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x8. JUNI ~ 9 2 9 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 8. JAHRGANG. Nr. 25 i179 KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. fiBER DAS VEGETATIVE NERVENSYSTEM UND SEINE BEEINFLUSSUNG DURCH PHARMAKOLOGISCHE GIFTE BEI KATATONIKERN. I. Mitteilung. Won T. GORDONOIrF und F. ~VALTHER. Wenn man Symptomenbild und Verlauf der Geistes- krankheiten n~iher ins Auge faBt, bekommt man immer wieder den Eindruck, dab die endokrine Struktur ffir die Pathogenese mancher Psychosen eine Bedeutung haben mfisse. Die Entdeckung der inneren Sekretion und ihrer Wechsel- beziehungen zum vegetativen Nervensystem, zum Affekt- leben und zu den Bewul3tseinsvorg~ngen legte den Gedanken nahe, die Pathogenese der Psychosen auch yon der humoralen Seite her und im Lichte dieser neugewonnenen Erkennt- nisse zu betrachten. Eine Geisteskrankheit, bei der die vegetativen Begleit- symptome besonders stark ausgesprochen sind, ist bekannt- lich die Katatonie." Schon KAHLBAUM wies auf die St6rungen im Verhalten der Pupillen, die Pulsvergnderungen, die Zir- kulationsst6rungen, die Akrocyanose, die St6rungen der SchweiB- und Speichelsekretion und besonders auch auf das vergnderte Verhatten des Muskeltonus und der ganzen MotilitS~t, die kataleptischen Zust~nde, die Stellungs- und Bewegungsstereotypien und die mit geistigem Stupor einher- gehenden Akinesien bin, die der Krankheit den Namen ge- geben haben und nach den heutigen Anschauungen mit dem vegetativen Nervensystem ebenfalls in Beziehung stehen. Wit haben uns vorgenommen, bei den Katatonikern das vegetative Nervensystem und seine Beeinflussung durch pharmakologische Gifte einer genaueren Prfifung zu unter- ziehen. Unter anderem suchten wir bei diesen Kranken das Verhalten der Mineralstotfe Iestzustellen, in erster Linie den Gehalt an denjenigen Kationen, die nach der Lehre yon KRAUS und ZONDEK mit dem vegetafiven Nervensystem die engsten Beziehungen aufweisen, an Kalium und Calcium. Bekanntlich besagt die Lehre yon KRAUS und ZOXDeK, dab Vagusreiz praktisch der Kaliumvermehrung gleichkomme und der Reiz des Sympathicus der Vermehrung yon Calcium. Das Kalium wie das Calcium wurden im Gesamtblut nach KRAMER und TISDALL, und das Kalium im Serum nach KRAMER bestimmt. Um einwandfreie Vergleichswerte an Geistesgesunden heranziehen zu k6nnen, untersuchten wir, die gleichen Untersucher, auch Gesunde mit den gleichen Methoden. Bei unsern Untersuchungen im Blute verschiedener Kata- toniker aus der psychiatrischen Universit~itsklinik Waldau bei Bern konnten wir nun einen ganz normalen Calciumgehalt feststellen; die Ca-Menge schwankt in den normalen Grenzen 8,0 bis Io,o rag%. Hingegen war der Gehalt an Kalium auBerordentlich erh6ht. W~ihrend die normalen Werte des Katiums im Serum im Maximum bis I8--2omg% betragen, konnten wit beim Katatoniker Werte yon 23 -- 24, ja noch mehr mg% nachweisen. Im Gesamtblut war die Kaliummenge besonders gesteigert; bei einem schwerenKatatoniker wurden 240 rag% gefunden. Interessant war in diesem Falle auch der Befund, dab mit der Verschlimmerung der Krankheit eine st/~rkere Zunahme des Kaliumgehaltes einherging. Ent- sprechend der vermehrten Kaliummenge erscheint auch der Quotient K/Ca erh6ht, es finden sich Werte yon 2, 4 bis 2,6. -- Die gefundene Kaliumvermehrung stimmt mit dem klinisch seit langem auf verschiedenen Gebieten Iestgestellten erh6hten Reizzustand im parasympathischen Nervensystem bei der Katatonie gut fiberein. Auch die demn~ichst zur Ver6fient- lichung gelangenden Untersuchungen des einen yon uns (W.) fiber Blutdruckverh~ltnisse nnd fiber das morpho- ]ogische Blutbild bei der Katatonie sprechen vielfach in diesem Sinne. An den gleichen Patienten wurden auch die Wirkungen der pharmakologischen Gifte untersucht und auf der H6he der Wirkung der Mineralstoffgehalt des Blutes geprfift. Das sympathicotrope Adrenalin bewirkte ein Sinken des Quo- tienten K/Ca, wahrend der Quotient bei Normalen eine Zu- nahme erf~hrt. Der Kaliumgehalt im Serum pfiegt beim Katatoniker nach Adrenalin abzunehmen. Im allgemeinen erwies sich der Katatoniker ffir Adrenalin weniger empfind- lich. -- Das Atropin erzeugt beim Normalen bekanntlich eine vorfibergehende, leichte Abnahme des Blutdrucks und der Pulsfrequenz und nachher eine Steigerung der beiden Funk- tionen. Der Katatoniker reagiert nun in vielen F~llen mit einer sofortigen Steigerung des Blutdrucks und der Puls- frequenz. Nach Atropin nimmt der Kaliumgehalt im Kata- tonikerblut ab, ebenso der K/Ca-Quotient, w~hrend diese Werte beim Normalen unver~ndert blieben. -- Das Aeetyl- cholin fief beim Katatoniker eine dem Atropin entgegenge- setzte Reaktion hervor. Der Kalium-Calcium-Elektrolytgehalt des BIutes bildet somit ein Kriterium Ifir den Zustand des vegetativen Nerven- systems im Sinne der Kraus-Zondekschen Lehre. Eine ausffihrliche Mitteilung erscheint in einer Fachzeit- schrift. (Aus dem Pharmakologisehen Institut und der Psychia- trischen Klinik der U,niversitiit Bern.) BEITRAG ZUR BEDEUTUNG DES CHOLESTERINS BEI EXPERIMENTELLER STAPHYLOKOKKEN- INFEKTION DER KATZE*. Von W. BORCHARDT. Trotz einer sehr grogen Zahl yon tatsgchlichen Er- hebungen fiber den Cholesteringehalt der Organe und des Blutes ist dennoch die Bedeutung dieses Teiles des Lipoid- haushaltes ffir den Organismus bis heute nicht Mar. Es fehlt ein grundlegendes Verstgndnis ffir die normal- wie patho- logisch-physiologische t3edeutung des Cholesterins im Organis- mus. Aus der Ffille der bier entstehenden Fragen interessierte uns vor allem diejenige nach der Leistung des Cholesterins beim Fiebergeschehen und bei den Abwehrvorggngen des Organismus gegen Infektionen. Die zu besprechenden Versuche wurden an Katzen aus- geffihrt. Als Infektionserreger wurde vorerst der Staph))lo- coccus pyogenes aureus gewghlt. Das Cholesterin wurde den Tieren intraven6s und peroral appliziert im Sinne yon Heil- sowie Schutzversuchen. Ffir intraven6se Zwecke standen reine, verschiedenprozentige (I--2,5proz.), kolloidale Cholesterin- 16sungen**, ffir perorale Zwecke cholesterinreiche Lipoid- trockenpr/iparate*** zur Verffigung. Anfangs wurde Gewicht darauf gelegt, den Gesamt- cholesteringehalt des Blutes (bestimmt naeh der Methode yon WINDAUS und andererseits AUTENRIETH) unter den In- jektions- und Ffitterungsversuchen bei normalen und infizier- ten Tieren festzustellen. Wir mul3ten jedoch bald einsehen, dab diese Erhebungen bei Katzen -- als Carnivoren -- ffir unsere Zwecke keine leitenden Gesichtspunkte ergeben k6nnen. Der Cholesteringehalt des Blutserums kann durch noch so lang fortgesetzte Injektionen bzw. Ffitterungen anscheinend nieht auf die Dauer erh6ht werden. Weitere Versuche darfiber, sowie Untersuchungen zum Nachweis des Cholesteringehaltes bestimmter Organe sind noch im Gange. Da wir vor und nach der Infektion die Temperatur der Tiere stetig kontrollierten, so konnten wir uns auch einen gewissen Einblick fiber die Cholesterinwirkung beim Fiebergeschehen versehaffen. Alle * Soil deinn/ichst vollst~indigerscheinen. ** Diese wurden mir auf Wunsch in freundlichsterWeisevon der ChemischenFabrik Promonta, Hamburg, hergestellt. Ihre Wasserstoffionenkonzentration bewegte sich meistens urn den Neutralpunkt herum. *** Die angewendete Substanz steIlt den cholesterinhaltigen Lipoidanteil des be- kannten Nfihrpr/iparates Promonta dar und enthfilt zi,9 % kolloidial wasserl6s- liches Cholesterin.

Beitrag zur Bedeutung des Cholesterins bei Experimenteller Staphylokokkeninfektion der Katze

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x8. JUNI ~ 9 2 9 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 8. J A H R G A N G . Nr . 2 5 i179

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

fiBER DAS VEGETATIVE NERVENSYSTEM UND SEINE BEEINFLUSSUNG DURCH PHARMAKOLOGISCHE

GIFTE BEI KATATONIKERN. I. Mitteilung.

Won T. GORDONOIrF und F. ~VALTHER.

Wenn man S y m p t o m e n b i l d und Verlauf der Geistes- k rankhe i t en n~iher ins Auge faBt, b e k o m m t man immer wieder den Eindruck, dab die endokr ine S t ruk tu r ffir die Pa thogenese mancher Psychosen eine B e d e u t u n g haben mfisse. Die E n t d e c k u n g der inneren Sekret ion und ihrer Wechsel- bez iehungen zum vege ta t iven Nervensys tem, zum Affekt- leben und zu den Bewul3tseinsvorg~ngen legte den Gedanken nahe, die Pa thogenese der Psychosen auch yon der humora len Seite her und im Lich te dieser neugewonnenen Erkenn t - nisse zu be t rach ten .

Eine Geis teskrankhei t , bei der die vege ta t iven Beglei t- s y m p t o m e besonders s ta rk ausgesprochen sind, ist bekannt - l ich die Katatonie." Schon KAHLBAUM wies auf die S t6rungen im Verha l ten der Pupil len, die Pulsvergnderungen, die Zir- kula t ionss t6rungen, die Akrocyanose, die S t6rungen der SchweiB- und Speichelsekret ion und besonders auch auf das ve rgnder t e Verhat ten des Muskel tonus und der ganzen MotilitS~t, die ka ta lep t i schen Zust~nde, die Stel lungs- und Bewegungss te reo typ ien und die mi t geis t igem Stupor einher- gehenden Akinesien bin, die der Krankhe i t den N a m e n ge- geben haben und nach den heut igen Anschauungen mi t dem v e g e t a t i v e n Nervensys t em ebenfalls in Bez iehung stehen.

W i t haben uns vo rgenommen , bei den Ka t a ton ike rn das vege t a t i ve Ne rvensys t em und seine Beeinf lussung durch pharmakologische Gifte einer genaueren Prf i fung zu unter - ziehen. U n t e r anderem suchten wir bei diesen Kranken das Verha l ten der Minerals tot fe Iestzustellen, in erster Linie den Geha l t an denjenigen Kat ionen , die nach der Lehre yon KRAUS und ZONDEK mi t dem vege t a f i ven Ne rvensys t em die engs ten Beziehungen aufweisen, an Ka l ium und Calcium. Bekann t l i ch besagt die Lehre yon KRAUS und ZOXDeK, dab Vagusreiz p rak t i sch der K a l i u m v e r m e h r u n g g le ichkomme und der Reiz des Sympa th i cus der Ve rmehrung yon Calcium.

Das K a l i u m wie das Calcium wurden im Gesamtb lu t nach KRAMER und TISDALL, und das Ka l ium im Serum nach KRAMER bes t immt . U m einwandfre ie Vergleichswerte an Geis tesgesunden heranziehen zu k6nnen, un te r such ten wir, die gleichen Untersucher , auch Gesunde mi t den gleichen Methoden .

Bei unsern Un te r suchungen im Blute verschiedener K a t a - ton iker aus der psychia t r i schen Universi t~itsklinik Waldau bei Bern konnten wir nun einen ganz normalen Calc iumgehal t fes ts te l len; die Ca-Menge schwankt in den normalen Grenzen 8,0 bis Io,o rag%. Hingegen war der Gehal t an Ka l ium auBerordent l ich erh6ht . W~ihrend die normalen Wer te des Kat iums im Serum im M a x i m u m bis I 8 - - 2 o m g % betragen, konn ten wi t be im K a t a t o n i k e r Wer te yon 23 -- 24, ja noch mehr m g % nachweisen. I m Gesamtb lu t war die Ka l iummenge besonders ges te iger t ; bei e inem s c h w e r e n K a t a t o n i k e r wurden 240 rag% gefunden. In te ressan t war in diesem Falle auch der Befund, dab m i t der Versch l immerung der Krankhe i t e ine st/~rkere Zunahme des Kal iumgeha l tes einherging. E n t - sprechend der v e r m e h r t e n Ka l iummenge erscheint auch der Quo t i en t K /Ca erh6ht , es f inden sich Wer te yon 2, 4 bis 2,6. -- Die gefundene K a l i u m v e r m e h r u n g s t i m m t mi t dem klinisch sei t l angem auf verschiedenen Gebie ten Iestgestel l ten erh6hten Re izzus tand im pa rasympa th i schen Nervensys t em bei der K a t a t o n i e gu t fiberein. Auch die demn~ichst zur Ver6f ient - l i chung gelangenden Un te r suchungen des e inen yon uns (W.) fiber Blu tdruckverh~l tn i sse nnd fiber das morpho- ]ogische Blutb i ld bei der K a t a t o n i e sprechen viel fach in diesem Sinne.

An den gleichen Pa t i en t en wurden auch die Wi rkungen der pharmakolog i schen Gifte un te r such t und auf der H6he der

Wi rkung der Minerals toffgehal t des Blutes geprfift. Das sympa th ico t rope Adrenalin bewirk te ein Sinken des Quo- t i en ten K/Ca, wahrend der Quo t i en t bei Normalen eine Zu- nahme erf~hrt . Der Ka l iumgeha l t im Serum pf iegt be im K a t a t o n i k e r nach Adrenal in abzunehmen. I m al lgemeinen erwies sich der K a t a t o n i k e r ffir Adrenal in weniger empf ind- lich. -- Das Atropin erzeugt be im Normalen bekannt l i ch eine vorf ibergehende, leichte A b n a h m e des Blu tdrucks und der Puls f requenz und nachher eine Ste igerung der beiden Funk- t ionen. Der K a t a t o n i k e r reagier t nun in vie len F~llen mi t einer sofort igen Ste igerung des B lu td rucks und der Puls- frequenz. Nach At rop in n i m m t der Ka l iumgeha l t im Ka ta - ton ike rb lu t ab, ebenso der K/Ca-Quot i en t , w~hrend diese Wer te be im Normalen unver~nder t blieben. - - Das Aeetyl- cholin f ief beim K a t a t o n i k e r eine dem At rop in entgegenge- setzte Reak t ion hervor .

Der Ka l ium-Ca lc ium-Elek t ro ly tgeha l t des BIutes b i lde t somi t ein Kr i t e r i um Ifir den Zus tand des vege ta t iven Nerven- sys tems im Sinne der Kraus-Zondekschen Lehre.

Eine ausffihrliche Mi t te i lung erscheint in einer Fachze i t - schrift. (Aus dem Pharmakologisehen Institut und der Psychia- trischen Klinik der U,niversitiit Bern.)

BEITRAG ZUR BEDEUTUNG DES CHOLESTERINS BEI EXPERIMENTELLER STAPHYLOKOKKEN-

INFEKTION DER KATZE*.

Von

W. BORCHARDT.

Tro tz einer sehr grogen Zahl yon ta t sgchl ichen Er - hebungen fiber den Choles ter ingehal t der Organe und des Blutes is t dennoch die Bedeu tung dieses Teiles des Lipoid- haushal tes ffir den Organismus bis heu te n ich t Mar. Es fehl t ein grundlegendes Vers tgndnis ffir die normal- wie pa tho- logisch-physiologische t3edeutung des Cholesterins im Organis- mus. Aus der Ffille der bier en ts tehenden Fragen interessier te uns vor a l lem diejenige nach der Le is tung des Cholesterins be im Fiebergeschehen und bei den Abwehrvorggngen des Organismus gegen Infekt ionen.

Die zu besprechenden Versuche wurden an Ka tzen aus- geffihrt. Als Infekt ionserreger wurde vorers t der Staph))lo- coccus pyogenes aureus gewghlt . Das Cholesterin wurde den Tieren in t raven6s und peroral appl iz ier t im Sinne yon Heil- sowie Schutzversuchen. Ffir in t raven6se Zwecke s tanden reine, verschiedenprozent ige ( I - -2 ,5proz . ) , kolloidale Cholesterin- 16sungen**, ffir perorale Zwecke cholester inreiche Lipoid- t rockenpr / ipara te*** zur Verffigung.

Anfangs wurde Gewicht darauf gelegt, den Gesamt- choles ter ingehal t des Blutes (bes t immt naeh der Methode yon WINDAUS und anderersei ts AUTENRIETH) un te r den In- jekt ions- und Ff i t t e rungsversuchen bei normalen und infizier- ten Tieren festzustellen. Wir mul3ten jedoch bald einsehen, dab diese Erhebungen bei Ka tzen - - als Carnivoren -- ffir unsere Zwecke keine le i tenden Ges ichtspunkte ergeben k6nnen. Der Choles ter ingehal t des Blu t se rums kann durch noch so lang for tgese tz te In j ek t ionen bzw. F f i t t e rungen anscheinend n ieh t auf die Daue r e rh6ht werden. Wei te re Versuche darfiber, sowie Unte r suchungen zum Nachweis des Cholester ingehal tes bes t immte r Organe sind noch im Gange. Da wir vor und nach der Infekt ion die T e m p e r a t u r der Tiere s te t ig kontrol l ier ten, so konnten wir uns auch einen gewissen E inb l ick fiber die Choles ter inwirkung be im Fiebergeschehen versehaffen. Alle

* Soil deinn/ichst vollst~indig erscheinen. ** Diese wurden mir auf Wunsch in freundlichster Weise von der Chemischen Fabrik

Promonta, Hamburg, hergestellt. Ihre Wasserstoffionenkonzentration bewegte sich meistens urn den Neutralpunkt herum. *** Die angewendete Substanz steIlt den cholesterinhaltigen Lipoidanteil des be- kannten Nfihrpr/iparates Promonta dar und enthfilt zi,9 % kolloidial wasserl6s- liches Cholesterin.

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mit Cholesterin gespritzten Tiere zeigten gegenfiber den Kon- trollen ein vorfibergehendes Absinken der KSrpertemperatur nach der Applikation. Hierzu ist zu bemerken, dab nach mehr- mMiger, intraven6ser Injektion h6herprozentiger (I -- 2,5 proz.) kolloidMer Cholesterinpr~parate sehr h~tufig ein Shock be- obachtet wurde, der bekanntermal3en an sich schon die K6rper- temperatur herabsetzen kann. Die Vermutung lag nahe, dab es hierbei zu einer intravasalen Ausflockung des h6her- prozentigen Cholesterins in der 131utbahn kame. Diese Ver- mutung wird verst~irkt dnrch den Befund, dab i o - -2o fach mit o,9% NaC1 verdfinnte Cholesterinl6sungen symptomlos ill gleichen Mengen vertragen wurden; weiterhin dadurch, dab es in vitro-Versuchen nach Katzenserumzusatz zu ultra- mikroskopischer Ausflocknng des Cholesterins in starker konzentrierten L6sungen kam. Infolgedessen kann heute kein sicheres Urteil fiber die Cholesterimvirkung anf das Fieber- geschehen abgegeben werden, nm so mehr, als perorale Ver- abreichung des genannten cholesterinreichen Praparates den Fieberverlauf nach kfinstlicher Staphylokokkeninfektion nicht in alien F~llen erkennbar beeinflugt.

Auffallend war abet in den bisherigen 24 Versuchen, dab s~mtliche vorbehande!ten Tiere eine Staphylokokkeninfektion gegenfiber den sonst gleichartig infizierten Kontrolltieren fiber- lebten. Die Vorbehandlung geschah dutch l~ngerdauernde Verabreichung yon Cholesterin bzw. cholesterinreichem Pr~i- parat. Es kam bei den behandelten Katzen schon nach knrzer Zeit zur AbsceBbildung und unter Durchbruch des Abscesses

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zur Entfieberung und Ausheilung. Demgegentiber gingen die unbehandelten Kontrolltiere meistens im Verlaufe von 5 bis io Tagen mit und ohne Abscedierung bzw. Durchbruch des Abscesses an den Folgen der Infektion ein.

Hier kommt es durch das Cholesterin tatsachtich zu einer Resistenzerh6hung des Organismus gegen Infektion, wie auch LEUPOLD und BOGENDORFER in 5Iauseversuchen feststelten konnten. Das obengenannte cholesterinreiche Praparat ist schmackhaft und wird yon Carnivoren sehr gem gefressen. Es enthalt das Cholesterin offenbar in sehr gut resorbierbarer Form. Ffir die Therapie der akuten wie chronischen fieber- haften Infektionskrankheiten des ~ienschen dfirfte es auch in Frage kommen.

Die Versuche werden weiterhin fortgesetzt. Vor allem in der Richtung, dab das Cholesterin noch bei anderweitigen Infektionen tierexperimentell ausgewertet werden muB, und da der Cholesteringehalt des Blutes uns keinen ~iagstab ftir die Cholesterinanreicherung im Carnivorenorganismus zu geben seheint, wird man feststellen miissen, ob evtl. die inneren Organe an diesem Lipoid bei der betreffenden Methode anzu- reichern sind. Endlich wird das Augenmerk in den folgenden Untersuchungen auf die Darstellung des am besten resorbier- baren Cholesterins zu richten sein. Vielleicht gelingt es auf diese Weise, etwas tiefer in das Wesen des Cholesterinhaus- haltes ffir den gesunden und kranken Organismus einzudringen. (A~s dem fnstitut /~r Sehi//s- und Tropenkrankh.eiten, Ham- b~trg [Dir.: Obermeci-~at Prof. Noeh@)

PRAKTISCHE ERGEBNISSE. GEBISSVERLETZUNGEN UND PRAKTISCHER ARZT.

Von

Dr. HOFFMANN, Miinchen.

Traumatische Sch~tdigungen des Gebisses ereignen sich bei zahlreichen Gelegenheiten und gehen entweder mit Kiefer- brtichen einher oder treten weitaus h~ufiger ohne Beteiligung der Kieferknochen auf. Die meisten GebiBverletzungen finden sich im ]3ereich der Frontz~hne infolge ihrer exponierten Lage. Die Vorderzahne des Oberkiefers erleiden hS~ufiger Verletzun- gen als die im Unterkiefer. Wohl am meisten gefahrdet sind die mittleren oberen Schneidezahne, w~hrend die Eckz~ihne Dank ihres ziemlich massigen K6rpers der Gewalteinwirkung einen groBen Widerstand bieten. Traumen der Pr~molaren und Molaren sind ~iuBerst selten dank ihrer geschfitzten Lage im Iiiefer. Bei Stellungsanomalien, hauptsachlich bei Prognathie und bei Progenie, sind allerdings die Vorderz~hne im Ober- bzw. im Unterkiefer besonders gef~hrdet.

Die GebiBverletzungen kommen zustande durch einen Fall oder Sturz auf das Gesicht beim Spielen der Kinder, ferner beim Rodeln, Schlittschnhlaufen, beim Ski-, IRad- und Motor- radfahren, sowie beim Gerateturnen, gelegentlich such beim Springen ins Wasser (AufstoBen des Kopfes auf den Boden, auf eine Felskante u. a.). Ferner sind Stol3, oder Schlag mit harten Gegenst~nden, z. B. durch Pferdehuf, dutch den S~bel beim Fechten und bei studentischen Mensuren oder beim Ringen und 13oxen sowie ein Wurf ins Gesicht bei Ballspielen verantwortl ich zu machen. Gelegentlich verursacht Ver- letzungen des Gebisses der Gebrauch der Z~ihne zu Kraft- leistungen, z. 13. Tragen eines schwerbelasteten Tisches usw. mit Hilfe eines Lederlgppchens, das zwischen die Zahne ge- klemmt wird.

Dutch die Zunahme der Sport-, Spiel- und Turnbewegung in allen Kreisen der deutschen 13ev61kerung haben auch die Verlefzungen im Bereich des Gebisses eine erhebliche Vermehrung erfahren. Da hS.ufig neben einer Zahn- verletzung such andere gesundheitliche St6rungen bei dem Unfall zustande kommen, so wird meist zuerst der Allgemein- praktiker in Anspruch genommen. Es muB also auch der

praktische Arzt das \u fiber die Gebif3verletzungen und ihre Behandlung wissen, mr, einerseits die erste Hilfe leisten wie such andererseits dell Kranken rechtzeitig an den Spezialarzt verweisen zu k6nnen. In den nachfolgenden Ausffihrungen soll daher in Kfirze das Wichtigste aus der Thera- pie der GebiBverletzungen besprochen werden unter besonderer Beriicksichtigung der Verhaltnisse in der allgemeinen Praxis.

Die Gebigtraumen teilt man ein in Frakturen und Luxa- tionen.

Im ersten Fall handelt es sich stets um Substanzverluste am Zahnk6rper. Nicht in den Rahmen dieser Besprechung fallen die Frakturen bei mil31ungenen Extrakt ionsversuchen, die gelegentlich auf Unerfahrenheit und ungenfigendem Instru- mentarium beruhen, in den meisten Fallen aber auf besondere anatomische und pathologische Verh~tltnisse, z. I3. Krfim- mungen oder Verwachsungen der Wurzeln, unnachgiebige Kieferknochen usw., zurfickzuffihren sind.

Die Zahnfrakturen, die haufigsten Gebil3verletzungen, werden nach Anzahl der Bruchstficke in einfache, mehrfache und Splitterbrfiche eingeteilt. Je nachdem ob das Pulpa- cavum ge6ffnet ist oder nicht, spricht man von einfachen oder komplizierten Zahnbrfichen. Dem Sitz des Bruches am Zahn- k6rper entsprechend unterscheidet man Kronen-, Wurzel- und L~ingsfrakturen. Letztere verlegen den ganzen Zahn. Die Bruchlinie verlauft bei Kronenfrakturen im allgemeinen schrag, sehr selten quer. Der abgebrochene Kronenteil wird im allgemeinen ausgespuckt.

13ei der einfachsten Kronenfraktur wird nur der Schmelz betroffen, indem ein kleines Stfickchen davon an der Schneide- kante oder an der Ecke fehlt. Weder Schmerzen noch funk- tionelle St6rungen zeigen sich; nur gelegentlich wird fiber eine allerdings geringffigige kosmetische Entstellung geklagt. Geben aber scharfe Schmelzkanten Veranlassung zu Lasionen der Zungen- oder Mundschleimhaut, so ist der Kranke einem Zahnarzt zu tiberweisen, der eine GlXttung der R~tnder vor- nimmt. Ein Bepinseln mit Adstringentien allein ffihrt nicht zum Ziele, da es keine Kausaltherapie darstellt.

Anders liegen aber die Verh~ltnisse, wenn sich der Kronen- bruch auf Schmelz und Dentin erstreckt. In diesen F~llen