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Fachartikel „Big Data: Chancen und Herausforderungen für die Unternehmenssteuerung“ Erschienen in: Competence Book – Business Intelligence Seite 52-54 2014 www.horvath-partners.com Walid Mehanna Competence Center Controlling & Finance [email protected]

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Fachartikel

„Big Data: Chancen undHerausforderungen fürdie Unternehmenssteuerung“Erschienen in:Competence Book – Business IntelligenceSeite 52-54 2014

www.horvath-partners.com

Walid Mehanna Competence CenterControlling & Finance

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Big Data: Chancen undHerausforderungen fürdie Unternehmenssteuerung

AUTOR: Walid Mehanna (Horváth & Partners GmbH)

Technologie ist kein Engpass mehr für Big DataDie aktuelle Diskussion um Big Data dreht sich vor allem um Methoden und Technologien, um um-fangreiche Datenmengen aus verschiedensten Quel-len in Echtzeit zu verwalten. Die über viele Jahre dominierenden relationalen Datenbanktechniken waren und sind dafür nur eingeschränkt einsetzbar.

Technologiekonzepte und konkrete Software-lösungen, die das Sortiment der Business-Intelli-gence-Software in Richtung Massendaten kom-plettieren, sind heute hingegen ebenso wie die entsprechenden Infrastrukturen bereits vorhan-den. Sie stellen somit keinen Engpass mehr für er-folgreiche Anwendungsszenarien mit Big Data dar. Wo in der Frühphase der Informationsverarbeitung Gigabytes das Datenvolumen von ERP-Systemen beschrieben, sind die Möglichkeiten heute um 10er-Potenzen gewachsen, so dass nunmehr z.B. auch Massendaten von Sensoren in Echtzeit nutzbar sind.

Chancen existieren in diversen AnwendungsbereichenMit Überwindung dieses technologischen Engpas-ses werden Anwendungen auf Basis von Big Data in den verschiedensten Bereichen eine große Zukunft vorausgesagt. So lassen sich riesige Datenmengen in

Forschung & Entwicklung analysieren und globale Börsen- und Wirtschafts-daten können zeitnah zur Unternehmenssteuerung verfügbar gemacht werden. Individuelle Kundenpräferenzen in Massenmärkten lassen sich in Echtzeit identifizieren und durch die kontinuierliche Erfassung von Sensor-daten wird die Wartung geschäftskritischer Maschinenparks optimiert und die Ausfallzeiten minimiert. Big Data hat das Potenzial alle Bereiche der Un-ternehmen zu durchdringen.

Um Big Data auch für die Unternehmenssteuerung nutzbar zu machen, gilt es, einen weiteren Aspekt von Big Data zu entdecken: den Wert ständig neuer Informationen für das Management von Unternehmen. Heute werden für die Unternehmenssteuerung meist Key Performance Indikatoren (KPIs)

Der Begriff “Big Data” ist in aller Munde. Generell werden darunter große Datenmen-gen verstanden, die aufgrund ihrer strukturellen Vielfalt und massenhaften Verfüg-barkeit für eine rasche Verarbeitung mit klassischen Business-Intelligence-Systemen

nicht geeignet sind. Ihr Potenzial für Unternehmen und deren Steuerung ist jedoch enorm. Was fehlt, sind die konzeptionellen und organisatorischen Voraussetzungen für einen ziel-gerichteten Einsatz. In diesem Beitrag werden die notwendigen Maßnahmen skizziert, um die Chancen von Big Data erfolgreich nutzen zu können.

Das Potenzial ist groß, Voraussetzungen wurden aber vielfach noch nicht geschaffen

Abb. 1: Massendaten als Chance für neue Anwendungen / Quelle: Seidel (2013), S.18

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verwendet. In Werttreibermodellen ver-netzt beschreiben sie die unternehmeri-schen Zusammenhänge. Die Ausprägung und Entwicklung der KPIs im Zeitverlauf dienen als Grundlage für Entscheidun-gen. Big Data kann Methoden und Werk-zeuge liefern, um das Reporting (Was ist passiert?) und Analyse (Warum ist es passiert?) dynamisch zu erweitern. Hin-zu kommen Funktionen wie Monitoring (Was passiert jetzt gerade?), Predictive (Was wird passieren?) und Prescriptive (Was sollte geschehen?).

Notwendige organisatorische Voraus-setzungen schaffenDiese neuen Funktionen können in Kürze in die Controllingprozesse integriert wer-den und erleichtern das Erstellen kurz-fristiger Forecasts und langfristiger Simu-lationen und Szenarien. Entscheidungen können so schneller getroffen werden. Davor müssen die Controller aber noch einige Voraussetzungen schaffen:

1. Starke Governance durch ControllingDezentrale und eventuell widersprüchli-che Big-Data-Analysen bergen das Risi-ko von Fehlentscheidungen mit folgen-schweren Auswirkungen. Daher braucht jedes Unternehmen übergreifende Vorga-ben und eine klare Governance durch das Controlling und eine Festlegung, wie mit Risiken und Chancen umzugehen ist und wie die einzelnen Teile zusammenpassen müssen.

Die Governance umfasst dabei durchge-hend den Datenfluss von den vielfältigen Quellen (Mobile, Cloud, M2M, Social, ...)

bis hin zu den Adressaten (Management, Marketing, HR, Produktion, ...). Passen-de Integrationsmechanismen stellen die Konsistenz der Daten sicher. Eine Or-ganisation der Prozesse hinter Big Data und den darauf aufsetzenden Analysen muss nicht nur die Datensicherheit klä-ren, sondern auch die Berechtigungen für den Zugriff und Veränderung von Daten durch die Adressaten (Datenschutz z.B. im Personalbereich). Bei den Analysen sind u.a. Regelungen bezüglich der Art der Visualisierung und der gewünschten Verknüpfung von Daten zu treffen. Kon-sequente Regelungen in diesen Bereichen verhindern eine Fehlnutzung wie auch den Missbrauch.

2. Modelle der UnternehmenssteuerungFür qualifizierte Entscheidungen müssen die Werttreibermodelle quantifiziert, nu-merisch aufeinander abgestimmt und dy-namisiert werden. Der Finanzbereich der Zukunft wird daher auch Spezialisten be-schäftigen, um Unternehmensmodelle zu definieren, die Ressourcensteuerung opti-mal mit den Anforderungen des Marktes zu verknüpfen, Chancen zu nutzen und die Risiken zu beherrschen.

Wichtige Erfolgsfaktoren für nachhalti-ge Werttreibermodelle sind daten- und faktenbasierte Lessons-learned-Prozes-se, um die Modellqualität kontinuierlich zu verbessern sowie klare Regeln für die Einbeziehung von und den Umgang mit temporären Indikatoren.

3. Personalentwicklung und ChangeMitarbeiter in Controlling und Finanzen

müssen für die Erstellung und Pflege der neuen Unternehmensmodelle qualifi-ziert, Entscheider auf die Nutzung der neuen Methoden vorbereitet werden. Der Umfang und die Bedeutung der Qualifi-zierung sind nicht zu unterschätzen:• Die Manager in Controlling und Fi-

nanzen müssen Strukturen schaffen, die es ermöglichen die Dynamik zu beherrschen

• Der Finanzbereich benötigt Mitar-beiter, die die Unternehmensmodel-le aufbauen und weiterentwickeln. Aufgrund der Dynamik und Kor-relation werden diese Modelle eine Komplexität besitzen, die nur mit spezifischer Ausbildung in quantita-tiven Methoden der „Data Sciences“ beherrschbar sind (Quants).

• Die Manager in den Fachfunktionen können und müssen Entscheidungen wesentlich schneller und – je nach Aufgabengebiet – ggf. auch unter deutlich stärkerer Regulatorik tref-Abb. 2: Notwendige Voraussetzungen für den Erfolg von Big Data

Zum Autor Walid Mehanna:

Dipl.-Inform. Walid Mehanna berät bei Horváth & Partners seit mehr als zehn Jahren namhafte Unternehmen und ist heute Principal Business Intel-ligence im Competence Center Con-trolling & Finanzen. Daneben hält er Vorlesungen an der Universität Stutt-gart.

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fen.• In den Fachbereichen werden Mitar-

beiter mit spezifischen Fähigkeiten benötigt, die entsprechende Erkennt-nisse aus Daten suchen, auswerten und nutzbar machen. Die Data Scien-tists müssen zum Teil auch dezentral in der Organisation integriert sein.

Die erfolgreiche Nutzbarmachung von Big Data beginnt beim AdressatenDer Begriff Big Data lenkt die Aufmerk-samkeit oft auf den Anfang des Gesamt-prozesses, auf die Verfügbarkeit von Da-tenquellen und die Verarbeitbarkeit der Massendaten in Echtzeit. Noch wichtiger ist allerdings der Fokus auf die Adressaten und deren Entscheidungs- und Steue-rungsbedarfe. Idealerweise ergänzen sich im Gegenstrom-Verfahren die datenori-entierte („Wie kann ich bestehende, ver-fügbare Datenquellen nutzbar machen?“)

Abb. 3: Übersicht von Big-Data-basierten Lösungen und deren Governance Quelle: Grafiken tlw. Experton Group 2012

und die bedarfsorientierte Sicht („Welche Anforderungen für Steuerungsinformati-onen haben die Adressaten?“). Für eine schnelle und zugleich nachhal-tige Etablierung von Big-Data-basier-ten Lösungen im Unternehmen sorgen früh erfolgreiche Anwendungen, die als Proof-of-Concept und Leuchttürme die Chancen und den Nutzen des Big-Da-ta-Ansatzes in die Breite der Organisation transportieren können. Zugleich sichert die adressatenorientierte Perspektive, dass die Steuerungsrelevanz der Informa-tionen im Vordergrund steht und Irrwege übermäßiger Daten- und Technikzentrie-rung vermieden werden.

Big Data als Enabler für ein neues Pa-radigma der UnternehmenssteuerungBig Data hat das Potenzial, zu einem echten Paradigmenwechsel in der Unter-nehmenssteuerung beizutragen. Die Un-

ternehmensteuerung kann in Zukunft in allen relevanten Steuerungsdimensionen, wie Kunde, Markt oder Ressourcen, von den Mehrwerten durch Big Data und den damit ermöglichten Anwendungen profi-tieren.

Dafür müssen aber systematisch Voraus-setzungen geschaffen werden. Insofern sind die Herausforderungen von Big Data heute weniger technischer Natur, im Sin-ne der Verfügbarkeit, Qualität und Verar-beitbarkeit von Daten. Die Nutzung und Etablierung von Big Data ist vor allem ein Gestaltungs- und Wandlungsprozess, der eine klare Governance, neue Werttreiber-modelle, eine strukturierte Personalent-wicklung und eine konsequente Lösungs-orientierung ausgehend vom Adressaten umfasst.

„Werden alle notwendigen Voraussetzungen umgesetzt, hat Big Data das Potenzial zu einem echten Paradigmenwechsel in der Unternehmenssteuerung.“ - Walid Mehanna