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FUSSBALL – SPORT DER SUPERLATIVE Auch was Unfälle anbelangt FUSSBALL IN DER SCHULE Fairplay gross geschrieben BFU-SICHERHEITS- DELEGIERTE BERATEN Das Stein!-Spektakel in Baden Das bfu-Magazin für Präventionspartner 3/2014

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FUSSBALL – SPORT DER SUPERLATIVE

Auch was Unfälle anbelangt

FUSSBALL IN DER SCHULE

Fairplay gross geschrieben

BFU-SICHERHEITS-DELEGIERTE BERATEN

Das Stein!-Spektakel in Baden

Das bfu-Magazin für Präventionspartner 3/2014

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Fussball bewegtZugegeben, ich gehöre nicht zu den Fans des Spiels mit dem runden Leder. Und doch fasziniert mich das Phänomen Fussball. Das Spiel hat eine lange Tradition, die bis in alte Hochkulturen zurückgeht. Es löst unglaubliche (manchmal auch un ­heim liche) Emotionen aus. Es findet überall auf dem Globus statt, wo sich Gleichgesinnte treffen – im Hinter­hof, auf der Wiese oder im mon­dänen Stadion. Und: Alle akzeptieren die gleichen Spielregeln, weltweit. Wenn sich dieses Einvernehmen nur auch auf andere Lebensbereiche über­tragen liesse!

Fussball bewegt die Welt. Fuss­ball bewegt aber auch die Unfallprä­ventions­Fachleute. Die beliebteste Mann schaftssportart ist nämlich zugleich Spitzenreiter punkto Ver­letzungsrisiko. In dieser Ausgabe lesen Sie, wie sich verschiedene Organisationen gemeinsam engagie­ren, damit weniger Fussballunfälle geschehen.

Ursula Marti

Freizeitunfälle kosten vielEditorial

Jedes Jahr veröffentlicht die bfu die Kosten von Nichtberufsunfällen. In diesem Jahr liegen noch genauere Zah­len vor: Aufgrund einer gross angeleg­ten Befragung bei 15 000 Haushalten erstellte die bfu bereits 2013 eine revi­dierte Hochrechnung der Unfallzah­len. Diese lieferte bessere Aussagen zum Unfallgeschehen der nichtberufs­tätigen Personen in der Schweiz, also vor allem zu Kindern und Senioren.

Mit der revidierten Unfallstatistik konnten nun auch die Kosten genauer

beziffert werden. Die materiellen Kos­ten, also die Kosten für medizinische Behandlung und Produktionsausfall infolge Arbeitsabsenz, betragen jähr­lich 10,5 Milliarden Franken. Für die Berechnung hat die bfu die Firma Eco­plan, das Büro für Forschung und Bera­tung in Wirtschaft und Politik, beauf­tragt. Die Zahlen können nicht mit den Vorjahreszahlen verglichen werden, da sich unter anderem die Berechnungs­methoden und Definitionen geändert haben. tg

imprEssumHerausgeberin: bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung, Hodlerstrasse 5a, CH-3011 Bern, [email protected], www.bfu.ch, Tel. + 41 31 390 22 22 Adressänderungen: [email protected] Redaktion: Ursula Marti (wortreich gmbh), Tom Glanzmann (bfu), Rolf Moning (bfu), Nathalie Wirtner Julmi (bfu) Redaktionsadresse: Ursula Marti, wortreich gmbh, Maulbeerstrasse 14, 3011 Bern, [email protected], Tel. + 41 31 305 55 66 Korrektorat: Hedy Rudolf (bfu) Bildnachweise: Seiten 1, 3: Ueli Känzig / Baspo; Seiten 4, 7, 13 (unten), 16: bfu; Seite 5: Suva; Seiten 6, 8, 9, 10, 11, 14, 15: Iris Andermatt; Seiten 12, 13 (oben): WVS Layout: SRT Kurth & Partner AG, Ittigen Druck: AST & FISCHER AG, Wabern Auflage: Deutsch: 9200, Französisch: 3300, Italienisch: 1100. Das Magazin erscheint vierteljährlich. ISSN 2235-8846 (Print) / ISSN 2235-8854 (PDF).

© Wiedergabe von Artikeln nur mit Genehmigung der Redaktion und unter vollständiger Quellenangabe.

Neu: Serviceseite

Alle in dieser Ausgabe aufgeführten Links und bestellbaren Publikationen

finden Sie auf www.sicherleben.bfu.ch.

EinstiEg

Grafik: KEYSTONE, Quelle: bfu

Unfälle kosten vielDie materiellen Kosten von Unfällen nach Unfallbereich, pro Jahr in der Schweiz

Strassenverkehr

4,2 Mia.

Sport

2,3 Mia.

Haus undFreizeit

4,0 Mia.

Total10,5 Mia.

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sicher leben 3 / 2014 3

Fussball ist die am häufigsten betriebene Spielsportart.

fokus FUSSBALL

gEmEinsamE stratEgiE Fussball, die Sportart mit dem höchsten Verletzungsrisiko, steht weit oben auf der Agenda der Präventionsfachleute. Um die Sicherheit im Fussball zu erhöhen, arbeiten verschiedene Partner Hand in Hand.

Fussball – Sport der Superlative

Risiko, beim «Tschutten» zu verunfal­len, ist fast drei Mal grösser als im Schneesport. Jedes Jahr verletzen sich in der Schweiz rund 80 000 Personen beim Fussballspielen, wobei es sich in 93 % der Fälle nur um leichte Verlet­zungen mit ambulanter Behandlung handelt. Schwere Verletzungen sind mit 2,5 % selten.

Die Verletzungen betreffen meist die unteren Extremitäten. Oft sind es Ver­stauchungen, Zerrungen oder Prellun­gen an Unterschenkel, Fuss und Zehen. Mit zunehmendem Alter häufen sich Knieverletzungen. Überhaupt steigt die Unfallhäufigkeit bis zum Alter von 45 Jahren stetig an, danach nimmt sie ab. Neben den Kindern und Jugendlichen

stellen die Männer bis ins mittlere Alter die grösste Risikogruppe dar. Obwohl immer mehr Mädchen und Frauen Fussball spielen, gehen nur etwa 6 % der Unfälle auf ihr Konto.

Aktive PräventionspartnerDie Zahlen zeigen es: Prävention tut Not. Die Unfallverhütung im Fussball ist für die bfu zu einem Arbeits­schwerpunkt geworden. Mit Suva, Jugend + Sport J + S und dem Schweize­rischen Fussballverband SFV kann die bfu auf aktive Präventionspartner zäh­len, die alle eng vernetzt sind mit den aktiven Sportlerinnen und Sportlern. Es ist dem grossen Engagement dieser Organisationen zu verdanken, dass die

Die WM – und besonders die tolle Leis­tung der Schweizer Nati – begeisterte Jung und Alt und hat einmal mehr gezeigt: Keiner anderen Sportart wie dem Fussball gelingt es, so viele Leute in ihren Bann zu ziehen. Fussball wird aber nicht nur am Fernsehen geschaut, viele kicken auch selber. Mehr als die Hälfte der Schweizer Wohnbevölke­rung spielt Fussball, sei es regelmässig im Verein oder sporadisch im Freun­deskreis.

Höchstes Verletzungsrisiko Fussball ist nicht nur die am häufigsten betriebene Spielsportart, er ist gemäss Unfallstatistik auch die Sportart mit dem höchsten Verletzungsrisiko. Das

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fokus FUSSBALL

Thema Schienbeinschoner. «22 % der Verletzungen entfallen auf Unterschen­kel und Fussgelenk. Wir sind über­zeugt, ein Teil dieser Unfälle wäre ver­meidbar, wenn die Fussballer passende Schienbeinschoner mit integriertem Knöchelschutz tragen würden», so der Experte.

Viele Spieler tragen keine Schoner oder nur solche ohne Knöchelschutz. In den Reglementen der Fussballverbände steht zwar, dass die Spieler Schienbein­schoner tragen müssen, aber nicht wel­cher Art und in welcher Grösse. So kommt es, dass auch Profis oft nur die einfache Ausführung wählen. Das ist fatal, denn sie sind die Vorbilder der jungen Spielerinnen und Spieler. Ein

grosser Fortschritt wäre, wenn Schoner mit Knöchelschutz vorgeschrieben wären. Und möglichst nur noch solche im Handel erhältlich wären, sagt David Kerschbaumer. Der bfu steht noch viel Überzeugungsarbeit bevor.

Ursula Marti

Tipps im bfu-Ratgeber Fussball

www.sicherleben.bfu.ch

Unfallprävention im Vereinsfussball gut verankert ist (siehe Seiten 5 – 7). Für die bfu besonders wichtige Vermittler für sicheren Fussball sind die Schulen. Die bfu stellt ihnen mit dem «Safety Tool» eine praktische Unterrichtshilfe zur Verfügung. Damit können sie den Kindern und Jugendlichen von Anfang an vermitteln, wie diese sicher Fussball spielen und dabei erst noch viel Spass haben (siehe Seiten 8 – 9).

Aktivitäten der bfu«Ergänzend zur Präventionsarbeit unse­rer Partner, engagiert sich die bfu dort, wo noch Lücken bestehen», sagt David Kerschbaumer, bfu­Verantwortlicher für Fussball. Potenzial sieht er etwa beim

Die Risikofaktoren im Fussball

Grossen Einfluss auf eine Verletzung

beim Fussball hat die Verletzungsvor-

geschichte: So haben Fussballer, die

nach einer Verletzung am Fussgelenk

keine Sprunggelenkstütze tragen, ein

deutlich erhöhtes Risiko für eine

weitere Verletzung. Auch mangelnde

Kondition oder koordinative Defizite

sind Risikofaktoren für eine Verlet-

zung. Wird im Kinderfussball der

biologische Reifestatus nicht berück-

sichtigt oder die Trainingslast zu

schnell erhöht, steigt das Risiko für

Verletzungen ebenfalls. Auch fehlende

oder mangelhafte Ausrüstung,

insbesondere Schuhe, kann das Risiko

erhöhen.

In Wettkampfsituationen verletzen

sich deutlich mehr Sportler als im

Training. Entscheidend dabei ist, ob

die Fairplay-Regeln eingehalten und

durch den Schiedsrichter konsequent

durchgesetzt werden.

Fussball wird im Training, in der

Schule, bei Grümpelturnieren oder

in der Freizeit an verschiedensten

Orten und bei sehr unterschiedlichen

Wetterbedingungen praktiziert,

weshalb auch vom Spieluntergrund

und von der Spielfeldumgebung ein

erhöhtes Verletzungsrisiko ausgehen

kann. Durch die Wahl der Ausrüstung,

insbesondere der Schuhe und

Schienbeinschoner, können die Spieler

ihr Verletzungsrisiko reduzieren.

Die Unfallprävention soll über die

Ausbildung der Trainer, die Beratung

und Information zu Ausrüstung und

Sportanlagen sowie über Präventions-

kampagnen erfolgen.

aus: bfu-Sicherheitsdossier Nr. 10 «Unfall-

forschung Sport»Schienbeinschoner mit Knöchelschutz,

von der bfu empfohlen.

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fokus FUSSBALL

Ob bei Grümpelturnieren oder im Fussballclub:

Die Suva kämpft für Fairplay. An vorderster Front

steht Kampagnenleiter Philippe Gassmann.

suva-fussBalltEst Die Suva engagiert sich seit Jahren für sicheres Fussballspielen. Ihr neustes Instrument, ein Online-Fussballtest, zeigt den Spielerinnen und Spielern ihr persönliches Verletzungsrisiko auf und gibt Ratschläge, was sie dagegen tun können.

Persönliche Verhaltenstipps per Handy und Computer

gute Erfahrungen mit dem Risikotest für Schneesport machten. Der Fuss­balltest ist nur eine von verschiedenen Massnahmen, um das Unfallrisiko zu reduzieren. Auch alle übrigen Instru­mente bleiben künftig wichtig.

«Wir zeigen den nutzen der unfallprävention auf.»Philippe Gassmann

Wie bringen Sie die Fussballer dazu, sich hinter den Computer zu setzen und den Test zu machen?Wir machen auf verschiedene Weise auf den Test aufmerksam und zeigen den Nutzen der Unfallprävention im Fuss­ball auf. So können Interessierte den Fussballtest zum Beispiel an unserem Stand an Grümpel­ und Firmenturnie­ren kennenlernen. Zudem legten wir Wert auf spannende Fragen und eine attraktive Gestaltung. Die Spielerinnen und Spieler sollten sich also während des Ausfüllens nicht langweilen. Ein weiterer Pluspunkt: Der Fussballtest kann nicht nur am Computer ausgefüllt werden, sondern auch auf Smartphones – zum Beispiel beim Bus­ oder Zugfahren.

Welche Reaktionen haben Sie seit dem Kampagnenstart im März 2014 erhalten?Die Rückmeldungen waren bisher sehr positiv. Auch die Zahlen sprechen für den Fussballtest: Mit rund 14 000 kom­plett ausgefüllten Tests in nur drei Monaten dürfen wir sehr zufrieden sein. Unsere Arbeit ist damit aber noch nicht

getan. Mit der Integration des Fussball­tests in die Trainerausbildung des Schweizerischen Fussballverbands (SFV) möchten wir dem Fussballtest noch ein­mal einen starken «Schub» geben.

Ursula Marti

Mehr zur Suva-Kampagne

www.sicherleben.bfu.ch

Das Engagement der Suva für siche­res Fussballspielen kommt nicht von ungefähr: Die jährlich rund 45 000 registrierten Fussballunfälle von UVG­Versicherten verursachen den Unfall­versicherern Kosten von rund 160 Millionen Franken. Die Suva arbei­tet deshalb kontinuierlich daran, das Risikobewusstsein der Fussballerinnen und Fussballer zu fördern. Im März dieses Jahres startete sie eine breit ange­legte Präventionskampagne. Im Zent­rum steht der Fussballtest.

Und so funktionierts: Die Spielerin oder der Spieler beantwortet 50 Fragen zu Themen wie Fairplay, Training, Lebensstil oder Ausrüstung. Die Aus­wertung der Antworten zeigt danach, in welchen Bereichen die Person Ver­besserungspotenzial hat und wie sie ihr Verletzungsrisiko reduzieren kann. Die Hinweise werden mit Kurzvideos auf attraktive Art vermittelt. Zudem gibt es zu jeder der sieben Risikodimensionen ein Factsheet mit Informationen und Tipps zur Verhütung von Unfällen. Der Test dauert 15 bis 20 Minuten.

Philippe Gassmann, Kampagnenlei­ter bei der Suva, zum neuen Instrument:

Weshalb fiel die Wahl gerade auf den Online-Test als hauptsächliches Kampagneninstrument?Philippe Gassmann: Der Fussballtest ist ein Instrument, das eine ganzheitliche Risikoanalyse ermöglicht und spezi­fische Tipps gibt. Ausserdem ist der Online­Test auf die mehrheitlich junge Zielgruppe ausgerichtet, die täglich mit digitalen Medien arbeitet. Für den Fussballtest sprach auch, dass wir sehr

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fokus FUSSBALL

Bewusstsein stärken für Fairplay und die richtige AusrüstungtrainErBildung Um das Verletzungsrisiko im Fussball zu minimieren, haben Jugend + Sport, bfu und weitere Partner Präventionsmassnahmen für die Trainerausbildung erarbeitet. Ein Gespräch mit J + S-Fachleiter Bruno Truffer.

Experten bilden ihrerseits Trainer in regionalen Weiterbildungsprogram­men aus.

Was vermitteln Sie in diesen Aus- und Weiterbildungen in Bezug auf die Sicherheit?Ziel ist es, den Gedanken für Fairplay zu unterstreichen und das Bewusstsein für die richtige Ausrüstung zu schärfen. Bei der Ausrüstung sind die passenden

Schuhe ein zentraler Punkt. Je nach Spielunterlage braucht es unterschiedli­che Fussballschuhe. Wichtig ist zudem, dass die Schienbeinschoner die richtige Grösse haben. Oftmals sind sie zu klein und schützen nur einen Teil des Schien­beins. Ich habe selbst sehr positive Erfahrungen mit grösseren Schienbein­schonern gemacht. Sie behindern nicht, sondern geben Sicherheit. Es ist uns ein Anliegen, dass die Trainer und die Spie­

Herr Truffer, Sie sind J + S-Fachleiter Fussball. Welche Aufgaben nehmen Sie in dieser Funktion wahr?Bruno Truffer: Grundsätzlich geht es darum, zusammen mit dem Schweize­rischen Fussballverband (SFV) die Aus­ und Weiterbildung der Fussball­trainer zu organisieren. Wir entwickeln Weiterbildungsprogramme für die ganze Schweiz und bilden unter ande­rem das Expertenkader aus. Diese

Bruno Truffer, J + S-Fachleiter Fussball, bildet auf dem Fussballplatz in Magglingen Experten aus, die später selber Trainer

aus- und weiterbilden. Im Fokus: sicheres Verhalten auf dem Fussballplatz.

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ler selber erkennen, wie wichtig die Prä­ventionsmassnahmen sind und diese umsetzen. So hoffen wir, dass es künf­tig weniger Verletzte auf und neben dem Fussballfeld gibt.

Das klingt sehr sinnvoll. Wie erreichen diese Präventionsmassnahmen die Spieler?Die Massnahmen werden auf verschie­denen Ebenen eingeführt, vor allem über die Trainerausbildung. Die Trai­ner werden für die Sicherheitsregeln sensibilisiert. Im Training vermit teln sie diese an die Spieler weiter, wobei sich einige Empfehlungen auch direkt an die Spieler richten. Die Trainer wer­den zudem für Gefahren ausserhalb des Trainings sensibilisiert. Zum Beispiel rund um Transporte im Mannschafts­bus oder auf gemeinsamen Ausflügen.

Bestimmt ist die Umsetzung der Massnahmen nicht immer einfach. Wo liegen die Schwierigkeiten?Häufig gibt es Vorurteile gegenüber Präventionsmassnahmen. Das sieht man unter anderem bei den Schien­beinschonern. Viele befürchten, dass grosse Schoner sie im Spiel einschrän­

ken. Oft sind es Gewohnheiten, die es zu ändern gilt. Dazu braucht es viel Überzeugungsarbeit. Ähnliches haben wir bereits beim Snowboarden oder Skifahren erlebt. Früher hat kaum jemand einen Helm getragen – heute gilt es als selbstverständlich, weil die Helme modern und lässig aussehen. Gleiches wollen wir bei der Fussball­ausrüstung erreichen.

Wie ist die Zusammenarbeit zwischen J + S und der bfu organisiert?Das Bundesamt für Sport, dem das J + S­Programm unterstellt ist, erhält viel Unterstützung von der bfu in den Bereichen Sicherheit, Unfall und Prä­vention. In einer Gruppe, bestehend aus Vertretern von bfu, SFV, J + S und Suva, haben wir die verschiedenen Prä­ventionsmassnahmen erarbeitet. Von der bfu sitzen uns Leute gegenüber, die sowohl Experten als auch Praktiker im Sport sind. Das ermöglicht eine opti­male Zusammenarbeit.

Interview: Andrea Mattmann

Prävention im Fussball

Um das Unfall- und Verletzungs risiko

zu senken, sind alle Partner im und

um den Fussball gefordert. In der

Trainerbildung von Jugend + Sport

(J + S) und des Schweizerischen

Fussballverbands (SFV) werden die

definierten Präventionsmassnahmen

eingeführt, die die Trainer im Training

anwenden und ihren Spielern weiter-

vermitteln. So können über 1400

Schweizer Fussballvereine mit insge-

samt rund 270 000 Spieler innen und

Spielern erreicht und für sicheres

Verhalten sensibilisiert werden. bfu,

J + S, SFV und Suva haben die Präventi-

onsmassnahmen gemeinsam erarbei-

tet und in einem Sicherheitspapier

festgehalten. Die bfu und J + S planen,

solche Massnahmenlisten auch für die

anderen Aus- und Weiterbildungen in

rund 70 Sportarten von J + S zu

erarbeiten.

Mehr zu Jugend + Sport und Fussball

www.sicherleben.bfu.ch

C

M

Y

CM

MY

CY

CMY

K

SeeYou Poster F4 d 14 V.pdf 1 15.05.14 10:58

Gute Sichtbarkeit auf der Strasse kann

Leben retten. Nachts, bei Dämmerung,

Regen oder Nebel werden Velofah-

rende oder Fussgängerinnen und

Fussgänger schnell übersehen. Darum:

von allen Seiten sichtbar machen – mit

heller Kleidung und Rundum-Reflekto-

ren (z. B. Arm- / Beinband). So ist man

für Fahrzeuglenkende bereits aus 140

Metern Entfernung wahrnehmbar. Mit

dunklen Kleidern und ohne Reflexmate-

rial hingegen erst aus 25 Metern. Aus

dieser Distanz rechtzeitig zu reagieren,

ist für Fahrzeuglenkende praktisch

unmöglich. Die Arbeitsgruppe Sicher-

heit durch Sichtbarkeit sensibilisiert die

verschiedenen Verkehrsteilnehmenden

mit der Aktion «SEE YOU – mach dich

sichtbar» und gibt Tipps, wie diese für

mehr Sicherheit sorgen können. Die

Kampagne startet mit dem «Tag des

Lichts» am 13. November 2014. ck

www.seeyou-info.ch

Einfach gEnial

See you – mach dich sichtbar

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fokus FUSSBALL

«Das Safety Tool hat mich überzeugt»futsal Bei den Schülerinnen der Bezirksschule Gränichen steht Futsal auf dem Programm. Martin Hunziker gestaltet die Sportstunde mithilfe des bfu-Safety-Tools. Dieses beinhaltet eine komplette Lektion und entlastet so die Lehrperson.

licher Fussball. Zudem ist Körperkon­takt im Futsal nicht erlaubt.» Auch die Mannschaften sind kleiner als beim Fussball. Durch die angepassten Regeln soll das Risiko für Verletzungen bei den Schülerinnen und Schülern im Ver­gleich zu Fussball gesenkt werden.

Bevor es losgeht, wärmen sich die Mädchen bei einer ersten Übung auf. Zu zweit spielen sie einen Ball durch mehrere Tore, die aus je zwei Malstäben bestehen. Nach einigen Minuten stoppt

Hunziker die Übung und gibt Anwei­sungen zum Aufstellen von verschiede­nen Übungsposten. Anschliessend teilt er die 18 Mädchen in Gruppen ein.

Gezieltes Passen übenFür die Hälfte der Klasse gehts nun zur Sache, sie dürfen in Dreierteams Futsal spielen. Bevor Martin Hunziker den Match anpfeift, lesen alle die Regeln durch, die an der Hallenwand hängen. Dann spielen zwei der Gruppen in der

«Bitte zieht eure Turnschuhe an, wir wollen keine Verletzten», weist der Sportlehrer Martin Hunziker die Mäd­chen der 8. Klasse der Bezirksschule Gränichen (AG) zu Beginn der Stunde an. Danach erklärt er den Sinn von «Futsal», einer angepassten Form des herkömmlichen Hallenfussballs, und erläutert die Spielregeln: «Das Beson­dere daran ist, dass ein spezieller Ball verwendet wird. Dieser springt weniger hoch und ist weicher als ein herkömm­

Dank kleinen Teams ist der Ballkontakt im Futsal häufig. Körperkontakt ist nicht erlaubt.

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kontakt haben darf, so gibt es kein Gerangel auf dem Feld», meint ein Mäd­chen. «Der Ball ist langsamer als ein normaler Fussball und deshalb einfa­cher zu kontrollieren», findet eine wei­tere Schülerin. Die Regeln seien etwas gewöhnungsbedürftig, aber sobald man diese intus habe, mache das Spielen Spass und sei abwechslungsreich. Gut kommt auch die kleine Mannschafts­grösse an: «Weil wir so wenige auf dem Feld sind, haben wir alle viel mehr Ball­kontakt. Das macht es interessant», freut sich eine Schülerin.

Martin Hunziker hat bereits früher eine ähnliche Variante von Futsal gespielt. Den Futsal­Ball und die bfu­Unterrichtsblätter setzt er aber heute zum ersten Mal ein. «Ich finde Futsal für die Halle sehr geeignet, und zwar für Jungen und Mädchen gleichermas­sen. Der Ball ist einfacher zu kontrollie­ren als beim Fussball und die Schüle­rinnen und Schüler können besser und gezielter zusammen spielen», fasst Hunziker seine Erfahrungen zusam­men. «Kennengelernt habe ich die bfu­Safety­Tools zum Thema Schlitteln. Dort konnte ich die Unterrichtsblätter bereits einsetzen. Auch das Safety Tool zu Futsal hat mich überzeugt und ist sehr wertvoll für meinen Unterricht.»

bfu will Risiken verringernFussball spielen birgt das höchste Ver­letzungsrisiko aller Sportarten. Pro 1000 gespielter Stunden geschehen zwei Unfälle, die mit einem Arztbesuch enden. Um das Risiko von Unfällen und Verletzungen an Schulen zu verringern,

gibt die bfu die Unterrichtsblätter Safety Tools zu verschiedenen Themen heraus. «Ziel ist es, mithilfe dieser praxisnahen Unterlagen den Schulalltag sicherer zu machen. Die Safety Tools können von den Lehrpersonen ohne grossen Auf­wand als Hilfsmittel im Schulsport oder bei Ausflügen eingesetzt werden», sagt David Kerschbaumer, Berater für Sport bei der bfu.

Andrea Mattmann

einen Hallenhälfte gegeneinander Fut­sal, die dritte Gruppe wird jeweils einge­wechselt, sobald ein Tor fällt.

Die Mädchen sind voller Bewegungs­drang. Nur die Regeln bremsen das Spiel am Anfang etwas. Da und dort gibt es Diskussionen, was erlaubt ist und was nicht. Zum Beispiel, ob schon eine kleine Berührung am Arm als Foul gilt. Der Sportlehrer Martin Hunziker erklärt wo nötig.

Währenddessen arbeiten die Mäd­chen der anderen Gruppe an verschiede­nen Posten. Sie führen den Ball im Sla­lom um Malstäbe herum und versuchen so oft wie möglich eine umgekippte Bank zu treffen. Alle Übungen zielen darauf ab, den Ball gezielter spielen zu können und die Spielübersicht zu för­dern. Nach ungefähr einer halben Stunde wechseln die Gruppen – sodass alle zum Futsalspielen kommen.

Kein Gerangel auf dem FeldNeben wenigen kritischen Stimmen überwiegt die Freude am Futsal. «Ich finde es gut, dass man keinen Körper­

Safety Tools für mehr Sicherheit

im Schulalltag

Die bfu-Safety-Tools sind Unter-

richtsblätter für Lehrpersonen, um

Schülerinnen und Schüler für

sicheres Verhalten zu sensibilisieren.

Sie enthalten konkrete Vorschläge

für die Gestaltung einer Lektion,

kopierfähige Arbeitsblätter, Check-

listen und Grafiken.

Mit dem Safety Tool «Fussball»

will die bfu erreichen, dass im

Sportunterricht nach den besonders

auf Fairness ausgerichteten, schul-

spezifischen Futsal-Regeln gespielt

wird. Die Kinder und Jugendlichen

sollen ihre Fertigkeiten im Fussball

verbessern. Sie spielen sowohl

drinnen als auch auf Hartplätzen,

wenn möglich mit einem grössen-

angepassten Futsal-Ball. Dabei

tragen sie Sportschuhe.

Das Safety Tool «Fussball» sowie

alle weiteren Unterrichtsblätter – zu

ingesamt 12 Themen – stehen zum

Download bereit oder können

kostenlos in der gedruckten Version

bestellt werden.

www.safetytool.ch

Sportlehrer Martin Hunziker erklärt,

wie Futsal gespielt wird. Der Ball ist

weicher und langsamer als ein normaler

Fussball.

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fokus FUSSBALL

standpunkt Von Nationalrat Eric Nussbaumer (SP / BL), Kapitän des FC Nationalrat, zum Spiel gegen den FC bfu. Die Freundschaftspartie endete ohne Verletzungen 2 : 2.

bfu auf den Trikots des FC Nationalrat

Stolz spielt er auf, der FC Nationalrat. Dabei ist der Stolz nicht nur mit der

Repräsentanz der Bundesversammlung verbunden. Stolz tragen wir auch das bfu-Logo auf der Brust. Unser Spiel ist weder gehässig noch aggressiv. Denn wir wollen keine Sportverletzungen provo-zieren. Die Freude am Fussball verbindet uns über alle Parteigrenzen hinweg. Jeden Dienstagabend während den Sessi-onen der eidgenössischen Räte treffen wir auf einen anderen Gegner: Kantonspar-lamente, karitative Organisationen, Unternehmen – und alle zwei Jahre auch auf unsere Partnerin, die bfu. Uns als Verlierer nach Hause zu schicken, gelingt nicht vielen. Auch die bfu hat es dieses Jahr nicht geschafft. Es resultierte ein fai-res 2 : 2.

Ist es verantwortungsvoll, dass sich die eher etwas untrainierten Parlamentarie-rinnen und Parlamentarier dem fröhli-chen Fussballspiel zuwenden? Gibt es da nicht sehr viele Verletzungen? Nein, die gibt es nicht, weil wir in aller Regel auf einem vorbildlichen Fairplay-Level spie-len. Natürlich können auch wir die eine oder andere Verletzung nicht ausschlie-ssen, aber es ist doch eher Unfallverhü-tung, was wir gemeinsam betreiben. Wenn man tagelang in Bern in der Ses-sion sitzt, sich kaum bewegt, dann ist ein «bewegtes» Spiel des FC Nationalrat die richtige Gesundheitsprävention und Abwechslung.

Dieses Jahr durften wir im Match gegen die bfu auch einen neuen Knöchel- und Schienbeinschoner ausprobieren. Spie-lerisch veränderte das kaum etwas. Wir benötigten (zu) viele Torchancen, bis unser Stürmer Nationalrat Martin Landolt (BDP / GL) zweimal reüssierte. Am Schluss waren sich alle einig: Es war ein gerechtes und gutes Resultat. Denn die bfu und der FC Nationalrat sind ja eigentlich gute Partner. Und gute Partner brauchen keine Sieger und Verlierer. •

Die beiden Teamkapitäne vor dem Match:

Nationalrat Eric Nussbaumer (links) und Guido Fürer, bfu.

Wenn Fussball,

dann verantwortungsvoll

Die bfu hat sich seriös auf den

Match vorbereitet: Mit speziellen

Trainings, einem sorgfältigen

Aufwärmen vor dem Spiel und der

richtigen Ein stellung. Es hat sich

gelohnt. Niemand trug eine

Verletzung davon und allen

Spielerinnen und Spielern sowie

den Fans beider Teams hat die

Begegnung grossen Spass gemacht.

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sicher leben 3 / 2014 11

nEuE bfu-prÄsEntation Ob Feriengepäck oder Grosseinkauf: Die Ladung im Auto muss richtig verstaut und gesichert sein. Lose Gegenstände können bei einem Aufprall grosse Kräfte entwickeln und Passagiere lebensgefährlich verletzen.

Alles klar im Kofferraum?Ein Angebot für Betriebe

den mit einem Thema auseinander, das sonst in der täglichen Routine unter­geht. «Der Kofferraum wird meist gedankenlos gefüllt nach dem Motto: Erlaubt ist, was Platz hat», sagt Gaby Grau. Was nicht stimmt, denn jedes Auto hat eine maximale Nutzlast.

«Gerade bei einem Grosseinkauf stellt sich oft das Problem ‹Wo bringe ich das bloss alles unter?›. An die Gefah­ren denkt man in diesem Moment nicht,» weiss Gaby Grau. Um zu zeigen, was bei einem Aufprall mit der Ladung geschieht, zeigt sie während der Prä­sentation Videos von Crash­Tests. Diese Bilder wirken, sagen die beiden Kurslei­ter einhellig.

«Die Präsentation eignet sich gut, um Mitarbeitende zu sensibilisieren»,

so das Fazit nach dem ersten mehrtägi­gen Einsatz in einem Betrieb. «In den Gruppen wurde angeregt diskutiert. Ich habe den Eindruck, dass die Leute unsere Tipps gerne entgegennehmen», meint Gaby Grau. Um das erlangte Wis­sen anzuwenden, brauche es ja meist nur eine kleine Änderung der Ladegewohn­heiten und ein paar Hilfsmittel wie eine sehr wirkungsvolle Anti­Rutsch­Matte und einen Zurrgurt. Einen solchen erhalten die Teilnehmenden am Schluss der Präsentation gleich als Geschenk in die Hand gedrückt.

Ursula Marti

Informationen und Anmeldung

[email protected]

Nun ist sie da und kann gebucht wer­den: die neue bfu­Themenpräsentation «Auto beladen – sichern ist sicher». Die Sicherheitsverantwortlichen in den Betrieben können sich freuen, denn die bfu reagiert damit auf einen oft geäus­serten Wunsch. «Bei unseren Besuchen in Betrieben wurden wir immer wieder gefragt, ob wir nicht eine Präsentation zum richtigen Beladen des Autos machen könnten,» sagt bfu­Berater Raphael Burry. «Das Thema interes­siert die Leute, denn viele sind täglich mit dem Auto unterwegs, kaufen ein, transportieren Gegenstände. Und dabei sieht man oftmals abenteuerliche Ladungen», ergänzt seine Kollegin Gaby Grau.

Herzstück der Präsentation ist ein nachgebauter Kofferraum, den Raphael Burry in der Originalgrösse eines Auto­modells eigens für die bfu konstruieren liess. «Das erlaubt uns, bei den Grup­pen­Präsentationen genau aufzuzeigen, worauf es beim Laden ankommt,» sagt der Kursleiter. «Wir zeigen, wie man Getränkeharassen, Koffer usw. sicher platziert und mit einem Gurt festzurrt, damit sie weder nach vorne, hinten noch seitlich verrutschen können.» Das ist wichtig, denn bei einem Aufprall oder einer abrupten Bremsung entwi­ckeln ungesicherte Gegenstände eine enorme Kraft. Nur schon eine herum­fliegende PET­Flasche wird bei einem Aufprall mit 50 km/h zu einem 500 kg schweren Geschoss.

Eindrückliche Crash-TestsWährend der rund 50­minütigen Prä­sentation setzen sich die Teilnehmen­

nEtZWErk BETRIEBE

Bei ihren Präsentationen in Betrieben zeigen Raphael Burry und Gaby Grau

anhand eines nachgebauten Kofferraums, wie man Ladungen sicher verstaut.

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nEtZWErk PARTNER

Bäume fällen ist lebensgefährlichholZErunfÄllE Verschiedene Organisationen appellieren gemeinsam an Waldbesitzer, Holzerarbeiten nur durch Fachpersonen ausführen zu lassen oder einen Holzerkurs zu besuchen.

Der 26. Dezember 1999 wird den Förs­tern und Waldbesitzern immer in Erin­nerung bleiben. Der Sturm Lothar fegte mit Rekordgeschwindigkeiten über die Schweiz, tötete Menschen und hinter­liess immense Schäden. 10 Millionen Bäume wurden umgeworfen, ganze Wälder verwüstet. Doch damit nicht genug: Bei den nachfolgenden Holzer­arbeiten ereigneten sich viele Unfälle. «Mindestens 16 Personen verunglück­ten tödlich bei Aufräumarbeiten im Nachgang zu Lothar», erinnert sich Hanspeter Egloff, Leiter Ausbildung bei Waldwirtschaft Schweiz, des Dach­verbands der Waldeigentümer. Betrof­fen waren vor allem Privatpersonen ohne forstwirtschaftliche Ausbildung.

«oft sind es die partnerinnen, die auf schutzmassnahmen drängen.»Hanspeter Egloff

GemeinschaftskampagneEine Arbeitsgruppe unter der Leitung des Bundesamts für Umwelt BAFU, mit Waldwirtschaft Schweiz WVS, Bera­tungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft BUL und der Suva ging daraufhin den Ursachen dieser Unfälle auf den Grund und erarbeitete eine Präventionskampagne. Die Botschaft ist einfach und klar: Holzerarbeiten lässt man entweder durch eine Fach­person ausführen oder man besucht einen Holzerkurs.

«Es muss allen klar werden: Das Fäl­len von Bäumen, ohne dafür ausgebildet Holzerarbeiten sollen nur von dafür ausge bildeten Personen ausgeführt werden.

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Sicherheit sorgen und auf Schutzmass­nahmen und das Absolvieren eines Kur­ses drängen», erklärt Egloff.

bfu als VermittlerinAuch die bfu engagiert sich für diese Kampagne. Sie hat erhoben, dass sich

in den Jahren 2000 bis 2010 durch­schnittlich mehr als 4800 Unfälle bei der Holzaufbereitung und dem ­trans­port ereigneten. Rolf Winkelmann, Leiter Sicherheitsdelegierte der bfu: «Motorsägen werden in jedem Fach­markt zu günstigen Preisen angeboten. Das erweckt den Eindruck, Holzerar­beiten könnten von jedermann prob­lemlos ausgeführt werden. Hier besteht dringender Aufklärungsbedarf.»

Die bfu nutzt ihre Informationska­näle wie Newsletter, Website oder Pla­kataushang, um auf die grosse Gefahr bei Waldarbeiten aufmerksam zu machen und für die Holzerkurse zu werben.

Ursula Marti

zu sein, ist lebensgefährlich und sollte nicht mehr vorkommen», sagt Hanspe­ter Egloff. Waldwirtschaft Schweiz bietet deshalb in allen Regionen der Schweiz Holzerkurse an. Wichtigstes Ziel der Kampagne ist es, diese Kurse bekannter zu machen und die betroffenen Perso­nen – häufig Landwirte – dafür zu gewinnen. Kein einfaches Unterfangen, wie die bisherige Erfahrung zeigt. Die Arbeitsgruppe fährt deshalb neu eine zusätzliche Strategie: «Wir gelangen auch an die Angehörigen unserer Ziel­gruppe. Denn oft sind es die Partnerin­nen, die sich besonders stark um die

Hanspeter Egloff ist Leiter Ausbildung

beim Dachverband Waldwirtschaft

Schweiz WVS.

Holzerkurse

Lernen Sie, Motorsäge- und Holzer-

arbeiten sicher und effizient auszu-

führen und Unfälle zu vermeiden. In

Motorsägekursen, Holzerkursen und

Rückenkursen wird Ihnen das

not wendige Wissen über Sicherheit

und Gesundheitsschutz vermittelt.

Nach dem Besuch des Kurses sind

Sie in der Lage, sicherer und effizien-

ter zu arbeiten.

Richtige Ausbildung lohnt sich und

verhindert Unfälle! Je nach Inhalt und

Dauer eines Kurses lernen Sie • mit der Motorsäge sicher

umzugehen,• neue Arbeitstechniken und

Werkzeuge kennen, • Arbeitsabläufe einfach, sinnvoll

und sicher auszuführen, • Ihre Motorsäge fachgerecht zu

warten, • die Motorsägekette richtig zu

schärfen.

Mehr zu Kampagne, Informations-

mitteln und Kursdaten:

www.holzerkurse.ch

Auf zur zweiten Saison der Bergwanderkampagne «Bereit für den Berg?»! Gut

ausgerüstet trotzten die Teilnehmenden des Startevents auf dem Rochers-de-Naye

dem misslichen Wetter. Mit dabei auch Nationalrätin Adèle Thorens-Goumaz. Die

Gäste und Medienvertreter wurden über den Bergwander-Check und insbesondere

die verschiedenen Markierungen informiert. nw

www.sicher-bergwandern.ch

frEiZEitkick

Bereit für den Berg?

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nEtZWErk GEMEINDEN

Stein!-Spektakel – schaurig, schön und gut gesichertBadEn Eine Akrobatikvorstellung auf einer Burgruine muss gut geplant sein! Neben Sicherheitsvorkehrungen gilt es, die Auflagen der Denkmalpflege und des Naturschutzes zu beachten. In Baden ist ein solches Projekt gelungen.

Hoch über Baden thront die mittelal­terliche Ruine «Stein». Einst stand dort eine heftig umkämpfte Burg. Spukgestalten und Dämonen sollen darin ihr Unwesen getrieben haben. Die vielen Geschichten und Mythen haben eine Gruppe von Kunst schaf­fenden inspiriert. Akrobatinnen, Feu­erspucker und Schauspieler innen haben ein Theater entwickelt und im Som­mer auf der Ruine aufgeführt: das «Stein!­Spektakel».

Wer sich zwischen Mauerresten, Brückenbogen und Turm bewegen will, braucht trittsicheres Schuhwerk. Ein Sturz über die niedrigen Mäuerchen hinunter in die Badener Altstadt wäre fatal. Ein Spektakel an einem solchen Ort musste deshalb gut geplant werden. Eine Herausforderung waren auch die Bedingungen des Denkmalschutzes: So durften etwa keine Löcher in die Mau­ern gebohrt werden.

Die machbaren Ideen auswählenErika Albert, bfu­Sicherheitsdelegierte und Ansprechperson bei der Gewerbe­polizei Baden, beriet die Artistinnen und Artisten und begleitete das Pro­jekt. Weil das Vorhaben sehr komplex war, zog sie Peter Wihler bei, den bfu­Chef­Sicherheitsdelegierten für die Region Nordostschweiz. «Am Anfang standen verrückte Ideen der Künstler. Wir schauten uns dann gemeinsam an, was von der Sicherheit her möglich war», erzählt Erika Albert. So habe man das Machbare nach und nach her­ausgefiltert. Die Truppe musste bei­spielsweise darauf verzichten, auf einer Steinbrücke ohne Geländer zu tanzen.

Die bfu-Sicherheitsdelegierte Erika Albert beriet die Veranstalter des Spektakels

auf der Burgruine Baden.

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gesichert war, hätte eine Matte ihren Sturz aufgefangen. Eine Tragevorrich­tung, die über einem Abgrund hing, wurde so gebaut, dass sie auch stärke­ren als den eigentlich berechneten Zug­kräften hätte standhalten können. Weil Dübel und Haken verboten waren, wurden spezielle Klammern und Holz­gerüste eingesetzt.

«künstler sind voller ideen. Wir schauten gemeinsam, was von der sicherheit her möglich war.»Erika Albert

Auch das Publikum sollte die Auffüh­rung ohne unnötiges Risiko geniessen. Deshalb war es wichtig, dass der Verpfle­gungsstand an einem sicheren Ort stand. Die Besucherströme wurden zudem so gelenkt, dass die Gäste gefahrlos zu den Schauplätzen gelangen konnten.

Eigenverantwortung bleibtAls zuständige Person bei der Gewerbe­polizei konnte Erika Albert Auflagen machen und als bfu­Sicherheitsdele­

gierte zusätzlich Ratschläge erteilen. Durch ihre Ausbildung bei der bfu sei sie für Sturzgefahren besonders sensi­bilisiert gewesen. «Die Arbeit hingegen mussten die Veranstalter selber leis­ten», stellt Albert klar. Auch für das Budget seien diese zuständig gewesen. «Angesichts der historischen Bausubs­tanz und des speziellen Geländes legten wir Wert darauf, dass ein Ingenieur­büro beigezogen wurde. Auch wenn das Projekt dadurch teurer wurde». Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es aber trotz aller Vorbereitung nicht: «Auf einer Ruine ist es ähnlich wie in einem Wald: Stolpern kann man über­all. Es gilt das Prinzip der Eigenverant­wortung», betont sie.

Sara Ferraro

www.stein-spektakel.ch

Der Feuerspucker wiederum passte sein Programm der empfindlichen Vege­tation an.

Frühzeitige Planung ist das A und ODie Zusammenarbeit habe sehr gut geklappt, vor allem, weil die Truppe rechtzeitig das Gespräch gesucht habe. Das erste Treffen fand fast ein Jahr vor der Uraufführung statt. «Es war auch sehr hilfreich, dass die Künstler den Ort schon kannten. Dadurch wussten sie ungefähr, was auf sie zukommt», führt die bfu­Sicherheitsdelegierte aus. Die Produktionsleiterin und Tuch­Akrobatin Nadja Schneider ist in Baden keine Unbekannte. Sie hatte schon hoch über dem Badener Theaterplatz an einem Tuch geturnt, das an einem Kran befestigt war.

Sicherheit für alleErika Albert beriet die Truppe und erarbeitete Auflagen. Gemeinsam mit Peter Wihler achtete sie beispielsweise darauf, dass bei gefährlichen Kunst­stücken zusätzliche Sicherungen, soge­nannte Redundanzen, vorhanden waren. Hätten sich etwa das Seil und der Klet­tergurt gelöst, mit denen die Akrobatin

Gut gesichert befestigt der Monteur die Installation. Die Tuchakrobatin beim Training.

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kampagnE

Skibindungen einstellen: ein Muss!Das jährliche Einstellen der Skibindungen ist als Präventionsmassnahme zwar nicht so spektakulär wie eine trendige Schutzausrüs­tung, dafür aber sehr wirkungsvoll, um Bein­ und Knieverletzungen zu vermeiden! Es gehört deshalb zwingend zur Vorbereitung auf die neue Wintersaison. Selbst wenn das Körpergewicht gleich geblieben ist, sollten die Einstellungen in einem Sportfachgeschäft mit einem anerkannten Prüfgerät kontrolliert werden. Jeden Winter verletzen sich mehr als

50 000 Personen beim Skifahren – das müsste nicht sein. Bereit für den Saisonstart ist, wer seine Skibindungen rechtzeitig prüfen lässt.

Betriebe können einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit ihrer Mitarbeitenden leisten, wenn sie beispielsweise das Einstellen der Skibindungen finanziell unterstützen. nw

Liste der Fachgeschäfte und weitere

Informationen

www.skibindungseinstellung.bfu.ch

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Die Skivignette – die Bestäti-

gung für richtig eingestellte

Skibindungen