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Bildungsabweichungen an Frühlingsblumen

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Bildungsabweichungen an Frfihlingsblumen. Von Wilhelm Voss.

1. Croc~s vernus Wulf. Der Friihlingssafran ist eine der hiiufigsten Pflanzen der Lai-

bather Flora. Er entfaltet seine Bliithen gewShnlich im Februar odor Anfangs Mi~rz und kemm~ an oinzelnen Orten der Umgebung (Schlossberg, Rosenbacherberge, Golovc, Stadtwald) zu Tausendon vor.

Leicht gelingt es, die verschiedensten Farbenvarietiiten veto dunklen Violott bis zum reinston Weiss zu beobachten; auch kommen weiss und violett gestreifte Bliitbeu, doeh weir seltener vor. Schon S iegmund Graf , der floissige Beobachter der hiesigen Pflanzondecke, hat auf diese Vorh~iltnisse aufmerksam gemacht, des gleichfalls hier vorkommenden Croc~s albiflorus Kit. gedacht, sowio auf dessert ~orkmalo hingowiesen. ~)

Ausser diesen Farbenab~nderungen sind mir sonstigo Eigen- thiimlichkeiten im Wachsthume dos Crocus r e m u s nicht unterge- kommen. Erst im Friibjahre 1885 erhielt ich Pfianzen vom Laibacher Schlossborgo, die grosses In~eresse erregten. Es lagen mehrbliithigo Pfianzen vor, welehe jedoeh auf zweifaehe Art gebildet warden. Die Crocuspflanzen waren zwei-, andero dreiblfithig. Einer diesor Fiillo sei im Bilde (Fig. 1) wiedorgegeben; eino dreibliithige Pflanze, mit vollkommon en~wickelter mittlerm' Perigonbliitho und zwei jiingeren sol,lichen. Nach Entformmg tier Knospondecke, der Blatt- und Bliithenscheiden liess sich erkennon, class die Hauptknospe dot Knollo durch Theilung drei (in anderen F/i]lon zwei) oberirdische Axon go- bild~t hat. Die Zahl dor Laubbl/~ter, bei normal erwachsenen Pflanzon 3, betrug bier vier. Die Pfianzo hatte ferner 3 Bliithenscheidon und due Blattscheide.

Andore Crocuspfianzon jedoch zeigten, dass ein Vorkemmen yon 2 odor 3 bliihenden Axen auf einer Knolle, nicht auf die Gipfel- knospo zurtickzufiihren sei, sondern auf die Anlage m e h r e r e r Knospen, woven jede zur Entwicklung kam. - - Figur 2 stellt einen derartigen Fall dar. Auf dor Oberseito dot" Knolle, die dem Beschauer bei auf- rochter Stollung dor Bltithen zugewendet ist (aus spliter zu bespro- chenden Griinden), haben sich drei Knospen gebildet. Zwei etwas aussorhalb des Ceutrums, eine waiter gegen den Umfang dot Knollo. Aus erstm'en erwuchsen ganz normal gebildete, oborirdischo Axen, aus letzterer ein junger Spross.

Es k6nnon demnach die Knol len yon Croc~s vernus m eh re r e bl t ihendo Axen auf zweier le i Weise he rvorb r ingon ; durch B i l d u n g mehre r e r Schlifte aus einor Gipfe lknospe , odor dureh Anlage o in iger Knospen.

Im Anschlusse m~go noch einor weiteren Bildungsabweichung godacht win'den; dos A u f t r e t e n s yon Adven t ivwurzo ln an un-

~) Einigc Bemelkungen tiber den bei Laibach wachsenden Crocus vernus. Flora, i836, I. 13. peg. 289--291.

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gow6hnlicher Siello. - - An dem, iu Fig. 2 abgobildeten Crocus, haben zwei Triebe, ein bliihender und der soitwi~rts stehondo, kogel- fSrmigo Wurzoln getrieben (a), welche an der Ursprungsstello etwas verengt sind, hierauf an Dicke zunehmen und allmiilig in die Spitzo

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auslaufen. Durch das geotrope Wachsthum derselbon, erlitt die Knolle eine Krtimmung, so dass sic dem Beschauer fast die ganze Oborseito zuwendot, worm die bliihenden Axen in normale Stellung gebracht werden.

Derartige Advent~ivwurzoln sind an Crocus wohl schon beobachtet~ worden. J. E i c h o l b o r g bildot in seinom, 1845 zu Ziirich erschio- nenea Worko: ,Naturgetreuo Abbildungon und ausftihrliche Beschrei- bungen aller in- und ausliiudischer Gewlichse, wolche die wichtigsten Produkte ftir Handel und Industrie liefern, als naturgeschichtlicho Begrtindung dot merkantilen Waarenkundo" auf Tafol XXXVI Crocus

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sativus L. mit dorartigen Wurzoln ab, ohno jodoch im Texto darauf welter dnzugehen. Th. I rmisch beschroibt dieso Bildmag genauer an Crocus vernus in: ,,Zur Morphologio der Inonokotylischen Knollon- und Zwiobelgewlichse, Berlin 1850", auf Seite 168 und gibt auf Tafd X oine Abbildung.

2. Erythronium dens cauls L.

Im Miirz 1885 wurde sine Pflanzo gesammelt, deren Blfitho nie, ht pentacyclisch-trimer, sondern p e n t a c y c l i s c h - d i m o r ausge- bildet war, sine Bildungsabwoichmag, die ich bei diesor Art, obgleich mir alljlihrlich vide Exemplars in die Hi~ndo kommon, noch nicht beobachtot hubs.

Die Perigonbliitter stehen in zwei alternironden (90 ~ Krdsen, ebenso die Staubbliitter. Das Gynaeceum, yon zwei Carpellbli~ttern mit der gleichen Stdlung der Perigonbliitter des gussoren Cyklus, gebildet, ist zweiflicherig. Die Schddowand triigt jederseits zwei Pla- ced ten, mit je einer Reihe Samenknospon. Der Griffol endet mi t zwei Narben. Das empirische Diagramm li~sst sich demnach durch die Formel:

K2C, I A~-~2, G, ausdrrmken. - - Porigonbl~tter, 8taubgefasso, Fruchtknoton mad Narben haben dieselbe GrSsse und Form, wie in normM gebildeten dreizahligen Blf i then . - Lilien, deren Bliithon nach der Zwoi-, Vier- odor Ffinfzahl ausgebildet, sind wohl bekannt. Bei Ewthronium scheint die beschriobene Abwdchung noch nicht boobachtet wordon zu sein.

3. Leucojum vernum L.

In Nr. 3 dos Jahrganges 1885 diesor Zdtschrift berichtete ich fiber einige Bildmagsabweichungen, die bei dieser Art boobachtot win'don. In demselben Jahrgange (pag. 196) ffigte Prof. Fr. Vior- happer noch einigo welters Abwdchmagen im normalen Bau diesor Pfiauzo hinzu mad bomerkt, dass in der Umgebung yon Riod, Leucojum verr~um L. mit zwei Blfithen an einom Schafte nicht selton zu finden ist; ja auch sin dreiblfithiges Exemplar kam zur Beobach- tung. Einen ithnlichen Fund notirto ich im Frfihlingo des letzteu Jahros.

Ein krliftiges, reichbeblgttertes Individuum triigt 2 Bliithen- schiifto; einer davon schliesst mit einer normalon Blfithe ab. Dor zweite Schaft hingegeu tri~gt 2 Bliithen; jedoch sein Bau ist eigen- thfimlich. In der Mitre etwa, zeigt der abgermadete Schaft jedorsdts oino L~tngsfurche, welche vermuthen liisst, dass bier eigentlich zwei Schitfte miteinander verschmolzen sind. Diese Verwachsmag ist ganz d e u t l i c h an dem Blfithenstiele, tier die orwghnten zwei Bliithen, deren Fruchtknoten dicht aneinandor liegen, trggt. Das Deckblatt dieser Blfithen ist wohl grOssor, doch zeigt es fibereinstimmende Bildung mit jonem typischer Pfianzen. - - Man hlitte demnach an

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eino Leucojum-Pfianze zu denken, bei der drei Schitfte angelegt waren, woven einer normal erwachsen ist, die andoron jedoch bis auf dis Bliithon, mit einander verschmolzen sind.

Laibach , April 1886.

Pedicularis Jankae. Von H a n s Steininger.

P. caespitosa, radicle fibris crassiusculis elongatis apice attenuatis, foliis parvis ambitu oblongo-linearibus in lacinulas minimas breves divaricatas bipinnatisectis, caulinis verticillatis, s p i c a l a x i u s c u l a, c a p i t a t a arachnoidea, bracteis ovate rhombeis~ i n f e r i o r i b u s u t r i n q u e dente uno al terove instruetis~ apice t r i f i d i s , supe- r i o r i b u s in tegr i s apice 2 - -3 f i d i s calycem aequantibus; calyce tubuloso p l e r u m q u e ad med ium f i sso , dent ibus inaequalibus l i n e a r i - l a n e e o l a t i s brevibus acuminatis integris. S i n u s laci- n i a r u m ealycis aeuti. Corollis roseis~ tube calyce duple triplove longiore versus medium infracto in limbum superne ampliato, labio super iore sub fa lca to , apice rotundato, obtuse, fere saccato, erostri, inf eriore sublongiore, lobe intermedio basi angu~tato, filamentis glabris, antheris contiguis subinclusis ; capsulam non vidi.

Habitat in monte Tauro, aestate 1836 (Th. K o t s e h y exs. nr. 382).

Diese iu n~chste Nahe der Pedieularis cadmea Boiss. zu stollendo none Art, yon welcher morkwfirdiger Weiss in B oiss ier ' s ft. or. koino Andeutung sich finder, wurde mir durch dis Gtito des Herrn Victor J anka de Bulcz , welcher dieselbe in dot lVlnsealsammlung in Budapest aufiiegen fand und als yon der Ped. eadmea Boiss. ver- schieden erkannte, nebst anderen interessanten Pedicularisarten froundlichst zur Einsicht zugesandt.

R e i c h r a m i n g (0ber6sterreich), April 1886.

Einiges fiber Veilohen. Von J. B. Wiesbaur, S. J.

Vor viorzehn Tagen erhielt ich vom Vorfasser der Flora Kiirn- tens Viola seiaphila Koch. in frischen Exemplaren zugesendet. Ein rasenartiges St(icklein fiel mir bosondors auf. Im Kalksburger Veil- chongarten war Viola sciaphila bereits spontan; hie aber sah ich diesolbo rasenf6rmig auftreten. Natiirlich dachte ich sofort an sins hirtaXsciaphila. Niihoro Untersuchung besti~tigto auch diese An- nahme. Diese sch6ne und meinos Wissens neue Mischart, ftir welcho