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andreas-heindl
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8/2/2019 Bergpredigt - Anstze zur Auslegung
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Anstze zur Auslegung der Bergpredigt
Die Frage nach der Realisierbarkeit und damit nach der Ver-
bindlichkeit der Bergpredigt hat in der Vergangenheit zu unter-
schiedlichen Ansichten gefhrt:
Die Gebote der Bergpredigt werden als erfllbar verstanden: Es gibt keinen Grund, anzu-
nehmen, Jesus habe seine eigenen ethischen Forderungen nicht befolgt und auch gar
nicht erwartet, dass sie befolgt werden. Jesus strebte eine Radikalisierung der jdischen
Ethik an und wollte, dass seine Jnger in seine kompromisslose Nachfolge eintreten.
Von vornherein sind die Forderungen Jesu in der Bergpredigt als unerfllbar gedacht. Die
radikalen Gebote Jesu wollen gar keine ethische Anweisung sein, sondern vielmehr deut-
lich machen, dass der Mensch den Willen Gottes von sich aus eben gerade nicht erfllen
kann. Erst wenn dies dem Menschen klar wird, hat er seine Situation richtig erkannt: Der
Mensch ist Snder und auf Gottes Gnade, Barmherzigkeit und Vergebung angewiesen.
Die Forderungen Jesu sind Forderungen fr die Vollkommenen, fr diejenigen, die sich zu
besonderer Frmmigkeit und besonderem Gehorsam verpflichtet haben (Priester, Mn-
che, Nonnen). Die radikalen Gebote Jesu sind Ratschlge fr diejenigen, die sich um ihres
Glaubens willen aus der Welt zurckziehen, damit sie ein vollkommenes Leben fhren
knnen, und dabei die Gelbde von Armut, Gehorsam und Ehelosigkeit (= evangelische
Rte) auf sich nehmen. Fr die einfachen ChristInnen (Laien) sind allein die 10 Gebote
verbindlich.
Die Forderungen der Bergpredigt stellen eine Ethik des Reiches Gottes dar, die nur fr die
Jnger Jesu und nurinnerhalb der christlichen Gemeinden und im privaten Bereich gilt.
Fr die ffentlichen Bereiche knnen die radikalen Forderungen Jesu nicht gelten.
Die Forderungen der Bergpredigt sind in der Gewissheit formuliert, dass das Ende dieser
Welt bevorsteht und die Gottesherrschaft naht. Nur fr diese Zwischenzeit bis zur voll-
kommenen Verwirklichung des Reiches Gottes, fr diesen Ausnahmezustand, der zu einer
auerordentlichen Anstrengung befhigt, waren Jesu Weisungen gedacht. Die Bergpredigtbeinhaltet demnach eine Interimsethik.
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Die Forderungen der Bergpredigt machen deutlich, dass es Jesus nicht um neue Gesetze
und konkrete Anweisungen geht, sondern um die Gesinnung, um die rechte Herzensein-
stellung. Jesus geht es allein um die innere Haltung (Gesinnungsethik).
Die Forderungen der Bergpredigt sind bewusst weiter gesteckt als das, was tatschlich er-
reicht werden kann. Es handelt sich hierbei um berspitzte Aussagen, die das Wollen, die
innere Haltung und Gesinnung ausrichten sollen. Das ist notwendig, weil das Ziel immer
weiter gesteckt sein muss als das, was man dann wirklich erreichen kann (Zielgebote).
Die Forderungen der Bergpredigt sind auf eine neue, vollkommene Gesellschaft ausgerich-tet, die nur durch eine sozialrevolutionre Vernderung zu verwirklichen ist. Die Bergpre-
digt stellt also das Programm einer zu realisierenden neuen Gesellschaftsordnung dar.