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397 Nr. 325. 198 B es t i m m u 11 g d e s V e 11 us - D u r chine s s c r s 11 e b st p h ys is c h en B em e rk LIB g e n. Von den Herren TV. Beer und 3. H. MudZer. D i e enstige Lage der Venus bei ihrer diesjzhrigen untern ConjuIlction schien uns eine geeignete Gelcgcnheit , ihre noch so streitige Rotationsperiode zu untersuehen und gleichzeitig ihren Durchmesser auf eine bisher noch nicht in Anwendung ge- brachte Weise, bei welcher die Summe skumtlicher constantcn Fehler aus dem Resultat verschwindcn mufs , zu bestimmen. In ersterer Beziehung ist unsere Erwartung nicht erfiillt wordcn. Obgleich wir Venus voni Rliirz bis November niehr als hun- dettmal, und gewiihnlich eine oder einige Stunden hindurch be- obachteten, SO zeigte sich doch nie die geringste Spur eines Fleckens, obwohl lYngs der Lichtgrenze der Glanz der Scheibe stets matter abfiel. Schmerlich lag das Hindernifs in unserer A h o s p k r e , diese war vielmehr vom April his Juli hlufig sehr heiter, erst vom August an ward sie progressiv triiber; auch baben wir in den meisten Fiillen die Gestalt dcr Hiirner niit groher llestimmtheit wahrnehmen kiinneo. Auch friihern Be- obachtern ist es nur selten geluugen, Flecke auf der Veuus wahmnehmen, und die, welche man gesehen hat, zeigten sich meistens so unbestimmt , dafs die Hcrfeitung ciner Rotations- periode aus solchen Beobachtungen bedenklich scheinen mufste, daher auch Herschel nicht gewagt hat, aus den yon ihm gese- henen Flecken etwas mehreres zu schliefsen, als dafs Biczn- chin2s Periode hiichst unwahrscheinlich sei. Wenn sich die Flecke (wie in den zu Kr. 249 der Astr. Nachr. mitgetheilten Zeicknungen Biandini's fast durcbaus cter Fall ist) nur nahe an der Lichtgrenze zeigen, so ist es viel wahrscheinlicher, dafs sie, wenn es anders wirkliche Oberflachentheilc und nicht der blofse Lichtabfall war, bcini weitern Fortiiicken gegen den vol- len Rand hin fiir uns verschwunden, als dab sie langs der Lichtgrenze fortgeruckt sind. Wenigstens mufsters fir eine so goliderbar abweichende Drchnttgsperiode und Axenlagc, als man ans den bisberigen Fleckenbeohachtungen in Widerspruch mit Cassini geschlossen hat (24i Tngc und 73' Neigung des Ae- quators gegen die Bahn) viel entscheidendere Griiide als dic bisherigen angefiihrt werden kiiwen. AUS der Gestalt der Hiirnerspitzcn ctwas zu schliefsen, wie Schriiter und Fritzsche gethan, crscheint freilich auf den ersten Anblick noch viel niifslicher nnd wir wiirden auch aus unsern Beobachtungen derselben eine Periode selbststdndig ah- zuteiten in keiner Art magen kiinnen. Insofern es aber nur darauf ankommt , zwischen Cassini nnd Biaizchini, d. 11. zwi- schen 23 Stun d c n und 24 T a g e n sich zu entscheiden, glau- ben wir allerdhgs, dafs nur die erstere Periode mit unsern Beobachtunsen vcreinbar sei. Wir hcobachteten z. B. am 18tcn Rlai urn llh Sternzeit dicht unter dem Siidhorn eine von der Ellipse bestimmt abweichende Einbucht, und urn llh 20' noch dasselbe. Um lih25' war daa Sidhorn schon stumpfer geworden und wenige Minuten spgter von der Eiahdt nichts niehr zu sehen. Am 19ten Mai war von 3h29' bis 4h 8' eine ganz andere Form des siidlichen wie des niirdlichen Hornes zu sehen, und anch utn gh 26' und 9h 52' war noch nichts von der gestrigen Figur wahrzunehmen ; dagegen erfnlgten von toh 3' bis etwa 10h26' dieselhen Wechsel wie ani worauf das Siidhorn wieder spitzer zu werden schien. Auch sp5ter sind oft im Laufe weniger Minuten schon Veriinderuugen wahrge- noiiinien worden. Juni 6. So in folgenden Beobachtungen mung reiu elliptisch. 10'141' St.Z., beide HGrner gleich spitz und die Krum i i 10 - desgleichen. 1 I 36 - das Nordhorn scheintdas spitzere w sein. Ii 38 - das Nordhorn gewik spitzer. men SO I1 56 - .tviedcr ungewifs. 11 26 - das niirdliche spitzer. I1 38 - schon wieder zweifclhaft. noch 1 lh 43'. Juniio. li 14 - beide Iiiirner gleich. Bei einer RotationeperEode von 584 Stunden wiirde die T7er- riickung eines Fiiichentheiles an der Hornspitze innerhaM 5 bis 10 Minuten und selbst wahrend einer halben Stunde viel zii unbdautend sein , urn. uns eine irgend wahrijehmbare Verln- derung darzubieten; man wiirde viehnehr in den meisten Fkillen im Laufe desselbm Tages gar kine Veriiiderung der Horn- gestalt beobachten. Fur die Eestimmung des Durchniessem ist m a r bisher sowohl bei Durchglngen als auch aufser denselben Manches geschehen , allein bci keiner der arigewandten Methoden kanri man a priori behaupten, dars sie von coristrnten Fehlern frei sei. Gleichwohl bietet ein Ylaiiet \vie Venus, dessen schein- barer Durchmesser sich um das EechsPacke verbdcrn kann. GeIegcnheit den cvnstanten Fehler durch die Beobachtungen selbst zu bestinimen. Sei die Suinme slmnitIicher c o n s t a n- t e n F e k 1 e r (Irradiation des Fernrohrs , fehlerhafte FYdcndicke, eigenthiimliche Art der Einstelluog , Reflex iin Auge des Be- obachters u. dgl.) bei cinrr Bless*ng des Venusdarchmesscrs am Tage = i, und diesel Duxehmcsser fGr die mittlere Ent- femu% = 9, habe endlich rli Reobachtaug in der .Entfer- nung r diesen Durcl~messer = d ergeben, so hat man 1 d=--$+i r 1 1" und da - anch wetm man die Extreme, wo Venus s&r nahe bei der Sonne stcht , ansschliefst , noch immer verschieden ge- nug ausfiillt, so kann ~ian 9 iind i durch eine lang g e n q fort- gesetzte Beobachtungsreihe bestimnien. Es versteht sich iibri- 13 *

Bestimmung des Venus-Durchmessers nebst physischen Bemerkungen

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397 Nr. 325. 198

B e s t i m m u 11 g d e s V e 11 us - D u r chine s s c r s 11 e b s t p h ys i s c h e n B e m e rk LIB g e n. Von den Herren TV. Beer und 3. H. MudZer.

D i e enstige Lage der Venus bei ihrer diesjzhrigen untern ConjuIlction schien uns eine geeignete Gelcgcnheit , ihre noch s o streitige Rotationsperiode zu untersuehen und gleichzeitig ihren Durchmesser auf eine bisher noch nicht in Anwendung ge- brachte Weise, bei welcher die Summe skumtlicher constantcn Fehler aus dem Resultat verschwindcn mufs , zu bestimmen. In ersterer Beziehung ist unsere Erwartung nicht erfiillt wordcn. Obgleich wir Venus voni Rliirz bis November niehr als hun- dettmal, und gewiihnlich eine oder einige Stunden hindurch be- obachteten, SO zeigte sich doch nie die geringste Spur eines Fleckens, obwohl lYngs der Lichtgrenze der Glanz der Scheibe stets matter abfiel. Schmerlich lag das Hindernifs in unserer A h o s p k r e , diese war vielmehr vom April his Juli hlufig sehr heiter, erst vom August an ward sie progressiv triiber; auch baben wir in den meisten Fiillen die Gestalt dcr Hiirner niit groher llestimmtheit wahrnehmen kiinneo. Auch friihern Be- obachtern ist es nur selten geluugen, Flecke auf der Veuus wahmnehmen, und die, welche man gesehen hat, zeigten sich meistens so unbestimmt , dafs die Hcrfeitung ciner Rotations- periode aus solchen Beobachtungen bedenklich scheinen mufste, daher auch Herschel nicht gewagt hat, aus den yon ihm gese- henen Flecken etwas mehreres zu schliefsen, als dafs Biczn- chin2s Periode hiichst unwahrscheinlich sei. Wenn sich die Flecke (wie in den zu Kr. 249 der Astr. Nachr. mitgetheilten Zeicknungen Biandini's fast durcbaus cter Fall ist) nur nahe an der Lichtgrenze zeigen, s o ist es viel wahrscheinlicher, dafs sie, wenn es anders wirkliche Oberflachentheilc und nicht der blofse Lichtabfall war, bcini weitern Fortiiicken gegen den vol- len Rand hin fiir uns verschwunden, als d a b sie langs der Lichtgrenze fortgeruckt sind. Wenigstens mufsters fir eine so goliderbar abweichende Drchnttgsperiode und Axenlagc, als man ans den bisberigen Fleckenbeohachtungen in Widerspruch mit Cassini geschlossen hat ( 2 4 i Tngc und 73' Neigung des Ae- quators gegen die Bahn) viel entscheidendere Griiide als dic bisherigen angefiihrt werden kiiwen.

AUS der Gestalt der Hiirnerspitzcn ctwas zu schliefsen, wie Schriiter und Fritzsche gethan, crscheint freilich auf den ersten Anblick noch viel niifslicher nnd wir wiirden auch aus unsern Beobachtungen derselben eine Periode selbststdndig ah- zuteiten in keiner Art magen kiinnen. Insofern es aber nur darauf ankommt , zwischen Cassini nnd Biaizchini, d. 11. zwi- schen 23 S t u n d c n und 24 T a g e n sich zu entscheiden, glau- ben wir allerdhgs, dafs nur die erstere Periode mit unsern Beobachtunsen vcreinbar sei. Wir hcobachteten z. B. am 18tcn Rlai urn l l h Sternzeit dicht unter dem Siidhorn eine von der Ellipse bestimmt abweichende Einbucht, und urn l l h 20'

noch dasselbe. Um l i h 2 5 ' war daa Sidhorn schon stumpfer geworden und wenige Minuten spgter von der E i a h d t nichts niehr zu sehen. Am 19ten Mai war von 3h29' bis 4 h 8' eine ganz andere Form des siidlichen wie des niirdlichen Hornes zu sehen, und anch utn gh 26' und 9 h 52' war noch nichts von der gestrigen Figur wahrzunehmen ; dagegen erfnlgten von t o h 3' bis etwa 10h26' dieselhen Wechsel wie ani worauf das Siidhorn wieder spitzer zu werden schien. Auch sp5ter sind oft im Laufe weniger Minuten schon Veriinderuugen wahrge- noiiinien worden. Juni 6.

So in folgenden Beobachtungen

mung reiu elliptisch. 10'141' St.Z., beide HGrner gleich spitz und die Krum

i i 10 - desgleichen. 1 I 36 - das Nordhorn scheintdas spitzere w sein. I i 38 - das Nordhorn gewik spitzer. m e n SO

I 1 5 6 - .tviedcr ungewifs.

11 26 - das niirdliche spitzer. I 1 38 - schon wieder zweifclhaft.

noch 1 lh 43'.

Juniio. l i 14 - beide Iiiirner gleich.

Bei einer RotationeperEode von 584 Stunden wiirde die T7er- riickung eines Fiiichentheiles an der Hornspitze innerhaM 5 bis 10 Minuten und selbst wahrend einer halben Stunde viel zii unbdautend sein , urn. uns eine irgend wahrijehmbare Verln- derung darzubieten; man wiirde viehnehr in den meisten Fkillen im Laufe desselbm Tages gar k ine Veriiiderung der Horn- gestalt beobachten.

Fur die Eestimmung des Durchniessem ist m a r bisher sowohl bei Durchglngen als auch aufser denselben Manches geschehen , allein bci keiner der arigewandten Methoden kanri man a priori behaupten, dars sie von coristrnten Fehlern frei sei. Gleichwohl bietet ein Ylaiiet \vie Venus, dessen schein- barer Durchmesser sich um das EechsPacke verbdcrn kann. GeIegcnheit den cvnstanten Fehler durch die Beobachtungen selbst zu bestinimen. Sei die Suinme slmnitIicher c o n s t a n- t e n F e k 1 e r (Irradiation des Fernrohrs , fehlerhafte FYdcndicke, eigenthiimliche Art der Einstelluog , Reflex iin Auge des Be- obachters u. dgl.) bei cinrr Bless*ng des Venusdarchmesscrs am Tage = i , und diesel Duxehmcsser fGr die mittlere Ent- femu% = 9 , habe endlich r l i Reobachtaug in der .Entfer- nung r diesen Durcl~messer = d ergeben, so hat man

1 d = - - $ + i r

1 1" und da - anch wetm man die Extreme, wo Venus s&r nahe

bei der Sonne stcht , ansschliefst , noch immer verschieden ge- nug ausfiillt, so kann ~ i a n 9 iind i durch eine lang g e n q fort- gesetzte Beobachtungsreihe bestimnien. Es versteht sich iibri-

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gens, dafs 2' in der dbigen Beileutung nur constant angenommen werden kann, wenn das Fernrohr, die VergrSfserung, der Planet, der Beobachter unil so vie1 als iniiglich auch die SufsernUmstande bei allen Messungen dieselhen waren. Deshalli sind irn Folgenden nur Messungen desselhen Beobachters (M&&r) an1 vollen Tage, bei heiterm Hirninel und einem Zenithabstande dcs Planeten von hSchstens 65-70' genommen, aufgefuhrt. Die angefiihrten Zah- len sind das Mittel aus 10 Ablesungen abwechselnd rechts und finks des Deckungspunktes. In den Bedingungsgleichungen ist fur den Durchniesser in der mittleren Entfernnng der NIherungs- werth 17"+ A!$ angerionimen worden; die in der letzteri Rubrik angesetzten Fehler sind die, welche nach Substitution der weiter unteii berechneten WJerthe fur A$ und i iibrig bleiben.

Tag. 1833. -

NBrz 25. 5;'' 26. 5; ?9. 5 3

April 5 . 5

23. 6 Mai 7 . 0

1836. Marz 5. 23&

7. 2 9. 23$

22. 0 27. 23

April ti. 0

6. 5%

7. 238 8. 23%

17. 234 20. 6$ 20. 234 22. 64 25. 6 26. 234 27. 6; 30. 0

Mai 2. 64 4. 6 6. 6$ 7. ti

13. 5 3 14. 5; 18. 5 4 18. 23; 19. 6

10. 7%

20. 4; 22. 4; 22. 234 24. 6% 30. 4; 31. 6 ;

Juni 6. 6 8. 3

Mes- sung. w 30"529 31,069 32,557 36,023 36,655 46,993 57,301

14,250 14,109 14,772 15,770

17,326 18,052 17,729 19,081

19,421 19,832 20,O 14 20,663 20,783

21,260 21,910 22,321 22,259

16,783

19,085

21,110

23,638 24,222 24,504 25,609 26,875 25,871 25,7 16 26,197 26,595 26,985 29,053

31,974 32,810

29,587

Ucbri bleib. Beding~~ngsgleicliung. Peflcr. --

+0"4G = +1,77OAQfi -0"446 0,573 0,778 0,855 0,932 0,294 1,138

0,442 0,225 0,684 0,712 1,268 0,6 I9 1,226 0,782 0,922 0,584 0,807 1,017 0,705 1,055 1,125 0,950 0,662 0,914

0,625 1,311 1,184 1,214

1,292 1,211 0,779 0,662 0,810 0,783 0,784 0,894 0,810

0,950

1,230

0,790

. - . . 3,794 -

2,101 - 1,869 - 2,069 - 2,747 - 3,304 - 0,808 - 0,817 - 0,829 - 0,886 - 0,919 - 0,991 - 0,983 - 0,997 - 1,068 - 1,088 - 1,095 - 1,107 - 1,13G - 1,153 - 1,156 - 1,186 - 1,212 - 1,235 - 1,257 - 1,273 - 1,313 - 1,355 - 1,371 - 1,446 - 1,451 - 1,467 - 1,502 - 1,517 - 1,541 - 1,662 - 1,687 - 1,833 - 1,884 -

1,434 -

-0,317 -0,123 -0,073 +o,ooo -0,724 + 0,145

-0, i 00 -0,534 -0,077 -0,056 +0,395 -0,163 +0,543 -0,002 +0,129 -0,211 +0,011 +0,2 1 9 -0,097 +0,?51 $0,320 +0,141

$0,098 $0,131 -0,196 +0,485 $0,353 +0,381 $0,388 +0,449 +0,367

- 0,151

-0,067 -0,189 -0,043 -0,073 -0,089

-0,086 +O,OlS

-0,122

325.

Mes- I%%. - 3

Juni 9. 7ih 33"862 10. 6 34,348 il. 5 34,332 11. 6" ,34,533 13. 7' 35,899 15. 5.- 36,282 18. 7~ 38,458 24. 5 i 42,392

P + 24. 5 i 42,246 27. 6: 43,661 28. 6% 44,381

Juli I. 5% 46,879 2. 3; 47,461 4. 5f 49,257

Sept. 6. 20 35,462 9. 18$ 34,202

Oct. 3. 19% 25,221 5. 19; 24,597 6. 194 24,659 7. 192 24,443

14. 19; 22,431 18. 19; 21,689 20. 192 21,309

30. 7% 47,020

30. 20% f 19,983

20v

f l"275 =+1"917A$+i $0"368 1,310 1,943 - +0,399 0,837 1,971 - -0,078

1,299 2,035 - +0,376

1,059 2,200 - +0,168 1,262 2,419 - +0,288 1,109 2,420 + +0,135 0,449 2,542 - -0,542 0,449 2,584 - -0,546 1,633 2,669 - f0,625 1,176 2,690 - +0,165 0,740 2,748 - -0,178 1,007 2,838 - -0,023 0,866 2,041 - -0,057 0,935 1,957 - +0,022 0,6 I 5 1,447 - -0,228 0,522 1,416 - -0,317

0,88i 1,356 - +0,046 0,469 1,292 - -0,354 0,546 1,244 - -0,270 @,551 1,221 - -0,263 0,969 1,120 - +0,170

1,007 1,972 - +0,092

0,649 2,096 - -0,282

0,837 1,402 - +o,ooo

Zwei Beobachtungen vom Sten und 7tcn Aug., wo Venus dcr Sonne sehr nahe stand und die Hijrnerspitzen iiberaus fcin verlitfen, sind der schwierigen Bcobachtung wegen nicht zum Resultat gezogen; cs sind die folgenden: Aug. 5. 20h 57"319 + 2"139 = +3'246 A$ + i +1"054

7. 20% 56,810 2,839 3,175 - + 1,762 Aus obigen 66 Gleichungen erhslt man fiir das BEniniuni

57',394 = 107,885 A$? f 66 i 96,792 = 198,549 - + 107,885

woraus ferner A$ = + O"1340; Gewicht22,ig~

Fiir die Summe der Fehlerquadrate erhalt inan, nach Suhsti- tution dieser Werthe, ~ " 4 7 7 ; also den niittlern Fehler einer l3eobachtung 5 0,2924; und hieraus weiter Scheinb. Halbni. d. $ fiir Entf.1 = $5670 ; TJnsicherh. 30"03072 Irradiation etc. (einf.) Entf. = 0,3253 - - +0,05316.

Unter den bisherigen Bcstinimungcti , wie sie von Wurm (Berl. Astr. Jahrb. fttr 1807 S. 165 ff.) berechnet worhen , stiinmen die meisten sehr weriig untereinnndcr. Der iilteren nicht zu gecien- lien, so erhielt z. @. IIeU aus 9 Tagell irn J. 1761 den Hah- messer anfangs 8"960 und d e t z t lO"385, fast regelmXsig stei- gend; Znch's 8 IBestinimui~gen win J. i 788 schwanken zwi- schen 7"311 undS"798; Scltriiters sogar von 6"273 bis IO"028. Selbst die Mikrometerniessungen auf der Sonnrnscheibe kom- men bei verschiedenen Beobachtern hiichst abweichend heraus. 1761 am 51~~1 Juni hat ein Munchner Beobachter 7"516 iind

i = f0,6506; - 7,3788.

Page 3: Bestimmung des Venus-Durchmessers nebst physischen Bemerkungen

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Hell in Wien lO"456 (die directen Messungen sind urn 20"33 versehieden). Schliefst nian diese beiden aus , so ergeben (lie ubrigeii 20 (Wargentin = 7"877 bis Brazm = 9"251) den Halhmesser = 8"426. Beiia Durchgang yon 1769 erhiilt nian aus 8 Beobachtern (Messier = 7"945 bis Cassiizi == 8"848) im Mittel 8"405. Durch Verweilung am Sonnenrande (1761) er- hllt man, nach Encke's Berechnnngen, hn Mittel aus alleu Beobachtern 8"306, aus 1769 kann er nicht mit Sicherheit be- stimnit werden. Enillich hat Brandes an 6 Tagen im J. 1820 clurch den Heliometer $345 erhalten , altein die Resultate stei- gen regelmfkig mit der abuehnlenden Entfernung, was auf ein negatives i , folglich auf einen zu klein bestinimten Durchmesser schIiefsen liibt.

Wir hahen bei diesen Beobachtungen unsre Aufnierksani- keit auch auf die Gestalt nud Breite des erleuchteten Theiles gerichtet , uni zu untersuchen, oh beide durch die Beobachtung eben so erhalten werden, wie die liechnuirg sie ergiebt. Sei 'U

der Winkel an Venus im ebeueti Dreieck Sonne, Venus, Erde, SO mub die Lichtgrenze cine gcradr? Linie bilderr, wenn v =goo,

und die Breite des erleuchteten Theiles mufs = -- gefunden werden, ersteres erhilt man am besten clurch directe Beobachtung, letzteres durch Messung. Die Figur des Planeten (die nur bei entschieden giinstigen atmosphfrischen Umstanden beobachtet wurde) zeigte sich folgendermafsen :

Mai 10. 6gh Venus schebt grade.halb erleuchtet zu sein. . . . . . . . . . . . . . . . . v = 85'57'berechnet Die Hiirner stehen schon etwas vor; die Lichtgrenze ist aberiibrigens noch eine gerade Linie. . . . . . . . . . . . . .87 47 Die Phase ersclieint schon concav.. 88 24

90' ergiebt die Rechnung: Rlai 26.. Itiih.

N a c h d e r Conjunct ion .

(1 + C,S'U)$

27-

V o r d e r Colnjuuction

13. 54

14. 5; Fur TJ

Oct. 5. 194 Die Hiirnerspitzen scheinen v = 88'46' 88 10

Venus genau halb, wenigsterrs ge- wifs nicht (laruber. . . . . . . . . . . . .87 34 Venus erscheiut auf den ersten An- lilick halb erleuchtet, hernach zeigt sich eine Zufserst schmache Con- vexitst. . . . . . . . . . . . . . . . .

6. 19 i f noch etwas iiherzugreifen f 7. 19;

14. 19;

. . 83 32 Ffir 2, = 90' erhiilt man: Oct. 3. 19'1.

In allen diesen Beobachtungen war also Venus bestininit IV e- iiiger erletxchtet als die Rechnung forderte, und man kann v = 864 O als denjenigen Werth annehmen ~ bei welchem grade die Hiilfte der Scheibe gesehen ward; was resy. 6 Tage vor iind iiach tler herechneten Quadratur Statt M e t .

Die Breite des erlenchtekn-Tlieiles ist, wie folgt, gemes- sen worden:

Gemcss. Breite Zeit. des erlencht. 1836. Theils. w -

R k z 5. 23ih 7. 2 9. 23{

16. 23, 20. 23; 22. 0 27. 23

April 7. 23$ 8. 23;

20. 2 3 i 25. 6 26. 2 3 i 27. 6x

Mai 2. 6$ 4. 6 6. 6: 7. 6

13. 5 , 23. 5*

Juli I. 5:

6. 19g

14. 19%

20. 192 30. 2 0 l

10. 7$

Oct. 5. 198

7. 19;

18. 192

1 O"7 6 7 10,66 1 11,284

10,710 10,516 11,483 11,536 11,678 11,857 12,029

10,723

j2,126 12,224 12,221 12,190 11,625 11,700 11,894 11,837 10,820 5,958

12,800 12,827 13,119

11,722 12,142 12,385

12,195

V - 53O44' 54 10 5 5 23 58 22 60 7 60 35 63 15 68 27 68 57 75 3 77 20 7s 16 78 25 81 14 Y2 22 83 33 84 8 85 5s 87 47 94 31

133 28 88 46 88 10 87 34 53 32 81 21 80 17 75 4

Berechn. Breite cles erleucht.

Tlieils. - I l"410 11,418 11,433 11,562 11,625 11,640 11,736

11,927 12,127 12,192 12,208 12,224 12,290 12,308 12,335 12,343 12,370

12,113 7,566

12,722 12,616

12,639

12,551

11,919

12,375

12,612

12,582

12,361

Diffe- renz. -

-0"643 -0,757 -0, i 49 -0,839 -0,9 15 -1,124 -0,253 -0,383 -0,249 -0,250 -0,163 -0,082

-0,069 0,000

-0,118 -0,710 ---0,643 -0,376 -0,538 -1,293 -1,608 +0,078 +0,211 $0,507 -0,474 -0,860 -0,409 +0,021

Bei diesen Berechnungen ist der oben gefundene Halbmesser 8"567 angenominen und die Irladiations - Vergriifserung des voll erleuchteten Randes clerjenigen gleich gesetzt worden, wel- che die Messungen des Vertical-Durchmessers ergeben hatten : fiir die Lichtgrenze selbst jedoch keine solche Vergrtifserung in Rechnung gebraeht. Wollte man letzteres ebenfalls, so wiirde den angesetzten Differenzen noch - 0,325 hinzugefiigt werden miissen.

Die Messungen nach cter Conjunction sind der Zahl nach weit geringer, cla die Witterung sie nur selten gestattete und Venus auch an heiteren Tagen, vielleicht ihrcs tieferen Standes wegen, nicht inehr ganz so sclaiin begrenzt sich zeigte als vor- her. Die 4 Rkssungen , welche eine positive Differenz geben, clurften daher gegen die fibrigen um so weniger it1 Betracht kommen, als auch die an denselben Tagen beobachtete Figur des erleuchteten Theiles, die uiii die Quadratur herum eine griifsere Siclierhcit als Mikronietermessungren gewahrt, ihnen widerspricht, und alle v o r der Conjunction angestellten niit gros- ser Uehereinstimmung eine negdive Differenz ergeben. Schliefst man die am i s t e n Juli bloi's iles Versuchs wegen gemesseiic Breite aus, die den TTmstSnden nach nicht genau w i n kann, so ergeben die ubrigert 20 im Mittel einen Unterschied von -- O"477 urn welche

Page 4: Bestimmung des Venus-Durchmessers nebst physischen Bemerkungen

Nr. 325.

obachtungen der Pallas imd cles Tjranm in ihren diesjiihrigen Oppositionen berechnet, und fiige lhnen dieselben hier zur ge- filligen Rlittheilung in den Astron. Nachr. bei. Die Beobach- tungen der Pallas diirften viellcicht in sofern Interessk haben, als die diesj6hrige SchwLche des Planeten ihn wohl manchen Astronomen entzogeu hat; ich fiige ziigleich die Correction bei, die die Enckeschen Epheincriden der Planeten nach meinen

Gr6fse die Lichtgrenze weiter nach I n n en geriickt war, ds die Rechnung es forderte, anstatt d a b die Irradiation, wie sie vor- stehend gefunden worden , sie um O"325 nach Au fs e n hltte riicken sollen.

Die T h a t s a c h e , dafs uns der erleuchtete Theil der Venus unter eiiiem v c r m in d e r t e n Durchniesser erscheine, unterliegt also wohl keinein Zweil'el mehr, allein wie erkllrt sich diese Erschcinung? Am einfachsten wohl wenn wir sie mit ei- ner andern langst bekarinten , deren Ursachen klar vorliegen, vergleichen. Betrachtet man den zu - oder abnehmenden Mond, besondcrs am Tage, mit blorsen Augen, so erscheint uns die auf die Hiirnerlinie senkrechte Link ehenfalls verkleinert, und man wird noch eine sehr merkliche Concavitst dcr Lichtgrenze wahrzunehmen glauben, wenn der Blond wirklich schon iu dcr Quadratur steht, Die groben Schatten der hohcn Rlondgebirge, zwischen denen sich , nahe der Lichtgrenze , nur wenige und ineist sehr schtvach erleuchtete Strecken zeigen, bervirkcn einen 6esammteiudruck, der dem des dunklen Himniels ganz nahe steht, und nur ini Fernglase von ihm unterschieden werden kann. Nun wird Venus durch einc bei ihr noch anwendbare Vergriis- serung ctwa in dassclhe optische VerhBltnifs zu uns gesetzt, wie der Blond Zuni freieii Auge; ist ihre Oberfllche also yon Cebirgen durchzogen, SO wird sich das Phanomen so gestalten mussen, wie wir es beobachtet habcn.

auf deni neuen Kcsscbchen Fundalllentalcataloge bcruhen , die Declinationen aber unniittelbar atis clen durch die Polarsterrle gcfundenen Oertern dcs Pols mit Riicksicht auf Biegullg etc. brrechnet sind , und dafs meine so herechnetem Helsingforser Declinationen sehr nahc mit den iboer iibereiostim~ne~~; die Parallaxe ist schon angebracht.

+

Wlren diese Gebirge von eben so grofser H6he als ver- haltnifbmBfsig die des Blondes, erreichten sie also auf der Venus 3 bis 4 Meileii, SO iniifste sich die Lichtgrlnze ungleich urid gleichsam ausgezackt darstellrn, Bhnlich wie der Mond dem freien Auge erscheint. Eine solche Gestalt haben wir wenig. stens nie deutlich wahrgenornnien ; nur einigemale zeigte sich die Einbucht unter deni siidlichen Horne etwas starker uud gleich- sam eckig (so am 4ta Mai 9'1 4' Sternzeit, am 6ten um 9h 50', am i o ta um ioh, am um 1 ih) ; doch war die Erscheinung stets nur mit grofser Miihe wahrzunehmen. Da nun auch at- mospharische Triibungcn, ltefraktion u. dgl. an dicser Verander- lichkeit der Lichtgrenzc Theil habcn kiinnen uiid sehr wahr- scheinlich wirklich haben, PO ware es vergeblich, iiber die Hiihe der Venusgcbirge etwas ableiten zu wollen. Zu einiger Ver- gleichung niiige hicr noch die Bemerlrurig steheti , dafs der Schatten eines 4000 Toisen holten Berges attf dcr Erde, in eine meeresgleiche Ebene fallend, in deni Augenblick, wo er. die Licbtgrenze erreicht, 2' 50' des Sequators hedeckt, und unter einem Winkel von O"594 geseheu wird , wenn rler scheinbare Hdbmesser des Planeten 12" Iretrlgt, wie es beilaufig in den Ouadraturen der Venus der Fall ist. Beide hier verglictiene Planeten haben riahe gleiche GriXse; man w i d also, urn UII-

sere Beobachtungeii zu erkliiren, riicht geniithigt sein der Venus hiihere Gebirge aIs der Erde zu ertlieilen.

W. Beer t i id J. fi. BiidZer.

IN. 2. Hels. - Aug. 6. 1211 4'51"67

- 8. 11 55 27,35 - 10. 11 46 2,86 - 12. 11 36 39,06 - 21. 10 54 37,72

- 7. 12 0 9,73

O p p o s i t i o n d e r Pa l las . AR. A X Decl. w c-vy w

21" 6'46"58 - 2"58 +12'52'22"1 6 0,40 - 2,26 44 1 6 ~ 3 5 13,78 - 2,35 35 67,7 3 40,78 - 2337 18 40,6 2 8,54 - 2,05 0 30,6

20 55 25,96 - 2,16 + I 0 30 4,O

A8

- 34"O - 32,9 - 31,7 - 31,4 - 35,3 - 35,2

kP*

G r B h

10 10

9 . 1 0 10

10 . 11 9 . 1 0

v

O p p o s i t i o n d e s U r a n u s . Aug. 25. 12 2 14,28 22 19 12,92 - 3,74 -11 19 3331. - Io,I - 27. I1 54 14,30 18 54,76 - 3,73 21 15,9 -- 9,7