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Blut - Volumen ca. 5 Liter (60ml/kg) - besteht aus: Zellen und Plasma - Plasma: besteht aus Serum und Gerinnungssubstanzen(Fibrinogen) - nach Gerinnung, d.h. Umwandlung von Fibrinogen und Fibrin, verbleibt Serum - Serum enthält: Serumproteine + Elektrolyte - Allgemeine Funktionen: - Transport von Nährstoffen, - Wärmehaushalt, - Regulation des Säure-Basen-Haushalts Blutzellen: Blut besteht zu ca. 44% aus Zellen = Hämatokrit Erythrozyten Leukozyten Thrombozyten 3,5-5 Mio/μl 3500-9000/μl 130.000-300.000/μl Funktion: Funktion: Funktion: Sauerstofftransport Abwehr Blutgerinnung Erythrozyten - Funktion: - Sauerstofftransport, - gering auch CO2 Transport, - Blutgruppeneigenschaften - Lebensdauer der Erythrozyten ca. 120 Tage - Durchmesser: 7-7,5 μm, Durchmesser sehr variabel, weil Zellen verformbar sind. Standarddurchmesser wird durch sog. Price-Jones-Kurve ermittelt (Erythrozyten haben die Form einer fliegenden Untertasse) - Für die Verformbarkeit verfügen Erythrozyten über ein ausgeprägtes Cytoskelettsystem - Cytoskelettproteine: Spectrin, Glycophorin, Bande III, Anchorin - Die Blutgruppeneigenschaften werden durch aus der Zellmembran herausragende Kohlenhydrate geprägt (Glycocalix, surface coat). Sauerstofftransport durch Hämoglobin (Hb) - Normalgehalt im Blut 14-16 g% - mit Sauerstoff beladenes, d.h. durch Sauerstoff oxidiertes Hb, nennt man oxygeniertes Hb (hellrot, deswegen ist arterielles Blut hellrot ) - Oxidation des Hb ist auch durch andere Substanzen möglich - nicht durch O2 oxydiertes, d.h. oxidiertes aber nicht oxygeniertes Hb bezeichnet man als Methämoglobin

Blut Und Lymphatische Organe

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Blut - Volumen ca. 5 Liter (60ml/kg) - besteht aus: Zellen und Plasma - Plasma: besteht aus Serum und Gerinnungssubstanzen(Fibrinogen) - nach Gerinnung, d.h. Umwandlung von Fibrinogen und Fibrin, verbleibt Serum - Serum enthält: Serumproteine + Elektrolyte - Allgemeine Funktionen: - Transport von Nährstoffen, - Wärmehaushalt, - Regulation des Säure-Basen-Haushalts Blutzellen: Blut besteht zu ca. 44% aus Zellen = Hämatokrit Erythrozyten Leukozyten Thrombozyten 3,5-5 Mio/µl 3500-9000/µl 130.000-300.000/µl Funktion: Funktion: Funktion: Sauerstofftransport Abwehr Blutgerinnung Erythrozyten - Funktion: - Sauerstofftransport, - gering auch CO2 Transport, - Blutgruppeneigenschaften - Lebensdauer der Erythrozyten ca. 120 Tage - Durchmesser: 7-7,5 µm, Durchmesser sehr variabel, weil Zellen verformbar sind. Standarddurchmesser wird durch sog. Price-Jones-Kurve ermittelt (Erythrozyten haben die Form einer fliegenden Untertasse) - Für die Verformbarkeit verfügen Erythrozyten über ein ausgeprägtes Cytoskelettsystem - Cytoskelettproteine: Spectrin, Glycophorin, Bande III, Anchorin - Die Blutgruppeneigenschaften werden durch aus der Zellmembran herausragende Kohlenhydrate geprägt (Glycocalix, surface coat). Sauerstofftransport durch Hämoglobin (Hb) - Normalgehalt im Blut 14-16 g% - mit Sauerstoff beladenes, d.h. durch Sauerstoff oxidiertes Hb, nennt man oxygeniertes Hb (hellrot, deswegen ist arterielles Blut hellrot ) - Oxidation des Hb ist auch durch andere Substanzen möglich - nicht durch O2 oxydiertes, d.h. oxidiertes aber nicht oxygeniertes Hb bezeichnet man als Methämoglobin

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- Oxidiertes Hb kann keinen Sauerstoff mehr aufnehmen, Folge: Erstickung - um Oxidation des Hb rückgängig machen zu können, haben Erythrozyten ein Enzym = Methämoglobinreduktase - nach Abgabe des Sauerstoffs ist Hb rotblau (venöses Blut ist rotblau) - Hb reagiert in Standardfärbungen unabhängig von der Sauerstoffbindung eosinophil = rot Die Blutgruppeneigenschaften - sind Eigenschaften der Erythrozyten - Sie werden durch in die Plasmamembran integrierte Glycoproteine charakterisiert - Die Kohlenhydrate der Glycoproteine ragen aus der Zelloberfläche heraus (Glycocalix oder surfacecoat) Lebenslauf der Erythrozyten - Entstehung im Knochenmark - Lebensdauer im Kreislaufsystem ca. 120 Tage - Abbau in Milz und anderen lymphatischen Organen (Signal zum Abbau sind wahrscheinlich Veränderungen im Cytoskelett) - Erythrozyten können normalerweise die Blutbahn nicht verlassen. Ausnahmen: Zerstörung von Blutgefäßen = Hämatom (blauer Fleck) oder Thrombozytopenie Anaemie = verminderte Erythrozytenzahl Polyglobulie = erhöhte Erythrozytenzahl Leukozyten - alle Leukozyten enthalten Granula = unspezifische Granula = azurophile Granula = Typ A Granula (0,4 µm groß und relativ elektronendicht im EM) - Sie enthalten lytische Enzyme wie saure Hydrolasen, alkalische + saure Phosphatasen, Lysozym, Peroxidase, Ribonuklease - nur Granulozyten enthalten außerdem neben unspezifischen noch spezifische Granula = Typ B Granula, die sich aufgrund ihrer Inhaltsstoffe unterschiedlich anfärben (neutrophil, basophil, eosinophil) - alle Leukozyten können die Blutbahn verlassen und in das umliegende Gewebe wandern = Diapedese, nur ein geringer Teil befindet sich jeweils im Blut, die meisten Leukozyten findet man im lockeren Bindegewebe - Leukopenie = zu wenig Leukozyten im Blut, - Leukozytose = zu viele Leukozyten im Blut - Leukaemie = tumorartige Vermehrung von Leukozyten Leukozyten im Differentialblutbild - Neutrophile Granulozyten 60 - 70% - Eosinophile Granulozyten 2 -3% - Basophile Granulozyten 0,5 -1%

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- Lymphozyten 20 - 30% - Monozyten 3 - 8% Unterschiede zwischen den Leukozyten => Granulozyten - neben unspezifischen Granula auch spezifische Granula (neutrophil, eosinophil, basophil) - segmentierter Kern =>Monozyten und Lymphozyten - keine spezifischen Granula - nichtsegmentierter Kern Granulozyten - Gemeinsame Aufgaben: unspezifische Abwehr, (Mikro)phagozytose = Phagozytose von Partikeln unter 0,5µm Größe = >Neutrophile Granulozyten - Machen ca. 60% und damit den Hauptteil der Leukozyten aus - Durchmesser ca. 12 µm - Halbwertszeit im Blut ca. 9 Stunden ~ spezifische Granula der neutrophilen Granulozyten - enthalten z.B. Laktoferrin. - Laktoferrin bindet Eisenionen, die Bakterien für Vermehrung brauchen, d.h sie unterdrücken Vermehrung von Bakterien = bakteriostatisch => jugendliche neutrophile Granulozyten - (ca.1-5% der neutrophilen Granulozyten) - Sie haben einen stabförmigen Kern (stabkernige oder jugendliche Granulozyten) - Der Kern wird mit zunehmendem Alter immer stärker segmentiert. d.h. am Segmentierungsgrad des Kerns kann man das Alter der neutrophilen Granulozyten erkennen - Viele stabförmige Granulozyten im Blut = bei viel Neubildung (z.B. bei Entzündungen) = Linksverschiebung - bei nur noch übersegmentierten Granulozyten im Blut = Störung der Neubildung = Rechtsverschiebung => Basophile Granulozyten - (ca: 0-1% aller Leukozyten, d.h. sie sind selten) - Durchmesser ca. 10µm - spezifische Granula: enthalten Heparin und Histamin (steigert Membranpermeabilität) - Heparin (verhindert Blutgerinnung) ist basophil - Zellen entsprechen weitgehend den Mastzellen des lockeren Bindegewebes (Unterschied: Mastzellen haben keine Peroxidase) - Mäuse haben z.B. keine basophilen Granulozyten sondern nur nur Mastzellen. Funktion - Sie spielen eine wichtige Rolle bei allergischen Reaktionen - Bei Erstreaktion mit dem Antigen, das Allergien auslöst, müssen erst durch das Immunsystem Antikörper gebildet werden (IgE`s)

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- Basophile Granulozyten haben in ihrer Plasmamembran Rezeptoren für IgE`s - Bindung von IgE`s an die Rezeptoren führt zur Freisetzung von Heparin und Histamin (für Juckreiz, Rötung und Schwellung verantwortlich) = verzögerte allergische Reaktion, weil es eine Zeit dauert, bis die IgE´s vom Immunsystem gebildet worden sind. - Bei erneutem Kontakt mit Antigen = Sofortreaktion, weil IgE´s sofort gebildet werden können = sofortige Freisetzung von Heparin und Histamin - Unterdrückung der durch Histamin verursachten Symptome z.B. durch Gabe von Antihistaminika => Eosinophile Granulozyten - 2-4% aller Leukozyten - Durchmesser: 12-14 µm - spezifische Granula - enthalten Histaminase und ein noch nicht genau definiertes basisches Protein (major basic protein) im EM findet man in den spezifischen Granula charakteristische Kristalle - Funktion: - Unterdrückung allergischer Reaktionen (durch Inaktivierung von Histamin) und Entzündungen, - Bekämpfung von Parasiten? - Zahl der eosinophilen Granulozyten ist z.B. erhöht bei Parasitenbefall, Asthma und Heuschnupfen Lymphozyten - 20-40% der Leukozyten - Durchmesser= 6-8µm, großer runder Kern - große Lymphozyten (ca. 14µm) haben gleichgroßen Kern und lediglich mehr Cytoplasma als die normalen Lymphozyten - Unterscheidung in T- und B- Lymphozyten - beide sehen im Blutbild gleich aus, haben aber unterschiedliche Zelloberflächenantigene in ihrer Plasmamembran und reagieren deshalb auf unterschiedliche Antigene - Funktion - beider Lymphozytenarten ist die spezifische (weil gegen spezifische Antigene gerichtete) Abwehr = Immunabwehr Entstehung von T- Lymphozyten - (beginnt in der Embryonalzeit und ist nach der Kleinkindphase spätestens aber mit der Pubertät abgeschlossen) - In Milz, Leber und später Knochenmark des Embryos - Bildung undifferenzierter Lymphozyten - Diese wandern in den Thymus und erhalten dort spezifische Zelloberflächenrezeptoren - Verlassen dann den Thymus als T-Lymphozyten,

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- wandern in die lymphatischen Organe und siedeln sich dort in den T-Zellarealen an Entstehung von B-Lymphozyten - (beginnt ebenfalls im Embryo und ist nach der Kleinkindphase weitgehend abgeschlossen) - undifferenzierte Lymphozyten aus Milz, Leber und später dem Knochenmark wandern im Vogelembryo in eine Darmtasche, die sog. Bursa fabricii, und bekommen dort - spezifische B-Zellmembranrezeptoren - Verlassen die Bursa als B-Lymphozyten und siedeln sich in B-Zellarealen der lymphatischen Organe an. - Säugetiere und der Mensch besitzen keine Bursa fabricii - Früher hielt man lymphatische Darmbereiche(Appendix verm, Payersche Plaques, Tonsillen) für Bursaäquivalente - Nach jetzigem Kenntnisstand ist das Knochenmark (bone marrow) das Bursaäquivalent des Menschen T-Zellabwehr = zelluläre Abwehr: - (spielt z.B. eine große Rolle bei Transplantatabstoßung) - Antigen kann von T-Zellen nicht direkt erkannt werden - Es muss der T-Zelle durch Makrophagen präsentiert werden - Makrophagen nehmen Antigen auf, zerkleinern es, koppeln es an ein MHC´s (maior histocompability = Gewebsverträglichkeits complex) und präsentieren es an ihrer Oberfläche - MHC`s sitzen in Plasmamembranen vieler Körperzellen und regeln die Erkennung von Antigenen als körpereigene oder körperfremde Substanzen - wichtige MHC`s des Menschen sind z.B. die HLA`s = human leucocyte antigen., d.h. MHC`s auf der Leucocytenoberfläche - HLA-Diagnostik ist klinisch wichtig, um für Transplantationen geeignete Spender mit gleichen HLA`s zu finden - T-Zelle erkennt jetzt dieses präsentierte Antigen mit Oberflächenrezeptoren - Der Kontakt mit dem Antigen löst Proliferation von T-Zellen aus - Dabei entstehen 2 T-Zellpopulationen, die Gedächtniszellen und die Effektorzellen Gedächtniszellen (memory cells) reagieren nicht weiter, sondern vermehren sich erst wieder bei späterem Kontakt mit dem gleichen Antigen = Grundlage der Immunität - Effektorzellen differenzieren sich zu: - cytotoxischen Zellen: bringen Zellen zum Absterben - Helferzellen: sezernieren Lymphokine, die z.B. andere Abwehrzellen (wie Makrophagen) stimulieren können und - Suppressorzellen, die ebenfalls z.B. über Lymphokine Reaktionen anderer Zellen unterdrücken können. - AIDS: Der AIDS-Virus zerstört Helferzellen B-Zellabwehr = humorale Abwehr (- z.B. Abwehr von Viren) - Humoral bedeutet, dass die Abwehr nicht durch Zellen, sondern durch Flüssigkeit in der sich

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Antikörper befinden erfolgt. - B-Lymphozyten können auch direkt mit Antigen in Kontakt treten, d.h. es muss nicht präsentiert werden - Nach Antigenbindung an Oberflächenrezeptoren kommt es zur Zellproliferation und Entstehung von Gedächtniszellen und Effektorzellen - Effektorzellen der B-Lymphozyten differenzieren sich ausschließlich zu Plasmazellen - Plasmazellen produzieren Antikörper gegen das Antigen, die dann im Körper an das Antigen binden und es dadurch unwirksam machen - Differenzierung der B-Lymphozyten zu Plasmazellen erfordert die Mitwirkung der T-Helferzellen. Werden die T-Helferzellen durch den AIDSVirus zerstört, ist auch die B-Zellabwehr gestört. Monozyten - ca.6% der Leukozyten - Durchmesser 15-20µ - ein großer unterschiedlich geformter Kern - Zellen können bis zu 40 h im Blut bleiben - Sie gehören zum sog. mononukleären Phagozytosesystem = MPS - Wenn Monozyten die Blutbahn verlassen, wandeln sie sich im Gewebe zu Gewebsmakrophagen um - Allgemein sind Makrophagen Zellen die besondere Zellorganellen (Lysosomen) besitzen, mit denen sie aufgenommene Substanzen abbauen können - aus Monozyten können entstehen: - Histiozyten (Bindegewebe) - Kupffer`sche Sternzellen (Leber) - Alveolarmakrophagen (Lunge) - Pleura-, Peritonealmakrophagen (seröse Höhlen) - Osteoklasten (Knochen) Chondroklasten (Knorpel) - Langerhanszellen (Haut) - keine typischen aus Monozyten entstandene Makrophagen sind - interdigitierende Retikulumzellen (T-Zellareale) - dendritische Retikulumzellen (B-Zellareale) - Mikroglia (ZNS) Thrombozyten - 150.000 - 300.000 /µl Blut - d= 0,6µm dick, 1-3µm breit, plättchenform (Blutplättchen) - Es sind membranumschlossene Zellfragmente, die zur Verklumpung (Agglutination) neigen - Lebenszeit im Blut ca 8 Tage - Funktion: - wichtig für Blutgerinnung - dichten die Gefäße ab: bei verminderter Thrombozytenzahl - ab 60.000 sicher ab 30.000 treten Erythrozyten aus den Gefäßen aus und es kommt zu

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Blutungen in das Gewebe Aufbau der Thrombozyten - heller Randbereich (Hyalomer) mit Mikrotubuli, Invaginationen und Filopodien mit Aktinfilamenten - Plasmalemm mit 15-20 nm dicker Glycocalix - restliches Cytoplasma (Granulomer) mit Granula - einige Granula enthalten Serotinin, Calcium, ATP - Funktion: Gefäßverengung = Stoppen der Blutung - andere Granula sind Lysosomen, d.h. enthalten lytische Enzyme - Funktion: dienen der späteren Auflösung des Blutpfropfes - die meisten Granula (azurophile Granula) enthalten Fibrinogen, einen Wachstumsfaktor (platelet derived growth factor) und spezielleProteine - Funktion: Stillung der Blutung, Bildung eines Gerinnsels - ansonsten wenige Mitochondrien und etwas Glycogen im Cytoplasma Reaktionsablauf bei Gefäßverletzungen 1.Thrombozytenaggregation am Verletzungsort = Freisetzung von Serotonin = Gefäßverengung = Stoppen der Blutung und Bildung eines Thrombozytenpfropfs 2. Aktivierung der Blutgerinnung durch Thrombozytenzerfall = Freisetzung von Thrombokinase (Thromboplastin, Prothrombinase) 3. - Thrombokinase katalysiert Umwandlung von Prothrombin im Blut zu Thrombin - Prothrombin wird in der Leber unter Beteiligung von Vitamin K gebildet 4.- Thrombin katalysiert Umwandlung von Fibrinogen im Blut zu Fibrin - Fibrinogen wird in Leber gebildet und an Blut abgegeben 5. Faktor in Thrombozyten (Faktor7) bewirkt Schrumpfung des Fibringerüsts. 6.Lysosomen in Blutplättchen können nach Heilung Blutpfropf auflösen Hämatopoese - findet bis auf die Lymphozytopoese (in lymphatischen Organen) im (roten) Knochenmark statt - rotes Knochenmark in spongiösem, nicht im kompakten Knochen wie z.B. Sternum, Becken, Epiphysen der Röhrenknochen - gelbes Knochenmark: Vorkommen in der Markhöhle der Diaphyse von Röhrenknochen - unter pathologischen Bedingungen (z.B. bestimmten Leukämien) kann sich gelbes Knochenmark in rotes umwandeln Rotes Knochenmark - Lage: zwischen den Knochenbälkchen der Spongiosa - Grundgerüst: aus fibroblastischen Retikulumzellen und retikulären Fasern, durchzogen von

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Sinus (diskontinuierliche Kapillaren) - In dem Grundgerüst liegen Blutzellvorstufen, Mesenchymzellen (adulte Stammzellen) und Fettzellen Gewinnung der Zellen der Hämatopoese - Übliche Punktionsorte zur Knochenmarksgewinnung sind die Sternalpunktion oder die Beckenkammbiopsie - Das etwas zähflüssige Material wird dann wie ein Blutausstrich ausgestrichen Erythropoese - Dauer der Erythrozytenbildung ca. 5 Tage - Ursprungszelle aller im Knochenmark entstehenden Zellen ist die Stammzelle (sieht aus wie ein Leukozyt) Welche Schritte müssen auf dem Weg von der Stammzelle zum fertigen Erythrozyten erfolgen ? In der Zelle müssen Hämoglobin, Cytoskelettelemente und weitere Proteine, z.B. das Enzym Methämoglobinreduktase, gebildet werden. Der Kern muss aus Zelle verschwinden Stufen der Erythropoese: =>Proerythroblast ( Dauer 20h) d=14-17µm =>basophiler Erythroblast (Dauer 20h) d= 13-16µm - basophil wegen starker Proteinsynthese (RNA) =>polychromatischer Erythroblast (25h) d=12-15µm - (noch teilungsfähig, polychromatisch, weil basophil wegen Proteinsynthese und acidophil wegen des schon gebildeten Hämoglobins) => acidophiler (oxyphiler) Erythroblast (20h) d=8-10µm (macht noch 3 Mitosen und stößt dann den Kern aus, acidophil wegen des hohen Hb-Gehalts und oxyphil, weil das Hb schon Sauerstoff binden kann => Retikulozyt = jugendlicher Erythrozyt, - hat noch Ribosomen und kann deshalb anfangs noch etwas Hb synthetisieren, ist noch 30-44 h im Knochenmark und geht dann in die Blutbahn - Den Retikulozyten bitte nicht mit der Retikulumzelle verwechseln!!!!! Steuerung der Erythropoese => Hauptreiz = Sauerstoffbedarf (Sauerstoffmenge, Hb-Menge) - Substanz, die bei Hb- oder Sauerstoffmangel ausgeschüttet wird: => Erythropoetin - Stimuliert wahrscheinlich die Bildung von Proerythroblasten aus Stammzellen wird vor allem in der Niere aber auch in der Leber gebildet Warum ist Erythropoetin (EPO) durch die Tour de France so bekannt geworden?

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Gabe von EPO führt zu erhöhter Erythrozytenzahl (Polyglobulie), dadurch zu erhöhter Sauerstoffaufnahme und dadurch zu erhöhtem Leistungspotential. Gleicher Effekt lässt sich langsam und teuer, dafür aber legal, z.T.auch durch Höhentraining erreichen => für die Hämoglobinsynthese ist die Zufuhr von Eisen erforderlich => Stimulierend auf die Erythropoese wirken: - Vitamin B12 (bei Mangel = perniciöse Anaemie) - Folsäure und Hormone wie Thyroxin, Testosteron und Cortison => Hemmend auf die Erythropoese wirken: z.B. Oestrogene Granulozytopoese - Dauer ca. 14 Tage - Was muss zwischen Stammzelle und fertigem Granulozyten geschehen? Zellkern muss von rund zu stabförmig verformt werden Es müssen unspezifische und spezifische Granula mit ihren Inhaltsstoffen entstehen Granulozytopoesestadien: => Myeloblast d= 10-15 µm, basophil, -Kern rund => Promyelozyt d= 20µm, - Bildung unspezifischer Granula - auffällige Nucleoli, nach 7-8 Tagen basophil => Myelozyt d= 16-20µ - Bildung spezifischer Granula beginnt - Kern oval bis nierenförmig => Metamyelozyt fertiger jugendlicher Granulozyt, - nicht mehr teilungsfähig - entweder neutrophil, basophil oder eosinophil Lymphozytopoese - nach Absiedlung der T- und B- Lymphozyten in den entsprechenden B- oder T-Zellarealen der lymphatischen Organen (Milz, Lymphknoten, Tonsillen) findet die - Vermehrung nur noch in diesen Organen statt (siehe Kapitel Lymphozyten und lymphatische Organe) Thrombozytopoese - aus Stammzellen entstehen => Megakaryoblasten - d= 15-50µm, - basophil, Kern groß mit vielen Nucleoli, polyploid,

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- Kerne haben 30 mal mehr DNA als ein normaler Zellkern - aus ihnen entstehen die Megakaryozyten => Megakaryozyten - d= 35-150µm, - basophil, im Cytoplasma alle Strukturen der Thrombozyten - aus dem Cytoplasma eines Megakaryozyten können durch die Verschmelzung von Membraneinfaltungen bis zu 3000 Thrombozyten entstehen Lymphatische Organe - Milz, Lymphknoten, Tonsillen (pharyngea, palatina, lingualis) Thymus - Allgemeine Funktion: - spezifische Abwehr (immunabwehr) - Allgemeiner Aufbau: - Maschenwerk aus fibroblastischen Retikulumzellen (stammen vom Mesenchym ab, daher auch = mesenchymale Retikulumzellen) - Ausnahme Thymus: Maschenwerk aus epithelialen Retikulumzellen - zwischen den Maschen liegen auch dendritische Retikulumzellen (haben Beziehung zu B-Lymphozyten = B-Zellareale) - und interdigitierende Retikulumzellen (haben Beziehung zu TLymphozyten =T-Zellareale) - beide Retikulumzellarten stammen von Monozyten ab. Milz (größtes lymphatisches Organ) - Funktion: -neben Immunabwehr vor allem - Aufgabe für Regulation von Blutzellen, - Erythrozytenabbau, Transformation von Monozyten zu Makrophagen, Thrombozytenspeicherung - Die Milz wird extrem stark durchblutet = Blutfilter mit vielen Blutgefäßen - Aufbau: - außen derbe Bindegewebskapsel, von der Bindegewebssäulen = Trabekel in das Maschenwerk aus Retikulumzellen einstrahlen - Die Kapsel ist außen von Mesothel überzogen = t.serosa - Das Grundgerüst der Milz wird Pulpa genannt: - rote Pulpa = Bereiche, in denen Blut zwischen dem Maschenwerk fließt - weiße Pulpa = Bereiche in denen Lymphozyten im Maschenwerk liegen Verlauf der Gefäße innerhalb der Milz - A.lienalis (Lien = Milz) : Endäste in Trabekeln =Trabekelarterien nach Abzweigung von

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Trabekeln in die Pulpa = Zentralarterie (von Lymphozyten umgeben = periarterielle Lymphscheide) - geben Äste = Knötchenkapillaren in die Malpighi`schen Körperchen ab - Verlaufen dann weiter in Pulpa ohne von Lymphozyten umgeben zu sein = Pulpaarterien (Arteriolen), - teilen sich dann in kleine Äste auf = Pinselarteriolen deren Enden sind mit Hülsen von Retikulumzellen umgeben = Hülsenkapillaren - von dort geht Blut weiter in große Gefäße mit dünner durchlässiger Wand = Milzsinus - vom Milzsinus gelangt Blut dann in die Pulpa = rote Pulpa - aus roter Pulpa fließt das Blut dann wieder zurück in den Milzsinus - von dort in Venolen, dann schließlich in Trabekelvenen - und dann in die V.lienalis weiße Pulpa = Lymphatische Anteile der Milz =>periarteriellen Lymphscheiden - um Zentralarterie = T-Zellareale =>Malpighische Körper - B-Zellareale mit Plasmazellen Lymphknoten - Funktion: Immunabwehr, Filterung der Lymphe - sind wie ein Filter in die Lymphbahnen integriert - Lymphgefäße beginnen in der Peripherie im Gewebe in Kapillarnähe als offene Gefäße - In ihnen werden die Stoffe transportiert, die nicht wieder über das Kapillarsystem zurück in die Blutbahn gelangen können (Fremdstoffe, Farbpartikel u.a.m.) - Lymphknoten sind in Gruppen angeordnet (Zuordnung zu den von außen tastbaren Einflussbereichen ist wichtig für die Krebsdiagnostik, da sich Krebszellen in Lymphknoten absiedeln und vermehren können) - Inguinallymphknoten filtern Substanzen aus Bein und kleinem Becken - Axillarlymphknoten filtern Substanzen aus Arm und Brustbereich - Halslymphknoten (Seitenstränge) filtern Substanzen aus dem Kopfbereich Weg der Lymphe - Lymphkapillaren - Lymphgefäße (mit Klappen) - Vasa afferentia-Lymphknoten-Vas efferens - Truncus lymphaticus - Ductus thoracicus oder Ductus lymphaticus dexter - Angulus venosus juguli

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Histologie des Lymphknotens - Unterteilung in Rinde und Mark - Kapsel mit Trabekeln - Grundgerüst aus fibroblastischen Retikulumzellen - Rinde: (sekundäres) Reaktionszentrum = B-Zellareale - Mark: parakortikale Zonen = T-Zellareale - Markstränge = B-Zellen - postkapilläre Venolen - Hilum mit Vas efferens, Arterie und Vene Lymphwege innerhalb des Lymphknotens - Vasa afferentia - Randsinus - Intermediärsinus - Marksinus - Sinus confluen - Vas efferens Gefäßversorgung der Lymphknoten - Arterie verläuft vom Hilus in Trabekeln - Abzweigung kleiner Gefäße (Arteriolen, Kapillaren) verlaufen um Keimzentren herum - Fortsetzung in postkapilläre Venolen im paracortikalen Bereich (hier können Lymphozyten direkt in die Blutbahn gelangen) - Münden dann in Vene im Hilumbereich - Normaler ist das Gefäßsystem der Lymphknoten im Vergleich zu dem der Milz von untergeordneter Bedeutung - Nach Entfernung der Milz können Lymphknoten jedoch weitgehend die Funktion der Milz übernehmen Warum kommt es bei Erkrankungen wie z.B. grippalen Infekten zur Verdickung von Lymphknoten ? Sind diese Lymphknotenverdickungen gefährlich ? Thymus - Entsteht embryonal nicht wie die anderen lymphatischen Organe aus Mesoderm (Mesenchym) sondern aus Entoderm (Epithel) der Schlundtaschen - Retikulumzellen des Grundgerüstes sind deshalb epithelial und nicht mesenchymal - Das Organ besteht aus 2 Lappen (hinter dem Sternum gelegen) - Es hat einen Läppchenaufbau - Außen wird es von einer dünnen Bindegewebskapsel- Kapsel begrenzt - Unterscheidung in Rinde und Mark

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Funktion des Thymus: - Prägung von T-Lymphozyten, T-Zellabwehr - Rückbildung (Involution) des Thymus ab Pubertät - Beim Erwachsenen verbleibt an Stelle des Thymus nur noch Fettgewebe - Blut-Thymusschranke Wird durch Eigenschaften der Retikulumzellen, die die Blutkapillaren des Thymus gegen Austritt von Antigenen „abdichten“ geprägt - im Mark können Antigene die Blutbahn verlassen und ins Gewebe eindringen (Antigenpräsentation) - Retikulumzellen können dabei zerstört werden und rollen sich auf = Hassall`sche Körper - In der Rinde werden Kapillarendothelien durch Retikulumzellen abgedichtet: Antigene können nicht austreten = Blut-Thymusschranke Tonsillen Gemeinsamkeiten - Sie liegen im Mundraum - Sie liegen unterhalb eines Epithels bzw. sind von Epithel überzogen - Ihr Grundgerüst besteht aus fibroblastischen Retikulumzellen - Gemeinsame Funktion: Immunabwehr, Regulation derMundflora Tonsilla palatina - (Größte der drei Tonsillen) - Überzogen von mehrschichtigem unverhornten Plattenepithel der Mundhöhle (kann von Antigenen nicht durchdrungen werden) - Unterhalb des Epithel lymphatisches Gewebe mit sekundären Reaktionszentren (B-Zellareale) (primäre Reaktionszentren = Reaktionszentren, die noch nicht auf Antigene reagiert haben und deshalb noch nicht das typische Aussehen haben) - Neben den Reaktionszentren = T-Zellareale - Große Vertiefungen im Epithel = Krypten - In der tiefe der Krypten nur noch dünne Epithelschicht = Durchdringungszone (hier können Antigene in das lymphatische Gewebe eindringen) - Äußere Begrenzung der T.palatina zum Pharynnx durch kapselähnliches Bindegewebe Tonsilla pharyngealis - Lage: zentral im oberen Pharynx am Eingang der Nasenhöhlen in den Pharynx (Choanen) - Aufgrund der engen Beziehung zur Nasenhöhle überzogen von Respirationsepithel (Flimmerepithel) - Unter dem Epithel nur wenige Reaktionszentren - Entsprechend nur wenige nicht sehr tiefe Krypten - Im Vergleich zur T.palatina keine zusammenhängende

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- Struktur, sondern Aussehen eher wie Schleimhautwucherungen = Polypen - Bei Vergrößerung der T.pharyngealis spricht man durch die Nase, weil die Choanen verlegt werden Tonsilla lingualis - Lage: im Bindegewebe (lamina propria) des Zungengrundes unterhalb des Zungenepithels - Eigentlich kein eigenständiges Organ sondern lediglich vereinzelte Reaktionszentren in der l.propria der Zunge. Deshalb ist in Präparaten der T.lingualis immer Zungengewebe mit angeschnitten - Nur sehr vereinzelt kleine Krypten vorhanden - Tonsilla lingualis kann nicht entfernt werden ohne die Zunge irreversibel zu schädigen. Sie wird deshalb im Gegensatz zu den anderen beiden Tonsillen normalerweise nicht operativ entfernt.

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