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Betrifft: NATUR Landeseigene Wälder vor dem Ausverkauf? Viel Wind um Windkraft Stechmückenbekämpfung in Schleswig-Holstein? 10 Jahre Freiwilliges Ökologisches Jahr 5. Jahrgang · Heft 3/2001 Magazin des NABU Schleswig-Holstein Foto: NABU Archiv / Ludwichowski

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● Landeseigene Wälder vor dem Ausverkauf?● Viel Wind um Windkraft● Stechmückenbekämpfung in

Schleswig-Holstein?● 10 Jahre Freiwilliges Ökologisches Jahr

5. Jahrgang · Heft 3/2001

Magazin des NABU Schleswig-Holstein

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IMPRESSUMHerausgeber:NABU Schleswig-HolsteinCarlstr. 169, 24537 NeumünsterTel. 04321 - 53734, Fax 5981Internet: www.NABU-SH.deE-Mail: [email protected]:www.NABU-SH.de/Natur.html

Vertrieb:Beilage Naturschutz heute & NABU Schleswig-HolsteinAuflage: 11.000 Exemplare

Redaktion:Hermann SchultzProf. Dr. Rudolf AbrahamHans EwersIngo LudwichowskiCarsten Pusch

Gestaltung und Herstellung:Breklumer Druckerei Manfred Siegel

Der NABU Schleswig-Holsteinübernimmt keine Gewähr fürunaufgefordert eingesandte Ma-nuskripte, Fotos und andereUnterlagen. Die Redaktion be-hält sich Kürzungen und diejournalistische Bearbeitung allerBeiträge vor. Mit Verfasserna-men gekennzeichnete Beiträgemüssen nicht die Meinung desNABU Schleswig-Holstein oderder Redaktion wiedergeben.

Erscheinungsweise:Vierteljährlich

Redaktionsschluss der nächstenAusgabe: 1. Dezember 2001

Titelbild Die Wespenspinne Argiope bru-ennichi, ursprünglich in derBundesrepublik in ihrem Vor-kommen nur auf den Süden be-grenzt, breitet sich seit einigenJahren auch in Schleswig-Hol-stein aus. Sie könnte sich alsBioindikator zur Dokumentie-rung einer Klimaänderung undeiner damit verbundenen Fau-nenverschiebung erweisen.

Am 26. August 2001 trafensich fast 3.000 Besucherin-

nen und Besucher zur Europäi-schen Nacht der Fledermäuse inBad Segeberg, um Kulturelles,Kulinarisches und Naturkundli-ches rund um die Fledermaus zugenießen. Eingeladen hatten ne-ben dem NABU Schleswig-Hol-stein und seiner Arbeitsgemein-schaft Fledermausschutz undFledermausforschung (AGF) u.a. das Umweltministerium inKiel, die Stadt Bad Segeberg unddie Untere Naturschutzbehördedes Kreises alle Naturbegeister-ten zu diesem Festival der Fle-dermäuse. Bundesweit fandenaußer in Bad Segeberg gleichzei-tig an vielen Orten in der Bun-desrepublik Treffen der Fleder-mausfreunde statt.

Zu Beginn der Aufführungdes »Schatz im Silbersee« richte-te der Winnetou-Darsteller Goj-ko Mitic mahnende Worte zurNotwendigkeit des Fledermaus-

schutzes an das versammelteKarl-May-Publikum in derKalkberg-Arena. Die Arbeit desNABU in Sachen »Fledermäu-se« hat eine neue Perspektivebekommen: die Umwelt-Staats-sekretärin Henriette Berg über-

reichte »Nuggets« in Form einesZuwendungsbescheides an denNABU. Damit wird der NABUin Schleswig-Holstein die Ko-sten für die Stelle seines Fleder-mausreferenten Matthias Gött-sche finanzieren. In einer dernächsten Ausgaben von »Be-trifft: Natur« stellt er sich undseine Arbeit vor und lässt nocheinmal die wichtigsten Ereignis-se der Nacht der FledermäuseRevue passieren. Die Bilder sol-len denen, die dabei waren, unddenen, die leider nicht dabeisein konnten, einen Rück- undEinblick in das vielfältige Ange-bot liefern. Gleichzeitig sollensie dazu animieren, sich 2002zur Fortsetzung in »Bat« Sege-berg zu treffen.

Ingo LudwichowskiNABU Landesgeschäftsführer

Europäische Nachtder Fledermäuse

Umwelt-Staatssekretärin Henriette Berg überreicht Zuwendungs-bescheide des Umweltministeriums an Bürgermeister Fröhlich, denNABU Landesvorsitzenden Hermann Schultz und den Sprecher derAGF im NABU Schleswig-Holstein, Stefan Lüders.

Das Kalkbergstadion in BadSegeberg ist Schleswig-Hol-steins eindrucksvollste Natur-bühne. In den Höhlen des Kalk-bergs überwintern jährlich biszu 17.000 Fledermäuse. Kletter-verbote zum Schutz kalklieben-der Schnecken und Rücksicht-nahme bei den Veranstaltungender Kalkberg GmbH tragen da-zu bei, der für den Naturschutzherausragenden Bedeutung ge-recht zu werden. In der Nachtder Fledermäuse bildete dieKulisse auch den Rahmen fürdas umfangreiche Programm.

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Das LANU stärken - nicht rupfen!

Editorial

ten zusammengeführt und Hierarchien ab-gebaut werden sollten. Als weitere Effekteversprach sich die Landesregierung vondieser Maßnahme eine bürgernahe Verwal-tung und eine dauerhafte Entlastung desHaushalts.Parallel zu diesen Entscheidungen wurdeim politischen Raum auf allen Ebenen undvon verschiedensten Akteuren die Funktio-nalreform diskutiert, also die Verschlan-kung der Verwaltung und Bündelung zu-sammengehörender Aufgaben (wobei dieAuffassungen darüber, was denn da nun inwelcher Gemengelage zu bündeln sei – jenach fachlicher Sicht und politischem Stan-dort – weit auseinander gingen). Es wurdenverschiedene Vorschläge gemacht: Zusam-menlegung der Ämter für ländliche Räumemit den Staatlichen Umweltämtern; Aus-gliederung von Teilen des Landesamtes fürNatur und Umwelt und Zusammenlegungmit den Ämtern für ländliche Räume undden Staatlichen Umweltämtern. Es gabdoch tatsächlich auch den Vorschlag, dasLandesamt für Natur und Umwelt als Teilder Abt. 1 in das Umweltministerium ein-zugliedern!Auch der NABU hatte sich natürlich zu die-ser Frage an verschieden Stellen geäußertund sich dabei eindeutig für den Erhalt ei-nes selbstständigen Landesamtes für Naturund Umwelt ausgesprochen. Ja, der NABUhatte – auch vor dem Hintergrund desgroßen Aufgabenfeldes, das durch die Um-setzung der Wasserrahmenrichtlinie in denkommenden Jahren abgearbeitet werdenmuss – die Zuordnung der Staatlichen Um-weltämter als Außenstellen des LANU ge-fordert.Im Juli 2001 lagen dann Ergebnisse desPrüfauftrages vor. Das Kabinett der schles-wig-holsteinischen Landesregierung waraufgrund der vorgelegten Papiere zu derErkenntnis gelangt, dass durch eine Reor-ganisation keine erkennbaren neuen Syner-gieeffekte zu erzielen seien und das es des-halb eigentlich keine überzeugenden Al-ternativen zu den derzeitigen Arbeitsstruk-turen gäbe.Der NABU konnte sich ›zurücklehnen‹,denn es war zumindest nun klar, dass dasLANU in der vor sechs Jahren vom Kabi-nett beschlossenen Form erhalten bleibenwürde, weil es die mit seiner Errichtungverfolgten Ziele erfüllt.

Als das Kabinett der schleswig-holsteini-schen Landesregierung im Jahre 1995 – da-mals war Berndt Heydemann Umweltmini-ster – die politische Entscheidung fällte, einLandesamt für Natur und Umwelt (LANU)zu errichten, war diese Entscheidung dasErgebnis einer intensiven Beratung auf derGrundlage des zuvor bei der Firma Inte-grata in Auftrag gegebenen Organisations-gutachtens. Durch Zusammenlegung desLandesamtes für Naturschutz und Land-schaftspflege mit dem geologischen Lan-desamt, der Staatlichen Vogelschutzwarte,dem Landesamt für Wasserhaushalt undKüsten und der Untersuchungsstelle fürUmwelttoxikologie und Schaffung einermoderne Verwaltungsstruktur wurde diesverwirklicht. Seit seiner Gründung ist dasLANU medienübergreifend und integrativtätigDie jetzige Landesregierung hat im Dezem-ber 1997 durch Zusammenlegung der Äm-ter für Land- und Wasserwirtschaft und derGewerbeaufsichtsämter die neuen Ämterfür ländliche Räume und die StaatlichenUmweltämter geschaffen. Begründet wurdediese Entscheidung damit, dass fachlich zu-sammengehörende Aufgaben gebündelt,bislang getrennte Dienst- und Fachaufsich-

Um so erstaunter waren wir, als wir hörenmussten, dass nun doch Teile des LANUausgegliedert und an die Staatlichen Um-weltämter übertragen werden sollten. Da-bei handelt es sich um die Bereiche Chemi-kalien und Abfall. In der Abfallwirtschaftdes Landes stößt diese Entscheidung aufvölliges Unverständnis. Sie fordert weitereine umfassend kompetente zentrale An-sprechstelle für diese Fragen. Nach inten-siver Prüfung der gesamten Vorgänge wirdsehr deutlich, dass bei dieser Entscheidungarbeitsökonomische Aspekte und die im-mer wieder zitierten Synergieeffekte keineRolle gespielt haben können – denn sonsthätte Umweltminister Müller diese Ent-scheidung so nicht getroffen. Die Verlage-rung der Bereiche Chemikalien und Abfallhat im Wesentlichen politische Gründe. Ei-ner solchen Entscheidung – insbesondereauf einer solchen Grundlage – kann derNABU nicht zustimmen. Das LANU istkein schillernder Vogel, dem man je nachpolitischem Gusto mehr oder weniger rup-fen kann, um dann mit diesen Federn ›sei-ne Kinder‹ zu schmücken!Das LANU mit seinen hochqualifiziertenMitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist viel-mehr eine der wichtigen Einrichtungen, dieSchleswig-Holstein bei der Nach-haltigkeitsstrategie kompetent begleitenkann. Im Landesnaturschutzgesetz wird derErhalt, die Entwicklung und die Wieder-herstellung von Stoff- und Energieflüssengefordert. Die dafür notwendige Grundla-genarbeit und die Begleitung und Beratungkann doch nur von einem LANU geleistetwerden dem nicht ganze Fachbereiche weg-organisiert wurden! Das LANU hat auchzukünftig ein unverzichtbarer Bestandteilstaatlicher Umweltvorsorge zu sein. Unddas geht nur – um im Bild zu bleiben – miteinem kompletten Federkleid!

Herzliche GrüßeIhr

Hermann SchultzNABU-Landesvorsitzender

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Dabei stehen im Wald mitt-lerweile nicht mehr die

Holzproduktion, sondern zu-nehmend die Belange der Erho-lungsnutzung und des Umwelt-und Naturschutzes im Vorder-grund. Die Landesforste sinddamit stark dem gesellschaftli-chen Gemeinwohl verpflichtetund verfolgen erst in zweiterLinie wirtschaftliche Ziele - imGegensatz zur überwiegendenZahl der privaten Forstbe-triebe. Doch diese Konstellati-on wird jetzt durch Pläne derLandesregierung erheblich ge-fährdet.

Die naturnahe Waldentwick-lung in den Landesforsten wur-de 1999 durch Erlass einer ent-sprechenden Landesforstrichtli-nie und Zertifizierung mit demÖko-Gütesiegel Forest Stewart-ship Council FSC festgeschrie-ben. Nadelholzbestände sinddemnach zu Laubwäldern um-zubauen, Altholzanteile zu er-höhen und Entwässerungenfeuchter Senken aufzuheben.Auch wenn sich leider nochnicht jeder Staatsförster mit die-sen Maßnahmen anfreundenkonnte und auch zukünftig dar-auf zu achten sein wird, dass die Vorgaben des naturnahenWaldbaus nicht unterlaufen wer-den, gibt dieser Kurs dem Na-turschutz doch erheblichen Auf-trieb.

Für die Erholungssuchendenwird ein umfangreiches Wan-der- und Reitwegenetz unter-halten. Zudem sind Erholungs-

wälder und Walderlebnispfadeeingerichtet worden. Dabei ent-wickelt sich zwischen Erho-lungsnutzung und Naturschutzdurchaus ein positives Zu-sammenwirken: Auf den Besu-cher romantisch-schön und ab-wechslungsreich wirkende Wäl-der bieten mit ihren alten Laub-holzbeständen, hohen Totholz-anteilen, Feuchtgebieten, Lich-tungen und Gebüschpartien et-lichen gefährdeten Tier- undPflanzenarten wertvolle Lebens-räume.

Leistungen für die All-gemeinheit nicht zumNulltarif

Dass diese Leistungen nichtzum Nulltarif zu bekommensind, dürfte jedem klar sein. DerZuschussbedarf für Betreuungund Bewirtschaftung der rund.50.000 ha Landesforsten beläuftsich z.Z. auf etwa 20 Mio. DMjährlich - auf den ersten Blickein gewaltiger Betrag, der sichjedoch bei Betrachtung der da-ran gebundenen Gemeinwohl-belange, aber auch manch ande-rer Staatsausgaben, relativiert.So stand das Land bisher ohneWenn und Aber zu seiner Ver-antwortung, sein forstliches Ei-gentum vorrangig dem Allge-meinwohl zur Verfügung zustellen.

Doch das soll sich jetzt nachdem Willen der Landesregie-rung offenbar ändern. Sie hatsich zum Ziel gesetzt, bis No-vember 2001 »die Überführungder Forstwirtschaft in alternati-ve Organisationsformen zu be-schließen« (Pressemitteilungdes Finanzministeriums vom6.6.2001). Hinter dieser Formelverbirgt sich der Wunsch, sichden kostenträchtigen Eigentü-merverpflichtungen im Bereichder Wohlfahrt und des Natur-schutzes zumindest teilweise zuentledigen.

Negatives Beispiel:Neue Bundesländer

So ist per Kabinettsbeschlussausdrücklich auch die Über-

Schleswig-Holstein ist mit ca. 10 % Waldanteil das waldärmsteFlächenland Deutschlands. Umso größer ist die Bedeutung seinerWälder für Erholung und Umwelt. Ungefähr ein Drittel der Wald-fläche befindet sich im Eigentum des Landes und wird von derLandesforstverwaltung, seit 1996 dem Umweltministerium zuge-ordnet, betreut. Doch daran soll sich – werden aktuelle Pläne derLandesregierung wahr – einiges ändern.

Ungewisse Zukunft für Schleswig-Holsteins landeseigene Wälder:

Gewinnorientierung contra Naturschutz und Erholung?

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Am 3. September 2001 demonstrierten IG Bau-Agrar-Umwelt und NABU Schleswig-Holstein vor demLandeshaus für den Erhalt des Staatswaldes.

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führung in eine privatrechtlicheGmbH abzuprüfen. Sollte sichdiese Vorstellung durchsetzen,wäre der Verkauf landeseigenerWaldflächen an private Interes-senten vorprogrammiert. Diedamit für den Naturschutz ver-bundenen Folgen hat die Ver-kaufsaktion der Bundesvermö-gensverwaltung in den neuenBundesländern gezeigt: Zugrei-fen wird ein Käuferkreis, derkeine waldbauliche Erfahrungbesitzt und den Wald oft nur alsGeldanlage oder jagdliche Ku-lisse sieht. Massive Entwässe-rung von Feuchtwäldern, rück-sichtslose Holzentnahme alleinunter marktwirtschaftlichen As-pekten oder intensiver Jagdbe-trieb haben dort nicht wenigeWälder in ihren ökologischenFunktionen erheblich beein-trächtigt. Diese Situation lässtauch für Schleswig-Holstein be-fürchten, dass im Zuge einesVerkaufs nicht traditionelle,naturverträglich wirtschaftendePrivatbetriebe den Zuschlag er-halten werden, sondern dassPersonen, die ihre individuellenVorstellungen ohne allzu vielRücksicht auf die Gemeinwohl-belange im Wald ›ausleben‹wollen, das höchste Gebot abge-ben werden. Als weitere Rechts-formen stehen u.a. Landesbe-trieb und Anstalt öffentlichenRechts zur Diskussion. Dochauch diese Organisationsfor-men würden erstens zu deutlichgewinnorientierter Ausrichtungund zweitens zur Einschrän-kung von Einflussmöglichkeitenseitens des Umweltministeri-ums führen - beides zum Nach-teil des Naturschutzes. Zudemwäre aufgrund erhöhten organi-satorischen Aufwands (z. B.könnten Landesbetrieb oder -anstalt keine forstaufsichtlicheFunktion übernehmen, auchwäre eine Kontrollbehörde fürderen Tätigkeit zu schaffen) ei-ne Kostenreduzierung äußerstfraglich. Nicht zuletzt deswegenhat z. B. Niedersachsen von derEinrichtung eines Landesbe-triebs abgesehen. Doch sickertein den Diskussionen auch durch,

Forstleute mitgetragenen De-monstration am 3. September2001. Parallel zu den gewerk-schaftlichen und verbandlichenAktivitäten informierten meh-rere Forstämter und Förstereienvor Ort über das fragwürdigeVorhaben der Regierung.

Kritisch festzustellen ist je-doch, dass der in seinen Interes-sen unmittelbar betroffene Tou-rismusverband zu einer Stel-lungnahme bislang offenbarnicht im Stande war. Auch das›Abtauchen‹ von Schutzgemein-schaft Deutscher Wald undLandesjagdverband bleibt un-verständlich. Die gemeinsamund kontinuierlich vorgebrach-te Kritik der Forstleute, Ge-werkschaft und des Verbands-naturschutzes dürfte inzwischenmaßgebliche Vertreter der Lan-despolitik nachdenklich ge-stimmt haben. So wird anschei-nend die Absicht, die Landes-forst in eine GmbH zu über-führen, schon allein aus perso-nalrechtlichen Gründen nichtweiter verfolgt. Ein vom Um-weltministerium organisiertesSymposium zu den Möglichkei-ten verschiedener Rechtsformenzeigte, dass auch Konstrukte wieder Landesbetrieb erheblicheSchwierigkeiten mit sich brin-gen. Nicht umsonst haben diemeisten anderen Bundesländerdavor zurückgeschreckt, ihreLandesforstverwaltung dement-sprechend umzuorganisieren.Deutlich wurde aber auch dieNotwendigkeit kostenmindern-der Strukturveränderungen undPersonalabbau, wofür aber keinRechtsformwechsel erforderlichist.

Nicht gegen Privatforstgerichtet

Trotz massiver Vorbehalte desNABU Schleswig-Holstein ge-gen eine Privatisierung mussbetont werden, dass die Partei-nahme für die Belange der Lan-desforst nicht gegen diejenigenPrivatforstbetriebe ausgespielt

dass die staatlichen Zuschüssean private Waldeigentümer z.B.für die Neuwaldbildung fastgänzlich gestrichen werden sol-len. Damit wird nicht nur diepropagierte Erhöhung desWaldanteils zu Makulatur, dasLand gibt auch ein Instrumentzur Steuerung des ökologischenUmbaus der privaten Waldun-gen aus der Hand.

NABU Hand in Hand mit anderen Betroffenen

Vor diesem Hintergrund habensich die Naturschutzverbändeunter der Federführung desNABU und des ›grünen Arms‹der IG Bauen-Agrar-Umwelt zueiner Kampagne gegen das An-

sinnen der Landesregierung zu-sammengeschlossen. Ziel ist, dieLandesforsten nicht mehr alssogenannten Regiebetrieb zuführen, sondern sie in eine an-dere Rechtsform zu pressen, umden politischen Verantwortungs-trägern die Augen zu öffnen. Sokonnten trotz der Sommerpau-se alle Landtagsabgeordnetenmit unserem Hintergrundpa-pier versorgt werden. Die Mi-nisterpräsidentin und die fürden Tourismus zuständigeLandwirtschaftsministerin sindeindringlich gebeten worden,die für das Land lebenswichtigenNaturschutz- und Erholungsbe-lange nicht der Sparpolitik zumOpfer fallen zu lassen. Beein-druckend war die von der IGBau organisierte und vom NA-BU und dem Bund Deutscher

Geradschäftiges Buchenholz ist auf dem Markt begehrt. Die Landes-forstverwaltung hat die Aufgabe, Buchenaltholz als naturnahenLebensraum auch entgegen ökonomischen Verlockungen in größe-ren Beständen zu erhalten.

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werden darf, die sich im Rah-men ihrer wirtschaftlichenMöglichkeiten ebenfalls bei derUmsetzung ökologischer undsozialer Belange verdient ma-chen. Dass die meisten privatenForstbetriebe die Gemeinwohl-ansprüche nicht im gleichenMaße wie der öffentliche Wald-besitz erfüllen können, ist an-gesichts des wirtschaftlichenDrucks zu akzeptieren. Darausergibt sich jedoch für die Lan-desforstverwaltung die Ver-pflichtung, die diesbezüglichenDefizite des Privatwaldes durcheigene Leistungen zu kompen-sieren. Diese Position bestätigtdas Bundesverfassungsgericht ineinem 1990 getroffenen Urteil:»Die Bewirtschaftung des Kör-perschafts- und Staatswaldes ...dient der Umwelt- und Erho-lungsfunktion des Waldes, nichtder Sicherung von Absatz undVerwertung ... forstwirtschaft-licher Erzeugnisse.« Und dasLandesnaturschutzgesetz ver-langt vom Land, auf seinen Ei-gentumsflächen »die Ziele undGrundsätze des Naturschutzes invorbildlicher Weise (zu) ver-wirklichen« (§ 3b). Damit wirddeutlich, dass ein Kabinettsbe-schluss nicht einfach natur-schutzbezogene Entwicklungenbzw. Beschränkungen im Sinneder Landesforstrichtlinie, desFSC oder der Flora-Fauna-Ha-bitat FFH- und EU-Vogel-schutzrichtlinie aushebeln darf.So ein Beschluss zwingt dieForstverwaltung in eine Be-triebsform, die alle Naturschutz-und Erholungsleistungen alsWirtschaftshemmnisse betrach-ten muss, und die möglichst garnicht oder bestenfalls gegenRechnung diese Leistungen er-bringt.

Fritz HeydemannStellv. NABU Landesvorsitzender

Der NABU Schleswig-Hol-stein ist gleich auf zwei

Meeren – Nord- und Ostsee –mit dem Thema »Nutzung derOffshore-Windkraft« befasst.Die Position des NABU Schles-wig-Holstein, in langen undschwierigen Diskussionen ent-wickelt, ist dabei – anders als essich gelegentlich als Reaktionauf die Vorbehalte in einigenPublikationen und persönlichenBriefen der Windenergiebran-

che liest – inhaltlich gut begrün-det und an Erfahrungen ge-knüpft, die der NABU mit derErrichtung von Windenergiean-lagen an Land machen musste.Das vom NABU Schleswig-Hol-stein in der öffentlichen Diskus-sion geprägte Wort vom »Wild-wuchs« bei der Errichtung vonWindenergieanlagen an Landhat sich nunmehr selbst zu einerErkenntnis der schleswig-hol-steinischen Landesregierung ge-

mausert – dem noch zu wenigpraktisches Handeln folgt. Sostreiten sich bis heute Bund undLänder darüber, wer eigentlichin der für die Nutzung angepeil-ten Ausschließlichen Wirt-schaftszone AWZ, jenseits der12-Meilen vor der Küste, fürden Naturschutz zuständig ist –keine gute Voraussetzung, Na-turschutzbelange gesamtplane-risch zu berücksichtigen. DerNABU Schleswig-Holstein istdabei kein Naturschutzverband,dem – um Einwendungen zu-vorzukommen – Klimaschutznichts bedeutet: Das wird schonderjenige nicht behaupten kön-nen, der weiß, wie vehementund kostenintensiv der NABUgegen den Autobahnbau an ver-schiedenen Stellen wie den derA20 bei Lübeck in Schleswig-Holstein vorgeht. Es dürfte klarsein, dass der Vermeidung vonVerkehr eine große, wenn nichtdie größte Bedeutung in derCO2-Problematik und damitdem Klimaschutz zukommt. Esgehört aber auch zu den Aufga-ben eines Naturschutzverban-des, dem Anliegen eine deutli-che Stimme zu geben, das in derBegeisterung über eine neueGroßtechnologie – denn darumhandelt es sich zweifelsfrei - undüber neue Arbeitsplätze, unter-zugehen droht: Also offen dieFrage zu stellen, welche Auswir-kungen hat diese neue Form derEnergiegewinnung auf unsereMitwelt. Und da ist es nicht da-mit getan, einfach zu sagen, derpositive Klimaeffekt legitimiereEingriffe in Natur und Land-schaft per se. Und der Ansatz,dass die Nutzung der Winden-ergie dem Schutze der Naturdient, ist nicht zwingend zu fol-

Viel Wind um Windkraft:

Offshore Windkraft aus der Sicht des NABU Schleswig-HolsteinMit Vehemenz soll nach dem Willen der Landesregierung die Nut-zung der Windenergie vorangetrieben werden, um einen Beitragzum Klimaschutz zu leisten. Wie zuvor an Land, droht jedoch auchauf dem Meer ein Wildwuchs großflächiger Windparks mit giganti-schen Mühlen, der für das empfindliche Ökosystem vor unserenKüsten möglicherweise ein erhebliches Gefahrenpotential birgt.

Rotorkopf einer 1,2 MW Windenergieanlage. In denen der geplan-ten Offshore Windenergieanlagen mit einer Nennleistung von 5 MWwerden theoretisch zwei Busse Platz finden.

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gen. Klimaschutz ist zu aller erstMenschenschutz. Zumindestdürfte die Katastrophe für denMenschen weltweit stärkereAuswirkungen zeigen als zuge-geben wird.

Ziele und Mittel – aufden Unterschiedkommt es an!

Zunächst gehört zu einer ehrli-chen Behandlung der Proble-matik das Eingeständnis, dasszwei an sich gute Ziele – näm-lich Klima- und Naturschutz,durchaus bei der Umsetzung inKonflikt zueinander geratenkönnen. Dies irgendwie ver-schleiern zu wollen, ist ein Feh-ler, der mehr zur allgemeinenVerwirrung beiträgt, als dasnotwendige Denken über Lö-sungsmöglichkeiten beflügelt.Ein grober Fehler ist es aus derSicht des NABU Schleswig-Hol-stein aber auch, Ziele und Mittelmiteinander zu verwechselnbzw. nicht genau zwischen ih-

nen zu differenzieren. Ziele desNABU sind Klimaschutz undNaturschutz. Die Förderung derWindenergie ist nicht unserprimäres Ziel. Es kann jedoch einMittel sein, das Ziel Schutz desKlimas zu erreichen – oder auchnicht. Warum legt der NABUauf diese Differenzierung sogroßen Wert? Die Ziele »Natur-und Klimaschutz« sind für unsnicht verhandelbar. Allgemeinwird man auch in der Diskussi-on kaum jemanden finden, dersagt, er könne beide oben ge-nannten Ziele nicht vertreten.Eine Abwägung muss aber beiden Mitteln stattfinden dürfen,mit denen der NABU seine Zie-le erreichen will. Und da ist eswenig hilfreich, einer Technolo-gie als Mittel zum Zweck bei derBetrachtung der möglichen Ein-griffstiefe von vornherein Abso-lution zu erteilen, wie es sich ge-legentlich eingebürgert hat undwie es als Standpunkt in Diskus-sionen häufiger vertreten wird.Denn es kann eben in einem er-gebnisoffenen Abwägungspro-

zess, der eigentlich immer ei-nem Eingriff auch rechtlich vor-auszugehen hat, herauskom-men, dass das gewählte Mittelnicht, nicht in der geplantenForm oder nicht am geplantenStandort das Geeignete ist. Nurbei einem solchen Vorgehenkann naturschutz- und energie-politisch betrachtet die besteund sinnvollste Lösung gefun-den werden. Das mag von Ver-treterinnen und Vertretern derWindenergie nicht mit Begeiste-rung aufgenommen werden. Sieverfolgen aber zudem ein weite-res, durchaus aus ihrer Sicht an-zustrebendes Ziel, nämlich Ge-winn zu erwirtschaften, demsich ein Naturschutzverband al-lerdings nicht in gleicher Weiseverpflichten kann. Aufgabe derPolitik ist es jedoch oder solltees zumindest sein, jedes wirt-schaftliches Handeln auf seinenegativen Auswirkungen aufandere Schutzgüter zu überprü-fen und ggfs. einzuschränken.Ein weiteres Kriterium für eineBetrachtung eines Eingriffs für

den NABU Schleswig-Holsteinist nach wie vor auch, wie hochder geleistete Beitrag z.B. zurCO2-Einsparung eines gewähl-ten Mittels ist. Vertreter derOffshore-Windenergie gingenauf einer Tagung in Bonn voneher bescheidenen 3-5 % Ge-samt-CO2-Einsparung in dermaximalen geplanten Ausbau-stufe aus. So hatte sich das Um-weltbundesamt in Berlin gegendie Förderung des Anbaus vonsogenanntem »Biodiesel« ausRapsöl ausgesprochen, weil dieeingesetzten Mittel wenig effek-tiv genutzt werden.

Offshore-Windkraftan-lagen keine low-risk-Technologie

Zudem ist die Nutzung der Win-denergie zumindest im Offshore-bereich auch keine low-risk-Technologie, zumindest dannnicht, wenn die im Raum ste-hende Problematik der mögli-chen Kollision von Schiffen

11 km

Blickrichtung/Lageskizze25 WEA-Windpark

2,8 km

2,8 kmDarstellung des optischen Eindrucks eines Offshore-Windparks:- 25 Windkraftanlagen; je 5 MW, 110 m Rotordurchmesser und 80 m Nabenhöhe;

- Entfernung des Beobachter 11 km; Augenhöhe 10 m über Wasser;

-zum Vergleich das Erscheinungsbild des Vollmondes sowie die Silhouetteeines 350 m-Tankers in gleicher Entfernung.

Bundesamt für NaturschutzInternationale Naturschutzakademie Insel Vilm

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nicht ausreichend gelöst wird.Im Übrigen wird sich auch diegesellschaftliche Akzeptanz derWindenergiegewinnung auf ho-her See sehr schnell gegen Nullbewegen, wenn das Öl eines mitWindenergieanlagen kollidier-ten Schiffes an unsere Küstenschwappt. Schon im Eigeninter-esse sollte daher die Windener-gieindustrie die Umweltverbän-de mit Vehemenz darin unter-stützen und selbst auch darinaktiv werden, die Nordsee alsParticular Sensitive Sea Area PS-SA ausweisen zu lassen, um end-lich die Schiffssicherheit deut-lich zu erhöhen. Auch die Frageeiner baldigen Realisierung ei-nes PSSA vor den Nationalpar-ken muss insgesamt in den Ab-wägungsprozess mit einfließen.

Dieser Prozess der Abwägung– darauf legt der NABU Schles-wig-Holstein großen Wert –muss auch die Betrachtung undBerücksichtigung möglicher,potentieller Gefahren ausdrück-lich mit einschließen. Dies um-so mehr in einem Lebensraum,über den vergleichsweise wenigbekannt ist.

Da ist der Standpunkt desNABU, so lange es keine gesi-

cherten Erkenntnisse über dieUmwelt-Auswirkungen gibt, einMoratorium für den Bau vonWindenergieanlagen im Offsho-re-Bereich einzufordern, nichtabwegig, überzogen oder skur-ril, sondern schlicht die Anwen-dung des Vorsorgeprinzips, wiees eigentlich auch Grundlageder Umweltgesetzgebung inBund und Ländern ist. Bislangist niemand wirklich in der La-ge, schlüssig Auskunft darüberzu geben, ob WKA nicht die ge-fürchteten Vogelhäcksler sindund ob etwa Kleinwale nichtihre angestammten Gebietemeiden, wenn sie die ins Was-ser übertragenen Vibrationender Anlagen zu spüren bekom-men. Auf allen Veranstaltungzur Nutzung von Offshore-Windenergie haben Wissen-schaftlerInnen eher die Unsi-cherheit bei konkreten Aussa-gen zu diesen Naturschutzfra-gen betont, denn gesicherte Er-kenntnisse vorgetragen. Es istjedoch klar: Die Risiken sind daund die Auswirkungen sind,wenn sie tatsächlich real wer-den, äußerst gravierend nichtnur für das Meer selbst, son-dern auch für andere Ökosyste-me.

Keine Anlagen in be-deutsamen Natur-schutzräumen!

Daher kommt für den NABUein Bau von Anlagen in Berei-chen, die naturschutzfachlicheBedeutung haben (dazugehören die Nationalparke, EU-rechtlich gesicherte oder zu si-chernde NATURA 2000-Flächen einschl. wichtiger Vo-gelgebiete Important Bird AreaIBA), Gebiete geschützt nachnaturschutzbedeutsamen Ver-trägen wie der HELCOM Kon-vention (in der Ostsee) undnach OSPAR nicht in Frage.Auch verbieten sich Standortein der Nähe der Schifffahrtsrou-ten aus der oben angesproche-nen Problematik heraus vonselbst, auch wenn die Planun-gen leider vor der niedersächsi-schen Küste anders aussehen.Der NABU Schleswig-Holsteinbefürwortet es zudem ebensowie die Landesregierung inSchleswig-Holstein, aus Grün-den des Landschaftsschutzesund der Erholungsnutzung ei-nen möglichst weiten Abstandvon der Küste einzuhalten. Tat-sache bleibt: Durch die Errich-tung von Windenergieanlagen

verändert eine Naturlandschaftihr Gesicht und wird radikal zueiner Industrielandschaft umge-baut. Zu der Landschaftsverän-derung trägt insbesondere bei,dass sich in einer überwiegendwaagerecht ausprägenden Land-schaft wie auf dem Meer, nun-mehr durch die senkrecht ste-henden Anlagen fremd wirken-de, sich bewegende Elementeauftauchen. Viele Menschenkommen aber gerade wegen dersonst selten gewordenen Erleb-nismöglichkeit einer für sie»unberührten Natur« an unsereKüsten. Windkraftanlagen sinddabei Ausdruck von Nutzungund Belastung, die so vom Be-trachter auch empfunden wer-den. Eine weitere Komponentebelastet dabei die Diskussion:Man kann es gut verstehen,wenn gerade bei Umweltpoliti-kern, bei einigen Verbandsver-tretern des Naturschutzes undTeilen der Bevölkerung keineBegeisterung aufkommt, wenn»der Naturschutz schon wiedernur gegen etwas ist«. Der NABUSchleswig-Holstein fordert aber,dass Eingriffe diesen Ausmaßesgründlich überlegt und zuvordie Grundlagen für eine Ent-scheidung vorliegen müssen.

Die Flächen für beantragteWindparks (rot) und für Gebiete,die wie Important Bird AreasIBAs, Fauna-Flora-Habitat FFH-Gebiete und Nationalparks einehohe Bedeutung für den Natur-schutz haben (grün), über-schneiden sich in vielen Berei-chen. Dabei steckt die offizielleAusweisung der naturschutzbe-deutsamen Flächen wegenKompetenzgerangels zwischenBund und Ländern in der Aus-schließlichen WirtschaftszoneAWZ noch weitgehend in denKinderschuhen, während dieAntragskonferenzen für die Er-richtung von Windparks beimfür die Genehmigung zuständi-gen Bundesamt für Seeschiff-fahrt und Hydrographie in Ham-burg bereits anlaufen.

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Betrifft: NATUR 3/01

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Dazu gehört auch, dass dennach §29-BNatSchG anerkann-ten Naturschutzverbänden auchauf dem Meer ein gesichertesKlagerecht eingeräumt werdenmuss, um die Entscheidungender Genehmigungsbehörde not-falls auch gerichtlich überprü-fen zu lassen.

Entscheidungsgrund-lagen müssen zuvorvorliegen

Dazu gehört: Bevor Entschei-dungen über den Bau von Win-denergieanlagen in den deut-schen Bereichen der Nord- undOstsee gefällt werden, ist imHinblick auf die Wahrung öko-logischer Belange grundsätzlichsicherzustellen, dass eine groß-räumige Planung erfolgt, die ei-ne enge Zusammenarbeit zwi-schen dem Bund und den Kü-stenländern erfordert. Darüber

hinaus müssen auch die Nieder-lande und Dänemark einbezo-gen werden. Bei der Standort-wahl müssen ökologische Krite-rien Vorrang vor wirtschaft-lichen und regionalpolitischenÜberlegungen erhalten undschutzwürdige Bereiche inNord- und Ostsee dürfen nichttangiert werden. Dazu ist es er-forderlich, das Wissen über dieökologische Bedeutung derdeutschen Nord- und Ostseebe-reiche und die ökologischenAuswirkungen der Windener-gienutzung im Offshore-Be-reich erheblich zu verbessern.Das Gerangel und der Kompe-tenzwirrwarr zwischen Bundund Ländern um die Auswei-sung etwa von EU-Schutzgebie-ten auf dem Meer lässt hier fürdie Wahrung von Aspekten desVogelschutzes jedoch wenigGutes erwarten. Es ist eine öf-fentliche Aufgabe, die bestehen-den Wissenslücken zu schließen

und die benötigten Grundlagenfür mögliche Planungen zuschaffen, bevor eine Grund-satzentscheidung fällt. Für jedengeplanten Windpark ist von denBetreibern eine umfangreicheUmweltverträglichkeitsstudienach Stand der Wissenschaftdurchzuführen. Die Ergebnisseder Umweltverträglichkeitsstu-dien sind von unabhängigen In-stituten zu prüfen. Der NABUhat nämlich bei einigen Pla-nungsbüros deutliche Schwie-rigkeiten, deren Studien Glaub-würdigkeit zu bescheinigen. Ei-nem möglichen Ausbau derWindenergienutzung muss ausenergiepolitischer Sicht allge-mein eine kritische Überprü-fung des Energieverbrauchs inDeutschland und eine effizienteAusnutzung der Energie-Ein-sparpotenziale vorausgehen.Die regenerativ gewonnene En-ergie muss auf konventionelleWeise gewonnene Energie erset-

zen. Sie darf nicht eine zusätzli-che, durch staatliche Subventio-nen geförderte Form der Ener-giegewinnung bleiben.

Der NABU fordert vor demweiteren Ausbau der Windener-gienutzung im Offshore-Be-reich die Vorlage eines energie-wirtschaftlichen Gesamtkon-zeptes. Die Zeit bis zu einertechnischen Realisierung derPlanungen muss für das Zusam-menbringen aller relevantenDaten intensiv genutzt werden– nicht im Sinne einer Denk-pause, sondern einer Pause zumNachdenken.

Ingo LudwichowskiNABU Landesgeschäftsführer

Aus dem Beschluss der Delegiertenversammlung des NABU Schleswig-Holstein vom 29. April 2001:

Vor jeglicher Planung von ein-zelnen Windparks in Nord-oder Ostsee sind nach Ansichtdes NABU Schleswig-Holsteinfolgende Schritte vorzuziehen:

Bund und Küstenländer sol-len anhand ökologischer Krite-rien eine Weißflächenkartierungfür die deutschen Gewässer inNord- und Ostsee durchführen,aus der hervorgeht, welcheFlächen als Suchräume für mög-liche Planungen in Frage kom-men und welche Flächengrundsätzlich ausgespart wer-den. Der NABU Schleswig-Hol-stein erwartet dabei, dass beste-hende und geplante Schutzge-biete (Naturschutzgebiete, Na-tionalparke, Natura 2000 Gebie-te, Important Bird Areas (IBA),HELCOM-Gebiete, OSPAR-Ge-biete) generell nicht als Such-räume für Windparks in Be-tracht kommen.

Die notwendige Weißflä-chenkartierung erfordert um-fangreiche Untersuchungeninsbesondere zu Umfang undräumlich-zeitlichem Ablauf desVogelzugs über See und dengenutzten Flughöhen übermindestens drei Jahre (Vogel-schlagrisiko, Barrierewirkung),ebenfalls mindestens drei-jährig zur Verteilung nah-rungssuchender, mausernderund rastender Vögel auf Seeund der Reaktion auf Wind-parks und die damit verbun-denen Aktivitäten (Scheuch-wirkung, Flächenverlust), zurNutzung der deutschen Mee-resgewässer durch Meeressäu-ger, insbesondere Schweinswa-le, und möglichen Einflüssenvon Windparks (insbesonderedurch Unterwasser-Schall), zumöglichen Auswirkungen vonBauwerken und Baumassnah-men auf Benthos und Fische.

Die ökologischen Untersu-chungen müssen umgehendbegonnen werden. Die bislangallein durch den Bund (Um-weltbundesamt) bereitgestell-ten Mittel reichen hierfürnicht. Praktische Untersuchun-gen der Auswirkungen sindvorrangig an bereits bestehen-den Anlagen durchzuführen.Sollte dann - nach Abschlussdieser Untersuchungen - sichherausstellen, dass es weiterenForschungsbedarf gibt, der anbereits bestehenden Anlagennicht geklärt werden kann(und auch durch andere Ver-fahren keine neuen Erkennt-nisse zu erzielen sind), muss ineinem Gebiet, dass nach denunter Punkt 1 genannten Aus-wahlkriterien gefunden wurde,eine Versuchsanlage errichtetwerden, um die entsprechen-den Untersuchungen durchzu-führen.

Die Ausweisung von Such-räumen und Ausschlussgebietensoll möglichst großflächig, d.h.länderübergreifend und unterEinbeziehung der ausschließli-chen Wirtschaftszone außerhalbdes deutschen Hoheitsgebietes,erfolgen. Bestehende Planungenin Nachbarländern (insbeson-dere Dänemark) und die vor-handenen Möglichkeiten derNetzanbindung an Land sind zuberücksichtigen. Die Beschrän-kung auf wenige Vorranggebieteerscheint auch unter dem Ge-sichtspunkt der Bündelung derKabeltrassen zwingend.

Für jeden geplanten Wind-park ist von den Betreibern eineumfangreiche Umweltverträg-lichkeitsstudie nach Stand derWissenschaft durchzuführen.Die Ergebnisse der Umweltver-träglichkeitsstudien sind vonunabhängigen Instituten zuprüfen.

Page 10: Betrifft - schleswig-holstein.nabu.de · Betrifft: NATUR Landeseigene Wälder vor dem Ausverkauf? Viel Wind um Windkraft Stechmückenbekämpfung in Schleswig-Holstein? 10 Jahre Freiwilliges

Betrifft: NATUR 3/01

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Die Stechmücken mit ihrenca. 45 in Mitteleuropa vor-

kommenden Arten werden inder Bevölkerung als eher unge-liebte Begleiterscheinung beimBesuch gewässernaher, feuchterGebiete wahrgenommen. Au-und Bruchwälder, Überschwem-mungsflächen von Fließ-, Still-sowie Boddengewässern, Klein-gewässer aller Art (natürlichenund anthropogenen Ursprungsbis hin zur achtlos weggeworfe-nen Konserve mit etwas Was-ser) usw. stellen den Lebens-raum für die Larven dieser Tieredar. Gewöhnlich stechen nurdie Weibchen. Diese müssenBlut saugen, damit ihre Eier rei-fen können. Die Lebenszeit derWeibchen dauert ca. 6 Wochen.Die Männchen leben bedeutendkürzer. Sie ernähren sich nurvon Blütennektar und Wasser.An Sommerabenden tanzenüber den Uferwiesen, vorzugs-weise über erhöhten Punkten(Bäumen, Gebäuden, aber auchden Köpfen von Personen), leisesummend die Stechmücken-schwärme auf und nieder. Beiuns bestehen diese Schwärmeausschließlich aus Männchen,wogegen die Weibchen mei-stens ruhig auf den Blättern derbenachbarten Pflanzenbeständesitzen. Sobald ein paarungsbe-reites Weibchen von der Seite ineinen Schwarm hineinfliegt,stürzen sich gleich mehrereMännchen darauf. Mit einemvon diesen erfolgt die nur weni-ge Sekunden dauernde Paarung.Nach einer Blutmahlzeit erfolgtdie Eiablage auf der Wasser-oberfläche (bis zu 300 Eier

gleichzeitig) oder einzeln aufdem feuchten Boden bzw. aufabgestorbenen Pflanzenteilen inÜberflutungsbereichen. DieLarven bewohnen die Ober-flächenschichten stehender Ge-wässer. Meist hängen die Larvenan der Wasseroberfläche undnehmen Sauerstoff aus der Luftauf. Die Oberlippe hat zwei Sei-tenteile mit langen, weichenBorsten, die dauernd von außennach innen zusammengeschla-gen werden. So erzeugen siezwei Wasserwirbel, die unauf-hörlich frische Nahrung, Algenund organische Teilchen her-beiführen. Die Larven häuten

sich viermal, die sich darausentwickelnden Puppenstadienschweben an der Wasserober-fläche. Schließlich schlüpfendann aus den Puppen die ferti-gen Stechmücken.

»Proteinkeule« gegenStechmücken

In der Ostseegemeinde Hoh-wacht (Kr. Plön) wurde im Jah-re 2001 »zum Schutz der Touri-sten« erstmals in Schleswig-Holstein der Wirkstoff Bti (Ba-cillus thuringiensis israelensis)eingesetzt, um Stechmücken zubekämpfen (siehe Kasten). Aus-gelöst hatten diesen Schrittwohl Beschwerden von Nutzerneiner Freizeitanlage in der Ort-schaft. Angeboten hatte sich fürdiese Bekämpfungsaktion die

Firma »Kommunale Aktionsge-meinschaft zur Bekämpfung derSchnakenplage e.V. (KABS)«aus Süddeutschland, die u.a. mitihren Erfahrungen zur Bekämp-fung der Schnakenplage im Be-reich der Rheinauen werbenkonnte und sich nun in Schles-wig-Holstein einen neuenMarkt erschließen will. Unterder Überschrift »Proteinkeulegegen Mücken« berichtete diePresse (KN v. 14.4.2001) überden erstmaligen Einsatz diesesMittels. Nachfragen des NABUbei den zuständigen Fachbehör-den des Kreises und des Landesergaben keinerlei Erkenntnisseund Erfahrungen über die Aus-wirkungen eines derartigenMitteleinsatzes.

Unter der behördlichen Auf-lage, keinerlei Bekämpfungs-maßnahmen in den gesetzlichgeschützten Gebieten unmittel-bar außerhalb des Ortsgebietesdurchzuführen sowie einengrundsätzlichen Verzicht aufHubschraubereinsätze, wurdendann schließlich per Handappli-kation inner Orts das Mittel ver-sprüht. Auf kritische Zeitungs-berichte des NABU Lütjenburghin, der die Sinnhaftigkeit dieserMaßnahme anzweifelte, aberauch die Auswirkungen einesderartigen Einsatzes auf die Bio-zönose hinterfragte, reagierte dieKABS ebenfalls über die Pressemit den Hinweisen, dass dasMittel selektiv nur aufStechmücken wirke sowie seitJahren erfolgreich in den Rhein-auen eingesetzt werde. Zudemhätten »von Anfang an die Um-weltbehörden und Naturschutz-organisationen der Ausbringungvon Bti in allen relevanten Bio-top-Typen zugestimmt«.

Offenbar hat der HohwachterBti-Einsatz lokal zu einer erheb-licher Reduzierung derStechmückenlarven geführt(»Nach ein paar Tagen zappelteda nichts mehr«), ist aber in sei-ner Ausdehnung viel zu klein-räumig gewesen, um die soforti-ge Wiederbesiedlung zu verhin-dern. So sind dem NABU Über-legungen zu Ohren gekommen,

Neben der »Kormoran-Katastrophe«, der »Rabenvögel-Invasion«,der »Wespen-Plage« und der »Schnecken-Schwemme« haben»sensible« Zeitgenossen nun auch in Schleswig-Holstein ein weite-res unbedingt bekämpfungswürdiges »Ärgernis« ausgemacht: dieStechmücken.

Stechmückenbekämpfung:

Aus der Mücke einen Elefanten machen ...

Unangenehme Begleiterscheinung und »Eintrittskarte« für einenNaturbesuch? Weibchen der Stechmücke benötigen die Blutmahl-zeit für die Eireifung.

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Betrifft: NATUR 3/01

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in der nächsten Zeit Anträge füreine erheblich ausgedehntereBti-Bekämpfung bei den Geneh-migungsbehörden zu stellen.

Stechmücken im Naturhaushalt

Stechmückenlarven stehengrundsätzlich ganz unten an derBasis der Nahrungspyramide.Aufgrund ihrer öfters auftreten-den Massenvermehrungen stel-len Stechmücken gerade hiernicht nur in qualitativer, son-dern auch in quantitativer Hin-sicht (Biomasse) einen nach-weislich hohen Bestandteil desNahrungsspektrums verschie-dener Tierarten dar. Währendder Larvenzeit sind hier vor al-lem räuberische Wasserwanzenund Wassermilben, Wasserkä-fer, Wasserspinnen, Libellenlar-ven, Kleinfische und Jungtierealler Fischarten zu nennen. Soist bekannt, dass eine Rotfederin 12 Stunden über 1000Mückenlarven verzehren kann.Aber selbst Zander und Hechtnehmen Stechmückenlarven als

Nahrung zu sich. Die erwachse-nen Stechmücken sind Beutefür räuberische Wanzen derWasseroberfläche wie Wasser-läufer, für bodenlebende, aufdem Wasser jagende und fürnetzbauende Spinnen, räuberi-sche Fluginsekten wie Libellenund Waffenfliegen, aber auchfür Amphibien (alle Kröten,Frosch- und Molcharten), fürFledermäuse (eine neu zu be-schreibende Art der Gattung Pi-pistrellus erhält den Namen»Mückenfledermaus«) und vorallem für Vögel. Gerade bei derVogelwelt ist das gesamte Spek-trum von Brut- und Nahrungs-gästen in den Feucht- und Kü-stengebieten Schleswig-Hol-steins in diese Nahrungsketteeinzureihen. Vom Teichrohr-sänger ist durch Halsringunter-suchungen aus der Schweiz be-kannt, dass sein Nahrungsspek-trum bis zu 63 % aus Zweiflüg-lern, zu denen die Stechmückengehören, besteht. Davongehören 49 % den Mücken anund immerhin 30 % zu denStechmücken. Gerade für dieVögel ist die Insektennahrung

zur Anlage von Fettdepots fürden Zug ins Winterquartier vonenormer Bedeutung. Dies wur-de z. B. durch Untersuchungender Vogelwarte Radolfzell nach-gewiesen.

Auch bezüglich ihrer Funkti-on für den Gewässerhaushalthaben Stechmückenlarven einegroße Bedeutung. Sie sind vomErnährungstyp her sog. Filtrie-rer. Sie filtrieren ununterbro-chen, auch des nachts, das Was-ser ihres Lebensraumes. Eineeinzige Larve kann dabei proTag bis zu 1 Liter Wasser filternund Algen, Bakterien sowieTier- und Pflanzenteile abbau-en. Dadurch werden erheblicheStoffmengen gebunden, derbenötigte Sauerstoff wird derLuft entnommen. Die Larvensind damit wichtige Zersetzerim Stoffkreislauf und erfülleneine bedeutende gewässeröko-logische Funktion.

NABU gegenStechmücken-bekämpfung

Entgegen der Aussage derKABS haben Natur- und Um-weltschutzverbände sowieFachbehörden in süddeutschenBundesländern (etwa in Baden-Württemberg und Bayern) deut-liche Vorbehalte gegen einen un-differenzierten Einsatz von Btigeäußert. Dabei ist es zu erheb-lich unterschiedlichen Einschät-zungen über die Auswirkungenvon Bti gekommen und diesauch in den Medien sehr kontro-vers diskutiert worden. In Schles-wig-Holstein gibt es keine Erfah-rungen im Umgang mit diesemMittel. Es liegen keinerlei Studi-en oder (Langzeit-) Untersu-chungen zu diesem Thema vor.Insofern traf die Anfrage der Ge-meinde Hohwacht die Natur-schutzbehörden auch völlig un-vorbereitet (»Auf eine solcheIdee ist bisher noch keiner ge-kommen«). Von den Befürwor-tern einer Stechmückenbekämp-fung wird regelmäßig angeführt,dass entsprechende Maßnahmen

ja bereits seit Jahren am Oberr-hein, und auch hier in empfindli-chen naturschutzrelevanten Ge-bieten stattfinden. Die dortige Si-tuation ist nun allerdings mithiesigen Verhältnissen nicht zuvergleichen. Die Bekämpfungder Rheinschnaken am Oberr-hein zwischen Karlsruhe undFreiburg erfolgt hauptsächlich inden Rhein-parallelen Auewäl-dern. Es handelt sich dabei umWeich- und Hartholzauenbe-stände unterschiedlicher Na-turnähe. Generell handelt es sichhierbei um Waldbiotope undnicht um Offenlandbiotope. Inden Auewäldern sind Schilf- undRöhrichtflächen relativ klein-flächig vertreten, genießen je-doch einen hohen Stellenwert fürden Naturschutz. Dementspre-chend sind in allen bisherigenGenehmigungen des dortigenRegierungspräsidiums für Bti-Bekämpfungen durch die KABSgenau diese Schilf- und Röh-richtflächen explizit von einerBekämpfung ausgenommenworden. Zitat aus der Entschei-dung der höheren Naturschutz-behörde: »Die Herausnahme der... Flächen war erforderlich undangemessen, da viele Vogelartenbei der Nahrungssuche zu einemhohen Prozentsatz auf die imSchilf vorkommenden Insekten-arten angewiesen sind. Teilweisehandelt es sich ... auch um Bruts-tätten von Teichrohrsängern so-wie Uferbereiche mit bekanntwichtiger Bedeutung für Libel-len«.

Im Bereich der GemeindeHohwacht liegen außerhalb derOrtslage Hohwacht praktischnur Offenlandflächen vor. Esgrenzen die vom NABU betreu-ten Naturschutzgebiete »Sehlen-dorfer Binnensee« und »Krons-warder« unmittelbar an dieOrtslage Hohwacht, die Natur-schutzgebiete »Kossautal« und»Kleiner Binnensee« liegen imsüdlichen Gemeindegebiet bzw.grenzen westlich an die Gemein-de. Diese Gebiete sind weit über-regional bekannte wichtigeSchutzgebiete in der Hohwach-ter Bucht, welche zudem noch

Bti - was ist das?Das vermeintliche Patentrezept zur Bekämpfung derStechmücken beruht auf dem Einsatz von Bti (Bacillus thurin-giensis israelensis). Der Wirkstoff, ein Peptid, wird von einem imBoden lebenden Bakterium produziert und wurde bereits 1976 inIsrael entdeckt. Aufgrund verschiedener Verordnungen dürfenkeine lebenden Keime zur Bekämpfung in der BundesrepublikDeutschland eingesetzt werden. Daher wird dieses Peptid isoliertund stellt somit das eigentliche organische Insektizid dar. In kri-stalliner Form wird dieses Peptid dann per Handapplikationdurch Versprühen mittels Rückenspritze auf Kleingewässer u.ä.oder mittels Hubschrauber flächendeckend ausgebracht. Als Trä-gersubstanz werden entweder Öl, Eis oder das Granulat selbstverwendet. Die Konzentration des Wirkstoffes wird nach Aussagedes Betreibers entsprechend der Dichte an Stechmückenlarvenim aquatischen Lebensraum bestimmt. Der Bti-Wirkstoff wirdnach Aussagen der Betreiber innerhalb kurzer Zeit abgebaut. DieZielorganismen, die Stechmückenlarven, nehmen das Endotoxin(Peptid + Trägersubstanz) durch ihre Filtriertätigkeit vor-zugsweise an der Gewässeroberfläche auf. Im Darm wird derWirkstoff von bestimmten sog. Rezeptorzellen aufgenommen.Dies führt dann zur Zerstörung der Darmepithelzellen und damitschließlich zum Tod der Larven. Dies kann in Kleingewässern zueinem Ausfall von über 90 % des Bestandes führen (BURMEI-STER 2000: Naturschutzarbeit in Mecklenburg-Vorpommern).

Bti - was ist das?Das vermeintliche Patentrezept zur Bekämpfung derStechmücken beruht auf dem Einsatz von Bti (Bacillus thurin-giensis israelensis). Der Wirkstoff, ein Peptid, wird von einem imBoden lebenden Bakterium produziert und wurde bereits 1976 inIsrael entdeckt. Aufgrund verschiedener Verordnungen dürfenkeine lebenden Keime zur Bekämpfung in der BundesrepublikDeutschland eingesetzt werden. Daher wird das Peptid isoliertund stellt somit das eigentliche organische Insektizid dar. In kri-stalliner Form wird dieses Peptid dann per Handapplikationdurch Versprühen mittels Rückenspritze auf Kleingewässer u.ä.oder mittels Hubschrauber flächendeckend ausgebracht. Als Trä-gersubstanz werden entweder Öl, Eis oder das Granulat selbstverwendet. Die Konzentration des Wirkstoffes wird nach Aussagedes Betreibers entsprechend der Dichte an Stechmückenlarvenim aquatischen Lebensraum bestimmt. Der Bti-Wirkstoff wirdnach Aussagen der Betreiber innerhalb kurzer Zeit abgebaut. DieZielorganismen, die Stechmückenlarven, nehmen das Endotoxin(Peptid + Trägersubstanz) durch ihre Filtriertätigkeit vor-zugsweise an der Gewässeroberfläche auf. Im Darm wird derWirkstoff von bestimmten sog. Rezeptorzellen aufgenommen.Dies führt dann zur Zerstörung der Darmepithelzellen und damitschließlich zum Tod der Larven. Dies kann in Kleingewässern zueinem Ausfall von über 90 % des Bestandes führen (BURMEI-STER 2000: Naturschutzarbeit in Mecklenburg-Vorpommern).

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Betrifft: NATUR 3/01

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eine der Schlüsselstellen für denVogelzug aus dem skandinavi-schen Raum darstellen! Schonaus diesen Gründen verbietetsich ein Bti-Einsatz mit seinennachweislichen Auswirkungen.Wegen der herrschenden Windein dieser direkt an der Ostsee-küste gelegenen Gemeinde sindangedachte Hubschrauberflüge(Verdriftung des Mittels!) zurAusbringung von Bti sehr pro-blematisch und grundsätzlichabzulehnen. Aber auch die Aus-bringung per Hand hat erhebli-che Auswirkungen: Es kommtzur direkten Beeinträchtigungvon Tieren und empfindlichenPflanzengesellschaften der Flach-wasserzonen, der Schilf- undRöhrichtbereiche durch mecha-nische Einwirkungen bei derKartierung der Stechmücken-brutgebiete, bei den erforderli-chen Untersuchungen sowie beiden Bekämpfungsmaßnahmenselbst.

Die Hauptargumente gegeneine Stechmückenbekämpfungaber sind die massiven Eingriffein das ökologische Gleichge-wicht durch die direkte Bekämp-fung der Stechmücken als Gliedin der Nahrungskette und imÖkosystem sowie die Beein-trächtigung weiterer, sehr wich-tiger Begleitorganismen. Leiderist die Wirkung von Bti nicht sospezifisch auf Stechmücken be-

schränkt, wie von der KABS pro-pagiert. Das Insektizid entfaltetseine Wirkung auch bei anderenMückenfamilien, die überhauptnicht blutsaugend sind, z. B. denökologisch ausgesprochen wich-tigen Zuckmücken, so dass manbei Bti durchaus - zumindest be-züglich der Zweiflügler - von ei-nem Breitbandinsektizid redenkann. Aber auch andere Tierar-ten reagieren unmittelbar odermittelbar, z. B. durch Ausfall ih-rer Beutetiere, z. T. erst mitmehrjähriger Verzögerung (z. B.Arten mit mehrjähriger Ent-wicklungszeit). Im Donaugebietwurde Bti sogar gezielt gegenZuckmücken eingesetzt. Dieswurde durch erhebliche Er-höhung der Bti-Dosis erreicht.Nicht unterschätzt werden dür-fen auch die Effekte, die durcheine starke Anreicherung derBti-Trägersubstanzen im Gewäs-ser verursacht werden könnten.

In diesem Zusammenhangsei auch darauf hingewiesen,dass wissenschaftliche Untersu-chungen für viele Stechmü-ckenarten einen »Aktionsradi-us« von bis zu 20 Kilometer (!)nachgewiesen haben. Mit Btistechmückenfrei behandelteFlächen werden somit in kürze-ster Zeit aus benachbartenFlächen bzw. Gebieten wieder-besiedelt, die eintreffendenMücken finden einen weitge-

hend feindfreien Lebensraumvor (diese sind nach der Be-handlung größtenteils abge-wandert oder tot), was anschlie-ßend zu einer wesentlich stär-keren Besiedlung des Gebietesdurch Stechmücken als vor demEinsatz führen kann. Dies lässtbei der Bevölkerung den Wunschnach einer erneuten Bekämpfunglaut werden.

Des weiteren sinken nach dererfolgreichen Bekämpfung Mas-sen von toten Stechmückenlar-ven auf den Gewässerboden, wo-durch sich Algen und Bakterienauch unter anaeroben Bedin-gungen verstärkt vermehren, diedie Leichen nutzen und besie-deln. Diese Insektenmengenwurden durch das Schlüpfen derflugaktiven Mücken aus demGewässer ursprünglich dem Le-bensraum entzogen. Somit istnach der Bekämpfung eine Er-höhung der Nährstoffe in diesenGewässern zu beobachten.

Der NABU Schleswig-Hol-stein lehnt daher den Einsatzvon Bti zur Bekämpfung derStechmücken aus den oben ge-nannten Gründen prinzipiell ab.Die Notwendigkeit einer Stech-mückenbekämpfung, nur weilgerade ein vermeintlich geeigne-tes Mittel »an der Hand« ist, istkaum zu sehen. Hier besteht eineindeutig kommerzielles Interes-se einer Firma, sich mit ihrem

Produkt einen neuen Markt zuerschließen. Ein Bedarf (Anrufeiner Bewohnerin der betroffe-nen Gemeinde: »Mücken hattenwir doch hier schon immer!«)lässt sich nicht erkennen, derökologische Schaden wäre hin-gegen enorm. Die hiesigen Ver-hältnisse lassen sich nicht mitden Bedingungen in den Rhein-auen vergleichen. Der NABU be-fürchtet zudem einen Nachah-mungseffekt: Einmal auf die Ideegebracht, würden z. B. Cam-pingplatz- und Gaststättenbe-treiber, Ferienzentren und anGewässer angrenzende Gemein-den dieses Mittel anfordern undim Namen der Tourismusförde-rung zum Einsatz bringen. Diezu befürchtende Folge einesMasseneinsatzes wäre »eineWolke von Bti« über Schleswig-Holstein - mit nur grob abzuse-henden Folgen für den hiesigenNaturhaushalt und ohne großenNutzen für die Bevölkerung.

Der NABU Schleswig-Hol-stein fordert die Fach- und Ge-nehmigungsbehörden auf, die inSchleswig-Holstein nicht not-wendige Stechmückenbekämp-fung dauerhaft zu unterbinden.Nach dem Motto: »Auch dieMücken und die Wanzengehör’n bei uns zum großenGanzen« (frei nach JohannWolfgang v. Goethe) plädiertder NABU Schleswig-Holsteinzudem für mehr Gelassenheitim Umgang mit unseren Mitge-schöpfen, statt immer gleichvon Plage, Invasion und Kata-strophen zu reden und eineBekämpfung zu fordern.

Dipl. Biol. Carsten PuschDer Autor ist Vorsitzender desNABU Lütjenburg und haupt-amtlicher Leiter der Natur-,Umwelt- und Abfallberatungs-stelle des NABU in Plön.

Frühlingsaspekt im Lebensraum verschiedener Stechmückenarten – Sumpfdotterblumen im feuchtenBruchwald. Bei uns demnächst nur noch mit Bti behandelt zu haben?

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Betrifft: NATUR 3/01

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Rückblickend auf die An-fangsjahre von 1991-1994,

die damals in Schleswig-Hol-stein als Modellphase durchge-führt wurden, sah es zunächstzumindest in bezug auf Finan-zierung und Etablierung desFÖJ nicht nach einem »Erfolgs-modell« aus. Es standen damalsin unserem nördlichsten Bun-desland Gelder für 30 Plätze zurVerfügung, die jeweils zu glei-chen Teilen bundes- und lan-desseitig bereitgestellt wurden.

Mit der Verabschiedung eines»Gesetzes zur Förderung einesFreiwilligen Ökologischen Jah-

res« am 1. September 1993durch den Bundestag wurdendie Teilnehmerinnen und Teil-nehmer des FÖJ denen des Frei-willigen Sozialen Jahres (FSJ)insbesondere hinsichtlich dersozialen Sicherheit (Kindergeld,Rentenversicherung, Waisengeld,Wartesemester usw.) gleichge-stellt. Bedauerlicherweise zogsich die Bundesregierung mit derVerabschiedung dieses Gesetzesjedoch auch aus der weiterenFinanzierung zurück, so dass ei-ne Fortsetzung des FreiwilligenÖkologischen Jahres nunmehrausschließlich durch die einzel-

nen Bundesländer sichergestelltwerden musste. Dies gilt auchheute noch. Lediglich über denBundesjugendplan stehen – un-ter jährlichem Haushaltsvorbe-halt – Mittel für pädagogischeBetreuung und FÖJ-Seminarezur Verfügung.

Wegen der positiven Erfah-rungen mit dem FÖJ beschlossdie schleswig-holsteinische Lan-desregierung am 7. April 1994,das Freiwillige Ökologische Jahrnach Ablauf des Modellversuchsfortzusetzen. Dies gelang nichtzuletzt auch dadurch, dass sichdie Nordelbische Kirche mitjährlich DM 100.000,- und derTrägerschaft für die FÖJ-Ver-waltungsstelle (auf dem Kop-pelsberg in Plön) an der weite-ren Finanzierung beteiligte.

Aufgrund der beschriebenenveränderten Finanzierungsbe-dingungen sank die Zahl derFÖJ-Plätze in Schleswig-Hol-stein im Jahr nach der Modell-phase zunächst auf 24 ab, umdann aber in den Folgejahrenkontinuierlich zunächst auf 50,dann auf 70 und bis heute aufrund 100 Plätze anzusteigen.Damit ist das von der Landesre-

gierung angestrebte Ziel er-reicht. Es bleibt zu hoffen, dassdiese Zahl trotz angespannterHaushaltslage auch für die wei-tere Zukunft Bestand habenwird. Es hat sich im Laufe derJahre gezeigt, dass sowohl sei-tens der Einsatzstellen, als auchseitens der Teilnehmerinnenund Teilnehmer überaus positi-ve Erfahrungen mit dem FÖJgemacht wurden.

Für die beiden Büchener Ein-satzstellen - bis ins Jahr 2000hinein die einzigen im KreisHerzogtum Lauenburg - ist fest-zustellen, dass die FÖJ-Hilfe ausder Arbeit »vor Ort« überhauptnicht mehr wegzudenken ist.Insbesondere große Teile derpraktischen Betreuungsarbeit inden Schutzgebieten (Knickpfle-ge, Entkusselung, Neuanlagevon Biotopen usw.) und diekontinuierlich mögliche Betreu-ung der Kinder- und Jugend-gruppen werden entscheidendvon den Helferinnen des FÖJgetragen.

Über diese in jedem Jahr glei-chermaßen anfallenden Aufga-ben hinaus sind im Laufe derZeit eine große Zahl umweltre-

Am 1. August dieses Jahres konnten wir die 11. Generation desFreiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) bei uns in Büchen be-grüßen, nämlich Maike Brütt (die als Büchenerin den kürzesten»Anreiseweg« unserer bisherigen FÖJ-lerinnen hatte) und AusrinePaplauskaite (mit dem bisher für unsere Einsatzstelle längstenAnreiseweg aus Jonova in Litauen). 10 FÖJ-Generationen - das be-deutet 20 engagierte junge Menschen, die sich jeweils für ein Jahrmit Einsatzbereitschaft und Freude für Natur und Umwelt in un-serer Region eingesetzt haben und ohne deren Arbeit wir vieleDinge, die wir erreichen konnten, nicht geschafft hätten.

Freiwilliges Ökologisches Jahr:

10 Jahre aktiv beim NABU Büchen im Kreis Herzogtum Lauenburg

FÖJ - was ist das?Das Freiwillige Ökologische Jahr FÖJ ist ein ökologisches Bil-dungsjahr, das Schulabgängern praktische Orientierungsmög-lichkeiten im Natur- und Umweltschutz bietet. Es richtet sich anjunge Menschen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren, unabhängigvon ihrer bisherigen schulischen oder beruflichen Ausbildung.Das FÖJ in Schleswig-Holstein dauert 12 Monate mit Beginn am1. August, die Wochenarbeitszeit beträgt 38,5 Stunden bei An-spruch auf 26 Urlaubstage. Mit Taschen-, Wohn- und Verpfle-gungsgeld werden die FÖJ-lerInnen mit knapp 1.000 DM ent-lohnt. Die TeilnehmerInnen sind voll abgesichert in den Sozial-versicherungen und der Berufsunfallversicherung. Die konkreten Tätigkeiten und Aufgaben richten sich nach denGegebenheiten der jeweiligen, mittlerweile rund 100 Einsatzstel-len. Darüber hinaus treffen sich die FÖJ Teilnehmerinnen ausSchleswig-Holstein in fünf über das Jahr verteilten Seminaren zuverschiedenen thematischen Schwerpunkten wie z.B. Ostseeöko-logie, Wattenmeer, Ernährung und Energie.Kontakt: Nordelbisches Jugendpfarramt, FÖJ Betreuungsstelle,Koppelsberg 1, 243061 Plön Fax: 04522-507 181 Email: [email protected], www.oeko-jahr.de

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Antje und Anke, die 3. FÖJ-Generation 1993. Junge Frauen im FÖJsind beim NABU voll emanzipiert und fit selbst im Umgang mit derMotorsäge.

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levanter Einzelprojekte entstan-den, in denen die einzelnen Ge-nerationen je nach Interessen-schwerpunkt eigene Akzente ge-setzt haben, wie z. B.

• Erstellung eines Bestimmungs-büchleins für Kinder überPflanzen und Tiere der Mager-rasen,

• Planung und Durchführungeiner Teichrenaturierung inSchwarzenbek,

• Erarbeitung eines naturkund-lichen Wanderführers für zweiRundwege in Büchen,

• Gestaltung von Informations-tafeln für Ausstellungen, z. B.über den jeweiligen »Vogel desJahres« oder für die »Lauen-burgischen Knicktage«,

• Durchführung von Veranstal-tungen im Rahmen der Ferien-pass-Aktion oder

• naturkundlicher Unterrichts-einheiten im Rahmen schuli-scher Projektwochen.

Aber nicht nur aus der Sichtder Einsatzstellen kommt demFÖJ eine große Bedeutung zu:Aus den Erfahrungsberichtender FÖJ-Teilnehmerinnen wirdimmer wieder der starke positi-ve Einfluss des FÖJ als wichtigeEntwicklungsstufe für die Per-sönlichkeitsbildung deutlich.Insbesondere die Übernahmevon Eigenverantwortung unddie Entwicklung zur Selbstän-digkeit (erstmals z. T. weit von

zu Hause weg, oft eigenständigeTages-, Arbeits- und Verpfle-gungsplanung) wird in dieserHinsicht in den Erfahrungsbe-richten immer wieder von Teil-nehmerinnen hervorgehoben.Aber auch bezüglich der Berufs-wahl spielt das FÖJ eine wichti-ge Rolle für die Entscheidung.

Nachdem die beiden Einsatz-stellen in Büchen in der An-fangszeit die einzigen NABU-Einsatzstellen in Schleswig-Hol-stein waren, sind im Laufe derZeit weitere für den NABU hin-zugekommen, so u. a. in denNatur-, Umwelt und Abfallbe-ratungsstellen des NABU inPlön und Lütjenburg, in denNABU Naturzentren Haseldor-fer Binnenelbe mit Elbvorlandund Katinger Watt, im NABUWasservogelreservat Wallnauund seit diesem Jahr erstmalsauch beim NABU Geesthacht.Es bleibt zu hoffen, dass demFreiwilligen Ökologischen Jahrvon verantwortlicher Seite auchweiterhin größtmögliche Unter-stützung zuteil wird.

Karl-Heinz Weber Vorsitzender NABU Büchen

Für alle, die es noch nicht wis-sen, was wir hier beim NABU

eigentlich tun, können wir ja malein bisschen aus dem Nähkäst-chen plaudern. Wer bisher ge-dacht hat, dass den Männern dasVorrecht für motorbetriebeneGeräte zusteht, der hat sich

mächtig getäuscht. Wir arbeitenhier nämlich viel in Natur-schutzgebieten und da brauchtman einfach eine Motorsäge,sonst schuftet man sich tot.

Unser Hauptarbeitsgebiet istder Büchener Sander, ein Ma-

Hey - ho, wir sind die, von denen keiner weiß, wo sie wirklich her-kommen! Im Klartext: wir haben unser Freiwilliges ÖkologischesJahr FÖJ im Busch von Büchen verbracht. Büchen ist die heimli-che Metropole des Herzogtum Lauenburg. Ach ja, und beinahehätten wir ´s vergessen: »Wir müssen uns ja auch zu erkennen ge-ben!« Wir sind die Chaos-Truppe schlechthin. Auf unseren Wegenzum Arbeitsort haben wir schon zehn Knoten in die Leitplankengemacht, um nichts zu vergessen, aber wir schaffen es doch immerwieder. Na ja, es sind halt so viele Kleinigkeiten, an die man den-ken muss! Übrigens heißen wir Silke und Julia und sind 20 und 19Jahre alt. Silke, also ich, komme aus Stuttgart (»hat sich ihren Dia-lekt aber gut abgewöhnt!«) und Julia, also ich, komme aus Rein-feld (in der Nähe von Lübeck!)

Ausschnitt aus dem Erfahrungs-bericht einer FÖJ-lerin:Ich kann wohl mit Recht behaupten, sehr viel in Sachen Natur-und Umweltschutz mit bekommen zu haben. Wie praktischerNaturschutz aussieht, erfuhr ich sozusagen am eigenen Leibe.Meine Tätigkeiten gaben mir auch Gelegenheit, einen Einblick indie Arbeit verschiedener Behörden, zum Beispiel der UNB [Unte-re Naturschutzbehörde], zu bekommen, zu erleben, wie Natur-und Umweltschutz auf politischer Ebene gehandhabt wird. Ichgehe jetzt mit viel offeneren Augen durch die Welt, bin sensiblergeworden für Probleme, von denen ich vor einem Jahr nichtsahnte. Aber nicht nur fachlich hat mir das FÖJ viel gegeben. Ichhabe neue Kontakte geknüpft, bin selbständiger geworden. MeinFÖJ - es ist keine Angelegenheit, die nun vorbei und zu Ende ist,unter die ich einen Schlussstrich ziehe, um sie zu den Akten zu le-gen. Vielmehr ist es ein neuer Anfang, ein Wegweiser vielleicht.

Erlebnisbericht:

Unser FÖJ in Büchen

Julia (links) und Silke (10. FÖJ-Generation) bei der Verabschiedung.Es ist Tradition beim NABU Büchen, dass alle FÖJlerinnen danndas »Traubenkirschen T-shirt» überreicht bekommen als Dank fürihren heroischen Kampf gegen die Spätblühende Traubenkirscheim NSG Büchener Sander.

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gerrasengebiet, das wir von ei-nem lästigen Pflänzchen befrei-en müssen. Dieses Pflänzchenheißt »Nordamerikanische oderauch Spätblühende Traubenkir-sche« (Wat für ´n Wort, wa?).Die Pflanze verdrängt heimi-sche Pflanzen und breitet sichwie ein Lauffeuer aus.

Wie in so vielen anderen Ein-satzstellen fließt auch bei unspädagogische Arbeit mit ein.Wir haben zwei Umweltkinder-gruppen zu betreuen, die immer»Futter« brauchen. Sprich, wirhaben viel mit der »Kigru«-Pro-grammplanung zu tun. Die Kid-dis sind nicht immer so ganzeinfach, aber wir versuchen siemit Rallyes, Schatzsuchen durchden Wald, Experimentieren undsonstigen Naturforschungen,auf Trab zu halten. Ansonstensind uns hier eigentlich keineGrenzen gesetzt. Wir helfenauch in der Öffentlichkeitsar-beit mit, z. B. sind da Ausstel-lungen zu organisieren oderauch einfach nur Beiträge zu ge-stalten.

Das Jahr hier hat uns echt ge-zeigt, was Selbständigkeit be-deutet. Eigentlich war es dasjetzt auch schon! Ach ja, nichtzu vergessen: Die Seminare wa-ren echte Sahne. Vor allem dasLOVIS Seminar war einsameKlasse. Alle, die mit uns gefah-ren sind, waren ja einfach nurlustig drauf! Die Gruppe war su-per! So, dat soll's von uns ausgewesen ein. Sind wir jetzt imFernsehen?

Julia Krebs, Silke DeichselNABU Teilnehmerinnen desFreiwilligen Ökologischen Jahrs

Nach intensiven innerver-bandlichen Verhandlun-

gen – auch mit dem NABUSchleswig-Holstein – hat sichdas NABU Präsidium für dieFortführung des NABU lnsti-tuts in Bergenhusen entschie-den. Auch der neu bestellte Lei-ter des NABU lnstituts, der re-nommierte Wissenschaftler Dr.Hermann Hötker, war Wunsch-kandidat des NABU Schleswig-Holstein und der Institutsmit-arbeiterinnen und -mitarbeiter.Da neben dem bisherigenSchwerpunkt Weißstorchfor-

schung und Weißstorchschutzweitere Arbeitsschwerpunktevom NABU lnstitut übernom-men wurden, hat die Einrich-tung in Bergenhusen einen neu-en Namen erhalten:NABU lnstitut für VogelschutzGoosstroot 124861 BergenhusenTelefon: 04885 / 570, Fax: 04885 / 583

Das NABU lnstitut ist nichtnur für überregionale Aufgabenzuständig. Es werden auch ger-ne Anfragen von schleswig-hol-steinischen NABU Gruppen be-

arbeitet. Die hervorragendeAusstellung im NABU lnstitutist auf jeden Fall eine Reise nachBergenhusen wert.

Dr. Hermann Hötker ist derneue Leiter des NABU lnstitutsfür Vogelschutz in Bergenhusen.

Hermann Schultz, Landesvor-sitzender des NABU Schleswig-Holstein, zeichnete am 24. Sep-tember 2001 in der Umweltaka-demie in Neumünster diePreisträgerinnen und Preisträ-ger der Aktion »Erlebter Früh-ling 2001« aus.

Die bundesweit erfolgreich-sten Teilnehmer aus Schleswig-Holstein stellt in diesem Jahr dieehemalige Klasse 3 c der Grund-schule Tornesch-Esingen, die mit

ihrer Fledermaus-Collage Bun-dessieger wurden. Die Schülerin-nen und Schüler errangen gleich-zeitig auf Bundesebene den 1.Platz im online-Wettbewerb underhielten auch den Bundes-Son-derpreis »Kunst«.

Den 1. Platz im Landeswett-bewerb belegt die ehem. Klasse5 d der Realschule am Lehm-wohld aus Itzehoe. Platz 2 teilensich die Fledermaus-Gruppeum Michael Tilly-Langethal aus

Erlebter Frühling 2001

NABU lnstitut Bergenhusenunter neuer Leitung

Fahrenkrug bei Bad Segebergund Kristin Kutz / Lea Lehmk-uhl aus Röbel / Eutin. Letzteresind gleichzeitig die bestenschleswig-holsteinischen Ein-zelbewerber. Der 3. Preis gingan die ehem. Klasse 3 a derGrundschule Eichholz in Lü-beck. Den 4. Platz, der als Son-derpreis „Kunst“ vergeben wur-de, errang die ehemalige Klasse4 a der Grundschule Tornesch-Esingen.

Das NABU lnstitut für Vogelschutz ist in einem sanierten Bauernhaus in Bergenhusen untergebracht.

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PREISVERLEIHUNG

Fotos: NABU Archiv / Ludwichowski