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1.80 Euro Mai 2011 | 90 Cent für den Verkäufer 08 | Sabine Brandi | Radio, Rückzüge, richtiges Atmen 16 | Blind Date beim BVB | Mit Sehbehinderten im Stadion 28 | Täter-Opfer-Ausgleich | Das schwerste Wort: Entschuldigung 21 | 18 Verlosungen | z.B. Arrested Development im Bahnhof Langendreer Das Straßenmagazin bodo

bodo Mai 2011

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Die Mai-Ausgabe des Straßenmagazins.

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Page 1: bodo Mai 2011

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1.80 EuroMai 2011 | 90 Cent für den Verkäufer

08 | Sabine Brandi | Radio, Rückzüge, richtiges Atmen

16 | Blind Date beim BVB | Mit Sehbehinderten im Stadion

28 | Täter-Opfer-Ausgleich | Das schwerste Wort: Entschuldigung

21 | 18 Verlosungen | z.B. Arrested Development im Bahnhof Langendreer

Das Straßenmagazin

bodo

Page 2: bodo Mai 2011

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EDITORIAL

BODO E.V. – SO ERREICHEN SIE UNS

Herausgeber und Verleger:

bodo e.V.

Mallinckrodtstraße 270 | 44147 Dortmund

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Postfach 100543 | 44005 Dortmund

Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.:

Bastian Pütter | [email protected]

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Autoren:

Bianka Boyke (bb), Volker Dornemann (vd), Peter

Erik Hillenbach (perik), Wolfgang Kienast (wk),

Maike, Nina Mühlmann (nm), Marcus Preis

(mp), Bastian Pütter (bp), Rosi, Benedikt

von Randow (bvr), Dr. Birgit Rumpel (biru),

Barbara Underberg (bu)

Fotos: Claudia Siekarski (S.2,3,4,5,6,7,12,

18,19,28,29,31,32,38,39), Bastian Pütter (S.7),

Andre Noll (S.3,7,8,9,10,11), Standout (S.6),

Wolfgang Kienast (S.3,16,17,18), Barbara

Underberg (S.3,33), Jürgen Spiler (S.12)

Titelbild: Claudia Siekarski

Zeichnungen und Cartoon: Volker Dornemann

Druck: Gebr. Lensing GmbH & Co. KG.

Auflage | Erscheinungsweise:

11.000 Exemplare

Bochum, Dortmund und Umgebung

Redaktions- und Anzeigenschluss:

für die Juni-Ausgabe 10.05.2011

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gültig ab 01.03.2009

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tenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert ein-

gesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung

übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehal-

ten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen

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IMPRESSUM

02

Liebe bodo-Leserinnen und -Leser,

herzlich Willkommen zu unserer Mai-Ausgabe. Wir

freuen uns über ein Heft mit schönen, emotio-

nalen, skurrilen Geschichten und dem ein oder

anderen kritischen Zwischenruf. Wir waren mit

Journalistin und „Radiostimme“ Sabine Brandi

im Park spazieren, haben uns in unserer Reihe

„Straßenleben“ große Jungs und ihre noch größere

Carrera-Bahn angesehen und uns berichten lassen,

wie auf der Baustelle Dortmunder U überhaupt

Ausstellungen durchgeführt werden können.

Mit dem Sehbehinderten-Fanclub „Blind Date“ des

BvB hörten wir uns den Heimsieg gegen Hannover im

Stadion an und einen jungen Gewalttäter begleiten

wir bei seiner Entschuldigung im Rahmen eines Täter-

Opfer-Ausgleichs.

Und das Dauerthema Dortmunder Nordstadt?

Nach hektischen Monaten ist so etwas wie eine

Atempause eingetreten. Vielleicht ist es nur die

Wartezeit bis zur Entscheidung des Regierungsprä-

sidenten über den Straßenstrich, die zum Redakti-

onsschluss noch nicht vorlag, vielleicht wird aber

auch bald schon wieder die nächste Randgruppe

durchs Dorf gejagt. Vor den Arbeitsmigranten aus

Südosteuropa und der Behauptung, sie verschwän-

den wenn man ihnen die einzig legale Einnahme-

quelle Prostitution nähme, waren es „Trinker“ und

„Junkies“, die gemeinsam für das Elend im Norden

verantwortlich gemacht wurden. Für beide sollte

ein „Trinkraum“ her – Tür zu, Nordstadt schön.

Auch das wird wiederkommen, wir warten.

Die Dortmunder Medienkampagne zu „Ekelhäusern“

und „Bulgarenbanden“ ist bei bodo immer wieder The-

ma. Voller Begeistung wurde in der Tagespresse z.B.

ein privater Sicherheitsdienst präsentiert, mit dem

Hausverwaltungen sich ins Recht setzten, mietsäumi-

ge bulgarische Familien vor die Tür zu setzen. In die

Obdachlosigkeit – das stand nicht in der Tageszeitung.

Die von den Zeitungskollegen martialisch arran-

gierten Bomberjacken gehören zu einer Firma,

deren „Hobby“ es ist, immer wieder verbotene

sogenannte „Free Fights“ auszutragen, Kämpfe

fast ohne Regeln, bei denen es immer wieder zu

schweren Verletzungen und Todesfällen kommt.

Das stand auch nicht in der Tageszeitung.

Ebenfalls vermisst haben wir die Berichterstattung

darüber, wie die Sanierungsarbeitern vorangehen,

die der vorgeschobene Grund für die Räumungen

waren. Im längst vor dem Ankommen der Zuwande-

rer verwahrlosten Haus in der Mallinckrodtstraße

317 ist außer einer neuen Tür nichts verändert. Von

Renovierungsarbeiten keine Spur, auch das große

Wandgrafitti „Gypsies out“ – „Zigeuner raus“ hat

die Hausverwaltung nicht entfernt. Es lässt sich ja

auch übersetzen mit „Zigeuner draußen“. Ab Seite

32 zeigt Barbara Underberg, wo das eigentliche

Problem bei Nordstadthäusern liegt: Beim Umgang

der Besitzer mit ihren Immobilien.

Bilder von unserem Tag der Offenen Tür in Bochum

am 29. April und von unseren Aktionen zum Ersten

Mai in Dortmund finden Sie auf www.bodoev.de und

auf unserer Facebook-Seite.

Zum Schluss möchte ich mich bei Ihnen allen be-

danken, die sie uns mit Geld- und Sachspenden, mit

Fördermitgliedschaften oder -abos unterstützen.

Neben so großartigen Sammelspenden wie der der

Geierabendbesucher (S. 6) oder der Geburtstags-

spende von Frau Müller (S. 39) sind es die vielen

kleinen und gar nicht so kleinen Zuwendungen und

Unterstützungen, die unsere Arbeit für Menschen

ohne Perspektive sicherstellen.

Vielen Dank, gute Unterhaltung

und viele Grüße von bodo

Bastian Pütter – [email protected]

Page 3: bodo Mai 2011

3

INHALT 03

02 Editorial | Impressum

04 Menschen Sabine Brandi von Dr. Birgit Rumpel

Sie gehört zu den Prominenten, die bodo 1995 ihr Gesicht für die Ein-

führungskampagne „Etwas bodo sind wir alle“ liehen. Damals war dieses

Gesicht noch aus dem Fernsehen bekannt, heute kennen die meisten nur

noch ihre warme, eindringliche Stimme aus dem Radio, beispielsweise aus

der WDR5-Sendung „Neugier genügt“.

06 Neues von bodo | Maikes Verkäufertagebuch

08 Straßenleben »Bei uns ist keiner dem andern sein Deibel!« von Wolfgang Kienast

Sie nennen ihren Sport Slotracing nach dem Schlitz in der Bahn, der die

Fahrzeuge in der Spur hält. Sie schrauben wochenlang an ihren NASCARs

oder GTs, trainieren hart und fahren um tausendstel Sekunden. bodo be-

sucht erwachsene Männer an der Carrera-Bahn.

12 Zum Haare raufen Mahlen nach Zahlen von Nina Mühlmann

12 Kultur Monate mit Milchstein von Wolfgang Kienast

Das Dortmunder U: Gefeierte Landmarke und Millionengrab, Dauerbaustelle

und Museum. Wie arbeitet sich da, haben wir uns gefragt und mit Anna-

Cathérine Koch gesprochen, die die Ausstellung „Bild für Bild” aus dem

Centre Pompidou betreut hat.

13 Wilde Kräuter Löwenzahn von Wolfgang Kienast

Die fünfte Ausgabe der wilden Kräuter über Maibowle, Bärlauch, den Indus-

trieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V. (IKW), das schlechte Image

von Maulwurf und Löwenzahn und ein leckeres Salatrezept für letzteren.

14 Der Kommentar Hände hoch! von Bastian Pütter

„Mach meinen Kumpel nicht an!“ Nach 25 Jahren hat die „Gelbe Hand“ der

DGB-Kampagne Patina angesetzt, nötig ist sie mehr denn je. Denn die alte

„Ausländerfeindlichkeit“ wendet sich längst gegen Inländer.

14 News | Skotts Seitenhieb

16 Die Reportage Blind Date im Stadion von Wolfgang Kienast

Unter den unzähligen Fanclubs, die dem BvB die Daumen drücken, ist auch

„Blind Date“. bodo begleitete den Sehbehinderten-Fanclub zum Heimsieg

gegen Hannover 96, nahm Platz auf den Kopfhörerplätzen im Stadion und

feierte gemeinsam einen souveränen 4:1-Sieg.

18 Neues von Rosi | von bodo-Verkäuferin Rosi

19 Verkäufergeschichten Frank protokolliert von Bastian Pütter

Unser Wattenscheider Verkäufer Frank ist ein Vorbild, was Lebensmut,

Engagement, Zuversicht und den Umgang mit einer Behinderung angeht,

die für ihn fast gar keine ist.

20 Gebrauchsanweisung Joggen von Peter Erik Hillenbach

20 Kinotipp Benda Bilili! im endstation.kino

21 Veranstaltungskalender | Verlosungen | CD-Tipps | von Benedikt von Randow

28 Reportage Das schwierigste Wort: Entschuldigung von Marcus Preis

„Sorry seems to be the hardest word“, heißt es in einem Lied von Elton

John – Entschuldigung scheint das schwierigste Wort zu sein. Dass eine

ausgesprochene Entschuldigung viel mehr sein kann als nur ein Wort, dies

erleben die MitarbeiterInnen des Büros für Täter-Opfer-Ausgleich der

„Brücke Dortmund e.V.“

31 Das Interview »Das Ziel ist der soziale Frieden« von Bianka Boyke

Ein Gespräch mit Bernd Schulte-Eversum, Dortmunder Jugendrichter, zum

Täter-Opfer-Ausgleich.

32 Reportage Der Mut zu investieren von Barbara Underberg

Gepflegte Jugendstilhäuser, hochwertige Wohnungen und fröhlich krakee-

lende Kinder – im Dortmunder Norden. Ob Häuser im Müll versinken oder

ein lebenswertes Obdach bieten, liegt wesentlich an den Hauseigentümern.

35 Literatur Und woher kommst Du? gelesen von Bastian Pütter

Das „Manifest der Vielen“ ist das Gegengift zu einer vergifteten Debatte,

dem viele LeserInnen zu wünschen sind – und vielleicht eine Neuauflage

der erfolgreichen Kampgagnenarbeit von „Bild“, „Spiegel“ und öffentlich-

rechtlichem Fernsehen zu Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“.

36 Kreuzworträtsel | Sudoku

37 Eselsohr Roboter 2 von Volker Dornemann

38 bodo geht aus Schürmanns im Park besucht von Bastian Pütter

Der verblühte Charme des Buschmühlenteichs im Westfalenpark wird kräf-

tig aufpoliert. Restaurant, Club, Stranddeck – alles neu am Teich.

39 Leserbriefe | Cartoon

Unser Titelbild der Mai-Ausgabe:

Sabine Brandi im Rombergpark (siehe S.4).

Foto: Claudia Siekarski

04160819 32

Page 4: bodo Mai 2011

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Die Journalistin und Radiomoderatorin Sabine Brandi ist ein echtes Dortmunder Gewächs. An einem der ersten schönen Frühlingstage beglei-teten wir sie beim Spaziergang durch den Rom-bergpark, einen ihrer Lieblingsorte in der Stadt.

Sabine Brandi gehört zu den Prominenten, die

bodo 1995 ihr Gesicht für die Einführungskampa-

gne „Etwas bodo sind wir alle“ liehen. Damals war

dieses Gesicht noch aus dem Fernsehen bekannt,

heute kennen die meisten nur noch ihre warme,

eindringliche Stimme aus dem Radio, beispielswei-

se aus der WDR5-Sendung „Neugier genügt“.

Das ist so gewollt. Als sie vor 15 Jahren ihr zweites

Kind erwartete, hat sie sich bewusst für den Rück-

zug aus dem Fernsehen „in die wohlige Anonymi-

tät“ entschieden. „Ich habe eine Berufslinie ohne

Kinder und eine mit Kindern, der Radiobetrieb ist

besser mit Familie zu vereinbaren“, beschreibt sie

einen Grund für diese Entscheidung. Doch das war

nicht alles. Hinzu kam die Erkenntnis, dass ihre

Karriere in dem „Seelen fressenden Medium Fern-

sehen“ nicht mehr viel mit dem einstigen Ideal der

angehenden Journalistin zu tun hatte, mit ihrer

Arbeit die Welt zu verändern. „Journalismus ist

ein Geschäft mit Gefühlen, es geht gar nicht nur

um Informationen.“ Gleichzeitig merkte sie, wie

sich ihre eigene Rolle in diesem System verändert

hatte. „Es ging um mich, um mein Ego, meine Be-

stätigung und längst nicht mehr darum, etwas zu

bewirken.“ Diese Einsicht und Konsequenz wünscht

man sich von manch aktuellem Fernsehgesicht.

Sabine Brandi ist überzeugte Dortmunderin ohne

lokalpatriotische Anflüge (außer vielleicht beim

Fußball). Hier hat sie die meiste Zeit ihres Lebens

verbracht, hier lebt sie mit Mann und zwei fast er-

wachsenen Kindern. 1953 in Hörde geboren wuchs

sie als fünftes („das Übersehene“) von sechs Kin-

dern auf. Die gewünschte Aufmerksamkeit der Fa-

milie verschaffte sie sich mit Trotz und Witzigkeit,

auch wenn letztere nicht immer echt war. „Manch-

mal was das Lachen auch ein Ersatz für Weinen“,

beschreibt sie ihren schwierigen Stand als kleines

Mädchen. Wie glücklich, dass ihre Grundschulleh-

rerin besonderes Augenmerk auf sie richtete, die

Persönlichkeit des „schwierigen“ Kindes erkannte

und förderte. Von ihr stammt das Streichholz-Bild.

Sabine BrandiEin Streichholz, das man an

beiden Enden anzünden kann

MENSCHEN | von Dr. Birgit Rumpel | Fotos: Claudia Siekarski04

Page 5: bodo Mai 2011

5

Widerstand gehört noch immer zu ihrem Leben,

aber heute geht sie anders damit um. Getreu dem

eigenen Motto „weniger Widerstand, mehr Hinga-

be“, spürt sie inneren Widerständen nach, will sie

aufklären und sucht die positiven Aspekte daran,

um sich nicht selbst zu blockieren und sich damit

die Zeit zu vermiesen. Dass das nicht immer leicht

ist, gibt sie zu. Und diese Strategie hilft nicht ge-

gen eine Zerrissenheit zwischen Verzweiflung und

Hoffnung, wenn es etwa um die jüngste Katastro-

phe in Japan geht. Dann gewinnt die Resignation

überhand. „Menschen, die einfach alles riskieren,

nur um billigen Strom zu produzieren, haben kei-

ne Verbindung zu gar nichts“, ist sie verbittert.

Dass die Ereignisse in Japan hierzulande mehr als

nur eine kurzzeitige Erregtheit bewirken, glaubt

sie nicht.

Als Öko-Aktivistin kann man Sabine Brandi wohl

nicht bezeichnen, auch wenn sie „damals“ schon

in Brokdorf mitmarschiert ist. Aber „etwas tun“

wollte sie, als ihre heranwachsende Tochter über

die weltweite Umweltzerstörung verzweifelt wein-

te. Tröstende Worte reichten da nicht, sie gab das

Versprechen, ab sofort das Auto so oft wie möglich

stehen zu lassen und auf Bus und Bahn umzustei-

05

gen. Zu unserem Gesprächstermin im Rombergpark

kommt sie denn auch mit dem Bus. Das Busfahren

hat noch einen schönen Nebeneffekt. „Ich liebe es,

die Menschen zu sehen und zu beobachten, dafür

ist Busfahren ideal“, schwärmt sie, die allerdings

nicht während des hektischen Berufsverkehrs un-

terwegs sein muss. Und sie entdeckt dabei ihre

Helden des Alltags, wie zum Beispiel den Busfah-

rer, der auf offener Strecke hielt, um einen farbi-

gen Mitbürger einsteigen zu lassen. Darüber kann

sie sich innig freuen.

Nicht nur Beobachtungen und Impulse aus der

Umwelt, wie gerade die friedliche Stimmung des

Parks mit den vielen frisch erblühenden Pflanzen

nimmt sie auf, auch die Innenschau ist für Sabi-

ne Brandi sehr wichtig. Schon lange horcht sie

durch regelmäßige Meditationen in sich hinein,

die „Schule des Erfahrbaren Atems“ nach Ilse

Middendorf ist für sie eine Offenbarung. Und der

Grundstein für eine weitere Berufskarriere: Gera-

de absolviert sie eine mehrjährige Ausbildung zur

Atemtherapeutin. Muss man atmen erst lernen?

Es geht um mehr. Sabine Brandi will vom „Machen

ins Lassen“ kommen, also eine neue Qualität von

Entspanntheit erreichen und dies auch anderen

vermitteln. Dazu passt, dass sie mit den Sträu-

chern im eigenen Garten und gern auch mit ihrer

Spülmaschine spricht. „Für mich sind so viele Din-

ge beseelt. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich

mal so eine komische Alte werde.“

Wichtiger als alle beruflichen Erfolge sind ihr

die Kinder. „Das ist das Beste, was ich bisher ge-

macht habe, und ich bin froh, dass ich sie zu-

sammen mit meinem Mann aufziehen konnte.“

In die Rückschau mischt sich durchaus Vorfreude

auf die Zeit, wenn der Nachwuchs aus dem Haus

sein wird. Vorfreude darauf, wieder an die Zwei-

samkeit von früher anzuknüpfen, dann allerdings

mit „einem ganzen Universum, das wir gemeinsam

durchschritten sind.“ (biru)

Page 6: bodo Mai 2011

6

WERDEN SIEFÖRDERMITGLIED

Mit Ihrer Fördermitgliedschaft helfen

Sie, unsere Arbeit für Menschen in so-

zialen Notlagen finanziell abzusichern.

Als Fördermitglied tragen Sie dazu bei,

dass Menschen am Rand der Gesellschaft

eine Chance und eine Stimme erhalten.

Wir senden Ihnen unsere Jahresberichte und

eine jährliche Zuwendungsbestätigung.

bodo e.V.Mallinckrodtstraße 270 | 44147 Dortmund

Tel.: 0231 – 98 22 97 96

Fax: 0231 – 98 22 81 69

[email protected] | www.bodoev.de

Ja!

Ich möchte bodo durch einen monatlichen

Beitrag von Euro unterstützen.

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Vorname

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Plz, Ort

Ich bin einverstanden, dass mein Förderbei-

trag von meinem Konto abgebucht wird:

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Konto-Nr.

Kreditinstitut

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Ich richte einen Dauerauftrag zuguns-

ten des Kontos von bodo e.V. ein.

Sparkasse Bochum, Kto. Nr. 10 406 254,

BLZ 430 500 01

Ort, Datum

Unterschrift

06 NEUES VON BODO | www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev

In der vergangenen Session konnten die Zuschau-er des Ruhrpottkarnevals Geierabend wieder ihre übrig gebliebenen Verzehrwertmarken in eine Spendenbox werfen: Sagenhafte 5.555 Euro für bodo kamen in diesem Jahr zusammen.

Die Rekordsumme überreichte das FDP-Politikerpär-

chen „Udo und Moni“ – zwei Figuren aus dem letzten

Geierabend-Programm, gespielt von Martin Kaysh

und Sandra Schmitz. Udo hatte es mit der Spendier-

freudigkeit allerdings etwas übertrieben und gleich

noch zwei Säcke mit selbst gesammelten Pfandfla-

schen draufgelegt.

Zusätzlich wurden Vorsitzende Nicole Hölter, Ge-

schäftsführerin Tanja Walter, bodo-Verkäufer Harald

und die anwesenden Pressefotografen bestens unter-

halten: „Das ist ein guter Tag für die Nordstadt-FDP.

Das Prinzip Udo setzt sich durch. Wir müssen einfach

wieder näher ran an die Menschen“, verkündete Udo.

Mit dem Geld schaffen wir neue Taschen für die

Verkäufer an. Zusätzlich wird ein Teil der Spen-

densumme die Druckkosten einer Heftseite für ein

Jahr finanzieren. Wir bedanken uns herzlich bei al-

len Spendern, bei Horst Hanke-Lindemann und dem

Geierabend-Ensemble!

5.555 Euro und 2 Sack Leergut Neues aus dem Vertrieb

schafft Chancenbodo

Haushaltsauflösungen

Transporte und Umzugshilfen

[email protected] | 0231 – 88 22 825

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Wir sind beständig bemüht, den Verkauf des Stra-ßenmagazins attraktiver zu machen für Menschen die arm oder wohnungslos sind. Wir wissen, dass es einige Hürden gibt: Der Verkauf ist nicht für jeden das passende Angebot.

Der Verdienst ist gering. Menschen, die durch „teure“

Süchte oder weil sie z.B. als Touristen keine staat-

lichen Leistungen erhalten einen erhöhten Geldbe-

darf haben, reicht der bodo-Verkauf oft nicht. Der

ist zwar eine Arbeit, aber kein Auskommen.

Da ein Sozialticket wohl nicht kommen wird, sind

wir auf der Suche nach weiteren Ausgabestellen.

Bislang muss ein Verkäufer aus Lünen oder Witten

10 Zeitungen (!) verkaufen, um die Fahrtkosten zur

Ausgabestelle zu refinanzieren. Das ist viel mehr, als

die meisten unserer Verkäufer an einem Verkaufstag

an die Frau oder den Mann bringen können.

Wir freuen uns, wenn Inhaber von Geschäften oder

Praxen einem unserer Verkäufer erlauben, am An-

fang eines Monats ein Straßenmagazin ins Haus zu

bringen. Ein solches Verkäuferabo motiviert zur Ver-

lässlichkeit. Und da aller Anfang schwer ist: Unter-

stützen Sie unsere neuen VerkäuferInnen durch den

Kauf einer bodo. Vielen Dank.

Page 7: bodo Mai 2011

7

07

Hallo treue bodo-Leser und -Leserinnen,

Hallo liebe Leser, die auch treue bodo-

LeserInnen werden möchten!

5. März

Heute war wieder Zeitungsverkauf an-

gesagt und das mit einem originalen

Musikverein. Da ging die Musik ab, wow!

8. März

Markttag ist Verkaufstag! Wer da ist,

egal ob Markthändler oder Zeitungsver-

käufer: alles muss raus!

13. März

Habe heute starke Kopfschmerzen ge-

habt. Da Sonntag ist, habe ich eine

Schmerztablette genommen und viel ge-

schlafen, da ging es mir schon besser.

15. März

Heute vormittag war der Zeitungsverkauf

sehr schleppend. Am Nachmittag habe

ich einen Spaziergang Richtung Tante

Amanda gemacht.

19. März

Heute hatte ich die Telefonitis. Hab sehr

nette Gespräche gehabt.

24. März

Hatte einen netten Spaziergang von

Kirchlinde nach Rahm gemacht. Denn ich

wollte herausfinden, wie ich es mit dem

Bus nach Huckarde schaffen sollte.

31. März

Mein Bekannter hatte mich gestern Abend

angerufen. Er dachte, er kann Maike was

berichten. Wahr wohl nix! Ich hatte den

Artikel in den Ruhr Nachrichten schon

gelesen, in dem es um die falsche Stra-

ßenzeitung Straßenträumer geht. Eine

Zeitung, die ehrliche Straßenmagazine

wie bodo in Verruf bringt. Denn sowas ist

nicht die feine englische Art!

Ich wünsche eine schöne Zeit.

Es grüßt Euch Eure bodo-Verkäuferin Maike

MAIKES VERKÄUFERTAGEBUCH

Inzwischen hat das Thema „Straßenträumer“ sei-nen Weg auch in andere Medien gefunden. In den Ruhr Nachrichten erschien ein Beitrag über das Straßenzeitungs-Imitat und die WAZ interviewte Bastian Pütter und Hubert Ostendorf von bodo und fiftyfifty.

Der „Straßenträumer“ ist ein im wesentlichen aus Co-

pyright-Verstößen bestehendes Blatt, das sich äußer-

lich an Zeitschriften wie bodo anlehnt. Es wird bun-

desweit über Drückerstrukturen vertrieben. Es besteht

keine Gemeinnützigkeit, Gewinne verschwinden in der

Tasche des einschlägig bekannten Herausgebers.

Wir geben uns große Mühe, Verwechslungen zu er-

schweren. Unsere VerkäuferInnen besitzen Verkaufs-

kleidung (bodo-Shirts, -Jacken und -Kappen), tragen

diese aber nicht immer. Aus diesem Grund haben wir

neue Verkaufsausweise gestaltet, die farbig, größer

und besser zu erkennen sind. Sie werden jährlich neu

ausgestellt und an unseren neuen Schlüsselbändern

getragen, die übrigens in Bochum und Dortmund für

nur 3 Euro zu erwerben sind. Hier gibt es auch But-

tons, Shirts, Postkarten, Lesezeichen usw.

Neue Verkaufsausweise

Unter dem Motto „Was tun“ zeigte das Internatio-nale Frauenfilmfestival Dortmund / Köln „Filme zur Situation“, darunter den bulgarischen Dokumentar-film „Hotel Rai“ über das Leben bulgarischer Roma, um die sich zur Zeit die Zuwanderungs- und Krimi-nalitätsdebatten in Dortmund drehen.

Als Filmpate war bodo nicht nur stolz, Teil des Veranstal-

tungsprogramms zu sein, sondern auch über die große

Resonanz im neu eröffneten Kino unterm U. Zum Film

organisierte Kuratorin Betty Schiel (2.v.r.) eine kom-

petente Diskussionsrunde von Fachfrauen, die ein Ge-

gengewicht zum aktuellen Mediendiskurs bildete: Tülin

Kabis-Staubach (r.) vom Planerladen e.V. erhellte die Ent-

stehungsgeschichte der sogenannten „Ekelhäuser“ in der

Nordstadt, die viel älter als die jüngste Zuwanderung ist.

Die Kober-Mitarbeiterinnen Kirsten Cordes (l.) und

Olja Krechar sprachen über die Erfolge ihrer Arbeit

mit bulgarischen Prostituierten, das zerschlagene

Porzellan durch wirkungslose Großrazzien und die

absurde Idee der Stadt, Straßenprostitution verbie-

ten zu können. Kurz: Ein beeindruckendes Filmerleb-

nis und eine erhellende Diskussion.

Roma unterm U

Nicht, dass wir unseren Verkäufern die Öffentlichkeit nicht gönnen, im Gegenteil. Aber für die meisten sind die

Personen auf dem Foto das einzig sichtbare Personal bei bodo. Wenn Sie bodos Buchladen und Vereinssitz in der

Mallinckrodtstraße 270 besuchen, können Sie diesen netten Menschen begegnen. Und 11.600 guten Büchern.

Page 8: bodo Mai 2011

8

Aufrechte Menschen und ihre flitzenden Kisten

„Wie spontan seid ihr denn?”, fragt Hans Bi-ckenbach am Telefon. Hans Bickenbach ist Inha-ber der Minister-Stein-Apotheke in Dortmund-Eving. Wir wollen ihn für bodo um ein Interview mit Fototermin bitten. Uns geht es dabei nicht um sein medizinisches Expertenwissen, uns in-teressiert der Apotheker, der bereits drei mal Deutscher Meister geworden ist. Beim Autoren-nen. Mit Modellautos, um das zu präzisieren.

Recht naiv schlossen wir aus den gesammelten

Meisterschaften auf eine ansehnliche Carrerabahn

im privaten Wohnzimmer. „Nein. Wer wie ich mehr

als 100 Rennen im Jahr fährt, der braucht keine ei-

gene Strecke. Wenn ihr solche Fotos machen wollt,

dann kommt am besten heute abend nach Schwer-

te. Gegen 20 Uhr findet bei uns ein vereinsinternes

Rennen statt. Hellpothstraße 12, Hinterhaus.”

1997 wurden die „Carrera Freunde Schwerte” von

fünf Anhängern des neudeutsch Slotracing ge-

nannten Sports gegründet. Anfangs trafen sie

sich in einem Kellerraum, der sich bald als zu

klein, zu dunkel und zu muffig erweisen sollte.

Die ehemalige Markisenfirma, die inzwischen als

Vereinsheim dient, konnte im Sommer 2002 be-

zogen werden. Allerdings musste zuvor noch ein

Haufen Arbeit ins neue Domizil gesteckt werden.

Neuer Boden, neue Fenster, Zwischenwände, De-

cke, Wärmeisolierung. Dafür sieht man dem Ge-

bäude heute nicht mehr an, dass vor neun Jahren

der Ausdruck Baracke noch geschmeichelt war.

Hellpothstraße 12. Am Tor zur Einfahrt hängt,

zwei schwarz-weiß karierte Flaggen als Logo, das

Schild der „Carrera Freunde Schwerte”. Im Innen-

hof parkt ein Auto mit belgischem Kennzeichnen.

»Bei uns ist keiner dem andern sein Deibel!«

Höchste Konzentration an der Strecke. Hans „Rennkugel“ Bickenbach (hinten rechts) und seine „Carrera Freunde Schwerte“ im ersten Durchgang.

08 STRASSENLEBEN | von Wolfgang Kienast | Fotos: Andre Noll

Page 9: bodo Mai 2011

9

Aufrechte Menschen und ihre flitzenden Kisten

09

„Die Fahrer müssen nicht fotografiert werden”, wehrt Sebastian Nockemann (2.v.l.) ein Siegerfoto ab. „Wichtig sind hier nur die Autos.”

Die Tür zum Vereinsheim ist geöffnet. Andre Noll

und ich betreten ein uns unbekanntes Univer-

sum. An den Wänden hängen Kalender, Poster

und Plakate von Reifenherstellern und histori-

schen Autorennen, an der Decke mindestens zwei

Dutzend Fahnen. Michael Schumacher lehnt als

Pappkamerad in einer Ecke. Hinter einer Glas-

scheibe gibt es einen kleinen Tresenbereich, hier

stehen Vitrinen mit Modellen und den in jedem

Sportverein obligatorischen Pokalen.

Zentrum dieser Welt ist eine große, sechsspurige

Carrerabahn, drumherum herrscht lebhaftes Trei-

ben. Trotzdem erkennen wir Hans Bickenbach so-

fort. Er hat es prophezeit: In Internetforen der

Szene nenne er sich „Rennkugel”, wir hätten nur

auf die anwesenden Bäuche zu achten. Freundlich

begrüßt er uns und beginnt sofort und begeisternd

zu erzählen. Einen ambitionierteren Botschafter

für den Sport kann man sich kaum denken. Er stellt

klar, dass der Ton untereinander, wenn auch bis-

weilen etwas rauh, immer sehr herzlich wäre. Dass

die Kollegen niemanden hängen ließen. Nie. Dass

hier jeder Mann und jede Frau willkommen wären,

egal wie alt sie seinen, egal woher sie kämen. Und,

ganz wichtig, dass man miteinander und nicht ge-

geneinander fahre. Letzteres erwähnt er in gefühlt

jedem dritten Satz. Die folgenden Stunden bestä-

tigen, was er sagt.

Bickenbach selbst hatte schon als Kind mit einer

Rennbahn gespielt, welche allerdings eingemot-

tet wurde, als er 1971 sein Abitur am Helmholtz-

Gymnasium machte. Sein Vater, 1958 Gründer der

Minister-Stein-Apotheke, fotografierte in seiner

Freizeit ein wenig. Der Apfel fiel hier nicht weit

vom Stamm. Der Sohn tat es ihm nach, leiden-

schaftlicher noch als der Senior. Beim Deutschen

Verband für Fotografie e.V. (DVF) belegte er bald

einen der vorderen Plätze in der Rubrik Auslands-

veröffentlichungen. Angefixt durch einen Studi-

enkollegen baute er die Rennbahn wieder auf. Er

übernahm die Apotheke, als sein Vater früh starb.

Hans Bickenbach selbst hat drei Söhne, die sich

allerdings nie fürs Slotracing begeistern konnten.

Wenn er etwas macht, dann macht er das richtig.

Da sich die Kinder nicht für Modellautos, sondern

für Fußball interessierten, engagierte er sich in

den folgenden Jahren – und mit der für ihn ty-

pischen Energie – dort für die Junioren. Er freut

sich, dass er vom mittlerweile erwachsenen Nach-

wuchs hin und wieder eingeladen wird, gemeinsam

ein Spiel zu besuchen, bei den BVB-Amateuren zum

Page 10: bodo Mai 2011

10

10

Beispiel. „Wenn einem das passiert”, sagt er, „dann

kann man als Vater nicht völlig versagt haben”.

Während er all das erzählt, laufen im Hintergrund

die Vorbereitungen für das Rennen. So locker es hier

auch zugeht, die Abnahme der Fahrzeuge vor dem

Start wird ernst genommen. Die Karosserie wird ge-

prüft und das Fahrwerk, das Gewicht, die Achsbreite

und die Bodenfreiheit. Das ist wie beim richtigen

Motorsport. Überhaupt wird, maßstabgerecht ver-

kleinert, auf Originalität großen Wert gelegt.

Hans Bickenbach zeigt uns das Modell eines rot

lackierten Amischlittens, eine weiße Nummer 67

prangt auf Türen, Dach und zwischen den mäch-

tigen Heckflossen. Die Karosserie ist mit Firmen-

logos beklebt. Über den Seitenfenstern kann man

den Namen des Fahrers lesen: David Pearson. Al-

les genau wie damals, als der echte Pearson in

der NASCAR, der National Association for Stock

Car Auto Racing, seine Rennen fuhr. Die Idee

mit den NASCAR-Fahrzeugen im Modellrennsport

wurde, zumindest im Ruhrgebiet, vom Duisburger

Slotcar-Enthusiasten Manni Stork angeschoben.

Bickenbach war sofort Feuer und Flamme. „Mir

gefallen diese Schlitten. So ein Auto in 1:1 wür-

de ich mir glatt kaufen, einen Ford Galaxy oder

Impala. Als Kind habe ich die noch manchmal auf

der Straße gesehen. V8 und sieben Liter Hubraum.

Das klingt anders als ein Golf. Mir fehlt nur leider

das nötige Kleingeld.”

Das nötige Kleingeld, einen Ford Galaxy zu be-

tanken, reicht eventuell aus, eines der Fahrzeu-

ge zu erwerben, die mittlerweile startklar sind.

Doch im Handel findet man die so nicht. Mehre-

re Wochen Arbeit gehören dazu, um aus Basis-

bausatz, Chassis, Motor und Achsen ein Unikat

zu fertigen, das den ästhetischen Ansprüchen

genügt. Nicht zu vergessen: die abschließen-

de Lackierung. Es kommt vor, dass Fahrzeuge

untereinander verliehen werden. Dann kann es

passieren, dass ein Fahrer vom eigenen Material

geschlagen wird.

„Heute Abend wird nicht NASCAR gefahren,

sondern die offene GT-Klasse. Ich weiß genau,

dass ich da nicht gewinnen werde. Das hat aber

andere Gründe. Das hier ist ja Maßstab 1:24.

Deutscher Meister bin ich in der H0-Klasse ge-

worden. Das ist meine Welt. 1:60. Was ganz an-

deres. Viel kleiner, schneller. Es gibt nur derzeit

in der Nähe keine Bahn für H0, auch deswegen

fahre ich hier. Und natürlich, weil es mir einfach

Spaß macht.” Hans Bickenbach zeigt auf einen

jungen Mann in Jeans und schwarzem T-Shirt.

„Ich könnte mir gut vorstellen, dass Sebastian

Nockemann das Rennen macht. Einige hier kön-

nen gut die Autos aufbauen, andere können gut

fahren. Der kann beides.” Sebastian Nockemann

studiert Physik an der TU Dortmund. Theorie

und Praxis scheint er beim Modellbau mit Erfolg

zusammenzubringen.

Gefahren wird in zwei Gruppen zu je sechs Star-

tern. Während die ersten Fahrer an den „Drü-

ckern” Aufstellung nehmen, wo sie mit „Gas ge-

Die Profiwerkstatt ist immer dabei. Vor dem Rennen und in den Pausen wird fleißig geschraubt. Beim Wettbewerb kommt es auf die tausendstel Sekunde an.

Page 11: bodo Mai 2011

11

ben, Gas wegnehmen” ihre Autos kontrollieren,

verteilt sich die zweite Hälfte an der Bahn, um

im Fall des Falles ein aus einer Kurve gefloge-

nes Fahrzeug zurück in die Spur zu setzen. Der

Countdown läuft. Dann ist außer einem Surren

nichts mehr zu hören. Die Fahrer sind hoch kon-

zentriert. Ihre Autos flitzen über die Piste, vor-

bei an Fangzäunen, Buschwerk, rot-weißen Öl-

fässern und voll besetzten Zuschauertribühnen.

Exakt vier Minuten dauert ein Rennabschnitt,

dann werden die Spuren gewechselt, bis jeder

jede Spur gefahren ist.

Per Computer werden Runden und Sekunden

gezählt. Danach wird komplett getauscht, die

Einsetzer kommen an die Drücker und umge-

kehrt. Fünf Fahrer stehen, einer sitzt auf einem

Barhocker mit Armlehnen. Walter Schäfer heißt

er, kommt aus Belgien, extra für dieses Ren-

nen ist er angereist. Ihm gehört der Wagen im

Innenhof. Eine Muskelerkrankung zwingt ihn in

den Rollstuhl. Die „Carrera Freunde Schwerte”

kümmern sich um ihn. Ein eingespieltes Team,

er gehört dazu. Nach jeweils vier Minuten tra-

gen sie ihn mitsamt Hocker an die nächste Drü-

ckerposition.

Nachdem zwölf Fahrer auf sechs Bahnen je vier

Minuten unterwegs waren, ist die Konkurrenz

beendet. Der Computer spuckt das Endergebnis

aus. Sieger ist Sebastian Nockemann mit 6.470

Sekunden, Zweiter Ingo Vorberg (6.495 Sekun-

den), Dritter Walter Schäfer (6.686 Sekunden).

Hans Bickenbach ist Elfter mit 6.718 Sekunden.

„Beim Start habe ich mich verschätzt und dann

sind mir noch zwei weitere Fahrfehler passiert.

Das hat mindestens einen Platz gekostet. Ist

aber egal.”

„Die Fahrer müssen nicht fotografiert werden”,

wehrt Sebastian Nockemann ein Siegerfoto ab.

„Wichtig sind hier nur die Autos.” (wk)

INFOCarrera Freunde Schwerte

Hellpothstraße 12 | 58239 Schwerte

Trainings- und Rennzeiten

Di. ab 19.30 Uhr und Do. ab 19 Uhr

Kontakt: Ingo Vorberg

Telefon 02304 – 33 06 00

[email protected]

www. carrera-freunde-schwerte.de

11

Bolide im Maßstab 1:24. Alles muss echt aussehen, wie bei den Großen.

Page 12: bodo Mai 2011

12

KULTUR | von Wolfgang Kienast | Foto: Jürgen Spiler

Im Dortmunder U endete am 25. April 2011 mit „Bild für Bild – Film und zeitgenössische Kunst” eine erste Wechselausstellung. Für Wechselaus-stellungen ist im ehemaligen Brauereigebäude die sechste Etage reserviert. Weder diese noch sonst eine Etage war fertiggestellt, als „Bild für Bild” konzipiert wurde.

„Die Ausstellung war eine Idee und sie wollte re-

alisiert werden. Im Grunde haben alle Beteiligten

mit etwas gearbeitet, was noch nicht da war. An

und in einem Raum, der nicht existierte. Nicht

einmal die Position der nächsten Steckdose war

bekannt”, teilt uns Anna-Cathérine Koch im In-

terview mit.

Ihr Aufgabengebiet wird im Ausstellungskatalog

„Kuratorische Assistenz” genannt. Klingt harmlos,

bedeutete in der Realität jedoch diverse schlaf-

lose Nächte. Auf der anderen Seite aber war die

junge Assistentin irgendwann mit den Bedingun-

gen im sechsten Stockwerk und den Objekten, die

dort von Dezember 2010 bis April 2011 präsentiert

wurden, vertraut wie niemand sonst.

„Bild für Bild“ basierte auf der Sammlung des

Centre Pompidou. Mit „Die Bewegung der Bilder”

lässt sich der Originaltitel einer Auswahl über-

setzen, die 2007 in Paris gezeigt wurde. Dahin-

ter lag die Idee, Film mit Fotografie, Malerei und

Plastik zu konfrontieren. Prof. Dr. Kurt Wettengl,

Direktor des Museum Ostwall, sah im Ansatz die

Möglichkeit, im damals erst geplanten Zentrum

für Kunst und Kreativität den Stellenwert von

Medienkunst zu reflektieren. Das Centre Pompi-

dou sagte ja. Vier Jahre später und im U konnte

das Publikum dann in fünfzehn Schritten, ange-

fangen bei Lichtstrahl und Projektionsfläche als

Grundlagen des Films, über Montage, Rahmen

und Animismus bis hin zum Noir, dem gefühlten

Gegenteil von Licht, nachvollziehen, wie der Film

seit seiner Erfindung die eher statischen, klassi-

schen Kunstformen beeinflusst hat.

Als besonders gelungen galt die Gegenüberstel-

lung von Nam June Paiks Arbeit „Zen for Film”

(1964) mit dem „Milchstein” von Wolfgang Laib

(1977). An der Wand die Projektion eines unbe-

lichteten Filmstreifens, auf dem die dauerhafte

Rotation im Projektor zunehmend Spuren in Form

von Staub und Kratzern hinterließ, parallel zum

und nah am Boden ein höchst sensibles Objekt,

bei dem mehrere Liter Milch, nur durch ihre Ober-

flächenspannung gehalten, einen weißen Film auf

Monate mit MilchsteinVon Objekten und von Tücken im Zentrum für Kunst und Kreativität

12 ZUM HAARE RAUFEN | von Nina Mühlmann

Die Bürokratie-Mühlen drehen dieses Jahr beson-

ders am Rad und machen keinen Halt vor einer

Mühlmann. Der Makrozensus steht ins Haus, ich

fange mal klein an und widme mich den Frage-

bögen, die mir im Rahmen des Mikrozensus, des

kleinen Bruder der großen Volkszählung, zuge-

stellt wurden.

Der Staat will Daten über meine Arbeitskraft und

meine Berufssituation. Ich zücke motiviert mei-

nen Kugelschreiber, denn Rätseln war schon im-

mer mein Hobby. Mein erster Berufswunsch war

„Erfinderin“. Den änderte ich in Rücksichtnahme

auf meine Eltern lieber zu „Rätsel-Erfinderin“, um

dann als Werbetexterin und Studentin so meine

Erfahrungen und einiges an Wissen zu sammeln,

um schließlich das zu arbeiten, was ich nun tue.

Ja, was eigentlich?

Ich komme dank des Mikrozensus der Sache auf

die Spur. Vorab galt es noch ein paar Fragen zur

persönlichen Lebenssituation zu beantworten:

„Sind in den letzten zwölf Monaten Mitglieder

Ihres Haushalts gestorben?“, steht da, und als

mögliche Antwort darunter: „Ja, Anzahl der

Verstorbenen.“ Ob hiermit nur Menschen oder

auch Haustiere gemeint sind? Ich denke an die

Insektenplage des vergangenen Sommers, kreu-

ze mutig 120 an und denke dabei an die vielen

toten Mücken, die ich von meiner Fensterablage

gekratzt habe. Bei: „Wieviele Personen haben am

Mittwoch der letzten Woche insgesamt zu Ihrem

Haushalt gehört?“, muss ich kurz nachrechnen,

wieviele meiner Freunde und Nachbarn denn an

dem Tag bei mir zum Essen am Tisch saßen? Ich

gebe wahrheitsgemäß zwölf Personen an.

So geht es immer weiter fort. Zur Belohnung für

mein schnelles Durchkommen trinke ich ein Bier

und dann noch eins, obwohl die Fragen lang-

sam ans Eingemachte gehen. Sie treiben mir den

Schweiß auf die Stirn, denn jetzt dreht es sich

rund um meine Berufssituation, die sich als Künst-

lerin, die ich bin, ja ständig verändert: „Tragen Sie

den Wirtschaftszweig, die Branche des Betriebs

(örtliche Einheit) ein, in dem Sie Ihre Tätigkeit

ausüben.“ Mir wird schwindelig. – Doch dann, die

Erkenntnis! Ich triumphiere und gebe an: „Fräu-

lein Nina“ – auch als „örtliche Einheit!“ Unter Aus-

übungsort notiere ich: „Zu Hause, auf der Bühne,

überall.“ Ein Hoch auf die Volkszählung! Dank ihr

weiß ich jetzt, warum es „freier Künstler“ heißt

und dass ich als Person nicht nur ein Betrieb, son-

dern noch dazu eine Branche bin! (nm)

Mahlen nach Zahlen

Page 13: bodo Mai 2011

13

Monate mit MilchsteinVon Objekten und von Tücken im Zentrum für Kunst und Kreativität

einer quadratischen Marmorplatte bildeten. Anna-

Cathérine Koch: „Der ,Milchstein‘ musste auf den

Millimeter genau ausgerichtet werden. Aber das Ge-

bäude war ja Baustelle und der Boden alles andere

als wirklich ruhig. Jeden Tag habe ich auf den Anruf

gewartet, der Stein wäre ausgelaufen und natürlich

ist genau das auch passiert.”

Sie betont, dass es ohne ein engagiertes Team vor

Ort schwierig gewesen wäre, „Bild für Bild” zu einem

guten Ende zu bringen. Die Betreuung endete auch

bei anderen Objekten nicht mit dem Tag der Ver-

nissage. Ist nur der Film das Kunstwerk oder auch

die Technik, die ihn sichtbar werden lässt? Was ist

Restauration und was Reparatur? Darf man einen

wackligen Projektor mit Klebeband fixieren oder

verändert dieser Eingriff bereits das Werk? Immer

wieder mussten in Rücksprache mit Paris Fragen

geklärt werden, über die man schmunzeln könnte,

wären die jeweiligen Antworten nicht im eventuel-

len Schadensfall für die Zahlung enormer Versiche-

rungssummen maßgeblich gewesen.

Frau Koch bedauert, dass die Ausstellung, der eine

hohe Qualität attestiert wurde, hinter ihrem Besu-

cherpotential zurückgeblieben ist. Mag sein, dass

der Titel „Bild für Bild” nicht griffig genug war. Si-

cher ist, dass es Medienkunst per se nicht leicht hat,

da ihre Exponate selten selbsterklärend sind. Nicht

von der Hand zu weisen ist die Tatsache, dass das U

als permanente Baustelle auf viele mögliche Gäste

noch immer abschreckend wirkt.

Anna-Cathérine Koch lebt inzwischen in Süd-

deutschland. Sie arbeitet als Kuratorische Assistenz

für Lothringer_13, einem Kunstraum der Stadt Mün-

chen, freut sich, dass ihre aktuelle Tätigkeit weniger

nervenaufreibend ist, möchte jedoch die Erfahrun-

gen nicht missen, die sie im U gesammelt hat und in

Zukunft gern wieder an Projekten von vergleichbarer

Komplexität beteiligt sein. (wk)

13

„Jetzt geht s los!“ Dabei ist es nur we-

nige Wochen her, da musste man noch

überlegen, was von dem Bisschen, was

Wald und Wiese einem bieten konnten,

in der Küche zu verwenden sei. Und

plötzlich ähnelt die Situation da drau-

ßen in etwa der Euphorie beim Lokal-

derby, wenn die Heimmannschaft schon

vor der Pause ein 4:0 gegen den Erzri-

valen herausgespielt hat und mühelos

noch eine Schippe drauflegen kann.

Bei all den bestehenden Möglichkeiten,

auf Waldmeister zurückzugreifen, ist bei-

nahe banal. Obwohl eine echte Maibowle,

eine ohne dieses fiese, hellgrüne Synthe-

tikzeug, in jeder Hinsicht großartig ist.

Lassen Sie einfach ein Bund Waldmeister

(wichtig: vor der Blüte!) zwei bis drei Stun-

den bei kühler Temperatur in 1,5 Litern tro-

ckenem Weißwein ziehen und gießen Sie

anschließend eine Flasche Sekt nach. Mehr

ist nicht zu tun. Außer genießen.

Bärlauch wäre auch was. Vor zehn, fünf-

zehn Jahren noch als Geheimtipp gehan-

delt, verbreitete sich die Kunde von einem

Kraut, das zwar wie Knoblauch schme-

cken, man nach dem Essen jedoch nicht

riechen solle, wie ein Lauffeuer.

Den echten Knofifan ficht das naturgemäß

nicht an: Ähnliches ist nicht das Gleiche. In

einem Land aber, in dem trotz kontinuier-

lich schrumpfender Einwohnerzahl von Jahr

zu Jahr mehr Umsatz mit Deodorant ge-

macht wird, wo das entsprechende Marktvo-

lumen laut Industrieverband Körperpflege-

und Waschmittel e.V. (IKW) 2010 erstmals

die Marke von 700 Mio. Euro überschritten

hat, in dem jährlich auch mehr als 7 Mio.

Duftbäumchen verkauft werden, in dem also

viel, oft des Guten viel zuviel getan wird,

auf gar keinen Fall in die Na-

sen der Mitmenschen

zu müffeln, kam

das mehrheit-

lich an.

WILDE KRÄUTER | von Wolfgang Kienast

Weil es aber in jedem Frühjahr auch geübte

Sammler niederstreckt, die den leckeren

Bärlauch mit der hochgiftigen Herbstzeit-

losen verwechseln, möchte ich an dieser

Stelle lieber zum Gang in dem Supermarkt

raten, wo sich die Regalbretter inzwi-

schen unter der Last von Bärlauch-Pesto,

Bärlauch-Aufstrich, -Käse, -Soße, -Suppe,

-Öl und -Essig biegen.

Hier statt dessen, weniger riskant, immer

kontrovers, der Löwenzahn. Kontrovers?,

fragen Sie jetzt vielleicht und haben das

Bild eines lachenden Kindes mit runder

Pusteblume vor Augen. Oder die filigrane

Silhouette derselben, hübsch vor abend-

rotem Himmel. Zu kitschig fast um wahr

zu sein, dieses in den 70ern in Form von

Poster und Fototapete weit verbreitete

Motiv. Dann sind Sie vermutlich kein Gärt-

ner. So wie gegen den Löwenzahn zieht

der nur gegen den Maulwurf zu Felde. Kein

Gartenbuch, welches dem Thema nicht

Seiten widmen würde. Zu Unkrautver-

nichtern, Sprühgiften, Ausstechern, auch

Hausmitteln wie Salz und Essigessenz wird

geraten, oder, wenn der Befall so rich-

tig schlimm geworden ist, gleich einen

halben Meter Mutterboden abzutragen.

Hauptsache, das Zeug ist weg!

Wenn Sie sich für den Ausstecher ent-

scheiden könnten und Salz und Essig erst

in der Küche an die Blätter ließen, hätten

Sie beinahe schon einen guten Salat.

Besonders gut schmeckt eine warme Vari-

ante. 250 Gramm frische Löwenzahnpflan-

zen (Blätter und Wurzeln gewaschen und

kleingeschnitten) zehn Minuten in einem

Viertel Liter Gemüsebrühe dünsten, dann

abtropfen lassen und mit Salz, Pfeffer,

Olivenöl und Balsamico würzen. Kann so

gegessen werden oder besser noch mit

Kartoffelsalat.

Guten Appetit. (wk)

wildkraeuter.bodo/05_loewenzahn/

Page 14: bodo Mai 2011

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Hände hoch!

Wissen Sie, wer 25 wird? Die „gelbe Hand“.

Nein, das ist kein Anti-Raucher-Text. Im

Gegenteil: Ein Stück gegen Ausgrenzung.

„Mach meinen Kumpel nicht an!“ prangte

schon auf Schimanskis Parka: die Auffor-

derung, „Ausländerfeindlichkeit“ genann-

te rassistische Übergriffe zu unterlassen.

Die Welt ist anders heute. Seit elf Jahren

gibt es ein neues Staatsangehörigkeits-

recht. Die Selbstverständlichkeit, dass

Menschen, die hier geboren und aufge-

wachsen sind, auch Deutsche sind, war zu-

mindest im Apparat angekommen. Beinahe

genauso lang mischte sich Terror- und Is-

lamangst mit der Sorge um die kulturelle

Identität der Deutschen. Trotzdem: Plura-

lität war selbstverständlicher geworden.

Dann kam der „Shift“ der Sarrazin-Debatte.

Wenn mir vor fünf Jahren jemand erzählt hät-

te, dass ich einmal Menschen kennen würde,

die bei H&M den Geschäftsführer kommen

lassen, weil eine Verkäuferin mit Kopftuch

bedient – ich hätte es nicht geglaubt. Mit

anderen Bekannten spiele ich ungewollt das

Spiel, wieviele Ungeheuerlichkeiten in einen

Satz passen: Gebildete Menschen mutieren zu

Hobby-Genetikern, dozieren über Geburtenra-

ten und nutzlose Ausländer, über „Zigeuner,

die man als Land loswerden muss“ und immer

wieder über Religion, die ehemalige Privatsa-

che. Ein rassistischer Konsens ist tief in so-

zialdemokratische, bürgerliche, akademische

Milieus eingedrungen. Man möchte mit der

Verfassung winken, doch ausgerechnet das

Grundgesetz, unser Katalog der Schutz- und

Freiheitsrechte gegenüber dem Staat soll zum

Schwurbuch werden für Menschen, die ver-

dächtige „Migrationshintergründe“ haben.

Die rhetorischen Entgleisungen angesichts

der Roma-Zuwanderung nach Dortmund zei-

gen: Wir haben immer noch ein Problem mit

„Ausländerfeindlichkeit“. Was wir hier erle-

ben ist jedoch etwas völlig Neues: Der neue

Rassismus ist in erster Linie Inländerfeind-

lichkeit. Die durch Sarrazin unters Volk ge-

brachten Thesen zur türkisch- und arabisch-

stämmigen deutschen Bevölkerung grenzen

Menschen aus, die „von hier“ sind. Das ist

in seiner Falschheit und Gefährlichkeit eine

neue Qualität, gegen die eine Hand nicht

reichen wird. Auch keine gelbe. (bp)

NEWS | von Bastian Pütter14 DER KOMMENTAR | von Bastian Pütter

BILD kein journalistisches Produkt

Für die Otto-Brenner-Stiftung ha-

ben der frühere Chefredakteur der

Frankfurter Rundschau Wolfgang

Storz und der ehemalige DGB-Pres-

sesprecher Hans-Jürgen Arlt die

Boulevardzeitung untersucht und

festgestellt: „Bild“ ist „im Kern

kein journalistisches Medium“.

„An die Stelle des Journalismus,

der mit seiner Arbeit der Informa-

tion, der Orientierung und Kom-

mentierung von gesellschaftlich

Bedeutsamen sein Publikum errei-

chen will, setzt ,Bild‘ Methoden

der Werbung, der Unterhaltung, der

Kampagnenkommunikation und des

Marketings“, so die Studie.

„Bild“ behandele Themen allein als

eine Knetmasse für publizistische,

wirtschaftliche und politische

Zwecke und sei „eine Art außerpar-

lamentarische Opposition, die al-

lerdings kein Interesse daran hat,

dass das Volk selbst sich wehrt".

Damit unterscheide sich das Blatt

jedoch so grundsätzlich von jour-

nalistischen Medien und ihrer Auf-

gabe, dass es sich damit eigentlich

„selbst aus dem massenmedialen

System herausnimmt“.

SKOTTS SEITENHIEB

Abschiebesaison eröffnet

Seit Anfang April werden in NRW

wohnende Angehörige ethnischer

Minderheiten aus den Republi-

ken Serbien und Kosova wieder

abgeschoben. Am 1. Dezember

hatte das NRW-Innenministerium

die Abschiebungen ausgesetzt,

da nicht ausgeschlossen werden

konnte, dass sich die angespannte

wirtschaftliche und soziale Situa-

tion in der Winterzeit verschärfte,

hieß es in dem bundesweit einzi-

gen „Wintererlass“. Flüchtlingsor-

ganisationen protestieren gegen

die Abschiebung von Roma, Ash-

kali und Ägyptern, die zum Teil

seit 20 Jahren in Deutschland le-

ben. Trotz z.T. dramatischer Situ-

ationen in den Aufnahmeländern

bestehen seit 2010 Rücknahme-

abkommen der Bundesregierung

mit beiden Ländern. Insbesonde-

re die Abschiebungen ins Kosovo

hält auch die flüchtlingspolitische

Sprecherin der grünen Landtags-

fraktion, Monika Düker, für „völlig

verantwortungslos“. Die Lage der

Roma dort sei unerträglich, sie

hätten „faktisch keine Integrati-

onschance“.

Hartz-IV-Verschärfung

Insgesamt 51 Änderungen des So-

zialgesetzbuches II (SGB) in den

letzten Jahren verzeichnet die

Bochumer Arbeitsgemeinschaft

„Prekäre Lebenslagen“. Die Mehr-

heit der Änderungen wirkten sich

negativ auf die Betroffenen aus.

Im Mittelpunkt stünden vor allem

Sanktionen und Repressionen. Ziel

sei eine kontinuierliche Minderung

bei Hartz IV-Leistungen. Die Ar-

beitsgemeinschaft zählt insgesamt

17 anstehende Verschärfungen auf:

Sanktionen sollen erheblich er-

leichtert werden. Auch „schlechtes

Verhalten“ kann nun etwa von den

Jobcentern sanktioniert werden.

Wenn die Behörde ein zukünftiges

Einkommen des Leistungsberech-

tigten vermutet, soll die Zahlung

des Regelsatzes sofort eingestellt

werden können. Zu viel gezahlte

Leistungen können ab sofort mit

einer Kürzung des Regelbedarfs

zwischen 10 bis 30 Prozent „ge-

ahndet“ werden. Bislang musste

das erst nach Beendigung der Hil-

febedürftigkeit erstattet werden,

wenn kein schuldhaftes oder grob

fahrlässiges Verhalten vorlag.

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Blind Date im StadionEin Fanclub – zugegeben anders und doch herrlich normal

DIE REPORTAGE | von Wolfgang Kienast | Fotos: Wolfgang Kienast16

auf der rechten Seite bekommen wir auch was für

zwischen die Zähne.” Er ist hier zu Hause und be-

kannt wie ein bunter Hund. Auf der Straße wird er

gegrüßt, man erkundigt sich nach dem Befinden,

Daumen für das heutige Spiel werden gedrückt.

Etwas später, als wir in einem klassisch eingerich-

teten Kaffeehaus vor Kännchen, Brötchen, Ei und

O-Saft sitzen, warnt er, der Wirt sei ein Schalker,

gibt mir aber gleichzeitig zu verstehen, dass der

ansonsten ganz in Ordnung sei.

Stefan Wewer ist sehbehindert. Orte, die er nicht kennt, sind für ihn meist nur mit einer Begleitperson an seiner Seite zugänglich. Auf vertrautem Terrain kommt er gut allein zurecht. In der Hagener Innenstadt beispielsweise. Dort wohnt er und dort sind wir am Samstag, den 2. März, morgens um zehn zum Frühstück und für ein Interview verabredet. Thema: Fußball und Fankultur. Anschließend wollen wir nach Dort-mund fahren, ins Stadion. Am 28. Spieltag der Bundesliga-Saison 2010/2011 empfängt der BVB die Mannschaft von Hannover 96. Die Dortmun-der haben gute Chancen, zum siebten Mal in ihrer Vereinsgeschichte die Meisterschaft zu holen.

Das Café gegenüber der Johanniskirche, Stefan

Wewer war viele Jahre lang in der evangelischen

Gemeinde aktiv, ist geschlossen. Die Fenster ver-

hängt, die Tür versperrt, kein Licht. Eigentlich

wollten wir genau da unser Frühstück einnehmen.

„Macht nichts”, sagt Stefan. „Die Straße runter

Stefan, das ist der Grund unseres Treffens, ist

Vorsitzender bei Blind Date, einem BVB-Fanclub,

gegründet von und für Blinde und Sehbehinderte.

Wobei darauf hinzuweisen wäre, dass da niemand

diskriminiert wird, nur, weil er zufällig sehen

kann. Jeder ist willkommen.

Die Geschichte des Clubs begann Ende der 90er

Jahre mit dem festen Vorsatz der späteren Grün-

dungsmitglieder, öfters mal gemeinsam zum Fuß-

ball zu gehen. Zum BVB. Auf die Südtribühne.

Zwei Jahre danach und eher zufällig machte die

lockere Gruppe von sehbehinderten Stadionbesu-

chern Bekanntschaft mit den „Sonnenkönigen”,

einem Fanclub mit Rollifahrern in den Reihen.

Dass man es organisiert einfacher haben kann,

leuchtete schnell ein. Ein paar Monate gingen ins

Land, dann wurde Nägel mit Köpfen gemacht. Als

Page 17: bodo Mai 2011

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konstituierendes Datum gilt der 01. April 2002.

„Ein Name war schnell gefunden. Samstag für

Samstag geht man zu einem Spiel und weiß doch

nie, was einen erwartet. Wenn das kein Blind Date

ist, was dann?”

Einem Schreiben an den BVB folgte vierzehn Tage

später die recht nüchtern gehaltene Antwort,

man sei von nun an bei der Borussia als Fan-

club registriert. Die Blind Dates standen längst

nicht mehr nur gemeinsam auf Süd, sie fuhren

zu etlichen Auswärtsspielen. DFB-Pokal, UEFA-

Cup, Champions-League, Bundesliga natürlich.

Vor einem Spiel in Wolfsburg, Saison 2004/2005,

wurde ihnen mitgeteilt, die Spielstätte der

Wölfe sei leider ausverkauft. Keine Chance auf

normale Sitzplätze. Aber in Wolfsburg gäbe es

einen speziell ausgestatteten Tribünenbereich

mit Kopfhörerplätzen für Sehbehinderte. „Was

wir uns darunter vorzustellen hatten, wussten

wir zwar nicht, aber wir fuhren hin. Wir saßen

dann da und bekamen Kopfhörer aufgesetzt.

Zwei Sprecher erzählten uns was. Ob das jetzt

gut war oder schlecht, lasse ich mal offen. Alle

Kinder fangen klein an. Aber uns war sofort klar,

dass das eine tolle Sache ist. Wir forschten nach

und bekamen heraus, dass in Leverkusen auch

schon so ein System installiert war.”

Vage war die Hoffnung, als sie beim BVB an-

fragten, ob eine Audiokommentierung auch für

Dortmund denkbar wäre, denn in jenen schwar-

zen Tagen ächzte die Borussia unter der Last der

größten Finanzkrise ihrer jüngeren Geschichte.

Hätte nicht am 14. März 2005 die Molsiris-Fonds-

gesellschaft dem eingereichten Sanierungskon-

zept zugestimmt, man hätte den Spielbetrieb in

Dortmund wohl einstellen müssen. „Haarscharf

war das damals”, sagt Stefan, der im schlimmst-

möglichen Fall eine ganze Region aussterben sah.

Blind Date aber hatte doppeltes Glück. Nicht nur,

dass die Schwarz-Gelben in letzter Minute die Insol-

venz hatten abwenden können, die Tatsache, dass

das Dortmunder Stadion bei der anstehenden WM als

Spielort gesetzt war, bedeutete, dass die offiziellen

„Qualitätsstandards für behinderte Besucher der WM-

Stadien 2006“ zu gelten hatten, inklusive Audiokom-

mentar für Blinde und Sehbehinderte. Mit Beginn der

Saison 2005/2006 wurde der Service im Block 5 der

Osttribüne eingerichtet. Mittlerweile ist er in nahezu

allen Stadien üblich, teils bis runter in die dritte Liga.

„Wird langsam Zeit, dass wir nach Dortmund kom-

men”, meint Stefan. Manchmal fährt er mit Bus

und Bahn, heute werden wir von Jans Vater im

Auto mitgenommen. Jan ist Mitglied bei Blind

Date, nicht sehbehindert, doch im Körper des

längst Erwachsenen steckt ein neugierig fragen-

des Kind. „Trotz seiner geistigen Behinderung ist

er bei uns voll integriert”, sagt Stefan. Unterwegs

steigt Andreas zu. Er wartet an der Straße, trägt

einen weißen Stock und erkennt sein „Taxi” be-

reits am Motorgeräusch.

Mit einem Passierschein können wir in unmit-

telbarer Stadionnähe parken. Treffpunkt vor

Heimspielen ist traditionell der Biergarten am

Stadion Rote Erde. Von den 35 Mitgliedern ist

mehr als die Hälfte anwesend. Daniela, die 2.

Vorsitzende, Michael, Gerd und die anderen.

Die Stimmung ist gut, ich werde als „der Bodo

von den Obdachlosen” vorgestellt, alle lachen,

der Sieg gegen Hannover ist beschlossene Sa-

che. Nur Gerd bleibt skeptisch. Gerd ist Schatz-

meister, Begleitperson und ältestes Mitglied in

Personalunion. Er hat einst unter Adi Preißler

trainiert und für Viktoria Dortmund als Mittel-

läufer auf Asche dem Fred Kelbassa vom BVB

17

Stefan Wewer in voller Fan-Ausstattung. Sein Taxi fährt ihn bis zum Sondereingang, während seine Freunde vom „Blind Date“-Fanclub schon mal die Kopfhörer aufsetzen.

Page 18: bodo Mai 2011

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das Leben schwer gemacht. Er weiß, dass

beim Fußball alles möglich ist.

Gleich ist Anstoß. Durch einen Nebeneingang,

„Sonderausweise” steht über dem breiten Tor,

gelangen wir ins Stadion. Wir steuern die erste

Reihe in Block 5 an. Unsere Sitzplätze liegen,

auf Rasenhöhe, in unmittelbarer Nähe zur Süd-

tribühne. „Wenn die gleich ,You‘ll never walk

alone‘ anstimmen”, gesteht Stefan, „bekomme

ich eine Gänsehaut. Das ist immer wieder so.”

Volunteers nehmen Getränkebestellungen

entgegen. Die Empfangsgeräte für den Au-

diokommentar werden verteilt. Zigaretten-

schachtelgroß sind sie und haben Kopfhörer,

wie man sie vom Walkman kennt. Mit dem

Anpfiff gehen Martin Feye und Markus Blie-

metsrieder, das Moderatoren-Team, „auf Sen-

dung”. Ihr Arbeitsplatz ist die Pressetribüne.

Stefan sagt, sie würden ihren Job richtig gut

machen. „Du kannst ja gleich mal reinhören.

Das ist klasse. Die vermitteln uns das Gefühl,

mitten drin zu sein. Wenn ich schon nicht se-

hen kann, dann wünsche ich mir solche Spre-

cher, die mit ihrer Stimme die Stimmung im

Stadion rüberbringen können.” Der Kontakt

zwischen Fanclub und den Kommentatoren

ist freundschaftlich. Martin Feye ist sogar

Mitglied bei Blind Date, Markus Bliemetsrie-

der ziert sich noch. Er ist Bochum-Fan. „Kann

man nichts machen”, sagt Stefan und erklärt

gelassen, die beiden würden auch dort den

Audiokommentar sprechen.

Dass sie um Objektivität bemüht sind, wird

ihnen sogar von Gästefans attestiert. In

Hallo und guten Tag, liebe Leserinnen und

Leser der bodo,

nun haben wir Sommerzeit. Die Uhren sind

umgestellt und man durfte eine Stunde we-

niger schlafen. Doch wenn die Sonnenstrah-

len einen in der Nase kitzeln, steht man so-

wieso eher auf.

Ein wunderschönes Wetter und man hat Lust,

spazieren zu gehen. Am Sonntag waren es

über 20 Grad. Das finde ich sehr gut. So

macht es Spaß, am Tierpark zu verkaufen.

Nun ist unser Knut auch tot. Ich war sehr

traurig darüber. Es wurde gesagt, er hätte

einen Gehirnschlag gehabt. Vier Jahre ist er

nur alt geworden.

Alles hat mal ein Ende. Mein Spülautomat

gab auch den Geist auf. Der Türöffner war

abgebrochen. Sofort rief ich die Firma an,

die noch am gleichen Tag die Reparatur

durchführte. Ich hatte eine Versicherung ab-

geschlossen, das war mein Glück. So wurde

nicht nur der Griff gemacht, sondern auch

die Dichtung der Tür.

Am 13. März war ich das erste Mal wieder

im Zoo verkaufen. „Na wieder da?“, sagten

die Kunden. „Das freut uns. Da brauchen wir

bodo nicht in der Stadt zu kaufen.“ Das baut

einen doch wieder auf.

Was sagen Sie zu der Katastrophe in Japan?

Ist es nicht schlimm, wie die Menschen lei-

den? Jeden Tag verfolgen wir die Nachrich-

ten. Die Menschen sind alle verunsichert.

Unsere Kernkraftwerke sollen abgeschaltet

werden und der Strom wird immer teurer.

Wer soll das denn bezahlen? Das können wir

doch gar nicht. Eines Tages sitzen wir bei

Kerzenlicht. Ich hoffe das wird noch eine

Weile dauern.

Nun will ich schließen und sage bis zum

nächsten Mal Tschüss, Ihre Rosi.

NEUES VON ROSI | von bodo-Verkäuferin Rosi

Block 5, wie generell in Stadien, haben Gäs-

te Anspruch auf 10% des Kartenkontingents.

Es wird honoriert, dass beide stets bestens

informiert in die 90 Minuten gehen. Sie ken-

nen die Mannschaftsaufstellungen, die tak-

tischen Ausrichtungen, haben Anekdoten zu

den Akteuren parat. Sie sprechen im Wechsel,

sind auf Ballhöhe und beobachten neben dem

Spiel auch die Fans, ihre Aktionen, Fahnen

und Transparente, um ihr Publikum bei Un-

terbrechungen am Geschehen auf den Rängen

gleichermaßen teilhaben zu lassen. Stefan

reicht mir seinen Kopfhörer. Ich staune, wie

gut sie sind. Besser als Fußball im Radio.

Dass es zur Pause noch 0:0 steht, liegt nicht

an ihnen. „Ich wusste es”, schimpft Gerd.

„Hannover kauft uns den Schneid ab. Hanno-

ver spielt wie wir in der Hinrunde.”

Lähmendes Entsetzen, als Abdellaoue in der

57. Minute zum 0:1 für die Niedersachsen

trifft. Zwei Minuten später gleicht Götze nach

einem phantastischen Solo aus. Das Stadion

gleicht einem Tollhaus, Block 5 feiert Party.

Da geht noch was. Die Tore fallen jetzt im Mi-

nutentakt. Nach dem 3:1 durch Barrios erlaubt

mir Stefan, ihn mit Bier in der Hand zu foto-

grafieren. Vorher hatte er mich gebeten, das

lieber nicht zu machen. Aus Imagegründen.

Gern. Fußball habe ich selten so entspannt

gefeiert. Ich glaube nicht, dass ich es mir nur

einbilde, dass Euphorie hier einen Tick freund-

licher ausbricht als in anderen Blöcken.

Großkreuz, 4:1. Was den 14. Mai betrifft, sind

sich gerade alle einig: „Deutscher Meister wird

nur der BVB!” (wk)

Page 19: bodo Mai 2011

19

Seit 15 Jahren gehören das Straßenmaga-

zin und seine Verkäufer zum Straßenbild in

Bochum, Dortmund und Umgebung. Viele

haben feste Verkaufsplätze und einen eige-

nen Kundenstamm. Manche sind schon seit

Jahren bei uns, andere nur auf der Durch-

reise. Für alle jedoch ist der Verkauf des

Straßenmagazins eine Arbeit, die Halt gibt

und Selbstbewusstsein schafft. bodo stellt

regelmäßig einen Verkäufer vor.

Frank, Wattenscheid

19

Ich werde jetzt 46. Ich bin geboren in Wanne-Eickel und lebe in Gelsenkirchen. Da arbeite ich auch in einem Altenheim. Ich mache Hausmeis-terarbeiten, Glühbirnen wechseln, Abflüsse, pflege die Grünanlagen, so etwas. Angefangen habe ich mit einer ABM, dann hatte ich einen 1,50-Euro-Job, jetzt einen Vertrag über zwei Jahre. Im Juni entscheidet sich, ob es eine Ver-längerung gibt.

Vor sechs oder sieben Jahren kam ich durch meine

Bekannte Petra zu bodo. Sie war Verkäuferin in

Wattenscheid, leider ist sie verstorben.

Vorher war ich arbeitslos und hab von der Hand

in den Mund gelebt. Ich hatte auch einen Hau-

fen Schulden, bei der Bank, beim Sozialamt oder

privat. Das Verkaufen der bodo hat mir da sehr

geholfen. Ich konnte Einiges in kleinen Raten

abbezahlen und hab mein Leben Stück für Stück

wieder in den Griff gekriegt. Ich habe früher ein

anderes Leben geführt. Nach dem Unfall habe ich

mein Leben umgekrempelt.

Meine Eltern sind nacheinander gestorben, als

ich 14 bzw. 15 war. Heute ist da das Jugendamt

da, es gibt Betreuung und Hilfen. Damals gab

für mich nur dieses: „Ihr seid schuld.“ Ich hab

versucht, das zu verkraften, bin dann aber abge-

stürzt: Alkohol, und bin schließlich auf der Stra-

ße gelandet.Und dann gab s diesen Unfall. Mir

mussten beide Unterschenkel amputiert werden,

VERKÄUFERGESCHICHTEN | protokolliert von Bastian Pütter | Fotos: Claudia Siekarski

ber festgeklebt, aber das ist ja keine Lösung. Das

muss richtig gemacht werden.

Warum ich immer noch bodo verkaufe? Wegen der

Leute, wegen der Unterhaltungen. Ich bin nicht

gern alleine. Und ich will was tun. Ich bin nicht

der Mensch dafür, zu Hause zu sitzen. In der Wo-

che habe ich ja Arbeit, nur Samstags mittags ver-

kaufe ich in Wattenscheid. Die Leute kennt man

all die Jahre.

Ach ja: Ich möchte mich ganz herzlich bei allen

Wattenscheider Käufern bedanken und sie grü-

ßen! (bp)

»Nach dem Unfall habe ich mein Leben umgekrempelt.«

ich lag lange im Koma. Wenn Leute fragen, sag´

ich immer: ich hatte einen Autounfall.

Als ich wieder wach wurde, war mit klar, Gott hat

mir eine letzte Chance gegeben: Entweder ich

beginne ganz neu oder es ist bald ganz vorbei.

Ich bin gar nicht besonders gläubig, aber mein

Vater ist an einem Ostermontag gestorben und

ich bin an einem Ostersonntag aus dem Koma

aufgewacht. Seit 15 Jahren bin ich jetzt trocken

und Nichtraucher.

Ich sag immer: Die Füße kommen nicht wieder.

Aber es gibt so viele Menschen, denen es schlech-

ter geht. Und es gibt so viel schlimmere Beein-

trächtigungen. Ich kann laufen, ich kann dies und

das machen. Ich verstehe auch nicht, warum ich

für den ersten Arbeitsmarkt nicht in Frage komme.

Für mich ist das keine Behinderung.

Mein Sachbearbeiter sagt, als Dachdecker könn-

te ich nie arbeiten. Ich finde, man muss einfach

ausprobieren, was man kann. Ich musste die im

Altenheim auch überzeugen. Von den 100 Prozent

Behinderung in meinem Ausweis spüre ich viel-

leicht fünf Prozent.

Das einzige wirkliche Problem, das ich habe zur

Zeit: Ich brauche eine neue Brücke. Ich spare

schon lange, aber der Kostenvoranschlag vom

Zahnarzt ist so hoch. Meine alte Brücke löst sich

immer wieder. Die hab ich schon mit Sekundenkle-

Page 20: bodo Mai 2011

20

Ricky hat einen Traum: aus Staff Benda Bilili

die beste Band des Kongo zu machen! Roger,

ein hochbegabter Straßenjunge, möchte sich

unbedingt den Stars des Ghettos anschlie-

ßen, die auf skurrilen Dreirädern durch Kin-

shasa kutschieren. Gemeinsam schöpfen alle

Kraft und Hoffnung aus ihrer Musik...

Vor fünf Jahren trafen die Regisseure in Kin-

shasa auf „Papa“ Ricky Likabu, Coco Ngambali

und ihre polioversehrten Freunde und sahen

bei den ersten Proben im Park zu. Der in

Cannes umjubelte Musikfilm ist das Zeugnis

des unerschütterlichen Glaubens der Musiker

an die eigene Kraft. Eines Glaubens, der über

widrigste Umstände siegt und zeigt, dass Mu-

sik den Himmel aufschließt – eine „Lektion

fürs Leben“ (Le Monde).

Staff Benda Bilili ist einzigartig. Die Stra-

ßenmusiker haben einen hypnotisierenden

afrikanischen Soul erschaffen, der tief in der

kongolesischen Rumba verwurzelt ist und

Rhythm'n'Blues, Reggae und kubanische Non-

chalence anklingen lässt.

Dies ist kein typischer, glatter Musikfilm, der

in wohlwollender Anbetung seiner Stars ver-

harrt. Bei aller Zuneigung zu seinen Helden

wirkt der Film bescheiden und zurückhaltend.

Das liegt zum einen an den Musikern selbst,

die wenig von der fröhlichen Leichtigkeit ha-

ben, die allgemein von Künstlern erwartet

wird. Man wird in eine fremde Welt hinein-

geworfen und trifft auf Menschen, die vom

Glauben an sich selbst und an eine bessere

Zukunft angetrieben werden. Ein Lehrstück

über die Macht der Leidenschaft.

19.05. bis 24.05. um 19.30 Uhr

26. & 28.05. bis 01.06. um 21.15 Uhr

Endstation Kino im Bahnhof Langendreer

Wallbaumweg 108, 44894 Bochum

Telefon 0234 – 68 71 620

www.endstation-kino.de

endstation.kino & bodo präsentieren:Benda Bilili!

20 KINOTIPP | von endstation.kino

Seit wir nicht mehr untertage einfahren, son-

dern kreativ arbeiten und unsere Zeit ebenso

kreativ einteilen, ähneln die vielen grünen

Zonen in und neben unseren Städten dem

Rundweg um die Hamburger Außenalster am

Sonntag: alles voll. Als vermissten wir den

Stau auf dem Ruhrschnellweg, drängeln wir

uns nach Feierabend und an den Wochenen-

den auf Radwegen und Laufstrecken. Stau

am Baldeneysee, Stau am Kemnader See,

Stau auch in der Dortmunder Bolmke.

Die Bolmke ist der Rest der einstigen

Emscheraue, ein Naturschutzgebiet mit

Bruchwald und Brunnenkresse im Teich

– und der Laufparcours der Kreuzviertel-

Akademiker. Die beliebte Finnenbahn, also

ein eigens angelegter 800-Meter-Rundkurs

mit federndem Rindenbelag, erinnert mich

manchmal an den Nintendo-Klassiker Ma-

rio Kart, weil die Läufer alle so lustig hin-

tereinander her traben.

Wenn man die Bolmke vom Kreuzviertel her

anläuft, passiert man zunächst die ehr-

würdigen Westfalenhallen und dann das

Westfalenstadion, tschuldigung: den Signal

Iduna Park. Je nach Messe oder Großver-

anstaltung muss man sich seinen Weg oft

durch allerlei skurrile Gestalten bahnen.

Die besten Ergebnisse in diesem Sinne lie-

ferten zuletzt die „Jagd & Hund“ mit Lo-

denmännern und Lodenhunden, die größte

deutsche Indoor-Technoparty „Mayday“ mit

verpeilten Housemädchen und die 40.000

Zeugen Jehovas im Stadion mit ihren Alien-

Sonnenbrillen.

Gut gefallen haben mir auch die Besu-

cher der „Intermodellbau“, weil man beim

Laufen dauernd über irgendwelche fern-

gesteuerten Modellautos springen muss,

um deren Fernbedienung sich Väter und

Söhne regelmäßig streiten. Und der Klas-

siker sind die stolzen, wenn auch ob der

zunehmenden Bedeutungslosigkeit ihres

Sports oft gramgebeugten Teilnehmer der

„Brieftauben-Olympiade“. Das Szenario

ist deshalb klasse, weil jeder der älteren

Herren einen oder zwei Pappkartons unter

dem Arm trägt, aus denen es unentwegt

gurrt und ruckediguht.

Sollten Sie an einem Heimspiel-Samstag-

nachmittag mit mir laufen, werden wir zwi-

schen Stadion und Bolmke noch kurz einen

Abstecher in die dortigen Schrebergärten

machen. Dortmund ist schließlich die Stadt

mit der höchsten Dichte an Kleingärten pro

Einwohner. Kaum jemand hat ausschließlich

Blumen oder Rasen, fast überall wächst

der Porree, steht ein knorriger Apfelbaum,

sprießt der Dill. Gehisste BVB-Flaggen,

Grillduft, Gartenarbeit in der Sonne, und

dazu Stadionsprecher Norbert Dickel, der

Held von Berlin, live und direkt neben uns.

Und selbstverständlich sind die oralen

Emissionen der 80.000 Fans stimulierender

als die „Erwachet“-Predigten der Zeugen

Jehovas neulich.

Obwohl mir da der Gedanke kam, dass man

auf diese Weise auf den umstrittenen Vi-

deobeweis bei kniffligen Schiedsrichterent-

scheidungen verzichten könnte – 40.000

Zeugen im Stadion können sich schließlich

nicht irren… (perik)

INFO

Auszug aus der „Gebrauchsanweisung für

das Ruhrgebiet“ (Piper Verlag, 2009).

Peter Erik Hillenbach ist ein Dortmunder

Journalist und Autor, der lokale Restau-

rantführer („Dortmund geht aus!“, „Dort-

mund genießt“) verantwortet und gern im

Klinikviertel wohnt.

GEBRAUCHSANWEISUNG FÜR DAS RUHRGEBIET | von Peter Erik Hillenbach

Was wir tun, wenn wir nicht malochenWir Kreativen haben ja so viel freie Zeit, die wir gern fürs Joggen nutzen.

Laufen Sie doch mal mit mir!

Page 21: bodo Mai 2011

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Arrested Development»Strong Tour 2011«

am 31. Mai 2011im Bahnhof Langendreer, Bochum

bodo verlost 3 x 2 Karten

VERANSTALTUNGEN MAI 2011 | VERLOSUNGEN | CD-TIPPS | zusammengestellt von Benedikt von Randow 21

Auch diesmal gibt es wieder Bücher und Karten für tolle Veranstaltungen zu gewinnen.Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff „bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an:

[email protected] schicken Sie uns eine frankierte Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an:

bodo e.V., Postfach 100 543, 44005 Dortmund

Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren.

Alle Gewinner werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

19.05. | 13. Bochumer Newcomer Festival | Riff, Bochum | 3 x 2 Karten

23.05. | Novecento | Theater im Depot, Dortmund | 2 x 2 Karten

26.05. | Nicola Conte | domicil, Dortmund | 3 x 2 Karten

31.05 | Arrested Development | Bahnhof Langendreer, Bochum | 3 x 2 Karten

10. – 12.06. | Rock Hard Festival | Amphitheater, Gelsenkirchen | 3 x 2 Karten

19. – 28.05. | Benda Bilili! | endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten

Manifest der Vielen. Deutschland erfindet sich neu. | 2 Exemplare | Hilal Sezgin (Hg.)

Schürmanns im Park | 1 Gutschein für einen Sonntags-Brunch für zwei Personen |

An der Buschmühle 100 | 44139 Dortmund

Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!

Page 22: bodo Mai 2011

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DI 03 | 05 | 11

Lesung | Fräulein Nina und Monsignore

Dem Autor, Journalist, Kirchenkritiker, Sänger und

Schlagzeuger Nico Rauch a.k.a. „Monsignore“ be-

gegnen auf dem täglichen Weg zum Kiosk Hunde,

Dreck, Touristen und Nachbarn, darunter seit ei-

niger Zeit auch Fräulein Nina, die sich gern von

„Monsignores“ Kieztratsch fesseln lässt. Das geschieht

vorzugsweise bei selbstgebackenem Kuchen, denn in

brav-biederen Szenarien fühlt sich die von der Klein-

bürgerin zur Kleinkünstlerin mutierte junge Dame im-

mer noch am wohlsten. Altbacken und abtrünnig ka-

tholisch wie sie ist, redet sie mit dem Powerprediger

am Liebsten über Gott und die Welt – mitten aus dem

Herzen des pulsierenden Viertels, in dem der Wahnsinn,

der Monsignore und das Fräulein zu Hause sind.

Sissikingkong, Dortmund, 21 Uhr

Wissenschaft | 3. Science Slam

Wissenschaftler präsentieren ihre Ergebnisse in unter-

haltsamen Zehn-Minuten-Vorträgen. Science Slam ist

„Wissenschaft für das Volk“. Nach dem Vorbild von Po-

etry Slams treten hier aber Nachwuchswissenschaft-

ler zum Rede-Wettstreit an. Sie verlassen dabei die

heiligen Hallen der akademischen Wissenschaft und

stellen in ungewohnter Umgebung einer kritischen

Öffentlichkeit ihre Forschungsarbeiten vor.

domicil, Dortmund, 20 Uhr

DO 05 | 05 | 11

Musik | Locomondo

Locomondo, die griechische Reggae-Combo aus

Athen, kommt nach Deutschland und verbreitet mit

ihrer Musik viel gute Laune. Diese Band hat Sonne im

Gepäck – und das bei jedem Wetter. Locomondo kop-

peln ihre musikalischen Einflüsse aus der Karibik wie

Reggae und Ska mit traditioneller griechischer Musik

(wie z.B. Rembetiko oder Sirtaki); eine Mischung, die

sie einzigartig macht und das Publikum meist zum To-

ben bringt. An diesem Konzertabend, mitveranstaltet

von Radio El Zapote, präsentieren sie live ihr nagel-

neues Album „Best Of“.

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

FR 06 | 05 | 11

Kabarett | Fritz Eckenga

Der unvermeidliche Mitmensch nebenan nennt sich Nach-

bar. Er besitzt keine guten Manieren, dafür aber schwe-

res Gerät. Wenn er Nähe sucht, benutzt er nicht die Tür-

klingel, sondern die Trennflex. Zum Glück aber ist Fritz

Eckenga mit seinem Programm „Fremdenverkehr mit Ein-

heimischen“ zur Stelle. Er scheut sich nicht, auch dort zu

recherchieren, wo die Glühbirnen verboten, aber die Wes-

terwelles Außenminister werden; wo Menschenmassen

Joghurt zu Quark treten oder in die poröse Röhre einer

Stadtunterführung gucken: Der City-Tunnel Unna/Westfa-

len ist ihm einen Antrag zur Aufnahme in die UNESCO-

Liste des Welterbes der Menschheit wert. Statt immer nur

zu klagen und zu kritteln, denkt er sich lieber ein paar

begrüßenswerte Seuchen wie die Schweigegrippe aus.

Werkstadt, Witten, 20 Uhr

Kleinkunst | Simone Fleck

Im neuen Programm von Simone Fleck fletscht „Oma

Wally“ wieder ihre dritten Zähne, rappt mit Krückstock und

seziert gnadenlos und mundgerecht den deutschen Alltag:

Ecstasy-Disco Ü70, Burn-out bei Haustieren, und muss der

CO2-Abdruck in den neuen Ausweis? Wie viel Zuwendung

braucht unser Nachwuchs wirklich, wer versteht auf Mallor-

ca noch Spanisch und macht „Golfen“ tatsächlich sexy? Im

Fragen- und Antwortkatalog lauert die These: „Sportliche

Brüste steigern die Lebenserwartung und eine gesunde

Darmflora ist nicht nur was für Gartenfreunde“.

Fletch Bizzel, Dortmund, 20.30 Uhr (auch 07.05.)

Musik | Groove & Snoop Bluesband

Das Quintett Groove & Snoop aus Bochum liefert feins-

ten, live gespielten Blues und Boogie. Ob atemberau-

bend schnell und hart an der Grenze der Artistik oder

genüsslich und ruhig groovend mit „Publikum-Kopfwipp-

Garantie“, die Groove & Snoop Bluesband spielt einen

Blues, der sich gekonnt zwischen traditionell und mo-

dern bewegt, ohne dabei den Mississippi auch nur einen

Moment aus den Augen zu lassen. Gerade erst haben

sie auch eine neue Platte veröffentlicht. „Who's fooling

who?“ ist der Titel und sie groovt und bluesed wie die

Hölle. Der Eintritt zur Bochumer Blues Session ist frei.

KulturCafé der Ruhr-Uni, Bochum, 20 Uhr

Kabarett | Andrea Badey

„Die Badey“ verwandelt eine alltägliche Geschichte

in eine moderne Reise der Heldin auf der Suche nach

dem Schatz. Sie forscht danach, was wirklich glücklich

macht. Das ist alte Mythologie im neuen Gewand. Und

anstatt willkürlich Nummern aneinanderzureihen, finden

wir hier einen erkennbaren dramaturgischen Bogen, der

sich von Anfang bis zum Ende spannt. Und das Ende ist:

Gänsehaut pur. Wir sitzen im Kabarett. Wir sehen cineas-

tisches Kabarett. Und zwischendurch immer mal wieder

Comedy mit Substanz, Musik und etwas Poesie.

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

SA 07 | 05 | 11

Theater | Ass Karta

Auf der Suche nach Identität, Glück und Freiheit erzäh-

len acht Jugendliche von einem Trip ins Unbekannte

und den Hindernissen, die ihnen dabei begegnen. Sie

erzählen Geschichten über das Erwachsenwerden und

suchen Brüche in der eigenen Biografie. Jeder zieht sei-

ne ganz persönliche Arschkarte. Gemeinsam oder ein-

sam, Big Party oder Ass Karta. Im Mittelpunkt stehen

auch Fragen nach aktuellen Dingen, Duisburg, Stadt

03 | 05 | 11 Fräulein Nina und Monsignore

22 VERANSTALTUNGEN MAI 2011

MO‘ HORIZONS | and the Banana Soundsystem (Agogo / Indigo)Es war auf der Zielgeraden zum neuen Millennium, als die zwei DJs & Produzenten aus „Bosshannover“ mit ihrem Debüt „Come Touch The Sun“ ihren wohl geformten Stempel auf die Musikwelt drückten. Mit einer unge-heuren Leichtigkeit und einer hohen Maß an Groove verbanden Ralf Droesemeyer und Mark Wetzler die Welten südamerikanischer Musik und Rhythmen mit europäischem Club'n'Lounge-Gespür. Nun waren sie seit ihrem letzen Album „Sunshine Today“ vier Jahre lang in der Weltgeschichte unterwegs, sowohl als DJs, als auch mit Mo‘ Horizons live, „so dass wir fast durchgeknallt sind“. Deswegen sind auch diesmal noch mehr Musiker aller Couleur dabei: ein Percussionist aus Venezuela, ein Funkmeister mit Gypsyblut aus Australien, eine portugiesi-sche und eine brasilianische Bossa-Sängerin, zwei Flamenco-Punker aus Spanien, ein chilenischer Bassist, ein bulgarischer Boogaloo-Experte, ein italienscher Filmmusiker, einer Sängerin aus dem Senegal mit Wohnsitz in Holland und Wurzeln in Indonesien. Das ist ja wohl Multi-Kulti und musikalische Globalisierung at his best. Mo‘ Horizons and the Banana Soundsystem ist der ultimative Soundtrack für die fröhliche Sommerparty mit positiven Grooves aus aller Welt und einem klaren Schwerpunkt auf lateinamerikanische Musik. (BvR)

CD-TIPP

05 | 05 | 11 Locomondo

Page 23: bodo Mai 2011

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06 | 05 | 11 Fritz Eckenga06 | 05 | 11 Andrea Badey

ohne Geld, weg wollen oder hier bleiben, Baustelle –

die Reise hat schon begonnen. Eine Eigenproduktion

der „Theaterpartisanen“ unter Verwendung von Textzi-

taten aus Stücken von Gesine Danckwart.

Studio des Schauspiel Dortmund, DO, 20 Uhr (auch 8.5.)

Kleinkunst | Michael Steinke

Er ist charmant, komisch, ein wenig boshaft: und hat

ein neues Programm: „Funky! Sexy! Vierzig!“ Hatten Sie

eine schwere Kindheit? Ideal! Dann geht's Ihnen besser

als Michael Steinke – der Mann hat obendrein noch eine

schwere Gegenwart. Denn er fühlt sich funky, er fühlt

sich sexy, aber er fühlt auch den Körper eines Mittvierzi-

gers. Der Meister der Stand-Up-Tragedy will sein Publikum

auf einen Streifzug durch die 70er Jahre mitnehmen – in

eine Zeit, in der Telefone noch nicht in die Hosentasche

passten, Mustertapeten uns die Sinne vernebelten und

in der Küche Prilblumen blühten. Elegant verschmilzt er

Comedy und Kabarett, intelligent und mit gekonnt vorge-

tragenen Popsongs geht er auf die Lachmuskeln des Publi-

kums los. Kraftvoll, aber ohne Kraftausdrücke.

Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr

SO 08 | 05 | 11

Kindertheater | Julie und der kleine Juniorriese

Die kleine Julie ist als erste wach an diesem Sonntag-

morgen. Alle anderen schlafen. Was also unternehmen?

Im Zimmer spielen ist zu laut, draußen regnet es in

Strömen, also auch nicht raus oder doch: Eine dicke,

weiße Wolke hängt am Himmel und ruft. Leise packt

Julie ihren Koffer und macht sich auf die Reise. Auf

skurrile Weise trifft sie auf den Wolken den Juniorrie-

sen. Aber auch Juniorriese ist nur ein Winzling und hat,

wie Julie, auch einen großen nervigen Bruder. Eine

Geschichte über Groß und Klein, gemeine Brüder, heu-

lende Riesen und eine ganz besondere Freundschaft,

erzählt mit wenigen Objekten und vielen Geräuschen.

Werkstadt, Witten, 15 Uhr

MI 11 | 05 | 11

Musik | Anna Depenbusch

Nein – die Hamburger Sängerin Anna Depenbusch will

mit ihrem neuen Album keine verschlüsselten Nach-

richten an ihren alten Mathelehrer senden. Ihre „Ma-

thematik der Anna Depenbusch“ erzählt vielmehr von

Un-Berechenbarkeiten. Es geht um Liebe, um Bezie-

hungen. In ihren Songs begibt Anna sich auf die Suche

nach einer Formel und kombiniert dabei unterschiedli-

che Musikstile. Neben klassischen Balladen zeigt die

Künstlerin wie vielseitig ihre Musik und ihre Lieder

sind – sie mischt Disco-Beats und Polka-Rhythmen,

Country-Klänge, Chansons und Zirkusmusikelemente,

Streichquartett und großes Orchester.

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

DO 12 | 05 | 11

Musik | Long Distance Calling

„Aus unterschiedlichen Winkeln des härteren Musikkos-

mos kommend, jedoch mit gemeinsamen Vorlieben für

postrockistische Big Names wie Mogwai, Red Sparowes

und Godspeed You Black Emperor, treffen die fünf Mit-

glieder von Long Distance Calling Anfang 2006 aufei-

nander. Ihrer Vision, einen Sound zu schaffen, wie er

gerade in der deutschen Alternative-Szene weitgehend

ungespielt ist, verleiht die Münster-Dortmund-Mann-

heim-Connection bald mit der viel gefeierten Demo

,DMNSTRTN‘ Ausdruck. Rock Hard attestiert ,absolu-

te Professionalität‘, zugleich erklärt die Visions das

4-Track-Album kurzerhand zur Demo des Monats. ,Nichts,

das diese Welt schöner macht, dauert nur drei Minuten‘,

sagen sie selbstbewusst. Beinahe schon folgerichtig,

dass unter dieser Prämisse epische Instrumental-Hym-

nen entstehen – gewaltig, gewichtig, Strophen und Ref-

rains niederwalzend.“ (Quelle: laut.de)

FZW, Dortmund, 20 Uhr

FR 13 | 05 | 11

Musik | Orka feat. Oktopus

Wie klingt die Stadt? Orka kommen aus Innan Glyvur,

einem Ort mit 77 Einwohnern weit oben im Atlantik auf

den Färoer, den Schafsinseln – viel Gras und Schaf, viel

Nebel und viel Regen. Regen an fünf von sieben Tagen in

der Woche. Was also sollen vier aus 77 hier schon trei-

ben, um all die Zeit zu vertreiben? Viking Metal viel-

leicht? Oder Björk-gleichen Nebelgesang? Sie machen

Industrial Music. Sie machen etwas, das derart urban

klingt und nach großer Stadt, dass man denkt, die Ein-

stürzenden Neubauten seien bestenfalls kleinstädtisch

gewesen. Hätte man nie gedacht: dass die Färöer gar

nicht auf nördlicher Breite und westlicher Länge liegen,

sondern zwischen Yann Tiersen und Public Enemy. Mit-

bringen tun sie bei diesem Konzert der Reihe „urban ur-

typ“ Oktopus alias Mamin, den US-amerikanischen Hip-

Hop-Produzenten und Soundtüftler.

Christuskirche, Bochum, 19 Uhr

Party | Borussia Hearts Club

„Borussia Hearts Club“ ist das Motto, wenn der sonst nur

im Winter tätige DJ Suicide (Lonely Hearts Club) seinen

Geburtstag feiert. Doch das ist nicht der einzige Anlass,

06 | 05 | 11 Simone Fleck

schließlich fiebert man auch dem letzten Bundesliga-

Spieltag sowie der heiß ersehnten 7. Meisterschaft des

Heimatclubs entgegen. Und wie immer diese Spielzeit

auch ausgehen mag, das Herz des Plattendrehers schlägt

im „Nur-Der-BVB-Takt“. Zur Not kann er ja auf genügend

Repertoire aus dem Winter („Traurige Musik für eine trau-

rige Stadt“) zurückgreifen. Angedacht ist jedoch eine

Hommage an die neuen Champions: Boooorussiaaaaa!

Eine Symphonie in schwarz-gelb – Meistermusik für die

Meisterstadt – mit Special Guests. Der Eintritt ist frei.

Subrosa, Dortmund, 20 Uhr

SA 14 | 05 | 11

Mischmasch | Nerdcore – das Nerdfestival

„Ich habe vor, das Publikum in die Show einzubauen.

Dies soll in Form von einem Karaoke-Wettbewerb, den

‚Nerdovision Song Contest’, und den ‚Nerd Olympics’

(Eckenrechnen, Looping Louis etc.) stattfinden. Außer-

dem gibt es Slammer, die nerdige Texte vorlesen werden.

Des Weiteren konnte ich noch Alidaxo für dieses Event

gewinnen, die für ihre nerdigen, lustigen HipHop-Texte

bekannt sind. Moderiert soll das Ganze locker, flockig,

nerdig von Pierre (und mir, sofern ich darf) werden. Zum

Abschluss kann es dann noch eine kleine After Show Par-

ty geben, sofern sich noch ein DJ finden lässt. Es wäre

top, wenn der Musikstyle dabei einen Mix aus retro- und

modernen Sounds darstellt.“ So beschreibt Nerd Lupo

selber seine originell klingende Veranstaltung.

Flottmann-Hallen, Herne, 20 Uhr

Tanztheater | 732km

Das Tanzexperiment 732km auf der Bühne des Theaters

im Musischen Zentrums der RUB beschäftigt sich mit

dem Phänomen der Zeit und der Wechselbeziehung zur

Bewegung. Durch den Einsatz von Weckern, Eier- und

Stoppuhren, sowie der Projektion einer digitalen Uhr,

ist die Zeit allgegenwärtig. Es ist ein stetes Spiel, von

der Zeit beherrscht zu werden und sie gleichzeitig zu

beherrschen: Klingelt eine Eieruhr, wird konsequent die

gegenwärtige Szene abgebrochen und eine neue be-

gonnen; die Darsteller stellen die Uhren jedoch selbst.

Der Eintritt ist frei.

Ruhr-Universität, Bochum, 19.30 Uhr

Kleinkunst | Herrencreme

Es gibt sie noch: die echten Kavaliere, die sich mit einer

Rose im Mund über Balkonbrüstungen schwingen. Die

leidenschaftlichen Liebhaber, die stets bereit sind, mit

der Liebsten unter den Schönsten einen gemeinsamen

Putzplan aufzustellen. Die Jungs von Herrencreme klären

in ihrem „etwas anderen Galaabend“ u.a. die Fragen, ob

Page 24: bodo Mai 2011

24

ANCIENT ASTRONAUTS | Into Bass And Time (ESL Music)

„Whether it's downtempo grooves, hard hip-hop, banging dub, or skillful scratching, Ancient Astronauts keep your

head nodding start to finish on their new joint.“ So beschreibt das Szenemagazin Waxpoetics aus Brooklyn den

Sound der „Antiken Astronauten“. Doch wie kommt es, dass ein New Yorker Journalist sich mit zwei Kölner DJs be-

schäftigt? Das liegt natürlich in erster Linie an dem coolen Sound, den Kabanjak und Dogu, die Ancient Astronauts,

produzieren: Eine Vision von HipHop & Rap, die sich inspirativ stark bei Funk, Reggae, Jazz, Dancehall, Dub, sowie

Beats und Samples aus der großen weiten Welt speist. Aber davon hätte in den Staaten bestimmt keiner etwas mit-

bekommen – schon hier in heimischen Gefilden sind die Ancient Astronauts eher ein Geheimtipp – wenn da nicht das

weltweit wohl geschätzte Produzenten-Duo Thievery Corporation den zwei Kölnern unter die Arme gegriffen bzw. sie

in ihre Arme geschlossen hätten. Für die Astronauts ist es definitiv ein Jackpot, dass deren Label Eighteenth Street

Lounge „Into Bass And Time“ veröffentlicht. Ihre Musik ist ähnlich weltoffen und groovig wie die von Thievery Cor-

poration, aber nicht so chillig, locker-flockig, sondern druckvoller, direkter und manchmal gar ein bisschen böse. Ein

Sound, der sowohl Street Credibility als auch Anerkennung im intellektuellen Szene-Club-Life ernten dürfte. (BvR)

CD-TIPP

eine heiße Fiesta Mexicana am Ende zum Highway

To Hell führt und was man machen sollte, wenn mal

wieder kein Schwein anruft. Rock, Pop und zu Recht

vergessene Schlager, gewürzt mit bissig-selbstiro-

nischen Moderationen, machen diesen Abend zu

einem merkwürdigen Ereignis. „Die Mischung aus

schräger Dramaturgie, halsbrecherischer Comedy

und der Freude am frech-frivolen Experimentieren

mit den Hits des 20. und 21. Jahrhunderts kam beim

Publikum bestens an.“ (Soester Anzeiger)

Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr

SO 15 | 05 | 11

Musik | Martin and James

Die Geschichte des Singer/Songwriter-Duos beginnt in

Glasgow. Mit zwölf Jahren stöpselt Martin zum ersten

Mal eine E-Gitarre ein, der ein Jahr jüngere James sitzt

zur gleichen Zeit in einem Kinderzimmer wenige Kilome-

ter entfernt und versucht sich ebenfalls im Akkordegrei-

fen. An der St. Patricks School kreuzen sich die Wege.

Beide engagieren sich weniger im Mathematikunterricht

als im Proberaum der Schule. Die beiden machen ihre

Akustikgitarren zu ihren engsten Begleitern, ersetzen

krachige Drumparts durch feine Percussion und ent-

decken, was später ihr Markenzeichen wird und ihnen

schließlich die Simon&Garfunkel-Referenz einbringt:

zwei Stimmen, die prächtig miteinander harmonieren. Es

folgen u.a. Auftritte bei Rock am Ring, bei MTV Home

und eine Konzertreise mit Milow durch Europa.

FZW, Dortmund, 20 Uhr

DI 17 | 05 | 11

Musik | Barn Owl

Wenn man die Dunkelheit mag, sollte man nicht in San

Francisco leben. Evan Caminiti und Jon Porras leben aber

in San Francisco und lieben die Dunkelheit. Insofern er-

klärt sich vielleicht, warum ihre Songs immerzu Titel tra-

gen wie „Visions in Dust“ und „Sundown“ und „Twilight“

und „Light from the Mesa“. „Musik wie ein Hauch von

nichts. Eine Stimmung zwischen Black-Metal-Ruhe vor

dem Sturm und Shoegaze im Stillstand. So klingen Barn

Owl“, schrieb Visions. Barn Owl – die Schleiereule – ist

ein Gitarren-Duo, das mit Effektgeräten und Stimmen

Klänge formt und sie mit einer hypnotischen Langsam-

keit zu einer Landschaft modelliert. Ob das nun Drone

ist oder Ambient, ist völlig egal: Wenn man die beiden

hört, wie sie ihre Landschaften schichten, könne man

sich gut vorstellen, „wie sie ihre entspannten Post-Rock-

Kompositionen in einer warmen Wüstennacht ausbrei-

ten“, meinte das Ox Fanzine.

Christuskirche, Bochum, 20 Uhr

MI 18 | 05 | 11

Theater | Türkisch Gold

Eine Liebes- und Dreiecksgeschichte zwischen drei Ju-

gendlichen aus Deutschland, die alle aus unterschied-

lichen Kulturkreisen stammen. Elena und Jonas spielen

verschiedene Varianten durch und verstricken sich heil-

los in sämtlichen Klischees über Deutsche, Türken und

Russen. „Gut sechzig Minuten Dauerpower in fliegendem

Wechsel der Rollen und Identitäten, so dass einem der

Atem auszugehen scheint. Holzpaletten, Mülltonne und

Ghettoblaster schaffen das Ambiente für ein tempo-

reiches, locker-flockiges, realsatirisch-pointiertes und

durchaus provokantes Vorurteils-Pingpong.“ (SN Herne)

Flottmann-Hallen, Herne, 10.30 & 13 Uhr (auch am 19.5.)

DO 19 | 05 | 11

BODO VERLOSUNG | 13. Bochumer Newcomer Festival

Das Finale des 13. Bochumer Newcomer Festivals versucht

die vorangegangenen Festivals in Sachen Stimmung,

musikalischer Überraschun-

gen und extravaganter Un-

terhaltung zu toppen. Eine

Gelegenheit, die potentiel-

len Stars von Morgen schon

jetzt mit fettem Sound auf

der Bühne, hautnah zu erleben. Nach der Qualifikation in

12 | 05 | 11 Long Distance Calling

24 VERANSTALTUNGEN MAI 2011

11 | 05 | 11 Anna Depenbusch

den Vorrunden (jeweils 04. und 05. Mai im Kulturcafé

der RUB ab 19 Uhr) entscheidet am Finalabend im Riff

eine fachkundige Jury über die Platzierung. Auch die

Vorjahressieger, die Gruppe Selectamood, werden sich

dem Publikum in reiferer Darbietung präsentieren und

zeigen, dass sie zu Recht Newcomer 2010 geworden

sind. Im Anschluss an insgesamt fünf Auftritte, die es

bestimmt nicht an Kreativität und musikalischer Viel-

falt fehlen lassen werden, wird abschließend verkün-

det, welche Band die Musikprofis überzeugt und sich in

die Herzen des Publikums gespielt hat.

riff, Bochum, 20 Uhr

bodo verlost 3 x 2 Karten.

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

Kunst und Kultur | Die Aufbaugeneration der DDR

In den Jahren 1987/88, vor dem Fall der Mauer, hatte

eine Forschergruppe an der Fern-Universität Hagen um

Lutz Niethammer die einmalige Gelegenheit, Männer

und Frauen aus der Aufbaugeneration der DDR zu ihrer

Lebensgeschichte zu befragen. Die Interviews gaben au-

ßergewöhnliche Einblicke in die Erfahrungen von Men-

schen, die – ähnlich wie bei einem früheren Projekt im

Ruhrgebiet – meist aus der Arbeiterschaft kamen und in

der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt worden

waren, dann aber zur maßgeblichen Generation der DDR-

Geschichte werden sollten. Die ostdeutsche Geschichte

ließ sich so aus einer überraschenden Perspektive erzäh-

len und die nahende Krise der DDR ahnen.

Museum für Kunst und Kulturgeschichte, DO, 19 Uhr

SA 21 | 05 | 11

Theater| Bluthochzeit

Ein Dorf in Andalusien in den dreißiger Jahren. Eine jun-

ge Braut möchte sich der Tradition nicht fügen und eine

Page 25: bodo Mai 2011

25

15 | 05 | 11 Martin & James14 | 05 | 11 Herrencreme 14 | 05 | 11 Nerdcore – das Nerdfestival

arrangierte Ehe eingehen. Sie liebt nicht den von den

Eltern vorgesehenen Mann, sondern den jungen Leonar-

do, ihre erste große Liebe. Der hat aber seinerseits schon

Frau und Kind. Unausweichlich kommt es zum Konflikt.

Er wird ganz besonders dadurch verschärft, dass die Fa-

milie des Bräutigams mit der von Leonardo durch Blutra-

che verfeindet ist. Noch während der Hochzeit entführt

Leonardo die Braut. Mit gezückten Messern nimmt die

Sippe des Bräutigams die Verfolgung auf. Ein tempera-

mentvolles Theater in Gebärdensprache, aufgeführt vom

Ensemble des Deutschen Gehörlosen-Theaters.

Theater im Depot, Dortmund, 18 Uhr

MO 23 | 05 | 11

BODO VERLOSUNG | Novecento

Im Jahr 1900 wird auf einem Ozeandampfer während der

Überfahrt nach Amerika ein Junge geboren. Die Eltern

sind arme Auswanderer und lassen ihr Kind zurück. Ein

schwarzer Heizer nimmt sich des Jungen an. Das Findel-

kind Novecento – nach seinem Geburtsjahr benannt – wird

auf magische Weise zum be-

gnadeten Pianisten, dessen

Musik jeden fasziniert. Er

spielt sie nur auf „seinem“

Schiff, das für ihn die Welt ist

und bleibt, ein Leben lang.

„Novecento“ ist eine großartige Erzählung über die Kraft

der Musik. Volker Hein und René Pretschner bringen die

Geschichte in ihrem „theatralen Konzert“ auf die Bühne:

plastisch und fesselnd erzählt, mitreißend und hinge-

bungsvoll vertont. „Eindrucksvolles Monologkonzert mit

einem fabelhaften und facettenreichen Schauspieler –

Pretschners Kompositionen lassen den nötigen Raum für

die Phantasie der Besucher“ (Kölner Stadtanzeiger)

Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr

bodo verlost 2 x 2 Karten.

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

MI 25 | 05 | 11

Musik | Yellowman & The Sagittarius Band

Geboren 1957 in Kingston/Jamaica als Winston Foster

kam er als Albinokind sehr schnell zu seinem Spitzna-

men „Yellowman“. Unter diesem Namen wurde er in den

80ern ein erfolgreicher DJ, was ihm den Titel „The King

Of Dancehall“ einbrachte. Nach dem Tode Bob Marleys

war er einer der neuen Stars auf Jamaika. Doch statt

prophetischer Visionen brachte er seinen Slackness-

Style, bei dem er zuvor immer umgangene Themen wie

Sex und Geld und auch den in Jamaika recht starken Zu-

sammenhang zwischen diesen beiden ohne Umschweife

behandelte. Dass sein Ruf sich damit nicht verbesserte,

nahm er als Ansporn: „Dem gwaan like dem slack, but mi

slacker dan dem“. Auf Basslines, zu denen sich instinktiv

jede Hüfte bewegt, legt er seine alles durchdringende,

hypnotische Stimme. Mit mehr als 40 Jahren internati-

onaler Bühnenerfahrung gehört der King Of Dancehall

ANZEIGE

Page 26: bodo Mai 2011

26

inzwischen zu den letzten noch lebenden Reggae-

legenden aus Jamaika.

FZW, Dortmund, 20 Uhr

Theater | Mit brennender Geduld oder Nerudas Postmann

Mit seinem Stück „Mit brennender Geduld oder

Nerudas Postmann“ hat Antonio Skármeta dem

Schwung und der Stimmung des Jahres 1970 – kurz

vor der Wahl Allendes zum Präsidenten Chiles – ein

Denkmal gesetzt. „Es ist die schönste Liebesgeschichte

der Welt“, urteilt die SZ über den gleichnamigen Roman

des Autors. Es ist „eine Hommage an den berühmtesten

chilenischen Dichter, Pablo R. Neruda, und an das ein-

fache Volk Chiles, das auch unter schweren Bedingun-

gen ein sinnfrohes Leben zu führen vermag. Ein Stück

über Freundschaft und Liebe, über Poesie und Leiden-

schaft, über Freiheit und Politik.“

Fletch Bizzel, Dortmund, 20.30 Uhr (auch 26. – 28.5.)

Theater | Dead or Alive Slam

Poetry Slammer sind die Rampensäue der Gegenwartslite-

ratur. Aber hätten sie auch eine Chance gegen die Größen

der Literaturgeschichte? Das Schauspielhaus Bochum will

es herausfinden. Schauspieler des Ensembles schlüpfen

in die Rolle der toten Dichter, die Slammer Andy Strauß,

Julian Heun, Anke Fuchs und Moritz Kienemann halten

ihre eigenen, höchst vitalen Texte dagegen. Am Ende ent-

scheidet das Publikum, wer an diesem Abend die Trophäe

der Siegermannschaft mit in die WG oder auf den Friedhof

nehmen darf: Die Lebenden oder die Toten.

Schauspielhaus, Bochum, 20 Uhr

Musik | Synje Norland

Synje Norland liebt das Reisen. Sie fühlt sich in der

Weite der Welt zu Hause und ihre Musik spiegelt das

wider. Heute lebt die Künstlerin mal im hohen Norden

Deutschlands und mal im tiefen Süden Kanadas. Dort in

der Weite Nordamerikas hat sie nicht nur ihre Liebe zum

Songwriting entdeckt, sondern auch die zu einem ganz

besonderen irischen Einwanderer – der Anfang einer lan-

gen Reise. Sie bereist das Ferne und das Nahe, geht in

die Weite und in die Tiefe: mit offenen Armen, offenen

Ohren und einem offenen Herzen. Ihr neues Album „To

The Other Side“ präsentiert frischen Folk-Pop, der sich

wohltuend vom Mainstream-Pop abhebt.

Pauluskirche, Dortmund, 20 Uhr

DO 26 | 05 | 11

BODO VERLOSUNG | Nicola Conte

Seit über zehn Jahren nun ist Nicola Conte ein Botschaf-

ter für neue Sounds aus Italien. Neben den beeindrucken-

den Live-Auftritten in be-

rühmten Jazzclubs wie Blue

Note Mailand, New York oder

Japan untermauern weltwei-

te Sets von San Francisco bis

Bela Horizonte, von Tokyo

bis Moskau seinen Ruf als weitsichtiger DJ und seine

ausgefeilten Remixe seinen Ruf als Produzenten. Er gilt

längst als das italienische Pendant zu Großbritanniens

Gilles Peterson und Deutschlands Rainer Trüby oder Jaz-

zanova. Wie diese verfügt er über profunde Kenntnisse

der Jazzgeschichte und ein feines Näschen für zeitlose

Grooves. Begleitet wird er von den Musikern Pietro Lussu,

Pietro Ciancaglini, Fabrizio Bosso, Lorenzo Tucci und Da-

niele Scannapieco. Zu dieser Kernbesetzung gesellen sich

außerdem Freunde wie Teppo Mäkynen & Timo Lassy vom

Five Corners Quintet und die samtweichen Stimmen von

José James und Alice Ricciardi.

domicil, Dortmund, 20 Uhr

bodo verlost 3 x 2 Karten.

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

Comedy | Marek Fis

Der ostpolnische Holzfällersohn Marek Fis ist ein ge-

borener Versager. Trotzdem begeistert er mit seinem

außergewöhnlichen Humor. Marek spielt mit dem Pu-

blikum, bezieht die Menschen in sein Realityprogramm

mit ein und plaudert aus seinem Leben mit Rosetta,

den Schwierigkeiten in Polen und dem neuen Leben in

Deutschland. Jeder bekommt sein Fett weg. Der Alltag

und das normale Leben stehen im Mittelpunkt, wobei

sich auch Prominente und Politiker nicht sicher vor sei-

nem Spott sein können. „Ein Pole legal in Deutschland“

heißt sein aktuelles Comedy-Programm. „Selbstiro-

nisch und ganz schön derb leuchtet der in Berlin leben-

de Fis darin seinen Alltag in Deutschland aus. Bei ihm

bekommt wirklich jeder sein Fett weg. Deutsche und

Polen.“ (Rundfunk Berlin-Brandenburg)

Werkstadt, Witten, 20 Uhr

Musik | Quadro Nuevo

Arabesken, Balkan-Swing, Balladen, waghalsige Impro-

visationen, Melodien aus dem alten Europa und mediter-

rane Leichtigkeit verdichten sich bei dem Quartett Qua-

dro Nuevo zu märchenhaften Klangfabeln. Quadro Nuevo

tourt seit 1996 durch die Länder der Welt und gab bereits

über 2000 Konzerte. In dieser Zeit hat das Instrumental-

Quartett abseits der gängigen Genre-Schubladen eine

ganz eigene Sprache der Tonpoesie entwickelt. Im Mai

2010 erhielt Quadro Nuevo den ECHO Jazz als bester Live

Act und wurde so mit dem höchsten Deutschen Musik-

preis von der Deutschen Phono-Akademie ausgezeich-

net. Tango, Swing, Flamenco, Balkan, Oriental, Valse

Musette im Akustik-Set erwartet die Konzertbesucher.

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

FR 27 | 05 | 11

Jugendtheater | Kein Wort zu niemandem!

Zehn junge Akteure vom Jungen Ensemble des Theater-

kohlenpott haben in den letzten Monaten improvisiert

und ein eigenes Stück entwickelt. Ein Stück über das, was

sie am meisten beschäftigt: Ein Stück über Freundschaft

und Verlust. Zu Hannas Clique möchten alle gehören, denn

sie ist eine glatte 10 auf der Skala von 1 bis 10. Nur: Han-

na geht für einige Monate ins Ausland. Lügen, Intrigen,

Eifersucht und Geheimnisse bestimmen von nun an den

26 VERANSTALTUNGEN MAI 2011

17 | 05 | 11 Barn Owl 18 | 05 | 11 Türkisch Gold

COMIC-TIPP

WILL EISNER | New York – Großstadtgeschichten (Carlsen Comics)

„Will Eisner ist der Mann, dem der Comic sein Hirn verdankt“, hat Alan Moore (u.a. „Watchmen“ & „V wie Vendetta“) mal

über einen der ganz Großen des Mediums Comic gesagt. In den 40er Jahren kreierte er mit „The Spirit“ eine Comicserie mit

einem einsamen Helden, die bis heute einzigartig und Vorbild für unzählige Comic-Künstler ist. Das vorliegende Buch, in

liebevoller Hardcover-Aufmachung und mit Lesezeichenbändsel (ich liebe es), beinhaltet die vier Graphic Novels aus den

80ern: „Big City Blues“, „The Building“, „City People Notebook“ und „Invisible People“. Natürlich spielen all diese Geschich-

ten und Beobachtungen in New York, der Stadt, in der Eisner (1917 – 2005) lebte. Aber in erster Linie ist dies ein Buch über

die Menschen allgemein und das Leben in einer Großstadt im Besonderen. Haarscharf beobachtet und mit einem klaren

schwarz-weißen Tusche-Strich skizziert zeigen die Storys ganz viel Gefühl ohne jemals sentimental oder gefühlsduselig zu

werden. Immer wieder fühlt man sich erinnert an eigene Erlebnisse und Beobachtungen, aber auch an Filme von Woody

Allen, Regiearbeiten von Clint Eastwood oder Filme mit Al Pacino. Nicht umsonst betitelte die New York Times Will Eisner

als den „Orson Welles der Comics“. (BvR)

Page 27: bodo Mai 2011

27

25 | 05 | 11 Mit brennender Geduld…25 | 05 | 11 Synje Norland

Alltag der Anderen und Hanna mischt via Skype aus Kana-

da kräftig mit. Bis nicht nur eine Party eskaliert.

Flottmann-Hallen, Herne, 19 Uhr (auch 28. & 29.05.)

SA 28 | 05 | 11

Theater | Findet mich das Glück?

Glück ist der Zustand der vollkommenen Zufriedenheit.

Jeder ist seines Glückes Schmied. Das Glück ist mit den

Dummen. Glücksklee, Glückskeks, Glückstee – Glück lauert

überall. Was kann ich tun, damit das Glück mich findet?

Sucht mich das Glück womöglich am falschen Ort? Die 13

Darstellerinnen des Jungen Ensembles der Theaterwerk-

statt haben sich auf die Suche nach dem Glück gemacht.

Heraus gekommen sind mal heitere, mal ernste Szenen

und Choreografien vom Glückslos bis zum Glückspilz, vom

Glück zu atmen bis zum Glück geliebt zu werden.

Theater im Depot, Dortmund, 20 Uhr (auch 29.5., 19 Uhr)

Theater | Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui

Aufhaltsam war er, der Aufstieg des Arturo Ui, und konnte

dennoch nicht verhindert werden. Ein kleiner Gangster in

schwierigen Zeiten, nicht mehr und nicht weniger ist er.

Die Konjunkturkrise ist groß und die Wirtschaft verunsi-

chert. Er nutzt die schlechten Zeiten, für sich. Korruption,

Mord und Terror sind die Mittel, mit denen er die Stadt

und die Händler in seine Hände bringt. Warum? Weil er

sie überzeugt? Ihnen aus der Seele spricht? Weil er die

Show beherrscht, am besten von allen? An wen denken wir

heute, wenn wir Brechts Parabelstück aus dem Jahr 1958

lesen? An Berlusconi-Superstar oder an Hitler? Es ist nicht

Hitler, der gewinnt, es sind die anderen in der Stadt und

in der Politik, die verlieren. Sie verlieren ihre Glaubwür-

digkeit und ihre Identität, ihre Ideen und Visionen. Es war

nicht seine Stärke, sondern ihre Schwäche, die Hitler nicht

aufhalten konnte. Der Regisseur und Schauspieler Ulrich

Greb, seit 2004 Intendant des Schlosstheater Moers, wird

diese berühmte Arbeit Brechts inszenieren.

Schauspielhaus, Bochum, 19.30 Uhr (auch 31.5.)

DI 31 | 05 | 11Theater | Glaube, Liebe, Hoffnung

Die Theatergruppe „Die Fremden“ gibt es seit 2005 als

Migrantenensemble am Theater Fletch Bizzel. Gegründet

und geleitet wird es von der Regisseurin Regina Nölke.

Das Stück von Ödön von Horvàth nun bietet sich an auf

Grund der Thematik – Arbeitslosigkeit, Armut, soziale

Ausgrenzung – und wegen der Besonderheit der Dich-

tung Horvàths. Jedes Wort ist bei ihm wichtig, „das

einzelne Wort zählt“, wie ein Literaturwissenschaftler es

formulierte. Insofern entspricht es dem Ansatz der Ar-

beit des Ensembles mit deutschsprachiger Literatur. „Das

seh‘ ich schon ein, dass es ungerecht zugehen muss, weil

halt die Menschen wilde Tiere sind – aber es könnt doch

auch ein bisschen weniger ungerecht zugehen.“

Auslandsgesellschaft, Dortmund, 19 Uhr

BODO VERLOSUNG | Arrested Development

Mit ihrer Fusion aus Soul, Blues, Rap, HipHop, Reggae

und Funk mit politisch motivierten Texten schufen sie in

den 90ern Hits, wie „People

Everyday“, „Mr. Wendal“ und

„Tennessee“, die bis heute

weder an Relevanz noch an

Tanzflächentauglichkeit ein-

gebüßt haben. Das neueste

Album „Strong“ bietet zu den beliebten Sounds span-

nende neue Groove-Experimente. „Neben The Roots

gibt es wohl keine HipHop-Band, die eine solch gran-

diose Live-Show abfährt.“ (blackoutz) „Arrested Deve-

lopment gehören seit Jahren zu den besten Black-Music-

Livebands überhaupt.“ (soulsender)

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

bodo verlost 3 x 2 Karten.

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

FR 10 | 06 – SO 12 | 06 | 11

BODO VERLOSUNG | Rock Hard Festival 2011

Kaum steigen die Temperaturen, fiebern die Rockfans

den ersten Open-Air-Veranstaltungen entgegen. Das

neunte Rock Hard Festival

lockt wieder mit starken

Klängen quer durchs metalli-

sche Gemüsebeet. Nur 7.500

Besucher passen in das Am-

phitheater im Nordsternpark

Gelsenkirchen. „Das vergleichsweise ,intime‘ Ambiente

des Amphitheaters ist nach wie vor einer der Pluspunk-

te der Veranstaltung“, betont der Veranstalter den stets

familiären Charakter des Festivals, bei dem sich die Mu-

siker gerne unter das Publikum mischen. Als Top-Acts in

diesem Jahr sind unter den insgesamt 22 Bands mit da-

bei: Down, Iced Earth, Triptykon, Amorphis, Overkill und

Enslaved. Metal-Market, Disco und Karaoke runden das

Programm ab. Aktuelle Infos findet man auf der Festival-

Homepage: www.rockhardfestival.de.

Amphitheater, Gelsenkirchen, ab 10 Uhr

bodo verlost 3 x 2 Festival-Karten.

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

26 | 05 | 11 Quadro Nuevo

Adressen | Bochum (0234)Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, 687 16 10

Christuskirche, An der Christuskirche 1, 338 74 62

Endstation Kino, Wallbaumweg 108, 687 16 20

Eve Bar, Königsallee 15, 333 354 45

Freilichtbühne Wattenscheid, Parkstraße, 61 03-0

HalloDu-Theater, Lothringer Str. 36c, 87 65 6

Jahrhunderthalle, Gahlensche Str. 15, 369 31 00

Kulturhaus Oskar, Oskar-Hoffmann-Straße 25

Kulturrat Bochum, Lothringer Straße 36, 862 012

Museum, Kortumstraße 147, 51 60 00

Mus. Zentrum der RUB, Universitätsstr. 150, 322 28 36

Prinz-Regent-Theater, Prinz-Regent-Str. 50 – 60, 77 11 17

Riff, Konrad-Adenauer-Platz 3, 150 01

RuhrCongress, Stadionring 20, 610 30

Schauspielhaus, Königsallee 15, 333 30

Stadthalle Wattenscheid, Saarlandstraße 40, 610 30

Thealozzi, Pestalozzistraße 21, 175 90

Varieté et Cetera, Herner Straße 299, 130 03

Zauberkasten, Lothringer Straße 36c, 86 62 35

Zeche, Prinz-Regent-Straße 50-60, 977 23 17

Zeche Lothringen, Lothringer Straße 36c, 876 56

Zwischenfall, Alte Bahnhofstraße 214, 28 76 50

Adressen | Dortmund (0231)Auslandsgesellschaft, Steinstraße 48, 838 00 00

Cabaret Queue, Hermannstraße 74, 41 31 46

DASA, Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25, 90 71 24 79

Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50 – 58, 502 51 45

domicil, Hansastraße 7 – 11, 862 90 30

Fletch Bizzel, Humboldtstraße 45, 14 25 25

F.-Henßler-Haus, Geschw.-Scholl-Str. 33 – 37, 502 34 72

FZW, Ritterstraße 20, 17 78 20

Galerie Torhaus, Haupteingang Rombergpark, 50 23 194

Konzerthaus, Brückstraße 21, 22 69 62 00

Museum f. Kunst u. Kulturgesch., Hansastr. 3, 502 55 22

Piano Musiktheater, Lütgendortmunder Str. 43, 604 206

Rasthaus Fink, Nordmarkt 8, 999 876 25

Reinoldikirche, Ostenhellweg 1, 52 37 33

Schauspielhaus, Hiltropwall, 502 55 47

Sissikingkong, Landwehrstraße 17, 728 25 78

Strobels, Strobelallee 50, 999 50 60

Subrosa, Gneisenaustraße 56, 82 08 07

SweetSixteen Kino im Depot, Immermannstr. 29, 910 66 23

Theater im Depot, Immermannstraße 29, 98 21 20

U, Leonie–Reygers-Terrasse, 50 247 23

Westfallenhallen, Rheinlanddamm 200, 120 40

Westfalenpark, An der Buschmühle 3, 35 02 61 00

Zeche Zollern, Grubenweg 5, 696 12 11

Adressen | Herne (02323)Flottmann-Hallen, Flottmannstr. 94, 16 29 52

Mondpalast, Wilhelmstraße 26, 58 89 99

Adressen | Witten (02302)Saalbau, Bergerstraße 25, 581 24 24

Werkstadt, Mannesmannstraße 2, 94 89 40

Der Druck dieser Seite wurde ermöglicht durch Spenden der Besucher des Geierabend 2011.

Page 28: bodo Mai 2011

28

28 SOZIALE REPORTAGE | von Marcus Preis | Fotos: Claudia Siekarski

Täter-Opfer-Ausgleich bei »Die Brücke Dortmund e.V.«

Das Angebot richtet sich an Täter sowie Geschä-

digte gleichermaßen. „Unser Hauptproblem ist,

dass kaum jemand über die Möglichkeiten und

die Chancen eines Ausgleichsverfahrens Bescheid

weiß“, sagt Franz Bergschneiter, Leiter des Büros

für Täter-Opfer-Ausgleich in der Adlerstraße.

An diesem Tag treffen sich Thorsten und Kevin

(Namen geändert) zum Täter-Opfer-Ausgleich.

Thorsten, der Geschädigte, ist junger Vater und hat

seine Freundin mitsamt frischem Nachwuchs mit-

gebracht. Seit dem Vorfall vor mehreren Monaten

sehen sich die beiden jungen Männer zum ersten

Mal und nehmen am großen Tisch Platz.

Die Atmosphäre ist angespannt, besonders Kevin,

der Beschuldigte, ist sichtlich nervös. Brücke-Mit-

arbeiterin Sabine Elsner fasst sie kurz zusammen,

was seit der Tat passiert ist und fragt beide Par-

teien, wie sie sich gegenseitig ansprechen wollen.

Gemäß des Alters einigen sich die Jugendlichen

darauf, sich zu duzen. Elsner verweist auf die Ge-

sprächsregeln, die an der Wand auf einem Schild

zu lesen sind – erstens: sich gegenseitig ausreden

lassen, zweitens: sich nicht beleidigen oder be-

schimpfen – und fragt, ob es noch weiterer Regeln

bedarf, bevor sie den Geschädigten bittet, aus sei-

ner Sicht zu erzählen.

Thorsten sei an jenem Abend mit seiner Freun-

din aus einer Kneipe gekommen, jedoch nicht

übermäßig alkoholisiert, betont er. Es habe eine

Meinungsverschiedenheit zwischen dem Paar ge-

geben, und als er sie laut beschimpfte, habe sich

ein anderer Jugendlicher, der zufällig in der Nähe

war, in den Streit eingemischt. „Es entstand ein

Geschubse und meine Freundin sagte noch zu dem

Fremden, er sei doch gar nicht gemeint gewesen

und der Streit sei längst geklärt“, erinnert sich

Thorsten. Dann sei plötzlich noch jemand dazu

gekommen und habe ihm eine Bierflasche ins Ge-

sicht geschlagen. Danach reißt die Erinnerung ab,

Thorsten erzählt von Gesichtsverletzungen nah am

Sehnerv und am Handgelenk, die im Krankenhaus

genäht werden mussten.

Sabine Elsner unterbricht mehrfach, fragt nach und

sortiert die Aussagen, bedankt sich anschließend

bei beiden. Kevin, der während der Schilderungen

angespannt auf dem Stuhl saß und sich an einem

Glas Wasser festgehalten hat, wirkt schüchtern. Er

sei am besagten Abend auf dem Weg von einem

Freund nach Hause gewesen. Er gibt zu, dass er ei-

niges getrunken hätte, Bier und Hochprozentiges.

Sabine Elsner will es genau wissen: „Wie macht

sich das bei ihnen bemerkbar, wenn sie angetrun-

ken sind?“ „Meine Stimme wird lauter, ich rede viel

und bin leicht reizbar und aggressiv“, gibt Kevin

leise zu und erzählt, wie er auf seinem Heimweg

auf das sich streitende Paar aufmerksam geworden

sei. Dann habe er beobachtet, wie sich jemand

anderes in den Streit einmischte und ein Gerangel

entstand. „Ich wollte nur dazwischen gehen, doch

plötzlich wurde ich von hinten geschubst, ich habe

mich bedroht gefühlt und da habe ich dem Thors-

ten einfach die Flasche ins Gesicht gehauen. Dann

wollte der andere auf mich losgehen und ich bin

Franz Bergschneiter, Leiter des Büros für Täter-

Opfer-Ausgleich bei „Die Brücke Dortmund e.V.“

Das schwierigste Wort:

„Sorry seems to be the hardest word“, heißt es in einem Lied von Elton John – Entschuldigung scheint das schwierigste Wort zu sein. Bei einem Strafverfahren übernimmt die Justiz die Klärung der Geschehnisse mitsamt der Konsequenzen: Es wird Recht gesprochen. Einen geschützten Raum, in dem Täter und Opfer miteinander sprechen, sich gegenseitig erklären können, gibt es im juristi-schen Rahmen nicht. Dass eine ausgesprochen Entschuldigung viel mehr sein kann als nur ein Wort, dies erleben die MitarbeiterInnen des Büros für Täter-Opfer-Ausgleich der „Brücke“.

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29

Täter-Opfer-Ausgleich bei »Die Brücke Dortmund e.V.«

»Entschuldigung«

29

Page 30: bodo Mai 2011

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30

weggerannt. Im Krankenhaus wurde mein Finger

behandelt, aber da ich mich nicht getraut habe, die

Wunde nähen zu lassen, wurde sie nur verklebt.“

„Ich muss nochmal nachfragen, das ging mir jetzt

zu schnell“, unterbricht Sabine Elsner. Sie will wis-

sen, ob sich Thorsten und Kevin beim Schlag ge-

genüberstanden und ob Kevin mitbekommen habe,

wie stark er Thorsten mit der Flasche verletzt hat.

Kevin versucht sich zu erinnern. Er nimmt die

Trinkgläser, die auf dem Tisch stehen wie Spielfigu-

ren zu Hilfe, um die Situation zu beschreiben. „Ich

hab wohl gesehen, dass Thorsten verletzt war, aber

ich stand ja selbst unter Schock.“ Als die Polizei

ihn ausfindig macht, gesteht er sofort.

Sabine Elsner lässt eine Pause entstehen, bedankt

sich bei Thorsten und gibt ihm die Möglichkeit, die

Konsequenzen aus der erlittenen Verletzung zu be-

schreiben. Durch die Narben im Gesicht fühle er

sich entstellt, habe Probleme bei der Ausbildungs-

platzsuche. Neben den Zuzahlungen für Medika-

mente werde er sich einer 1.000 Euro teuren La-

serbehandlung unterziehen, die dafür sorgen soll,

dass die Narben noch besser verheilen.

Für Sabine Elsner ist es wichtig, diesen Schilde-

rungen Raum zu geben, bevor der Beschuldigte die

Möglichkeit bekommt, sich zu entschuldigen. „Ich

weiß auch nicht, warum ich das gemacht habe. Ich

würde es so gerne rückgängig machen, aber das

geht ja leider nicht. Ich kann verstehen wie du

dich fühlst und es tut mir leid.“ Kevin ringt nach

Worten. „Aber ich möchte alles tun, um das Ge-

schehene wieder gut zu machen.“

Er hat bereits mehr als 80 Sozialstunden abgeleis-

tet. 500 Euro Schmerzensgeld aus dem sogenann-

ten Täter-Opfer-Ausgleichsfond konnten an Thors-

ten überwiesen werden. Da Kevin und seine Eltern

kaum Einkommen haben, wird jetzt festgelegt, in

welchen Raten und wann das restliche Schmerzens-

geld gezahlt werden kann. Sabine Elsner wird so

lange mit dem Täter in Verbindung stehen, bis die

letzte Zahlung geleistet wurde.

„Wie wollt ihr miteinander umgehen, wenn ihr euch

zufällig auf der Straße begegnet?“ Für Sabine Els-

ner eine wesentliche, jetzt zu klärende Frage, um

einer Verunsicherung, die zu erneuter Gewalt füh-

ren könnte, vorzubeugen. Thorsten und Kevin äu-

ßern den Wunsch, sich zukünftig grüßen zu wollen.

Zum Schluss bedankt sich Thorsten bei Kevin und

zollt ihm Respekt, dass er bereit war, die Tat zuzu-

geben und an einem Täter-Opfer-Ausgleich teilzu-

nehmen. Das sei für ihn nicht selbstverständlich

gewesen.

Eine typische Geschichte unter Jugendlichen. In

diesem Fall hat der Jugendrichter angeregt, ei-

nen Täter-Opfer-Ausgleich durchzuführen. Während

des Gespräches war eine zunehmende Erleichterung

des Geschädigten deutlich spürbar. Dass ein Aus-

gleichsverfahren aufgrund von Streitigkeiten ab-

gebrochen werden muss, kommt äußerst selten vor,

berichten Elsner und Bergschneider.

Das Verfahren wird im Vorfeld sehr gewissenhaft

vorbereitet, einzeln werden die Parteien zu Vorge-

sprächen eingeladen, über den Ablauf informiert

und gefragt, ob sie zu einer Teilnahme bereit sind.

Es wird geprüft, wie ernst ist es dem Täter ist, sich

zu erklären, zu entschuldigen und ob es die Be-

reitschaft zur Wiedergutmachung gibt. Stellt man

im Vorfeld fest, dass auf der Seite des Beschuldig-

ten die Einsicht fehlt, ist das für den Geschädigten

nicht zumutbar und somit nicht sinnvoll.

Bergschneider hebt hervor: „Es ist absolut bedau-

erlich, dass aus finanziellen Gründen diese Maß-

nahme nicht viel öfter zum Zuge kommt. Ich halte,

aus Opfersicht, unser Verfahren vorgeschaltet zum

Gerichtsverfahren für wesentlich effektiver und

sinnvoller, als das reguläre Justizverfahren. Wenn

man Opfer eines Gewaltdeliktes wird, ist das oft

eine demütigende Situation. Es stellen sich Fra-

gen, gerade bei älteren Menschen, wie: ,Warum ist

mir das passiert, was habe ich dazu getan, Opfer

zu werden?‘ Es gibt nur einen, der das beantworten

kann, nämlich der Täter.“

Seit mehr als 20 Jahren macht er mit viel Freude

diese Arbeit: „Weil das Ergebnis immer ein Gutes ist,

etwas geheilt werden kann. Wenn es am Ende eines

Ausgleichverfahrens eine Win-Win-Situation gibt für

beide, dann haben wir gute Arbeit gemacht.“

Der Täter-Opfer-Ausgleich, sich gegenüber sitzen

und sich für die Geschehnisse verantworten, ist

nicht immer die leichtere Wahl. In Elton John s

Lied heißt es weiter: „It‘s sad, such a sad, sad si-

tuation.“ Die Auswirkungen einer Straftat sind oft

traurig. Tröstend, wenn es Möglichkeiten zur Hei-

lung wie diese gibt. (mp)

30

Page 31: bodo Mai 2011

31

In seiner Freizeit spielt Bernd Schulte-Eversum gerne Fußball und liest. Aber unter der Woche sitzt der 53jährige in seinem Büro oder einem der Dortmunder Gerichtssäle. Dort beschäf-tigt sich der Jugendrichter bereits seit zwölf Jahren mit jungen Straftätern. bodo-Redak-teurin Bianka Boyke sprach mit Bernd Schulte-Eversum über den so genannten Täter-Opfer-Ausgleich (TOA).

bodo Was halten Sie vom TOA?

BS Der TOA ist eines der besten Instrumente,

über die das Jugend- und allgemeine Strafrecht

verfügt.

bodo Wie kommt es zum TOA und wo findet er statt?

BS Auf freiwilliger Basis können Opfer und Täter

unter Leitung eines hierzu besonders ausgebilde-

ten „Mediators“ in einem professionell organi-

sierten Rahmen abseits eines Gerichtssaales die

Geschehnisse erörtern.

bodo Und welches Ziel haben solche Treffen?

BS Der TOA hat das Ziel, den Täter mit seiner Tat

und deren Folgen zu konfrontieren, ihm die Geltung

von Normen zu verdeutlichen und ihn zu motivie-

ren, sich durch aktive Beteiligung an der Wieder-

gutmachung seiner Verantwortung zu stellen.

bodo Und das Opfer?

BS Für das Opfer, das in unserem Strafverfahren

immer noch eine untergeordnete Rolle spielt,

bietet der TOA die Chance, Ängste und seelische

Belastungen abbauen zu können und eventuell

materiellen Schadensersatz oder ein Schmer-

zensgeld zu erhalten, vielleicht auch „nur“ eine

glaubhafte Entschuldigung.

bodo Und das ist vielen schon eine Menge Wert...

BS Ja. Und bestenfalls kann – und zwar besser

als durch Urteilsspruch - der Rechtsfrieden zwi-

schen zwei oder mehr Personen wieder hergestellt

werden, die sich im Alltag durch Nachbarschaft,

Schule oder Verein dauernd begegnen und diese

Begegnungen angstfrei erleben sollen.

bodo Kommt es den Opfern denn gar nicht auf

eine Bestrafung an?

BS Nein. Das haben zahlreiche Befragungen

ergeben. Opfer wollen vielmehr mit den eingetre-

tenen Verletzungen oder Schäden wahrgenommen

werden und Gehör finden.

bodo Dann verordnen Sie den TOA gerne?

Schulte-Eversum: Auf jeden Fall. Aufgrund der

obigen Erkenntnisse mache ich sogar häufig

Gebrauch vom TOA, weil er immer wieder zu be-

friedigenden Ergebnissen führt.

bodo Können Sie ein Beispiel nennen?

BS Ich habe regelmäßig Jugendliche vor Gericht,

die ihre Mitschüler mit dem Handy in ungewollten

Situationen – z.B. betrunken bei einer Party – fo-

tografieren oder filmen und das Material dann auf

dem Schulhof oder sogar im Internet verbreiten.

In solchen Fällen trauen sich die Opfer oft gar

nicht mehr vor die Tür.

bodo Wie kann der TOA da helfen?

BS Der Täter merkt oft erst in den intensiven

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DAS INTERVIEW | von Bianka Boyke | Foto: Claudia Siekarski 31

Bernd Schulte-Eversum, Dortmunder Jugendrichter, zum Täter-Opfer-Ausgleich:

»Das Ziel ist der soziale Frieden«

Gesprächen, was er dem Opfer eigentlich angetan

hat, entschuldigt sich natürlich und hilft dem

Opfer damit meistens schon sehr.

bodo Vielen Dank für das Gespräch. (bb)

INFO Die Geschichte des Täter-Opfer-Ausgleichs:

In Deutschland sind die ersten Ausgleichsprojekte

Mitte der 80er Jahre durch private Initiativen für

Jugendliche (beispielsweise in Köln) entstanden.

Aufgrund der guten Erfahrung mit solchen Projek-

ten ist im Jahr 1990 im Jugendgerichtsgesetz der

Täter-Opfer-Ausgleich bei Jugendlichen gesetzlich

verankert worden. 1994 folgte eine gesetzliche

Regelung im Strafgesetzbuch für den Erwachse-

nenbereich, Anfang 2000 eine Bestimmung in der

Strafprozessordnung.

Page 32: bodo Mai 2011

32

32 DIE REPORTAGE | von Barbara Underberg | Fotos: Claudia Siekarski · Barbara Underberg

Wohnen in der Dortmunder Nordstadt:

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33

Gepflegte Jugendstilhäuser, hochwertige Woh-nungen und fröhlich krakeelende Kinder – im Dortmunder Norden. Ob Häuser im Müll versin-ken oder ein lebenswertes Obdach bieten, liegt wesentlich an den Hauseigentümern.

Ein paar spielen Verstecken, sieben oder acht

Jungs kämpfen auf dem Fußballplatz um den

Ballbesitz, einige von den Kleineren johlen im

Sandkasten, eine Mutter sitzt mit ihrem Baby

auf der Schaukel, schwingt langsam hin und her

und schaut den Kindern zu. Sobald das Wetter

es zulässt, sind die Kinder aus dem Schüchter-

mannkarree draußen. Sie spielen in dem großen

Innenhof, der zu den Häusern ihres Karrees ge-

hört. Das Schüchtermannkarree, benannt nach

dem Dortmunder Industriellen Heinrich Schüch-

termann, umfasst etwa zweihundert Wohnungen

und erstreckt sich rund um die Ecke Bornstraße/

Mallinckrodtstraße. Es liegt mitten in der Dort-

munder Nordstadt, in der Nachbarschaft von

vermüllten Problemhäusern, Drogenhandel und

vom demnächst zu schließen versuchten Stra-

ßenstrich. Die Nordstadt gilt als Problembezirk.

Armut, Arbeitslosigkeit und Migration prägen das

Bild. Aber das ist nur eine der vielen Seiten.

Die verwinkelten und verschnörkelten Jugend-

stilhäuser sind über hundert Jahre alt, ihre

Stuckfassaden teilweise denkmalgeschützt. Das

Schüchtermannkarree gehört der einzigen priva-

ten Wohnungsgesellschaft im Dortmunder Nor-

den, der J. E. Schmitt Grundstücksgesellschaft,

und wird verwaltet von der Domizil GmbH, de-

ren Geschäftsführer Familienmitglied Christian

Schmitt ist. Schmitt selbst wohnt mittendrin,

unterm Dach über der Mallinckrodtstraße. Sie

gehört zu den Straßen, die man sich auch mit

sehr viel Schnaps nicht Schöntrinken kann. Aber

viele Menschen fühlen sich hier ausgesprochen

wohl. „Technik, Service und Ausstattung sind

sehr wichtig“, erzählt der Verwalter. Deshalb

haben die Wohnungen Holzböden, große Balko-

ne und Badewannen. Und wenn ein Wasserhahn

tropft, bringt der firmeneigene Techniker das

schnell in Ordnung. „Aber das Allerwichtigste

ist, dass die Menschen untereinander Kontakt

haben, Freundschaften schließen und sich auch

mal gegenseitig helfen“, so Schmitt. Das mache

die Lebensqualität aus.

33

»Man muss den Mut haben zu investieren!«

Bis in die achtziger Jahre vernachlässigtMit der Errichtung von Hochöfen, Stahlwerken

und Hafen wurden die meisten Häuser in der

Nordstadt um die vorletzte Jahrhundertwende

gebaut. Ein Arbeiterviertel, heute Wohnraum für

über 50.000 Menschen und der größte zusam-

menhängende Altbaubestand des ganzen Ruhrge-

biets. „Früher musste man hier einmal am Tag den

Ruß vom Balkon fegen“, beschreibt Schmitt, und

dass es irgendwann attraktiver wurde, außerhalb

der zentrumsnahen Stadtviertel zu wohnen. Sein

Großvater und andere begannen, Siedlungen auf

der grünen Wiese zu bauen. „Hier in der Nordstadt

hat niemand mehr investiert, Private nicht und

die Stadt auch nicht. Bis in die achtziger Jah-

re hat sich keiner um den Stadtteil gekümmert.

Die Toilette auf halber Treppe war durchaus Stan-

dard.“ Mieten von zwei, drei Mark pro Quadratme-

ter seien normal gewesen.

In den 1980er und 1990er Jahren hat Christian

Schmitt seine Wohnungen komplett erneuert,

Bäder aus den Fluren in die Wohnungen geholt,

isolierverglaste Fenster eingebaut, die Kohle-

öfen durch moderne Heizungssysteme ersetzt.

„Wir haben für die Sanierung damals 1.300 Mark

pro Quadratmeter ausgegeben.“ Viel Geld, des-

sen Investition sich nicht kurzfristig rentiert.

Aber langfristig eben doch. Schmitt hat weder

Ω Bereits in der 80er und 90er Jahren hat

Christian Schmitt in die Renovierung der

Nordstadt-Wohnungen seiner Gesellschaft

investiert und damit bis heute die besten

Erfahrungen gemacht.

∆ Auch schön: Häuser am Borsigplatz

mit Wiese und Bäumen im Kreisverkehr.

Page 34: bodo Mai 2011

34

ANZEIGEN

3234

Problemhäuser, noch Problemmieter, die Miet-

verhältnisse sind überwiegend sehr stabil. Auch

innerhalb seiner Firma musste er erst Überzeu-

gungsarbeit leisten, als es darum ging, den kah-

len Innenhof, einen Schotterplatz mit ein paar

Parkbuchten und Mülltonnen, zu begrünen und

dort Spielflächen zu schaffen. Er wurde gefragt,

warum er einen Spielplatz bauen wolle, wenn

dann sowieso wieder alles kaputt gemacht würde.

Die Erfahrung zeigte jedoch: „Als der Spielplatz

dann da war, mussten wir nicht mehr jede Woche

containerweise Müll vom Hof karren. Die Kinder

haben sich auch verändert und ihre Aggressionen

auf dem Fußballplatz ausgetobt, statt Scheiben

zu zerschlagen.“

Sanierung möglich machenDas Schüchtermannkarree gehört zu den Licht-

blicken in der Nordstadt und zeigt, dass es we-

sentlich an den Hausbesitzern liegt, ob Häuser

zu Problemhäusern werden oder nicht. „Man muss

den Mut haben zu investieren“, so Schmitt, „dann

verändert sich auch die Mieterstruktur.“ Mari-

ta Hetmeier, Eigentümerin von zehn Häusern in

der Nordstadt und Ratsmitglied, pflichtet ihm

bei: „Entscheidend ist, dass die Vermieter sich

um ihre Häuser kümmern.“ Sie macht es ähnlich

wie Schmitt: gut ausgestattete Wohnungen, Bal-

kone und Mietergärten mit Grillplätzen gehören

dazu. Sie will nicht im Billigsegment vermieten

und sucht die Mieter auch danach aus, ob sie in

einem Haus zueinander passen. „Das ist mit viel

Aufwand verbunden, lohnt sich auf lange Sicht

aber“, berichtet sie.

Als Lokalpolitikern setzt sich Marita Hetmeier

dafür ein, dass für die Nordstadt ein Hypothe-

kensicherungsfonds geschaffen wird. „Will man

ein Haus vernünftig sanieren, mit moderner

Energieversorgung, neuen Bädern und Dächern,

muss man heute etwa 800 Euro pro Quadratme-

ter investieren.“ Das übersteige in der Regel die

Summe, die die Eigentümer von der Bank be-

kämen, da sich die Kreditsumme nach der Jah-

resnettomiete richte und hier geringer ausfalle

als in anderen Dortmunder Stadtteilen, so die

Ratsfrau. Mit einem Hypothekensicherungsfonds

könnte die Stadt helfen, diese Finanzierungslü-

cke zu schließen und damit mehr Sanierungen

ermöglichen. Zwar gibt es einige große Woh-

nungsgesellschaften, die Bestände in der Nord-

stadt haben, aber achtzig Prozent der Häuser

gehören Einzeleigentümern, denen dies die Sa-

nierung erleichtern könnte.

Eins der gravierenden Probleme der Nordstadt ist,

dass junge Familien häufig wegziehen, wenn die

Kinder ins Kita-, spätestens ins Schulalter kom-

men. Hier eine Kehrtwende hinzukriegen, gehört

zu den Herausforderungen, vor denen die Stadt

steht. Die beiden Problemhäuser in der Mallinck-

rodtstraße 54 und 56 zum Beispiel haben eine

bewegte Geschichte hinter sich. Zwischen 1990

und 2001 dienten sie der Stadt Dortmund als an-

gemietete Flüchtlingsunterkunft. Im Januar 2011

wurden sie wegen unhaltbarer Zustände und mas-

siver Vermüllung geräumt. Die Vermieter, zwei

Architekten, haben augenscheinlich all die Jahre

mit den beiden Häusern ausgezeichnet verdient.

In den letzten Jahren, so hört man immer wieder

aus der Nachbarschaft, mit einer Matratzenver-

mietung an Roma, Armutsmigranten vor allem aus

Bulgarien. Es ist an der Zeit, den Stadtteil aufzu-

werten, unseriösen Vermietern das Handwerk zu

legen und seriöse Vermieter zu unterstützen.

Dass Kinder sich in der Nordstadt durchaus wohl

fühlen können, sieht man im schräg gegenüber-

liegenden Schüchtermannkarree. Sie freuen sich

schon auf das alljährliche große Sommerfest in

ihrem Innenhof. (bu)

schafft Chancenbodo

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Das Neueste von der Straße

Page 35: bodo Mai 2011

35

19

Unter dem programmatischen Unter-titel „Deutschland erfindet sich neu“ versammelt die Frankfurter Schrift-stellerin und Journalistin Hilal Sez-gin 30 Texte über Identität und Hei-mat, über „neue Deutsche“ und die Zumutungen einer Debatte, die vier Millionen Muslime in Deutschland zu einer Gruppe verschmilzt und ge-schlossen ausgrenzt.

Das „Manifest der Vielen“ ist ein mit-

reißendes Buch voller anrührender,

grimmig funkelnder und befreiend ko-

Und woher kommst Du? Von zu Hause!

Das „Manifest der Vielen“

mischer Momente, geschrieben von ei-

nigen der besten Leute, die wir haben.

Der Titel deutet es an: Hier spricht

kein Kommitee und keine „Minder-

heit“. Der Sammelband ist ein viel-

stimmiger Chor von Individuen. Es

schreiben Literatur-Stars wie Feridun

Zaimoglu, Ilja Trojanow oder Hatice

Akyün, Journalistinnen wie Mely Ki-

yak oder Wissenschaftlerinnen wie

Naika Foroutan. Zugewandert oder

hier geboren, mit oder ohne deut-

schen Pass, gläubig oder nicht. Ihre

LITERATUR | gelesen von Bastian Pütter

Texte sind wütend oder lakonisch,

wissenschaftlich präzise oder sehr

persönlich.

Was sie eint, ist die Erfahrung, dass

die Medienkampagne zu Thilo Sarra-

zins „Deutschland schafft sich ab“ das

Land geteilt hat in eine ablehnende

und ängstliche Mehrheitsbevölkerung

und in das „Ihr“ muslimischer Zuwan-

derer, ihrer Kinder und Enkel als einer

geschlossenen Gruppe. Sarrazins be-

leidigende Stereotype vom minder-

begabten, rückständigen, kriminellen

und fanatisch religiösen Moslem haben

eine ungeahnte Präsenz in der „öffent-

lichen Meinung“ erreicht und nehmen

Millionen Menschen, die Deutschland

als ihre Heimat sehen, in Sippenhaft.

Die AutorInnen beschreiben die Demü-

tigungen einer Debatte, die aus dem

Iran geflohenen Atheisten aufnötigt,

sich von islamistischen Attentätern zu

distanzieren; die hier geborenen Frauen

mit deutschen Hochschulabschlüssen

pseudo-feministischen Rettungsver-

suchen aus islamischer Unterdrückung

aussetzt; oder die den Kindern von an

Staublunge gestorbenen Gastarbeitern

die ökonomische Nutzlosigkeit „der

Moslems“ genetisch erklärt.

Die meisten der angeblichen „Gemü-

sehändler“ und Eltern von sich bis zur

Abschaffung Deutschlands vermeh-

renden „Kopftuchmädchen“ lesen Sar-

razins Thesen zurecht als rassistische

Ausfälle, mit denen einerseits eine

verdeckte Sozialdebatte geführt wird

und andererseits versucht wird abzu-

stecken, wieviel Homogenität, wieviel

Einheitlichkeit noch möglich ist.

Das Zwischenergebnis ist eindeutig:

Vor Sarrazin lag in Deutschland die

Bereitschaft zur kollektiven Abwer-

tung von Muslimen stabil bei 25 Pro-

zent. Heute liegt sie bei 55 Prozent.

Das „reinigende Gewitter“ und Sarra-

zins „Das wird man wohl noch sagen

dürfen“ haben verheerende Folgen.

Offen und sehr persönlich beschreiben

die AutorInnen ihre Enttäuschungen,

ihren eigenen Umgang mit den ständi-

gen Ressentiments und ihre Gedanken

zu Heimat und Deutschsein. Auch hier

sind die Vielen vielstimmig.

Die in Duisburg aufgewachsene Er-

folgsautorin Hatice Akyün (Einmal

Hans mit scharfer Soße, Ali zum

Dessert) schreibt: „Schon früher war

es nicht unbedingt schick, türkisch

zu sein. Heute aber fühle ich mich

ausgegrenzt und angefeindet. Was

mich dabei am meisten beängstigt,

ist nicht der Rassismus, den ich neu-

erdings täglich spüre – sondern das

Schweigen der Masse. Früher stand

unser deutscher Nachbar auf, wenn

ein anderer deutscher Nachbar et-

was gegen uns sagte. Heute scheint

er nicht nur zu schweigen, sondern

mitzumachen. […] Ich habe zum

ersten Mal den unbestimmten Gedan-

ken, dass ich nicht hierbleiben kann.

Dabei ist Deutschland meine Heimat,

ich kann gar nicht woanders leben.

Dies ist meine Sprache, dies ist mein

Land.“

Das „Manifest der Vielen“ ist das Ge-

gengift zu einer vergifteten Debatte,

dem viele LeserInnen zu wünschen

sind – und vielleicht eine Neuauflage

der erfolgreichen Kampgagnenarbeit

von „Bild“, „Spiegel“ und öffentlich-

rechtlichem Fernsehen zu „Deutsch-

land schafft sich ab“. (bp)

35

Hilal Sezgin (Hg.)

Manifest der Vielen.

Deutschland erfindet sich neu.

Blumenbar Verlag Berlin 2011

ISBN 978-3-936738-74-2

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Page 36: bodo Mai 2011

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Page 37: bodo Mai 2011

37

Ein kleiner Außerirdischer und sein Roboter begeben sich mit ihrem Rauschiff auf die Suche nach bewohnten Planeten. Im rechten der beiden Bilder haben sich allerdings 10 Fehler eingeschlichen. Kannst Du sie alle finden?

ESELSOHR | von Volker Dornemann

Fehlersuchbild – Lösung:

1) Die Heckflosse des Raumschiffs

ist abgeschnitten, 2) das Dreieck

auf der Heckflosse ist lila statt

rot, 3) der Planet rechts oben hat

einen Ring, 4) dem kleinen Roboter

fehlt die Antenne, 5) die Sitzlehne

hinter dem Piloten fehlt, 6) bei den

Schriftzeichen auf dem Seitenan-

trieb fehlt ein Punkt, 7) der kleine

Planet rechts unten ist violett statt

hellblau, 8) der Seitenantrieb hat

eine hellgrüne Spitze, 9) auf der

„Motorhaube“ ist ein zusätzlicher

schwarzer Streifen und 10) rechts

über dem Cockpit ist ein neuer

Stern aufgegangen.

37

sehen. Und vor noch gar nicht langer

Zeit flimmerte Walt Disneys „WALL-E“

über die Kinoleinwand. Der kleine Ro-

boter wurde auf der Erde zurückgelas-

sen, um all den Müll wegzuräumen,

den die ins All ausgewanderten Men-

schen hinterlassen haben.

Sicherlich werden auch in Zukunft

noch viele Roboter Filme und Ge-

schichten mit ihrer Gegenwart be-

reichern. Und nicht zuletzt sind die

Roboter der Geschichten Vorlage für

den tatsächlichen Fortschritt unserer

Technologie. (vd)

In der letzten Ausgabe von bodo

haben wir darüber berichtet, wo

überall Roboter in unserem Alltag

gegenwärtig sind und welche Be-

deutung sie für unsere Gesellschaft

haben. Heute widmen wir uns den

Robotern der Science-Fiction-Ge-

schichten, von denen ihr sicherlich

das eine oder andere Beispiel aus

Kinofilmen oder Büchern kennt.

Zu den ersten Robotergeschichten ge-

hört Josef Capeks Roman „Rossums

Universal Robots“ (R.U.R.), in der es

um künstliche Arbeiter geht, die dem

Menschen das Leben erleichtern sollen

und der bereits 1921 erschien. Populär

wurden die „Blechkameraden“ dann

in den 40er Jahren durch den Autor

Isaac Asimov. Er schrieb eine ganze

Reihe von Roboterromanen, von denen

einige später auch verfilmt wurden.

Asimov erfand die berühmten drei Ro-

botergesetze, mit denen alle Roboter

seiner Geschichten programmiert waren:

1. Ein Roboter darf kein menschliches

Wesen verletzen oder durch Untätig-

keit zulassen, dass einem menschli-

chen Wesen Schaden zugefügt wird.

2. Ein Roboter muss den Befehlen ei-

nes Menschen gehorchen, es sei denn,

dass dadurch Regel 1 verletzt wird.

3. Ein Roboter soll seine eigene Existenz

schützen, sofern hierdurch nicht die ers-

ten beiden Regeln verletzt werden.

Diese drei Robotergesetze wurden später

von vielen anderen Autoren in ihren Ge-

schichten übernommen. So ist z. B. der

Android „Data“ aus der Serie „Star Trek“

nach diesen Gesetzen programmiert.

Android – dieses Wort bezeichnet

einen Roboter, der äußerlich einem

Menschen ähnelt. Oft verhält er sich

auch wie ein Mensch, die meisten An-

droiden sind jedoch unfähig, mensch-

liche Gefühle zu empfinden.

Berühmte Roboter – sicher kennt ihr

einige der Maschinenwesen, die im

Folgenden genannt werden. Der kin-

derfreundliche Roboter „Robbi“ ist

eine der beiden Hauptfiguren aus Boy

Lornsens Geschichte „Robbi, Tobbi

und das Fliewatüt“. Aus der Filmrei-

he „Star Wars“ kennt ihr sicher die

beiden Droiden „R2D2“ und „C3PO“,

die für eine Menge Komik sorgen – sie

sind quasi das Dick-und-Doof-Äquiva-

lent unter den Robotern.

Im Film „Bladerunner“ jagt ein Agent

Roboter, so genannte Replikanten,

die menschliches Bewusstsein erlangt

haben und ihren Besitzern entflohen

sind. In der Serie „Raumschiff Enter-

prise, das nächste Jahrhundert“ (Star

Trek, the next generation) ist der And-

roid „Data“ ein wichtiges Besatzungs-

mitglied des Raumschiffs. Er wird von

den anderen Besatzungsmitgliedern

als gleichwertige Lebensform ange-

Page 38: bodo Mai 2011

38

Das sind schon dicke Bretter, die die Her-ren von muto heimatgastronomie da bohren. Die Dortmunder Philipp Winterkamp und Jan Möller sorgen seit Jahren als Veranstalter und innovative Gastronomen für Aufsehen, mit Yves Schürmann zusammen stemmen sie nun ihr bislang größtes Projekt.

die Seebühne hatten ihre besten Zeiten hinter

sich. Scheinbar.

Denn nun entsteht am Teich ein kleines Im-

perium: Yves Schürmanns Restaurant aus dem

Kreuzviertel ist in das renovierte Erdgeschoss

eingezogen. Im Ersten Geschoss toben sich die

erfahrenen Veranstalter (Großmarktschänke,

Balke) mit ihrem neuen Club Daddy Blatzheim

aus, und auch der Seepavillon ist zu mieten.

Am ehemaligen Grillplatz in der Nähe wird im

Mai ein bayrischer Biergarten eröffnen und ab

Juni verwandelt sich die Seebühne in einen

Palmenstrand – ein weiteres Stranddeck für

den Urlaub zu Hause.

Das „Schürmanns im Park“ ist bereits fertig. Mit

zurückgenommener Gestaltung und feinen De-

signideen betont es die bauhausartige Strenge

der Architektur und ist Café, Lounge und Res-

taurant in einem. Mit einem eindeutigen High-

light: die große Terrasse am Ufer des Teichs ist

wohl eine der besten Dortmunder Plätze für

einen Kaffee, ein Bier oder eine „Kleinigkeit“

im Freien. Auf breiten Sofaliegen, auf Bänken

oder Barhockern lässt man den Blick über den

Teich schweifen und beobachtet die Starts und

Landungen der Enten und winkt demnächst den

Strandgästen am anderen Ufer.

Kennern des „alten“ Schürmanns im Neuen Gra-

ben wird die Küche bekannt vorkommen: Ein-

fache aber gutgemachte, eher deutsche Küche

mit mediterranem Einschlag: Frisches Bauern-

brot und verschiedene Dips, tolle Salate, einen

„Strammen Max“ genauso wie ein Zanderfilet

mit Pernod-Zitronen-Soße. Eine Empfehlung:

Der Gartensalat „Spezial“ mit gebratenen Puten-

bruststreifen, Makkaroni, Champignons, Peperoni

und Hausdressing für 9,90 Euro. Die Küche ist bis

22 Uhr geöffnet. Samstags gibt es ein Frühstück-

buffet, Sonntags wird gebruncht.

Ab 18 Uhr ist der Eintritt in den Westfalenpark

übrigens auf 1,50 Euro reduziert. Diesen Betrag

erstattet das Schürmanns ab einem Verzehr von

15 Euro gegen Vorlage des Einzeltickets.

Noch ein Grund für einen unverbindlichen Be-

such im lange ausgesparten „hinteren“ Teil des

Westfalenparks. Wir werden jedenfalls häufiger

kommen. Oder wie die mutos sagen: Bis gleich

am Teich. (bp)

bodo verlost einen Gutschein für einen Sonn-tags-Brunch für zwei Personen (siehe S.21).

Alles neu am Buschmühlenteich

Schürmanns im Park | Dortmund

38 BODO GEHT AUS | von Bastian Pütter | Fotos: Claudia Siekarski

Schürmanns im ParkAn der Buschmühle 100 | 44139 Dortmund

Telefon 0231 – 950 970 90

www.schuermanns-im-park.de | [email protected]

Mo. – Do. 11 – 23 Uhr

Fr. 11 – 1 Uhr | Sa. 10 – 1 Uhr | So. 10 – 23 Uhr

Alles begann mit 100 Tonnen Sand auf dem Dach

des Dortmunder Kaufhof-Hochhauses am Wes-

tenhellweg. Ihr „Stranddeck“ war eine Zeit lang

die spannendste Location in Dortmund. Einen

Ableger fand es am Kemnader See, ein weiterer

entsteht auf der Seebühne am Buschmühlenteich,

denn die drei nehmen gleich das ganze Ensemble

dort in Beschlag.

Der Buschmühlenteich war in den letzten Jahren

ein wenig in Vergessenheit geraten. Die Gast-

ronomie im eigentlich schicken 60er-Jahre-Bau

war keinen Parkausflug wert, das hier „weit vom

Schuss“ untergebrachte Kochbuchmuseum soll

nun einen geeigneteren Platz in der Dortmunder

Innenstadt bekommen. Auch der auf dem Was-

ser liegende, rundum verglaste Seepavillon und

Page 39: bodo Mai 2011

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CARTOON | Idee und Zeichnung: Volker Dornemann

39LESERSEITE

„Leider war das Buch nicht mehr vorrätig und wurde irrtüm-

lich an mich ,verkauft‘. Allerdings wurde meine Email dies-

bezüglich sehr schnell bearbeitet und die Sache konnte nach

einem sehr freundlichen Telefonat zeitnahe geklärt werden

:-) Durfte das irrtümlich an mich versandte Buch (höher

wertig) sogar behalten und habe zusätzlich noch mein Geld

zurückbekommen – so sieht guter Service aus!!“ cleo0287

„Schneller Versand, Buch in tadellosem Zustand. Danke!“

MMünch

„Super Artikel, sehr schneller Versand, hat alles bestens ge-

klappt, ich bin sehr zufrieden, gerne wieder.“ Silke S.

LESERBRIEFE

Sehr geehrter Herr Pütter,

in meiner aktuellen bodo-Ausgabe habe ich den tollen Ar-

tikel zu meinem Krimi „Fliege machen“ entdeckt und mich

sehr darüber gefreut.

Als bodo-Leserin ist es für mich etwas ganz Besonderes,

selbst einmal darin aufzutauchen!

Ich hoffe, dass Sie mit bodo weiter viel bewegen können.

Ein schönes Wochenende, Lucie Flebbe

Für unsere stolzen Kollegen von bodos Bücher online: Ein aktu-

eller Ausschnitt aus unseren Bewertungen. Unsere Online-Shops

finden Sie auf www.bodoev.de.

„Super Zustand der Bücher * sehr zu empfehlender Verkäufer

(Selbstabholung).“ karstenhoch

„Problemlose, freundliche Abwicklung – danke!“ uh

„Das Buch kam pünktlich und in gutem Zustand an.“

herbstlaub

Schreiben Sie uns Ihre Meinung!

bodo e.V. | Postfach 100543 | 44005 Dortmund

oder eMail an: [email protected]

Mit einer riesigen Überraschung kam bodo-Leserin Renate Müller in unseren Buchladen. Zu ihrem runden Geburtstag hatte

sie ihre Gäste um Geldgeschenke für den guten Zweck gebeten. Die Hälfte des Geldes – sagenhafte 700 Euro – erhielt bodo.

Vorstandsmitglied Andre Noll nahm die Spende entgegen.

bodo dankt: Sparkasse Bochum

Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Micha-

el Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings,

Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf

Geers, Matthias Grigo, Grünbau GmbH, Britta Rich-

ter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Hel-

ga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Otfried Ladwig, Nicola

Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg

Schumacher, Brigitte Sonntag, Gabriele Steinbrecher,

Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Christoph Ro-

eper, Susanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler,

Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bonbardt,

Das Grafikhaus/O. Schäfer, Ralf Finke, Michael Stange,

Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange,

Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer,

Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Tho-

mas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schildheuer, Thomas

Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina

Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Heike Pannitz, Frank

Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R.

Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo

Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, An-

nette Krtizler, Ursula Machatschek, Lieselotte Markgraf,

Thorsten Matern, Jutta Meklenborg, Marlies und Eber-

hard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea

Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link,

Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ul-

rike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-

Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel,

Annegret Malessa, Else Stockert, Christine Weber, Mo-

nika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Ha-

ring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Mär-

kel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan

Meyer, Carsten klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull,

Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger,

Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Annabell Preusler,

Birgitt Kuhlmann, Dieter Zawodniak, Elisabeth Hey-

mann-Roeder, Friederike Jansen, Dirk Schmiedeskamp,

Sebastian Poschadel, Gerd Schlitzer, Oliver Stiller, Dr.

Karl-Ulrich Winkler, Johannes Syre, Paul Höringklee,

Voler Schaika, Peter Schmitt-Wittrock, Erika Maletz, Pe-

ter Lasslop, Christina Kolivopoulos, Fam. Untersberger,

Jutta und Wido Wagner, Marianne Linnenbank, Klara

Lehmann, Barbara Cornelissen, Sabine Raddatz, Petra

Danielsen-Hardt, Silke Harborth, Doris Buderus, Dolf

Mehring, Hildegard Reinitz, Timo Zimmermann, Anne

Jentgens, Dorothee Pischke, Gerda Grundhoff, Ruth

Hanke, Ute Soth-Dykgers

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