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Bibel und Literatur Das Hohelied Vorlesung am 24.11. 08

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Bibel und Literatur

Das Hohelied

Vorlesung am 24.11. 08

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Canticum canticorum, Hoheslied

Das dritte der Salomo zugeschriebenen Weisheitsbücher.

1Kön 4,32-34: „Und er redete dreitausend Sprüche, und seine Lieder

waren tausendundfünf. Und er redete von Bäumen, von der Zeder auf dem

Libanon bis zum Isop, der aus der Wand wächst. Auch redete er von Vieh, von Vögeln, von Gewürm und von Fischen.

Und es kamen aus allen Völkern, zu hören die Weisheit Salomos, von allen Königen auf Erden, die von seiner Weisheit gehört hatten.“

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Marc Chagall: Das Hohelied III

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• Hld 3, 6 Wer ist die, die heraufgeht aus der Wüste wie ein gerader Rauch, wie ein Geräuch von Myrrhe, Weihrauch und allerlei Gewürzstaub des Krämers?

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• Hld 3, 11 Gehet heraus und schauet an, ihr Töchter Zions, den König Salomo in der Krone, damit ihn seine Mutter gekrönt hat am Tage seiner Hochzeit und am Tage der Freude seines Herzens.

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• Hld 3, 4 Ich halte ihn und will ihn nicht lassen, bis ich ihn bringe in meiner Mutter Haus, in die Kammer der, die mich geboren hat.

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• Hld 3, 5 Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, bei den Rehen oder Hinden auf dem Felde, daß ihr meine Freundin nicht aufweckt noch regt, bis es ihr selbst gefällt.

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• Hld 6, 2 Mein Freund ist mein, und ich bin sein, der unter den Rosen weidet.

• Hld 4, 12-13 Meine Schwester, liebe Braut, du bist ein verschlossener Garten, eine verschlossene Quelle, ein versiegelter Born. Deine Gewächse sind wie ein Lustgarten von Granatäpfeln mit edlen Früchten, Zyperblumen mit Narden,

• Hld 4, 16 Mein Freund komme in seinen Garten und esse von seinen edlen Früchten.

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Mehrfacher Schriftsinn

• Wörtlicher Sinn = Literalsinn

• Übertragener Sinn– Moralischer– Theologischer – Typologischer– Allegorischer (mystischer)

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Martin Opitz: Salomons des Hebreischen Königes Hohes Liedt; in deutsche Gesänge gebracht. Breslau 1627

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Johann Rist: Hertzliches Verlangen Nach dem himlischen Jerusalem und Erzehlung der grossen, unaußsprechlichen Herrligkeit desselben

O Gottes Stadt, O himmlisch Liecht, O grosse Freüd' ohn' Ende, Wenn schaw ich doch dein Angesicht, Wenn küß' ich dir die Hände? Wenn schmeck' ich deine grosse Güte? O Lieb, es brennet mein Gemüte. Ich lig' und seufftze mit Begier, O allerschönste Braut, nach dir.

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• Angelus Silesius (d. i. Johannes Scheffler): Heilige Seelen=Lust oder Geistliche Hirten=Lieder. Breslau 1657. Verm. 1668

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Friedrich Spee: Trutz=Nachtigal. oder Geistliches Poetisch Lustwäldlein. Als noch nie zuvor in Teutscher Spraach auff recht Poetisch gesehen ist. Allen geistlichen, gottliebenden Seelen, und sonderlich der poetischen Kunst gelehrten Liebhabern zur Erquickung. Köln 1649

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Hermann Hugo: Pia Desideria. Antwerpen 1624

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Die gesponß Jesu sucht jhren Bräutigam/

vnd findet jhn auff dem Creutzweg Die reine Sonn zu morgen In sanften haaren blos/Den brand noch trug verborgen In ihrem purpur schosDa gab ich mich zu Felde/ Laut rieffe meinem Schatz/Der vber gold/ vnd gelde Bey mir gefunden platz.

Hhld 3, 1-4 Des Nachts auf meinem Lager suchte

ich, den meine Seele liebt. Ich suchte; aber ich fand ihn nicht.

2Ich will aufstehen und in der Stadt umgehen auf den Gassen und Straßen und suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte; aber ich fand ihn nicht.

3Es fanden mich die Wächter, die in der Stadt umgehen: »Habt ihr nicht gesehen, den meine Seele liebt?«

4Da ich ein wenig an ihnen vorüber war, da fand ich, den meine Seele liebt.

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2. Auff grüner Heyd vnd MattenBey krausem Lorbeerbaum/Ich spreitet mich in Schatten/Sanck ab in süssen traum:Bald wider ich erwachet/Mein JESVM fande da/So lieb- vnd freundtlich lachet/Zu mir tratt aller nah.

3. Er gleich zu mir thät ziehlenMit reinem augenblitz:Auff mich mit hauffen fielenDie Stralen voller hitz:Die pfeil da kamen loffenVon seinen äuglein thewr/So mir das hertz getroffen/Mit bitter-süssem fewr.

4. Von seinen gläser-bogenZu mir mit süssem scheinDie süsse Flämlein flogen/Auß beyden fensterlein.O wee! wan ich der stunden/Wan ich der zeit gedenck/Auß frisch-genetzter wundenIch hertz/ vnd wangen tränck.

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5. Ich dachte sein geniessen/Den ich so lang gesucht/Wen wolt es nicht verdriessen?Von mir er nam die flucht.Er sprang durch feld vnd wisenFrisch fertig wie der windt;Den lauff möcht jhm erkiesen/Ein frisches hirschen-kindt.

6. Ihr töchter keusch/ vnd reine/Von Sion wol bekandt/Zu todt ich mich noch weine/Für lieb/ vnd hertzen-brandt.Nun saget mir in trewen/Wo dan sich finden laß/Der seither mich geht schewenMit je zu starckem paß?

Hld 5, 6-7 Und da ich meinem Freund aufgetan hatte, war er weg und hingegangen. […] Ich suchte ihn, aber ich fand ihn nicht; ich rief, aber er antwortete mir nicht.

Hld 5, 8 Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, findet ihr meinen Freund, so sagt ihm, daß ich vor Liebe krank liege.

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7. Ich aller ort/ vnd plätzenDem jüngling streiche nach/Ach woltet jhr nur schwetzen/Wen weg er schleissen mag?Ach woltet mich nur weisen/Den Pfad mir zeigen an:Nach jhm ich wolte reisen/Durch hoch- vnd niderbaan.

8. Ja du zuvor vermelde/Wer ist der liebste dein?Sag vnß/ von diesem Helde/Sag an/ wer er mag sein.Vns laß den jüngling wissen/Vns mach denselben kund; So dir steht abgerissenIn deinem hertzen wund.

Hhld 5, 9 Was ist dein Freund vor andern Freunden, o du schönste unter den Weibern? Was ist dein Freund vor andern Freunden, daß du uns so beschworen hast?

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9. O Töchter hoch geprisen/Nembt war den liebsten mein/Nach balsam süß/ vnd bisemRiecht jhm der athem fein;Sein haupt auch raucht/ vnd

windetNach Zimmet/ vnd Zibeth:O seelig wer nur findetJESVM von Nazareth.

10. Die Morgenröth erbleichet/Vnd scheinet gleich dem koth/So nur man sie vergleichetGen seine wänglein roth.Sonn/ Mon han jhm entstolenVon seiner stirnen reinAll jhren glantz vnd strolen/Den golt- vnd perlen-schein.

• vgl. Hhld 5, 10-16 • 13Seine Backen sind wie

Würzgärtlein, da Balsamkräuter wachsen. Seine Lippen sind wie Rosen, die von fließender Myrrhe triefen.

• 16Seine Kehle ist süß, und er ist ganz lieblich.

• 10Mein Freund ist weiß und rot, auserkoren unter vielen Tausenden.

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11. Corall/ vnd purpur/ seydenGleich jedes auch erwarbVon seinen lefftzen beydenDie schöne rosenfarb.Ist weiß vnd roth bey-neben/Von rotem trauben-schaum/Den er erpreßt von rebenMit schwärem kelter-baum.

12. Händ/ füß hat er gefarbetIn außgepreßtem wein/In roth hat er verarbetSo weisses helffenbein.Ach zeiget mir die strassen/Sich wo nun Er verhelt;O Gott/ wer möcht vmbfassenDen weis- vnd rothen held!

Vgl. Hld 5, 10-1610Mein Freund ist weiß und rot,

auserkoren unter vielen Tausenden.

14Seine Hände sind wie goldene Ringe, voll Türkise. Sein Leib ist wie reines Elfenbein, mit Saphiren geschmückt.

15Seine Beine sind wie Marmelsäulen, gegründet auf goldenen Füßen. Seine Gestalt ist wie Libanon, auserwählt wie Zedern.

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13. O mägdlein wir dich fragen/Ist er dan roth/ vnd weis?Thut er die farben tragenVon rothem trauben-schweiß?Hat er händ/ füß gefarbetIn außgepreßtem wein?Hat er in roth verarbetSo weisses helffenbein?

14. Wol da dan/ wir dir zeigen/Wer orten er mag sein;Zum Creutzweg thu dich neigen/Dort findest jhn allein.Alda pflegt er zu schwitzenIn rothem kelterhauß/Alda die brünnlein spritzen/Mit sanfft- vnd lindem sauß.

Jes 63, 1-3 1Wer ist der, so von Edom

kommt, mit rötlichen Kleidern von Bozra? der so geschmückt ist in seinen Kleidern und einhertritt in seiner großen Kraft? »Ich bin's, der Gerechtigkeit lehrt und ein Meister ist zu helfen.«

2Warum ist dein Gewand so rotfarben und dein Kleid wie eines Keltertreters?

3»Ich trete die Kelter allein, und ist niemand unter den Völkern mit mir.“

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15. Alda pflegt Er auch brechen.Die rothe röselein:Ob schon die dörner stechen/Sich tröstet Er der pein/O Töchter hoch beflissenSoll ich zum Creutzweg gan?Ja frey dan sollet wissen/Will dapffer tretten an.

16. Gleich ich zum Creutzweg kame/

Gleich rieff dem liebsten mein;Gleich dort ich jhn vernameBezecht in Bitter-wein.Die stirn er hat bestecketMit rothen Blümelein/In händen außgestrecketEr trug zwo Rosen fein.

YsopDornkrone

Wundmale

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17. Den ruch alß ich empfandeVon beyden Rosen rothIm eylen mir geschwande/Bey viel zu süsser noth.Er leinet mich in armen/Mich hälfet ohn verdruß/Vnd freundlich thät erwarmenMit manch- vnd manchem kuß.

18. Die Bäcklein er mir klebetAuff meine wangen beyd/Mich gütlich legt/ vnd hebetAn seine purpur seit.Da gund ich mich erholen/Kam wider zu verstandt/O wee! doch lag in kohlenIn herb- vnd süssem brand.

Hld 2, 6 Seine Linke liegt unter meinem Haupte, und seine Rechte umfängt mich.

Hld 1, 2 Er küsse mich mit dem Kusse seines Mundes

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19. O süssigkeit in peinen!

O pein in süssigkeit!

Alhie doch wil ich leinen

Biß gar in Ewigkeit.

Alhie nun wil ich rasten/

Mit JESV meinem Heldt:

Ade golt/ gelt in kasten/

Ade nun alle welt.

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Philipp von Zesen: Salomons des Ebräischen Königs/ Geistliche Wohl=lust oder Hohes Lied; In Palmen= oder Dattel=reimen/ mit beigefügten neuen/ vom fürtreflichen J. Schopen gesetzten sang=weisen/ auch kurtzen erklährungen des geistlichen verstandes; beides nach art der gespräch=spiele auf öffentlicher schau=burg fürgestellet. Amsterdam 1657

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Else Lasker-Schüler: Sulamith

O, ich lernte an Deinem süßen MundeZu viel der Seligkeiten kennen!Schon fühl ich die Lippen Gabriels Auf meinem Herzen brennen....Und die Nachtwolke trinktMeinen tiefen Cedertraum.O, wie Dein Leben mir winkt! Und ich vergeheMit blühendem HerzeleidUnd verwehe im Weltenraum, In Zeit,

In Ewigkeit,Und meine Seele verglüht in den Abendfarben Jerusalems.

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Exstase

O, ich lernte an Deinem süßen MundeZu viel der Seligkeiten kennen!Schon fühl ich die Lippen Gabriels Auf meinem Herzen brennen....Und die Nachtwolke trinktMeinen tiefen Cedertraum.O, wie Dein Leben mir winkt! Und ich vergeheMit blühendem HerzeleidUnd verwehe im Weltenraum, In Zeit,

In Ewigkeit,Und meine Seele verglüht in den Abendfarben Jerusalems.

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Petrarkistische Merkmale

O, ich lernte an Deinem süßen MundeZu viel der Seligkeiten kennen!Schon fühl ich die Lippen Gabriels Auf meinem Herzen brennen....Und die Nachtwolke trinktMeinen tiefen Cedertraum.O, wie Dein Leben mir winkt! Und ich vergehe LiebestodMit blühendem Herzeleid Oxymoron Und verwehe im Weltenraum, In Zeit,

In Ewigkeit,Und meine Seele verglüht in den Abendfarben Jerusalems.

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Sulamith

O, ich lernte an Deinem süßen MundeZu viel der Seligkeiten kennen!Schon fühl ich die Lippen Gabriels Auf meinem Herzen brennen....Und die Nachtwolke trinktMeinen tiefen Cedertraum.O, wie Dein Leben mir winkt! Und ich vergeheMit blühendem HerzeleidUnd verwehe im Weltenraum, In Zeit,

In Ewigkeit,Und meine Seele verglüht in den Abendfarben Jerusalems.