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Beton

Beton - fachwerk.de · Beton ist ein künstlicher Stein, der aus einem Gemisch von Zement, Wasser-Gemisch) entsteht. Als Zement bezeichnen wir ein hydraulisches Bindemittel, das ohne

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Ingenieurbüro Dipl.-Bau-Ing. Georg Böttcher 06449 Aschersleben, Hohlweg 20

Tel 03473/ 814201 und 0172/ 3409116 und 072/ 3420515

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Beton hat heute bei vielen Hausbesitzern und Selbstbauern einen unguten

Ruf.

Mit ihm verbinden sich solche Begriffe, wie kalt, feucht, ungesund, schimmlig.

Ursache sind nicht profunde Kenntnisse, sondern Aussagen einzelner,

Gerüchte und dem Zeitgeist geschuldete Halbwahrheiten und tendenziöse

Darstellungen.

Dem soll im nachfolgenden Text mit einigen Informationen entgegengetreten

werden.

Nur bei Kenntnis der historischen Entwicklung kann man in Abhängigkeit vom

Baualter Konstruktionsweisen und damit Eigenschaften und Schwachstellen

von Beton einschätzen und den Sinn vieler technischer Regeln verstehen.

- Was ist überhaupt Beton bzw. Stahlbeton?

Definition

Stahlbeton (bewehrter Beton) ist ein Verbundwerkstoff aus Beton und

Stahl (in der Regel Betonstahl) für Bauteile, bei denen das

Zusammenwirken von Stahl und Beton für die Aufnahme der

Schnittgrößen erforderlich ist.

Beton ist ein künstlicher Stein, der aus einem Gemisch von Zement,

Betonzuschlag und Wasser - gegebenenfalls auch mit Betonzusatzmitteln und

Betonzusatzstoffen (Betonzusätze) durch Erhärten des Zementleims (Zement-

Wasser-Gemisch) entsteht.

Als Zement bezeichnen wir ein hydraulisches Bindemittel, das ohne Zutritt von

Luft, auch unter Wasser, (-hydraulisch) erhärtet.

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Die geschichtliche Entwicklung des modernen Stahlbetonbaues fußt auf der

Erfahrung und den Erkenntnissen vieler Generationen von Baumeistern und

Ingenieuren.

Sie beginnt mit der Entwicklung und Verwendung von Beton als hydraulisch

erhärtendem Baustoff.

ALTERTUM

Die Erhärtung von bestimmten Mineralien nach Erhitzung im Feuer und

anschließendem Benetzen mit Wasser, muss der Menschheit schon seit dem

Gebrauch des Feuers bekannt gewesen sein. Als die ersten festen Siedlungen

der ausgehenden Jungsteinzeit entstanden, wurde dieses Wissen zum Bau

von dauerhaften Gebäuden verwendet:

Um 12.000 v.Chr. stammt die älteste bekannte Anwendung von Kalkmörtel als

Baumaterial in der Osttürkei,

- 6.000 v.Chr. Kalkmörtel in Jericho-Kultur,

- bei Lepinski Vir in den Karpaten unter den Resten alter Bauwerke aus

der Zeit um 5.500 v.Chr. Bodenplatten mit einer betonähnlichen

Zusammensetzung aus gebranntem Kalk, Sand und Lehm,

- die Phönizier erkennen als erste die hydraulische Wirkung von

gemahlenen vulkanischem Gesteinen der Insel Santorin (vulkanischer

Tuff), vermischt mit Branntkalk, Sand und Wasser,

Diese Technik verbreitet sich im Mittelmeerraum vor allem beim Bau von

Wasserleitungen und Zisternen.

ANTIKE

In der Antike und im klassischen Altertum beherrschten die Römer in ihrem

Imperium die Herstellung und Anwendung von hydraulischen Mörteln und

Betonen. Hergestellt wurden die Bindemittel aus einer Mischung aus

gelöschtem Kalk und latent hydraulischen Zusätzen wie Puzzolanerden

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und/oder Ziegelmehl. Puzzolane bzw. Tuff sind vulkanische Aschenauswürfe

aus silikatischem Gestein, die beim Auswurf aus dem Vulkan hohen

Temperaturen ausgesetzt waren.

Der Name „Puzzolan“ leitet sich von den Tuffvorkommen nahe der antiken

römischen Stadt Pozzuoli nahe des Vesuvs ab.

Der Tuff wurde gemahlen und mit Branntkalk, Sand, Schotter und Wasser

vermischt. Gemahlenen Tuff nennen wir auch Trass.

Mit diesem Beton errichten die Römer eine noch heute staunenswerte Bauten

und legten die Grundlagen der heutigen Baukunst und Architektur.

Pont du Gard bei Nimes

Süd-Frankreich,

Wasserleitung Die Rinne ist mit Zementmörtel gedichtet.

Die Bögen sind in Trockenmauerwerk ohne Bindemittel aufgeführt.

- typische römische Betonbauweisen sind das:

- Opus Caementitium,

2. Jhr. v.Chr., Wandschalen aus Ziegel oder Werkstein als verlorene Schalung,

gefüllt mit Marmorbruch, Ziegelbruch oder Feldsteinen(caemena), die mit

hydraulischem Zementmörtel(mortar) ausgegossen und gestampft wurden.

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Um ein Auseinandertreiben der Wand zu verhindern, wurden in regelmäßigen

Abständen Ankersteine oder Ziegelschichten durch die Wand

durchgeschossen(Opus mixtum). Die ausgegossene Mittelschicht wurde

concretum genannt. Weitere Abarten dieser Bauweise waren z.B. das Opus

incertum, oder das Opus reticulanum.

Diese Bauweise war die Anwendung bzw. Weiterentwicklung des

griechischen Gussmauerwerkes(-das Emplekton), verankert mit

Ankersteinen(Diatonoi).

- das Opus fusile, in Schalung

gegossener Beton,

- das Opus signinum als

Unterwasserbeton, mit dem

Hafenmolen betoniert

wurden und mit dem an

Land vorgefertigte

Schwimmkörper, die dann

im Meer versenkt wurden,

hergestellt werden konnten,

- damit wurden Bauwerke errichtet wie das Kolosseum, das Pantheon mit

seiner faszinierenden Betonkuppel aus Sichtbeton, deren Spannweite erst

nach ca. 2000 Jahren wieder erreicht werden konnte.

Die Römer konnten bereits Betone unterschiedlicher Rohdichten fertigen,

Leichtbetone kamen bei Kuppelbauten zum Einsatz, um den Kämpferschub

zu reduzieren.

Die Cloaca maxima, ein Hauptsammler des antiken römische

Entwässerungssystem, ist heute noch teilweise in Betrieb. Sein Gewölbe wurde

auf Schalung betoniert.

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Im gesamten römischen Reich findet man Reste der

Wasserversorgungssysteme mit ihrem Wasserbehältern und Aquädukten, die

die Römer mit Hilfe von Sperrmörteln dichteten.

Der hohe Standard der Baukunst und der Ingenieurstechniken lag auch im

umfassenden Informationsaustausch begründt. Es gab Fachbücher und eine

Art Ausbildung.

So schrieb Marcus Porcius Cato ein Fachbuch mit dem Titel " De re rustica"

um 184 v. Chr.

Der Baumeister und Pionieroffizier Marcus Vitruvius Pollio schreibt 13 v.Chr.

"de Architektura libri decem (X)“, eine Enzyklopädie, in der er das

archetektonische und handwerkliche Wissen seiner Zeit zusammenfasste. Die

Geschichte dieses Buches ist sehr interessant, hat es doch die europäische

Baukunst von der Renaissance bis zum Klassizismus geprägt.

Nach dem Untergang des römischen Imperiums war das Werk 10

Jahrhunderte verschollen, bis es von einem Begleiter des Papstes Johannes

der 23. ,Gian Francesco Bracciolini, anlässlich der Reise des Papstes zum

Konzil nach Konstanz bei einem Aufenthalt im Kloster St. Gallen zufällig

entdeckt wurde.

Das Buch schlägt in Rom wie eine Bombe ein, zahlreiche Abschriften und

Später Nachdrucke werden verbreitet und beeinflussen die Architektur in

hohem Maße bis heute.

Dieses Werk trägt maßgeblich zum Siegeszug der Renaiccance bei.

Der Straßburger Arzt Ryff übersetzte 1548 das Buch ins Deutsche mit dem Titel

„Vitruvius Teutsch“, kurz genannt Vitruv.

Mit dem Buch wurde die Formensprache des klassischen Altertums

wiederentdeckt; in Deutschland gab es immer noch imperiale Bestrebungen

seitens des Kaisertums, das „heilige römische Reich“ deutscher Nation

wiederzubeleben (nichts anderes bedeutet Renaissance).

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Etwas schwerer taten sich die Baumeister mit den technischen

Beschreibungen und Hinweisen. Mit den Betonrezepten Vitruvs konnten sie

nichts anfangen, da ihnen das Rohmaterial fehlte.

MITTELALTER

Im Mittelalter geriet Beton in Vergessenheit.

Für Wehr- und Profanbauten kamen Kalkmörtel mit Beimengungen wie Lehm,

Sand, Gips zum Einsatz. Auch organische Zusätze wie Essig, Milch, Quark, Eier

wurden angeblich verwendet(Kalkkaseinmörtel).

Da kein Bedarf an Zweckbauten wie im römischen Reich bestand, gab es

auch keinen Bedarf an hydraulischen Bindemitteln. Die Städte waren klein, als

Wasserversorgung reichten Brunnen und der Fluss. Hygiene war auf ein

Minimum beschränkt. Fernhandel war auf die paar alten Römerstraßen

angewiesen, ein grenzüberschreitender Austausch von Massenwaren und

Rohstoffen fand nur auf dem Wasserweg statt. Wer brauchte schon eine

Pferderennbahn, öffentliche Badeanlagen oder ein Amphitheater?

NEUZEIT

Frankreich, Spanien und England waren die aufstrebenden europäischen

Nationen am Beginn der Neuzeit. Die Jahrhunderte währende Stagnation in

der Wissenschafts- und Technologieentwicklung war zu Ende.

Die Entdeckung der neuen Welt, der Fernhandel mit neuen Produkten und

der daraus entstehende Reichtum führten zu ständigen kriegerischen

Auseinandersetzungen zwischen den Konkurrenten. Der Krieg beschleunigte

die technologische Entwicklung auch im Bauwesen. Man brauchte sichere

Stützpunkte für die Flotten. Während in der Seeschlacht von Lepanto noch

auf Galeeren mit niedrigem Tiefgang gekämpft wurde, brachte der

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Überseehandel Kielschiffe mit immer größerem Tiefgang, die tiefere Häfen

brauchten. Die Häfen wurden Dreh- und Angelpunkte der Verteidigung, sie

erhielten im Wettlauf mit der immer stärkeren Artilleriebewaffnung stärkere

Verteidigungswerke.

1710 wird in einem technischen Wörterbuch in Frankreich gestoßener

Ziegelstein erstmals als "Cement" bezeichnet.

1729 gibt Bernard Forest de Belidor, technischer Offizier der französischen

Armee, ein Handbuch mit dem Titel "La science des Ingenieurs" heraus, in

dem u.a. auch die Mörtelherstellung und die Anwendung verschiedener

hydraulischer Kalke sowie die Fertigung von "Gussgewölben" beschrieben

wird.

Diese Zeit gilt als Anfang des modernen Ingenieurwesens, die sich von den

französischen Genieoffizieren ableiten.

1753 veröffentlichte er " Architecture hydraulique", in dem zum ersten Mal der

Begriff " Beton" auftauchte, der auf die alten französischen Bezeichnungen

Bethyn bzw. Becton zurückgeht (soll heißen Flussschlamm, plastischer Lehm,

lehmiger Sand?).

Mit diesem fundamentalen Werk geht Belidore als „Vater des Wasserbaues“ in

die Geschichte ein.

1755 deckt der Engländer John Smeaton die Hydraulizität des Kalkes durch

Anteile von Ton im Kalk, den er als Grund für das Abbindeverhalten unter

Wasser definiert und baut den zerstörten Leuchtturm von Edystone bei

Plymouth(-Edystone Lighthouse) wieder auf.

Er verwendet dafür einheimischen Aberthaw-Kalk und italienische

Puzzolanerde aus Chivitaveccia

Er behauptete, das sein Zement es in der Festigkeit mit den besten

Portlandsteinen aufnehmen kann. Das war ein guter PR- Einfall; für die Briten

war seit dem Wiederaufbau von London Portlandkalkstein der Inbegriff von

Solidität und Festigkeit.

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Am 28.7.1796 erhielt der Brite James Parker das Patent Nr. 2120 auf die

Herstellung eines hochhydraulischen Kalkes, den er fußend auf den

Erkenntnissen des John Smeaton und auf Druck der französischen

Kontinentalblockade, die England von den klassischen Trasslieferanten am

Rhein abschnitt, hin entwickelt hatte.

Parker begann im selben Jahr mit der Produktion von “Roman-Cement“ und

Betonteilen, er gilt als Ahnherr der modernen Betonsteinindustrie.

Der französische Ingenieur ordinaire beim Corps de Ingenieurs de Ponts et

Chaussets Louis- Joeph Vicat entwickelt in einer Reihe von Versuchen einen

„Cement calcaire“.

Dieses neue Bindemittel besteht aus Kalk, Hüttenschlacke und Ziegelmehl.

Vicat setzt diesen Mörtel erstmals beim Bau der Dordognebrücke bei Souillac

1816 ein, deren Bauleiter er war.

Vicat gilt in Frankreich als Vater der industriellen Herstellung von Zement.

Die chemischen Zusammenhänge werden erst 1815 vom deutschen

Chemiker Johann Friedrich John beschrieben, der alte Betone auf ihre

Zusammensetzung untersuchte und feststellte, das das Verhältnis von Kalk,

Kieselsäure und Tonerde unter gleichzeitiger Einwirkung von hohen

Temperaturen beim Brennen die Ursache der Bindekraft und der Erhärtung

unter Wasser ist, er erhielt dafür einen Preis der holländischen Akademie der

Wissenschaften.

1824 entwickelt der englische Maurermeister Joseph Aspdin eine Mischung

aus Ton und Kalkstein, die er als " Portland-Cement" bezeichnet (in Anlehnung

an den von John Smeaton verwendeten Vergleich).

Im selben Jahr stellt eine kleine Fabrik im englischen Wakefield den ersten

Portlandzement her.

1844 führt der Engländer Isaac Charles Johnson anstelle des üblichen

Schwachbrandes(Kalkbrand) den Sinterbrand ein und verbessert so die

Qualität entscheidend.

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1845 entsteht im bayrischen Staudenheim die erste Zementfabrik

Deutschlands, die erste mit dem Sinterbrandprinzip arbeitende deutsche

Portlandzementfabrik entstand 1855 in Züllchow bei Stettin.

Stahlbeton ist prägend für die bauliche Entwicklung der 2. Hälfte des 20.

Jahrhundert, Technisch gesehen war man bereits seit Beginn des 20.

Jahrhunderts in der Lage, Stahlbeton in großem Stil in allen Bereichen des

Bauwesens einzusetzen, aber die Scheu vor dem Neuen und die beiden

Weltkriege führten zu einem nur zögerlichen Einsatz von Stahlbeton in

Deutschland bis etwa 1950.

Der früheste nachweisbare Einsatz von (modernem) Beton in Deutschland, als

Element zur Gestaltung von Gebäuden(außer im Gründungsbereich und im

Wasserbau) datiert auf das Jahr 1879 anlässlich einer Gartenausstellung in

Offenbach, wo ein offener Pavillon, Bögen und Treppen errichtet wurden.

Nach anderen Quellen sollen zwischen 1872 und 1874 in Berlin- Lichtenberg in

der Gegend des Nöldnerplatzes von der Berliner Cementbau- AG mehrere

3- geschossige Wohnhäuser aus unbewehrtem Beton errichtet worden sein.

Die Grundlage zum Einsatz modernen Betons war die Herstellung von Zement,

die etwa um 1830 in Deutschland auf der Grundlage englischer Patente als

Roman- Zement und etwa ab 1850 mit Einführung des Starkbrandes durch

den Engländer Johnson als Portlandzement produziert wurde.

Der Einsatz dieses noch teuren Bindemittels erfolgte nur in geringen Mengen

für Gründungen und im Wasserbau. Der Einsatz im Geschossbau für tragende

Elemente erfolgte erst ab etwa 1890 in Deutschland.

1876 gründete sich der „Verein deutscher Portlandcementfabriken“, auf

dessen Betreiben ab 1877 in Deutschland die ersten Zementnormen

eingeführt werden, der Anfang des heutigen Normenwesens.

Die Grundlagen für die Entwicklung des Stahlbetons als Verbundwerkstoff

wurden um 1850 in Frankreich und England geschaffen.

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Erste Versuche mit bewehrtem Beton

1852 gelingt dem englischen Stuckateurmeister William Boutland Wilkinson

erstmals die Bewehrung einer Geschossdecke mit Drahtseilen.

1854 meldet er seine Erfindung zum Patent an:

"...die Erfindung betrifft feuersichere Bauten mit Betonfußböden, die mittels

Drahtseilen und dünnen Eisenstäben verstärkt werden, die unterhalb der

Mittelachse des Betons eingebettet sind...".

1854 beschäftigt sich T.E.Tyerman mit der Anwendung von Eiseneinlagen zur

Stabilisierung von Beton, in der bereits die Notwendigkeit von Bügeln erkannt

wurde.

1855 entwickelt der französische Bauunternehmer Francois Coignet ein dem

Lehmbau nachempfundenes- Stampfbetonverfahren, das er " Beton

agglomere" nennt.

Parallel dazu meldet er in England die Anwendung von kreuzweiser

Eisenstabbewehrung von Betondecken zum Patent an und baut in St. Denis

ein dreigeschossiges Haus aus Beton.

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Zeichnung aus dem Patent Coignots von 1854

Ebenfalls 1855 veröffentlicht der deutsche Ingenieur Max von Pettenkofer

eigene Analysen über das bis dahin geheimgehaltene Verfahren zur

Herstellung von Portlandzement und schafft damit die Voraussetzungen zur

Zementherstellung in Deutschland.

Gleichzeitig arbeitet der Franzose Josef Louis Lambot an dem Problem des

Einsatzes von Beton für zugbeanspruchte Bauteile.

Über den Einsatz von Beton als Holzaustauschstoff für Wasserbehälter und

Pflanzkübel sowie im Schiffsbau schreibt er:

".. Meine Erfindung hat ein neues Erzeugnis zum Gegenstand, das dazu dient,

Holz im Schiffsbau und überall dort zu ersetzen, wo es feuchtigkeitsgefährdet

ist, wie bei Holzfußböden, Wasserbehältern, Pflanzkübeln etc. Der neue

Austauschstoff besteht aus einem metallischen Netz von Drähten und Stäben,

die miteinander verbunden und zu einem Geflecht beliebiger Art geformt

sind. „Ich gebe diesem Netz eine Form, die im bestmöglichem Maße dem

Gegenstand angepasst ist, den ich herstellen will und bette es anschließend

in hydraulischen Zement...",

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diesen 1855 patentierten Werkstoff nannte er " Ferciment",

Auszug aus Lambots Patentschrift

1855 baute Lambot eine Jacht aus Eisenbeton, um die

Anwendungsmöglichkeiten seines Verfahrens zu demonstrieren.

Der Gärtner Monier, Portlandzemente, Walzstahl als Massenbaustoff

Auch der Gärtner Joseph Monier kommt auf die Idee, Blumenkübel aus Beton

mit Drahteinlagen zu bewehren und lässt sich dieses Verfahren ebenfalls

patentieren.

Monier war auch ein guter Geschäftsmann, er erkannte das Potential des

neuen Verbundwerkstoffes und ließ sich seinen Einsatz auch für andere

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Anwendungen patentieren, wie für Eisenbahnschwellen und ortsfeste

Behälter.

Er wendet dieses Prinzip auch zur Herstellung von Eisenbetonbrücken an, also

erstmals Anwendung bei Ingenieurbauwerken.

So stellte Monier 1875 einer Expertenkommission das Modell einer

Eisenbetonbrücke vor, das einer Belastungsprobe unterworfen wurde, im

gleichen Jahr ließ er nach diesem Modell eine Fußgängerbrücke von 16 m

Spannweite und 4 m Breite errichten.

Allerdings fehlte ihm noch das Verständnis für den Kräfteverlauf.

Bewehrung wird graphisch angeordnet, der innere Zusammenhang zwischen

Beton und Stahl war ihm noch nicht bekannt.

1884 kaufen die beiden deutschen Bauunternehmer Conrad Freitag und Carl

Heidschuh das französische Monier-Patent, welches der Gärtner Monier 1871

in Deutschland, für die gesamten rechtsrheinischen Gebiete des Deutschen

Reiches eintragen ließ.

Damit waren zwei wichtige Voraussetzungen für den Einsatz von Stahlbeton

gegeben, das Bindemittel Portlandzement und die Bauweise als

Verbundwerkstoff. Was noch fehlte, war eine wissenschaftliche Methode zur

Bemessung von ebenen Stahlbetondecken und die Technologie zur

Verarbeitung.

Der erste Test, den Freytag mit der neuen Bauweise durchführte, war eine

Hütte für seinen Hund, kaum das geeignete Objekt für Referenzgebäude.

Die Firma Freytags kann mit 200.000 RM Jahresumsatz und ohne Auftraggeber

mit dem Monierpatent nichts anfangen.

Ein Jahr später trifft Freitag in Mannheim den Ingenieur Gustay Adolf Wayss,

der die norddeutschen Rechte am Monierpatent unentgeltlich von Freitag

erhält.

Wayss übersiedelt nach Berlin und trifft dort1886 den Regierungsbaumeister

Mathias Koenen aus Bedburg bei Köln.

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Koenen oblag die Rohbauausführung des von Wallot entworfenen

Reichstagsgebäudes.

Ein besseres Referenzobjekt kann es für Wayss und sein neues Verfahren nicht

geben, er versucht Koenen von der neuen Bauweise zu überzeugen und die

Ausführung von leichten Trennwänden zu erhalten.

Eine Anmeldung zum Patent wird zunächst abgelehnt, da Wände ähnlicher

Bauweise bereits vom Berliner Maurermeister Carl Rabitz im Schinkelschen

alten Museum eingebaut und patentiert wurden.

Mit Hilfe von Probekörpern und Versuchen lässt sich Koenen überzeugen, dass

es sich doch um ein neues Verfahren handelt. Nach umfangreichen

Untersuchungen und Versuchen ist er davon überzeugt, die

Grundbedingungen für eine neue Bauweise in den Händen zu halten.

Der wissenschaftlich gebildete und vorsichtige Koenen entwickelt infolge

dieser Versuche ein Berechnungsverfahren für das Widerstandsmoment von

biegefesten Platten.

Er stellt dabei wie schon 1857 der Engländer Wilkinson und der Franzose

Coignot fest, das die Stahlbewehrung in einer Platte möglichst unten, im

Bereich der Zugzone, liegen muss.

Druck

z

d h

Bewehrung Zug

Koenensche Annahme über die Verteilung von Druck und Zug im Stahlbeton; der Druck wird vom

oberhalb der 0- Linie befindlichen Beton aufgenommen, der Zug von der Stahlbewehrung

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Bezeichnend ist ein Streit zwischen Koenen und Monier auf der Baustelle des

Reichstages, in dem Monier die seiner Ansicht nach falsche Lage der

Bewehrungsstähle rügte.

1887 veröffentlicht Koenen seine Erkenntnisse über Stahlbeton in der

Broschüre „Das System Monier (Eisengerippe mit Cementumhüllung) in seiner

Anwendung auf das gesamte Bauwesen“. So entsteht das erste, wenn auch

noch unvollkommene Handbuch für die Planung und Bemessung von

Stahlbeton, welches zur Verbreitung der neuen Bauart in Deutschland

erheblich beiträgt.

1888 erhält die Fa. Wayss den Auftrag zum Bau von Wänden und Decken im

Reichstagsgebäude.

Damit war die Grundlage für den Einsatz von Stahlbeton im Bauwesen

Deutschlands gelegt.

Zusammen mit den Erfahrungen und Erkenntnissen der französischen Firma

Coignot über die Wichtigkeit des Wasserzementwertes, sorgfältiges Mischen in

mechanischen Freifallmischern und gutes Verdichten für die Qualität des

Betons waren somit alle Voraussetzungen für den Einsatz von Stahlbeton

gegeben.

Trotzdem erfolgte der Einsatz nur zögerlich. Wayss investierte ein Vermögen in

Werbemittel und Vorträge, um die neue Bauweise publik zu machen.

Nach Trennung 1893 von Koenen, der nach 1888 in die Fa. Wayss eingetreten

war und sie als AG für Bau- und Monierbau erfolgreich bis 1923 führte, kaufte

Wayss mit seinem ehemaligen Partner Freytag die Fa. Wayss und Freitag

zurück.

1902 veröffentlicht Koenen die Broschüre „Grundzüge der statischen

Berechnung von Beton- und Eisenbetonbauten“, die später von Emil Mörsch

aufgegriffen und zu einer allgemeinen Theorie des Stahlbetonbaues

weiterentwickelt wird.

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Im selben Zeitraum veröffentlicht der österreichische Ingenieur Fritz Edler von

Emperger sein grundlegendes Werk zur Theorie der Eisenbetonplatte nach der

Elastizitätstheorie.

Um die Jahrhundertwende treffen sich Freitag und der 28 jährige

Regierungsbaumeister Emil Mörsch, ein hervorragender Statiker. Freytag

gewinnt Mörsch als Vorstand seines technischen Büros. Er erweist sich als

geborener Forscher, der Koenens und Empergers Berechnungsgrundlagen für

den Stahlbetonbau erweiterte und vertiefte, mit denen wir heute noch

arbeiten.

Etwa seit 1903 sind also in Deutschland Stahlbetonbauten mit modernem

Zement und nach modernen Planungs- und Bemessungsmethoden zu finden.

1904 erschienen in Deutschland die „Amtlichen Bestimmungen zur Ausführung

von Bauwerken aus Eisenbeton“, die erste Bemessungsvorschrift auf der

Grundlage von Koenens Arbeiten.

Etwa um 1890 entwickelt der französische Steinmetz und Mauunternehmer

Hennebique den Plattenbalken als die wohl typischste

Betondeckenkonstruktion.

Der Schweizer Maillart entwickelt um 1910 das System Hennebique zur

balkenlosen Pilzkopfdecke weiter.

1884 verwendete der Franzose Coignot erstmals großformatige Fertigteile, die

in einer Feldfabrik produziert wurden, für die Montage eines Gebäudes, des

Casinos in Biarritz.

1893 ließ sich der Engländer Ernest Leslie Ransome profilierten

Bewehrungsstahl patentieren.

1896 wurde von Hennebique die erste transportable Raumzelle aus Beton, ein

Bahnwärterhäuschen, gebaut.

Beim Bau der Luftschiffhallen in Orly setzte die Fa. Hennebique verfahrbare

und absenkbare Großflächenschalungen ein.

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Damit waren bis zum ersten Weltkrieg alle Voraussetzungen für die moderne

Betontechnologie, wie:

- Bemessungsgrundlagen,

- Portlandzement und Walzstahl,

- Schalungstechnologien,

- Dampfbetriebene Freifallmischer für den Baustelleneinsatz,

- Dampfkräne und Betonierkübel,

- Rüttelverdichter,

- Vorfertigung und Montage großflächiger Elemente,

- Raumzellenbauweise und

- Gleitschalungen

vorhanden.

Spannbeton

Die Entwicklung des Spannbeton erfolgte mit Beginn um die

Jahrtausendwende.

Bereits um 1886 befasste sich der Amerikaner Jackson mit der nachträglichen

Vorspannung von Stahlbeton durch Aufschrauben von Muttern auf im Beton

eingelegte Gewindestäbe als Bewehrung, ebenso der deutsche Ingenieur

Döhring. Sie stellten fest, dass die relativ geringen im Bereich der Enden

eingebrachten Vorspannungen sich bald wieder im Beton abbauten.

Mathias Koenen in Deutschland, Sacrez in Belgien, Lund in Schweden und

Steiner in Amerika greifen die Idee der Riss- und Durchbiegungsbeschränkung

durch Vorspannung auf.

Sacrez und Steiner fordern 1907 und 1908 in ihren Patentschriften, dass die

Bewehrungseinlagen so hoch angespannt werden müssen, damit bei

Belastung des betreffenden Baukörpers zuerst die im Beton durch die

Anspannung der Bewehrungseinlagen erzeugten Druckkräfte neutralisiert

werden, bevor im Beton Zugspannungen und Risse entstehen.

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Wesentliche Verbesserungen scheitern zunächst an der noch nicht

bekannten Tatsache des Kriechens und Schwindens von Beton.

1893 stellt der deutsche Ingenieur Schuhmann nach fünfjährigen Versuchen

fest, dass Beton durch Wasseraufnahme und –abgabe zu Schwinden und

Quellen neigt und dass mit dem Abbinden von Beton geringe

Volumenänderungen verknüpft sind.

Der französische Ingenieur Eugene Freyssinet untersucht das Phänomen des

Kriechens und leitet daraus 1911 ein eigenes Verfahren zur Herstellung von

Spannbeton ab.

Er erkennt, dass das Kriechen des Betons um so geringer ausfällt, je druckfester

und dichter der Beton ist.

Gemeinsam mit Sealles entwickelte er mörtelarme Betone mit optimaler

Kornabstufung auf der Grundlage der Sieblinien des Amerikaners Fuller und

führt die Rüttelverdichtung ein.

Je kleiner das Kriechen, desdo geringer der Spannungsverlust.

Um den Spannungsverlust auszugleichen, muss die Vorspannung

entsprechend erhöht und die Dehnung des Stahles verringert werden.

Dazu verwendete Freyssinet höherfeste Stähle.

In Deutschland führt die Firma Wayss und Freitag, die die Lizenz des Freyssinet-

Verfahrens erworben hat,1935 den Begriff Spannbeton ein.

1936 gelingt Emil Dischinger der rechnerische Nachweis, dass mit Spannbeton

Brücken bis 150 m Spannweite errichtet werden können.

Schlaff bewehrter Stahlbeton ermöglichte nur Spannweiten bis ca. 70 m.

1943 veröffentlichte Emil Mörsch das erste Buch über den Spannbeton und

erläutert darin Berechnungsverfahren.

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Das erste, heute noch erhaltene Spannbetonbauwerk Deutschlands soll eine

von der Fa. Wayss und Freitag errichtete Strassenbrücke über die Autobahn in

Ölde sein.

In anderen Unterlagen wird der Bau einer Brücke über Bahnanlagen in

Chemmnitz mit außen liegenden Vorspannungsgliedern als erster

Spannbetonbau Deutschlands beschrieben.

Bedingt durch die beiden Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise erfolgt der

Einsatz von Spannbeton nur sehr zögerlich.

Im Ingenieurbau des 3. Reiches war auch das Bruchlastverhalten und damit

die Standfestigkeit von Ingenieurbauten, insbesondere Brücken, bei

Kriegseinwirkungen ein Grund, weshalb bis etwa 1950 Spannbeton nur

vereinzelt zum Einsatz kam.

Im Geschoss- und im Wohnungsbau hielt der Spannbeton erst ab den 50-ger

Jahren in Form von Fertigteilbindern und –decken Einzug.

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Einsatz von Stahlbeton im Geschossbau des 20. Jahrhunderts

Aspekte des Einsatzes von Stahlbeton

Nach Einsatz am Reichstag in Berlin begann der Siegeszug des Stahlbetons als

moderner und neuer Baustoff. Er wurde mit zum Lebensgefühl und zum

Ausdruck einer neuen Epoche des industriellen Zeitalters.

Vor allem Ingenieurbauten wie die Jahrhunderthalle in Breslau, das Zeiss-

Planetarium in Jena, die Großmarkthalle in München und die Markthalle in

Breslau waren Ausdruck dieses Zeitgeistes, der die Grundlagen der modernen

Architektur schuf. Der Einsatz von Stahlbeton für solche Projekte konkurrierte

mit dem Werkstoff Stahl, der vor allem für freitragende Bauten mit großer

Spannweite eingesetzt wurde.

Dies führte häufig zu Diskrepanzen in der äußeren Gestaltung.

So wurden häufig die äußeren Fassaden auch weiterhin historisierend

verkleidet, wie die neugotische Fassade der Markthalle Breslau. Das Tragwerk

war nur ein in Beton umgesetzter Stahlbau, der sogar durch Bemalung eine

genietete Stahlkonstruktion vorzutäuschen sucht.

Im Geschosswohnungsbau und im Gesellschaftsbau wurde Stahlbeton nur

zögerlich für Fundamente und für Geschossdecken eingesetzt.

Das lag am durchweg konservativen Denkmuster und Verhalten der

deutschen Architekten und bauausführenden Firmen, die noch lange in den

gestalterischen Formen der klassischen Architektur gefangen waren.

Sie sahen Beton nur als Austauschstoff für Holz im Einsatz bei Feuchtigkeit und

Brandgefahr.

Die ebene, kreuzweise bewehrte Stahlbetondecke als tragendes Element

setzte sich nur sehr langsam und zögerlich durch.

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Bis zum ersten Weltkrieg wurden nur in exponierten Bauten im industriellen und

gewerblichen Bereich sowie in Gesellschaftsbauten ebene Stahlbetondecken

bzw. Plattenbalkendecken wegen ihrer Steifigkeit und Brandsicherheit

eingesetzt.

Im Wohnungsbau wurde immer noch mit der klassischen Einschubdecke aus

Holz gearbeitet, die für die Spannweiten und Belastungen ausreichend und

kostengünstiger war.

Um dem neuen Werkstoffen Stahl und Beton gerecht zu werden, wurden

schon sehr früh handmontagefähige Balkendeckensysteme entwickelt und

eingesetzt, deren Montage den damaligen Ausführenden aus dem

Holzdeckenbau und aus dem Gewölbebau vertraut war.

Dies lag an folgenden Faktoren:

- Betontechnologie

Die Verarbeitung von Stahlbeton war sowohl für den Ausführenden als auch

für den Planer und Bauleiter Neuland.

Unbewehrten Beton als Stampfbeton für Fundamente oder

Wandkonstruktionen herzustellen und zu verarbeiten, war den Maurern aus

den Stampflehmbauweisen vertraut.

Bei Stahlbeton galt es eine Betonrezeptur einzuhalten, deren Genauigkeit von

Hand nur schwer zu kontrollieren war.

Vor allem die Zusammenhänge zwischen Betondeckung, W/Z-Wert,

Kornzusammensetzung und Verdichtung waren der breiten Masse der

Bauausführenden und selbst vielen Planern noch lange nur unzureichend

bekannt.

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Noch in einem Handbuch von 1876 (ein Jahr vor Veröffentlichung der ersten

deutschen Zementnorm) wurde für Beton folgende Rezeptur vorgeschlagen:

- 14 Teile Kalk,

- 7 Teile Hammerschlag ?,

- 29 Teile Sand,

- 50 Teile Kalksteingruß

oder

- 3 Teile hydraulischer Kalk,

- 3 Teile Ziegelmehl,

- 3 Teile mittelfeiner,

- 2 Teile grober Sand,

- 4 Teile Steinbrocken.

Oft wurden als latent- hydraulische Zusätze Schlacken und Aschen aus

Ofenfeuerungen zugesetzt, die Einfluss auf die Betonqualität nahmen.

Zur Verarbeitung galt entweder den Beton flüssig anzumachen und zu

vergießen oder erdfeucht einzustampfen.

Gemischt wurde per Hand mit der Schaufel auf dem Haufen oder im Fass mit

dem Weichmacher.

Die Qualität hinsichtlich Homogenität, Gefüge und Verdichtung kann man

sich ausmalen.

Die für die Bearbeitung des Betonstahles und das Mischen und Transportieren

der Betons benötigten Maschinen und Geräte erforderten hohe Investitionen

(Mischer, Biege- und Schneidmaschinen) und waren nicht so einfach

erhältlich.

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Für die Bedienung und Wartung waren speziell ausgebildete (und gut

bezahlte) Facharbeiter erforderlich.

Die Verarbeitung von Stahlbeton erfolgte daher bis zum 1. Weltkrieg nur in

einigen innovativen Grossbetrieben und nicht in der breiten Masse der

mittelständischen Baubetriebe und schon gar nicht im traditionell

konservativen Bauhandwerk, welche im Geschosswohnungsbau der

Gründerzeit die Masse der Gebäude errichteten.

Schwindrisse in einer Betondecke Ende der 20-ger Jahre des vorigen Jhr.

- Preise

Eine gewöhnliche Geschossdecke im Wohnungsbau aus monolithischem

Stahlbeton zu errichten war viel kostspieliger und umständlicher als eine

Holzbalkendecke.

Zement war bis um die Jahrtausendwende ein teurer Baustoff.

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- Architektur und Einsatzspektrum

Die breite Masse der Architekten und Baumeister war in ihrer Ausbildung und

ihrem schöpferischem Potential, wie immer, dem Zeitgeist verhaftet.

Sie kopierten und wiederholten die klassischen Formen der Baustile der Antike

und des Mittelalters.

Dafür waren keine Baustoffe wie Beton und Stahl erforderlich, wenn, dann

wurde Walzstahl eingesetzt und hinter Fassaden kaschiert.

Den neuen Möglichkeiten des Werkstoffes Stahlbeton auch im Geschossbau

neue Formen abzugewinnen, vermochten nur wenige, innovative Vordenker,

die aus dem Industrie- und Gesellschaftsbau heraus den Möglichkeiten des

Stahlbetons neue Formen für Gebäude entwickelten(Gropius/ Meyer,

Faguswerke Alfeld ).

Erst nach dem 1. WK wurde der Einsatz von Stahlbeton, vor allem durch die

Architekten des Bauhauses, im Geschossbau durch Entwicklung eines neuen

Baustiles möglich und sinnvoll.

Ausdruck dafür ist das flache Betondach, das Querwandsystem bzw. die

Kombination Stütze/Riegel mit Auflösung der Fassade als tragendes Element.

(curtain wall)

Auch diese Bauweise traf in den 20- ziger Jahren auf Kritik, vor allem aus dem

deutsch- nationalen Lager.

Die Weisenhofsiedlung in Stuttgart wurde

als „Vorort Jerusalems“ verhöhnt.

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Da über den neuen Baustoff nur unzureichende Erfahrungen in der

Verarbeitung und im Langzeitverhalten vorhanden waren, kam es bald zu

teilweise gravierenden Bauschäden.

Vor allem die bauphysikalischen Zusammenhänge hinsichtlich

Kondenswasserbildung aus der Wärmeleitung waren nur unzureichend

bekannt und wurden nicht beachtet.

Tauwasserbildungen führten vor allem an Flachdächern und Wärmebrücken

zu gravierenden Feuchtigkeitsschäden.

Die Wandausfachungen wurde bereits seit den 20- ziger Jahren Bimsbeton

eingesetzt, aber die Wärmebrückenproblematik war noch unbekannt.

Dazu kamen neue Zentralheizungssysteme und Bäder, die zu einer

veränderten Feuchtigkeitsbilanz in den Wohnungen führten.

Als Schutz vor Kondenswasser wurden hinterlüftete Vormauerungen oder

Verkleidungen vor die Wände gestellt.

Das schützte natürlich nicht den Beton vor Nässe.

Der noch unbekannte Zusammenhang zwischen Vernässung,

Carbonatisierung der Betondeckung und Korrosion brachte bald die ersten

sichtbaren Bauschäden an den Außenfassaden, da der Wasserführung und –

ableitung zugunsten neuer gestalterischer Ideen(Kubus) keine Beachtung

geschenkt wurde.

Diese frühen technischen Unzulänglichkeiten und die politische Stimmung

führten in den 30- ziger Jahren zu einer Abkehr von den gestalterischen und

konstruktiven Ideen des Bauhauses in Deutschland.

So wurden den Flachdächern von

Wohnhäusern in der

Weisenhofsiedlung (Gropius, le

Courbusier) durch Aufsetzen eines

Steildaches („deutsches“ Dach) eine

konservative Form gegeben. (wurde

von der Denkmalpflege schrittweise

zurückgebaut)

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Bis 1939 erfolgte der Einsatz von Stahlbeton im Geschossbau i.d.R. in Form von

schlaff bewehrten monolithischen Decken oder von Handmontagesystemen

mit Aufbeton (DIN- F- Decke, L- Decke usw.).

Der Krieg und die Rohstoffknappheit der Nachkriegsjahre verhinderte bis

Anfang der 50- ziger den Einsatz von Stahlbeton im Geschosswohnungsbau.

Erst nachdem die Wirtschaft wieder genügend Stahl und Zement zur

Verfügung stellte, brauchte man sich nicht mehr mit „Ersatzbaustoffen“ wie

Trümmerziegel und Lehm abzugeben.

Das Bauen wurde mit dem technischen und gestalterischen Stand der

30-ziger Jahre fortgesetzt.

Die Ideen des Bauhauses kamen als „internationaler Stil“ wieder nach

Deutschland zurück und fanden zuerst im Westen Verbreitung.

In der DDR wurden im Zuge der Planung des Wiederaufbaues erbitterte

Grundsatzpolemiken gegen den „kapitalistischen Baustil“ und zugunsten des

guten alten Eklektizismus in Form des stalinistischen Zuckerbäckerstiles geführt.

Erst in den 60- zigern begannen sich in der DDR im Zuge des

Wohnungsbauprogrammes die Ideen Coignots und Hennebiques in

Verbindung mit den Bauhausformen durchzusetzen und Sichtbeton, auch aus

Kostengründen, zum gestalterischen Element zu werden.

- Auftraggeber

Eine neue, revolutionäre Formensprache im Wohnungsbau war den meisten

Kunden(wie heute auch) suspekt. Sie wollten wertstabile Häuser, die aussahen

wie die anderen Häuser, höchstens etwas höher, größer, verschnörkelter (wie

zu jeder Zeit) und die sich gut verkaufen ließen. Neue, nicht lange in der Praxis

bewährte Baustoffe bildeten dafür ein Risiko. Nur reiche, modern denkende

und innovative Auftraggeber (oder die sich dafür hielten) waren bereit, beim

Bau ihrer Domizile auch mit neuen Baustoffen, allerdings weniger mit Formen,

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zu experimentieren. So finden sich in Gründerzeitvillen und Herrschaftshäusern

vereinzelte Ansätze zum Einsatz von monolithischem Stahlbeton für

Erdgeschossdecken, Treppenanlagen und Balkonen bzw. Terrassen. Nur im

Gesellschaftsbau der Gründerzeit finden sich vor allem Deckenkonstruktionen

aus Stahlbeton, die auf Grund ihrer Brandsicherheit und ihrer Steifigkeit den bis

dahin verwendeten Holzbalkendecken überlegen waren. Wenn Beton zum

Einsatz kam, wurde er in der Regel gestalterisch versteckt.

Als Monier in den 70-ziger Jahren in Frankreich die erste Betonbrücke

errichtete, wurden die Teile in Form von hölzernen Ästen bzw. Balken

gebracht und so „getarnt“.

Fußgängerbrücke aus Beton in

Holznachbildung

Parc Leonardo da Vinci

Chateau du Close Lucè, Amboise- France

Die Möglichkeiten des Materials in eine neue Formensprache umzusetzen,

gelang erst nach dem ersten Weltkrieg. Im Industriebau konkurrierte der

Stahlbeton mit dem Walzstahl als Baustoff, der technisch ausgereift und

statisch einfacher zu bemessen war als der Verbundwerkstoff Stahlbeton, über

dessen Funktionsweise noch viele Jahre Unklarheit herrschte.

Stahlbeton wurde brandsicherer als Stahl eingestuft und kam daher oft unter

dem Aspekt einer höheren Brand- und Korrosionssicherheit zum Einsatz.

Der Stahl war bei Ingenieurbauwerken hinsichtlich seines Verhältnisses

zwischen Tragfähigkeit und Eigenmasse dem Beton überlegen.

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Der Einsatz von Beton im Brückenbau erfolgte daher i.d.R. nur in

druckbeanspruchten Bogenkonstruktionen und in der Fundamentierung.

- Angst vor Korrosion

Die Passivierung des Stahles durch das Kalkhydrat des Zementes als

Voraussetzung der Verbundwirkung und Haltbarkeit war nicht allgemein

bekannt, ebenso die Wirkung der Carbonatisierung des Betons durch

verunreinigte Zuschläge, Risse und zu geringe Verdichtung. Die

Carbonatisierung und damit eine ungenügende Betondeckung als Ursache

für Rostbildung konnte erste erkannt werdend, als nach Jahren die ersten

Korrosionsschäden sichtbar wurden. Vorher glaubte man, ass allein durch den

Kontakt des feuchten Betons mit dem Stahl die Korrosion gefördert wird und

weiter voranschreitet. Einen Einblick in die damalige Denkhaltung erlaubt der

folgende Auszug aus einem Lehrbuch der damaligen Zeit:

Zitat aus „Der Maurer“, A. Opderdecke, Leipzig 1910

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Auch heute noch gibt es durchaus Stimmen, die dem Beton und dem

Stahlbeton kritisch gegenüberstehen(Zitat aus der Website von Konrad

Fischer).

Die in der Fachpresse zunehmenden Beiträge zum Thema Stahlbetonsanierung

entsprechen überwiegend folgendem Tenor, der der Ausgabe

"Bautenschutz+Bausanierung 2/2000" entnommen ist:

"[...] Vor allem durch Witterungseinflüsse und Emissionen sind viele

Sichtbeton-Bauwerke inzwischen im unterschiedlichen Ausmaß

geschädigt.[...] Schwere Schäden an Stahlbetonbauten entstehen

insbesondere durch die Carbonatisierung. Das bei der Hydratation des

Zementes entstehende Calciumhydroxid reagiert dem Kohlendioxid. Dabei

wird der ursprünglich hoch alkalische Beton in den oberen Zonen chemisch

neutralisiert.

Unsichtbare und sichtbare Abläufe

Die Geschwindigkeit dieser Carbonatisierung ist umso höher, je Fehlstellen,

Nester, Poren oder ungleichmäßige Verdichtungen der Beton aufweist. Der

eingebettete Stahl korrodiert, sobald der umgebende Beton carbonatisiert.

Der nach außen sichtbare Effekt sind Risse und Abplatzungen in der

Betondeckschicht. Wo bereits solche Oberflächenschäden deutlich werden, ist

eine Sanierung von Grund auf unverzichtbar.[...]" S. 16 ff., Verfasser: Axel

Knauer

"[...] Eine der häufigsten Schadensformen an Stahlbetonbauteilen in

Parkhäusern, aber auch bei Brücken, Kläranlagen, Rohren, Behältern,

Küstenbauwerken etc., ist die Korrosion der Bewehrung infolge

Chloridbelastung mit oft gravierenden Folgen für die Standsicherheit und

Gebrauchsfähigkeit der Bauteile. [...]" S. 18 ff., Verfasser: Dr.-Ing. Michael

Raupach, Dipl.-Ing. Josef Meeßen

Und nun greift z.B. im Hochhausbau folgender Ablauf: Die Hausverwaltung - baulich

kompetent bis zum Gehtnichtmehr und wirtschaftlich total unabhängig von ihren

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Auftragnehmern - beauftragt sachverständige Planer, etwas gegen die

Betonkorrosion vorzunehmen. Man leitet mit einer Superfirma eine Betonsanierung

ein, die das arme Bauwerk mit letztlich Kunstharzsuppe übergießt - unter dem

Vorwand der Versiegelung gegen CO2.

Was geschieht nun?

Wie immer: Die Kunstharzpampe altert, binnen kurzem ist sie zum Kraquelee(feine

Risse in der Oberfläche) zerrissen und überzieht die Fassade mit einem Rissnetz.

Die Risse nehmen kapillar Regenwasser und über Kondensation Luftfeuchte auf. Die

flüssig in der Fassade vorliegende Nässe kann nicht mehr ordentlich austrocknen -

die "dichten" Kunstharzinseln sorgen dafür. Folge: Die Fassade verrottet schneller

als vorher, sie verschmutzt wie Sau, veralgt und verschimmelt. Schon nach wenigen

Jahren darf der nächste Sanierungsschritt eingeleitet werden.

Heute bieten sich der von den Auftragsbegünstigten weihnachtsgeschenkverwöhnten

Hausverwaltung und ihrem Planungsspezi zwei Alternativen:

1. Vollwärmedämmung mit Kunstharzputz. Folgen siehe diesen Link.

2. Neuanstrich mit angeblich schmutz- und wasserabweisenden

Kunstharzsuppen neueren "Lotus"-Typs. Folgen siehe...

Ergebnis: Schwachsinn bzw. intelligente Sanierung hoch 3. So beutet man unseren

neuerdings so oft bewiesenen Wunderglauben an technische und andere neuheilige

Märchen aus. Glückliche Eigentümergemeinschaft! Wenn´s nur dem Geldbeutel so

richtig weh tut. Deutschland - ein Land von Tertullianern: Credo, quia absurdum auf

neudeutsch: Ich glaub´s, weil´s Sch... ist. Zitat Ende

Dem gegenüber stehen eine Reihe von Technologien zur Betonsanierung, die

erfolgreich angewendet werden und eine erhebliche Verlängerung der

Nutzungsdauer von geschädigten Betonbauwerken bewirken. Die Regeln

dazu sind in den Merkblättern der WTA zusammengefasst. Firmen die in der

Betoninstandsetzung arbeiten sind in den Landesgütegemeinschaften zur

Instandsetzung von Betonbauwerken organisiert, die sich um eine ständige

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Qualitätskontrolle der Sanierungen sichern und sich um die Aus- und

Weiterbildung der in dem Bereich Tätigen kümmern.

Heutige moderne Zement- und Betonsorten und Verbesserungen in der

Verarbeitung und Nachbehandlung haben zu erheblichen

Qualitätsverbesserungen geführt. Beton entwickelt sich als Baustoff rasant

weiter.

Der Aussage von Konrad Fischer stehen eine große Zahl von erfolgreich

sanierten Bauwerken gegenüber.

Georg Böttcher fecit