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178 Eugen yon H o m e y e r: Turdus fuscatus Radde. typicu~. [ Naumanni. Turdus ruficollis Radde. TotallEnge ..... JAinge d. zusammen- gelegten Fliigels. L~nge d. Schwanzes Liinge des Schnabels yon der Stlm . . Liinge des Laufes. L/inge der l~ittelzehe ohne Nagel .... L~inge deren Nagel Flugweite ...... Nummer ....... 5'"18" I 11 ]4" , i 3" I 1" q 9 J~$ 7'" 10"' Beobachtung eines Laniu$ excubitor. Von Karl M/iller. Im Laufe dieses Winters hatte ieh mehrmals Gelegenheit, einen grauen WUrger (Lanius excubitor) am Ende der Giirten Alsfelds und auf dem daranstossenden Felde zu beobaehten. Er beherrschte einen grossen Umkreis, namentlieh erkor er sich der Wtirgernatur entsprechend die Hecken der Feldraine und die jungen Linden der Chaussee, auf denen er, durch die rauhe Witte- lung und den Hunger zutraulich gemacht, der Voriibergehenden ungeachtet auf Beute lauerte. Oft sah ich ihn aueh eine weite Strecke dahinfliegen, plStzlich sich im Flage erheben und mit

Beobachtung einesLanius excubitor

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178 Eugen yon H o m e y e r:

Turdus fuscatus Radde.

typicu~. [ Naumanni.

Turdus ruficollis Radde.

TotallEnge . . . . .

JAinge d. zusammen- gelegten Fliigels.

L~nge d. Schwanzes

Liinge des Schnabels yon der Stlm . .

Liinge des Laufes.

L/inge der l~ittelzehe ohne Nagel . . . .

L~inge deren Nagel

Flugweite . . . . . .

Nummer . . . . . . .

5'"18" I 11 ]4"

, i 3"

I 1"

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9 J~$

7'"

10"'

Beobachtung eines L a n i u $ e x c u b i t o r . Von

Karl M/iller.

Im Laufe dieses Winters hatte ieh mehrmals Gelegenheit, einen grauen WUrger (Lanius excubitor) am Ende der Giirten Alsfelds und auf dem daranstossenden Felde zu beobaehten. Er beherrschte einen grossen Umkreis, namentlieh erkor er sich der Wtirgernatur entsprechend die Hecken der Feldraine und die jungen Linden der Chaussee, auf denen er, durch die rauhe Witte- lung und den Hunger zutraulich gemacht, der Voriibergehenden ungeachtet auf Beute lauerte. Oft sah ich ihn aueh eine weite Strecke dahinfliegen, plStzlich sich im Flage erheben und mit

B~m~rkaagea tiber einig'e europiiische Drosseln. 179

Tardus ruff-

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zitternder FlUgelbewegung an einer Stelle in der Luft stehen bleiben. Einmal hatte er im Vorbeifliegen eine Maus entdeckt, rasch bog er im Fluge um und begann nun seine lqachforsehungen yon seinem Beobachtungsstandpunkte in der Luft aus. Seine Ausdauer und sorgfitltige Untersuehung war es da, die mieh in Erstaunen setzte. Bald sehwebte er 30--40 Fuss fiber dem Boden, bald nur t 0 - - t5 Fuss hoch, bald setzte er sich kurze Zeit auf einen ErdhUgel, mit ausgerecktem Halse sich emporrichtend, um scharfen Auges umherzuspiihen. Dann erhob er sich wieder und stellte sieh yon Neuem mit abw~irts gerichtetem Schwanz and unter emsigem Fltigelsehlag in die Luft. Es interessirte "mieh, zu erfahren, wie lunge er sich in dieser offenbar ermtldenden Stellung zu halten verm~chte. ~ach Verlauf yon 1--2, einmal aueh 3 Mi-

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t80 K a r l Mt i l l e r :

nuten ~tnderte er seinen Standpunkt, indem er sieh entweder mit niedergehendem und dann wieder auLviirts fithrendem Bogen eine kleine Streeke vor- oder seitwiirts wandte. Liinger als zehn Mi- nuten mochte er als lauernder R~iuber das ausbleibende M~tusehen erwartet haben, da schwang er sich pltitzlich zur Seite und liess sich hundert Sehritte welter feldein auf einem Dornbuseh nieder. Aber damit war seine Geduld noeh nicht zu Ende. ~qach kurzer Rast flog er demselben Plittzchen wieder zu, wo ihm die ver- loekende Beute zu Gesieht gek()mmen war. Er wandte allen Sebarfsinn an, um zum Ziele zu kommen. L~tnger noch als das erste Mal Melt er aus, wohl fiinf bis sechsmal flog er zu Boden und wieder empor, bis endlich ein wohIgelungener Ueberfall und einige in fiatterndem Htipfen ausgefUhrte Schnabelhiebe ibm den Besitz der Beute sicherten.

Ein paar Wochen sp~ter bei fusshohem Schnee und 6 Graden Kiilte sehe ieh den WUrger yon ferne tiber die weisse Decke den Chausseebi~umen zueilen. Dol~ angekommen, greift er einen Feld- sperling (Fr[~gilla mont.ana) an und treibt ihn im Gezweig vor sieh her, bald hoeh in den Wipfeln, bald tief am Stamme. Der ge~tngstete Vogel verliisst endlieh die Allee und strebt in einer H(ihe yon 40 Fuss den 300 Schritte entlegenen Feldgiirten zu. Der WUrger streiebt unter ihm her, steigt dicht neben oder vor ihm einige Fuss hSher und st(isst in fiinker Wendung, den Anbliek eines plStzlich in die Tiefe stUrzenden Fisehs vergegenwartigend, nach dem Sperling. Dieser aber beh~ilt trotz der Angst und zu- nehmenden Ermattung seine Besinnung noch uud weicht dem Wtirger durch zeitige Wendung eben so gesekickt aus, als dieser seine Anstrengungen~verdoppelt, vorztiglich gelingt ihm ein Aus- weichen zur Seite in einem seharf gezeichneten Winkel in dem Augenbliek, wo der Feind sich zmn Angriff erhebt. Je mehr sich die Jagd den Gartenb:~tumen niihert, desto verwegener und unbe- sonnener wird der Wtirger. Das Bewusstsein, dass er nur noch eine knapp zugemessene Frist zur Verfolgung babe, bringt ihn offenbar ausser Fassung. Er tiberstiirzt sich wahrhaft und purzelt gleichsam mn das Schutz suchende VSgelchen herum. Seine ihn verwirrende Wuth begUnstigt das Entkommen der vielleicht sehon sicher geglaubten Beate. In den Zweigen eines alten Apfelbaumes versehwindet, fast zu Tode gehetzt, der gltieklieh entronnene Sper- ling. Der ernUehterte Verfolger aber setzt sich auf den ersten besten dtirreu Ast, um naeh Athem zu schaappen und die ver-

Beobaehtung eines Lanius excubltor. t 8 i

brauchten Krttfte wieder in Ruhe zu sammeln. Nach kurzer Pause fliegt er jedoel~ einem andern Baume zu, am yon freierem Standpunkte aus den lauernden Blick yon ~Neuem umhersehweifen zu lassen.

Leichteres Spiel hat der WUrger, wenn er still lauernd yore Sitz aus den harmlos in seiner Nahe hiipfenden Vogel ilberfitllt. Auf einem Weidenbaum sah ieh ihn vor vielen Jahren eine Schwanz- meise (Pa~'us caudatus)paeken, welche jene eigenthtimlich ver- verzweiflungsvollen TSne ausstiess, die nur die Todesangst zu er- pressen vermag. Erst, als er aus den Zweigen mit ihr auf den Kopf des Stammes niedergewirbelt war, gebrauehte er die Ftlsse zum Halt der Beute und fiihrte nun tSdtende Hiebe mit dem Sehnabel aus.

Den ktihnsten l~aubanfall sah ieh diesen Wtirger i n meiner aiten Heimath in einem Garten bei Schnee und Kalte ausflthren. Eine Schwarzamsel (Turdus q~erula), welche ieh mit Aepfeln sehon mehrere Tage geftittert hatte, und die vollkommen taunter und gesnnd war, wird wiihrend der Mahlzeit yon dem hinten her kommenden Wtirger Uberrascht. Die Amsel schreit und sucht sieh los zu machen; dies gelingt ihr aueh, abet ob der Schreek, ob ein bereits angebraehter Schnabelhieb eine augenbliekliehe Be- taubung verursacht - - der Wtirger sttirzt sich mit Erfolg yon Neuem auf sie, wi~f~ sie auf den Rueken, halt sie mit den Ftissen test und bearbeitet ihren K_opf mit Schnabelhieben. Ohne. Zweifel hatte er den edlen S:,tnger alsbald geti~dtet, ware ich nicht eilend hinzugesprungen. Ztigernd begab sieh der aufgeseheuchte Wiirger auf einen Baum und bliekte noeh iuimer begehrlieh nach unten. Die Amsel aber war bereits so ermattet, dass sie mit ausgebreiteten Fltlgeln und geSflhetem Sehnabel sehnell athmend am Boden liegen blieb, bis ieh s ie ergreifen wollte. Sie erhob sieh, zuerst fiatternd, dann sehweri~allig fliegend, immer ht~her und erreiehte sehliesslieh eine Fiehte des nahe liegemen Parks, auf der sie Fuss fasste.

Es dtirfte wohl Wenigen bekannt seiu, dass der ga'aue WUrger nieht allein mit dem Auge, sondern aueh yore Geh~r geleitet die Beute veffolgt, zumal wenn er Klaget~ne vernimmt. Einer jungen piependen Lerehe (Alauda a, vensis) in der Saat, welehe yon den Eltern mangelhaft mit Futter versehen ward, ebenso einem im Gras sich heiser loekenden jungen Distelfinkchen (F~ngilla carduelis) sail ich ihn in der oben besehriebenen Raubvogelmanier nach- iorschen. Sehr genau weiss er die Stimme des jungen Vogels

182 C a r l E u l e r :

yon der des alten zu unterscheiden, und augenblicklich erregt der Klageton eines Thierehens seinen R a u b - u n d Mordsinn. Das Auge blickt neugierig umher, der Sehwanz hebt sieh und giebt sein eharakteristisches Zeichen der seitlichen Bewegung. Der gtinsfige Augenbliek wird sofort benutzt, und der Angriff erfotgt oft in sehr verwegener "Weise. Seine Verwegenheit lernte ich namentlieh im Herbste 1865 kennen, wo ieh ihn einen Falken eine Viertelstunde Weges weir unabl~issig in die Flucht schlagen sah. Der Falke hatte dureh sein Erseheinen einem klelnen Trupp sich zerrender und zankender Spatzen in einer Hecke eben erst einen liihmenden Schrecken eingejagt. Als ob ihnen pliitzlieh die Kehle zugeschniirt w~ire, verstummten sie alle und kroehen feige in die Tiefe des Gebttsehs oder liessen sieh gerade zu Boden fallen. Kaum hatte sieh der Riiuber unverrichteter Saehe wieder erhoben, um welter zu fliegen, stUrzte sieh der graue Wttrger wiithend auf ihn und bewies mir seine bewundernswerthe Kiihnheit.

Beitr~ige

zur Naturgeschichte der V{;gel Brasiliens, V'on

Gar! 'R.ulor, Schweizerischer Vice-Consul in Cantagallo. (Fortsettung ; s . November-Heft 1867, S. 399--420.)

IV. Cantagallo, 11. Februar 1868.

:~0. 7:L P]~a~thornls squal~dus Natt. Im November land ich diesen bier nicht hiiufigen Colibri beim

Nestbau. Er befestigte sein Nestchen an der untern Seite eines liinglich schmalen Baumblattes im Walde ca. 15' tiber der Erde. Es bfldet einen oben offenen Beutel, oder besser TieEel, der mit der einen Seite vollstiindig an die Blattfl~iche angeklebt ist, in der Art wie gewisse Taschenuhrbehiilter in Pantoffelform, die in den Schlafzimmern h~tngen. Das ftauptmaterial ist Pflanzenwolle. Die ganze Aussenseite ist dieht mit feinen Moosen besetzt und reichlieh mit Spinnengewebe Uberzogen. Diese letzteren dienen aueh als Befestigungsmittel am Blatte und gehen um die Rtiek- seite desselben herum. Ieh sah den Vogel, wie er die Fiiden im Fluge um das Nest und das tragende Blatt herum wiekelte. Die Nestwand ist ausserordentlieh seh~n und kunstvoll gebaut, wie tiberhaupt die Gattung Pha~ts auf der h~chsten Stale ira Nest-