelbraun bis schwarzbraun. Nieren dunkel. Darm stellenweise mit dunkelbraunem Inhalt geffillt. Herz maximal kontrahiert.

5. Mai 1911. 0,1 g Tyrosinschwarz mit einigen Tropfen SodalSsung neutl'alisiert, in 3 cem Wasser geliist.

i1 Uhr 30 Min. a. m. Einer weissen Maus wird 1 cem der LSsung subkutan injiziert.

11 Uhr p. m. Grosse Hinfiilligkoit, leichte paretische Erscheinungen. 6. Mai. Frfih tot aufgefunden. Sektion: ergibt analoge Verh~ltnisse wie boi

den obigen Versuchen.

5. Mai 1911 11 Uhr 35 Min. a. m. Einer weissen Maus wird 1,5 ccm der LSsung subkutan in]iziert.

1.9 Uhr 30 Min. p.m. Zeitweilig Zuckungen, vertiofte und verlangsamto Atmung. Zwischen 4--5 Uhr p. m. ExiLus letal. Sektion: analog wie oben.

4. Mai 1911. Einer weissen Ratte werden 3 c e m einer LSsung yon 0,2 g neutralisiertem Tvrosinschwarz in 5 ecru Wasser subkutan injiziert.

5. Mai. Das Tier ist auffallend ruhig, fast reaktionslos, frisst nieht. Ham sohwarzbraun.

II. Uhr naohts. Somnolenz~ tiefe Atmung in grossen Pausen. Agonaler Zustand.

6. Mai. Frfih tot vorgefunden. Die Sektion ergab analoge Verhiiltnisse wio bei den Versuchen mit weissen Miiusen.

Die Ausscheidangsverhiiltnisse des Tyrosinschwarz sind o'leich denen des Alkaptonsehwarz; der St,)rr wird mit dem Harn ausgeschieden und verleiht demselben die dunkle Farbe. Glelehzeitig seheint aber aueh eine Ausscheidung in den D a r m ztt erfolgen, woffir der almorme dunkle [nhalt spricht. Der atfl'falh~ndste Befund ist die regelmiissig beobachtete k o h l s e h w a r z e Fitrbtmg der Nieren .

Vergleieht man die Wirkung des Tyrosinschwarz mit den Resultaten, die M. R o s e n [ e l d {151) mit dem ~[elanoidin S c h m i e d e b e r g s im Tier- versuche erhielt, so ergibt sieh eine nicht zu verkennende Aehnlichkeit. was als ein weiteres Argument dafiir betrachtet werden k~mn. dass die nach

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der oben beschriebenen Methode dargestellten Pigmente mit den bekannten melaninartigen Stoffen nahe verwandt sind. Hier sind auch die oben be- sprochenen Studien yon E l s c h a i g (11) zu erwiihnen, die die Giftwirklmg des Augenpigmentes beweisen.

Die angeffihrten Versuche zeigen, class die aus Aminos~turen dar- gestellten melaninartigen Stoffe eine wohl charukterisierte g i f t i ge Wirkung' besitzen und dass somit jener Form yon a t y p i s c h e r O x y d a t i o n , die wir eingangs besprochen haben, auch im pathologischen Geschehen Beachtung zukommt. - -

Meinem verehrten Chef, Herrn Hofrat Prof. Dr. A. P r i h r a m , spreche ich auch an diesel" Stelle fiir das dieser Arbeit stets hewiesene wohl- wollende lnteresse uud die wertvolle FSrderung bei tier Durchfiihnmg der- selben meinen herzlichsten Dank aus.

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