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ARCHIV DER PHARMACIE, CLXXXVI. Bandes erstes und zweites Heft. A. Originalmittheilungen. I. Biographie. Ludwig Frsnz Bley, Doctor der Philosophie, Medicinalratb und Apotheker in' Bern- burg, 26 Jahre hindurch Oberdirector des Apothekervereins in Norddeutschland, beschloss am 13. Mai 1868 seine irdische Laufbahn. Mitarbeiter an dem Archiv der Pharmacie seit 1826 iibernahm er mit besonderer Vorliebe im-Jahre 1843, zuerst gemeinschaftlich mit Professor W a c k e n r o d e r , nach dessen Tode allein, spater in Verbindung mit Professor L ud- w i g in Jena die Redaction der genannten Zeitscbrift und f* sie fort bis zum Schlusse des Jahres 1867. In dem Archiv finden sich die meisten der schatzbaren wissenschaftlichen Arbeiten des Verstorbenen , insbesondere aber in der spater zuriickgezogenen 2. Abtheilung des Archivs Zeugnisse des Eifers, mit dem L. F. B l e y die Gesohafte des Vereins f&rte, dessen Organ eben dab Archiv war und noch ist. Darum mag ihm denn auch in dem Archiv der Pharma- cie selbst hiemit ein biographisches Denkmal gesetzt seh: L. F. Bley war der Sohn des Oberbauraths J. H. C. B l e y und wurde geboren zu Bernburg am 22. August 1801. Strebsam und fieisbig finden wir ihn in seinem 16. Lebens- jahre bereits in der Prima des Gymnaeiums seiner Vaterstadt und sehen ihn im Jahre 1817 in die Apotheke seines Bru- ders E. W. B l e y , des damaligen Besitzers der grunen Apo- theke in Bernburg, als pbarmaceutischen Lehrling eintreten. Nach beendeter Lehrzeit und nachdem er be1 seinem Bruder Arch. d. fharm. CLXXXVI. D38. 1. u. 2. Hft. 1

Biographie. Ludwig Franz Bley

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Page 1: Biographie. Ludwig Franz Bley

ARCHIV DER PHARMACIE,

CLXXXVI. Bandes erstes und zweites Heft.

A. Originalmittheilungen.

I. Biographie. Ludwig Frsnz Bley ,

Doctor der Philosophie, Medicinalratb und Apotheker in' Bern- burg, 26 Jahre hindurch Oberdirector des Apothekervereins in Norddeutschland, beschloss am 13. Mai 1868 seine irdische Laufbahn. Mitarbeiter an dem Archiv der Pharmacie seit 1826 iibernahm er mit besonderer Vorliebe im-Jahre 1843, zuerst gemeinschaftlich mit Professor W a c k e n r o d e r , nach dessen Tode allein, spater in Verbindung mit Professor L ud- w i g in Jena die Redaction der genannten Zeitscbrift und f* sie fort bis zum Schlusse des Jahres 1867.

In dem Archiv finden sich die meisten der schatzbaren wissenschaftlichen Arbeiten des Verstorbenen , insbesondere aber in der spater zuriickgezogenen 2. Abtheilung des Archivs Zeugnisse des Eifers, mit dem L. F. B l e y die Gesohafte des Vereins f&rte, dessen Organ eben dab Archiv war und noch ist. Darum mag ihm denn auch in dem Archiv der Pharma- cie selbst hiemit ein biographisches Denkmal gesetzt seh:

L. F. B l e y war der Sohn des Oberbauraths J. H. C. B l e y und wurde geboren zu Bernburg am 22. August 1801. Strebsam und fieisbig finden wir ihn in seinem 16. Lebens- jahre bereits in der Prima des Gymnaeiums seiner Vaterstadt und sehen ihn im Jahre 1817 in die Apotheke seines Bru- ders E. W. B l e y , des damaligen Besitzers der grunen Apo- theke in Bernburg, als pbarmaceutischen Lehrling eintreten. Nach beendeter Lehrzeit und nachdem er be1 seinem Bruder

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eine Zeit lang noch als, Gehiilfe beschaftigt gewesen war, fungirte er als solcher noch in den Officinen der Apotheker C a s p a r W r e d e in Bonn, Medicinalassessors M o h r in Coblenz und R u d r a u f f in Bern.

Ueber den Segen, welchen ihm die Beschaftigung in den genannten Apotheken gebracht , hat er sehr oft miindliche Yittheilungen gemacht. Es war ihm gestattet, in Bonn mehre Collegia an der dortigen UniverHitat zu horen; in Coblenz hatte er Gelegenheit , gemeinschaftlich niit Reinem Principal viele wichtige chemische Arbeiten auszufuhren , auch sah er dort den jetzigen Medicinalrath und Professor Dr. M o h r als talentvollen Jiingling im Geiste schon zu einem der ausge- zeichnetsten deutschen Pharniaceuten und Chemiker heranrei- fen; in Bern lernte er die Eigenthumlichkeit der pharmaceu- tischen Praxis, wie sie in der Schweiz geiibt wurde , kennen und erweiterte bedeutend seine Kenntnisse in der Botanik und Droguenkunde. Dankbaren Gemiiths gedachte er oft der in Bonn, Coblenz und Bern verlebten Jahre und erinnerte sich voll von Anerkennung und erfullt von hoher Aclitung der Principale, in deren Geschaften er zu seiner hnsbildung einen so schonen Grund gelegt hatte. Obgleich praktisch und theoretisch hinreichend fiir seinen Beruf unterrichtet, wollte er sich jedoch nicht mit dem gewonnenen Erwerbe von Kenntnissen begniigen, sondern strebte hoher, er trat des- halb im Jahre 1825 in die chemisch-pharmaceutische Lehr- anstalt des Geh. Hofraths und Professors Dr. J o h a n n B a r - t h o l o m a u s T r o m m s d o r f in Erfurt als Studirender einund benutzte die dort im reichsten Maasse gebotene Gelegenheit zu seiner Vervollkommnung in allen pharmaceutischen Disci- plinen auf das Eifrigste. Kenntnissreich und hochgebildet bestand er darauf die pharmaceutische Staatspriifung mit dem grossten Lobe und iibernahm nun die Apotheke seines inzwi- schen verstorbenen Bruders W il h e 1 m B 1 e y in Bernburg im Jahre 1826.

In Erfurt hatte er aber nicht allein den Fach- sondern auch den Humanitiits - Studien gelebt und sich durch die vor- trefflichen Eigenschaften seines Geistes und Rerzens die Nei-

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gung einer liebenswiirdigen Tochter des Geh. Hofraths T r o m m s d o r f , des Frauleins A u g u s t e T r o m m s d o r f , erworben. Er konnte sie im Jahre 1828 als Gattin heim- fuhren. 26 Jahre lang lebte er mit ihr in der glucklichsten Ehe, aus her drei Sohue und drei Tochter hervorgingen; im Jahre 1854 rief der Herr die treue Mutter ab von ihrem irdischen Tagewerke. Wie tief die Wunde war, die unsrem B l e y durch den Heimgang seiner treuen Lebensgefahrtin geschlagen wurde, das kann nur der ermessen, der, wie Schreiber dieses, die miindlichen und schriftlichen Ergiisse sei- nes Schmerzes und seiner Trauer vernommen hat. Frommer %nu, stiHe Gottergebenheit und der Blick auf seine Kinder halfen ihm sein bartes Geschick tragen ; treue Pfichterfillung, angestrengte Arbeitsamkeit gewahrten ihm Trost und Beruhi- gung. In der That war ihm aber auch ein ausserordentlich weites Arbeitsfeld angewiesen , denn nicht allein in seinem Berufsgeschafte entwickelte er eine groGse Thatigkeit, son- dern auch in den Angelegenheiten seines Vaterlandes und seiner Vaterstadt. Bald trat er als S tadtverordneter, bald als Armenvorsteher , bald als Landtagsabgeordneter ein, ja eine Zeitlang redigirte er sogar das Herzoglich An- halt - Bernburgische Regierungs - und Intelligenzblatt. Da- neben blieb er bis zu seinem Lebensende Director der Sparkasse, Vorsteher des stadtischen Krankenhauses , des Priederikenhauses, und einer Erziehungsanstalt fiir verwahr- loste Kinder. Ebenso war und blieb er bis zu seinem Tode vorsitzender Meister der Loge Alexis zur Bestiindigkeit in Bernburg. Erwagt man, wie viele Zeit die Verwaltung die- ser Aemter und die Ausfuhrung seiner Berufsgeschafte erfor- derte , so muss man erstannen, dasa unser heimgegangener B l e y dessen ungeachtet noeh so Vieles fiir die Pharmacie und fur die pharmaceutischen Wissenschaften zu leisten im Stande war und sich durch ein unausgesetzte8 Studium auf der Hohe derselben zu erhalten wusste.

Seine schriftstellerische Thatigkeit begann er im Jahre 1829 mit einer Dissertation, in welcher er die von ihm unter- nommene physikalische und chemische Untersuchung des

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Erka - Brunnens zu Miigdesprung veroffentlichte und durch deren Vertheidigung er die philosophische Doctorwiirde an der Universitiit Jena erwarb. Von seinen ferneren selbstan- digen Schriften sind zu nennen:

Supplemente zu Fischers Handbuch der pharmaceutischen Praxis 1829.

Taschenbuch fur Aerzte, die Mineralquellen Deutschlands betreffend 1831.

Wurdigung der Konigl. Preussischen und Konigl. Sach- sischen Arzneitaxen 1832.

Versuch einer wissenschaftlichen Wiirdigung der Chemie und Pharmacie 1834. 2 Bde.

Nothwendigkeit der Vertretung der Pharmacie bei den Medicinalbehorden 1838.

Die Zuckerbereitung aus Runkelriiben 1836 und 1837. 2 Auflagen.

Ueber die Ausbildung der Pharmaceuten 1853. Zahlreich sind ausserdem die Aufsatze und Abhandlun-

gen, welche f~ T r o m m s d o r f s neues Journal der Pharma- cie, B u c h n e r s Repertorium der Pharmacie und andre natur- wissenschafiliche Zeitschriften von ihm verfasst wurden , die wichtigsten seiner Journalarbeiten aber hat das Archiv der Pharmacie gebracht und mogen hier nur einige derselben auf- gefuhrt sein:

Untersuchungen von Chenopodium ambrosioides , Marum verum , Acliillea Millefolium, Achillea nobilis und vieler ande- rer Vegetabilien :

Chemische und physikalische Untersuchung vieler Mine- ralquell en.

Darstellung der Fermentolea Marrubii , Farfarae, Ericae vulgaris, Vitis viniferae , Quercns, Millefolii , Echii , Urticae, Salicis, Plantaginis, Chaerophylli , Chelidonii und Salviae pratensis.

Untersuchung und Ermittelung der Bestandtheile vieler Mineralien und Bodenarten.

Priifungen qber grossen Menge von Droguen. Ermittelung des Kupfergebalts des Branntweins.

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Darstellung destillirter Wasser. Bereitung der Aepfelsaure. Priifung von Nierensteinen und anderen Concretionen. Bereitung mehrer Extracte, namentlich des Extr. Taraxaci. Nachweisung von Jod und Brom in Steinkohlen. Chemische Uptersuchung mehrer Biersorten. Bereitung der Phosphorsaure, der Bernsteinsaure und vie-

Nachweisung der Fliichtigkeit des Chlorarsens. Man muss die Jahrgiinge des Archiva durchblattern, um

zu erkennen, wie viele wichtige Arbeiten unser B l e y gelie- fert hat. Dabei unterrichtete er selbst seine Lebrlinge und fuhrte eine posse Zahl gerichtlicher und aussergerichtlicher pharmaceutischer Priifungen und Untersuchungen aus , denn er war, obgleich er das ihm angetragene Amt eines Medicinal- assessors wegen unangemessen scheinender Stellung im Me- dicinalcollegium ausgeschlagen haue , doch als gerichtlicher Chemiker verpflichtet und mit der Examination der Apothe- ker und mit Revision der Apotheken, namentlich in Anhalt Cothen, betraut. Doch Alles, was der Entschlafene im Leben arbeitete, ausfuhrte und vollbrachte, es gipfelte in seinemAmte 4 s Oberdirector des Apothekervereins in Nord- deutschland.

Als gegen Ende des Jahres 1842 der geniale, talent- volle R u d o 1 f B r a n d e s , der eigentliche Stifter und der erste Oberdirector des Vereins geetorben war, schien es schwer, fur ihn einen begabten Nachfdger zu finden. Von den darna- ligen Mitgliedern des Vereinsdirectoriums , so ausgezeichnet sie auch waren, fuhlte Niemand sich wiirdig und fahig, das erledigte schwierige Amt zu iibernehmen. Nur Einen unter den Mitgliedern des Vereins, auf den B r a n d e s schon bei seinen Lebzeiten hingewiesen hatte , hielt man der Fuhrung des Oberdirectorats am meisten gewachsen und dieser Eine war unser B ley . Zwar stand er, wie dies nicht zu leugnen ist, dem verstorbenen B r a n d e s an Genialitat nach, aber er war ihm gleich an Gelehrsamkeit und hatte seinen Eifer fur den Verein schon seit Jahren bewiesen nnd im reichen

ler anderer Sauren.

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Maasse bethatigt. Ihn ernannten, wozii sie damals berechtigt waren, die Directoren des Vereins am 7. Decbr. 1842' zum Mitgliede des Directoriums und wahlten ihn dann am 17. Decbr. 1842 zum Oberdirector. In dern daruber sprechenden Proto- koll d. d. Bielefeld d. 17. Decbr. 1842 heisst es: ,,der Director Dr. B l e y ward einstimmig zum Oberdirector des Vereins an des verewigten B r a n d e s Stelle erwahlt und nahm die Wahl an unter dem Versprechen des Directorii, ihm in seinen schwierigen Geschaften bereitwilligst allen ihm wiinschens- werthen Beistand zu leisten. Dr. B l e y gelobte dirch Hand- schlag dem Directorio , alle seine Krafte freudig aufzubieten zum Wohle des Vereins." Einer von dem Verfasser dieses Nekrologs gehaltenen und im Archiv (XXXIV. S. 97) ver- off entlichten Ansprache fugte der erwahlte Oberdirector die Bitte um Vertrauen und Unterstutzung hinzu , mit folgenden Worten schliessend : ,, So vie1 irgend meine geringen Krilfte mir gestatten, werde ich Alles aufbieten, dem Vereine ein eifriger, treuer und redlicher Fuhrer z u sein. '' Auch in der ersten von ihm im Monat August 1843 abgehaltenen Gene- ralversammlung gelobte er , dem Vereine seine beaten Krafte zu widmen und B r a n d e s , dessen Nachfolger er geworden war, stets als Vorbild in seinem regen, eifrigen Streben fur den Verein vor Augen haben zu wollen. Hiebei muss noch erwiihnt werden, dass das Directorium ihm f i r seine Muhwal- tung eine Summe von jiihrlich 100 Thlr. aussetzte, dass er aber diese , einer Resolclung ahnliche , Remuneration znriick- wies, indem er erklarte, dass er die T7erwaltung des Ober- directorate als ein Ehrenamt betrachte. Doch glaubtc er bemerken zu miissen, dass er die Gebuhren der Redaction des Archivs , ebenso wie B r a n d e B sie bezogen , und wie sie jedem Redacteur einer Zeitschrift zukomnien, auch fur sich in Anspruch nehme, was denn auch a19 selbstverstandlich ange- sehen wurde. Auf diesen die Redaction des Archivs betref- fenden Umstand wird Rucksicht zu nelimen sein, da in spate- rer Zeit diese Angelegenheit in Verbindung mit einigen Diffc- renzen , die durch die Vcrwaltung hervorgerufen waren, unsrem B1 e y zum Theil Veranlassung gab, nach einer 25jah-

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rigen Amtsfuhrung das Oberdirectorat am Schlusse des Jah- res 1867 niederzulegen.

Wie vollstandig er aber sein Versprechen, dem Vereine alle seine K r a h zu widmen, erfullt hat und wie sehr dieA von allen Mitgliedern des Vereins erkannt worden ist, davon giebt einen sprechendeq und vollgiiltigen Beweis der von den Generalversammlungen zu Munster und Magdeburg ein- miitbig und mit der lebhaftesten Zustimmung in die verander-, ten Statuteu und m a r in 0. 27 derselben aufgenommene Pas- SUB, welcher also lautet:

, ,Der z e i t i g e O b e r d i r e c t o r M e d i c i n a l r a t h Dr. R l e y , d e m d e r V e r e i n zum g r o s s t e n D a n k e v e r - p f l i c h t e t i s t , b l e i b t l e b e n s l a n g , o d e r 8 0 l a n g e e s i h m b e l i e b t , im Amte."

Der Verstorbene hat in der That aber auch Grosses fur den Verein geleiRtet : Sein Vorganger B r a n d e B , mehr ein schopferisches als ein organisatorisches Talent, einst Glied der nach den Befreiungskriegen in Jena florirenden, edlen Burschenschaft, durch und durch eine hochbegabte und hochgebildete poetische Natur , wusste durch gespro- chenes und geschriebenes Wort anzuziehen und zu begei- stern, er reiste in Hannover und Westfalen von Ort zu Ort, um Collegen fur den Verein zu gewinnen und ein scho- ner Erfolg kronte seinen Eifer. Selbst ein Mann der Wis- senschaft, war er befreundet mit fast allen gelehrten Natur- forschern der damaligen Zeit, der Preussische Minister v. A1- t e n s t e i n war sein Beschiitzer , der westfalische Oberprasi- dent v. V i n o k e sein Gonner. Unter solchen Auspicien konnte er den Verein als einen wissenschaftlichen herstellen und ihm nach Aussen Glanz und Anerkennung verschaffen, aber fur die kleinlichen Geschafte der yerwaltung , Ordnung und Regelmassigkeit in der Geschaftsfuhrung hatte er mit seinem hochstrebenden Geiste weniger einen Sinn. Er besass alle die zur Verwirklichung einer schonen Idee nothwendigen Eigenschaften. So wurde er der hochgepriesene Griinder unsres Vereins, aber, was er gegriindet und schopferisch in das Leben gerufen, dae bedurfte zu seiner Erhaltung und

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Forderung noch der sorgsamen Pflege durch eine praktisch geiibte, ordnende Hand. Und diese Hand gewahrte dem 'Ver- eine F r a n z L u d w i g B l e y . Um die Geschafte in einem regelmassigen Gange zu erhalten, vertheilte er sie nach Uebernahme des Oberdirectorats gleichmiissig unter seine Col- legen im Directorium , liess das Kassenwesen durch einen Mitdirector ordnen nnd besorgte selbst die Uorrespondenz mit der peinlichsten Piinktlichkeit. Kein Vereinsmitglied , das sich an ihn wandte, durfte auf Antwort warten, und, wer je sein Correspondenz - Journal gesehen, muss erstaunen iiber die Masse von Briefen, die ilim zugingen und iiber die Schnel- ligkeit, mit der sie beantwortet wurden. Daneben verfasste er Berichte in grosser Zahl, die or in Angelegeiiheiten des Vereins an die vorschiedensten Behorden sandte und liess sich besonders in der ersten Zeit seiner Amtsfuhrung die Rettung des Besitzes der concessionirten Preussischen Apotheker ange- legen sein. Sie gelang ihm durch rnannigfache schriftliche und miindliche Unterhandliingen mit dem damaligen Minister E i c h h o r n und durch ein juridisches Gutachten, das auf seine Veranlassung der Geh. Justizrath iind Professor Dr. S c h m i d t in Jena verfasst hatte. Unstreitig ist es dem Eifer BI e y s , seiner Ordnungsliebe und seiner piinktlichen Geschaftsfuhrung zu verdanken, dass schon in dem ersten Jahre seines Ober- dir&torats die Zahl der Vereinsmitglieder um 183 stieg und sich bis zum Jahre -9856 um mehr als 500 erhohte. Sein Werk ist ferner die Griindung der B r a n d e s - W a c k e n r o - d e r - Stiftung, sowie ihm allein die unter Mitwirkung und Heranziehung der Munchen - Aachener Feuerassecuranz voll- fuhrte Herstellung der allgemeinen Unterstutzungskasse und die Ansammlung der bedeutenden Kapitalien zuzuschreiben ist, die dem Vereine seine Dauer sichern. Auch diirfte nicht in Abrede zu stellen sein, dass die Ausarbeitung zweier Denk- schriften iiber die Verhaltnisse der Pharmacie in Deutschland uad viele andere, die Pharmacie betreffende Gutachten und Darlegungen einen grossen Werth haben, da sie einen Inbe- griff der Wiinsche enthalten , welche die deutschen Pharma- ceuten hegen. Der Verfasser dieser Biographie, der an allen

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diesen Schriften mitgearbeitet, weiss, wie vie1 Fleiss unser B l e y auf dieselben verwandt hat und dafis sie und seine wissenschaftlichen Arbeiten zum Glanz und zum Flor des Vereins beigetragen haben , unterliegt keinem ZweifeL Bei den Generalversammlungen , die in Universititastiidten ststti fanden, konnte man die lebhafte Theilnahme recht deutlich erkennen, die dem verstorbenen B l e y und duroh ihn dem Vereine bewiesen wurde. Die wissenschaftlichen Bestrebun- gen desselben fanden uberall die vollste Anerkennung.

E r wurde im Laiife der Zeit zu einem wirklichen Mit- gliede der Xaiserlich Leopoldinisch - Karolinischen Akademie der Naturforscher, der KonigL Preussischen Akademie gemein- niitziger Wissenschaften, so wie mehrer pharmaceutischen, naturwissenschaftlichen und gewerblichen Vereine in Amster- dam, Antwerpen, Briissel , Bern, Breslau , Dresden, Emden, Erfurt , Erlangen , Frankfurt a/M., Giessen, Halle, am Harze, Hamburg, Hanau, Jena, Lissabon, Marburg, Minden, Munchen, Offenburg, Olmutz , Paris, St. Petersburg, der Pfalz, Salfeld, Wien und Wiirzburg erwahlt. Aber nicht allein von den Yannern der Wissenschaft wurde der hochverdiente Ober- director' des Apothekervereins geehrt, sondern auch von Staatsmannern und Fursten. Mit Freundlichkeit traten ihm nnter Anderen entgegen der Oberprasident v. V i n c k e , die Minister E i c h h o r n und v. R a u m e r ; im Jahre 1846 wurde er vom Fiirsten zu L i p p e zum Medicinalrath ernannt, 1856 verliehen ihm die Herzoge von Anhalt - Bernburg und Anhalt - Dessau die Ritterinsignien des Ordens Albrechts des Baren, 1858 der Konig Otto von Griechenland das Ritterkreuz des Erloser- Ordens, 1867 bei der Feier seines Jubilaums der KSnig von Preussen den Kronen-Orden 111. Klasse.

Wer mochte nicht anerkennen , dass der entschlafene Oberdireotor die ihm gewordenen Auszeichnungen in der That auch verdient habe? Wer mochte, wenn er auf seine so bedeutende Leistungen blickt , nicht seine ungewohnlicbe Arbeitskraft und seine ange~trengte Thatigkeit zu bewundern sich gedrungen fuhlen? .Wer mochte aber nicht auch einrau- men, dam eben dieser unausgesetzten und angestrengten

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Thatigkeit ein nachtheiliger Einfliiss auf seine Gemndhei t und eine Aufreibung seiner Kriifte nothwendig folgen musste, die Rich in seinen letzten Lebensjahren zu erkennen gab?

Mehrfacher Gebrauch von Kuren in Carlsbad wirkten zwar wohlthiitig, doch die Altersschwiiche machte zu friihzeitig sich geltend ; ohne ausgepragte Krankheitserscheinungen eriag der wurdige -Mann dem Narasmus senilis, ein sanfter Tod endete sein vie1 bewegtes, rastlos thatiges Leben. Was er fur die Pharmacie geleistet, es ist in der Geschichte derselben und namentlich in der des Apothekervereins in Norddeutschland verzeichnet; mit welcher Liebe seine Freunde und seine Mit- burger ihm anhingen, das bezeugte glanzend die Feier seines Jubilaums zu Bernburg am 10. December 1867. Trotz der utengen Jahreszeit hatten sich zu dieser Feier viele seiner pharmaceutischen Freunde aus weiter Ferne eingefunden, urn ihrn personlich und miindlich ihre Huldigungen und ihre Wiinsche darzubringen; alle seine Kinder, mit Ausnahme des in Russland angestellten Sohnes , einheimische und auswartige Verwandte und Freunde waren in grosser Zahl herbeigecilt, in der ganzen Stadt Bernburg war eine freudige Bewegung der Bewohner bemerkbar. Am friihen Morgen des festlichen Tages erschienen zuerst vor seiner Wohnung Lehrer und Schiiler des unter seiner Leitung stehenden Friederikenhauses und sangen mehre Chorale, wiihrend des ganzen Vsrmittags wurde sein Haus nicht leer von gluckwiinschenden Privaten und Vertretern aller staatlichen und stadtischen Behorden, die ihm zugleich werthvolle Geschenke iiberreichten. Der in Bernburg wohnende Generalsuperintendent brachte ihrn den Segen der Geistlichkeit und selbst der Obervorsteher der Bernburger jiidischen Gemeinde fihlte sich gedrungen , theil- nehmend den Jubilar zu begliickwunschen, der durch die ihm bewiesene grosse Aufmerksamkeif tiefgeriihrt, aber auch hoch erfreut war. Wohlthuend war ihrn ganz besonders die An- wesenheit mehrer seiner Collegen im Directorium des Apo- thekervereins in Norddeutschland , die mit ihm gemeinschaft- lich fur den Flor des Vereines gearbeitet hatten und ihrn nun an seinem Ehrentage, begleitet von den anwesenden alteren

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und jiingeren Apothekern, die Gefuhle ihrer Freundschaft und Hochachtung aussprachen. Seinen Werth als Mensch in der schonsten Bedeutung des Worts bekundete aber Nichts 80

sehr, als die gliickwunschend eintretende Deputation der -Loge Alexis zur Bestandigkeit, deren Sprecher dem Jubilar die Liebe seiner maurerischen Briider bezeugte und ihn und alle seine Familienglieder zu dern in dem Logenlokal veranstalte- ten Festmahle, einlud , an welchem ausser den Logenmitglie- dern die anwesenden pharmaceutischen Collegon und viele andere Freunde Theil nahmen. Dasselbe begann an dem festlichen Tage- Mittags 2 Uhr. Die weiten schiinen Logen- raume waren sinnreich geschmiickt , die bekrinzte Biiste des Jubilars aufgestellt. Ueber den Verlauf des kostlichen Festes ist in Nr. 100 der Bunzlauer pharmac. Zeitung von 1867 bereits ausfuhrlich berichtet, es sei daher hier nur noch bemerkt, dass in der dem Jubilar beim Festmahle uberreich- ten, von dem Unterzeichneten verfassten und von den Colle- gen H e r z o g pnd W i 1 m s mit einigen Zusatzen versehenen Gratulationsschrift des Jubilars Ansichten iiber den Apothe- kerstand dargelegt und damit seine Bestrebungen zur Hebung der Pharmacie bezeichnet sind. Von der Hochachtung, die der Jubilar sich in allen Kreisen erworben hatte, zeugten mehre Toaste, doch bezeichnete dicse Liebe und die dank- bare -Anerkennung seiner Verdienste ganz besonders der von dern Prediger Schlick ihm, als dem langjahrigen Fuhrer der Loge Alexis zur Bestindigkeit , gewidmete Toast. Seine menschenfreundliche Gesinnung , seine Thiitigkeit , seine Um- sicht, alle die edlen Eigenschaften seines Geistes und seines Herzens wurden in dicsem Trinkspruch den Anwesenden Tor die Seele gefuhrt, und als am Schlusse dcsselben die Briider erinnert wurden an die Leistungen ihres hochverdienten Fiih- rers und Yeisters, da wurden ihm Zeichen einer Hochach- tung und Verehrung gegeben, wie sie selten gespendet wer- den. Der Gefeierte dankte tief bewegt, gab dann aber in einer langeren Rede, indem er auf seine Rildungmeit und auf seine Bestrebungen zuriickging , einen Beweis von der

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Bescheidenheit, die er in allen Lebensverhaltnissen steta an den Tag gelegt hat.

Das Feet war in der heitersten Weise verlaufen und hatte dem Jubilar eine hohe Befriedigung gewahrt, am Tage nach demselben , den noch einige seiner pharmaceutischen Freunde mit ihm und den liebenswurdigen Gliedern seiner Familie verlebten, erklarte er aber, dass er mit dem Schlusse des Jahres, 1867 das Oberdirectorat des Apothekervereins in Norddeutschland niederlegen werde. Die oben angedeuteten Differenzen hatten zum Theil schon auf diese Entmhliessung eingewirkt, es waren aber auch bei Gelegenheit der letzten Generalversammlungen Aeusserungen gefallen , die zu einer Verwechselung von Personal - und Sachverhaltnissen Veran- lassung geben konnten, und durch die er sich verletzt und gekriinkt fiihlte. Dazu kam noch der Umstand, dass er nach seiner Ansicht in dem Vereine nicht das wissenschaftliche Interesse SO, wie er es wunschte, vertreten glaubte und dass manche im Laufe der Zeit hervorgerufene neue Einrichtungen ihminicht zusagten. So trat er denn von dem Oberdirectorate zuriick in der Absicht, der Wissenschaft, seinen anderweitigen Aemtirn und nanientlich seiner Familie zu leben, deren Glie- der theils in Bernburg, theils in nicht allzuweiter Entfernung ihren Wohnsitz haben. Nur sein altester Sohn weilt in weiter Ferne , indem er als Kaiserlich Russischer Hofgiirtner bald in dieser, bald in jener Gegend des weiten Russischen Reiches beschaftigt ist. Derselbe kam erst mehre Tage nach dem Jubelfeste in Bernburg an, urn dem geliebten Va- ter, der ihn seit 15 Jahren nicht gesehen hatte, seine Glick- wiinsohe zu bringen. Die Freude des Wiedersehens war gross, aber der Verblichene umarmte beim Abschiede den theuren Sohn zum letzten Male.

Sein zweiter S o h , unverheirathet wie sein alterer Bru- der, ist Apotheker in Ascherslcben, der dritte, zur Freude des Vsters mit einer von allen Familiengliedern hochgeschiitzten Gattin verbunden , hat die vaterliche Apotheke in Bernburg ubernommen.

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Yon seinen Tiic htern ist die alteste an einen Geistlichcu, einen SuperintendenLen im Magdeburgischen , die zweite an einen Gutsbesitzer ganz in der Nahe von Bernburg verhei- rathet , die dritte, noch unvermahlt, widmete der Pflege des Vaters die liebreichste Sorgfslt. Mit ihr machte der selige B l e y im Sommer des J&hres 1865 eine Rheinreisc, der Ver- fasser dieser biographischen Skizze begleitete ihn mit einer seiner Tochter und hatte da Gelegenheit, zii erkennen, wie seine liebe Auguste, da sie ihm gane lebte, ihrn aoch das Leben zu versiissen wusste. Wie feat das Band der Liebe ihn iiberhsnpt aber mit allen seinen Familiengliedern verhand, das musste Jeder erkennen, der sein Haus betrat, das kam insbesondere allen Theilnehmern an der Feier seines Jubi- liiums zurn vollen Ecwusstsein; Friede, Freude und Einigkeit wohnte in seinem Hause, in dem zur Ycrvollstiindigung sei- nes hauslichen Gliiclis ihrn nur in den letzten Lebensjahren die treue geliebte G attin, die liebende Mutter seiner Kinder fehlte, wie er dies oft mit thriinenden Augen aussprach.

Wohl wiirde er, nachdem er seinem dritten Sohne seine -4potheke iihergcben, sein beschwerliches, unendlich vie1 Miihe und Zeit erforderndes Amt ale Oberdirector des Apotheker- vereins niedergelegt hatte, ruhige Tage haben verleben kiin- nen, und diese Ruhe ware ihrn zu gonnen gewesen, da er redlich gearbeitet hatte durch sein ganzes Leben. Aber der Herr uber Lebcn und Tod hatte ein Anderes uber ihn beschlos- sen und wunderbar, bald vor und bald nach der Feier seines Jubiliiums schon manches Band gelost, das ihm theuer und werth war. Selbst der Riicktritte von dem Oberdirectorat niochte ihm als der Abschied von einer Lebensfreude erschei- nen, denn, wenn er auch ehrenwerthe Grunde hatte, von der Verwaltung des Apothekervereins zuriickzutreten , so ist es ihm doch wohl schwer geworden, aus einem Amte zu schei- den, das er niit Vorliebe, mit Eifer und Erfolg, wie es der §. 27 der Vereinsstatuten ausdriicklich anerkennt , viele Jahre hindurch verwaltet Ilatte. Sein Leben war zu eng mit den1 Vereine verkniipft, als dass er nicht eine Leere hatte empfin- den miiasen, die er durch die Sbfassung einer Geschichte des

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Vereins und der TOP ihrn abgehaltenen Generalversamlungen zwar auszufullen beabsichtigte, aber sich darin doch uicht voll- standig befriedigt fuhlen konnte. Als ein Abschluss seines Lebenslaufs kann ferner angesehen werden, dass er man- chen lieben Freund durch den Tod, manchen durch Ver- anderung des Wohnorts aus seiner Niihe verloren hatte, und dass kurze Zeit nach der Feier seines Jubilaums zwei seiner Briider, die letzten ihm bis dahin gebliebenen Ge- schwister, ihrn vorangegangen waren in das Land des Friedens. Sein Zwillingsbivder , der Appellationsgerichtsrath B l e y , starb am 24. Januar und sein alterer Bruder, Schleu- seninspector B l e y in Bernbarg, am 27. April 1868. Er folgte ihnen nach am 13. Mai 1868 Nachmittags 51/2 Uhr. Unsrem B l e y war so im Hinblick auf Alles, was er verloren, der Heimgang erleichtert. Die Hoffnung auf die Wiedervereini- gun& mit seiner hochverehrten Gattin, mit seinen geliebten Brudern und mit so Vielen, die ihm im Leben treu verbun- den waren, hat ihn gewiss im Sterben belebt. Auch hat er gewiss gefiihlt, dass seine Krlfte nicht mehr aiisreichten, um die gewohnte Thatigkeit , die sein Lebenselement war , noch ferner zu uben. In diesem Gefuhl iind vorbereitet durch die Ereignisse in seinem letzten Lebensjahre , vorbereitet alu Christ durch den Glauhon an seinen Erloser, beschloss er daher in christlicher Demuth und Ergebung, aber auch voll Hoffnung und voll Vertrauen seine thatenreiche irdische Lauf- bahn, muthig dem Todc in das Angesicht schauend. Wie er selbst uber den Tod dachte, das sagte cr in seinem letzten Schreiben an den Unterzeichneten, als er den Heimgang sei- nes Zwillingsbruders meldete mit folgenden Worten :

, ,Schnel l t r i t t d e r T o d d e n M e n s c h e n an , e s iRt ihrn n u r k u r z e F r i s t g e g e b e n , d o c h l e b e n w i r , s o l e b e n w i r d e m H e r r n u n d s t e r b e n u-ir, s o s i n d w i r d e s H e r r n . A m 24. J a n u a r i s t m e i n Z w i l - l i n g s b r u d e r E d u a r d B l e y i m 67. L e b e n s j a h r e g e s t o r b e n u n d s a n f t h i n i i b e r g e s c h l u m m e r t i n d a s L a n d d e s F r i e d e n s . G o t t e s F r i e d e s e i m i t ihrn u n d u n s Allen."

Page 15: Biographie. Ludwig Franz Bley

Ludwig Frmz Rley. 15

Gottes Friede mag auch mit Ihm, dem heimgegangenen Oberdirector sein , das Andenken an Ihn wird unvergessen bleiben in der pharmaceutischen Welt, wird hoch in Ehren gehalten werden von seinen Freunden und Mitburgern, wird gesegnet werden von allen seinen Angehorigen. Sein dritter Sohn sprach sich in einem Briefe nach dem Tode des gelieb- ten Vaters tief bewegt also aus:

, ,Der V e r l u s t , d e n u n s r e L o g e , d i e z a h l r e i - chen m i l d e n A n s t a l t e n , d i e Armen u n s r e r S t a d t d u r c h d e n H e i m g a n g d e s V a t e r s e r l i t t e n , w i r d s c h m e r z l i c h e m p f u n d e n u n d i m L a u f e d e r Z e i t noch f u h l b a r e r w e r d e n . E s w i r d s o l e i c h t n i c h t w i e d e r J e m a n d s o o p f e r f r e u d i g f u r d ie W e r k e d e r b a r m h e r z i g e n L i e b e a r b e i t e n . U n s K i n d e r n k q n n t e k e i n b e s s e r e s V e r m a c h t n i s s z u T h e i l w e r - d e n , a l s d a s A n d e n k e n a n e i n e n s o l c h e n Va te r . " So sein Sohn, ich aber, der ich ihm im Leben 80 nahe stand, ich rufe dem geliebten Freunde nach:

Nicht blos fur diese Unterwelt Schlingt sich der Freundschaft Band, Wenn einst der Vorhang niederfallt, W i d erst ihr Werth erkannt!

Geschrieben am Geburtstage L. F. B ley ' s den 22. Au- gust 1868.

Dr. T. Geiseler in Konigsberg N./N.