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B. Oesellschaftsberichte. Bericht fiber die Sitzungen der Vereinigung schweizerischer Hals- und Ohreniirz~e in Basel. Erstattet yon Privatdozent Dr. E. Oppiko%r, Basel. Sitzung vom 25. Juni 1916. Professor Siebenmann (Basel) h~ilt einen warmen Nachruf auf den im Berichtsjahr verstorbenen Ohrenarzt Professor Lindt (Bern). Dr. Guyot (Genf) referiert iiber seine Eindriicke in Iranz6sischen, englischen und belgischen Spit~ilern, die er kiirzlich besucbte. Prof. Siebenmann (Basel): Klinische Demonstrationen. z. Lordose der Halswirbels~iule als Schluckhindernis. Bei 5~ Jahre altem Arbeiter seit einigen Monaten Schluckb;ndernis und deshalb ins Spiral hereingeschickt wegen Verdacht auf Speise- rShrenkrebs. Aul3ere Untersuchu~g: Kyphose des oberen Abschnittes der Brustwirbelsiiule. Bei der Pharyngo- und Laryngoskopie starke Lordose der Halswirbels~ule, so dab die auf KehlkopfhShe liegenden Wirbelk6rper mit dem Scheitel der Halswirbelkurvatur den Kehlkopf- eingang in seinem hinteren Umfang iiberdachen; also ~ihnliches laryngo- skopisches Bild wie bei starker retropharyngealer Struma. Das R6ntgen- bild zeigt deutlich die Lordose der Italswirbels~ule; Dornforts~itze der Halswirbels~ule konvergierend zusammengedr~ngt. Speiser6hrenmund schwer zu passieren, im iibrigen abet bei der Osophagoskopie normale Verh~iltnisse. Bericht fiber einen zweiten analogen Fall bei einem 72 Jahre alten Mann. Auch hier im Verlauf der Jahre Ausbildung einer Kyphose dcr Brust- und entspr~-ehenden Lordose der Halswirbelsiiule mit Schluck- hindernis fiir feste Speisen. Auch hier Best~tigung der Diagnose durch Laryngoskopie und 0sophagoskopie, RSntgenbild und weiteren Verlauf. ~. Sarkom des Nasenrachens, geheilt durch Einlegen von Mesothorium. Bei I6 Jahre altem Jungen trotz mehrfacher operativer Eingriffe yon Mundh6hle, Nase und Kieferh6hle aus be- st~ndig wieder Rezidiv des mikroskopisch durch das pathologische Institut nachgewiesenen Sarkoms. Einlegen von Mesothorium in den

Bericht über die Sitzungen der Vereinigung schweizerischer Hals- und Ohrenärzte in Basel. Erstattet von Privatdozent Dr. E. Oppikofer, Basel. Sitzung vom 25. Juni 1916

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Page 1: Bericht über die Sitzungen der Vereinigung schweizerischer Hals- und Ohrenärzte in Basel. Erstattet von Privatdozent Dr. E. Oppikofer, Basel. Sitzung vom 25. Juni 1916

B. Oesellschaftsberichte.

Bericht fiber die Sitzungen der Vereinigung schweizerischer Hals- und Ohreniirz~e in Basel.

Erstattet yon Privatdozent Dr. E. Oppiko%r, Basel.

Sitzung vom 25. Juni 1916.

Professor S i e b e n m a n n (Basel) h~ilt einen warmen Nachruf auf den im Berichtsjahr verstorbenen Ohrenarzt Professor L i n d t (Bern).

Dr. G u y o t (Genf) referiert iiber seine Eindriicke in Iranz6sischen, englischen und belgischen Spit~ilern, die er kiirzlich besucbte.

Prof. S i e b e n m a n n (Basel): K l i n i s c h e D e m o n s t r a t i o n e n . z. L o r d o s e der Halswi rbe l s~ iu le als S c h l u c k h i n d e r n i s .

Bei 5 ~ Jahre altem Arbeiter seit einigen Monaten Schluckb;ndernis und deshalb ins Spiral hereingeschickt wegen Verdacht auf Speise- rShrenkrebs. Aul3ere Untersuchu~g: Kyphose des oberen Abschnittes der Brustwirbelsiiule. Bei der Pharyngo- und Laryngoskopie starke Lordose der Halswirbels~ule, so dab die auf KehlkopfhShe liegenden Wirbelk6rper mit dem Scheitel der Halswirbelkurvatur den Kehlkopf- eingang in seinem hinteren Umfang iiberdachen; also ~ihnliches laryngo- skopisches Bild wie bei starker retropharyngealer Struma. Das R6ntgen- bild zeigt deutlich die Lordose der Italswirbels~ule; Dornforts~itze der Halswirbels~ule konvergierend zusammengedr~ngt. Speiser6hrenmund schwer zu passieren, im iibrigen abet bei der Osophagoskopie normale Verh~iltnisse.

Bericht fiber einen zweiten analogen Fall bei einem 72 Jahre alten Mann. Auch hier im Verlauf der Jahre Ausbildung einer Kyphose dcr Brust- und entspr~-ehenden Lordose der Halswirbelsiiule mit Schluck- hindernis fiir feste Speisen. Auch hier Best~tigung der Diagnose durch Laryngoskopie und 0sophagoskopie, RSntgenbild und weiteren Verlauf.

~. S a r k o m des N a s e n r a c h e n s , g e h e i l t d u r c h E i n l e g e n von M e s o t h o r i u m . Bei I6 Jahre altem Jungen trotz mehrfacher operativer Eingriffe yon Mundh6hle, Nase und Kieferh6hle aus be- st~ndig wieder Rezidiv des mikroskopisch durch das pathologische Institut nachgewiesenen Sarkoms. Einlegen von Mesothorium in den

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Bericht fiber die Sitzum;en der Vereinigung schweizerischer Hals- u. Ohren/irzte. 11

Nasenrachen w/ihrend 48 Stunden. Im Anschlul3 an diese Therapie langandauernde hochgradige lokale und allgemeine Reaktion mit Ein- schmelzen des weichen Gaumens und wiederholte heftige Blutung. Kopfbewegungen schmerzhaft, eitrige Sekretion aus Nase und Rachen, hochgradige Schwerh6rigkeit infolge beidseitigen Tubenkatarrhs, stets Fieber yon 38--390 und hochgradige Abmagerung. Erst 3 Monate nach der Mesothoriumapplikation Ausheilung der nekrotisierenden Ent- ztindung und Besserung des Allgemeinbefindens, Geschwulst v611ig ge- schwunden. Im weiteren Verlauf noch zweimal Mesothorium wegen klei- net Rezidive. Seit 7 Monaten rezidivfrei.

S i e b e n m a n n sah unter Mesothorium auch vollst~indige Heilung eines nach Operation wieder rasch nachwachsenden Lymphosarkoms des Raehens. In vier F~llen yon Karzinom des Retronasalraumes konnte er dagegen unter Mesothorium und Radium keinen Erfolg konstatiere1~.

3. N e u r i t i s c o c h l e a r i s u n d v e s t i b u l a r i s l u e t i c a m i t nega - t i v e m W a s s e r m a n n des B l u t e s u n d p o s i t i v e m W a s s e r m a n n der C e r e b r o s p i n a l f l i i s s i g k e i t . Unter Salvarsanbehandlung H6r- verbesserung nur unbedeutend.

4. E in Fa l l yon M i k u l i c z s c h e r K r a n k h e i t bet 32 Jahre altem Mann mit Mitbeteiligung der Nasen- und Larynxschleimhaut. Die histologische Untersuchung ergab Lues. Nach dem histologischen Untersuchungsresultat und den Erfolgen der antiluetischen Kur handelt es sich wohl oft bet der Mikuliczschen Krankheit um Lues.

5. M i t t e i l u n g m e h r e r e r l e h r r e i c h e r F/il le yon H y s t e r i e des Ohres , deren Diagnose anf~inglich Schwierigkeiten bereitete. Die ausfiihrliche Ver6ffentlichung der F~ille, die in vielfacher Beziehung Interesse bieteu, wird noch erfolgen.

6. D e m o n s t r a t i o n z a h l r e i c h e r m i k r o s k o p i s c h e r Pr~i- p a r a t e v e r s c h i e d e n e r M i t t e l o h r - und L a b y r i n t h e r k r a n -

k u n g e n . Dr. L a u b i (Ztirich): F t i r so rge fiir k r a n k e S c h u l k i n d e r . Die

Arbeit wird an anderer Stelle ausfiihrlich verSffentlicht. Dr. M~nder (St. Gallen): T r i i n e n s a c k o p e r a t ~ o n n a c h West .

Empfehlung der Methode, die nach seiner Erfahru~g gtinstige Resultate liefert.

Dr. O p p i k o f e r (Basel): a) D e m o n s t r a t i o n yon m a k r o s k o p i s c h e n P r ~ i p a r a t e n p r i -

m~irer b S s a r t i g e r R e t r o n a s a l t u m o r e n , deren Kranken- geschichten im Archiv ftir Laryngologie, Bd. 27 ver6ffentlicht sind.

b) D e m o n s t r a t i o n zweier Pr~ ipara te pr im~irer b S s a r t i g e r Geschwt i l s t e des M i t t e l o h r e s , eines Karzinoms bet 47 Jahre altem Mann und eines Sarkoms bet 8 Jahre altem M~idchen.

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12 Bericht fiber die Sitzungen der Laryngologischen Gosellschaft zu Berlin.

c) D e m o n s t r a t i o n e i n e s S c h i i d e l d a c h e s be i e i n e r O s t e o - m y e l i t i s de r N e b e n h S h l e n d e r Nase . Ted an eitriger Meningitis.

Dr. U l r i c h (Basel): D e m o n s t r a t i o n m i k r o s k o p i s c h e r Pri t - p a r a t e y o n M i t t e l o h r c h o l e s t e a t o m . G r i i n w a l d h a t I9Io_inder Zeitschrift ftir Ohrenheilkunde den Standpunkt vertreten, dab dann, wenn in der Cholesteatommatrix mikroskopisch elastische Fasern nach- gewiesen werden kSnnen, das Cholesteatom als kongenital aufzufassen sei, da elastische Fasern weder in der PaukenhShle, noch im Geh6rgang vorkommen, also nicht aus der Nachbarschaft bezogen werden kSnnen. Diese Ansicht findet sich auch in der Monographie yon L i n c k ver- treten. U l r i c h land nun in IZ Serien yon Cholesteatomfelsenbeinen, dab der knScherne GehSrgang und alle normalen Schleimhautteile im Mittelohr elastische Fasern enthalten. Fcrner konnte er nachweisen, dab in allen F~illen in der Cholesteatommatrix mehr oder weniger ela- stische Fasern vorkommen und zwar in allen Sehichten zwischen Epi- dermis und Knochen. In allen 12 Fallen handelt es sich nach Status und klinischem Verlauf nicht urn angeborenes Cholesteatom, und U. kommt deshalb zum SchluB, dab das Vorkommen elastischer Fasern in der Cholesteatommatrix niemals einen Beweis fiir die kongenitale Provenienz des Cholesteatoms sein kann.

D i s k u s s i o n :

S i e b e n m a n n hat noch keinen einzigen Fall von angeborenem Cholesteatom gesehen. Er sieht die Tuberkulose als die Hauptursache des Cholesteatoms an. Da die Tuberkulose des Mittelohres oft latent verl~iuft und in den allerersten Lebensjahren hiiufig ist, so wird yon ver- schiedener Seite irrtiimlicherweise auf vorwiegend kongenitale Natur des Cholesteatoms geschlossen.

Dr. G u y o t (Genf) referiert, iiber die K r i e g s v e r l e t z u n g e n in unserem Spezialgebiet an Hand seiner Erfahrungen bei Besuch eines Militiirspitales in Lyon. O p p i k o f e r .

Bericht tiber die Sitzungen der Laryngologischen Gesellschaft zu Berlin (vom 11. Februar, 10. M~irz und

14. April 1916).

Erstattet yon Privatdozent Dr. M. Weingaertner, Berlin.

Sitzung vom 11. Februar 1916.

Vor Eintritt in den wissenschaftlichen Tell der Sitzung wird be- schlossen, die Tagungen in regelm~iBiger Weise wieder allmonatlich abzuhalten. Es sollen dabei besondere Beriicksichtigung finden De-