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620 11, Bemerkung iiber die kritische Temperatur des Wassers umd des Quecksilbers; vom J. Trcczcbe umd C. l'eichner. Die kritische Temperatur des Wassers ist bisher nur nach indirekten Methoden bestimmt worden. Cailletet und Colardeau'), Battellia) und Chas T. Knipps) benutzten als Kriterium fur den Eintritt des kritischen Zustandes den Umstand, da8 bis zur kritischen Temperatur der Dampfdruclr von der GroBe der Fiillung unabhangig ist, oberhalb derselben sich aber mit der Fiillung wesentlich andert. Sie fanden die kritische Temperatur gleich 365,0, 364,3 bez. 359 O. Nad ej - dine4) liel3 ein mit Wasser gefulltes Stahlrohr in Form eines Wagebalkens auf einer Schneide aufruhen. Der Dichteausgleich bei der kritischen Temperatur wurde alsdann durch Horizontal- stellung des Rohres angezeigt. Indessen diese Methode und eine andere von Strauss6) angewandte sind wohl kaum zu- verlassig. Wir haben nun die kritische Temperatur des Wassers mittels (unter oberdruck) siedenden Quecksilbers direkt be- stimmt mit Hilfe eines von der Firma Dr. Siebert & Kiihn in Kassel moglichst luftfrei zu 1/3 mit destilliertem Wasser gefullten Quarzrohres. Der Meniskus verschwand bei 314O und erschien wieder bei derselben Temperatur. Das Rohr wurde zwar ein wenig angegriffen, indessen scheint obiges Resultat doch zuverlassig, da auch bei stundenlangem Erhitzen die kritische Temperatur sich nicht anderte. 1) L. Cailletet u. E. Colardeau, Compt. rend. 106. p. 1489. 1888. 2) A. Battelli, Mem. della R. Ace. di Torino (2) 41. 1890. 3) Chas T. Knipp, Phys. Rev. 11. p. 129. 1900; Ref. Zeitschr. 4) B. Nadejdine, Kiewer Univ.-Unters. 6. p. 32. 1885. 5) F. Strauss, Journ. d. russ. phys.-chem. Ges. 14. p. 510. 1882. f. phys. Chem. 40. p. 117. 1902.

Bemerkung über die kritische Temperatur des Wassers und des Quecksilbers

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Page 1: Bemerkung über die kritische Temperatur des Wassers und des Quecksilbers

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11 , Bemerkung iiber die kritische Temperatur des Wassers umd des Quecksilbers;

vom J. Trcczcbe umd C. l 'eichner.

Die kritische Temperatur des Wassers ist bisher nur nach indirekten Methoden bestimmt worden. Ca i l l e t e t und Colardeau ' ) , Ba t t e l l i a ) und Chas T. Knipps) benutzten als Kriterium fur den Eintritt des kritischen Zustandes den Umstand, da8 bis zur kritischen Temperatur der Dampfdruclr von der GroBe der Fiillung unabhangig ist, oberhalb derselben sich aber mit der Fiillung wesentlich andert. Sie fanden die kritische Temperatur gleich 365,0, 364,3 bez. 359 O. Nad e j - dine4) liel3 ein mit Wasser gefulltes Stahlrohr in Form eines Wagebalkens auf einer Schneide aufruhen. Der Dichteausgleich bei der kritischen Temperatur wurde alsdann durch Horizontal- stellung des Rohres angezeigt. Indessen diese Methode und eine andere von S t r auss6 ) angewandte sind wohl kaum zu- verlassig.

Wir haben nun die kritische Temperatur des Wassers mittels (unter oberdruck) siedenden Quecksilbers direkt be- stimmt mit Hilfe eines von der Firma Dr. S i e b e r t & Kiihn in Kassel moglichst luftfrei zu 1/3 mit destilliertem Wasser gefullten Quarzrohres.

Der Meniskus verschwand bei 314O und erschien wieder bei derselben Temperatur. Das Rohr wurde zwar ein wenig angegriffen, indessen scheint obiges Resultat doch zuverlassig, da auch bei stundenlangem Erhitzen die kritische Temperatur sich nicht anderte.

1) L. Cai l le te t u. E. Colardeau, Compt. rend. 106. p. 1489. 1888. 2) A. B a t t e l l i , Mem. della R. Ace. di Torino (2) 41. 1890. 3) Chas T. K n i p p , Phys. Rev. 11. p. 129. 1900; Ref. Zeitschr.

4) B. Nadejdine , Kiewer Univ.-Unters. 6. p. 32. 1885. 5) F. Strauss , Journ. d. russ. phys.-chem. Ges. 14. p. 510. 1882.

f. phys. Chem. 40. p. 117. 1902.

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Bemerkung iiber die kritische 2’emperutur des Wussers etc. 621

Vom Standpunkte der Gasonenhypothese l) war besonders das kritische Verhalten des einatomigen Quecksilbers interessant. Versuche, die kritische Temperatur des Quecksilbers im Quarz- rohre zu bestimmen, fuhrten zwar vorlaufig zu keinem posi- tiven Ergebnis, indessen immerhin zu dem Resultat, da8 die kritische Temperatur jedenfalls hoher liegt als 1000 O C. Nach der von G u l d b e r g und Guye aufgefundenen Regel ware zu erwarten gewesen, dab dieselbe bei (359 + 273) = 675O C. liege.

C h a r l o t t en bu rg , Technische Hochschule.

1) J. Traube, Ann. d. Phys. 8. p. 267. 1902 und Physik. Zeitschr. 4. p. 569. 1903.

(Eingegsngen 31. Juli 1903.)