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2 74 Dolly oder die Verlegenheit der Biologen Das elternlose Schaf Dolly wird zum ersten Ma1 gcschoren; dies konntc man liiirzlich in meiner Heimatzeitung, dem ,,Darm- stadtcr Echo", lesen. Angereist aus Schottland warder Welt- ineistcr im Schafcscheren, und die W o k wurde zuin Wohle der an Mucoviszidose Erkranktcn verstcigcrt. Eine crstaunlichc Nachricht. Nach Auffassung der Entwicklungsbiologen diirfte es Dolly gar nicht geben, weil eiii adulter Zcllkern als ausdiffcrcn- ziert gilt. Zumindest hattc dieses Schaf ein schnelles Ende finden miisscn, denii ein Kern eincr liultivicrten Eutcrzelle hatte nach dem bisherigcn Stand dcr For- schung schon 1000fach mutiert scin sollcn, und Mutationen wir- ken sich belianntermaficn zu 99,9 % negativ aus. So hattc die Nachricht iiber das zwcckbestimmte Scliafsleben von Dolly, ebcn Wolle zu produzie- ren, nach ineiiier Meinung ein brciteres Prcsseecho verdient. Doch dicser Vierbciner biifite seinen Neuigkeitswert sehr schncll ein und fand noch nicht cinmal Eingang in die abendlichc Fcrnschberichterstattung. Viel- lcicht war auch die Konkurrcnz durch andere ,,Kreationcn" zu grofi. Kaum war die Publikation voii Ian Wilmut in der Zeitschrift Naturc crschiencn, meldetcn sich die ,,me too" - Anbicter zu Wort. Selbst Rhesusaffen habe man, allcrdings aus pluripotcnten Stammzellcn, schon geklont; man sei init dem Klonen in dicser Spwics den1 Menschcn vie1 nahcr gckommen. Doch warum, fragt sich der wifibegicrige Leser, lia- ben jcnc Forschcr uber ihre bahn- brechcnden Ergebnissc nicht schon friihcr berichtet? Die Ma- nager von Biotcc-Firmen agieren doch sonst so schnell, wenii es gilt, fur aufregendc Forschungser- gebnissc die Wcrbetrommel zu riihrcn, etwa bei dem Thema ~ynthctische Humanchromoso- men". Viellcicht waren sie noch vcrschreckt wegen dcr Publizitat um Stillman und Hall, welche I993 Hurnancmbryoncn ver- mehrten, indein sic die Zona pcllucida uni die Eizelle durch Alginat crsetzten. Beide Wissen- schaftlcr zierten das Titclbild der ,,Time", und das Magazin stellte die schlichte Fragc: ,,Where d o we draw the line?". Nein, Dolly hat scinc Rolle ge- spielt, die Fuhrerschaft in der sozialpolitischen Diskussion aber ist dem eltcrnlosen Schaf laiigst entglittcn. Die wohl insgeheirn von unseren Mitbiirgern hcrbei- gcsehiite Urzeuguiig b la Athenae scheint der Realisierung nahcr gekommen zu sein. So titelte die Zeitung ,,Bild" schon vor Jahres- frist: ,,Megan und Marag - Die ersten Klon-Schafe! 1st bald dcr Mensch dran?" Da sich die grofien Fernsehanstalten zwar nicht mehr unserem Schaf, sehr wohl abcr des Thcnias Menschenziichtung annahmen, war auch dic Zeit promincnter Politiker gckommen. ,,Clinton sctzt cin Zeichen gegen Klon- Vcrsuche mit Menschen - Stopp aller Forschungsmittcl - Prasident raumt Gesetzesliicken ein" war in dcr Tagesprcsse zu lesen. Jiirgeii Riittgers, der Bundesforschungs- minister, hatte cs da leichter. Er vcrwies als praventive Mafinahme auf das Embryonen-Schutzgesetz und bcsonders auf Paragraph 6: ,,Wer liiinstlich bcwii-kt, dafi cin menschlicher Embryo, ein Fotus, ein Mensch oder ein Verstorbener entsteht, wird mit Frciheitsstrafc- bis zu fiinf Jahrcn oder mit Geld- strafe bestraft". Ian Wilmut und seine Kollcgen in Schottland siiid Tierziichter. Sie habcn fur Nutzticre neuc Markt- nischen entdcckt, beispiclsweise die Produktioii von Humanphar- maka in der Milch. Man erinnert sich natiirlich an das Schaf Tracy, das 40g a1-Antitrypsin pro Liter Milch produziert oder an Her- man, den hollandischen Bullen, der die genctische Information zur Hcrstellung von huinancm Lactoferrin - cinem Eisentrans- portprotein - an seine Tochter vererbt hat. Von dem arrnen Schwein, das seine Niercn speii- den mufi, wird erst spater zu redcn sein. Bci der Zucht von 'Tieren werdcn positive Eigen- scliaftcn selektioniert, doch das ,,Gute" kann auch wicder ver- schwinden. Selbst Kinder des Olympiasieger-Ehcpaars sind nicht zweifelsfrei gute Sportler. Somit war es nur konsequent, die schon konvcntionellen Klonier- methodcn, wie Embryosplitting und die Nutzung embryonaler Stammzellcn weiter zur Kombi- nation von entkernter Eizelle mit cinem Kern aus kultiviertcn soma- tischen Zcllcn zu perfcktionieren. Ganz ausgereift ist das System zwar noch nicht, da die Organcl- len-DNA zum Beispiel aus Mito- chondrien immer von dcr Eizelle stammt. Puristen ieiten daraus ab, daR das Embryoncn-Schutzgcsetz nur eingeschrankt gilt, da man nicht von der volligen Identitat der Klone ausgchen konnc. Das ,,Wilmut-Verfahren" - sollte es sich als reproduzierbar erwciscn - wird die Ticrzucht drastisch verandern und bcdeutet den groRen Sprung nach vornc fur die Entwicklung transgener Herden - oder besscr ,,Klonics", die ge- meinsam weiden. Ruiid 270 Versuche mugten Wil- mut und Kollegen durchfiihrcn, damit ein einziges gesundcs Lamin geborcn werdcn konnte. Die rncisten der Kcrn-bestucktcn Eizellen nistetcn sich nicht in die Uterusschleimhaut cin, sieben Versuche endeten mit Totgebur- ten. Wo sind die 270 Frauen, die sich als Vcrsuchsobjekt zur Verfu- gung stellen wiirdcn, damit ein vorerst als gesund bewertetcs Kind gcboren wurde? Machen wir uns nichts vor, Dolly war die Nachricht, auf die allc Wclt gewartet hatte. So packte die Zeitschrift ,,bild der wissenschaft" in ihrer Ausgabe 6/1997 untcr dem Titel ,,Natiirlich wcrden wir Menschen klonen" das Thema ohne die iiblichen Klischccs an. Nach einer Emnid-Umfrage, die im April von ,,bild der wisscn- schaft" in Auftrag gegebcn wor- den war, wollten 97 %, der Deut- schen niemand kopieren lassen, selbst nicht Albcrt Einstein oder Claudia Schiffer. Vor allcm von Reproduktionsmedizinern wird dcr therapeutische Nutzcn des Klonens niichtern disltutiert, wic die Ziichtung mcnschlicher Klone als individuellcs Ersatztcillager fur Organ- und Gewebespende. Falls wir ethische Schranken aufier acht lassen, so haben Rc- produktionsmcdiziiier, wic Wer- ner Gehring, Leiter einer grofien In-vitro-Fertilisations-Klinik recht. Die Praimplantationsdia- gnostik, die ein schweres Erblei- den erkenncn lafit, ist ohne Zwei- fel eine Vorstufe der Keimbahn- therapie. Ihren Nutzen kann man nicht bcstreiten, die Konsequem- zcn sind zu furchten. Dolly hat eine iibcrfallige Diskus- sion in Bewcgung gesetzt. In ciner Mitte des Jahres 1996 fur die CDU angefertigtcn Studie zu Perspcktiven dcr Biotechnologic hattcn Ethiker, Politiker und Wissenschaftlcr angemahnt, die internationale Entwicklung bei Keimbahneingriffcn zu verfolgcn und eine nationale Diskussion nicht abzuwurgen. Doch von der politisch administrativcn Scite wurdc cine offentlichc Auseinan- dcrsetxung uhcr das Thcma fur unerwiinscht erlilart. Erstaunlich, was cin Schaf ohne Vater und Mutter allcs erreichen kann. Wahrend Clinton als Prasi- dent der USA am 5. Marz 1997 mit einem Vcrbot des Klonierens noch Zcichen setzcn wollte, hat cr sich auf dcr Prcssckonferenz am 10. Juni auf das amerikanische Biotech-Motto besonnen: ,,We arc thc leaders ...". So vcrltiindctc cr, dafi Experimcntieren mit Em- bryos schr wohl crlaubt sein miissc, das Implantieren dcr Konstruktc solle jedoch untersagt werden. Doch wie sicht die nahc Zuliunft an der Klonfront tatsachlich aus? Vieles an dcr jetzigcii 1)iskussion erinnert an das gcfordcrtc Moratorium fur die Gentcclniili auf dcr Asilomar- Konfcrcnz 1976. Damah stimm- tcn alle zu und rannten in ihre Labors, um mit der DNA Re- kombination zu hcginnen. Ohne Zweifel wcrden sich dic Klonier- incthoden zunachst auf die Ticr- zucht konzcntrieren. Ein 'rrost kann dies nicht scin. 1951 gelang die erste In-vitro-F;ertilisation beim Rind. 1978 wurdc in Carn- bridgc Louise Brown geboren, 1997 ist die Zn-vitro-l;ertilisation bciin Menschcn eine Routineme- thodc. Quo vadis, homo! In unscrcm 1,and sagcn die sicbcn Wcisen die wirtschaftlichc Ent- wicklung voraus. Ein Gremium, das wissenschaftliche Tcndcnzen abschatzt, gibt cs nicht. Die mit Wissenschaft bcfafiten Politikcr, beziehcn ihre Informationen aus dcr allgemeinen Wochenprcssc. Doch olme das Wissen ubcr internationale Entwicklungen, die viclfaltig und schnell auf uns zukomrnen, konnen wir nicht agieren, sondcrn nur rcagieren. Hans Giinter Gassen, Institut fiir Biochemic, Darmstadt Biologie in unserer Zezt / 27. Jahrg. 1997 / Nr. 4

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Dolly oder die Verlegenheit der Biologen

Das elternlose Schaf Dolly wird zum ersten Ma1 gcschoren; dies konntc man liiirzlich in meiner Heimatzeitung, dem ,,Darm- stadtcr Echo", lesen. Angereist aus Schottland warder Welt- ineistcr im Schafcscheren, und die W o k wurde zuin Wohle der an Mucoviszidose Erkranktcn verstcigcrt. Eine crstaunlichc Nachricht. Nach Auffassung der Entwicklungsbiologen diirfte es Dolly gar nicht geben, weil eiii adulter Zcllkern als ausdiffcrcn- ziert gilt. Zumindest hattc dieses Schaf ein schnelles Ende finden miisscn, denii ein Kern eincr liultivicrten Eutcrzelle hatte nach dem bisherigcn Stand dcr For- schung schon 1000fach mutiert scin sollcn, und Mutationen wir- ken sich belianntermaficn zu 99,9 % negativ aus.

So hattc die Nachricht iiber das zwcckbestimmte Scliafsleben von Dolly, ebcn Wolle zu produzie- ren, nach ineiiier Meinung ein brciteres Prcsseecho verdient. Doch dicser Vierbciner biifite seinen Neuigkeitswert sehr schncll ein und fand noch nicht cinmal Eingang in die abendlichc Fcrnschberichterstattung. Viel- lcicht war auch die Konkurrcnz durch andere ,,Kreationcn" zu grofi. Kaum war die Publikation voii Ian Wilmut in der Zeitschrift Naturc crschiencn, meldetcn sich die ,,me too" - Anbicter zu Wort. Selbst Rhesusaffen habe man, allcrdings aus pluripotcnten Stammzellcn, schon geklont; man sei init dem Klonen in dicser Spwics den1 Menschcn vie1 nahcr gckommen. Doch warum, fragt sich der wifibegicrige Leser, lia- ben jcnc Forschcr uber ihre bahn- brechcnden Ergebnissc nicht schon friihcr berichtet? Die Ma- nager von Biotcc-Firmen agieren doch sonst so schnell, wenii es gilt, fur aufregendc Forschungser- gebnissc die Wcrbetrommel zu riihrcn, etwa bei dem Thema ~ynthct ische Humanchromoso- men". Viellcicht waren sie noch vcrschreckt wegen dcr Publizitat um Stillman und Hall, welche I993 Hurnancmbryoncn ver- mehrten, indein sic die Zona pcllucida uni die Eizelle durch Alginat crsetzten. Beide Wissen- schaftlcr zierten das Titclbild der ,,Time", und das Magazin stellte

die schlichte Fragc: ,,Where do we draw the line?".

Nein, Dolly hat scinc Rolle ge- spielt, die Fuhrerschaft in der sozialpolitischen Diskussion aber ist dem eltcrnlosen Schaf laiigst entglittcn. Die wohl insgeheirn von unseren Mitbiirgern hcrbei- gcsehiite Urzeuguiig b la Athenae scheint der Realisierung nahcr gekommen zu sein. So titelte die Zeitung ,,Bild" schon vor Jahres- frist: ,,Megan und Marag - Die ersten Klon-Schafe! 1st bald dcr Mensch dran?" Da sich die grofien Fernsehanstalten zwar nicht mehr unserem Schaf, sehr wohl abcr des Thcnias Menschenziichtung annahmen, war auch dic Zeit promincnter Politiker gckommen. ,,Clinton sctzt cin Zeichen gegen Klon- Vcrsuche mit Menschen - Stopp aller Forschungsmittcl - Prasident raumt Gesetzesliicken ein" war in dcr Tagesprcsse zu lesen. Jiirgeii Riittgers, der Bundesforschungs- minister, hatte cs da leichter. Er vcrwies als praventive Mafinahme auf das Embryonen-Schutzgesetz und bcsonders auf Paragraph 6: ,,Wer liiinstlich bcwii-kt, dafi cin menschlicher Embryo, ein Fotus, ein Mensch oder ein Verstorbener entsteht, wird mit Frciheitsstrafc- bis zu fiinf Jahrcn oder mit Geld- strafe bestraft".

Ian Wilmut und seine Kollcgen in Schottland siiid Tierziichter. Sie habcn fur Nutzticre neuc Markt- nischen entdcckt, beispiclsweise die Produktioii von Humanphar- maka in der Milch. Man erinnert sich natiirlich an das Schaf Tracy, das 40g a1 -Antitrypsin pro Liter Milch produziert oder an Her- man, den hollandischen Bullen, der die genctische Information zur Hcrstellung von huinancm Lactoferrin - cinem Eisentrans- portprotein - an seine Tochter vererbt hat. Von dem arrnen Schwein, das seine Niercn speii- den mufi, wird erst spater zu redcn sein. Bci der Zucht von 'Tieren werdcn positive Eigen- scliaftcn selektioniert, doch das ,,Gute" kann auch wicder ver- schwinden. Selbst Kinder des Olympiasieger-Ehcpaars sind nicht zweifelsfrei gute Sportler. Somit war es nur konsequent, die schon konvcntionellen Klonier-

methodcn, wie Embryosplitting und die Nutzung embryonaler Stammzellcn weiter zur Kombi- nation von entkernter Eizelle mit cinem Kern aus kultiviertcn soma- tischen Zcllcn zu perfcktionieren. Ganz ausgereift ist das System zwar noch nicht, da die Organcl- len-DNA zum Beispiel aus Mito- chondrien immer von dcr Eizelle stammt. Puristen ieiten daraus ab, daR das Embryoncn-Schutzgcsetz nur eingeschrankt gilt, da man nicht von der volligen Identitat der Klone ausgchen konnc. Das ,,Wilmut-Verfahren" - sollte es sich als reproduzierbar erwciscn - wird die Ticrzucht drastisch verandern und bcdeutet den groRen Sprung nach vornc fur die Entwicklung transgener Herden - oder besscr ,,Klonics", die ge- meinsam weiden.

Ruiid 270 Versuche mugten Wil- mut und Kollegen durchfiihrcn, damit ein einziges gesundcs Lamin geborcn werdcn konnte. Die rncisten der Kcrn-bestucktcn Eizellen nistetcn sich nicht in die Uterusschleimhaut cin, sieben Versuche endeten mit Totgebur- ten. Wo sind die 270 Frauen, die sich als Vcrsuchsobjekt zur Verfu- gung stellen wiirdcn, damit ein vorerst als gesund bewertetcs Kind gcboren wurde?

Machen wir uns nichts vor, Dolly war die Nachricht, auf die allc Wclt gewartet hatte. So packte die Zeitschrift ,,bild der wissenschaft" in ihrer Ausgabe 6/1997 untcr dem Titel ,,Natiirlich wcrden wir Menschen klonen" das Thema ohne die iiblichen Klischccs an. Nach einer Emnid-Umfrage, die im April von ,,bild der wisscn- schaft" in Auftrag gegebcn wor- den war, wollten 97 %, der Deut- schen niemand kopieren lassen, selbst nicht Albcrt Einstein oder Claudia Schiffer. Vor allcm von Reproduktionsmedizinern wird dcr therapeutische Nutzcn des Klonens niichtern disltutiert, wic die Ziichtung mcnschlicher Klone als individuellcs Ersatztcillager fur Organ- und Gewebespende. Falls wir ethische Schranken aufier acht lassen, so haben Rc- produktionsmcdiziiier, wic Wer- ner Gehring, Leiter einer grofien In-vitro-Fertilisations-Klinik recht. Die Praimplantationsdia- gnostik, die ein schweres Erblei- den erkenncn lafit, ist ohne Zwei- fel eine Vorstufe der Keimbahn- therapie. Ihren Nutzen kann man

nicht bcstreiten, die Konsequem- zcn sind zu furchten.

Dolly hat eine iibcrfallige Diskus- sion in Bewcgung gesetzt. In ciner Mitte des Jahres 1996 fur die CDU angefertigtcn Studie zu Perspcktiven dcr Biotechnologic hattcn Ethiker, Politiker und Wissenschaftlcr angemahnt, die internationale Entwicklung bei Keimbahneingriffcn zu verfolgcn und eine nationale Diskussion nicht abzuwurgen. Doch von der politisch administrativcn Scite wurdc cine offentlichc Auseinan- dcrsetxung uhcr das Thcma fur unerwiinscht erlilart.

Erstaunlich, was cin Schaf ohne Vater und Mutter allcs erreichen kann. Wahrend Clinton als Prasi- dent der USA am 5. Marz 1997 mit einem Vcrbot des Klonierens noch Zcichen setzcn wollte, hat cr sich auf dcr Prcssckonferenz am 10. Juni auf das amerikanische Biotech-Motto besonnen: ,,We arc thc leaders ...". So vcrltiindctc cr, dafi Experimcntieren mit Em- bryos schr wohl crlaubt sein miissc, das Implantieren dcr Konstruktc solle jedoch untersagt werden. Doch wie sicht die nahc Zuliunft an der Klonfront tatsachlich aus? Vieles an dcr jetzigcii 1)iskussion erinnert an das gcfordcrtc Moratorium fur die Gentcclniili auf dcr Asilomar- Konfcrcnz 1976. Damah stimm- tcn alle zu und rannten in ihre Labors, um mit der D N A Re- kombination zu hcginnen. Ohne Zweifel wcrden sich dic Klonier- incthoden zunachst auf die Ticr- zucht konzcntrieren. Ein 'rrost kann dies nicht scin. 1951 gelang die erste In-vitro-F;ertilisation beim Rind. 1978 wurdc in Carn- bridgc Louise Brown geboren, 1997 ist die Zn-vitro-l;ertilisation bciin Menschcn eine Routineme- thodc. Quo vadis, homo! In unscrcm 1,and sagcn die sicbcn Wcisen die wirtschaftlichc Ent- wicklung voraus. Ein Gremium, das wissenschaftliche Tcndcnzen abschatzt, gibt cs nicht. Die mit Wissenschaft bcfafiten Politikcr, beziehcn ihre Informationen aus dcr allgemeinen Wochenprcssc. Doch olme das Wissen ubcr internationale Entwicklungen, die viclfaltig und schnell auf uns zukomrnen, konnen wir nicht agieren, sondcrn nur rcagieren.

Hans Giinter Gassen, Institut f i ir Biochemic, Darmstadt

Biologie in unserer Zezt / 27. Jahrg. 1997 / Nr. 4