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BINDUNG – TRENNUNG – VERLUST – NEUBEGINNBINDUNGSDYNAMIKEN IN BERATUNG UND PSYCHOTHERAPIE
KARL HEINZ BRISCH
ÜBERBLICK
BINDUNG
TRENNUNG
VERLUST
NEUBEGINN
PRÄVENTION
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ÜBERBLICK
BINDUNG
TRENNUNG
VERLUST
NEUBEGINN
PRÄVENTION
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BINDUNGSTHEORIEJOHN BOWLBY
Ein Säugling entwickelt im Laufe des ersten Lebensjahres eine spezifische emotionale Bindung an eine Hauptbindungsperson
Die emotionale Bindung sichert das Überleben des Säuglings
Die Bindungsperson ist der „sichere emotionale Hafen“ für den Säugling
BINDUNG ZUM ÜBERLEBEN
Bindung ist für das Leben so grundlegend wie Luft zum Atmen und Ernährung
Die emotionale Bindung sichert das Überleben und die Entwicklung des Säuglings
Durch Angst und Trennung wird das Bindungsbedürfnis aktiviert
Durch körperliche Nähe zur Bindungsperson wird das Bindungsbedürfnis wieder beruhigt
Die primäre Bindungsperson muss nicht die leibliche Mutter/Vater sein
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
„BINDUNGS - EXPLORATIONS -WIPPE“
BINDUNG ERKUNDUNG
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
AKTIVERTES BINDUNGSBEDÜRFNIS
STRESS-TOLERANZ-FENSTER UND AFFEKTE
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
PANIK / TODESANGST
AKTIVERTES BINDUNGSBEDÜRFNIS
STRESS-TOLERANZ-FENSTER UND AFFEKTE
ERSCHLAFFUNG
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
STRESS-TOLERANZ-FENSTER UND AFFEKTE
ÜBERERREGUNG SYMPATHIKUS DISSOZIATION EINFRIEREN
ÜBERERREGUNG PARASYMPATHIKUS DISSOZIATION ERSCHLAFFUNG
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
STRESS-TOLERANZ-FENSTER UND RESILIENZ
RESILIENZ
FEINFÜHLIGKEIT
Die Pflegeperson mit der größten Feinfühligkeit in der Interaktion wird die Hauptbindungsperson für den Säugling
Große Feinfühligkeit fördert eine sichere Bindungsentwicklung
�VERHALTEN
SPRACHE
RHYTHMUS
BLICKKONTAKT
BERÜHRUNG
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
BINDUNGSQUALITÄT DES KINDESDER FREMDE-SITUATIONS-TESTMary Ainsworth (1978)
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SICHER UNSICHER-VERMEIDEND
UNSICHER-
AMBIVALENTDESORGANISIERT
B ADC
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
BINDUNGSQUALITÄTEN
Unsicher-desorganisierte Bindung
widersprüchliche Verhaltensweisen von Nähesuchen und Vermeidung
Verhalten ist immer wieder unterschiedlich und wechselnd in Bindungssituationen
Verhaltensstereotypien
Einfrieren der Bewegung
„Absencen“, dissoziative Zustände
URSACHEN DER DESORGANISIERTEN BINDUNG
Stress in der Schwangerschaft
Ungelöstes Trauma der Eltern
Auffälligkeiten der Pflegeperson in der Interaktion mit dem Kind�Angstmachendes Verhalten
�Ängstliches Verhalten
�Hilfloses Verhalten
In einzelnen Episoden Wiederholung des Traumas mit eigenem Kind (Gewalt)
BINDUNGSSTÖRUNGEN
OHNE BINDUNG
PROMISKUITÄT
ÜBERERREGUNG
HEMMUNG
AGGRESSION
UNFALL-RISIKO
ROLLENWECHSEL
SUCHT
PSYCHOSOMATIK
BINDUNG UND PSYCHISCHE ENTWICKLUNG
SICHERE BINDUNG UNSICHERE BINDUNG
SCHUTZ RISIKO
FOLGEN DER BINDUNGSENTWICKLUNG
SICHERE BINDUNG
�Schutzfaktor bei Belastungen
�Mehr Bewältigungsmöglichkeiten
�Sich Hilfe holen
�Mehr gemeinschaftliches Verhalten
� Empathie für emotionale Situation von anderen Menschen
�Mehr Beziehungen
�Mehr Kreativität
�Mehr Flexibilität und Ausdauer
�Mehr Gedächtnisleistungen und Lernen
UNSICHERE BINDUNG
�Risikofaktor bei Belastungen
�weniger Bewältigungsmöglichkeiten
� Lösungen von Problemen eher alleine
�Rückzug aus gemeinschaftlichen Aktivitäten
�weniger Beziehungen
�Mehr Rigidität im Denken und Handeln
�Weniger prosoziale Verhaltensweisen
� schlechtere Gedächtnisleistungen und Lernen
BINDUNGSREPRÄSENTATIONEN DER ERWACHSENEN
SICHER-AUTONOM UNSICHERdistanziertverstricktungelöstes Trauma (Zusatzmuster)
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
BINDUNGSQUALITÄTEN DES SÄUGLINGS AB DEM ALTER VON 12 MONATEN
Ainsworth et al. (1978)Gloger-Tippelt, Vetter &
Rauh (2000)Verhage (2016)
B
SICHER66 % 45 % 52,2 %
A
UNSICHER-VERMEIDEND 22 % 28 % 14,6 %
C
UNSICHER-AMBIVALENT12 % 7 % 10 %
D
DESORGANISIERT
desorganisiert (neu seit Main & Solomon, 1986,
1990)
20 % 23,2 %
BINDUNG IN BERATUNG UND PSYCHOTHERAPIE
„therapeutic bonding“ als genuiner Wirkfaktor
ÜBERBLICK
BINDUNG
TRENNUNG
VERLUST
NEUBEGINN
PRÄVENTION
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TRENNUNG
Ablösung, Autonomie
Exploration
Aktivierung des Bindungsbedürfnis bei Angst
Rückkehr zur sicheren Basis
Inneres Arbeitsmodell von Bindung -Repräsentation
TRENNUNGSSITUATIONEN
„NATÜRLICHE“ TRENNUNGSSITUATIONEN
Einschlafen
Eltern gehen aus / Babysitter kommt
Kindergarten (Übernachtung)
Einschulung
Schullandheim
Wechsel auf weiterführende Schule
Freizeit / Urlaub
VORBEREITUNG VON „NATÜRLICHEN“ TRENNUNGEN
Zeit für Übergang / Trennung
sichere Bindung zu Ersatz-Bindungsperson aufbauen
Rituale
Ankündigen
Erreichbarkeit
Schmerz und Trauer zugestehen
Wut verstehen und aushalten
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
TRENNUNGSERLEBNIS ALS PSYCHO-TRAUMA
Plötzliches Ereignis
Über-Erregung des Vegetativums
Verlust der Bindungsperson - Sicherheit
Keine Flucht und kein Kampf möglich
Alpträume
Dissoziation der Erinnerung
Auslöser für Nachhall-Erinnerungen
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
TRENNUNG IN BERATUNG UND PSYCHOTHERAPIE
Internalisierung der therapeutischen Bindungsbeziehung
Zeit für Übergang / Trennung
sichere Bindung zu Ersatz-Bindungsperson aufbauen
Rituale
Ankündigen
Erreichbarkeit
Schmerz und Trauer zugestehen
Wut verstehen und aushalten
ÜBERBLICK
BINDUNG
TRENNUNG
VERLUST
NEUBEGINN
PRÄVENTION
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VERLUST
1. Vorbereitung auf absehbaren Verlust
2. Plötzlicher Verlust ohne jegliche Vorbereitung
VERLUST ALS PSYCHO-TRAUMA
Plötzliches Ereignis
Über-Erregung des Vegetativums
Engültiger Verlust der Bindungsperson durch Tod
Keine Flucht und kein Kampf möglich
Alpträume
Dissoziation der Erinnerung
Auslöser für Nachhall-Erinnerungen
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
VERLUST IN BERATUNG UND PSYCHOTHERAPIE
Vorbereitung versus plötzlicher akuter Verlust
Internalisierung der therapeutischen Bindungsbeziehung
Zeit für Übergang / Trennung
sichere Bindung zu Ersatz-Bindungsperson aufbauen
Rituale
Ankündigen
Erreichbarkeit
Schmerz und Trauer zugestehen
Wut verstehen und aushalten
ÜBERBLICK
BINDUNG
TRENNUNG
VERLUST
NEUBEGINN
PRÄVENTION
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© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
BINDUNGS-NEUBEGINN
Aufbau von neuen weiteren Bindungsbeziehungen
Grundlagen der ersten Bindungserfahrungen
Ur-VERTRAUEN als Schutzfaktor gegen Ur-ANGST
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© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
MODULE
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
FELIX12 JAHRE
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
VERÄNDERUNGEN IN DER KONNEKTIVITÄTGYURUS FRONTALIS SUPERIOR, ORBITALER ABSCHNITT
Teil des präfrontalen Cortex (u.a. Arbeitsgedächtnis)
Insbesondere bei komplexeren und räumlich anspruchsvollen Aufgaben
KG FELIX KONTROLLKIND
Prä
Post
Prä
Post
nach 6 Mo
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VERÄNDERUNGEN IN DER KONNEKTIVITÄTAMYGDALA
Teil des limbischen Systems
Stressreaktion
Gefahrenbeurteilung, Angstkonditionierung und Affekterkennung
Emotionales Lernen
KG FELIX KONTROLLKIND
Prä Post
Prä
Postnach 6 Mo
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VERÄNDERUNGEN IN DER KONNEKTIVITÄTAMYGDALA
Teil des limbischen Systems
Informationsverarbeitung
Bewertung von Reizen
Aufmerksamkeit
Bedeutung in Schizophrenie und affektiven Störungen
KG FELIX KONTROLLKIND
PräPost
Prä
Post nach 6 Mo
ÜBERBLICK
BINDUNG
TRENNUNG
VERLUST
NEUBEGINN
PRÄVENTION
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WARUM BINDUNGSBASIERTE PRÄVENTION?
Prävention = Förderung der Gesundheitspflege, Verhinderung von Erkrankungen, bzw. deren Verschlimmerung
SAFE = PRIMÄRE PRÄVENTION richtet sich an ALLE Eltern (Förderung von Schutzfaktoren bzw. Verringerung von Risikofaktoren)
„Je früher, desto besser“
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ZIELE
1. Förderung einer sicheren Bindungsbeziehung von Kindern zu ihren Eltern
2. Förderung der Reflexionsfähigkeit und der Feinfühligkeit im Feinfühligkeitstraining und den SAFE-Videofeedbacks
3. Prävention der Weitergabe traumatischer Erfahrungen der Eltern an ihre Kinder
ZIELGRUPPE
Werdende Mütter und Väter in der Schwangerschaft (Beginn ca. 16.-28. SSW)
Erst- und Mehrgebärende
Motivation, sich auf die emotionale Entwicklung ihres Kindes einzulassen
Eigeninitiative und/oder gezielte Zuweisung von Risikoschwangeren durch Jugendamt, allgemeinem Sozialdienst, Gynäkologen etc.
STRUKTUR + DURCHFÜRHUNG
Geschlossene Gruppe bis zum Ende des 1.Lj. des Kindes
Auf Wunsch oder bei besonderem Betreuungs-
Bedarf bis zum 3.Lj. des Kindes (Hotline+2 Seminare jährlich)
5-10 Elternpaare und/oder alleinerziehende Eltern
SAFE-Elternkurse werden von zwei ausgebildeten SAFE-MentorInnen durchgeführt
Die Kurstage finden sonntags von 10-17 Uhr statt
Modifikationen bei SAFE-Spezialkursen nur nach Absprache möglich
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
Traumatherapie
MODULETraumatherapie
Kurstage vor der Geburt
Kurstage nach der Geburt
Einzeltermine
Feinfühligkeits-feedback
Beziehungs-erfahrungen der
Eltern
Hotline
Kurstage nach der Geburt
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
STUDIENDESIGN: KONTROLLGRUPPENSTUDIE
SAFE GUSTA
GEMEINSAME
POTENTIELLE WIRKFAKTOREN
Beginn vor der GeburtEnde ca. 1 Jahr nach der Geburt10 SonntageGruppe von Eltern2 Mentoren
Beginn vor der GeburtEnde ca. 1 Jahr nach der Geburt10 SonntageGruppe von Eltern2 Mentoren
UNTERSCHIEDLICHE
POTENTIELLEWIRKFAKTOREN
Psychoedukation zu BindungAuseinandersetzung mit BeziehungserfahrungTraumatherapieHotlineFeinfühligkeitstrainingvideobasiertes Feedback
GeburtsvorbereitungSäuglingspflegeBabymassageStillberatung
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
AUSWIRKUNGEN POTENTIELL TRAUMATISCHER ERFAHRUNGEN AUF DIE MUTTER-KIND-INTERAKTION
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
AUSWIRKUNGEN VON DEPRESSIVITÄT AUF DIE MUTTER-KIND-INTERAKTION
Signifikanter Interaktionseffekt zwischen Gruppe und Depressivität pränatal (βINT= .406, p= .041); Kontrollvariablen: Alter der Mutter, Alter des Kindes zum Testzeitpunkt, Geschlecht des Kindes, Psychotherapie der Mutter, sowie Bildungsstand der Mutter; signifikanter Varianzzuwachs (∆R²=.030, p=. 041) und Varianzaufklärung im Modell R²korr = .167).
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
POTENTIELL TRAUMATISCHE ERFAHRUNGEN UND QUALITÄTDER VATER-KIND-INTERAKTION
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
AKTUELLE DEPRESSIVITÄT UND QUALITÄT DER VATER-KIND-INTERAKTION
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
BINDUNGSSICHERHEIT MIT EINEM JAHR
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50
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70
80
90
100
sicher unsicher-vermeidend unsicher-ambivalent desorganisiert
SAFE® N=50
GUSTA N=37
Verhage, 2016 N=2774
Lucassen,2011, N=1355
%
� Kursteilnahme > 3
� * p<.05 � n.s. p>.05
n.s.
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
ERGEBNISSE
1. Die Mütter nehmen regelmäßig an SAFE teil – signifikant häufiger als die Mütter der GUSTA-Gruppe.
2. SAFE-Mütter und Väter fühlen sich angeregt über ihre eigenen Bindungserfahrungen nach zu denken.
3. SAFE-Mütter sind in der Wickel-Interaktion, Väter in der Wickel- und Fütter-Interaktion signifikant emotional verfügbarer als die Mütter und Väter der GUSTA-Gruppe.
4. Mehr Kinder sind in SAFE sicherer an ihre Mütter/Väter gebunden als in Vergleichsstichproben.
5. SAFE schützt vor den negativen Auswirkungen von Trauma und Depressivität auf die Interaktion mit dem Kind.
© Copyright Karl Heinz Brisch 2019. Alle Rechte vorbehalten.
ZUSAMMENFASSUNG
1. Bindung, Trennung, Verlust und Neubeginn in Beziehungen sind existentielle Erfahrungen
2. Diese ereignen sich auch in Beratung und Psychotherapie
3. Die Bindungsmuster der Beraterinnen/PsychotherapeutInnen und der PatientInnenbegegnen sich in den Erfahrungen
4. Die Bindungsmuster der Beraterinnen/PsychotherapeutInnen entscheiden sehr darüber, ob und in welcher Weise die PatientInnen an diesen Themen wachsen können
5. Neuronale Netzwerke verändern sich während der Intensiv-Psychotherapie
6. Prävention der Weitergabe von Depression und Traumata in der Eltern-Kind-Beziehung ist möglich
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AUSBLICK KONFERENZEN 2019/2020
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2. EARLY LIFE CARE KONFERENZ
UR-ANGST und UR-VERTRAUEN
� 07.-09.05.2020
� St. Virgil Salzburg
18. INTERNATIONALE BINDUNGSKONFERENZ 2019
BINDUNG und GESCHWISTER
� Fr 13.09.2019 – So 15.09.2019� CCU - Congress Centrum Ulm, Einsteinsaal
im Maritim Hotel Ulm