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426 Bemerkung zum Fundamentalsatz der Theorie der Systeme linearer partieller Dilterentialgleiehungen I. Ordnun 9. Von Erhard Schmidt in Berlin. I. Man chungen definierc die Symbole A(f) und B(f) dm'ch die Olei- wobei die %~ b~ und f cinmal stctig differenzierbare Funktionen ihrer Argun)ente x~... x, sin& Aus A(f) und B (f) bildc man das Symbol K(f) gemii6 dcr Vorschrift (~) ]c (/) = E,, (A (l,~) - B (~,~)) ~ : 1 a xv Dann sagt der Fundamental~atz, um den es sich hier handelt, bekanntlich aus : Bcstehen in der Umgebung eines Punktes die beiden simultanen Gleichung'en (3) A (/) := 0~ B (/) ~ 0, so folgt hieraus auch die Gleichung (4) K (f) = 0. Der natiirliche Beweis ergibt sieh unmittelbar aus dcr Identitiit: (~) K(/) = A (B (/))-- B ( A (/)). Dieser Beweis setzt jedoch die Existenz der zweiten Ableitungen yon f voraus, wahrend in der Aussage des Fundamcntalsatzes nut die ersten vorkommen. Daher driingt sich die Frage auf, ob der Fundamentalsatz der Voraussetzung der zweimaligen Differenzierbarkeit der Funktion f wirklich bedarf.

Bemerkung zum Fundamentalsatz der Theorie der Systeme linearer partieller Differentialgleichungen I. Ordnung

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426

Bemerkung zum Fundamentalsatz der Theorie der Systeme linearer partieller Dilterentialgleiehungen

I. Ordnun 9.

Von Erhard Schmidt in Berlin.

I. Man chungen

definierc die Symbole A ( f ) und B(f) dm'ch die Olei-

wobei die %~ b~ und f c inmal stctig differenzierbare Funktionen ihrer Argun)ente x ~ . . . x, sin& Aus A ( f ) und B (f) bildc man das Symbol K(f) gemii6 dcr Vorschrift

(~) ]c ( / ) = E,, (A (l,~) - B (~,~)) ~ : 1 a x v

Dann sagt der Fundamental~atz, um den es sich hier handelt, bekanntlich aus :

Bcstehen in der Umgebung eines Punktes die beiden simultanen Gleichung'en

(3) A (/) := 0~ B ( / ) ~ 0,

so folgt hieraus auch die Gleichung

(4) K (f) = 0.

Der natiirliche Beweis ergibt sieh unmittelbar aus dcr Identitiit:

(~) K ( / ) = A (B ( / ) ) - - B ( A (/)).

Dieser Beweis setzt jedoch die Existenz der zwei ten Ableitungen yon f voraus, wahrend in der Aussage des Fundamcntalsatzes nut die ersten vorkommen.

Daher driingt sich die Frage auf, ob der Fundamentalsatz der Voraussetzung der zwe ima l igen Differenzierbarkeit der Funktion f wirklich bedarf.

Bemerkung zum Fulldamentalsa~z e~c. 427

Im Fotgenden soil gezeigt werden, dal~ alas nieht der Fall ist, indem ein Beweis gegeben wird, weleher nur die e i n m a l i g e stetige Differenzierbarkeit tier Funktionen ar~, b~ und f ei'fordert.

II. Ein Hi l fssa tz .

Es bezeiehne in der (xy)-Ebene Q ein den Koordinatenaehsen para|lel orientierles Quadrat~ R(Q) den Rand yon Q; d'r das Fliiehen- element, d s das Randelement. Dabei set der Durehlaufungssinn des Randes so bestimmt: dag die ~iuli/ere Normale X zur Durehlaufungs- riehtung" so liegt wie die positive X-Aehse zur positiven Y-Aehse. Die Funktionen F(xy) und G(xy) seien in O einsehliel~lieh des Randes e i n mal stetig differen zierbar.

Dann besteht der zn beweiSende Hilfssatz in der t-}leiehung

[ ' F ~,e ~s F I O F OG 0 F ~ a j d ~ . /

R (Q) 0

Wegen

c~G 0a c o s ( S x ) - - a e (7) ds - - 0y -~-x c~ (NY)~Gve~176

kann die zu beweisende Gleichung (6) auch in dei" Form

~((2) Q

geschrieben werden. Wir schicken dem Beweise die folgenden beiden Feststellungen

v o r f l llS :

A) Der Satz ist~ wie die Darstellung (6) zeigt, trivial, wenn F ko~stant ist.

]3) Der Satz ist, wie die Darstellung (8) zeigt~' als Folge des Greenschen. Lemmas ebenfalls trivial, wenn G(xy) z w e i m a l stetig differenzierbar ist.

Endlich set noch bemerkt, daft der Satz natiirlich auch ftir be- liebige Gebiete unter gewissen Regularitiitskautelen der Berandung gilt. Da unser Zweek aber ledig'lieh die Gt|ltigkeit des Safzes ftir Quadrate erfordert, so empfiehlt es sich, yon der Vereinfachung des Beweises Gebraueh zu machen, welche die Beschriinkung auf diesen Fall dar- bietet.

Beweis : Man definiere-

428 E. SchmidL

Jeizt zerlege man das Qnadrat Q, dessen Seitenl~nge h sei, du t ch Halbierangsparallelen zu den Seiten in die vier Quadrate Q~,Q~,~Q~, (,)~

h mit der Seitenl~inge 2-. Dann ist

4

JQ (F, G) = Z~ JQ~ (F, e) 1

h~ "%'-~' G ) = 1 "(~/'- JQ" (F, ~1.

Mithin ist ftir mindestens ein Q,,

1

Wiederholt man fiir dieses @~ das mit @ bezeiehnet werden miige, dieselbe Operation und setzt das Verfahren unbegrenzt fort, so erhNt man eine unendliche Folge ineinandcr eingesehachtelter Quadrate O~, O ~ . . . @ . . . mit der Seitenl~tnge

(~o) h,~ =- ~ I,,.

fiir welehe

ist.

Der Grenzpunkt der Quadratfolge @ sei (Xogo). Man definiere nun

(12) Fo =F(Zo Yo), F" (x y) ~- F(xy) --]?'o

(13) M = M a x (11,2,. I+lE, I). (,cy) ~ Q

Dann ist zun~tehst fiir (xy) , -@

Man definiere ferner

(16) <;~ ' ( .v)=(~( .y) -G~ (~v).

Bemerkung zum Fulldum~ntalsatz e~c. 429

(2:~)

Dann ist

(17)

Definiert man mithin

so ist

(18) ~---~o

Ferner ist aut dem Rande yon Q~

(19) 1G~ cos (Nx) - - (;.~ cos (Ny) ! ~ ~

and s alle Punktc yon (~, r l r y!

Aus den letzten bciden Ungleichungen folgt bei Berticksichtigung yon .(14)

R (Q~) Qt,~

(21) I Jr G")!~9 M ~, h', .

Nun ist

In tier letzten dreigliedrigcn Summc verschwindct anf Grund yon A) dcr erste Summand~ da Fo konstant ist, und auf Grand yon B) der zweite Summand, da G~ e[ne lineare Funktion yon x Und y ist. Also crgcben (22) und (21)

1" h,~ I.]r ~ (F, e) j ~ 9 M~,~.

{.t

Hieraus folgt wegen (1])

h 2

und wegen (18)

Jv (F, G ) ~ 0 , w.z.b.w.

430 E. Schmidt ,

IIL \ ! e r a l t g e m e i n e r u n g des Hi!fssa tzes .

Es bezeiehne im n-dimensionalen Raum @1. . . x,) W einen den Koordinatenaehsen parallel orientierten Wiirfel, R(W) seine Berandung und N die iiu~ere Normale. Es Seien die Funktionen F(x~ . . . Xn) und G ( x l . . . x~) im Wtirfel einsehliel~lich der Berandung einmat stetig differenzierbar.

Dann besteht die zu beweisende u des Hilfssatzes in der Gleichung

ig (W) w

wobei da und d-r die Etemente yon R ( W ) und W bedeuten.

Be~,eis: Man kann die Bezeichnung so w~ihlen, dait 7.--1 und v ~ 2 wird. l~un bezeichne man das Quadrat, welci~es die zweidimcn- sionale Ebene x ~ k o n s t ~ x ~ k o n s t . . , x , ~ k o n s t aus dem Wtirfel W aussehneidet~ mit Q~.. .... ,~ und den Rand dieses Quadrates mit

Daun ist in den Randpunkten dieses Quadrates die i~utlere Nor- male N auf R (W) identiseh mit der :~iul]eren Normalen auf }i(Q~. .... ,,I

in der Ebene des Quadrates. Man kann daher die D~fferenz der linken und reehten Seite yon.(23) bilden~ indem man die Differenz

nach den iibrigen Variabelen x s . . . x,~ integriert. Hierbei bedeuten ds* und dz*nattirlich das Randelement und das Fltichenelement des Qua- drates Q .......... <

Da die Differenz (24) gemi~fi (8) verschwindet~ so ist damit der zu fiihrende Beweis ftir die Gleichung (23) erbracht.

IV. Eine neue Idendi t i i t fur das Symbol K ( J ) .

Es seien wie oben die Symbole A(f), B ( f ) und K ( f ) dureh die Gleichungen (1) und (~) definiert~ wobei die Funktionen c% b,, und j" e inmal stetig differenzierbar sind.

Es bezeiehne W~ einen beliebigen, den Koordinatenaehsen parallel orientierten~ den festen Punkt ( x ~ . . . x,) enthaltenden Wtirfel yon (!er Kantenliinge h und R(Wh) seine Berandung. Dann gilt die Identit~it

Bemerkung zum Fundamentalsatz etc. 431

[~.~ ~ b~\

+ lira 17 .~ % h - + o .

(~Fh)

Beweis:

cos (Nxv)) A(f)} dZ.

Zuniichst gilt ftir den festen Punkt ( x l . . . x,) die triviale U~- fol"mung

,~ ab i. f /,~ 0%,

+lim --~- f f ( K ( f ) - - (~'~ V I A (f)_l_( ~ a b , , "~ ~ ) B ( J ) ) d v i

denn der Integrand aaf der rechten Seite ist stetig. Nun ist

(27) K ( / ) - ~ f A ( / ) +

_ _ ~ * L (a(alzbv) Of ~3(a~b,) Of' } >,)' O x~ a x,~ I x, 0 x a

'[a (% b~) _ _

i a x

(28 )

Wegen (23)ist

o.f a(%M a~) Ox, , - - ~x ; a d

/" .. __ (Nx,,))d,. a=bv [ '~f e o s ( S r < ~ ) - a f cos

n ( %~ )

j ~ ~1~. ~ (a(%b~) t.f a(%b~) af ) %

" ( "

�9 ~ x v " a 2t~ v B (Ivh)

I~ (1%)

Aus (27) und (28) folgt

432 E. S c h m i d t, Bemerkung zum Fundamentaisatz etc.

(29) ~ l K ( f ) - - t ~ , . abe' n B 3t \7

W h

~,(~v h)

Diese Gleichung in Verbindung mit der Gleichung (26) ergibt die Identit~t (25), w.z.b.w.

V. Beweis des F u n d a m e n t a l s a t z e s .

Wie aus IV. hervorgeh L bedarf die Giiltigkeit der Identifiit (25) in einem Punkte @1-- . x~) lediglich der Voraussetzung der e i n m a l stetigen Differenzierbarkeit der Funktionen a~ b,. und f in einer ge, wissen Umgebung des Punktes. Daher zieht unter dieser Voraussetzung das identisehe Verschwinden yon A ( f ) und B(f) in tier Umgebung t ines Punktes auch das Versehwinden yon K(f) in diesem Punl(te nach sich, w. z. b. w.

Werden A ( f ) und B( f ) , anstatt zu versehwinden, gleich einmal stetig differenzierbaren Funktionen yon x l . . . x~, so liigt sich das Oberfl•ehenintegral auf der rechten Seite yon (29) gemiig dem G r e e n s c h e n Lemma wieder in ein weiteres Volumintegral trans- formieren~ dessert Integ'rand sich durch Differentiation der Faktoren yon cos (Nx~0 nach x~ und yon cos (Nx~) naeh x~ ergibt. Aus der Obereinstimmung dieses Volumintegrals mit dem Volumintegral anf d e r linken Seite yon (29) flit jeden Wtirfel W~ folgt wegen der Stetigkeit der beiden Integranden auch die Gleiehheit derselben in jedem Punkte. Diese Gleiehung stellt sieh als die fundamentale Identit~tt (5) dar, fiir deren Gtiltigkeit also lediglich die einmal stetige Differenzierbarkeit der Funktionen a~ b,,, f~ A ( f ) trod B ( f ) hinreiebt.

(Eingeg~ngen: 19. III. 1939.}