13
264 bei ihrem Austritt aus den Felsen, Iiegen nur wcnige RIe- ter iiber dem Meeresspiegel, und zwischen den lireiten 36' 30' und 37O 34'. Ihre Temperatur fand- sicli zu allen Jahreszeiten gleich, nahin mit der Breitc YOU 18O bis 17O C. ab. Das Mittel der Beobnchtungen gab 17",6 C.; und mcrkwiirdigerweise stiinint niclit blofs dieser Mittel- wcrth mit der May er'schcn Forinel ( ?'=25",5 cosz L) iiberein, sondern aucli jede ciiizelue Xeobachtung. Diese constante uiid liohe Temperatur der Kepha- lovrysi, weiin die der Seen im Iiinern des Landes bis +6", und, beiin Scliinelzen des Schuees, selbst bis +5O C. lierabsinlit, zcigt uns ebenfalls clas Daseyn grofser UII- terirdischer Seen und KanAe, ein Resultat, zu welchem die Alten cbenfalls durch Beobachtungen gelnngt waren. )a Es giebt im Pelopoiiiies grorsc IIdilcii iin Iimern der Erdc, wo sich durch den Zusaininenllufs der Gewas- ser ungehcure Seen bildcn rc ( D i o d o r u s S i c u 1 ii s, Lib. 11 cap. 41.) HI. Beschrcibung eines Apparates zur Hercor- bringung eines Lu fteuges und einiger dumit angestellten Versuclie; con C. B I* u n n er. Vor mehreren Jahrcn beschrieb ich eine Vorricbtung zur Hervorbringung eines Luftzuges, um mittelst dessel- ben die attnosphiirische Luft sowohl quantitativen als qua- litativen Priifuiigen zu uuterwerfen. Da dieselbe nicht blofs ihren damaligen Zweck in ausgezeichnetein Grade er- fulltc, soiidern seither noch zu anderen angewandt wurde, so halte ich es liir niitzlich, sie nach der neuesten Forin noct einmal zu beschreiben und zugleich von einigen da- mit unternommencii Versuchen Kenntnifs zu geben, in der Hoffuuug, dafs diese zu anderweitigen hnwenduugen vcr- adasscu tverdeu. Da dieser Apparat vielleicht bald zu

Beschreibung eines Apparates zur Hervorbringung eines Luftzuges und einiger damit angestellten Versuche

Embed Size (px)

Citation preview

264

bei ihrem Austritt aus den Felsen, Iiegen nur wcnige RIe- ter iiber dem Meeresspiegel, und zwischen den lireiten 36' 30' und 37O 34'. Ihre Temperatur fand- sicli zu allen Jahreszeiten gleich, nahin mit der Breitc YOU 1 8 O bis 1 7 O C. ab. Das Mittel der Beobnchtungen gab 17",6 C.; und mcrkwiirdigerweise stiinint niclit blofs dieser Mittel- wcrth mit der M a y er'schcn Forinel ( ?'=25",5 cosz L) iiberein, sondern aucli jede ciiizelue Xeobachtung.

Diese constante uiid liohe Temperatur der Kepha- lovrysi, weiin die der Seen im Iiinern des Landes bis +6", und, beiin Scliinelzen des Schuees, selbst bis + 5 O

C. lierabsinlit, zcigt uns ebenfalls clas Daseyn grofser UII-

terirdischer Seen und KanAe, ein Resultat, zu welchem die Alten cbenfalls durch Beobachtungen gelnngt waren.

)a Es giebt im Pelopoiiiies grorsc IIdilcii iin Iimern der Erdc , wo sich durch den Zusaininenllufs der Gewas- s e r ungehcure Seen bildcn rc ( D i o d o r u s S i c u 1 ii s, Lib. 11 cap. 41.)

HI. Beschrcibung eines Apparates zur Hercor- bringung eines Lu fteuges und einiger dumit angestellten Versuclie; con C. B I * u n n er.

V o r mehreren Jahrcn beschrieb ich eine Vorricbtung zur Hervorbringung eines Luftzuges, um mittelst dessel- ben die attnosphiirische Luft sowohl quantitativen als qua- litativen Priifuiigen zu uuterwerfen. D a dieselbe nicht blofs ihren damaligen Zweck in ausgezeichnetein Grade er- fulltc, soiidern seither noch zu anderen angewandt wurde, so halte ich es liir niitzlich, sie nach der neuesten Forin n o c t einmal zu beschreiben und zugleich von einigen da- mit unternommencii Versuchen Kenntnifs zu geben, in der Hoffuuug, dafs diese zu anderweitigen hnwenduugen vcr- adasscu tverdeu. Da dieser Apparat vielleicht bald zu

265

den uneotbehrlicheu gehiiren diirftc, so v.iI1 ich ibn mit ciuem passenden i\r‘ameu zu bezeichneu vorschlagen, der aus seiner Wirkungsart abgeluitet ist, und iienne ihn Aspitsbor.

Seiue. Einricbtnng, hie cr sich fur ein gewijhnliches Laboratoriuin eignet , ist nm besten fofgendc:

A und B (Fig. 1 Taf. V ) sirid zwei gleich grofse cylindrische Gcfiifsc von Ulech, jedcs V O I ~ ungcfGLr < bis 1 Kub. Furs Iiihalt, oben und uiiten mit Eodcn gcsclilos- sen. Durcti cine ciscrrie Stange ~ b , welclic in dern Mit - telpuiikte der beiden eiiiaridcr ztigulitlirten Boden bcfe- stigt ist, sind dieselbcn in dcr Art vcrbutidcn, dafs sic u n g c f ~ h r 6 Zoll weit voii ciiiander etitLernt gehnlkn wer- den. Diese Slange l int in ilircr IIIilte cinc scnhrecht auf ihrc Richlung befcstigtc Qucrslange c d , welchc als Ase in den beideii Iiiilzerneti ‘J’rjigern CJ dc sic11 Jrchco ] ; i f s t , 60 dafs nach Gelieben das eiric odur das atidere GefGfs die obere StelIe einrieliiiiun kann. h i d e Gellike sind ubcrdicfs durcli zwei Rijhrco init einantler vcrbuiidcnfg, hi, die i n ilirer Milte iiiit Ilihiicn vcrsehcn sitid. L)er eine clieser fliilmc ist cio gcmiihnliclicr, dcr aridere ist so gebohrt, \vie es Fig. 2 ?’of. V zcigt, i fo a b den Luft- kana1 andcutct. h i d e GefiTse tragen cine kurze Mes- singrijlire k , welche a n einer Scitc dcs Randes angcbracht ist und wit einciii Korke gcschlossen wcrden liann. Dicse OcfT~~ungen sind bci bciden Gefifsen ni i f dein nliinlichen Punkte angcbracht, so dals sie bciin Uindrehcn des Ap- paratcs uni seine Asc iinincr an die niinliche Stclle kom- men, und habeii auch genaa die n:,imIichc CYeite. End- lich ist aii d u n eiuen GefsCse der ganzen Lziige iiach eioe Glasriihre f m angebracht, durch wclche der Was- serstand im Inoern beobnchtet werden knnn.

D e r -Gcbrauch des Instruincntes lcuclitet voo splbst eio. 1st niimlicli das obcre Gcfiifs rnit Wasser gefiillf, iind isffoct man die €IZline so, d a k durch den eiuen das M’asser aus dem obercn in den untereo Behalter abfliefst,

2G6

wiibrend die iu den1 unteren entbaltene Luft durcb deu eben beschriebenen Halin ausstrilmt, so wird die Atmo- sphsre den Raum irn oberen Gehfse zu erfiillen strcbeii orid durch die Oeffnung k einstrainen. Hier wird also dcr Apparat anzubringen seyn, der die Substanz enthslt auf welche die Luft einwirken soll, entweder in ciner Wulfeschen Flasche oder in einer Riilire u. s. w. 1st das Wasser abgellossell, SO darf nur k gcsclilossen und der Apparat uni seine Axe gedrebt werden, uin die Opc- ration v01i Neuein zu beginnen. Uin das GefAl‘s in sei- ner Lage festzuhalten, ist an dein hiilzernen ‘I’rager un- ten ein eiserner Haken angebraclit, wclcher in eine an dem unteren BehHlter angeliitlictc Hiilse (R) eiugeselzt wird.

Der Aspirator gestattet manuigfaltige Anwendungen. Er dient:

Hierzu dient am besten die Eiiirichtung desselben, wie ich sie in dies. Ann. Bd. X X X I S. 1 beschrieben habe, niit An- wenduog voii Quecksilber oder Oel als Fliissigkeit.

1 ) Zu eud;ornelrischen Versucben.

2) Als Hygrorneter; s. Bd. XX S. 274. 3) Zur Bestiinmung der Kolilcnsaure und jeder andern

in der Atmosphare befindlichen Substanz; s. Bd.XX1V S. 569.

4 ) Als Abdampfungs-, SubIimations - und Tracknungs- Apparat.

Diese Anwendung griindet sich auf die bekannte Thatsache, dafs durch Entfernung des gebildcten Z h l -

pfes die Entstehung cines neuen Aiitheiles in holieui Grade bcfilrdert wird. Rekanot ist die vou L i e b i g angegebciie Vorrichtung zuin Austrocknen ( Annalcn dcr Pharmacie, Bd. V S. 139). Zur Abdampfung einer Flussigkeit kaiiu entweder der namliche Apparat dienen oder bequeuicr eine tubulirte Retorte, deren Hals man mit dem Aspira- tor verbindet und durch deren Tiibuliriing cine Riilire, entweder bis in die Fliissigkeit odcr bis nahe an deren

267

Oberflache eingesetzt wird. Diese Abdampfung kann aucli als Destillation betrieben werden , erhalt jedoch dadurcb eiiiige Einschrsnkung, dak der I)ampf von dem Luft- strorne weggefuhrt wird und nicht leicht condensirt werd den kann. Bur da, wo er von eiuer in der Vorlage be- findlichen Substanz chemisch aufgenoinmen werden kann, ist diese Methode zu empfehlen. Sehr leicbt geschieht aber auf diese Art die Sublimation von Substanzen, die eine etwas hilliere Teinperatur verlangen, wie J o d , Ca- lomel, Zinnobcr u. drgl. Auch hier ist es gut den Dampf in Wasser oder eine andcre FlGssigkeit zu leiten, indem man z. B. den Hals der Retorte in eine dainit angefiillte tubulirte Vorlage steckt. Da wo bei einer solcheu Ar- beit der Zutritt des Sauerstoffs scbfdlich wlire, kihinte inan die einstrbinende Luf t rorhcr durch eine Rohre, worin gliihende Eiscnspzhne befindlich sind, leiten, und so die Sublimation in einem Stroine von Stickgas ver- richten.

5 ) Als JTer6rennungsappnrat uberall wo die Verbren- nungsproducte fliiclihg sind, rind daher beim Ver- brennen iin freien Kauin nicht aufgefangen wer- den konnen. Ich habe in dieser Beziehung meh- rere Versuche angestellt, die ich hier mittheilen will.

V e r b r t n n e n v o n P h o s p h o r .

Phosphorz'chte Saure geminnt man sehr leicht, wenn man etwas Phosphor in einer etwa 4 Zoll weiten hori- zontalen oder in einer zu einer Iiugel ausgeblasenen Glas- rohre zum Schmelzen erhitzt, dann den Luftzug eintreten lafst, und dafur sorgt, dak die Oxydation des Pbosphors bei gelindcr Warme und Iangsain geschehe, so dais er nie zum hellen Brennen, sondern n u zum Leuchten kommt, wie ich es bei meinen eudioinetrischen Versu- chen, Bd. XXSI, bcschrieben habe. Die entstehende phosphorichte Saure condensirt sicb theils in dem hilitern Theile der Verbrennungsr6hre, die deshalb nicht zu engc

263 s e p darf, theils in einer Wasscr entlialtcndcn Wulfe- sclien Flasclic, ivclche zwischen jeoer und clem Aspirator augebraclit ist.

Phosphorsaure entstcht, wenn die Oiydation bei lebhaftcin Brennen rind raschem- Lufttwecliscl geschicht. rim besten gelang diese Bildung iiiit folgendcr Torrich- tuug. In a, Fig. 3 I'd. V , . wird der Aspirator an;;+ bracht, b ist cine kleine Walfcsche Flasclie, welchc Was- ser enthdt, c cine wcnigstens ,; Zoll weitc mid eiiic ctwa 2; Furs Innge Glasrijhrc, welchc durch einen Kork iriit dein Trichter d verbuiiden ist. Dicser 'I'riclitcr stclit init seinein Randc auf einciii flnchcn irdenen 'l'ellu-. Un- ten hat er cine 4 Zoll wcite riinde Ocffnung I ) . Man bringt ein trockncs Stiibchcn nuf ciiicr Porccllaaschcibe so auf den Teller, d n k er dcr Ocffnung dcs 'l'ricliters nahe kommt, und zundet es, wiihrentl cler 1,uftstrom gcht, mit eiiiciii heifsen Eiscndraht an. Die ciitstelieiidc Plios- pborsiiure legt sich grbl'stentheils in scliiicenrtigcr Gestalt in der GIasriihre an, nur ein geringer l'hcil i i i rd in die Wulfesclie Flasclic iibergefulirt uiid daselbst voin W a s - 6er aufgenonimen. Sobald der Phohphor verbraniit ist, legt uian durch die Oeffuung d c s Trichlers ein n e w s Stiickchen nach, wclches sich nuf der noch h e i h l Scherbc sogleicli entzundct, und so wird fortgefalircn. Hat sic11 die Rdhre init Phosphors%ire angcfullt, so liist man Jiesc in dein Wasser der Wulfeschen Flasche auf und selzt die Operation nach Bclicbcn fort.

Uei dieser Verbrennung ist es zwar unvermeidlich, dafs ein geringer Theil de.4 Phosphors sicli nur in phos- phoriclite S h r e verwandle, welclie, der P I i ~ s p h o r s ~ ~ ~ r c beigemengt, in der Flasclie gcfrinden wird. M a n sieht dieses daran, dals, weun mau die erlialtene S u r e in ei-

1 ) Eine solche Oeflnurrp bohrt man am sicherrtcn, indem man rings urn die Stcllr cine W u l s t yon W a c h s mrclrt, aladann con- centrirts Pluorw.l,rer,toff~~"re nuf dic G l d l k h e giefst, und dicso so oft emeuert, bir rie dad Glar durchgefrerren hat.

269

ncr PlatiiiscIiaIc abdainpft, bei eiucm gewissen Grade der Concentration LIeiuc F1:iiniiiclicn con Plrospliorwasser- s t o f f p cntstelicn. Durch einigc Tropfcn Salpetersiiorc ist cs aber leiclit auch diesc in PliosphorsYure zu ver- wandeln. Auch wird wan fiiiden, dafs die Operation schivierig so zu leiten ist, dals niclit ein wenig Phosptior als rothes Oxgd auf dciu Sclicrbe Iiegen bleibt. Diesc irnnicrhin geringc RIenge kann aber leiclit durch Behand- h u g init Salpctersliure auf die bekaniite Art in Phos- pliorsYurc verwandelt werden.

In neuerer Zeit hat man beobachtet, dafs die aus Phosphor bercitete Saure geringe Mengen von Arsenik enthalte, welche von der zur Bcrcitung des Phosphors angewandten Schwefelsaure herstainint ). Ic6 habc selbst diese hngabe bestgtigt gefunden. Man weirs aber, dafs diese Verunreinigung durch Sclir~efel~oasserstoff leicht en t- fern! werden kann, und (I& das Arscnik auch durch Er- bitzung der Phospliorsaure init phosphorichtcr Satire, wic dieses beim Conceutriren der drirch die eben beschrie- bene Operation gewonncneii Saure ohnehiii gcschieht, ab- geschieden w i d . Ich halte dnher diescn Uinstand fiir kein wesentlic.lies Hiaderiiifs bei der vorgeschlageiien Me- thode, welche, in Kiicksicht auf Einfachheit uud Wold- feilheit nicht vie1 zit wiinschen iibiig W s t .

V e r b r e n n e n v o n S c h w e f e l .

Rringt man in dem so ebcn bescliriebcnen Apparat statt des Phosphors Schwcfel zum Brennen, so c r b ~ l t inan scliweflichtsaures Gas, welclies entweder von w a s - scr aufgenoinrnen oder , nach Umstandcn, durch Gefiifse geicitct wcrden kann, welche Jiejenigen Substaiizcn ent- halten, aid die es einwirken soll. Beqrieiner ist jcdocll bier eiiic Kugelriihre, Fig. 4 l‘af. V. Durch die Oeff- riling a 1r;t man dell S c b ~ e f ~ l Iiinciii, wshrend die Seite b init dcr Wulfcschcn Flnsche in Verbinduug stelit. Elle . I ) S. Annilen, Dd. XXXI S . 1?6.

2i0

der Schwefel abgebrannt ist, Iegt man ein neues Stiick- chen nach.

Die Aehnlichkeit dieser Verbrennungsrnethode des Scliwefels mit der Rereitung der schweflichten und der Schwefelsaure im Grofsen fuhrte micb auf den Versuch, auch diese im Klcinen nachzubilden. Es gelaiig bald. Fiibrt man nrnilich, wzhrend der Schwefel in der Kugel brennt, durch a ein G1asri)hrchen ein, aus welcliein Stick- stoffoxydgas ausstrilmt, so dafs dieser Strom zugleich mit dew schweflichtsaurcn Gase und der iibcrscbiissigen at- mosphsrischen Luft durch b in einen geraumigen Ballon gelangt, auf dessen Boden etwas Wasser befindlich ist, so wird dieses bald Schwefelsaure enthalten. Es koinnit dabei alles darauf a n , die Verhrltnisse dcr auf einarider einwirkenden Stoffe zmeckmSfsig zu leiten. W i e man wC.ik, so ist dieses auch bei der Scliwefelbereitung im GroTsen der scliwierigste Tlieil. Es diirfte aber, wie 'ich glaube, nicht sehr schwer haltcn, durcli Vcrsuclie die rich- tigen VerhSltnisse des Apparates zu finderi; ich mijcbtc sogar glauben, dafs man rnit hnwendung dcs Aspirators bei jener wichtigen Fabrikarbeit sicherer als bisher geheii wiirde. Es versteht sich von selbst, dafs den1 Apparate eine andere Einrichtung gegcben werden miifste. hls AspiratorgefAfse kiinnten z. B. zwei neben einander SIC-

hende gernauerte BehSlter dienen, von dcnen der eine als Aspirator wirkt, wghrend der andere durch fliersen- des Wasser, z. B. durcb eincn Bach, gefiillt wird. W S r e jener leer, so miirde der Apparat mit dew mittlerwcile voll gewordenen Behalter in Verbindung gebracht, und der erste wieder geliillt u. s. W.

Ganz besonders eignet sich der Aspirator zur E n e u - gung der Schwcfelsaure unter Mitwirkung von Platin nach der hiichst interessanten Entdeckong Dii b e r e i n e r ' s I) .

Bringt man namlich Schwefel iu der Kugelrohre, Fig. 4 Taf. V, zum Brenneo, und leitet das schweflichtsaure Gas mit der noch unzersetzten Luft durch erhitzten Platin- 1) Vergl. honalen, Bd. XXlV S. 610. P.

27 1

schwamni, so crh;ilt man sogleich concentrirfe Schwefel- ssure. Folgende Umstiinde siud ~ u l ~ l Geliugen erfor- derlich:

1) I)ic Vcrbrennung niufs in einer weiten Riihre ge- schehen, clamit ein Ueberschufs von atmosphGrischer I,uft gegcn das schweflichtsaure Gas in die R i h r e gelange, welche Ja s Platin enthalt.

2) Das Platin, ain besten als Plafinschmamm angewen- det, mufs auf einen zweckmafsigen Grad erhitzt werden. Eioe eben anfangelide Gliihhitze schien mir am geeignetsten. Bei niedrigerer Temperatur erfolgt keine Bildung von SchwefelsYure und bei starker Gltihbitze zerfallt, wie man weifs, die Schwe- felsaure in Sauerstoff u ~ i d schwefliclite Saure.

W e n d e t man bei dieser Operation durch Cfiiorcaf- ciurn getrocknete Luft an, SO entstebt rauchende Scliwe- felsBure, welche aber ihrer Fluchtigkeit wegen schwer zu gewinnen ist, indem sie rlurch den Luftzug weggefiilirt wird. Es gelang mir nicht, durch hbkiililung des Appa- rates mit hether dieselbe zu condensiren. l'rocknet man aber die Luft nicht, oder niacht man sie gar feucht, in- drm man z. E. einen nassen Schwamm ap den E i n p i g de r RCihre bringt, so erli#lt man eine SHure, ungefkihr von der Bescliaffenheit ciner m;iCsig starkeu. englischen Schwefelslure. Es kiiiinte auch nohl seyn, dafs hiedurch ihre Entstehung befiirdert wiirde. Eine Reihe von Ver- suchen, die ich iiber diesen Gegenstand angestellt habe, lassen mich mit zieu~licher lestiminlheit glaubeo, dafs die Methode im Grofsen ausfiihrbar sep. Es gelang mir bald, durcli zweckmtifsige Leilung der Operation aus einer ab- gewogenen Menge von Schwefel eine der Theorie aunz- hernde Menge von Satire zu gewinnen.

Die Wirkung des Plarinschwamms hierbei ist immer- hin iulserst merkwiirdig rind rathselhaft. Als blofser Vl'arrnetrager wirkt cr dabci offenbar nicht, denn nimint nian an seiuer Stelle ebcn SO erhitzte Porcellanstabchcn,

2i2

SO cntstclit keine Schwefelsaure. Die Ansicht D i j b e r e i - n e r ' s besteht bekanntlich in der Annahmc, er euthalte adhiirirenden Saucratoff und bewirke die Oxydntion durch diesen. Ohiie diese l'heorie weder vertheidigen noch be- streitcn zu wollen, bemerkz i c l uur, als eincn Uinstand, der zu beriicksichtigen sevn ullicbte, d a k mir die Bil- dung der SchwefefsSrrre am deutlichsten zu erfolgen scliien, weun ich den 1,uftstrom abwchselnd, bald ohne Schwe- fel 211 brennen, dann wieder bei brennendem Schwcfel durch das Plntin gehcn liefs. Indessen kiiiinte diese Wir- kung nuch auf dem Verhlltnisse der durchstrirmendeu G ase herri hen.

Cheniiker, denen eine grirlsere Menge, z. B. ein PIund Platinschwainm, zu Gebote stclit, d i r d e n sich ein Verdienst erwerbcn, wcnn sie diese UmstSnde uzber un- tersuchen wollten. Ich zweifle iiicht damn, dafs, falls die Wirkung dcs Platins ungeschwiicht forttlauert, wie es den Ansclieiii hat, mit Hiilfe desselben und init Anwendung dcs Aspirators, eine leiclitc und sichere Bildung yon Scliwe- felsaure erzrveckt wcrden kiinne.

Da uian weils, d a k die schweflichte S z w e reduci- rend auf die selcnichte Saure einwirkt, dafs Selen weit weniger entziindlich als Schwefel ist, so versuchte ich, durch Verbrennen eiiies selenhaltigen SchweCels inittelst des Aspirators das Selen abzoscheideo. Es gelang dTe- ses sehr leiclit. Verbrennt inaii nRinlich in der Kugel- r8hre, Fig. 4 Taf. V, selenlialtigco SchwefeI im Luftzuge, so siclit inan bald, tlicils an der oberen M'8lbung dcr Kugel, thcils an dem zunachst an diesclbe gr imenden Theilc dcr Rahre, ciii rothes Subliinat entstelieii, wel. ches, so wic cs sich vermebrt, zum Theil eiu graphitihn- lichcs Ansehcn annimmt. Dieses ist Sclen init ein wenig Scbwefel verbunden. Eine gcringe Menge Selcn gelangt in die init Wasser gefiilltc Wullesclie Flasche und setzt sicb daselbst al; ein r o h c s Pufvcr ab. Liist ninn es in iitzendcr Kalilnuge auf uud setzt die Aufliisur~g 2 bis 3

Tage

273 Tage der Luft aus, so scheidet sich das Selen rein aus. Ich erhielt auf diese Art ziemlich nahe die in dein an- gewandten Schwefel enthaltene Menge Selen. Gewifs ist dieses Verfahren geeignct das Selen auf eine leichte Art aus den1 Sclllamlne der Schwefelsaurefabriken abzu- scheideu. Mit einer Probe des Lukawitzer Schlammes gelang es ganz gut. Es ist, wie nian leicht sielit, die nainliche Operation, durcb welche es bei der Darstellung de r Schwefelsaure auf den Fabriken in jenen Sciilamm gelangt , gewissermafsen eine Wiederholung jener Opera- tion im Kleineu und in zweckmkifsigen Verbahissen.

Vcrbrennung von Kohle .

Diese geschieht am Ieichtesten in der Kugelrbhre, Fig. 4 Taf. V, indcm man erbsengrofse Stiickchen Holz- kohIe darin anziindet; die erhaltcne Kohlenssure wild durch cine Lage locker eingefullte Bauinwolle geleitct, uin den etwa mitgefuhrteu Kolllenstaub und die Asclie zu- riickzuhalten, dann in eine oder lnehrere Wulfesche Fla- schen, worin die Substanzeu enthalten siiid, auf welche sie einwirken SOL Ich habe auf diese Wei se lileine Pro- ben von doppelt - koblensaurem K d i und Bleiweils iiach der T h d n a r d'sctien Methode bcreitet. Uie einzige Schwierigkeit bietet der Umstand dar, daCs inan das koh- lensaure Gas init vielem Stickgas gemengt erhalt, in wel- chem Zustande es etwas weoiger leicht von den Fliissig- keiten absorbirt wird als irn reinen. Aus diesem Grunde ist es anzurathen, den Gasstroln nur langsam gehen zu Iassen.

Bei der Verbrennung von Kohle entsteht neben dem kohlcnsauren Gase auch oft eine gewisse Mengc Kohlen- oxpd. Dieses scheint vorziiglich da zu gcschehen, \YO (lie Verbrennung SO geleitet wird, dafs die entstebcnde Koll- lenssure eine Zeit lang mit gluhenden Rolden in Bcruh- rung bleibt. Verbrcout man in dem eben beschriebcnen Apparat die Kohle langsam, namlich so, dafs sie eben

Yoggendorff's Annal. Bd. XXXVIII. 1s

274 zu brennen fortf&rl, so erlidt inan fast geiiaii so vicl Kolrlens~rire als die verbrannte Kolile iiberhaupt liefern kauri ).

Eben so wie die Verbr.ennungspraducte der Holz- liohle kijonen auch diejenigcn aiiderer organischer Iiijr- per mit Hiilfe des Aspirators beuiitzt oder einer chemi- schen Priifuug nnterworfeil werden. Man kijnnte sogar dieselhe aiif Elementar- Analyse stickstofffruicr Substan- zen anbyenden. Ich babe diescs versucht, und einige schr gute Kesultnte arlinltcn, beincrke jedoch, dafs diese An- wendung aus inehrcren (huudco der Verbrenuung im rci- nen Saucrstoffgas an Zuvcrliissigtieit nachsteht.

Uic AnweiiJiuig des l'latisischwaniines bei der nil- dung von Schwefdsiiure fiilirte micli nuf den Gedankcii, mit Hulfe dcs Aspirators hrnpcnsri'ure zu erzeugcu. Bringt uian ntiiiilich in eine $. Zoll weite Glasrijbrc in einer Liingc voii 2 bis 3 ZolI Platinschnainin, erhitzt ihu niit der M-eingeistlanipe beinahe zuin Gliilien, und l e i ~ c . ~ liun einen Lurtstrom hintlurch, wvelcher vorher durcb eine kleirie, Aetlier enthaltcnde Wulfesc le Flasche liindurcli- gegangen, so mird der Platinschwainin sogleicli gluhend, und bleibt in diesem Zustaude so lange, als das Ge- menge von Luft und hetherdampf durcli ihn Iiindurch- streicht. Die Producte der Operation kijnnen in Wd- feschen Flaschen aufgesamnielt werden.

Auch bei dieser Einwirkung hangt der Erfolg ganz-

1) Die Verwandlung der vegetabilischcn Kohle in KolilrnsSure durcfr den atmosphirirchen Sauerrtoff k m n a u f verrrliiedvne W e i s e geschehen, entwedcr Jurch cigentliches Rrennen der Kolrle auf gew6lioliche Art , odcr auch ohne Drennen. c'ru sich v o n

letztcrer Art der Oxydation zu iiberzrugen, bereits m a n rein zcr- tlieiltc Koble, indem man cinco organisclren Karpcr, z. U. Oel, a i d einem Platinschilchen all,:ennt. n r i n g t man liierauf unter d ~ s , dib zuriickgebliehenc liohle enthaltcnde SrJi:ilrhrn eins \yein- geistlaape, so wird man sehen w i e der Kul~lrnanflug, ohne zu gliihen, vcrschwindet, glcichsam von Jcni am)o~plririschcn Saurr- rtolf aufgcliirt wird.

275

lich von den Verhzlbissen des Liiftstromes und den Di- inensionen des Apparates ab. Richtet man dieselben so ejn, dafs der Platinscbwamm in einer LHnge von 2 Zoll deutlicli gliiht, so entsteht fast nur Kohlenssure und Was- ser , gliiht er aber in geringerem Grade, so crhalt man die sauren und stechend rieclicnden I’roducte der D a - v y ’schen Gliihlampe. Ich lieCs dieselben von Kalilauge aiifnehinen. L)iese wurdc bald gclb, iiahtn einen eigen- tbiitnlicheii, einigermafsen aroinatischen Geruch an , i i n d

nacb einiger Zcit bildeten sich darin riithliclie Flockcn, die sich zii einetn harzabnlicben Kiirper vereiiiigteii, oline Zweifel das von L i e b i g beschriebeue Aldehydharz. fch lloffte auf diese Art eine anselinliche Menge dieser Pro- d u d e zii gewinnen, so wie auch die Lampens~ure als Iialisalz zu erhalten; allein es zeigte sicli bald, dafs die Ausbeute sehr gering war. Leitet man nYiirlicli die Ope- ration so, wie es zur Verinebrurig der Wirkung erfor- derlich ware, so gescliieht dic Vcrbrennung des Acthcrs zu vollstiindig, und lsfst man sie nur schwacli eintrctcn, so ist die Bildung jener Producte SO unbcdeutend, daCs sie weit leicliter auf dem von L i e b i g beschriebeiicn W e g e erhalten werdcn.

Es scheint aber dieser Versuch, dcr als Collc,’ a i m -

Versuch selir instructiv ist, die Tlieorie dcr Glu lhnpe dahin aufzukliiren, d a k e r zeigt, dafs die Bildung der sogenannten Lampenszure nur einc secand3re \Yitkiwg sey. Der Theil von hlkoliol oder hethcr, wcloher dcn Dralit glulieiid e rhd t und an ill111 verbrennt , licfert Kuh- lensaure und Wassur, und nur dcrjettige hntheil, der nicht vollstiindig verbrennt, welcher i iknlich mit drm nicht gluhenden , sondern nur rnrirsig erlii~zten l’lieile des Pln- tiudrahtes in Beriihrung koinint , erleidet die Zcrsetzung durch Warine, \vie bei der IA i e b i g’schen Bereitung clcs Aldehgds, und Iiefert so die Lampensiiure, welche also cin versnderliches Gemenge aller jener Substanzen ist, die bei der Aldehydbereitung erhalten werden.

1s * -