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Berufe rund um die deutsche Sprache Was macht eigent- lich eine Pilotin? Gute Arbeits- marktchancen für Betriebswirte Juni 2012 | 36. Jahrgang | Heft 3 dein weg in studium und beruf Praktikum mehr als eine Pflicht

Betriebswirte Praktikum - abi.de · 20 Werkstoffe bearbeiten Praxiserfahrung sammelt Ben Schröder aus Hamburg schon vor der Aufnahme des Studiums. Er lernt im verpflichtenden Vorpraktikum

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Berufe rund um die deutsche Sprache

Was macht eigent-lich eine Pilotin?

Gute Arbeits-marktchancen für Betriebswirte

Juni 2012 | 36. Jahrgang | Heft 3dein weg in studium und beruf

Praktikum mehr als eine Pflicht

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inhalt

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Wochenlang vor dem Kopiergerät kauern, Kaffee kochen und dem Chef die Akten-tasche schleppen – Schauergeschichten zum Thema Praktikum kursieren mehr als genug. Mit der Realität haben sie allerdings nicht unbedingt etwas zu tun. Meist entpuppt sich der Ausflug in die Arbeitswelt als spannender Farbklecks auf einem Fundament aus grauer Theorie. Und hilft bei wichtigen Entschei-

dungen: Ist ein Medizinstudium wirklich das Richtige für mich? Kann ich mir eine Zukunft in den Medien vorstellen? Liegt mir die Arbeit mit Jugendlichen? Ein Praktikum dient jedoch nicht nur der Orientierung, sondern wertet auch den Lebenslauf auf. Denn mit handfester Erfahrung jenseits von Vorlesungen und Klausuren, Skripten und Fachbüchern lässt sich bei Arbeitgebern zusätzlich punkten. Das haben längst auch viele Hochschulen erkannt und fachpraktische Semester in den Studien ablauf integriert. Neben solch verpflichtenden Praktika bieten sich jungen Menschen aber auch freiere Formen, das Arbeitsleben auszuprobieren. Zum Beispiel im Rahmen eines Kurzprak-tikums in den Semesterferien – vielleicht sogar im Ausland, als sinnvolle Möglichkeit, das andere Ende der Welt kennenzulernen. In jedem Fall sollten sie über ihre Rechte und Pflichten Bescheid wissen, die Praktikumsexperte und Buchautor Prof. Dr. Friedrich Schade im Interview mit abi>> verrät. Außerdem stellt unser Heft-Schwerpunkt verschiedene Praktikumsarten vor und gibt Tipps für die sinnvolle Gestaltung der Hospitanzen.

Auch in der Welt der Wirtschaft ist praktisches Know-how gefragt – und erhöht die Chancen auf eine attraktive Stelle. Wie es grundsätzlich um den Arbeitsmarkt für Betriebswirte bestellt ist, klären wir in dieser Ausgabe.

Viel Spaß beim Lesen wünscht dir deine abi>> Redaktion

Editorial

liEbE lEsErin, liEbEr lEsEr,

impressumHerausgeber Bundesagentur für Arbeit

HerausgeberbeiratWolfgang Biersack (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufs-forschung), Dr. Oliver Fischer (Service-Haus der Bundesagentur für Arbeit), Heike Hessenauer (Oberstudienrätin), Yvonne Hollmann (Agentur für Arbeit Stendal), Nicole Künzel (Agentur für Arbeit Mannheim), Stefanie Langen (Agentur für Arbeit München), Georg Leibold (Studiendirektor), Natascha Rediske (Oberstudienrätin), Dieter Romann (Zentrale der Bundesagentur für Arbeit), Katarina Stein (Technische Universität Dresden), Judith Wüllerich (Zentrale der Bundesagentur für Arbeit)

redaktionGesamtleitung: Rainer Möller, Chefin vom Dienst: Meike Schädlich, Textchefin: Heike Reinhold, Redaktionsassistenz: Manuela Meier, Redaktion: Susanne Böhm, Julia Grimminger, Alexander Reindl, Larissa Stempel

autorenAngelika Dissen, Sabine Olschner, Gabi Pfeiffer, Sabine Schrader

anschrift der redaktionGutenstetter Straße 8d, 90449 Nürnberg, Telefon 0911/937739-0, Fax 0911/937739-99, E-Mail: [email protected]

VerlagGutenstetter Straße 8d, 90449 Nürnberg, Telefon 0911/937739-0, Fax 0911/937739-99, E-Mail: [email protected]

GeschäftsführungRainer Möller

Gestaltung und layoutArt Direktor: Nero A. KaiserLayout: Christine Biedermann, Monika Orend, Viviane Schadde

titelWillmyCC

druckWestermann, Braunschweig

Copyright 2012 für alle beiträgeabi >> dein Weg in Studium und BerufNachdruck nur mit vorheriger Zustimmung des Verlags und nur mit Quellenangabe sowie Einsendung eines Belegexemplars gestattet. Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Herausgebers wieder. Keine Gewähr für unverlangte Einsendungen und Besprechungsstücke.

Gesamtauflage: 280.000

Erscheinungsweise 6 Ausgaben im Jahr

bestellungenwww.ba-bestellservice.deFür größere Mengen und Rückfragen haben Sie die Möglichkeit, sich unter der Hotline 0180/1002699-01* persönlich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bestellservice in Verbindung zu setzen. Der Telefonservice ist Montag - Freitag von 8:00 Uhr bis 16:00 Uhr für Sie erreichbar. Alternativ können Sie auch ein Fax an die Nummer 0180/1002699-55* richten.

*) Festnetzpreis 3,9 ct/min; Mobilfunkpreise höchstens 42 ct/min

issn 0343-8546

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10 Praxiserfahrungen sinnvoll nutzen

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6 Mit der deutschen Sprache arbeiten

orientieren 6 Mit der deutschen sprache arbeiten

Wer eine Leidenschaft für die deutsche Sprache hat und damit im späteren Berufs-leben durchstarten möchte, hat eine ganze Reihe von Möglichkeiten. abi>> klärt auf!

9 „da schlummert etwas in mir“Fasziniert von der deutschen Sprache ist auch der Berliner Newcomer Max Prosa. Im Promi-Interview spricht der Sänger über tiefsinnige Texte, Physik-Formeln und seine Berufung als Künstler.

im fokus 10 Praxiserfahrungen sinnvoll nutzen

Ob Vor-, Pflicht- oder Auslandspraktikum: Die Möglichkeit, für einen kurzen Zeitraum das Berufsleben zu testen, hat viele Vorteile. Unter anderem dienen Praktika der Orientierung und helfen beim Berufseinstieg.

14 auf der sicheren seiteabi>> hat recherchiert, wie man eine seriöse Praktikumsstelle findet, worauf man bei der Unterzeichnung des Vertrages achten muss und was man bei Dauer und Art der Tätigkeiten beachten sollte.

16 baustein für die internationale KarriereGesa Scheffel studiert Lebensmitteltechno-logie in Berlin. Die Praxisphase hat sie bei einem niederländischen Lebensmittel-konzern absolviert.

18 „Vertrag vermeidet Konflikte“abi>> sprach mit Prof. Dr. Friedrich Schade, Autor des Ratgebers „Praktikums-recht – Die wichtigsten Fragen und Antworten“ über Rechte und Pflichten von Praktikanten.

19 risiken managenDank eines Praktikums zur Festanstellung? Alina vom Bruck hat das bei der Gothaer Versicherung geschafft. Mittlerweile arbeitet die Diplomkauffrau im Risiko-controlling des Kölner Unternehmens.

20 Werkstoffe bearbeitenPraxiserfahrung sammelt Ben Schröder aus Hamburg schon vor der Aufnahme des Studiums. Er lernt im verpflichtenden Vorpraktikum für den Maschinenbaustudi-engang wie man feilt, lötet und ansägt.

arbeitsmarkt 22 Vielfältig einsetzbar

Sie können dank ihrer breiten Ausbildung in allen Wirtschaftszweigen eingesetzt werden und in Unternehmen vielfältige Tätigkeitsbereiche besetzen: abi>> wirft einen Blick auf den Arbeitsmarkt für Betriebswirte.

24 „betriebswirte sind eine gefragte absolventengruppe“ Im Gespräch mit Dieter Schädiger vom Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte fragt abi>> nach Trends in der Hochschulausbildung und Berufsein-stiegschancen von Betriebswirten.

25 Mit Zahlen jonglierenJasmin Prestel ist Referentin im internationalen Preismanagement des Fernverkehrs bei der Deutschen Bahn und legt beispielsweise fest, wie viel eine Zugfahrt von München nach Paris kostet.

was macht ein …?26 in 30 tagen um die Welt

Stefanie Bub hat ihren Traumberuf wahr gemacht: Die 33-Jährige ist Senior First Officer (Copilotin) bei der Lufthansa und geht von Frankfurt am Main aus mit dem Airbus A380 in die Luft.

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26 In 30 Tagen um die Welt

22 Vielseitig einsetzbar

25 Mit Zahlen jonglieren

rubriken 2 Editorial

4 news

27 abi>> fun

28 Vorschau, leseraktion

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Das Sommercamp „Faszination Fliegen 2012“ bietet Jugendlichen theoretische und praktische Einblicke in Berufe der Luftfahrt-branche. Durch eine Kombination aus Workshops, Vorlesungen, Seminaren und Besichtigungen werden Informationen zu verschie-denen Luftfahrtthemen vermittelt.

Vom 25. Juni bis 1. Juli 2012 können insgesamt 30 luftfahrtbegeis-terte Jungen und Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren am fünften Sommercamp „Faszination Fliegen“ in Hamburg teilnehmen. Eine Woche lang finden täglich von 10 bis 16 Uhr Veranstaltungen

rund um das Thema Luftfahrt statt. Der Ablauf sieht vor, dass an drei Tagen je eine Mädchen- und eine Jungengruppe in Laborkursen und Seminaren Themen wie „Kabinenbau“, „CAD-Konstruktionen“ und „Aerodynamik im Windkanal“ bearbeitet sowie eine Einführung in den Flugzeugsimulator erhält.

Während der beiden anderen Tage bekommen die Jugendlichen praktische Einblicke in Bereiche wie Flugzeugüberholung und -produktion, Kabine, Kabelproduktion und Kommunikation im Luftverkehr bei den sieben Unternehmen, die das Sommercamp gemeinsam mit der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW) anbieten. Die Teilnehmer können in Test- und Produktionshallen den Ingenieuren über die Schulter schauen und in Lehrwerkstätten selbst Hand anlegen. Darüber hinaus gibt es Informationen rund um den Beruf des Piloten. Die Teilnahme am ein- wöchigen Sommercamp kostet 50 Euro pro Person, die Anmeldung erfolgt über den Faszination Technik Klub unter www.faszination-fuer-technik.de.

Mehr Infos >> Faszination Technik Klub www.faszination-fuer-technik.de

Flugbegeisterte teenager auFgepasst!

sommercamp

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WEITErBILDUng UnD FErnUnTErrICHT

Neue LeitfädeNDie Stiftung Warentest hat zwei neue Leitfäden zu den Themen

„Weiterbildung finanzieren“ und „Fernunterricht“ herausgebracht.

Der Leitfaden „Fernunterricht“ soll Einsteigern die Chancen und

risiken dieser Unterrichtsform aufzeigen. Zudem klärt er über

die Unterschiede zwischen den verschiedenen Zertifikaten auf und

enthält Tipps dazu, wie Interessierte den richtigen Kurs für sich finden

und Lernkrisen meistern können.

Einen Überblick über Fördermittel von Bund und Ländern, wie

zum Beispiel das Meister-Bafög oder den Prämiengutschein gibt der

zweite Leitfaden „Weiterbildung finanzieren“. Außerdem enthält er

einen Teil mit Informationen zum Bildungsurlaub und zu Steuerspar-

möglichkeiten.

Beide Leitfäden gibt es auf der Internetseite der Stiftung Warentest

als kostenlosen Download.

Mehr Infos >> Stiftung Warentest www.test.de

WorKSHoP FÜr AngEHEnDE JoUrnALISTEn

Nachwuchs-reporter

gesuchtJugendliche zwischen 12 und 17 Jahren

können bei der „Tegernseer Ferienstimme“ in die Welt der Medien eintauchen. Der Workshop, der mehrfach zwischen Juni und August stattfindet, gibt Einblick in den Online-, Print-, Ton- und Filmbereich.

In dem Workshop dürfen die Jugendlichen Artikel für eine online-redaktion verfassen,

beim radio mitwirken, eine Druckerei besuchen und können lernen, was bei der Ton- und Film - produktion wichtig ist. Im Vordergrund steht hierbei das direkte Berichten von großveranstal-tungen rund um den Tegernsee. Die Journalistin rose-Marie Beyer unterstützt und begleitet den Workshop. Die nachwuchsjournalisten werden für die Veranstaltung mit notizblöcken, Aufnahme-

geräten, Mikrophonen und Kameras ausgestattet. Während des Workshops soll ein eigenes Magazin entstehen, das die Teilnehmer mit nach Hause nehmen können.

Insgesamt sechs Workshops finden zwischen Juni und August 2012 statt. Angelehnt sind die Workshops an das Mountainbike-Festival, den ArD

Buffet Wandertag, das Seefest rottach-Egern, das Seefest Tegernsee, das Seefest Bad Wiessee oder den rosstag in rottach-Egern. An

jedem Kurs können bis zu zehn Jugend-liche teilnehmen. Anmeldungen werden

bis zu einer Woche vor Start der Veran-staltung angenommen. Pro Person kostet der zweitägige Workshop 69 Euro.

Mehr Infos >> Tegernseer Ferienstimme: www.tegernsee.com/themen/ familien/tegernseer-ferienstimme.html

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Am 23. Juni 2012 in Frankfurt am Main

onLInE-DATEnBAnK

weLcher BacheLor? uNd wo? Die Online-Datenbank der Bildungsweb Media GmbH startet

neu. Damit können sich Studieninteressierte einen Überblick

über 4.900 Studiengänge an 370 Hochschulen verschaffen.

Auf der Homepage www.bachelor-vergleich.com können Abituri-

enten nach einem geeigneten Studiengang suchen. Die Ergeb-

nisse können beispielsweise nach Abschlüssen gefiltert werden.

Zudem können die Treffer nach Studienrichtung und Studienort

gefiltert werden. Die erweiterte Suche ermöglicht eine Auswahl nach

Studienbeginn, Studiendauer, Studienform, Unterrichtssprache und

den Kosten. Interessenten können Kontakt direkt über ein Formular,

E-Mail oder Facebook zu dem gewünschten Anbieter aufnehmen.

Die Datenbank informiert außerdem über verschiedene Studien-

formen wie das berufsbegleitende, duale oder internationale

Studium sowie Fernstudium.

Die ratgeber-Funktion ermöglicht den Usern, sich über das

Bachelorstudium allgemein, die Studienwahl und Finanzierung

sowie über Bewerbungen und Erfahrungen zu informieren.

Mehr Infos >> Bildungsweb

www.Bachelor-Vergleich.com

nEUEr STUDIEngAng

pfLege: ausBiLduNg uNd studium iN eiNemDie Hochschule für Gesundheit (hsg) in Bochum bietet ab dem Wintersemester den ausbildungsintegrierten Bachelorstudien- gang Pflege an.

Innerhalb von acht Semestern belegen die Studierenden Module wie wissenschaftliches Arbeiten, Pflegeprozessplanung, Pflege

und Betreuung und gesundheitsinformatik. Da im Studiengang Pflege eine Berufsausbildung integriert ist, müssen Studienbe-werber einen Ausbildungsvertrag mit einem der hsg-Kooperations-partner abschließen. Studierende können zwischen zwei Ausbil-dungen wählen: gesundheitspflege und (Kinder-)Krankenpflege oder Altenpflege. Sie erhalten hierfür über drei Jahre eine Ausbil-dungsvergütung. Weitere Voraussetzungen sind die Hochschulzu-lassungsberechtigung, ein gesundheitszeugnis und der nachweis eines vierwöchigen Praktikums in einer Pflegeeinrichtung. Ein Assessment-Tag findet am 5. Juli 2012 statt. Die online-Bewerbung für den Studiengang ist seit Anfang April möglich. Bewerbungsstart ist jeweils zum Wintersemester.

Mehr Infos >> Hochschule für Gesundheit Bochum www.hs-gesundheit.de/to/bewpflege

UMFrAgE ZUr onLInEBEWErBUng

sorgfaLt Bei der BewerBuNg im iNterNetLaut der jüngsten Umfrage des Hightech-Verbandes Bitkom bevorzugt mittlerweile eine knappe Mehrheit der Unternehmen eine Onlinebewerbung. Im Vorjahr fiel das Verhältnis noch leicht zugunsten der schriftlichen Bewerbung aus.

Für die Umfrage hat Bitkom 1.500 Personalverantwortliche aller Branchen befragt. 41 Prozent der Unternehmen verlangen demnach eine Bewerbung per Internet. 40 Prozent bevorzugen eine klassische Bewerbung und 17 Prozent haben keine Präferenz.Eine Umfrage von TnS Emnid im Auftrag der Ergo Direkt Versicherungen zeigt jedoch, dass nur 24 Prozent wissen, wie man sich online korrekt bewirbt. 26 Prozent waren sich unsicher und 49 Prozent wussten es nicht oder es betraf sie nicht. Auch die Jüngeren im Alter von 14 bis 29 Jahren scheinen nicht gut informiert: nur jeder Dritte kennt sich gut mit Bewerbungen im Internet aus. Bei den 50- bis 59-jährigen sind es nur noch 23 Prozent.

Mehr Infos >> Bitkom www.bitkom.org

TNS Emnid www.tns-emnid.com

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Ich wIll etwas machen mIt Deutsch

mIt Der Deutschen sprache arbeIten

wer eine leidenschaft für die deutsche sprache hat, mag vielleicht nicht nur das schulfach Deutsch

besonders gern, sondern möchte auch im späteren berufsleben damit arbeiten. möglichkeiten gibt es

zuhauf: In einer reihe von berufen setzt man sich ganz intensiv mit dem geschriebenen und gesprochenen

wort auseinander, in vielen anderen berufen ist die sprache ein wichtiges (Kommunikations-)Instrument.

Deutsch kann doch jeder! Muttersprache ist es für die meisten und Schulfach für alle. Doch ist die deutsche Sprache bei jungen Leuten auch beliebt? Offenbar, denn es fällt zum Beispiel auf, dass in den letzten Jahren im-mer mehr deutsche Singer-Songwriter auf deutsche

Texte setzen – und damit vor allem bei der jungen Zielgruppe punkten. Ob Yvonne Catterfeld, Annett Louisan, Clueso, Tim Bendzko oder Max Prosa: Ihre Songs und Texte ma-chen die deutsche Sprache populär. Und sie entscheiden sich ganz bewusst für Deutsch: „Die deutsche Sprache ist meine Muttersprache und sie ist deshalb für mich der einzige Weg, mich in dem Maß auszudrücken, wie ich das möchte. Lyrik ist etwas sehr Feines und wenn ich jetzt auf Englisch texten würde, das wäre in etwa so, wie wenn ein Arzt ein Fleischermesser bei einer OP verwenden würde“, erklärt etwa Max Prosa im Interview mit abi>> (siehe Seite 9).

Deutsche Songschreiber sind aber nicht die einzigen, deren Schaf-fen eng mit der deutschen Sprache verknüpft ist. Schnell denkt man in diesem Zusammenhang an weitere künstlerische Berufe – etwa Schau-spieler im Film und auf der Bühne. „Viele Berufe rund um Bühne und Theater setzen sich intensiv mit der deutschen Sprache auseinander“,

führt Ingeborg Kunath, Beraterin für akademische Berufe bei der Ar-beitsagentur Kassel, an. Damit Schauspieler fiktive Charaktere verkör-pern können, müssen sie sich nicht nur eingehend mit der Textvorlage befassen, sondern der Figur auch durch ihre sprachliche Darstellung Leben einhauchen. Ein weiteres Beispiel sind Dramaturgen: Sie sollten

sich hervorragend mit historischen und zeitgenössischen Werken der Theaterliteratur auskennen, um für den Spielplan Stoffe

und Themen auszusuchen, die das Publikum fesseln. Ge-gebenenfalls arbeiten sie Textvorlagen auch um, etwa um kürzere Fassungen auf die Bühne zu bringen.

In DIe meDIen gehenEin weiteres Feld mit Berufen, in denen intensiv mit deut-

scher Sprache gearbeitet wird, tut sich im Medienbereich auf. Ein Klassiker sind hier Journalisten. Sie recherchieren Informa-

tionen und werten diese aus, führen Interviews und schreiben Text-beiträge. „Dabei sind oft gar keine ‚Schönschreiber‘ gefragt“, erklärt Ingeborg Kunath. Sondern das jeweilige Thema muss mit einer knacki-gen Überschrift, klaren Sätzen und zielgruppengerechter Sprache den Lesern verständlich gemacht werden – und das sowohl bei Print- und Onlinemedien als auch im Radio oder im Fernsehen.

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Nicht nur Deutschlehrer sollten sprachlich fit sein: Die Fähigkeit, gut, anschaulich und strukturiert zu erklären, brauchen Pädagogen aller Fachrichtungen.

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Ebenfalls ganz nah an Sprache und Text dran sind Lektoren: In Verla-gen sichten sie die Manuskripte von Autoren, schlagen inhaltliche und sprachliche Änderungen vor und korrigieren Fehler, sodass am Ende druckreife Texte oder Bücher entstehen. „Lektor ist ein toller Beruf“, findet annette wassermann (39), die beim Berliner Wagenbach Ver-lag tätig ist. Gerade hat sie die Wiederauflage von „Frauen in Männerkleidern“ in die Herstellung gegeben. Nach 20 Jah-ren erscheint das Buch in anderem Format und mit einem neuen Vorwort, auch sprachlich wurde es angepasst und der Anmerkungsapparat ergänzt. Für die Lektorin hieß das: Mit den Autoren und Korrektoren korrespondieren, den Text mehrfach gegenlesen, Klappentext und Presse-mitteilungen schreiben. „Man telefoniert viel und schreibt unzählige Mails“, sagt Annette Wassermann. In den Traum-beruf vieler ist die 39-Jährige hineingerutscht: Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Französisch und Geschichte auf Magister und absolvierte zahlreiche Praktika: Sie hospitierte beim ZDF, schrieb für Lokal- und Wochenzeitungen, arbeitete bei einem spa-nischen Verlag, beim Radio und im Goethe-Institut.

Wer in die Medien möchte, dem stehen vielfältige Studienwege offen: unter anderem Journalistik, Medien- und Kommunikationswissenschaften

oder Buchwissenschaft, um nur einige zu nennen. Viele Medienleute ha-ben allerdings auch Germanistik studiert. Der Studiengang ist sehr ge-fragt: Mit über 80.000 Studierenden im Wintersemester 2010/11 liegt das Fach an fünfter Stelle der Beliebtheitsskala, bei jungen Frauen sogar an zweiter Stelle. „Germanisten sind Generalisten“, weiß Berufsberaterin

Kunath. Beruflich stehen ihnen vielfältige Einsatzmöglichkeiten offen: Nicht nur im Medien- und Kommunikationsbereich, sondern etwa

auch in der Werbewirtschaft oder in der Wissenschaft. „Aber der Einstieg in den Arbeitsmarkt kann schwierig sein.“

Wer Deutsch unterrichten möchte, studiert Deutsch auf Lehramt. Dabei müssen nicht nur Deutschlehrer ihre Spra-che perfekt beherrschen. „Ein großes Vokabular und die

Fähigkeit, strukturiert erklären zu können, brauchen alle Päd-agogen“, sagt die Berufsberaterin. „Wenn der Mathematiklehrer

eine Aufgabe nicht gut formulieren und den Lösungsweg erklären kann, lernen Schüler nichts.“

Berufe, die gehobene Anforderungen an die Sprach- und Kommunikati-onsfähigkeit stellen, gibt es viele. Dolmetscher und Übersetzer etwa müs-sen treffsicher ins Deutsche und aus dem Deutschen übersetzen können. Gutes Deutsch sollten auch Juristen beherrschen, wenn sie wichtige Schrei-ben aufsetzen oder vor Gericht argumentieren müssen. Psychologische

Kommunikation mit Außenwirkung: Wer beispielsweise als Dolmetscher, Politiker oder Journalist tätig ist, trägt im Umgang mit der deutschen Sprache viel Verantwortung.

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Psychotherapeuten, die Gesprächstherapie anbieten, müssen ihre Wor-te feinfühlig wählen, genauso Mediziner, die ihren Patienten Diagnosen und Therapien verständlich erklären müssen. Betriebswirte, die etwa im Consulting arbeiten, oder zum Beispiel auch Vertriebsingenieure sollten ebenfalls gut beraten und kommunizieren können. „Hier ist Deutsch ein wichtiges Instrument“, betont Ingeborg Kunath.

FreuDe am umgang mIt sprache Bei den Ausbildungsberufen sind es vor allem verkaufsorientierte kauf-männische Berufe, in denen Deutsch eine wichtige Rolle spielt: Kauf-leute für Marketingkommunikation zum Beispiel entwickeln Kommuni-kationskonzepte für Kunden. Kaufleute für Dialogmarketing verkaufen Dienstleistungen und sollen im Kundengespräch überzeugend auftre-ten. Auch Bank- und Versicherungskaufleute können in einem guten Gespräch überzeugen. Aber etwa auch Rechtsanwaltsfachangestellte oder Kaufleute für Bürokommunikation müssen sicher formulieren und fehlerfrei schreiben können. Sprachtherapeuten, wie zum Beispiel Lo-gopäden, arbeiten ebenfalls ganz intensiv mit der deutschen Sprache, wenn sie ihre Patienten behandeln.

Wenn die deutsche Sprache essenziell für einen Beruf ist, sind natür-lich auch bestimmte Voraussetzungen gefragt: „Interessierte Schüler sollten nicht nur Freude am Umgang mit der Sprache haben, sondern sich auch klar ausdrücken können, die Rechtschreibung beherrschen und kommunikative Fähigkeiten mitbringen“, erläutert Ingeborg Kunath, „eventuell auch in Theater-AGs tätig sein, in Redaktionen mitwirken oder selbst kreativ schreiben.“

In der heutigen Gesellschaft ist die Sprache ein sehr wichtiges Ins-trument, um beruflich erfolgreich sein zu können. Überall steigen die Anforderungen an die Sprach- und Kommunikationsfähigkeit der Men-schen, sodass für alle Berufe differenziert gilt: „Ohne Deutsch geht nichts“, sagt Ingeborg Kunath.

„beruFseInstIeg schleppenD“In Berufen rund um das Thema Deutsch und Spracheinsatz hat sich die Beschäftigung in den letzten Jahren positiv entwickelt. Bei Germanisten, Journalisten und Werbefachleuten sowie Dolmetschern oder auch bei darstellenden Künstlern ist sie deutlich angestiegen. Werbung und Mar-keting haben an Bedeutung gewonnen. Stabil ist beispielsweise die Lage für Medienkaufleute Digital und Print oder Buchhändler.

Auch wenn die Aussichten gut sind, ist der Start nicht einfach. „Die Erfahrung zeigt, dass der Berufseinstieg schleppender verläuft als in anderen Berufsfeldern“, sagt Judith Wüllerich vom Team Arbeitsmarkt-berichterstattung der Bundesagentur für Arbeit. Absolventenbefragun-gen des Hochschul-Informations-Systems HIS haben ergeben, dass ein Jahr nach dem Examen unterdurchschnittlich viele Geisteswissen-schaftler einer regulären Erwerbstätigkeit nachgehen. Auch angehende Künstler brauchen viel Durchhaltevermögen und sollten sich auf befris-tete Engagements oder die Selbstständigkeit einstellen. ‹‹

Ob neue Rechtschreibung oder alte Fraktur: Die deutsche Sprache hat viele Facetten.

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• studien- und ausbildungsberufe mit Deutsch

• ausbildungs-reportage medien-kaufmann Digital und print

• studienreportage lehramt Deutsch und philosophie

• berufsreportage texterin in der werbebranche

• adressen und links

Zusätzliche Informa-tionen erhältst du, wenn du Folgendes in die suche eingibst:

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„Da schlummert etwas In mIr“erst vor kurzem war er

mit clueso auf tour. Jetzt hat max prosa seine erste

platte („Die phantasie wird siegen“) veröffentlicht. Im

abi>> Interview spricht der 21-jährige newcomer

aus berlin über tiefsinnige texte, komplizierte

physik-Formeln und seine berufung als Künstler.

abi>>: Ist musiker zu sein ein traumberuf für dich?max prosa: Es ist natürlich toll, dass ich das, was ich liebe, tun kann und davon leben kann. Aber ich hatte nie den ausdrücklichen Wunsch, Musiker zu werden. Vor sechs Jahren hätte ich auf jeden Fall noch nicht gedacht, dass ich heute auf der Bühne stehen würde.

abi>>: was wolltest du denn werden? max prosa: Erst wollte ich Richter werden, weil ich mal ein inter-essantes Buch darüber gelesen habe. Dann Physiker wie der Vater von meinem besten Freund. Immer wenn wir ihn an der Uni besucht haben, standen dort komplizierte Formeln an der Tafel. Das hat mich fasziniert. Spannend finde ich auch Naturphänomene wie zum Beispiel den Weltraum.

abi>>: Deshalb hast du nach dem abi begonnen, physik zu studieren.

max prosa: Genau, aber nach zwei Semestern habe ich gemerkt, dass noch mehr in mir schlummert, was mit dem Lebensweg, den ich eingeschlagen hatte, nicht klarkommt. Das Ticken wurde so laut, dass ich spontan beschlossen habe, in den Semesterferien nach Irland zu

>>interviewfahren. Dort habe ich viel auf der Straße musiziert und viele Künstler getroffen. Damals hat es ganz schön in mir gewerkelt und ich wusste irgendwann, dass ich nicht mehr weiterstudieren kann.

abi>>: Du singst ausschließlich auf Deutsch. hat die deutsche sprache eine besondere bedeutung für dich?

max prosa: Die deutsche Sprache ist meine Muttersprache und sie ist deshalb für mich der einzige Weg, mich in dem Maß auszudrücken, wie ich das möchte. Lyrik ist etwas sehr Feines und wenn ich jetzt auf Englisch texten würde, das wäre in etwa so, wie wenn ein Arzt ein Fleischermesser bei einer OP verwenden würde. Außerdem gefällt mir sehr gut, dass Deutsch so adaptiv ist. Man kann Wortaneinander-schachtelungen bilden wie Kapitänkajüten. Das ist toll.

abi>>: Deine texte haben viel tiefgang, es geht um liebe und trauer. was inspiriert dich?

max prosa: Ich lese sehr viel, auch klassische Literatur wie Dosto-jewski oder Tolstoi. Darin gibt es manchmal Sätze, an denen ich etwas finde. Ich mache mir dann Notizen, und damit ist es dann wie mit einem Samen, den man einpflanzt. Man braucht Zeit und Wasser, manchmal vielleicht ein bisschen Dünger. Jeder Baum ist anders. Und nach und nach entsteht dann ein Text.

abi>>: wie sehr hat sich dein leben in den vergangenen monaten verändert?

max prosa: Ich bin ständig unterwegs und bekomme natürlich viele neue Eindrücke. Früher war ich ja immer in Berlin, jetzt bin ich mal einen Monat auf Tour oder pendle auch viel zu meinem Management nach Erfurt. Das strengt mich natürlich an. Auf der anderen Seite sind meine Freunde die gleichen geblieben und unser Verhältnis ist toll, wenn wir uns sehen. Meine Eltern freuen sich auch, dass es im Moment so gut läuft. Obwohl sie sich erst daran gewöhnen mussten, dass mein Beruf Künstler sein würde. ‹‹

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Name: Mona FranzAlter: 22 Jahre Studium: Design im 4. SemesterPraktikum: zweiwöchiges Schnupperpraktikum

(Pflichtpraktikum während der Schule) in einer Werbeagentur

Ich habe mitgenommen, dass ich etwas in diesem

Bereich studieren will.

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Praktikum – mehr als eine Pflicht

Praxiserfahrungen sinnvoll nutzen

ob als vorpraktikum, Pflichtpraktikum oder freiwilliges Praktikum im studium, ob im inland oder ausland –

frühe erfahrungen in der Berufswelt haben viele vorteile.

sie dienen der orientierung, zeigen, was man mit dem theoretischen Wissen machen kann,

und helfen beim Berufseinstieg. abi>> zeigt, welche verschiedenen arten von Praktika es gibt und wie man

passende Praktika finden kann.

Dass sie derart viele neue Erfahrungen machen kann, hätte sich franziska ziegan vor einigen Semestern noch nicht träumen lassen. Die 24-Jährige studiert an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin „Business Administration“. Im Rahmen ihres

Bachelorstudienganges ist im sechsten Semester ein sechs-monatiges Praktikum obligatorisch, das sie bei der BMW Group in München im Entwicklungskostencontrolling absol-viert hat. In diesem Unternehmensbereich werden die Kos-ten für die Entwicklung neuer Produkte geplant und gesteuert. Zu den Aufgaben von Franziska Ziegan gehörte die Mitarbeit bei der Budgetplanung.

„Schon das Auswahlverfahren war sehr professionell, sodass ich mit einem guten Gefühl ins Praktikum gestartet bin“, erzählt die Studentin begeistert. „Ich habe erfahren, wie es ist, in einem großen Konzern zu ar-beiten und täglich mit unterschiedlichen Kolleginnen und Kollegen umzu-gehen. Man lernt, seinen Standpunkt zu vertreten und sich einzubringen.“ Doch damit nicht genug: Franziska Ziegan konnte Präsentationen vorbe-reiten, an Meetings teilnehmen und Informationen aus anderen Abteilun-gen einholen. Zudem hat sie während des Praktikums Routine im Umgang mit den gängigen Office-Programmen entwickelt. „Der Bereich Automobile war ganz neu für mich und ich habe mir viel erklären lassen.“ Da sie ihre Bachelorarbeit gern in einem Unternehmen schreiben wollte, hat sie bei der BMW Motorrad in Berlin nach ihrer Zeit in München noch ein freiwilliges Praktikum im Bereich Werkscontrolling und Produktkalkulation angehängt. In ihrer Bachelorarbeit wird sie sich mit einem besonderen Aspekt des Beschaffungscon-trollings befassen. „Es hat alles super gepasst“, freut sie sich.

Praktikum ist nicht gleich PraktikumEine Vernetzung von Theorie und Praxis bringt viele Vorteile mit sich. Wäh-rend eines Praktikums kann man die Arbeitswelt kennenlernen, Soft-Skills wie Teamfähigkeit trainieren und sich beruflich orientieren. Darüber hinaus helfen Praktika, Kontakte zu knüpfen, die für den späteren Berufseinstieg nützlich sind. Doch Praktikum ist nicht gleich Praktikum. Rund ums Studium kann man in erster Linie zwischen drei Arten von Praktika unterscheiden: Vorpraktika, Pflichtpraktika und freiwillige Praktika.

In einigen Studiengängen sind sogenannte Vorpraktika Pflicht, die in der Regel vor Studienbeginn absolviert werden müssen. Vorwiegend sind sie in sozialen Studiengängen wie Soziale Arbeit, in Designstudiengängen und in ingenieurwissenschaftlichen Fächern vorgesehen. In den Ingeni-eurwissenschaften etwa wird ein Vorpraktikum verlangt, um ein Grund-verständnis für Materialien und Verarbeitungsprozesse zu entwickeln.

„Dieses Basiswissen braucht man, um die Produktionsprozesse zu verste-hen, mit denen man sich im Studium auf eher abstrakter Ebene be-

fasst“, erklärt Bianca Schulz, Studienberaterin an der Universität und Hochschule Osnabrück. Vorpraktika dauern in der Regel

zwischen sechs Wochen und drei Monaten, können aber in manchen Studiengängen bis zu einem Jahr dauern, etwa im Bereich Landwirtschaft aufgrund der langen Wachstums-zyklen der Pflanzen.Bei Pflichtpraktika im Studium handelt es sich um be-

stimmte Zeiträume, in denen vorgesehen ist, dass die Studie-renden Praxisphasen in Unternehmen oder in anderen Einrichtun-

gen absolvieren. Insbesondere in Studiengängen an Fachhochschulen sind solche Praxisphasen (meist ein Semester) ein fester Bestandteil des Studiums. Aber auch in einigen Studiengängen an Universitäten sind Prak-tika beziehungsweise Praxisphasen vorgeschrieben, etwa in Medizin oder im Lehramtsstudium. Daneben besteht natürlich die Möglichkeit, freiwillig Praktika in den Semesterferien zu machen, um Branchen, berufliche Op-tionen, verschiedene Tätigkeiten und Unternehmen kennenzulernen und sich beruflich genauer zu orientieren.

Das richtige Praktikum finDenDoch wie finde ich das passende Praktikum für mich? „Wenn Studierende ein freiwilliges Praktikum absolvieren wollen, sollten sie sich zunächst genau überlegen, was sie damit erreichen möchten“, erklärt Dr. klaus Wienecke, Berufsbe-rater bei der Agentur für Arbeit Hannover. „Wollen sie sich

beruflich orientieren? Wollen sie in der Praxis testen, welcher Studienschwerpunkt für sie in Frage kommt? Wollen sie einen

bestimmten Arbeitgeber kennenlernen?“ In einem zweiten Schritt geht es dann darum, die eigenen Interessen auszuloten: „Da gilt es Fragen zu klären, wie: In welche Branche möchte ich? Welche Tätigkeiten sagen mir zu? Welche Betriebe kommen in Frage? Will ich im Inland bleiben oder ins Ausland gehen?“ Praktikumsstellen lassen sich in Online-Jobbörsen recherchieren, etwa der JOBBÖRSE der Bundesagentur für Arbeit oder der Praktikumsbörse des Portals Studien- und Berufswahl (http://www.studienwahl.de), aber auch auf Berufsmessen, auf denen man Unterneh-men direkt ansprechen kann. „Handelt es sich um Pflichtpraktika, müssen sich Studierende natürlich grundsätzlich an der Praktikumsordnung des jeweiligen Studiengangs orientieren“, sagt Berufsberater Wienecke. „Aber im Rahmen der Freiheiten, die es auch dort gibt, sollten sie sich genauso überlegen, welcher Bereich, welcher Betrieb sie interessiert.“

Dr. Klaus Wienecke plädiert dafür, schon vor Beginn des Studiums Pra-xiserfahrungen in dem Beruf zu sammeln, in dem man später arbeiten möchte, und sich auch während des Studiums zu engagieren – selbst

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wenn es im Studienplan nicht vorgeschrieben ist. „In jedem Studium kann eine Durststrecke auftreten. Praxiserfahrungen stellen einen Motivations-schub dar, um solche Zeiten zu überwinden, etwa wenn die Studieninhalte lange Zeit sehr theoretisch sind. Wer auf diese Weise vorgeht, kann frei-willige und verpflichtende Praktika während des Studiums auch spezifi-scher auswählen“, erklärt der Berufsberater. Besonders für Geisteswissen-schaftler, deren Arbeitsfelder nicht genau definiert sind, sind praktische Erfahrungen ratsam, um ein Berufsprofil zu entwickeln. „Immer wieder in den Semesterferien Praxisluft zu schnuppern, trägt zur Orientierung bei, um herauszufinden, in welchen Bereichen man nach dem Abschluss einsteigen möchte.“

Die Option, für ein Praktikum ins Ausland zu gehen, sollten auch Studie-rende in Betracht ziehen, bei denen das nicht explizit vorgeschrieben ist: „In vielen Fremdsprachen-Studiengängen ist ein Auslandspraktikum oder -semester Pflicht. Aber auch für Studierende, die später für internationale Unternehmen arbeiten möchten, sind sie von Vorteil, da sie zur interkul-turellen Kompetenz beitragen“, sagt Studienberaterin Schulz. Mit der Ini-tiative „We Mean Business“ will etwa die Europäische Kommission Unter-nehmen dazu animieren, künftig mehr Praktikumsplätze zu schaffen, und insbesondere deren Bewusstsein für den Nutzen internationaler Praktika stärken. Im Zeitraum 2012 bis 2013 plant die Kommission, Finanzmittel für europaweit insgesamt 280.000 Praktika im Rahmen ihrer Programme ERASMUS und Leonardo da Vinci für Studierende und Auszubildende be-reitzustellen (zum Thema Stipendien für Praktika siehe auch den Artikel „Auf der sicheren Seite“ auf Seite 14).

PlusPunkt für Den BerufseinstiegWer Praktika absolviert hat, kann damit in der Regel auch beim Karriere-start punkten. „Solche Absolventen haben Interesse gezeigt und gehen nicht naiv in den Beruf“, weiß Berufsberater Wienecke. „Außerdem haftet ihnen bereits die ‚Duftmarke der Branche‘ an.“ Bianca Schulz ergänzt: „Im Einzelfall kann es sogar sinnvoll sein, zugunsten praktischer Erfahrungen das Studium um ein Semester zu verlängern. Arbeitgeber orientieren sich nicht nur an guten Abschlussnoten, sondern auch an praktischen Erfah-rungen und vorhandenen Referenzen. Viele Stellen werden informell ver-geben. Durch Praktika kann man Kontakte aufbauen und beispielsweise ein Thema für die Abschlussarbeit finden, das für ein Unternehmen inter-essant ist.“

Einige Absolventen nutzen Praktika auch nach dem Studium, um Er-fahrungen zu sammeln oder die Zeit bis zum ersten festen Job zu über-brücken. Die aktuelle, 2011 veröffentlichte Studie „Hochschulabschlüs-se im Umbruch“ des Hochschul-Informations-System (HIS) belegt, dass den meisten Absolventen der Einstieg in den Arbeitsmarkt gut gelingt. Für Absolventen der MINT-Studiengänge beispielsweise stellen Praktika nach dem Studium die absolute Ausnahme dar. Anders sieht es bei Ab-solventen der Sprach-, Kultur-, Sozial- und Politikwissenschaften aus: Da in diesen Fächern nur ein geringer Berufsbezug besteht und der Arbeitsmarkt im Vergleich zu den Absolventenzahlen klein ist, werden nach dem Studium häufiger noch Praktika absolviert. Dass sich daraus sogenannte Praktikantenkarrieren ergeben, ist laut HIS-Studie jedoch nicht zu erkennen. <<

Ich konnte die Arbeitsab läufe in der Agentur kennenlernen und

meine eigene Arbeitsweise optimieren. Es war ein gutes Umfeld.

Es war eher langweilig für mich, und ich habe gemerkt,

dass der soziale Bereich nichts für mich ist. Aber es war eine

wichtige Erfahrung.

Name: Simone KarlAlter: 22 Jahre Studium: Design im 6. SemesterPraktikum: Praxissemester (Pflicht),

6 Monate in einer Grafik-Agentur

Name: Ferhat AyAlter: 21 Jahre Studium: Wirtschaftswissenschaften im 2. SemesterPraktikum: einwöchiges, verpflichtendes Schüler-

praktikum im Seniorenzentrum

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Name: David ReichingerAlter: 24 Jahre Studium: Maschinenbau im 7. SemesterPraktikum: Praxissemester (Pflicht), 20 Wochen in der Verpackungsindustrie

Ich habe viel gelernt und die Möglichkeit gehabt, Fehler zu

machen – und sie zu korrigieren.

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Kennzeichen eines seriösen Prak-tikums kann dessen kurze Dauer sein. „Freiwillige Praktika soll-ten nicht länger als drei Monate dauern“, sagt Jessica Heyser,

Referentin bei der DGB-Jugend, der Jugendab-teilung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Denn je länger die Praxiserfahrung, des-to eher besteht die Gefahr, dass das Lernen in den Hintergrund tritt und Routineaufgaben im

Praktikum – mehr als eine Pflicht

auf Der sicheren seite

Woran kann man ein seriöses Praktikum erkennen?

Wie genau sollten die tätigkeiten im vertrag vereinbart sein, wie lange

sollte es dauern und wie kann ich es finanzieren?

abi>> hat recherchiert.

Unternehmen übernommen werden. „Eine aus-führliche Praktikumsausschreibung kann im positiven Fall bedeuten, dass Praktikanten viele verschiedene Tätigkeiten kennenlernen können, im negativen Fall, dass sie letztlich reguläre Tätigkeiten übernehmen sollen“, gibt Jessica Heyser zu bedenken. Auch ein fester Ansprech-partner sei wichtig. „Ob tatsächlich jemand da ist, um Praktikanten zu betreuen, kann man im Vorstellungsgespräch abklären.“

Berufsberaterin Stefanie Langen von der Agentur für Arbeit in München ergänzt, dass es in bestimmten Branchen durchaus sinnvoll sein kann, auch ein halbjähriges Praktikum anzutreten. „Wer etwa in der Medien- und Verlagsbranche eine Stelle finden will, der hat in der Regel keine Wahl, weil kürzere Praktika gar nicht angeboten werden“, erzählt die Be-raterin aus der Berufspraxis. Den Bachelorstu-dierenden, die dieses halbe Jahr nicht mit dem Studienplan vereinbaren können, rät sie sogar, ein Urlaubssemester zu nehmen.

Generell gilt: Wenn möglich, sollte mit dem Praktikumsgeber ein schriftlicher Vertrag ver-einbart werden. Wie ausführlich darin formu-liert ist, welche beruflichen Erfahrungen und Kenntnisse vermittelt werden sollen, hängt von der Art des Praktikums sowie der Grö-ße des Unternehmens ab. „In einem großen Unternehmen mit vielen Abteilungen kann es sinnvoll sein, dies auszuformulieren“, rät Kristina Huke, Referentin für Arbeitsrecht bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeit-geberverbände (BDA). „Bei Pflichtpraktika ist in den Studienordnungen bereits vorgeschrie-ben, welche Inhalte abgedeckt werden müs-sen. Bei freiwilligen Praktika trägt die vorhe-rige Festlegung der Einsatzbereiche und der zu erwerbenden Erfahrungen und Kenntnisse dazu bei, Klarheit über die konkreten Bedin-gungen und damit auch eine Vertrauensbasis

Selber forschen und Stoffe unter - suchen macht am

meisten Spaß.

Name: Judith SchwemmerAlter: 20 Jahre Studium: Angewandte Chemie im 2. SemesterPraktikum: Studienbegleitendes Pflichtpraktikum

(erstes und zweites Semester) in den Laboren der Hochschule

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Anfang ihres Studiums stehen, bedeuten für die Unternehmen oftmals mehr Aufwand als Nut-zen“, räumt die Juristin ein.

Jessica Heyser rät jedoch: „Praktikanten sollten immer nach einer Bezahlung fragen. Auch wenn der Praktikumsgeber dies nicht vorgesehen hat, kann in vielen Fällen eine fi-nanzielle Anerkennung ausgehandelt werden.“ Einige Studierende werden auch während des Praktikums zum Beispiel über ein Stipendium gefördert. „Für sie ist eine finanzielle Entschä-digung nicht unbedingt notwendig“, sagt die Referentin bei der DGB-Jugend. Zum Teil finan-zieren die zwölf großen Begabtenförderungs-werke die Praktika ihrer Stipendiaten. Aber auch andere Stiftungen, Unternehmen oder Hochschulen vergeben Stipendien für Prak-tika. Recherchieren kann man Stipendienge-ber beispielsweise über den Stipendienlotsen des BMBF (http://www.stipendienlotse.de). Praktika im Ausland fördert beispielsweise der DAAD, etwa über das „Kurzstipendium für Praktika im Ausland“. Auch im Rahmen des ERASMUS-Programms können Auslandsprak-tika gefördert werden.

„BeDingungen WerDen sich Wahrscheinlich verBessern“Ein Praktikum nach Studienabschluss kann den Berufseinstieg erleichtern. Allerdings gibt es auch Alternativen: „Nach dem Studi-um kann man auch nach einer alternativen Beschäftigungsform suchen, um die Zeit bis zum ersten festen Job zu überbrücken“, sagt Jessica Heyser. Das kann zum Beispiel eine freie Mitarbeit – etwa im Bereich Medien – oder eine Honorarstelle sein. Im Unterschied zu einer Festeinstellung werden Honorarkräfte stunden- oder tageweise je nach Arbeitsein-satz bezahlt. Das gilt zum Beispiel für viele Dozenten in der Erwachsenenbildung. Manch-mal ist auch ein Praktikum im Ausland sinn-voll, das dazu dient, die Sprachkenntnisse zu perfektionieren.

Und welche Bedeutung werden Praktika voraussichtlich in Zukunft haben? „Auf-grund der demografischen Entwicklung wer-den bis zum Jahr 2030 etwa 5,5 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Das ist ein kräftiges Pfund, mit dem Studierende und Absol-venten künftig wuchern können, langfristig werden sich die Bedingungen für Praktika wahrscheinlich verbessern“, prognostiziert Dr. Klaus Wienecke, Berufsberater bei der Ar-beitsagentur Hannover. <<

Praktika Viele nützliche Informationen zum Thema Praktikum findest du im abi>> Portal. Folgende Beiträge könnten dich interessieren:

übersicht: Praktika vor und während des studiumswww.abi.de/orientieren_entscheiden/uebersicht-praktika-vor-und-wa02724.htm

tipps und hintergrundinformationen zum thema Praktikumwww.abi.de/schule_beruf/praktikum/tipps_und_hintergrundinfos_praktik01754.htm

erfahrungsbericht verpflichtendes Praktikumwww.abi.de/schule_beruf/praktikum/praktikum-krankenhaus07886.htm

erfahrungsbericht freiwilliges Praktikumwww.abi.de/schule_beruf/praktikum/brose-baskets-bamberg07564.htm

reportage Praktika in den semesterferienwww.abi.de/studium/praktikum/bachelor-2-11-praktikum08166.htm

reportage Praktikum während des studium in spanienwww.abi.de/studium/praktikum/praktikum-in-spanien07353.htm

reportage Praktikum nach dem studiumwww.abi.de/schule_beruf/praktikum/praktikum-bei- der-eu07748.htm

auf beiden Seiten zu schaffen.“ Der BDA hat gemeinsam mit anderen Institutionen, wie etwa dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), eine Broschüre mit dem Titel „Praktika – Nutzen für Praktikanten und Unternehmen“ erarbeitet. Diese informiert über die Ziele ver-schiedener Arten von Praktika, über wichtige

Regelungen, wie Arbeitszeiten, Arbeitsschutz und Urlaubsansprüche, sowie über Fragen der Sozialversicherung. Außerdem enthält sie ei-nen Mustervertrag für ein Praktikum.

Bezahlung aushanDelnDie Verhandlungsposition, um eine Bezah-lung während des Praktikums auszuhandeln, ist nach einigen Semestern besser als zu Be-ginn des Studiums. „Praktikanten, die erst am

Das Beste war das Arbeiten im Team

mit Ingenieuren und Technikern.

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Name: Rainer LehnertAlter: 27 Jahre Studium: Mechatronik/Feinwerktechnik im 6. SemesterPraktikum: Praxissemester (Pflicht), 20 Wochen in der

Luftfahrtbranche

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AuslAndsprAktikum

BAustein für die internAtionAle

kArrieredeutsche und ausländische unternehmen vergleichen zu können, war für Gesa scheffel,

die in Berlin lebensmitteltechnologie studiert, einer der Gründe, die praxisphase ihres studiums im

Ausland zu machen. Von den gewonnenen erfahrungen profitiert die 26-Jährige noch immer.

Gesa Scheffel hat an der Beuth Hochschule für Technik Berlin den Bachelorstudiengang Lebensmitteltechnologie absolviert. Ihre Praxisphase, die verpflichtend im sechsten Semester vorgesehen war, hat sie bei dem niederländi-schen Lebensmittelkonzern FrieslandCampina mit Sitz im

knapp 40.000 Einwohner zählenden Wageningen durchlaufen. Um einen Praktikumsplatz im Ausland zu finden, bat sie Professoren um Unterstüt-zung. Nachdem ein Kontakt zu einem Unternehmen hergestellt wor-den war, schickte Gesa scheffel ihre Bewerbung nach Holland. Wenige Wochen später wurde sie zu einem Telefoninterview eingeladen – und schon zwei Wochen danach konnte sie sich persönlich in Wageningen vorstellen. „Ich wurde durch das Unternehmen geführt und mir wurden die Aufgaben wäh-rend des Praktikums erklärt“, erzählt sie. Im „Research and Development Department“ des Lebensmittelkonzerns konn-te die Lebensmitteltechnologiestudentin sechs Monate lang die Produktentwickler bei der Planung, Vorbereitung und Durch-führung von Produkttests unterstützen. Zudem hat sie Produktmuster analysiert, Verkostungen vorbereitet und daran teilgenommen.

erAsmus-stipendium fürs prAktikumFür Gesa Scheffel war es interessant zu erfahren, wie Arbeitsabläufe in einem anderen Land gestaltet sind, welche Regeln am Arbeitsplatz gelten oder wie Meetings ablaufen. „In den Niederlanden arbeitet man zum Bei-spiel häufig in einem ‚Open Office‘, also einer Art Großraumbüro“, berich-tet sie. Außerdem konnte sie ihre Sprachkenntnisse stark verbessern. Zum einen, da sie ihre Bachelorarbeit während der Praxisphase auf Englisch geschrieben hat, „zum anderen habe ich Niederländisch gelernt“.

Finanziert hat die 26-Jährige die Zeit in Holland über ein ERASMUS-Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Dazu hat sie sich an das Auslandsamt ihrer Hochschule gewandt. Für das Stipendium musste sie ein Motivationsschreiben verfassen, verschiede-ne Formulare ausfüllen und am Ende des Praktikums einen kurzen Be-richt über den Aufenthalt und die gesammelten Erfahrungen schreiben. ERASMUS-Auslandspraktika werden mit maximal 400 Euro pro Monat

gefördert. Gesa Scheffel hatte Glück: Sie erhielt auch von ihrem Prak-tikumsbetrieb eine Bezahlung. Außerdem haben ihre Eltern sie bei der Miete für ihr WG-Zimmer unterstützt.

Vom prAktikum zum AuslAndsstudiumDas Praxissemester war nicht das erste Praktikum, das Gesa Scheffel absolviert hat. Um für das Bachelorstudium zugelassen zu werden, hat sie

ein 16-wöchiges Vorpraktikum bei einer Firma in Hannover gemacht. Inzwischen ist für den Studiengang Lebensmitteltechnologie nur

noch ein achtwöchiges Vorpraktikum nötig. Gesa Scheffel, die darüber hinaus ihre Semesterferien für freiwillige Praktika genutzt hat, ist mit ihren Erfahrungen mehr als zufrieden: „Ein Praktikum zeigt einem sehr deutlich, wofür man den Stoff an der Hochschule lernt und was man mit dem Erlern-

ten machen kann. Die praktischen Erfahrungen haben mich motiviert, das Studium zielstrebig durchzuführen.“Mittlerweile studiert die gebürtige Hannoveranerin im zwei-

ten Semester den international ausgerichteten Masterstudiengang „European Master of Food Studies“ an der Universität Wageningen. „Vor allem meinem Auslandspraktikum ist es zu verdanken, dass ich meinen Traumstudienplatz gefunden habe. Alle Erfahrungen, die ich während meiner Praktika gemacht habe, kommen mir jetzt zugute“, berichtet Gesa Scheffel begeistert. Ein großer Teil des zweijährigen Studiums findet außerhalb der Niederlande in Irland, Frankreich und Schweden statt; viele ihrer Kommilitonen stammen aus nichteuropäischen Län-dern. Zum Abschluss des Studiums steht noch einmal ein etwa zehn-monatiges Praktikum in einem internationalen Unternehmen auf dem Programm. „Dank meines Auslandspraktikums konnte ich mein Englisch soweit verbessern, dass ich den sprachlichen Anforderungen gelassen entgegensehe“, sagt Gesa Scheffel.

Nach dem Master kann sie sich gut vorstellen, im Bereich Verfahrens-technik oder im technischen Bereich der Produktentwicklung zu arbei-ten. „Ich hoffe, dass meine zukünftige Berufstätigkeit mit gelegentlichen Reisen und der Zusammenarbeit mit Menschen aus anderen Nationen einhergeht.“ <<

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Praktika im ausland informationen zum Auslandspraktikum gibt es bei der zentralen Auslands- und fachvermittlung (zAV) der Bundes-agentur für Arbeit unter www.zav-auslandsvermittlung.de.

fördermöglichkeiten für Auslands-praktika bietet der deutsche Akade-mische Austauschdienst an. mehr infos dazu unter www.daad.de/ausland/foerderungsmoeglichkeiten/00655.de.html.

Name: Marco BauerAlter: 22 Jahre Studium: BWL im 6. SemesterPraktikum: vierwöchiges, freiwilliges Auslandspraktikum

in der Energiebranche während der Semester-ferien, um Erfahrungen zu sammeln

Es war gut, den ganzen Tag in Englisch

kommu nizieren zu müssen und den Ablauf an der Energie börse

kennenzulernen.

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abi>>: Herr schade, welche rechte haben praktikanten eigentlich?

friedrich schade: Zunächst haben sie ein Ausbildungsrecht. Das bedeutet: Ein Praktikum soll dazu dienen, dass der Praktikant beruf-liche Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten und berufliche Erfahrungen erlangt.

abi>>: Haben praktikanten auch einen Anspruch auf Bezahlung?friedrich schade: Ja, das schreibt das Berufsbildungsgesetz so vor. Ausgenommen sind allerdings verpflichtende Schulpraktika, also Kurzpraktika, bei denen Praktikanten nicht nennenswert in den Arbeitsprozess eingebunden sind, und Pflichtpraktika während des Studiums. Seit einem Grundsatzurteil von 1974 geht die Rechtspre-chung des Bundesarbeitsgerichts dahin, dass eine Vergütung für Praktika dann nicht gezahlt werden muss, wenn sie laut Prüfungsord-nungen der Hochschulen verpflichtend vorgesehen sind. Begründet wird dies damit, dass es sich beim Pflichtpraktikum um kein privates Praktikumsverhältnis handelt, sondern um eine Veranstaltung der Hochschule. Dies halte ich persönlich für falsch, weil daher oft Praktika zu unfairen Bedingungen gegenüber dem Praktikanten abgeschlossen werden. Denn Studierende arbeiten teilweise mehr als

40 Stunden pro Woche in Unternehmen mit, sie bringen bereits viele Kenntnisse ein. Ihren Praktikumsvertrag schließen sie unabhängig von der Hochschule mit einem Unternehmen ab. Auch Urlaubsan-spruch besteht bei einem Pflichtpraktikum übrigens nicht, es ist reine Verhandlungssache.

abi>>: können praktikanten ein zeugnis verlangen?friedrich schade: Ja. Das steht so in § 16 Berufsbildungsgesetz, der auch auf Praktikumsverhältnisse anwendbar ist. Auf Verlangen des Praktikanten sind Praktikumsgeber sogar verpflichtet, ein qualifiziertes Zeugnis auszustellen. Dies gilt nach meiner Meinung auch, wenn es sich um ein Pflichtpraktikum während des Studiums handelt.

abi>>: Wie sieht es mit den pflichten von praktikanten aus?friedrich schade: Der Praktikumsgeber hat das Weisungsrecht und kann – wie bei einem Arbeitnehmer – Arbeiten übertragen, sofern sie zur Ausbildung gehören. Der Praktikant ist verpflichtet, sich anleiten zu lassen und aktiv mitzuarbeiten. Praktikanten haben beispielsweise auch eine Treuepflicht: Mit Arbeitsmitteln, die ihnen zur Verfügung gestellt werden, müssen sie pfleglich umgehen. Natürlich sind sie auch zur Verschwiegenheit über betriebliche Belange verpflichtet, wenn dies vom Praktikumsgeber verlangt wird.

abi>>: Was können praktikanten tun, damit es nicht zu konflikten an der praktikumsstelle kommt?

friedrich schade: Es ist auf jeden Fall anzuraten, einen schriftlichen Praktikumsvertrag zu vereinbaren. Dieser sollte den Ausbildungsplan, Urlaubsregelungen, Kündigungsfristen und die Vergütung beinhalten. Je ausführlicher die Regelungen des Praktikums im Vertrag sind, desto besser.

abi>>: Angenommen, der praktikumsgeber hält sich nicht an die Vereinbarungen. Was können praktikanten tun?

friedrich schade: Es ist zwar nicht immer einfach, die passende Stelle zu finden. Doch niemand braucht ein Praktikum anzutreten, für das es keine Vergütung gibt. Im schlimmsten Fall bleibt während des Praktikums nur die Kündigung. <<

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„VertrAG Vermeidet konflikte“prof. dr. friedrich

schade lehrt an der privaten, staatlich

anerkannten Business and infor-mation technology

school (Bits) in iserlohn. er ist unter

anderem Autor des ratgebers „prakti-

kumsrecht – die wichtigsten fragen

und Antworten“. abi>> sprach mit

ihm über die recht-liche situation von

praktikanten.

Auf www.abi.de berichten perso-naler, was sie von praktikanten erwarten und wie studierende von einem prakti kum profitieren können. Gib folgendes in die suche ein: CodePSN

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Vom freiWilliGen prAktikum zur festen stelle

risiken mAnAGenpraktikum, diplomarbeit, festanstellung: Alina vom Bruck (25) konnte dank der praxiserfahrungen,

die sie während des studiums bei der Gothaer Versicherung in köln gesammelt hat, nach Abschluss ihres

studiums dort eine festanstellung als diplomkauffrau im risikocontrolling antreten.

Risikocontrolling ist ein relativ neues betriebswirtschaftliches Themenfeld,“, erklärt Alina vom Bruck. Die 25-Jährige ar-beitet seit Herbst 2010 in diesem Bereich bei der Gothaer Versicherung. Zu ihren Aufgaben gehört beispielsweise die Kapitalberechnung: Dafür vergleicht sie die Risiken des Un-

ternehmens mit den vorhandenen Eigenmitteln. „Es ist das Geschäfts-modell der Versicherung, Risiken zu übernehmen. Risiken entstehen da-durch, dass die Versicherung zunächst einen festgelegten Beitrag erhält und als Gegenleistung Schäden unbekannter Höhe in der Zukunft deckt“, sagt die Betriebswirtin. Die Ergebnisse berichtet sie regelmäßig an den Vorstand.

Dass sie sich auf die Versicherungsbranche und dort speziell auf den Bereich Risikocontrolling spezialisiert hat, ist zum großen Teil dem Praktikum zu verdanken, das die 25-Jährige zwischen dem achten und dem neunten Semester ihres BWL-Studiums an der Universität Köln bei der Gothaer Versicherung absolviert hat. „In meinem Diplomstudiengang gab es keine Pflichtpraktika, also habe ich mir freiwillig eines organisiert“, er-zählt sie. Alina vom Bruck, die als Studienschwerpunkte Versicherungs-betriebslehre, Wirtschaftsprüfung und Wirtschaftsinformatik gewählt hatte, besuchte eine Vorlesung zum Thema Versicherung bei Dr. Werner Görg, dem Vorstandsvorsitzenden der Gothaer Versicherung. „Nach ei-ner Vorlesung habe ich ihn angesprochen und gefragt, ob es möglich ist, ein Praktikum im Unternehmen zu machen.“ Und es war möglich: Knapp drei Monate lang sammelte die Studentin in der Konzernrückversicherung

Erfahrungen. „Rückversicherung heißt, dass sich der Versicherer selbst versichert, um das Risiko zu minimieren, zu dem es durch Großschäden kom-men kann“, erläutert Alina vom Bruck, die den Kolle-gen zunächst über die Schulter geschaut hat, dann aber sehr schnell die Vertragsunterlagen für die

Rückversicherer mit aufbereiten durfte. „Ich habe einen Praktikanten-vertrag unterzeichnet, in dem meine Aufgaben festgehalten waren, habe 400 Euro monatlich erhalten und am Ende auch ein Zeugnis bekommen.“

JoBAnGeBot nAcH studienABscHluss Im Anschluss an ihr Praktikum blieb Alina vom Bruck der Gothaer Ver-sicherung als Werkstudentin treu, arbeitete ein halbes Jahr lang parallel

zum Studium in der Lebensversicherungsmathematik mit. Auch ihre Diplomarbeit hat sie beim Versicherungsunternehmen

geschrieben – damals schon im Bereich Risikocontrolling. Ihr Thema war „Solvency II“, ein Projekt der EU-Kommission zur Reform des Versicherungsaufsichtsrechts in Europa. „In der Arbeit habe ich mich speziell der Berichterstat-tungspflicht gewidmet und die Frage beantwortet: Führt

verschärfte Aufsicht zu mehr Marktdisziplin?“Nach dieser erfolgreichen Zusammenarbeit hat Alina vom

Bruck nach Studienabschluss das Angebot erhalten, bei der Go-thaer Versicherung direkt eine Stelle im Risikocontrolling zu besetzen. „Da ich im Laufe des Studiums festgestellt habe, dass ich in der Versi-cherungsbranche arbeiten möchte und bei der Gothaer Versicherung sehr gute Erfahrungen gemacht habe, habe ich mich über das Jobange-bot sehr gefreut“, zieht die Betriebswirtin Bilanz. Studierenden kann sie darum nur empfehlen, Branchen und Unternehmen in Praxiseinsätzen kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen, die für den späteren Berufs-einstieg hilfreich sein können. <<

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VorprAktikum

Werkstoffe BeArBeiten

löten, feilen, ansägen: Ben schröder (19) absolviert derzeit ein Vorpraktikum für sein

anvisiertes maschinenbaustudium in der Ausbildungswerkstatt

der firma philips deutschland in Hamburg.

Das Pflichtpraktikum ist die Voraussetzung dafür, dass der 19-Jährige im Wintersemester in das erste Semester des Bachelorstudiengangs „Maschinenbau / Energie- und Anlagensysteme“ an der Hoch-

schule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg starten kann. Laut Studien- und Prüfungsordnung müssen alle Studierenden des Fachbereichs eine Vorpraxis von 13 Wochen ableisten, um technische Werkstoffe sowie Möglichkeiten ihrer Be- und Verarbeitung kennenzulernen. „Als Schüler habe ich an der Jugend-Arbeitsgemeinschaft ‚Faszination Physik‘ des Deutschen Elekt-ronen-Synchrotron, kurz DESY, in Hamburg teilgenommen. Da mich Physik und Mathematik stark interessieren, habe ich ein Fach ausgewählt, in dem ich Wissen aus diesen Fächern für praktische Anwendungen nutzen kann“, begründet Ben schröder die Wahl seines Studienfachs.

Da die Hochschule keine Praktikumsadressen weitergibt, recherchierte er im Internet nach geeigneten Unternehmen. Weil er sein Schulpraktikum bei einer ehemaligen Tochterfirma von Philips, die Halbleiter herstellt, ab-solviert hatte, fragte er zunächst dort an und wurde direkt an Philips Deutschland verwiesen. Beworben hat er sich dort schriftlich mit einem Lebenslauf, einem Motivationsschreiben, dem Abitur-zeugnis sowie Nachweisen über besondere Qualifikationen. „Mein Abitur habe ich an einem bilingualen Gymnasium ge-macht, daher konnte ich auch meine guten Englischkenntnis-se nennen“, sagt Ben Schröder.

WerkzeuG- und dreHmAscHinen kennenlernenDer erste Praktikumstag begann pünktlich um acht Uhr. Zunächst wurde er über die Sicherheitsvorschriften beim Umgang mit den Maschinen in der Werkstatt informiert. „Aus Sicherheitsgründen tragen wir Arbeitsschuhe mit einer Stahlverstärkung, die das Unternehmen zur Verfügung stellt“, berichtet Ben Schröder. In den ersten vier Wochen der Praxisphase hat er sich mit der

Bearbeitung verschiedener Werk-stoffe, wie beispielsweise Flach-stahl, beschäftigt. Dabei konnte

er Grundfertigkeiten wie Feilen, Ansägen, Bohren und Löten lernen. Im nächsten Abschnitt wird er verschiedene Werk-

zeug- und Drehmaschinen kennen-lernen. „Auch das Löten und Kleben

sowie die Kontrolle von Werkstoffen stehen noch auf dem Programm“, sagt der 19-Jährige, der täglich gemein-

sam mit auszubildenden Mechatronikern und Elektronikern an der Werkbank steht.

ArBeitsscHritte plAnenDie Anleitung findet meist in Form einer Aufgabenbesprechung in der Vor-bereitung sowie von Tipps während der Ausführung statt. Nachdem die Aufgabe bearbeitet wurde, erhält der Praktikant ein Feedback zu dem fer-tigen Werkstück. Die einzelnen Arbeitsschritte muss er vorab durchplanen,

um einzuschätzen, wie lange er für ein Projekt brauchen wird, und festzulegen, in welcher Reihenfolge er die Einzelstücke herstellt,

damit sie am Ende wirklich zusammenpassen. Während seines Praktikums, für das er auch eine Ver-

gütung erhält, führt Ben Schröder ein Berichtsheft. Darin notiert er, wie lange er welche Arbeiten durchgeführt hat. Außerdem muss er während des Praktikums wöchentlich

einen Bericht mit Skizzen über einen besonders wichtigen oder interessanten Vorgang wie etwa ein Fertigungsverfah-

ren erstellen, den er von seinem Vorgesetzten gegenzeichnen lässt und später seiner Hochschule vorlegt. „Der Umgang mit den ver-

schiedenen Materialien ist eine gute Voraussetzung, um sich im Studium die theoretischen Zusammenhänge in den technischen Fächern besser vorstellen zu können“, meint Ben Schröder, der später gern im Bereich Solarzellenforschung und regenerative Energien arbeiten möchte. <<

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im fokus

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PRAKTIKA

surf- und literaturtiPPs

dGB-JugendAuch die DGB-Jugend hält auf ihren Internet-seiten Informationen zu Praktika bereit.www.dgb-jugend.de/studium/praktika

praktikumsbörse „praktikum.de“http://praktikum.de/german/index.html

praktikumsbörse „praktikumsanzeigen“www.praktikumsanzeigen.info/

praktikumsbörse „praktika.de“www.praktika.de/

praktikumsbörse „praktikum-service“www.praktikum-service.de/

praktikumsbörse „praktikums-boerse.de“www.praktikums-boerse.de/

literaturtippsBroschüre „Praktika – Nutzen für Praktikanten und Unternehmen“Herausgegeben vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und den Kammernwww.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/ a742-praktikanten.pdf?_blob=publicationFile

„praktikumsrecht – die wichtigsten fragen und Antworten“von Friedrich SchadeWissen-Kompakt, 2011127 Seiten, 12,80 Euro www.wissen-kompakt.eu

„Bewerben um ein praktikum“von Christian Püttjer und Uwe SchnierdaCampus Verlag, 2011136 Seiten, 9,90 Eurowww.campus.de

Name: Marina MachAlter: 22 Jahre Studium: Wirtschaftspädagogik im 6. SemesterPraktikum: sechswöchiges, freiwilliges Praktikum in der

Gesundheitsbranche, um Geld zu verdienen

Name: Christian GaillerAlter: 25 Jahre Studium: Wirtschaftsmathematik im 11. SemesterPraktikum: sechswöchiges, freiwilliges Praktikum in der

Bankbranche, um anschließend die Diplom-arbeit im Unternehmen schreiben zu können

Name: Kristina SchererAlter: 27 Jahre Studium: Gesangspädagogik im 8. SemesterPraktikum: vierwöchiges, verpflichtendes Unterrichts-

praktikum in der musikalischen Erziehung

Ich habe einen Einblick in

den Ablauf in einem Unternehmen, die Hierarchien und den Berufsalltag

bekommen.

Die Erfahrungs werte waren mir wichtig:

die Umsetzung des Gelernten von

der Uni in die Praxis.

Ich habe Dinge gelernt, die ich vorher gar nicht

kannte, zum Beispiel auch,

mit schwierigen Kindern zu arbeiten.

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arbeitsmarkt

Seit Ende 2011 arbeitet Georg Blesinger in der Vertriebs-unterstützung der Deutschen Bank in Frankfurt am Main. „Ich helfe acht Filialen der Deutschen Bank in meinem Einzugsgebiet bei der Beratung zu Investmentprodukten, etwa zu Fonds und Wertpapieren“, erklärt der Betriebs-

wirt. Der 29-Jährige schult die Anlageberater zu neuen Dienstleistungen und Produkten und unterstützt die Kollegen bei komplexen Fragen auch in der Kundenberatung vor Ort. Darüber hinaus prüft er, ob die rechtlichen Anforderungen bei der Investmentberatung einge-halten werden. Auf Basis der Markteinschätzung des Chef-Anlagestrategen der Deutschen Bank sowie von Produkten aus der Zentrale gibt Georg Blesinger der regionalen Ge-schäftsleitung Empfehlungen, welche Investmentprodukte den Kunden vorzugsweise angeboten werden sollen.

Das erste Mal hatte Georg Blesinger im Gymnasium Kontakt zu Wirtschaftsthemen: „Ich habe eine AG belegt, die sich mit be-triebs- und volkswirtschaftlichen Themen beschäftigte und Aktien-spiele veranstaltete. Zu lernen, wie Finanzkreisläufe funktionieren, fand ich sehr spannend“, erzählt er. Um Theorie und Praxis in seiner Ausbildung zu verknüpfen, entschied sich Georg Blesinger für ein duales Studium an der Berufsakademie Mannheim (heute Duale Hochschule Baden-Würt-temberg): Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Finanzwirtschaft und Ban-ken. Sein Ausbildungsunternehmen war die Deutsche Bank in Mannheim.

Nach seinem Abschluss im Jahr 2006 arbeitete der Diplom-Betriebswirt zunächst in der Kundenberatung in Neustadt an der Weinstraße und wech-selte dann in die Zentrale der Deutschen Bank nach Frankfurt.

NachfraGe Nach BetrieBswirteN GestieGeNDer Betriebswirt befindet sich in guter Gesellschaft: 34.800 Studienanfän-ger haben laut Statistischem Bundesamt im Wintersemester 2010/11 ein

BWL-Studium aufgenommen. Betriebswirtschaft ist das beliebteste Fach – bei Männern wie bei Frauen. Die Chancen der Absolventen

am Arbeitsmarkt stehen gut, wie Ralf Beckmann, Arbeitsmarkt-experte bei der Bundesagentur für Arbeit, berichtet: „Selbst in Jahren schleppender Konjunktur nahm die Zahl der sozialversi-cherungspflichtig Beschäftigten kontinuierlich zu.“ Die Arbeits-losigkeit in dieser Berufsgruppe hat sich im Verlauf der letzten

zehn Jahre halbiert. Und es geht weiter bergauf: Der wirtschaft-liche Aufschwung ließ 2011 die Nachfrage nach Betriebswirten im

Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent steigen. Die Auswahl an Einsatzgebieten ist groß: Ob Investition, Finanzierung,

Rechnungswesen, Controlling, Revision, Personalwesen, Beschaffung, Materialwirtschaft, Logistik, Marketing, Vertrieb oder Vorstandsassis-tenz – dank ihrer breiten Ausbildung sind Betriebswirte überall gefragt. „Die meisten Jobs für Betriebswirte gibt es zum einen auf dem Gebiet Finanzen, Rechnungswesen und Controlling, zum anderen in Vertrieb und

BetrieBswirte

VielseitiG eiNsetzBarBetriebswirte sind die Generalisten unter den hochschulabsolventen: Dank ihrer breiten ausbildung

sind sie grundsätzlich in allen wirtschaftszweigen einsetzbar und können in Unternehmen vielfältige

tätigkeitsbereiche besetzen.

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arbeitsmarkt

Marketing“, weiß Dieter Schädiger, Geschäftsführender Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Volks- und Betriebswirte e.V. Bachelorabsol-venten haben beim Berufseinstieg dabei vielfach genauso gute Chancen wie Absolventen mit Masterabschluss. „Die einzelnen Unternehmen legen selbst fest, ob ein Bachelor oder ein Master besser auf ein Jobprofil passt“, so Dieter Schädiger.

Breit aUfstelleN, DaNN spezialisiereNSusan Risse, Abteilungsleiterin Personalmarketing der Witt-Gruppe in Weiden, einem Textil- und Handelsunternehmen der Otto Group, rät Stu-dierenden, sich erst einmal breit aufzustellen: „Wer sich zu früh auf einen Bereich spezialisiert, hat es später schwer, wenn er wechseln will.“ Vor allem mittelständische Unternehmen bevorzugten Generalisten, erläutert Susan Risse, weil diese vielfältig einsetzbar sind. Bei der Witt-Gruppe fin-den Betriebswirte Aufgaben in vielen Abteilungen: von Marketing und Ver-trieb über Personal und Controlling bis hin zu E-Commerce und Kunden-kommunikation. Um die verschiedenen Tätigkeitsfelder bereits im Studium auch in der Praxis kennenzulernen, empfiehlt Susan Risse Studierenden, Praktika in ihren Wunschbereichen zu machen.

Ob Bewerber einen Universitäts- oder FH-Abschluss mitbringen, ist für die Personalmarketing-Expertin erst einmal zweitrangig: „Absolven-ten von der FH sind etwas praxisnäher, Uni-Absolventen wissenschaft-lich orientierter – aber die Unterschiede weichen immer mehr auf.“ ‹‹

Die meisten Jobs für Betriebs-wirte gibt es zum einen auf dem Gebiet Finanzen, Rech-

nungswesen und Controlling, zum anderen in Vertrieb und

Marketing.

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arbeitsmarkt

abi>>: herr schädiger, wie stehen derzeit die einstiegschancen für Betriebswirte?

Dieter schädiger: Ich würde sie als gut bis sehr gut beschreiben. Nach den Ingenieuren sind sie die gefragteste Absolventengruppe. Fach- und Führungskräfte mit Wirtschaftskenntnissen sind in vielen Bereichen Mangelware. Das liegt zum einen an der demografi-schen Entwicklung, aber auch an der aktuellen Wirtschaftsstärke in Deutschland.

abi>>: welche schwerpunktfächer sind besonders gefragt?Dieter schädiger: Zwei Bereiche sind für den Unternehmenserfolg wichtig: Eine Firma muss die Kosten im Griff haben und ihre Produkte an den Markt bringen. In diesen zwei Bereichen gibt es entspre-chend die meisten Jobs für Betriebswirte: zum einen auf dem Gebiet Finanzen, Rechnungswesen und Controlling, zum anderen in Vertrieb und Marketing. Branchen, die besonders viele Betriebswirte suchen, sind die Informations- und Kommunikationstechnik, die Unterneh-mensberatung, Gesundheit und Soziales, Logistik und Handel.

abi>>: was ist besser: sich früh zu spezialisieren oder sich breit aufzustellen?

Dieter schädiger: Wer sich eine breite Palette an beruflichen Möglichkeiten offenhalten will, stellt sich mit einem BWL-Studium sicher gut auf. Zwar spezialisiert man sich auch hier auf bestimmte Bereiche, zum Beispiel Personal, aber danach kann man sowohl in der Personalabteilung eines Automobilherstellers als auch einer Bank arbeiten. Auf welche Bereiche sich Studierende spezialisieren möchten, ist eine Typfrage: Im Rechnungswesen etwa spielt der Umgang mit Zahlen eine wichtige Rolle, im Marketing ist Kreativität gefragt. Zielgerichtete Praktika oder Werkstudententätigkeiten helfen, Tätigkeitsfelder und Branchen kennenzulernen. Man sollte sich im Klaren sein, dass man mit einem Studiengang wie Touris-musmanagement mehr oder weniger auf eine bestimmte Branche festgelegt ist.

abi>>: welche trends gibt es in der hochschulausbildung von Betriebswirten?

Dieter schädiger: Der große Umbruch ist natürlich die Umstellung auf Bachelor- und Master-Studiengänge. Vielfach genügt den Unter-nehmen ein Bachelorabschluss. Zum Beispiel haben Bachelorabsol-venten in den Bereichen Vertrieb und Marketing sehr gute Chancen. In manchen Branchen wird dagegen Wert auf einen Master gelegt, beispielsweise in der Consultingbranche. In den neuen Studien-gängen geht es vielmehr um eine internationale Ausrichtung inklusive Auslandspraktika oder -semester. Sprachen werden oft schon im Studium verstärkt vermittelt, Englisch als Business-Sprache steht dabei natürlich an vorderster Stelle. Auch das Thema Soft Skills – also Rhetorik, Präsentation, Organisationsfähigkeit und so weiter – wurde in die Studiengänge integriert. Solche Zusatzqualifikationen sind bei den Unternehmen gefragt. Wer sich dann noch außerhalb der Hochschule, zum Beispiel in ehrenamtlicher Arbeit, engagiert, hat beste Chancen auf einen gelungenen Einstieg. <<

>>interview„BetrieBswirte siND eiNe GefraGte aBsolVeNteNGrUppe“

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abi>> im Gespräch mit

Dieter schädiger, Geschäftsführender

Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Volks-

und Betriebswirte e.V. (bdvb).

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arbeitsmarkt

refereNtiN im preismaNaGemeNt

mit zahleN joNGliereN

wer legt eigentlich fest, was eine zugfahrt von münchen nach paris kostet? Unter anderen jasmin prestel.

Die 27-jährige Diplom-Kauffrau arbeitet als referentin im internationalen preismanagement des fern-

verkehrs bei der Deutschen Bahn in frankfurt am main.

Zusammen mit den Partnerbahnen in den jeweiligen Län-dern wird festgelegt, wie viel eine Fahrkarte ins europä-ische Ausland kosten soll. „Dazu überlegen wir unter an-derem, welcher Preis für uns wirtschaftlich ist und was vom Kunden akzeptiert wird“, erklärt jasmin prestel. Die

27-Jährige ist als Referentin im internationalen Preisma-nagement des Fernverkehrs für Frankreich zuständig. Ihre Kollegen im zehnköpfigen Team zeichnen für weitere Länder verantwortlich.

Für die Verhandlungsrunden trifft sie sich regel-mäßig mit den französischen Kollegen auf halber Strecke in Saarbrücken, viel läuft auch über Te-lefon und E-Mail. „Außerdem arbeiten wir an zahl-reichen Schnittstellen innerhalb des Unternehmens“, erklärt die Referentin. Ein Beispiel: Bei der Einführung von neuen Tarifen müssen auch die Zugbegleiter und Reise-berater in den Kundencentern informiert werden. Mit dem Vertrieb wird abgesprochen, über welche Kanäle das Angebot verkauft wird. „Gibt es Flyer oder Broschüren zu bestimmten Angeboten, prüfe ich, ob deren Inhalte richtig sind“, erläutert Jasmin Prestel. Und für Marktforschungs-institute, die in ihrem Auftrag Kunden befragen, entwirft sie Fragebögen und wertet die Antworten aus.

Vom traiNee zUr refereNtiN Sprachen hatten es der Gymnasiastin schon in der Schule angetan. Darü-ber hinaus wollte sie in ihrem Studium auch mehr darüber lernen, wie ei-gentlich ein Unternehmen funktioniert. Also entschied sich Jasmin Prestel nach dem Abitur für ein betriebswirtschaftliches Studium mit interkultu-reller Qualifikation, Fachrichtung Französisch. Hier lernte sie sowohl das

wirtschaftliche Know-how als auch viel über die Geschichte, Politik und Sprache Frankreichs. Da sie sich bereits in ihrer Diplomarbeit

mit dem Marketingthema Preismanagement auseinandergesetzt hatte, war es für die 27-Jährige ein großes Glück, dass die Deut-sche Bahn unmittelbar nach ihrem Abschluss 2010 eine Stelle als Trainee im Bereich Preismanagement ausschrieb. Sie bewarb sich

und durchlief zunächst das einjährige Traineeprogramm. Für ihre heutigen Aufgaben als Referentin muss die Diplom-

Kauffrau vor allem analytisch und konzeptionell denken können. „Das Jonglieren mit Zahlen gefällt mir besonders gut.“ Verhandlungsgeschick bei der Preisgestaltung und Kommunikationsstärke angesichts der vielen Gespräche mit den Kollegen und den Vertretern der Partnerbahnen sind weitere wichtige Voraussetzungen für ihren Job. Darauf hat sie ihr Studi-um der Betriebswirtschaft bestens vorbereitet. In Zukunft möchte sie ihre Kenntnisse und Kompetenzen noch weiter vertiefen: „Ich kann mir gut vorstellen später auch Projektverantwortung zu übernehmen.“ ‹‹

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was macht eine ...?

Pilotin

in 30 tagen um die Welt

Stefanie Bub (33) wollte schon als Kind Pilotin werden. nach dem abitur setzte sie ihren Berufswunsch in

die tat um und hebt heute als Senior First officer (Copilotin) der lufthansa von Frankfurt am main aus mit

dem airbus a380 nach tokio, Peking oder Johannesburg ab.

Der Beruf ist wirklich so traumhaft, wie ich ihn mir immer vorgestellt habe“, lautet das bisherige Fazit der Verkehrs-flugzeugführerin auf der Langstrecke. Seit 2001 zählt Ste-fanie Bub, die aus Fulda stammt, zu den wenigen Pilotinnen, die bei der Lufthansa Dienst tun. Nur etwa sechs Prozent

der rund 5.000 Lufthansapiloten sind weiblich. Nach ihrer Ausbildung zur Verkehrsflugzeugführerin bei Lufthansa flog Copilotin Bub auf der europä-ischen Kurzstrecke die Airbusfamilie A319 bis A321, bevor sie 2006 auf die Langstrecke wechselte.

Sie liebt ihre verantwortungsvolle Tätigkeit im „Superjumbo“, dem Air-bus A380. Vor dem Start trifft sich die dreiköpfige Cockpitcrew – beste-hend aus dem Flugkapitän und zwei Copiloten –, die sich immer wieder neu zusammensetzt, um sich im Briefing zu besprechen. Dabei geht es um die geplante Flugroute, Wetterdaten sowie Detailinformationen zu möglichen Ausweichflughäfen. Der Kerosinbedarf wird besprochen und die Bestellmenge festgelegt. „Wenn sich am Zielflughafen eine Gewitter-front auftut, muss noch genug Kerosin für eine eventuelle Warteschleife vorhanden sein“, erklärt Pilotin Bub die Kalkulation. Noch am Boden wer-den im Cockpit die zahlreichen Bordinstrumente gecheckt, der Tank auf Leckagen überprüft.

daS Fliegen iSt niCht allein CheFSaCheErst wenn diese gründliche Vorbereitung abgeschlossen ist, nimmt die insgesamt 24-köpfige Crew ihre Position an Bord ein. Dann steigen die Fluggäste ein. „Der Hinflug ist meist Chefsache. Den Rückflug überneh-men dann ich oder der zweite Copilot, der First Officer, schon häufiger“,

erzählt die 33-Jährige. Nach dem Start müssen die zahlreichen Bordanzei-gen beobachtet werden und die gegenseitige Überwachung im Falle eines Fehlers gewährleistet sein. Ein wichtiger Punkt ist zudem die Kommunika-tion. „Wir überfliegen eine Reihe unterschiedlicher Länder, in denen wir immer wieder Kontakt mit der landeseigenen Flugsicherung aufnehmen müssen“, sagt Stefanie Bub. Um eine Schlechtwetterfront zu umfliegen, kann es ratsam sein, die Flughöhe zu ändern, was mit dem zuständigen Tower abgesprochen werden muss.

Der Landeanflug schließlich fordert noch einmal die ganze Konzentrati-on. „Ein so großer Flughafen wie beispielsweise New York JFK ist eine ech-te Herausforderung“, erzählt sie. „Da herrscht meist ein enormer Andrang. Im Funkverkehr mit dem Tower hört man im Hintergrund die Stimmen vieler anderer Piloten.“ Nach der Landung wollen noch Berichte, etwa über Störungen und Zwischenfälle, geschrieben werden. Aber zunächst einmal steht die dringend benötigte Ruhepause im Vordergrund. 24 Stunden, bei längeren Strecken auch 48 Stunden, sind zwischen den Langstreckenflü-gen tarifvertraglich vorgeschrieben. „In dieser Zeit kann man sich schon etwas von der Welt anschauen“, erzählt sie lachend, „wobei der Schlaf nicht zu kurz kommen darf.“

Für eine Langstrecke braucht Stefanie Bub mit Hin- und Rückflug drei bis fünf Tage, den Aufenthalt am Zielort mit eingerechnet. Sie bewältigt im Monat durchschnittlich vier Flugeinsätze. Dazu erneuert sie jährlich ihre Lizenz für den Airbus und muss dafür viermal im Jahr im Simulator trainieren. Wenn sie etwa nach zwölf bis 15 Jahren Flugkapitänin wird, ist es mit der Langstrecke erst einmal vorbei. Sie fängt dann erneut auf der Kurzstrecke an und kann später wieder zur Langstrecke wechseln. <<

Rollfeld, Abflughalle und Cockpit sind ihr zweites Zuhause: Pilotin Stefanie Bub hat eine Punktlandung in Sachen persönlicher Traumberuf hingelegt.

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> informationen über Zugangs-wege

> adressen und links

gib Folgendes in die Suche ein: CodeITW

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fun

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funfunfunfunfunes gibt unterschiedliche Formen und motive für ein Praktikum. abi>> hat die wichtigsten infos und Fakten rund um das thema zusammengestellt. aber stimmt das auch alles? Welche aussagen sind korrekt und welche haben wir frei erfunden?

Stimmt’S?

abi>> 3 | 2012

1. Noch bis ins 16. Jahrhundert hinein galt eine Per-

son als Praktikant, wenn sie unsaubere Praktiken

betrieb.

2. Ein Praktikum ist eine auf bestimmte Dauer aus-

gelegte Vertiefung erworbener oder zu

erwerbender Kenntnisse in praktischer

Anwendung.

3. Ein Praktikum darf erst als solches in den

Lebenslauf aufgenommen werden, wenn es

mindestens sechs Monate gedauert hat.

4. Freiwillige Praktika sind unter Studierenden

deshalb so beliebt, weil man dafür ECTS-Punkte

erhält.

5. Man unterscheidet Anerkennungspraktika, Aus-

landspraktika, Praxissemester, Schiffspraktika,

Schnupperpraktika, Schülerbetriebspraktika,

Trainee, Studienbegleitende freiwillige Praktika

und Vorpraktika/Fachpraktika.

6. Das Wort Praktikum stammt vom latei-

nischen Wort „Pracitcere“ und bedeutet

ausprobieren.

7. Das erste Praktikum der Welt leistete Ma-

rie Curie um 1900 in einem Chemielabor.

8. Praktikanten haben keine Leistungspflicht

und unterschreiben in der Regel keinen

Dienst- aber unbedingt einen Praktikums-

vertrag.

9. Bei Praktika im öffentlichen Dienst, bei

Vereinen oder Initiativen und im sozialen

Bereich gibt es in der Regel kein Geld,

bei Praktika in Wirtschaftsunterneh-

men in vielen Fällen ein Monatsgehalt.

10. Ein Praktikum darf man nur machen,

wenn man eine Haftpflichtversiche-

rung hat.

11. Praktikanten fallen unter das

Berufsbildungsgesetz und haben

grundsätzlich einen Anspruch auf

angemessene Bezahlung, es sei

denn, sie machen das Praktikum im

Rahmen einer Ausbildung (Studium).

Stimmt: 1, 2, 5, 8, 9 11, 14, 15, 17, 18, 19

Stimmt nicht: 3, 4, 6, 7, 10, 12, 13, 16

12. Praktikanten haben Sonderrechte und können nach zwei Jahren Praktikum auf einer Festanstel-lung bestehen. 13. Wer drei Jahre lang im selben Betrieb ein Vollzeit-Praktikum macht, erhält anschließend einen Ausbildungsabschluss.

14. Praktikumsstellen findest du beispielsweise auch in der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit (http://jobboerse.arbeitsagentur.de). 15. Auch für ein Praktikum solltest du eine vollstän-dige Bewerbung anfertigen. Diese enthält ein Anschreiben, ein Bewerbungsfoto, den Lebenslauf sowie relevante Zeugnisse.

16. Jeder Praktikant erhält einen Praktikumsausweis, mit dem man freien Eintritt in Museen oder zu Konzerten bekommt. 17. Die Vergütung eines Praktikums kann auch als Aufwandsentschädigung oder Honorar bezahlt werden.

18. Sozialversicherungspflicht besteht für Prakti-kanten nicht, wenn das Praktikum laut Studien-ordnung verpflichtend ist oder sie während des Praktikums an einer Hochschule eingeschrieben sind.

19. In naturwissenschaftlichen Fächern sind Praktika Zeiten, in denen Experimente selbst durchgeführt werden.

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abi>> Portal

Auch abi>> lässt sich vom EM-Fieber mitreißen und widmet dem Fußball ein Thema der Woche. Denn sicher kennst du das Klischee: Fußballer sind hohl in der Birne. Aber von wegen! Es gibt Spieler, die neben der Profikarriere ihr Abitur machen oder sogar studieren. Wie man Ausbildung und Sportkarriere unter einen Hut bringt und welche weiteren Berufsmöglichkeiten es in diesem Bereich gibt, erfährst du ab dem 18. Juni 2012 im abi>> Portal (www.abi.de).

abi>> verlost ein Fan-Set zur Fußball-Europameisterschaft, bestehend aus Trikot, Deutschland-Schal und Deutsch land-Cap. Was du dafür tun musst? Diesen QR-Code

scannen, Fan von abi>> werden und die Fragen im Quiz beantworten.

Du hast kein Smartphone, willst aber trotzdem am Gewinnspiel teilnehmen? Kein Problem: Werde unter www.facebook.com/abiportal Fan von abi>> und

beantworte die Fragen, die sich hinter dem Gewinnspiel-Button verstecken. Teilnahmeschluss ist der 30. September 2012.

Das nächste

6. September 2012

Nach der EM ist vor der WM

DaS NächStE hEft

Der Schwerpunkt in abi>> 4 beschäftigt sich mit dem Thema:

„Ich will etwas machen mit Fremdsprachen“. Ob

Fremd sprachensekretär/in, Dolmetscher/in oder Kaufmann/-frau im

Tourismus: abi>> klärt, welche Studien- und Berufsmöglichkeiten es in

diesem Bereich gibt, und wie ihr euer Ziel erreichen könnt. Im Gespräch

mit Experten und Personalern erfragen wir etwa, welche

Voraussetzungen Bewerber mitbringen müssen und welche

Sprachen im Berufsleben heutzutage besonders gefragt

sind. Außerdem erläutert das Team Arbeitsmarktbe-

richterstattung der Bundesagentur für Arbeit, wie die

Chancen auf dem Arbeitsmarkt stehen. In verschie-

denen Reportagen stellen wir junge Menschen vor, die

beispielsweise eine Ausbildung im Groß- und Außenhandel

absolvieren, im Studien gang Dolmetschen immatrikuliert sind

oder bei einer Messegesellschaft arbeiten. abi>> 4 erscheint

am 6. September 2012.