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Besprechung einiger forstlichen Fragen. 87 billiger. Erfahrungsgemäß wirb durch recht kräftiges wieberhaltes Hacken, namentlich in ben folgenben Jahren, bie Wurzel-, Stamm unb Kronen- bilbung eine vorzügliche. Das Abnehmen unb die Wieberbebeckung burch leichte hanbliche Schutzgitter geht rasch von statten, was zugleich einer ihrer nicht unwesentlichsten Vorzüge ist. Weißenhorn, im Juni 1896. Besprechung einiger forstlichen Fragen. Von Oberförster I . Hamm in Karlsruhe. Im Hefte 5 bieser Zeitschrift von 1896 werben die Zuwachs- Verhältnisse des Hoch- und Mittelwaldes in Baden einer Begleichung unterzogen und kommt der betreffende Berichterstatter zu der Ansicht, baß bie in ber Schrift bes Geh. Rates Krutina „bie babifche Forstverwaltung irnb ihre Ergebnisse in ben 12 Jahren 1878—1889" (Karlsruhe, G. Braun 1891) auf Seite 66 als Durchschnitt gebotenen Ziffern ver- schiedene Forstmänner zur Ansicht gebracht hätten, als liefere der Mittel- wald höhere Massen- unb Gelderträge als der Hochwalb. Der zeitliche Zuwachs war bort angegeben im Hochwalb pro Hektar zu 4,4 km „ Mittelwalb „ 4,6 „ Nieberwalb „ „ 4,1 für das ganze Land pro Hektar 4,46 ftn I n obigem Aufsatze werden folgende Zahlen für den Domänen- wald angegeben: _,„„. ,,,„,. m . , ° a Jährlich Nutzung Rnnertrag pro Hektar Mittelwald 1879 4,37 im 37,9 Jt 1879/89 4,51 „ 40,1 „ 1893 4,05 „ 40,9 „ Hochwald 1879 4,28 „ 32,7 „ 1879/89 5,07 „ 36,1 „ 1893 5,26 „ 44,6 „ für die Gemeinde- und Körperschaftswaldungen als Materialerträge. Festmeter pro Hektar Mittelwald 1879 4,63 1879/89 4,54 1893 4,55 Hochwald 1879 4,58 1879/89 4,77 1893 4,89

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Page 1: Besprechung einiger forstlichen Fragen

Besprechung einiger forstlichen Fragen. 87

billiger. Erfahrungsgemäß wirb durch recht kräftiges wieberhaltes Hacken, namentlich in ben folgenben Jahren, bie Wurzel-, Stamm unb Kronen-bilbung eine vorzügliche. Das Abnehmen unb die Wieberbebeckung burch leichte hanbliche Schutzgitter geht rasch von statten, was zugleich einer ihrer nicht unwesentlichsten Vorzüge ist.

Weißenhorn, im Juni 1896.

Besprechung einiger forstlichen Fragen. Von Oberförster I . Hamm in Karlsruhe.

Im Hefte 5 bieser Zeitschrift von 1896 werben die Zuwachs-Verhältnisse des Hoch- und Mittelwaldes in Baden einer Begleichung unterzogen und kommt der betreffende Berichterstatter zu der Ansicht, baß bie in ber Schrift bes Geh. Rates Krutina „bie babifche Forstverwaltung irnb ihre Ergebnisse in ben 12 Jahren 1878—1889" (Karlsruhe, G. Braun 1891) auf Seite 66 als Durchschnitt gebotenen Ziffern ver-schiedene Forstmänner zur Ansicht gebracht hätten, als liefere der Mittel-wald höhere Massen- unb Gelderträge als der Hochwalb. Der zeitliche Zuwachs war bort angegeben

im Hochwalb pro Hektar zu 4,4 km „ Mittelwalb „ „ „ 4,6 „ „ Nieberwalb „ „ „ 4,1 „

für das ganze Land pro Hektar 4,46 ftn In obigem Aufsatze werden folgende Zahlen für den Domänen-

wald angegeben: _,„„. , , , „ , . m . , ° a Jährlich Nutzung Rnnertrag

pro Hektar Mittelwald 1879 4,37 im 37,9 Jt

1879/89 4,51 „ 40,1 „ 1893 4,05 „ 40,9 „

Hochwald 1879 4,28 „ 32,7 „ 1879/89 5,07 „ 36,1 „ 1893 5,26 „ 44,6 „

für die Gemeinde- und Körperschaftswaldungen als Materialerträge. Festmeter pro Hektar

Mittelwald 1879 4,63 1879/89 4,54 1893 4,55

Hochwald 1879 4,58 1879/89 4,77 1893 4,89

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88 Hamm:

Gestatten Sie mir gegen diese Art von Statistik folgende Ein-Wendungen:

1. es ist gegen ben ersten Gmnbfatz gefehlt, bah man nur Gleiches mit Gleichem vergleichen kann. Ich frage a) sind nicht etwa im Mittelwald Oberholzvorräte eingespart

worden? giebt der Er t rag hier in der Thal auch den zeit-lichen Zuwachs an?

b) ist das Schneedruckergebnis des Jahres 1886, das 1887 zum Verkauf kam, in ben Jahren 1888 und 1889 noch eingespart worden? liegt im Hochwalde hier nicht eine Abnutzung im Vorra te vor, was den Ausschlagwald in gleicher Weise nicht betraf?

c) hat nicht eine allgemeine Preiszunahme für das Hochwald-Nutzholz (vorzugsweise Nabelholz) stattgefunben, nachbem vor ca. 15 Jahren bas Minimum erreicht war?

d) kann man ein einzelnes Jahr (1879 ober 1893) mit einem 10jährigen Durchschnitt vergleichen, wo man boch weiß, baß ber harte Winter 1892/93 die Brennholzpreife allenthalben in die Höhe trieb?

e) war die Vehanblung ber Mittelwalbungen eine richtige? wiber-sprechen unsere 30- und 35 jährigen Rotbuchenausschlagumtriebe nicht der Natur dieser Holzart, bie von dem 15. Jahre an an ihrer Ausschlagleistung mehr und mehr einbüßt?

f) war ber Beftanbesschluß bes Mittelwalbes in Orbmmg (Kulturen^ Kulturschutz, Reinigungen)?

Nicht biese unsicheren Zuwachs- unb Ertragszahlen geben übrigens ben Ausschlag, darüber müßten zuverlässige Feststellungen zu Gebote stehen, was aber nicht möglich ist, solange man einen Iahreszuwachs nicht lostrennen kann, wie den Balg vom Fuchse und solange selbst eine differierende Holzaufbereitung im Weg steht; dagegen dürfen wir uns benn doch fragen, ob es bem gleichalierigen Hochwalde, in den man die Mittelwaldungen vielfach überzuführen strebt, wohl gelingen wirb, ber Zukunft solch wertvolle Eichenvorrate mit solch kurzer Produktionsfnft zu übermitteln, wie wir sie aus letzteren empfangen haben. Man hat »or etwa 60 Jahren im badifchen Unterlanbe die vorzugsweise mit Buchen bestockten, in einem femelwaldartigen Betriebe behandelten Hochwaldungen in den schlagweisen Mittelwaldbetrieb übergeführt; es wirb kein Mensch leugnen, daß die Rotbuche für unsere Mittelwaldzwecke und bie üblichen hohen Umtriebszeiten sehr wenig geeignet ist unb baß bie alte Wirtschaft bort besser beibehalten worben wäre. Immerhin bleibt es fraglich, ob

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nicht bmch rechtzeitige Verbesserung ber Vestockungsverhältnisse unb burch Einbringung ausgesprochener Nutzholzarten ber Mittelwalbbetrieb hätte leistungsfähiger gestaltet werben können. Die „bodenpflegliche Hochwald-Wirtschaft" ist ein Schlagwort, wie „der weite Blick", „Schablonen-Wirtschaft" u. a. m.; derlei Wörter gehörten jederzeit zur Ausrüstung des unentwegten Nachbeters und ersetzen ein selbständiges technisches Forschen und Arbeiten in merkwürbig ausgiebiger Weise. Wer aber bie Leistung eines gleichalterigen Hochwalbes von sommergiünen Holzarten ober der Forle auf Süd- und Südwestseiten selbst bei mineralisch mittelkräftigen Böden genau in das Auge faßt, wird sich sagen müssen: „Was auf frischer Nordseite zulässig ist, geht noch lange nicht für Südfeiten und in der Ebene braucht man auch viele Gefahren nicht zu achten, die (wie Laubverwehung, Austrocknung, Abschwemmung, Winbschabenic.) im Ge-birge bekämpft werben müssen." Wie sehr bie Überzeugung sich Bahn bricht, baß bie Nutzholzzucht bei ben meisten Holzarten auf bie Ungleich-alterigkeit unb auf bie Ausbeutung bes Lichtstandszuwachfes unter gleich-zeitiger Wahrung der Bodenkraft gegründet werden mutz, geht doch am besten aus den vielen neueren Hochwaldhilfsfarmen hervor, die als „Lichtungsbetrieb", „Wagnerfcher Lichtwuchsbetrieb", „zweihiebiger Hoch-wald", „Hornburgsche Nutzholzwirtschast" jenen Zweck zu erreichen suchen, nachbem sich ber gewöhnliche Überhaltbetrieb nur unter besonberm Ver-Hältnissen bewährt hat. Im Hochgebirge wirb ber Femelwald unb femelwaldartige Hochwald, in der Niederung dagegen der Mittelwald die besten Dienste leisten, in den Vorbergen und im Mittelgebirge kann ins-besonbere auch der letztere vielfach fehr gut am Platze fein, wenn man ihm nur diejenige Arbeit widmet, die man dort in einem gemischten und ungleichwüchsigen Hochwalbe als ganz selbstverstänblich voraussetzt.

Da sich in neuerer Zeit die franzöfische Durchforstung einige Beachtung erringt, so gestatte ich mir auch diese kurz zu berühren. Sie beabsichtigt eine stärkere Kronen- und Zuwachsentwickelung unter Erhaltung des Bodenschutzes. Diese „Hochdurchforstung" (eclaircie par le haut) entnimmt den mitherrschenben Bestand unb sucht mit dem unterdrückten Material, dem durch den Hieb ein stärkerer Lichtgmutz zugeht, den Boden-schütz herzustellen. Nach meinen Erfahrungen läßt sich die an und für sich schwierige Ausführung am besten in folgender Weife erreichen. Zuerst macht man sich darüber klar, wie viele Inbivibuen in bem betreffenden Bestandesalter als herrschende der obersten Staffel zu betrachten sind und wie viele bei gewöhnlicher Behandlung nach der nächsten Durchforstungs-ausführung davon noch vorhanden fein würben; stehen nach der Er-fahrungstafel im 40. Jahre pro Hektar 3000 Stück herrschende und mit-

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90 Hamm:

herrschenbe Stangen unb werben im 50. Jahre bavon noch 2000 Stück prädominierend vorhanden sein, so wirb man sofort pro Hektar 1000 Stück, die z. Z. der 2ten Staffel angehören, entnehmen können, vorausgesetzt, daß eine britte Staffel vorhanben ist, bie ben Bodenschutz übernehmen kann. Für 2000 Stück brauchen wir einen Standraum von je 5 qm, man wird also für eine mittlere Entfernung von etwa 7 rn jährlich einen Stamm ber obersten Stufe, wie solche sich auf bem betreffenben Bestandes-teile barstellt, zu erhalten haben. Man kalkt sich nun zuerst biese be-vorzugte Klasse an, flitscht bann alle biejenigen Stücke der mitherrschen-den zweiten (oft auch noch folche der ersten) Stufe aus, die deren Ent-Wickelung hinderlich sind, entnimmt dann der dritten Staffel noch die dürren und folche Individuen, die an erhaltenswerten Stangen und Stämmen scheuern, die Schneebogen :c.; schließlich ist die Arbeit fertig; der Bestand zeigt nach dem Hieb ein eigenartiges Aussehen, an das wir nicht gewöhnt sinb; daß er aber vorzügliche Wuchsverhältnisse bieten muß, kann nicht wohl bezweifelt werden. Die Methode eignet sich nur für fturmfeste Bestände und solche Holzarten, die im Schatten als dritte Stufe minbestens etwa 6—8 Jahre aushalten können, und hat den Nachteil der mit der verstärkten Krone etwas verminderten Astreinheit.

Die in Nr. 2 des „Forftwissenschaftlichen Centtalblattes" bezüglich bes Übermaßes beim Schichtholze gebotenen Ansichten haben in Nr. 8 eine ziemlich scharfe Abfertigung erhalten, ich selbst bin über bie Ver-fasserschaft keineswegs unterrichtet, stehe aber bem Kollegen aus Nr. 2 keineswegs ablehnenb gegenüber, vielmehr habe ich selbst ähnliche An-sichten, wenn auch nicht schriftlich bargelegt, fo boch münblich ausgesprochen. Der Hauptsache nach sinb zwei Punkte von Interesse: Erstlich ob ein P r i v a t e r (bei Staats- unb Gemeinbewalbungen können wir amtliche Vorkehr treffen) gestraft werben kann, wenn er einem Käufer ein höheres als bas gesetzlich erlaubte Übermaß giebt; nach meiner Ansicht hat Nr. 2 recht, wenn er vermutet, die Rechtsprechung werde an diesem Punkte ver-sagen. Wird ein Richter einen Wirt verurteilen, weil er den Wein mit 2 cm Übermaß über den Eich strich abgiebt ? ober weil der Käufer eine Gewichtsdreingabe erhält? warum bei Sterholz? Die Sache mag ja ein-mal verfncht werden, bestreiten läßt sich nicht, daß durch die verstärkten Maße die Nachfrage in einer Weife angezogen werden kann, die eine reelle Preisbildung (im richtigen Verhältnisse zu dem Übermaße) ausschließt und die Unerfahrenheit und bie Kampfeshitze ber zusammengeströmten Holzliebhaber wahre Orgien feiern läßt; ist aber ein Dolus nachzuweisen?

Im weiteren hält Nr. 2 eine Maßkontrolle burch einen be-fonbern Beamten für nötig, weil der Oberförster als Domanialbeamter

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gegenüber Gemeinden und Privaten selbst als Partei betrachtet werde und da die forstlichen Mitglieder der Domänendirektion mit Wirtschafts-kontrollen it. genügend in Anspruch genommen seien. Der Kollege in "Nr. 8 behauptet nun, der Stand der badischen Oberförster habe bis jetzt keinerlei Anlaß gegeben, daß in die Befähigung der letzteren, als be-eidigte Staatsbeamte unparteiisch ihre Pflicht zu thun, ein Zweifel ge-fetzt werden bürfe; einen Kontrolleur brauche man nicht, jebes Versehen werde bei einem Mann der grünen Farbe von den politischen Gegnern ausgeschlachtet. Ich glaube, daß die Erwiderung in dieser Richtung eine durchaus unstichhaltige ist. I n der ganzen zivilisierten Welt hat man -für Kassenbranche die Finanzkontcole, die Wirtschaftskontrole für die Oberförster, Inspektionen für die Offiziere u. f. w.; kein Menfch schließt daraus auf einen mangelhaft aufgefaßten Diensteid dieser Beamten, da-gegen lehrt die Erfahrung, wie leicht jemand zur Entgleisung kommen kann, wenn er die entsprechende Anlage besitzt und sich unbeaufsichtigt fühlt. Besser ist es jedenfalls, er wird durch die eigene Behörde auf dem gesetzlichen Wege erhalten, als wenn er dem Parteifanatismus zum Opfer fällt. Hat man nicht (etwa im Jahre 1880) bei mehreren Oberförstern {darunter auch bei mir) eine Maßkontrolle mitten im Winter vor-genommen? War diese ganz ergebnislos? Hat der Herr Kollege von Nr. 8 noch nie gehört, daß selbst bei Langholzversteigerungen Übermaß zugesichert wurde? Oder wurde ihm bei Nadelstammholzverkauf noch niemals eingeworfen, in Württemberg würden die in den Stammklassen über 18, bezw. 16 zc. rn hinausragenden Stammenden als Brennholz berechnet unb dieser oder jener Kollege in Baden gäbe diese „Schwänze" sogar „darein"? oder im benachbarten Walde habe man ein stärkeres Übermaß? Ich kann dem Kollegen in Nr. 2 gar nicht unrecht geben; wenn die Herrn Kollegialmitglieder verhindert sind, mag sich in der That die zeitweise Verwendung eines Assessors oder Praktikanten empfehlen; nach der Lage meines Bezirkes wird er wohl zuerst zu mir kommen; ich spreche also nicht pro domo.

Zum Schlüsse möchte ich noch der Versuchsergebnifse erwähnen, die von Oberförster Dr. Heck aus Kloster Adelberg in der forstlichen naturwissenschaftlichen Zeitschrift von Freiherrn v. Tubeuf bezüglich der Pf lanzenbüngung erschienen sinb. Demnach hat ber Kainit in reiner -Gabe mit 30—40 Pfd. pro Ar bei Esche sehr günstig, bei Eiche noch günstig, bei Fichte aber nachteilig gewirkt, die Thomasschlacke wirkte mittelmäßig bei Eiche und Esche, sehr mittelmäßig bei Fichte, La t r ine bei Eiche zu gut, bei Fichte ungünstig, bei Esche am ungünstigsten. D» ich seit etwa 20 Jahren künstlichen und Stall-Dünger verwende, so glaube

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ich bezüglich dieser höchst dankenswerten Versuche folgende Erfahrungen mitteilen zu follen:

1. Die Düngung im Kloster Abelberg geschah im Frühjahr beim Verschulen unb währenb ber Vegetationszeit; je nach ber Durch-läfsigkeit des Bodens sollte ber Kainit aber im November bis längstens zum März in dm Boden kommen; Thomasschlacke wird nur bei Herbstdüngung entsprechend aufgeschlossen, Latrine brennt zur Vegetationszeit, falls trockene Witterung einfällt; auch darf sie die heißen Blätter nicht benetzen.

2. Die angewandten Mengen, 30—35 Pfd. pro Ar, mögen für starke Heister noch angehen, für frischverfchulte Pflanzen sinb sie zu hoch; auf einen Acker rechnet man pro Hektar eine Mischung von 10 bis 11 Ctr. Kainit und Thomasmehl; für eine Pflanzschule mag im Durchschnitte bis zum Doppelten gegangen werden; bei einer Kainitdüngung möchte ich aber auch für Heister auf nicht über 15 Pfd. pro Ar gehen. Für frischverfchulte Pflanzen ist es überhaupt gefährlich, mit Kainit und Latrine zu operieren, besser würde eine solche Düngung minbestens etwa 2 Monate vor ber Verschulung und bann aber mit nicht über 6 Pfb. Kainit pro Ar vorgenommen werden.

Meiner Erfahrung nach wirb man für frischverfchulte Pflanzen als Kopfdüngung (Düngung des bestellten Beetes) am besten Kaliammoniak-fuperphosphat mit 5 Pfd. pro Ar oder ebensoviel Hefeweinbergdünger anwenden; Poudrette unb Thomasschlacke schaden auch im Sommer nicht, besser ist aber bie Vorbüngung ober die Kopfdüngung im Herbste; für Heister kann man sich bei regnerischer, ruhiger Witterung ber Latrine auch im Sommer mit gutem Erfolge bedienen, zu große Gaben von Kainit wird man aber selbst im Winter vermeiden müssen. Kollege Dr. Heck hat ben Kompost als einen Herd von Ungeziefer und Unkrautsamen auf-gegeben; ich bin bamit vollstänbig einverstanben, nur muß in anberer Weise für Herstellung ber richtigen Bodenverfafsung (z. B. Beimischung je nachdem von Sand, Thon, Mergel K. und zeitweise Düngung mit Stallmist zur Bodenlockerung) gesorgt werden.

Was die Erfolge im Kloster Adelberg im allgemeinen angeht, so scheint die Empfindlichkeit der Fichte gegen Kainitdüngung auf ihre Flach-wurzligkeit zurückzuführen zu fein, benn ihr Kalibedarf ist höher als ber der Eiche; bas Gleiche wirb bezüglich ber Latrine zutreffen. Wie in bem bezüglichen Artikel näher ausgeführt ist, hat sich jebe Verminberung der Kainitgabe (besonders der Mischung mit Thomasschlacke und Latrine) in günstiger Weise bemerklich gemacht, auch hatte das Unterschoren des-

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Die XXIV. Versammlung deutscher Forstmänner zu Braunschweig :c. 93

Kainits einen besseren Erfolg bei Fichte als bei Eiche, deren Wurzelsnstem nunmehr in direkte Berührung mit dem Dünger kam. Unser gewöhn-licher Kainit enthält einen hohen Prozentsatz Kochsalz, das im Übermatz schädlich wirken kann; am besten verwendet man wenigstens für Kopf­düngung an dessen Stelle die etwas kostspieligere Kalimagnesia. Die Darstellung des Kollegen Dr. Heck erweckt das vollste Vertrauen auf die Zuverläfsigkeit seiner Versuche und darf man auf bie Veröffentlichung weiterer Ergebnisse gespannt sein.

K a r l s r u h e , im August 1896.

II. MMeUungen.

Die XXIV. Versammlung deutscher Forstmänner zu Vraun-schweig, \%. mit \7. September \8%. Mitgeteilt vom Pnvatdozenten Dr. Hefele in München.

Aus allen deutschen Gauen strömte während bes 14. September eine stattliche Anzahl Forstleute unb Freunbe bes Walbes in der alten Welfenftadt Braunschweig zusammen. Um so lieber wurde diesmal der Einladung des Komitees Folge geleistet, galt es doch den Ort wieder zu besuchen, der die erste deutsche Forstmännerversammlung 1872 in seinen Mauern freundlich aufgenommen hatte. Der ursprünglich auf die Tage des 17.—21. Jul i 1870 festgesetzte erste Kongreß wurde durch die ge-wältigen Ereignisse dieser unvergeßlichen Zeit vereitelt.

Wie manchem, der damals hoffte, im ernsten Gedankenaustausch über forstlich wichtige Fragen und in fröhlicher Geselligkeit im Kreise der Fachgenossen die Tage der ersten Versammlung zu verbringen, mag dieser Wunsch versagt geblieben sein, denn nicht wenige waren es, die mit ihrem Blute die Neuerstehung des deutschen Reiches in schimmernder G l o r i o l e erkämpfen halfen und uns, denen es gegönnt war, in diesem Jahre der fünfundzwanzigften Wiederkehr dieses denkwürdigen Ereignisses in ganz Deutschland zu feiern, sollten wir nicht vor allem jenen die ersten Augenblicke ber Erinnerung weihen?

Die Zahl der eingetroffenen Besucher war gegen ben Abenb bes Empfangstages auf 200 gestiegen unb erreichte schließlich (am zweiten Tage) die Höhe mit 261. Die programmmäßig für den Abend vor-gesehene gesellige Vereinigung im großen Saale des Versammlungslokales ^Wilhelmsgarten" führte in gewohnt fröhlicher Weise die einzelnen Teil-