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Bemerkungen zur Schiefertafel von Hierakonpolis (I. Dynastie) Author(s): Ludwig Keimer Source: Aegyptus, Anno 7, No. 3/4 (Dicembre 1926), pp. 169-188 Published by: Vita e Pensiero – Pubblicazioni dell’Università Cattolica del Sacro Cuore Stable URL: http://www.jstor.org/stable/41213870 . Accessed: 14/06/2014 02:04 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Vita e Pensiero – Pubblicazioni dell’Università Cattolica del Sacro Cuore is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Aegyptus. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.78.109.157 on Sat, 14 Jun 2014 02:04:59 AM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Bemerkungen zur Schiefertafel von Hierakonpolis (I. Dynastie)

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Bemerkungen zur Schiefertafel von Hierakonpolis (I. Dynastie)Author(s): Ludwig KeimerSource: Aegyptus, Anno 7, No. 3/4 (Dicembre 1926), pp. 169-188Published by: Vita e Pensiero – Pubblicazioni dell’Università Cattolica del Sacro CuoreStable URL: http://www.jstor.org/stable/41213870 .

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Bemerkungen zur Schiefertafel von Hierakonpolis (I. Dynastie).

Vorbemerkung. Es ist ein merkwürdiges Zusammentreffen, dass Professor Hermann Ranke (Heidelberg) vor kurzem einen Aufsatz über den gleichen Gegenstand veröffentlicht hat („Eine Bemerkung zur „Nar- mer "-Palette, Studia orientatici. Edidit Societas Fennica. I. Commenta- tiones in honorem Knut Tallqvist Helsinforsiae, 1925, p. 167-175). Ob- wohl wir völlig unabhängig von einander gearbeitet haben - ich sandte mein Manuskript bereits im April 1925 an den Herrn Herausgeber, Pro- fessor Aristide Calderini ab - sind wir erfreulicherweise im wesentlichen zu denselben Resultaten gelangt. Meine Bedenken, den nachstehenden Aufsatz trotz der genannten Publikation zu veröffentlichen, hat Professor

Ranke, dem ich eine Abschrift meines Manuskriptes zusandte, mit dem Hinweis zerstreut, dass ich erstens „manches bringe, was er übersehen habe" und dass zweitens die Uebereinstimmung unserer Auffassung auch ihre Richtigkeit wahrscheinlich mache. - Ueberall wo ich Rankes Aufsatz

nachträglich noch benutzt habe, ist das besonders hervorgehoben. L. K.

I.

te sechs Pflanzen der symbolischen Darstellung auf der

¡ТЦЬИ ЙГЁГ berühmten Schiefer-Prunktafel von Hierakonpolis (Vor-

^r ^8] derseite) werden von Erman und nach ihm von an- deren Gelehrten häufig als „Lotusrt blätter gedeutet (1). Die erste Veröffentlichung des wichtigen Denkmals der ägyptischen Frühzeit von J. E. Quibell (Aegyptische Zeitschrift, Band 36 (1898),

(1) Mit Sottas (cf. Sottas-Drioton, Introduction à Vétude des hiéro-

glyphes (1922), S. 23 und Taf. I) und Schaefer, Von ägyptischer Kunst, 2

Taf. 4 („Vorderseite") möchte auch ich die Seite mit dem König von

Oberägypten für die Vorderansicht halten, da auf dieser Seite, wie wir

Aegyptus - Anno VII - 12

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170 LUDWIO KEIMEK

Taf. ХН-ХШ) bezeichnete die Pflanzen jedoch als Papyrus (1) und dieser Deutung haben Spiegelberg (2), von Bissing (3) und andere (4) sich angeschlossen.

Ohne des näheren auf die Kontroversen einzugehen, die sich seit ihrer Auffindung an diese Prunktafel knüpfen, erlaube ich mir den Fachgenossen die folgenden Beobachtungen vorzulegen.

Zunächst muss ohne Vorbehalt festgestellt werden, dass die sechs Pflanzen, die aus dem Oval vereinigt hervorspriessen (Abb. 1)

sehen werden, die Niederwerfung der Delta-Bewohner durch den König, auf der anderen die Besichtigung der niedergemetzelten Feinde geschil- dert wird. Letzten Endes hängt diese Frage jedoch wesentlich von dem Zweck der noch nicht einwandfrei gedeuteten Vertiefung auf der einen Seite der Reliefplatte ab; vgl. darüber zuletzt H. Ranke, Alter und Her-

kunft der ägyptischen „ Löwenjagd "-Palette (Sitzungsberichte der Heidel-

berger Akademie der Wissenschaften, Philosopisch-historische Klasse, Jahrgang 1924-25, 5. Abhandlung, S. 3, Anmerkung 4 und S. 4, Anmer- kung 1), ferner H. Schaefer, Propyläen-Kunstgeschichte, II, S. 25 zu Ab-

bildung 180-183. Schäfer hält noch an der Bezeichnung „Schminktafel" fest. - Erman, Aegyptische Grammatik, 3 (1911), S. 10; - Die Hierogly- phen (1912 und 1923), S. 14, „Blatt der Lotusblume"; Erman Ranke, Aegypten, S. 101, „Lotusblätter"; H. Bonnet, Aegyptisches Schrifttum, 1919, S. 3, „Lotosstaude"; Schaefer, Von ägyptischer Kunst, 2, S. 130-131, „Blätter"; Maspero, Guide to the Cairo Museum (1910), S. 517, „a clump of lotus flowers".

(1) „Six papyrus stems".

(2) Zu dem Stein von Hierakonpolis, Orientalistische Litteratur- Zeitung. 1. Jahrgang, No. 8, S. 234 ff. („Papyrusdickicht").

(3) v. Bissino-Bruckmann, Denkmäler ägyptischer Skulptur, Text zu Tafel 2, Seite 3 links, „sechs Papyrusstauden". - Nach gütiger Mitteilung von Professor Erman soll auch L. Klebs bereits erkannt haben, dass es sich bei diesen Pflanzen um Papyrus handelt (in litt, vom 2. März 1925).

(4) Maspero, Egypte (Ars una), S. 23, „l'hiéroglyphe d'un marais de

papyrus", vergleiche aber Maspero, Guide, etc., 1. с An Papyrus hat gewiss auch Schaefer, Propyläen- Kunstgeschichte, II, S. 578 gedacht, wenn er von unterägyptischen Gefangenen spricht; Papyrus ist bekannt- lich die symbolische Pflanze von Unterägypten.

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Tav. I.

1

2 (b) 2 (a) 2 (с)

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Tav. IL

3 (a) 3 (b) 3 (c) 3 (d) 3 (e)

3(f) 4

L питий 4Яу »*1€^^>^ 5

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BEMERKUNGEN ZUR SCHIEFERTAFEL VON HIERAKONPOLIS 171

nur Papyrus sein können. Dafür vergleiche man die nachfolgenden Abbildungen. Abbildung 2(a) (1) gibt die schematische Skizze einer

Papyrusdolde. Dabei ist die obere peripherische Region der

(Fruchttragenden) drei Verzweigungen der Doldenäste und der drei Hüllblätter (2) von mir durch eine Doppellinie (3) markiert, um die

Stilisierung der Papyrusdolden der Palette zu erklären (Abb. 1 und 2(b)). Diese Papyrus-Darstellungen geben die peripherische Region der Dolde durch viele zwischen den zwei Linien angebrachte kurze Striche wieder, während die Doldenäste der unteren Region nicht angedeutet sind. Für die Richtigkeit meiner Auffassung sei auf Abb. 3 (a-g) verwiesen. Hiervon stellt Abb. 3(a) (4) eine sche- matisch gebildete Papyrusdolde des alten Reichs dar, mit der für

(1) Skizze des Verfassers nach botanischer Anleitung von Professor O. Schweinfurth. Man vergleiche hiermit die prachtvolle Wandmalerei im Grabe des Chnemhotp bei Beni Hasan, Wildkatze im Papyrusdickicht, XII. Dyn. (Newberry, Beni Hasan, 4, 5; Schaefer, Propyläen-Kunstge- schichte, II, Tafel VIII).

(2) Botanische Definition der Papyrusdolde nach P. Ascherson und P. Graebner, Synopsis der Mitteleuropäischen Flora (1904), Band II, 2, S. 286: 1) Obere peripherische Region der (Fruchtährchen tragenden) drei Verzweigungen der' Doldenäste und drei überhängende Hüllblätter.

2) Doldenäste. Eine Papyrusdolde besteht aus über fünfzig bis dreis-

sig cm langen Doldenästen. Da diese Aeste fast gleich lang sind, muss man ihre Anordnung Dolde nennen. 3) Hüllblätter. An der Basis der Doldenäste befinden sich die Hüllblätter (oft zehn und mehr), sie sind etwa halb so lang wie die Doldenäste. - Der ungefähr fingerdicke, in Querschnitt etwa dreikantige Stengel kann eine Länge von über 2 m er- reichen. An seiner Grundachse bemerkt man die auf den ägyptischen Darstellungen so häufig stilisierten Blätter (Blattscheiden, „Fussblätter" wie L. Borchardt sie nennt). - Professor Schweinfurth teilt mir gütigst mit, dass die Länge der Hüllblätter an der Basis der Doldenäste nur etwa ein Siebentel der Länge der Doldenäste beträgt, also nicht die Hälfte, wie Ascherson und Gräbner meinen; vgl. Abb. 2(a).

(3) Borchardt, Pflanzensäule, S. 27.

(4) Nach Borchardt, 1. c, Abb. 44, S. 27, ebenso Schaefer, Von

ägyptischer Kunst, 2 Taf. 12. - Wer nicht in ägyptischer Zeichenkunst

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die in allen Epochen der ägyptischen Kunstgeschichte charakteri- stischen Doppellinie am Rande, während die Abbildungen 3(b) (1) bis(e) (2-3-4) Papyrusdolden des neuen Reichs wiedergeben. Dabei beachte man besonders die Aehnlichkeit des Papyrus der Palette (Abb. 2(b)) mit Abb. 3(d) und 3(e). Der einzige Unterschied besteht darin, dass bei Abb. 2(b) die Hüllblätter an der Basis der Doldenäste fortgelassen sind (5). Mehrere ziemlich natura- lisch gezeichnete Papyrusdolden kenne ich aus dem neuen Reich (Abb. 3(f) (6) und 3(g) (7). - Die Papyrusflanzen der Palette haben eine Analogie (und zwar die einzige Analogie aus der Früh-

zeit) auf einem Keulenknauf des Königs „Skorpion", der eben- falls aus Hierakonpolis stammt (Abb. 4 und Abb. 2(c) (8). Auf die

lebt, könnte die zweite Linie, besonders in Fällen wie ^У* (Borchardt, 1. c, Abb. 63, S. 38) für den Versuch einer perspektivischen Zeich-

nung halten.

(1) Nach JÉQUIER, Matériaux pour servir à V établissement d1 un dic- tionnaire dì archéologie égyptienne [Bulletin de l'Institut français d'archéo-

logie orientale, t. XIX], p. (63), fig. 51.

(2) Abb. 3(c) nach Borchardt, 1. с, S. 27, Abb. 46.

(3) Abb. 3(d) nach JÉQUIER, 1. с, fig. 52.

(4) Abb. 3(e) nach Borchardt, 1. с, S. 38, Abb. 64.

(5) Auch die eigentlichen Doldenäste werden sehr häufig, ja mei- stens, nicht angedeutet (vgl. Abb. 1 = 2(b), Abb. 3(a), (b), (d), (e), ebenso wie oft bei der Zeichnung von Bäumen meistens nicht die einzelnen

Aeste, sondern nur die Umrisslinien der Baumkrone und des Stammes

angegeben werden Л; vgl. Schaefzr, I. c, S. 129,

(6) Aus dem Papyrus Ani; vgl. E. A. Wallis Budoe, The Book of the Dead. Papyrus of Ani, I, Plate 37; derselbe, A Guide to the Third and Fourth Egyptian Rooms (1904), S. 149.

(7) N. de Qaris Davies, The tombs of two officials (1923), Plate XXVIII (Papyrusdolden in Bouquets montés).

(8) Quibell, Hierakonpolis, I, Plate XXV und XXVI с. - Ranke, „Narmer" -Palette, S. 170, Anmerkung 4, irrt sicher, wenn er die grossen Wedel auf der Prunkkeule des Königs „Skorpion" für „einzelne Papy- rusdolden" erklärt. Darauf dass sie hierfür im Verhältnis viel zu gross

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hier dargestellten Papyrushorste wird unten noch kurz einzugehen sein, jedoch muss schon an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, dass die Darstellung der eigentlichen Dolden von denen der Palette abweicht. Bei den letzteren (Abb. 1 und 2(b)) nahm die mit vielen Strichen versehene Doppellinie (wodurch die peripherische, im Ver- hältnis allerdings bei weitem zu gross gezeichnete Region der Dolde

angedeutet werden sollte) doch nur die Hälfte der ganzen Dolde in Anspruch. Auf der Keule hingegen läuft jeder Papyrusschaft in einen runden Zapfen aus, dem wie Doldenäste aussehende Strahlen aufsitzen. Da nun ein natürlicher Papyrusschaft ohne Absatz in die Doldenäste übergeht, sind auch bei den Papyrus des Keulenknaufes die vielen Radialstriche (ebenso wie bei den Papyrus der Palette, Abb. 1 und 2(b) ) eher für Zweige der Fruchtregion als für Doldenäste anzusehen (Abb. 2(c) und 4). - Das „ Lotus "blatt (Nymphaea) er- scheint in der ägyptischen Kunst (1) und auch in der Hierogly- phenschrift, wenn es sorgfältig gezeichnet ist, in deutlich erkenn- barer Qestalt. So ist die Hieroglyphe Y°i , T regelmässig mit dem

für ein „Lotus "blatt characteristischen tiefen Einschnitt an der Blattbasis versehen (2). - Es gibt aber auch, worauf unten hinzu- weisen sein wird, flüchtige oder schematische Darstellungen, bei denen man nicht entscheiden kann, ob ein Papyrus oder ein „Lotus"-

gezeichnet wären nnd dass sich ein Papyrus überhaupt nicht als Wedel

eignet (man darf auch die Papyrusschäfte, die sich so häufig, besonders im neuen Reich, bei Festdarstellungen in den Händen der Diener finden, nicht für Wedel halten !), will ich kein Gewicht legen, sondern nur darauf, dass die einzelnen „Federn" des Wedels viele feine, etwas seitlich

gestellte Querstriche ̂ n aufweisen, die eben ein deutliches Charakte-

ristikům der Feder sind.

(1) Schaefer, 1. c, Taf. 15, 2; Borchardt, 1. c, S. 4, Abb. 3, S. 13, Abb. 21 und 23; W. D. Spanton, Water lilies of Egypt (Ancient Egypt, 1917, Part I), fig. 16, 17, 22, 25-27.

(2) Für das Urbild eines Nymphaea (= „Lotus "-Blattes) vgl. Bor-

chardt, 1. с, S. 3, Abb. 1 und S. 12, Abb. 18; W. D. Spanton, 1. c, PL 1, fig. 3 und 4.

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blatt gemeint ist; man sieht eben nur einen langen, in eine kreisför-

mige oder ovale Verdickung auslaufenden Stengel. Bei schnell hin-

geworfenen Darstellungen genügte dem Zeichner ein solch andeu- tendes Bild vollkommen, bei uns vermag es jedoch unter Umständen grosse Verwirrung anzurichten. - Mag nun die Frage Papyrus oder „Lotus" schon an und für sich einige Beachtung beanspruchen, so erhält sie noch erhöhte Bedeutung, wenn man sich vergegen- wärtigt, dass die Hieroglyphe ? als Schriftzeichen für die Ziffer 1000 verwandt wird, eine Tatsache, die Erman dazu veranlasst hat, in den sechs Papyrus der Palette sechs „Lotus"blätter = 6000 zu er- blicken (1). Da aber in der Schrift nachweislich nur das „ Lotus "-

(1) Quibell, Aegypt. Zeitschrift, 36 (1898): „ ... or, as Professor Erman suggests on the analogy of another inscription found with this, the sign may mean 6000". Auf die hier in Frage kommende andere Inschrift wird gleich einzugehen sein. - Vgl. auch W. Max Mueller, Orientalistische Litter atur-Zeitung, 1 (1898), Spalte 220; Ed. Naville, Recueil de travaux, XXI (1899), S. 120; FI. Pétrie bei Quibell, Hierakon- polis, I (1900), S. 10; Leooe, Proceedings of the Soc. of Bibl. Arch., XXII (1900), S. 129; Ed. Meyer, Geschichte des Altertums2 I (1910), § 208; H. SCHAEFER, Von Aegyptischer Kunst2 (1922), S. 130 f; Erman-Ranke, Aegypten (1923), S. 381 ; Budge, First and Second Egyptian Rooms, p. 43 „6,000 northerners". - Längere Zeit nach Abschluss meines Manuskripts finde ich zufällig die Stelle bei Luise Klebs, Die Reliefs des alten Reichs, S. 134, 4, auf die Herr Professor Erman (vgl. S. 2, Anm. 3) mich anschei- nend hinweisen wollte, ohne allerdings das Zitat anzugeben. L. Klebs bezeichnet 1. с die Pflanzen auf der Ncr-mer-Palette richtig als Papyrus, gibt aber der einzelnen Papyruspflanze trotzdem die Bedeutung 1000. Die Tatsache, dass die Ziffer 1000 später als unverkennbares „Lotus "blatt gebildet ist, sucht sie nun dadurch zu erklären, dass der Papyrus „in ein Lotusblatt umstilisiert und dann zur Seite geneigt" worden sei. Diese Auffassung ist abzulehnen, weil man scharf zu unterscheiden hat zwischen Papyrusdolde und „Lotus"blatt und weil nur dem „Lotus "- blatt, nie hingegen dem Papyrus die Bedeutung 1000 zukommt. Die Beobachtung, dass das „Lotus "blatt in vielen Fällen „zur Seite ge- neigt" gezeichnet werde, ist gewiss richtig ( fif , £ vgl. Klebs, 1. c,

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blatt, niemals hingegen der Papyrus zur Bezeichnung der Ziffer 1000 diente, ist die Deutung 6000 für die sechs Papyrus der Palette abzu- lehnen. Dieser Auffassung widersprechen scheinbar einige eben- falls aus Hierakonpolis stammende Zeichnungen, die auf Denkmä- lern des Königs (Chac-sechem (Ende der II. Dynastie) erhalten sind. Die Zeichnung auf dem Sockel der Kalksteinstatue (1) (Abb. 5) des

genannten Königs besagt, dassr Chac-sechem „ im Jahre des Kampfes und der Unterwerfung des Delta" „47209 (2) Aufruhrer gefangen genommen habe.

Um es kurz zu sagen - und damit komme ich auf meine Aus-

führungen auf S. 5 und 6 über die schematischen Zeichnungen von

Papyrus und Lotus zurück - : die zwei Ziffernteile $ Jf = 7000 können nur „ Lotus "blätter sein, während die immerhin ähnlich

gezeichneten Pflanzen jf , die aus dem Kopf des niedergeworfenen, an den Armen gefesselten Feindes hervorkommen, nur als Pa- pyrus (3) aufgefasst werden können (Abb. 5). Letzterer deutet

Abb. 105, 102, Frau Klebs hat übrigens die erstere Form, wie sie mir

Hebenswürdigerweise mitteilte, noch vor kurzem am Original in Cairo nachgeprüft); wie wenig sich aber hieraus ergibt, beweist die Tatsache, dass neben den „zur Seite geneigten" seit der Frühzeit die geraden in die Höhe strebenden Zeichen (f Î und andere) ebenso häufig sind; seit dem mittleren Reich kenne ich dann fast nur noch die Form ?. - Auch Ranke (1. c, S. 69) hat die Ansicht von L. Klebs verworfen.

(1) Quibell, Hierakonpolis, I, Plate XXXIX, XXXX (unten). Vgl. Eduard Meyer, Geschichte des Altertums, I, 2, § 214, 215, 218; Breasted, Geschichte Aegyptens (übersetzt von H. Ranke), Abb. 21, § 46.

(2) Mit Recht weist Ranke („ Narmer "-Palette, S. 169) darauf hin, dass schon deshalb die Uebersetzung 6000 für die Normer- Palette höchst unwahrscheinlich sei, weil „6000 Feinde doch eine lächerlich geringe Zahl" sei und dass „derselbe „Narmer" an einer andern Stelle sich rühmt, 120,000 Gefangene gemacht zu haben".

(3) Diese 5 Papyrusstengel sind bereits wie in den späteren Papyrus- Hieroglyphen und Papyrus-Darstellungen gegeneinander abgestuft (vgl. z. B.

^ und Newberry, El Bersheh, T. II, Pl. XVI.

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an, dass es sich bei den unterworfenen Aufrührern um die Pa-

pyrusleute, das sind die Deltabewohner, handelt. Oanz ähnlich wächst der Papyrus auch aus dem Kopf eines niedergesunkenen Feindes, der auf mehreren mit dem Namen des gleichen Königs Chac-sechem bezeichneten Steingefässen dargestellt ist (Abb. 6 und 7) (1). Ueber die eigentümliche Gestalt der Ziffern JJ^ (Abb. 5), für die man auch Quibell, Hierakonpolis, I, Plate XL (oben) = Abb. 8 und ebendort Plate XXVI-B = Jf sowie L. Klebs, 1. c, S. 132, Abb. 105 j^ vergleiche, hat sich Sethe (2) geäussert. Er weist nach, dass man in den ältesten hieroglyphischen Inschriften

(bis zur VI. Dynastie) (3) die Ziffer 1000 Л), da wo sie in einer Gruppe von mehreren Exemplaren erscheinen musste, zu einem oder mehreren Büscheln vereinigte. Ausser den bereits bekannten Formen p, J¡ und ff führt Sethe noch £Ц = 3000 (nach Borchardt, Grabtempel des Königs Sahu-rec, II, Tafel 1 (Dyn. 5)) und 2¿| фз-w „Tausende neben |||, Pyr. 75b) an, nicht er- wähnt sind dagegen die die Ziffern auf dem Sockel der Statue des Chac-sechem bei Quibell, Hierakonpolis, I, Plate XL (oben) = Abb. 8.- Wenn sich auch aus diesen eigentümlichen Ziffern in Büschelform

(1) Quibell, Hierakonpolis, I, Plate XXXVI, XXXVII, XXXVIII; Archaic objects, PI. 66 (No. 14724).

(2) Von Zahlen und Zahlworten, S. 6 (Schriften der wissenschaft- lichen Gesellschaft in Strassburg, 25. Heft (1916).

(3) 1. c: „Die alte Zusammensetzung der T- Zeichen zu Büschen hat sich aber im Hieratischen und Demotischen bis in die spätesten Zeiten in verkapptem Zustande erhalten und dort ein viel längeres Leben

geführt, als man erwarten sollte". Vgl. ebendort auch die Tafel I

(„Tausende"). Für ein merkwürdiges Beispiel aus dem mittleren Reich

vergleiche G. A. Reisner, Excavations at Kernta, Vol. V der Havard African Studies (Cambridge, Mass. U. S. A. 1923) p. 509. Ein Denkstein Amenemhets III. aus der östlichen Defûfa enthält die Zahl ^ <f S @.

I I I к III Q Da hier von Ziegeln die Rede ist, wird man die fünf Einer- ¡ | Zeichen als Ersatz für fünf T- Zeichen aufzufassen haben. Demnach muss man die Zahl 35.300 lesen (anstatt 31.305).

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BEMERKUNGEN ZUR SCHIEFERTAFEL VON HIERAKONPOLIS 177

keine endgültigen Schlüsse für die Erklärung der merkwürdigen Basis (1) der Hieroglyphe ? ziehen lassen, so ist doch die Feststel-

lung wichtig, dass bereits gegen Ende der II. Dynastie (Cha^sechem) der untere Teil der Hieroglyphe für 1000 ganz änhlich gebildet ist wie bei der späteren Hieroglyphe ̂; man vergleiche J mit ДО J^ besonders aber mit Formen wie ¿$£ (Klebs, Reliefs des alten

Reichs, S. 129, Abb. 100, S. 131, Abb. 104, S. 132, Abb. 107). Eine botanische Erklärung der Basis der Hieroglyphe T und ihrer

Prototypen ist dagegen äusserst schwierig, da alle mir bekannten

Beispiele, auch die ältesten, zu stark stilisiert sind. Die kurzen Striche an der Basis der Blattstiele (rechts und links) dürften viel- leicht als Andeutung der sprossenden Rhizome aufzufassen sein. In der ägyptischen Kunst wird übrigens das Rhizom einer Nym- phaea bisweilen, wenn auch äusserst selten dargestellt, besonders deutlich auf einer Abbildung des neuen Reichs (Abb. 9) (2). In diesem Zusammenhang sei auch der stilisierten Hieroglyphenform

(1) Möllers Ansicht, es sei ein „Erdhügel" ist von Sethe „Die ägypti- schen Ausdrücke für rechts und links und die Hieroglyphenzeichen für Westen und Osten" (Nachrichten der K. Gesellschaft der Wissenschaften zu Oöttingen. Philologisch-historische Klasse 1922. 8. Dezember, S. 220) mit Recht verworfen worden.

(2) W. D. Spanton, 1. c, fig. 17 (Pap. Hunefer, Brit. Mus. Pap. No. 9901), cf. BUDOE, A guide, etc., p. 140 und The Nile (1893), p. 83; Erman, Aegyptische Religion (1909), S. 43, Abb. 47. Totenbuch ed. Nav. I, 136. - Besonders bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Nymphaea des Oottes Nefertem auf der von Naville entdeckten

Steinplatte von Horbéit (Naville, Annales du Service des Antiquités, 1909, Band X, Taf. II, Kees, Aeg. Zeitschrift, Band 57 (1922) S. 116) (Abb. 13). Die Basalblätter erinnern mehr an die Knolle einer Zwiebel als an das Rhizom einer Nymphaea. Das aber dem Rhizom dieser „Lotus "pflanze die gleiche Auffassung zu gründe liegt wie dem unteren Teil der

„ Lotus "blatt-Hieroglyphe ? wird man kaum bestreiten können. Die

Bedeutung der Pflanze von Horbéit wird von mir an anderer Stelle

gewürdigt werden.

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Davies Ptahhetep, I, Plate X, fig. 165 = Abb. 10 Erwähnung getan, deren unteres Stück fraglos auf Bildungen wie £Ä^ 12 (1) zu-

rückgeht. Dieser Hinweis erscheint mir wichtig, weil die Feuer-

hieroglyphe П in ihrer unteren Hälfte ebenso gebildet ist wie die „Lotus"blatt-Hieroglyphe der Abbildung 10; trotzdem liegen beiden Hieroglyphenformen natürlich völlig verschiedene Urbilder zugrunde. - Die Hieroglyphenbildung der Abbildung 10 ist auch

wegen des wellig gekrümmten Blattstieles erwähnenswert. Diese Krümmungen der Nymphaea-Blattstiele, die bei der Hieroglyphe ? nicht gerade selten sind ̂ (2), sollen die schlaffen Blattstiele im Wasser andeuten, die in Wirklichkeit nie senkrecht aus dem Wasser

hervorragen können. - Nicht zu verwechseln mit der Basis von T ist die, wenigstens in unseren Drucktypen sehr ähnlich gestaltete der Papyrus-Hieroglyphe чВ*, auf deren Urbild noch später ein-

zugehen sein wird.

Es ist an der Zeit die bisher gewonnenen Resultate zusammen- zufassen :

1) Die sechs Pflanzen auf der „Ncr-mer" = Palette sind un-

streitig mit Dolden bekrönte Papyrusschäfte. 2) Dafür dass der Papyrus jemals zur Bezeichnung der

Ziffer 1000 benutzt worden sei, liegen keinerlei Anzeichen vor. Diç Identifikation von ? (Abb. 2(b) und Abb. 1) („Ncr-mer" = Palette) mit

| (1000)ist abzulehnen. 3) Dem unteren Teil der Hieroglyphe T liegt ursprünglich

vielleicht die mit Sprossen versehene Wurzel einer Nymphaea zu gründe.

4) Die Basen des „ Lotus "blatt - T und der Papyrushiero- glyphe 'w haben zwar in den üblichen Hieroglyphentypen grosse Aenlichkeit, gehen aber auf ganz verschiedene Urbilder zurück. Für die Papyrushieroglyphe sei auf S. 12-14 unten verwiesen.

(1) L. Klebs, 1. c, S. 130, Abb. 102, S. 131, Abb. 104. (2) z. B. v. Bissino, Mastaba des Gem-ni-kai, II, Taf. XVI und XXVII.

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BEMERKUNGEN ZUR SCHIEFERTAFEL VON HIERAKONPOLIS 179

5) Ziffern wie ]J W begegnen in der Hieroglyphik nur von der I.-VI. Dynastie, später wird jedes lOOO-Zeichen (,,Lotus"blatt) gesondert dargestellt. Die Schäfte der verschiedenen Papyrushiero- glypen, die ein Papyrusgebüsch (J^^) (1) andeuten, ent-

spriessen dagegen immer einer gemeinsamen Grundfläche.

II.

Es bleibt noch das längliche Oval ( - ) zu erklären, aus dem die sechs mit Dolden bekrönten Papyrusschäfte der Palette hervor- wachsen (Abb. 1). Dieses Oval glaubte ich zunächst mit dem unteren Teil der Hieroglyphen <Й* und $ in Beziehung bringen zu

müssen. Meine Auffassung hat sich aber bald als irrig erwiesen, weil das Oval cd in der Bedeutung Land (ägyptisch t з сиэ) noch auf zwei etwa gleichzeitigen Schieferpaletten wiederkehrt und weil es sich weiter bei dem unteren Teil der Hieroglyphen 4|K und Ф

ursprünglich garnicht um die Angabe eines Landstückes handelt. -

Dem Oval begegnen wir in analoger Bedeutung auf der sogenannten Herdenpalette (2), wo aus dem Landstück ein in der ägyptischen Schrift die Libyer bezeichnendes Wurfholz hervorkommt / (3). Das zweite Beispiel findet sich auf der wahrscheinlich etwas älteren „Schlachtfeld"-Palette (4). Leider bricht die Tafel gerade oberhalb dem Zeichen für Land *^L ab, sodass nicht mehr fest-

(1) Newberry, El Bersheh, II, Taf. XVI.

(2) Leooe, Proceedings of the Soc. of Bibl. Arch., XXXI (1909), Taf. XLVI; DE Moroan, Recherches sur les origines de V Egypte (1897), Taf. Ill; Newberry; Ancient Egypt, 1915, S. 97; Capart, Débuts de Vart, S. 228.

(3) Sethe, Zeitschrift für ägyptische Sprache, Band 52 (1914), S. 57 f.

(4) Leooe, Proceedings of the Soc. of Bibl. Arch., XXXI (1919), Taf. XLII; Capart, Débuts de Vart, S. 230 ff.; - Primitive art, S. 240;

Journal of Egypt. ArchaeoL, Bd. 2, Taf. 14 und 15; Schaefer, Von ägyp- tischer Kunst 2, Taf. 2, 2; - Propyläen-Kunstgeschichte, S. 181.

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180 LUDWIO KEIMER

zustellen ist, was aus dem Landdeterminativ hervorkam (1). End- lich gehört hierher auch das Fragment einer Stele des Königs Chac-sechem, auf dem die Feinde durch ein Landstück und die

Bogen-Hieroglyphe Y stj (<5^) als Nubier bezeichnet werden (2). Jedenfalls ist also für das Oval, aus dem die Pflanzen auf der „Ncr- mer"-Palette hervorspriessen, an der alten Erklärung (< > - Land) festzuhalten. Andererseits ist aber sicher, dass die Hieroglyphen

W f ̂ îv » Ж un^ ähnliche Formen letzten Endes auf Vorbilder wie die einen Papyrushorst bildenden sechs Papyrusschäfte auf der

„Ncr-mer "-Palette und auf die Papyrusgebüsche des Keulenknaufes zurückzuführen sind (3). Hiergegen kann auch nicht die Tatsache

sprechen, dass auf der „N«r-mer "-Palette zufällig 6 (auf dem Keu- lenknauf 2, 3 und 4) Papyrusstengel erscheinen, während bei den

Papyrushieroglyphen 6 Stengel nicht vorkommen (4). In allen Fällen sollen die 3 oder 5 Papyrusstengel in den Hie-

roglyphen ffi9 JT, daran muss festgehalten werden, ebenso wie die Papyrusbüscne auf der „Ncr-mer "-Palette (Abb. 1), dem Keu- lenknauf (Abb. 4), und die aus dem Kopf der niedergesunkenen Feinde herauswachsenden (Abb. 6 + 7) nur die Masse, die grosse Zahl andeuten, denn gerade die Menge der Pflanzen ist für die

Papyrushorste charakteristisch. Dass sich in der Schrift, und zwar schon seit der Frühzeit, bestimmte Typen herausgebildet

(1) Sethe, Zeitschrift fur ägyptische Sprache, Band 52 (1914), S. 59; Ranke, „Löwenjagdpalette" etc., S. 6, Anmerkung 1.

(2) Pétrie, Royal Tombs, II, 3, 2; Sethe, 1. c, (oben S. 11, Anm. 3 und S. 12, Anm. 1); Sottas Drioton, 1. c, S. 27, í Ed. Meyer, Geschichte des Altertums 8 (1910), S. 243, § 124.

(3) Schon Maspero, Egypte (Ars una), S. 23, hat die Pflanzen der Palette als Papyrus-Hieroglyphe erklärt („l'hiéroglyphe d'un marais de

papyrus"). (4) Für ein Papyrusbüschel mit 6 Stengeln vgl. Ranke, „Narmer"-

Palette, S. 171, Anmerkung 1, mit 7 Stengeln Schaefer, Von ägyptischer Kunst 2, S. 143, Abb. 105, mit 9 N. DE Oaris Davies, The Tombs of two

officials, Taf. XXX.

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BEMERKUNOEN ZUR SCHIEFERTAFEL VON HIERAKONPOLIS 181

haben (vgl. ^ , jf auf den Köpfen der niedergeworfenen Gegner) ist ganz und gar ägyptisch. Hingewiesen sei in diesem Zusam-

menhang noch besonders auf die Form Abb. 11 a + b (1). Hier ist der untere Teil wie ein Landstück gebildet, und ich stehe nicht

an, auch in dem Abschluss dieser Hieroglyphenform ein solches Landzeichen zu sehen. Aber es handelt sich hier um Einzelfälle, die nicht zu der Schlussfolgerung verleiten dürfen, die Papyrushie- roglyphe sei ursprünglich wie ein Landstück gebildet, aus dem die

Papyrusschäfte hervorwüchsen. Ein solches Landstück als unterer Abschluss gehört im allgemeinen nicht zum Bestandteil der Papy-

und w' die doch diesen /gii

Anschein erwecken. Mit der unteren Hälfte dieser beiden Schriftzeichen werden wir

uns kurz beschäftigen müssen. Als Beispiel diene eine deutlich ge- zeichnete Papyrushieroglyphe des alten Reichs (2) 5Jf (vgl. Abb. 11). Hier hat man sich die Frage vorzulegen, ob der untere Teil als Wasser oder als Basalblätter („Fussblätter" nach Borchardt) (3) gedeutet werden müssen. Borchardt entscheidet sich für „Fuss- blätter" während andere, ich nenne nur Benedite (4), sich für Wasser ausgesprochen haben. Gegen die Erklärung als Basalblätter

spricht der Umstand, dass diese meistens schematisch angegeben und nicht für jeden Papyrusschaft getrennt gezeichnet sind wie

(1) a) Davies, Ptahhetep, I, Taf. X (162); b) v. Bissino-Kees, Re-

Heiligtum, Band II, Blatt 3.

(2) Thomas Oeoroe Allen, Handbook of the Egyptian Collection. The Art Institute of Chicago (1923), S. 25, No. 10234.

(3) vgl. Pflanzensäule (1897), III. Papyrussäulen, S. 25 ff.; Statuen und Statuetten von Königen und Privatleuten (Catalogue général des anti-

quités égyptiennes du Musée du Caire (1911),* No. 9, 10, И, 12, 13, 14, 15, 16 und 17.

(4) Un thème nouveau de la decoration murale des tombes néo-mem-

phites. La cueillette du lis et le „lirinonu. (Extrait du tome XXV des Monuments et Mémoires publié par l'Académie des Inscriptions et Belles- Lettres en l'honneur de Champollion (1921-1922), S. 19.

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182 LUDWIO KEIMER

das bei Papyrus-Abbildungen des neuen Reichs oft vorkommt

(Abb. 3(f)). Trotzdem halte ich Borchardts Auffassung für die einzig mögliche. Man sehe sich einmal die nachstehende Hieroglyphen- form an (1) ^ . Hier sind die Hüllblätter an der Basis der Dol- denäste und die Basalblätter an den Papyrusschäften ganz analog angedeutet. Wenn wirklich Wasser gemeint wäre, so würde man das untere Stück der Hieroglyphe sicher breiter gebildet haben. Das geschieht aber niemals, sondern der untere Teil der Hiero-

glyphe vergrössert sich nur mit der zunehmenden Zahl der Pa-

pyrusschäfte (fünf). Im alten Reich kann man aber die Beobach-

tung machen, dass auch dort wo Papyrushieroglyphen mit fünf Schäften (2) vorkommen, das untere Stück nicht zu gross ge- zeichnet wurde, vgl. z. В. ^ (3). Formen wie w' die dann in unsere Drucktypen übergegangen sind, kommen erst seit dem mitt-

(1) Borchardt, Zeitschrift für ägyptische Sprache, 1907, S. 78; Klebs, Reliefs des alten Reichs, Abb. 81, S. 99.

(2) Ueber die im alten Reich scharf getrennte Verwendung der

Hieroglyphen mit 3 und mit 5 Schäften in den Worten für Unterägypten (mhw еосТ, 3 Schäfte <Й>) und für die Marschlandschaft des Delta

(mh-t o<=>< Л 5 Schäfte -tir) hat sich Sethe, Zeitschrift für ägyptische

Sprache, Band 44 (1907), „Die Namen von Oberägyten und Unter-

ägypten" geäussert, vgl. auch Davies, Ptahhetep, I, S. 25. Bei dem Worte

Papyrus selbst, d*t ^^ X kommen beide Formen vor: JL (Klebs, Reliefs des alten Reichs, S. 99, Abb. 81) und ^ (Klebs, 1. c, S. 98, Abb. 80). Dieses nur im alten Reich vorkommende Wort für das wahrscheinlich doch die Papyrushieroglyphe in uralter Zeit zuerst Ver-

wendung gefunden hat, unterscheidet also nicht zwischen л(Р und jßs wie es im alten Reich bei den Worten für Unterägypten und Marsch- landschaft üblich wurde. Ebenso wie bei den Papyrushorsten auf der

„Ncr-mer"- Palette und dem Keulenknanf soll also hier nur die grosse Zahl der Papyrusschäfte angedeutet werden. Eine Analogie zur Dreizahl der Schäfte bieten übrigens die ägyptischen Pluralstriche.

(3) Steindorff, Das Grab des Ti, Taf. 112, 115.

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BEMERKUNGEN ZUR SCHIEFERTAFEL VON HIERAKONPOLIS 183

leren Reich (1) vor. Von besonderer Bedeutung ist nun, dass auf einem Sarge des mittleren Reichs im Britischen Museum (2) der untere Teil der sonst grünen Hieroglyphe 2|^ braun gefärbt ist, während die Zickzacklinien mit Schwarz eingezeichnet sind. Da die Basalblätter in der Natur eine braungelbe Farbe haben, ist es klar, dass die schwarzen Zickzacklinien auf braunem Grund die Basalblätter andeuten wollen; wäre Wasser gemeint, hätte man den betreffenden Teil der Hieroglyphe blau (3) gemalt. Der Ein- fachheit halber sind die Basalblätter nicht für jeden Papyrusschaft gesondert gezeichnet wie es der Natur entspricht (vgl. Abb. 2(a) und 3(f)), sondern durch wagerecht verlaufende, parallele Zickzack- linien angedeutet. Dasselbe was für die Papyrushieroglyphen gilt, gilt auch für andere Papyrusdarstellungen. Ein Bild des mittleren Reiches zeigt einen Feldarbeiter bei der Papyrusernte (4). Der Mann

trägt auf dem Rücken ein grosses Papyrusbündel, dessen Zickzack- linien am unteren Ende hier fraglos nur als Basalblätter gedeutet werden können (Abb. 12). Jedenfalls würde ich es in diesem Falle für methodisch falsch halten, wenn man die Zickzacklinien deshalb als Wasser erklären wollte, weil der Papyrus im Wasser wachse (5). Mit Recht hat Schäfer (6) darauf hin gewiesen, dass das Wasser in der ägyptischen Kunst „meist quer, nicht der Länge nach, über die Fläche laufe". Wendet man diesen Satz auf die ägyptischen

(1) Vgl. z. B. auf dem Kopfe eines Nilgottes am Throne Sesostris I. Berlin 7275 (Schaefer, Von ägyptischer Kunst 2, Taf. 20; - Propyläen- Kunstgeschichte, Taf. 285).

(2) No 30841 (Von El Berscheh). (3) Schaefer, Von ägyptischer Kunst 2, S. 154.

(4) Blackman, Meïr, Bano 2, Tafel 26; Erman-Ranke, Aegypten, S. 37, Abb. 8; Schaefer, Propyläen-Kunstgeschichte ''t S. 291.

(5) Das ist für die aufgespiessten Fische, die von Zickzacklinien = Wasser umgeben sind, zweifellos richtig (Schaefer, Von ägyptischer Kunst 2, S. 174, Abb. 143), darf aber hier nicht auf die Papyrus-Dar- stellungen übertragen werden.

(6) Von ägyptischer Kunst 2, S. 154.

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184 LUDWIG KEIMER

Darstellungen von Papyruslandschaften (1) an, so folgt daraus, dass die in der Länge verlaufenden Zickzaklinien am unteren Ende der Papyrusschäfte nur die Basalblätter andeuten wollen, während in Fällen, wo ohne Zweifel ein von Papyrus umsäumtes Wasser gemeint ist (2), die Wellen durch quer laufende Zickzacklinien bezeichnet werden.

Fassen wir die Ergebnisse des Abschnittes II kurz zusammen, so ergibt sich folgendes:

1) Das Oval, aus dem auf der „Ncr-mer "-Palette die sechs

Papyrusschäfte hervorwachsen, kann nach Analogie von änhlichen

Darstellungen aus annähernd der gleichen Zeit nur als Landstück

(ägyptisch tacfzD) aufgefasst werden.

2) Die Papyrushieroglyphen 4JT, Ф (und Varianten) gehen auf Vorbilder wie die uns von der symbolischen Darstellung der „Ncr-mer "-Palette und von dem Keulenknauf des Königs „Skor- pion" bekannten Bildungen zurück, jedoch ist daran festzuhalten, dass die Basis der Papyrushieroglyphen ( <W , Y) nicht als Land- stück, aus dem die Schäfte hervorwachsen, sondern letzten Endes nur als Andeutung der Basalblätter aufgefasst werden kann.

(1) Vgl. z. B. Wreszinski, Atlas, Taf. 2 (Basalblätter für jeden Schaft gesondert); Taf. 24 (wellenförmige braunrote (!) Basalblätter; Taf. 70 links wellenförmige Basalblätter [Wreszinski hat hier einen merkwürdigen Fehler gemacht, indem er die Zickzacklinien für eine „Matte" hält.], rechts sind die Basalblätter für jeden Schaft einzeln angegeben; Taf. 77 (wel- lenförmige Basalblätter); Taf. 117 (wellenförmige Basalblätter); Taf. 121 (wellenförmige Basalblätter); Taf. 171 (für jeden Schaft getrennte Basal- blätter); Taf. 174 (wellenförmige Basalblätter); Taf. 183 (wellenförmige Basalblätter); Taf. 249 (Uebergangsform ! Teils für jeden Schaft getrennte, teils wellenförmige Basalblätter); Taf. 253 (wellenförmige Basalblätter); Taf. 300 (wellenförmige Basalblätter); Taf. 354 (wellenförmige Basalblätter, das Wasser daneben ist ebenso gebildet, besteht aber aus querlaufenden Zickzacklinien; Taf. 363 (Basalblätter für jeden Papyrusschaft getrennt).

(2) Steindorff, Das Grab des Ti, Taf. 113 = Klebs, Reliefs des alten Reichs, Abb. 22, S. 36; Wreszinski, Atlas, Taf. 2, 354, 363.

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BEMERKUNGEN ZUR SCHIEFERTAFEL VON HIERAKONPOLIS 185

3) Die Zickzacklinien am unteren Ende der sorgfältig gezeich- neten Papyrushieroglyphen sind daher nicht als Wasser sondern als Basalblätter zu deuten. Dasselbe gilt auch für die Darstellung der grossen Papyrushorste auf den Darstellungen mit Wasserland- schaften.

III.

Nach den in den Abschnitten I und II gewonnenen Resultaten kann für die symbolische Darstellung auf der Palette nur folgende Lesung in Frage kommen: Der Falke hat die Leute aus dem

Papyruslande gefangen fortgeführt. Da nun Unter-

ägypten immer als das Papyrusland schlechthin aufgefasst wird, ist es klar, dass die symbolische Gruppe einen Sieg über die Unter-

ägypter veranschaulichen sollte. Die sechs Papyrusschäfte sind, wie oben S. 12 ausgeführt wurde, nur eine uralte Variante für die später üblichen Hieroglyphenformen, von denen die mit drei Schäften versehene (W) im alten Reich zur Determinierung des Wortes mbw „Unterägypten" gebräulich wurde. Ebenso wollen auch die Darstellungen der niedergesunkenen Feinde, aus deren

Köpfen Papyrusstauden hervorwachsen, andeuten, dass Unterägypter gemeint sind (Abb. 5, 6 und 7).

Schliesslich noch ein Wort über den Falken, der mit seiner linken Klaue auf den Papyrusdolden stehend dargestellt ist, während die rechte den Strick hält, der durch die Nase des die Feinde andeu- tenden Kopfes gezogen ist. Seine Bedeutung ist, wie mir scheint, noch nicht völlig gesichert. Erman hat z. B. seit 1911 seine Auffas-

sung über ihn, sowie die Beziehung der symbolischen Darstellung zu dem gegenüber abgebildeten anthropomorphen König mehrfach revidiert :

1) Aegyptische Grammatik, 3 (1911), S. 10: „Der Falke £ч , das ist der König hat 6000 Gefangene aus einem Lande "fort-

geführt". 2) Die Hieroglyphen (1912), S. 14: Der Falke ̂ ' , das ist der

К ö n i g hat 6000 Gefangene aus d e m L a n d e wc ̂^ fortgeführt ".

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186 LUDWIG KEIMER

3) Die Hieroglyphen (zweiter, durchgesehener Neudruck, 1923), S. 14: „Der Falke £ч , das ist der Gott Horus, hat 6000

Gefangene aus dem Lande wc ̂ щ^ fortgeführt". Die Gründe, äie gegen die Lesung 6000 für die sechs Papyrus-

schäfte sprachen, sind bereits ausführlich erörtert, hier genügt es noch darauf hinzuweisen, dass die Inschrift wc unmöglich auf die

symbolische Darstellung (Erman, 2), 3)), sondern nur auf den nie-

dergesunkenen Feind bezogen werden darf, neben dessen Kopf sie

angebracht ist. Jetzt wo wir wissen, dass v4 das Papyrus land, also Unterägypten, bezwungen hat, liegt übrigens ohnehin kein Anlass mehr vor, die Inschrift ^щщ von dem besiegten Feinde zu trennen, der allein Anspruch darauf hat. Es fragt sich nur noch, ob mit dem Falken der König (Erman, 1), 2)) oder der Gott Horus (Erman, 3) gemeint ist. Für beide Auffassungen lassen sich Gründe beibringen. Hält man an der ersteren fest, so hat man in der Falkenszene eine Bilderschrift zu der nebenstehenden Hauptdarstellung zu erblicken (so Erman, 1)). Eine Analogie für den siegreichen König, „den man in der Poesie sich gern als Falken dachte" (Erman, 2)) würde man dann in dem Stier auf der Rück- seite der Palette und vielleicht auch in dem Löwen einer anderen Schiefertafel (1) zu sehen haben. Besonderes Gewicht möchte ich aber der menschlich gestalteten Klaue des Raubvogels beimessen. Wenn der Gott Horus gemeint wäre, brauchte man ihm doch keine Menschenhand zu geben - verständlich erscheint das dagegen, wenn man sich den irdischen König im Falken, dem Tier seines gött- lichen Vorbildes inkarniert denkt. Endlich würde zu der ersten Deutung auch ganz gut die Tatsache passen, dass im Harpunen- gau (шиш) (2) (das ist der 7. unterägyptische Gau = Metelis) die

(1) Die „Schlachtfeld "-Palette. Für die Literatur vergleiche oben S. 11, Anmerkung 3, besonders Schaefer, Propyläen-Kunstgeschichte, S. 578, (Text zu S. 181): „vielleicht der König", Ranke, „Löwenjagd- palette, etc., S. 6, Anmerkung 1.

(2) Das Viereck unter der Harpune stellt einen See dar, der zweifellos auf den Wasserreichtum des Harpunengaus hinweisen soll. Ueber die

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Tav. III.

6 7 'Ш/ /fc^

8 9

II

10 11 13

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Page 23: Bemerkungen zur Schiefertafel von Hierakonpolis (I. Dynastie)

Tav. IV.

12

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Page 24: Bemerkungen zur Schiefertafel von Hierakonpolis (I. Dynastie)

BEMERKUNGEN ZUR SCHIEFERTAFEL VON HIERAKONPOLIS 187

Hauptstadt des unterägyptischen Reiches, Buto (1), belegen war. Das Hauptbild würde dann besagen : Der König von Oberägypten hat Unterägypten niedergeworfen, das durch einen Vertreter seines wichtigsten Gaues charakterisiert ist, während auf der „ piktographi- sehen" (2) Darstellung Unterägypten einfach durch eine Papyrus- Landschaft bezeichnet wird. Aber auch die zweite Deutung, die heute allgemein für die richtige gehalten zu werden scheint (3), hat viel für sich. Zwei Tatsachen sind besonderes beachtenswert : Die Prunktafel wurde im Horustempel zu Hierakonpolis gefunden, war also ein Weihgeschenk (4) in den Tempel jenes Gottes, den man sich vor allem als Falken dachte. Und zweitens darf nicht übersehen werden, dass der menschliche König und der Falke sich

gegenüber stehend dargestellt sind. Gardiner will aus dieser Stel-

Zickzacklinien (Wasser) siehe oben S. 15 und Schaefer, Von ägyptischer Kunst 2, S. 154. - Während dem Lesen der Korrekturbogen finde ich in

der September-Nummer 1925 von „Ancient Egypt" (Fl. Pétrie, The

Rulers, S. 84) über щхщ folgende mir gänzlich neue und meines Er- messens durch nichts begründete Auffassung vertreten: „The title uo,

meaning a person that rules alone, a head of a tribe, was kept on from the prehistoric time, where the last of such independent rulers, the uo she or monarch of the lake, was conquered by Normer, as shown on the

great palette ".

(1) Vgl. Ed. Meyer, Geschichte des Altertums s, (1910), § 208, S. 129:

„ Der König hat einen zu Boden gesunkenen Feind beim Schopf ergriffen und erschlägt ihn mit der Keule; und dieser Feind ist in der Beischrift, einer Harpune mit einem See darunter, als Repräsentant der siebenten

uunterägyptischen Qaus bezeichnet, des Gebiets südlich und westlich vom

Burlussee, in dem auch Buto lag". (2) Ranke, „Narmer "-Palette, S. 167 und öfters.

(3) Ed. Meyer, 1. c, „der Horusfalke"; Maspero, Egypte (Ars una), S. 23; Erman-Ranke, Aegypten, S. 381; Erman, Die Hieroglyphen (1913), S. 14; Schaefer, Von ägyptischer Kunst 2, S. 131; Schaefer, Propyläen- Kunstgeschichte, S. 578 (183); Oardiner, Journal of Egyptian Archaeology, Bd. II, S. 61; Ranke, „Narmer "-Palette, S. 167 und viele andere.

(4) Vgl. Ranke, „Narmer "-Palette, S. 173-175.

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188 LUDWIO KEIMER

lung den Schluss ziehen, dass ein Gott (Horus) dem König die Ge-

fangenen zuführe (1), von denen dieser gerade einen mit der Keule

niederschlägt. Welcher der beiden Auffassungen man den Vorzug geben soll, ist schwer zu sagen, ebenso wie es sich bis jetzt noch nicht entscheiden lässt, ob es sich bei dem auf der Palette darge- stellten Siege des Königs „Ncr-mer" (2) um die endgültige Bezwingung der Deltagaue handelt (3), die zur Vereinigung der beide Reiche durch Menés führte. Als erwiesen kann diese immer- hin wahrscheinliche Vermutung erst gelten, wenn die Gleichung „Ncr-mer" = Menés (4) gesichert ist.

Haseliinne (Osnabrück). Ludwio Keimer.

(1) Journal of egyptian archaeology, Bd. II, S. 61 ; ebenso Erman, Die Hieroglyphen (1923, Neudruck S. 14); Schaefer, Von ägyptischer Kunst2, S. 130; Schaefer, Propyläen-Kunstgeschichte, S. 578 (183). Den

„Orundgedanken des Bildes" und dessen weitere Ausgestaltung hat

Schaefer, Von ägyptischer Kunst 2 I. c, Anmerkung с weiterverfolgt. Sottas (bei Sottas-Drioton, Introduction, etc., S. 28) weist auf Gruppen

wie j| v' hin. Die Oötternamen Geb und Horus stehen sich in dieser

Bilderschrift gegenüber, um anzudeuten, dass der eine der Götter an den anderen das Wort richtet: „Geb sagt zu Horus".

(2) Die Lesung des Namens *SfCt ¡st übrigens nicht gesichert. (3) So Ranke, „Narmer"-Palette, S. 173-175, wobei er besonders auf

die ungewöhnlich grossen Masse der Palette hinweisst.

(4) Für diese Gleichung hat sich Schaefer, Von ägyptischer Kunst2, Taf. 4 und Text zu Taf. 4 (vgl. Quellen der Bilder <auf Tafeln), S. 304 zu Taf. 4) und Propyläen-Kunstgeschichte, S. 183, S. 578 entschieden; auch

Ranke, „Narmer "-Palette, hält sie für wahrscheinlich.

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