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Mittwoch / 26. Mai 1999 / Hilo – Laupahoehoe / 28 miles 2h 45 Auf der Insel Hawaii, auch Big Island genannt, fanden wir eine einfache Herberge am Rande von Hilo, das Wild Ginger Inn. Hier an der Ostküste scheint es unaufhörlich zu regnen. Laut einem Reiseführer 285 Tage im Jahr. Wer will schon hier wohnen, fragen wir uns. Und doch scheint diese Gegend Menschen aller Sirten anzuziehen, Hippies, Aussteiger, Rastafaris. Nach der pulsierenden Hektik von Honolulu atmeten wir die friedliche Luft von Hilo ein. Kein Tourist weit und breit und vorallem kein Japaner, die gehetzt mit ihrem Einkaufstüten durch die Strassen jagten. Nein. Ein Rastamann spazierte mit seinem Beachfahrrad gemütlich die Kamehameha Av. entlang. Ein Ladenbesitzer fegte den Sand vor seinem Surfshop und fand Zeit um mit einem Freund zu philosophieren. Die Stadt mit ihren prächtigen Architekturschönheiten aus den 40-er Jahren lud ein zum Easy- Going, Aloha und Fahrradfahren. Wir starteten die erste Veloetappe auf Hawaii in Richtung Nordostküste. Nach wenigen Kilometern fuhren wir flott auf dem Highway 19, mit breiter Fahrradspur und endlich rechts. Wir übernachteten am Laupahoehoe Point, einem County Beach Park. Ein Ort mit trauriger Geschichte. Im Jahr 1946 ertranken eine Klasse mit Lehrer in den Flutwellen eines Tsunamis. Sie wurden überrascht und hatten dazumal keine so ausgeklügelten Warnvorrichtung. Eine solche wurde zehn Meter vor unserem Zelt revidiert. Donnerstag / 27. Mai 1999 / Laupahoehoe – Honokaa / 33 miles, 3h 30 Morgens um 8:00 hatten wir unser Zelt eingepackt und warteten bis der leichte Regen aufhörte. Mit unserer Zeltnachbarin schwatzten wir im Picknickpavillonübers Reisen und die Welt. Ich glaubte sie hatte nach unserem Gespräch eine Ahnung mit wieviel Gepäck man reisen kann. Sie erzählte uns von ihren Expeditionen mit dem voll beladenen Pickup. Im Krämerladen in Paauilo machten wir Rast. Hier trafen wir die Nachfahren portugiesischer Einwanderer, die im letzten Jahrhundert auf den Ranges als Cowboys, im hawaiianischen Paniolas, arbeiteten. Honokaa, das Dorf am Eingang der Waipio Valley, ist eine Mischung ausWesterndorf, Esoterikkommune und Touristenort mit einem Schuss Hawaiiana. Drei Meilen ausserhalb Honokaa alg unser B&B. Wir entluden unsere Räder und pedalten bis zum Waipio Valley Lookout. In diesem wilden Tal, der Mündung des Waipio Stream, leben wenige Bauern, die grosse Taroplantagen bewirten. Diese Pflanze ist im Pazifik weit verbreitet. Zur Zeit als die Inseln besiedelt wurde, galt diese Pflanze als Grundnahrungsmittel. Man verwertete die gesamte Pflanze, den Knollen als eine Art Kartoffel, den Stengel alsKochgemüse und das grosse Blatt schmeckt wie Spinat. Hier, vom Aussichtspunkt des Tales 300 m über dem Talboden gelegen, hatte man einen wunderbaren auf die Talflanken, die teilsweise senkrecht abstürzten. Die einzige Möglichkeit den nordöstlichen Teil der Insel zu erkunden ist eine Fusswanderung über die Felsklippen bis zur benachbarten Keokea Bucht, eine anstrengende 3-Tages-Tour. Freitag / 28. Mai 1999 / Waipio Valley Ausritt / 12 miles, 1h Der velofreie Tag tat gut. Wir ritten ins Waipio Valley, auf einer Talflanke entlang. Ganz velofrei war der Tag dann doch nicht, denn nachdem wir eine halbe Stunde versuchten vor dem B&B ein Auto zu stoppen mussten wir die sechs Meilen schliesslich per Rad bewältigen. Auf „Big Girl“ und „Kona“ trabten wir flott, kosteten einen Bananen-Taro-Cake und trotteten zufrieden und müde zum Stall zurück. Samstag / 29. Mai 1999 / Honokaa - Waimea - Keokea Beach / 46 miles, 4h 30 What a Day! Das Höhenprofil des Tages sah folgendermassen aus: Vom Startpunkt Honokaa auf 300m gelegen pedalten wir über Waimea auf die Kohala Mountains, über 1300m gelegen. Und dann gab es eine rasante Abfahrt zum Keokea Beach am Meer. Waimea, die erste grössere Ortschaft seit Hilo, bestach durch seine herausgeputzten Haciendas. Man spürte, dass hier viel Geld herumlag. Die Hauptbetätigung der Einwohner schienen die Pferde zu sein. Überall stehen Pferdestallungen, man sieht nur Cowboys und zahlreiche Westernshops. Daneben kann man sich in allerlei kuriosen Steakhouses verköstigen. Wir verliessen die Stadt auf dem Highway 290, eine kleine Bergstrasse mit wahrhaft grandiosem Ausblick. An der westlichen Bergflanke schlängelte sich die Asphaltstrasse den Weg Richtung North Kohala Küste. Waimea verschwand immer weiter in der Tiefe, über das hinweg konnte man durch die Wolkendecke den Mauna Kea erblicken. Und ganz schwach reflektierte das Sonnenlicht in den metallenen Teleskopen auf dem Vulkan. Kurz vor der Passhöhe gesellten wir uns zu einer Gruppe Hells Angels auf ihren Harleys. Einige guckten uns schräg an, andere lächelten uns an und gratulierten zum Effort. Die nächsten 15 Meilen ging es den Berg hinunter. Von der Strasse führten kleine Wege an immense Sicherheitstore, Ferienhäuser von irgenwelchen Filmstars und der High Society. Grosse Pferdeherden weideten auf den satten Grashügeln, ab und zu war der Eingan zu so einer Ranch mit einem schmucken Wärterhäsuchen abgesichert. Das flotte Abfahrtstempo reichte gerade aus um

Bike Southwards - Aloha Hawaii - 1999

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Mittwoch / 26. Mai 1999 / Hilo – Laupahoehoe / 28 miles 2h 45 Auf der Insel Hawaii, auch Big Island genannt, fanden wir eine einfache Herberge am Rande von Hilo, das Wild Ginger Inn. Hier an der Ostküste scheint es unaufhörlich zu regnen. Laut einem Reiseführer 285 Tage im Jahr. Wer will schon hier wohnen, fragen wir uns. Und doch scheint diese Gegend Menschen aller Sirten anzuziehen, Hippies, Aussteiger, Rastafaris. Nach der pulsierenden Hektik von Honolulu atmeten wir die friedliche Luft von Hilo ein. Kein Tourist weit und breit und vorallem kein Japaner, die gehetzt mit ihrem Einkaufstüten durch die Strassen jagten. Nein. Ein Rastamann spazierte mit seinem Beachfahrrad gemütlich die Kamehameha Av. entlang. Ein Ladenbesitzer fegte den Sand vor seinem Surfshop und fand Zeit um mit einem Freund zu philosophieren. Die Stadt mit ihren prächtigen Architekturschönheiten aus den 40-er Jahren lud ein zum Easy-Going, Aloha und Fahrradfahren. Wir starteten die erste Veloetappe auf Hawaii in Richtung Nordostküste. Nach wenigen Kilometern fuhren wir flott auf dem Highway 19, mit breiter Fahrradspur und endlich rechts. Wir übernachteten am Laupahoehoe Point, einem County Beach Park. Ein Ort mit trauriger Geschichte. Im Jahr 1946 ertranken eine Klasse mit Lehrer in den Flutwellen eines Tsunamis. Sie wurden überrascht und hatten dazumal keine so ausgeklügelten Warnvorrichtung. Eine solche wurde zehn Meter vor unserem Zelt revidiert. Donnerstag / 27. Mai 1999 / Laupahoehoe – Honokaa / 33 miles, 3h 30 Morgens um 8:00 hatten wir unser Zelt eingepackt und warteten bis der leichte Regen aufhörte. Mit unserer Zeltnachbarin schwatzten wir im Picknickpavillonübers Reisen und die Welt. Ich glaubte sie hatte nach unserem Gespräch eine Ahnung mit wieviel Gepäck man reisen kann. Sie erzählte uns von ihren Expeditionen mit dem voll beladenen Pickup. Im Krämerladen in Paauilo machten wir Rast. Hier trafen wir die Nachfahren portugiesischer Einwanderer, die im letzten Jahrhundert auf den Ranges als Cowboys, im hawaiianischen Paniolas, arbeiteten. Honokaa, das Dorf am Eingang der Waipio Valley, ist eine Mischung ausWesterndorf, Esoterikkommune und Touristenort mit einem Schuss Hawaiiana. Drei Meilen ausserhalb Honokaa alg unser B&B. Wir entluden unsere Räder und pedalten bis zum Waipio Valley Lookout. In diesem wilden Tal, der Mündung des Waipio Stream, leben wenige Bauern, die grosse Taroplantagen bewirten. Diese Pflanze ist im Pazifik weit verbreitet. Zur Zeit als die Inseln besiedelt wurde, galt diese Pflanze als Grundnahrungsmittel. Man verwertete die gesamte Pflanze, den Knollen als eine Art Kartoffel, den Stengel alsKochgemüse und das grosse Blatt schmeckt wie Spinat. Hier, vom Aussichtspunkt des Tales 300 m über dem Talboden gelegen, hatte man einen wunderbaren auf die Talflanken, die teilsweise senkrecht abstürzten. Die einzige Möglichkeit den nordöstlichen Teil der Insel zu erkunden ist eine Fusswanderung über die Felsklippen bis zur benachbarten Keokea Bucht, eine anstrengende 3-Tages-Tour. Freitag / 28. Mai 1999 / Waipio Valley Ausritt / 12 miles, 1h Der velofreie Tag tat gut. Wir ritten ins Waipio Valley, auf einer Talflanke entlang. Ganz velofrei war der Tag dann doch nicht, denn nachdem wir eine halbe Stunde versuchten vor dem B&B ein Auto zu stoppen mussten wir die sechs Meilen schliesslich per Rad bewältigen. Auf „Big Girl“ und „Kona“ trabten wir flott, kosteten einen Bananen-Taro-Cake und trotteten zufrieden und müde zum Stall zurück. Samstag / 29. Mai 1999 / Honokaa - Waimea - Keokea Beach / 46 miles, 4h 30 What a Day! Das Höhenprofil des Tages sah folgendermassen aus: Vom Startpunkt Honokaa auf 300m gelegen pedalten wir über Waimea auf die Kohala Mountains, über 1300m gelegen. Und dann gab es eine rasante Abfahrt zum Keokea Beach am Meer. Waimea, die erste grössere Ortschaft seit Hilo, bestach durch seine herausgeputzten Haciendas. Man spürte, dass hier viel Geld herumlag. Die Hauptbetätigung der Einwohner schienen die Pferde zu sein. Überall stehen Pferdestallungen, man sieht nur Cowboys und zahlreiche Westernshops. Daneben kann man sich in allerlei kuriosen Steakhouses verköstigen. Wir verliessen die Stadt auf dem Highway 290, eine kleine Bergstrasse mit wahrhaft grandiosem Ausblick. An der westlichen Bergflanke schlängelte sich die Asphaltstrasse den Weg Richtung North Kohala Küste. Waimea verschwand immer weiter in der Tiefe, über das hinweg konnte man durch die Wolkendecke den Mauna Kea erblicken. Und ganz schwach reflektierte das Sonnenlicht in den metallenen Teleskopen auf dem Vulkan. Kurz vor der Passhöhe gesellten wir uns zu einer Gruppe Hells Angels auf ihren Harleys. Einige guckten uns schräg an, andere lächelten uns an und gratulierten zum Effort. Die nächsten 15 Meilen ging es den Berg hinunter. Von der Strasse führten kleine Wege an immense Sicherheitstore, Ferienhäuser von irgenwelchen Filmstars und der High Society. Grosse Pferdeherden weideten auf den satten Grashügeln, ab und zu war der Eingan zu so einer Ranch mit einem schmucken Wärterhäsuchen abgesichert. Das flotte Abfahrtstempo reichte gerade aus um

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einen kurzen Blick in die Umgebung zu werfen. Kurz vor der Keokea Beach machten wir halt an einem Früchtestand. Ein freundlicher Typ, dem Aussehen nach italienischer Abstammung - er behauptete er sei chinesischer Herkunft - , hatte eine winzigen Stand aufgebaut. Er bot Orangen, Papayas, Kokosnuss und Zuckerrohr an. Er füllte uns ab mit der ganzen Auswahl an Früchte und deren Kombinationsmöglichkeiten. Für unser Nachtessen gab er uns weitere Papayas und Zitronen mit, “just for the taste” meinte er nur. Der Camping im Keokea Beach County Park war rammelvoll. Wir stellten unser Zelt auf dem Rasen auf, inmitten einer Riesenparty. Die ältere Generation plauderte im Pavillon an den Holztischen. Die Kinder spielten vor unserem Zelt und manch eines machte Bekanntschaft mit unseren Zeltschnüren, oops, da lag wieder eines auf dem Bauch. Die Pubertierenden, eben solche die eine Colabüchse von einer Bierdose unterschieden konnten standen zwischen ihren Pickups und versuchten die etlichen Abfalleimer mit leeren Bierdosen zu füllen. Mitten in diesem Spektakel kochten wir unser Süppchen und beobachteten das Geschehen. Ab und zu torkelte ein Bierdosenentleerer zu den Toiletten. Die Partybesucher fuhren im Auto davon und neu kamen hinzu. Es war schon am Eindunkeln und dann krachte es plötzlich hinter uns. Ein Kreischen, aufgeregte Kinder und dann folgte die Stille. Die vollbesoffene Blonde wollte tatsächlich ihren Wagen nach Hause fahren. Dabei stürzte sie m it dem Auto knapp hinter unserem Zelt eine Böschung hinab. Um 22:00 gingen die Lichter aus, auf jedem folgendem Zeltplatz die gleiche Prozedur. Die Nacht schliefen wir mit einem offenen Auge. Wir wollten ja nicht unter ein Auto geraten. Sonntag / 30. Mai 1999 / Keokea Beach - Spencer Beach / 28 miles, 2h 30 In brütender Hitze furhren wir auf unserer ersten Teilstrecke des Ironman-Triathlons. In Kawaihea stürmten wir ins Restaurant Tres Hombres, ein mexikanisches Spezialitäten-Restaurant mit Quesadillo und Riesensalat. Im Haus standen Surfbretter, Memorabilias aus den Beachboys-Anfängen und allerlei Kitsch. Auf dem Zeltplatz an dem Spencer Beach wurden wir von einem Nachbar mit fritiertem Fisch und Wassermelone verwöhnt. Auf dem Gang zur Toilette quatschte ein Einheimischer Christian an. “Where do you come from?”, “From Switzerland, Europe.It’s in the north”, “How cold is it there?”, “Sometimes below zero degree.”, “Wow, it must be freezing your thing off...”. Montag / 31. Mai 1999 / Spencer Beach - Kailua/Kona / 38 miles, 3h 30 Dienstag / 1. Juni 1999 / Kailua/Kona Wir fuhren heute die zweite Fahrrad-Ironman-Triathlon-Etappe. Man kann sich das so vorstellen, die Teilnehmer des Marathons fahren die Strecke, die wir gestern und heute radelten. Und das erst noch hin und zurück, 129 km(???) lang. Vorher schwimmen sie 12km (?) und nach dem Fahrrad rennen sie die volle Marathonstrecke von 42 km. Die spinnen! Es war die ganze Strecke verdammt heiss. Und der Asphalt und die pechschwarze Lava wirkten da wie ein Reflektor. Wir trafen zum ersten Mal auf Hawaii Velofahrer. Solche auf Rennrädern und welche, die für irgendeinen Triathlon auf schweineteuren Velos tranierten. Ein mitleidender Fahrradfahrer begleitet uns während einer Meile und plaudert ein bisschen. Laut ihm gibt es in Kona einen Veloladen, dessen Besitzer alljährlich in der Schweiz an einem 24-Stunden-Mountainbike-Rennen teilnimmt. Oder der Schweizer Koch im Restaurant mit japanischem Namen, all diese Informationen, von Rad zu Rad kommuniziert. Unser Hotel für die nächsten zwei Tage liegt direkt am Meer. Die Wellen brechen mit lautem Getöse über die Felsen. Vor unserem Balkon surfen die Jungs bereits frühmorgens. Der Hotelpool wird regelmässig mit Meerwasser, das über die Mauer spritzt gefüllt. Ausgehtipps: Huggo’s on the rocks, Thaiküche an der Promenade, Hafensicht aus 2. Stock. Ansonsten ist Kona doch eher was für Gutbetuchte und Beautiful People. Sind diese müde vom Training, so zeigen sie ihren schönen Körper in den unzähligen Strandcafes. Mittwoch / 2. Juni 1999 / Kona - Hookena Beach / 26 miles, 2h 45 Wir verliessen den lebendig-quirrligen Ferienort an einem heissen, sonnigen Morgen. Wieder hiess es etliche Meilen über “rolling hills” zu klettern, diesmal in etwas dichterem Verkehr und auf unkomfortabel engen Strassen. Die Gegend wurde zwar wieder etwas grüner, war aber mit stacheligem Buschwald überwachsen, der eher unangenehm aussah. Vorbei an eng besiedeltem Gebiet (ziemlich hawaiianisch, überall Schrott, Abfall, vorrostete Autobestandteile, kläffende Hunde) zog sich die Strecke, bis die Abzweigung zum Hookena Beach Park auftauchte. Und das hiess wiederum zwei Meilen eine steile Strasse zu Küste hinunterstechen. Was eben nicht so angenehm war, das man im Hinterkopf den unausweichlichen Aufstieg vom nächsten Tag hatte. Der Camping lag direkt am Sandstrand in einer kleinen Bucht, wo tagsüber die verspielten Delfine tanzten. Offenbar ein spiritueller Ort, wenn man die vielen Hippies bedachte, die hier meditierten, schattenboxten und Digiridoos bastelten. Wir machten uns ein Feuer, um Christian von seinem täglichen Stress mit dem Campingkocher zu

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entlasten. Das war ganz schön romantisch. Unsere Kleider, das Zelt, die Schlafsäscke, alles roch nach Rauch. Dann begann es zu regnen und wir zogen uns zurück. Die Nacht blieb feucht und kühl, was uns am nächsten Tag zwang, mal wieder alles feucht einzupacken, diesmal inklusive Sand und einem Tausenfüssler, den wir auf nächster halber Velodistanz aus dem Lebensmittelrucksack befreiten. Donnerstag / 3 Juni 1999 / Hookena Beach - H.O.V.E (Hawaiian Ocean View Estate) / 28 miles, 3h 10 Noch mehr rolling hills. Rauf und runter, wobei beiderlei immer anstrengend blieb, da der Wind in Gegenrichtung blies. Wir waren froh um die kurze Etappe und den Komfort im reservierten B&B: Video à discretion, ein Gratisauto (der Besitzer hatte eine Garage mit Tankstelle) um in s Restaurant zu fahren, ein Hot Tub im Garten, um nachts den Sternenhimmel zu bewundern und eine liebenswürdige Katze, die einem schnurrend zu Füssen lag. Freitag / 4. Juni 1999 / H.O.V.E. - Punaluu Beach / 25 miles, 2h 20 Die letzte kurze Etappe vor dem gefürchteten Vulkanaufstieg. Einige Meilen nach H.O.V.E. fuhren wir endlich wieder auf der langersehnten Abfahrtsstrecke. Urplötzlich öffnet sich vor uns ein grünes Tal mit schönen Bäumen und saftigen Wiesen. Paniola-Land, Cowboy-Dörfer. Die einzige Sehenswürdigkeit in Naahelu liegt in einem von Mark Twain gepflanzten Monkeypod-Tree. Wir nehmen uns Zeit, trinken Tee, schlendern durch den General Store, the Southernmost Supermarket in the United States. In den Läden sind die Gestelle voll mit Highschoolabschluss-Geschenken. Dann weiter zur Blacksandbeach von Punaluu. Eine sanft geschwungene Bucht, gesäumt von hohen Palmen, dahinter eine kleine ruhige Lagune. Am östlichen Ende der Bucht liegen vier, fünf Riesenschildkröten, Green Turtles, mucksmäuschenstill, die sich im warmen Sand sonnen. Das ist natürlich die Touristenattraktion. Und einer nach dem andern rollen die Touristenbusse auf ihrem Rückweg vom Vulkan heran, entladen japanische und amerikanische Menschenmassen, die kreischend und jauchzend zu den majestätisch stillen Schildkröten rennen, sich in Pose werfen um daraufhin filmisch und fotografisch festgehalten zu werden. Wir bauen unser Zelt in einer windgeschützten Ecke mit Blick auf die Lavafelsen und das tobende Meer und geniessen den Nachmittag. Später treffen wir dann Annette und Germar , die beiden Medizinstudenten aus Berlin, wieder an. Zusammen mit einem Päarchen aus Minnesotta verbringen wir den Abend und alle zusammen plaudern wir über vergangene Reiseabenteuer und Wunschziele für die Zukunft. Den ganzen Abend lang tiggern eine Katzenfamilie um und auf unseren Tisch und betteln um Essensreste. Samstag / 5. Juni 1999 / Punaluu Beach – Vulcanos / 33 miles, 5h Kann man sich so etwas vorstellen? Dreissig Meilen, eine lange, gerade Strecke fast ohne Kurven, die von Meereshöe auf 1500m hochführt. Zum ersten Mal seit Tagen ist der Himmel wolkenfrei und wir sehen den Mauna Loa in seiner vollen Grösse. Eine riesige Gesteinsmasse, die sich auf über 4000m erhebt. Sieht eigentlich überhaupt nicht so aus. Alles besteht aus einem sanftem Anstieg, keine zerklüften Täler, Bergspitzen oder so. Ein richtiger Vulkan und noch aktiv obendrein. Die Strecke, die so sanft begann, hat es dann doch in sich. 30 Meilen, das heisst fünf Stunden, fast ohne Schatten beständig hochklettern. Und dann frischt gegen Mittag auch noch der Wind auf und hindert einem fast am Vorwärtskommen. Kleinere Velofahrkrisen entstehen auf dem Weg zum Vulkan. Doch einmal mehr schaffen wir auch dies. Im Visitors Center angekommen fallen wir gleich mal in die Kinosessel und schauen uns ein kleines Spektakel des feuerspukenden Berges an. Einfach monströs und hier gleich um die Ecke zuerleben - zumindestens zeitweise.Auf dem Weg zu unserem Haus - My Island B&B& - in Vulcano machen wir Futterhalt und geniessen Burger und French Fries. Wie immer nach fast menschlichen Anstrengungen ein Riesengenuss. Sonntag / 6. Juni 1999 / Vulcanos Wir hatten es uns in unserem B&B Deckhouse richtig gemütlich gemacht. Gordon Morse, der Besitzer und ehemalige Journalist / Fotograf und heutiger Gelegenheitsreiseführer / wandelndes Touristenlexikon, verpflegte uns zum Frühstück mit Unmengen von Frech Toast, frischen Papayas mit Zitronen und literweise Kaffee und Tee. Um 10:00 wurden wir von unseren deutschen Freunden abgeholt. Wir starteten per Auto zur Rundfahrt um den Vulkan. Um den Hauptkegel führt eine 11 Meilen lange Strasse herum. Man kann an verschiedenen Orten

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in die Caldera, den erloschenen Krater, hinuterschauen. Da, aus riesigen Rissen in der Lavakruste zischt mancherorts Dampf heraus. Ansonsten gestaltet sich die Rundfahrt typisch amerikanisch: Im vollklimatisierten Wagen fährt von Aussichtspunkt zur nächsten Sehenswürdigkeit. Jeder Punkt ist auf Film zu bannen, klick, und dann wieder ins kühle Auto. Der interessante Teil des Ausfluges stand uns bevor. Gestärkt im gestrig getesteten Burgerladen bestiegen wir zu eindunklender Stunde das Fahrzeug. 25 Meilen vom Kraterzentrum entfernt Richtung Meer hinunter bildete sich vor ca. 20 Jahren ein Lavaflus, der bis heute aktiv geblieben ist. Auf der Hinfahrt konnte man die Rauchwolke ausmachen, die die Lava beim Kontakt mit dem Meerwasser erzeugte. Wir bestaunten die frabenprächtigsten Regenbogen. Am Ende der Strasse begannen wir die Wanderung zu Fuss über das Lavafeld, es war mitllerweile 17:30. Wir stiegen mit unsicheren Schritten über die poröse Lava, manche Ströme davon waren wenige Jahre alt und sahen aus wie Beine und Arme irgendeines Wesens. Zu Beginn des Pfades begleiteteten uns Schilder, Wegweiser und Warntafeln. Da stand: Nimm mindestens drei Liter Wasser mit, genügend Lebensmittel, warme Kleider und eine Taschenlampe. Nach einer Stunde wandern sahen wir die ersten leuchtenden Lavaströme, die Sonnen war kurz vorher hinter dem Berg verschwunden. Die Leuchtpunkte erinnerten an Positionslichter in der Abenddämmerung. Je dunkler es wurde, desto stärker strahlte die Lava. Auch unsere Schritte wurden mit zunehmender Dunkelheit kürzer und unsicherer. Es krachte und knackte unter den Füssen und man sah kaum mehr wo man hintrat. In der Dunkelheit konnte man vereinzelte Lavahöhlen ausmachen, manche waren mehrere Meter tief und man sah kaum das Ende. Uns wurde angst und bang, und unsere Unsicherheit zwang uns umzukehren. Schliesslich mussten wir den ganzen Weg zurücklaufen, dies alles bei stockdunkler Nacht über diese tiefschwarzen Lavafelder. Vor uns meinten wir eine Strasse auftauchen, oder täuschten wir uns, hatten wir uns doch noch verlaufen? Und plötzlich erkannten wir in der Ferne die Wegweiser und erleichtert sprangen wir über die letzten erstarrten Lavafelder. Montag / 7. Juni 1999 / Vulcano – Hilo / 29 miles, 1h 45 Wir fahren von unserem Deckhouse im B&B im strömenden Regen die 30mi nach Hilo. In Gedanken waren wir immer noch in unserer Logis: Drei Schlafzimmer, zwei Badezimmer, ein Kamin, eine Küche - so gross wie unser Wohnzimmer - und die Garage - von der Grösse unserer gesamten Wohnung. Hilo. eine Stadt mit vielen Gesichtern. Wir hatten Zeit und surften in einem Ballonladen auf dem Internet. Beiden Kanarienvögeln und dem Ladenbesitzer schien dies alles zu gefallen und wir konnten für eine Spende von drei Dollars unsere E-Mails lesen. Zum Abschluss gingen wir essen ins Restaurant Pesto, das “Star Wars” dann... Die Star Wars Werbung und deren Taco Bell haben uns durch ganz Hawaii begleitet: „Well – second most famous“ “Right after lunch” “Look what I found” “You’re a real colonel?” Dienstag - Donnerstag / 8. - 10. Juni 1999 / Kahului (Maui) Touristen, Japaner, Verkehr, Shopping Malls, Visitor Bureau, die Suche nach dem Brennsprit. Wir hatten für zwei Tage ien Auto gemietet. An der stürmischen Hookipa Beach schauten wir den mutigen Surfern zu, viele konnten bei diesem Wind nicht einmal auf ihre Bretter steigen. Nach etlichen Interviews mit dem Autovermieter, dem Fahrradladenbesitzer und Hotel Reception entschieden wir uns die Insel in Richtung Südküste über Kula in Angriff zu nehmen. Da waren wir sehr gespannt was alle auf uns zukommen würde. Freitag / 11. Juni 1999 / King Kamehameha Day / Kahului- Kula / 20 miles, 3h Die Fahrt begann mit einem furchtbaren Start durch Kahului. Dann folgten einige Meilen auf dem Hana Hwy quer durch die riesigen Zuckerrohrplantagen. Wir fuhren auf dem Haleakela Hwy., vor uns ragte der Vulkan Haleakela in den Himmel. Auf den ersten zehn Meilen bewältigten wir 2500 Fuss Höhe. In Kula endete diese Etappe. Im einzigen Restaurant, dem Cafe 808, speisten wir. Die Küche war voll in den Essbereich integriert. Zwischen Tresen und Kochfläche stand ein Babygitter, in dem ein Bube vergnügt spielte. Wir schauten genussvoll dem Geschehen zu, es war schliesslich Vollbetrieb an diesem Mittag. Die Nacht verbrachten wir im B&B mit George, dem einohrigen, roten Schmusetiger. Samstag / 12. Juni 1999 / Kula - Oheo Gulch / 41 miles, 5h

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What a day! Und wieder der richtige für den heutigen Tag. Wegen dieser Etappe wollten wir die ganze Maui-Tour umorganisieren oder erst gar nie per Rad durchfahren. Da waren wir also auf dem Weg von Kula Richtugn Tedeschi Vineyard. Wir erkletterten weitere 200 Meter bis die zügige Abfahrt an die Südküste begann. Die Strecke verlief an der saftigen, grünen Westseite in die trockene, windige Region am Hang des Vulkans. Die Gegend wurde einsamer, wir sahen nur noch vereinzelt Farmen oder noch seltener begegneten uns Autos. Die Strasse wurde zumehmends schlechter, ein richtiges Flickstück aus Asphalt. Die Strasse schlängelte sich den Berg hinab, es folgten ausgetrocknete Flussmündungen. Immer wieder diese Schüttelstrasse. Bei einem dieser Aufstiege, wir bereits von unseren Fahrrädern abgestiegen und schoben unsere Räder, haltete ein deutscher Autofahrer. Er schauet zum Fenster raus und meinte: “I rrrreally admeirrrr you. I wudnt duuu it...”. Wir: “Yeah, right, neither, do we.”. Bei einer Kirche, nebenan lag ein idyllischer Friedhof umringt mit einem grünen Rasen, füllten wir unsere Wasservorräte auf. Kurz danach frischten wir uns bei einer Tasse Iced Coffee bei Auntie Jane auf. Wir hörten uns die ziemlich blöde Konversation der anderen Besucher mit ihren Broncos und 4WD an. “We saw you on the street, and we thought WOW!” “From where did you started?” “Kula.” “Where is this place’” “Only 25 miles west from here.” “You must taste the burgers.” “We’re not hungry, only thirsty.” “Ah, I see.”. In Oheo Gulch, im Nationalpark gelegen, stellten wir unser Zelt auf. Ein ziemlich lausiger Platz, dafür gratis und mit einer riesigen Badeanlage bei den Wasserfällen. Da hatte es zig natürliche Wasserpools, die zu einem angenehmen, erfrischenden Bad einluden. Sonntag / 13. Juni 1999 / Oheo Gulch – Waianapanapa / 16 miles, 2h Da wir an diesem Tag eine kürzere Etappe vor uns hatten, entschieden wir den Tag erst mal gemütlich zu beginnen. Wir nahmen ein Morgenbad in einem der sieben Pools. Voll erfrischt und zu neuen Taten bereit radelten wir gen Hana. Die Gegend hier wurde zunehmend grüner, Plantagenfelder säumten die Strasse. In Hana angekommen verliebten wir uns sofort in dieses Dorf. Man spürte, dass hier das Hawaiiana gelebt wird. Es hatte angenehm wenig Touristen und auf dem Community Center fand ein grosses Baseballturnier statt. Wir entschieden uns weiter zum Nationalparkvon Waianapanapa zu fahren. Eine recht unfreundliche, für Hawaii untypische, Parkrangerin machte uns klar, dass wir ohne Bewilligung nicht auf dem Zeltplatz übernachten dürfen. Wir versuchten es auf die naive Art, ohne Erfolg. Ziemlich enttäuscht von der Engstirnigkeit fanden wir keine fünf Minuten in einem B&B ein hübsche Unterkunft. Wir hatten noch Zeit um uns in einem kristallklaren Wasserpool im Nationalpark zu erfrischen, unverhofft wurden wir von einer mexikanischen Familie auf Video gebannt. Montag / 14. Juni 1999 / Waianapanapa – Keanae / 19 miles, 2h Der erste Teil des berühmten Hana-Highways erlebten wir in morgendlicher Frische. Ohne Touristen, ja fast gänzlich ohne Autoverkehr, radelten wir durch einen schattenspendenden, immergrünen Urwald. Vorbei an unzähligen Fruchtständen, die Mangos, Papayas, Bananen, Orangen und paradiesisch blühende Strelizien und Gingerblüten zum Kauf anboten. In einem netten “Buschcafe” machten wir Pause. Dann ging es weiter, zum Teil recht anstrengend bergauf, doch die Ausblicke auf Berge und Täler, auf den stahlblauen Pazifik, auf besiedelte Halbinselchen und saftige Tarofelder machten dies alles wett. Gegen Mittag, schon eher etwas aufgehitzt, erreichten wir Kenae und den Y.M.C.A. Camp. Dieser lag allerdings direkt an der Baustelle, wo sie den regenverwaschenen Teil des Hana Hwy. reparierten. Was uns trotz einsamen Campingerlebnis einen recht lärmigen und staubigen Nachmittag bescherte. Dann frassen uns zum Nachtessen auch noch die Mosquitos und zwangen uns zu früher Nachtruhe. Dienstag / 15. Juni 1999 / Keanae – Haiku / 22 miles, 2h 30 Kurz nachdem sie die Strasse für den Verkehr wieder geöffnet hatten (wegen der Baustelle war der Hwy. von 06:00 - 08:30 und 11:00 - 15:00 geschlossen), machten wir uns auf den Weg. Im bekannten Stil kletterten wir die Hügel hoch um dann auf einer steilen Schussfahrt das Ende eines tiefen, feuchten und saftgrünen Gulches zu erreichen und das Ganze wieder von vorne zu beginnen. Ganz schön anstrengend. Und bald schon begegneten uns haufenweise Touristen, die eben morgens in ihren klimatisierten Hotels in Kihei oder Kaanapali losfuhren - in ihrem vollklimatisierten Autos - uns auf dem engen und kurvigen Hana-Hwy, endlich mal etwas Thrill udn Action zu erleben. Uns nervte das eher und der beständige Gegenverkehr und das unsichere Fahren auf der oft einspurig passierbaren Strasse. Die Toruistenattraktionen (erkenntlich an den grossen Parkplätzen und den Toilettenhäuschen) liessen wir allesamt aus und strampelten trotz grosser Hitze uns anspruchsvollem Terrain tapfer weiter bis nach Haiku.

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Christine war entnervt und zweifelte daran, ob wir das für den nächsten Tag geplante Downhillabenteuer wirklich realisieren können. Mittwoch / 16. Juni 1999 / Haleakela Downhill Race Heute hiess es um halb drei - 02:30 - erst mal 4 ½ Meilen von unserer Unterkunft zum Veloladen (Haiku Bike Co.) zu radeln (stockdunkel, kühles Windchen, Sternenhimmel und kläffende Hunde hinter jedem Gartentor). Doch zusammen mit 25 anderen Verzweifelten in drei Busse, beladen mit Velos, gesteckt zu werden und anschliessend im ersten Morgengrauen auf einen 2800m hohen Vulkan geschleppt zu werden. Tim, unser Tourchef, plapperte unentwegen, trotz halbtoter Besatzung, und schafft es halbwegs uns wach auf den Berg zu kriegen. Es ist bitterkalt, sternenklar, dann die ersten Schimmer am Horizont. Vor uns öffnet sich ein Weitblick über See und Inselwelt. In der Ferne, über den Wolken, erheben sich mächtig Mauna Loa, Mauna Kea auf Big Island. Auf der anderen Seite schauen wir runter nach Kahului zu den schroffen Hügeln Westmauis. Die Sonne erhebt sich. Strahlend, golden. Sie blendet uns, schickt erste wärmende Strahlen auf unseren klammen Finger, die tiefgefrorenen Füsse. Oh what a day! What a beginning! Tim ruft uns, schickt uns los, da er uns trotz fehlender Parkbewilligung erlaubt, direkt von unserem Aussichtspunkt downhill zu radeln (der Rest der Gruppe startet ca. 1500 Fuss weiter unten, ausserhalb der Natioanlparkes). So versuchen wir diese einmalige Morgenstimmung in einer ersten Schussfahrt zu geniessen. Irgendwie erinnert uns das alles ans Skifahren: Die Kälte, die Frische, die Ruhe und die Geschwindigkeit. Fast fliegen wir den Vulkan runter. Nur die beissende Kälte zwingt uns zwischendurch zu stoppen, nach Luft zu schnappen, die steifen Finger zu biegen. Auf halber Höhe, in der Kula Lodge, gibt es einen Früstückshalt. Zusammen mit Dutzend anderen Radlern notabene, die Grüppchen für Grüppchen, den Berg runter tropfen. Doch die Pancakes schmecken einmalig, der Kaffee wärmt die tiefgefrorenen Gedärme, und mit einem grandiosen Weitblick über Maui beginnt der Tag so richtig. Donnerstag / 17. Juni 1999 / Haiku – Kahului / 18 miles, 1h 20 Freitag - Samstag / 18. - 19.Juni 1999 / Kahului – Lahaina / 40 miles, 4h Diese Etape hatten wir in Gedanken schon hundertmal durchfahren. Die Täler, die Berghöhen. Kurz ausserhalb der Hauptstadt Kahului wurde alles schnell ländlich. Die Gockel wanderten in den Gärten herum. Die Strasse um Westmaui steigte auf 300m. Hier ist der Cowboy König, an jeder Kurve weiste ein Eingangschild auf eine noch grössere Ranch hin. Mit Ausnahme der paar Strassenarbeitern waren wir die einzigen Besucher dieses Streckenabschnittes. Je länger der Tag wurde, desto heisser die dampfte Luft. Kurz vor 10:00 passierten wir den friedlichen Ort ???, an einer bezaubernden Bucht gelegen. Vor einem Hüttchen wurde der Rasen gemäht und am Früchtestand machte man sich auf den kommenden Touristenstrom bereit. Wir umfuhren den nördlichen Teil Westmauis und plötzlich auf der Westseite veränderte sich die Landschaft. War es vorher trocken und steinig, erschien alles im prallen Grün mit sanftweichen Grashügeln. Hier war das Zentrum der protzigen Hotelresorts von Kapalau mit den eindrücklichen Golfanlagen. Der Verkehr nahm zu und nach weiteren zehn Meilen ereichten wir Lahaina. Hier in dieser niedlichen Fischerstadt, blieben wir für die nächsten zwei Nächte im sympathischen Lahanai Inn. Dieses Inn , ein ehemaliger General Store aus dem letzten Jahrhundert in japanischem Besitz, wurde liebevoll restauriert und passt ganz gut in die prachtvolle Städtearchitektur Lahainas. Doch auch hier wir der Tourismus gross geschrieben, es bigt Souvenirshops, Unmengen von Spezialitätenrestaurants, Gallerien. Wir speisten im Pacific’O (Omu und Aha, Schwertfisch, Salat, Lumpia, Wein, Calvados) und Im David Paul’s Lahaina Grill (gleich neben dem Inn: Steak Christian, Ahi, Maui Onions, Wein, Passionfruit). Im Dorfzentrum bietet der weltgrösste Banyanbaum Platz für alle Unmögliche: Kunstausttellung, Touristenfotos, Ruhebett, etc. Sonntag - Mittwoch / 20. - 23. Juni 1999 / Lanai Hulopoe Beach Da waren wir also an der Manele Bay auf der Insel Lanai gestrandet. Mit uns fuhren noch weitere zehn Gäste auf der Fähre, Golfspieler und Einheimische. Knappe 500m von der Anlegestellen entfernt lag die Nachbarsbucht Hulopoe an der wir zelteten. Die Stimmung war perfekt, ein langer weisser Sandstrand, von riesigen Palmen geschützt. Im dichten Wald hinter dem Strand waren die Umziehkabinen und Toiletten versteckt. Wir stellten unser Gepäck frohgemut ins Gras, merkten aber aber gleich darauf, dass rings um uns herum der Boden mit Sprinklerköpfen verbaut wurde. Auf den guten Rat eines Nachbarcampers räumten wir

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unser Zelt zum offiziellen Platz hinüber. Hier war alles schön nummeriert und zur dieser frühen Morgenstunde noch belegt von den Wochenendcampern. Wir schauten ihrem Zusammenräumen gespannt zu, drei Familien mit ihren Kindern und jeder der Familie hatte zwei Zelte und Dutzende von Kühlboxen mit. Zum Glück für sie bot ein Einheimischer sein Auto zum Transport vom Zeltplatz zum Hafen an! Nachmittags um 14:00 hatten wir den ganzen Zeltplatz für uns. Wir sonnten uns am Strand neben Hotelgästen und Schnorchlern, die hier für einen Tag im kristallklaren Wasser tauchten. Auf dieser Insel ist das Klima eher trocken. Die Wolken bildetetn sich dann meistens im Zentralmassiv über Lanai City. Wir genossen die Ruhe an der Bucht, Frühmorgens waren wir keine Seele am Strand anzutreffen. Dann ab 8:00 legten sich die ertsen Hotelgäste auf ihre Liegestühle. Eine Stunde später füllte sich der östliche Teil des Strandes mit Schnorchlern. Da war immer was los: Wir sahen Dutzende von Delfine in der Bucht schwimmen und spielen. Wollte dann ein Schnorchler ins Wasser, musste der Animateur diesen antreiben, denn eine mächtige Brandung machte das zu Wasser gehen zu einer Mutprobe. Und wenn sie dann aus dem stiegen, da schwammen ihnen Flossen, Taucherbrille und Schnorchel davon. Um 17:00 war Aperotime und wir schlenderten zum benachbarten Manele Bay Hotel hinauf. Es sei hier gesagt, dass alles auf der Insel der Castel & Crook Company gehört, sowie die Insel, und die Übernachtungsmöglichkeiten zum exklusivsten gehören was Hawaii anzubieten hat, ausser natürlich unser Zeltplatz. Wir schlürften unsere Mai Tais, Pina Coladas, Iced Teas und bedienten uns am Happy Hour Buffet. Das Strandleben in diesen Tagen war traumhaft, wir sonnten unsere Bäuche und kühlten uns in der Brandung ab. Die Wellen waren teilweise über drei Meter hoch und liessen uns einige Liter Salzwasse schlucken. Per Fahrrad besuchten wir die Stadt Lanai City auf 300m Höhe und zwischen immensen Northfolk Pinien gelegen. Die Architektur des Dorfes wurde auf dem Reissbreitt entworfen, es gab die 4th bis zur 9th Street und quer dazu drei Hautstrassen. Die Hauptattraktion waren die beidne Cafes, Blue Ginger und Pele, und die beiden Einkaufsläden. Im Blue Ginger Cafe machten wir Bekanntschaft mit John, vielmehr sprach er uns an als wir mit dem Fahrrad an ihm vorbeifuhren. Wir schwatzten über verschiedene Biketouren auf Lanai, alle führten über Landstrassen und sollten dann schon mit Mountainbikes geradelt werden. In seinem Cafe gab es leckere Bananen-Pancakes und Erinnerungsfotos mit Noldi Schwarzenegger und der Miss Hawaii 98. Später erfuhren wir, dass auf Lanai der grösste Learjetparkplatz in Hawaii sei. Und der Bill Gates hatte hier zu seinem Hochzeit die ganze Insel gemietet... Donnerstag - Frreitag / 24. - 25. Juni 1999 / Lahaina – Kahului / 25 miles, 3h Das waren 25 schweisstreibende Meilen. Ab Meile 15 kam der sandstaubgeschwängerte Gegenwind hinzu, immerhin mit satten 25mph blasend. Christian machte auf halber Distanz Bekanntschaft mit einem Schweizer Auswanderer, der fleissig für den Ironman trainierte. Einmal in der Woche fährt er auf den Haleakela, regelmässig um Maui und dann halt auch nach Kona, die Originalstrecke abradeln. In Kahului gabs Kultur, Tarzan im Koni, Essen im Hailimaile General Store, Fahrt zum Iao Needle und zum Bailey House, Bücher kaufen und E-Mail serschicken. Samstag / 26. Juni 1999 / Maui - Molokai – Kawela Mit dem Propellerflieger resien wir von Maui nach Molokai. Aus der Höhe konnte man die Geologie dieser Insel gut ausmachen. Zwei Vulkan, im Westen und Osten der Insel gelegen, haben diese Landschaft geformt. Die Ostseite ist überdeckt mit einem unpassierbaren Dschungel. Auf der Nordseite liegen die steilsten Klippen der Welt, bis zu 4000 Fuss ragen die Felsen aus dem Meer. Folgt man der Südküste Richtung Westen, so erkennt man die flach abfallenden Vulkanströme. Auf gut ¾ der Südküste findet man hier die farbigsten Korallenriffe. Weiter im Westen wir die Insel trocken, ein optimales Klima für Ananas. Doch auch hier wurde die Aufzucht aufgegeben und nun zeugen, wie auch auf anderen Inseln, die unschönen Überbleibsel des Anbaus, PVC-Folien und eine unfruchtbare Erde. Das PVC wurde wegen der starken Bodenerosion ausgelegt. Am Flughafen angekommen holten uns die B&B-Besitzer, Jack und Cheryl, ab. Natürlich mussten wir bis am Abend, drei Flüge später, auf unser zweites Fahrrad warten, es hatte keinen freien Platz in diesen zehnsitzigen Fliegern. Ein sympathischer Island Air Angestellter lieferte die Velobox frei Haus, das ist Molokai. Wir hatten Zeit um unsere Woche auf der Insel zu organisieren. Und Cheryl half uns mit ihren Beziehungen. Wir planten die Ostseite zu bereisen. Eine Bekannte, auf Molokai kennt irgenwie jeder jeden, besass eine Mangoplantage mit Reitstall, direkt am Meer gelegen. Für 15 Dollar bot sie uns eine Übernachtungsmöglichkeit an. Zum Abendessen durften wir Cheryls Garten plündern, frischen Salat und Früchte. Sonntag - Mittwoch / 27. - 30. Juni 1999 / Kawela – Mapulehu / 13 miles, 1h 20

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Es gab reichlich Frühstück und wir plauderten mit Cheryl übers Reisen. Am Mittag sattelten wir unsere Räder und pedalten Richtung Osten auf der einsamen Meerstrasse. Man spürte schon ziemlich bald, dass die Zeit anders, eben langsamer, lief. Auf der Mangofarm wunderten wir uns über die volen Bäume, der Boden war übersät mit reifen und überreifen Früchten. Am Meer putzten Nani, Junior und ihre Kinder unseren Zeltplatz. Sie hatten für uns ein überdachte Essstelle mit Wasseranschluss bereit gestellt. Auf einem grasgrünen Flecken, keine zehn Meter vom Meer entfernt, stelten wir unser Zelt zum letzten Mal auf dieser Reise auf. Wir wurden mit der ganzen Verwandtschaft bekannt gemacht, auch die beiden Pferdehüter lernten wir kennen. Die nächsten paar Tage lagen wir auf der faulen Haut. Am Abend pflückten wir die Mangos für unser Frühstück vom Boden. Am Starnd bedienten wir uns mit Kokosnüssen. die dann mit etlicher Mühe geöffnet werden mussten. Ging die Sonne unter so zogen wir in unser Zelt und lasen bis die Batterien der Taschenlampe ausgingen. Am Morgen weckte uns der Hahn, wir assen am Meer unsere Mangos und fühlten uns wie einst Robinson Crusoe. Manchmal fuhren wir bis zum Neighborhood-Store, kauften einige Lebensmittel und etwas über die Gasse, meistens kochten sie im Takeaway etwas feines. Naxh zwei Tagen hatten wir uns eine improvisierte Dusche gebastelt, was brauchten wir eigentlich noch mehr? Mittwoch / Wanderung ins Halawa Valley Die letzten Tage auf Molokai Diese letzten Tag verbrachten wir im Hotel Molokai. Und wieder waren wir unter Einheimischen. Der Flug über Honolulu nach Kauai, die letzten Tage mit Helene und zurück in die Schweiz