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r. APRIL I939 KLINISCHE V/OCHENSCHRIFT. I8. JAHRGANG. Nr. 13 471 bezug auf die senkrechten Striche m6glich, das MaB der VergrSBerung annahernd zu bestimmen. Zur Orientierung m6ge erwahnt werden, dab die vertikalen Striche yon rechts nach links gelesen, mit den gelben Spektralbanden fiber- einstimmen, welche yon Zellen hervorgerufen werden, bei denen eine Vergr6Berung des mittleren Durchmessers yon o,5, i,o und 1,5 # besteht. Bei den F~&llen, in denen die Zellen kleiner als normal sind, erhalt man ein gr6geres Spektrum, welches augerhalb der eingezeichneten Striche fallt (Abb. 4). Bei dieser Bestimmung mug man darauf achten, dab die Lampe auf die eingezeichnete Mittellinie der Skala zentriert wird. Mit diesem Meinen Instrumente is t es nach kurzer Ubung m6glich, einen zuverl~ssigen Eindruck yore mittleren Durch- messer der Erythrocyten unter beinahe allen Bedingungen zu erhalten. Bei dieser Methode ist das erhaltene DiffraktionsNld lichtstarker als bei dem Pijperschen Apparat. Aus diesem Grunde kann man bei bestimmten Fgllen (z. B. schweren Anamien) mit dem kleinen Instrument noch Bestimmungen ausffihren, die bei dem Pijperschen Apparat wegen des zu schwachen Diffraktionsbildes nicht m6glich sind. Ich mSchte annehmen, dab es ;nit diesem Instrument mSglich sein muB, in der Praxis die Bestimmung des mittleren Diameters der Erythrocyten auszuffihren, und zwar mit einer Genauigkeit, die den klinischen Forderungen vollauf genfigt. Bei wissenschaftlichen Untersuchungen und bei den F~tllen, in denen gr6gtm6gliche Genauigkeit der Messung erwfinscht ist, wird der Apparat yon PIJPER den Vorzug verdienen. Zuaamraen]assn~ng: Beschreibung eines einfachen Instru- mentes, mit dem es m6glich ist, den mittleren Dnrchmesser von t?;rythrocyten nach der Diffraktionsmethode zu bestimmen. Das Instrument hat den Vorteil, klein zu sein (Weite ungefahr 2 cm, Lange 6 cm). Jede kleine, helle Lichtquelle kann bei der Messung gebraucht werden und erlaubt also direkte Messungen am Krankenbett. Literatur: 1 PIJ~ER, Fol. haemat. (Lpz.) I9~9. 38, 32o. -- 2 PtJPER, Brit. med. J. I929, 635- - a PIJPER, South. African reed. J. I93 S (23. M~rz). -- ~PIJPER, J. of Path. Bact. I931, 34, 771- -- a BoeI~ U, GRIESBACI-I, ttlin. Wschr. 1933, 782. -- 6 LUCKNERU. TIL~ER, Z. exper. Med. x936, 99, 126. -- ~ KaD'GER, Dtsch. reed. ~Vschr. 1933 , 1855. _ s KELLER, Z. klin. MedZ 1936, 132. -- 9 SCHALM, Acta reed. scand. (Stockh.) 93, 512 (1937) -- Nederl. Tijdschr. Geneesk. 1937, 5786. ~ x0 PIJPER. Lancet i935, 1152. KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. ZUR FRAGE EINER STEUERUNG DER ENTGIFTUNGS- VORGANGE DURCH VITAMIN Bb Von HEDWIG BLOTEVOGEL und 1~;. TONUTTI. Untersucbungen* fiber die Vitamin Bt-Wirkung bei der Beri-Beri hatten ergeben, dab in der iiberwiegenden Mehr- zaht der Falle die Heilung sehwerer B~-Mangelerscheinungen nur dutch gleichzeitige Verabreichung yon Vitamin B 1 mit Traubenzucker gelingt. Dabei zeigte sich, dab in allen Fallen mit der Heilung eine massive Glykogeneinlagerung in der Leber parallel geht. LABBA, 1NEPREUX und GRINGOIR~;, LAJOS u . a . batten bereits nachgewiesen, dab auch beim normalen Tier dutch Vitamin B~ und reichliche Kohlehydrat- ffitterung eine erhebliche Vermehrung des Leberglykogens zu erzielen ist. Bekannttich ist die Leistungsf~higkeit der Leber hinsicht- lich zahlreicher Partialfunktionen weitgehend yon. ihrem augenblicklichen Glykogengehalt abhangig. In der Klinik v ersucht man daher bei verschiedenen Zust~nden durch Er- hShung des Leberglykogens eine gewisse Leistungssteigerung der Leherzelle, namentlich hinsichtlich ihrer Entgiftungs- f anktionen, zu erzielen, wozu gew6hnlich kleine Insulindosen mit Traubenzucker verabreicht werden. Es erschien nun aus- sichtsreich, far die Steigerung der Entgiftungsarbeit der Leber das einleitend skizzierte Prinzip der Vitamin B 1- \,Virkung auszuwerten, wobei uns besonders geeignet die mit sehweren Verbrennungen einhergehenden Intoxikationen er- schienen, zumal dabei auch die Leber in Form einer serSsen Entzfindung in Mitleidenschaft gezogen wird. Zur Beobachtung standen uns insgesamt bisher 17 Ver- brennungsfalle zur Verffigung (Handverbrennungen, Ver- brfihungen der Hande, Gesichtsverbrennungen, Verbrennun- gen 2. und 3. Grades des Ober- und Unterschenkels). Ver- abreicht wurden hohe Vitamin Br-Dosen zusammen mit Traubenzucker, bei den schwersten FMlen bis zu 4mal io mg Benerva mit jeweils io cem loproz. Traubenzueker pro Tag, 2 FMIe mit Verbrennungen, die mehr als zwei Drittel der K6r- peroberflache betrafen und erst am 3. Tage die erste B1-Ver- abreichung erhielten, s• am 6. bzw. 7- Tage nach der Verbrennung. Bei den fibrigen F~llen, die keine derart aus- gedehnten Verbrennungen aufwiesen, stellte sich ein auf- fMlend rascher und glatter Heilverlauf ein, soweit sich fiber~ sehen l~tBt sogar ohne nennenswerte Narbenbildung. Bei allen Fallen, auch den beiden verstorbenen, verschwanden un- * Z. mikrosk.-anat. Forsch. 44~ 532 (r938). mittelbar nach der Bl-Injektion die besonders beim Verband- wechsel auftretenden Schmerzen. Aus diesen wenigen Beob- achtungen, die selbstverstandlich ffir eine endgfilfige Be- urteilung der angeschnittenen Frage noch nicht ausreichend sind, lieB sich doch der Eindruck gewinnen, dab ein unver- kennbarer EinfluB der Vitamin B 1- und Traubenzuckergaben auf den Zustand der Patienten bestand. Da uns eine klinische Auswertung der behandelten Falle nicht zusteht, verzichten wir auf eine ausifihrliche Kasuistik. Die auf unseren voraus- gehenden Untersuchungen fiber die B1zvVirkung fuI3ende Beobachtung solt daher ledigiich als Anregung gewertet werden, da uns selbst eine eingehende Verfolgung des Pro- blems nicht m6glich ist. Da es sich bei den vorgeschlagenen Substanzen um harmlose physiologischerweise im Organismus vorkommende KSrper handelt, erscheint bei dem Mangel an wirksamen Therapeutica bei schweren Verbrennungen ein breiter Versuch als unterstfitzender Faktor neben den fib- lichen Behandlungsmethoden als angezeigt. Durch den oben- genannten B1-Effekt in der Leber scheint immerhin ein Weg gezeigt zu sein, der eine auf biologischen Erkenntnissen be- ruhende Steuerung der Entgiftungsfunktionen des Organis- mus erm6glicht. (Aus dem Anatomischen Institut der Uni- vemit~it Breslau [Diretctor: Pro]. W. Blotevogel].) BEITRAG ZUR VERBREITUNG DES ANTI-O(%)-AGGLUTININS. Von PETER DAHR. 1927 land SCHIFF, dab im Serum mancher Rinder nadh Absorption mit einer geeigneten Menge AiB-Blutk6rperchen ein gegen O-Blkp. wirksames Agglutinin zurfickbleibe. Dieses tierische Anti-O-Agglutinin erwies sich als geeignet ZUlUNach- weis der ,,Ausscheidung" yon O im Speichel yon O-Menschen. FRIEDEN~EIC~ und ZAC~O fanden sparer das Anti-O-Agglu- tinin auch wirlcsam gegenfiber Blutk6rperchen (Blkp.) der Untergruppe A2, so dab es yon ihnen zur Diagnose der Unter- gruppen A 1 und A~ herangezogen wurde. Die Tatsache, dab A~-Blkp. yon Anti-O-Aggtutinin agglutiniert werden, A1-Blkp. dagegen nicht, ffihrten die danischen Forscher darauf zurfick, dab die Wirkung sich auf den O-Anteil der A2-BIkp. erstrecke, die wegen der Recessivit~t des A S gegenfiber dem A 1 in der Regel vom Genotypus AO seien. Wahrend bei A10 die O-Anlage so gehemmt werde, dab sie nicht nachweisbar sei -- und des- halb A10 nicht mit Anti-O reagiere --, sei die O-Anlage bei A~O nicht vollkommen unterdrt~ckt und daher das O mit 34*

Beitrag zur Verbreitung des Anti-O(α2)-Agglutinins

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r. APRIL I939 K L I N I S C H E V / O C H E N S C H R I F T . I8. J A H R G A N G . Nr . 13 471

bezug auf die senkrechten Striche m6glich, das MaB der VergrSBerung annahernd zu bestimmen. Zur Orientierung m6ge erwahnt werden, dab die vertikalen Striche yon rechts nach links gelesen, mit den gelben Spektralbanden fiber- einstimmen, welche yon Zellen hervorgerufen werden, bei denen eine Vergr6Berung des mitt leren Durchmessers yon o,5, i ,o und 1,5 # besteht. Bei den F~&llen, in denen die Zellen kleiner als normal sind, erhalt man ein gr6geres Spektrum, welches augerhalb der eingezeichneten Striche fallt (Abb. 4). Bei dieser Best immung mug man darauf achten, dab die Lampe auf die eingezeichnete Mittellinie der Skala zentriert wird.

Mit diesem Meinen Instrumente is t es nach kurzer Ubung m6glich, einen zuverl~ssigen Eindruck yore mittleren Durch- messer der Erythrocyten unter beinahe allen Bedingungen zu erhalten.

Bei d ieser Methode ist das erhaltene DiffraktionsNld lichtstarker als bei dem Pijperschen Apparat. Aus diesem Grunde kann man bei best immten Fgllen (z. B. schweren Anamien) mit dem kleinen Ins t rument noch Bestimmungen ausffihren, die bei dem Pijperschen Apparat wegen des zu schwachen Diffraktionsbildes nicht m6glich sind.

Ich mSchte annehmen, dab es ;nit diesem Instrument mSglich sein muB, in der Praxis die Bestimmung des mittleren Diameters der Erythrocyten auszuffihren, und zwar mit einer Genauigkeit, die den klinischen Forderungen vollauf genfigt. Bei wissenschaftlichen Untersuchungen und bei den F~tllen, in denen gr6gtm6gliche Genauigkeit der Messung erwfinscht ist, wird der Apparat y o n P I J P E R den Vorzug verdienen.

Zuaamraen]assn~ng: Beschreibung eines einfachen Instru- mentes, mit dem es m6glich ist, den mittleren Dnrchmesser von t?;rythrocyten nach der Diffraktionsmethode zu bestimmen. Das Instrument ha t den Vorteil, klein zu sein (Weite ungefahr 2 cm, Lange 6 cm). Jede kleine, helle Lichtquelle kann bei der Messung gebraucht werden und erlaubt also direkte Messungen am Krankenbett .

L i t e r a t u r : 1 PIJ~ER, Fol. haemat. (Lpz.) I9~9. 38 , 32o. -- 2 PtJPER, Brit. med. J. I929, 635- - a PIJPER, South. African reed. J. I93 S (23. M~rz). -- ~ PIJPER, J. of Path. Bact. I931, 34, 771- -- a BoeI~ U, GRIESBACI-I, ttlin. Wschr. 1933, 782. -- 6 LUCKNER U. TIL~ER, Z. exper. Med. x936, 99, 126. -- ~ KaD'GER, Dtsch. reed. ~Vschr. 1933 , 1855 . _ s KELLER, Z. klin. MedZ 1936, 132. -- 9 SCHALM, Acta reed. scand. (Stockh.) 93, 512 (1937) -- Nederl. Tijdschr. Geneesk. 1937, 5786. ~ x0 PIJPER. Lancet i935, 1152.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

ZUR FRAGE EINER STEUERUNG DER ENTGIFTUNGS- VORGANGE DURCH VITAMIN Bb

V o n

HEDWIG BLOTEVOGEL und 1~;. T O N U T T I .

Untersucbungen* fiber die Vitamin Bt-Wirkung bei der Beri-Beri ha t ten ergeben, dab in der iiberwiegenden Mehr- zaht der Falle die Heilung sehwerer B~-Mangelerscheinungen nur dutch gleichzeitige Verabreichung yon Vitamin B 1 mit Traubenzucker gelingt. Dabei zeigte sich, dab in allen Fallen mit der Heilung eine massive Glykogeneinlagerung in der Leber parallel geht. LABBA, 1NEPREUX und GRINGOIR~;, LAJOS u . a . bat ten bereits nachgewiesen, dab auch beim normalen Tier dutch Vitamin B~ und reichliche Kohlehydrat- ffitterung eine erhebliche Vermehrung des Leberglykogens zu erzielen ist.

Bekannttich ist die Leistungsf~higkeit der Leber hinsicht- lich zahlreicher Partialfunktionen weitgehend yon. ihrem augenblicklichen Glykogengehalt abhangig. In der Klinik v ersucht man daher bei verschiedenen Zust~nden durch Er- hShung des Leberglykogens eine gewisse Leistungssteigerung der Leherzelle, namentlich hinsichtlich ihrer Entgiftungs- f anktionen, zu erzielen, wozu gew6hnlich kleine Insulindosen mit Traubenzucker verabreicht werden. Es erschien nun aus- sichtsreich, far die Steigerung der Entgiftungsarbeit der Leber das einleitend skizzierte Prinzip der Vitamin B 1- \,Virkung auszuwerten, wobei uns besonders geeignet die mit sehweren Verbrennungen einhergehenden Intoxikat ionen er- schienen, zumal dabei auch die Leber in Form einer serSsen Entzfindung in Mitleidenschaft gezogen wird.

Zur Beobachtung standen uns insgesamt bisher 17 Ver- brennungsfalle zur Verffigung (Handverbrennungen, Ver- brfihungen der Hande, Gesichtsverbrennungen, Verbrennun- gen 2. und 3. Grades des Ober- und Unterschenkels). Ver- abreicht wurden hohe Vitamin Br-Dosen zusammen mit Traubenzucker, bei den schwersten FMlen bis zu 4mal io mg Benerva mit jeweils io cem loproz. Traubenzueker pro Tag, 2 FMIe mit Verbrennungen, die mehr als zwei Drit tel der K6r- peroberflache betrafen und erst am 3. Tage die erste B1-Ver- abreichung erhielten, s• am 6. bzw. 7- Tage nach der Verbrennung. Bei den fibrigen F~llen, die keine derart aus- gedehnten Verbrennungen aufwiesen, stellte sich ein auf- fMlend rascher und glatter Heilverlauf ein, soweit sich fiber~ sehen l~tBt sogar ohne nennenswerte Narbenbildung. Bei allen Fallen, auch den beiden verstorbenen, verschwanden un-

* Z. mikrosk.-anat. Forsch. 44~ 532 (r938).

mittelbar nach der Bl-Injektion die besonders beim Verband- wechsel auftretenden Schmerzen. Aus diesen wenigen Beob- achtungen, die selbstverstandlich ffir eine endgfilfige Be- urteilung der angeschnittenen Frage noch nicht ausreichend sind, lieB sich doch der Eindruck gewinnen, dab ein unver- kennbarer EinfluB der Vitamin B 1- und Traubenzuckergaben auf den Zustand der Patienten bestand. Da uns eine klinische Auswertung der behandelten Falle nicht zusteht, verzichten wir auf eine ausifihrliche Kasuistik. Die auf unseren voraus- gehenden Untersuchungen fiber die B1zvVirkung fuI3ende Beobachtung solt daher ledigiich als Anregung gewertet werden, da uns selbst eine eingehende Verfolgung des Pro- blems nicht m6glich ist. Da es sich bei den vorgeschlagenen Substanzen um harmlose physiologischerweise im Organismus vorkommende KSrper handelt, erscheint bei dem Mangel an wirksamen Therapeutica bei schweren Verbrennungen ein breiter Versuch als unterstfitzender Faktor neben den fib- lichen Behandlungsmethoden als angezeigt. Durch den oben- genannten B1-Effekt in der Leber scheint immerhin ein Weg gezeigt zu sein, der eine auf biologischen Erkenntnissen be- ruhende Steuerung der Entgiftungsfunktionen des Organis- mus erm6glicht. (Aus dem Anatomischen Institut der Uni- vemit~it Breslau [Diretctor: Pro]. W. Blotevogel].)

BEITRAG ZUR VERBREITUNG DES ANTI-O(%)-AGGLUTININS.

V o n

PETER D A H R .

1927 land SCHIFF, dab im Serum mancher Rinder nadh Absorption mit einer geeigneten Menge AiB-Blutk6rperchen ein gegen O-Blkp. wirksames Agglutinin zurfickbleibe. Dieses tierische Anti-O-Agglutinin erwies sich als geeignet ZUlU Nach- weis der ,,Ausscheidung" yon O im Speichel yon O-Menschen. FRIEDEN~EIC~ und ZAC~O fanden sparer das Anti-O-Agglu- tinin auch wirlcsam gegenfiber Blutk6rperchen (Blkp.) der Untergruppe A2, so dab es yon ihnen zur Diagnose der Unter- gruppen A 1 und A~ herangezogen wurde. Die Tatsache, dab A~-Blkp. yon Anti-O-Aggtutinin agglutiniert werden, A1-Blk p. dagegen nicht, ffihrten die danischen Forscher darauf zurfick, dab die Wirkung sich auf den O-Anteil der A2-BIk p. erstrecke, die wegen der Recessivit~t des A S gegenfiber dem A 1 in der Regel vom Genotypus AO seien. Wahrend bei A10 die O-Anlage so gehemmt werde, dab sie nicht nachweisbar sei - - und des- halb A10 nicht mit Anti-O reagiere - - , sei die O-Anlage bei A~O nicht vollkommen unterdrt~ckt und daher das O mit

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472 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

Anti -O nachweisbar , i938 konn te ich d u t c h Absorp t ions - und Agglu t ina t ionsver suche mi t Ant i -O bet Blkp. ve rsch iedener A 1- und A=-Menschen v o m Geno typus AO zeigen, dab anschei- nend bezfiglich der St~irke der E n t w i c k l u n g von A und O be im Geno typus AO ein reziprokes Verha l t en bes teh t , so wie es HAHN vorhe r bet AB fes tges te l l t h a t t e : Bet A20 re la t iv schwache En twick lung der A-E igenscha f t und d e m e n t s p r e - chend deut l ich phgno typ i scbes O, bet A~O re la t iv sfi irkere En twick lung des A und desha lb s tg rkere Unte rd r f i ckung der O-Anlage. Ich v e r t r a t aber die Auffassung, dab bet A,O die O-Anlage n ich t - - oder jedenfal ls n ich t i m m e r - - vo l lkommen g e h e m m t oder un te rd r f i ck t set, und dab d e m n a c h das O bet A,O, wenn auch n ich t du rch Agglut ina t ion , so doch durch Abso rp t i on nachweisbar set, D e m e n t s p r e c h e n d v e r w a n d t e ich t ier isches Ant i -O-Agglu t in in bet Versuchen, geno typ i sch ver - schiedene A- und B-Blkp. zu t r ennen . Vorhe r h a t t e ich eine groBe Anzahl yon Seren versch iedener T ie ra r t en auI die H~iufigkeit des V o r k o m m e n s yon Ant i -O hin un te r such t . Dabei war im Serum yon 14o Mee~schweinchen Ant i -O hie nachweisbar . Bet 316 Katzenseren Iand sich Ant i -O in 7,6 %. Von i i o Hi~hnerseren en th ie l t en 22% Ant i -O-Agglut in in . Es war bet dieser T ie ra r t h~iufiger v o r h a n d e n als bet den 211 yon mir u n t e r s u c b t e n Rinderseren, wo ich Ant i -O in 16% land, w~thrend bei 335 Hundeseren Ant i -O in nur 5,7 % sich vor fand . Da Hfihnerseren , zumal in gr6Beren Mengen, schwer erh~iltlich s ind und andererse i t s de r Ant i -O-Ti te r der Rinder - se ren du rchschn i t t l i ch gut war (32--64), v e r w a n d t e ich in der Folgeze i t zu me inen Agglu t ina t ions- und Absorp t ions - ve r suchen i m m e r Ant i -O v o m Rind. Zei tweise zeigten sich jedoch die R inde r se ren bet we i t em n ich t so ergiebig, wie vor- he r gefunden. So land sich e inmal un te r fas t 15 ~ inne rha lb einer W o c h e v o m Schlachthof bezogenen R inde r se ren keines ant i -O-hal t ig . Auch OLBRfCH te i l te kfirzlich mit , es set i b m n ich t gelungen, ein Ant i -O mi t e inem ffir A b s o r p t i o n s v e r s u c h e geniigend h o h e n T i te r bei ioo R i n d e r n zu f inden. Diese er- beb l ichen Schwankungen des V o r k o m m e n s yon Ant i -O bet R i n d e r n sind natf ir l ich s t6rend, wenn m a n t ier isches Ant i -O zu U n t e r s u c h u n g e n laufend v e r w e n d e n will. I ch habe desha lb meine frf iheren U n t e r s u c h u n g e n fiber das V o r k o m m e n yon

RIFT. I8. J A H R G A N G . N r . 13 L APRIL ~939

Anti-O bet ve rsch iedenen T ie ra r ten noch auf einige andere Tierar ten , de ren Blu t le icht zu e rha l t en ist, ausgedehnt . Es wurden so u n t e r s u c h t 200 Schweineseren, 200 Scha/seren u n d 85 P]erdeseren*. Von den P fe rdese ren enth ie l t keines Ant i -O- Agglut inin. Es k o n n t e jeweils nur eine geringe AnzahI dieser Seren v o m Schlachthof bezogen werden, da das Pferd kein h~ufiges Schlach t t i e r ist. Die U n t e r s u c h u n g der Schafseren war auch n ich t viel ergiebiger : es f anden sich nur 3 b rauch- bare, d. i. 1, 5 %. D a m i t soll n ich t gesagt sein, dab im ali- gemeinen Ant i -O bei P fe rden und Schweinen n ich t bzw. se l ten v o r k o m m t . E ine dera r t ig geringe Ausbeu te is t ja auch, wie erw/ihnt , bet U n t e r s u c h u n g e]ner gro2en Anzahl yon Rinder - seren schon erzielt worden . I m fibrigen war der Ant i -O-Ti te r der Schafseren niedrig (8--16). E t w a s besser war das Ergeb- his bet den Schweineseren : Zwar f anden sich anch hier nu t 6 b r auchba re Seren, d. i. 3 %, aber die Ti te r waren gut (2mal i28, i m a l 32 und 3ma l 16 bet T i t r i e rung auf Objekttr~iger). 1ViSglicherweise wird m a n auch bet anderwei t iger Un te r - suchung yon Schweineseren auf Ant i -O-Agglu t in in h6here Hunderts~i tze b r a u c h b a r e r Ant i -O-Seren l inden, so wie m a n ja auch bet R inde r se ren b r a u c h b a r e in unregelm~il3iger H~iufig- kei t f inder. Ich mSch te h i e rmi t d iesen kurzen Hinweis auf das VorkOmmen yon brauchbarem Ant i -O bei Schweinen geben und empfehlen, auch yon dieser T ie ra r t gegebenenfal ls Anf i -O-Seren zu gewinnen zu versuchen.

D a m i t is t natf ir l iches Ant i -O-Agglut in in , abgesehen yon d e m , , i rregul~ren", nu t bet r i d e r T e m p e r a t u r wirksames Ant i -O in mensch l ichen A~B- und At-Seren bisher bet folgen- den T ie ra r t en gefunden worden : Rind (ScHIFF), Hund , Katze , Schaf, Schwein, t t u h n , Eule (DAHR). Ffir die Gewinnung yon Ant i -O-Seren k o m m e n abe t d a v o n p rak t i sch nur in F rage R ind und meines E r a c h t e n s auch Schwein.

Bekann t l i ch erhie l t EISLER durch Immun i s i e rung ether Ziege mi t Shiga-Kruse- ]3akter ien ein O-Blkp. agglu t in ieren- des I m m u n s e r u m . Derar t ige I m m u n s e r e n sind p rak t i sch gu t b rauchbar . Mir se lbs t gelang es al lerdings nicht , bet Immun i s i e rungsve r suchen an einer Ziege ein I m m u n - A n t i - O zu gewinnen. (Aus dem Hygienischen Institut der Universitdit KSln [Direlctor: _Pro]. Dr. IReiner Mi~ller].)

SCHUTZSTOFFBILDUNG ALS VEGETATIVE FUNKTION*. Von

Prof . S. BELiK. Aus dem Institut ffir AiIgemeine Pathologie und Bakteriologie der KgI. Ungar. P. P~zmfiny-Universit~.t zu Budapest

(Vorstand: Prof. Dr. S. BBL/~-K).

Die Immunitlitslehre hat sich im Laufe der Zeit ganz selbst/indig entwickelt und Tatsachen zutage gef6rdert, dutch welche sie eins der machtigsten Gebiete der medizinischen Wissenschaft geworden ist. Wit wissen abet, dab wir in den tieferen Sinn dieser Immuni- t~itsereignisse um so leichter eindringen k6nnten, je mehr wir in der Lage w~ren, sie yon physiologischem Gesichtspunkt aus zu behandeln. Es ist sicher, dab durch diese Tatsachen auch die Vorstellungen der Physiologie bereichert werden k6nnten. Diese fJberlegung fiihrte reich bereits vor mehr als einem Jahrzehnt dazu, in einen Tell dieser M6glichkeiten durch die Untersuchung der Zusammenh~inge zwischen Immunk6rperbildung und vegetati- ver Funktion nXher einzudringen.

Die Abwehrkraft des Organismus gegenflber Infektionsstoffen beruht nach der ImmnnitXtslehre auf verschiedenen Faktoren. Ein Tell dieser I4r~fte ist gegen verschiedenste Bakterienarten gerichtet, ist somit nicht spezifisch. Als solche sind die bactericiden Stoffe, z. ]3. Alexine, Leucine, Plaeine, wetter die Opsonine, zu nennen, und dazu geh0rt auch das mit den Alexinen vielleicht identische Komplement. Ich m6chte nicht unerw~hnt lassen, dab es Forscher gibt, welche auch diesen Stoffen eine gewisse Spezifit~it zuschreiben. Jedenfalls sind das Stoffe, welche im Organismus fertig vorgebildet und deshalb in einer gewissen wechselnden Menge immer anwesend sind. Andererseits gibt es Stoffe, echte AntikSrper, wie die Anti- toxine, Agglutinine, Pr~icipitine, Lysine usw., welche ganz sicher spezifisch sind und immer nut zufolge einer Antigeneinwirkung

* In der Tagung der ungar, physiolog. Gesellschaft Budapest I938 gehaltener Vortrag.

nach einer gewissen Frist im betreffenden Organismus neugebildet werden.

Es konnte nun als ganz sicher angenommen werden, dab die Bildung, die Vermehrung und Verminderung, das Eingreifen, fiberhaupt die T~itigkeit dieser Stoffe eine vegetativ bedingte sein mu[3, und deshalb war zu erwarten, dab ihr Wirken sich nach der Funktionsiinderung des vegetativen Nervensystems richter. Wir kennen nun eine mannigfalfige Reihe yon verschiede- nen Einfliissen, welche auf die vegetative Funktion wirken. Die Pharmakologie kennt Gifte, welche den parasympathischen bzw. sympathischen Anteil dieses Nervensystems anregen oder hemmen bzw. l~hmen. Aber auch die primitiven Funktionen des Organis- rnus, wie z. B. die tterztittigkeit sowie aueh die Verdauung usw., gehen mit Tonusschwankungen einher. Es ist aueh sehr wichtig, dab Umwelteinfliisse -- ein spezielles Gebiet meiner Arbeit -- wie das Klima, das Wetter, ]3~ider usw., sowie auch K6rperbewegung, Training, Sport einen tiefen Eindruck auf unser vegetatives Leben und ant die Tonuszustiinde des vegetativen Nervensystems ausfiben. Somit fflhrt uns die Erkenntnis der Zusammenh~tnge zwischen ImmunitXt und vegetativer Funktion auch zum Verst~ndnis der Wirkung dieser makro- und mikroklimatischen Umweltfaktoren und unserer Lebensweise ilberhaupt.

Was das Tatsachenmaterial dieses Gebietes anbelangt, weise ich vor allem auf die ~iltesten Versuche yon SALAIVIONSEN und lVfADS]~N 1

* Die Untersuehungen wurden durchgeffihrt unter Verwendung von Mitteln des Vereins der Freunde und F5rderer der Universit~it K61n.