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Belebung der Innenstädte Quartierserneuerung durch private Initiativen

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort 3Aygül Özkan

Einführung 4

QiN: Ansatz und Geschichte 6

Exkurs 12Innenstadt im Wandel – Neue Impulse durch integrierte Handlungskonzepte – Prof. Dr. Franz Pesch

QiN: Best Practice 18

Handels- und Dienstleistungszentren 18

Celle 18

Emden 20

Fürstenau 22

Papenburg 24

Öffentlicher und privater Raum 26

Hildesheim 26

Neustadt 28

Lingen (Ems) 30

Bad Iburg 32

Bleckede 34

Hannover 36

Emsbüren 38

Kooperative Stadtentwicklung, 40Quartiersmanagement

Cuxhaven 40

Holzminden 42

Ganderkesee 44

Nordenham 46

Stadthagen 48

Wolfsburg 50

Exkurs 52 Das Zusammenspiel von Aneignung, Wahrnehmung und Gestaltung öffentlicher Räume – Dr. Robert Kaltenbrunner

Schlussfolgerung und Ausblick 57

Anhang 60QiN 2007 - 2010

Impressum 76

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Vorwort

Innenstädte und Ortskerne zu erneuern und zu stärken, ist seit langemeine wichtige Aufgabe der Kommunen und des Landes. Handel, Dienstleistungen, Kultur, Tourismus, Wohnen und Freizeit erwarten attraktive und zukunftsfähige Zentren. Eine Innenstadt muss dabei vielen Ansprüchen zugleich genügen: als vitaler Handelsort, als blühender kultureller Treffpunkt und nicht zuletzt als qualitätvoller „Lebensraum Innenstadt“ – mit allem was dazugehört. Um das zu erreichen, sind funktionierende, strategische Partnerschaften not-wendig. Politik und Verwaltung sind gefragt, gleichermaßen aber auch Eigentümer, Einzelhändler, Gewerbetreibende, Bürgerinnen und Bürger.

Im Jahr 2007 hat die Niedersächsische Landesregierung die Modell-förderung „Belebung der Innenstädte – Quartiersinitiative Nieder-sachsen“ (QiN) gestartet. Wir möchten damit alle relevanten Akteurein den Innenstadt-Quartieren dazu gewinnen, an der Quartiersver-besserung aktiv mitzuwirken. Sie spüren, sehen und wissen sehr ge-nau, was in ihrem Viertel gut läuft, aber auch, „wo der Schuh drückt“.

Mit QiN hat das Land Niedersachsen Impulse dahingehend gesetzt, dass sich private Akteure zusammenschließen und gemeinsam mit der öffentlichen Hand wirksame Erneuerungsstrategien für ihr Quar-tier entwickeln. Kein Zweifel: QiN hat in einem relativ kurzen Zeit-raum außerordentlich viel bewegt. In den Projekt-Quartieren sind zum Teil problematische Entwicklungen einer Aufbruchstimmung gewichen, die von dem Bewusstsein getragen ist, dass mit gemein-samen Aktivitäten positive Veränderungen erreicht werden.

Die Erfolge, die QiN durch die geförderten Projekte geschaffen hat, sind vielfältig. Beispielhaft zu nennen sind die Bildung von tatkräfti-gen und wirksamen Quartiersgemeinschaften, die Profi lierung der Quartiere durch Marketing-Aktionen oder ein verbessertes Erschei-nungsbild des öffentlichen Raums. QiN hat sich in Städten wie bei-spielsweise Hannover, Hildesheim, Holzminden oder Stadthagen, aber auch in kleineren Gemeinden wie Bleckede oder Ostercappeln als geeignetes Instrument niedersächsischer Stadtentwicklungspo-litik bewährt.

Insgesamt 68 Projekte sind mit QiN gefördert worden. Diese Wir-kungsbreite sucht bundesweit ihresgleichen: Es gibt kein Bundes-land, in dem auch nur annähernd so viele Initiativen auf freiwilliger Basis auf den Weg gebracht wurden. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Förderkonditionen so gestaltet wurden, dass Kommunen und Quartiere ganz unterschiedlicher Ausrichtung und Struktur erreicht werden konnten: große wie kleine, urbane wie ländliche, reparierende, erneuernde und präventiv handelnde.

Hervorheben möchte ich, dass QiN auch deshalb so erfolgreich ist, weil das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration eng und konstruktiv mit den Verbändenzusammengearbeitet hat. Mein ausdrücklicher Dank gilt daher den Kommunalverbänden, den Industrie- und Handelskammern, den Einzelhandelsverbänden und der Architektenkammer Niedersachsen.

Aygül Özkan, Niedersächsische Ministerin für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration

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Attraktivitätsverlust der Innenstädte bis zu Verödung und Leerstand

Im Dezember 2006 hat der Niedersächsische Landtag beschlossen, im Landeshaushalt 2007 einen Betrag von 1 Mio. € für Modellver-suche zur Belebung der Innenstädte bereitzustellen. Mit diesem neu-en Schwerpunkt im Städtebau sollten Modellprojekte zur Entwick-lung innerstädtischer Einzelhandels- und Dienstleistungszentren gefördert werden. Das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration hat daraufhin im Jahr 2007 die Modellförderung „Belebung der Innenstädte – Quartiers-initiative Niedersachsen“, kurz „QiN“, ins Leben gerufen.

Ausdrückliches Ziel von QiN war bzw. ist, landesweit Modellprojektezu initiieren, die auf einem modifi zierten Konzept der in Nordame-rika ausgesprochen erfolgreichen „Business Improvement Districts“ (BIDs) beruhen. Dabei handelt es sich um strategische Partnerschaftenzwischen Kommune, Grund- und Immobilieneigentümern sowie Einzelhändlern bzw. Dienstleistern oder Gastronomen eines defi nier-ten innerstädtischen Gebiets. Ziel ist, das Engagement privater Immo-bilienbesitzer und Gewerbetreibender für Belange der Stadtentwick-lung zu forcieren. Als primäre Handlungsebenen kommen neben Städtebau und Architektur vor allem Handel, Dienstleistung und Gastronomie in Betracht.

Viele Gründe sprechen für die Errichtung solcher Partnerschaften. Esgibt zahlreiche Vorbilder gut funktionierender Partnerschaften in Kanada und den USA und mittlerweile vielen anderen Ländern welt-weit. Das Modell verspricht eine direkte, erfolgsorientierte und effi -ziente Realisierung von Maßnahmen, die einem Stadtbezirk eine nachhaltig wirksame Attraktivitätssteigerung ermöglichen. Sie setzendabei auf das subsidiäre Prinzip, d. h. die Quartiere versuchen sich selbst – also auf der niedrigstmöglichen Ebene – zu helfen, um fürKunden, Mieter und Investoren wieder attraktiv zu werden und umdie eigene Anziehungskraft weiter zu steigern. Komponenten solcherInitiativen sind Eigeninitiative, private Finanzierungsbeiträge und öffentlich-private Partnerschaft.

Das Land Niedersachsen hat sich bewusst entschieden, das BID-Kon-zept nicht auf eine gesetzliche Grundlage – wie beispielsweise in Hamburg, wo Grundeigentümer zur Teilnahme an Maßnahmen für ihr Viertel verpfl ichtet werden – zu stellen, sondern setzt auf das Prinzip der Freiwilligkeit.

Die vorliegende Broschüre gibt einen Überblick über Geschichte, Hin-tergründe und Stoßrichtung der Modellförderung „Belebung der Innenstädte – Quartiersinitiative Niedersachsen“ (QiN), stellt Best- Practice-Beispiele der QiN-Projekte vor und beleuchtet die Rahmen-

bedingungen und Voraussetzungen des Gesamtprojektes sowie der unterschiedlichen Ansätze vor Ort.

Dabei gibt die Publikation Antworten auf Fragen wie: Wie funktio-nierte der QiN-Ansatz vor Ort? Welche Formen der Kooperation sindwarum gewählt worden? Welche Gruppen und Akteure wurden ein-bezogen? Welche Faktoren machen die Arbeit im Quartier erfolgreich?Welche Stolpersteine gilt es zu umschiffen? Was können Quartiere vor Ort überhaupt leisten und wo stoßen sie an die Grenzen des Machbaren? Und nicht zuletzt: Wie lassen sich die im Zuge von QiNgesammelten Erfahrungen auf Situationen in anderen Orten über-tragen?

Einführung

1 Innenstädte und Ortskerne zu erneuern und zu stärken, ist seit langem eine wichtige Aufgabe der Kommunen und des Landes. Handel, Dienstleistungen, Kultur, Touris-mus, Wohnen und Freizeit erwarten attraktive und zukunftsfähige Zentren

2 Die BID-Idee entstand in Reaktion auf die wachsende Konkurrenz durch Einkaufs-zentren und deren Wettbewerbsvorteilen gegenüber gewachsenen Innenstädten, die hier häufi g zu Leerständen führen

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4 Einführung

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Privates Engagement für das Quartier initiieren

Der Ansatz, privates Engagement für innerstädtische Quartiere zuinitiieren, stammt ursprünglich aus Nordamerika. Bereits 1970 schlossen sich in Toronto (Kanada) erstmals Grundstückseigentümer,Einzelhändler, Gastronomen und andere Dienstleister im Schulter-schluss mit der Kommune zu einer Quartiersinitiative zusammen, umzeitlich begrenzt Maßnahmen zur Verbesserung des Umfelds und der Attraktivität zu fi nanzieren und durchzuführen.

Aufgrund des Erfolgs dieses sogenannten Business Improvement Dis-trict (BID) fand die Idee schnell Nachahmung – zunächst in zahlreichenkanadischen und US-amerikanischen Innenstädten, bald jedoch welt-weit. Um den Status quo des Quartiers zu sichern bzw. zu verbessern,kümmerten sich private Initiative und öffentliche Hand gemeinsam um Maßnahmen zur Umfeldverbesserung, z. B. die Reinigung von Graffi ti, die Verbesserung der Sauberkeit, die Vereinheitlichung der Straßenmöblierung, die Aufwertung der Fassaden und Straßenbelägeoder die Umsetzung eines Beleuchtungskonzeptes. Oft ging man noch darüber hinaus und versuchte, der wachsenden Konkurrenz durch Einkaufszentren und deren Wettbewerbsvorteilen aktiv zu be-gegnen, indem gemeinsame Werbemaßnahmen durchgeführt, ein-heitliche Öffnungszeiten abgestimmt und Sicherheitsaspekte berück-sichtigt wurden.

Beachtung fand das Modell vor einigen Jahren auch in Deutschland.So kam es 2005 in Hamburg-Bergedorf zur Gründung der erstenQuartiersinitiative nach Vorbild der nordamerikanischen BIDs. Mit dem Gesetz zur Erleichterung von Planungsvorhaben für die In-nenentwicklung der Städte wurden dann im Jahr 2006 „Private Ini-tiativen zur Stadtentwicklung“ in das Baugesetzbuch eingeführt.

Diese neue Öffnungsklausel gibt den Bundesländern die Möglichkeit,über Landesrecht Gebiete festzulegen, in denen in privater Verant-wortung und in Abstimmung mit der Gemeinde standortbezogene Maßnahmen durchgeführt werden, die einen Beitrag zur städtebau-lichen Verbesserung von Stadtquartieren in funktionaler und gestal-terischer Hinsicht leisten.

Neben Hamburg haben auch die Länder Bremen, Hessen, Nordrhein-Westfalen, das Saarland und Schleswig-Holstein inzwischen Gesetzeerlassen, mit denen per Satzung Gebiete festgelegt werden können,in denen Beträge verpfl ichtend erhoben werden können. Andere Bundesländer wie Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz oder Niedersachsen setzen hingegen auf fl exible Aktionsbünd-nisse, die auf freiwilligen Leistungen der Immobilieneigentümer undGewerbetreibenden beruhen. Dabei ist zwar nicht sichergestellt, dassalle, die von der Quartiersaufwertung profi tieren, auch einen fi nan-ziellen Beitrag zur Durchführung leisten. Andererseits erscheint der freiwillige Ansatz weniger bürokratisch, organisatorisch einfacher und fl exibler sowie deutlich geeigneter, konstruktives Engagement zu wecken.

So waren Kommunen und Private bei der 2008 in Baden-Württem-berg gestarteten Initiative „Mittendrin ist Leben“ aufgerufen, inno-vative und nachhaltige Projekte, Maßnahmen und Konzepte vorzu-stellen, die zur Stärkung ihrer Orts- oder Stadtmitte, eines Stadtteil-oder Ortsteilzentrums beitragen oder beigetragen haben. Die Viel-falt und Bandbreite der Einreichungen unterstrich dabei sowohl die Wichtigkeit des Themas wie die Flexibilität und Eignung des (frei-willigen) Ansatzes. Ähnliches gilt für die Modellprojekte „Ort schafft Mitte“ (Bayern), „Quartiersgemeinschaft Innenstadt“ (Rheinland-Pfalz) oder die „Quartiersinitiative Niedersachen“ (QiN).

3 Eine Innenstadt muss vielen Ansprüchen zugleich genü-gen: als vitaler Handelsort, als blühender kultureller Treffpunkt und nicht zuletzt als qualitätvoller „Lebens-raum Innenstadt“ – mit allem was dazugehört.

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QiN: Ansatz und Geschichte

Entstehung und Geschichte

Am 8. Dezember 2006 beschloss der Niedersächsische Landtag, imLandeshaushalt 2007 einen Betrag von 1 Mio. € für Modellmaßnah-men zur Belebung der Innenstädte bereitzustellen. Die Fachabteilungdes Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Frauen, Familie undGesundheit führte daraufhin am 20. Dezember 2006 ein Sondierungs-gespräch mit Vertretern der Landesverbände der Industrie- und Han-delskammern, der Einzelhandelsverbände, der Kommunalen Spitzen-verbände und interessierter Städte durch.

Auf dieser Grundlage wurde die Quartiersinitiative Niedersachsen ent-wickelt. Ziel ist, Modellprojekte zu initiieren, bei denen strategischePartnerschaften zwischen Einzelhändlern, Grund- und Immobilien-eigentümern und Kommune ein räumlich und sachlich abgegrenztesinnenstädtisches Gebiet stärken und verbessern. In einem freiwilligenZusammenschluss können private Akteure selbst bestimmen, welcheProbleme sie aufgreifen und mit welchen konkreten Maßnahmensie Verbesserungen erreichen wollen. Rückgang der Kunden, Defi ziteim öffentlichen Raum, unzureichende Verkehrsanbindung, Lücken im Branchenmix oder im Angebot sind typische Problemaspekte, an denen QiN-Projekte arbeiten.

Bei der Modellförderung „Belebung der Innenstädte“ handelt es sichnicht primär um wirtschaftsfördernde Aktivitäten. Ziel ist, das Enga-gement privater Immobilienbesitzer und Gewerbetreibender für Be-lange der Stadtentwicklung zu forcieren. Der Aufbau geeigneterKommunikationsstrukturen soll ermöglichen, öffentliche und privateInvestitionen besser aufeinander abzustimmen und damit wirksamerzu machen. Das mag im Endeffekt zugleich wirtschaftsfördernd sein,Handlungsfeld ist aber in erster Linie die städtebauliche Aufwertung.

Von 2007 bis 2010 stellte das Land für QiN jährlich 1 Mio. € Förder-mittel zur Verfügung. Die Projekte erhielten vom Land einen Zuschussin Höhe von bis zu 40 % der Projektkosten. Die tatsächliche Förder-summe lag angesichts der privaten Investitionen und kommunalenAnteile jedoch weitaus höher. Das gesamte Projektvolumen hat fürdie 68 Projekte, die von 2007 bis 2010 gefördert wurden, weit mehrals 8 Mio. € umfasst.

In keinem anderen Bundesland gibt es annähernd so viele Projekte, die auf der Idee des sogenannten „Business Improvement Districts“ (BID) auf freiwilliger Basis umgesetzt wurden.

Organisatorische Abläufe

Die Förderstruktur der Quartiersinitiative Niedersachsen

Im Fokus von QiN steht, Immobilienbesitzer und Gewerbetreibendesowie andere private Gruppen, die an einer positiven Stadtentwick-lung interessiert sind, bei ihrem Engagement für das Stadtquartier zu unterstützen, um innerstädtische Zentren nachhaltig zu stabili-sieren bzw. aufzuwerten.

Als Handlungsebenen kommen dafür in erster Linie Städtebau und Architektur einerseits sowie Handel, Dienstleistung und Gastronomieandererseits in Betracht. Dabei werden sowohl Bestandsaufnahme, Organisations- und Konzeptentwicklung gefördert als auch Mode-ration bzw. Mediation und nicht zuletzt investive Maßnahmen im jeweiligen Quartier.

1 Insgesamt 68 Projekte sind mit QiN gefördert worden. Diese Wirkungsbreite sucht bundesweit ihresgleichen: Es gibt kein Bundesland, in dem auch nur annähernd so viele Initiativen auf freiwilliger Basis auf den Weg gebracht wurden.

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6 QiN: Ansatz und Geschichte

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Der Fördersatz liegt dabei grundsätzlich bei 40 % der Kosten der förderfähigen Maßnahmen, 60 % der Kosten müssen seitens der Stadt bzw. seitens der privaten Investoren getragen werden, wobei der private Anteil an den Gesamtkosten mindestens 20 % abdeckenmuss.

Antragstellung und Bewilligung

Die QiN-Wettbewerbe richteten sich an alle, die sich als Quartiersge-meinschaft in Projekten für die Erhaltung und Entwicklung ihrer In-nenstädte bzw. zentralen Versorgungsbereiche engagieren oder Bür-gerengagement für die Standortqualität entfalten wollten. Dabei wurden Ergebnisse angestrebt, die zur wirksamen und nachhaltigenStabilisierung und Weiterentwicklung der städtebaulich integrierten zentralen Versorgungsbereiche oder deren Teilbereiche als Standorte für Einzelhandel und Dienstleistungen beitragen. Gefördert wurden Maßnahmen aus verschiedenen Stadien der Projektentwicklung.

Bewerben konnten sich sowohl Kommunen wie Privatinitiativen. Voraussetzung war jedoch, dass ein gemeinsames Vorgehen ange-strebt wurde – weshalb eine gemeinsame Bewerbung empfohlenwurde. Ein im Wettbewerb 2010 angebotenes Sondermodul richtetesich ausschließlich an Kommunen.

Stadium I: Vorbereitung und Gründung einer Quartiers-gemeinschaft

Dieses Modul verfolgte das Ziel, funktionsfähige Strukturen für die Arbeit der Initiative aufzubauen. Gefördert wurden Maßnahmen derOrganisation und Moderation der Initiative, der Gewinnung weitererMitglieder und der Entwicklung von Rechts- und Finanzierungsfor-men. Grundvoraussetzung war die Beteiligung von Privaten (z. B. Eigentümer, Händler aus dem Quartier) schon bei der Antragstellung.

Stadium II: Konzeptentwicklung und Planung der Umsetzung

Zielsetzung war, den Weg von der Idee zu einem umsetzbaren Kon-zept und einer Maßnahmenplanung zu unterstützen und dabei ins-besondere die Beauftragung professioneller Architekten, Planer undEntwickler zu ermöglichen. Es wurden ausschließlich Projekte geför-dert, bei denen nachweislich eine Zusammenarbeit zwischen der pri-vaten Quartiersgemeinschaft und der Kommune gegeben war. Dabei bestand die ausdrückliche Erwartung, dass im Anschluss an die Förderung das Vorhaben in die Umsetzung überging.

Stadium III: Realisierung

Die zentrale Zielsetzung war, umsetzungsreife Konzepte mit beispiel-haften und innovativen Ideen und Maßnahmen zur Realisierung zuverhelfen. Es wurden ausschließlich Projekte gefördert, die zwischender privaten Quartiersgemeinschaft und der Kommune abgestimmt waren.

Inhaltlich sollten die QiN-Projekte vor allem

• kooperative Verfahren entwickeln, die Grundstücks- und Immobi-lieneigentümer, Dienstleister, Handel und Gewerbe, Nutzerinnen und Nutzer im Projektgebiet sowie Dritte im eigenverantwortlichenund koordinierten Handeln unterstützen,

• privatwirtschaftliche Aktivitäten und Investitionen anstoßen, insbesondere günstige Rahmenbedingungen für private Investiti-onen schaffen,

• mit investiven Maßnahmen, insbesondere zur Gestaltung des öffentlichen Raums, die Aufenthaltsqualität verbessern,

• Maßnahmen und Instrumente freiwilliger Partnerschaften vor Ort erproben,

• beispielhafte und innovative Konzepte zur Quartiersentwicklung schaffen,

• Nutzungsvielfalt, Wettbewerbsfähigkeit, Vitalität und Identifi kati-on stärken und

• dem Gebäudeleerstand entgegenwirken.

Förderfähig im Rahmen des Wettbewerbs waren mit Bezug auf die oben benannten Handlungsfelder

• die Moderation und Organisationsentwicklung zur Schaffung von Organisationsstrukturen für die private Initiative,

• die Bestandsaufnahme als Grundlage für die Konzepterstellung,• Konzepte zur Quartiersentwicklung, die im Einvernehmen mit der

Gemeinde umgesetzt werden sollten,• investive und nichtinvestive Maßnahmen zur Verbesserung des

Projektgebietes auf Basis der entwickelten Konzepte.

Ausgeschlossen von der Förderung waren

• ausschließliche Marketing-Maßnahmen z. B. für den Tourismus – also die reine Herstellung von werblichen Materialien wie z. B. Flyern, Plakaten, Anzeigen etc.,

• Mieten, Werbung (außer für das Projekt) und Maklertätigkeiten,• Gutachten zur Stadtentwicklung oder von Handelskonzepten

sowie• Maßnahmen, die aus dem Projekt „Ab in die Mitte!”, aus Mitteln

der Städtebauförderung oder sonstigen öffentlichen Fördermit-teln bezuschusst wurden.

Vorstadium: Vorbereitung einer Quartiersgründung

Als zusätzliches Fördermodul wurde ab dem Wettbewerb QiN 2010 das Angebot der Förderung einer Vorstufe angeboten. Dieses bezog sich auf Situationen, bei denen eine arbeitsfähige Initiative noch nichtbesteht und die Kommune (als alleinige Projektträgerin) die Privatenfür eine Quartierserneuerung und zur Gründung einer Quartiers-gemeinschaft aktivieren möchte.

Förderfähig waren hier Maßnahmen wie

• die Zusammenführung der Akteure der privaten Wirtschaft, der lokalen Vereine, der nicht organisierten Anlieger und der Haus- und Grundeigentümer,

• der Aufbau stabiler Arbeits-, Kooperations- und Entscheidungs-strukturen im Quartier,

• die Erarbeitung einer Quartiersvision und das Ableiten von Zielen,• die Einrichtung eines Quartiersbüros sowie• die Moderation des Prozesses.

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Auswahl der Projekte

Die Auswahl der Projekte erfolgte nach den Kriterien Projektgebiet, Projektidee, Qualität der vorgesehenen Maßnahmen, Beschreibung der Quartiersgemeinschaft sowie anhand des Kosten- und Finan-zierungsplans.

Projektgebiet

• Relevanz des Projektgebiets für die Innenstadtentwicklung bzw. für einen städtebaulich integrierten zentralen Versorgungsbereich,

• Nachweis einer geeigneten räumlichen Abgrenzung des Projekt-gebiets.

Projektidee, Ziele und Konzept

• Stringenz und inhaltliche Nachvollziehbarkeit der formulierten Ziele bezogen auf den strategischen, innovativen und ganzheitli-chen Lösungsansatz zur Entwicklung des Projektgebietes,

• Relevanz möglicher Synergien mit anderen Zielen und Projekten der Stadtentwicklung, Einbindung in ein kommunales und ggf. regionales Entwicklungskonzept,

• Alltagstauglichkeit / Realisierbarkeit der Projektideen, Ziele und Konzepte,

• Qualität, Innovationsgehalt, Impulswirkung und Nachhaltigkeit der Aktivitäten und Maßnahmen,

• Berücksichtigung städtebaulicher, ökonomischer, sozialer oder ökologischer Aspekte.

Beschreibung der Quartiersgemeinschaft

• Beteiligungsstrukturen (z. B. Mitwirkungsbereitschaft, Einbindung der wichtigsten Akteure, ideelle und praktische Unterstützung, fi nanzielles Engagement, Verknüpfung mit bereits vorhandenen Beteiligungsstrukturen),

• Organisationsstrukturen (evtl. innovative Ansätze bei Projekt-management, Kommunikation und Kooperation).

Kosten- und Finanzierungsplan

• Realistische und ausführliche Kostenplanung,• Einhaltung der Förderbedingungen.

Beschreibung der Prozessphasen

Analyse des Status quo im Quartier

Damit realistische und vor allem überprüfbare Ziele gesetzt werden können, muss zunächst die Ausgangslage vor Ort richtig bewertet werden. In diesem grundlegenden Arbeitsschritt werden bauliche, städtebauliche, ökonomische und infrastrukturelle Bedingungen im Quartier insoweit zusammengestellt, wie es für eine zielgerichtete Bearbeitung des Projektes erforderlich ist. Dazu sollte auf Ergebnis-se von vorhandenen Untersuchungen und Konzepten sowie auf bei der Stadt vorliegende Daten zurückgegriffen werden. Bei kleinerenBaumaßnahmen etwa lassen sich üblicherweise schnell und unkom-pliziert Bestand (Anzahl der Sitzgelegenheiten, der Parkplätze, der Bepfl anzungen …) und Bedarf ermitteln.

Bei komplexeren Zielen wird die Ermittlung der Ausgangslage schwie-riger. Soll etwa die Leerstandsquote im Quartier verringert und der Branchenmix verbessert werden, muss zunächst ermittelt werden, wie viel freie Verkaufsfl ächen existieren und an welchen Warensorti-menten es im Quartier fehlt. Antworten darauf kann eine Branchen-analyse geben. Falls eine solche Analyse für das Quartier noch nicht vorliegt, sollte es eine der ersten Maßnahmen sein, eine solche zuerstellen oder in Auftrag zu geben. Ansätze dazu können auch bereitsvorliegende Einzelhandelskonzepte für die Gesamtkommune liefern.

Die quartiersbezogene Branchenanalyse verschafft zunächst einen statistischen Überblick und beantwortet auch Fragen, die • das Nachfragepotenzial,• die Konkurrenzsituation,• die Kostensituation,• die Infrastruktur,• das Raumangebot,• rechtliche Rahmenbedingungen,• und ggf. standortspezifi sche Restriktionen betreffen.

Um den Bedarf zu ermitteln, müssen die Zielgruppen, also die Händ-ler, Dienstleister und Immobilieneigentümer, aber ganz besondersauch die Kunden und Bewohner, nach ihren Wünschen und Anregun-gen für den Standort befragt werden.

Typische Themenfelder umfassen:• Immobilienwirtschaft (Fassadenrenovierung, Leerstandsmanage-

ment, Branchenmix),• Marketing, Kommunikation (Anzeigenkampagnen, Imagearbeit),• Service (Kundenservice, Infopunkt, Hausmeisterservice, Rechtsbe-

ratung),• Sicherheit, Sauberkeit (Wachdienst, Reinigungsdienst, Schneebe-

seitigung),• Kultur und Veranstaltungen (saisonale Feste, Märkte, Konzerte,

Straßenkünstler),• Gestaltung des öffentlichen Raumes (Möblierung, Bepfl anzung,

Beleuchtung, Überdachung, Beschilderung, WC),• Interessenvertretung gegenüber der Kommune (ÖPNV-Anbin-

dung, Parkraum, Parkleitsystem, Verkehrsplanung).

Wo hier Schwerpunkte gesetzt werden, trägt entscheidend zur Profi l-bildung des Quartiers bei. Von kurzfristigen Maßnahmen wie Image-kampagnen oder Kulturveranstaltungen haben in der Regel eher Händler einen spürbaren Vorteil, während von langfristigen Projektenwie Verbesserungen der Infrastruktur und des Erscheinungsbildesdes Standortes auch Immobilienbesitzer profi tieren. In einem Viertelmit Sozial- und Sicherheitsproblemen kann zum Beispiel ein Integra-tionsprojekt für Benachteiligte verbunden mit einer Verbesserung der

2 Quartiersbezogene Branchenanalysen verschaffen einen statistischen Überblick und beantworten auch Fragen, die das Nachfragepotenzial, die Konkurrenzsituation, die Kostensituation, die Infrastruktur, das Raumangebot, rechtliche Rahmenbedingungen, aber auch standortspezifi sche Restriktionen betreffen

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8 QiN: Ansatz und Geschichte

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nächtlichen Beleuchtung und der Beschäftigung eines Wachdienstessinnvoll sein. So ergänzen sich soziale, bauliche und personelle Maß-nahmen, um insgesamt das Sicherheitsgefühl der Besucher zu erhö-hen und zugleich die internen Probleme des Quartiers zu bekämpfen.

Aufbau eines Netzwerkes im Quartier

Die Initiative für die Gründung eines QiN-Quartiers sollte von der lokalen Wirtschaft und/oder den Grundeigentümern ausgehen. Sie kann aber auch seitens der Verwaltung und der Politik angeregt wer-den. Potenzielle Akteure wie Eigentümer, gewerbliche Mieter, Einzel-händler, Gewerbetreibende, Verwaltung, Planer und Politiker sollen durch Informationsarbeit zur Mitarbeit im Quartier motiviert werden.Die entsprechenden Ansprechpartner in der Kommunalverwaltung können diese Quartiers-Aufbauarbeit unterstützen.

Um den Gründungsprozess zu beschleunigen und die Arbeitseffek-tivität zu steigern, sollte so früh wie möglich mit dem Aufbau eines Kernteams begonnen werden, das die Vorstufe zu einer institutionali-sierten Form der Quartiersinitiative darstellt. In dieser frühen Projekt-phase benötigt man einen stabilen Kreis von engagierten, informier-ten Unterstützern der Idee. Eine zu große Gruppe birgt die Gefahr, dass sich niemand in der Verantwortung sieht und viel Zeit für Kom-munikation und Selbstorganisation (Terminfi ndung, Einladungen, Abstimmung der Vorgehensweise) verloren geht, während die Auf-merksamkeit für das übergeordnete Ziel der Initiativen-Gründung verloren geht. Eine Kerngruppe von drei bis sechs Leuten kann effi -zient und zielorientiert arbeiten. Atmosphärische Störungen, die injedem Quartier und auch zwischen Wirtschaft und Stadt immer wieder auftreten, können besser zu einer späteren Projektphase in den Fokus gestellt werden.

Um erfolgreiche Diskussionsprozesse zu initiieren, gilt es Unterstützerfür den Gründungsprozess zu gewinnen. In einem Quartier können –je nach Größe – Hunderte Einzelpersonen für eine Kontaktaufnahmein Frage kommen. Hinzu kommt die Schwierigkeit, dass viele, beson-ders Immobilieneigentümer, oft nicht im Quartier ansässig sind oderdass – wie etwa bei Filialisten – der mit den nötigen Entscheidungs-kompetenzen ausgestattete Ansprechpartner nicht vor Ort ist.

Als wichtige Multiplikatoren können bereits vorhandene Strukturendienen. Wenn im Quartier bereits Anwohnerorganisationen, Zusam-menschlüsse von Händlern, Immobilienbesitzern oder Dienstleistern bestehen, ist es empfehlenswert, diese Partner für die Idee zu be-geistern. Stammt die Idee zur Gründung einer Quartiersinitiative sogar aus den Reihen oder der Führung einer solchen Vereinigung, ergibt sich dieses Vorgehen nachgerade von selbst.

Daneben gibt es immer einfl ussreiche Einzelakteure im Quartier: kleine Einzelhändler, Eigentümer oder Dienstleister, die schon lange vor Ort ansässig sind und über eine Reihe persönlicher Kontakte ver-fügen. Ebenfalls in Frage kommen fi nanzstarke, großfl ächig vertre-tene Einzelhändler, die für die Magnetwirkung des Quartiers eine wichtige Rolle spielen, oder Immobilieneigentümer und Investoren, die einen großen Anteil des Gebäudebestandes halten. Diese Leucht-turmpersönlichkeiten sind in der Regel leichter für eine Zusammen-arbeit zu gewinnen, da sich der mit einem aktiven Engagement ver-bundene zeitliche Aufwand durch ihre starke, gebündelte Präsenz – auch fi nanziell – mehr lohnt.

Bevor man darüber nachdenken kann, einzelne Akteursgruppen imQuartier anzusprechen, gilt es an die nötigen Adressen zu gelangen.Diese Generierung gestaltet sich womöglich schwierig. Mitunter ist

die Kommune, also das Steuer-, Kataster- und/oder Liegenschafts-amt in der Lage, Adressen auf Anfrage zur Verfügung zu stellen. Ist dies nicht der Fall, bietet es sich an, Partner wie die Industrie- und Handelskammer oder den Einzelhandelsverband mit einzubeziehen,die in der Regel über die benötigten Daten verfügen und koopera-tionswillig sind. Will man jedoch tatsächlich alle in Frage kommen-

den Akteure ansprechen, bleibt häufi g nur die Recherche im Internetoder als Ultima Ratio der Gang zu den Klingelschildern. Entscheidendist zudem eine zielgruppenspezifi sche Ansprache. Jede Akteursgruppehat ein eigenes Anforderungsprofi l, das es zu erfüllen gilt.• Der Immobilienbesitzer tritt als Privateigentümer, als Erbenge-

meinschaft, als Kapital- oder Fondgesellschaft auf, ist mal fi nanz-stark oder -schwach, mal investitionsbereit oder eher zurückhal-tend. Gemeinsam ist den Immobilienbesitzern aber das Bedürfnis nach Sicherheit und langfristiger, solider Rendite. Sinkende Mieteinnahmen und der Verfall der Quartiersumgebung können nicht im Interesse eines Immobilienbesitzers sein.

• Einzelhändler sind noch vielgestaltiger. Neben Riesen wie Kar-stadt oder Kaufhof gibt es Zwerge wie den Kiosk an der Ecke. Neben dem Traditionsuhrmacher oder Goldschmied fi nden sich (Groß-)Filialisten und Ein-Euro-Shops. Traditionalisten, die ihre Wurzeln im Viertel haben, sind oft schon lange aktiv und können meist leicht für die Mitarbeit gewonnen werden. Schwieriger sind Filialisten, deren Geschäftsführer eine Entscheidung nicht ohne seine Zentrale treffen darf.

• Der Dienstleister ist Gastronom oder Hotelier oder residiert als Jurist, Arzt oder Consulter in den oberen Stockwerken. Hoteliers und Gastronomen sind in besonderem Maße abhängig vom Service und der Atmosphäre im Quartier. Ärzten und Juristen er-schließt sich der unmittelbare Nutzen einer Quartiersaufwertung hingegen nicht immer unmittelbar.

3 Typische Handlungsfelder von Quartiersinitiativen umfassen u. a. Immobilienwirt-schaft, Marketing und Kommunikation, Service, Sicherheit und Sauberkeit, Kultur und Veranstaltungen, die Gestaltung des öffentlichen Raums, aber auch soziale Projekte

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Zu Beginn der individuellen Ansprache sollte eine kurze Erläuterung des Status quo erfolgen, bei der – soweit vorhanden – Mietübersich-ten und Umsatzzahlen im Quartier vorgelegt werden. Eine Fotodoku-mentation mit Ansichten erneuerungsbedürftiger Beleuchtungen, Fassaden, Bekübelungen etc. im Quartier ist denkbar, auch ein Rund-gang durch das Gebiet. Die zu erläuternden Vorteile des QiN-Projektssollten auf den jeweiligen potenziellen Akteur/die Akteursgruppe zu-geschnitten sein und entsprechend eingängig dargelegt werden. Zudem muss die geplante Umsetzung des Modells am konkreten Standort illustriert werden, d. h. das Kernteam sollte vorgestellt so-wie etwaige Handlungsfelder und eine knappe Standort-Vision bzw.Vorschläge für erste, offensichtlich notwendige Maßnahmen erläu-tert werden. Hilfreich ist dabei der Verweis auf womöglich bereits gewonnene Partner, wie die Kommune, die IHK, den Einzelhandels-verband bzw. auch und gerade im Quartier bekannte Persönlichkeiten.

Im nächsten Schritt folgt eine allgemeine Informationsveranstaltung,mit der erstmals alle Interessierten in einer Runde zusammengeführtwerden. Diese erste Kick Off-Veranstaltung muss locker und unver-bindlich sein, der offi zielle Teil sollte den gesunden zeitlichen Rahmennicht sprengen. Es geht um pointierte Information und eine prägnanteErstvorstellung des Projekts, aber auch um Informationsbeschaffung. Hilfreich dazu ist ein zielgruppenspezifi scher Fragebogen, der für jede anzusprechende Gruppe (Anwohner, Dienstleister, Händler, Ei-gentümer …) zumindest in Teilen individuell gestaltet ist und jeweils die Bewertung der aktuellen eigenen Situation und der Lage im Quartier, eine Einschätzung der Verbesserungsmöglichkeiten und dieBereitschaft zum gemeinschaftlichen Engagement abfragt. Daraus können wichtige Schlüsse für die weitere Arbeit gezogen werden.

Dabei sollte es bei diesen Veranstaltungen auch darum gehen, ein „Wir-Gefühl“, eine Atmosphäre der Zusammengehörigkeit zu erzeu-gen. Dabei lohnt es sich, jeden Einzelnen nach seinen derzeitigen Bedürfnissen und seiner eigenen Situation im Quartier zu befragen. Fast immer werden sowohl Unzufriedenheiten wie Verbesserungs-vorschläge auf den Tisch kommen. Anschließend kann erläutert werden, welche Vorteile eine Quartiersinitiative im konkreten Fall haben könnte und welche Mitgestaltungsmöglichkeiten sie bietet.

Formulierung einer Quartiersvision, Ableiten von Zielen und Entwicklung von MaßnahmenDie eingangs beschriebene Quartiersanalyse ist in doppelter Hinsichtwichtig: Einerseits können auf diesem Wege die – manchmal verbor-genen – strukturellen Schwächen des Quartiers erkannt, anderer-seits kann die Zielerreichung messbar gemacht werden. Aus dem Standortprofi l lassen sich zudem unmittelbar Hinweise für die Ablei-tung von Zielen und Handlungsoptionen ableiten.

Dabei sollte die Vision für das Quartier klar von einer Ziel- oder Ent-wicklungsvereinbarung abgegrenzt werden. Die Vision hat keinen ver-traglich bindenden Charakter und ist in der Regel zeit- und situations-ungebunden. Um aber keine „Luftschlösser“ zu bauen, ist dringendnotwendig, innerhalb der Vision im nächsten Schritt überprüfbare,realistische Ziele festzulegen und diese auch verbindlich zu verein-baren. Die Quartiersvision selbst aber sollte einen solchen Charakterbewahren, dass sie allen kleinteiligen Zielsetzungen und Maßnahmen-beschlüssen übergeordnet ist. Sie ist sozusagen der Masterplan, sollInnovationskräfte schüren und als Motivationsspenderin über gele-gentlich unvermeidbare Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Einzelzielen hinweg helfen. Mit der Vision sollten sich alle im Quar-tier identifi zieren können, auch wenn es gelegentlich Meinungsver-schiedenheiten um die Bedeutung einzelner Maßnahmen geben mag.

Das Umsetzungskonzept leitet sich aus der Quartiersvision ab. Es ist ein wichtiger Schritt im Projekt, da sie den Übergang von der Planungs- in die Realisierungsphase markiert. Dabei sind Umsetzungs-maßnahmen auf verschiedenen Ebenen zu entwickeln. Sollen etwa der Branchenmix und die Angebotsvielfalt im Quartier verbessert wer-den, bieten sich verschiedene Alternativen für die Umsetzung an:

• Profi lierung (bessere Unterscheidung von konkurrierenden Stand-orten durch differenzierende Ausrichtung der Sortimente)

• Nischenstrategie (bessere Nutzung kleinräumiger Immobilien durch Spezialisierung und Nischenbildung)

• Frequenzbringer (Ansiedlung von Frequenzbringern zur Attraktivi-tätssteigerung des Standorts)

• Sortimentsergänzung (Konzentration auf Betriebe, die primär auf Ziel- und weniger auf Laufkundschaft angewiesen sind)

4 Die Erfolge, die QiN durch die geförderten Projekte geschaffen hat, sind vielfältig. Beispielhaft zu nennen sind: die Bildung von tatkräftigen und wirksamen Quartiersgemein-schaften, die Profi lierung der Quartiere durch Marketing-Aktionen oder ein verbessertes Erscheinungsbild des öffentlichen Raums

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10 QiN: Ansatz und Geschichte

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Umsetzung der Maßnahmen und Pfl ege der Kontakte

Wie auch immer die individuelle Ausgestaltung von Quartiersvision, abgeleiteten Zielen und deren entsprechender Umsetzung ausfallen werden – der oben skizzierten Kick-Off-Veranstaltung sollte die möglichst zeitnahe Umsetzung der avisierten Maßnahmen folgen. Dazu lässt sich an dieser Stelle dezidiert wenig sagen, ist dies alles doch abhängig von der jeweiligen Situation und Konzeption selbst und somit so individuell wie jede einzelne Quartiersinitiative. Es sei jedoch deutlich betont, dass die Defi nition von klaren und messba-ren Zielen in der Konzeptionsphase die zielgerichtete Umsetzung der Maßnahmen deutlich erleichtert. Je genauer die Planung ist, umso besser wird die Umsetzung gelingen. Klare Verantwortlichkei-ten in Konzeption wie Maßnahmenumsetzung sind dabei äußerst hilfreich. In jedem Fall sollten nach dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ erreichte Erfolge ständig kommuniziert werden – an die Öffentlichkeit generell, jedoch auch insbesondere an die Mitglieder der Quartiersinitiative und die übrigen Akteure im Quartier.

Mitstreiter gewinnenEine breit im Quartier verankerte Initiative hat weitaus mehr Aussichten auf Erfolg.

Strukturen bildenFeste Strukturen und Verbindlichkeiten erleichtern den Aufbau wie die tägliche Arbeit im Quartier erheblich.

Probleme lösenIm Quartier werden immer gegensätzliche Interessenlagen auf-einander treffen. Das konstruktive Lösen dieser Problemlagen ist eine Grundvoraussetzung des erfolgreichen Miteinanders.

Akzeptanz schaffenWenn die Öffentlichkeit dem Vorhaben positiv gegenüber steht, kann bereits die konzeptionelle Phase eine Aufbruchstimmung im Quartier forcieren.

Gemeinsamkeiten identifi zierenStadt und Stadtentwicklung „mit ins Boot“ zu holen, erhöht die Schlagkraft und erleichtert die Umsetzung.

Konzepte entwickelnDie Tragfähigkeit der erarbeiteten Konzepte hat unmittelbare Auswirkungen auf ihre potenzielle Umsetzung.

Sichtbare Veränderungen schaffenOffenkundige und nachvollziehbare Veränderungen zum Positi-ven unterstreichen Ansatz und Erfolg der Initiative.

Nachhaltige Ergebnisse sichernNur wenn das Erreichte auch von Dauer ist, ist es auch als Erfolg zu verbuchen.

Umsetzung und Erfolg kommunizierenTue Gutes und rede darüber: Gute Öffentlichkeitsarbeit macht die Umsetzung – gerade strittiger Vorhaben – deutlich einfacher.

Erfolgskontrolle durchführenRegelmäßiges Controlling kann den Prozess und die gewünschte Zielerreichung dauerhaft verbessern helfen.

Zehn Leitlinien

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Prof. Dr. Franz Pesch, Architekt und Stadtplaner, Städtebau-Institut, Universität Stuttgart

Vorbemerkung

Stadt ist Wandel. Ein Wandel, der in Extremen verläuft: langsam oderschnell, stetig oder sprunghaft, unmerklich oder dramatisch. Über Jahrhunderte hat dieser Wandel den Städten Vielfalt, Formenreichtum,faszinierende Raumfolgen und architektonische Schönheit beschert. Obwohl der Grundsatz der Zweckmäßigkeit regierte, entstanden höchst komplexe und individuelle Raumgefüge – unregelmäßig, ja, aber keinesfalls willkürlich, keiner übergreifenden Gesamtgeometriegehorchend, aber mit einer großen Kunst des Hinzufügens und einermeisterlichen Beherrschung des Raumes. Stadtbaukunst, aus der Notgeboren – denn zwischen den Wallanlagen war Raum eine knappe Ressource.Keine Frage: Diese Stadtkultur wird auch heu-te noch geschätzt und mit Stolz auf Postkartenund in farbigen Prospekten festgehalten. Diehistorischen Stadtbilder erzählen von welt-licher und von kirchlicher Macht, vom wirt-schaftlichen Wohlstand der Bewohner und, nicht zuletzt, auch von einem ausgeprägten Schönheitssinn der für das Bauen Verantwortli-chen. Doch die Stadt leistete mehr. Zwischen Markt und Mauer schufsie Freiräume, in denen politische Emanzipation, soziale Integration und kulturelle Vielfalt überhaupt erst möglich wurden. Es ist wohl eine Besonderheit der europäischen Stadt, dass sie im Pro-zess des ständigen Wandels ein Bündel charakteristischer Eigenschaf-ten herausgebildet hat, in denen nun ihr wesentliches Potential be-gründet ist.Die Mitte unserer Städte geht in der Regel auf ihren Gründungskernzurück. Nachdem die dem internationalen Stil verpfl ichtete Moderne –auf die Spitze getrieben im Bauwirtschaftsfunktionalismus westlicherund östlicher Prägung – in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an-getreten war, die urbane Tradition der europäischen Stadt auszulösch-en, besann sich die Stadtentwicklungspolitik gegen Ende des Jahr-hunderts auf die Erhaltung des städtebaulichen und kulturellen Erbes.In ihrer Funktion als gebautes Gedächtnis der Städte, als symbolischeMitte der Stadtgesellschaft und als Träger städtischer Identität wurdendie historischen Stadtkerne mit großem Engagement und öffentlichenSubventionen saniert. Diese epochale Leistung hat dazu geführt, dass urbane Qualitäten gesichert werden konnten und die Bundes-republik nach wie vor über eine Vielzahl intakter und städtebaulich hochrangiger historischer Stadtkerne verfügt. Die großartigen Leistungen der Stadterneuerungspolitik in den beidenDekaden vor und nach der Wende haben jedoch nicht verhindernkönnen, dass sich die Lage der städtischen Mitte – zunächst unmerk-lich – inzwischen aber deutlich sichtbar verschlechtert hat.

Zur Lage

Ein kurzer Blick auf die demographische Entwicklung

Wir wissen inzwischen, wie sehr Konrad Adenauer irrte, als er in den1950er Jahren, befragt nach der Zukunft der Rentenversicherung, lapidar anmerkte: „Kinder kriegen die Leute immer“. Lediglich dieanhaltende Zuwanderung nach Deutschland hat die Tatsache verde-cken können, dass die durchschnittliche Geburtenrate der Deutscheninzwischen auf 1,3 bis 1,4 Kinder pro Frau gesunken ist, und damit weit unter dem Mindestwert von 2,1 liegt, der für die Bestandserhal-tung einer Gesellschaft notwendig ist. Bevölkerungswissenschaftler haben uns gelehrt, dass alle noch so gut gemeinten familienpoliti-schen Innovationen am Grundproblem der schrumpfenden und al-ternden Gesellschaft nur noch sehr, sehr langfristig etwas ändern können, weswegen der Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg

auch davon spricht, dass es bereits „dreißigJahre nach zwölf“ sei. Die Realität, mit dersich die Kommunen abfi nden müssen, kannmit den Stichworten gesellschaftliche Alte-rung, Heterogenisierung und Schrumpfung

umschrieben werden. Wird die Chance, aktiv und gesund älter zuwerden, in der Regel mit positiven Erwartungen verknüpft, so stellender wachsende Anteil hochbetagter und pfl egebedürftiger Menschenund die zunehmende Altersarmut die Kommunen vor erhebliche Probleme.

Regionale Unterschiede

Dieser globale Trend der Bevölkerungsentwicklung wird räumlich undzeitlich sehr ungleichmäßig verlaufen. Ökonomisch prosperierende Stadtregionen werden erst zeitversetzt vom Bevölkerungsrückgang betroffen sein. Während viele Städte in den neuen Bundesländern und in den altindustriellen Regionen bereits in der letzten DekadeEinwohnerverluste im zweistelligen Prozentbereich verkraften mussten,konnten Städte in wirtschaftlich erfolgreicheren Regionen und im „Speckgürtel“ starker Oberzentren im selben Zeitraum deutlich anEinwohnern hinzugewinnen. Die vorliegenden Prognosen zeigenräumliche Verteilungsmuster, bei denen schrumpfende und wachsendeRäume durchaus auch nah beieinander liegen können. Das gilt auchfür Niedersachsen: Während Großstädte und zentral gelegene Regio-nen zu den demografi sch stabilen Räumen zählen werden, sehen sich zahlreiche altindustrielle und ländliche Räume dem Risiko gegen-über, mit schwindender Bevölkerungszahl auch „als Lebens- und Arbeitsorte an Bedeutung zu verlieren“ (Siedentop).

Innenstadt im Wandel – Neue Impulse durch integrierte Handlungskonzepte

„Noch vor der Schriftkunst ist die Stadt die kostbarste Erfin-dung der Zivilisation“ Lewis Mumford

Exkurs

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Raum- und Sozialstruktur

Die entscheidende Frage lautet: Wie gut sind unsere Städte auf dieseEntwicklung vorbereitet? Welche sozial-räumlichen Strukturen, welcheinfrastrukturelle Ausstattung und welche funktionalen Zuordnungenkönnen den demografi schen Wandel am ehesten verkraften?Der seit den 1970er Jahren bis heute ungebrochene Trend der Stadt-Umland-Wanderung hat die Städte und Gemeinden und ihre Sied-lungsstruktur stark verändert. Die größeren Städte, die Ober- und Mittelzentren sowie die Verdichtungsräume haben Einwohner verloren,während die kleineren Orte und der ländliche Raum überdurchschnitt-liche Bevölkerungsgewinne verzeichnen konnten. Gerade die Randwanderung einkommensstarker und gut ausgebilde-ter Haushalte bedeutet für die Städte und Gemeinden einen schmerz-haften Verlust. Neben Haushalten mit Kindern waren es vor allem junge Paare vor der Familiengründung, die den Städten den Rücken kehrten. In so manchen Stadtquartieren fehlt heute jene tragende Schicht, die in der Tradition eines bürgerlichen Selbstverständnissesgewohnt ist, aktiv an der Gestaltung des Gemeinwesens mitzuwirken.In dem Maße, in dem sich die soziale Segregation verschärfte, wuchsauch die Zahl derjenigen Haushalte, die auf Transferzahlungen ange-wiesen sind. Sorgen bereiten den Kommunen vor allem jene Quar-tiere, deren Bevölkerung dauerhaft mit geringem Einkommen oder gar Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat. Dauerhafte Ausgrenzung aus dem Arbeitsprozess hat zur Folge, dass die Betroffenen „tendenziell auch aus der Teilhabe an dem sozialen, kulturellen und politischenLeben der Stadt“ ausgeschlossen werden. In solchen Nachbarschaftenwachsen Inseln der Armut heran, die in letzter Konsequenz den sozialen Frieden in der Stadt gefährden können. Mit zunehmender Segregation steht das Humanvermögen der Stadtgesellschaft auf dem Spiel.

Deshalb gilt es, die nicht nur im europäischen Vergleich gute Integra-tionspolitik weiterzuführen und auszubauen. Nur so lassen sich Rei-bungen aufgrund ethnischer oder religiös begründeter Konfl ikte ver-meiden und eine räumliche Konzentration sozialer Konfl ikte verhin-dern. Die bunter werdende Gesellschaft, deren kulturelle Dimensionzurecht als Bereicherung des urbanen Lebens erfahren wird, birgt zugleich die Gefahr verschärfter sozialräumlicher Segregation. Betrof-fen sind in der Regel Innenstadtrandgebiete und einzelne Sektoren historischer Stadtkerne. Wenn wir diese Inselbildung in der Stadt nicht zu einem dauerhaftenProblem werden lassen wollen, wenn wir erreichen wollen, dass auch in diesen Bereichen eine aktive Bevölkerung die Stadtentwick-lung mit trägt und gestaltet, dann brauchen wir mehr aktive Mit-wirkung. Dann werden wir sozusagen auf den Zusammenhalt einer solidarischen, auf gemeinsame Ziele eingeschworenen Stadtbevölke-rung bestehen müssen. Und dann müssen wir auch diejenigen, diein diesen innerstädtischen Quartieren leben, in den Prozess der ge-

meinschaftlichen Stadtentwicklung einbinden. Dies erfordert ange-passte, spezifi sche Beteiligungsmodelle, die sicher von kommunaler Seite größeren Aufwand erfordern als üblich. Aber es ist unumgäng-lich: Die Kommunen werden sich – mit Hilfe des Landes, mit Hilfe auch der Wirtschaft, und begleitet von Experten – dieser zeit- und mittelintensiven Aufgabe stellen müssen.In den letzten Jahrzehnten hat die öffentliche Förderung – insbeson-dere das „Programm Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ und das „Bund-Länder Programm Soziale Stadt“ – wesentlich zu stabilen Ver-hältnissen in den Stadterneuerungsgebieten beigetragen. Die Kom-munen haben mit Recht darauf hingewiesen, dass eine dauerhafte Kürzung dieser Mittel neben gravierenden wirtschaftlichen Folgen auch den Zusammenhalt der Stadtgesellschaft gefährden könnte.

Übermaß und Mangel zugleich: Öffentliche und private Versorgung

Die Kommunen befi nden sich in einem Dilemma: Während sie sinken-de Steuereinnahmen und Finanzzuweisungen hinnehmen müssen, steigen – bedingt durch demografi sche und soziale Veränderungen –die Ausgaben im sozialen Bereich. Es fehlt an Einrichtungen, um denaus dem demografi schen Wandel resultierenden Bedarf zu decken.Und in den übrigen Sektoren gibt es zwar genug Angebote, nur zurfalschen Zeit und am falschen Ort. Nebeneinander bestehen Überkapazitäten im Bereich klassischer Ver-sorgungseinrichtungen (Kindergärten, Grundschulen) und Defi zite in den Bereichen Gesundheitsvorsorge und Gemeinwesenarbeit.

1 Atmosphäre eines urbanen Alltagsraums: Blois, Frankreich

2+3 Die Ausdehnung der Städte in die Landschaft hat zu einer Schwächung der Zentren geführt, Beispiel: Lindau

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Ein dramatischer Rückgang der Kindergarten- und Schulkinder und ein Anwachsen der Pfl egebedürftigen erfordern neue Konzepte, willman sich nicht permanent mit teuren Über- und Unterkapazitäten herumschlagen. Wirtschaftlichkeit und Betrieb der technischen Infra-struktur erscheinen ebenfalls gefährdet, wenn sich die Städte leeren.Da die Infrastrukturleistungen – zumindest bisher – über Immobilienerbracht werden, besteht die Gefahr, dass der Betrieb überdimensio-nierter Netze und Einrichtungen die Kommunen aufgrund sinkenderNachfragerzahlen erdrückt. Bereits heute zeichnen sich in dünn be-siedelten Zonen mit Entleerungstendenzen technische Probleme undFinanzierungslücken in der Infrastrukturversorgung ab. Wohnungs-nahe Erreichbarkeit ist nicht mehr gegeben.

Der Einzelhandel: Vom Zentrum an die Peripherie – und zurück

Bevölkerungsentwicklung und wirtschaftlicher Strukturwandel treffendie Handelsfunktion in besonderer Weise. Der Schutz des innerstäd-tischen Sortiments stand in der Planungspolitik wohl der meisten deutschen Städte ganz im Vordergrund der Bemühungen. Doch hat er nicht verhindern können, dass heute bundesweit gut die Hälfte der Verkaufsfl ächen außerhalb der Zentren und Nebenzentren liegt. Immer stärker haben Innenstädte und Nebenzentren mit chronischenLeerständen zu kämpfen. Deutschland liegt bei der Verkaufsfl äche pro Kopf bereits heute in der europäischen Spitzengruppe. Markt-bereinigungen werden folgen.

Inzwischen stehen nach Angaben des HDE knapp zehn Prozent der Handelsfl ächen leer. Während sich die Durchschnittswerte noch mo-derat ausnehmen, zeigen räumlich differenzierte Betrachtungen pro-blematische Spitzenwerte bis zu 25 Prozent in Nebenlagen: In der Bundesrepublik summieren sich die nicht mehr genutzten Verkaufs-fl ächen auf gut und gern zehn Millionen Quadratmeter. Die Krise desTraditionsunternehmens Karstadt-Quelle hat die kritische Lage der Einkaufsbereiche mit Macht ins öffentliche Bewusstsein gerückt.

Tatsächlich handelt es sich nicht um einen plötzlichen Absturz des Handelsplatzes Innenstadt, sondern um einen langsamen Fall, der sich lediglich phasenweise beschleunigt, um eine schleichende Erosion,die zunächst die 1B-Lagen erfasste, inzwischen aber auch schon die besten Adressen erreicht hat. Und es gibt Nachbarschaftseffekte: Einleeres Schaufenster bleibt selten allein. Attraktive Marken – und jüngere Käuferschichten sind, wie Unter-suchungen zeigen, extrem markenbewusst – können heute nur auf

größeren Flächen angeboten werden. Wenn junge Käuferschichten für die Einkaufsinnenstädte gewonnen werden sollen, muss die kom-munale Einzelhandelsentwicklung diesen Bedürfnissen Rechnung tragen und darf sie nicht allein den Einzelhandelsgroßprojekten der Investoren überlassen.In den letzten Jahren haben sich hier zwei erfolgversprechende Stra-tegien herausgebildet. Da ist zum einen die Strategie, bewusst nichtauf ein großes Einzelhandelsinvestment zu setzen, sondern den Er-lebniseinkauf in Form einer Einkaufsgalerie zu integrieren, d. h., die Innenstadt mit ihrem historischen Flair als attraktive Einkaufsgalerie zu kultivieren. Dies ist, wenn der Handel mitzieht, vermutlich die beste Variante, um die Innenstadt als Einzelhandelsstandort attraktivzu halten. Daneben gibt es aber auch den Ansatz, große Einzelhandelsinvest-ments stadtverträglich einzufügen, Shoppingcenter zu integrieren. Dieser Ansatz ist schwieriger, aber es gibt, das hat Anne Mayer-Dukartin ihrer ausgezeichneten Untersuchung innerstädtischer Einkaufszen-tren herausgefunden, durchaus gute, nachahmenswerte Beispiele, wo es gelingt, sowohl die angestrebte Sortimentsergänzung zu er-reichen als auch Verdrängungskonkurrenz auszuschließen, z. B. überGutachten. Die Realität muss also nicht so aussehen wie die Schloss-Arkaden in Braunschweig, wo lediglich ein Bruchteil der langen Fassade belebt ist. Sie kann auch so aussehen wie die Arkaden oder dasStubengassenquartier in Münster, wo die städtebauliche und archi-tektonische Integration durchaus gelungen erscheint.

Die Innenstädte – Anzeichen einer Renaissance

Der wirtschaftliche Strukturwandel – die Globalisierung und der Über-gang von der fl ächen- und massenorientierten, auch wegen ihrer Emissionen im Grunde stadtunverträglichen Industriegesellschaft zurräumlich wie funktional differenzierten, integrierbaren Dienstleistungs-gesellschaft – haben eine deutliche Veränderung des Aufbaus unse-rer Wertschöpfung innerhalb unserer Städte bewirkt. Wir dürfen indiesem Zusammenhang nicht nur Verluste beklagen, z. B. die Verlustean Arbeitsplätzen oder stadtbildprägender Bausubstanz, sondern können uns über ungeahnte Chancen vor allem für die Mitte der Stadt freuen. Denn gerade zukunftsorientierte Branchen interessierensich immer stärker für innerstädtische Standorte, für urbane, dichte Räume mit Atmosphäre. Die Gründe sind vielfältig. Die Renaissance der Innenstädte hat natürlich auch mit der dortigen Verfügbarkeit vonArbeitsmöglichkeiten zu tun, vor allem aber mit der Verfügbarkeit von informellen Strukturen und attraktiven integrierten – und in der

4+5 Chronische Leerstände zeigen: Die Einkaufsinnenstadt braucht neue Impulse. Beispiel: Duisburg

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Regel preiswerten – Flächen, die der Strukturwandel zur Verfügung stellt. Das ist eine große Chance für die Stadtentwicklung.

Die Renaissance der Innenstädte als Wirtschaftsstandort ist aber vorallem jener neuen Generation von Dienstleistern und Gewerbetrei-benden zu verdanken, die in der funktionalen Dichte und architekto-nisch wie städtebaulich historisch geprägten Atmosphäre gewachse-ner Stadtstrukturen ihre Vorstellungen von Wohnen und Arbeiten aneinem Ort verwirklichen können. Die moderne Dienstleistungsgesell-schaft zeichnet sich durch die Bevorzugung sog. weicher Standort-faktoren und durch kleinteiligere Strukturen aus: Kennzeichen sind etwa temporäre Kooperationen, minimierte Produktionsmittel, gerin-ger Flächenbedarf, erhöhter Kommunikationsbedarf, räumliche Nähevon Wohnen, Arbeiten und Freizeit und damit besondere Anforderun-gen auch an die Gestaltung des Freiraums und an den Landschafts-bezug. Mit diesem Profi l kann die neue Wirtschaft sich hervorragendin städtische, urbane Strukturen einfügen. Eine angemessene Förde-rung dieser Strukturen bietet zudem die Chance, eine im Vergleich zur Industriegesellschaft deutlich weniger für konjunkturelle Krisen anfälligere, stadtverträgliche Wirtschaftsstruktur zu etablieren und damit zu einer stabilen Stadtentwicklung beizutragen.

Parallel zur wirtschaftlichen Stabilisierung der Innenstädte ist eine ver-stärkte Nachfrage nach städtebaulich integrierten Wohnstandorten zu verzeichnen. Die in den Medien bereits gefeierte Wiederbelebungdes Wohnens im Zentrum ist jedoch sehr unterschiedlich zu betrach-ten. So zeigt die Datenbank des BBSR ein sehr differenziertes Bild derBinnenwanderung. Da ein Großteil der Wanderungsgewinne auf jün-gere Haushalte (Bildungswanderung) zurückgeht, profi tieren nicht alle Städte und Regionen in gleichem Maße. Die Renaissance der Innenstädte ist mithin alles andere als ein Selbstläufer.

Die Konsequenz: Weichenstellungen erforderlich

Viele historische Stadtkerne – vor allem auch Fachwerkstädte – zählenauf den ersten Blick zu den Verlierern der Entwicklung. Denn hier ge-

ben zugleich Wohnungsleerstand, Einbußen im Handel, Bevölkerungs-verluste und nachlassendes privates Engagement Anlass zur Sorge. Zwar haben Stadtplanung und Städtebauförderung in den letzten Jahrzehnten viel geleistet, um die städtischen Zentren aufzuwerten:Fußgängerzonen wurden neu gepfl astert, Fassaden erneuert, Gestal-tungs- und Werbesatzungen aufgelegt – das historische Stadtbild istein einzigartiges Entwicklungspotenzial. Doch immer öfter müssen die Streiter für die Aufwertung der Altstädte erleben, wie sich ihre Erfolge von einst verfl üchtigen. Die Folgen des demografi schen und wirtschaftstrukturellen Wandelsführen vor allem in historischen Stadtkernen zu Wohnungsleerstand,Einbußen im Handel und nachlassendem privaten Engagement. Die Handlungsspielräume sind dort eingeschränkt:• Viele Altbauten stehen unter Denkmalschutz und stellen beson-

dere Anforderungen an Nutzungsänderung, Modernisierung und energetische Ertüchtigung.

• Die relativ hohe städtebauliche Dichte und das verwinkelte Stra-ßennetz werden auf dem Wohnungsmarkt als Nachteil wahrge-nommen.

• Das Flächenangebot entspricht nicht mehr den Ansprüchen wich-tiger Handelsanbieter.

• Parzellen und Gebäude befi nden sich im Besitz vieler Privateigen-tümer, die – aller Erfahrung nach – unterschiedliche Interessen und Bewirtschaftungsstrategien verfolgen.

Auch Welterbestädte wie Quedlinburg bleiben von diesem Trend nichtverschont: Von den 1322 Fachwerkhäusern im 90 Hektar großen Welt-erbebereich stehen 200 Häuser leer.

Integrierte Handlungskonzepte

Nimmt man das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 als Datum ei-ner Wende in der Stadtentwicklungspolitik, so blicken wir inzwischenauf rund 35 Jahre systematischer Stadterneuerungspolitik zurück – und auf eine Vielzahl sehr unterschiedlicher konzeptioneller Ansätze zur Umsetzung. Wir sind uns heute darin einig, dass diese konzeptio-nellen Ansätze zu einer Gesamtstrategie zusammengeführt werden

6 Fachwerk-Innenstädte sind besonders bedroht: Sicherung der Nutzung des Eickeschen Hauses in Einbeck durch die Niedersächsische Sparkas-senstiftung

7 Die Renaissance der Innenstadt ist kein Selbstläufer: Innenstadtkonzept Dresden (2008)

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müssen. Unsere Städte brauchen Strategien für vielfältig genutzte, lebensfähige Innenstädte, in denen architektonische, städtebauliche,wirtschaftliche und soziale Ansätze in bestimmten Handlungsfeldernzusammenwirken.

Als Schwerpunktthemen sind zu benennen:• Die Innenstadt als Wohnort: Die Beseitigung der Wohnungsleer-

stände oberhalb der Ladenfl ächen, Barrierefreiheit im Altbau und Eigenheim in städtischen Reihenhäusern sind hier zentrale Maßnahmen. Die Renaissance der Innenstädte als Wohnstandort, die der Spiegel schon vor acht Jahren verkündet hat, ist defi nitiv kein Selbstläufer, sondern ein täglicher Kampf um die besten planerischen Mittel. In Brandenburg, Thüringen, Sachsen-Anhalt etwa sind Starter-Initiativen gegründet worden, um das Projekt Innenstadtwohnen zu fördern. Das reicht bis hin zu einem kos-tenlosen Zur-Verfügung-Stellen von Grundstücken.

• Die Innenstadt als Handelsort: Die Atmosphäre der historischen Stadtkerne ist eine gute Voraussetzung, das verbreitete Bedürfnis nach Einkauferlebnissen zu bedienen. Innerhalb der schwierigen städtebaulichen Ausgangsbedingungen wird dies nur mit einer Modernierungsoffensive innerhalb des Bestands oder mit einer städtebaulich verträglichen Einfügung großfl ächiger Handelsnut-zungen in die bestehende Bausubstanz gelingen.

• Die Innenstadt als Arbeitsort: Wirtschaftlicher Strukturwandel muss, wie erwähnt, nicht nur Verlust bedeuten. Wachstumsbran-chen, wie etwa die Informationswirtschaft und Kreativwirtschaft, interessieren sich für urbane Standorte. Die Umnutzung aufge-lassener Betriebsgebäude bietet die Chance für neues Arbeiten in der Stadt. Zukunftssichere Kombinationen von Wohnen und Arbeiten können auf ehemaligen Industriebrachen entwickelt werden.

• Der energieeffi ziente Altbaubestand: Wir wissen, dass rund ein Fünftel des Endenergieverbrauchs auf Raumwärme und Klein-verbrauch entfällt. Wir wissen auch, dass es keinen Sinn macht, über die Reduktion der CO2-Emissionen nachzudenken, ohne umfassende thermisch-energetische Verbesserungen des Gebäu-debestands vorzunehmen. Gemessen an heutigen Standards haben Altbauten einen erheblichen Nachholbedarf. Allein, es müssen Lösungen gefunden werden, die das Bestmögliche für das Ökosystem u n d für die Stadt leisten. Wie dramatisch der vielbeschworene ‚Pullover’ für Altbauten oder die Photovoltaik auf den Dächern in das Erscheinungsbild der Gebäude eingreift, lässt sich heute bereits vielerorts besichtigen. Diesem Dilemma können die Städte nur entkommen, wenn sie quartiersbezogene energetische Konzepte entwickeln, die den Primärenergiebedarf reduzieren und mit dem historischen Stadtbild verträglich sind.

• Die klimagerechte Innenstadt: Die Folgen der globalen Erwär-mung werden die Lebensbedingungen in den Städten stark verändern. In den nächsten Jahrzehnten werden folgende Phä-nomene vermehrt auftreten: sommerliche Hitzewellen, Wasser-knappheit und erhöhte Brandgefahr, Extremwetterereignisse mit Hochwasser- und Sturmschäden. Die Städte kommen also nicht umhin, sich an die absehbaren Veränderungen anzupassen. Dies betrifft in besonderer Weise die stark besiedelten Stadtregionen und Ballungsräume mit ihrer hohen Einwohnerdichte, ihren verdichteten Siedlungsstrukturen und der Intensität wirtschaftlicher Aktivitäten. Die Anpassungs-maßnahmen an die veränderte Situation müssen in die Stadtent-wicklungsplanung, in die Bauleitplanung und die städtebaulichen Maßnahmen Eingang fi nden. So müssen vorsorglich Konzepte entwickelt werden, wie Frischluftzufuhr in die Innenstädte ver-bessert werden kann und begrünte Schutzräume vor unverträgli-chem Hitzestau in dicht bebaute Stadtquartiere integriert werden können.

• Innenstadtverträglicher Verkehr: Das stadtuntaugliche, ja stadt-zerstörerische Verständnis von Verkehrsgerechtigkeit in den 1960er Jahren, darunter wurde im Wesentlichen ausschließlich die Eignung für den motorisierten Individualverkehr verstanden, hätte beinahe, aber eben nur beinahe, Urbanität vernichtet. Heute haben wir Verkehrskonzepte für historischen Stadtkerne, die funktionieren und die sich wieder verändern, anpassen und verbessern lassen. Mit den neuen klimafreundlichen Antriebstech-niken besteht die Chance für einen Paradigmenwechsel in der Mobilität. Die Erfolgsgeschichte der elektrobetriebenen Fahrräder, der sog. Pedelecs, und die Modellversuche mit Elektromobilen machen Hoffnung, sofern es gelingt, die neue Infrastruktur (La-destationen etc.) gestalterisch in den Stadtraum zu integrieren.

8 Der wirtschaftliche Strukturwandel setzt Flächen frei – eine Chance für die Kreativ-wirtschaft, Tango Tage Leipzig

9 Wohnen und Arbeiten im denkmalgeschützten „Minimal-Energie-Haus“, Ellwangen, Architekt: Wolfgang Helmle, Ellwangen

10 Wohnen und Arbeiten in Freiburg nach Vorbild der Gründerzeit Architekten: Harterund Kanzler, Freiburg

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Perspektive Zukunft

Auf die Innenstädte wirken permanent Kräfte ein, die zu vielfältigenProblemen geführt haben. Die Innenstädte werden sich auch in Zu-kunft dynamisch verändern. Ob damit – gleichsam naturgesetzlich –ein Niedergang der Zentrenkultur verbunden ist, möchte ich bezwei-feln. Anders als in vielen nordamerikanischen Städten, wo die zentri-fugale Stadtentwicklung in den Stadtkernen fast nichts mehr zurück-gelassen hat, was einen Besuch lohnen würde, scheinen die euro-päischen Städte nicht bereit, die urbane Mitte kampfl os zu räumen. Im Rahmen integrierter Konzepte werden bisher folgende Baustei-ne der Innenstadtentwicklung erprobt:

• Mit regionalen Markt- und Zentrenkonzepten werden die Rah-menbedingungen für den Handel in den Zentren verbessert.

• Mit neuen Nutzungskonzepten werden Leerstände kompensiert: Erfolg versprechen Wohnen und nicht störende Arbeitsplätze, aber auch Initiativen im spezialisierten Handel bzw. Dienstleis-tungsbereich.

• Mit einem systematischen Flächenmanagement können Rauman-gebot und -nachfrage zur Deckung gebracht werden; Gründerini-tiativen erhalten so eine gute Chance.

• Unerlässlich für die Stärkung der Altstädte ist das Engagement privater Bauherren. Viele Städte haben Initiativen gestartet, um dieses Engagement zu initiieren und zu fördern.

• Über die Erprobung neuer Kooperationsformen können die neuen Perspektiven für die Zentren in der Bürgerschaft verankert werden.

Innenstadtentwicklung war immer einer der konfl iktreichsten Schau-plätze der Stadtplanung. Der Stadtplanung kommt die Aufgabe zu, den Rahmen für einen erfolgreichen Strukturwandel abzustecken. Insbesondere steht sie in der Verantwortung, an einem tragfähigen Nutzungsgemenge zu arbeiten und die Qualität des öffentlichen Raums zu sichern – dort, wo sich Nutzungen verabschieden, aber vor allem auch dort, wo sie mit neuen Betriebsformen den Maßstabsprengen könnten.Ich möchte hiermit noch einmal an den Anfang meines Vortrags er-innern: Stadt ist Wandel – Die Herausforderung in den historischen Stadtkernen, die als Inbegriff der europäischen Stadtkultur ein hohesGut darstellen, besteht in der permanenten Erneuerung. Eine rein konservatorische Denkmalpfl ege läuft Gefahr, dass die erforderlichenbaulichen Anpassungen ausbleiben und die Nachfrage an der Mitte der Stadt vorbeigeht. Um es mit dem amerikanischen Stadt- und Architekturhistoriker Spiro Kostof zu sagen: „Die Wahrheit der Stadtliegt in ihrer Veränderung“. Die notwendige Balance herzustellen und Interessen abzugleichen, wird auch in Zukunft eine schwierige Aufgabe sein, die nur mit brei-tem Konsens, bürgerschaftlichem Engagement und neuen Allianzen erreicht werden kann. Integrierte Handlungskonzepte sind hierfür der richtige Weg.

11 Gemeinsam fi nanzieren, gemeinsam nutzen: Ein zum Firmensitz umgebautes Schloss in Köngen (BW) bietet Räume für die Bürgerschaft, Architekten: Weinbren-ner, Single, Arabzadeh, Nürtingen;

12 Die Investition in die europäische Stadt lohnt sich: Granada, Andalusien;13 Eine Alternative zur Shopping Mall: Einkaufsquartier Stubengasse in Münster,

Architekt: Ernst Kasper, Aachen;14 Der Klimawandel stellt neue Anforderungen an den öffentlichen Raum, Neuhausen

auf den Fildern, Architekten: Cheret und Bosic, Stuttgart;

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Handels- und Dienstleistungszentren

CelleCelleCity – WLAN-Netz und Einkaufsführer Innenstadt(2007)

ProjektDas Celler QiN-Projekt „CelleCity – WLAN-Netz und Einkaufsführer Innenstadt“ hatte zum Ziel, Innenstadt-Akteure aus Einzelhandel, Gastronomie und Kultur durch eine einheitliche Außendarstellung zu stärken. Zwar sind Individualität und Vielfältigkeit inhabergeführ-ter Geschäfte sicher als Stärke zu bewerten, doch bergen beispiels-weise unterschiedliche Öffnungszeiten Nachteile im Auftreten nach außen. Beispielsweise hier sollte erforderliche Transparenz hergestelltwerden.Mit Erfolg: Heute können sich Kunden, Citymanagement und die Teilnehmer des Netzwerkes bequem durch ein datenbankgestütztesSystem informieren. Vor allem Kunden sind in die Lage versetzt wor-den, detaillierte Informationen zum Angebot der Innenstadt abrufenzu können.

QuartierDer Haupteinkaufsbereich der Celler Innenstadt ist städtebaulich at-traktiv. Neben zahlreichen Fachwerkhäusern locken kulturelle Ange-bote in Schloss und Museen. Dennoch haben großfl ächiger Einzel-handel in den Randlagen und die Konkurrenz außerhalb Celles inden letzten Jahren die Kundenzahlen sinken lassen. In Celles Altstadtfehlen mittelgroße und große Verkaufsfl ächen in attraktiver Lage. Deshalb kam es z. B. bisher nicht zur Ansiedlung eines großen Elek-tronikmarktes oder bedeutender Anbieter von junger Mode. Die Er-

richtung eines groß dimensionierten innerstädtischen Einkaufszen-trums fand im Stadtrat keine politische Mehrheit. Der Rat hat abereinen Aufstellungsbeschluss für ein Center bis zur Größe von 13 000 m² Verkaufsfl äche gefasst, dessen Fertigstellung seitens des Investors für 2012 geplant ist. Das Quartier wurde gegenüber der Antragsphase im Verlauf des Projektes erweitert, um alle Parkhäuserund Kultureinrichtungen der Innenstadt einzubeziehen.

AkteureDas Projekt ist von unterschiedlichen Akteuren der Altstadt, u. a. derin der Gründungsphase gebildeten „Arbeitsgruppe City ManagementCelle“ und dem Verein „Werbegemeinschaft Schlosskreis Celle“ ini-tiiert worden. Mit Unterstützung einer externen Beraterfi rma wurdedie Grundidee für einen „Shopping-Führer mit technischer Unter-stützung“ entwickelt und erarbeitet. Danach hat das Citymanage-ment Celle [CMCe] in Gründung die Organisation und Umsetzungdes Projektes übernommen. Ab Dezember 2008 konnte die ange-strebte Citymanagement Celle GmbH das Projekt zum Abschluss bringen.

HandlungsfelderIn der Startphase musste das Projekt zunächst in das Gesamtkonzeptbzw. in den neuen, extern moderierten Citymanagement-Prozess integriert werden. Dabei ergaben sich teilweise Schwierigkeiten be-züglich der technischen Anforderungen sowie der Akzeptanz eines solchen Netzwerks seitens der Kunden. Doch wuchs die Einsicht in die Notwendigkeit einer einheitlichen City-Plattform seitens zahlrei-cher Innenstadtakteure stetig. Im Dezember 2007 wurde daraufhin ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben, an dem drei Firmen teilnahmen.Das letztlich ausgewählte Konzept wurde bis zum Sommer 2008 in

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zahlreichen Gesprächen und Workshops verfeinert und angepasst.Die Realisierungsphase begann im September 2008 mit einem Work-shop zur Detailplanung. Dieser bildete die Grundlage für die Program-mierung und Vernetzung. Parallel wurden alle Geschäfte und Betriebefotografi ert – jeweils mit Außen- und Innenansicht sowie einer Ab-bildung des Geschäftsführers / Filialleiters bzw. Inhabers. Anschlie-ßend wurden die Bestandsdaten des Einzelhandels und der Gastro-nomie sowie Grundlagen zu Verkehr und Service (Parkhäuser, Geld-automaten, Bushaltestellen, Taxistände, öffentliche Toiletten etc.) in das System eingepfl egt. Diese umfassen Öffnungszeiten, Adresse, Angaben zum Sortiment, Marken, Fotos, Sonderangebote und aktu-elle Aktionen. Um „Trittbrettfahrer“ nicht zu belohnen, wurden dabeiNichtmitglieder des Citymanagements nur mit Firmenname und Adresse in das System integriert. Mitglieder des Citymanagements hingegen tauchen mit allen wichtigen Daten im Bestand auf.Wegen leider zahlreicher Probleme während der Gründung des CellerCitymanagements konnten die erhofften 100 Partner bis zum Projekt-ende nicht mehr akquiriert werden. Dies änderte sich jedoch bis Mitte 2009. Die Akzeptanz für eine Mitgliedschaft vergrößerte sich offenbar auch aufgrund der positiven Wirkungen des QiN-Projektesin der Praxis.

Wie weiter?Das Projekt war darauf angelegt, die externe und interne Kommuni-kation der Innenstadt nachhaltig zu verbessern, denn Stillstand würdehier Rückschritt bedeuten. Nach der Freischaltung wurden (und wer-den weiterhin) zahlreiche weitere Akteure einbezogen, denn das

modular aufgebaute Konzept ermöglicht eine konsequente Weiter-entwicklung auf Basis der gesammelten Erfahrungen.Auch die Zahl der stationären Terminals soll sukzessive mit der Zahl der erforderlichen Sponsoren weiter wachsen. Ziel bleibt darüber hinaus, auch Kunden mit mobilen Endgeräten zu erreichen und einfl ächendeckendes, kostenfreies WLAN-Netz für Kunden und Akteureaufzubauen. Darüber hinaus wurden und werden Software und Da-tenbank mit weiteren Ausbaustufen verbessert. Neue Zielsetzungen werden dabei jeweils im Rahmen eines geplanten Konsultations-kreises mit Vertretern der Stadt Celle und der Innenstadt verabredet.

Längst entdecken die Kundinnen und Kunden mit CelleCity die Celler Innenstadt immer wieder neu. Man kann sich bereits im Vorfeld seinesBesuchs über Geschäfte, Gastronomie, Öffnungszeiten, Marken, Angebote und Aktionen informieren. Inzwischen besteht bei vielen Geschäften die Möglichkeit, potenzielle persönliche Interessen bzw. Kundenwünsche mit nur einem Klick zu markieren. Überhaupt wirdServiceorientierung groß geschrieben: So kann man sich unter www.cellecity.de auch einen persönlichen Merkzettel anlegen undseinen ganz persönlichen Einkaufszettel sogar mit einem Kartenaus-schnitt ausdrucken.

1 Neben zahlreichen Fachwerkhäusern locken in Celle auch kulturelle Angebote in Schloss und Museen

2 Der Haupteinkaufsbereich der Celler Innenstadt ist städtebaulich attraktiv. Dennoch ließen großfl ächiger Einzelhandel in den Randlagen und die Konkurrenz außerhalb der Stadt die Kundenzahlen sinken

3 Heute können sich in Celle Kunden, Citymanagement und die Teilnehmer des Netzwer-kes bequem durch ein datenbankgestütztes System informieren

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EmdenGroße Straße: Zusammenbringen, was zusammengehört!(2008)

ProjektDas QiN-Quartier „Große Straße“ in Emden war zu Projektbeginn mitmehreren Problemen konfrontiert: Zum einen betraf dies das Imagedes Quartiers, zum anderen existierte eine uneinheitliche Gestaltungdes Straßenraums mit vielen Defi ziten in der Gestaltungs- und Auf-enthaltsqualität. Unter der Leitidee „Zusammenbringen, was zusam-mengehört!“ sollte durch QiN ein neues Ganzes geschaffen werden.Wesentliche Ziele, die sich die Quartiersinitiative gesteckt hatte, wa-ren dabei die Entwicklung einer eigenen Quartiersidentität, die ein-heitliche Gestaltung des Quartiers, die Verbesserung der Anbindungdes Quartiers an die 1a-Lage der Innenstadt sowie die Verbesserungder Einbindung von unterschiedlichen Akteuren des Quartiers.

QuartierDas Quartier Große Straße in Emden ist eine traditionsreiche Verbin-dungsachse innerhalb der Innenstadt. Es verfügt über einen Mix ausEinzelhandel und Dienstleistungen. Die Stärke des „Spezialistenquar-tiers“ liegt in seiner Kleinteiligkeit und im persönlichen Flair. Ein ho-her Anteil an inhabergeführten Fachgeschäften, eine direkte Anbin-dung an den Binnenhafen und der Allee-Charakter geben ihm ein unverwechselbares Profi l. Insgesamt gibt es in der Großen Straße 31Einzelhandelsbetriebe mit rund 2 300 qm Verkaufsfl äche, 72 Immo-bilienbesitzer und 460 Bewohner.

AkteureDas Projekt wurde von der Interessengemeinschaft Große Straße in Zusammenarbeit mit der Stadt Emden initiiert. Die IG Große Straße setzt sich aus 41 Mitgliedern aus den Bereichen innerstädtischer Ein-zelhandel, Dienstleistern und Immobilienbesitzern zusammen. Daneben haben sich auch Privatpersonen an der Finanzierung betei-ligt. Darüber hinaus erfährt das Projekt tatkräftige Unterstützung durch lokale Akteure wie die Bau- und Entsorgungsbetriebe (BEE) und die Stadtwerke.

HandlungsfelderDer QiN-Arbeitskreis traf sich in regelmäßigen Abständen seit Okto-ber 2008. Die Teilnehmer setzten sich zusammen aus Stadtverwaltung,Einzelhandel, Immobilieneigentümern und Dienstleistern. Innerhalb des Arbeitskreises wurden drei Maßnahmenbündel für die Umset-zung konzipiert:

1. Der Themenbereich „zusammenARBEITEN“ umfasste die Entwick-lung eines Konzeptes zur Steigerung der Identität und Attraktivität des Quartiers. Ziel war, ein eigenes Quartiersprofi l mit Alleinstellungs-merkmalen und Entwicklungspotenzialen zu erarbeiten, um einen Slogan und eine Wort-Bild-Marke für das Quartier zu entwickeln.

2. Der Themenbereich „zusammenWIRKEN“ beinhaltete die punktu-elle Verbesserung der Quartiersgestaltung und das Erhöhen der Auf-enthaltsqualität. Dazu gehörten eine einheitliche Farbgestaltung, das Aufstellen von einheitlichen Fahrradständern, von mobilen Sitz-gelegenheiten und neuen Spielmöglichkeiten, die Erarbeitung eines Beleuchtungskonzeptes, die gezielte Nutzung akustischer Unterma-lung sowie die Verbesserung der Eingangssituation.

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3. Der Themenbereich „zusammenFINDEN“ setzte sich mit der Ver-besserung des Fußgängerleitsystems auseinander. Dazu werden u. a.neue Hinweis- und Informationsschilder sowie sinnvolle Vorgaben füreine einheitliche Gestaltung verwendet.

Die QiN-Auftaktveranstaltung fand am 13. Januar 2009 in der EmderSparkasse statt. Projektbeteiligte informierten die ca. 60 Gäste in einer Kurzpräsentation über die QiN-Initiative des Landes und über das Projektvorhaben in Emden. Durch die Veranstaltung konnten sowohl Eigentümer als auch Gewerbetreibende gewonnen werden.

Am 5. März 2009 wurde der Workshop „Gestaltung des öffentlichenRaums“ mit Einzelhändlern und Eigentümern der Großen Straße, Mitarbeitern der Verwaltung und den Planern der Innenstadtsanierungdurchgeführt. Zu allen von den Arbeitsgruppen vorgeschlagenen Maß-nahmen wurde der Arbeits- und Diskussionsstand vorgestellt, diePlaner stellten dazu ihre jeweilige Sichtweise dar. Kurz darauf veröf-fentlichte die QiN-Initiative einen Informationsfl yer, um sowohl die Quartiersinitiative Niedersachen bekannt zu machen als auch über die Zielsetzung und den Umsetzungsstand des Emder QiN-Projekteszu informieren.

Ende Mai 2009 präsentierte der Arbeitskreis erste erfolgreich abge-schlossene Maßnahmen im Rahmen eines QiN-Events. Zu den Maß-nahmen gehörten: „Mobile Bänke“, „Akustische Untermalung“, „Informationstafel Burgplatz“, „Schilder für Beete und Bänke mit Quartierskennzeichnung“ sowie „Hinweisschilder für Fachgeschäfte“.Hinsichtlich der Verbesserung der Aufenthaltsqualität wurden darüberhinaus folgende Maßnahmen umgesetzt: Anschaffung und Aufstel-lung von 35 einheitlichen Fahrradständern, die Modernisierung undNeuanschaffung der Lautsprecheranlage für den Südteil der GroßenStraße, die Installierung der modernen Spielmöglichkeit „Drehpunkt“für Kinder sowie die Teil-Realisierung eines Beleuchtungskonzeptes.

Neben der Installation neuer Hinweisschilder spielte auch die Beseiti-gung überfl üssiger Werbe- und Hinweisschilder eine wesentliche Rolle.Zur einheitlichen Gestaltung im Quartier wurden verschiedene Maß-nahmen durchgeführt. Neben der Erstellung einer eigenen Informa-tionstafel für den Burgplatz konnten 50 Beetpatenschaften im Quar-

tier gewonnen werden. Die Verbesserung der Eingangssituation undAnkündigung des Quartiers durch mehrfache, übersichtliche Beschil-derung wurde durch Hinweisschilder für Fachgeschäfte ergänzt. Dabei handelte es sich um drei große Segel mit Angaben zu den im Quartier befi ndlichen Geschäften, Dienstleistungen und weiteren nützlichen Hinweisen für Kunden.

Aufgrund der wirtschaftlichen Situation, die ab ca. dem 4. Quartal 2008 ungefähr ein Drittel der IG-Mitglieder betraf, konnte die Zusage,30 000 EURO beizusteuern, nicht erfüllt werden. Dennoch ist es allen Beteiligten gelungen, nachhaltige Lösungen unter Berücksichti-gung der fi nanziellen Möglichkeiten zu fi nden und umzusetzen.

Wie weiter?Anfang September 2009 fand der Ausklang des Projektes mit einemletzten, zukunftsausgerichteten Arbeitskreistreffen in Kombination mit einem abschließenden Pressegespräch sowie einem Rundgang durch das Quartier statt, bei dem die realisierten Maßnahmen vor-gestellt wurden.Mittels QiN ist es in Emden gelungen, die Grundlage für ein breite-res Engagement der Akteure vor Ort zu schaffen. Auch wurde er-reicht, die Anrainer und Mitglieder der IG zu motivieren, sich gemein-sam – auch über den Projektzeitraum hinaus – für die Weiterentwick-lung des Quartiers einzusetzen. Besonders die Profi lierung des Quartiers sowie die neue, attraktive Wahrnehmung sollen zukünftig vermehrt hinsichtlich der Quartiersvermarktung genutzt werden. Das betrifft beispielsweise die Erstellung eines IG-Jahresprogramms zur Quartiersbelebung, die Anknüpfung an traditionelle Emder Ver-anstaltungen (z. B. „Ab in den Delft“, „Hafenmeile“) und die Etablie-rung regelmäßiger Treffen und Plattformen zum Informationsaus-tausch.Ebenso gehören aber auch weitere kreative Ideen, Aktionen sowie das aktive Bemühen um Verbreitung bisher erreichter Erfolge dazu. Diese möglichen Impulse und Vorgehensweisen wurden während des letzten Arbeitskreistreffens festgehalten und dienen der IG als zukünftiger Handlungsstrang. Der enge Kontakt zur Stadtverwaltung und das Gespräch mit den Anliegern der Großen Straße werden nach wie vor gesucht, um das Quartier gänzlich zusammenwachsen zu lassen.

1 Neue Hinweis- und Informationsschilder verbessern in Emden das Fußgängerleitsystem2 Eine der Maßnahmen, die Ende 2009 präsentiert wurden, waren die „Mobilen Bänke“3 Wer arbeitet, darf auch feiern: Anfang September 2009 fand der Ausklang des Projektes mit

einem letzten, zukunftsausgerichteten Arbeitskreistreffen statt

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FürstenauNeues Leben in der Altstadt (2008)

ProjektIn Fürstenau existierten zu Projektbeginn zahlreiche leer stehende Ob-jekte. Mit Hilfe der QiN-Förderung wurde dieses Thema professionellbearbeitet. Im Verlauf des Projektes wurde deutlich, dass diese Auf-gabe nicht von einem befristet beschäftigten, qualifi zierten Quartiers-manager bewältigt werden kann. Stattdessen entschloss man sich,einen externen Berater zu beauftragen. Damit ergaben sich einige Vorteile. So setzte sich das QiN-Team selbst intensiv mit dem Leer-standsmanagement auseinander und erledigte unter fachlicher Be-gleitung die anstehenden Aufgaben. Zudem blieb so das Wissen vor Ort und wurde nicht nach Ablauf des Vertrages vom City-Manager mitgenommen.

QuartierDie Stadt Fürstenau ist geprägt durch einen gut erhaltenen mittelal-terlichen Stadtkern. Der Stadtgrundriss aus dem 14. Jahrhundert ist auch heute noch gut im Stadtbild ablesbar. Die Innenstadt schafft ein schönes Ambiente und bietet die Möglichkeit eines Shopping-Rundganges. Das Quartier ist geprägt durch meist inhabergeführte Fachgeschäfte (Mode, Fahrräder, Schmuck, Elektrogeräte, Blumen, Fleischereien, Bäckereien etc.), Gastronomie sowie Dienstleistungs-unternehmen und Kreditinstitute.

AkteureAntragsteller war die Werbegemeinschaft. Durchgeführt wurde das Projekt gemeinsam von der Werbegemeinschaft und der Stadt Fürs-tenau. Daneben gelang es, auch die Eigentümer der leer stehenden Immobilien im Quartier ins Boot zu holen, um eine handlungsstar-ke Quartiersinitiative zu bilden. Aber auch interessierte Bürgerinnen und Bürger brachten sich konstruktiv ein.

HandlungsfelderNach einer Auftaktveranstaltung des Quartiers sowie einer Eigentü-merversammlung wurden sowohl attraktive Plakate für die Fenster der Leerstände als auch ein Standortfl yer zur besseren Vermarktung der Leerstände im Quartier entwickelt und gedruckt. Parallel ging es um den Aufbau eines Leerstandskatasters. Im Zusammenhang mit der Planung und Durchführung des sogenannten Immobilien-frühlings wurden auch Exposés für jeden Leerstand in Zusammen-arbeit mit den Eigentümern erstellt und unter www.fuerstenau.de ins Internet gestellt.

Die meisten dieser Aufgaben – mit Ausnahme der Druckerzeugnisse – verursachten dabei kaum Kosten, was auf die hohe Bereitschaftzu ehrenamtlichem Engagement zurückzuführen ist. So wurden z. B.das Leerstandskataster und auch die Adresslisten von einer interes-sierten Bürgerin erarbeitet.

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1 Fürstenau ist geprägt durch einen gut erhaltenen Stadtkern mit der Möglichkeit eines Shopping-Rundganges2 Die Innenstadt verfügt über ein schönes Ambiente3 In Zusammenarbeit mit den Eigentümern wurden Exposés für jeden Leerstand erstellt4 Es gelang, auch die Eigentümer leer stehender Immobilien ins Boot zu holen5 Handlungsstark: Die Quartiersinitiative in Fürstenau motivierte zahlreiche Bürgerinnen und Bürger zum

Mitmachen

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Wie weiter?Das QiN-Projekt hat in Fürstenau mit vielen Diskussionen manche Hürden überwun-den und sehr positive Effekte ausgelöst. Für die Bevölkerung sind die sichtbaren Er-gebnisse von großer Bedeutung. Die Gestaltung des Marktplatzes hat zu einem ech-ten Mehrwert für die Innenstadt geführt. Für die Stadt Fürstenau war die Kommu-nikation mit den einzelnen Beteiligten (Land, Eigentümer, Kirche als Grundstücks-eigentümer des Marktplatzes etc.) sehr wichtig. Für die Werbegemeinschaft gilt dies ebenfalls. Zudem konnten mit der QiN-Förderung Aufgaben erledigt werden, die ansonsten immer an der Finanzierung gescheitert wären.

Zum ersten Mal seit Jahren arbeiteten Stadt und Werbegemeinschaft so eng und übereinen so langen Zeitraum zusammen. Das Verständnis für die Situation und die Hand-lungsmöglichkeiten des Gegenübers konnten somit durch einen anderen Blickwinkelgesehen werden. Dies führte zu gegenseitigen Verständnis und Akzeptanz. Sowohl Stadt als auch Werbegemeinschaft haben daraus für die Zukunft gelernt und würdenähnlich gelagerte Projekte künftig noch stringenter angehen. Neben einer klareren Festlegung und Formulierung der Ziele gehört dazu auch, die Aufgaben frühzeitig zu planen und mit defi nierten Verantwortlichkeiten zu versehen sowie punktuell dieHerangehensweise zu ändern.

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PapenburgAm Hauptkanal(2008)

ProjektDer Papenburger Hauptkanal galt als schwieriger Einzelhandelsstand-ort: Besucher- und Kundenströme ebbten auf der Hälfte der Weg-strecke regelmäßig ab. Zielstellung war deshalb, die Wegeverbindun-gen so interessant zu gestalten, dass Besucher und Kunden zum Weitergehen animiert werden. Dabei spielte das Thema Qualität einebesondere Rolle. So wurde eine „Qualitätsoffensive Hauptkanal“ ge-startet, die durch verbindliche Qualitätsstandards und einheitliches Auftreten geprägt ist. Weiterhin wurde die Angebotsvielfalt durch gezielte Eigentümerberatung erhalten, ergänzt und verbessert – gleiches gilt für die Aufenthaltsqualität sowie die optimale Lenkung der Besucherströme.

QuartierDas Quartier „Am Hauptkanal“ ist die historische Stadtmitte und dertraditionelle Einzelhandelsstandort der Stadt Papenburg. Die beson-dere Entwicklungsgeschichte als „Fehnkolonie“ bedingt, dass diese „Stadtmitte“ keine räumliche Konzentration darstellt, sondern durch einen lang gestreckten Kanal geprägt ist, der beidseitig mit Wohn- und Geschäftshäusern bebaut ist. Der Hauptkanal bildet die wichtigste Wegebeziehung zwischen zwei touristischen Anziehungs-punkten. Es fehlt allerdings im öffentlichen Raum ein Leitsystem, das auf Sehenswürdigkeiten hinweist und die allgemeine Orientie-rung erleichtert. Zudem bedrohen zwei Shopping-Center, die sich

im Nordwesten unmittelbar an das Quartier anschließen, den Haupt-kanal als Standort des traditionellen (inhabergeführten) Facheinzel-handels.

AkteureIm Frühjahr 2007 schlossen sich Geschäftsleute und Grundstücks-eigentümer des Quartiers sowie die evangelisch-lutherische Nikolai-kirche unter Einbeziehung der Werbegruppe Stadtmitte, der Papen-burg Tourismus GmbH und der Stadt Papenburg unter dem Titel „Zukunftsinitiative Hauptkanal Papenburg“ (ZiHP) zusammen. Ziel der Initiative war, die Einkaufs- und Aufenthaltsqualität entlang des Hauptkanals zu erhöhen, um somit das Quartier insgesamt zu bele-ben und zu stabilisieren.

HandlungsfelderEine geförderte Maßnahme der Quartiersinitiative war die Beauftra-gung eines externen Beraterbüros aus Eppstein mit der Organisationund dem Betrieb eines Quartiersbüros am Hauptkanal sowie der fachlichen Begleitung der „Qualitätsoffensive Hauptkanal“. Als An-laufpunkt wurde ein leer stehendes Ladenlokal als Quartierskontor eingerichtet und im Rahmen einer Anliegerversammlung am 12. November 2008 eröffnet. In diesem Kontor fanden alle 14 Tage Beratungsangebote für Eigentümer statt. Das Quartierskontor bot

1 Ein leer stehendes Ladenlokal wurde als Anlaufpunkt der Quartiersinitiative eingerichtet2 Papenburgs Stadtmitte stellt keine räumliche Konzentration dar, sondern ist durch einen

Kanal geprägt, der beidseitig mit Wohn- und Geschäftshäusern bebaut ist3 Das Quartier „Am Hauptkanal“ ist die historische Stadtmitte und der traditionelle Ein-

zelhandelsstandort der Stadt Papenburg

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von November 2008 bis einschließlich November 2009 insgesamt39 Öffnungs- und Beratungstage an. In dieser Zeit wurden 68 Be-ratungen von Immobilieneigentümern und gewerblichen Interessen-ten durchgeführt. Mit der Beratung im Quartierskontor wurden die immobilienwirtschaftlichen und lokal-ökonomischen Effekte im Pro-jektgebiet nachhaltig gestärkt. Dabei musste auf die unterschied-lichen „Eigentümertypen“ und deren Lebenssituation eingegangen werden. Es musste eine Vertrauensbasis entstehen, die eine unab-hängige Beratung und Unterstützung erst ermöglicht.

Darüber hinaus wurden zwei Arbeitsgruppen gebildet: Die Arbeits-gruppe „Gestaltung“ befasste sich mit ergänzenden Maßnahmen zur Qualitätssteigerung im öffentlichen und privaten Raum sowie mit der Entwicklung eines Beschilderungssystems zur besseren Kunden- und Besucherlenkung. Die Arbeitsgruppe „Einzelhandel“ formulierte verbindliche Qualitätsstandards, entwickelte ein einheit-liches Logo und setzte sich letztendlich mit der Gründung einer geeigneten Organisationsform auseinander.

Auf der Basis der Bestandsaufnahme und der anschließenden Ana-lyse defi nierte die Arbeitsgruppe „Einzelhandel“ zur qualitativen Erhöhung der Angebotsvielfalt erwünschte und unerwünschte Nut-zungen. Im Jour fi xe vom 25. März 2009 wurde vereinbart, prakti-kable Lösungen für hochwertige Zwischennutzungen in Form von Pavillons bzw. temporären Bauten zu erarbeiten. Als gemeinsames Logo des Einzelhandels und Gewerbes am Hauptkanal wurden in der Arbeitsgruppe „Einzelhandel“ verschiedene Entwürfe diskutiert.Schließlich einigte man sich auf ein Bullauge als zentrales, wieder-kehrendes Element.

Um die Erreichbarkeit des Hauptkanals und die optische Gliederung zu verbessern, wurde ein Wegeleit- bzw. Beschilderungssystem in-stalliert: Vom Rathaus bis zum Bahnhof wurden Stelen aufgestellt, um über die verschiedenen „Stationen“ des Hauptkanals zu infor-mieren. Sie spiegeln im Design den maritimen Charakter der Stadt wider und besitzen drei wesentliche Funktionen:

1. eine im Straßenraum sichtbare Beschilderung in Form großforma-tiger Stahlstelen entlang der Wegstrecke des Hauptkanals.2. die klare Gliederung der Wegstrecke in attraktive Abschnitte und Ziele.3. eine kurze, mehrsprachige (deutsch, englisch, niederländisch) und unterhaltsame Information zur Stadt und zum Standort.

Wie weiter?Die im Zuge des Projektes erarbeiteten konkreten Ansätze des Qua-litäts- und Nutzungsmanagements machen eine sich kontinuierlich verstetigende Perspektive einer Zusammenarbeit der Händler und Eigentümer möglich. Dabei gilt einschränkend festzuhalten, dass Eigentümer in Papenburg eine hohe Eigenkapitalausstattung und ein defensives Investitionsverhalten auszeichnet. Diese traditionell konservative Immobilienstrategie lässt einen starken Impuls durch zeitnahe, größere Neuinvestitionen am Hauptkanal nicht unbedingt erwarten. Folge ist, dass durch die Unsicherheit über Standortent-scheidungen innerhalb des Quartiers Investitionen solange zurück-gehalten werden, bis die Ansiedlungen beschlossen und realisiert sind.

Insgesamt wird der Standort Hauptkanal durch eine kontinuierliche Qualitätsentwicklung im Handel seine Position im Stadtbereich ins-besondere durch die bereits entwickelten und angedachten Projekteder QiN-Initiative weiter stärken können.

In der Sitzung der Arbeitsgruppe „Einzelhandel“ wurde das Thema Gründung einer Standortgemeinschaft – und damit die Weiterfüh-rung der QiN-Initiative – lebhaft diskutiert, ohne dass ein Konsens erzielt wurde. Mit dem Entschluss, projektbezogen weiterzuarbeiten,wurde der im Verlauf des Projektes teilweise zurückhaltenden Betei-ligung aufgrund unterschiedlicher Akteursstrukturen Rechnung ge-tragen.

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Öffentlicher und privater Raum

HildesheimNeue Wege in Hildesheim – an diesen Quartieren kommen Sie nicht mehr vorbei (2007)

ProjektHauptziele des Hildesheimer QiN-Projektes „Neue Wege in Hildes-heim – an diesen Quartieren kommen Sie nicht mehr vorbei“ warendie Profi lschärfung und Wahrnehmung der einzelnen Innenstadt-Quartiere, die Verbesserung der Einbindung der Quartiere unterein-ander sowie die Stärkung von innerstädtischen Einzelhandelsstand-orten. Dabei standen auch Aufenthaltsqualität und Erreichbarkeit der Gesamtinnenstadt im Fokus.

Drei Bausteine bildeten die Basis des Projektes „Neue Wege in Hildes-heim – an diesen Quartieren kommen Sie nicht mehr vorbei“:• die Entwicklung einer Dachmarke und eines Fußgängerleitsystems,• die punktuelle Verbesserung des Parkleitsystems sowie• die Neuorganisation des Sauberkeitsmanagements.

QuartierDie Innenstadt von Hildesheim hat eine herausragende Einzelhandels-bedeutung über die Stadtgrenzen des Oberzentrums hinaus. Nebeneinem umfassenden Einzelhandelsangebot besitzt die Innenstadt alsDienstleistungsstandort, aber auch in kultureller und touristischer Sicht große Anziehungskraft. In den einzelnen Quartieren ist noch eine große Anzahl inhabergeführter Einzelhandelsgeschäfte und Gas-tronomiebetriebe zu fi nden. War die Innenstadt zu Projektbeginn

einerseits als zusammenhängendes Gebilde zu verstehen, grenzten sich die verschiedenen Quartiere sowohl funktional als organisato-risch deutlich voneinander ab. Sechs individuelle Quartiere sind in der Innenstadt zu fi nden: Bernwardstraße, Almstraße, Osterstraße /Scheelenstraße, Hoher Weg, Andreaspassage und Schuhstraße.

AkteureDas Projekt wurde vom Verein „Hildesheim blüht auf“ in Zusammen-arbeit mit der Stadt Hildesheim angeschoben. Der Verein „Hildesheimblüht auf“ setzt sich u. a. aus innenstädtischen Einzelhändlern und Immobilienbesitzern zusammen und hat sich als Ziel gesetzt, den Lebensraum Stadt zu gestalten und weiter zu entwickeln. Neben denInteressen- und Werbegemeinschaften der Innenstadtquartiere be-teiligen sich unter anderem die Stadtverwaltung, die Hildesheimer Marketing GmbH, die Sparkasse Hildesheim, die Hildesheimer Park-haus GmbH und „Die freundlichen Hildesheimer“ an der Finanzie-rung des QiN-Projektes. Um die einzelnen Maßnahmen detailliert bearbeiten zu können, wurden Arbeitsgruppen eingerichtet. Übergeordnet zu den drei auf die jeweiligen Bausteine bezogenen Arbeitsgruppen wurde eine Lenkungsgruppe installiert.

HandlungsfelderZiel der Maßnahme Dachmarke/Fußgängerleitsystem war es, attrak-tiv gestaltete Hinweisstelen in den einzelnen Quartieren aufzustellen.Zu Beginn der Umsetzung wurden Workshops zu den einzelnen Quar-tieren durchgeführt, um die Stärken und Schwächen, die Besonder-heiten sowie die Alleinstellungsmerkmale und Entwicklungspoten-ziale herauszuarbeiten. Aus diesen Erkenntnissen wurde im weiterenProzess eine Dachmarke für die Hildesheimer Innenstadt entwickelt.Die Teilnehmer der Workshops setzten sich aus Eigentümern, Einzel-

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händlern, Dienstleistern, Gastronomen und Anwohnern der jeweiligenQuartiere zusammen.Die Ergebnisse aus diesem Arbeitsprozess mündeten in einen Gestal-tungswettbewerb. Dieser umfasste die Gestaltung der Stelen, die Entwicklung einer Dachmarke für die gesamte Innenstadt in Form eines Slogans und eines Logos sowie daraus abgeleiteter Quartiers-slogans und Quartierslogos. Der Siegerentwurf beinhaltete neben einem Stadtplan zur Orientierung eine Vielzahl von Hinweisen zuden jeweiligen Quartieren und zu besonderen Highlights. Die endgül-tigen Standorte der Stelen wurden im Rahmen mehrerer Vor-Ort-Termine festgelegt. Die Umsetzung wurde im Dezember 2008 ab-geschlossen.

Zwar verfügte Hildesheim bereits über ein halbdynamisches Parkleit-system, jedoch wurden die vorhandenen Parkzonen von Auswärtigennur sehr eingeschränkt wahrgenommen. Im Rahmen des Projekteswurde daher das bestehende System überarbeitet und eine dreige-teilte Neugliederung der Parkzonen in Nord-Süd-Ausrichtung vorge-nommen. Darüber hinaus wurden an zwei Einfallstraßen zusätzlicheÜbersichtstafeln aufgestellt. Gestaltung und Farbgebung der neuen Hinweistafeln und -schilder waren in mehreren Arbeitsgruppensit-zungen erarbeitet und abgestimmt worden. Komplett fertig gestellt wurde das überarbeitete Parkleitsystems im Januar 2009.

Die Verschmutzung des öffentlichen Raums stellte vor Projektbeginnin einigen Teilbereichen der Innenstadt ein erhebliches Problem dar. Häufi g war dies auf nicht geklärte Zuständigkeiten bzw. Unkenntniszurückzuführen. Im Rahmen des QiN-Projektes wurden daher Mög-lichkeiten der öffentlich-privaten Kooperation gefunden, die eine deutliche Zuordnung und Ansprache der Zuständigen vornahm sowiekünftig eine schnelle Säuberung verschmutzter oder nicht gepfl egterFlächen gewährleistet. In diesen Prozess waren alle relevanten Perso-nengruppen und Institutionen involviert: Eigentümer, Einzelhändler sowie die betroffenen bzw. beteiligten Fachbereiche der Stadtver-waltung.

Wie weiter?Auch nach Ablauf des Förderzeitraums sollen die Probleme im BereichSauberkeit, die durch unzureichende Kooperation bzw. durch Un-kenntnis der Reinigungspfl icht auf privater Seite entstehen, angefasstund beseitigt werden. Dabei sehen alle Beteiligten die erarbeitete Problem- und Maßnahmenliste nicht als abschließend an. Vielmehr soll diese ständig fortgeschrieben werden. Hierin wird der prozess-hafte Charakter dieses Projektes deutlich.Die im QiN-Projekt geschaffenen Strukturen, d.h. das Zusammenspielvon Lenkungsgruppe mit den jeweiligen Arbeitsgruppen, die Arbeit in den Quartieren sowie innerhalb der Arbeitsgruppen haben so gute Ergebnisse erzielt, dass auf diese Strukturen auch in Zukunft aufgebaut werden sollte. Anknüpfend an die positiven Erfahrungenhat sich der Verein „Hildesheim blüht auf“ deshalb mit Unterstützungder Stadt Hildesheim entschlossen, sich auch im QiN-Wettbewerb 2008 um Fördermittel vom Land Niedersachsen zu bewerben. Unter dem Motto „platz für ideen – innenstädtische plätze in das bewusstsein rücken“ gelang auch hier ein Sieg im Wettbewerb. Basierend auf den negativen städtebaulichen und funktionalen Aus-gangslagen der vier innerstädtischen Plätze Hildesheims wurden ver-schiedene Zielvorgaben entwickelt und umgesetzt. Neben der Schaf-fung von attraktiven öffentlichen Räumen ging es dabei um die Ver-besserung der Verbindung der innenstädtischen Plätze Andreasplatz,Markt, Lilie und Pferdemarkt, das Sichtbarmachen der historischen Bedeutung der Plätze sowie die Beteiligung der Einzelhändler und Akteure vor Ort.Im Jahr 2010 bewarben sich Verein und Stadt erneut erfolgreich im QiN-Wettbewerb. Diesem dritten Projekt ging es vor allem um die Stärkung des besonderen Profi ls des Quartiers Scheelen- und Oster-straße durch ein wegweisendes Leitbild, ein Gestaltungskonzept unddessen Teil-Realisierung. Dabei wurde die erfolgreiche Quartiers-gründung fortgeschrieben, die Quartiersidentität weiterentwickelt sowie eine prozesshafte Entwicklung durch kurz-, mittel- und langfristig umsetzbare Gestaltungsbausteine gefördert.

1 Neben einem umfassenden Einzelhandelsangebot besitzt Hildesheims Innenstadt als Dienstleistungsstandort, aber auch in kultureller und touristischer Sicht große Anzie-hungskraft

2 In den einzelnen Quartieren ist noch eine große Anzahl inhabergeführter Einzelhandels-geschäfte und Gastronomiebetriebe zu fi nden

3 Die Innenstadt von Hildesheim hat eine herausragende Einzelhandelsbedeutung über die Stadtgrenzen des Oberzentrums hinaus

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NeustadtNeustädter an die Leine (2008)

ProjektIm Zuge des Projektes „Neustädter an die Leine“ ist der Platz „Zwi-schen den Brücken“, ein wichtiger Eingangsplatz zur Neustädter In-nenstadt, neu gestaltet worden. Unter anderem wurden interaktive Infotafeln als drehbare Trommeln mit Bildern der Innenstadt und derOrtsteile als Information für die Besucher installiert. Zudem ist ein Plan des Neustädter Landes mit Denkmalsrouten errichtet worden. Um den Stadteingang zu betonen und die Ortsidentität mit der be-sonderen Lage an der Kleinen Leine stärker erlebbar zu machen, setzte die Neustädter Quartiersinitiative besonders auf die ElementeWasser und Licht. Illuminiert wird seit dem Projekt beispielsweise dieNeustädter „Löwenskulptur“ – das Wahrzeichen der Stadt. Ziel der Maßnahme war darüber hinaus, eine Fortführung der Stadtplätze von West nach Ost im Verlauf der Fußgängerzone „Marktstraße“ zuerreichen. Seit Beendigung des QiN-Projektes bildet der Platz „Zwi-schen den Brücken“ eine zusätzliche Veranstaltungsfl äche in der Per-lenkette der Plätze in der Neustädter Innenstadt.

QuartierDie Innenstadt von Neustadt am Rübenberge ist nahezu identisch mitder historischen Altstadt. Das Quartier ist geprägt von einer Misch-nutzung mit überwiegend Einzelhandel, Gastronomie und handwerk-lichen Betrieben sowie Wohnnutzung in den Obergeschosszonen. Auch Dienstleister sind präsent. Über die größte Einkaufsdichte ver-fügt die Marktstraße, die Ende der 1970er-Jahre zur Fußgängerzone

umgebaut wurde. Sie bildet die Lebensader der Innenstadt. Der Platz„Zwischen den Brücken“ ist das Entree von Osten.

AkteureDer initiierende Verein Stadtmarketing übernahm Projektleitung undOrganisation. Er existiert seit 2005 und bestand im Projektzeitraum aus 34 Mitgliedern, die sich aus dem gesamten Neustädter Land, aber vorwiegend aus der Kernstadt rekrutierten. Weitere Interessiertearbeiteten in Arbeitsgruppen mit. Diese waren der Arbeitskreis Stadt-gestaltung, der sich aus Mitgliedern des Stadtmarketingvereins, Ge-schäftsleuten und Freiberufl ern zusammensetzt, der Arbeitskreis Lichtkonzept Innenstadt (Geschäftsleute und Techniker) sowie ein Ar-beitskreis aus betroffenen Immobilieneigentümern und Anliegern des Platzes.

HandlungsfelderDas Projekt wurde in mehreren, aufeinander aufbauenden Phasen realisiert. Den Anfang machte eine Ideenphase im Arbeitskreis Stadt-gestaltung unter Einbeziehung der am Platz ansässigen Immobilien-besitzer, der Verwaltung sowie der Presse.Daran anschließend folgten die Planung und Genehmigung der Platz-gestaltung und der Infotafeln sowie die Planung und Umsetzung desBeleuchtungskonzeptes, bevor das umgesetzte Projekt der Öffentlich-keit anlässlich des Lichterfestes im Dezember 2009 vorgestellt wurde.

Bereits im Rahmen des Hafenfestes im September war zudem eine neue Steganlage eingeweiht worden, die vom Platz hinunter ans Ufer der Kleinen Leine führt. Durch die Lichtung des Uferbereiches wurde hier insgesamt der Blick auf den künstlichen Nebenarm der

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Leine freigestellt. Damit sollte die Aufenthaltsqualität auf dem Platz auch außerhalb der Geschäftszeiten steigen und die Innenstadt be-lebt werden. Neben einer ansprechenden Beleuchtung tragen dazu auch neue Bänke und Wegebeläge bei.Die größte Hürde in Bezug auf dieses Teilprojekt bildeten die zahl-reichen Genehmigungsschritte. Aufgrund der Wasserlage musstenzahlreiche Genehmigungen bei den zuständigen Behörden eingeholtwerden. Damit war ein enormer Planungs- und Kostenaufwand ver-bunden, der so nicht vorhersehbar gewesen war. Ohne professionelleOrganisation und zahlreiche Ortstermine mit den Beteiligten wäre eine erfolgreiche Bauabnahme kaum zustande gekommen. Durch die gute Zusammenarbeit zwischen Quartiersinitiative und dem Lei-ter des städtischen Planungsamtes konnten diese Hürden aber ge-nommen werden.

Wie weiter?Das Projekt war für die Akteure des Quartiers wichtig und zukunfts-weisend. Einerseits förderte es die Gemeinschaft und bot die Mög-lichkeit, die eigene Umgebung aktiv mitzugestalten. Andererseits hates geholfen, die Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung unddem Stadtmarketingverein auszubauen und zu festigen. Dabei hat sich der Stadtmarketingverein mehrfach als zuverlässiger kooperativerPartner bei der Gestaltung des öffentlichen Raums erwiesen. Zusammenfassend ist das Projekt als Erfolg zu verbuchen. Die Attrak-tivität und Nutzung der Innenstadt über die Geschäftsöffnungszeitenhinaus ist erheblich gesteigert worden; die Maßnahmen tragen bis heute maßgeblich zur Belebung des Quartiers bei. Man kommt wie-der zum „Sehen und Gesehen werden“ in die Stadt. Im Rahmen der Platzgestaltung sollte zudem ein „Lichtmerkzeichen“am Eingang zur Innenstadt als Leuchtturmprojekt errichtet werden, das auf den Stadteingang aufmerksam macht, diesen symbolisiert und die Infotafeln ankündigt. Dieses Objekt konnte im Förderzeit-raum allerdings nicht realisiert werden, da die Idee nicht konsens-fähig erschien und für alternative Vorschläge und Beiträge das Bud-get nicht ausreichte. Allerdings soll das Projekt im Auge behalten und sobald als möglich modifi ziert umgesetzt werden.

1 Der Platz „Zwischen den Brücken“ bildet das Entree von Osten in die Innenstadt von Neustadt am Rübenberge

2 Bereits im Rahmen des Hafenfestes im September war zudem eine neue Steganlage eingeweiht worden, die vom Platz hinunter ans Ufer der Kleinen Leine führt

3 Die Innenstadt von Neustadt am Rübenberge ist nahezu identisch mit der historischen Altstadt. Das Quartier ist geprägt von einer Mischnutzung mit überwiegend Einzel-handel, Gastronomie und handwerklichen Betrieben sowie Wohnnutzung in den Obergeschosszonen

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Lingen (Ems)Fußgängerzone Lingen – in neuer Blüte(2007)

ProjektDie Lingener Fußgängerzone war zu Projektbeginn in vielen Bereichenerneuerungsbedürftig. Um ihre Attraktivität zu erhalten bzw. auszu-bauen, war eine Neugestaltung dringend erforderlich. Dabei ging es in erster Linie darum, Verbindungen zu schaffen, Aufenthalts-qualitäten zu verbessern, Eingangsbereiche zu betonen und tempo-räre Nutzungen zu ermöglichen, um insgesamt die Innenstadt für die Zukunft besser aufzustellen. Mit der Neugestaltung im Bereich der Haupteinkaufstraßen sollte der zündende Funke gelegt werden, um auch andere Bereiche der Fußgängerzone zeitnah umzugestalten.

QuartierDas Modellprojekt bezog sich auf einen Bereich der Innenstadt, der als Kreuzungspunkt aller Hauptachsen der Fußgängerzone einewichtige lenkende Funktion ausübt. Mit der Umsetzung des Projek-tes in diesem Initialbereich konnte eine Brücke zwischen den hoch und weniger frequentierten Bereichen der Fußgängerzone geschla-gen werden, um die ganze Innenstadt besser aufzustellen. Der Be-reich der Baumaßnahme bildete das Scharnier zwischen den Haupt-einkaufstraßen und ist geprägt von attraktiven Fachgeschäften, Dienst-leistungsangeboten und Gastronomie. Außerdem galt es, einem Un-gleichgewicht der Attraktivität in der City aufgrund des „Looken-tores“, einer integrierten Einkaufsmall in bester City-Lage, entgegen-zuwirken.

AkteureDas Gesamtprojekt der Neugestaltung wurde seit 2006 in zahlreichenVersammlungen mit den Anliegern der Straßen der Fußgängerzone erarbeitet. Um effi zientes gemeinsames Arbeiten zu ermöglichen und um sicherzustellen, dass alle wichtigen Informationen zeitnah indie Anliegerschaft getragen wurden, bildeten sich Arbeitskreise mit Vertretern der Mieter und Eigentümer, der Politik und der Verwaltung.Auch der Lingener Wirtschaftsverband sowie im Bedarfsfall externe Spezialisten waren in den Prozess eingebunden.

HandlungsfelderLingen profi tierte zwar insgesamt vom Erfolg der 2007 eröffnetenLookentor-Passage. Es erschien allerdings umso wichtiger, den Rücken-wind der Veränderungen zu nutzen, um die gesamte Lingener Fuß-gängerzone gestalterisch – und damit letztlich auch bezogen auf Nutzungen und Geschäftseinrichtungen – nach vorn zu bringen. Es bestand die Hoffnung, Eigentümer durch öffentliche Aktivitäten zu Investitionen zu veranlassen, damit letztlich die Stadt insgesamt profi tiert. Das Bild der öffentlichen Flächen sollte neu defi niert werden.

Bereits in den ersten Anliegerversammlungen wurden seitens der Eigentümer und Anlieger Vertreter benannt und ein funktionierendesNetzwerk gebildet. Somit war die Informationsvermittlung zwischenAnliegern, Verwaltung, Architekten und Baufi rmen gut organisiert. Um auch alle übrigen Einwohner der Innenstadt auf dem Laufendenzu halten, wurden seitens der Verwaltung Infobriefe in unregelmä-ßigen Abständen verschickt.Details zum Material wurden im Rahmen einer Bemusterung auf deminnenstadtnah gelegenen Bauhof der Stadt besprochen. Eine Bau-ausstellung erlaubte witterungsunabhängig den Belag zu testen

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1 Um einen Ausbau der Attraktivität zu erreichen, war eine Neu-gestaltung der Lingener Fußgängerzone dringend erforderlich

2 Die Umbauarbeiten zum Initialprojekt begannen Anfang 20083 Die insgesamt ca. 1 800 qm große Fläche wurde mit größtmög-

licher Rücksicht auf die umliegenden Geschäfte hergestellt

und Pfl anzcontainer, Bepfl anzungen sowie sämtliche Möblierungs-vorschläge anzuschauen. In Führungen und Gesprächen mit ver-schiedenen Interessenvertretern wurden das Belagsmaterial, die Sitz-höhe der Bänke, die Technik der Müllbehälter, die Unterleuchtung der Pfl anzen und vieles mehr festgelegt.

Die eigens gegründete Anliegerinitiative „Lingen – in neuer Blüte“ warb innerhalb kurzer Zeit über 73.000 € ein. Durch Zusagen der Stadt zur Übernahme weiterer Kosten war somit die Finanzierung des ersten Bausteines im Gesamtprojekt gesichert. Die Umbauarbeitenzum Initialprojekt begannen Anfang 2008. Vorbereitende Tiefbau-arbeiten wurden vorab durchgeführt. Die insgesamt ca. 1.800 qm große Fläche mit Anschlüssen an alle angrenzenden Einkaufsstraßenwurde mit größtmöglicher Rücksicht auf die umliegenden Geschäftehergestellt.

Dass eine Baustelle im Herzen der Innenstadt nicht ohne Störungen für Besucher und Anlieger abgewickelt werden kann, stand außer Frage. Hier war Kommunikation von enormer Wichtigkeit. Die zu-ständigen Mitarbeiter waren als Ansprechpartner täglich vor Ort, alleunmittelbaren Anlieger waren über die Bauzeiten sowie die Organi-sation der Baustelle informiert, besondere Wünsche wurden berück-sichtigt. Wenn es Probleme gab, wurden diese kurzfristig vor Ort besprochen und entschieden. Auch die bauausführenden Firmen wurden über die Hintergründe der Maßnahme informiert, so dass kaum eine Frage von interessierten Passanten unbeantwortet blieb.

Darüber hinaus stand während der gesamten Baumaßnahme ein großes, eigens entworfenes Baustellenschild vor Ort. Neben einer photorealistischen Darstellung des Projektes wurden alle Anliegernamentlich genannt, die das Projekt fi nanziell unterstützten. Somitwurde unterstrichen: Es handelt sich bei der QiN-Initiative tatsächlichum ein im Verbund erarbeitetes Gemeinschaftsprojekt und nicht um eine Planung der Verwaltung über die Belange und Ansprüche der Anlieger hinweg.Innerhalb von ca. drei Monaten Bauzeit wurde das Initialprojekt um-gesetzt. Am 28. April 2008 fand die festliche Eröffnung statt. Die Besucher der Innenstadt konnten den angepfl anzten Magnolienhain,

die hochwertigen Bodenbeläge sowie eine ansprechende Möblierungbegutachten und erobern.

Durch die gradlinige Gestaltung und die zeitlosen und dennoch mo-dernen Materialien gewinnen die Bebauung und das „Erlebnis Innen-stadt“ eine neue Qualität. Der öffentliche Raum wirkt aufgeräumt, neu strukturiert und inszeniert.

Wie weiter?Die Beteiligung an QiN ermöglichte es, den ersten zentralen und städ-tebaulichen wichtigen Baustein zur Neugestaltung der Lingener Fuß-gängerzone kurzfristig zu entwickeln und zeitnah umzusetzen. Die Gespräche mit den Anliegern wurden danach kontinuierlich fortge-setzt, um zeitnah auch die Neugestaltung der anderen Einkaufstraßenvoranzubringen. Vor diesem Hintergrund war es möglich, dass zu-nächst die Anlieger der Großen Straße ihren Anteil an der Finanzie-rung der Neugestaltung ihrer Straße aufbrachten und die Maßnahmebeginnen konnte.

Umgebaut wurde in der Folge auch die Lookenstraße, Lingens größ-te und umsatzstärkste Straße der Fußgängerzone. Nachdem Anliegerauch hier private Beiträge beisteuerten, konnte Anfang 2009 grünesLicht für das Projekt gegeben werden. Die Lookenstraße wurde an-schließend in mehreren Bauabschnitten modernisiert und erstrahl-te im Frühjahr 2010 in neuem Glanz. Der Umbau der Marienstraße konnte noch im Jahr 2010 in Angriff genommen werden.

Der Lingener Marktplatz, die gute Stube der Stadt, soll ebenfalls inden nächsten Jahren umgestaltet werden. Auch hier sind die Anliegerund Eigentümer aktiv und bringen sich engagiert in den Planungs-prozess ein. Die fi nanzielle Beteiligung der Stadt Lingen ist auch hierzugesichert. Da der Markt in seiner Wirkung und Attraktivität auchüber die unmittelbaren Anlieger hinaus von großer Bedeutung ist und damit sozusagen das Aushängeschild der gesamten Innenstadtbildet, steht die Gestaltung des Marktes besonders im Focus. Zugleichgibt es in der Burgstraße zurzeit intensive Aktivitäten und Bestrebun-gen bei mehreren Grundstückseigentümern, mit Unterstützung der Stadt Leerstände durch neue Nutzungen zu reaktivieren.

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Bad IburgSchlossstraße Bad Iburg – Königliche Gestaltung(2008)

ProjektGemeinsames Ziel des Vereins „Historisches Iburg e. V.“ und der StadtBad Iburg war und ist, die lebendige und attraktive Innenstadt Bad Iburgs auf hohem Niveau zu erhalten. Obwohl durch den Kurbereichund das nahe gelegene Schloss jährlich ca. 50.000 Besucher Bad Iburgerkunden, bestand zu Projektbeginn eine zu geringe Frequenz in derSchlossstraße. Mit der „Königlichen Gestaltung“ konnte ein histo-risches Flair etabliert werden, das die Besucher zum Einkehren und Verwei-len einlädt. Hauptziele des Projektes waren darüber hinausdie bauliche Aufwertung der anliegenden Gebäude sowie die Erneu-erung des Straßenmobiliars.

QuartierDie Schlossstraße ist die Keimzelle des historischen Iburgs aus der Zeitder ersten Preußen-Königin Sophie Charlotte und heute eine wich-tige Einkaufsstraße. Der Besatz aus alteingesessenen und jüngeren inhabergeführten Geschäften, Restaurants und Dienstleistern ist viel-fältig. Zusammen mit den städtebaulichen Qualitäten einzelner prä-gender Gebäude vermittelt sie ein gehobenes, fast „königliches“Flair. Allerdings entsprachen zu Projektbeginn nicht alle Geschäfte und Gebäude diesem Niveau. Bei einigen Eigentümern mangelte esinsbesondere an fi nanziellen Mitteln, um die Gebäude baulich auf-zuwerten.

AkteureIm Jahr 2007 beteiligte sich die Stadt Bad Iburg mit der „Zukunfts-werkstatt Nördliche Innenstadt“ an den „Planerwerkstätten Ortskern-entwicklung“, einem Förderprogramm des Landkreises Osnabrück. Aus den Arbeiten in der Zukunftswerkstatt, an denen Eigentümer, Bewohner und Gewerbetreibende des Quartiers beteiligt waren, er-wuchs der Wunsch, eine Standortgemeinschaft für das historische Iburg zu gründen. Daraus entstand der Verein „Historisches Iburg e. V.“,in dem sich Grundstückseigentümer, Bewohner und Gewerbetrei-bende zusammenschlossen. Gemeinsam mit der Stadt Bad Iburg alsweiterem Antragsteller und auch Mitglied des Vereins wurden die Projekte der Quartiersinitiative umgesetzt.

HandlungsfelderDas Projekt verfolgte das Ziel, die Innenstadt Bad Iburgs durch eineerhöhte Frequenz zu stärken, den Entwicklungen im Einzelhandelentgegenzuwirken und den Herausforderungen durch den demogra-fi schen Wandel zu begegnen. Durch die Aufwertung der Gebäude-fassaden und des öffentlichen Raums sollten erste Schritte zur Ziel-erreichung unternommen werden.

So konnten mit Hilfe der QiN-Modellförderung vier Gebäudefassadenumgestaltet werden. Die Maßnahmen an den Gebäuden waren da-bei so unterschiedlich wie deren Stil und Bauweise. In einem Fall reich-te eine passende Farbgestaltung, um das Erscheinungsbild zu opti-mieren. In einem anderen Fall mussten zunächst unvorteilhafte Mar-kisen entfernt werden, das Gebäude von überfl üssiger Leuchtreklame

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befreit und Sandsteinarbeiten durchgeführt werden. Auch der Rück-bau von Gebäuden, die Entfernung großfl ächiger Schaufenster sowieeine komplette Umgestaltung der Fassadengestaltung wurden vor-genommen. Besonders wichtig ist zudem die Auswahl einer passen-den Werbung und Beleuchtung am Gebäude. Auch ein historischer Apothekergarten wurde zur Abrundung der Neugestaltungen an-gelegt. Durch das Engagement der Eigentümer und die gegenseiti-gen Hilfestellungen und Beratungen erstrahlten die Gebäude bald in einem neuen Glanz.

Für die Erhöhung der Aufenthaltsqualität ist die Ausgestaltung desöffentlichen Raumes von hoher Bedeutung. Die handelnden Akteureerachteten insbesondere die Erneuerung der Straßenlaternen für not-wendig. Im Projektgebiet wurden zehn neue Leuchten des Modells „Berlin“ aufgestellt, die der Schlossstraße ein historisches Ambiente verleihen. Passende Mülleimer und Begrenzungspfosten rundeten das Bild ab.

Um Gästen und Passanten die Möglichkeit zu geben, sich im öffent-lichen Raum auszuruhen und die Atmosphäre zu genießen, wurde die Neugestaltung der Erholungsräume „Vorplatz Sparkasse“ und „Beckerteichplatz“ vorgenommen. Dabei ersetzten am Vorplatz Spar-kasse, der durch seine zentrale Anordnung einen Blick auf die Schloss-straße freigibt, Rosenbeete die vorherigen Parkplätze. Bestehende Pfl anzungen wurden zurückgeschnitten, um Sichtbeziehungen her-zustellen. Zudem wichen die alten, defekten Sitzgelegenheiten neuenBlickfängern. Auch die auf dem Beckerteichplatz in den 1970er Jah-ren errichtete Brunnenanlage wurde modernisiert, Sitzgelegenheitenwurden ausgetauscht und eine platzgerechte Bepfl anzung vorge-nommen.

Wie weiter?Durch die Maßnahmen im Rahmen von QiN ist ein öffentliches Be-wusstsein für die Wertigkeit der Gestaltung des öffentlichen Raumesentstanden. Ein Ergebnis dessen ist, dass das an das Projektgebiet angrenzende Rathausumfeld ebenfalls umgestaltet und an die neuenAnforderungen angepasst werden soll. Planungen dazu wurden be-reits während des QiN-Förderzeitraums aufgenommen.Zur Aufenthaltsqualität wie zur Sauberkeit im öffentlichen Raum tra-gen inzwischen auch neue, „königlich gestaltete“ Papierkörbe bei.Im gleichen Zusammenhang besteht die Idee der Etablierung eines gemeinsamen privaten Reinigungsdienstes, der in „königlicher Uni-form“ die Schlossstraße sauber hält.

Der Verein „Historisches Iburg e. V.“ hat es sich des Weiteren zur Auf-gabe gemacht, durch Veranstaltungen und ein gemeinsames Marke-ting die Attraktivität der Schlossstraße zu erhöhen. So fand in der Adventszeit 2009 täglich ein privat organisierter Weihnachtsmarkt statt, der in seiner historischen Ausrichtung die Ansprüche der Schloss-straße unterstrich. Der Weihnachtsmarkt war ein so großer Erfolg, dass beschlossen wurde, ihn in jedem Jahr durchzuführen.

Auch für das weitere Innenstadtgebiet hat sich der Verein „Histori-sches Iburg e. V.“ vorgenommen, das historische Flair zu verbessern und das Erscheinungsbild der Einkaufsstraßen optisch aufeinander abzustimmen.

1 Mit der „Königlichen Gestaltung“ etablierte Bad Iburg ein historisches Flair in der Innenstadt

2 Insgesamt vier Gebäudefassaden konnten mit Hilfe der QiN-Modellförderung umgestaltet werden

3+4 Durch das Engagement der Eigentümer und die gegenseitigen Hilfestellungenund Beratungen erstrahlten zahlreiche Gebäude bald in neuem Glanz

5 Alte, defekte Sitzgelegenheiten wichen neuen Blickfängern

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BleckedeQuartiersentwicklung Breite Straße/Hafen/ElbSchloss(2009)

ProjektDas Quartier besitzt dank seiner topografi schen Lage an Elbe undGöhrde, der historischen Altstadt mit Fachwerkhäusern, dem Infor-mationszentrum Biosphaerium Elbtalaue (früher ElbSchloss) sowie dem einzig noch intakten Binnenschifffahrtshafen zwischen Hamburgund Magdeburg großes Potenzial für den Tourismus, das es zu nutzengilt. Die QiN-Initiative Bleckede strebte daher hinsichtlich des Frequenz-bringerpotenzials Tourismus drei Hauptziele an:

1. die städtebauliche Gestaltung einer fußläufi gen Verbindung vom Hafen über den Deich in die Innenstadt.

2. die Schaffung einer attraktiven Wegegestaltung mittels eines Besucherleit- und Informationssystems.

3. die Belebung und Stärkung des Ortskerns durch Erhöhung der Aufenthaltsqualität und Verweildauer von Touristen sowie einem Angebots- und Leerstandsmanagement

QuartierDas Quartier umfasst den historisch gewachsenen Stadtkern Blecke-des sowie Teile des Sanierungsgebietes. Somit beinhaltet das Quartierden Kernbereich der Bleckeder Altstadt sowie die überregional be-deutenden Bereiche Biosphaerium Elbtalaue und Elbhafen. Das Quar-tier ist durch zahlreiche private Handels- und Dienstleistungsbetriebesowie das kleinteilige Nebeneinader von Wohnen geprägt und weist

eine heterogene Eigentümer- und Nutzungsstruktur auf. Vorwiegendim bebauten Bereich des Quartiers gibt es vereinzelte Gebäude mit baulichen Mängeln und Ladenleerstand.

AkteureFür die Quartiersinitiative engagierte sich eine Gemeinschaft aus Immobilieneigentümern, Einzelhändlern, Gastronomen und Bürgern sowie aktiven Vereinsmitgliedern der Werbegemeinschaft Handel und Handwerk Bleckede e. V., des Verkehrsvereins Bleckede-Dahlenburg e. V., der ElbSchloss GmbH, dem Planungsbüro Rauchenberger und der Stadt Bleckede. Die Stadt Bleckede übernahm zusammen mit derWerbevereinigung die Trägerschaft für die Quartiersinitiative. Die Akteure trugen durch fi nanzielle Beihilfe, Sachspenden, aktive Mit-arbeit an Arbeitskreisen und Begehungen zur Umsetzung der Projekt-ziele bei.

HandlungsfelderBevor die Quartiersinitiative realisiert wurde, war es nur unzureichendgelungen, Elbtouristen vom Elberadweg in die Innenstadt und somitzu den Händlern und Dienstleistern zu leiten. Mittels eines Arbeits-kreises, der sich aus Bürgern, städtischen Vertretern und einem Planungsbüro zusammensetzte, wurden Pläne zur Gestaltung ent-worfen, Anlieger für diese Planungen gewonnen und durch den an-schließenden investiven Umbau eine eindeutige Wegeführung zwi-schen Hafen und Innenstadt geschaffen. Der Weg in die Innenstadt wurde farblich mit roten Gehwegsteinen hervorgehoben, auchwurde die Treppe über den Deich neu gestaltet. Um für einen einla-denden Empfang der Touristen zu sorgen, wurde der Platz rund umden bereits vorhandenen Fahnenmast mit umgestaltet. Dieser wurdemit einer neuen, informativen Hinweis-Stele versehen und es wurden

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Blumenbeete für eine saisonal wechselnde Bepfl anzung angelegt.Die Vielzahl der verwendeten Beschilderungssysteme in Bleckede führte bei Fußgängern, Radfahrern, Autofahrern und Touristen regel-mäßig zur Verwirrung und hatte negative Auswirkungen auf das Stadtbild insgesamt. Um diese ungenügende Situation zu beseitigen,erarbeitete eine Arbeitsgruppe (Teilnehmer: Verwaltung, Private, Gewerbetreibende, Verkehrsverein) ein umfassendes Leitsystem füreine bessere Besucherführung. Unter konzeptionellen, inhaltlichen und gestalterischen Gesichtspunkten entstand ein neues Leitsystem,bestehend aus insgesamt sieben Stelen an wichtigen Knotenpunktenund Wegeführungen, 67 Wegweisern als Ergänzung sowie sieben Schaukästen an zentralen Standorten und Ortseingängen mit Über-sichtsplan und Anzeigen von Hotellerie, Gastronomie und Freizeit-einrichtungen. Das neue Beschilderungskonzept berücksichtigt auchbestehende überregionale Systeme (Elberadweg, Storchenstraße etc.).Alle Elemente des Leitsystems wurden nach einem einheitlichen Design mit Ortsbezug gestaltet.

Die Erstellung der Systemkomponenten wurde im März 2010 ausge-schrieben, so dass die Elemente im August 2010 montiert werden konnten. In diesem Zuge wurden auch die überfl üssigen und veral-teten Schilder abgenommen, so dass heute ein neues, einheitliche-res und vor allem übersichtlicheres Leitsystem Besucher durch die Stadt und insbesondere von der Elbe in die Innenstadt führt. Die bessere Orientierung und die Bereitstellung von vielen nützlichenInformationen führt zudem zu einer erhöhten Servicequalität und steigert die Aufenthaltsqualität vor Ort.

In der Innenstadt gaben unzureichend genutzte oder im Umbau be-fi ndliche Immobilien und deren Schaufenstergestaltung Anlass zurKritik und Besorgnis der Gewerbetreibenden. Innerhalb eines regel-mäßig stattfi ndenden Arbeitskreises (Teilnehmer: Werbegemeinschaft,Händler, Dienstleister, Bürger, Immobilienbesitzer) wurde daher ana-lysiert, welche gemeinschaftlichen Lösungen für die Bekämpfungdes Gewerbeimmobilienleerstands und dessen Folgen in Betracht

kommen. Es wurden Einzelgespräche mit Immobilieneigentümern geführt, abwechselnde Um- und Zwischennutzungen organisiert und betrieben, eine Bürgerbefragung „Branchenmix“ gestartet sowieerste Gespräche mit Interessenten geführt. Auch erfolgte eine aktivePresseberichterstattung über dieses Vorgehen und die bestehenden Möglichkeiten vor Ort. Im Ergebnis wollen sich 18 Betriebe an der Initiative ServiceQualität Deutschland beteiligen und sich zertifi zierenlassen. Insgesamt 20 Firmen wurden gefunden, die sich in den leer stehenden Geschäften engagieren möchten.

Wie weiter?Der QiN-Prozess und die daraus erzielten sichtbaren Resultate sowiedie positiv-fördernde Medienberichterstattung („Bleckede zeigt, woes lang geht“, „Mit QiN hat Bleckede sich aufgepeppt“) führten zueinem Umdenken und wachsender Bereitschaft bei zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern, sich aktiver für ihre Stadt einzusetzen. Fürdie weitere Entwicklung dieses ehrenamtlichen Engagements wirdes auch darauf ankommen, diese gewonnene breite Basis zu pfl egenund aktiv zu integrieren.

Zur langfristigen Umsetzung der Ziele und Ideen bleibt es jedoch er-forderlich, auch zukünftig personelle und fi nanzielle Ressourcen zuaktivieren. Dahingehend ist bereits ein wichtiger Schritt getan: Ab Anfang 2011 verfügt Bleckede über eine neu geschaffene halbe Stelleim Bereich Stadtmarketing, die sich schwerpunktmäßig mit den durch die Quartiersinitiative angestoßenen Themenfeldern befasst.

Aber auch das neu gewonnene, ehrenamtliche Engagement der ver-schiedenen Partner und Organisationen und die gut funktionierendeZusammenarbeit zwischen Werbegemeinschaft und Stadt werden über QiN hinaus gepfl egt. So ist beispielsweise die Arbeitsgruppe Leerstandsmanagement weiterhin aktiv, kümmert sich um die Ge-staltung der Schaufenster leer stehender Immobilien und steht als Ansprechpartner für Mietinteressenten zur Verfügung.

1 Der QiN-Prozess und die daraus erziel-ten sichtbaren Resultate führten zu einem Umdenken und wachsender Bereitschaft bei zahlreichen Bürge-rinnen und Bürgern, sich aktiver für ihre Stadt einzusetzen

2 Die Planungen zielten auf eine ein-deutige Wegeführung zwischen Hafen und Innenstadt

3 Das Quartier umfasst den historisch gewachsenen Stadtkern Bleckedes sowie Teile des Sanierungsbegiets

4 Ein regelmäßig stattfi ndender Arbeits-kreis analysierte, welche gemein-schaftlichen Lösungen für die Be-kämpfung des Immobilienleerstands in Betracht kommen

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HannoverNeugestaltung Luisenstraße – Ein Projekt mit gesamtwirtschaftlichem Engagement(2009)

ProjektSeit Mitte Oktober 2008 verfügt Hannovers Innenstadt mit der Ernst-August-Galerie über einen neuen Einkaufsmagneten mit 30.000 Quadratmetern Verkaufsfl äche in rund 140 Geschäften des Einzel-handels und der Gastronomie. Anders als in anderen Städten wurdedas neue Einkaufszentrum in Hannover nicht als Bedrohung, son-dern als Herausforderung begriffen. Die Stadt erneuerte begleitend den öffentlichen Raum und unterstützte das Quartier „Südliche Altstadt“ mit einem Quartiersmanagement. Die privaten Geschäfts-leute in der City nahmen sich ebenfalls vor, in neue Konzepte und Modernisierungsmaßnahmen zu investieren. Straßen, die aufgrund noch „akzeptabler“ Oberfl ächen nicht zum Erneuerungsprogramm der Stadt gehörten, wären jedoch gegenüber dem neuen Einkaufs-zentrum und den sanierten und aufgewerteten Gebieten in der Attraktivität für Besucher und Kunden zurückgefallen.Eine dieser Straßen war die Luisenstraße. Damit drohte sie trotz ihrerhochwertigen Einzelhandelsgeschäfte und Ladenpassagen gegen-über den angrenzenden Quartiersbereichen deutlich zurückzufallen.Um dem entgegenzuwirken und nicht lange auf eine Umgestaltungwarten zu müssen, entschloss sich die IG Luisenstraße, den Umbau überwiegend auf eigene Kosten durchzuführen, um das eigene Profi l des hochwertigen Einzelhandels mit edlen und exklusiven Ge-schäften auch über die Straßenraumgestaltung zum Ausdruck bringenzu können.

QuartierDie Luisenstraße ist Teil der „City Hannover“, welche die Fußgänger-zone vom Hauptbahnhof bis zum alten Rathaus abdeckt. Die Luisen-straße ist eine der exklusivsten Einkaufsadressen Hannovers. Zwei attraktive Einkaufspassagen haben ihre Zugänge zur Luisenstraße, weitere Anlieger sind u. a. zwei Spitzenhotels. Für dieses Quartier existiert bereits seit 1976 die Interessengemeinschaft Luisenstraße als eingetragener Verein zur Vertretung der ansässigen Geschäfts-leute, die schon damals auch zur Mitarbeit bei der Gestaltung der Straße gegründet wurde. Alle Grundstücks- und Ladeneigentümer der Straße gehören der Gemeinschaft an. Die 30 Mitglieder reprä-sentieren zum Teil mehrere Geschäfte, so dass etwa 75 Fachge-schäfte des gehobenen Einzelhandels und weitere Betriebe in den hier ansässigen Bürogebäuden vertreten sind.

AkteureAkteure sind neben den Vertretern der Interessensgemeinschaft Luisenstraße und der Landeshauptstadt Hannover das Landschafts-architekturbüro WES & Partner, Hamburg und das Ingenieurbüro BPR Dipl.-lng. Bernd F. Künne & Partner, Hannover.

HandlungsfelderDie Maßnahme erstreckte sich auf die Handlungsfelder „Neugestal-tung im baulichen Bereich“ und Stärkung der existierenden „Inter-essengemeinschaft Luisenstraße“.Die Ziele wurden voll erreicht, die Aufenthaltsqualität wurde erheb-lich gesteigert, das Publikum nahm die Straße umgehend an, die IG Luisenstraße hat neuen Schwung erhalten.

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Ein Hauptziel war dabei die Herstellung eines attraktiven Flanierboule-vards, der genug Zugkraft entwickelt, um ein Gegengewicht zu denanderen aufgewerteten Teilquartieren zu erzeugen. Dabei unterstütz-te die Neugestaltung der Luisenstraße die Gesamtwirkung des be-nachbarten Quartiers „Operndreieck“ gegenüber der Ernst-August-Galerie und damit insgesamt die positive Entwicklung der City Hannovers.

Wie weiter?Durch das Projekt Neugestaltung der Luisenstraße wurde nicht nur die Attraktivität des Straßenraums erheblich gesteigert. Erreicht wer-den konnten zudem Impulse zur Entwicklung der Interessengemein-schaft Luisenstraße von einer Organisation mit geringem Aktivitäts-potential hin zu einer lebendigen Organisation, die gemeinsame Ver-anstaltungen durchführt und gemeinsame Kommunikationsplatt-formen nutzt. Das hat in der Folge zu einer verbesserten Präsentationdes Quartiers einhergehend mit einer Stärkung des „Wir-Gefühls“ geführt.

Die Ziele des Projekts konnten in vollem Umfang erreicht werden. Sowohl die Aufwertung des Straßenraums durch Neu- und Umbau-maßnahmen als auch durch neue Bepfl anzungen und Möblierungen(Fahhradständer, Müllbehälter) haben ihre positive Wirkung nicht verfehlt. Das Publikum nimmt die Luisenstraße an, die Aufenthalts-qualität wurde erheblich gesteigert und die IG Luisenstraße hat neuen Schwung erhalten. Probleme nennenswerter Art sind dabei nicht aufgetreten.

1 Die Luisenstraße gehört städtebaulich zum Quartier „City Hannover“ und dort zum Teilquartier „Mitte“

2 Die Luisenstraße drohte trotz hochwertiger Einzelhandelsgeschäfte gegenüber den angrenzenden Quartiersbereichen zurückzufallen

3 Die neue Straßenraumgestaltung betont das Profi l des hochwertigen Einzelhandels4+5 Zwei attraktive Einkaufspassagen haben ihre Zugänge zur Luisenstraße

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EmsbürenMarkt / In der Maate – Vom Hinterhof zur Ortsmitte(2010)

ProjektDer Bereich Markt / In der Maate spielt eine große Rolle für die nach-haltige Stärkung des Einzelhandels im Ortskern Emsbürens. Des Weiteren bildet der Bereich den zentralen Gelenkpunkt zwischen dengroßen Einzelhandelsmärkten und dem historischen Ortskern. Das Projekt hatte eine Verbesserung der Verbindungsfunktion zum Ziel. Dadurch wurde ein attraktiver Einkaufsrundgang als Flanierzonedurch die unterschiedlichen Abschnitte im historischen Ortskern möglich.

QuartierDas Projektgebiet liegt in der Ortsmitte Emsbürens und grenzt un-mittelbar an den historischen Ortskern an. Gemeinsam mit dem historischen Ortskern gehört der Bereich „Markt / In der Maate“ zumzentralen Versorgungsbereich der Gemeinde. In der Markt- bzw. Richt-hofbebauung befi nden sich Dienstleistungsbetriebe wie ein Friseur, Ärzte, Praxen für Logopädie, Ergotherapie und Kinderpsychologie,eine Versicherung, zwei Banken, Läden für Mode, Farben und Hobby-bedarf sowie ein Kiosk und eine Eisdiele. Die Ladenfl ächen der süd-östlichen Gebäude am Marktplatz stehen leer.

An dem als Parkplatz genutzten Innenhof „In der Maate“ liegt eine ehemalige Gewerbehalle, in der sich heute ein Einzelhandelsmarkt befi ndet. Von diesem Hof sind auch die Garagen der Marktbebauungzugänglich. Dem Einzelhandelsmarkt vorgelagert sind kleinere Laden-lokale. Im gesamten Bereich befi nden sich in den Obergeschossen Wohnungen.

AkteureDie Gemeinde Emsbüren arbeitet mit Eigentümern, Gewerbetreiben-den, der VVV Emsbüren Touristik GmbH und dem Verein für Handel, Handwerk und Gewerbe zusammen.

HandlungsfelderMit dem bereits vorliegenden Städtebaulichen EntwicklungskonzeptOrtskern wurden die Voraussetzungen geschaffen, dass mit der Um-setzung der ersten Maßnahmen schnell begonnen werden konnte. Im Frühjahr 2011 war bereits der größte Teil der Maßnahmen abge-schlossen.

Auf dem Marktplatz wurden vorhandene Potenziale und Gestaltungs-ansätze weiterentwickelt, um einen attraktiven Platz mit Verweil- undSpielmöglichkeiten sowie Außengastronomiefl ächen einzurichten. Die Gestaltungsplanung für den Marktplatz wurde auf Basis der ge-sammelten Bürgerideen durch ein qualifi ziertes Planungsbüro erar-beitet.

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Eine Eisdiele erhielt einen weiteren Eingang vom geplanten Aufent-haltsbereich im U-Hof. Es wurden Spielgeräte aufgestellt und weitereSitzmöglichkeiten geschaffen. Zudem wurden durch die Umsetzung eines neu geplanten Lichtkonzeptes die dunklen Passagen erhellt, Wegebeziehungen aufgezeigt und durch das Anstrahlen der Fassa-den die Gebäudestrukturen betont.

Durch die Behebung verschiedener Problempunkte und die gestal-terische Aufwertung des Marktes soll u. a. erreicht werden, dass sich die Läden an der Richthofstraße wieder zum Marktplatz orien-tieren, der bestehende Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Gastro-nomiebesatz langfristig gehalten und die Leerstände wieder belegt werden können.

Darüber hinaus werden attraktive und sichere Fußwege eingerichtet, die den Parkplatz möglichst wenig kreuzen und die Verbindung zumMarktplatz verbessern. Die dunklen, unübersichtlichen und zum Teil verschmutzten Fußgängerpassagen der U-förmigen Marktbebauungwerden durch Licht- und Gestaltungsmaßnahmen sowie durch Sich-erungsmaßnahmen aufgewertet. Deckenleuchten und ein neuer Anstrich sorgen für eine angenehme und sichere Benutzung sowie zur Aufwertung der hier liegenden Eingänge. Sicherheitspersonal soll durch regelmäßige Rundgänge in den Abend-und Nachtstunden für ein friedvolles Nebeneinander von Jugendlichenund Bewohnern sorgen.

Die Hinterhofatmosphäre „Maate“ im Bereich des Ortsmitte-Eingangswurde deutlich aufgewertet, um eine Imageverbesserung zu erreichen.Die gestalterische Aufwertung der Parkplatz-Oberfl ächen wurde aufdie neuen Fußwegeoberfl ächen abgestimmt. Die neuen Fußwegeordneten auch den Parkplatz des Lebensmittelmarktes sowie dessenZufahrt neu.

Zudem werden die Fassaden der ehemaligen Gewerbehalle erneuertund der Lebensmittelmarkt auch im Innern modernisiert, so dass erkünftig am Standort gehalten werden kann. Weiter wurde die rück-wärtige Fassade des Malerbetriebs „Farben Fangmeyer“ mit dem dort vorhandenen Ladengeschäft freundlicher gestaltet.

Wie weiter?Da das QiN-Projekt „Markt / In der Maate – Vom Hinterhof zur Orts-mitte“ zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Dokumentation nochnicht abgeschlossen ist, lassen sich fundierte und seriöse Angaben zur nachhaltigen Wirkung der durchgeführten bzw. in der Umset-zung begriffenen Maßnahmen noch nicht treffen. Allerdings ist davonauszugehen, dass gerade die städtebaulichen Maßnahmen wie die Umgestaltung des Marktplatzes, die Aufwertung des Innenhofes„In der Maate“ oder die Optimierung der Parkplatzzufahrt ihre Wir-kung nicht verfehlen werden. Gleiches gilt für die Aufwertung der Aufenthaltsqualität durch neue Licht-, Gestaltungs- und Sicherungs-maßnahmen.

1 Der Bereich Markt / In der Maate spielt eine große Rolle für die nachhaltige Stärkung des Einzelhandels im Orts-kern Emsbürens

2 Im Quartier befi nden sich Dienstleistungsbetriebe wie ein Friseur, verschiedene Praxen, Versicherungen und Banken, Einzelhandelsgeschäfte sowie ein Kiosk und eine Eisdiele.

3+4 Die dunklen und unübersichtlichen Fußgängerpassagender Marktbebauung werden durch Licht- und Gestaltungs-maßnahmen aufgewertet

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Kooperative Stadtentwicklung, Quartiers-management

CuxhavenQuartiersmanager Lotsenviertel(2007)

ProjektZiel des QiN-Projektes war, das Lotsenviertel als maritim geprägtes Innenstadtquartier mit Hilfe eines qualifi zierten Quartiersmanage-ments weiterzuentwickeln. Neben der Schaffung eines maritimen Flairs ging es dabei darum, Vielfalt und Qualität im Einzelhandel zuerhalten und auszubauen, gastronomische Anziehungspunkte zu schaffen sowie durch Veranstaltungen gezielt „Leuchtfeuer“ zu setzen.Grundsätzlich sollten Service und persönliche Beratung als Merkmalhervorgehoben sowie die Aufenthaltsqualität erhöht werden. Ein Masterplan bildete die Grundlage für die erfolgreiche und zukunfts-orientierte Ausrichtung des Lotsenviertels.

QuartierDas Cuxhavener Lotsenviertel ist für die Innenstadt ein wichtiger Ein-zelhandelsstandort. Er ist geprägt durch inhabergeführte Einzelhan-delsfachgeschäfte und Gastronomie- und Dienstleistungsbetriebe. Der Schwerpunkt liegt in den Bereichen Einrichtungsbedarf, Beklei-dung und Radsport. Das Lotsenviertel befi ndet sich in unmittelbarerHafennähe und in direkter Nähe zu mehreren touristischen Attrak-tionen. Ausgebaute Fuß- und Radwege bilden die Verbindung zwi-schen der Innenstadt und den touristisch geprägten Ortsteilen. Mit drei Millionen Übernachtungen pro Jahr stellen die Touristen ein

bedeutendes Potenzial für den Einzelhandel dar, das jedoch bisher im Lotsenviertel noch unzureichend genutzt wird.

AkteureDas Projekt wurde von der Stadt Cuxhaven und der Interessenge-meinschaft Lotsenviertel e. V. entwickelt. Zur Durchführung des Modellprojektes wurde im Dezember 2007 eine Quartiersmanage-rin für die Dauer eines Jahres eingestellt. Für die fachliche Aufsicht wurde ein Beirat gebildet, dem als Mitglieder alle Vorstandsmitglie-der der Interessengemeinschaft Lotsenviertel, ein Vertreter des Stadt-marketings und ein Vertreter der Stadt angehörten.

HandlungsfelderZunächst wurden die Ziele in einem Maßnahmenkatalog festgehal-ten. Diese Punkte beinhalten eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen, die sich aus dem Masterplan Lotsenviertel ergeben, wie u. a. Sofort-programm, Marketingkonzept, Umgestaltung der Schillerstraße, Möblierung des Straßenraumes mit Bojen, Ergänzung der Hinweis-beschilderung und Straßenneugestaltung. Ein weiterer wichtiger vorbereitender Schritt war die Erstellung eines Jahresplans, der der Strukturierung, Koordination und Kontrolle des Projektes diente.

Im Anschluss an die interne Auftaktveranstaltung, an der gut 80 in-teressierte Gewerbetreibende und Eigentümer teilnahmen, richtete die Quartiersmanagerin zunächst ein umfangreiches Kommunikations-netzwerk ein. Zudem wurden im Förderzeitraum wöchentliche Tref-fen mit dem Vorstand der Interessengemeinschaft durchgeführt. Diese Sitzungen sorgten dafür, dass der Vorstand und die Quartiers-managerin sich laufend auf dem aktuellen Stand hielten und Ent-

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1 Ziel des QiN-Projektes war, das Lotsenviertel als maritim geprägtes Innenstadtquartier mit Hilfe eines qualifi zierten Quartiersmanagements weiterzuentwickeln

2 Im Jahr 2009 erfolgte die Umgestaltung der Schillerstraße als zentrale Straße des Lotsen-viertels

3 Intensiv wurde an der Erhöhung des Bekanntheitsgrades der Marke „Lotsenviertel“ gearbeitet

scheidungen schnell gefällt werden konnten. Darüber hinaus fun-gierte die Quartiersmanagerin als Schnittstelle für die Kommunika-tion zwischen Stadt, Stadtmarketing und den Akteuren im Quartier.Intensiv wurde auch an der Erhöhung des Bekanntheitsgrades derMarke „Lotsenviertel“ gearbeitet. Neben dem Relaunch der Internet-seite und der Herausgabe von Newslettern wurde die Zusammen-arbeit mit der lokalen Presse „großgeschrieben“. Ein weiterer Fort-schritt bezüglich der Öffentlichkeitsarbeit war die professionelle Neu-aufl age und Umbenennung des Stadtteilführers in „Lotsen-Kompass“.

Das Quartiersmanagement wirkte federführend bei der Initiierung, Organisation und Durchführung der Veranstaltungen im Lotsenvier-tel mit. Neben jährlich stattfi ndenden Festen waren darunter auch neue Aktionen. Die Veranstaltungen dienten hauptsächlich der Imagesteigerung des Lotsenviertels.

Erste außenwirksame Maßnahme war die Planung und Durchfüh-rung eines gemeinsamen Messeauftritts der Einzelhändler des Lotsen-viertels auf der CuxBau im Februar 2008. Weitere Veranstaltungen waren eine „Oster-Verteil-Aktion“ bzw. Kunden-Sympathie-Aktion, der erstmalige „Herbstzauber“ sowie eine Auktion zugunsten der Weihnachtsbeleuchtung und die Koordinierung einer Dauerausstel-lung über das Lotsenwesen.

Für das Jahr 2009 war die Umgestaltung der Schillerstraße als zentraleStraße des Lotsenviertels vorgesehen. Bereits im QiN-Förderzeitraumführte die Quartiersmanagerin Gespräche mit den Projektverant-wortlichen der Stadtverwaltung. Ergebnisse dieser Vorgehensweise waren die Vorstellung zweier Entwurfsvorlagen für die Umgestaltungauf der Auftaktveranstaltung, die Bereitstellung auf der Lotsenviertel-Internetseite mit der Möglichkeit zur Stellungnahme, die Aktivierungeines Arbeitskreises „Bau“ sowie die Einberufung einer Eigentümer-versammlung durch die Stadt im ersten Quartal.

Wie weiter?Das Projekt „Quartiersmanager Lotsenviertel“ wurde auch im darauf-folgenden Jahr (Förderzeitraum 2008/09) seitens der Quartiersinitia-tive Niedersachsen gefördert. Durch die über zwei Jahre dauernde Tätigkeit des Quartiersmanagements wurden vor allem strukturelle Fortschritte im Lotsenviertel erzielt. Darüber hinaus wurden die Um-bauplanungen und die Gestaltung des Lotsenviertels konkretisiert. Hierfür wurden in Abstimmung mit einem Arbeitskreis, der sich aus Einzelhändlern zusammensetzt, Marketingmaßnahmen entwickelt, die dazu beitrugen, die zu erwartenden Umsatzeinbußen im Einzel-handel so gering wie möglich zu halten, und ein grundsätzliches Baustellenmanagement durchgeführt.

Im Jahr 2009 gelang es, die Schillerstraße als zentrale Straße des Lot-senviertels zu renovieren. Aufgrund der etwa zwölf Monate dauern-den Baustelle waren für den Einzelhandel Umsatzeinbußen von 30%bis 40% zu erwarten. Um die Umsatzeinbußen so gering wie mög-lich zu halten, erarbeitete das Quartiersmanagement begleitende Marketingmaßnahmen. Zur Vorbereitung dieser Maßnahmen und zur Einbindung der Gewerbetreibenden fanden verschiedene Work-shops mit den Mitgliedern des Arbeitskreises „Baustellenmarketing“statt. Nachdem im ersten Treffen Ideen gesammelt und zwei Leitthe-men zum Baustellenmarketing herausgearbeitet wurden, wurden diese Ideen im anschließend kategorisiert und Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themengruppen gebildet.

Die meisten der strategischen Ziele konnten mit der Umgestaltung der Schillerstraße Ende 2009 erreicht werden. Die Planungen sahen eine Integration maritimer Elemente vor sowie die Schaffung von Flächen für Außengastronomie. Die Grundidee bei der Umgestaltungist die Erhöhung der Aufenthaltsqualität, was sich z. B. in dem niveau-gleichen Ausbau der Straße und der Schaffung von Ruhe- bzw. Ver-weilorten äußern sollte. Neben der Betreuung der Straßensanierungwurde auch im Anschluss an die zweite Förderperiode weiterhin in-tensiv und erfolgreich an der Verbreitung der Marke „Lotsenviertel“gearbeitet.

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HolzmindenHolzminden macht Sinn(2007)

Projekt„Holzminden macht Sinn“ war ein nachhaltiges Bekenntnis zum „Standort Innenstadt“ als multifunktionalem Zentrum gesellschaft-licher Aktivität. Durch breit angelegte Aktionen wurden die Aufent-halts-, Erlebnis- und Wohnqualität sowie das Flächenmanagement der Innenstadt verbessert. Die positive Entwicklung des Tourismus trug zusammen mit gezielten Investitionen zu einem Aufwärtstrendin der Innenstadt bei. So entstanden vier Zielsetzungen zur „Belebungder der Holzmindener Innenstadt“: Aufenthaltsqualität steigern, Flächenmanagement und Wohnqualität verbessern, Erlebnisqualität ausbauen.

QuartierHolzminden wurde im 12. Jahrhundert als Markt- und Zollstätte an der Weser gegründet. Die planmäßige Anlage der Innenstadt ist imStadtgrundriss deutlich zu sehen. Der zentrale Geschäftsbereich be-steht aus der Fußgängerzone in der Oberen und Mittleren Straße,dem Marktplatz und der verkehrsberuhigten Oberbachstraße. In denRandbereichen überwiegt Wohnraumnutzung. Durch sinkende Miet-einnahmen entstand in den letzten Jahren ein teilweise erheblicher Investitionsstau.

AkteureFür das QiN-Projekt schlossen sich zahlreiche Projektpartner zum Arbeitskreis „Holzminden macht´s“ zusammen. In diesem verfolgen

Privatleute, Vertreter der örtlichen Wirtschaft, Vereine, die Holzmin-dener Bildungseinrichtungen wie die berufsbildenden Schulen und die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) dasZiel, in der Innenstadt den Abwärtstrend in den Bereichen Flächen-management, Handel, Wohnen und Sicherheit umzukehren. Mit diesem Arbeitskreis gelang es erstmals, fast alle Akteure an einen Tisch zu holen. Im Februar 2008 wurde die neu formierte Stadtmar-keting Holzminden GmbH mit der Umsetzung, Durchführung und Abrechnung des QiN-Projekts beauftragt. Sämtliche Maßnahmen wurden von der Stadtmarketing GmbH in ständigem Austausch mit den anderen Trägern der Projekte, der Stadtverwaltung und auch den beteiligten Privatleuten initiiert und durchgeführt.

HandlungsfelderEin Ziel war die Verbesserung der Aufenthaltsqualität und die Bele-bung des Innenstadtquartiers. Zu diesem Zweck wurden verschie-dene Projekte im Bereich der Oberen Straße umgesetzt. Neben demAnkauf von drei großen Sonnenschirmen entstand auch ein Riesen-sandkasten – über beide Neuerungen freuten sich vor allem Familienmit kleinen Kindern. Zur optischen Aufwertung trugen Blumen-kübel im gesamten Bereich der Fußgängerzone bei. Da Patenschaf-ten für die Kübel vergeben wurden, war die Pfl ege der Bepfl anzun-gen sichergestellt.

Die marode Fassade eines leer stehenden Geschäftshauses wurde mit Unterstützung des QiN-Projektes grundlegend saniert. Ein von der Weserseite aus von weitem sichtbarer Schandfl eck, der die gesamte Fußgängerzone negativ beeinfl usste, konnte so beseitigt werden.

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Ein weiteres Projekt war die Aktion „Saubere Innenstadt“. Es wurden17 Abfallkörbe an Schulen verteilt, um sie kreativ gestalten zu lassen.In der Innenstadt präsentierten sich diese Abfallkörbe mit einem neuen und individuellen Gesicht. Große Resonanz erzielte auch die Aktion „Putzmunter“. Hier waren Bürger, Vertreter der Politik, der Vereine und Institutionen der Stadt aufgerufen, gemeinsam den Innenstadtbereich zu säubern. Über 100 Bürger übernahmen eine ihnen zugeteilte Parzelle.

Im Bereich der Neuen Straße und des Marktes ist ein Beleuchtungs-konzept umgesetzt worden. In der Neuen Straße wurden Beleuch-tungskörper in den Boden eingelassen, die Gebäude von unten an-strahlen. Alle für die Stadt bedeutsamen klassizistischen Gebäudeerstrahlten in neuem Licht. Einen ähnlichen optischen Effekt erzielteman durch die neue Beleuchtung des Gebäudetraktes des Land-kreises. Das Bild wird durch die neue Illumination der Bäume rund um den Marktplatz abgerundet. Dem Marktplatz konnte damit be-sonders in den Abendstunden ein besonderer Glanz verliehen werden.Ein Lichterlebnis der besonderen Art wurde zudem an der Parkanlagean den Teichen geschaffen, wo Beleuchtungskörper ins Wasser einge-lassen wurden, die Wasser und Wehr in Szene setzen.

Auf 18 Düfte ausgebaut wurde der beliebte „Duftende Stadtrund-gang“. Alle Duft-Stelen sind an bedeutenden Plätzen oder Gebäudeninstalliert worden. Hinweistafeln vermitteln Wissenswertes über Ge-bäude und Düfte. In der Fußgängerzone wurde ein Band aus farbigenPfl astersteinen in den Boden eingelassen, das sieben Stelen verbindet.Die Steine sind mit kleinen Erhebungen ausgestattet, damit auch Sehbehinderte diesen Pfad erleben können.

Drei neue, übersichtlich gestaltete Hinweisschilder weisen seit demQiN-Projekt auf die großen Parkplätze in und am Rand der Innen-stadt hin. Weiterhin wurde ein Parkplatz-Flyer erarbeitet, der alle Park-möglichkeiten auf einem übersichtlichen Stadtplan wiedergibt.

Im Auftrag des Arbeitskreises „Holzminden macht´s“ erstellte die HAWK eine Studie zur Wohnsituation in der Innenstadt. Untersucht wurde dabei speziell das Quartier zwischen Weser und Haarmann-platz mit dem Ziel, Potenziale zu erkennen und Schwachstellen auf-zudecken. Das Gutachten wertete umfangreiches Datenmaterial über Bevölkerungsstruktur und Wohnverhalten und insbesondere die Lebenssituation von Studenten, Migranten und der älteren Teile der Bevölkerung aus.

Weiterhin wurden Einzelhandelsstruktur, öffentlicher Nahverkehr so-wie der Mietspiegel betrachtet. Somit stand ein Katalog mit Hand-lungsempfehlungen zur Verfügung, der es ermöglichte, die Innen-stadt weiter zu einem attraktiven Wohnstandort auszubauen.

Damit auch die Öffentlichkeit einen Blick in die versteckten Innenhöfeder City werfen kann, wurde der Wettbewerb „Oasen der Innenstadt“ins Leben gerufen. Eigentümer gestalteter Innenhöfe waren aufge-rufen, diese im Bild festzuhalten und bei der Stadtmarketing GmbH vorzustellen. Der schönste Innenhof wurde prämiert.

Der Arbeitskreis nahm sich auch der Kinderbetreuung in der Stadt an,um neben zufriedenen Kindern auch entspannte Eltern zu haben, die in Ruhe bummeln oder Besorgungen erledigen können. Dazu wurde ein ungenutzter Teil eines Kaufhauses umgestaltet. Die Räum-lichkeiten konnten dank des Sponsorings und der QIN-Mittel aus-gestattet werden.

Um für die gut 150 000 Fahrradtouristen, die den Weserradweg pas-sieren, attraktiver zu werden, wurden Fahrradboxen errichtet.

Vom Fahrradweg und dem Weserkai sehr gut einsehbar, entstand so das erste Holzmindener Parkhaus für Fahrräder, das sich großer Beliebtheit erfreut. Hier wurde zudem eine Infotafel errichtet, die die wichtigsten Stadtinformationen bereithält. Darüber hinaus wur-de ein Infofl yer mit allen notwendigen Informationen und Hinwei-sen für Fahrradtouristen aufgelegt.

Wie weiter?Die Nutzung des Hafens am Weserkai hat sich als umfangreiches undanspruchsvolles Projekt herausgestellt und wurde unter dem Projekt-titel „Stadt im Fluss“ als eigenes QiN-Projekt für den Förderzeitraum2008 / 2009 ausgearbeitet. Der Bereich des Quartiers der Kaianlagebildet den westlichen Rand der historischen Innenstadt der Stadt Holzminden. Der Bereich des Weserkais grenzt direkt an den Innen-stadtbereich, den belebten Marktplatz sowie die Fußgängerzone. Sowohl aus touristischer Sicht, als auch in Hinblick auf die Lebens-und Wohnqualität für die Anwohner bot dieses Quartier ein enormes,leider bis dato noch nicht ausreichend genutztes Potenzial. Dieses zu nutzen und dadurch positive Effekte für die Entwicklung der Innenstadt zu erzielen, war Motivation und Ziel für die erfolgreiche Bewerbung im Wettbewerb QiN 2008.

Unter dem Titel „Holzminden macht Sinn – (Er)Lebensraum Innen-stadt“schließlich gewann Holzminden im QiN-Wettbewerb 2010 er-neut. Mit dem Projekt wollte der Arbeitskreis „Holzminden macht´s“neue Wege fi nden, zeigen, beschreiten und begleiten. Aufbauend auf ei ner Eigentümer- sowie einer zielgerichteten Interessentenbe-fragung sollten Defi zite, aber auch Potenziale des Wohnens in der Holzmindener Innenstadt her ausgearbeitet werden. Als zentrale An-laufstelle aller Bewohner und Nutzer der In nenstadt wurde ein Quar-tiersbüro eingerichtet, in dem ein Quartiersmanager als Ansprech-person zur Verfügung steht.

1 Große Resonanz erzielte die Aktion „Putzmunter“. Bür-ger, Vertreter der Politik, der Vereine und Institutionen der Stadt säuberten gemeinsam den Innenstadtbereich

2 Auf 18 Düfte ausgebaut wurde der beliebte „Duften-de Stadtrundgang“

3 Neue, übersichtlich gestal-tete Hinweisschilder weisen seit dem QiN-Projekt durch die Holzmindener Innenstadt

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GanderkeseeOptimierung Ortskern Ganderkesee(2008)

ProjektDer Ausbau des Famila-Marktes und damit die Stärkung des nordöst-lichen Endes des Quartiers stellten zu Projektbeginn eine der zentra-len Herausforderungen für das Quartier dar. Um die Rathausstraßeals wichtigste Einkaufsstraße von diesem Magneten nicht abzukop-peln, war zum einen der Ausbau des Marktplatzes in seiner Scharnier-funktion notwendig. Zum anderen bedurfte es der Aufwertung der Rathausstraße selbst, um die Aufenthaltsqualität anzuheben. Hierzu gehörte auch die Beseitigung von Leerständen bzw. die ansprechen-de Gestaltung leerer Schaufenster als Zwischenlösung. Eine weitere Herausforderung bestand in der Optimierung des Marketings.

QuartierDas Quartiersgebiet stellt den Kern des Hauptortes der Gemeinde Ganderkesee dar. Dieser zentrale Einkaufsbereich wird im Nordostenvon einem großen Famila-Markt und dem Marktplatz gesäumt. Das südliche Ende wird von der Kirche markiert. Insgesamt 34 vorwie-gend inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte prägen das Einkaufs-gefüge. Hinzu kommen 17 Dienstleister und acht Gastronomiebe-triebe. Insgesamt rund 120 Menschen wohnen im Quartier. Vorteil-haft für Besucher dieses Bereichs ist das Parkplatzangebot direkt vor der Tür.

AkteureDas Projekt wurde gemeinschaftlich initiiert von der Werbegemein-schaft Ganderkesee e. V., dem Initiativkreis Einzelhandel sowie dem

Orts- und Heimatverein Ganderkesee e. V.. Begleitet wurde es durch die Wirtschaftsförderung der Gemeinde. 28 Gewerbetreibende, unterihnen zehn Immobilieneigentümer, sowie je fünf private Eigentümerund Vertreter aus Politik und Vereinen haben sich durch Mitarbeit und / oder fi nanziell an dem Projekt beteiligt. Allein 27 Prozent der gesamten Projektkosten konnten dadurch fi nanziert werden. In vierArbeitsgruppen, die von den Hauptakteuren geleitet wurden, brachtensich 35 Personen ein.

Handlungsfelder„Mach Deine Ideen zum Marktplatz“ – unter diesem Slogan wurde im Frühjahr 2009 die Aktion zur Entwicklung von Gestaltungs- und Nutzungskonzepten für den zentralen Platz zwischen Famila und der Haupteinkaufsstraße ins Leben gerufen. Sämtliche Vorschlägewurden ausgewertet und für ein Gutachterverfahren zur Marktplatz-umgestaltung aufbereitet. Die Ergebnisse wurden einer Jury, be-stehend aus Fachleuten sowie Vertretern der Politik und der QiN-Arbeitsgruppe „Marktplatz“, präsentiert und von dieser bewertet. Das Ziel wurde vollumfänglich erreicht, der Zeitrahmen eingehalten und der Kostenrahmen sogar leicht unterschritten.

Für die Neuausrichtung des Ortsmarketings wurde eine Arbeitsgruppeins Leben gerufen, die zunächst eine Bestandsanalyse vornahm unddie Stärken und Schwächen des Ortskerns herausarbeitete. Nach zwei Treffen wurde jedoch klar, dass für die organisatorische Ausge-staltung zunächst Vorarbeit durch die Leitungen der beiden bestehen-den wirtschaftsbezogenen Organisationen – Werbegemeinschaft Ganderkesee und Initiativkreis Einzelhandel – geleistet werden musste.Das dort ausgearbeitete Konzept wurde in einer Veranstaltung 60 bis 70 Interessierten vorgestellt. Ferner wurde es bei der Mitglieder-

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versammlung der Werbegemeinschaft ebenso wie bei einer Zusam-menkunft des Initiativkreises Einzelhandel beraten. Das Konzept stießauf breite Zustimmung und mündete in die Neuaufstellung der Wer-begemeinschaft im März 2010.

Zu Beginn der Maßnahme gab es im Ortskern sieben leer stehende Ladenlokale. Durch eine konzertierte Presseaktion, die Optimierung der Gewerbeimmobilienbörse im Internet sowie die gezielte An-sprache und Unterstützung von Immobilieneigentümern konnten innerhalb weniger Wochen die Leerstände bis auf einen beseitigt werden. Dieser wurde vorübergehend als zusätzliches Schaufenster von mehreren Händlern gemeinschaftlich genutzt. Aufgrund dieser schnellen und zugleich kostenfreien Realisierung des Projektziels wurden die hierfür beantragten Mittel nicht benötigt. Sie wurden mit Zustimmung des niedersächsischen Sozialministeriums umge-schichtet.

Zur Steigerung der Aufenthaltsqualität sind verschiedene Maßnah-men umgesetzt worden. Im Einzelnen waren das: das Aufstellen vonSitzbänken, die Anbringung von Blumenschmuck, neue Spielgeräte für Kinder, die Verbesserung der Sauberkeit sowie das Erstellen einesEinkaufs- und Dienstleistungswegweisers. Die vorgenommenen Maß-nahmen wurden sehr positiv in der Öffentlichkeit diskutiert.

Wie weiter?Alle Maßnahmen waren von Beginn an so angelegt, dass ihr Bestandbzw. ihre Wirkung auch über den Projektabschluss hinaus gesichertwar. So wurde beispielsweise die Beetpfl ege an private Paten über-geben – im Gegenzug dafür, dass die Gemeinde die neuen Blumen-ampeln pfl egt. Durch diese Kompensation war die Finanzierung derlaufenden Kosten auf eine solidere Basis gestellt. Zudem wuchsen so die Identifi kation mit den eingeleiteten Maßnahmen und damit auch das Verantwortungsbewusstsein für den öffentlichen Raum.

Ähnliches gilt für weitere Zuständigkeiten. So wurde die Befüllungder Hundekottütenhalter von Privat- oder Geschäftsleuten in unmit-telbarer Nähe des jeweiligen Behältnisses übernommen, für die Über-prüfung der Aktualität der Einkaufs- und Servicewegweiser bildete sich ein Team. Darüber hinaus fand die Aufenthaltsqualität im öffent-lichen Raum Eingang in den Zielkanon der Marketinggesellschaft.

Zudem wurden im Rahmen der Quartiersinitiative Grundlagen geschaffen, die erst künftig ihre volle Wirkung entfalten werden. Dazu zählen neben dem Marketing- bzw. Organisationskonzept für die Marketinggesellschaft insbesondere die Architektenentwürfe für dieUmgestaltung des Marktplatzes. Letztere sind in die Planungen der Gemeinde für den Platz eingegangen.

1 Der Ausbau des Famila-Marktes und damit die Stärkung des nordöstlichen Endes stellten zu Projektbeginn eine der zentralen Herausforderungen in Ganderkesee dar

2+4 Neue Fahrradständer und andereMöblierungselemente steigern die Aufenthaltsqualität

3 Insgesamt 34 vorwiegend inhaberge-führte Einzelhandelsgeschäfte prägen das Einkaufsgefüge im Quartier

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NordenhamStandortmarketing & Projektentwicklung für die Nordenhamer Innenstadt(2008)

ProjektDas Nordenhamer QiN-Projekt setzte zunächst auf die Stärkung derEigeninitiative und Investitions- bzw. Entwicklungsbereitschaft beiImmobilieneigentümern und Gewerbetreibenden im Quartier. Daneben sollte eine den Prozess vorantreibende Netzwerk- und Trägerstruktur geschaffen werden, die auch den Akteuren Beratung und Hilfestellung leisten kann. Zudem wurde eine Kommunikations-struktur mit den notwendigen Informationen aufgebaut sowie begleitende Öffentlichkeitsarbeit mit Standortmarketing betrieben, um das Bewusstsein für die Innenstadt zu schärfen.

Nicht zuletzt ging es darum, städtebauliche Verbesserung im Gebäu-debestand und im öffentlichen Raum (Fußgängerzone) zu erreichen.Zielsetzungen waren dabei u. a.: eine Strukturverbesserung in der nördlichen Fußgängerzone, die Aufwertung des Erscheinungsbildes und der Substanz der Immobilien sowie die Neugestaltung des öffentlichen Raums, insbesondere der Fußgängerzone.

QuartierDas Projektgebiet liegt zentral in der Innenstadt. Im Gebiet leben knapp 800 Einwohner, verteilt auf ca. 200 Wohn- und Geschäfts-hausgrundstücke. Die Nutzungsstruktur umfasst Einzelhandelsbe-triebe, Gastronomie und Hotellerie, kulturelle Einrichtungen, zent-rale Einrichtungen und Dienstleistungen (Agentur für Arbeit, Post,Weiterbildungsträger, Ärzte usw.) und Wohnen. In dem Quartier

liegen 94 Einzelhandelsbetriebe mit zusammen 14 535 qm Verkaufs-fl äche. Ca. 15 % der Objekte im Quartier wiesen zu Projektbeginn Leerstände auf.

AkteureDie Quartiersinitiative war in der Arbeitsgruppe Innenstadtentwick-lung / Citymanagement verankert. In ihr waren die relevanten Ämterder Stadtverwaltung (Wirtschaft, Bauen, Kultur & Freizeit), Norden-ham Marketing & Touristik (Vertreter für den Einzelhandel) sowie dieGemeinnützige Nordenhamer Siedlungsgesellschaft GNSG (Vertreterfür die Immobilieneigentümer) zusammengeschlossen.

HandlungsfelderIm Rahmen des Projektes wurde zunächst als wesentliche Grundlageein internes Gewerbe- und Wohnfl ächenkataster für das QiN-Gebieterstellt. Die daraus resultierenden Informationen über die bauliche Substanz von Gebäuden, die Mietzinsen, die Nutzung und die vor-gesehene Nutzungsdauer bildeten die Basis für die nachfolgenden Maßnahmen.

Erstellt wurde u. a. ein Inventarisierungskatalog für die Fußgänger-zone mit einer Aufl istung der vorhandenen Bänke, Beete, Abfalleimer,Beton-Poller uvm. Bereits im Sommer 2008 wurden als eine erste Maßnahme auf dieser Grundlage viele als überfl üssig erachtete Pollerund Beete entfernt, so dass die Fußgängerzone wesentlich weiter und offener erschien. Frühzeitig installiert wurden zudem hochwer-tige Informations-Stelen, die den Weg zu öffentlichen und kulturellenEinrichtungen für Bürger und Touristen weisen. Für den Marktplatz schien eine Erweiterung des gastronomischen Angebotes sinnvoll, ebenso für den Peterleeplatz.

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Ein weiteres Hauptziel war, die Kleinstruktur der Ladenfl ächen in derInnenstadt so zu verändern, dass großfl ächige Läden als Magnetbe-triebe und zur Beseitigung von Angebotsdefi ziten angesiedelt werdenkönnen. Die Einzelhandelsangebote sollten zukünftig in erster Linieauf die Hauptgeschäftslage konzentriert werden – hier waren beson-dere Investitionsanstrengungen für eine immobilienwirtschaftlicheVerbesserung der Ansiedlungsvoraussetzungen erforderlich. Neben der Vergrößerung von Ladenfl ächen im Erdgeschoss waren dies in erster Linie die Aktivierung der Obergeschosse für Wohnen und Ar-beiten sowie für Wohnen mit Service und die Verbesserung des öffent-lichen Raumes für mehr Aufenthaltsfreundlichkeit.

Mit dem neu geschaffenen kommunalen City-Förderprogramm „Bau“wurden Immobilieneigentümer im Innenstadtbereich animiert, Fas-saden zu rekonstruieren oder auf den heutigen Stand zu bringen sowie strukturverbessernde Investitionsmaßnahmen durchzuführen.

Der angeschobene QiN-Prozess hat für das Quartier einiges erreicht,u. a. verbesserte sich die Kommunikationsstruktur, ein partizipativerProzess wurde gestartet, angepasste Instrumente (z. B. City-Förder-programm „Bau“) entwickelt, Vorzeigebeispiele umgesetzt (Ge-schäftshausumbau), Grundlagenarbeit geleistet (Datenbank erstellt) sowie kleinere Maßnahmen mit Signalwirkung umgesetzt (Hinweis-stelen).

Im gesamten Prozess wurde großer Wert auf eine umfangreiche Öf-fentlichkeitsarbeit gelegt: Neben etlichen Presseberichten und Infor-mationsveranstaltungen wurde insbesondere auf der Homepage derStadt Nordenham über das QiN-Projekt, die neuen Fördermöglich-keiten aus dem City-Förderprogramm „Bau“ und über den Fortschrittdes Projektes informiert. Auf diese Weise wurde der Bekanntheits-grad der Quartiersinitiative gesteigert und konnten Innenstadtak-teure zur aktiven Mitarbeit am Prozess gewonnen werden.

Darüber hinaus wurde eine Arbeits- und Projektgruppe Innenstadt-entwicklung / Citymanagement gegründet, an der neben den rele-vanten Ämtern der Stadtverwaltung (Wirtschaft, Bauen, Kultur & Freizeit) auch Nordenham Marketing & Touristik (Vertreter für den

Einzelhandel) sowie die Gemeinnützige Nordenhamer Siedlungsge-sellschaft GNSG (Vertreter für die Immobilieneigentümer) beteiligt waren. Zur Grundstücks- und Entwicklungsplanung wurde eine städtebauliche Projektwerkstatt mit vier ortsansässigen Architektur-büros durchgeführt.

Wie weiter?Die Projektziele konnten bis zum Ende des Förderzeitraums nicht in dem gewünschten Umfang erreicht werden, da die Zeithorizonte fürdie gemeinsamen Maßnahmen und Projektentwicklungen mit ihrer jeweiligen Umsetzung unterschätzt wurden. Zudem erwies sich die fi nanzielle Bereitschaft zur Mitwirkung schwächer ausgeprägt als eingeschätzt. Trotz intensiver Gespräche mit Banken und Investoren konnte auch die geplante Grundstücksentwicklungsgesellschaft als Projektpartner für die Immobilieneigentümer im Förderzeitraum nichtgegründet werden. Auch hier erwies sich der Projektzeitraum für dieanspruchsvolle Thematik der kooperativen Innenstadtentwicklung als zu kurz.

Dennoch hat das Projekt „Standortmarketing & Projektentwicklung für die Nordenhamer Innenstadt“ zur Quartiersinitiative Niedersachsenim Förderzeitraum einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Innen-stadtentwicklung geliefert. Daher erschien allen Beteiligten wichtig, den begonnenen Prozess nachhaltig fortzuführen. Hierzu wurden die Projektgruppe und die Kommunikationsstrukturen weiter und nachhaltig ausgebaut. Die über die Kommunikationswege erfolgte Beteiligung der Akteure förderte bei diesen den Erkenntnisprozess über die strukturellen Defi zite im Quartier und den dringenden Hand-lungsbedarf, der nur gemeinschaftlich abgeleistet werden kann.

Die Quartiersinitiative hat daher mit dem Projektantrag „Norden-ham – Innenstadt gemeinsam entwickeln“ die Fortführung der be-gonnenen Quartiersentwicklung beantragt. Dank des Erfolgs im Wettbewerb 2009 konnte die dringend erforderliche Fortführung des Prozesses mit den beantragten Projekten und Maßnahmen ge-leistet werden.

1 Hochwertige Informations-Stelen weisen Bürgern und Touristen den Weg zu öffentlichen und kulturellen Einrichtungen

2 Ein Hauptziel war, die Kleinstruktur der Ladenfl ächen in der Innenstadt so zu verändern, dass großfl ächige Läden als Magnetbetriebe angesie-delt werden können

3 Mit dem neu geschaffenen City-Förderprogramm „Bau“ wurdenImmobilieneigentümer animiert, Fassaden zu rekonstruieren sowie strukturverbessernde Investitionsmaßnahmen durchzuführen

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StadthagenQuartiersinitiative Nordstadt(2008)

ProjektIm April 2008 fand im Rathaus Stadthagen eine Auftaktveranstaltungzur Bildung einer „Quartiersinitiative Nordstadt“ statt, zu welcher der Bürgermeister Bewohner, Immobilienbesitzer und Gewerbetrei-bende des Quartiers eingeladen hatte. In dieser Veranstaltung wurdesehr kontrovers über Fehlentwicklungen der Vergangenheit diskutiert.Nach diesem Auftakt mit über 70 Teilnehmern fanden im Mai 2008 zwei weitere Veranstaltungen statt, in denen Problemlagen und mögliche Handlungsfelder eines sozioökonomischen Revitalisierungs-prozesses diskutiert und die Unterstützung der zu beteiligenden Akteure abgefragt wurden. Mit großer Mehrheit sprachen sich dieAnwesenden für die aktive Fortführung der Bemühungen zur Grün-dung einer Quartiersinitiative aus. Am 27. Mai 2008 unterzeichneten31 Akteure eine Unterstützungserklärung zur Bildung einer „Quar-tiersgemeinschaft Nordstadt“.

QuartierDie Nordstadt ist ein Teil der mittelalterlichen Altstadt Stadthagens und verfügt über zahlreiche historische Gebäude aus unterschied-lichen Epochen. Das Stadtviertel schließt sich nördlich an die Fuß-gängerzone an und wird durch die begrünte Wallanlage begrenzt. Das Quartier befi ndet sich in einer städtebaulich integrierten Lageund verfügt über gute Pkw-Erreichbarkeit und ausreichend Parkmög-lichkeiten. Der Hundemarkt dient ober- und unterirdisch als das größte zusammenhängende Parkplatzareal im Innenstadtbereich.

Trotz der insgesamt guten städtebaulichen Gesamtsituation besteheninsbesondere im Bereich des zentralen Platzes Defi zite. Einerseits wirddas Parkraumangebot aufgrund baulicher Mängel der Tiefgarage durch Kunden nicht als Standortvorteil wahrgenommen. Andererseitsweisen die potenziell kurzen Wegeverbindungen vom Parkplatz ins Quartier gestalterische Defi zite auf und sind als direkte Eingänge indas Quartier schwer erkennbar. Die „gefühlte“ Wegeverbindung ver-läuft bisher weg vom Nordstadtquartier.

Der Handelsbesatz in der nördlichen Altstadt zeichnet sich, abgese-hen von sehr wenigen großfl ächigen Filialisten, v. a. durch ein klein-teiliges, fachspezifi sches Angebot aus, das allerdings eine geringe Kundenfrequenz aufweist. Magnetbetriebe von herausragender At-traktivität sind nicht ansässig. Andererseits haben sich in den letztenJahren Einzelhandelsbetriebe mit z. T. minderwertigen Angebotenangesiedelt. Mittlerweile verfügen einige der leer stehenden Immo-bilien über einen erheblichen Instandsetzungsbedarf, aktuell be-fi nden sich drei Immobilien im Zwangsversteigerungsverfahren. Der hohe Anteil ausländischer Wohnbevölkerung, Gewerbetreibenderund Kunden mit ihren ethnischen Besonderheiten wird in der Öffent-lichkeit zunehmend als eine Art „Ghettoisierung“ aufgefasst. Gründe dafür sind vor allem in der Unkenntnis der jeweils anderen Kulturen und im fehlenden Austausch zu sehen. Insgesamt lastet dem Quartier heute das Image eines innerstädtischen Problemvier-tels an.

AkteureDen Prozess zur Bildung der „Quartiersinitiative Nordstadt“ hat die Stadt Stadthagen über die städtische Wirtschaftsförderung initiiert.

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Die Ansprache stieß bei zahlreichen privaten Akteuren der nördlichenAltstadt, darunter vor allem Immobilienbesitzern und Gewerbetrei-benden, aber auch Bewohnern, auf großes Interesse. Zur beratendenUnterstützung wurde ein Planungsbüro engagiert. Alle wesentlichenEntwicklungsschritte wurden seit der Vorbereitung der Antragstellungim Rahmen von QiN in gemeinsamer Absprache umgesetzt.

HandlungsfelderBereits in der Versammlung Ende Mai 2008 war vereinbart worden, erste Arbeitsstrukturen zu schaffen, um sich mit unterschiedlichen Themen auseinandersetzen zu können und das Interesse der privaten Akteure zu bündeln. Dementsprechend wurden die Arbeitskreise „Verkehr & Parken“, „Leben & Wohnen“, „Einzelhandel“ und „Licht, Raum, Gestaltung“ gegründet.

Daneben fanden zwischen Stadtverwaltung und ausgewählten Immo-bilienbesitzern bzw. „Ankerakteuren“ bilaterale Gespräche statt, umMöglichkeiten für deren Unterstützung auszuloten. Das Ausbleiben privater Investitionen stellte ein Grundproblem im Rahmen des vor-handenen Trading-Down-Prozesses dar. Daher sollten Ansätze für gezielte „Impulsinvestitionen“ in Immobilien erarbeitet werden. Zusätzlich wurde eine achtköpfi ge Lenkungsgruppe unter Vorsitz der städtischen Wirtschaftsförderung gegründet.

In mehreren Schritten wurde ab November 2008 die Gründung des„Bündnis Nordstadt Stadthagen“ als eingetragener, nicht gemein-nütziger Verein vorbereitet. Die städtische Wirtschaftsförderung über-nahm in enger Abstimmung mit dem gesetzlichen Vorstand des Vereins eine Geschäftsstellenfunktion für das „Bündnis Nordstadt Stadthagen“. Der im Rahmen der Quartiersinitiative angestoßene Entwicklungsprozess führte dazu, das öffentlich-private Verhältnis voneinem „Nebeneinander“ in ein „Miteinander agieren“ zu verwandelnund inhaltliche Impulse zu setzen, die sich an den aktuellen Hand-lungserfordernissen in der nördlichen Altstadt orientieren.

Ein sich abzeichnender Leerstand in der Niedernstraße 42 zum Endedes Jahres 2009 sowie das Vorhandensein ebenfalls leer stehender bzw. untergenutzter Ladenfl ächen in den Immobilien der Niedern-straße 40, 41 und 43 gab im Herbst 2009 den entscheidenden Impulsdafür, eine gemeinsame Flächenvermarktung und eine Flächenzu-sammenlegung intensiv anzustreben.

Die lange Zeit unbewohnte Immobilie Niedernstraße 37a befand sichin einem verwahrlosten Zustand und wurde im Sommer 2009 zur Zwangsversteigerung angeboten. Motiviert durch gemeinsame Ge-spräche mit den Projektverantwortlichen über die Chancen immo-bilienbezogener Impulsinvestitionen und zum eingeleiteten Quartiers-entwicklungsprozess, ersteigerte ein Privatmann die Immobilie und nahm zeitnah in hohem Maße Investitionen bei der Außen- und

Innengestaltung vor. Sowohl die Geschäftsfl ächen wie der neu ge-schaffene Wohnraum konnten innerhalb kürzester Zeit dem regulärenImmobilienmarkt zugeführt werden.

Die städtebauliche Qualität des Standortes wies in vielen Bereichen der Nordstadt, insbesondere aber in den Übergängen und Eingängen,deutliche Schwächen auf. Gezielte städtebauliche Maßnahmen wiedie Inszenierung der Stadteingänge, die Integration in den Master-plan Licht, die Verbesserung der Verkehrsführung und der Parkhaus-situation trugen dazu bei, notwendige Entwicklungsimpulse zu setzen.

Neben der Schaffung einer eigenen Internetpräsenz wurde im Som-mer 2009 die Entwicklung einer Wort-Bildmarke für das „Bündnis Nordstadt Stadthagen“ in Auftrag gegeben. Mit seiner Farb- und Formgebung dient es der Identität des Vereins bzw. des Quartiers und hat imagebildende Wirkung. Die Wort-Bildmarke ist seitdem fester Bestandteil des Außenauftritts des „Bündnis Nordstadt Stadt-hagen“. Auch über eine mehrteilige Imagekampagne im Schaum-burger Wochenblatt sowie die Durchführung von Veranstaltungen (Beteiligung an der Stadthäger Autoschau) gelang es dem „BündnisNordstadt Stadthagen“, das allgemeine Interesse an den Entwicklun-gen im Quartier deutlich zu steigern. Zudem wurde kurz nach der Gründung des „Bündnis Nordstadt Stadthagen“ im Februar 2009 ein professionell gestalteter Internetauftritt eingerichtet.

Wie weiter?Die Wirtschaftsförderung, in deren Hauptzuständigkeit die Abwick-lung des QiN-Projektes lag, hätte mit den ihr zu Verfügung stehen-den Ressourcen eine Abwicklung allein nicht leisten können. Insofernwar die Unterstützung durch das externe Planungsbüro bei der eigent-lichen Aufgabenübernahme sowie die kompetente Prozessbegleitungmit dem persönlichen Austausch sehr hilfreich für den Projektverlaufund den Umgang mit den Privatakteuren. Auch in Zukunft wird man im Rahmen des eingeleiteten Quartiers-entwicklungsprozesses gezielt auf notwendigen externen Sachverstand zurückgreifen.

Darüber hinaus lässt sich festhalten, dass inzwischen eine nachhaltig tragfähige Organisationsstruktur implementiert worden ist. Die Um-setzung „sichtbarer“ Erfolge half, die nächste Stufe des Entwicklungs-prozesses zu erreichen. Besonders hinsichtlich der Leerstandsproble-matik werden die Herausforderungen aber noch für längere Zeit groß bleiben. Gerade deshalb ist es begrüßenswert, dass von der modellhaften und projektbezogenen QiN-Förderung im Schwerpunkt-bereich des Flächen- und Immobilienmanagements mittlerweile sys-tematisch Impulse auf den gesamten Stadthäger Innenstadtbereich ausgehen. Die erfolgreiche Teilnahme am QiN-Wettbewerb 2009 mit dem Projekt „Vom Hundemarkt zum Zukunftsraum“ belegt die Leistungsfähigkeit der Akteure.

1 Die Nordstadt ist ein Teil der mittelalterlichen Altstadt Stadthagens und verfügt über zahlreiche historische Gebäude aus unterschiedlichen Epochen2 Der Hundemarkt dient ober- und unterirdisch als das größte zusammenhängende Parkplatzareal im Innenstadtbereich3 Den Prozess zur Bildung der „Quartiersinitiative Nordstadt“ hat die Stadt Stadthagen über die städtische Wirtschaftsförderung initiiert

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WolfsburgBelebung durch Wandel der Kampstraße(2010)

ProjektHauptziel des Projektes ist, die Kampstraße mit einer gleichwertigenEinkaufsqualität wie die Kernstraßen der Innenstadt von Fallerslebenauszustatten. Eine Verbesserung der Wohn- und Aufenthaltsqualitätsoll durch optische Umgestaltungen mit Individualisierungen erzieltund zugleich die Attraktivität und Sicherheit für Fußgänger und Rad-fahrer erhöht werden. Angestrebt wird auch, die Kampstraße in die historischen Stadtführungen von Fallersleben aufzunehmen undein Klima zur Förderung von baulichen Maßnahmen zur Sicherung der überwiegend historischen Gebäude durch Eigentümer und Inte-ressenten zu schaffen. Nicht zuletzt geht es darum, die Anbindung an das Kerngebiet der Innenstadt von Fallersleben wieder herzu-stellen und die historische Ost- / West- / Achse als Handels- und Geschäftsstraße wiederzubeleben.

QuartierDer Stadtkern von Fallersleben hat über Jahrhunderte seine charak-terisierende mittelalterliche Struktur beibehalten können. Er verfügt über eine intakte Nutzungsstruktur hinsichtlich Gewerbe, Dienst-leistung und wohnliche Nutzung. Zu diesem Stadtkern gehört auch die Kampstraße, die von der Bahnhofstraße in Richtung Osten ab-zweigt. Die Kampstraße wurde jedoch als Teil der attraktiven und erlebnisreichen Innenstadt von Fallersleben nicht angenommen. Es bestanden erhebliche Vermietungsschwierigkeiten bei den gewerb-lichen Räumen in der Folge einer mangelnden Frequentierung. Die

Straße benötigte eine eigene unverwechselbare Identität, mit der sie in den Erlebnisbereich der Innenstadt Fallersleben einbezogen wird.

AkteureFür das QiN-Projekt bildete sich eine Arbeitsgemeinschaft Kampstraßebestehend aus fünf Akteuren, die alle Mitglieder der Fördergemein-schaft Blickpunkt Fallersleben e. V. und ortsansässig sind. Antrag-steller war die Fördergemeinschaft Blickpunkt. Als beratender und begleitender Partner wurde das Projekt von Anfang an von der Wolfs-burg Marketing Gesellschaft betreut. Für die Vorplanungen hat der Arbeitskreis Fachplaner aus den Bereichen Grün, Beleuchtung und Gestaltung gewinnen können.

HandlungsfelderNach der Entscheidung für das Projekt wurden umgehend Gesprächemit den Fachplanern über die Umsetzung der Maßnahmen aufge-nommen. Weiter fand unter Federführung der Wolfsburg MarketingGesellschaft ein Abstimmungsgespräch mit allen betroffenen Fach-ämtern der Stadt Wolfsburg statt.

Die vorgesehenen Maßnahmen konzentrieren sich in erster Linie auf drei Hauptrichtungen: Im Themenfeld „Wandel durch Licht“ gehtes um die Illumination ausgewählter Gebäude, „Wandel durch Grün“subsumiert Begrünungen des Stadtraums, „Wandel durch Inszenie-rung“ schließlich umfasst Licht und Werbebanner sowie historische Hausinschrifttafeln.

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Für die Illumination wurden acht Häuser für eine Fassadenbeleuch-tung ausgesucht. Nach der Detailplanung durch einen Fachplaner wurden diese den Eigentümern und der Denkmalpfl ege erneut vor-gelegt. Parallel wurden mögliche Veränderungen in der Bepfl anzungdes Straßenbereichs wie Schräg- und Längsaufstellungen sowie der Einbau von Pfl anzinseln abgestimmt. Bedingt durch vorhandene Leitungsführungen wurde intensiv nach einer verträglichen Lösung für die Begrünung gesucht wie z. B. durch Einbau von Foliensäcken,Aufstellung von Pfl anzkübeln oder Anlage von Hochbeeten. Die unter „Wandel durch Inszenierung“ angestrebten Maßnahmen werden seitens QiN nicht gefördert, sollen aber unabhängig davon umgesetzt werden.

Wie weiter?Da das QiN-Projekt „Belebung durch Wandel der Kampstraße“ zumZeitpunkt der Drucklegung dieser Dokumentation noch nicht abge-schlossen ist, lassen sich fundierte und seriöse Angaben zur nach-haltigen Wirkung der durchgeführten bzw. in der Umsetzung begrif-fenen Maßnahmen noch nicht treffen. Vor allem die Frage, ob es gelingen kann, die Kampstraße mit einer gleichwertigen Einkaufs-qualität auszustatten, wie die Kernstraßen der Ortsmitte von Fallers-leben, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht beantwortet wer-den. Maßnahmen wie die Illumination ausgewählter Gebäude, dieBegrünung des Straßenraums oder Licht- und Werbebanner unter-streichen hingegen bereits jetzt den Fortschritt der Quartiersinitiative.

1 Im Themenfeld „Wandel durch Licht“ ging es um die Illumination ausgewählter Gebäude2 Mögliche Veränderungen in der Bepfl anzung des Straßenbereichs und der Einbau von

Pfl anzinseln mussten abgestimmt werden3 Der Stadtkern von Fallersleben hat über Jahrhunderte seine charakterisierende mittelal-

terliche Struktur beibehalten können

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Dr. Robert Kaltenbrunner, Architekt und Stadtplaner, Leiter derAbteilung „Bauen, Wohnen, Architektur“ des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Bonn / Berlin

Einstimmen möchte ich mit dem Hinweis auf den Verleger und Pub-lizisten Wolf Jobst Siedler. Denn der hat sich in seinen Veröffentlich-ungen – und ich will da nur zwei erwähnen, nämlich aus dem Jahr1978 „Die gemordete Stadt: Abgesang auf Putte und Straße, auf Platz und Baum“ und aus dem Jahr 1985 „Die verordnete Gemütlich-keit: Abgesang auf Spielstraße, Verkehrsberuhigung und Stadtbild-pfl ege“ – mehrfach kritisch mit dem öffentlichen Raum auseinander-gesetzt; übrigens auch mit seinen oft divergierenden Nutzungsan-sprüchen. Bemerkenswert ist das deswegen, weil etwa in der Chartavon Athen der öffentliche Raum begriffl ich nicht vorkommt. Er wird vielmehr den Funktionen Wohnen, Freizeit, Arbeit und Verkehr als einAusstattungs- oder Wegemerkmal subsumiert. Siedler war also einerderjenigen, die den öffentlichen Raum als einzentrales Element der über Jahrhunderte ge-wachsenen europäischen Idee eines identität-stiftenden Gemeinwesens wieder entdeckt haben.

Freilich zeigt sich an dem Begriff ein gewisses Dilemma, denn einerseits wird der öffentlicheRaum, wie auch seine konstituierenden Ele-mente, als ein zentrales Steuerungselement in der Stadtentwicklung genutzt. Beispielsweise sollen Stadtviertel durch nutzungsgerechte Aufteilung, Gestaltung öffentlicher Räume in ihrer Lebens- und Aufenthaltsqualität aufgewertet, sollen Brach- und Baufl ächen für private Investoren attraktiv gemacht werden.

Andererseits ist es in kritischen Kreisen zumindest heute opportun,bei jeder Gelegenheit den Verlust an öffentlichem Raum zu beklagen.Ich bin mir nicht sicher, ob man bei einer solchen Kritik nicht still-schweigend einige zentrale Aspekte beiseite lässt, beispielsweise un-sere eigene Anspruchshaltung betreffend. Welchen öffentlichen Raumnutzen wir selbst? Wie nutzen wir ihn? Oder im Konjunktiv: Wie hätten wir ihn gerne, und wo? Ein einhelliges Meinungsbild wird mandazu kaum erreichen können. Von Hans Adrian, dem ehemaligen Stadtbaurat von Hannover, habe ich einmal den schönen Satz gehört:„Öffentliche Plätze sehen oft so aus wie Heino singt.“ Da ich mich mit Heino aus nahe liegenden Gründen nie weiter beschäftigt habe,muss ich mir einen eigenen Zugang zu der aktuellen Renaissance desöffentlichen Raumes bahnen. Ich will dies tun in Form von zunächst fünf Thesen oder Merksätzen.

Die erste These lautet: „Unsere Vorstellung von öffentlichem Raumist in der Regel zu einseitig.“ Zu Recht hat der Kultursoziologe Lucius

Burckhardt einmal behauptet, dass das Stadtbild eines Bewohners eine Vorstellung sei, ein durch Lernprozess in einer gesellschaftlichenUmwelt erzeugtes Wahrnehmungsbild. Das gilt gerade für den öffent-lichen Raum. Das diesbezügliche Bild in unseren Köpfen wird be-herrscht von jenen Piazzas oder Plätzen, die wir vornehmlich aus Italien oder Spanien kennen. Klare räumliche Fassung, erkennbar historisch und gewachsen, das Wetter meist schön und immer etwaslos. Die Wirklichkeit allerdings sieht anders aus. Müssen wir, wenn wir vom öffentlichen Raum reden, doch zumindest unterscheiden zwischen Grünen und Grauen, also Parks und Grünanlagen auf der einen Seite, Straßen und Plätzen auf der anderen Seite. Allgemeingesagt, ist all das öffentlicher Raum, über den kein Privater entschei-det, ob wir anwesend sein dürfen. Das allerdings ist fast alles, was wir auf unseren Wegen durch die Stadt wahrnehmen.

Doch augenscheinlich hat sich unsere Aufmerksamkeit schon unnötigbeschränkt: Zum einen bleiben die diffusen Stadträume außer Betracht, das heißt der öf-fentliche Raum, beispielsweise in Gewerbe-gebieten oder in Einfamilienhaussiedlungen, der wohl eher eine Art Restraum ist. Zum an-deren blenden wir den Verkehr aus, der diemeisten Räume dominiert. Womit wir wiede-rum zu akzeptieren scheinen, dass der öffent-liche Raum – Beispiel Ausfallstraßen – in wei-ten Teilen bloß eine Art Transitzone ist.

Die zweite These lautet: „Der öffentliche Raum wird zunehmend uneinheitlich und hybrid.“ Man sieht dem Raum heute oftmals nichtmehr an, ob er öffentlich ist oder nicht. Da haben, wenn man so will, die baulich-räumliche Innovation, die beispielsweise Shopping-center oder Malls oder Erlebnisparks in den letzten Jahrzehnten her-vorgebracht haben, ganze Arbeit geleistet. Damit allerdings werden für die Stadtgesellschaft implizit eine ganze Reihe von Fragen auf-geworfen: Wer darf die öffentlichen Flächen wie nutzen? Wie wollenwir diese Flächen gestaltet haben? Wie viel dieses Raumes wird wemvorbehalten? Wie können wir uns auf diesen Flächen bewegen? Wie nehmen wir sie wahr? Welche Ansprüche haben wir an diesen Raum? Wie gehen wir mit den entstehenden Konfl ikten um?

Weil der öffentliche Raum auch ein Spiegel der Gesellschaft ist, sagt er etwas über unseren gegenseitigen Umgang. Hier sind wir nicht allein, können nicht selbst entscheiden, was wir sehen wollen, tun dürfen, was passieren kann, sondern wir teilen uns diesen Raum und diese Entscheidung mit den anderen – und dürfen oder müssenauch aushalten, dass wir an diesen Orten auch selber öffentlich sind.Insofern ist der öffentliche Raum auch ein Ort des Widerspruchs zwischen verschiedenen Ansprüchen. Er liegt inmitten eines Span-

Das Zusammenspiel von Aneignung, Wahrnehmung und Gestaltung öffentlicher Räume

Es ist in kritischen Kreisen zumin-dest heute opportun, bei jeder Gelegenheit den Verlust an öffentlichem Raum zu beklagen. Ich bin mir nicht sicher, ob man bei einer solchen Kritik nicht stillschweigend einige zentrale Aspekte beiseite lässt.

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nungsfeldes zwischen Liberalität und Toleranz auf der einen Seite undgesellschaftlichen Konventionen und öffentlicher Ordnung auf der anderen Seite, wobei die Grenzen fl ießende sind und eben das machtes so schwierig, damit umzugehen.

Meine dritte These: „Ein öffentlicher Raum bestimmt sich weniger durch seine Zugänglichkeit als durch das Selbstverständnis, dass er einer ist.“ Der innerstädtische Einzelhandel verlagert sich zunehmendin Passagen. Erlebnisräume werden künstlich geschaffen, Freizeitge-staltungen in abgekapselte Binnenwelten transportiert, Bahnhöfe mutieren zu Shoppingcentern. Privatgebäude verleiben sich öffent-lichen Raum ein und werden zu Miniaturstädten eigenen Rechts. Der Charakter öffentlicher Räume und die urbane Vielfalt werden –so hat man es häufi g postuliert – durch die Wahrnehmung privaten Hausrechts letztlich infrage gestellt. Aber: Ist das wirklich ausschlag-gebend?

Andersherum formuliert: Öffentliche Räume entstehen durch Nutzungen. Deshalb stellt sichdie Frage: Welche Nutzungen werden durch bestimmte Planung, durch bestimmte Infra-strukturen und bestimmte Bauten erzeugt?Und welche Nutzung lassen andere und andersgeartete Räume zu? Es muss darum gehen, vielerlei Räume der Stadt gleichsam zur Ver-fügung zu stellen. Denn entscheidend ist, wieein Raum genutzt und empfunden wird. Esbraucht also planerisch entschiedene Anstren-gung, an bestimmten Orten gewissermaßen eine gefühlte Öffent-lichkeit zu entwickeln – und das ist etwas anderes als das, was sich auf zugigen Parkplätzen oder auf großem Abstandsgrün einstellt. Eine Öffentlichkeit wird sich dort garantiert nicht einstellen. Auch einde jure privater Raum kann höchst urbane Gefühle erzeugen, aber er müsste der Öffentlichkeit auch entsprechend angeboten werden.

Allerdings, ein großes Problem darf ich in dem Kontext nicht unter-schlagen: Der Aspekt Sicherheit spielt im Kontext des öffentlichen Raumes heute eine ganz zentrale Rolle. Abgesehen davon, dass Un-sicherheit meist eine subjektiv empfundene, nicht eine objektiv vor-handene ist: Es gibt auch eine gewisse Entpersonalisierung des öf-fentlichen Raumes im Sinne einer Technisierung. Dass in der U-Bahnheute oft keine öffentliche Person mehr anwesend ist, die man auchnur nach einer Auskunft fragen könnte, halte ich für ein Problem. Dem (Un-)Sicherheitsempfi nden in öffentlichen Räumen, das unter anderem bedingt ist durch den Aufenthalt von Randgruppen, muss konzeptionell begegnet werden, wenngleich vielleicht mit anderen Mitteln als der starken Präsenz von privaten Ordnungsdiensten, Videoüberwachung und so weiter.

Meine vierte These lautet: „Den kausalen Konnex zwischen Öffent-lichkeit und Gestaltung – es gibt ihn nicht.“ Im Begriff der Offenheitund Transparenz, wie ihn moderne Architekten verstanden, steckt ein Widerstreit zwischen Architektur als Realität und Architektur als

Symbol. Offene Grundrisse und Raumgrenzensind eine Sache – doch die Offenheit sozialerStrukturen ist etwas völlig anderes. Die aktu-ellen Beschwörungen des öffentlichen Raumssind zunächst einmal idealistisch-normative Setzung, die in der Regel aus theoretischen Überlegungen der Profession resultieren undnicht unbedingt mit dem praktischen Alltags-verhalten der Menschen übereinstimmen. Gleichwohl ist Gestaltung von zentraler Be-deutung. Auch wenn sie mitunter mit dem Vorwurf belegt wird, man rede damit nur

der Ästhetisierung der Alltagswelt das Wort. Sie lenke ab von sozia-len, von ökonomischen, politischen oder ökologischen Problemen und verschleiere oder verstärke kritikwürdige Strukturen.

Ein solcher Vorwurf ist barer Unsinn, denn man kann nicht nicht ge-stalten. Wohl aber kann man ignorieren, welche Auswirkung Gestal-tung auf die Lebensweisen von Menschen haben kann. Stadtgestal-tung ist mehr und grundsätzlich etwas anderes als das Spiel mit Räumen, mit Licht und Farbe. Sie ist immer auch ein konkreter Ein-griff in die Alltagswelt. Wenn Architektur aber mehr und mehr Sachevon Investoren, von ihren Spekulationen und Gewinnabsichten ist, stellt sich die Frage, wie sie die Lebensbedingungen derer prägt, dienicht unmittelbar von ihr profi tieren. Und man muss heute sicherlichsehen: Indem die öffentliche Hand immer stärker in die Rolle gleitet,die sie einem privaten Investor oder Developer ähneln lässt, verschie-ben sich die Gewichte.Und es ergibt sich ein neues Problem. Wenn der öffentliche Raum, wenn insbesondere Plätze in der Innenstadt nur noch als gute Stubeder Stadt betrachtet und entsprechend möbliert und herausgeputzt werden, dann läuft das den eigentlichen Zwecken zuwider. Und

Wer darf die öffentlichen Flächenwie nutzen? Wie wollen wir die-se Flächen gestaltet haben? Wieviel dieses Raumes wird wemvorbehalten? Wie können wir unsauf diesen Flächen bewegen? Wie nehmen wir sie wahr? Welche Ansprüche haben wir andiesen Raum? Wie gehen wir mitden entstehenden Konflikten um?

Dr. Robert Kaltenbrunner

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wenn postuliert wird, Öffentlichkeit baulich-räumlich zu gestalten, ist Vorsicht geboten: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass plakative Versprechen von Öffentlichkeit einen Ort zur touristischen Sonntags-öffentlichkeit verurteilen.

Mit der fünften These will ich gestaltungskritisch fortfahren. Sie lautet: „Wenn der öffentliche Raum bedroht ist, dann liegt diese Be-drohung nicht allein in der Privatisierung und / oder in der Vandali-sierung, sondern auch in seiner ästhetischen Funktionalisierung undÜberinstrumentierung.“ Rufen wir uns einmal das Sony-Center in Berlin am Potsdamer Platz ins Gedächtnis. Malls und Einkaufsgale-rien in privater Hand geben hinsichtlich Ausstattung, Materialien undPfl ege einen Standard vor, dem man für den öffentlichen Raum zu folgen sucht. Was zunächst positiv klingt, birgt jedoch die Gefahr, dass indirekt der Funktionsverlust des verbleibenden öffentlichen Raums verstärkt wird. Denn dieser kann mit den privatisierten Be-reichen – ob seiner schieren Menge – nicht konkurrieren: Es sinkt das Interesse, sich in ihmaufzuhalten; er verliert als Kommunikations-raum an Bedeutung, wird schleichend hässlichund unattraktiv, verkommt zum Rückzugsort für ausgeschlossene Bevölkerungsgruppen. Diese Entwicklungen schaukeln sich gegen-seitig hoch. Je unattraktiver der klassische städtische Raum wird, desto eher wird er ge-mieden, desto größer wird die Nachfrage nachgeschützten geschlossenen oder inszeniert öffentlichen Räumen, was manchmal fast das Gleiche ist.Also noch mal: Die Anmutungsqualitäten kom-merzieller Orte geben heute den Standard urbaner Raumbildung vor. Und dies führt teilweise zu einer Entwertung des klassischen, des tradierten Stadt-raumes. Diesen Verlust scheint man nun mit einer obsessiven Gestal-tung auffangen zu wollen. Um sich in der Konkurrenz mit den pri-vatisierten Räumen zu behaupten, greift eine zunehmende Verkuns-tung so manchen öffentlichen Raums Platz, und zwar fast ausschließ-lich in den Stadtzentren. All die modischen Aufkantungen und Relief-verschiebung, das Spiel mit Pfl astertexturen, auch die traditionellenEssentials wie Brunnen, Bänke und Blumenkübel können zwar nütz-lich und manchmal auch ein erfreulicher Anblick sein, aber nur dannund dort, wo sie nicht in der Überzahl auftreten und die Möglichkeit,sich frei zu bewegen und zu verhalten, wieder zunichte machen. Indessen, kühl und gekonnt, bis ins Detail durchkomponiert, scheintdas Konzept der Animateure aufzugehen. Die Besucher honorieren den Mix aus Unterhaltung, Shopping und Vergnügen – zumindest bis Ladenschluss.

Hier scheint mir der Blick auf einen größeren Kontext angebracht: Einer Stadt, die noch keine Marke ist, die noch kein Branding hat, fällt es schwer, ökonomische, gesellschaftliche und auch kulturelle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Image und Ruf bekommen soeinen bedeutenden Anteil an ihrer strategischen Konkurrenzfähig-keit. Immer häufi ger geht das Stadtmarketing den Weg zur „Ereig-niskultur“. In der breiten Palette dieser temporären Ereignisse hat die Inszenierung des öffentlichen Raums inzwischen einen festen Platz. Fatal allerdings ist eines: Im Bestreben, ihr Markenimage zu verbessern, konzentrieren sich viele Städte auf Werte und Emotionen,die die Kunden und Bürger mit dem „Produkt“ verbinden, als auf deren Qualität selbst. Da alle Orte mit ununterscheidbaren Massen-produkten überschwemmt werden, versuchen Städte und Gemein-den gleichsam sich selbst zu individualisieren – aber eben alle auf die (fast) gleiche Weise, in bewährten Schablonen. Hauptsache, damitwird ein bestimmter Lifestyle befördert oder ein – wahlweise cooles,

vorzugsweise behagliches – Image propagiert.Wohlfeile Sitzgelegenheiten, stählerne Kioske,ausgreifende Wasserspiele oder opulente Plas-tiken reüssieren. Abgezielt wird auf ein Pres-tige, das durch Exklusivität entsteht.

Mit zwei Sätzen will ich ein Zwischenfazit ein-fügen. Erstens und ganz grundsätzlich: Es istein integrierter Raumbegriff erforderlich, der die relationale und auch die relative Ordnungzwischen physikalischen Bedingungen einer-seits und sozialen Objekten andererseits an-erkennt – und zwar als ein komplementäres Wesensmerkmal öffentlicher Räume über-haupt. Zweitens, und das sehr pragmatisch: Um den multifunktionalen und nutzungsof-

fenen Charakter öffentlicher Räume zu gewährleisten, ist ein ver-trägliches Nebeneinander verschiedener Nutzungsordnungen ganz zentral. So prosaisch und bieder das klingen mag, so wenig hat die-ser altehrwürdige Grundsatz an Gültigkeit verloren.

Ich will mich nun noch der Frage zuwenden, wie sich Stadt heute gestalten lässt. Das möchte ich in Form von fünf weiteren Thesen tun, die eher allgemeiner und appellativer Natur sind.

Meine sechste These lautet: „Stadtentwicklung braucht Leitbilder, aber keine Patentrezepte.“ Die Tradition der europäischen Stadt magdurchaus als Leitbild für die Weiterentwicklung dienen, doch musssie stets standortspezifi sch hinterfragt werden. Wir dürfen Stadt nicht nur als ein gewachsenes Kulturgebilde in historischer Bestimmt-heit sehen – und alle Lösungen daraus ableiten –, sondern wir müssenauch das Neue oder genuin Andere darin (an)erkennen. Erforderlich

Die aktuellen Beschwörungen desöffentlichen Raums sind zunächsteinmal idealistisch-normative Setzung, die in der Regel aus theoretischen Überlegungen der Profession resultieren und nicht unbedingt mit dem praktischen Alltagsverhalten der Menschen übereinstimmen. Gleichwohl ist Gestaltung von zentraler Bedeu-tung. Auch wenn sie mitunter mitdem Vorwurf belegt wird, man rede damit nur der Ästhetisie-rung der Alltagswelt das Wort.

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ist ein neuer Pragmatismus, ein unverstellter Blick auf reale Gegeben-heiten. Weiche Instrumente mögen dabei unter Umständen wichtigersein als Bauleitplanung.

Zudem handelt es sich bei jeder Planung, bei jeder Bauentscheidung,stets um eine subjektive Wertung, die durch keine Kosten-Nutzen-Analyse ersetzt werden kann. In der öffentlichen Planung geht es also um kollektive Werturteile, die sich letzten Endes in politischen Entscheidungen niederschlagen. Hier ist Transparenz erforderlich, diewiederum gewährleistet werden kann durch die Verfahren, durch Wettbewerbe oder auch öffentliche Diskussionen. Es ist alles andereals realistisch zu erwarten, dass Stadtentwicklung und Städtebau sich immer im Konsens zwischen allen Beteiligten vollziehen. Streit ist gleichsam vorprogrammiert; und das wäre dann nicht schlimm, wenn er öffentlich und mit fairen Mitteln ausgetragen wird.

Meine siebte These: „Bürgerbeteiligung mussneu buchstabiert – und gelebt werden.“ Die Begriffe Beteiligung, Teilhabe, Partizipation sindseit jeher programmatische Schlagworte imUrbanitäts- und Planungsdiskurs. Und sie of-fenbaren jedoch ein Janusgesicht. Seit Endeder 70er Jahre ist das zweistufi ge Beteiligungs-recht, also die vorgezogene und die verbind-liche Bürgerbeteiligung, fester Bestandteil unseres Planungsrechts. Das Modell zeigt aller-dings Grenzen, weil es in der Regel fallbezogenund reaktiv ist und weil der Regelkreis fürplanerische Handlungsalternativen so defi niertist, dass übergeordnete Zusammenhänge ver-nachlässigt werden. Bürger unterstellen nichtselten eine fehlende Ernsthaftigkeit des Betei-ligungsangebots. Investoren beklagen den zeit-lichen – und damit auch den fi nanziellen –Aufwand der Verfahren und implizit die Un-sicherheit von dessen Ausgang. Und von fach-licher Seite bestehen oft Vorbehalte wegen der Qualität der Ergebnisse – da gibt es das Stichwort „Konsens bis zum Nonsens“ – bzw.wegen der Selektivität des Beteiligungsverfah-rens – da gilt das Stichwort: „Das sind doch ohnehin die üblichen Verdächtigen.“

Allerdings, auch die Bewohner und die Bürger selbst tragen zur un-befriedigenden Situation ihr Scherfl ein bei: Ein heute weit verbrei-tetes Verhaltensmuster ist das „Not in my back yard“-Syndrom, das sich auf die simple Abwehr eines als nachteilig erkannten Planungs-vorhabens beschränkt. Gerade sozial besser gestellte Schichten, die

zur Verteidigung ihrer Besitzstände auch rhetorisch eher in der Lage sind, vertreten oft eine solche Haltung. Die Idee der Partizipation und der selbstbestimmten Vertretung von Interessen wird durch ein derartiges Verhalten diskreditiert, der Prozess der Entsolidarisie-rung städtischer Gesellschaften erhält weitere Nahrung. Es braucht also neue Antworten auf alte Fragen. Und dabei darf Partizipation nicht nur Befriedigung von Einzelinteressen bedeuten, sondern aktivierende Auseinandersetzung mit Vorstellungen und Wünschen möglichst vieler Bürger.

Die achte These lautet: „Baukultur wird zum Aushandlungsprozess.“Folgt man diesem Gedanken, dann führt dies auch zu neuen Anfor-derungen an Planer und Verwaltung. Zwischen ihnen und den en-gagierten Bürgern muss eine neue Balance entwickelt werden. Alte Zuständigkeiten verlieren ihre tradierte Gültigkeit, wenn die Rollen neu verteilt werden. Wenn nicht nur der Architekt über Schönheit

und Ästhetik, der Planer über das Verfahren oder die Verwaltung über rechtskonforme Satzungen redet – und die Bürger sich das aus der Ferne ansehen, sondern plötzlich alle miteinander verantwortlich sind für das Ergebnis.

Dann muss erst – und jeweils aufs Neue –ausgehandelt werden, wer die besseren Argu-mente auf seiner Seite hat. Und wer an wel-cher Stelle dann die letzte Entscheidung trifft. Da bedarf es neuer Offenheiten und dann auch neuer Abläufe und Schnittstellen, weil dann nichts mehr ganz sicher ist und vieles neu besprochen werden muss. Überhaupt binich der Auffassung, dass die zentralen Heraus-forderungen nicht nur in den Städten heute meist zwischen den angestammten Disziplinen,zwischen den tradierten Zuständigkeiten liegen,und dass wir uns darauf einstellen müssen – und zwar mehr als bisher.

Meine neunte und vorletzte These lautet: „Städtebau ist mehr als Embellissiment.“ Mit dieser These will ich ein gewisses Dilemma an-

sprechen: Denn zum einen gibt es heute in manchen Städten fraglosdie Tendenz, vorrangig jene Bereiche zu entwickeln, die sich image-kompatibel vermarkten lassen, während an Interventionen in Prob-lemstadtteilen nur wenig Interesse besteht. Städtebau allerdings darf sich nicht in spektakulären Ausnahmeprojekten oder in bloßemAnhübschen der Innenstadt erschöpfen. Und ebenso problematisch ist es, auf ein bestimmtes Stadterlebnis abzustellen, wenn dessen

Erstens und ganz grundsätzlich:Es ist ein integrierter Raumbe-griff erforderlich, der die relatio-nale und auch die relative Ord-nung zwischen physikalischen Bedingungen einerseits und sozialen Objekten andererseits anerkennt – und zwar als ein komplementäres Wesensmerk-mal öffentlicher Räume über-haupt.

Zweitens, und das sehr pragma-tisch: Um den multifunktionalen und nutzungsoffenen Charakter öffentlicher Räume zu gewährleisten, ist ein verträgliches Ne-beneinander verschiedener Nut-zungsordnungen ganz zentral. So prosaisch und bieder das klin-genmag, so wenig hat dieser alt-ehrwürdige Grundsatz an Gültig-keit verloren.

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Maßstab nur noch im Shopping oder im Hochglanzprojekt gesucht wird.

Zum anderen heißt das nun aber nicht, dass Städtebau keine Identi-fi kation und keine Symbole braucht. Gerade weil Stadt immer davonlebt, Neues und Anderes aufzunehmen – und dafür auch Platz zurEntfaltung zu lassen –, müssen die Räume des Alltags, müssen dienormalen Stadtquartiere gestützt, entwickelt und befördert werden.Insofern ist man vermutlich gut beraten, auf Stadtteilebene so etwaswie Symbolpolitik zu betreiben. Entsprechende Ansätze für die Stär-kung von stadtteilbezogenen Initiativen gibt es konsequenterweiseja in vielen Modellvorhaben. Aus meinem berufl ichen Kontext kom-men mir da zwei sofort in den Sinn: Das wäre zum einen das Lese-zeichen in Magdeburg-Salbke oder auch die Kumpelplätze in Sanger-hausen, wo in sehr sorgfältigen Prozessen gemeinsam mit den Bürgern neue Symbole im öffentlichen Raum entstanden sind bzw. entstehen.

Der zehnte und letzte Merksatz lautet: „Ex-perimente sind notwendig.“ Die Bauordnungender Länder verfügen über sogenannte Aus-nahmeparagrafen und Experimentierklauseln –sie werden aber nicht oder kaum in Anspruch genommen. Informelle Planungen existieren allerorten und nehmen stetig zu, z. B. in Formvon Stadtteilentwicklungsplänen, von Szena-rien, von Machbarkeitsstudien etc. Sie lassen sich, wenn man so will, auch als eine Art be-hördliche Gegenreaktion auf überformalisierteund langwierige Bauleitplanung lesen. Was allerdings meines Erachtens fraglos zu wenig da ist, und zwar nicht nur im staatlichen Planen und Genehmigen, ist der Mut zu unkonventionellen Lösungen. Hier brauchen wir eine andere Mentalität. Neue experimentelle Ansätze wären zu honorie-ren; nicht nur fi nanziell, sondern insbesondere in der Bereitschaft, das Eingehen von Risiken eher zu befördern als das sture „Weiter sowie gehabt“.

Es geht um eine grundsätzliche Gestimmtheit, in und mit der bürger-schaftliche Initiative aufgenommen und qualifi ziert wird. Schließlich geht es bei der Stadtentwicklung immer auch darum, Mög-lichkeitsräume zu öffnen. Und informelle Ansätze können durchaus probate Zukunftsprospekte darstellen, sofern sie eben auch dazu dienen, die bestehenden Regelwerke zu hinterfragen und in geeig-neter Weise fortzuschreiben.

Und an diese Thesen oder Merksätze will ich noch eine Warnung auseiner persönlichen Betroffenheit anschließen. Diese Tagung trägt den Titel: „Gestaltqualität als Zusammenspiel von öffentlichen undprivaten Räumen“. Nun wird der Qualitätsbegriff ja gerne für alles Mögliche in Anspruch genommen. Bei der Gestaltung wird es dannhäufi g problematisch. Denn das ästhetische Urteil scheint mir heuteein Tabu nicht zuletzt in der staatlich repräsentierten Stadtplanung zu sein, die durch objektivierbare „Erfordernisse“ bzw. wissenschaft-liche Methoden und nicht durch subjektive Meinung hoheitlicheAufgaben wahrnehmen soll. In der Praxis hat das eine weit verbrei-tete Verweigerungshaltung bei jeder Art von gestalterischen Pro-blemen zur Folge, die ihrem Gegenstand als per se ästhetischem – nämlich dem wahrnehmbaren materiellen Objekt – nicht angemes-sen sein kann.

Ich will mit einem kleinen Fazit auf zwei verschiedenen Maßstabs-ebenen schließen: Zunächst bitte nicht nur an die zentralen Plätze in der Innenstadt denken! Allzu oft werden die wichtigen Stadt-räume in den Quartieren ausgeblendet, die kleinen Straßenecken, die kleinen Parks und Plätze, die die eigentlichen Aufenthaltsorte im Alltag der Stadtbewohner sind. Für sie ist oft kein Geld mehr da oder keine Kapazität, keine Pfl egekapazität der Grünverwaltung.

Und zum Zweiten: Stadtentwicklung ist einkomplexer Gegenstand. Sich damit zu be-schäftigen ist mühevolle Detailarbeit, und die individuellen Einwirkungsmöglichkeiten in diesem Prozess sind oftmals sehr begrenzt.

Zur Illustration möchte ich Martin Walser zitieren. Der hat in seinem Roman: „Ehen in Philippsburg“, der vor mehr als einem halben Jahr-hundert erschienen ist, einen Protagonisten empfi nden lassen, dass ihm „die ganze Stadt als eine riesige Schmiede erschienen (sei), in der alles der Bearbeitung unterlag, in der es keinen Unterschied mehrgab zwischen Werkstück und Schmied, alles war zugleich Werkstückund Schmied, jeder und jedes wurde bearbeitet und bearbeitete selbst, ein Ende dieses Prozesses war nicht vorgesehen“.

Der vorliegende Text ist die redaktionell leicht bearbeitete Fassung eines Vortrages, den Dr. Robert Kaltenbrunner am 4. Mai 2010 auf einem QiN-Symposium zum Thema Gestaltqualität in Lingen gehalten hat.

Das ästhetische Urteil scheint mirheute ein Tabu nicht zuletzt in derstaatlich repräsentierten Stadt-planung zu sein, die durch objek-tivierbare „Erfordernisse“ bzw. wissenschaftliche Methoden undnicht durch subjektive Meinung hoheitliche Aufgaben wahrneh-men soll. In der Praxis hat das eine weit verbreitete Verweige-rungshaltung bei jeder Art von gestalterischen Problemen zur Folge.

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Schlussfolgerung und Ausblick

Welche Strategien zur Stärkung innerstädtischer Quartierehaben sich bewährt? Welche Bausteine sind geeignet, Innen-stadt-Quartiere aufzuwerten? Wie kann privates Engagementzur Verbesserung von Innenstadt-Quartieren gewonnen werden?

Drei Fragestellungen, die im Zentrum der Modellförderung „Belebungder Innenstädte – Quartiersinitiative Niedersachsen“ (QiN) standen. Drei Fragestellungen, auf die in den Jahren zwischen 2007 und 2010insgesamt 68 Modellvorhaben Antworten gefunden haben. Drei Fra-gestellungen, mit denen die handelnden kommunalen und privatenAkteure vor dem Hintergrund unterschiedlicher Rahmenbedingungenund Problemstellungen sehr differenziert umgegangen sind.

Zwar konnten langfristige Effekte aufgrund des bislang erst kurzen Wirkungszeitraums nur bedingt ermittelt werden. Doch lassen die Ergebnisse der bereits abgeschlossenen Evaluationen der Wettbewerbe2007 und 2008 sowie die bereits vorliegenden Ergebnisse des Wett-bewerbs 2009 die Einschätzung zu, dass die Quartiersinitiative Nie-dersachsen mit großem Erfolg private Aktivitäten auslösen konnte.

Zu allererst gilt festzuhalten: Mit QiN hat das Land Niedersachsen einen beispielhaften Weg beschritten, die Bildung von privat-öffent-lichen Quartiersinitiativen in den Innenstädten und Stadtteilzentrennicht nur zu fördern, sondern auch maßgeblich zu initiieren. Alle Be-fragten empfanden sowohl die Teilnahme am Wettbewerb als auch die Auszeichnung als „sinnvoll“ oder „sehr sinnvoll“ und unterstrichenweiterhin, einen wichtigen Anstoß erhalten zu haben, eine Quartiers-initiative zu gründen. Zudem betonte die überwiegende Mehrheit der Befragten, dass die ausgezeichneten Projekte ohne die fi nanzi-elle Unterstützung des Landes nicht durchgeführt worden wären. Und über 90 % gaben an, dass eine Fortführung des Prozesses bzw.der Aktivitäten der Quartiersinitiative auch nach Beendigung der fi nanziellen Unterstützung vorgesehen sei.

Mit anderen Worten: Die Mehrheit der Befragten sieht QiN als den Anstoß für ein langfristiges Engagement.Darüber hinaus schafft der Wettbewerbscharakter des niedersächsi-schen Modells – anders als bei den klassischen Modellen mit Beitrags-pfl ichten aufgrund eines BID-Gesetzes und damit in Zusammenhang stehenden möglichen juristischen Problemen – weit darüber hinaus-

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Abb. 1: Ihr Projekt ist ausgezeichnet und vom Land fi nanziell unterstützt worden. Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätten sie die Maßnahmen trotzdem durchgeführt?

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Abb. 2: Ist eine Fortführung des Prozesses bzw. der Aktivitä-ten der Quartiersinitiative nach Beendigung der fi nanziellen Unterstützung des Landes vorgesehen?

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gehende Anreize. Auch dadurch ist es gelungen, vielfältige private Aktivitäten – sei es als fi nanzielle Investitionen, sei es als Bürgeren-gagement – anzustoßen.

Nicht zu vergessen: Durch die Förderstruktur, die den Landesanteil auf40 % der Gesamtkosten des jeweiligen Projektes begrenzt, stehen jedem Euro, der den ausgewählten Projekten zufl ießt, ein korrespon-dierendes fi nanzielles Engagement von weiteren 1,50 Euro gegen-über. Darüber hinaus wurden in fast allen Pro-jekten zusätzliche private Investitionen initi-iert. So erbrachte das Projekt in der hannover-schen Luisenstraße bei 100.000 Euro Förder-mitteln eine private Zusatzinvestition von rund800 000 Euro. Im Landkreis Osnabrück erhiel-ten die Projekte in Ankum, Bad Iburg, Bohmte,Hunteburg, Neuenkichen, Ostercappeln und Venne in den Jahren 2007 bis 2010 insgesamtLandesmittel in Höhe von rund 310 000 Euro. Das gesamte ausge-löste Investitionsvolumen aus allein diesen Projekten beträgt zurzeit 2,9 Mio. €. Der durch den Wettbewerb ausgelöste fi nanzielle Effekt ist also deutlich höher als bei vergleichbaren Maßnahmen.

Es muss deutlich unterstrichen werden, dass es mit QiN gelungen ist,das gesamte Spektrum der niedersächsischen Städte und Gemeindenzu erreichen: Große und kleine; wachsende und schrumpfende; Quar-tiere, in den sich bereits viel tut oder noch vielmehr getan werden muss. Entscheidend für diesen Erfolg war, dass die Modellförderung „Belebung der Innenstädte“ von Beginn an nicht der Versuchung erlegen war, Programme,Projekte oder Vorgehensweisen „überzustül-pen“. Im Gegenteil: Der Grundgedanke, die Projekte dort abzuholen, wo sie gerade ste-hen – und die Förderung deshalb so fl exibel wie möglich zu gestalten, hat sich bewährt. Auch dadurch wird den unterschiedlichen Voraussetzungen in den Kommunen des Flächenlandes Niedersachsen entsprochen.

Als richtig hat sich darüber hinaus die Grundidee erwiesen, dass fürdie Belebung von Innenstädten Menschen gebraucht werden, die sel-ber vor Ort Verantwortung übernehmen – die privaten Akteure also,insbesondere Immobilieninhaber, Geschäftsleute, Werbegemeinschaf-ten und die Bürgerinnen und Bürger. Damit hat QiN auch zu einem Umdenkungsprozess beigetragen, der da heißt:Bürgerinnen und Bürger gestalten die Stadt-entwicklung vor Ort aktiv mit und bringen da-zu ihre eigenen Ideen, eigene Geldmittel und ehrenamtliches Engagement ein.

Bei durchweg allen QiN-Projekten hat sich diehäufi g verbreitete Agonie im Quartier – der Eindruck, hilfl os einer Abwärtspirale ausge-setzt zu sein – gedreht in eine Aufbruchstim-mung, die vom Bewusstsein getragen ist, dass durch gemeinsame Aktivitäten positive Veränderungen erreicht werden. Erfolgreiche QiN-Projekte geben dem Quartier eine starke Stimme, prägen ein Quartiers-Profi l und fördern das Bewusstsein für einen Gesamtauf-

tritt. Zugleich erarbeiten sie Entwicklungs-Konzepte, mobilisieren privates Kapital, realisieren gemeinsam investive Maßnahmen und lösen individuelle Verbesserungen aus. Grenzen hingegen haben sich immer dort gezeigt, wo divergierende Interessen nicht aufl ös-bar waren, der Förderzeitraum deutlich kürzer als der notwendige Erneuerungsprozess war oder Immobilienbesitzer nicht hinreichend aktivierbar waren.

Faktoren, die die tägliche Arbeit im Quartier erfolgreich machen, sind beispielsweise eine klare und effi ziente Aufgabenaufteilung in derProjektgruppe, eine fl exible und bedarfsorien-tierte Planung und nicht zuletzt ein hohesehrenamtliches Engagement. Positive Wirkun-gen haben in diesem Zusammenhang auch die rasche Umsetzung von wahrnehmbarenSofortmaßnahmen sowie eine aktuelle Presse-

arbeit und die Pfl ege guter Kontakte zu den lokalen Zeitungen für die öffentlichkeitswirksame Darstellung der QiN-Aktivitäten.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Planung und Durchführung vonQiN-Projekten ist die möglichst unbürokratische Koordination und Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure und der Verwaltungs-stellen. Dies erfordert oft nicht allein viel Fingerspitzengefühl und Überzeugungsarbeit, sondern auch Kontinuität und Verlässlichkeit.

Kontinuität von Projekten, die Stärkung der Quartiersakteure, der Ausbau des Netzwerkesund ein mit der Stadt abgestimmter, verläss-licher Rahmen sind erforderlich, um die priva-ten Akteure zur Übernahme von Verantwor-tung für das Quartier zu bewegen. Und Ver-lässlichkeit schließt den Aufbau verbindlicherBeteiligungsformen und das Einbeziehen von Quartiersmanagern oder intermediären Koor-dinatoren als Bausteine einer kooperativen

Quartiersentwicklung mit ein.

Damit aktivierte Prozesse Kontinuität erhalten, ist zu empfehlen, dasslokale Politik und Verwaltung auf die gewonnenen neuen Akteure zugehen und sie als Kooperationspartner verstehen. Das braucht ver-lässliche Kooperationsstrukturen, die möglicherweise auch ein „Quartiersbudget“ umfassen, das mit den neuen Akteuren verwal-tet wird.

In jedem Fall aber ist die aktive Vermittlung zwischen Quartiersakteuren und vielfältigen Verwaltungsstrukturen notwendig – entwederextern durch ein „Quartiersmanagement“ oder intern durch einen querschnittsorientier-ten „Stadtteilkoordinator“ als Ansprechpartnerin der kommunalen Verwaltung.

„Die Förderung durch das Land war als Anstoß zu sehen, etwaszu tun. Da die geförderten Pro-jekte weiter ausgebaut und er-weitert werden müssen und auchneue Ideen umgesetzt werden sollen, wird es definitiv eine Fort-führung geben.“

„Wahrgenommen wird von der Öffentlichkeit das sich bildendeNetzwerk. „Bekannte“ Ansprech-partner verweisen auf weiter-gehende Hilfe, die gerne an-genommen wird. Das Quartier Innenstadt ist mehr und mehr zum Thema geworden.“

„Das Bewerbungsverfahren als Wettbewerb durchzuführen, ist sehr gelungen. Insbesondere weildadurch innovative Projekte be-sondere Anerkennung erfahren. Durch die Auszeichnung werdendie Projekte stärker in der Öffent-lichkeit wahrgenommen.“

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Abb. 3: Welche Folgen und Wirkungen hat das QiN-Projekt in Ihrer Kommune bzw. in Ihrem Quartier ausgelöst?

Quelle der Diagramme 1-3: Befragung aller durch die Wettbewerbe2007 und 2008 geförderten QiN-Projekte nach Durchführung derMaßnahmen. Die Zitate auf Seite 58 sind O-Töne aus diesen Befra-gungen.

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Anhang

QiN 2007: Wettbewerb, Siegerprojekte, Hand-lungsschwerpunkte

Im Jahr 2007 wählte die Jury 18 Projekte für die Modellförderung „Belebung der Innenstädte“ aus. Sie wurden von August 2007 bis Ende 2008 durchgeführt. Im Einzelnen waren das:

Alfeld (Leine)

Einkaufszentrum InnenstadtFörderung: 22 000 €

Die Auswirkungen des Strukturwandels im Einzelhandel waren auchin Alfelds Altstadt greifbar: Die Zahl der alteingesessenen, familien-geführten Geschäfte ging zurück, Inhaber fanden keine Nachfolger,Filialisierungsgrad und Leerstände nahmen zu. Zwar war die Aufent-haltsqualität des öffentlichen Raums nach wie vor hoch. Dennoch galt es angesichts des beginnenden Strukturwandels, die Kräfte derInnenstadt zu bündeln und somit auch künftig eine hohe Nutzungs-mischung zwischen Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben sowie dem innerstädtischen Wohnen sicherzustellen.

Maßnahmen:• Umsetzung von drei Spielangeboten für Kinder• Schaffung eines kostenlosen Betreuungsangebots in bereits be-

stehenden Einrichtungen in der Altstadt• Erarbeitung eines Licht-Masterplans, Illumination des zentralen

Marktbrunnens• Einrichtung eines Informationsbereichs auf der Internetseite von

QiN Alfeld für die Öffnungs- / Pausenzeiten in der Innenstadt

Seit 2008 ist die Quartiersinitiative als Verein organisiert.

Braunschweig

Eigentümerbündnis Bankplatz / Friedrich-Wilhelm-StraßeFörderung: 40 000 €

Das Projektgebiet Bankplatz / Friedrich-Wilhelm-Straße liegt am süd-westlichen Innenstadtrand Braunschweigs und bildet dort den Ein-gang in die Innenstadt. Aufgrund der Einzelhandelsinvestitionen in den Kernlagen der Innenstadt und dem neuen starken Magneten Schloss-Arkaden im Bereich der östlichen Innenstadt galt es, die Innenstadtrandlagen aktiv in der Weiterentwicklung ihrer Attraktivi-tät zu unterstützen.

Ziel des geförderten Modellvorhabens in der westlichen Innenstadtwar es, ein eigenständig funktionierendes und fi nanziertes Eigen-tümernetzwerk aufzubauen, das über den Förderzeitraum hinaus Bestand hat und im Interesse der Attraktivitätsstärkung des Quar-tiers agiert.

Maßnahmen:• Aufenthaltsqualität: Aufstellung von mobilen Pfl anzkübeln, Eintritt

der Immobilieneigentümer in den Verein „Graffi ti-Ex“, saisonale Beleuchtung für die Geschäftsstraße

• Beteiligung der Gewerbetreibenden am Programm der Hanse-Tage zur Verfestigung der Quartiersstrukturen und der gemein-schaftlichen Präsentation nach außen

• Quartiers- und Baustellenmarketing: Logo, Internetseite, Presse-arbeit, Plakate, Flyer und Anzeigen, Orientierungsschild, Schau-fensteraufkleber

• Neugestaltung des Bankplatzes und des Ziegenmarktes (Grün, Licht etc.)

• Quartiersentwicklung: Erstellung einer Branchenkarte, Erstellung eines Entwicklungskonzepts „Branchenstruktur und Leerstands-management“, Gründung der Interessengemeinschaft „Friedrich-Wilhelm-Viertel Braunschweig e. V.“

Kurz vor Ende des Förderzeitraums wurde ein Verein gegründet.

Celle

Celle-Netz und Einkaufsführer InnenstadtFörderung: 80 000 €

Das Celler QiN-Projekt wollte Akteure der Innenstadt aus Einzelhan-del, Gastronomie, Kultur durch eine einheitliche Form der Außen-darstellung stärken und u. a. einheitliche Öffnungszeiten durchsetzen.Kunden, City-Management und die Teilnehmer des geplanten Netz-werkes sollten durch ein datenbankgestütztes System informiert werden und u. a. detaillierte Informationen zum Angebot der Innen-stadt abrufen können. Da diese Daten mit einer Kartengrundlage verknüpft wurden, wurde auch eine Wegweisung ermöglicht.

Maßnahmen:• Aufbau einer Softwareseite, d. h. Bekanntgabe von Öffnungszei-

ten und weiteren Angeboten über die Einrichtung einer Internet-plattform und das Aufstellen von Touchscreenmonitoren im Innenstadtbereich

• Netzwerkaufbau• Gründung des Celler Citymanagements

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Zum Ende des Jahres 2008 wurde eine GmbH & Co. KG gegrün-det, die 2009 in eine GmbH umgeschrieben wurde.

Cloppenburg

City-Center-CloppenburgFörderung: 80 000 €

Cloppenburg verfügt über keine im Zentrum der Stadt ansässigen Großbetriebe mit Verkaufsfl ächen über 800 qm, die als Magneten fungieren und die Kundenfrequenz deutlich steigern könnten. Hauptziele des Cloppenburger QiN-Projektes waren von daher die Sicherung der Zukunftsfähigkeit eines attraktiven Mittelzentrums im ländlichen Raum, eine eindeutige und unverwechselbare Positio-nierung des Handelszentrums Innenstadt im Standortwettbewerb, die Profi lierung und Stabilisierung der traditionellen Einkaufslagensowie die Steigerung der Wertschätzung des Standortes bei Immo-bilieneigentümern, Unternehmen bzw. Investoren und der Kundschaft.

Maßnahmen:• Erarbeitung einer Stadtdachmarke als zentrale und übergeordnete

Leitidee für die Stadt Cloppenburg als Ganzes• Erarbeitung eines umfangreichen Marketingplans, der die Stadt-

dachmarke konkretisiert• Entwicklung konkreter Marketingschwerpunkte und Entwicklungs-

strategien für vier zentrale Handlungsfelder (Branchenmix, Ein-kaufen, Kundenbindung und Veranstaltungen)

Cuxhaven

Quartiersmanager LotsenviertelFörderung: 20 000 €

Ziel des QiN-Projektes war, das Lotsenviertel als maritim geprägtes Innenstadtquartier mit Hilfe eines qualifi zierten Quartiersmanage-ments weiterzuentwickeln. Neben der Schaffung eines maritimen Flairs ging es dabei darum, Vielfalt und Qualität im Einzelhandel zu erhalten und auszubauen, gastronomische Anziehungspunkte zu schaffen und durch Veranstaltungen oder z. B. die Etablierung einer sogenannten Lotsenroute „Leuchtfeuer“ zu setzen. Grundsätzlich sollen Service und persönliche Beratung verstärkt sowie die Aufent-haltsqualität erhöht werden.

Maßnahmen:• Einrichtung eines umfangreichen Kommunikationsnetzwerkes• Erhöhung des Bekanntheitsgrades der Marke „Lotsenviertel“:

Relaunch der Internetseite, Herausgabe von Newslettern, Zusam-menarbeit mit der lokalen Presse

• Neuaufl age und Umbenennung des Stadtteilführers in „Lotsen-Kompass“

• Initiierung, Organisation und Durchführung der Veranstaltungen im Lotsenviertel zum Zweck der Imagesteigerung

• Planung und Durchführung eines gemeinsamen Messeauftritts der Einzelhändler

• Vorbereitende Maßnahmen für die Umgestaltung der Schillerstra-ße im Jahr 2009: Workshops, Erstellung von Entwurfsvorlagen, Einberufung Eigentümerversammlung u. a.

Delmenhorst

Innovatives LichtkonzeptFörderung: 32 000 €

Ziel des Projektes war die Akzentuierung der wertvollen historischenGebäude und die gestalterische Aufwertung des Straßenbildes. Die pointierte Aufwertung der Langen Straße als „erlebbarer“ Raum sollte den Einzelhandel mittels erhöhter Kundenfrequenz stärken. Mit der Gebäudebeleuchtung wurde das Ortsbild mit der attraktivenhistorischen Bausubstanz besser wahrnehmbar und wertet das Vier-tel auch nach Geschäftsschluss deutlich auf. Die neue Gestaltungs-qualität beeinfl usste schnell auch das Sicherheitsgefühl von Passanten.Ergänzend wurde die Schaufensterbeleuchtung verbessert.

Maßnahmen:• Erstellung und Umsetzung eines Illuminationskonzeptes

Einbeck

Brauereiquartier EinbeckFörderung: 47 300 €

Das Einbecker Brauereiquartier ist Bestandteil der innerhalb der zumgroßen Teil noch intakten Stadtmauern bzw. Wallanlagen gelegenenhistorischen Altstadt. Hauptziel war die Schaffung von mehr Aufent-haltsqualität im öffentlichen Straßenraum mit Anbindung des Neu-städter Kirchplatzes und eines angrenzenden Parkhauses an die Fuß-gängerzone. Neben der Beseitigung des Investitionsstaus und der Schaffung einer ökonomisch und funktional stabilen Organisations-struktur für die private Standortgemeinschaft sollte auch die zentralgelegene, überregional bekannte, aber im Quartier kaum wahrnehm-bare Einbecker Brauerei integriert werden. Ziel war u. a. den Neu-städter Kirchplatz gestalterisch zu erneuern und zu einem ‚Markt-platz’ mit einer Markthalle für die Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte aus der Region zu entwickeln.

Maßnahmen:• Quartiersbetreuung – Nutzungsmanagement (u. a. Organisations-

gründung inkl. Rechtsberatung)• Vorplanung für die Neugestaltung des öffentlichen Straßenraumes

zur Aufwertung der Geschäftslagen entlang der Hullerser Straße und des Neustädter Kirchplatzes

• Erarbeitung eines Planungskonzeptes für die Errichtung und den Betrieb einer Markthalle auf dem Neustädter Kirchplatz

Hannover

Quartiersmanagement Südliche Innenstadt / AltstadtFörderung: 100 000 €

In Hannovers großer Innenstadt haben sich fünf Quartiersvereine gebildet mit dem Ziel, die eigenen Profi le stärker herauszuarbeiten und besser und intensiver zu vermarkten. Daraus resultierte die Ent-wicklung einer Anlaufstelle mit einem übergreifenden Quartiers- und Marketingmanager zum Ausgleich der Wettbewerbsschwäche im Vergleich zu gemanagten Shopping-Malls. Eine professionelle Organisation begleitete die einzelnen Quartiere bzw. Cluster und organisierte in engem Kontakt mit den Händlern, Gastronomen, Eigentümern, öffentlicher Verwaltung und Bewohnern die Vermark-

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tung, übernahm Leerstands- und Branchenmanagement und erar-beitete Vorschläge zur städtebaulichen Ordnung.

Maßnahmen:• Quartiersmanagement• Begleitung von Baumaßnahmen: Umbau des Opernplatzes, Um-

gestaltung des Platzes der Weltausstellung und Ausbau der Oster-straße und Karmarschstraße

• Mitentwicklung des Konzeptes zur Belebung der Altstadt und ihrer kulturellen Weiterentwicklung

• Veranstaltungen• Kommunikation: u. a. Logo, Tagebuch im Internet, Vorträge

Hildesheim

Neue Wege in HildesheimFörderung: 40 000 €

In der Innenstadt Hildesheims verfügen die verschiedenen Quartiereüber unterschiedliche Qualitäten und grenzen sich sowohl funktionalals organisatorisch deutlich voneinander ab. Hauptziele in Hildes-heim waren von daher die Profi lschärfung und Wahrnehmung dereinzelnen Quartiere, die Verbesserung der Einbindung der Quartiereuntereinander sowie die Stärkung von innerstädtischen Einzelhandels-standorten. Aufenthaltsqualität und Erreichbarkeit der Gesamtinnen-stadt standen dabei im Fokus.

Maßnahmen:• Entwicklung einer Dachmarke und eines Fußgängerleitsystems• Punktuelle Verbesserung des Parkleitsystems• Neuorganisation des Sauberkeitsmanagements

Anfang 2008 wurde die Hildesheimer Marketing GmbH gegründet.

Holzminden

Holzminden macht SinnFörderung: 80 000 €

„Holzminden macht Sinn“ war ein Bekenntnis zum „Standort Innen-stadt“ als multifunktionalem Zentrum gesellschaftlicher Aktivität. Durch breit angelegte Aktionen sollten die Aufenthalts-, Erlebnis- undWohnqualität sowie das Flächenmanagement der Innenstadt auf viel-fältige Weise verbessert werden. Die positive Entwicklung des Touris-mus sollte zusammen mit gezielten Investitionen zu einem Aufwärts-trend in der Holzmindener Innenstadt beitragen. So entstanden vier Zielsetzungen: Aufenthaltsqualität steigern, Flächenmanagement auf-werten, Wohnqualität verbessern und Erlebnisqualität ausbauen.

Maßnahmen:• Aufenthaltsqualität: große Sonnenschirme, Riesensandkasten,

Blumenkübel, Fassadengestaltung, Aktion „Saubere Innenstadt“, Beleuchtungskonzept

• Orientierung – Information: Duft-Stelen, Hinweistafeln, akustischerWeg durch die Stadt, City-Leitsystem / Infoterminal, Webcam, Parkplatz-Flyer

• Wohnqualität: Studie zur Wohnsituation in der Innenstadt, Katalogmit Handlungsempfehlungen, Wettbewerb „Oasen der Innenstadt“

• Zielgruppenbezogene Angebote: Kinderbetreuung, Parkhaus für Fahrräder und Infotafel mit Stadtinformationen, Azubi-Shop

Lingen (Ems)

Fußgängerzone Lingen (Ems) – in neuer BlüteFörderung: 100 000 €

Die Lingener Fußgängerzone war nach fast 30 Jahren in vielen Be-reichen erneuerungsbedürftig. Im Zuge der Neugestaltung ging es vor allem um folgende städtebauliche Ziele: Verbindungen schaffen,Aufenthaltsqualitäten verbessern, Eingangsbereiche betonen, tempo-räre Nutzungen ermöglichen, um insgesamt die Innenstadt für die Zukunft besser aufzustellen. So konnten im Zentrum der Fußgänger-zone wichtige Impulse für die gesamte Innenstadt gegeben werden.

Maßnahmen:• Bürgerbeteiligung: Anliegerversammlungen, Netzwerkbildung,

Infobriefe, Arbeitskreissitzungen, Bauausstellung (Belag, Pfl anz-container, Bepfl anzungen, Möblierungsvorschläge), Gründung der Anliegerinitiative „Lingen – In neuer Blüte“

• Baumaßnahme: vorbereitende Tiefbauarbeiten, hochwertige Bo-denbeläge, Möblierung, Vegetation, Beleuchtung, Wasserspender u. a.

Löningen

Belebung der Innenstadt LöningenFörderung: 10 000 €

Löningen ist eine Stadt mit einem kleinen Fußgängerbereich im Zen-trum und räumlich eigenständigen Dörfern. Die Zielsetzung des Modellprojektes bestand darin, sowohl den Menschen in der Stadtals auch aus dem eher ländlichen Raum einen gemeinsamen Bezugs-punkt zu geben. Dabei standen als demografi sche Zielgruppen Kinder und Jugendliche einerseits und Senioren andererseits beson-ders im Fokus. Diesen wurde die Chance geboten, über entsprechen-de Angebote die Attraktivität des Quartiers zu steigern und somit seine Belebung mitzutragen bzw. einer „Verödung“ des Innenstadt-bereichs entgegenzuwirken.

Maßnahmen:• Attraktivität Innenstadt / Handel: Konzepterstellung im Bereich der

städtebaulichen Gestaltung, Kurzbefragung von Besuchern und Einwohnern, Untersuchungen zu den Themen Handel, Kultur und Freizeit

• Leerstandsmanagement: Entwicklung und Umsetzung eines Immobilienportals unter www.loeningen.de, einheitliche Plakat-lösung zum Aushang in Leerständen

• Angebote für Senioren und Junioren: Projektvorschlag „Schüler-wiese“ mit offenem Pavillon und Streetballeinrichtung, Vorschläge zur Gestaltung eines Festivals für die jüngere Generation

• Überlegungen zu bestehenden Veranstaltungen• Öffentlichkeitsarbeit: Arbeitsgruppensitzungen, Presseveröffent-

lichungen, Einrichtung einer eigenen QiN-Homepage, Durchfüh-rung von drei öffentlichen Veranstaltungen

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Lüneburg

Lüneburg-City: Die gepfl egte Stadt!Förderung: 45 000 €

Für Lüneburg Innenstadt ist der Mix aus der historischen Architektureinerseits und einer modernen Shopping-Welt andererseits von es-senzieller Bedeutung, denn er stärkt neben der Stadtidentität der Einheimischen auch den touristischen Wert. Hier setzte das Projekt an. Mithilfe der Zusammenarbeit vieler Akteure wurde gezielt an ei-nem gemeinschaftlichen Erscheinungsbild der Innenstadt gearbeitet.Nicht nur der Einzelhandel sollte gestärkt werden, sondern auch dieNutzungsvielfalt, die im Sinne der einzigartigen Charakteristik Lüne-burgs ausgerichtet werden sollte.

Maßnahmen:• Service: Einrichtung einer Anlaufstelle für alle Beteiligten, Presse-

arbeit, Bereitstellung von Informationen, Anfragenbearbeitung, Info-Engel als Ansprechpartner im Quartier an wichtigen Einkaufs-tagen

• Gestaltung bzw. Möblierung: Infosäulen, Blumenkübel, Sitzbänke und Spielgeräte, Streusalzbehälter, Radbügel

• Sauberkeit: Anschaffung eines Gumbusters, Sonderbroschüren und Plakate zum Thema Graffi ti, Aufklärungskampagne in Schu-len und Geschäften, Stadtmüllsauger, unterirdische Abfallbehälter

• Aufenthaltsqualität: Sonderaktionen wie z. B. Aufstellung von Märchenhütten in der Weihnachtszeit, Europafest, Aktion „Hoch-zeitsstadt“

• Sicherheit: Busshuttledienst, Sonder-Stadtbeleuchtung

Neuenkirchen

Neuenkirchen in BewegungFörderung: 40 000 €

Oberziel in Neuenkirchen war die Schaffung von mehr Lebendigkeit im Ortszentrum durch „gemeinsame Bewegung“, d. h. Mobilisierungvon Flächen, Geldmitteln, Köpfen und Füßen, um die besonderenQualitäten des Ortszentrums zu betonen. Die Belebung des Zentrumssollte erreicht werden durch Flächenmobilisierung, Besatzmanage-ment und einen besseren Auftritt des Einzelhandels, insbesondere bei der Außengestaltung, aber auch durch einheitliche Beschilderung.Bestehende und neue Nutzungen wurden gebündelt. Das große ehrenamtliche Engagement der lokalen Akteure für „ihr“ Neuenkir-chen war dabei äußerst hilfreich.

Maßnahmen:• Strukturaufbau: Gründung der Standortgemeinschaft „Lebendiges

Neuenkirchen e. V.“, Gründung der Bürgerstiftung• Gemeinsame Bewegung: Ideenwettbewerb als schriftliche Befra-

gung, Malwettbewerb, QiN-Workshops und Einzelgespräche zur Aktivierung der Geschäftsleute

• Flächenmobilisierung: Erstellung einer Übersicht über verfügbare Flächen und Nutzungsoptionen, Suche nach Folgenutzern, Ge-spräche mit Grundeigentümern

• Außengestaltung: Gestaltungsworkshop zur Fassadengestaltung, Neugestaltung im Bereich der Geh- und Radwege (u. a. Pfl aste-rung, Straßenbeete, Reduzierung Schilderwald), Anstrahlung des Kirchturms, Dekorationen der Straßenlaternen

Nordhorn

Quartiersinitiative FirnhaberstraßeFörderung: 38 200 € Ziel der Quartiersinitiative war es, die Firnhaberstraße, die den süd-lichen Bogen der Fußgängerzone innerhalb der Nordhorner Innen-stadt bildet, durch Entwicklung und Umsetzung geeigneter Konzeptezu revitalisieren. Die Ansiedlung eines Einkaufszentrums hatte fürdie ursprüngliche attraktive Lage Einbußen zur Konsequenz gehabt.Ziel war von daher, die ursprüngliche Vielfalt inhabergeführter Fach-geschäfte wiederherzustellen und zusammen mit dem Einkaufszen-trum gemeinsame Projekte zu entwickeln und die Aufenthaltsquali-tät im Quartier zu verbessern. Zentraler Baustein war die Vorberei-tungsphase zur Umgestaltung der Firnhaberstraße. Der Umbau der Straße sollte im Jahr 2009 seitens der Stadt erfolgen.

Maßnahmen:• Gründung des Vereins „Quartiersinitiative Firnhaberstraße e. V.“• Einbindung im RAW-Wettbewerb „Umgestaltung der Firnhaber-

straße“• Nutzung der Firnhaberstraße für den ÖPNV: Fahrgastzählung und

Kundenbefragung im Innenstadtbereich• Positionierung als Einkaufsstraße• Leerstandsmanagement: Seminar

Osterholz-Scharmbeck

WerkStadt InnenstadtFörderung: 40 000 €

Die Partner in der Innenstadt hatten vor allem die Gründung eines neuen Netzwerkes ins Auge gefasst. Daneben ging es um investiveMaßnahmen, wie etwa die Erarbeitung und Umsetzung eines Be-leuchtungskonzeptes. Unter dem Stichwort „Architektur aus einer Hand“ wurde ein Beratungsservice für die Umgestaltung sowohlder privaten als auch der öffentlichen Räume und Gebäude ange-boten. Ziel war, das Modellprojekt zum Grundstein für eine zukünf-tige, dauerhafte Zusammenarbeit der Innenstadtakteure zu machen.

Maßnahmen:• Beleuchtungskonzept, Umsetzung der Beleuchtung einiger Fassa-

den, Entfernung überfl üssiger Leuchtreklamen, Auswechseln von Leuchtkörpern durch Immobilieneigentümer

• Aufbau Besatzmanagement, Umfragen• Kommunikation: Logoentwicklung, Newsletter, Abschlussveran-

staltung mit Präsentation der Evaluationsergebnisse• Fassadengestaltung: Konzept, Gespräche, fachliche Beratungen

Quakenbrück

Aufwertung der Farwicker Straße als „Nabelschnur“ für die Ent-wicklung der InnenstadtFörderung: -

Die Farwicker Straße stellt einen bedeutenden Stadteingang zur Quakenbrücker Innenstadt dar. Die Straße fungiert als Achse zwischenden beiden Frequenzankern Famila-Fachmarktzentrum und Innen-stadt. Laut einer Einzelhandelsstudie aus dem Jahr 2001 suchen 40%der Besucher des Famila-Fachmarktzentrums anschließend über die

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Farwicker Straße die Innenstadt auf. Geplant ist der Ausbau des Famila-Zentrums bis Frühsommer 2009 (Ausbau auf 8 000 qm Han-delsfl äche). Damit wird die Bedeutung der Farwicker Straße als Na-belschnur der Innenstadt zunehmen.Während der Umsetzung ist der Investor von seinen Ausbauplänen zurückgetreten. Damit war die Grundlage des Antrages nicht mehr vorhanden. Die bereits begonnenen Maßnahmen konnten noch ab-geschlossen werden, so dass eine Wiederaufnahme jederzeit mög-lich wäre.

Wolfenbüttel

Quartiersinitiative Alte Heinrichstadt WolfenbüttelFörderung: 24 000 €

Im Vordergrund des Projektes stand, eigenverantwortliches Engage-ment zu fördern und dadurch individuell auf das Quartier zuge-schnittene Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Die Bildung einer Quartiersinitiative sensibilisierte die ansässigen Partner für die aktu-elle und zukünftige Quartierssituation. Dabei wurde die Bereitschaftgefördert, eigenverantwortliches Engagement zu zeigen und sich für den Werterhalt bzw. die Wertsteigerung des Quartiers einzusetzen.Ebenfalls konnten Anfragen und Wünsche Einzelner auf ihre Mach-barkeit und Konsensfähigkeit überprüft werden. Besonders im Hin-blick auf den eingesetzten Trading-Down-Prozess, den daraus resul-tierenden Wertverlusten für Immobilien und der niedrigen Aufent-haltsqualität sowie den mittelfristig zu erwartenden Geschäftsauf-gaben erschien es notwendig, das Umfeld zu gestalten und Anliegerzu aktivieren.

Maßnahmen:• Verkehrsmaßnahmen: u. a. Installation moderner Abstellanlagen

für Fahrräder• Leerstands-/ Flächenmanagement: u. a. Beratung der Immobilien-

eigentümer und ansiedlungswilligen Einzelhandelsbetrieben, Zusammenlegung von Verkaufsfl ächen

• Aufenthaltsqualität: Installation von Spielgeräten, saisonale Be-pfl anzungen, Blumenampeln an Laternen

• Sauberkeit: Anschaffung neuer Abfallbehältnisse

QiN 2008: Wettbewerb, Siegerprojekte, Hand-lungsschwerpunkte

Im Jahr 2008 wählte die Jury 17 Projekte für die Modellförderung „Belebung der Innenstädte“ aus. Sie wurden von Mitte August 2008 bis Ende 2009 durchgeführt. Im Einzelnen waren das:

Achim

Achim wird sichtbar!Förderung: 38 000 € Aufbauend auf einer detaillierten Analyse erarbeitete die Stadt Achimeine nachhaltige Innenstadt-Gesamtkonzeption mit einem großen Maßnahmenbündel. Eingebettet in diese Gesamtkonzeption war auch die Realisierung des Beleuchtungskonzeptes „Achim wird sicht-bar!“ Primäres Ziel war, die Achimer Innenstadt in vielfältiger Weise wahrnehmbar, erlebbar und sichtbar zu machen. Durch das akzen-tuierte Einsetzen von Licht wurden in den Abendstunden einzelne

Gebäude und Fassaden in Szene gesetzt und sorgten für eine an-genehme Atmosphäre. Das führte zu einer neuen Wahrnehmung und spürbaren Aufwertung von Objekten und Räumen.Neben der optischen Aufwertung erzielte die Beleuchtung auch ein stärkeres Sicherheitsgefühl bei Passanten. Als positiven Neben-effekt wurde ein „Wir-Gefühl“ für dieses Quartier erzeugt, das aus der gemeinsamen intensiven Zusammenarbeit unterschiedlichster Akteure, u. a. auch Immobilieneigentümer, resultierte.

Maßnahmen:• Umsetzung Beleuchtungskonzept

Bad Iburg

Schlossstraße Bad Iburg – Königliche GestaltungFörderung: 48 960 €

Gemeinsames Ziel des Vereins Historisches Iburg und der Stadt Bad Iburg war, die lebendige und attraktive Innenstadt vor dem Hinter-grund der bewegten Geschichte der Stadt zu erhalten. Obwohl durch den Kurbereich und das nahe gelegene Schloss jährlich ca. 50 000 Besucher Bad Iburg erkundeten, bestand in der Schloss-straße eine zu geringe Frequenz. Mittels „Königlicher Gestaltung“ wurde in der nördlichen Innenstadt ein historisches Flair etabliert, das die Besucher seitdem zum Einkehren und Verweilen einlädt. Das Projekt zielte auch darauf ab, den Ortskern im Hinblick auf die Herausforderungen des demografi schen Wandels zu positionieren und mit einem abwechslungsreichen und hochwertigen Besatz für die Zukunft zu stärken.

Maßnahmen:• Privater Raum: Sanierung der Gebäudefassaden• Öffentlicher Raum: Erneuerung der Straßenlaternen, Mülleimer,

Begrenzungspfosten, Neugestaltung von Erholungsräumen (u. a. Modernisierung Brunnenanlage, neue Sitzgelegenheiten, platzge-rechte Bepfl anzung)

Cuxhaven

Quartiersmanager LotsenviertelFörderung: 30 000 €

Mit der QiN-Förderung 2007 wurde das Quartiersmanagement be-reits eingerichtet und fest im Lotsenviertel etabliert. Ziel des QiN-Projektes 2008 „Quartiersmanager/in Lotsenviertel“ war es, das Lotsenviertel als maritim geprägtes Innenstadtquartier mit Hilfe ei-nes qualifi zierten Quartiersmanagements weiterzuentwickeln. Strategische Ziele hierfür waren: maritimes Flair schaffen, Vielfalt und Qualität im Einzelhandel erhalten und ausbauen, gastronomi-sche Anziehungspunkte schaffen, Leuchtfeuer setzen (z. B. neue Veranstaltungen, Lotsenroute), Service und persönliche Beratung als Merkmal hervorheben und die Aufenthaltsqualität erhöhen. Vor allem stand das Baustellenmanagement im Blickfeld.

Maßnahmen:• Konkretisierung der Umbauplanungen• Baustellenmanagement und -marketing• Gestaltung des Lotsenviertels mit maritimen Elementen wie An-

kerkette, Poller, Seetonne, Anker und Hinweisschildern

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• Aufbau Kommunikationsnetzwerk: Homepage, Email-Verteiler, Informationsschreiben, Sitzungen, Stammtischgründung Gewer-betreibende

• Neuaufl egung des Stadtteilführers „Lotsenkompass“• Veranstaltungen und Aktionen: Kindermalwettbewerb, Kunden-

Sympathie-Aktion, Suchspiel, Stadtteilfest, Messeauftritt, einheitli-che Blumendekoration

Einbeck

Standort- und Quartiersgemeinschaft Innenstadt (Stagein)Förderung: 24 120 €

Hauptziel des Projektes war die Schaffung einer ökonomisch und funktional stabilen Organisationsstruktur sowie einer harmonischen Innenstadt mit optimierter Aufenthaltsqualität für Einwohner und Touristen. Zwischen Tourismus-, Kultur- und Einkaufserlebnis sollte eine emotional geprägte, harmonische Verbindung entstehen. Unter dem Titel „ProEinbeck“ startete eine Offensive zur Steigerungder Qualität und Kompetenz des Einbecker Handels und der gastro-nomischen Betriebe. Als Kriterien dienten das Sortiment, die Waren-präsentation, die Architektur und Beleuchtung ebenso wie die Dienstleistungstiefe, die Kommunikation und die Öffnungszeiten.

Maßnahmen:• Entwicklung Corporate Design für die Kommunikationsoffensive• ProEinbeck-Qualitätssiegel• Leitbilder für die Bereiche Handel, Gastronomie und Verwaltung

mit Handlungserklärungen• ProEinbeck-Gemeinschaftsanzeigen des Handels• Umfrage unter 100 Einbecker Jugendlichen mit Fokus auf den

öffentlichen Raum

Emden

Große Straße: Zusammenbringen, was zusammengehört!Förderung: 40 000 €

Das Projekt verfolgte folgende Ziele: die Verbesserung der Eingangs-situation, die Steigerung der Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität sowie eine stärkere Kommunikation der quartierseigenen Stärken nach innen und außen. Als zentraler Bestandteil galt dabei die Leit-idee „Zusammenbringen, was zusammengehört!“ Die drei Maß-nahmenbündel „zusammenARBEITEN“, „zusammenWIRKEN“ und „zusammenFINDEN“ schufen ein neues Ganzes und bezog die Ak-teure vor Ort aktiv in den Prozess mit ein.

Maßnahmen:• Entwicklung eines Konzeptes zur Steigerung der Identität und

Attraktivität des Quartiers• Aufenthaltsqualität: einheitliche Farbgestaltung, Aufstellen von

Fahrradständern, mobilen Sitzgelegenheiten und neuen Spiel-möglichkeiten, Teilrealisierung Beleuchtungskonzept, Modernisie-rung und Neuanschaffung der Lautsprecheranlage, Verbesserung der Eingangssituation, Gewinnung von Beetpatenschaften

• Fußgängerleitsystem: Neue Hinweis- und Informationsschilder, Reduzierung überfl üssiger Werbe- und Hinweisschilder, Vorgaben für eine einheitliche Gestaltung

• Veranstaltungen: QiN-Auftaktveranstaltung, Workshop „Gestal-tung des öffentlichen Raums“, QiN-Event zur Vorstellung erster umgesetzter Maßnahmen (mobile Bänke, akustische Unterma-lung, Informationstafel Burgplatz, Hinweisschilder)

• Informationsfl yer zum QiN-Projekt Große Straße• Gestaltungssatzung: Antragstellung bei der Stadt

Fürstenau

Neues Leben in der AltstadtFörderung: 28 000 €

Das Projektgebiet umfasste die gesamte mittelalterliche Altstadt vonFürstenau. Hier gibt es eine Vielzahl von Leerständen, Brachfl ächen und Nutzungsdefi ziten zu verzeichnen. Das QiN-Projekt bestand imWesentlichen aus den Schwerpunkten City-Management und Um-gestaltungskonzept Marktplatz. Wichtigste Aufgabe war dabei das Leerstandsmanagement. In der Fürstenauer Innenstadt standen zuProjektbeginn 25 bis 30 Ladenlokale leer. Die Hauptaufgabe bestanddarin, eine neue Belebung zu erreichen. Von herausragender Bedeu-tung war dabei die Neugestaltung des Marktplatzes als Mittelpunkt des Quartiers.

Maßnahmen:• Umgestaltung des Marktplatzes• Leerstandsmanagement: Aufbau Leerstandskataster, Entwicklung

und Druck von Standortfl yern und Plakaten für die Fenster der Leerstände, Erstellung von Exposés für jeden Leerstand, Ein-bindung ins Internet, Auftaktveranstaltung und Eigentümerver-sammlung, Durchführung des sog. Immobilienfrühlings

• Einsatz City-Manager

Ganderkesee

Optimierung Ortskern GanderkeseeFörderung: 16 400 €

Der Ausbau des Famila-Marktes und damit die Stärkung des nord-östlichen Endes des Quartiers stellte eine der zentralen Herausforde-rungen für das Quartier dar. Um die Rathausstraße als wichtigste Einkaufsstraße von diesem Magneten nicht abzukoppeln, war einer-seits der Ausbau des Marktplatzes als Scharnierfunktion erforderlich.Zum anderen bedurfte es der Aufwertung der Rathausstraße selbst, um die Aufenthaltsqualität deutlich anzuheben. Hierzu gehörte auchdie Beseitigung von Leerständen bzw. die ansprechende Gestaltungleerer Schaufenster als Zwischenlösung. Eine weitere Herausforde-rung bestand in der Optimierung des Marketings.

Maßnahmen:• Gestaltungs- und Nutzungskonzepte für den Marktplatz• Organisation „Ganter-Marketing“ (Werbegemeinschaft Gander-

kesee und Initiativkreis Einzelhandel) sowie Vermarktungskonzept• Ladenleerstandsmanagement: konzertierte Presseaktion, Opti-

mierung Gewerbeimmobilienbörse im Internet, gezielte Anspra-che von Immobilieneigentümern

• Steigerung der Aufenthaltsqualität und Gestaltung des öffentli-chen Raums: Sitzbänke, Blumenschmuck, Spielgeräte, Sauberkeit, Einkaufs- und Dienstleistungswegweiser

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Hameln

Lebendige WendenstraßeFörderung: 20 130 €

In Hameln ist ein funktionierendes Angebot in den Nebenstraßen zurFußgängerzone, insbesondere in der Wendenstraße und der Fisch-pfortenstraße, von hoher Bedeutung für die Vitalität der Innenstadt.Trotz des attraktiven Angebotes in der Wendenstraße gingen dieUmsätze in den Geschäften deutlich zurück und Leerstände nahmenzu. In Zusammenarbeit mit einer Architektin und einem Lichtplaner wurde ein Beleuchtungskonzept für die Wendenstraße entwickelt. Des Weiteren wurde die Attraktivität der Wendenstraße durch indi-viduell gestaltete Werbeanlagen der Geschäfte und die Einbringung von drei Wesersteinen in das Pfl aster gesteigert.

Maßnahmen:• Entwicklung und Umsetzung eines Beleuchtungskonzeptes• Entwicklung und Einbau eines Firmenwegweisers im Bereich der

Hauptfußgängerzone

Hannover

Quartiersmanagement Südliche Innenstadt / AltstadtFörderung: 120 000 €

Auslöser der Projekt-Initiative war ein Ratsbeschluss zur Ansiedlung einer Mega-Shopping-Mall durch den Projektentwickler ECE. Die 250 Mio. € teure Ernst-August Galerie eröffnete im Oktober 2008mit rund 150 Geschäften und 1 000 zusätzlichen Parkplätzen.Um drohende Wettbewerbseinbußen auszugleichen, bestand eine der Kernaufgaben des mit dem QiN-Projekt 2007 geschaffenen Quar-tiersmanagements darin, eine zentrale Anlaufstelle für alle cityrele-vanten und quartiersspezifi schen Fragen zu entwickeln. Ziel war es,die fünf Quartiere in ihrer Profi lbildung intensiv zu unterstützen unddie bisher geleistete Aufbauarbeit zu festigen und auszubauen.

Maßnahmen:• Profi lentwicklung der Quartiere• Erhöhung des Organisationsgrades• Vermarktung der fünf Quartiere• Altstadtkonzeption• Einrichtung Quartiersbüro• Erstellen eines Datenbank mit allen quartiersrelevanten Daten• Leerstands- und Branchenmanagement• Zusammenschluss mit der City-Gemeinschaft

Hildesheim

Platz für Ideen – innerstädtische Plätze in das Bewusstsein rückenFörderung: 16 000 €

Ausgangslage für die Beantragung der QiN-Fördermittel waren die negativen städtebaulichen und funktionalen Ausgangslagen auf den vier innerstädtischen Plätzen Hildesheims (Andreasplatz, Mark, Lilie, Pferdemarkt).2008 sollte unter dem Motto „Platz für Ideen“ der integrative An-satz aus den QiN-Maßnahmen 2007 fortgeführt werden, um mehr attraktiven öffentlichen Raum zu schaffen.

Zur Verbesserung der jeweiligen Situation wurden für die vier Plätze in der Hildesheimer Innenstadt und die Einbindung der Akteure vor Ort folgende Zielvorgaben entwickelt: Schaffung von attraktiven öffentlichen Räumen; Verbesserung der Verbindung der innerstädti-schen Plätze Andreasplatz, Markt, Lilie, Pferdemarkt; Sichtbarmachender historischen Bedeutung der Plätze (und der Verbindungen); Beteiligung der Einzelhändler und Akteure vor Ort / Stärkung der Identität.

Maßnahmen:• Ideenfi ndungsprozess und Planungswerkstatt zur städtebaulichen

sowie gestalterischen Aufwertung der Plätze, der Zugänge und Verbindungen

• Entwicklung von Ideen und Maßnahmen, die zur besseren Wahrnehmung der Plätze, deren Verbindung und der historischen Bedeutung dieser Orte führen

• Durchführung von Analysen, Workshops, Planungswerkstätten, öffentlichen Informationsveranstaltungen

Holzminden

Holzminden macht Sinn – Stadt im FlussFörderung: 84 500 €

Die Motivation für die Entwicklung eines Konzeptes für den Weser-kai und die erfolgreiche Bewerbung im Wettbewerb QiN 2008 war die Idee, ein vorhandenes, aber in Vergessenheit geratenes Potenzi-al zu nutzen und dadurch positive Effekte für die Entwicklung der Innenstadt zu erzielen. Unter diesen Gesichtspunkten wurden die nachfolgenden Projektaspekte durchgeführt: Aufenthaltsqualität / Öffentlicher Raum – Stadt und Wasser genießen, Tourismus – Stadt und Wasser entdecken, Events / Kultur – Stadt und Wasser erleben. Schwerpunkt war dabei die Entwicklung des Weserkais.

Maßnahmen:• Durchführung von Pfl asterarbeiten• Aufstellung von Steinbänken• Gestaltung von Grünfl ächen, Neuanlegung des Duftgartens,

neue Rosenstöcke• Installierung des neuen Lichtkonzeptes• Moderne Kunst, neue Gestaltung des Tunnels• Aufbau eines neuen Weserstrands mit Strandbar, Sonnensegeln,

Liegestühlen, Strandkörben, Informationsplattform• Bau einer neuen Sandsteintreppe

Neustadt am Rbge.

Neustädter an die LeineFörderung: 40 000 €

Im Zuge des Projektes wurde der Platz „Zwischen den Brücken“ alswichtiger Eingangsplatz zur Innenstadt neu gestaltet. U. a. wurden interaktive Infotafeln als drehbare Trommeln mit Bildern der Innen-stadt und der Ortsteile als erste Information für die Besucher instal-liert. Außerdem wurde ein Plan des Neustädter Landes mit den Denk-malrouten errichtet. Um den Stadteingang zu betonen und die Orts-identität mit der besonderen Lage an der Kleinen Leine stärker er-lebbar zu machen, wurden bei der Platzgestaltung besonders die Elemente Wasser und Licht eingesetzt. Das Wahrzeichen der Stadt –die Neustädter „Löwenskulptur“ – wurde illuminiert und der Platz

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mit Lichtstelen neu beleuchtet. Von dort aus führt nun eine Stegan-lage hinunter ans Ufer der Kleinen Leine.

Maßnahmen:• Ideenfi ndungsprozess im Arbeitskreis unter Einbeziehung der

Immobilienbesitzer, Verwaltung und Presse• Planung und Genehmigung der Platzgestaltung, der Steganlage

und der Infotafeln• Planung und Umsetzung des Beleuchtungskonzeptes

Nordenham

Standortmarketing und Projektentwicklung InnenstadtFörderung: 32 000 €

Stadtverwaltung, Nordenham Marketing & Touristik als Vertreter derGeschäftsinhaber und die Nordenhamer Siedlungsgesellschaft (GNSG)führten gemeinsam das QiN-Projekt durch, um die Kleinstruktur derLadenfl ächen in der Innenstadt so zu verändern, dass großfl ächigeLäden als Magnetbetriebe und zur Beseitigung von Angebotsdefi zi-ten angesiedelt werden können. Zudem sollten mit dem neu ge-schaffenen kommunalen City-Förderprogramm „Bau“ Immobilien-eigentümer im Innenstadtbereich animiert werden, Fassaden zu re-konstruieren oder auf den heutigen Stand zu bringen sowie struktur-verbessernde Investitionsmaßnahmen durchzuführen. Der QiN-Pro-zess hat u. a. die Kommunikationsstruktur verbessert und einen partizipativen Prozess angeschoben.

Maßnahmen:• Aufbau einer Quartiersgemeinschaft, Schaffung einer den Prozess

vorantreibenden Netzwerk- und Trägerstruktur, die auch den Akteuren Beratung und Hilfestellung leisten kann

• Durchführung einer städtebaulichen Projektwerkstatt zur Grund-stücks- und Entwicklungsplanung

Papenburg

Qualitätsoffensive HauptkanalFörderung: 45 386 €

Der Papenburger Hauptkanal galt als ein schwieriger Einzelhandels-standort: Besucher- und Kundenströme ebbten auf der Hälfte der Wegstrecke regelmäßig ab. Zielstellung war deshalb, die Wegever-bindungen so interessant auszubauen, dass Besucher und Kunden zum Weitergehen animiert werden. Dabei spielte das Thema Quali-tät eine besondere Rolle. So wurde für den City-Standort „Am Haupt-kanal“ eine eigene Marke entwickelt, die durch verbindliche Quali-tätsstandards und einheitliches Auftreten geprägt ist. Weiterhin wurdedie Angebotsvielfalt durch gezielte Eigentümerberatung erhalten, ergänzt und verbessert – gleiches gilt für die Aufenthaltsqualität sowie die Lenkung der Besucherströme.

Maßnahmen:• Einrichtung eines „Quartierskontor“ mit Beratungsangeboten für

Eigentümer• Bildung der Arbeitsgruppen „Gestaltung“ und „Einzelhandel“:

Entwicklung eines Beschilderungssystems, Formulierung verbind-licher Qualitätsstandards, Entwicklung eines einheitlichen Logos, Konzepte für Zwischennutzungen

• Installierung eines Wegeleit- bzw. Beschilderungssystems

Rastede

Residenzort Rastede erleben – Belebung des Urban DesignFörderung: 58 000 €

Die Maßnahmen zielten darauf ab, das Ortszentrum zum Erlebnis-raum „Residenzort Rastede“ zu entwickeln. Ein attraktives UrbanDesign sollte Gäste, Besucher und Bürger auf das Quartier neugie-rig machen. Inhaltliche Klammer bildeten die Zeugnisse der Ge-schichte: das Schloss und der gestaltete Schlosspark, das Palaisen-semble und die im Jahr 1059 erstmals erwähnte St.-Ulrichs-Kirche. Für das Ortszentrum wurde eine einheitliche konzeptionelle Linie entwickelt, um als Ganzheit wahrgenommen zu werden. Die Akteure gestalteten darüber hinaus Erlebnisräume für Bürgerinnen und Bürger, Besucher und Touristen.

Maßnahmen:• Schaffung von Sitzmöglichkeiten• Erneuerung und Ergänzung einer historischen Zaunanlage• Beauftragung eines Beleuchtungskonzeptes• Ersatz des Straßenbegleitgrüns• Installierung von Fahrradabstellmöglichkeiten• Ersatz aller Mülleimer• Durchführung von Hauswandsanierungen und Außenwerbungs-

gestaltung

Stadthagen

Quartiersinitiative NordstadtFörderung: 74 000 €

Das Hauptziel des Zusammenschlusses privater Akteure des Quar-tiers, der Stadt sowie weiterer Multiplikatoren bestand darin, durch verschiedene Maßnahmen die Attraktivität des Viertels als Arbeits-,Wohn- und Erlebnisstandort zu steigern und das Image des Quartierszu verbessern. Im Mittelpunkt stehen Projekte aus den Bereichen immobilienbezogene Impulsinvestitionen, städtebauliche Maßnahmen,quartiersbezogene Profi lentwicklung und der Aufbau einer nach-haltig arbeitsfähigen Organisationsstruktur. Die Beteiligten sind sich einig, dass die QiN-Initiative nur der Beginn für einen längerfristig angelegten Entwicklungsprozess sein kann.

Maßnahmen:• Vorbereitung der Gründung des „Bündnis Nordstadt Stadthagen“

als eingetragener, nicht gemeinnütziger Verein• Entwicklung des Konzeptes der sog. „Nordstadterklärung“ im

Kontext des angestrebten Flächenpoolings in der Niedernstraße sowie des Projektes zur Attraktivitätssteigerung des Hunde-marktareals

• Aktivitäten zur Flächenvermarktung und -zusammenlegungen• Angebot für ein „Lichtkonzept“• Schaffung einer eigenen Internetpräsenz• Entwicklung einer Wort-Bildmarke für das „Bündnis Nordstadt

Stadthagen“• Mehrteilige Imagekampagne• Durchführung von Veranstaltungen• Die Vereinsgründung ist mit Eintrag in das Vereinsregister zum

Ende des Förderzeitraums erfolgt

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Steinfeld

Steinfelder Miteinander – MittendrinFörderung: 30 000 €

Die Quartiersinitiative stand vor der Herausforderung, das weitere Ausbluten des Ortskerns zu beenden. Dazu sollten einerseits die Aufenthaltsqualität im Quartier verbessert und andererseits die vor-handenen Kräfte innerhalb des Quartiers – Geschäftsbetreiber, Grundstückseigentümer und Bewohner – zu einer Standortgemein-schaft gebündelt werden. Die Quartiersinitiative setzte dabei zum einen auf die Professionalisierung und Neuorganisation bereits bestehender Aktionen und Veranstaltungen im Bereich der „Großen Straße“ und andererseits auf die Schaffung punktueller Investitions-maßnahmen.

Maßnahmen:• Einrichtung eines Arbeitskreises• Gestaltung von Aktionen wie Pfl anzaktion „Steinfeld blüht auf“• Ausbildung von Jugendgästeführern• Einrichtung eines Jugendcafés• Einrichtung eines Wanderweges• Realisierung eines Erlebnisspielplatzes• Anschaffung neuer Sitzbänke• Immobilienpool, Internet, Marketing (u. a. Flyer, Plakat- und Auf-

kleberaktion) zur Verbesserung des Bekanntheitsgrades

QiN 2009: Wettbewerb, Siegerprojekte, Hand-lungsschwerpunkte

Im Jahr 2009 wählte die Jury 13 Projekte für die Modellförderung „Belebung der Innenstädte“ aus. Sie wurden von Juli 2009 bis Ende 2010 durchgeführt. Im Einzelnen waren das:

Bleckede

Quartiersentwicklung Breite Straße / Hafen / ElbschlossFörderung: 80 000 €

Das Quartier war vor allem durch eine kleinteilige Mischung von Wohnen, Handel und Dienstleistungen geprägt. Das wichtigste Ziel der Quartiersinitiative für die Innenstadt Bleckede war die Belebungund Stärkung des zentralen Bereichs durch eine verbesserte Heran-führung von Touristen und Bewohnern aus dem Umland an die Alt-stadt sowie eine interessante Angebotserweiterung mit Magnet-wirkung.

Maßnahmen:• Städtebauliche Gestaltung einer fußläufi gen Verbindung vom

Hafen über den Deich in die Innenstadt: Hervorhebung des Weges durch rote Gehwegsteine, Neugestaltung der Treppe über den Deich, Umgestaltung des Platzes um den Fahnenmast mit Installation einer Hinweis-Stele und Anlegung von Blumenbeeten

• Schaffung einer Wegegestaltung mittels eines neuen, einheitliche-ren und übersichtlicheren Besucherleit- und Informationssystems

• Belebung und Stärkung des zentralen Bereichs durch Erhöhung der Aufenthaltsqualität sowie Angebots- und Leerstandsmanage-ment: Problemanalyse, Einzelgespräche mit Immobilieneigentü-mern, Organisation von Um- und Zwischennutzungen, Bürgerbe-fragung „Branchenmix“, Presseberichterstattung, Pfl ege der Quartiersbepfl anzung und Aufstellen von Bänken

Bohmte-Hunteburg

Platz da! Wir sind HunteburgFörderung: 34 500 €

Aufgrund des zwar attraktiven, allerdings verstreuten Besatzes mit Geschäften und Dienstleistungen, war kein eindeutig städtebaulich-funktional abgrenzbares Zentrum in Hunteburg – mit knapp 4 000 Einwohnern neben Bohmte bedeutende Ortschaft in der Gemeinde Bohmte – mehr erkennbar. Die Quartiersinitiative verfolgte daher vor allem die Ziele, Aufenthaltsqualität und Wahrnehmbarkeit des Ortskernes zu verbessern, den Besatz im Ortskern langfristig zu sta-bilisieren, die zentralen Plätze gestalterisch aufzuwerten und private Akteure zu aktivieren.

Maßnahmen:• Planerwerkstätten zur Ortskernentwicklung, Bewohnerbefragungen• Aktivitäten zur Besatzstärkung, u. a. Realisierung eines Nahver-

sorgungszentrums (NVZ) auf dem Grundstück eines abgängigen Blumenhauses

• Steigerung der Aufenthaltsqualität durch verbesserte Gestaltung zentraler Kreuzungen / Plätze

• Reduzierung der Geschwindigkeit des Durchgangsverkehrs

Braunschweig

Das Friedrich-Wilhelm-Viertel – ein Quartier auf dem Weg zum KultimageFörderung: 37 600 €

Das Projektgebiet war lange Zeit geprägt durch den an der südlichenBegrenzung befi ndlichen Bahnhof. Dieser belebte bis zu seiner Ver-lagerung zu Beginn der 60er Jahre den Bereich und führte zu einemüberwiegend attraktiven gewerblichen Besatz. In einem Versuch, diesen Bereich wieder aufzuwerten, verkehrsberuhigte die Stadt die Friedrich-Wilhelm-Straße in den 90er Jahren als Fußgängerzone, was den Attraktivitätsverlust des Quartiers massiv forcierte. Das an-gestrebte Ziel der Interessengemeinschaft Friedrich-Wilhelm-Viertel e.V. ist, die Entwicklung des Friedrich-Wilhelm-Viertels zu einem lebendigen Kultviertel kontinuierlich voranzutreiben. Dabei ist die Etablierung einer Gesamtmarke für das Quartier ein übergeordnetesZiel. Gemeinsam soll auf die stadtplanerische Gestaltung Einfl uss genommen und in diesem Bereich die Entwicklung forciert werden. Ein weiterer Bereich ist die wirtschaftliche Entwicklung des Viertels. Ziele der Maßnahmen sind dabei die Verhinderung von gewerblichenund privaten Immobilienleerständen, die erfolgreiche Neuvermietung,sowie ein höherer Publikumsverkehr.

Maßnahmen:• Immobilienbezogene Maßnahmen: u. a. Aufbau einer Zwischen-

nutzungsagentur• Städtebauliche Maßnahmen: u. a. Umgestaltung der Wegeverbin-

dung Leopoldstraße-Wallstraße• Quartierbezogene Maßnahmen: u. a. Aufbau eines Kultur- und

Gesundheitsforums

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Buxtehude

Standortinitiative BahnhofstraßeFörderung: 20 880 €

Die Buxtehuder Bahnhofstraße – geprägt von teilweise recht neuen,teilweise bereits in den siebziger Jahren entstandenen Büro- und Geschäftshäusern – verbindet den Bahnhof mit dem historischen Stadtkern. Die Quartiersinitiative hatte das Ziel, das Projektgebiet mittels des bekannten Buxtehuder Märchens vom Hasen und Igel interessant und abwechslungsreich zu präsentieren.

Maßnahmen:• Neugestaltung der Grünstreifen (8 000 neue Pfl anzen)• Fertigstellung des Buxtehuder BULLEvard (walk of fame), auf dem

die Preisträger des „Buxtehuder Bullen“ – einer der renommier-testen deutschen Literaturpreise – gewürdigt werden

• Schaffung von gepfl asterten „Entsorgungsinseln“ für Mülltonnen und Container

• Schaffung von zwei neuen Behindertenparkplätzen• Aktionen: Frühjahrsputz der Bahnhofstraße, Aufstellung von

einheitlichen Blumenkübeln, ausführliche Kundenbefragung, Aktionstag „Oktoberfest“, Rosen zum Valentinstag etc.

• Öffentlichkeitsarbeit: Quartiers-Logo, Presseberichte

Anfang 2010 wurde die „Standortinitiative Bahnhofstraße“ ge-gründet.

Delmenhorst

Licht plus GestaltungFörderung: 48 000 €

Im Fokus des Projektes stand, den öffentlichen Raum im Quartier „Östliche Innenstadt Delmenhorst“ mit dem Thema „Licht und Ge-staltung“ für Kunden und Anwohner attraktiver zu gestalten. Dabei wurden die baulichen Qualitäten des Quartiers (historische Bausubstanz, Skulpturen, Straßenräume) durch attraktive Beleuch-tung in den Fokus gerückt. Die Erfolge der QiN-Förderung in der Langen Straße im Jahr 2007 führten zur Quartiersbildung „Östliche Innenstadt Delmenhorst“.

Maßnahmen:• Auswahl von Objekten auf der Grundlage des Beleuchtungskon-

zeptes für Gebäude und straßenraumprägende Elemente wie Skulpturen und Straßenbäume

• Öffentliche Veranstaltung zum Thema „Schaufenster- und Laden-beleuchtung“, Besichtigung der Lichtakademie in Eindhoven (Niederlande)

• Ideensammlung zur Gestaltung des Quartiers: z. B. Farbe, Image Dekoration, Pfl anzen

• Neugestaltung des „Schweinemarktes“: Vorbereitung der Abstim-mung der Vorschläge aus der Ideensammlung mit der Stadtver-waltung, Interessenabfrage bei den Anliegern

Ganderkesee

Barrieren überwindenFörderung: 16 000 €

Die Projektidee in Ganderkesee zielte darauf ab, in zweierlei HinsichtBarrieren zu überwinden: Zum einen ging es darum, das Quartier, das unmittelbar südlich an den Ortskern grenzt, stärker in den Orts-kern zu integrieren und die durch die Verkehrsführung gesetzten Barrieren durch gestalterische Ansätze zu überwinden. Zum anderenwurde eine stärkere Integration der Senioren als Bewohner, aber auch als Konsumenten erreicht.

Maßnahmen:• Anbindung des Quartiers an den Ortskern: Einkaufs- und Service-

wegweiser, Schmückung von Blumenampeln und Vordächern mit Geranien, Sitzskulptur im Kreuzungsbereich, Überlegungen zur Neugestaltung des Kirchvorplatzes etc.

• Integration der älteren Bevölkerung: Schaffung von Sitzgelegen-heiten, Grünfl ächengestaltung, Schautafeln mit historischen Hinweisen

• Steigerung der Aufenthaltsqualität: Hundekottütenspender, zu-sätzliche Mülleimer, Grünfl ächengestaltung

Hannover

Neugestaltung Luisenstraße – Ein Projekt mit gesamtwirtschaftlichemEngagementFörderung: 110 000 €

Die Luisenstraße ist Teil der Geschäftslage der Innenstadt von Han-nover und befi ndet sich in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof. Die Projektidee bestand in einer nachhaltigen Aufwertung der Luisen-straße zur Stärkung der Attraktivität im Quartier, zur Verbesserung der Gesamtsituation im Projektgebiet und zur Weiterentwicklung des bereits existierenden Zusammenschlusses der Eigentümer und Einzelhändler in der IG Luisenstraße.

Maßnahmen:• Durchführung einer umfangreichen Straßenbaumaßnahme:

Neuer Straßenbelag, Veränderung der Fahrbahnbreite, Umgestal-tung der Parkplätze etc.

• Installierung einer einheitlichen Straßenlaternenbeleuchtung• Aufstellen großer Pfl anzenkübel beidseitig der Fahrbahn• Aufstellen neuer Fahrradständer, Abfallbehälter• Reduzierung der Hinweisschilder, Verkehrszeichen, Poller etc. auf

ein Minimum

Holzminden

Holzminden macht Sinn – (ER)-Lebensraum InnenstadtFörderung: 32 000 €

Holzminden hat sich 2007, 2008 und 2009 erfolgreich am QiN-Wett-bewerb beteiligt. Ziel des Projektes 2007 war es, dem Abwärtstrendder Innenstadt in den Bereichen Flächenmanagement, Handel, Woh-nen und Sicherheit entgegenzusteuern.2008 stand für den Arbeitskreis der Uferbereich der Weser im Fokusihrer Aktivität. Im Jahr 2009 wurden die QiN-Quartiere aus den Jah-ren 2007 und 2008 inhaltlich miteinander verknüpft.

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Im Zuge von QiN 2009 war es Ziel, das Leben und Wohnen im Quar-tier Innenstadt nachhaltig zu verbessern. Dazu hatte der Arbeitskreis „Holzminden macht’s“ vier Ziele defi niert: Neben einer Befragung aller Eigentümer, der Etablierung eines Quartiersbüros und einiger Leuchtturmprojekte sollten Erleichterungen im Alltag für die Bewoh-ner erreicht werden.

Maßnahmen:• Einstellung eines Quartiersmanagers• Eigentümerbefragung und Auswertung der Ergebnisse• Attraktives Wohnen in der Innenstadt unter dem Thema: Über den

Dächern von Holzminden – barrierearmes Wohnen in den oberen Etagen eines Kaufhauses

• Aufbau einer Quartiersdatenbank

Neuenkirchen

Neuenkirchen bleibt in BewegungFörderung: 30 000 €

Das Ortszentrum von Neuenkirchen ist aufgrund der langen Erstreck-ung des Einzelhandels durch die Ortslage funktional unzureichend ausgeprägt. Ziel war die Schaffung von mehr Lebendigkeit im Orts-zentrum durch „gemeinsame Bewegung“ von „Kopf und Fuß“, umQualitäten und Alleinstellungsmerkmale des Ortszentrums zu betonen.

Maßnahmen:• Besatzmanagement• Gestaltung, Aufenthaltsqualität, Erreichbarkeit: u. a. verbesserte

Beleuchtung, schönere Schriftzüge an den Gebäuden, Hinweis-schilder, Pfl asterung, Platzgestaltung, Aufstellen von Stelen, Werbe-pylonen, Außengastronomie im öffentlichen Raum, Fassaden- und Schaufenstergestaltung, barrierefreie Zugänge, vereinheitlichteBepfl anzung und Stadtmobiliar

• Ortsmarketing und Kommunikation: u. a. Befragung zur Kunden-zufriedenheit

Nienburg

1 000 Jahre Leinstraße Nienburg – und weiter geht’s!Förderung: 40 000 €

Projekt- und Leitidee der Nienburger Quartiersinitiative war, die Qua-lität im Wohn-, Konsum- und Freizeitangebot im Quartier zu stärkenund auszubauen, um damit nach innen und außen eine Identitätdes Straßenzuges Leinstraße zu schaffen. Zugleich sollte das Quar-tier in funktionaler und gestalterischer Hinsicht dem über die Stadt-sanierung erreichtem Niveau der restlichen Altstadt angeglichen werden.

Maßnahmen:• Illuminierung von ausgewählten Fassaden• Einbindung von transparenten Überdachungen zur Verbesserung

der Aufenthaltsqualität• Gestalterische Verknüpfung der Querstraßen mit der Leinstraße

durch Aufpfl asterungen und Akzentuierung des südlichen Zu-gangs zur Leinstraße

• Schaffung eines „Nienburg-Treffs“

Nordenham

Nordenham – Innenstadt gemeinsam entwickeln!Förderung: 74 000 €

Die Akteure vor Ort wollten den mit der QiN-Initiative 2008 einge-schlagenen Weg zur Strukturverbesserung und Weiterentwicklung der Nordenhamer Innenstadt gemeinsam konsequent fortführen. Eine wichtige Grundlage hierfür war die Vertiefung der Zusammen-arbeit in der Projektgruppe, die alle relevanten innerstädtischen Ak-teure repräsentiert. Ziel war eine sich selbst tragende Organisation der Verantwortlichkeiten für die Innenstadt und eine Verstetigung des Entwicklungsprozesses.

Maßnahmen:• Veränderung der Kleinstruktur der Ladenfl ächen in der Innenstadt• Rückbau, Um- und Ausbau der Ladenlokale im Erdgeschoss eines

Wohn- und Geschäftshauses• Inventarisierungskatalog für die Fußgängerzone mit einer Auf-

listung der vorhandenen Bänke, Beete, Abfalleimer, Beton-Poller (Möblierung), Entfernung als überfl üssig erachtete Poller, Beete und weiterer Möblierungen

• Installation hochwertiger Informations-Stelen auf dem Bahnhofs-vorplatz und auf dem Marktplatz

• Umbau Peterlee-Platz zum nutzbaren Veranstaltungs- und Treff-punkt

Ostercappeln-Venne

Venne – im Kern gesundFörderung: 34 600 €

Das Zentrum der Ortschaft Venne ist von historischer Bausubstanz geprägt, besonders die Kirche, die Mühle, das Dorfgemeinschafts-haus und ein Gasthaus sind Gebäude mit einer über 400-jährigen Geschichte. Ziel war, die Ortskernentwicklung Venne als aktive Auf-gabe zu begreifen, um bei derzeit noch guter Entwicklung auf den Strukturwandel im Einzelhandel und die demografi sche Entwicklungvorbereitet zu sein. Dies sollte als gemeinsame Aufgabe der Ge-schäftsleute, der Grundeigentümer, der Gemeinde, aber auch der Bürger als Kunden umgesetzt werden.

Maßnahmen:• Stärkung des Geschäftsbesatzes und Flächenmobilisierung:

Besatzcheck, Standortfl yer, Ansprache potenzieller Betreiber• Städtebau, Gestaltung, Aufenthaltsqualität: z. B. Erhalt, Erneue-

rung und Ergänzung historischer Bruchsteinmauern, Neupfl aste-rung und -gestaltung von Bürgersteigen, Fußwegen, Einfahrten und Vorplätzen, Beleuchtung ortsbildprägender Gebäude und Fassaden, Bau einer (Behinderten-)Rampe, Bepfl anzung, Fassa-densanierung, Workshop zur Sammlung von Ideen für gestalteri-sche und geschwindigkeitsreduzierende Maßnahmen entlang der B 218

• Kommunikationsstrategie / CI: Aufstellung von Schildern mit Nennung der Geschäfte

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Stadthagen

Vom Hundemarkt zum Zukunftsraum – Visionen für die NordstadtFörderung: 20 000 €

Das Hundemarktareal bildet das Zentrum des Nordstadtquartiers undbeherbergt ober- und unterirdisch das größte zusammenhängendeParkplatzareal im Altstadtbereich. Obgleich der Platz über eine Reihevon Wegeverbindungen mit den 1a-Lagen der Fußgängerzone sowiedem öffentlichen Raum des Projektgebietes verbunden ist (Verknüpf-ungsfunktion), wird dieses gute Potenzial zum heutigen Zeitpunkt jedoch nicht wirksam. Die positive Parkplatzfunktion wird dadurch beeinträchtigt, dass das Areal keine zeitgemäße Aufenthaltsqualität ausstrahlt. Die Nutzung des oberirdischen Areals beschränkt sich weit-gehend auf die Parkplatzfunktion. Laufwege in die nördliche Altstadtwerden als unattraktiv wahrgenommen. Gestaltungsdefi zite des öf-fentlichen wie des privaten Raums sowie der Gesamtcharakter des Platzes führen dazu, dass sich Innenstadtbesucher weg von der Nord-stadt bewegen. Der allgemeine Gesamteindruck überdeckt, dass esim Umfeld des Hundemarktes viele interessante Ecken und Geschäftezu entdecken gibt.Das Projektziel besteht darin, unter Einbezug öffentlicher wie privaterBeteiligter, sowie unter Hinzuziehen externer Fachexperten, die grund-sätzliche Funktion des Platzes zu überdenken und neu zu defi nieren,um eine nachhaltige Entwicklung für die nördliche Altstadt und die gesamte Innenstadt anzustoßen.

Maßnahmen:• Intensive Analysephase zur Ausgangslage durch Akteure der Stadt-

verwaltung, des Bündnis Nordstadt Stadthagen e. V., ausgewählte Eigentümervertreter sowie externe Experten.

• Immobilienbesitzer und Anlieger des Hundemarktes formulieren ihre Erwartungen, Ideen und Vorstellungen für ihr unmittelbares räumliches Umfeld.

• Stadthäger Bürgerinnen und Bürger bringen ihre Erwartungen, Ideen und Vorstellungen für diesen zentralen Stadtraum ein.

• Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen werden durch dasProjektteam externe Experten und Fachleute der Verwaltung damitbeauftragt, die zuvor geäußerten Ansätze der Eigentümer und Bürger auf ihre Sinnhaftigkeit und Realisierbarkeit zu prüfen und in einem Werkstattprozess Szenarien für die Attraktivierung des Hundemarktes zu erarbeiten.

• Aufbauend auf den Ergebnissen fi ndet eine weitergehende politi-sche Beratung der Entwicklungsansätze statt, und es wird mit der schrittweisen Umsetzung von Maßnahmen begonnen.

QiN 2010: Wettbewerb, Siegerprojekte, Hand-lungsschwerpunkte

Im Juni 2010 wählte die Jury 20 Projekte für die Modellförderung „Belebung der Innenstädte“ aus. Sie befi nden sich seit Mitte August2010 in der Durchführung. Im Einzelnen sind das:

Ankum

Aktiv für Ankum!Förderung: 39 302 €

Die Projektidee in Ankum im Jahr 2010 verknüpft die eher internzwischen Werbegemeinschaft, Gemeinde und einzelnen Eigentü-mern laufenden Aktivitäten des Besatzmanagements und der Suche

nach Folgenutzungen mit den stärker nach „außen“ gegenüber denGewerbetreibenden und Kunden ausgerichteten Marketing-Aktivi-täten. Die zentrale Botschaft lautete: „Wir wollen besser bleiben“.

Maßnahmen:• Entwicklung eines Standort-Flyers• Errichtung eines Schmunzelpfades• Modernisierung bzw. Umgestaltung von Gebäuden und Laden-

fl ächen

Bad Bederkesa

Bad Bederkesa – Wir machen unseren Ortskern fi t für die Zukunft!Förderung: 48 577 €

Getreu dem Motto „Einer für alle und alle für Bederkesa“ ist das Ziel, die hier vorhandenen Qualitäten und Potenziale zu nutzen, um den Ortskern samt Gewerbe und Handel nachhaltig zu stärken und so die Lebendigkeit des Ortskerns zu erhalten, den Fremdenverkehr und das touristische Ausgabepotenzial zu fördern sowie die Versor-gung der Bevölkerung, auch in der Region, sicherzustellen.

Maßnahmen:• Entwicklung und Umsetzung eines umfassenden Leitsystems• Entwicklung und Umsetzung eines Lichtkonzeptes, Illumination

von wertvollen, historischen Fassaden• Entwicklung einer neuen Dachmarke sowie eines einheitlichen

Corporate Design• Einrichtung eines qualifi zierten Quartiersmanagements

Bardowick

Jetzt oder nie: Pieperstraße und Große Straße stellen sich auf und werden aktiv!Förderung: 34 340 €

Unter dem Leitspruch „Jetzt oder nie: Pieperstraße und Große Straßestellen sich auf und werden aktiv!“ gilt es, gemeinsam Handlungs-ansätze für die zukünftige Versorgungseinheit zu defi nieren, aus-zugestalten und erste Umsetzungen zu präsentieren. Dabei geht es vor allem um die Anbindung eines zukünftigen Einkaufszentrums, die Positionierung der Quartiersinitiative „Große Straße / Pieper-straße“ und die Optimierung der Funktion und Gestaltung des Quartiers.

Maßnahmen:• Bauliche Anbindung des zukünftigen Lebensmittelmarktes an die

Pieperstraße / Große Straße• Durchführung von Möblierungs- und Verschönerungsmaßnah-

men (Bänke, Fahrradständer, Abfallbehälter)• Gemeinsame Aufräumaktion, einheitliche Bepfl anzung, Schaf-

fung von Kundenparkplätzen durch Kommunikation via Parkfl yer• Erarbeitung einer einheitlichen Beschilderung

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Bohmte

Raum für MehrFörderung: 40 160 €

Unter „Raum für Mehr“ stehen verschiedene Ansätze, die neue Al-leinstellungsmerkmale für Bohmte darstellen sollen: Raum für mehr Beleuchtung, Raum für mehr Grün, Raum für mehr Aufenthalts-qualität usw. Der Projektanspruch ist dabei, durch die Profi lierung der fünf Teil-Quartiere auch die stärkere Kooperation der Geschäfts-leute und Grundeigentümer innerhalb der Cluster zu erreichen.

Maßnahmen:• Moderierte Planerwerkstätten zur Entwicklung und Stärkung der

Ortschaft

• Aufbau eines fortlaufenden Besatzmanagements zur Vermeidung von Leerständen

• Stärkung und Gestaltung der Teil-Quartiere durch gemeinsame Maßnahmen bei Pfl anzgestaltungen, Werbung, Beschilderung oder Beleuchtungskonzepten sowie durch ergänzende Maßnah-men bei einzelnen Fachgeschäften

Emden

QiN – Ein Gewinn für das Faldern-QuartierFörderung: 28 000 €

Ziel des Emder Projektes 2010 ist, das Projektgebiet „Falderntor“ zueinem eigenständigen, zusammengehörenden Quartier zu entwickeln,das an Bekanntheit gewinnt und sich in der öffentlichen Wahrneh-mung neu präsentiert. Es gilt, die Stärken des Quartiers herauszu-arbeiten und gezielte, schnell umsetzbare Maßnahmen zu erarbei-ten und umzusetzen.

Maßnahmen:• Marketingmaßnahmen: Gestaltung einer Wort-Bild-Marke, monat-

liche Anzeigenseite in der örtlichen Tagespresse• Vernetzung: Entwicklung eines „Rundgangs“, z. B. durch gestalte-

rische Maßnahmen• Nachhaltigkeit: Gründung eines Vereins, Informationsveranstal-

tungen, Aufstellung eines auf fünf Jahre angelegten Maßnah-menplans

Emsbüren

Markt / In der Maate: Vom Hinterhof zur OrtsmitteFörderung: 110 000 €

Der Bereich Markt / In der Maate spielt eine große Rolle für die nach-haltige Stärkung des Einzelhandels im Ortskern von Emsbüren. Es bildet den zentralen Gelenkpunkt zwischen den großen Lebensmit-telläden und dem historischen Ortskern. Ziel ist, diese Verbindungs-funktion zu verbessern, um einen attraktiven Einkaufsrundgang als„Flanierzone“ durch die unterschiedlichen Abschnitte und Bummelnim historischen Ortskern zu ermöglichen.

Maßnahmen:• Gestaltung Marktplatz: Einrichtung eines attraktiven Platzes mit

Verweil- und Spielmöglichkeiten sowie Außengastronomiefl ächen

• Fußwegeverbindungen schaffen bzw. aufwerten durch Licht-, Gestaltungs- und Sicherungsmaßnahmen

• Aufwertung Innenhof „In der Maate“: Abstimmung der Park-platz-Oberfl ächen auf die neuen Fußwegeoberfl ächen, neue Struktur bei der Begrünung

• Optimierung der Parkplatzzufahrt Richthofstraße: Bau einer wei-teren Zufahrt in Richtung Volksbank

Göttingen

Beleben durch VerbindenFörderung: 12 000 €

Ziel des Göttinger Konzepts ist es, Lösungen aufzeigen, wie das Quar-tier belebt – das heißt auch: für junge Menschen attraktiver gemachtwerden – und eine höhere Durchlässigkeit zwischen dem Wochen-marktplatz und den umgebenden Straßen geschaffen werden kann.Für das Quartier wurde ein Entwicklungskonzept erstellt, aus dem sich folgende kurzfristige Maßnahmen ableiten:

Maßnahmen:• Akzentuierung von Gebäuden durch punktuelle Beleuchtung,

z. B. St. Michaelskirche• Punktuelle Begrünung an ausgewählten Punkten, z. B. Fassaden,

temporäre und dauerhafte Bepfl anzung• Neugestaltung des Durchgangs Kurze Straße / Wochenmarkt

Helmstedt

Herzstück NeumärkerFörderung: 24 000 €

Der Neumärker Straße kommt eine starke Schrittmacherfunktion fürHelmstedts Innenstadt zu. Der Projekttitel „Herzstück Neumärker“ sollte als Schlagwort auch die Bedeutung der Fußgängerzone aus-drücken: Kraftvoller Puls des Lebens, zentraler Teil des gesamten Stadt-gebietes, herzliches Ambiente, persönliches Miteinander.

Maßnahmen:• Aufbau und Pfl ege einer unverwechselbaren Identität durch Be-

zug auf das historische Potenzial• Durchführung eines Wettbewerbs „Herzstück Neumärker“ für die

Markenbildung sowie für die Gestaltung der zentralen Fußgän-gerzone mit Sitzobjekten, Spielgeräten, Fahrradständern usw.

Hildesheim

charmant & kompetent – WegweisendFörderung: 30 000 €

Dem Projekt ging es vor allem um die Stärkung des besonderen Pro-fi ls des Quartiers „Scheelen- und Osterstraße“ durch ein wegweisen-des Leitbild, ein Gestaltungskonzept und dessen Teilrealisierung. Dabei wird die erfolgreiche Quartiersgründung fortgeschrieben, dieQuartiersidentität weiterentwickelt sowie eine prozesshafte Entwick-lung durch kurz-, mittel- und langfristig umsetzbare Gestaltungs-bausteine gefördert.

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Maßnahmen:• Beteiligung von Anliegern und Interessenvertretern des Quartiers

im Rahmen einer Kick-off-Veranstaltung und zwei Workshops• Öffentlichkeitswirksame Maßnahmen (z. B. Quartierslogo als

Schaufensterkleber) und kontinuierliche Informierung der Anlie-ger zum Projekt via Homepage, Infofl yern und Infoplakaten

• Formulierung eines Entwicklungsleitbildes und Gestaltungsleitli-nien sowie Recherchen zur Historie, zu Strukturdaten, Zukunfts-trends etc.

• Entwurf eines Gestaltungskonzeptes mit kurz-, mittel- und lang-fristig umsetzbaren Bausteinen u. a. strukturelle und program-matische Nachverdichtungsmaßnahmen, Gestaltungsmittel zur Zonierung des Straßenraums (u. a. Radwegmarkierung, Blinden-leitlinie, Bepfl anzung), Beleuchtungskonzept, Umgestaltung des Quartiersplatzes „An der Lilie“, „Spielinseln“

• Abstimmung und Detaillierung des Verkehrskonzeptes

Teil-Realisierungsmaßnahmen:1. Aufräumen des Straßenraums: Entfernung von ca. 170 Wasch-

betonpollern2. Aufstellen von Fahrradbügeln im Quartiersdesign: Verdoppe-

lung der Anzahl der bestehenden Abstellmöglichkeiten3. Reinigen der vorhandenen Pfl anzkübel4. Anbringen von Sitzaufl agen im Quartiersdesign

Leer

Büntingplatz als erster Impulsgeber – die Leeraner Altstadt startet durchFörderung: 110 000 €

Das Projekt und die damit einhergehenden Vorschläge zur Maßnah-menumsetzung innerhalb von QiN lassen sich in die strategischen Gesamtüberlegungen der Stadt Leer einordnen. Im Rahmen dieses Planungsinstruments und der aktuellen städtebaulichen Situation inLeer ist die Fußgängerzone als wichtige innerstädtische Achse zu ver-stehen. Dabei wurden auch Maßnahmen in den 1b-Lagen und be-sonders im Bereich Brunnenstraße und Altstadt vorangetrieben.

Maßnahmen:• Städtebauliche Maßnahmen u. a. zur Schaffung verbindender

Elemente zwischen Fußgängerzone und Altstadt• Erstellung eines Parkraumkonzeptes

Nienburg

1 000 Jahre Leinstraße – und weiter geht‘sFörderung: 32 000 €

Auch 2010 ging es in Nienburg um die Sicherung und Entwicklung der Leinstraße und des angrenzenden Umfeldes in funktionaler undgestalterischer Hinsicht als einem wichtigen Wohn-, Dienstleistungs-und Kulturbereich für die Stadt Nienburg. Der Projektanspruch be-zog sich in erster Hinsicht auf den Ausbau eines nachhaltigen Netz-werkes von Aktionsgruppen und Betroffenen und auf eine stärkere Motivation zum gemeinsamen Handeln.

Maßnahmen:Maßnahmen zur Beseitigung des Leerstandes, so wurde / wird• in ein ehemaliges Textilkaufhaus ein Museum integriert• eine ebenerdige Einzelhandelsfl äche in zwei alten- und behinder-

tengerechte Wohnungen umgenutzt• in einem Haus an städtebaulich wichtiger Stelle ein Gastronomie-

Angebot geplant

Nordenham

WeserWasserLichtFörderung: 61 200 €

Das Projekt sollte die tatsächlich vorhandene, jedoch nicht wahrnehm-bare Nähe der Fußgängerzone und des umgebenden Terrains zur Weser erlebbar machen. Der Anspruch, damit die Aufenthaltsquali-tät insbesondere der Fußgängerzone zu steigern, baute auf demQiN-Projekt des Vorjahres auf. Die in diesem Zuge erreichte Endmö-blierung des Bereiches war die Grundlage für die geplante Durch-strukturierung, die auf einen nachhaltigen und langfristigen Bestandsetzte.

Maßnahmen:• Beseitigung der Kleinstruktur der Ladenfl ächen• Fassaden-und Ladenfrontgestaltung• Fortführung der Nutzungsumgestaltung des Peterlee-Platzes• „Entrümpelung“ der Innenstadt und Installation von neuen Auf-

enthaltsinseln, Spielstationen und Beleuchtungsanlagen

Osnabrück

Quartiersmanagement Heger-Tor-ViertelFörderung: 15 000 €

Um dem Heger-Tor-Viertel langfristig zu neuem Glanz zu verhelfen, ist eine grundlegende Stadtteilentwicklung nötig. Diese erschien zu Projektbeginn nicht allein mit Mitteln und Kräften aus dem Viertel realisierbar. Eine Unterstützung von außen war zwingend erforder-lich. Um im Heger-Tor-Viertel tatsächlich eine positive Entwicklung initiieren zu können, musste das Viertel zunächst auf eine solide und breit gefächerte Basis gestellt werden.

Maßnahmen (Vorstadium):• Moderation Aufbau Quartiersgemeinschaft und Überleitung in

Langfristprojekt• Entwurf einer CD für die Quartiersgemeinschaft inklusive Anwen-

dung auf Beschilderung etc.• Einrichtung und Pfl ege Internetauftritt• Kunstpfad Syrpriz (indoor)• Kunstpfad Surprise (outdoor)

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Ostercappeln

Starke Mitte – Lebenswertes ZentrumFörderung: 39 900 €

Projektidee war einerseits das spezifi sche Angebotsprofi l aktiv neu zu bewerben und zu ergänzen und andererseits neben gestalteri-schen Maßnahmen an den Geschäftshäusern und neuer Wegwei-sung für das Geschäftszentrum originelle Maßnahmen durchzu-führen, um auf die spezifi schen Qualitäten des Ortszentrums auf-merksam zu machen und diese als Alleinstellungsmerkmale in einem abgestimmten Konzept auszuspielen.

Maßnahmen:• Verbesserung der Erreichbarkeit, Sichtbarkeit, Wegweisung und

Werbung u. a. durch die Einführung einer Parkscheibenregelung und durch Rücknahmemaßnahmen

• Ergänzung des Einzelhandels- und Dienstleistungsbesatzes, im Vorfeld Kundenbefragung

• Steigerung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, u. a. durch die Einrichtung einer Boule-Bahn und eines Freiluftschach-bretts

• Der Kirchplatz als „Wohnzimmer Ostercappelns“ soll mit einem Markenzeichen („Rotes Sofa“) versehen werden, z. B. als kleines Modellsofa, als Transparent auf Hauswänden etc.

Salzgitter

Salzgitter-Bad: Wir geben der Altstadt die Würze!Förderung: 45 400 €

Schwerpunkt der Projektidee ist die nachhaltige Etablierung der Alt-stadt als funktionierender und attraktiver Handelsstandort. Währendin der Vergangenheit öffentliche und private Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur sowie in Gebäude gefl ossen waren (also in die „Hardware“), geht es im Rahmen von QiN vor allen Dingen um die „Software“, also eine wirtschaftliche Belebung der Altstadt.

Maßnahmen:• Bildung von Arbeitskreisen zu den Themen Immobilien und zu-

kunftsfähige Nutzungen, Marketing sowie der internen Vernetzung• Präsentation des Einzelhandels der Altstadt während der Veran-

staltung „Frühlingsrausch“• Erstellung eines Einkaufsführers sowie eines Standortexposés

Seevetal

Schulstraße im Gemeindeteil Maschen(Vorstadium) Förderung: 12 000 €

Ziel des Projektes ist vor allem, das „Aussterben“ des aktiven Lebensin der Ortsmitte des Gemeindeteils Maschen der Gemeinde Seevetalzu verhindern. Aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft zur Hanse-stadt Hamburg war für das Gemeindegebiet ein erheblicher Kauf-kraftabfl uss zu konstatieren, der die Existenz der Gewerbetreibendenzunehmend bedrohte.

Maßnahmen:• Gründung einer Quartiersgemeinschaft• Bestandsanalyse, Passanten- und Expertenbefragungen, Stärken-

und Schwächenanalyse• Entwicklung eines Maßnahmenplans, der Ziele, Projekte und Per-

spektiven für die zukünftige Quartiersentwicklung aufzeigt, es stehen vor allem die Straßenbefestigung, die Beleuchtung, die Schaffung von kleinen Begegnungsstätten, eine einheitliche Be-grünung und Gestaltung sowie die Optimierung des Branchen-mixes im Vordergrund

Springe Uns geht ein Licht auf! – Licht am Markt!Förderung: 34 400 €

Das Projekt verfolgt den Ansatz, durch optische Aufwertungen und Neuerungen den Marktplatz in Springe wieder zu einem lebendigenPlatz zu machen, der als Treffpunkt und Kommunikationsort funkti-oniert. Dazu soll eine Erhöhung der Verweildauer erreicht und dieIdentifi kation und Geschichte bzw. Tradition der Stadt Springe auf-gegriffen und lebendig gemacht werden.

Maßnahmen:• Umsetzung eines umfassenden Beleuchtungskonzeptes, mit dem

der Marktplatz mit den Fachwerkhäusern akzentuiert in Szene gesetzt wird

• Spielmodule, Minimierung der Verkehrsbeschilderung sowie Neu-gestaltung und Neuanordnung von Sitzgelegenheiten, Stromkäs-ten und Mülleimern, Initiierung eines Markttreffs und Anpfl an-zung von Blumenbeeten

Wittingen

Wittingen … warum in die Ferne schweifen, das Gute liegt so nah?(Vorstadium) Förderung: 18 000 €

Handlungsbedarf besteht im Quartier in vielen Bereichen: Trotz der vielfältigen Gebäude- und Stadtstrukturen und einer abwechslungs-reichen Architektur war die Attraktivität und Aufenthaltsqualität im Quartier gering. Auch wurde das Quartier mit seinen Qualitäten und Angeboten bisher nicht vermarktet. Im Rahmen eines Marketing-prozesses sollen Alleinstellungsmerkmale identifi ziert und ein neues Marketingkonzept mit einer neuen einheitlichen Dachmarke, mit dersich alle Bürger identifi zieren können, erarbeitet werden.

Maßnahmen:• Verkehrsführung / Beschilderung Innenstadt: Anbringen von

Schildern zur Ausschilderung Innenstadt / Ausweisung Parkplätze, Fachmarktzentrum

• Existenzgründer: Darstellung von Beratungsangeboten / Förder-möglichkeiten für Existenzgründer; Wiederbelegung von Leer-ständen

• Profi le / Zielgruppen: Erarbeitung eines Flyers

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Wolfenbüttel

Leben und Arbeiten zwischen Schlossplatz und Ziegenmarkt – ein Gestaltungsregelwerk für die Fußgängerzone(Vorstadium) Förderung: 19 170 €

Die Fußgängerzone Wolfenbüttel ist in die Jahre gekommen. Anläss-lich der notwendigen Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmenist eine grundlegende Neugestaltung „aus einem Guss“ geboten. Um dies zu gewährleisten, wird ein Gestaltungs-Regelwerk erstellt, das allen künftigen baulichen Maßnahmen zugrunde gelegt werden soll.

Maßnahmen:• Erarbeitung eines Gestaltungsleitfadens durch die partizipative

Einbindung von Eigentümern, Gewerbetreibenden und Bewohnern

Wolfsburg

Belebung durch Wandel – Kampstraße in Wolfsburg-FallerslebenFörderung: 37 600 €

Ziel in Wolfsburg-Fallersleben ist, die Kampstraße mit einer gleich-wertigen Einkaufsqualität wie die Kernstraßen der Ortsmitte von Fallersleben auszustatten. Im Fokus stehen dabei besonders die An-bindung an das historische Kerngebiet der Innenstadt von Fallers-leben, die Wiederbelebung der historischen Ost-/West-Achse als

Handels- und Geschäftsstraße und die Steigerung der Einkaufs-, Aufenthalts- und Wohnqualität.

Maßnahmen:• Illumination acht ausgewählter Gebäude• Begrünung des Straßenraumes• Licht und Werbebanner, historische Hausinschrifttafeln

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HerausgeberNiedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und IntegrationChristian Kuthe, Volker Preulwww.ms.niedersachsen.de

RedaktionChristoph Hochbahn, Jens ImordeImorde, Projekt- & Kulturberatung GmbHSchorlemerstr. 4, 48143 MünsterTel.: 0251-52093-0, Fax: 0251-52093-33E-Mail: [email protected]

Gestaltungranarex Kommunikationsdesign, Münster

DruckSchröerlücke, Ladbergen

BildnachweisSeiten 6 – 11: Imorde, Projekt- & Kulturberatung GmbH (7)

Seiten 12 – 17: Jutta Brüdern, Braunschweig; Prof. Dr. Franz Pesch (3); Pesch & Partner (5); Städtebau-Institut Universität Stuttgart (5)

Seite 52: Imorde, Projekt- & Kulturberatung GmbH

Seite 59: Alciro Theodoro da Silva

Seite 75: Interessengemeinschaft Luisenstraße e. V., Hannover

Die Rechte für Bild- und Kartenmaterial der Best-Practice-Beispiele liegen bei den jeweiligen Quartiersinitiativen bzw. Kommunen. Gleiches gilt für sechs der vierzehn Abbildungen auf dem Umschlag (Cuxhaven, Emsbüren, Fürstenau, Ganderkesee (2), Hannover). Weitere Abbildungen auf dem Umschlag: Imorde, Projekt- & Kultur-beratung GmbH (3), Christian Kuthe (5).

www.qin-niedersachsen.de

Hannover, Mai 2011Diese Broschüre darf, wie alle Broschüren der Landesregierung, nicht zur Wahlwerbung in Wahlkämpfen verwendet werden.

Impressum

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Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und IntegrationHinrich-Wilhelm-Kopf-Platz 230159 Hannover

0511 / 120-0www.ms.niedersachsen.deE-Mail [email protected]