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Blumenstücke - Mischtechnik auf Polyester

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RAAbits Kunst Mai 2015

Grafik 41 Blumenstücke (Klasse 9/10)SI

Blumenstücke – Mischtechnik auf Polyester-Zeichenfolie in Anlehnung an das „Blumenstück mit Hasen“ von Marta Martina Deli

Sirkku Wolle, Essen

Schülerarbeit

Die Blumenstücke der Künstlerin Marta Martina Deli sind Suchbilder. Auf den ersten Blick als prachtvolle Blumenbuketts erfasst, ist bei genau-erem Hinsehen jedoch zu erkennen, dass sich mehr in den üppigen Sträußen verbirgt: Neben Blüten und Blättern fliegen Tiere, technische Gegenstände, fantastische Wesen sowie abs-trakte Formen lebendig durcheinander, schein-bar zusammengewürfelt und ohne Rücksicht auf Perspektive, Komposition und Proportionen. Einen eigenen Themenstrauß zu gestalten ist die Aufgabe in dieser Unterrichtsreihe.

Klassenstufe: 9/10 (auch für Klasse 11 geeignet)

Dauer: 8 Doppelstunden

Bereich: Grafik

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Blumenstücke (Klasse 9/10) Grafik 41 SI

Fachliche Hintergrundinformationen

BlumenstückAls Blumenstillleben oder auch Blumenstück wird die bildliche Darstellung von Blumen in künst-lerischer Anordnung bezeichnet, die sich als Unterart der Gattung Stillleben am Anfang des 17. Jahrhunderts im Barock (etwa 1600–1770) entwickelte. Anliegen der Maler ist es einerseits, Blumen in ihrer Schönheit zu erfassen und wiederzugeben, und andererseits, auch durch Aus-wahl und Gruppierung eine verschlüsselte Botschaft, einen gedanklichen Inhalt zu vermitteln.

Die flämischen Maler Ambrosius Bosschaert der Ältere (1573–1621) und Jan Brueghel der Ältere („Blumenbrueghel“, 1568–1625) sind wichtige Vertreter der Blumenstilllebenmalerei.

„Blumenstück mit Hasen“ von Marta Martina DeliDer Titel der grafischen Arbeit verrät, was zu sehen ist. Auf den ersten Blick ist ein übergroßes Blumenbukett in einer Vase zu erkennen. Einige kleine Gegenstände liegen links und rechts dane-ben. In verschiedenen Grautönen sind mehrere Blüten ineinandergesteckt und überlagern sich üppig. Zwei Hasen befinden sich im unteren bzw. oberen Bereich des Gestecks, wobei nicht klar ist, ob sie Teil des Arrangements sind oder nur durch dieses hindurchspringen. Bei genauerer Betrachtung der Blüten sind mehrere Darstellungsformen zu erkennen. Mal sind sie geometrisch konstruiert, mal natürlich erscheinend oder aus Gegenständlichem wie Händen oder Fischen komponiert. Auch die Blumenvase entpuppt sich auf den zweiten Blick als ungewöhnlich: Ein Schädel könnte Vorlage dieser Form gewesen sein. Die Verwendung unterschiedlicher Techni-ken unterstützt die Differenziertheit: Grafitzeichnung, Materialdruck und Spritztechnik sind die wesentlichen Techniken. In der Arbeit nimmt die Künstlerin Bezug auf die Vanitas-Stillleben des 17. Jahrhunderts. Typische Symbole, gestalterisch verfremdet und neu entwickelt, reihen sich aneinander: frische Blüten, verwelkte Blätter, Eichenlaub, Schädel, Zitrone, Hase, Perlenkette, Vogel, Biene, Stiefel im Laufrad und zeigende Finger.

„Blumenvase in einer Fensternische” von Ambrosius Bosschaert dem ÄlterenEin großer prächtiger Blumenstrauß steht bildfüllend in einer verzierten Vase in einer Fensterni-sche, im Hintergrund blickt der Betrachter in eine weite Landschaft. Auffallend sind die vielen verschiedenen Blumen und deren geordnetes Arrangement: Gleichmäßig verteilt und kaum über-lagert, ist jede Blüte gut zu erkennen. Im Kontrast zu dem dunkel gehaltenen Laub wirken die Blüten hell und bunt. Auf der Fensterbank befinden sich Gegenstände, zwei Schneckengehäuse sowie zwei Nelken, auch eine kleine Fliege und Wassertropfen sind bei genauerer Betrach-tung zu erkennen. Innerhalb der Blütenpracht findet der Betrachter auf den zweiten Blick kleine Details wie Raupen, Tropfen oder eine Libelle. Einige Blätter zeigen Fraßspuren. Die verbor-gene Symbolik wird in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts verstanden: Bei den Blumen, die unterschiedliche Blütezeiten haben und so niemals in einem Strauß zusammengestellt werden können, handelt es sich zum Teil um wertvolle seltene Exemplare, die in einer kostbaren Vase präsentiert werden. Sie stehen für Schönheit, Reichtum und Vollkommenheit. Viele Blumenarten enthalten zudem noch eine eigene Symbolik. Der Reichtum in Holland hatte seinen Ursprung im Handel, auf den durch die Ferne der Landschaft und die exotischen Schneckengehäuse hinge-wiesen wird. Verbunden wird dies mit Vanitas-Symbolen, die an Vergänglichkeit von irdischen Gütern und äußerer Schönheit erinnern sollen, hier versinnbildlicht durch Fliegen, Fraßspuren oder zerrinnende Regentropfen.

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Hinweise zur Didaktik und Methodik

Intention der ReiheAusgehend von der Betrachtung eines Blumenstücks der zeitgenössischen Künstlerin Marta Mar-tina Deli gestalten die Schülerinnen und Schüler unter einem selbst gewählten Thema ihr eigenes Blumenstillleben, in dem sie verschiedene Techniken und Bildgegenstände in einem Motiv kom-binieren. Die Balance zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion zu halten, eine Mischung aus großen, in sich geschlossenen Formen und kleinen Details zu verwenden und auf eine Aus-geglichenheit von hellen und dunklen Grautönen zu achten, ist eine Herausforderung, bei der sich die Lernenden intensiv mit der Bildkomposition auseinandersetzen. Durch die Kombination von Figuren, die sie aus der Beobachtung in ihr Bild einfügen, und dem Erfinden von abstrakten, nicht klar definierbaren Formen sowie fantastischen Wesen wird die Kreativität der Lernenden gefordert. Einblicke in die Verwendung von Bildgegenständen als Träger von verschlüsselten Botschaften erhalten die Lernenden über die Beschäftigung mit einem Blumenstillleben von Amb-rosius Bosschaert aus dem 17. Jahrhundert. Diese Auseinandersetzung bildet die Grundlage für eine reflektierte Verwendung von Symbolen in der eigenen gestalterischen Arbeit.

Material und räumliche VoraussetzungenDie Unterrichtsreihe erfordert keine besonderen räumlichen Voraussetzungen. Es wird allerdings eine Vielzahl von Materialien benötigt, auf die im Weiteren eingegangen wird: Polyester-Zei-chenfolie DIN A2, weißer Karton als Unterlage (DIN A2 oder etwas größer), Karton für Schab-lonen zum Drucken und zum Spritzen (Verpackungen von Cornflakes, Müsli, Kaffeefiltern usw.), kleine Stücke stärkerer Pappe (2–3 mm, Reste!), kleine Papprollen, Schneidewerkzeuge (Scheren, Nagelscheren, Cuttermesser, Schneideunterlagen), Bleistift, Grafitstift, Acrylfarbe in Schwarz und Weiß, Pinsel, Plastikbecher zum Mischen der Acrylfarbe (alte Joghurtbecher o. Ä.), Zahn-bürsten, Spritzsiebe (falls vorhanden), Zeichenpapier für die Übungen und Zeitungspapier zum Abdecken der Tische, Naturmaterialien, druckbare Alltagsgegenstände (kleine Häkeldeckchen, Zwirnsterne usw.) und Vorlagen zum Zeichnen.

Viele der benötigten Materialien, wie zum Beispiel Bleistift, Schere, Zeichenpapier, Pinsel, Plas-tikbecher zum Mischen der Farben, Zeitungen, Naturmaterialien, druckbare Alltagsgegenstände und weitere Vorlagen, können die Schülerinnen und Schüler selbst besorgen und mitbringen.

Polyester-ZeichenfolieIn der Unterrichtsreihe arbeiten die Schülerinnen und Schüler auf Polyester-Zeichenfolie im For-mat DIN A2. Diese Folie ist transparent und lässt sich wie Papier mit verschiedenen Materia-lien wie Bleistift, Tusche oder Acrylfarbe bearbeiten. Das Zeichnen auf der transparenten Folie ermöglicht den Schülerinnen und Schülern, schwierige Formen nicht nur frei aus der Hand auf die Folie zu übertragen, sondern ihre Vorlagen und Entwürfe unter die Folie zu schieben und so zu übernehmen. Zudem können sie durch das Verschieben der Vorlagen unter der Folie verschiedene Anordnungen ausprobieren, beurteilen und verändern. Die Folie kann im Archi-tektur-Fachhandel in zugeschnittenen Formaten oder als Rollenware bestellt werden und ist in mehreren Stärken erhältlich. Für die vorliegende Reihe wurde 0,1 mm starke, beidseitig mattierte Polyester-Zeichenfolie der Firma Matai verwendet. Die Besonderheit der beidseitigen Mattierung ist, dass die Schülerinnen und Schüler ihr Bild während des Arbeitsprozesses auch von der Rück-seite gestalten können. Sie benötigen zudem eine weiße Unterlage für ihre Folie, zum Beispiel einen Bogen Zeichenkarton. Leider lässt sich die Folie nur in größeren Mengen (ca. 100 Blatt) beziehen. Alternativ kann auch statt auf der Zeichenfolie direkt auf weißem oder hellgrauem Papier gearbeitet werden.

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DruckenBei der Gestaltung des Blumenstraußes sollen verschiedene Drucktechniken angewandt werden: Kartondruck, Pappkantendruck und Materialdruck.

Zur Herstellung der Formen für die Technik des Kartondrucks wird ein dünner Karton benötigt, der sich leicht mit der Schere bzw. mit Cuttermessern bearbeiten lässt. Alte Verpackungen eig-nen sich gut hierfür.

Klare Linien können mit den Kanten von 2–3 mm starker Pappe gedruckt werden. Für gebogene Linien eignen sich kleine feste Papprollen (zum Beispiel Rollen, auf die Frischhaltefolie gewickelt ist).

Zudem werden Naturmaterialien und druckbare Alltagsgegenstände für den Materialdruck benötigt, die von den Schülerinnen und Schülern selbst mitgebracht werden können. Es kann sinnvoll sein, ihnen für die Vorübungen (evtl. auch für die Gestaltung des Blumenstraußes) Blü-ten, Blätter oder Fruchtstände mit kleinen Beeren o. Ä. zur Verfügung zu stellen.

SpritzenDie Spritztechnik mit der Zahnbürste ist den meisten Lernenden aus der Grundschule bekannt. Dazu wird eine Schablone auf die Zeichenfolie (bzw. auf das Papier) gelegt, ein Spritzsieb über diese gehalten und eine mit Farbe getränkte Zahnbürste über das Sieb gerieben. Es bilden sich feine Sprenkel. Wenn die Farbe getrocknet ist, wird die Schablone wieder entfernt und ihre Form ist als Aussparung auf dem Zeichenträger erkennbar. Es gibt für diese Technik spezielle Spritzsiebe (Kosten: um 3 Euro), ein altes ausrangiertes feines Küchensieb kann diese ersetzen. Noch einfacher ist die Technik ohne Sieb, dazu wird einfach mit dem Daumen über die Zahn-bürste gefahren, dabei werden die Sprenkel allerdings unregelmäßiger. Für einen Kunstkurs mit 30 Schülerinnen und Schülern reicht erfahrungsgemäß eine Spritzstation mit drei bis vier Sieben aus.

VorlagenEs ist sinnvoll, Vorlagen für Formen und Gegenstände zur Verfügung zu stellen. In M 7 sind geeignete Abbildungen zusammengestellt. Es gibt zudem eine Reihe von Büchern, in denen Illustrationen, auch aus verschiedenen Jahrhunderten, nach Themen geordnet sind. Auch Bestim-mungsbücher oder Tierlexika aus dem Biologieunterricht sind als Vorlagen und zur Anregung geeignet sowie Zeichnungen von Ernst Haeckel. In der Mediothek sind verschiedene Vorlagen-bücher aufgelistet.

Verlaufsübersicht

Arbeitsschritte Checkliste: Materialien, Vorbereitung

Bildbesprechung

Marta Martina Deli: Blumenstück mit Hasen (2010)

M 1 (je nach Klassenstärke zwei- oder drei-mal kopiert und auseinandergeschnitten, sodass jede/-r einen Ausschnitt erhält, einmal auf Folie kopiert), M 2 (ggf. auf Folie kopiert), M 3 (auf Folie kopiert), OHP

Vorstellen der praktischen Aufgabe

Gestaltung eines Themenstraußes

M 4 (im Klassensatz kopiert)

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Übungen bzw. Anleitungen zu den verschie-denen Techniken

Materialdruck, Pappkantendruck, Karton-druck und Spritztechnik mit Schablonen

M 5, M 6 (jeweils im Klassensatz kopiert), M 7 (einmal pro Tischgruppe kopiert, gut wäre eine Vergrößerung, 141 % oder 200 %)

Drucken: Naturmaterialien, druckbare Alltags-gegenstände, Pappreste, kleine Papprollen, Karton für Schablonen, Schneidewerkzeuge, Acrylfarbe in Schwarz und Weiß, Gefäße zum Mischen der Farbe, Pinsel, Zeichenpa-pier DIN A4 oder DIN A3, Zeitungen

Spritztechnik: Karton für Schablonen, Schnei-dewerkzeuge, Zahnbürsten, Spritzsiebe, Acrylfarbe in Schwarz und Weiß, Gefäße zum Mischen der Farbe, Pinsel, Zeichenpa-pier DIN A3 oder DIN A4, Zeitungen

Praktische Arbeit

Gestaltung eines Themenstraußes

M 4, M 7 (beide bereits kopiert, s. o.), Poly-ester-Zeichenfolie DIN A2, weißer Karton als Unterlage (DIN A2 oder etwas größer), Karton für Schablonen, Pappreste, kleine Papprollen, Naturmaterialien, druckbare Alltagsgegenstände, Schneidewerkzeuge, Acrylfarbe in Schwarz und Weiß, Gefäße zum Mischen der Farbe, Pinsel, Zahnbürsten, Spritzsiebe, Zeitungen, Bleistift, Grafitstift

Bildvergleich

Blumenstücke von Marta Martina Deli und Ambrosius Bosschaert

M 3 (auf Folie kopiert), M 8 (im Klassensatz kopiert)

Materialübersicht

M 1 (Bd) Wie passt das zusammen? – Bildausschnitte

M 2 (Af) Was gibt es alles zu entdecken? – zum Bild von Marta Martina Deli

M 3 (Bd) Blumenstücke – vom Barock bis heute

M 4 (Af) Gestalte einen Themenstrauß

M 5 (Af) Übung 1: Drucken mit Alltagsmaterialien und Pappe

M 6 (Af) Übung 2: Spritztechnik mit Schablonen

M 7 (Bd) Arten- und formenreich: Tiere und Gegenstände

M 8 (Tx/Af) Blumenstücke im 17. Jahrhundert

Af: Aufgabenstellung – Bd: bildliche Darstellung – Tx: Text

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