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Projektverantwortlicher bei Dorma-Glas: „Das A und O war für uns vonvorneherein die Qualität und Flexibi-lität der Vorbehandlung. Die Pulver-kabinen sind aus dem Katalog.“
Nach dem Vergleich der Angeboteund Konzepte verschiedener Anbieterhat sich das Unternehmen für denAnlagenbauer Aabo Lackieranlagen als Generalunternehmer entschieden.Kruse: „Aabo hat sehr flexibel aufunsere Anforderungen reagiert, hatsehr schnell unsere Wünsche undAnforderungen erkannt und eine sehrgute Lösung präsentiert. Nachdemauch noch der Preis gestimmt hat,bekam Aabo den Zuschlag für den Bauder Anlage.“
Allerdings war Eile geboten: Nach-dem im März 2002 die Entscheidungfür den Bau einer neuen Anlage gefal-len war, konnte erst im Oktober 2002mit dem aufwändigen Umbau der Halle, die von einem benachbartenBetrieb übernommen wurde, begon-nen werden. Unwägbarkeiten hinsicht-lich der Hallenstatik verzögerten denUmbau, sodass Aabo erst Mitte Januar2003 mit der Anlageninstallation star-ten konnte. Spätestens zum 31. Märzmusste die alte Anlage stillgelegt wer-den – pünktlich, am selben Tag, solltedie neue Linie in Betrieb gehen. Eineweitere Herausforderung: Für dieBeschichtungsanlage standen in deretwa 1000 Quadratmeter großen Hallenur 600 Quadratmeter zur Verfügung.
Kleinste Lose, viele Farben
Der Start ist auf den Tag pünktlichgelungen. In der neuen Anlage werdenMetallbeschläge für Glas-Innentürenund Ganzglasanlagen sowie Profile undProfilabschnitte für Horizontal-Schie-bewände oder Glasschiebeanlagenbeschichtet. Hinzu kommen Teile fürDuschen der Firma Gral. Das Material-spektrum reicht von Stahl über Alumi-
Schnelligkeit ist neben Qualitätoberste Maxime bei Dorma-Glas
in Bad Salzuflen. Durch modernsteFertigung und eine ausgefeilte Logi-stik ist der Hersteller in der Lage, zumBeispiel eine komplette Horizontal-Schiebewand innerhalb von zehnTagen nach Auftragseingang zu zeich-nen, herzustellen und zu liefern. Fürdie Pulverbeschichtung heiß das in derRegel, dass die Teile nach Bereitstel-lung des Materials am Folgetagbeschichtet sein müssen. Bei kleinstenLosgrößen und einer Vielzahl an Mate-rialien und Farben ist daher ein hohesMaß an Flexibilität gefordert.
Früher wurden die Metallteile inBad Salzuflen von der SchwesterfirmaGral beschichtet, deren angemieteteBetriebstätte geräumt werden musste.Da diese Beschichtungsanlage in denletzten Jahren überwiegen für Teilevon Dorma-Glas genutzt wurde, hatdas Unternehmen im Zuge einerUmorganisation die Beschichtungsauf-gaben der Dorma-Gruppe am StandortBad Salzuflen übernommen.
Hauptaugenmerk auf Vorbehandlung
Zunächst wurde im Konzern dasThema „make or buy“ diskutiert. Vorallem mit Blick auf die Vielzahl derKleinaufträge und die kurzen Produk-tionszeiten fiel diese Entscheidung zuGunsten einer eigenen Beschichtungs-anlage aus. Nicht zuletzt wollte manauch das Know-how im Hause behalten.
Das Beschichtungspersonal hatDorma-Glas von Gral übernommen.Eine Übernahme der bestehenden
Anlage wurde nicht erwogen, da vorallem die Vorbehandlung nicht mehrmodernen Anforderungen entsprach.
Nach zahlreichen Gesprächen mitLieferanten und Besichtigungen vonReferenzanlagen hatte man sehrgenaue Vorstellungen und arbeitete eindetailliertes Pflichtenheft aus. DazuAndreas Kruse, Logistikleiter und
Beschichtung von Glasbeschlägen –hochwertig, schnell und flexibel Eine neue Anlage für die wirtschaftliche Beschichtung kleinster Lose inkürzester Zeit und hoher Qualität, realisiert unter Zeitdruck und aufengstem Raum: Lesen Sie, wie die Dorma-Glas GmbH in Bad Salzuflendiese Aufgabenstellung gelöst hat.
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In der neuen Anlage werden unteranderem Beschläge und Profile fürDuschkabinen pulverbeschichtet
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nium und Aluminiumguss bis hin zuMessing und Messingguss. Der klein-ste Beschichtungsauftrag, zum Beispielfür eine Glas-Innentüre, umfasst zweiBänder, zwei Kappen und einenDrücker.
Die Anlage ist ausgelegt auf maxi-mal 3000 mm lange und 1300 mm hoheTeile. In dem von der Beschichtungs-anlage durch eine Mauer abgetrenntenAuf- und Abnahmebereich werden dieTeile auftragsbezogen auf Gestelle auf-gehängt und an die Traversen desKreisförderers übergeben, der miteiner Geschwindigkeit von 1,5 m/mindurch die Anlage fährt.
Die Vorbehandlung bietet ein hohesMaß an Flexibilität für die unter-schiedlichen Teile und kann durch dieModulbauweise bei Bedarf schnellneuen Anforderungen angepasst wer-den. Sämtliche Aktivbäder wurden inEdelstahl ausgeführt. In umfangrei-chen Versuchen im Vorfeld der Anla-genplanung hat Dorma Glas zusam-
men mit dem Chemie-LieferantenHaug-Chemie die optimalen Verfahrenund Abläufe ermittelt. Die geschlosse-ne, 45 Meter lange Anlage verfügt überfolgende Prozessbäder: ◆ saure Beize kombiniert mit
Entfettung für Aluminium◆ Prozesswasserspüle mit nachge-
schaltetem VE-Sprühkranz für Beize
◆ Entfettung/Eisenphosphatierungfür Stahl, Buntmetalle und Aluminiumdruckguss
◆ Prozesswasserspüle für Entfettung/Eisenphosphatierung
◆ VE-Spüle mit nachgeschaltetemVE-Sprühkranz (für alle Prozessvarianten)
◆ chromfreie No-Rinse-Passivierung.
Abschließend erfolgt eine Benebe-lung mit VE-Wasser. Vor dem Einlaufin den Haftwassertrockner durchfah-ren die Teile eine Abblasstation.Sowohl bei der Vorbehandlung als auchbei den Trocknern sind die Wandun-gen und Verbindungselemente so auf-gebaut, dass Wärmeübertragungen voninnen nach außen minimiert und somitWärmeverluste auf ein Minimum redu-ziert werden.
Für die Pulverbeschichtung stehen zweiverfahrbare Kabinen zur Vefügung.Gepulvert wird manuell und auf Verlust.
Maßarbeit: Das Layout der Beschichtungslinie
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Seit der Firmengründung 1978 beschäftigt sich Dorma-Glas in Bad Salzuflenmit der Entwicklung, Konstruktion, Fertigung und dem Vertrieb von Beschlägenfür Glasanwendungen in der Architektur und Innen-Architektur. Die klassischeBeschlagtechnik für Ganzglasanlagen und Innentüren sowie für horizontaleGlasschiebewände wurde inzwischen ergänzt durch Beschläge für den konstruktiven Glasbau in sicherheitsrelevanten Anwendungen. Dorma-Glas ist heute einer der weltweit führenden Anbieter von Beschlagtechnik für die Glasarchitektur. Die Dorma-Unternehmensgruppe erwirtschaftet mit weltweit5600 Mitarbeitern einen Umsatz von 663 Mio. Euro.
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bracht und nach der Neutralisationdem Vakuumverdampfer (von KMU)zugeführt, der mit einer Leistung von60 l/h rund um die Uhr arbeitet. DieAnlage arbeitet somit abwasserfrei, wasdie Diskussion mit den Behördendeutlich vereinfachte. „Durch diefrühe Einbindung der Behörden in diePlanung und nicht zuletzt durch denabwasserfreien Betrieb ist das Geneh-migungsverfahren ohne große Proble-me gelaufen“, erinnert sich Kruse.
Bis zu 25 Farbwechsel am Tag
Über den kombinierten Haftwasser-trockner und eine anschließende Kühl-strecke gelangen die Teile zu den bei-den Pulverkabinen. Die Kunststoffka-binen (Wagner) sind verfahrbar undmussten aufgrund des geringen Platz-angebots schräg angeordnet werden.Die Beschichtung erfolgt ausschließ-lich manuell und auf Verlust. DazuKruse: „Automatik rentiert sich ange-sichts der kleinen Losgrößen und dermeist geringen Beschichtungsflächenbei uns nicht.“ Auch die Frage, Ver-lustbetrieb oder Pulverrückgewin-nung, war schnell geklärt. Man kamschnell zu dem Schluss, dass sichRückgewinnung hier einfach nichtrechnet.
In der alten Anlage konnte mannoch vor wenigen Jahren Farben übereine Wochenplanung zusammenfas-
Die Regenwassernut-zungsanlage ist seit sechsMonaten in Betrieb. „Wirhaben damit sehr positiveErfahrungen gemacht, vorallem auch durch die deut-lich geringere Anzahl derRegenerationen der Ionen-austauscher“, erläutert Kru-se. So wurden die Betriebs-zeiten zwischen den Rege-nerationen durch die Nut-zung von Regenwasser imVergleich zum Stadtwasser-betrieb verdreifacht.
Das Wasser, das sich ausden Kaskaden in der letztenSpüle ansammelt, wird inden Abwasserkreislauf ge-
Abwasserfreier Betrieb
Großen Wert legte man in demKurort Bad Salzuflen auf die Umwelt-verträglichkeit der Anlage. Ein Fünftelder Anlageninvestitionen hat Dorma-Glas für die Wasseraufbereitung undAbwasserbehandlung aufgewendet.Die VE-Wasser-Aufbereitungsanlage(Eurowater) wird vorrangig mit Regen-wasser und dazu je nach Bedarf mitenthärtetem Stadtwasser gespeist. DasRegenwasser vom Hallendach (1000 m2)wird in einem 30000 Liter-Tank ge-sammelt, gefiltert und über eine UV-Anlage entkeimt. Demnächst soll einweiteres Hallendach zur Regenwasser-nutzung mit einbezogen werden.
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Die Vorbehandlung und der Trockner mussten in die kleine Halle regelrechteingepasst werden
Andreas Kruse, Projektleiter für die neue Pulveranlage bei Dorma-Glas, demonstriertdie Möglichkeiten der PC-Steuerung
Ein Fünftel der Anlagen-investitionenwurden für dieWasserauf-bereitung undAbwasserbehandlungaufgewendet.
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s: JO
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sen. Heute ist eine Farbplanung nurnoch innerhalb eines Tages möglich.Pro Schicht sind daher bei Dorma-Glasetwa 20 bis 25 Farbwechsel fällig. „Diekompakten Kabinen haben sich vollbewährt, da sie sehr leicht und schnellzu reinigen sind“, freut sich Kruse.Innerhalb von acht bis zehn Minutenist eine Kabine gereinigt. Beschichtetwird je nach Teilergeometrie wahlwei-se mit Tribo- oder Korona-Aufladung.Nach dem Einbrennofen werden dieTeile in einer Kühlzone durch hoheLuftumwälzung abgekühlt und sindsofort abnehmbar.
Die komplette Anlage wird über
eine PC-Stationgesteuert, dieneben Auf- undAbgabebereichaufgestellt ist.Über die Steue-rung werdendie Bäder undÖfen vor Ar-beitsbeginn aufTe m p e r a t u rgebracht sowiealle wichtigenBetriebspara-meter vorgege-ben, überwachtund protokol-liert. Auch derStrom- undGasverbrauchwird protokol-liert. Weiterge-
hende Leistungsmerkmale dieserSteuerung, wie zum Beispiel eine Verbindung zum betrieblichen SAP-System oder die Visualisierung eineseinzelnen Auftrags auf der Kette, werden hier nicht genutzt. „Das wärenett, ist aber nicht notwendig“, merktKruse an.
Wie aus dem Handbuch
Die Anlage läuft nun seit fastanderthalb Jahren. Anfängliche Proble-me blieben natürlich nicht ganz aus. Sokam es beim Farbton 9216 (Weiß) im
neuen Ofen immer wieder zu Vergil-bungen. Messungen am Ofen zeigtenausgezeichnete Werte hinsichtlich desAbkühlverhaltens und der Tempera-turverteilung. Am Ende bleib bei die-ser Farbe nur noch die Umstellung aufein anderes Pulver.
In der Abwasseranlage hat sichgezeigt, dass bei ungünstigen Konstel-lationen das Puffervermögen des 4-Kubikmeter-Tanks nicht ausreicht.Mit einem zusätzlichen Tank (3Kubikmeter) soll nun ausreichendPufferkapazität geschaffen werden.Auch das Personal – pro vier Mitarbei-ter – musste sich erst mit der neuenAnlage vertraut machen. „Natürlichdauerte es eine Weile, bis die Steue-rung optimal lief, und das Personal imUmgang damit geübt war. Auch die imVergleich zu früher aufwändigereAbwasserbehandlung und Vorbehand-lung forderten das Personal“, erinnertsich Kruse.
Insgesamt ist das Projekt für Krusewie aus dem Handbuch gelaufen. Vorallem wurden die zuvor definiertenZiele erreicht: Der Budget-Rahmenwurde eingehalten. Die Pulverlackie-rung wurde in das vorhandene Gebäu-de integriert, wenngleich auch mitgroßen Anstrengungen. Die Qualitätder Vorbehandlung entspricht den Anforderungen von GSB und Quali-coat, sodass entsprechende Zertifizie-rungen jederzeit möglich sind, soferndies der Markt erfordert. Und nicht zu-letzt ermöglicht die Anlage durch
schnelle Farbwech-sel ein hohes Maßan Flexiblilität.
Neben der ei-genen Produktionwerden in der Anla-ge Teile für Gralund andere Firmender Dorma-Gruppeinnerhalb vonDeutschland be-schichtet. Eine Auf-gabe bleibt Krusenun noch – die An-lage durch externeL o h n b e s c h i c h -tungsaufträge imZweischichtbetriebauszulasten. (Ke)
Bestückung der Gehänge. Eine Lagerung und Sortierung der Teile ist fast nicht möglich, da die Teile innerhalb von 24 Stunden beschichtet sein müssen.
Die Vorbehandlungsschritte für unterschiedliche Materialien im Überblick
Stufe Zone Becken Stahl/Buntmetalle Aluminiumguss Alu
1 1 1 Beizentfetten
2 2 2 Spülen Frischwasser
3 3 VE-Sprühkranz
4 4 3 Entfetten/Phosphatieren Entfetten/Phosphatieren
5 5 4 Spülen Frischwasser Spülen Frischwasser
6 6 5 (VE)-Spülen (VE)-Spülen (VE)-Spülen
7 7 VE-Sprühkranz VE-Sprühkranz VE-Sprühkranz
8 Abblasen Abblasen
9 8 6 No-Rinse-Passivierung No-Rinse-Passivierung
10 9 VE-Sprühkranz VE-Sprühkranz
11 Abblasen Abblasen