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42 43 Between war and peace – Denk‘ mal in Münster Between war and peace – Denk‘ mal in Münster Zwinger Standort Promenade, östlich der Kanalstraße. Inhalt Der Zwinger als Gedenkort ist seit den 60er Jahren im Gespräch. 1969 verhinderten Soldatenverbände die Errichtung eines Mahnmals für „Opfer von Krieg und Ge- walt“. Sie forderten ein „Ehrenmal“. Erst 1985 wurde die erste Gedenktafel am Zwinger angebracht. Nach verschiedenen Anträgen wurde im März 1985 durch die Initiative 8. Mai (DGB, SPD, Jusos, GAL, DKP, kath. und ev. StudentInnengemeinde, AStA, FIM und VVN) im Stadtrat der Antrag gestellt, eine Gedenkta- fel mit dem Text „An dieser Stelle wurden Antifaschisten, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter unter der Naziherr- schaft ermordet. Zum Gedenken an alle Opfer des Hitlerfa- schismus, Mahnung für den Frieden“ aufzustellen. Dieser Antrag wurde nie abgestimmt. Am 8. Mai wurde trotzdem die Gedenktafel im Rahmen einer Gedenkfeier durch die Initiative 8. Mai am Zwinger angebracht. Danach überschlugen sich die Ereignisse: Die Stadt Münster beschließt eine Willensbekundung für eine eigene Gedenktafel. Am 29. Mai wird je- doch ein neuer Antrag der GAL auf Erhalt der Gedenktafel der Initiative 8. Mai abgelehnt. Darauf wird sie im August erst mit blauer Farbe übergos- sen und dann gestohlen. Im September werden die städtische Gedenktafel und eine Ersatz-Ge- denktafel für die gestohlene Gedenktafel der Ini- tiative 8. Mai durch den Hauptausschuss beschlos- sen. Die gestohlene Gedenktafel der Initiative 8. Mai wird prompt ersetzt. Erst im Mai 1986 wird die städtische Gedenktafel angebracht. 1987 wird der Zwinger zur Skulptur im Rahmen der Skulptur-Projekte. Rebecca Horn installiert ihre Skulptur „Das gegenläufige Konzert“: An den Wänden des Zwingers lösen insgesamt 42 Metallhämmer re- gelmäßig ein tickendes Geräusch aus. Zusammen mit aufgestellten ewigen Lichtern soll auf diese Weise eine beklemmende Atmosphäre geschaffen werden. 1989 wird der Zwinger Mahnmal für die „Opfer der Gewalt“. Diese Benennung wurde als „zu verschwommen“ kri- tisiert. Erst im April 2012 wurden die Bronzetafeln am Zwin- ger gestohlen und später durch Steintafeln ersetzt. [Stadt Münster, S. 82]

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Between war and peace – Denk‘ mal in Münster Between war and peace – Denk‘ mal in Münster

Zwinger

Standort

Promenade, östlich der Kanalstraße.

Inhalt

Der Zwinger als Gedenkort ist seit den 60er Jahren im Gespräch. 1969 verhinderten Soldatenverbände die Errichtung eines Mahnmals für „Opfer von Krieg und Ge-walt“. Sie forderten ein „Ehrenmal“. Erst 1985 wurde die erste Gedenktafel am Zwinger angebracht.

Nach verschiedenen Anträgen wurde im März 1985 durch die Initiative 8. Mai (DGB, SPD, Jusos, GAL, DKP, kath. und ev. StudentInnengemeinde, AStA, FIM und VVN) im Stadtrat der Antrag gestellt, eine Gedenkta-fel mit dem Text „An dieser Stelle wurden Antifaschisten, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter unter der Naziherr-schaft ermordet. Zum Gedenken an alle Opfer des Hitlerfa-

schismus, Mahnung für den Frieden“ aufzustellen. Dieser Antrag wurde nie abgestimmt. Am 8. Mai wurde trotzdem die Gedenktafel im Rahmen einer Gedenkfeier durch die Initiative 8. Mai am Zwinger angebracht.

Danach überschlugen sich die Ereignisse: Die Stadt Münster beschließt eine Willensbekundung für eine eigene Gedenktafel. Am 29. Mai wird je-doch ein neuer Antrag der GAL auf Erhalt der Gedenktafel der Initiative 8. Mai abgelehnt. Darauf wird sie im August erst mit blauer Farbe übergos-sen und dann gestohlen. Im September werden die städtische Gedenktafel und eine Ersatz-Ge-denktafel für die gestohlene Gedenktafel der Ini-tiative 8. Mai durch den Hauptausschuss beschlos-sen. Die gestohlene Gedenktafel der Initiative 8. Mai wird prompt ersetzt. Erst im Mai 1986 wird die städtische Gedenktafel angebracht.

1987 wird der Zwinger zur Skulptur im Rahmen der Skulptur-Projekte. Rebecca Horn installiert ihre Skulptur „Das gegenläufige Konzert“: An den Wänden des Zwingers lösen insgesamt 42 Metallhämmer re-gelmäßig ein tickendes Geräusch aus. Zusammen mit aufgestellten ewigen Lichtern soll auf diese Weise eine beklemmende Atmosphäre geschaffen werden. 1989 wird der Zwinger Mahnmal für die „Opfer der Gewalt“. Diese Benennung wurde als „zu verschwommen“ kri-tisiert.

Erst im April 2012 wurden die Bronzetafeln am Zwin-ger gestohlen und später durch Steintafeln ersetzt.

[Stadt Münster, S. 82]