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Biokonversion von Zuckern und Stärke Biokonversion von Stärke und chemisch- technische Verwendung der Konversionspro- dukte E. Wilhelm, W. Bergthaller Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel- und Fettforschung Institut für Getreide-, Kartoffel- und Stärketechnologie, Detmold Einleitung In der Europäischen Union wurden 1995 ca. 6 Mio. t Stärke und Stärkede- rivate von den damals 15 Mitgliedsländern verbraucht. Neben 29 % nati- ven Stärken und 16 % modifizierten Stärken sind das 55 % oder 3,3 Mio. t Stärkekonversionsprodukte, vor allem Glucose, Dextrose und Polyole [1] (Abbildung 1). Ein großer Teil davon wird im Lebensmittelbereich ver- wendet. Dieser ist mengenmäßig in den letzten Jahren nahezu konstant geblieben, während neue, vor allem chemisch-technische Verwendungen hinzukamen, wie Konversionsprodukte als hydrophile Komponenten für Detergentien, zum Teil mit beachtlichen Wachstumschancen. Gesamt 6,0 Mio.t Biokonversions- produkte 55% Abbildung 1: Verbrauch von Stärken und Stärkederivaten in EU 15 (1995)- Biokonversion von Stärke Zu den wichtigsten technischen Anwendungen zählen die Bereiche Pa- pier und Pappe, Textilfaser und Textilverarbeitung sowie Klebstoffe und Waschmittel, die chemische Industrie sowie die Pharma- und Kosmetik- industrie [1] (Abbildung 2). Chemie/ Fermentation 13% übrige technische Produkte 5% erzeugnisse 22% Wellpappe 8% Dosenfrüchte 6% Papier 19% Süßwaren 15% Getränke 12% Abbildung 2: Verbrauch von Stärkeprodukten in EU 15 (1995) - nach Sektoren [1J Ausgehend von geeignet vorbehandelten Stärkeprodukten ist die Ent- wicklung neuer Konversionsverfahren teilweise verknüpft mit innovati- ven biochemischen Wegen, speziell der Enzymtechnologie [2] (Abbil- dung 3). Daraus resultiert die gezielte industrielle Isomerisierung, z. B. zu Fructose, und die Produktion von Maltodextrinen sowie von Spezialpro- dukten wie den Cyclodextrinen. Des weiteren ist der Einsatz von amylo- lytischen Enzymen zur gezielten Mikrokorrosion der nativen Stärke- strukturen von technischer Bedeutung. Dabei entstehen funktionelle Matrixprodukte für die Pharmaindustrie zur kontrollierten Freisetzung von Wirkstoffen. Ebenso eignen sich solche mikroporösen Stärken im Agrarsektor zur retardierten Einwirkung z. B. von Pestiziden. Schließlich wird über neuere Entwicklungen bei Tensiden für Waschmittel referiert, also grenzflächenaktiven Stoffen auf der Basis von Stärkekonversionspro- dukten. Mit Rücksicht auf die allseits geforderte Bioabbaubarkeit und an- dere umweltrelevante Aspekte stehen dabei die Alkylpolyglucoside im Vordergrund als nichtionische Tenside für moderne Waschmittel mit kontrollierter Schaumentwicklung, aber auch als Dusch- und Haar-Sham- poos sind sie wegen ihrer guten Hautverträglichkeit vorteilhaft. Daneben nach Produktgruppen [1] 268 269

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Page 1: Biokonversion von Stärke und chemisch technische

Biokonversion von Zuckern und Stärke

Biokonversion von Stärke und chemisch­technische Verwendung der Konversionspro­dukte

E. Wilhelm, W. Bergthaller Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel- und Fettforschung Institut für Getreide-, Kartoffel- und Stärketechnologie, Detmold

Einleitung

In der Europäischen Union wurden 1995 ca. 6 Mio. t Stärke und Stärkede­rivate von den damals 15 Mitgliedsländern verbraucht. Neben 29 % nati­ven Stärken und 16 % modifizierten Stärken sind das 55 % oder 3,3 Mio. t Stärkekonversionsprodukte, vor allem Glucose, Dextrose und Polyole [1] (Abbildung 1). Ein großer Teil davon wird im Lebensmittelbereich ver­wendet. Dieser ist mengenmäßig in den letzten Jahren nahezu konstant geblieben, während neue, vor allem chemisch-technische Verwendungen hinzukamen, wie Konversionsprodukte als hydrophile Komponenten für Detergentien, zum Teil mit beachtlichen Wachstumschancen.

Gesamt 6,0 Mio.t

Biokonversions­produkte

55%

Abbildung 1: Verbrauch von Stärken und Stärkederivaten in EU 15 (1995)­

Biokonversion von Stärke

Zu den wichtigsten technischen Anwendungen zählen die Bereiche Pa­pier und Pappe, Textilfaser und Textilverarbeitung sowie Klebstoffe und Waschmittel, die chemische Industrie sowie die Pharma- und Kosmetik­industrie [1] (Abbildung 2).

Chemie/ Fermentation

13% übrige

technische Produkte

5%

erzeugnisse 22%

Wellpappe 8%

Dosenfrüchte 6%

Papier 19%

Süßwaren 15%

Getränke 12%

Abbildung 2: Verbrauch von Stärkeprodukten in EU 15 (1995) - nach Sektoren [1J

Ausgehend von geeignet vorbehandelten Stärkeprodukten ist die Ent­wicklung neuer Konversionsverfahren teilweise verknüpft mit innovati­ven biochemischen Wegen, speziell der Enzymtechnologie [2] (Abbil­dung 3).

Daraus resultiert die gezielte industrielle Isomerisierung, z. B. zu Fructose, und die Produktion von Maltodextrinen sowie von Spezialpro­dukten wie den Cyclodextrinen. Des weiteren ist der Einsatz von amylo­lytischen Enzymen zur gezielten Mikrokorrosion der nativen Stärke­strukturen von technischer Bedeutung. Dabei entstehen funktionelle Matrixprodukte für die Pharmaindustrie zur kontrollierten Freisetzung von Wirkstoffen. Ebenso eignen sich solche mikroporösen Stärken im Agrarsektor zur retardierten Einwirkung z. B. von Pestiziden. Schließlich wird über neuere Entwicklungen bei Tensiden für Waschmittel referiert, also grenzflächenaktiven Stoffen auf der Basis von Stärkekonversionspro­dukten. Mit Rücksicht auf die allseits geforderte Bioabbaubarkeit und an­dere umweltrelevante Aspekte stehen dabei die Alkylpolyglucoside im Vordergrund als nichtionische Tenside für moderne Waschmittel mit kontrollierter Schaumentwicklung, aber auch als Dusch- und Haar-Sham­poos sind sie wegen ihrer guten Hautverträglichkeit vorteilhaft. Daneben

nach Produktgruppen [1] 268 269

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Biokonversion von Zuckern und Stärke

gilt das Interesse den Polycarboxylaten als Waschmittelverstärkern. Diese sind als Komplexbildner für Metallionen, wie Calcium, Magnesium, Ei­sen und andere Ionen, sowie wegen ihrer schaumstabilisierenden Eigen­schaften geschätzt.

Cyclodextrins

Polycarboxylates

Glucamides

APG: Alkyl polyglucosldes;

DAS: 1,4:3,6-dianhydro-sorbitol;

Starch

Organic acids

Maltitol

HFCS: High-fructose com syrup; SAP: Super-absorbant polymer

DAM: 1,4:3,&dianhydro-mannitol; HMF: Hydroxymethyl furfural;

Abbildung 3: Produktübersicht von chemischen und biotechnologischen Umsetzungen auf der Basis von Stärke [2]

2 Stärkeprodukte zur Herstellung von Papier und Pappe

Trotz der steigenden Bedeutung der elektronischen Datenverarbeitung und der neuen Medien hat der Verbrauch an graphischen Papieren unter Einbeziehung eines steigenden Anteils von Recycling-Rohstoffen in den letzten 10 Jahren weiter stark zugenommen. Damit ist zugleich der Bedarf an großen Mengen von Stärkeprodukten in diesem Bereich gewachsen [3, 4]. Davon gehen bei der Rohpapierherstellung 7 % in die Masseleimung und 5 % in den Sprühprozeß, während die Hauptmenge mit 80 % bei der Oberflächenleimung verbraucht werden. Weitere 8 %

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Biokonversion von Stärke

werden als Bindemittel in den Deckstreichfarben der graphischen Papiere eingesetzt. Dabei ist festzustellen, daß ein stetig steigender Anteil als en­zymatisch anhydrolysierte Stärken direkt „vor Ort" auf die geforderte Viskosität eingestellt und sofort verarbeitet wird. Dementsprechend fin­det ein Teil der Stärkeverkleisterung und der partiellen Hydrolyse wäh­rend der Trocknung des Papiers statt. In den oben genannten Prozeß­schritten werden dadurch wichtige funktionelle Eigenschaften sichergestellt, wie Steifigkeit, Glätte, Bedruckbarkeit, Abriebfestigkeit und andere.

3 Stärke-Schlichteprodukte für die Faser- und Textilverarbeitung

In den Anwendungsbereichen Faserproduktion und Textilweberei wer­den abgebaute Stärkeprodukte zur optimalen Umhüllung („Ausrü­stung") der leicht verletzbaren Faser benutzt. Unter den Stärkeeigen­schaften zählt die Filmbildung zu den wichtigsten. Durch sie wird eine Glättung und damit eine Erhöhung der Reißfestigkeit der Spinnfaser für die modernen hochtourig laufenden Maschinen erreicht. Für den näch­sten Prozeßschritt erreicht man durch die Glättung und gleichzeitige Ver­stärkung („Schlichtung") der Fäden, daß der maschinelle Webvorgang mit möglichst hoher Geschwindigkeit durchgeführt werden kann. Dabei erfolgt die stabilisierende Ausrüstung der Faser nur kurzzeitig für die Textil-Verarbeitungsprozesse. Die abschließende Einwirkung der Amyla­sen muß zum vollständigen Abbau des Stärke-Films bei der nachfolgen­den Auswaschung führen [5].

4 Klebstoffe auf Stärkebasis

Eine Vielzahl von Anwendungen von teilabgebauten Stärken für Kleb­stoffe liegt in den Bereichen Verpackung, Tapeten, Plakate und Karton, die in den meisten Fällen mit geringen Ansprüchen auskommen. Auch hier wird durch Amylasen die unerwünscht hohe Viskosität der nativen Stärkekleister kontrolliert abgesenkt. Durch Aufheizen auf 95 °C für

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Biokonversion von Zuckern und Stärke

15 min wird das Enzym abschließend inaktiviert [6]. Andererseits wer­den aber immer mehr hochwertige Kombinationskleber mit kostengün­stigen Stärkebestandteilen ausgerüstet, die sich zum Beispiel zur Regulie­rung der Viskosität sehr gut eignen.

Eine Gruppe der speziell herzustellenden Kleber auf Stärkebasis soll hier nur kurz vorgestellt werden: es sind dies Etikettenkleber für Gläser und Flaschen der Frucht- und Getränkeindustrie. Sie benötigen für die hochtourig laufenden Etikettier-Maschinen das besondere Naß-Klebever­mögen („wet tack"), damit die Etiketten auf der noch feuchten Glasober­fläche sofort präzise sitzen. Dazu muß die Viskosität und auch die Scher­stabilität des Klebers über einen längeren Zeitraum sichergestellt sein. Entsprechend den heutigen Vorgaben der Getränkehersteller müssen sich die Klebstoffe nach Gebrauch aber auch leicht wieder ablösen, enzy­matisch abbauen und kostengünstig entsorgen lassen.

5 Enzymatische Konversion der Stärke

5.1 Allgemeines

Im engeren Sinn wird unter der Biokonversion der Stärke ihre Umwand­lung zu Verflüssigungs- und Verzuckerungsprodukten unter Verwen­dung von Enzymen verstanden. Im Rahmen dieser Umwandlung entste­hen Produkte, deren Skala von wenig abgebauten Verflüssigungs­produkten, den sogenannten Maltodextrinen, bis zum Grundbaustein der Stärke, der Glucose, reicht. Bei den dafür benutzten Enzymsystemen aus der Gruppe der Hydrolasen handelt es sich um die zum Stärkeabbau be­fähigten Amylasen und Pullulanasen. Im industriellen Rahmen haben bisher a-Amylasen, ß-Amylasen und Glucoamylasen verschiedener Her­kunft großtechnische Anwendung erfahren. Zur Steigerung der Effizienz des Stärkeabbaus können darüber hinaus Isoamylasen und Pullulanasen eingesetzt werden [7]. Hinzu kommt als weiteres, in der Stärkeindustrie eingesetztes Enzymsystem aus der Gruppe der Isomerasen die Gluco­seisomerase. In Europa hat allerdings aus Marktordnungsgründen die mit diesem Enzym erzielbare Umwandlung von Glucose zu Fructose nur in begrenztem Umfang eine Chance.

272

Biokonversion von Stärke

Insgesamt gesehen steht eine Vielzahl von Enzymen für die Umwandlung von Stärke in die verschiedenartigsten Glucane zu Verfügung. Konventionell können Enzyme bei der Verflüssigung der Stärke, bei der Verzuckerung bis gegebenenfalls zur Glucose und bei deren Isomerisierung eine Rolle spielen. Weitere Enzymanwendungen betreffen Spezialprodukte, die noch mehr oder minder stark die Verwandtschaft mit Stärke erkennen lassen, aber neue funktionelle Eigenschaften erhalten haben. Zu dieser Gruppe zählen die altbekannten Cyclodextrine oder Maltodextrine [8]. Von besonderem Interesse sind aber auch Enzymsysteme, die neue Aktivitäten bereitsstellen, wie beispielsweise für die bevorzugte Bildung höherer Homologe der Maltose, für spezielle Abbaureaktionen bei Pullulan oder für die Korrosion nativer Stärke unter geeigneten Bedingungen [9].

5.2 a-Amylase

Als Quelle für industrielle a-Amylasen dienten bisher Mikroorganismen, und zwar der Bakterienarten Bacillus licheniformis und Bacillus subtilis so­wie des Schimmelpilzes Aspergillus oryzae. Während die bakteriellen a-Amylasen als endo-Amylasen sowohl Amylose als auch Amylopektin zumeist zufällig an a-1,4-glucosidischen Bindungen abbauen, wobei während der Verflüssigung hauptsächlich Oligosaccharide und Dextrine entstehen, hydrolysiert die Schimmelpilz-a-Amylase (Fungal-Amylase) als exo-Amylase nur die a-1,4-Bindungen verflüssigter Stärke unter Bil­dung von Maltose [3, 6] .

5.3 Glucoamylase

Im Anschluß an die Verflüssigung der Stärke werden zur Herstellung hochverzuckerter Glucosesirupe oder der Glucose selbst Glucoamylasen aus Schimmelpilzen der Aspergillus niger- und der Aspergillus ory­zae-Gruppe eingesetzt. Als exo-Amylasen hydrolisieren sie sowohl a-1,4-als auch a-1,6-Bindungen. Als Abbauprodukt entsteht ausschließlich Glucose, die vom nichtreduzierenden Ende des Substratmoleküls abge­spalten wird. Die Abbaugeschwindigkeit variiert mit der Art der Bin­dung und des Substrates [7, 10].

273

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Biokonversion von Zuckern und Stärke

5.4 Isoamylase und Pullulanase

Isoamylase und Pullulanase sind als 6-Glucanohydrolasen in der Lage, die a-1,6-glucosidischen Bindungen von Stärke zu spalten. Bei Isoa­mylase ist bekannt, daß sie als einziges Enzym Glycogen vollständig ab­bauen kann. Pullulanase kann zwar Amylopektin, Glycogen und Pullu­lan entzweigen, doch gelingt dies bei Glycogen nur unvollständig. Wird Amylopektin im Rahmen der Stärkehydrolyse mittels Pullulanase ent­zweigt, dann werden die A- und B-Ketten des Amylopektins als lineare Oligosaccharide freigesetz [7, 8]. Durch den Einsatz einer hitze- und säu­restabiler Pullulanase konnte im Rahmen der technischen Stärkehydro­lyse die Effektivität des Abbaus zu Glucose wesentlich gesteigert werden [27].

5.5 ß-Amylase

ß-Amylasen sind exo-Enzyme, die Amyloseketten bzw. die linearen Be­reiche des Amylopektins vom nichtreduzierenden Ende her an a-1,4 glu­cosidischen Bindungen unter Abspaltung von Maltose hydrolysieren. An Verzweigungsstellen bleiben jeweils zwei bis drei Anhydroglucose-Ein­heiten erhalten. Kommerzielle Enzympräparate können auch heute noch pflanzlichen Quellen (Gerste, Soya) entstammen, gehen aber vermehrt auf mikrobiellen Ursprung zurück. Dies gilt umso mehr, als mit Hilfe ge­netisch modifizierter Organismen die Potentiale stetig wachsen. Die En­zymgewinnung geht dabei längst über die ursprüngliche Gewinnung dieses Enzymtyps aus Bacillus subtilis hinaus. Das ß-Amylase-Gen ent­stammte dabei einem Bacillus stearothermophilus-Stamm [7, 8, 10].

5.6 Technische Stärkeverzuckerung

Native Stärke, d. h . Stärke in körniger Form, kann nur sehr langsam unter Verwendung von Enzymen abgebaut werden. Ein in vertretbarer Zeit und unter technischen Bedingungen ablaufender enzymatischer Abbau setzt darum eine Verkleisterung und sodann eine Verflüssigung der 30 bis 40%igen Suspensionen voraus [10].

Im allgemeinen werden thermostabile a-Amylasen bereits unmittel­bar nach der pH-Einstellung der Stärkesuspension zugesetzt, damit be­reits während des anschließenden thermischen Stärkeaufschlusses der

274

Biokonversion von Stärke

enzymatische Abbau einsetzen kann und die mit der Verkleisterung ver­bundenen Strömungswiderstände auf ein Mindestmaß herabgesetzt wer­den. Dazu wird beispielsweise in sogen. Jet-Cookern überhitzter Dampf in die Stärkesuspension eingeleitet und die Temperatur des Systems zur möglichst vollständigen Verkleisterung auf 105 °C erhitzt. Nach einer Entspannung und Temperaturabsenkung auf etwa 90 bis 100 °C wird die Verflüssigung solange fortgeführt, bis der für die weitere Handhabun? geeignete Zustand erreicht ist, ablesbar am angestrebten Dextrose-Eqm­valent (DE) als Maß für den Grad der Hydrolyse der Stärke [7, 10].

Die Arbeitsbedingungen der Stärkeverflüssigung hängen unmittelbar von dem eingesetzten Enzym ab. Für die Stabilität der a-Amylase spielen dabei die Prozeßparameter Temperatur, pH-Wert, Trockensubstanz-Kon­zentration und Calcium-Ionenkonzentration (Ca2+). Am Beispiel einer bakteriellen, thermophilen a-Amylase (Termamyl, Novo Nordisk) wurde beispielsweise ein mathematisches Modell entwickelt, mit dessen ~ilfe die Stabilität des Enzyms unter Prozeßbedingungen als Halbwertszeit ab­geschätzt werden kann [8]. Auch in diesem Zusammenhang wurde die stabilisierende Wirkung der Ca2+-Ionen bei der Anwendung hoher Pro­zeßtemperaturen während des Einsatzes aller bisher wichtigen, industri­ellen a-Amylasen erkannt. Ca2+-Ionen werden dabei in unterschiedlicher Zahl Bestandteile der Enzyme und tragen auch unter extremen bzw. sub­optimalen Bedingungen (Temperatur bis 120 °C, pH < 5.5), für die Auf­rechterhaltung der räumliche Struktur der Proteinkörper und mit stei­gender Ca2+-Konzentration für die Erhaltung ihrer Aktivität Sorge [8, 13]. Da extrem temperaturstabile a-Amylasen nach Abschluß der erwünsch­ten Hydrolyse unter ökonomischen Bedingungen kaum mehr durch Hit­zebehandlung inaktiviert werden können, wurde zunehmend nach a-Amylase-Varianten gesucht, die auch bei kleiner Ca2+-Konzentration (5 mg/kg gegenüber 30 bis 90 mg/kg Stärkesuspension) die erwünschten Stabilitäten garantieren. Dies scheint durch gezielten Austausch be­stimmter Aminosäuren in Ca2+-bindenden Regionen möglich zu sein [14]. Abbildung 4 zeigt beispielhaft die Prozeßschritte einer enzyma­tische Verflüssigung [15], unter Einsatz thermostabiler a-Amylase und des Zusatzes von Calciumionen, und danach die Verzuckerung mittels Glucoamylase, bis schließlich ein 95%iger Glucosesirup erhalten wird.

275

Page 5: Biokonversion von Stärke und chemisch technische

Liquefaction

Biokonversion von Zuckern und Stärke

Starch Slurry 35% DS, pH 6.5

Calcium > 40 ppm

..._HeatSt able a·Amylase myl 120 L 0.05%) ..._(Terma

Gelatlnlnzatlon Jet Cook & Hold

103°·107°C, 3-7 min.

·~

Dextrinization 95°C, 1-3 hr.

i Dextrin Syrup

8-15% DE .

l "Sweetwater"

~

~ Glucoamylase (AMG 200 L. 0.15 % )

Saccharification 60°C, pH 4.2·4.5 48 hr, 30% DS

Glucose Syrup 95-96 % Glucose

Abbildung 4: Verflüssigung und Verzuckerung von Stärke mittels a-Amylase und Glucoamylase [15]

5.7 Glucoseisomerase

Die in der technischen Glucose-Isomerisierung genutzten Enzyme zur ka­talytischen Umwandlung von D-Glucose in D-Fructose sind eigentlich

276

Biokonversion von Stärke

Xylose-Isomerasen (D-Xylose-Ketolisomerase), die allerdings weithin als Glucoseisomerasen bekannt sind (Abbildung 5).

0 II

CH 1

HC--OH 1

HO--CH 1

HC--OH 1

HC--OH 1

CH20H

CH20H 1

C==O 1

HO--CH 1

HC--OH Glucose lsomerase 1

HC--OH 1 CHpH

Abbildung 5: Isomerisierung von Glucose zu Fructose durch das biotechnolo­gisch genutzte Enzym Glucose-Isomerase [15]

Glucose-Isomerasen können aus einer Vielzahl von Mikroorganismen isoliert werden; hauptsächlich kommen dafür Actinoplanes missourien­sis, Bacillus coagulans, Microbacterium arborescens und insbesondere Strep­tomyces-Arten in Frage. Für die stärkere Nutzung der Streptomyces-Arten sprechen die relativ einfache genetische Modifizierbarkeit, Spezialitäten ihrer Morphologie sowie die Anpassungsfähigkeit der Organismen an die Bedingungen der Immobilisierung. Alle Glucose-Isomerasen sind Metalloproteine, d. h. sie benötigen für die Isomerisierung von Glucose, nicht jedoch von Xylose, eine geringe Menge an Kobalt- oder Magnesium­ionen zur Stimulierung und Stabilisierung [8].

Technische Glucose-Isomerisierungsverfahren nutzen ausschließlich immobilisierte Enzympräparate. Dabei werden gereinigte Hydrolysate mit 95 bis 96 % Glucose in der Trockensubstanz als 45 Gew.%ige Lösun­gen nach pH-Anhebung auf 7-8,5 und einem Zusatz von Magnesiumio­nen kontinuierlich über eine beheizte (ca. 60 °C) und mit immobilisiertem Enzym beschickte Kolonne geführt. Der Ablauf enthält günstigstenfalls etwa 42-45 % Fructose in der Trockensubstanz (Abbildung 6). Dieser An­teil kann durch geeignete Lenkung des Isomerisierungsverfahrens nach

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Page 6: Biokonversion von Stärke und chemisch technische

Biokonversion von Zuckern und Stärke

unten (20-48 %) oder über verschiedene Anreicherungsverfahren bis auf 90 % Fructose in der Trockensubstanz verschoben werden [8, 10].

Hochfructosehaltige Sirupe (HFCS) werden vor allem in den USA und Ostasien in großen Mengen erzeugt [7, 16]. Dabei spielt der Zugewinn an Süßkraft, welcher nach der Isomerisierung der auf Maisstärke basieren­den Glucosesirupe vorliegt, eine wesentliche Rolle. Die Erzeugung dieser sogenannten Isoglucose ist im wesentlichen dafür verantwortlich, daß in den USA der pro Kopf-Verbrauch an Stärkeprodukten um den Faktor 3 höher liegt als in der EU, in welcher die Isoglucoseproduktion wegen der bestehenden Marktordnungsregelungen nur bei 2 % der Zuckerproduk­tion liegt.

Glucose Syrup 96% Glucose

+ Purlflcatlon

Filter Activated Carbon

Galion-Exchange Resin Anion·Exchange Resin

Evaporate 40-45% OS

Final Adjustments 55-60°C. pH 7.5-7.8

Magnesium > 12 ppm

Glucose lsomerase Column

Purificatlon Activated Carbon

Cation·Exchange Resin Anion·Exchange Resin

Evaporate 70-80% OS

High Fructose Corn Syrup (HFCS)

Abbildung 6: Prozeßschritte der enzymtechnischen Isomerisierung zu Hoch-Fructose-Glucose-Sirup [15)

278

Biokonversion von Stärke

6 Stärkehydrolysate als Rohstoffe für die Fermentationsindlistrie

Nach Röper [17] haben im wesentlichen wirtschaftliche Faktoren, Um­weltbedürfnisse sowie entsprechende gesetzliche Regelungen die Fer­mentationsindustrie veranlaßt, verstärkt auf Stärke und Stärkehydroly­senprodukte als Kohlenstoffquelle zuzugreifen. Die Reinheit der Substrate sowie die Möglichkeit, die Fermentation bei maßgeschneider­ten Substraten und mit größeren Trockensubstanz-Massenströmen und einer damit erzielbaren größeren Produktivität ablaufen lassen zu kön­nen, hat insbesondere zu einer wesentlichen Kostenreduktion beigetra­gen. Das Angebot der Stärkeindustrie umfaßt dabei neben den verfügba­ren Stärketypen selbst vor allem die Hydrolysenprodukte Maltodextrine, Dextrose, Glucose- und Maltosesirupe in der erforderlichen Reinheit und Zusammensetzung.

Für die Herstellung von Chemierohstoffen, wie Zitronensäure, Glu­consäure, Milchsäure, L-Ascorbinsäure und schließlich auch Ethanol, von pharmazeutischen Produkten, wie z. B. Penicillin, Cephalosporin und Griseofulvin, sowie von Wachstumsförderern und Enzymen wird vor al­lem die Verwendung von sehr hoch abgebauten Glucosesirupen, und zwar mit DE-Werten über 90, beschrieben [18]. Ein Glucosesirup mit 95 DE, der mit seiner nahezu vollständigen Fermentierbarkeit ein Maxi­mum an Ausbeute sicherstellt, besteht beispielsweise zu 92 % aus Glu­cose. Weitere niedermolekulare Zucker sind Maltose mit 5 % und Mal­totriose mit 3 %. Höhere Zucker (DP > 3) sind nicht mehr enthalten. Eine besondere Reinheit, die nur durch Ionenaustausch und spezielle Filtrati­onstechniken erreichbar wäre, wird nicht als erforderlich betrachtet.

Für die Gewinnung von Zitronensäure hat sich ein aerobes Submers­verfahren unter Verwendung des Schimmelpilzes Aspergillus niger durch­gesetzt. Bei der Verwendung von Glucosesirupen mit einem DE von 95 ergeben sich gegenüber konventionellen Rohstoffen (Melasse, Rohzuk­ker, Maisgrits, Stärke) besondere Vorteile aus größeren Ausbeuten, gerin­geren Reindarstellungskosten und Abwasserbelastungen.

Auch für die Herstellung von Gluconsäure für Lebensmittel- und technische (Lederherstellung, Metallverarbeitung) Zwecke durch mikro­bielle Oxidation in Submerskultur von Aspergillus niger oder Acetobacter suboxidans werden bevorzugt Glucosesirupe mit großen DE-Werten ein­gesetzt.

279

Page 7: Biokonversion von Stärke und chemisch technische

Biokonversion von Zuckern und Stärke

Wird Milchsäure auf ferrnentativern Weg durch Glycolyse zu Bern­steinsäure hergestellt, so bedient man sich des Bakterienstammes Staphy­lococctus lactis und benutzt bevorzugt ebenfalls 95 DE-Glucosesirupe. Un­ter nahezu anaeroben Bedingungen wird Bernsteinsäure dann zu Milchsäure abgebaut. Ausbeuten von 90 % können unter diesen Bedin­gungen durchaus erreicht werden.

Ein weiteres, wichtiges Ferrnentationsprodukt stellt L-Ascorbinsäure dar. Am Beginn steht eine katalytische Reduktion der D-Glucose zu D-Sorbitol, aus welcher durch Oxidation mit Hilfe des Organismus Asper­gillus suboxidans L-Sorbose wird. Die weitere Oxidation zur 2-Ketoglucon­säure sowie eine saure Behandlung erschließen dann die L-Ascorbin­säure.

95 DE Glucosesirupe können schließlich auch zur Ethanolsynthese über die Hefe Saccharomyces cerevisiae herangezogen werden. Eine spezi­elle Raffination der Glucosesirupe ist nicht erforderlich.

Bei der Herstellung einer Vielzahl pharmazeutischer Produkte auf fer­rnentativern Wege wurden hoch verzuckerte Glucosesirupe als Kohlen­stoffquelle aufgeführt. Ein Verbrauch von weltweit ca. 150.000 t wurde dafür genannt. Da oftmals nur die Glucose von den Organismen rnetabo­lisiert wird, sind möglichst hoch verzuckerte Sirupe erwünscht. Bei der Antibiotika-Herstellung können mit Rücksicht auf die Natur der Organis­men aber auch sehr niedrig verzuckerte Sirupe von Bedeutung sein. Schwach verfärbte Sirupe sind dann von Interesse, wenn hell gefärbte Re­aktionsprodukte gefordert werden. Diese Kriterien gelten auch für Gluco­sesirupe, die bei der Herstellung von Enzymen Einsatz finden. Zugleich ist nach der Neutralisation eine Verminderung Mineralstoffgehalts erfor­derlich, weshalb diese Glucosesirupe im allgemeinen vollständig entioni­siert werden.

7 Spezielle enzymatische Umsetzungen zu neuen Produkten

7.1 Maltodextrine

Unter dieser Gruppe von Stärkehydrolysenprodukte versteht man nicht oder wenig süßende, lösliche und verdauliche Zuckerpolymere mit

280

Biokonversion von Stärke

DE-Werten zwischen 3 und 20. Sie sind aus a-D-Glucose-Einheiten aufge­baut, die über 1,4-glucosidische Bindungen verknüpft sind. Sie werden im allgemeinen aus Stärke verschiedener Herkunft durch kontrollierten, enzymatischen Abbau mittels a -Arnylase und gegebenenfalls Autokla­vieren ungelöst verbliebener Stärkekornanteile hergestellt und stehen als sprühgetrocknete Pulver oder als Sirupe mit etwa 75 % Trockensubstanz zur Verfügung [19-21]. Die funktionellen Eigenschaften der bereits zahl­reich verfügbaren Maltodextrin-Typen werden, abgesehen vorn ange­strebten Abbaugrad, von dem eingesetzten Enzyrntyp (acidophile, hoch­ternperaturstabile oder weniger ternperaturstabile Typen) der angewendeten Technologie und der Stärkeart wesentlich beeinflußt. Die Einsatzgebiete für Maltodextrine bei Lebensmitteln sind zahlreich; die hier interessierenden Anwendungen in pharmazeutischen und kosmeti­schen Produkten betreffen ihre Rolle als Sprühtrocknungs- und Extrusi­ons-Hilfsstoffe oder den Wirkstoff-Einschluß sowie auf dem Gebiet der Non food-Anwendungen ihre Rolle als technische Hilfsstoffe (Sprüh­~:ocknung, Mikroverkapselung, Dispersionsrnittel), als Bindemittel und Uberzüge bei Textilien, Baustoffen, Druckpasten, der Metallverarbeitung, der Papierproduktion oder geologischen Bohrungen [19]. Neuerdings werden Maltodextrine auch als Rohstoffe bei der Herstellung spezieller Cobuilder zur Kornplexierung von Härtebildnern genannt.

7.2 Cyclodextrine

Mit Hilfe des Enzyms Cyclodextrin-Glycosyltransferase werden aus Stär­ken ringförmige, nichtreduzierende a-(1,4)-Glucane als niederrnolekulare Produkte mit 6, 7 oder 8 Glycosyl-Einheiten gebildet, die als a-, ß- und y-Cyclodextrin bezeichnet werden (Abbildung 7) [22]. Die Cyclodextrine, ~sbes~~~ere .das wirtschaftlich interessante ß-Cyclodextrin, sind wegen ihrer Fahigkeit von besonderem Interesse, relativ leicht Einschlußkorn­pl~xe _mit solchen organischen Molekülen zu bilden, die weniger hydro­p~ smd als Wasser und in ihrer räumlichen Ausdehnung ganz oder in Teilen als Gastmoleküle in den Hohlraum des jeweiligen Cyclodextrins ~assen. Wesentlich ist dabei, daß der Hohlraum durch die nach innen ge­richteten H-Atorne leicht unpolar ist und damit sogar den Einschluß von ~ydro~hob~n Verbindungen begünstigt. Für die räumliche Anordnung ISt. weiterhin von Interesse, daß alle primären OH-Gruppen zur einen Seite und alle sekundären OH-Gruppen zur anderen Seite gerichtet sind.

281

Page 8: Biokonversion von Stärke und chemisch technische

Biokonversion von Zuckern und Stärke

Die größere Reaktivität der primären Hydroxylgruppen wird zur chemi­schen Modifizierung der Cyclodextrine genutzt, unter anderem auch zur Herstellung polymerer Produkte unter Vernetzung.

rco

ßCO

acCO

Abbildung 7: Strukturen von a-, ß- und y-Cyclodextrin (CD) [22]

282

Biokonversion von Stärke

Obwohl kovalente Bindungen nicht entstehen, sind die einmal gebildeten Cyclodextrin-Einschlußkomplexe relativ stabil und kristallisieren unter geeigneten Bedingungen. Die bisher größte Bedeutung haben solche Ein­schlußkomplexe in der pharmazeutischen Industrie erreicht, insbeson­dere bei der Bindung von Wirkstoffen mit erhöhtem Dampfdruck, bei oxidationsempfindlichen Wirkstoffen oder solchen mit unangenehmem Geruch oder Geschmack. Vor allem sind Cyclodextrin-Einschlußkom­plexe für hydrophobe Stoffen von besonderem Interesse, die in wässrigen Systemen gehandhabt werden müssen oder die über lange Zeiträume freigesetzt werden sollen.

In ihrer Anwendung im Pharmabereich wurde als wesentlicher Vor­teil genutzt, daß bei der gezielten Wirkstoff-Dosierung ein langsames und stetiges Diffundieren günstiger und erfolgreicher ist und die nicht er­wünschten Nebenwirkungen unterdrückt werden, wie z. B. Schleimhaut­reizungen im Magen-Darm-Trakt oder lokale Reizungen nach intramus­kulärer Injektion [21].

. 174 A.3 262 Ä.3 427 Ä.3

~~~ aCD pco rCD

in one mol:

104 ml 157 ml 256 ml

in one g:

0,10 ml 0,14ml 0,20ml

Abbildung 8: Die Hohlraumvolumina der Cyclodextrine [22]

Nicht so perfekt lassen sich viele organische Wirkstoffe, vor allem solche mit hydrophoben Strukturelementen, in ähnlicher Weise von den Helix­strukturen der unverzweigten Amyloseketten einschließen. Dabei paßt sich die Helixstruktur in gewissen Grenzen den Dimensionen dieser zur Komplexbildung angebotenen Stoffe an. Die Amylose bietet jedoch eine

283

Page 9: Biokonversion von Stärke und chemisch technische

Biokonversion von Zuckern und Stärke

geringere Schutzfunktion. Diese wird aber ebenfalls für die zeitlich verzö­gerte Freisetzung von Aroma- oder Wirkstoffen oder von Pestiziden und Herbiziden im Agrarsektor genutzt. In diesem Zusammenhang wären ge­gebenenfalls hochamylosehaltige Stärken weitaus kostengünstiger einzu­setzen, als die Cyclodextrine.

7.3 Polyole

Die Polyole sind Zuckeralkohole, die aus Sacchariden entstanden sind, deren Aldehyd- oder Ketogruppe durch eine Hydroxylgruppe ersetzt wurde. In der Europäischen Union zählen die folgenden Produkte zu den Polyolen: Sorbitol, Mannitol, Isomalt, Maltitol, Lactitol und Xylitol. Ne­ben den natürlichen Vorkommen dienen hauptsächlich die entspechen­den Zucker als Vorstufen. Hier spielen auch Stärke und ihre Verzucke­rungsprodukte eine bedeutende Rolle. Die Herstellung erfolgt chemisch durch Hydrierung oder zunehmend durch fermentative Verfahren. Ihre größte Bedeutung erlangten sie in der Lebensmittelindustrie als Zucker­austauschstoffe mit antikariöser Wirkung und vermindertem Energiein­halt sowie weiteren, wichtigen funktionellen Eigenschaften [24]. Einsatz finden Polyole aber auch in pharmazeutischen Produkten und mit Ein­schränkungen auf bestimmte Polyole in technischen Bereichen. Neben den bisher genannten C-6 Polyolen sowie Xylitol (C-5) existieren weitere interessante C-5 und C-4 Polyole, unter denen im Hinblick auf technische Einsatzgebiete vor allem Erythritol die größte Bedeutung erlangte [19].

7.3.1 Erythritol

Während Erythritol früher mit Ethylenglycol als Nebenprodukt auf che­mischem Weg durch Hydrolyse aus Dialdehydstärke hergestellt wurde, läßt es sich heute eleganter auf biotechnologischem Weg aus D-Glucose mit Hilfe der osmophilen Hefe Moniliella tomentosa als Polyolgemisch mit meso-Erythritol als Hauptprodukt gewinnen (Abbildung 9). Es kristalli­siert dabei in großer Reinheit [24, 25]. Ein neueres Verfahren beschreibt die technische Gewinnung von Erythritol durch Fermentation von Glu­cose oder Saccharose mit Aureobasidium-Spezies [26]. Was die technische Anwendung betrifft, läßt sich Erythritol als C-4 Polyol mit Diisocyanaten zu Polyurethanen umsetzen, die dann als Elastomere oder auch als ge­schäumte Polyurethane von Interesse sind.

284

Biokonversion von Stärke

QH

-OH HO

H

D- Glucose

M.tomentosa ~ 0 2, 37°C

HO-l HO-HO­HO-

meso-Erythritol (50% yield) {by products: Glycerol, Ribitol)

Abbildung 9: Biotechnische Umsetzung von Glucose zu meso-Erythritol [25]

8 Spezielle Hydrier- und Oxidationsverfahren für Kohlenhydrate

8.1 Reduktionswege

Die Reduktion von Glucose zu Sorbitol wird weltweit in Mengen von mehr 650.000 t pro Jahr als technisches Hydrierverfahren durchgeführt. Wichtig ist - im Vergleich zu Glucose - die beachtlich erhöhte Stabilität des Produkts Sorbitol gegenüber hohen Temperaturen wie auch pH-Än­derungen. Die technischen Hydrierverfahren sind in gleicher Weise auf andere Mono- und Oligosaccharide angewendet worden.

Vor acht Jahren wurde jedoch auch ein neuer Prozeß zur Sorbitolher­stellung entwickelt, bei dem in einem Schritt von Stärke ausgehend mit Hilfe eines Ruthenium-beladenen Zeolith-Katalysators eine hydrierende Spaltung der Stärkeketten erfolgt [23] (Abbildung 10). Man geht davon aus, daß dabei die Zeolithstruktur als Brönsted-Säure fungiert.

Im Non food-Bereich wird Sorbitol als Starter für Polyether-Po­lyol-Reaktionen eingesetzt, z. B. zur Herstellung von Polyurethanschäu­men, als Komponente in pharmazeutischen und kosmetischen Rezeptu­ren sowie bei der Herstellung von Leder- und Tabakwaren.

285

Page 10: Biokonversion von Stärke und chemisch technische

Biokonversion von Zuckern und Stärke

Ru-H-USY ...

Abbildung 10: Reduktion von Stärke zu Sorbit [23]

8.2 Oxidationsprozesse

CH20H

1 H-c-OH

1 HO-C-H

1 H-C-OH

1 H-C-OH

1 CH20H

Sorbltol

Inzwischen kann Sorbitol ebenfalls durch einen biotechnologischen Pro­zeß hergestellt werden. Kulbe, Schwab, Chrniel und Strathrnann [27] ha­ben einen gekoppelten enzymatischen Prozeß entwickelt (Abbil­dung 11), bei welchem fructosehaltiger Glucosesirup (HFCS) als Substrat zugleich mit zwei Enzymen, also mit Glucose-Dehydrogenase und Sor­bit-Dehydrogenase behandelt wird zusammen mit NAD /NADH als Co­faktor. Dabei entstehen simultan Gluconsäure und Sorbitol als Oxidati­ons- bzw. als Reduktionsprodukt. In einem ähnlichen, wenig später vorgestellten Verfahren [29] wird Glucose als Fermentationsrohstoff ein­gesetzt. Als synchron arbeitendes, enzymatisches System diente eine Kombination von Glucose-Dehydrogenase aus Bacillus megaterium oder Penicillium pentosaceous und Altlose-Reduktase aus Penicillium stipitis mit NADP /NADPH als Cofaktor. Es entsteht gleichfalls ein Gemisch aus Sor­bitol und Gluconsäure.

Gluconsäure selbst kann über einen weiteren Fermentationsprozeß in­dustriell hergestellt werden. Die Oxidation von Glucose wird mithilfe der Organismen Acetobacter suboxidans oder Aspergillus niger durchgeführt. Sie findet bevorzugt am C-1 statt und liefert in mehr als 97%iger Aus­beute Gluconsäure.

286

Biokonversion von Stärke

GDH Gluconic Glucose/ ~ acid

NADP+ NADPH

Sortiito~ Glucose ALR

GDH: Glucose-Dehydrogenase (EC 1.1.1.47) B. megaterium. P. pentosaceous

ALR: Aldose-Reductase (EC 1.1.1.21) P. stipitis

K.D. Kulbe et al.

Abbildung 11: Enzymtechnologischer Koppelprozeß zur Herstellung von Sor­bit und Gluconsäure [25]

Die später entwickelte, alternative Oxidation von D-Glucose mittels Me­tallkatalysatoren zu D-Gluconsäure verläuft selektiv bei Raumtempera­tur und pH 13 (Abbildung 12); bei der gleichzeitigen Reaktion am C-1 und C-6 unter Verwendung weniger selektiver Metallkatalysatoren ent­steht als interessanter Komplexbildner für Ca-Ionen Glucarsäure in An­teilen von bis zu 70 % neben verschiedenen Nebenprodukten, wie z. B. auch Oxalsäure [23, 27].

D-Glucose D-Gluconate

Abbildung 12: Oxidation von D-Glucose zu D-Gluconat [25]

Weitere Oxidationsprozesse führen unter wesentlich drastischeren Reak­tionsbedingungen zu Mono-, Di- und Tricarbonsäure-Derivaten. Ihre Darstellung wie auch deren Anwendung als Builder und Cobuilder wird nachfolgend in Abschnitt 3.9.2 beschrieben.

287

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Biokonversion von Zuckern und Stärke

9 Biologisch abbaubare Tenside für Reinigungsmittel und Kosmetik

Zu einer viel versprechenden Neuentwicklung zählen die Tenside auf der Basis von Stärkekonversionsprodukten. Bekanntlich enthalten Waschpul­ver neben 10-20% Tensiden vor allem Waschmittelverstärker, d. h. soge­nannte Builder mit 30-40 % und Cobuilder mit 5%, des weiteren 20-25 % Bleichkomponenten und 2-5 % Bleichaktivatoren.

Ein wesentlicher Antrieb für die Entwicklung neuer Tenside, Builder und Cobuilder sowie neuer Bleichaktivatoren geht heute von der Forde­rung nach einer besseren biologischen Abbaubarkeit der Waschmittel aus. Diese umweltrelevante Forderung wird inzwischen weltweit unter­stützt und soll durch die folgenden Produktionszahlen aufgezeigt wer­den. Jährlich werden in Westeuropa 350.000 t Tenside, 850.000 t Builder, 70.000 t Cobuilder und 50.000 t Bleichaktivatoren als Waschmittelkompo­nenten verbraucht [2] . Diese gelangen in das Abwasser und müssen bio­logisch abgebaut werden. Die in letzter Zeit hauptsächlich eingesetzten Fettalkohol-Ethoxylate sollten daher zunehmend von den auf Stärkebasis produzierten Alkylpolyglucosiden (APG) ersetzt werden.

Besonders wichtig sind die Entwicklungstendenzen der letzten Jahre hinsichtlich der Bioabbaubarkeit der Tenside. Im Jahre 1992 wurden Ten­side auf der Basis von Stärkekonversionsprodukten in einer geringen Menge von etwa 5.000 t/Jahr in Westeuropa produziert, während bereits 1996 davon 60-70.000 t/Jahr hergestellt wurden [29]. Die Alkylpolygluco­side werden zur Zeit hauptsächlich für hochwertige Shampoos, Körper­pflegemittel, Geschirrspülmittel und pH-neutrale flüssige Seifen einge­setzt.

9.1 Alkylpolyglucoside und Glucamine

Chemisch gesehen handelt es sich um zwei unterschiedliche Typen von Tensiden, nämlich 1. die Alkylpolyglucoside (APG), die aus einer säure­katalysierten Umsetzung von D-Glucose mit Fettalkoholen entstehen. Neben ihren besonderen Spül- und Reinigungsqualitäten haben sie wei­tere interessante Anwendungseigenschaften wie Schaumstabilität, gute Hautverträglichkeit und synergistische Effekte mit anionischen Tensiden. Als 2. Gruppe sind die Glucamine zu nennen, die durch reduktive Ami­nierung von D-Glucose mit Methylamin und anschließender Acylierung

288

Biokonversion von Stärke

mit aktivierten mittel- oder langkettigen Fettsäuren umgesetzt werden. Die daraus entstehenden N-Methyl-Glucamin-Acylate (NMGA) zeigten ebenso interessante Anwendungseigenschaften wie die Alkylpolygluco­side. Der hydrophile Charakter ergibt sich aus den Kohlenhydratteilen und wird bestimmt durch die Anzahl der Kohlenhydratreste, die an den hydrophoben Alkylrest gebunden sind. Wie ausgeprägt der hydrophile Charakter der APG ausfällt, wird von dem durchschnittlichen Polyrneri­sationsgrad bestimmt, der bislang im Bereich von 1,3 bis 1,4 liegt. Das be­deutet, daß bei den auf Stärkebasis hergestellten Tensiden der hydrophile Strukturteil zu einseitig festgelegt ist und lediglich der hydrophobe Rest variiert werden kann, ähnlich den anionischen Tensiden. Im Vergleich zu den Alkyl-Ethoxylaten, also den klassischen Tensiden, bedeutet dies eine wesentliche Einschränkung der chemischen Reaktionsmöglichkeiten für neue Strukturvarianten für die Alkylpolyglucoside. Durch eine opti­mierte Reaktionsführung wurde jedoch erreicht, daß der Polyrnerisati­onsgrad bei den APG's auf DP 2,5 gesteigert werden konnte [2], was für das Anwendungsprofil insgesamt, besonders die Schäurnungscharakteri­stika, eine wesentliche Verbesserung darstellte.

9.2 Builder und Cobuilder

Diese Waschmittelverstärker komplexieren Ionen wie Calcium und Ma­gnesium und verhindern die Ausfüllung z. B. von Kalkseifen während des Waschprozesses mit hartem Wasser. Sie wirken damit in Gegenden mit hoher Trinkwasserhärte dem so gefürchteten „Grauwerden" der Wä­sche wie auch Maschinenschäden auf schonende Weise entgegen.

Seit mehr als 20 Jahren sind oxidierte Polysaccharide als effektive Komplexierungsmittel, sogenannte Cobuilder, vorgeschlagen worden. In Abbildung 13 werden ausgehend von Glucose die verschiedenen Oxida­tionsreaktionen aufgeführt, die zu Monocarboxyl-, Dicarboxyl- und Tri­carboxyl-Stärken führen [28]. Bei diesen mehr oder weniger spezifischen Synthesewegen, wie sie in früheren Jahren gesucht wurden, hat sich ge­zeigt, daß befriedigende Komplexierungseigenschaften, z. B. für die ge­nannten Erdalkaliionen, in vitro lediglich bei den Di- und Tri-Carboxyl­stärken nennenswert auftreten. Tendentiell geht daraus hervor, daß die Komplexbindung von Calciumionen z. B. durch eine höhere Anzahl von Carboxylgruppen verbessert werden konnte. Die Lösung dieses Problems lag in der Entwicklung neuer Produkte durch Oxidation von Maltodextri-

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Page 12: Biokonversion von Stärke und chemisch technische

Biokonversion von Zuckern und Stärke

nen zu Produkten mit einer höheren Anzahl von Carboxylgruppen. Das Problem des zu schnellen enzymatischen Abbaus durch die Waschmit­tela-Amylasen konnte durch die Oxidation der reduzierenden Endgrup­pen in den Maltodextrinen gelöst werden, ebenso wie die Farbentwick­lung bei den hohen pH-Werten der stark alkalischen Lösungen.

po" a. c10-~ ~ IQ4·1HCl02

n~ a·l,4 "Polyglucuronic Acid" _J

COONa Na:J-o- ß

"Tricarboxylic Starch"

G n

''Dlaldehyde Starch" ''Dicarboxyllc Starch"

Abbildung 13: Oxidationsreaktionen zu Polycarboxylat-Stärken [29]

10 Fazit

Neue Konversionsprodukte auf der Basis von Stärken sind in den letzten Jahren in beachtlicher Vielfalt auf den Markt gelangt - vor allem für tech­nische Anwendungsbereiche. Neben den klassischen Anwendungsberei­chen der Papier-, Klebstoff- und Textil-Herstellung etablieren sich vor al­lem auch hochwertige hautverträgliche Produkte für Kosmetik und Reinigungsmittel, zum Teil mit vielversprechenden Eigenschaften und Wachstumschancen. So übertreffen die oxidierten Maltodextrine als Waschmittelverstärker der neuen Generation mit der heute unerläßlichen Qualitätsforderung der Bioabbaubarkeit die klassischen Polyacrylate und Maleinsäure/ Acrylsäure-Copolymeren als Cobuilder. Insgesamt erhalten in letzter Zeit die enzym- und biotechnologischen Prozesse einen wach­senden Stellenwert.

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Biokonversion von Stärke

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Anschrift der Autoren:

Dr. E. Wilhelm, Dr. W. Bergthaller Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel- und Fettforschung Institut für Getreide-, Kartoffel- und Stärketechnologie Schützenberg 12, 32756 Detmold

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Biotechnologische Erzeugung von Milchsäure und Aminiumlactaten

Biotechnologische Erzeugung von Milchsäure und Aminiumlactaten aus Getreidestärke

K. Richter l), B. Kamm, M. Kamm 2)

1) Institut für Agrartechnik Bornim e. V., Abteilung Bioverfahrenstechnik, Potsdam

2) Universität Potsdam, Institut für organische Chemie und Strukturanalytik, FG Bioorganische Synthesechemie, Teltow

Einleitung

Weltweit wird die Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der bio­technologischen Konversion von pflanzlichen Kohlenhydraten (Zucker, Stärke, Cellulose etc.) in Chemikalien sehr intensiv betrieben. Gemessen an den in den Jahren 1995 und 1996 veröffentlichten Arbeiten und Paten­ten sowie den neu errichteten bzw. geplanten Produktionskapazitäten sind die wesentlichen Zielprodukte in die Kategorien Pharmaka, En­zyme, Aminosäuren, Vitamine, Kohlenhydrate, Detergentien, organi­schen Säuren und Polymere einzuordnen [l, 2] .

Einer der am häufigsten untersuchten Prozesse ist die Milchsäurefer­mentation. Obwohl man Milchsäure bereits großtechnisch aus Stärke, Melasse und Molke in vorwiegend diskontinuierlichen Verfahren her­stellt, wird weiterhin sehr intensiv an deren Weiterentwicklung gearbei­tet. Hauptschwerpunkte der Forschung sind u. a. die Erweiterung der Rohstoffpalette durch den Einsatz neuer Stämme [3-6] bzw. durch die Entwicklung verbesserter Methoden der Rohstoffvorbehandlung [7, 8], die Intensivierung des Fermentationsprozesses [9-11] und die Steigerung der Effektivität der Produktabtrennungs- und Produktreinigungsopera­tionen [12-18].

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