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04 | Bernadette La Hengst | Singen zur Senkung der Arbeitsmoral 08 | Permakultur | Kein »Gärtnern aus der Hängematte« 14 | Bochumer Straßenkinder | »Ein Ort, wo ich weiß, da kann ich hin« 21 | 18 Verlosungen | z.B. 13. Dortmunder DEW21-Museumsnacht 1.80 Euro September 2013 | 90 Cent für den Verkäufer bodo Das Straßenmagazin

bodo September 2013

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Die September-Ausgabe des Straßenmagazins.

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Page 1: bodo September 2013

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04 | Bernadette La Hengst | Singen zur Senkung der Arbeitsmoral

08 | Permakultur | Kein »Gärtnern aus der Hängematte«

14 | Bochumer Straßenkinder | »Ein Ort, wo ich weiß, da kann ich hin«

21 | 18 Verlosungen | z.B. 13. Dortmunder DEW21-Museumsnacht

1.80 EuroSeptember 2013 | 90 Cent für den Verkäufer bodo

Das Straßenmagazin

Page 2: bodo September 2013

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EDITORIAL

BODO E.V. – SO ERREICHEN SIE UNS

Herausgeber | Verleger | Redaktion

bodo e.V.

Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20

Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.:

Bastian Pütter | [email protected]

0231 – 950 978 12 | Fax 950 978 20

Layout und Produktion:

Andre Noll | Büro für Kommunikationsdesign

0231 – 106 38 31 | [email protected]

Veranstaltungskalender:

Petra von Randow | [email protected]

Anzeigenleitung:

Bastian Pütter | [email protected]

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Vertriebsleitung:

Oliver Philipp | [email protected]

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Autoren dieser Ausgabe:

Bianka Boyke (bb), René Boyke (rb), Frederik

Gremler, Wolfgang Kienast (wk), Maike, Mar-

cus Preis (mp), Bastian Pütter (bp), Petra

von Randow (pvr), Alicia Reimann, Dr. Birgit

Rumpel (biru), Sebastian Sellhorst (sese)

Fotos: Moni Bosch (5), Bianka Boyke (12,

30), INSP (38), Oliver Pohl (6), Daniel Sa-

drowski (3, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 16,

32, 33, 36), Oliver Schaper (3, 28, 30, 34),

Sebastian Sellhorst (17), Claudia Siekarski

(2, 6, 7), Christiane Stephan (4)

Titelbild: Christiane Stephan

Zeichnungen + Cartoons: Volker Dornemann

Druck: Lensing Druck GmbH & Co. KG

Auflage | Erscheinungsweise:

20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung)

Redaktions- und Anzeigenschluss:

für die Oktober-Ausgabe 10.09.2013

Anzeigen:

Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8, Juli 2012

Vertriebe:

Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum

Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kos-

tenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert ein-

gesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung

übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehal-

ten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen

Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen

Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und nament-

lich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt

die Meinung der Redaktion wieder.

Verein:

bodo e.V. | als gemeinnützig eingetragen

im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514

Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

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bodos Bücher | Modernes Antiquariat:

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Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr

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BLZ 430 500 01 | Kto. 104 062 54

Bank für Sozialwirtschaft Essen

BLZ 370 205 00 | Kto. 722 39 00

IMPRESSUM

02

Liebe Leserinnen und Leser,

schön, dass Sie mit dem Kauf des Straßenmagazins

eine Verkäuferin oder einen Verkäufer unterstüt-

zen. Wir haben uns Mühe gegeben, dass auch dieses

Heft seinen Preis wert ist, denn darum geht es

uns: Statt um milde Gaben zu bitten, haben unsere

vielen VerkäuferInnen wirklich etwas anzubieten –

vierzig Seiten Soziales und Kultur aus der Region,

diesmal mit extra viel Spätsommer, weil wir die

warme Jahreszeit gerne noch etwas zum Bleiben

überreden möchten.

Wenn Sie Linkshänder oder Manga-Fan sind oder

auch sonst häufig von hinten nach vorne blättern,

wird Ihnen zuerst auffallen, dass auch bei uns Wahl-

kampf ist. Zumindest im Anzeigenteil. Seit Jahren

bieten wir allen demokratischen Parteien an – na-

türlich gegen Bezahlung – auch bei uns zu werben.

Vor dieser anstehenden Bundestagswahl wird diese

Möglichkeit durch das ganze Spektrum genutzt.

Das freut uns nicht nur, weil neben Spenden und den

Einnahmen aus unseren anderen Projekten auch die

Anzeigen unsere Arbeit finanzieren helfen. Es zeigt

uns, dass auch die Parteien zunehmend wissen,

dass bodo ein großes und ein spannendes Lese-

publikum hat – Sie.

Und es erinnert daran, dass wir – bei aller Unzufrie-

denheit mit einem lange nicht wirklich in Gang kom-

menden Wahlkampf – tatsächlich die Wahl haben.

Um alle Parteien, auch die zukünftige Regierung,

auf ein Handeln gegen die zunehmende Entsolida-

risierung und soziale Ungleichheit in Deutschland

zu verpflichten, rufen wir mit einer Vielzahl von

Organisationen zu der bundesweiten Großdemons-

tration des Aktionsbündnisses „umFAIRteilen“ am

Samstag vor der Wahl in Bochum auf. Die Demons-

tration beginnt am 14. September um 11.30 Uhr

mit einem Sternmarsch am Hauptbahnhof, am

Jahrhunderthaus und am Schauspielhaus.

Wenn Sie zu besagten „Von-hinten-nach-vorne-

Blätterern“ gehören, haben Sie vielleicht schon auf

unserer Leserseite am Schluss das Gruppenbild mit

unseren Kolleginnen und Kollegen gesehen. Die

Jahreskonferenz der sozialen Straßenzeitungen,

diesmal in München, war für uns wieder ein ganz

besonderes Ereignis. Nicht nur, weil von Norwegen

bis Südafrika durchweg wunderbare Menschen die-

ses Job machen. Auch, weil an einem Ort, an dem

100 StraßenzeitungsmacherInnen zusammenkom-

men, Dinge sichtbar und greifbar werden, die sonst

sehr theoretisch daherkommen.

Wir sprechen z.B. sonst nur am Rande von unserer

gemeinsamen Millionenauflage, die uns weltbe-

rühmte Botschafter wie Schriftsteller Paulo Coelho

oder Trainspotting-Autor Irvine Welsh beschert

(von ihm mehr im nächsten Heft). Mit einer langen

Tafel, auf der ausgebreitet die japanischen, ameri-

kanischen oder protugiesisch-sprachigen Hefte lie-

gen, wird diese Reichweite auf einmal augenfällig.

Ebenso kommen abstrakte Nachrichten wie die

über die soziale Krise in Griechenland plötzlich

ganz nah, wenn unser wundervoller Kollege Chris,

der in diesem Jahr mit unser aller Hilfe in Athen

die erste griechische Straßenzeitung aus der Taufe

hob, von seiner Arbeit erzählt. Eine Arbeit mit

Menschen, die vor einem Jahr noch mit ihren Fami-

lien in schönen Innenstadtwohnungen lebten und

nun zu Tausenden in den Parks der griechischen

Hauptstadt leben. Rettungspakete für Banken

hingegen wirkten dann plötzlich fast surreal.

Viele Grüße von bodo,

Bastian Pütter – [email protected]

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INHALT 03

02 Editorial | Impressum

04 Menschen Bernadette La Hengst von Bastian Pütter

Mit ihrer Band „Die Braut haut ins Auge“ war sie Teil des musikalischen

Aufbruchs der „Hamburger Schule“ Anfang der 1990er Jahre. Seit gut zehn

Jahren ist sie solo unterwegs mit schlauem Pop und sehr politischen Thea-

terprojekten. Mit ihrem Stück „Bedingungsloses Grundeinsingen“ war sie in

Bochum und kommt im September nach Mülheim.

06 Neues von bodo | Maikes Verkäufertagebuch

08 Reportage Im anderen Garten von Wolfgang Kienast

Dem durchschnittlichen Klein- und Hobbygärtner werden an diesem Ort

die Haare zu Berge stehen. Ob Nutz-, Zier- oder Wildgewächs, wir sehen

vor uns das Beet vor lauter Pflanzen nicht. Doch schnell lernen wir, dass

Permakultur etwas ganz anderes ist als „Gärtnern aus der Hängematte“.

11 Verkäufergeschichten Reinhold von Sebastian Sellhorst

„Natürlich muss man beim Verkauf auch schon mal dumme Bemerkungen

schlucken, aber es gibt zum Glück ja auch die andere Seite. Nette Leute, die

ein bisschen stehen bleiben und quatschen. Die finden gut, dass man etwas

macht, und haben Verständnis für die Verkäufer. Ohne die ginge es nicht.“

12 Recht Renovierklauseln in Mietverträgen von René Boyke

12 Kultur Empfänger unbekannt von Bastian Pütter

Die kurze Briefnovelle über eine Freundschaft und das schleichende Gift

des Faschismus ist ein beeindruckender Text von beklemmender Aktuali-

tät. Sabine Henke und Birgit Rumpel haben ihn für eine szenische Lesung

eingerichtet – Premiere ist am 13. September bei bodo.

13 Wilde Kräuter Echtes Labkraut von Wolfgang Kienast

Der Veggie-Day, antizyklisches Verhalten und ein ideales süßwürziges

Naschwerk im Spätsommer.

14 Reportage »Ein Ort, wo ich weiß, da kann ich hin« von Marcus Preis Traumatische Erlebnisse in den Biografien junger Menschen führen

manchmal dazu, dass diese lieber auf der Straße, als bei ihren Herkunfts-

oder Pflegefamilien leben. In der Kontakt- und Beratungsstelle „Sprung-

brett“ in Bochum treffen wir Tabea und Carsten.

17 Praktikum Die schlimmsten zwei Wochen... von Alicia Reimann

18 Kommentar Danke für die Stille von Bastian Pütter

Wie Edward Snowden acht Wochen lang populistischen Wahlkampf auf

Kosten von Zuwanderern verhinderte.

18 News | Skotts Seitenhieb

20 Kinotipp Der Glanz des Tages im endstation.kino

20 Netzwelt mundraub.org von Frederik Gremler

Eine Obst-Landkarte Deutschlands – das ist vielleicht eine treffende

Beschreibung der Website mundraub.org. Die Service- und Kommunikati-

onsplattform für Selberpflücker hat das Ziel, die bedrohten öffentlichen

Obstbaumbestände zu schützen und zu erhalten.

21 Veranstaltungskalender | Verlosungen von Petra von Randow

28 Soziales Eins, zwei, drei – Bir, iki, üç von Bianka Boyke

Jede Woche besuchen die Vorlesepatinnen der RAA Dortmunder Kitas und

Grundschulen und lesen dort im Tandem vor. Das heißt: Zunächst liest die

eine auf Deutsch, dann wird der Text von der anderen in ihrer Mutter-

sprache vorgetragen.

32 Kultur Bochum ist nicht Detroit von Dr. Birgit Rumpel

Das Schauspielhaus Bochum startet in der neuen Spielzeit ein Projekt, das

sich abseits des klassischen Theaters mit einem realen Drama beschäftigt:

der Schließung des Opel-Werks.

34 Rätsel | Cartoon von Volker Dornemann

35 Interview In der Höhle des Löwen von Frederik Gremler

Inge Hannemann ist Mitarbeiterin des Jobcenters Hamburg-Altona und

wegen ihrer Kritik an der Sanktionspraxis und der „gewollten Unmensch-

lichkeit“ im System inzwischen freigestellt.

36 bodo geht aus Hofcafé auf dem Union-Gewerbehof von Wolfgang Kienast

Die Leute, die auf dem Union-Gewerbehof an der Huckarder Straße arbei-

ten, kennen das Hofcafé natürlich. Und die direkten Nachbarn auch. Für

alle anderen: unser Ausgehtipp.

38 Leserseite | Cartoon

Unser Titelbild der September-Ausgabe:

Bernadette La Hengst (S. 4)

Foto: Christiane Stephan

08352812 32

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Bernadette La HengstSingen zur Senkung der Arbeitsmoral

Sie steht allein in einem großen Gemeindesaal nahe dem Bochumer Schauspielhaus und spielt ganz für sich ihre einfachen, swingenden Ak-kordfolgen auf der halbakustischen Gitarre. Später wird sie hier mit einer bunten Schar Laien genauso entspannt und leichtfüßig eine der letzten Proben für ihre aktuelle Theaterpro-duktion „Bedingungsloses Grundeinsingen“ im Rahmen des Impulse-Festivals absolvieren. Vor-her sprechen wir über Pop, Theater und Politik.

MENSCHEN | von Bastian Pütter | Fotos: Christiane Stephan · Moni Bosch04

Bernadette La Hengst, geboren 1967 ohne das

„La“, stammt aus Bad Salzuflen, wie die gefühlte

Mehrheit des musikalischen Aufbruchs der „Ham-

burger Schule“ Anfang der 1990er Jahre. Wie

Bernd Begemann, Frank Spilker (Die Sterne) und

Jochen Distelmeyer (Blumfeld) zieht es sie aus

Ostwestfalen über Umwege nach Hamburg, wo sie

und ihre Band „Die Braut haut ins Auge“ Teil einer

der einflussreichen musikalischen Bewegungen

der letzten Jahrzehnte werden. Diskurs und Pop,

Intelligenz und deutsche Texte, die Bad Salzufler

und Bands wie Kolossale Jugend, Die Goldenen Zi-

tronen, Mutter, Kante oder Tocotronic prägen bis

heute Musiker-Innen und Theaterleute.

Bernadette La Hengst lebt seit der Geburt ihrer

Tochter 2004 in Berlin, von wo aus sie als Musike-

rin tourt und als Theatermacherin zu ihren wech-

selnden Projekten pendelt. Inzwischen müsse sie

sich von der Neunjährigen durchaus kritische Fra-

gen zu dieser ungeliebten Seite ihres Berufs an-

hören. „Ich bin oft weg von zu Hause, das gehört

eben dazu. Der Vater kümmert sich zur Hälfte.

Eigentlich funktioniert das gut.“ Dass in den Ni-

schen, in denen sie sich bewegt, auch kein Reich-

tum auf sie wartet, sei nun mal so: „Ich nenne es

selbstgewähltes Prekariat. Ich kann mir kein An-

gestelltenverhältnis vorstellen, und ich kann mit

dieser Freiheit umgehen, manchmal eben auch in

ein tiefes Loch zu fallen, weil ich nicht weiß, wie

es nächstes Jahr weitergeht.“

In das Lamento ihrer meist männlichen Kollegen

über den Niedergang der Musikindustrie mag sie

nicht einstimmen. „Oft sind es Leute, die sich über

Internet-Downloads beschweren, die vorher sehr

privilegiert waren. Wenn Sven Regener von Element

of Crime schimpft, weil er Angst hat, dass ihm et-

was weggenommen wird, ist das Geld, das ich nie

hatte. Ich konnte nie ausschließlich von Platten-

verkäufen leben und habe mich schon Ende der 90er

Jahre umorientiert. Ich habe eine Booking-Agentur

gegründet und angefangen mit Theaterarbeit, Hör-

spielen und politischem Aktivismus. Für mich ist

eher selbstverständlich, dass ich an vielem inter-

essiert bin, an verschiedenen Kunstformen und an

der Welt.“ Dazu gehört auch ihr Engagement beim

politischen Künsterlerkollektiv „Schwabinggrad

Ballett“ und in der Flüchtlingsarbeit.

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Seit 2002 veröffentlicht Bernadette La Hengst

Platten und tourt unter eigenem Namen. Dem

Feuilleton ist sie mit ihrer Mischung aus fröhlich-

eingängigem Gitarrenpop mit Elektronikeinschlag

und intelligenten, politischen, feministischen

Texten nicht ganz geheuer. Die ZEIT nannte ihre

Lieder „Trojanische Pferde“. „Ich bin die Unter-

jubelerin, stand da“, lacht sie. „Aber mir war

nicht ganz klar, ob ich dem Schlager den Diskurs

unterjuble oder andersherum.“ Der doppelte Bo-

den ihrer Texte ist jedoch keine Zugabe und kein

augenzwinkerndes Spielen mit Referenzen, son-

dern Kern des Produktionsprozesses. Die meisten

Songs entstehen seit Jahren für sehr politische

Theaterprojekte, die sie meist mit Laien in der

ganzen Republik inszeniert.

Die Stücke ihrer aktuellen CD „Integrier mich,

Baby!“ wurden unter anderem für ein gleichnamiges

Projekt am Hamburger Thalia-Theater geschrieben,

einen von Zuwanderern geleiteten Integrationskurs

für das Publikum, in dem nicht deutsche, sondern

Zuwanderungsgeschichte gelehrt und abgefragt

wurde. In Freiburg inszenierte sie 2009 mit Armen

die „Bettleroper“ und im letzten Jahr „Planet der

Frauen“, eine feministische „Kampfoperette“. Auch

im Ruhrgebiet hat sie schon gearbeitet. In Mülheim

erarbeitete sie u.a. in Workshops mit Anwohnern

das Libretto der Eichbaumoper, in Essen gründete

und begleitete sie in einem Kulturhauptstadtpro-

jekt die Mädchenband „Girls‘ Planet“. „Die Menta-

lität der Leute ist wirklich extrem freundlich und

kommunikativ, das fällt hier schon auf, aber es

sind dann eben doch keine Großstädter“, meint

Bernadette La Hengst. „Sie sind halt sehr boden-

ständig und humorvoll, aber nicht so geübt im

Erfinden oder auch im Zutrauen, dass jeder sich

künstlerisch ausdrücken kann.“

In Bochum ist sie mit dem „Bedingungslosen

Grundeinsingen“, das auch im September in Mül-

heim Station macht (s.S. 26). Ein Stück, dessen

Ausgangspunkt ein kleiner Schwindel ist. Der

Theaterabend in der leicht schmierigen Form ei-

ner Firmengala feiert das fünfjährige Jubiläum

eines europäischen Pilotprojekts: Den ausgewähl-

ten Chormitgliedern wurde fünf Jahre lang ein be-

dingungsloses Grundeinkommen von 1.000 Euro

monatlich gezahlt, verrät die Presseinfo. Nun, im

Theater berichten die Arbeitslosen, Studierenden,

Selbstständigen, Alleinerziehenden, Rumhänger

von ihren Erfahrungen.

„Anscheinend ist die Utopie gar nicht so weit

von der Realität entfernt, wenn man es einfach

behauptet“, sagt Bernadette La Hengst. „Schon

ist das Grundeinkommen nicht mehr ein Konzept

von Spinnern, die den ganzen Tag auf dem Sofa

sitzen wollen, sondern man nimmt es ernst und

hört sich an, wie sich das Leben verändern könn-

te.“ Für Bernadette La Hengst ist es eine konkrete

Utopie: „Wir rechnen vor, dass ein Grundeinkom-

men finanzierbar wäre. Wenn man alle staatlichen

Sozial- und Transferleistungen zusammenrechnet,

könnte man 800 Euro an jeden auszahlen. Es ist

eine Frage der Verteilung und Entscheidung.“

Doch das Stück ist kein getarnter Vortrag, son-

dern eher eine Übung im miteinander Singen als

Erkenntnisinstrument: „Die Lust am Singen hat

jeder, aber alle behaupten, es nicht zu können.

Mein Trick ist, dass ich das Publikum nicht frage.

Ich stelle mich vor als bedingungslose Chorleite-

rin – ,Und jetzt wird gesungen!‘ Die, die schief

singen, muss man halt ertragen. So funktioniert

Gesellschaft. Dann entsteht eine Kraft aus dieser

neuen Art von Gemeinschaft.“

Und wenn dann bei der Premiere ein konzen-

triertes Theaterpublikum im dreistimmigen Ka-

non schmettert: „Wir singen zur Senkung der

Arbeitsmoral“, versteht man, was Bernadette

meint, wenn sie sagt: „Die Musikbühne und das

Kopfnicken, das Einverstandensein des Publikums

sind mir manchmal zu einfach und im Theater ist

es mir teilweise zu verkopft. Ich versuche, beides

zusammenzubringen.“ (bp)

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Page 6: bodo September 2013

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06 NEUES VON BODO | www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev

bodo ist für Sie da

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unter dieser zentralen Rufnummer:

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Oder Sie besuchen uns:

Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund

Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr

Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum

Mo., Mi. u. Fr. 14 – 17 Uhr

Di. u. Do. 10 – 13 Uhr

bodos Bücher in Bochum

Am Samstag, den 14. September findet auf dem Boulevard zum fünften Mal die Bochumer Bü-cherbörse statt.

Unter dem Motto „Bücher in Bochum“ können sich

alle Bücherfreunde auf einen gut bestückten Bü-

chermarkt freuen. Auch wir sind wieder dabei mit

einem großen Buchstand vor Baltz, schräg gegen-

über dem Kuhhirten.

Dabei haben werden wir viele, viele Kisten mit

handverlesenen, neuwertigen Taschenbüchern

zum Einheitspreis: Jedes Buch kostet zwei Euro,

drei Bücher kosten fünf Euro. Wir freuen uns auf

Ihren Besuch!

In unserem Dortmunder Buchladen am Schwa-

nenwall gibt es auch im September wieder eine

Reihe von Aktionen. Ein Thema ist der Deutsche

Buchpreis, der am 5. Oktober auf der Frankfurter

Buchmesse verliehen wird. Wir bieten neben der

aktuellen Buchpreis-Anthologie auch immer wie-

der besonders günstige Bücher der nominierten

AutorInnen an.

Auch an den Samstagen im September wird es

von 10 bis 14 Uhr Sonderverkäufe geben – besu-

chen Sie uns am Schwanenwall! Ihre Buchspen-

den nehmen wir gerne während der Öffnungs-

zeiten (s. links unten) in Dortmund und Bochum

entgegen.

INSP-Konferenz

Vom 29. Juli bis zum 1. August nahmen Basti-an und Sebastian an der diesmal vom Münchner Straßenmagazin BISS ausgerichteten Interna-tionalen Konferenz der Straßenzeitungen teil.

Mehr als 100 KollegInnen aus der ganzen Welt erar-

beiteten gemeinsam Perspektiven für das digitale

Zeitalter, diskutierten die Rolle der Straßenzeitun-

gen in der Finanzkrise und stellten erfolgreiche Pro-

jekte vor. Expertenvorträge aus der internationalen

Wohnungslosenarbeit, aus Werbung und Marktfor-

schung, Arbeitsgruppen zur Armutsmigration, zur

Arbeit mit Roma, zur „digitalen Straßenzeitung“

oder zu Fragen von Fundraising und Finanzierung

waren eingerahmt von einem (hoch-)offiziellen Pro-

gramm, beginnend mit einem Empfang im Münchner

Rathaus und endend mit der feierlichen Verleihung

der „International Street Paper Awards 2013“.

Dazwischen und danach war Raum für den direkten

Austausch und die Diskussion mit den Menschen, die

das Gleiche machen wie wir – nur ganz woanders. Wir

haben so viel gelernt von unseren Schwesterzeitun-

gen in Stockholm, Kapstadt, Amsterdam oder Athen

und hatten nebenbei eine Menge Spaß mit den bes-

ten KollegInnen, die man sich wünschen kann.

Bastian Pütter, Redaktionsleiter bei bodo e.V. hat

nun die Rolle des Koordinators der deutschspra-

chigen Straßenzeitungen übernommen und wird

daran arbeiten, die Vernetzung aller Projekte zwi-

schen Kiel, Wien und Basel weiter zu verbessern.

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Wir freuen uns, am 13. September in unserer Benefiz-Kulturreihe Zweiter Freitag eine weitere wirkliche Premiere zeigen zu können: Birgit Rum-pel und Sabine Henke sind bei uns mit der szeni-schen Lesung der Briefnovelle „Empfänger unbe-kannt“ von Kathrine Kressmann und Elliot Taylor.

Die Novelle dokumentiert den Briefwechsel der

beiden Kunsthändler Max Eisenstein und Mar-

tin Schulze, der eine in der Emigration lebender

deutscher Jude, der andere 1932 aus Amerika nach

Deutschland zurückgekehrt, um sich dort zum

überzeugten Nazi zu entwickeln. Dem Vorwurf, die

Juden würden sich ja nie gegen ihre Verfolgung

wehren, begegnet Max auf ganz eigene Weise. Mit

einem Racheakt, der perfider kaum sein könnte...

Elke Heidenreich schreibt: „Ich habe nie auf weni-

ger Seiten ein größeres Drama gelesen. Diese Ge-

schichte ist meisterhaft, sie ist mit unübertreffli-

cher Spannung gebaut, in irritierender Kürze, kein

Wort zu viel, keines fehlt.“

Sabine Henke ist Kabarettistin und Schauspiele-

rin, Birgit Rumpel arbeitet als Texterin und Jour-

nalistin (unter anderem für bodo) und ist Mitglied

des Sprechchors im Theater Dortmund.

Beginn 19.30 Uhr in unserem Buchladen am Schwa-

nenwall 36 – 38, der Eintritt ist frei. Spenden kom-

men unseren Beratungsangeboten zugute.

Premiere am 2. Freitag bodo in den Medien

Mehr als 100 Menschen in sozialen Notlagen verkaufen zurzeit das Straßenmagazin. Ein Vielfaches dieser Zahl lebt in unserer Region auf der Straße, schläft in Abbruchhäusern oder lebt unter prekärsten Bedingungen.

Während Obdachlosigkeit in den Medien ein klas-

sisches Winterthema ist, sind auch im Sommer die

Gefahren und Gesundheitsrisiken von Menschen

auf der Straße unverändert hoch. Und auch unsere

Arbeit geht natürlich unverändert weiter.

Umso schöner ist es, dass sich auch in der warmen

Jahreszeit JournalistInnen finden, die über die Nöte

der Menschen am Rand und über unsere Arbeit be-

richten und dass es UnterstützerInnen gibt, die die

Kontinuität unserer Hilfen sicherstellen, denn bodo

ist auf Spenden angewiesen.

Neben der finanziellen Unterstützung und den groß-

artigen Buchspenden, die wir erhalten, ist ein schönes

Beispiel das Engagement der Firma BBS-Screen in Bo-

chum, die unser letztes Cover – mit VfL-Trainer Peter

Neururer – auf Deutschlands größter Videoleinwand

am Bochumer Hauptbahnhof bewarb. Vielen Dank!

Vor allem über unsere Bochumer Stadtführungen,

aber auch über die Lebensgeschichten von bodo-

Verkäufern – ob neu zugewandert oder nicht, unser

Buchprojekt und die großartige Charity-Aktion „bi-

ken für bodo“ gab es in den Sommerferien Medien-

berichte, die uns sehr gefreut haben.

Liebe bodo-Leser,

nun ist die erste Hälfte 2013 vorbei und die

Sommerferien stehen vor der Tür. Und der Le-

sespaß der bodo steht vor Euch geschrieben.

Anfang des Monats war die Bodelschwing-

her Kirmes. Irgendwie war an dem Tag der

Zeitungsverkauf nicht mein Ding. Nach

ein paar Tagen bin ich mittags mit Übel-

keit nach Hause gekommen, wo ich mich

dann nachmittags übergeben habe. Nach

einer Woche ging es mir wieder besser.

Trotzdem ich sauer auf Kollegen war, die

nichts auf Regeln geben, habe ich mich im-

mer wieder mit dem Zeitungsverkauf ver-

sucht. Auch war es ein schöner Monat, viel

Sonnenschein, hohe Temperaturen, und wenn

man sich auch wenig bewegt hat, war man

schon am Schwitzen. Bei dieser Hitze bin ich

öfters unter die Dusche, was einem nur kurz-

fristig Linderung verschafft. Auch hatte ich

meinen Standventilator am Tag öfters an.

Auch sind jetzt Schulferien – diejenigen,

deren Finanzen es zulassen, können dann

in den Urlaub starten. Nun werde ich wie-

der etwas trinken, und zwar alkoholfrei.

Denn bei der Hitze sollte man viel trinken.

Nun wünsche ich allen Lesern dieser Zei-

tung viel Lesespaß, und bleibt mir alle

gesund und munter, Eure Bodoline Maike.

MAIKES VERKÄUFERTAGEBUCH

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Page 8: bodo September 2013

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Im anderen GartenDer UmweltKulturPark in Dortmund-Barop

08 REPORTAGE | von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

Dem durchschnittlichen Klein- und Hobbygärtner

werden an diesem Ort die Haare zu Berge stehen.

Dessen sind wir uns sicher, als wir einen ersten

Blick über das vor uns liegende Areal schweifen

lassen. Zwar gilt Englischer Rasen lang nicht mehr

überall und jedem als Inbegriff einer mustergül-

tiger Grünflächenpflege, Möhren müssen nicht

soldatengleich allseits in den Rabatten stehen

und ein Salat darf auch mal schießen, ohne dass

die Schande Schrebers Jünger träfe. Hier aber,

auch daran zweifeln wir nicht, veranschlagt ein

gärtnernder Max Mustermann harte Arbeit, wo-

chenlang. Alles, so scheint es, darf wachsen, blü-

hen und gedeihen, wie und wo es will. Ob Nutz-,

Zier- oder Wildgewächs, wir sehen vor uns das

Beet vor lauter Pflanzen nicht.

„Setzt euch erstmal“, hält uns Ulla Riesberg freundlich

davon ab, den üppigen Wildwuchs auf der Stelle nä-

her zu inspizieren. Mit Frau Riesberg, sie gehört zum

Vorstand des Vereins hinter dem UmweltKulturPark,

sind wir auf dem Gelände im Dortmunder Süden ver-

abredet. Sie führt uns zu einem hölzernen Tisch unter

einem reich tragenden Apfelbaum. Boskop, eine alte

Sorte. Auf dem Tisch stehen Schüsseln mit frischem

Obst neben Wasserflaschen und selbstgemachtem Saft.

„Gleich gehen wir durch den Garten, versprochen, aber

vorher gibt es noch ein wenig Theorie“, sagt sie und

überantwortet uns ihrer Kollegin. Von Rebecca Lee er-

fahren wir als Erstes, dass die Philosophie, nach deren

Prinzipien der UmweltKulturPark errichtet wurde, auf

Jahrtausende alten Traditionen fußt, welche vor allem

im asiatischen und südamerikanischen Raum verankert

sind. Mit etwa einhundert Jahren vergleichsweise neu

ist der Name der Methode: Permakultur.

Der Begriff setzt sich zusammen aus den Worten

„permanent“ und „agriculture“, was sich mit „dau-

erhafte Landwirtschaft“ ins Deutsche übersetzen

lässt. Im Jahr 1911 veröffentlichte der amerikani-

sche Agrarwissenschaftler Franklin Hiram King ein

Buch über ursprüngliche asiatische Anbautechniken.

Vermutlich war er es, der dabei den Terminus erst-

mals in der Fachliteratur verwendete. „Ich habe das

Buch gelesen“, schwärmt Frau Lee. „Es ist brillant.

Ich habe es gelesen wie einen Krimi, obwohl es eine

wissenschaftliche Arbeit ist. Bis drei Uhr morgens.

Ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen.“ Sie

zeigt uns eine Grafik, die Permakultur symbolisiert.

Die Illustration vereint Vertrautes aus der westlichen

Hemisphäre mit Zeichen aus der Welt australischer Ur-

einwohner: Wasser, Wolken, Sonne, ein Ei mit Lebens-

baum und eine regenbogenfarbene Schlange, welche

dem Schöpfungsmythos der Aborigines entliehen ist.

In den 1970er Jahren nahmen die australischen

Wissenschaftler Bill Mollison und David Holmgren

Page 9: bodo September 2013

9

09

den Faden auf und begründeten eine weit über rein

landwirtschaftliche Positionen hinausgehende Denk-

weise, von deren Grundsätzen sich mittlerweile zu-

kunftsorientierte Architekten, Stadtplaner und sogar

Softwareentwickler inspirieren lassen. Für sein Buch

„Permaculture One“ erhielt Bill Mollison 1978 den Al-

ternativen Nobelpreis. „Die Philosophie hinter Perma-

kultur ist eine Philosophie, die mit und nicht gegen

die Natur arbeitet, eine Philosophie der fortlaufenden

und überlegten Observation und nicht der fortlaufen-

den und gedankenlosen Aktion“, heißt es bei ihm.

„Daran anknüpfend ist unser Garten kein Garten im

üblichen Sinn, sondern ein Naturgarten“, sagt Frau

Lee. „Im Vordergrund steht nicht die Gewinnmaxi-

mierung durch hohe Erträge, sondern eine dauer-

hafte Landwirtschaft, bei welcher die Vielfalt der

Strukturelemente dafür sorgt, dass das ökologische

System stabil bleibt. Dabei hat jedes einzelne Ele-

ment mehrere Aufgaben zu erfüllen. Zum Beispiel

Beinwell. Mit den Blättern kann man kochen, die

Pflanze hat medizinisches Potenzial, die Blüten

dienen als Bienenweide und Beinwell ist ein ausge-

zeichnetes Mulchmaterial.“

Ein Garten als ökologisch stabiles System? Konse-

quent zu Ende gedacht würde das ja nicht nur bedeu-

ten, auf Düngemittel und Giftstoffe zu verzichten,

sondern sich darüber hinaus auch das lästige Jäten

sparen zu können. „Gifte und Kunstdünger sind tabu“,

bestätigt Frau Riesberg. „Wir arbeiten rein biologisch

und ökologisch. Und was das Jäten betrifft, hat eine

Frau, die hier vor einigen Jahren aktiv war, später

einen Volkshochschulkurs mit dem Titel ,Gärtnern

aus der Hängematte‘ gegeben. Ein paar Leute von

uns fanden das nicht so gut. Es geht nicht darum,

nichts zu tun, es geht darum, möglichst wenig zu tun,

indem man natürliche Kreisläufe berücksichtigt. So

stabilisiert man die Erträge langfristig auf einem aus-

reichend hohen Niveau und hält den Arbeitsaufwand

gering.“ Diesem Relativieren zum Trotz haken wir bei

„Gärtnern aus der Hängematte“ nach. Die Vorstellung

ist zu verlockend. Die richtigen Entscheidungen an

den Anfang gestellt, erfahren wir, regelt sich tatsäch-

lich vieles von allein. Maßgeblich ist das Wissen um

die Zusammenhänge, aus denen sich die anzuwenden-

den Techniken ergeben.

Die beiden Frauen erklären das anhand einer Reihe von

Beispielen: Es gibt Pflanzen, die das Wachstum ihrer

Nachbarn positiv beeinflussen, und andere, welche

Stoffe produzieren können, Schädlinge auf Abstand

zu halten. Wer mit den Eigenschaften seiner Pflan-

zen vertraut ist, kann sie entsprechend kombinieren.

Eine Schicht Pappe als Basis eines neu angelegten

Mulchbeetes nimmt unerwünschten Wildkräutern die

Möglichkeit, sich von unten breit zu machen. Lässt

Page 10: bodo September 2013

10

man einjährige Kräuter bis zur Samenreife stehen,

muss man sie im nächsten Jahr nicht aussäen. Sie

brauchen keinen Gärtner, sondern sorgen selbst für

ihren Fortbestand. Eine kleine Wasserfläche in süd-

licher Richtung vor einem Gewächshaus verdoppelt

durch Reflexion den Lichteinfall und hilft im Winter,

das Innere zu heizen. Ebenfalls nach Süden ausge-

richtete so genannte Sonnenfallen aus im Halbkreis

aufgestellten Steinen speichern tagsüber Wärme,

um sie nach Sonnenuntergang wieder abzustrahlen.

Schützen außerdem höhere robuste Pflanzen das Beet

nach Norden vor kaltem Wind, kommen empfindliche

Kräuter aus dem Mittelmeerraum in unseren Breiten

gut zurecht. Schlüsselloch-Beete verdanken den Na-

men ihrem Grundriss. Ein schmaler Zugang führt zum

Mittelpunkt, um welchen herum die Pflanzen konzen-

trisch wachsen. Kleinwüchsige und häufig zu erntende

mittig, größere und seltener genutzte entsprechend

weiter außen. Ähnlich sektioniert ist ein Permakul-

turgarten insgesamt. In die unmittelbare Nähe eines

Kernbereichs gehört, was täglich gebraucht oder in-

10

tensiver gepflegt werden muss. Es folgt ein Gemüse-

garten mit weniger anspruchsvollen Gewächsen, dann

eine Zone mit Feldern, Obstwiesen und zum Rand hin

tatsächliche Wildnis als Ruhebereich für die Natur, wo

der Mensch nicht mehr einzugreifen hat.

All das erfahren wir, während wir von Rebecca Lee

und Ulla Riesberg durch den UmweltKulturPark ge-

führt werden, der jetzt gar nicht mehr chaotisch

wirkt, sondern wie ein komplexes, in jeder Hinsicht

durchdachtes System, in welchem wir uns ausge-

sprochen wohl fühlen. Letzteres auch, weil wir von

der Permakultur permanent naschen. Kirschen, Sta-

chel- und Johannisbeeren, japanische Weinbeeren,

koreanische Gurken, dreißig verschiedene Tomaten,

vierzig Paprika- und Chilisorten. Außerdem Blätter

und Blüten unzähliger Kräuter und Gewürzpflanzen

in sämtlichen Geschmacksrichtungen von süß über

lakritzig, fruchtig, sauer, herb bis scharf mit allen

Zwischenstufen.

„Das Nette an Kapuzinerkresse ist, dass sie schön ist

und lecker und dabei wie blöde wächst“, sagt Frau

Riesberg und empfiehlt uns, von den großen, leuch-

tend orangeroten Blüten zu probieren: aromatisch

frisch und scharf mit leichter Rettichnote. Wir be-

dauern, nicht zum Kochen hier zu sein, sonst könn-

ten wir die vielen Sorten Kohl versuchen, um uns

anschließend noch ins Reich der Spinatpflanzen zu

begeben. „Baumspinat ist der beste“, sagt Frau Lee.

Was im UmweltKulturPark fehlt, sind klassische Nutz-

tiere wie Geflügel, Schafe oder Schweine. Bei der Grün-

dung in den 1980er Jahren – als erster seiner Art in

Deutschland und als ökologische Ausgleichsfläche für

den Technologiepark der Dortmunder Universität – war

das anders gedacht. Ein Wohnhaus sollte errichtet wer-

den. Es wurde jedoch nicht genehmigt, und weil Tiere

aufmerksamer betreut werden müssen als Pflanzen,

ließ sich deren Haltung nicht realisieren. (wk)

INFO

Wer den UmweltKulturPark näher kennenlernen möch-

te, dem bietet das Herbstfest am Samstag, den 28.

September (11 – 16 Uhr) eine gute Gelegenheit. Der

Park liegt an der Ostenbergstraße, der Katholischen

Studentengemeinde gegenüber, in 44225 Dortmund-

Barop. www.umweltkulturpark.de

Rebecca Lee und Ulla Riesberg nach getaner „Arbeit aus der Hängematte“, während bodo-Autor Wolfgang Kienast

sich an den reifen Kirschen bedienen darf.

Page 11: bodo September 2013

11

Seit 18 Jahren gehören das Straßenmagazin und

seine Verkäufer zum Straßenbild in Bochum, Dort-

mund und Umgebung. Viele haben feste Verkaufs-

plätze und einen eigenen Kundenstamm. Manche

sind schon seit Jahren bei uns, andere nur auf

der Durchreise. Für alle jedoch ist der Verkauf des

Straßenmagazins eine Arbeit, die Halt gibt und

Selbstbewusstsein schafft. bodo stellt regelmäßig

einen Verkäufer vor.

bodo-VerkäuferInnen

11VERKÄUFERGESCHICHTEN | protokolliert von Sebastian Sellhorst| Foto: Daniel Sadrowski

»Ich hoffe jeden Tag, dass nichts kaputt geht.«

Reinhold aus Wattenscheid:

Fünf Mal wurde Reinhold bereits wegen seiner Bandscheibe operiert. Wegen seiner Erkrankung verlor er seinen Job. Nach einer Trennung fing er an zu trinken, machte erfolgreich eine Therapie. Wir haben ihn in Wattenscheid getroffen, wo er uns seine Geschichte erzählt hat.

„Ich bin 1958 in Bochum-Grumme geboren.

Nach der Schule habe ich eine Ausbildung

zum Stuckateur gemacht. Mit 23 hatte ich

dann meine erste Bandscheibenoperation.

Danach hatte ich mit schlimmen Schmer-

zen und dem Gefühl, dass mir meine Beine

nicht mehr gehören, zu kämpfen. Nach der

Operation konnte ich dann zwar erst mal wei-

ter arbeiten. Aber es folgten immer weitere

Operationen. Insgesamt habe ich mich wegen

meiner Bandscheiben fünfmal unters Messer

legen müssen.

Irgendwann war dann auch beruflich nichts

mehr drin. Mit 36 haben mir die Ärzte

gesagt, ich soll aufhören zu arbeiten. Mit 36

in Rente gehen konnte ich mir damals aber

überhaupt nicht vorstellen. Meinen Job als

Stuckateur habe ich wegen der vielen krank-

heitsbedingten Ausfälle verloren, fand dann

aber wieder Arbeit in einer Gesenkschmiede.

Die Arbeit dort hat mir dann den Rest gege-

ben. Mit 48 wurde ich auf Zeit frühverrentet.

Jetzt bin ich 55, bekomme eine Rente, die

aufgestockt wird auf Grundsicherung. Das

reicht zum Leben, aber du musst jeden Tag

beten, dass nichts kaputt geht oder andere

Ausgaben auf einen zukommen.

Ich war früher schon mal bei bodo. Damals

war ich nach der Trennung von meiner Frau

in ein Loch gefallen. Krankheit, Scheidung,

Arbeitslosigkeit, damals kam alles auf einmal

und hat mich umgehauen. Dann hab ich den

Fehler gemacht und Trost im Alkohol gesucht.

Das Dümmste, was man machen kann. Über

einen anderen Verkäufer bin ich damals zum

Straßenmagazin gekommen. Mit Hilfe von

bodo habe ich dann eine Therapie gemacht

und wieder eine Arbeitsstelle gefunden. Jetzt

bin ich Gott sei Dank wieder trocken.

Seit zwei Monaten verkaufe ich jetzt wieder

das Straßenmagazin. Ich war an einem

Punkt, an dem es finanziell einfach nicht

mehr ging. Ich musste Stromkosten nach-

zahlen und konnte das Geld einfach nicht

aufbringen. Irgendwann braucht man ja

auch mal eine neue Hose, und wenn einem

dann noch die Waschmaschine kaputt geht,

dann steht man da und muss sehen, wo man

eine herbekommt.

Im Moment verkaufe ich vielleicht 50 Zei-

tungen im Monat. Es gibt natürlich Zeiten,

da kann ich wegen meinem Rücken gar nicht

verkaufen, und auch an guten Tagen gehen

nur vielleicht zwei bis drei Stunden am

Stück. Länger macht mein Rücken nicht mehr

mit. Der Verkauf bringt mir grade so viel,

dass ich davon meinen Strom bezahlen kann.

So schaff ich es zurzeit immer irgendwie,

über die Runden zu kommen.

Natürlich muss man beim Verkauf auch

schon mal dumme Bemerkungen schlucken:

„Keine Lust zu arbeiten?“ oder „Ihr versauft

doch eh euer Geld!“ – Das sind so Sprüche,

die man sich anhören muss, aber es gibt

zum Glück ja auch die andere Seite. Nette

Leute, die ein bisschen stehen bleiben und

quatschen. Die finden gut, dass man etwas

macht, und haben Verständnis für die Ver-

käufer. Ohne die ginge es nicht.

Große Pläne für die Zukunft habe ich

eigentlich nicht mehr. Mit meinem Hobby,

der Sportfischerei, habe ich irgendwann aus

Geldmangel aufgehört. Ein sehr günstiger Tag

Angeln kostet mit allen Drum und Dran und

allen Scheinen ca. 30 Euro. Die habe ich im

Moment einfach nicht. Mein Traum wäre es,

irgendwann in einem eigenen Wohnwagen im

Grünen zu leben, meine Ruhe zu haben und

mein eigener Herr zu sein. Mal schauen, was

daraus wird.“ (sese)

Page 12: bodo September 2013

12

KULTUR | von Bastian Pütter | Foto: Daniel Sadrowski12 RECHT | von Rechtsanwalt René Boyke

BGH stärkt Mieterrechte:

Renovierungsklauseln oft unwirksam

Zieht ein Mieter aus seiner Wohnung aus, kön-

nen Regelungen über die Renovierung der Woh-

nung für Ärger zwischen Mieter und Vermieter

sorgen. Diese Regelungen können für den Mie-

ter echte Kostenfallen darstellen – wenn sie

denn überhaupt wirksam sind. Nun hat der

Bundesgerichtshof sich wieder mit einer derar-

tigen Renovierungsklausel befasst (Aktenzei-

chen: BGH VIII ZR 285/12).

Im konkreten Fall ging es um sogenannte „Quo-

tenklauseln“ und eine Dame, die nach ihrem

Auszug von ihrem ehemaligen Vermieter aufge-

fordert wurde, Malerarbeiten vorzunehmen. Da

sie sich weigerte, holte dieser – wie im Miet-

vertrag geregelt – einen Kostenvoranschlag für

die Durchführung der Malerarbeiten ein. Da die

im Mietvertrag geregelten Renovierungsfristen

noch nicht erreicht waren, forderte der Vermie-

ter lediglich einen Anteil der angeblich anfal-

lenden Gesamtrenovierungskosten in Höhe von

3.055 Euro netto ein, nämlich 1.055,32 Euro.

Diese Kosten ließ er – wie im Mietvertrag gere-

gelt – durch einen eigenen Kostenvoranschlag

ermitteln.

Genau diese Berechnung hielt der BGH im

konkreten Fall für unwirksam. Er führte aus,

dass die Mietvertragsklausel unwirksam sei,

soweit diese lediglich vorsehe, dass der Anteil

des Mieters an den Gesamtrenovierungskos-

ten allein auf Grundlage eines vom Vermieter

einzuholenden Kostenvoranschlags berechnet

werde. Zum einen sei für den Mieter nicht er-

kennbar, ob der eingeholte Kostenvoranschlag

verbindlich sei oder er diesem widersprechen

bzw. auf seine Billigkeit überprüfen könne.

Zum anderen müsse der Mieter die Klausel so

verstehen, dass von ihm alternativ eingeholte

Kostenvoranschläge unbeachtlich seien.

Der BGH stellte jedoch auch ausdrücklich klar,

dass nur die konkrete Formulierung der Renovie-

rungsklausel dazu führe, dass der Vermieter den

anteiligen Renovierungsbetrag nicht verlangen

könne. Ausdrücklich erklärte der BGH, dass solche

Abgeltungsklauseln grundsätzlich durchaus wirk-

sam in Mietverträgen vereinbart werden könnten

– solange die Klauseln eben auf die berechtigten

Belange des Mieters Rücksicht nehmen. Die Mie-

terin musste im vorliegenden Fall keinen Anteil

an den Renovierungskosten übernehmen. (rb)

www.kanzlei-boyke.de

Auf dem Tisch liegen Briefe, alte Briefe. Die einen abgeschickt und gestempelt in den USA, die anderen in Deutschland. Die ersten mit Hindenburg auf den Briefmarken, die späteren mit Hitlerporträt. Der letzte Brief aus Amerika trägt den Poststempel „Emp-fänger unbekannt“. Zwei Frauen haben sie gefunden, so die Rahmenhandlung, und lesen sie einander vor. Es sind Dokumente einer Freundschaft, die zerbricht.

Der deutsche Jude Max Eisenstein erlebt im

amerikanischen Exil vorerst hilflos, wie sein ins

Deutschland des aufkommenden Nationalsozi-

alismus zurückgekehrter Freund Martin Stück

für Stück die Distanz zur Ideologie der Nazis

einbüßt, bis er ihr schließlich ganz erliegt.

Die Kabarettistin Sabine Henke und die Jour-

nalistin Birgit Rumpel haben auf Grundlage der

Briefnovelle der Amerikanerin Katherine Kress-

mann Taylor eine szenische Lesung inszeniert.

Schon die Rezeptionsgeschichte ist ein eigener

Roman. „Address unknown“ erschien bereits 1938

in der US-Zeitschrift „Story“. Die Werbetexterin

und Journalistin Katherine Kressmann Taylor löste

mit dem Text, der ein Jahr später auch als Buch

erschien, eine breite öffentliche Diskussion aus.

Zu einer Zeit, als die USA ihre Einwanderungsbe-

schränkungen auch für europäische Juden aufrecht

erhielten und das demokratische Europa mit seiner

Appeasement-Politik den gewalttätigen NS-Staat

und seine ersten Okkupationen tolerierte.

Wie Chaplins Großer Diktator (Uraufführung

1940) weiß „Address unknown“ bereits mehr

über den mörderischen Kern der nationalsozia-

listischen Ideologie, als die meisten sich 1938

eingestehen wollten. Mit dem Kriegseintritt

der USA gerät die Briefnovelle unverständli-

cherweise in Vergessenheit. Erst 1995, zum 50.

Jahrestag der Befreiung der Konzentrationsla-

ger, erscheint das Buch in neuer Auflage – und

wird ein weltweiter Erfolg. Die über 90jährige

Kressmann Taylor erlangt völlig unerwartet spä-

ten Ruhm und verbringt ihr letztes Lebensjahr

damit, Autogramme zu schreiben und Interviews

zu geben – glücklich, wie sie sagt.

Heute wird das Buch gefeiert als „Meisterwerk

einer aufs Äußerste verknappten Erzählkunst“

(FAZ). „Ich habe nie auf weniger Seiten ein

größeres Drama gelesen“, schreibt Elke Heiden-

Empfänger unbekanntPremiere am „Zweiten Freitag“

Page 13: bodo September 2013

13

gegen zurück. Und ich kam mir einiger-

maßen bescheuert vor, als ich neulich

bei gefühlt vierzig Grad im Schatten am

Herd stand, um Makrönchen zu backen.

Ich hatte Eiweiß übrig, aber keinen Ap-

petit auf Soufflé. Im Nachhinein aber bin

ich froh, gebacken zu haben. Labkraut-

Mandel-Makrönchen, das würde ich sonst

nicht wissen, sind ein ideales süßwürzi-

ges Naschwerk im Spätsommer.

Streifen Sie zunächst eine Handvoll Blüten

von etwa 20 Blütenständen vom Echten

Labkraut. Schlagen Sie 2 Eiweiß zu einem

steifen Schnee, mengen Sie vorsichtig

die Blüten und jeweils 100g gesiebten

Puderzucker und gemahlene Süßmandeln

unter, setzen Sie die Masse auf Oblaten

und backen Sie die Makrönchen bei 180

Grad für etwa 15 Minuten im vorgeheizten

Ofen. Sollten auch Sie sich über Ihr Tun

wundern, denken Sie an das Ergebnis.

Labkräuter kann man am quirligen Blatt-

stand gut erkennen. Das bekannteste

dürfte Waldmeister sein. Nicht sonder-

lich beliebt ist das Kletten-Labkraut,

weil es diese kleinen, hakeligen Kügel-

chen hervorbringt, die man so schlecht

von den Klamotten kriegt. Unbekannter

sind das weiße Wiesen- und das gelb

blühende Echte Labkraut, obwohl beide

nicht selten sind.

Das Echte Labkraut wächst meist flächen-

deckend auf Böschungen und nicht zu tro-

ckenen Magerwiesen. Die Blätter sind na-

delartig spitz und stehen um einen meist

vierkantigen Stängel. Der Hit sind die

intensiv nach Honig duftenden Blüten.

Echtes Labkraut diente lange Zeit – und

hat seinen Namen bekommen – als Mittel

zur Käseherstellung. Es enthält entspre-

chende Fermente und könnte, wenn es

nach mir ginge, als Alternative zum Käl-

berlab wieder in Mode

kommen. (wk)

wildkraeuter.bodo/33_echtes_labkraut/

Keine gute Nachricht bezüglich Klima-

schutz (Methanemission bei Massentier-

haltung) und Welternährung (Flächenver-

brauch für Futtermittelproduktion): Der

durchschnittliche Fleischkonsum pro Kopf

ist in Deutschland von dreißig Kilogramm

im Jahr 1980 auf aktuell knapp einhun-

dert Kilogramm gestiegen. Und ich fürch-

te, der von den Grünen geforderte Veggie-

Day wird die Situation nicht ändern.

Im Gegenteil. Auf Zwang folgt nicht selten

Trotz. Einen Beleg, dass es den mündigen,

politisch korrekt einkaufenden Verbrau-

cher aber tatsächlich geben könnte, hat

kürzlich das Meinungsforschungsinstitut

YouGov im Rahmen einer repräsentativen

Umfrage geliefert. Etwa neunzig Prozent

der Konsumenten, heißt es da, kaufen

bevorzugt saisonales Obst und Gemüse

und verzichten zum Beispiel auf Erdbee-

ren während der kalten Jahreszeit. Ohne

Zwang. Leider geht aus der Studie nicht

hervor, ob gefragt wurde, was die erklär-

ten Nichtkäufer über den Geschmack von

Wintererdbeeren zu sagen hatten.

Die Sache mit dem antizyklischen Ver-

halten ist sowieso eine merkwürdige.

Der Begriff stammt aus der wirtschafts-

wissenschaftlichen Welt und bezeichnet

ein zeit- oder trendgegenläufiges Agie-

ren. Es gibt tatsächlich einen Antizykli-

schen Aktien Club (AAC), der seine Käufe

streng nach diesem Prinzip tätigt, dabei

aber zugibt, psychologische Barrieren

überwinden zu müssen. Gut, von Proble-

men zu wissen, die ich nicht habe, wie

dem, aus zu viel Geld noch mehr davon

machen zu müssen.

Antizyklisch ist bei mir der Konsum von

Eis, das ich lieber im Winter esse als im

Sommer. Vor Dominosteinen, die jetzt

wieder in die Ausla-

gen gestapelt werden,

scheue ich da-

13WILDE KRÄUTER | von Wolfgang Kienast

reich in ihrem Nachwort. „Dabei ist dieser Text so

dicht, so stimmungsvoll und trotz der vielen Jahre

Abstand alles andere als historisch. Es geht um

eine Freundschaft. Und wir müssen feststellen, wie

der eine sich vollständig verändert“, sagt Birgit

Rumpel. „Das ist nah dran an unserer eigenen

Erfahrungswelt.“ Hier ist es das schleichende Gift

der Propaganda, das den einen infiziert.

„Und was so unter die Haut geht“, sagt Sabine

Henke, „sind die Fragen, die wir uns selbst stellen

müssen: Hätte ich das erkannt? Wäre ich stark und

kritisch genug gewesen? Oder auch: Hätte ich den

Zeitpunkt zu gehen erkannt?“ Fragen, die durch die

verstörende Wendung, die der Text am Ende nimmt,

noch dringlicher werden. „Insofern ist der Stoff

natürlich ganz und gar gegenwärtig“, betont Sabine

Henke. „Wenn wir etwa die Situation der Flüchtlin-

ge in Hellersdorf sehen, stellt er die Frage: Wo wird

noch mitgemacht?“

Beiden ist das Projekt eine Herzensangelegenheit,

wie sie sagen. Elke Heidenreich forderte, dieses

Buch solle Schullektüre werden. Zumindest die

Schulen der Region haben die Chance: Sabine Hen-

ke und Birgit Rumpel haben ihre szenische Lesung

den Dortmunder Schulen angeboten.

Die Premiere findet am 13. September in unserer

Benefiz-Kulturreihe „Zweiter Freitag“ statt. Beginn

am Schwanenwall 36 – 38 ist um 19.30 Uhr, der

Eintritt ist frei. Die aktuellen Buch- und Hörbuch-

ausgaben können erworben werden. (bp)

Page 14: bodo September 2013

14

14 REPORTAGE | von Marcus Preis | Fotos: Daniel Sadrowski

»Ein Ort, wo ich weiß,da kann ich hin«

Das Sprungbrett in Bochum

Von Obdachlosigkeit sind nicht nur Erwachsene betroffen. Traumatische Erlebnisse in den Bio-grafien junger Menschen führen manchmal dazu, dass diese lieber auf der Straße leben als bei ihren Herkunfts- oder Pflegefamilien. Doch wie kann es sein, dass trotz engmaschiger und ge-setzlich vorgeschriebener Jugendhilfeangebote junge Menschen in der Obdachlosigkeit landen?

Page 15: bodo September 2013

15

Um Antworten zu finden, besuchen wir die

Kontakt- und Beratungsstelle „Sprungbrett“

in Bochum. Die Einrichtung direkt hinter dem

Bahnhof versteht sich als niedrigschwellige

Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwach-

sene, die sich in besonderen problematischen

Lebenssituationen befinden und sich an einem

Leben auf der Straße orientieren. In der Kon-

15

taktstelle können sie sich im anonymen Rahmen

aufhalten, bekommen eine Mahlzeit und treffen

auf professionelle Ansprechpartner, mit denen

sie unverbindlich ins Gespräch kommen können.

Hier lernen wir Tabea und Carsten kennen (Na-

men v. d. Redaktion geändert), die uns einen

kleinen Einblick in ihr Leben geben.

Das Sprungbrett ist nicht zu verfehlen, auffallen-

de farbenfrohe Graffiti an der Häuserwand sollen

die Zielgruppe direkt ansprechen. Der Gestal-

tungsstil setzt sich in der großzügigen Örtlich-

keit fort, Wände und Theke sind gleichermaßen

farblich bemalt. Gemütliches Mobiliar im Alu-Look

lädt zum Verweilen ein, um die Ecke lockt ein

Billardtisch. Dipl.-Sozialarbeiter Stefan Schröder

führt uns durch die Räumlichkeiten und legt Wert

auf eine Abgrenzung zu Freizeiteinrichtungen:

„Wir sind nicht dafür zuständig, freizeitstruktu-

rierende Angebote zu machen. Unser Besucher-

kreis im Alter von 14 bis 25 Jahren steckt in be-

sonderen sozialen Schwierigkeiten und multiplen

Problemlagen. Das sind massive Schwierigkeiten

im Elternhaus, Gewalt- oder Missbrauchserfahrung

oder zunehmende Fehlzeiten in der Schule.“

Oft ist das Konfliktpotenzial zu Hause aus unter-

schiedlichen Gründen so hoch, dass ein Zusammen-

leben aus der Sicht der Eltern oder des Jugendli-

chen nicht mehr möglich erscheint.

Beratung im Plauderton

Die Einrichtung der evangelischen Jugendhilfe ist

von Montags bis Freitags von 12 – 15 Uhr geöffnet.

„Unser Ansinnen ist, mit den Heranwachsenden im

unkonventionellen Plauderton im Gespräch zu sein,

ohne sie mit pädagogischen Inhalten zu über-

frachten. Im Laufe der Zeit erzählen die Besucher

immer mehr von sich, was sie bedrückt oder was

gut klappt, was sie für Vorstellungen haben, was

für Wünsche. Wenn wir heraushören, dass eine

gesonderte, individuell angepasste Beratung oder

eine Kontaktaufnahme zu anderen Beratungsstel-

len sinnvoll wäre, besprechen wir das“, erklärt uns

Schröder. Die Arbeit des vierköpfigen Sozialarbei-

terteams basiert auf drei wesentlichen Grundsät-

zen: Alles, was im Beratungsprozess passiert und

welche nächsten Schritte sinnvoll erscheinen, wird

für den Besucher transparent gehalten. Die Ent-

scheidung über die Durchführung dieser Schritte

bleibt bei ihm. Die Jugendlichen sollen entspre-

chend ihrer Altersgruppe lernen, Verantwortung für

ihr Leben zu übernehmen. Ein dritter Grundsatz ist

die Gewährleistung der Anonymität der Besucher.

Inzwischen sind Tabea und Carsten eingetroffen.

Beide kommen seit über zwei Jahren ins Sprung-

brett. In der Bochumer Notschlafstelle „Schlaf

am Zug“ haben sie von der Kontaktstelle erfah-

ren. Tabea ist bereits im Alter von 12 Jahren von

zu Hause ausgezogen. Nach der Trennung ihrer

Eltern lebte sie beim Vater und dessen neuer

∆ Tabea hat diesmal bei einer Freundin über-

nachtet. Mit ihr besucht sie das „Sprungbrett“.

Page 16: bodo September 2013

16

16

Lebensgefährtin: „Als ich sieben war, hat sie an-

gefangen, mich zu schlagen und zu tyrannisieren.“

Die Situation war so unerträglich, dass sie einen

Schulkameraden bat, ihr durch Schläge zusätzli-

che sichtbare blaue Flecke zuzuführen, um auf ihr

Schicksal aufmerksam zu machen und zu erreichen,

endlich von zu Hause weg zu können.

Tabea kam dann zunächst in eine Übergangspflege-

familie, wo sie sich wohl fühlte und auch gerne ge-

blieben wäre. Doch da die Pflegeeltern bereits neben

drei eigenen Kindern zwei weitere Kinder adoptiert

hatten, durfte sie dort nicht bleiben und zog in eine

Mädchenwohngruppe. „Irgendwann hab ich mich mit

der Chefin da nicht mehr verstanden. Es gab nur noch

Stress und Diskussionen. Ich hab mit dem Jugendamt

gesprochen und wurde erst mal beurlaubt.“

Tabea ist nicht mehr in die WG zurückgegangen

und landete bei der Notschlafstelle. Vorüberge-

hend konnte sie bei einer Freundin unterkommen,

doch nun lebt sie seit zwei Jahren auf der Straße.

Die Schule hat sie wenige Wochen vor Abschluss

der 10. Klasse abgebrochen. Es besteht ein

lockerer Kontakt zur Großmutter, die ihr auch hin

und wieder etwas Geld gibt. Während der Zeit in

der Wohngruppe hat sie sich bei ihrer leiblichen

Mutter gemeldet, „aber die hat den Kontakt dann

abgebrochen, weil ich ihr zu viel Mist gebaut

habe, zu anstrengend bin und man mir eh nicht

mehr helfen könnte. Dabei hat die mich nicht

großgezogen und nicht die Scheiße erlebt, die ich

mitmachen musste.“ Einen erneuten Umgang mit

dem Vater möchte sie nicht.

Carsten berichtet uns von massiven Gewalterfah-

rungen, er wurde bereits als kleines Kind verprügelt

und misshandelt, mit blauen Flecken, Zigaretten-

brandnarben und Platzwunden an den Augenbrauen

wurde er mit zweieinhalb Jahren aus der leiblichen

Familie herausgenommen. Nach einem kurzen

Aufenthalt im Kinderheim fand er bei einer Pflege-

familie ein neues Zuhause. Hier lebte er elf Jahre:

„Dann ging es nicht mehr, nur noch Stress, der

Pflegevater ging einem auf den Sack, die Pflege-

mutter fing an ‘rumzustressen, da hatte ich keinen

Bock mehr drauf. Sie haben mich in die Klapse

eingewiesen, ich hätte eine Empathie-Störung

und sei manisch-depressiv.“ Mit seiner damaligen

Freundin kam er ebenfalls zur Notschlafstelle und

dann zum Sprungbrett. „Hier ist ein Ort, wo ich

weiß, da kann ich hin, wenn ich was habe, wird mir

geholfen, das ist wirklich so. Ansonsten verlaufen

die Tage immer gleich: Man hat so seine Stationen,

die man abklappert, Kumpels treffen, am Bahnhof

sitzen – irgendwo klar strukturiert, trotzdem pures

Rumgammeln.“

Die Verlockung, Alkohol und Drogen zu konsu-

mieren, ist groß. Oft werden Tabea und Carsten

von Freunden eingeladen, aber beide sind davon

überzeugt, dass sie nicht abhängig sind und noch

selbst entscheiden können, ob sie was nehmen

wollen oder nicht. Tabea verrät jedoch, sie sei

schon mal für drei Tage wegen des Konsums von

Amphetaminen im Krankenhaus gelandet: „Aber

das ist schon länger her, ich brauche die Dro-

gen nicht, um den Tag zu überstehen.“ Carsten

gesteht: „Es ist fast schon traurig, denn die

Erfahrungen, dich ich mit Drogen gemacht habe,

sind nicht die schlechtesten. Ob ich zwei Tage

eher sterbe oder nicht, ist auch egal.“

Im Sprungbrett sind sowohl der Konsum als auch

der Handel von Drogen nicht erlaubt. Zweimal in

der Woche wird durch einen ehrenamtlich tätigen

Arzt medizinische Beratung angeboten, bei vielen

ist der Krankenversicherungsstatus ungeklärt

und es fehlt eine hausärztliche Anbindung. Die

Einrichtung ist eng eingebunden in das Netzwerk

für Jugendhilfe, der Besucher kann bei Behör-

dengängen Unterstützung bekommen, und es

gibt die Möglichkeit einer juristischen Beratung.

Alle Angebote sind kostenfrei. Im Herbst möchte

Carsten gerne seinen Schulabschluss nachmachen.

Auch Tabea hat diesen Wunsch, doch um das zu

schaffen, möchte sie erst eine eigene kleine Woh-

nung bezogen haben. Auch wie es weitergehen

soll, weiß sie: „Ich möchte gerne Kindergärtnerin

werden.“ (mp)

Page 17: bodo September 2013

17

ANZE

IGEN

…waren die vierzehn Tage meines Betriebsprakti-

kums bei bodo garantiert nicht. Ich muss zwar zuge-

ben, dass ich anderes und – ehrlich gesagt – weniger

erwartet hatte, als ich am Montag, dem 1. Juli und

meinem ersten Arbeitstag, am Hauseingang neben

dem Buchladen schellte. Beispielsweise hätte ich

nicht gedacht, dass ich so vielen verschiedenen Per-

sönlichkeiten begegnen werde, die sowohl in der Re-

daktion als auch in der Buchhandlung miteinander

arbeiten, oder dass ich bei einem echten Interview

dabei sein würde. Meine Erwartungen wurden in die-

ser Hinsicht wirklich übertroffen.

Nicht nur das Interview mit Andreas Horst, dem

Quartiershausmeister des Schleswiger Viertels in der

Nordstadt, sondern auch ein Besuch der Männerüber-

nachtungsstelle in der Unionstraße war ein echtes

Highlight. Außerdem konnte ich bei einer echten Re-

daktionssitzung dabei sein, eigenständig ein Plakat für

eine am Wochenende stattfindende Aktion entwerfen

und dabei mithelfen, die Schaufenster des Buchladens

zu dekorieren.

Natürlich gab es wie bei beinahe jedem Beruf auch ein

wenig Eintönigkeit. Ein Beispiel dafür wäre das Sor-

tieren und Archivieren von anderen Zeitungen und

Straßenmagazinen und das anschließende Erstellen

von Pressespiegeln, indem ich nach bestimmten Such-

begriffen in den Artikeln (wie beispielsweise „Sozia-

les“ oder „Nordmarkt“) Ausschau hielt und diese dann

ausschnitt. Obwohl – eigentlich war es ganz interes-

sant, die Texte durchzulesen und zu erfahren, worüber

andere denn so schreiben. Irgendwie habe ich dabei

automatisch darauf geachtet, auf welche Art und Weise

die Texte geschrieben wurden oder welche Wortwahl

benutzt wurde. Ob das wohl automatisch so ist, wenn

man in einer Redaktion arbeitet?

Wenn ich gefragt werden würde, was das Schönste an

meinem Praktikum bei bodo war, würde ich ganz klar

die Tatsache nennen, dass kein einziger Tag gleich war.

Jeder einzelne Tag war anders und abwechselungsreich

strukturiert. Wenn ich morgens um neun Uhr erschien,

wusste ich nie, was genau ich jetzt eigentlich zu tun

bekam und welche Aufgaben und Gelegenheiten auf

mich warteten. Nur in einer Sache konnte ich mir im-

mer sicher sein: dass es mit Sicherheit genauso span-

nend sein würde wie am Vortag. (Alicia Reimann)

Die schlimmsten zwei Wochen meines Lebens…

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PRAKTIKUM | von Alicia Reimann

Page 18: bodo September 2013

18

Danke für die Stille

Es ist an der Zeit, Edward Snowden auch mal

für etwas ganz anderes zu danken. Snow-

dens Enthüllungen über die Überwachung

der westlichen Demokratien, die sich nicht

einmal Orwell hätte träumen lassen, über

die „Einbindung“ von Email-Providern,

Softwarekonzernen und „befreundeten

Diensten“ in ein geradezu apokalyptisches

Netz des Rechtsbruchs stoßen in Deutsch-

land zwar auf allgemeines Desinteresse des

Wahlvolks, sie haben aber zwei Dinge er-

reicht: Erstens beschäftigen sie Journalis-

ten, und das ist in Sommerlochzeiten nicht

wenig, und zweitens haben sie den Innen-

politikern im Wahlkampf dicke Striche durch

die Agenda gemacht.

Und vor dieser Agenda konnte man Angst

haben. Der CSU-Innenminister, traditionell

Mann für‘s Grobe, hatte bereits im Juni er-

klärt, wohin die Reise gehen sollte – mit

einem angekündigten Rechtsbruch: EU-

Bürger aus Rumänien und Bulgarien, die zu

Unrecht Sozialleistungen beantragten, wol-

le er „aufgreifen und ohne großes Federle-

sen wieder rausschmeißen“. Das wäre zwar

illegal, sollte aber nur der Auftakt zu einer

Kampagne sein, die ihm durch Edward Snow-

den aus der Hand genommen wurde. Statt-

dessen musste er in die USA und Gespräche

simulieren und grundgesetzwidrig ein „Su-

pergrundrecht Sicherheit“ behaupten.

Auch die anderen seltsamerweise immer

„Innenexperten“ genannten Scharfmacher

der Regierung tauchten weg. Die SPD war

mit sich und der eigenen Beteiligung an

den Verträgen über das „Absaugen“ (Stein-

brück) von Daten genug beschäftigt und

kein Sarrazin war in Sicht. Und so gab es

tatsächlich fast acht Wochen Stille, bis

Ende August die Friedrichs und Bosbachs

ihre Truppen gesammelt hatten, um zum

Jahrestag der Pogrome von Lichtenhagen

wieder gegen die allerschwächste Gruppe

im Land zu schießen, die Flüchtlinge.

Gut, auch sonst ist nicht viel gewonnen,

denn vor dem Fall der Arbeitsmarktbe-

schränkung für Rumänen und Bulgaren am

1. Januar werden wir sicher neue Höhepunk-

te des Schürens von Angst und Fremdenhass

erleben – aber diese acht Wochen, die waren

ganz gut. Danke, Edward Snowden. (bp)

NEWS | von Bastian Pütter18 DER KOMMENTAR | von Bastian Pütter

Eskalation in Duisburg

Die Situation im zumeist von Roma

bewohnten Duisburger Wohnblock

„In den Peschen 3-5“ eskaliert wei-

ter. Eine große Zahl Neuzuwanderer

lebt dort, einige von ihnen werden

mit Eigentumsdelikten in Verbin-

dung gebracht, Anwohner beschwe-

ren sich über Lärm und Müll.

Nach expliziten Mord- und Brand-

stiftungsdrohungen, rassistischen

Graffiti und Übergriffen, hat eine

Unterstützergruppe eine regelmäßi-

ge Nachtwache zum Schutz der Be-

wohner eingerichtet. Im Anschluss

an eine Bürgerversammlung Ende

August kam es zu gewalttätigen Aus-

einandersetzungen. Nach offizieller

Version sollen Personen aus dem Um-

feld der Nachtwache TeilnehmerIn-

nen der Versammlung angegriffen

haben. Verschiedene Gruppen wi-

dersprechen dieser Darstellung. Die

Polizei stürmte darauf das Wohnhaus

und nahm mehrere Menschen fest.

Polizeilicher Schutz für die Bewoh-

ner ist vorerst nicht zu erwarten.

Der Duisburger Polizeisprecher Ra-

mon van der Maat sagte der taz,

nur wenige Roma seien integrati-

onswillig. „Die anderen kommen

mit unserer Gesellschaft nicht klar.

Die müssen weg.“

SKOTTS SEITENHIEB

Flüchtlinge in Hellersdorf Gegen die Unterbringung von

Flüchtlingen im Berliner Stadtteil

Hellersdorf finden seit Juli zum

Teil offen rassistische Proteste

statt. Bundesinnenminister Hans-

Peter Friedrich (CSU) äußerte sich

besorgt um das Ansehen Deutsch-

lands in der Welt. „Deutschland ist

eines der beliebtesten Länder der

Welt“, sagte Friedrich der Rheini-

schen Post. „Wir dürfen nicht zu-

lassen, dass dieses positive Bild

zerstört wird. Neonazis schaden

unserem Vaterland.“

Im Gegenzug erklärte der Grünen-

Parlamentsgeschäftsführer Volker

Beck, die „rassistischen Proteste vor

Flüchtlingsheimen sind die Geister,

die Friedrich mit seiner Panikmache

und Hetze gegen Roma und Asyl-

bewerber rief“. Auch die Flücht-

lingsorganisation Pro Asyl warnte

vor einer „rassistisch aufgeladenen

Debatte auf dem Rücken von Schutz-

suchenden“. Der Gewaltforscher

Wilhelm Heitmeyer beobachtet ein

wiederkehrendes Muster der Diskri-

minierung ganzer Gruppen. Das trete

bildungsunabhängig auf und betref-

fe auch Behinderte oder Obdachlose.

In der Asyldebatte befeuere die Poli-

tik diese Stimmung.

NSU-Ausschuss berichtet

In einem mehr als 1.000 Seiten um-

fassenden Abschlussbericht kommt

der Untersuchungsausschuss zum

Rechtsterrorismus des NSU zu einem

vernichtenden Urteil. Alle Fraktio-

nen einigten sich auf einen Text, der

in großer Deutlichkeit von einem „bis

dahin nicht vorstellbaren Versagen“

und von „massiven Versäumnissen,

Fehlleistungen und Fehleinschätzun-

gen der deutschen Strafverfolgungs-

und Sicherheitsbehörden“ spricht.

Die Täter verübten unerkannt von

1998 bis 2011 zehn Morde, mindes-

tens zwei Bombenanschläge und 15

Raubüberfälle. Der Bericht beschreibt

eine Fülle von Ermittlungspannen, ein

„Gegeneinander der Behörden“ und

die vielfache Nichtweitergabe von

Informationen. Das Bundesamt für

Verfassungsschutz habe den Rechts-

terrorismus verharmlost und „unbe-

streitbar versagt“.

Scharf kritisiert der Bericht die Er-

mittlungsarbeit der Polizeibehör-

den und des BKA zu den Morden an

türkisch- und griechischstämmigen

Männern. Die Angehörigen der Opfer

hätten „zum Teil jahrelang selbst im

Fokus von Ermittlungen“ gestanden

„und wurden zu Unrecht verdächtigt“.

Page 19: bodo September 2013

19

Wenn am 22.September Bundestagswahl ist, bin ich nicht dabei. Ich werde bis dahin politischentschlafen sein, wenn das so weiter geht. Kaum komme ich aus dem Urlaub zurück, und selbstda bin ich heutzutage nicht nachrichtenlos, wird wochenlang über schnitzelfreie Tage berichtetund über ein Stellwerk in Mainz gestritten. Deshalb gibt es nur eine Rettung. Ich muss nochheute meine Briefwahlunterlagen ordern.

Und dann wähle ich, was ich immer (na gut: eigentlich immer) wähle. Und ich wehre michdamit nur gegen die Dornröschen-Politik der Bundeskanzlerin, die heute soaussitzt und wegschwafelt, wie es Kohl nur in Sternstunden konnte.

Mehr Kohl war nie, und es wundert mich, dass die Kabarettkollegennoch nicht auf den Spitznamen Angela Merkohl verfallen sind. Das istdas Problem der Opposition, um nicht zu sagen der SPD-Kanzlerkandidaten. Sie wollen was. Und das kann tödlich sein in derheutigen Bundesrepublik. Denn offensichtlich will der Wähler auchwas, nämlich vor allem seine Ruhe. Das passt jetzt so gut nichtzusammen.

Über eine politische Bilanz der Regierung redet gerade noch FriedrichKüppersbusch in seiner Exotensendung im dritten Programm, und daschneidet Schwarzgelb so toll dann nicht ab. Ich erinnere nur mal andie FDP-Hotelsteuer und das Raus und Rein beim Atomausstieg.

Aber, ach, was soll das Lamentieren. In Bayern kannst du alsPolitiker Bürger in die Irrenanstalt sperren und als Abgeordneterdeine minderjährigen Kinder auf Staatskosten alsComputerexperten beschäftigen, das Volk lohnt es dir mitAussicht auf eine absolute Mehrheit. Die Sozis an Rhein undRuhr, da bin ich sicher, bekämen in solchen Fällen ordentlichwas auf die Ömme, um mal folkloristisch zu sprechen. A pro-pos Folklore. Allein aus Gründen dieser, also der Folklore,sollten wir stolz immer rot wählen. Inhalte spielen dochkeine Rolle mehr. Das Wirr entscheidet.

Martin Kaysh (Geierabend)schreibt jeden Monat in

bodo für die AWO.

1Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt

Unterbezirk DortmundKlosterstraße 8-1044135 Dortmund0231- 99 340

Unterbezirk Ruhr-MitteBleichstr. 8 44787 Bochum0234- 96 47 70

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Der „GEIERABEND“am Samstag, 14. September 2013 ab 19.00 Uhr auf dem Markt in SOEST beim AWO Familienfest

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Page 20: bodo September 2013

20

20 KINOTIPP | von endstation.kinoNETZWELT | von Frederik Gremler

www.mundraub.org

Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein

Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:

Eine Obst-Landkarte Deutschlands – das ist vielleicht eine treffende Beschrei-

bung der Website mundraub.org. Dort können Benutzer seit 2010 öffentlich

zugängliche Obstbäume, Sträucher und Kräuter finden. Andere Nutzer tragen ihre

Fundorte ein.

Um die 20.000 Seitenaufrufe verzeichnet die Plattform täglich. Im Raum Dort-

mund/Bochum finden sich über 160 Einträge. Farbige Fruchtsymbole markieren

Fundorte auf einer interaktiven Karte, ergänzt um Kommentare und Informati-

onen zur Frucht. Diese Informationen reichen vom Aussehen über die Erntezeit

bis hin zur Herkunft. In den Kommentaren gibt es dann spezifische Infos zum

Fundort. Dort warnen Nutzer zum Beispiel, dass Bäume krank sind und wenige

Früchte tragen oder sie regen zur Korrektur des Eintrags an. Zum Eintragen ist

eine Registrierung erforderlich. So zählt Mundraub 8.000 registrierte Mitglieder.

Ein bisschen wie Facebook können sie die Plattform benutzen: Über Nachrichten

und Kommentare können sie kommunizieren.

Aber beim Digitalen macht Mundraub nicht Halt. Die großen, öffentlichen

Obstbaumbestände Deutschlands sind bedroht – vom Absterben aufgrund von

schlechter oder unsachgemäßer Pflege oder der Rodung aus Sicherheitsgründen,

zum Beispiel an Straßen. „Ich glaube, dass es viele gibt, die sich einbringen

wollen“, erklärt Konstantin Schroth, zuständig für die sogenannten „Mundraub-

regionen“. Es geht darum, „die Öffentlichkeit zu sensibilisieren“ – und zu mobili-

sieren. Da liegt die Motivation für Mundraub.

Seit kurzem läuft das Pilotprojekt „Mundraubregion Hasetal“ in Niedersachsen.

Entlang eines Fahrradweges sollen ehrenamtliche Baumpaten Tausende Obst-

bäume pflegen. Mittlerweile sind alle auf mundraub.org eingetragen. Auch ein

80-seitiges Handbuch mit Informationen zu Pflege,

Ernte, Verarbeitung und Pflanzung haben die Mitarbei-

ter von Mundraub verfasst. Ob Konstantin auch selber

noch pflückt? „Ja, am Wochenende zum Beispiel bin

ich wieder draußen!“ Warum? „Im Supermarkt gibt es

sechs mehr oder weniger gleich schmeckende Äpfel“ –

draußen sei die Vielfalt wesentlich größer. Und die soll

erhalten werden. (Frederik Gremler)

Konstantin Schroth

endstation.kino & bodo präsentieren:Der Glanz des Tages

Der Film von Tizza Covi und Rainer Frimmel

(La Pivellina) ist ein Experiment. Walter

(Walter Saabel) und Philipp (Philipp Hoch-

mair) nehmen zwar Rollen ein, spiegeln aber

gleichzeitig auch ihr eigenes Leben wieder.

Philipp Hochmair ist ein junger erfolgrei-

cher Schauspieler mit Engagements an den

großen Bühnen in Wien und Hamburg. Sein

Leben ist vom Einstudieren neuer Texte,

von Proben und Aufführungen bestimmt.

Dadurch verliert er immer mehr den Bezug

zur Realität des Alltags. Als er auf den va-

gabundierenden Walter trifft, zu dem er eine

ambivalente Freundschaft aufbaut, und mit

dem Schicksal seines Nachbarn Viktor kon-

frontiert wird, wird er daran erinnert, dass

das Leben keine Bühne ist.

Hauptdarsteller Philipp Hochmair ist ein

vielbeschäftigter Schauspieler, der an Büh-

nen von Hamburg über Berlin bis Wien zu

Hause ist. Tizza Covi und Rainer Frimmel be-

gleiten ihn fast dokumentarisch auf seinem

getriebenen Weg und verwickeln ihn in aber-

witzige, größtenteils improvisierte Dialoge

mit Walter Saabel, der seinen kauzigen Onkel

spielt. Ein Spielfilm mit Tempo und Witz, der

immer an der Grenze zum Dokumentarischen

chargiert.

Do. 26.08. bis Mi. 02.10. um 21 Uhr

(außer sonntags)

Endstation Kino im Bahnhof Langendreer

Wallbaumweg 108, 44894 Bochum

Telefon 0234 – 68 71 620

www.endstation-kino.de

Page 21: bodo September 2013

21

21

Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen zu gewinnen.Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff „bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an:

[email protected] schicken Sie uns eine frankierte Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an:

bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund

Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren. Alle Gewinner

werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin.

Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 25.09.2013

14. – 15.09. | Design Gipfel | depot, Dortmund | 3 x 2 Karten

22.09. | Der Bau | Theater im depot, Dortmund | 3 x 2 Karten

23.09. | Urban Cone | FZW, Dortmund | 2 x 2 Karten

26.08. – 02.10. | Der Glanz des Tages | endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten

27.09. | Gernot Voltz ist Herr Heuser vom Finanzamt | Zauberkasten, Bochum | 3 x 2 Karten

28.09. | DEW21-Museumsnacht | City, Dortmund | 3 x 2 Kombitickets

30.09. | Käptn Peng und die Tentakel von Delphi | Bahnhof Langendreer, Bochum | 3 x 2 Karten

Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!

13. Dortmunder DEW21-Museumsnacht

Kultur satt: Rund 600 Programmpunkte an 60 Veranstaltungsorten und zahlreichen

öffentlichen Plätzen in Dortmund

Samstag, 28. September ab 16 Uhr

bodo verlost 3 x 2 Kombitickets (VRR & Eintritt)

VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2013 | VERLOSUNGEN zusammengestellt von Petra von Randow

Page 22: bodo September 2013

22

den auf der Bühne stehen. „Keine Platte“, „Keine Band“,

„Richtig geht anders!“, „Alle falsch dosiert!“ lauten die

programmatischen Parolen, wenn Fräulein Nina das Zepter

in die Hand nimmt. Nach 7 Jahren Kleinkunst rechnet die

Dame mit einem Herz für Chansons und große Gesten mit

dem „Showbösness“ ab. Wer, wie Tommy Finke, bereits mit

sieben Jahren seinen ersten Tinnitus bekommt, der muss

entweder in einer äußerst lärmbelasteten Umgebung

aufwachsen oder gnadenlos der Musik verfallen sein. Für

Tommy Finke trifft letzteres zu, und er nimmt das Fiepen

in seinem Ohr gelassen als Kainsmal seiner Berufung hin.

Denn eines war schon recht früh klar in seinem Leben: Nur

mit Musik gibt es ein besseres Morgen.

Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr

FR 06 | 09 | 13

Open Air Festival | Grenzfrei

Am ersten Wochenende im September präsentiert die

Werkstadt in Kooperation mit der antirassistischen

Gruppe Grenzfrei Witten zwei Tage feine Live-Musik

sowie kostengünstige Verpflegung und eine Menge an

Informationsmöglichkeiten rund um die Themen Rassis-

mus, Antisemitismus, Sexismus und Homophobie. Das

zweitägige Festival wird sowohl Open-Air-Gigs als auch

Konzerte in den Räumlichkeiten der Werkstadt beinhal-

ten. Am Freitag spielen ab 17 Uhr „Feine Sahne Fischfi-

let“, „MondoMaschupSoundsystem“, „Betrayers of Baby-

lon“, „Los Placebos“, „100 Blumen“ und „Feuerwasser“.

Am Samstag geht es ab 15 Uhr weiter mit „SBK Base-

ment“, „Umse“, „Mess & Kareem“, “ Sømerset“, „We had

a deal“, „JaMal, Dschinn, AkzentOne, Anna“, „I.Dot“ und

„Tesq“. Der Eintritt ist frei. Die Gruppe Grenzfrei Witten

bittet allerdings um Spenden, mit denen sie Flüchtlinge

in Europa unterstützen können.

Werkstadt, Witten (auch Sa. 7.9.)

Musikfest | Bochumer Musiksommer

Mehr als 90 Konzerte auf fünf Bühnen, dazu eine Open-

Air-Tanzfläche, ein Winzerfest, ein Euromarché, eine

Urlaubsmesse und Fashionshows: das sind einige der

Zutaten für den 7. Bochumer Musiksommer, der von Frei-

tag bis Sonntag in der Bochumer City stattfindet. Als

Top-Acts hat die Bochum Marketing GmbH u.a. DJ ATB,

Laith Al-Deen und Roman Lob buchen können. Freunde

der elektronischen Tanzmusik werden sich besonders auf

den „Bochumer Jung“ mit dem Kürzel ATB alias André

Tanneberger freuen, der wieder mit einem exquisiten

Dance-Mix einlaufen wird. Zum Geheimtipp für Tanztee-

freunde und sportive Beinschwinger hat sich der Kirch-

hof entwickelt. Idyllisch eingefasst zwischen Kirchen-

fassade, Baumbestand und Häuserwänden offeriert der

Musiksommer-Tanzboden perfekte Bedingungen für ent-

spannten Open-Air-Tanzsport. Alles wie immer umsonst

und draußen. Aktuelle Infos und das komplette Pro-

gramm gibt es unter: www.bochumer-musiksommer.de.

City, Bochum (auch Sa. 7.9. & So. 8.9.)

Messe | Fair Trade & Friends

Die kollektive Nutzung von Ressourcen und persönlichen

Gegenständen trifft den Nerv unserer Zeit und gehört ge-

nauso zu einem nachhaltigen Lebensstil wie der faire Han-

del. Die Fair Trade & Friends 2013 bietet Ausstellern eine

internationale Plattform, um dieser Entwicklung gerecht

zu werden, und präsentiert neben dem klassischen fairen

Handel auch andere Ansätze eines ökologisch und sozial

verantwortlichen Konsums. Die Nachfrage nach Produkten

aus recycelten Materialien steigt stetig weiter an. Neben

den Schwerpunkten Textilien, Lebensmittel, Accessoires,

Schmuck, Kunsthandwerk, Haushaltswaren, faires Geld

und sozialgerechter Tourismus bietet die FAIR 2013 ein

erweitertes Angebot um die Bereiche Recycling/Upcyc-

ling sowie gemeinschaftlichen Konsum.

Westfalenhallen, Dortmund,

(auch Sa. 7.9. & So. 8.9. jeweils ab 10 Uhr)

Konzert | Die Prinzen

Keine deutsche Pop-Band ist so prädestiniert wie die

„Prinzen“, sich der Herausforderung von Popkonzerten

in Kirchen zu stellen. Durch ihre Ausbildung im Leipziger

Thomanerchor und dem Dresdner Kreuzchor ist das Singen

in Kirchen für die „Prinzen“ kein Experiment, sondern die

logische Fortführung einer Tradition. In den letzten Jahren

haben die Prinzen wiederholt in Kirchen gastiert. Von den

Kirchengemeinden wurden die Konzerte durchweg sehr po-

sitiv aufgenommen, da durch die Konzerte auch neues Pu-

blikum den Weg in die Kirche gefunden hat. Die Zuschauer

erwartet im neuen Programm neben allen großen Hits der

„Prinzen“ im Akustik-Gewand auch bisher noch nicht darge-

botenes Repertoire von „Prinzen-CDs“ und als Reminiszenz

an die bereits erwähnte Zeit in den Knabenchören oft auch

mindestens ein klassisches, sakrales Werk.

Pauluskirche, Dortmund, 20 Uhr

Theater | Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)

Hamlet, Romeo und Julia, King Lear oder nur Ein Som-

mernachtstraum? Othello, Titus Andronicus oder ledig-

lich Viel Lärm um Nichts? Shakespeares sämtliche Werke

in nur zwei Stunden? Das geht nicht? Doch, das geht.

Unter der Regie von Günter „Ganter“ Rückert schlüpfen

Kai Bettermann, Hans Peter Krüger und Bianka Lammert

in über 40 Rollen und machen alles möglich.

Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr

(auch 7.9., 20 Uhr & 8.9., 18 Uhr)

01 | 09 | 13 Zeltfestival Ruhr: Deichkind 03 | 08 | 13 Ekamina wird 13 – Tommy Finke

22 VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2013

SO 01 | 09 | 13

Musik | Zeltfestival Ruhr: Deichkind

Deichkind haben ihre Show „neu konzipiert“. Aber

Achtung! Hinter dieser harmlosen Formulierung

verbirgt sich ein ungeheuerlicher Vorgang. Es ist kaum

vorstellbar, was über die Besucher eines Deichkind-

Konzertes hereinbrechen wird. Worte können das kaum

beschreiben, lediglich eine Ahnung vermitteln. Schein-

bar trotzt die Bühne, von den zahlreichen Podesten über

die Requisiten bis zur gesamten Kulisse, allen Gesetzen

der Physik. Sämtliche Objekte scheinen ständig in Be-

wegung zu sein, Farben verändern sich, nichts erscheint

wie noch Sekunden zuvor. Und wenn dann noch Krawall

und Remmi Demmi über die Fans hereinbrechen, wird ga-

rantiert kein Fuß mehr den Boden berühren.

Kemnader See, Bochum, 19 Uhr

MO 02 | 09 | 13

Konzert | Vic Ruggiero

Am bekanntesten ist Vic Ruggiero wohl als Kopf, Sänger,

Organist und Gründer der New Yorker Ska- und Rockstea-

dy-Legende „The Slackers“. Auch sein Solo-Projekt zählt

mittlerweile mehrere Studio-Alben sowie eine unüber-

schaubare Anzahl an Bootlegs und Eigenproduktionen.

Vic Ruggieros Sound ist inspiriert vom Rock’n’Roll der

50er, Blues und Punk-Rock. Die Lyrics erzählen – oft

ironisch – von der urbanen Apokalypse, politischer Frus-

tration, Paranoia, Romantik und Einsamkeit – immer ge-

tragen von der markant-tiefen Stimme und dem schnod-

derigen Gesang des Entertainers.

subrosa, Dortmund, 19.30 Uhr

Konzert | Guaia Guaia

Guaia Guaia sind ein für heutige, hiesige Verhältnisse

außergewöhnliches Projekt. Mit Big Beats, Posaune,

Synthesizer Sounds und unglaublicher Musikalität zie-

hen sie aus dem kleinbürgerlichen Neubrandenburg hin-

aus auf die Straßen dieser Welt und machen genau dort

Musik. In Zeiten von Burn-Out, latenter Überforderung

gepaart mit wachsender Diskrepanz zwischen Oben und

Unten, versuchen die beiden genau das Lebensgefühl

herzustellen, von dem wahrscheinlich die meisten Mu-

sikschaffenden, die Turnschuhtragenden New Economy

People, die so genannten Kreativen mal geträumt haben:

frei zu sein! Wie lange sie das durchhalten, ihr Leben auf

der Straße, sei dahingestellt. Elias Gottstein und Luis

Zielke möchten das jetzt machen und können sich auch

jetzt erst mal nichts anderes vorstellen.

FZW, Dortmund, 20.30 Uhr

DI 03 | 09 | 13

Lesung und Konzert | Ekamina wird 13!

Ekamina ist bereit für ein neues Jahr und sowieso bereit

für die Geburtstagssause, bei der sich Fräulein Nina und

Tommy Finke mit einem gemeinsamen Programm einfin-

den werden. Und auch der elektrische Kamin ist endlich

wieder repariert und wird am 3. September neben den bei-

Page 23: bodo September 2013

23

SA 07 | 09 | 13

Vortrag | Fukushima – Was haben wir daraus gelernt?

Die Reaktorkatastrophe in Fukushima 2011 hat sowohl

Japan als auch die Bundesrepublik Deutschland zu einem

Ausstieg aus der Atomenergie bewegt. Jürgen Döschner,

Energieexperte des WDR-Hörfunks, ist ein renommierter

Kenner der japanischen und der deutschen Energiepolitik.

Mehrfach besuchte er Fukushima und berichtet im Fernse-

hen und im Rundfunk laufend über die energiepolitischen

Konsequenzen in Deutschland und Japan. Er wird die

Folgen des Reaktorunfalls darstellen sowie über energie-

politische Alternativen zur Atomenergie informieren. Die

Deutsch-Japanische Gesellschaft bittet um Spenden für

das Projekt „Hilfe für Japan“. Der Eintritt ist frei.

Auslandsgesellschaft NRW e.V., Dortmund, 16 Uhr

Ausstellung | Rechtsextreme Gewalt in Deutschland

Die Ausstellung mit Arbeiten des amerikanischen Fo-

tografen Sean Gallup setzt sich mit rechtsextremen

Gewalttaten in Deutschland auseinander. Es werden

Porträts von Opfern sowie von aktiven Neonazis und

Aussteigern gezeigt und deren Lebensläufe vorgestellt.

Zwei Jahre bereiste Sean Gallup alte und neue Bundes-

länder und dokumentierte rechtsextreme Gewalt als ge-

samtdeutsches Phänomen. Es geht nicht nur darum, die

Bösartigkeit in der Gesellschaft aufzuspüren, sondern

auch darum, Auswege aus der Gewalt zu finden. Es geht

um die Ermutigung zur Zivilcourage und zu zivilbürgerli-

chem Engagement. Gallups Fotografien beziehen uns ein

als Teil der Gesellschaft und als politisches Subjekt. Sie

stellen Fragen: Warum hassen Menschen, und was bringt

sie dazu, andere schwer zu verletzen oder gar töten zu

wollen. www.museendortmund.de/mkk.

Museum für Kunst und Kulturgeschichte, DO (bis 27.10.)

Party | Cosmotopias Wilde 13

Unter dem Motto „Cosmotopias Wilde 13“ zelebriert die

Party-Crew in ihrem neuen Zuhause, der Dortmunder

Großmarktschänke, eine große Geburtstags-Sause. An

den Plattentellern sorgen die langjährigen Resident-

DJanes von Funktronix und DJ Martini mit viel Charme

und einer Menge Groove für einen wilden Teppich-

tanz mit 60s Soul, Funky Disco und Beat & Swing. Als

Special-Guest gibt sich Rare-Groove-Ikone Frank Popp

(„Hip Teens“) die Ehre, der schon lange vor seinen

Charterfolgen regelmäßig im stylischen 60ties Wohn-

zimmer des Cosmotopia zu Gast war. Draußen auf den

grünen Wiesen kann Frischluft geschnappt und eben-

falls ordentlich abgefeiert werden, zudem wird noch

der Grill angeschmissen.

Großmarktschänke, Dortmund, 21 Uhr

DI 10 | 09 | 13

Vortrag | Oskar und Emilie Schindler

Die Autorin Prof. Erika Rosenberg berichtet über „Zivil-

courage und Mut“ und wie Emilie und Oskar Schindler

1.200 Menschen vor der Gaskammer retteten. 2.000

Tage lang hat das tapfere Ehepaar sein Leben riskiert

und seine Arbeiter in der Emailwarenfabrik vor der

Gewalt der Nazis geschützt. Doch ohne mutige Hel-

fer wären sie erfolglos geblieben. Dass sie während

der Rettungsbemühungen mit zahlreichen Gegnern

konfrontiert waren, scheint selbstverständlich. Ver-

wundern muss es hingegen, dass sie nach dem Krieg

auf vielfältigen Widerstand stießen. Frau Prof. Erika

Rosenberg ist als Tochter von nach Argentinien geflo-

henen Juden, als Freundin und Vertraute von E. Schind-

ler und als Biografin von Oskar und Emilie Schindler in

mehrfacher Weise Zeitzeugin der zweiten Generation.

Sie liest aus ihrer Trilogie. Der Eintritt ist frei.

Volkshochschule, Dortmund, 19 Uhr

06 – 07 | 09 | 13 Grenzfrei: Feine Sahne Fischfilet 06 – 08 | 09 | 13 Fair Trade & Friends06 – 08 | 09 | 13 Bochumer Musiksommer: Roman Lob

MI 11 | 09 | 13

Konzert | Sea & Air

In hohen Tönen von den Kritikern gelobt, bescherte dem

verheirateten Künstlerduo Sea & Air ihr Debut-Album

„My Heart’s Sick Chord“ eine schnell wachsende Fange-

meinde. Anspruchsvoller Indie-Pop gespielt auf Bass,

Schlagzeug und Cembalo, einem Instrument, das seit

den Hochzeiten von Johann Sebastian Bach komplett

aus der Popmusik verschwunden ist. Live wirkt das Gan-

ze wie eine gut inszenierte Theateraufführung, die das

Konzerterlebnis unvergesslich macht.

FZW, Dortmund, 19.30 Uhr

FR 13 | 09 | 13

Konzert | Roland Heinrich

Der Wahl-Berliner aus Mülheim hat in den vergangenen

Jahren mit diversen Produktionen und Live-Auftritten von

sich Reden gemacht. Als Gitarrist und Mundharmonika-

Genau meine

Erfrischung

Unser Wasser.

www.dew21.de

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Page 24: bodo September 2013

24

Spieler von Ed Csupkay ging er 2007 im Vorprogramm

von Element of Crime auf Tour und wurde danach von

Leander Haußmann eingeladen, beim Soundtrack

zum Dylan-inspirierten Film „Robert Zimmermann

wundert sich über die Liebe“ mitzuwirken. Darüber

hinaus war er als Schauspieler und musikalischer Leiter

des Johnny-Cash-Theatermusicals „The Man in Black“ er-

folgreich. Er bringt eigene Songs und Coverversionen in

Sachen Country und Western auf die Bühne. Das Beson-

dere: Roland singt in deutscher Sprache. Und selbst wenn

die Charaktere seiner Lieder oft in ihr Bier heulen, gibt es

live humorvolle Bühnenmoderation mit Augenzwinkern.

subrosa, Dortmund, 20 Uhr

Theater | 100 Wege dem Schicksal die Show zu stehlen

Herzlich willkommen auf der Showtreppe hinauf zum

Entertainment des 21. Jahrhunderts: sechs Menschen

auf der Suche nach Glück, gefangen in den Zyklen des

Lebens. Aufstehen und schlafen legen, essen und zur

Toilette gehen, Fernseher an und Fernseher aus, Liebe

verlieren und finden, sterben und geboren werden. Eine

wahnwitzige Stückentwicklung über die Zeitschleifen

des Menschseins: zum Lachen komisch und zum Weinen

berührend. Die Uraufführung eröffnet die Spielzeit in

der Regie von Schauspieldirektor Kay Voges am 13. Sep-

tember im Schauspielhaus.

Schauspielhaus, Dortmund, 19.30 Uhr (auch 21.09.)

Zweiter Freitag | »Empfänger unbekannt«

Benefiz-Lesung bei bodo: Die Kabarettistin und Schau-

spielerin Sabine Henke und die Journalistin und bodo-

Redakteurin Dr. Birgit Rumpel tragen in einer szenischen

Lesung die Briefnovelle „Empfänger unbekannt“ vor. Ein

Buch, über das Elke Heidenreich schreibt: „Ich habe nie

auf weniger Seiten ein größeres Drama gelesen. Diese

Geschichte ist meisterhaft, sie ist mit unübertreffli-

cher Spannung gebaut, in irritierender Kürze, kein Wort

zu viel, keines fehlt.“ Die Novelle dokumentiert den

Briefwechsel der beiden Kunsthändler Max Eisenstein

und Martin Schulze, der eine in der Emigration leben-

der deutscher Jude, der andere 1932 aus Amerika nach

Deutschland zurückgekehrt, um sich dort zum überzeug-

ten Nazi zu entwickeln. Dem Vorwurf, die Juden würden

sich ja nie gegen ihre Verfolgung wehren, begegnet Max

auf ganz eigene Weise. Mit einem Racheakt, der perfider

kaum sein könnte... Eintritt ist frei. Spenden kommen

unseren Beratungsangeboten zugute.

bodos Bücher, Schwanenwall 36 – 38, DO, 19.30 Uhr

Musik | Folkfestival

Am Freitag (13.9.) startet das Festival um 18 Uhr mit

„QuiXote“, einer Coverband mit Rockmusik der 60er und

70er gefolgt von „Fragile Matt“ mit traditionellem Irish

Folk. Die „Violons Barbares“, zwei Geigen und ein Per-

cussionist, schlagen zum Abschluss den musikalischen

Bogen zwischen Orient und Okzident. Am Samstag

(14.9.) geht es um 16.30 Uhr mit „An Erminig“ mit tradi-

tionellen Melodien als auch mit Eigenkompositionen auf

der Basis der bretonischen Musik weiter. Im Anschluss

gibt „Sammy Vomácka“, einer der bekanntesten Akustik-

Gitarristen der letzten 30 Jahre, seine langjährige Erfah-

rung als Entertainer in Sachen Fingerpicking, Ragtime,

Blues und Jazz zum Besten. „Earthloop“ und das „Royal

Street Orchestra“ runden den Abend ab. Weitere Infor-

mationen gibt es unter www.wittenfolk.de.

Burghof von Haus Witten, Witten (auch Sa. 14.9.)

SA 14 | 09 | 13

BODO VERLOSUNG | Design Gipfel

50 Designer aus ganz Deutschland zeigen einzigartige

Produkte in limitierten Auflagen, mit Herzblut und Lie-

be meist von Hand gemacht.

Verrückte Taschen, ausge-

fallener Schmuck, Mode –

nicht von der Stange, Ver-

spieltes, Kunst, Fotografie,

Objektdesign – dies alles

finden Design-Fans auf ihrem Dortmunder Gipfel. Doch

es darf nicht nur nach Herzenslust gestaunt, bewun-

dert und geshoppt werden – im Kreativbereich heißt

es „Do It Yourself“. Am Stand von DaWanda können

die Besucher selbst einzigartige Accessoires fertigen.

Lounge-Musik von DJ Gärtner der Lüste und kulinari-

sche Köstlichkeiten runden das Event ab und sorgen für

ein entspanntes Shopping-Erlebnis.

Depot, Dortmund, 12 – 19 Uhr (auch 15.9.)

bodo verlost 3 x 2 Karten.

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

Kultur | Hafenspaziergang

Im September ist es wieder so weit. Der seit 2011

stattfindende „Hafenspaziergang“ ruft in den Dort-

munder Norden. Der Veranstaltungstitel ist eine eben-

so charmante wie große Untertreibung. Eine Vielzahl

lokaler Akteure – Gastronomien, kulturelle Einrich-

tungen, Religionsgemeinschaften, soziale Einrichtun-

gen – organisieren auch in diesem Jahr ein Stadtteil-

fest mit stattlichen Ausmaßen. Zwischen Pauluskirche

und dem Dortmunder Hafen werden der Stadtteil, der

Hafen und die lokale Kultur so in besonderer Form

für Bewohnerschaft und auswärtige Gäste gleicher-

maßen erlebbar. Herzstücke des Hafenspaziergangs

sind das Halleluyeah-Festival in der Pauluskirche, die

Bühne „Songs & Stories“ der Hafenschänke subrosa,

die Stadtteil-Bühne „Cultural Food“ mit internatio-

nalem Buffet und die Abendveranstaltungen rund um

das Event-Schiff „Herr Walter“ und die „Hafenliebe“.

Stadtteilführungen entlang der Route und im Hafen-

bereich sind weitere Highlights. Dazwischen präsen-

tieren viele lokale Akteure ihre Angebote.

Dortmunder Hafen, Beginn 14 Uhr, Eintritt frei

24 VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2013

07 | 09 | 13 Cosmotopias Wilde 13 – Frank Popp 07 | 09 – 27 | 10 | 13 Rechtsextreme Gewalt in Deutschland

Demonstration | UmFairteilen Bochum

Das Aktionsbündnis „umFAIRteilen“ ruft zu einer bundes-

weiten Demonstration am Samstag, 14. September in Bo-

chum auf. Im Aufruf des unter anderem vom Paritätischen

Wohlfahrtsverband getragenen Bündnisses heißt es: „Acht

Tage vor der Bundestagswahl wollen wir erneut unsere For-

derung ,umFAIRteilen – Reichtum besteuern!‘ lautstark

und unübersehbar in die Öffentlichkeit tragen. Hier, im

Herzen des Ruhrgebiets, wird wie in kaum einer anderen

Region deutlich, wie dramatisch ungerecht der Reichtum in

der Gesellschaft verteilt ist: Hier befinden sich die Firmen-

sitze der reichsten deutschen Milliardäre – in Städten, die

heute zu arm und verschuldet sind, um wichtige öffentli-

che Angebote zu sichern, geschweige denn auszubauen.“

Auftaktkundgebungen finden am Schauspielhaus, am Jahr-

hunderthaus und in der Massenbergstraße (Nähe Haupt-

bahnhof) statt. Anschließend gibt es einen Sternmarsch

zur Abschlusskundgebung am Bergbau-Museum. Dort wer-

den Frank Bsirske (ver.di), Özlem Demirel (DIDF) und Ulrich

Schneider (Der Paritätische) für das bundesweite Bündnis

sprechen. Für das Programm sorgen u.a. der Kabarettist

Wilfried Schmickler und die Band Chuba Cabras.

Sternmarsch, Massenbergstraße am HBF | Jahrhundert-

haus | Schauspielhaus, Beginn 11.30 Uhr

Konzert | Milli Häuser & Les Monkophoniques

Die Bochumer Jazzinstitution zu Gast in Herne! Die mul-

timediale Show der Jazzband Milli Häuser & Les Mon-

kophoniques rankt sich um den Pianisten und musika-

lischen Architekten Thelonious Monk (1917 – 1982). Es

gibt Musik, natürlich. Seltener gespielte Stücke aus dem

Oeuvre der Jazzlegende, wie „Monks Dream“ oder „Ugly

Beauty“ finden dabei ebenso ihre verdiente Beachtung

wie das bekannte „Round Midnight“. Das Besondere:

Die im Ursprung instrumentalen Stücke werden von Milli

Häuser ausdrucksstark gesungen, mit überwiegend eige-

nen Texten in deutsch und englisch. Dazu gibt es kleine

gelesene Geschichten um Monk, einen Hauch Tanz, sowie

künstlerische Videoanimation und Lichtperformance.

Flottmann-Hallen, Herne, 19.30 Uhr

SO 15 | 09 | 13

Ausstellung | Die Profis

Ihr Einsatz ist hoch. Sie geben alles, verzichten auf vie-

les und riskieren ihre Gesundheit, vielleicht sogar ihr Le-

ben. Die Ausstellung präsentiert neun Berufsbilder. Alle

sind im herkömmlichen Sinn „gefährlich“, aber die ge-

sellschaftliche Bewertung unterscheidet sich oft stark.

Im Wald, am Zünder oder „auf‘m Platz“: Die Besucher

finden heraus, wie riskant es wirklich ist, ein Waldar-

beiter, ein Mitarbeiter im Kampfmittelräumdienst oder

Page 25: bodo September 2013

25

11 | 09 | 13 Sea & Air 13 – 14 | 09 | 13 Folkfestival – Violons Barbares 13 | 09 | 13 Roland Heinrich

ein Fußballstar zu sein. Im Mittelpunkt der Ausstellung

steht die Frage, wie Profis mit ihrem Kollegen Risiko um-

gehen. Sie blickt hinter die Kulissen von Systemen aus

klugen Entscheidungen, ausgeklügelter Technik, einer

Vielzahl an Regeln und der permanenten Schulung des

eigenen Verhaltens, dem Wagnis die Stirn zu bieten. Die

Besucher können sich auf ein neuartiges Spiel mit dem

Risiko einlassen, auch auf die Gefahr hin, etwas dazu-

zulernen. Die Ausstellung läuft bis zum 27. April 2014.

Weitere Informationen unter www.dasa-dortmund.de.

DASA, Dortmund

Kabarett-Lesung | Bernd Gieseking

Wenn Bernd Gieseking mit seinem Buch „Finne Dich

selbst“ kommt, ist das weit mehr als „nur“ eine „Lesung“,

der begnadete Erzähler und versierte Satiriker zeigt sich

hier als witziger Ethnologe, als charmanter Rechercheur,

als gut gelaunter Beobachter, aber auch selbstironisch

als „Looser“ auf dem finnischen Tanzboden. Finnland. Da

denkt jeder an Seen, Sauna, Mücken und Elche. Und eine

verteufelt schwere Sprache. Aber wer sind die Menschen

dort? Verschrobene Einzelgänger? Trinkfest und sanges-

tüchtig? Bernd Gieseking bekommt einen Crashkurs. Weil

sein Bruder sich in eine Finnin verliebt hat, bricht er zu

einer Familienreise mit alten Eltern auf und fährt von

Kutenhausen nach Lahti. Und das ist so skurril wie all-

täglich, aberwitzig und melancholisch schön.

Bahnhof Langendreer, Bochum, 19 Uhr

MO 16 | 09 | 13

Musik | Klänge für die Seele

Eine Stunde Musik und Klänge uralter und fremder In-

strumente. Töne, die den in Kerzenlicht und verschie-

dene Farben getauchten Raum der Pauluskirche füllen.

Ferne Klänge, die in eine tiefe innere Reise entführen.

Live-Musik, gespielt von dem als „Höhlenbär der De-

chenhöhle“ bekannten Musiker Günter Müller (austra-

lisches Didgeridoo, indische Bambusflöte, japanische

Shakuhachi-Flöte, Bassflöte Fujara, Sansula (klingende

Metallfedern), Holzquerflöte Bansuri und ein Gong), Le-

onie Mayer (Violine, Gesang) und Nam Sook Kim-Bücker

(Kajagum, traditionelle koreanische Zither). Der Eintritt

ist frei. Spenden sind erwünscht. Weitere Informationen

unter www.pauluskircheundkultur.net.

Pauluskirche, Dortmund, 20 Uhr (auch 23. und 30.09.)

FR 20 | 09 | 13

Ausstellung | Zukunft leben: Die demografische Chance

Die Ausstellung „Zukunft leben: Die demografische Chan-

ce“ der Leibniz-Gemeinschaft verdeutlicht auf anschauli-

che Weise, wie sich der demografische Wandel auf unser

Leben auswirkt. In neun Abteilungen wird auf der Basis

von Ergebnissen und Lösungsvorschlägen aus der For-

schung gezeigt, wie wir morgen lernen, arbeiten, Familien

bilden, altern und wohnen werden. Den Anfang macht

eine begehbare 3D-Skulptur zur Bevölkerungsentwicklung

in Deutschland. Besucher können in die Zukunft blicken

und erkunden, welche Faktoren die Bevölkerungsentwick-

lung beeinflussen. Die vom Bundesministerium für Bil-

dung und Forschung geförderte Ausstellung wird bis zum

27. Oktober 2013 in Bochum zu sehen sein.

Bergbau-Museum, Bochum

Comedy | Ausbilder Schmidt

In einem politisch korrekten Land, in dem alles grün

wird, ist die Sehnsucht nach wunderbarer, politischer

Unkorrektheit größer denn je. Die CDU, der FC Bayern,

RWE – selbst die Bild-Zeitung wird grün. Gut, der Aus-

bilder ist auch grün, aber olivgrün. Und das macht den

Unterschied. Ausbilder Schmidt passt auf, dass unsere

„Piep-piep-piep-wir-haben-uns-alle-lieb-Gesellschaft“

nicht eine Generation von „Bettnässenden Ja-Sagern“

heran zieht. Jaaaa, wer will denn beim Fußball die stil-

le Treppe statt der roten Karte? Wer will denn zu einer

Politesse sagen: „Ja, Sie haben recht, es tut mir leid,“

anstatt sie zu beschimpfen. Und nein, wir wollen keinen

Unisextarif für die Kindergartengebühr. Jungs kloppen

sich und Mädels ziehen sich an den Haaren. Basta. Zum

Glück haben wir unseren Ausbilder Schmidt: Keine Macht

dem Weicheinismus! Jawoll.

Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr

SA 21 | 09 | 13

Soziales | Bochumer Stadtführung mit bodo-Verkäufern

Wie verbringen eigentlich Menschen auf der Straße ihren

Tag? Wo halten sie sich auf, welche Angebote und Hil-

fen gibt es? Wie sieht die Stadt aus der Sicht der „Men-

schen am Rand“ aus? Bei bodos sozialer Stadtführung

zeigen Verkäufer des Straßenmagazins „ihr“ Bochum.

„Spannende Einblicke – Gezeigt werden hier nicht das

Bergbaumuseum oder das Planetarium, sondern typische

Aufenthaltsorte Obdachloser. Bei dem Rundgang führt

bodo-Verkäufer Markus Neiß die Teilnehmer zu sechs Sta-

tionen, zwei Stunden dauert die Bochum-Tour der etwas

anderen Art.“ (RN). „Die Stadt und ihre Menschen mit

etwas anderen Augen zu sehen, ein Bewusstsein für sozi-

ale Nöte zu bekommen und obdachlosen Menschen näher

gekommen zu sein – dies sind Effekte, die dieses Projekt

nicht nur bei den Kindern erzielt hat, sondern wohl bei al-

len TeilnehmerInnen.“ (bsz) Anmeldung: 0231 – 950 978 0

bodo-Anlaufstelle, Stühmeyerstraße 33, Bochum, 11 Uhr

Lese-Lounge | Schwatzfahrer

Die Lese-Show mit eigenen skurrilen Texten von der

Glosse bis zur Gagparade und wechselnden Gästen

erfindet sich jedes Mal wieder neu: Lesen und le-

sen lassen, Stand up, Quiz, Talk und Musik – bei den

Schwatzfahrern kann alles passieren. So wie diesmal

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Page 26: bodo September 2013

26

– einen Tag vor der Bundestagswahl: Was wurde bis-

her palavert, gefrotzelt, gefaselt und gefetzt. Zeit,

dass Frau BO-DE und Herr DoppelD das Mikro ergrei-

fen und die wirklich wichtigen Fragen stellen. Unter-

stützt werden sie von Martin Fromme, einer Hälfte

des legendären Comedy-Duos „Der Telök“.

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

Musik | Bedingungsloses Grundeinsingen

Ausgewählte Menschen erhalten Monat für Monat 1.000

Euro bedingungsloses Grundeinkommen im Rahmen ei-

nes europäischen Pilotprojektes, mit der einzigen Be-

dingung, dass sie gemeinsam singen. Klingt wie Utopie?

Ist es auch. Bernadette la Hengst (siehe S. 4) und ihr

Chor singen trotzdem, wie sich ihr Leben mit dem garan-

tierten Einkommen in den letzten fünf Jahren verändert

hat. Bewusst nicht nur Arbeitslose, sondern auch Work-

aholics, Studierende, Hausfrauen oder Reinigungskräfte

berichten kontrovers nicht nur über die Vor- sondern

auch über die Nachteile eines in der Realität zwar nicht

umgesetzten, aber oft diskutierten Modells.

Ringlokschuppen, Mülheim, 20 Uhr

SO 22 | 09 | 13

BODO VERLOSUNG | Der Bau

In den Tiefen der Erde hat es sich eingenistet, sich aus-

gebreitet und ein Labyrinthsystem geschaffen, das ihm

allein gehört. Doch es ist die ständige,

nicht fassbare Angst, welche dieses

Wesen begleitet, die sich innerlich

auftürmt und es langsam verzehrt,

obschon es sich eigentlich nur nach

vollkommener Geborgenheit und Ruhe

sehnt. Ist dieses Heim auch wirklich

sicher? Etwas aus der Stille Gebore-

nes scheint den Kontrollverlust heraufzubeschwören,

bedroht den herrschenden Frieden. In diesem Solopro-

gramm wird der Schauspieler Jörg Schulze-Neuhoff in

die Gedankengänge dieses Menschtieres eintauchen. Das

Spielgeschehen findet nicht nur auf der Bühne, sondern

auch im Zuschauerraum statt. Dabei gibt es durchaus

auch charmante Momente. Die Inszenierung löst sich von

der scheinbaren Schwere des Stoffes und ermöglicht dem

Zuschauer, zu einem Teil der Welt des Wesens zu werden

und somit dessen Bau zu teilen.

Theater im Depot, Dortmund, 19 Uhr

bodo verlost 3 x 2 Karten.

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

Fest | Spielzeiteröffnungsfest

Mit einem großen Fest für die ganze Familie startet das

Schauspielhaus Bochum in die neue Spielzeit. Um 11 Uhr

geht der Tag mit dem Bochumer Frühstück los: Die Be-

sucher bringen Brötchen und Belag mit, das Schauspiel-

haus kocht Tee und Kaffee und zusammen wird geteilt,

getauscht und gegessen. Im Anschluss öffnet das Thea-

ter seine Türen und zwar fast alle, die es hat. Hinter den

Türen der Schlosserei, der Schreinerei, des Schuhmachers

und des Malersaals werden Workshops angeboten. Auf der

Bühne im mittleren Foyer laden die Musiker des Schau-

spielhauses zum Liedersingen ein und spielen ihre Best-

of-Programme. Kindertheater, Workshops des Jungen

Schauspielhauses, Kostümverkauf u.v.m. finden den gan-

zen Tag über statt. Und da der 22.9. auch der Wahlsonntag

ist, wird beim abendlichen Public Viewing der Wahlergeb-

nisse in der „Bochumer Runde“ mit Gästen aus der Stadt

und dem Theater kommentiert, diskutiert und lamentiert.

Schauspielhaus, Bochum, ab 11 Uhr

Kabarett | RuhrHochDeutsch: Kai Magnus Sting

Kamikaze-Kabarett aus Duisburg – wenn einer Bescheid

weiß, dann der Mensch aus dem Ruhrgebiet. In seiner

gewohnt schnellen und wahnwitzigen Art erzählt Kai

Magnus Sting ganz typische Geschichten, wie sie nur im

Ruhrgebiet und überall sonst passieren können, so dass

einem fast das Zwerchfell platzt. Und bei alldem merkt

man schnell: Das Ruhrgebiet ist überall. Und jeder ist

ein Stück Ruhrgebiet. Und am Ende kannze nur noch

sagen: Jou, ich weiß Bescheid! Sisse!

Spiegelzelt am Steinernen Turm, Dortmund, 20 Uhr

MO 23 | 09 | 13

BODO VERLOSUNG | Urban Cone

Sie sind das neue Ding aus Schweden: Urban Cone. Ihr

Name steht für einen Sound, der so eingängig wie in-

telligent ist, so schlicht wie

ansteckend. Man könnte

meinen, dass genau so „per-

fekter Pop“ klingen muss.

Aber das ist nur der erste

Eindruck, die Spitze des Eis-

bergs, denn wenn man mal etwas genauer hinhört, hat

der Sound der fünf Schweden auch jede Menge Indie- und

Electro-Beigeschmack, massiven Tiefgang und Gewicht.

Jetzt wird der Geheimtipp der Indie Pop Szene flügge.

FZW, Dortmund, 20 Uhr

bodo verlost 2 x 2 Karten.

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

Film Preview | Abseitsfalle

Karin ist Angestellte bei „Perla“, einem Waschmaschi-

nenhersteller im Ruhrgebiet. Das Unternehmen kämpft

mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten, und der US-Mut-

terkonzern veranlasst die baldige Kündigung von 400

MitarbeiterInnen. Karin bekommt eine ungemütliche

Karrierechance als Assistentin von Dr. Kruger, dem

die Durchführung des Kündigungsverfahrens obliegt.

Mit ihren neuen Aufgaben hat Karin reichlich Gelegen-

heit, sich unbeliebt zu machen. So beißt sie bei Mike,

Fußballer der Werksmannschaft, mit ihren Vorschlägen

von Abfindung und Jobtransfer auf Granit. Der kämp-

ferische Bandarbeiter führt seine Mannschaft in den

Kampf zur Erhaltung der Arbeitsplätze. Darüber hinaus

verlieben sich die beiden leidenschaftlich ineinander.

Karin wird zum unmöglichen Spagat zwischen ihrem

Arbeits- und Privatleben gezwungen. Weitere Termine

unter www.sweetSixteen-kino.de.

sweetSixteen-Kino, Dortmund, 19 Uhr

FR 27 | 09 | 13

VERLOSUNG | Gernot Voltz ist Herr Heuser vom Finanzamt

Der extremste Finanzbeamte Deutschlands ist wieder

da, und das ist gut so, denn in Zeiten wirtschaftlicher

Depression wird der Lohnsteuerjahres-

ausgleich zur Bonuszahlung des kleinen

Mannes. Herr Heuser hat die Ausstrah-

lung einer Klarsichthülle auf Valium,

aber unter der biederen Oberfläche

brodelt die Leidenschaft für das größte

Werk deutscher Schöpfungskraft, das

Steuersystem. Seine Hobbys – Quit-

tungen sammeln und Herrenmode. Seine Mission – die

Menschen für den Beruf des Finanzbeamten zu begeis-

tern. Gernot Voltz schafft in seinem Programm „Wenn

die Konten Trauer tragen“ mit seiner Figur mühelos den

Brückenschlag zwischen Kabarett und Comedy, zwischen

Satire und Kalauer, und wenn er dann noch als Mick Jag-

ger im Pepitahut einen Paragrafentext abrockt und in ei-

nem herzergreifenden Chanson den Niedergang bequemer

Herrenunterwäsche betrauert, wird für jeden die nächste

Steuererklärung zum vergnüglichen Top-Event.

Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr

bodo verlost 3 x 2 Karten.

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

Lesung | Babak Rafati

„Kaum jemand weiß, welche Ochsentour ein Schieds-

richter hinter sich bringen muss, bis er ein Spiel der

ersten Bundesliga pfeifen darf. Ich beschreibe das im

Buch. (...) Als ich im August 2005 mein erstes Spiel in

Köln pfiff, hatte sich der Jugendtraum für mich bewahr-

heitet, auf den ich über 19 Jahre hingearbeitet hatte.

Ich bin dem DFB dankbar für die guten Zeiten, die ich

erlebt habe“, schreibt Babak Rafati auf sein Blog: www.

babak-rafati.de. Am 19. November 2011 versuchte Ba-

bak Rafati unmittelbar vor dem Spiel 1 FC Köln gegen

1. FSV Mainz 05, sich das Leben zu nehmen. Was war

passiert? In seinem Buch gibt er nicht nur zum ersten

Mal Antworten, sondern auch Einblicke in das „System

Schiedsrichter“, an dem er fast zerbrochen wäre.

Auslandsgesellschaft NRW e.V., Dortmund, 19 Uhr

26 VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2013

14 | 09 | 13 Demonstration – UmFairteilen Bochum14 | 09 | 13 Hafenspaziergang

Page 27: bodo September 2013

27

MO 30 | 09 | 13

BODO VERLOSUNG | Käptn Peng und die Tentakel von Delphi

Ihr Kompass hat seine reine HipHop-Nordung abgelegt

und schlägt immer mehr in die unterschiedlichsten

Richtungen aus: von südländischem

Western-Disco-Country über Indie-

Dubstep-Punk bis hin zu Balladen und

akustischen HipHop-Brettern vom

Planten Omega. Texte über Wahn-

sinn, Erleuchtung, Socken, Monster,

Kugelschlucker und unterhaltsamen

Schwachsinn. Dabei haben sie einen

vollkommen eigenen Klang gefunden: Aus Haushaltsar-

tikeln wie Bürsten, Töpfen, einer Stahlsäge, drei Fahr-

radklingeln u.v.m. baut sich die filigrane Percussion

zusammen – für den nötigen Bass im Beat hingegen

sorgt Shaban, der auf einem Plastikkübel aus dem Bau-

markt und mehreren Snares trommelt. Der Bassist spielt

auf einem 2.000 Jahre alten Kontrabass aus Mammut-

baumholz, der mit Saiten aus Meerschweinchen-Darm

bespannt ist. Peng schickt seine Stimme gerne durch

Gitarrenverstärker, und der Gitarrist steckt sich für

manche Lieder Feuerzeuge zwischen die Saiten, damit

der Ton nicht so schön klingt.

Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr

bodo verlost 3 x 2 Karten.

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

21 | 09 | 13 Schwatzfahrer15 | 09 | 13 Bernd Gieseking

SA 28 | 09 | 13

BODO VERLOSUNG | 13. DEW21-Museumsnacht

Live-Musik, Comedy, Poetry-Slam, Shows, Theater, Mit-

machaktionen, Führungen, Ausstellungen, Action, Kuli-

narisches, Kurioses, Feuerwerk u.v.m.

– mit einem Riesenprogramm von rund

600 Einzelveranstaltungen geht Dort-

munds größtes und beliebtestes Kul-

turevent, die DEW21-Museumsnacht,

unter dem Motto „Vorhang auf!“ am

Samstag, 28. September in die 13.

Runde. Kulturhungrige können ab 16

Uhr an gut 60 Veranstaltungsorten vor und hinter die

Kulissen schauen. Die Dortmunder DEW21-Museums-

nacht hat für alle Altersklassen spannende Angebote

– und dank der großen Bandbreite der verschiedenen

Kunst- und Kulturformen auch für jeden Geschmack: Ge-

heimnisvolles Labyrinth oder historische Straßenbahn-

fahrt? Bunte Chornacht oder wildes Blockflötenkonzert?

Tanzendes Feuer auf der Haut oder selbst gestaltete

Eisskulptur? Erotik im Dunkeln oder Ballkunst im Licht?

Gruseln im Tunnel oder Entspannen im musikerfüllten

Kirchenraum? Männergeheimnisse lüften oder Mangas

zeichnen? Mit dem Körper drucken oder dank Parcour

gleich jedes Hindernis nehmen? Die Entdeckungen der

Nacht scheinen schier unendlich! Unter www.dortmun-

derdewmuseumsnacht.de gibt es aktuelle Informatio-

nen zu den einzelnen Programmpunkten.

verschiedene Orte, Dortmund, ab 16 Uhr

bodo verlost 3 x 2 Kombitickets.

Teilnahmebedingungen auf Seite 21.

SO 29 | 09 | 13

Kabarett | Franziska Mense-Moritz & Sandra Schmitz

Die zwei ungleichen Brüder von zwei ungleichen Vä-

tern, Wemser (Franziska Mense-Moritz) und Mißgeburt

(Sandra Schmitz), fristen ihr Dasein auf der untersten

Stufe der sozialen Randgruppen. Der eine groß und

behäbig („Ich hab‘ da mal so‘n Plan.“), der andere

klein und flink („Arbeit is‘ was für Amateure!“), knal-

len sie durchs Universum. Aufeinander angewiesen

versuchen sie, immer am Rande der Legalität, auf ihre

Art die Probleme der Weltgeschichte zu lösen und ne-

benbei an Geld zu geraten. Dabei haben sie stets das

große Ganze im Blick. Mit viel Charme und Wortwitz

bewältigen sie den Alltag in all seinen Erscheinungs-

formen frei nach ihrem Lebensmotto: Die Welt ist

schlecht, wir haben Recht und vor allen Dingen: Bring

mich nicht auf Störung!

Spiegelzelt am Steinernen Turm, Dortmund, 20 Uhr

21 | 09 | 13 Bedingungsloses Grundeinsingen

Adressen | Bochum (0234)Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, 687 16 10

Christuskirche, An der Christuskirche 1, 338 74 62

Endstation Kino, Wallbaumweg 108, 687 16 20

Eve Bar, Königsallee 15, 333 354 45

Freilichtbühne Wattenscheid, Parkstraße, 61 03-0

HalloDu-Theater, Lothringer Str. 36c, 87 65 6

Jahrhunderthalle, Gahlensche Str. 15, 369 31 00

Kulturhaus Oskar, Oskar-Hoffmann-Straße 25

Kulturrat Bochum, Lothringer Straße 36, 862 012

Museum Bochum, Kortumstraße 147, 910 42 30

Mus. Zentrum der RUB, Universitätsstr. 150, 322 28 36

Prinz-Regent-Theater, Prinz-Regent-Str. 50 – 60, 77 11 17

Riff, Konrad-Adenauer-Platz 3, 150 01

RuhrCongress, Stadionring 20, 610 30

Schauspielhaus, Königsallee 15, 333 30

Stadthalle Wattenscheid, Saarlandstraße 40, 610 30

Thealozzi, Pestalozzistraße 21, 175 90

Varieté et Cetera, Herner Straße 299, 130 03

Zauberkasten, Lothringer Straße 36c, 86 62 35

Zeche, Prinz-Regent-Straße 50-60, 977 23 17

Zeche Lothringen, Lothringer Straße 36c, 876 56

Zwischenfall, Alte Bahnhofstraße 214, 28 76 50

Adressen | Dortmund (0231)Auslandsgesellschaft, Steinstraße 48, 838 00 00

Cabaret Queue, Hermannstraße 74, 41 31 46

DASA, Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25, 90 71 24 79

Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50 – 58, 502 51 45

domicil, Hansastraße 7 – 11, 862 90 30

Fletch Bizzel, Humboldtstraße 45, 14 25 25

F.-Henßler-Haus, Geschw.-Scholl-Str. 33 – 37, 502 34 72

FZW, Ritterstraße 20, 17 78 20

Galerie Torhaus, Haupteingang Rombergpark, 50 23 194

Konzerthaus, Brückstraße 21, 22 69 62 00

Museum f. Kunst u. Kulturgesch., Hansastr. 3, 502 55 22

Piano Musiktheater, Lütgendortmunder Str. 43, 604 206

Rasthaus Fink, Nordmarkt 8, 999 876 25

Reinoldikirche, Ostenhellweg 1, 52 37 33

Schauspielhaus, Hiltropwall, 502 55 47

Sissikingkong, Landwehrstraße 17, 728 25 78

Strobels, Strobelallee 50, 999 50 60

subrosa, Gneisenaustraße 56, 82 08 07

SweetSixteen Kino im Depot, Immermannstr. 29, 910 66 23

Theater im Depot, Immermannstraße 29, 98 21 20

U, Leonie–Reygers-Terrasse, 50 247 23

Westfallenhallen, Rheinlanddamm 200, 120 40

Westfalenpark, An der Buschmühle 3, 35 02 61 00

Zeche Zollern, Grubenweg 5, 696 12 11

Adressen | Herne (02323)Flottmann-Hallen, Flottmannstr. 94, 16 29 52

Mondpalast, Wilhelmstraße 26, 58 89 99

Adressen | Witten (02302)Saalbau, Bergerstraße 25, 581 24 24

Werkstadt, Mannesmannstraße 2, 94 89 40

Page 28: bodo September 2013

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28 SOZIALES | von Bianka Boyke | Fotos: Oliver Schaper · Bianka Boyke

Es ist ein schöner Sommertag. Fast alle Kinder spielen auf dem Außengelände der Fabido-Kita an der Dortmunder Bornstraße. Und einige sitzen bereits auf bunten Kissen im Mehrzweckraum. Zur Melodie von We will rock you wird gerappt: „Alle meine Entchen schwimmen auf dem See“ singen die Vor-lesepatinnen Ayten und Gülhan gemeinsam mit den Kindern. „Wir singen immer zuerst – zum warm werden“, sagt Gülhan. „Und noch einmal – jetzt auf Türkisch.“

Jede Woche besuchen die Vorlesepatinnen der

RAA (Regionale Arbeitsstelle zur Förderung

von Kindern und Jugendlichen mit Migrations-

hintergrund) Dortmunder Kitas und Grundschu-

len und lesen dort im Tandem vor. Das heißt:

Zunächst liest die eine auf Deutsch, dann wird

der Text von der anderen in ihrer Mutterspra-

che vorgetragen.

Während bei der deutschen Version noch alle

Kinder versuchten, mitzusingen wird es nun ru-

higer. Auch Ali scheint sich nicht zu trauen, den

Text laut mitzusingen. Ayten versucht, mit dem

Fünfjährigen auf Türkisch zu zählen. „Bir, iki,

üç, ....“ Doch der Junge macht kaum mit. „Das

ist wirklich ein Problem. Ali kann auf Türkisch

gar nicht zählen. Auf Deutsch hat er von uns und

den Erzieherinnen gelernt. Es ist ein Bildungs-

problem“, sagt Ayten.

„Wenn ein Kind in seiner Muttersprache zählen

kann und Farben und Formen unterscheidet,

kann es das auch ganz schnell in anderen Spra-

chen“, weiß Gülhan. Die beiden Frauen erleben

immer wieder, dass Vorschulkinder weder auf

Türkisch noch auf Deutsch oder in einer anderen

Sprache mit Gleichaltrigen mithalten können.

Auch deshalb sind sie Vorlesepatinnen ge-

worden: Um den Kindern spielerisch etwas

beizubringen. Gülhan (45) hat selbst drei

Kinder und kam im Alter von drei Jahren nach

Deutschland. Sie ist gelernte Friseurin, leitet,

Die mehrsprachigen Vorlesepatinnen der RAA

Eins, zwei, drei – Bir, iki, üç

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genau wie Ayten (41), inzwischen aber bei

der RAA einige „Griffbereit“-Gruppen (ein

Förderprogramm für die frühkindliche Bildung

von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte) und

ist Vorlesepatin.

„Jede Woche profitieren zwei bis drei Gruppen

und damit mindestens 15 Kinder pro Kita von

dem Zusatzangebot“, sagt Kirsten Amann-Pieper,

Projektleiterin bei der RAA. „Die Rückmeldungen

aus allen Kitas sind positiv und auch in der Kita

Bornstraße möchte man die Kooperation sehr

gerne weiterlaufen lassen.“

Für heute haben Gülhan und Ayten das Buch

„Bär Floh geht zum Friseur“ – oder auch „Ayı Flo

Berbere Gidiyor“ – mitgebracht. Doch aus der

großen Tasche kommt neben dem zweisprachi-

gen Bilderbuch noch viel mehr zum Vorschein.

Zunächst nimmt ein Teddy in einem schicken

Auto (einem beklebten Schuhkarton) Platz. „Der

Teddy gehört meiner Tochter. Und die ist sogar

ein bisschen stolz, weil ihr Teddy heute hilft,

den Kindern etwas beizubringen“, verrät Ayten.

Bär Floh macht sich nun im araba („Das heißt

nämlich Auto auf Türkisch“, platzt Emira heraus)

auf den Weg zum Friseur. Auch Teddy bekommt

Page 30: bodo September 2013

30

vorlesen dürfen.“ Auch nicht ganz unwich-

tig: Einigen Frauen ermöglicht das Projekt

der Vorlesepatinnen erste kleine Schritte ins

Berufsleben und sie können das Familienein-

kommen ein wenig ergänzen. „Als Vorlesepatin-

nen haben die Frauen eine anspruchsvolle und

abwechslungsreiche Aufgabe, die in der Familie

akzeptiert wird, da es um Kinder geht und die

Frauen unter sich bleiben.“

Kirsten Amann-Piper liegen die Vorlesepatinnen

sehr am Herzen und dafür hat sie gleich einen

ganzen Schwung an Gründen: „Der Beitrag der

Vorlesepatinnen für die Sprachförderung ist

sehr wichtig. Sie helfen, die Kinder auf die

Schule vorzubereiten und fördern die Kinder in

verschiedenen Bereichen: Phantasie anregen,

erzählen und nacherzählen. Die Kinder lernen

spielerisch, die Mehrsprachigkeit in unserer

Gesellschaft wahrzunehmen, und gleichzeitig

werden die Kinder in ihren Fähigkeiten so auch

wertgeschätzt. Natürlich liefern die Vorlesepa-

tinnen damit auch einen wichtigen Beitrag zur

Literacy-Erziehung.“

Das können Ayten und Gülhan nur bestätigen:

„In den acht Monaten haben wir bei vielen

Kindern schon ganz tolle Fortschritte gesehen“,

erzählen sie und strahlen. (bb)

INFO

Seit einem Jahr gibt es in Dortmund die mehr-

sprachigen Vorlesepatinnen des Kommunalen

Integrationszentrums der Migrations- und

Integrationsagentur (Mia-Do) – eine Auswei-

tung des seit 2010 in Eving sehr erfolgreich

geführten Projektes auf andere Stadtteile und

Sprachen. In Eving initiierte Doris Frickemeier

von der RAA das Projekt und setzte es in Ko-

operation mit dem Türkischen Elternverein um.

Die Frauen lesen in Evinger Kitas und werden

finanziell von der Sozialraumbeauftragten Ute

Kampmann unterstützt. 2011 gab es dafür den

Integrationspreis der Stadt.

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ein großes Moosgummi-Lenkrad und Gülhan und

Ayten fahren ihn mit viel „brrrrummm“ zum Fri-

seur. Den Text lesen die Frauen den Kindern im

Tandem vor – zunächst Gülhan auf Deutsch, dann

Ayten die türkische Übersetzung.

Bär Floh ist beim Friseur angekommen und

nimmt in einem schicken Stuhl – samt buntem

Umhang – Platz. Auch Teddy wird von Gülhan

ein Tuch umgebunden – mit gelben und roten

Filzflicken. Mit der makas macht der Friseur jetzt

„Schnipp schnapp“. Plötzlich surrt es. „Brrrrrrrr“,

macht Gülhan. Ayten stimmt ein: „Sssssssss.“

„Was ist denn das?“, fragen beide. „Na? Eine

Haarschneidemaschine.“ Und Gülhan holt einen

kleinen, aus Moosgummi gebastelten Rasierer

hervor. Den wollen die Kinder jetzt unbedingt

auch ausprobieren und von ihren Erlebnissen

beim Friseur erzählen. Doch die 30 Minuten sind

bald schon um und die nächste Gruppe wartet.

Ayten und Gülhan können ganz kurz verschnau-

fen, trinken schnell ein Glas Wasser. Weiter

geht’s. Heute lesen die beiden nur zweimal,

sonst haben sie drei Gruppen.

Um mehrsprachige Vorlesepatin zu werden,

haben Ayten und Gülhan im letzten Sommer an

einer Qualifizierungsmaßnahme der RAA teilge-

nommen. Bei den späteren Treffen mit den 16

anderen Vorlesepatinnen haben sie regelmäßig

Bücher, Ideen und Material ausgetauscht, das

sie jeweils selbst zusammengestellt haben.

Gelegentlich übersetzen die Frauen sogar die

kurzen Geschichten. „Wir gehen jede Woche in

die Bibliothek und versuchen, ein neues, schö-

nes Buch zu finden. Doch das ist nicht immer

so einfach. Viele Übersetzungen sind mit wenig

Liebe gemacht“, sagt Ayten.

Für ihren Aufwand – Vorbereitung und Vorlesen –

bekommt jede Vorlesepatin 15 Euro pro Woche.

Kirsten Amann-Piper erklärt: „Das Geld bekom-

men die Frauen zur Wertschätzung ihrer erwor-

benen Qualifikation. Denn die Vorlesepatinnen

werden immerhin zunächst über sechs Wochen

in verschiedenen Workshops weitergebildet,

bevor sie das erste Mal in einem Kindergarten

Kirsten Amann-Piper

∆ „Pft, pft, pft – Fis, fis…“, Gülhan und Ayten

haben das Buch „Bär Floh geht zum Friseur“ – oder

auch „Ayı Flo Berbere Gidiyor“ – mitgebracht.

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KULTUR | von Dr. Birgit Rumpel | Fotos: Daniel Sadrowski

Das Schauspielhaus Bochum startet in der neuen Spielzeit ein Projekt, das sich abseits des klassischen Theaters mit einem realen Drama beschäftigt: der Schließung des Opel-Werks. Unter dem Titel „This is not Detroit“ werden Künstler aus ganz Europa das Thema in den öffentlichen Raum, auf die Straßen und Plätze bringen. Intendant Anselm Weber hat uns erklärt, worum es geht.

Die Fotos des verfallenen Michigan Theatre in

Detroit, dessen Ruine nur noch als Parkgarage

genutzt wird, scheinen sich tief in das Bewusst-

sein von Anselm Weber gegraben zu haben. Sie

dokumentieren den seit Jahrzehnten andauern-

den Untergang der Automobilhochburg schlecht-

hin, der jüngst im Insolvenzantrag der Stadt

mündete. Dass er sich so etwas für „sein Haus“

nicht vorstellen kann und will, ist verständlich,

und so kann man den Titel „Dies ist nicht Detroit“

nicht nur als Feststellung, sondern auch als

Beschwörung verstehen.

Plakativ ist er allemal, denn kaum einen Bochu-

mer wird der Name Detroit kalt lassen. Dort, am

Hauptsitz von General Motors, wurde über das

Schicksal des Bochumer Werkes und somit auch

über die Zukunft der Stadt entschieden. Was

sich seit Jahren abzeichnete, immer wieder neu

verhandelt, aufgeschoben oder auch verdrängt

wurde, ist jetzt beschlossene Sache: Das Opel-

Werk wird im kommenden Jahr geschlossen. Ein

Sterben auf Raten, das nicht nur die verbliebe-

nen gut 3.000 Beschäftigten und ihre Fami-

lien betrifft, sondern ein Vielfaches weiterer

Menschen in Betrieben, die für den Autobauer

arbeiten.

Wie geht eine Stadt damit um? Politik und Ver-

waltung stehen vor der großen Herausforderung,

auch dieses Kapitel Strukturwandel zu meistern.

Alles nur eine Frage der Ökonomie? „Nein“,

sagt Anselm Weber, Intendant des Bochumer

Schauspielhauses. „Das Stadttheater hat über

sein Kernprogramm hinaus eine weitere Aufgabe

und eine weitere Verantwortung. Für uns stellt

sich die Frage, wie weit die Kunst helfen kann,

Antworten auf Fragen zu geben, mit denen sich

Politik und Wirtschaft schwer tun.“

Schon Anfang des Jahres, als sich die Opelkrise

wieder einmal zuspitzte, die Schließung aber

noch nicht beschlossen war, entstand die Idee

für ein Kunstprojekt, mit dem sich das Schau-

spielhaus zum Thema positionieren sollte. „Wir

wollten das aber nicht allein machen, sondern

uns Partner ins Boot holen wie das Stadtmarke-

ting, Bochumer Betriebe und Geschäfte“, betont

Weber. Auch auf künstlerischer Ebene setzt man

auf die Kooperation mit „Urbane Kunst Ruhr“

und deren künstlerischer Leiterin Katja Assmann,

wie schon im Kulturhauptstadtjahr. Da ein derar-

tiges Projekt aus dem ohnehin knappen Etat gar

nicht zu bestreiten wäre, wurden Fördermittel

beantragt, so gibt es Geld von der Kulturstiftung

des Bundes sowie der Kunststiftung NRW.

„Das Theater muss rausgehen und die Stadt

erleben“, davon ist Anselm Weber schon lange

überzeugt. Seit er vor knapp zehn Jahren ins

Ruhrgebiet kam, hat er immer wieder Kunstfor-

men erprobt, die im öffentlichen Raum statt-

finden. „Ich weiß, dass das nach wie vor nicht

einfach ist. Kunst im öffentlichen Raum, also

Performance, Aktion und Interaktion schrecken

viele Leute ab. Man muss kommunizieren, dass

diese Kunst mit den Menschen zu tun hat, dass

wir uns für den öffentlichen Raum als Ganzes

verantwortlich fühlen und nicht nur Hochkultur

betreiben für Leute, die sich diese Hochkultur

leisten können.“

Bochum ist nicht Detroit

Ω

„Das Theater muss rausgehen und

die Stadt erleben“, davon ist Anselm

Weber, Intendant des Schauspielhau-

ses Bochum, schon lange überzeugt.

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Page 33: bodo September 2013

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Was nun genau im Projekt „This is not Detroit“

an Installationen, Mitspielaktionen und anderen

Kunstvorgängen geplant ist, werden wir erst

zu Beginn der Spielzeit erfahren. Zahlreiche

europäische Künstler, die darauf spezialisiert

sind, im öffentlichen Raum zu arbeiten, werden

sich beteiligen. Sie kommen aus den Regionen,

die ebenfalls mit der Opelkrise beschäftigt sind,

also Zaragoza (Spanien), Ellesmere Port (Eng-

land) und Gliwice (Polen), so soll sich auch die

europäische Dimension im Projekt widerspiegeln.

„Wir werden uns künstlerisch damit beschäfti-

gen, was das Verschwinden industrieller Arbeit

für die Stadt bedeutet, wie sie damit umgehen

kann. Wir wollen Vermittler sein zwischen dem,

was ist, und dem, was sein könnte, “ beschreibt

Weber den theoretischen Hintergrund. „Es geht

aber auch darum, ein Gefühl dafür zu entwickeln,

dass der öffentliche Raum etwas Positives ist

und dass wir diesen Ort nicht aufgeben. Daher

der Projekt-Titel „This is not Detroit“.

Ob und was der Opelaner davon wahrnimmt, wird

sich zeigen. „Ich bin ja nicht naiv. Mein Ziel

ist nicht, die werktätige Klasse zu retten, aber

ich glaube daran, dass man mit den Mitteln der

Kunst den Menschen ein Gesicht gibt, sie aus der

Anonymität holt, und dass das etwas erzeugt.“

Doch Anselm Weber macht auch die Grenzen klar:

„Wir sind nicht aufgefordert, Lösungsvorschläge

zu bringen. Das ist nicht unsere Aufgabe. Aufga-

be der Künstler und derer, die Kunst vermitteln,

ist es, der Gesellschaft die Möglichkeit zu geben,

sich in ihrer gesamten Widersprüchlichkeit

abzubilden.“

Das setzt voraus, dass die Gesellschaft sich

beteiligt, und so stellt sich die Frage, wie man

das ganze Projekt in die Breite transportie-

ren kann. „Das ist Teil des Projekts und auch

Teil des Problems. Weil wir uns inhaltlich und

gedanklich immer in einem Raum bewegen, der

sich allem widersetzt, was herkömmlich ist.

Wir versuchen, Pole zusammenzubringen, die

sonst nicht zusammengehören, wie etwa The-

ater und öffentlicher Raum oder Künstler und

Verwaltung.“ Anselm Weber setzt dabei auf die

Erfahrungen, die er mit seinem Team in vielen

ähnlichen Projekten sammeln konnte. „Bisher

war es immer so: Wenn vorher alle sagten, das

wird schwer, wie willst Du das an dem Ort ma-

chen, dann stellte sich heraus, dass es gerade

dort besonders gut ging.“

Das Projekt wird sich über die kommenden zwei

Spielzeiten erstrecken, mit einem Schwerpunkt

im Schließungsjahr 2014. Das Eröffnungswochen-

ende vom 10. bis 12. Oktober gibt einen Vorge-

schmack mit einem internationalen Symposium,

einer Talk-Show sowie Aktionen in der Bochumer

Innenstadt. Weitere Termine sind ab Frühsommer

sowie nach den Sommerferien im kommenden

Jahr vorgesehen. „Wir wollen ja rausgehen,

deshalb konzentrieren wir uns auf die wärmeren

Jahreszeiten.“ (biru)

INFO www.schauspielhausbochum.de

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Page 34: bodo September 2013

34

Finde die 10 Unterschiede im rechten Bild. Viel Erfolg!

Fehlersuchbild – Lösung:

1) In der Überschrift ist ein

kleines i, 2) nach dem „Boah“

in der Sprechblase steht ein

Punkt, 3) der Sprechblasen-

strich ist länger, 4) links

fliegt ein weiterer Vogel am

Himmel, 5) an der linken

Palme ist ein Blatt zu viel

6) und an der rechten ist ein

Blatt kürzer, 7) im Wasser

schwimmt ein Hai, 8) das lin-

ke Inselufer ist etwas kürzer,

9) ebenso der Bart des Man-

nes,10) dafür ist sein Hemd

länger.

Rätsel-Lösung: AUTOMAT

RÄTSEL | von Volker Dornemann34

Page 35: bodo September 2013

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35INTERVIEW | von Frederik Gremler | Foto: Oliver Schaper

Inge Hannemann ist Mitarbeiterin des Jobcenters Hamburg-Altona. Die studierte Journalistin versuchte der Sanktionspraxis und dem Kli-ma des Misstrauens, wie sie es beschreibt, ihre Arbeit entgegenzuset-zen, bis es ihr zuviel wurde: Im Februar wandte sich sich mit einem „Brandbrief“ an die Bundesagentur und kritisiert in ihrem Blog die „gewollte Unmenschlichkeit“ im System von innen – ein einmaliger Fall. Für die Medien ist sie die „Hartz-IV-Rebellin“, das Jobcenter hat sie freigestellt. bodo sprach mit Inge Hannemann auf einer Vortrags-reise durchs Ruhrgebiet.

bodo Wie kamen sie zum Jobcenter?

IH Ich habe bei einem externen Bildungsträger gearbeitet. Das hat viel Spaß

gemacht und ich habe gut verdient. Mit der Agenda 2010 gab es dann nur

noch die Hälfte. Das hat nicht für mich und meine Tochter gereicht. Also

habe ich mir gedacht: Ich gehe in die Höhle des Löwen.

bodo Sie kritisieren die Praxis der Jobcenter scharf. Was sind Ihre Forde-

rungen?

IH Erst einmal müssen die Sanktionen abgeschafft werden. Bundesweit sollen

bei den Arbeitsämtern sieben Prozent eingespart werden – das passiert über

Sanktionen. So etwas führt bis hin zur Obdachlosigkeit der Betroffenen. Ich

habe während meiner Zeit im Hamburger Jobcenter nicht sanktioniert. Da war

viel mehr Vertrauen da, das hat gutgetan.

bodo Sind Sanktionen denn nicht trotzdem wichtig, um garantieren zu kön-

nen, dass Bedürftige zum Beispiel zu Terminen erscheinen?

IH Nein. 90 Prozent sind ohne Sanktionen von sich aus gekommen, nicht im-

mer pünktlich, aber immerhin. Die anderen zehn Prozent habe ich persönlich

aufgesucht. Bei ihnen lag es dann an psychischen Problemen oder ähnlichem.

Ohne Druck kommt es sich leichter!

bodo Was muss sich bei den Mitarbeitern ändern?

IH Wir brauchen eine fundiertere Ausbildung. Es gibt nur eine SGB-II-

Schulung, dabei arbeiten wir mit viel mehr Gesetzbüchern. Meist erhalten

die Mitarbeiter nur befristete Verträge und werden dann nach einem Jahr

wieder entlassen. Zudem muss ein Umdenken stattfinden. Wir arbeiten

für Menschen, nicht für Zahlen. Das ist nicht das Geld der Mitarbeiter,

sondern das der Menschen. Viele haben jahrelang eingezahlt und sind

erst dann arbeitslos geworden. Wir müssen hin zum objektiven Arbeiten.

Das Persönliche, die gewollte Willkür muss raus. Außerdem brauchen wir

interne Transparenz.

bodo Was genau meinen Sie damit?

IH Neue Gerichtsentscheide kriegen wir nicht mitgeteilt. Daraus entsteht

eine Verpflichtung zu recherchieren. In meiner Zeit beim Jobcenter habe ich

täglich eine Stunde damit verbracht, Beschlüsse im Internet zu suchen.

Eigentlich haben wir auch gute Konzepte und Arbeitshilfen – nur müssen wir

die erst im Intranet suchen! Leider sind auch die Weisungen zu kompliziert.

Davon hatte ich in einem Jahr 9.000.

bodo Wo muss sich noch etwas ändern?

IH Ich sage immer: Wir sind Quotenmitarbeiter. Wir sind unterbesetzt, über-

all. 500 bis 900 Fälle müssen wir bearbeiten. In Hamburg ist der Dauerkran-

kenstand bei zwölf Prozent. Wir müssen uns mehr Zeit nehmen. Ein Antrag

dauert meistens 15 Minuten, richtig kann man ihn aber nur innerhalb einer

Stunde bearbeiten. Ich habe in Hamburg Bedürftige begleitet. Und plötzlich

lösen sich Probleme, die vorher Jahre gebraucht haben.

bodo Wie geht es bei Ihnen weiter, Frau Hannemann?

IH Das weiß ich nicht. Ich bin „freigestellt“, aber ich habe keine Verträge

oder Gesetze gebrochen. Eine Schweigeklausel gibt es in meinem Vertrag

nicht. Und die Stadt Hamburg, bei der ich eigentlich angestellt bin, unter-

nimmt nichts. Nur das Arbeitsamt will mich verständlicherweise mit einer

Klage weghaben. (Frederik Gremler)

INFO www.altonabloggt.wordpress.com/

Inge Hannemann: „Menschenunwürdiges und gedankenloses Handeln, wie es tagtäglich

in den Jobcentern geschieht, macht krank. Bedrohungen, Angst vor Sanktionen und die

Behandlung als Mensch zweiter, dritter, vierter Klasse durch die Jobcenter führen nicht

in Arbeit, sondern in totale Verweigerung, in Resignation, in die Wut.“

In der Höhle des Löwen

Page 36: bodo September 2013

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Die Leute, die auf dem Union-Gewerbehof an der Huckarder Straße arbeiten, kennen das Hofcafé natürlich. Und die direkten Nachbarn auch. Und inzwischen hat es sich bereits außerhalb des Viertels an der Rhei-nischen Straße herumgesprochen, dass es hinten links auf dem Hof eine Oase gibt, wo postindustrieller Charme und Villa-Kunter-bunt-Atmosphäre eine höchst lebenswer-te Liaison eingehen. Als Gast, bei Panini, hausgemachter Suppe oder Kaffee und Ku-chen, kann man daran teilhaben. Und ne-benbei mal herrlich entspannen.

rauf wirklich tat, „um entweder etwas mit Kräu-

tern und Pflanzen zu machen oder ein Café zu

eröffnen.“ Das machte Lüdke im Frühjahr 2012

und wiederum sehr spontan, denn eigentlich hat-

ten sie und ihr Freund schon die Urlaubskoffer

gepackt, als sie von frei werdenden Räumlichkei-

ten auf dem Gewerbehof erfuhren. Seither steht

Lüdke montags bis freitags in ihrem Café und

sieht ausgesprochen zufriedenen aus. Sie kocht,

serviert und hat immer Zeit für einen Plausch mit

den Gästen. „Ich bin eine Frohnatur.“

Als Inspiration für die Gerichte auf der klei-

nen Karte dient ihr die Erinnerung. Ihre Oma

hatte einen Bauernhof mit Garten, in Hermers-

dorf, 50 Kilometer östlich von Berlin. Einfach

und rustikal. Das ist heute ihre Basis, auf der

sie experimentiert und ihre eigene Philosophie

entwickelt hat. Wichtig ist dabei die Zahl drei.

Drei Gemüsesorten, drei Gewürze, drei Farben.

„Sonst wird es schnell zuviel“, sagt sie. „Außer-

dem lege ich Wert darauf, dass es regional ist,

saisonal und günstig.“

Bei gutem Wetter sitzt man draußen. Vor dem

Café, einem lustig bunten Flachdachanbau, der

wie an die imposante grüne Wand der lang schon

leerstehenden Schwerindustriehalle geschoben

wirkt. Urbane Improvisationskunst. Man nimmt

Platz auf schlichten Stühlen und Bänken aus

Holz, an ebenso schlichten Tischen, auf denen

Töpfe mit Kräutern stehen. Zum dran Rupfen und

Probieren, wie sie sagt, denn nur dann verzwei-

gen sich die Pflanzen und wachsen zu einem üp-

pigen Busch. Weitere Kräuter stehen in einem be-

helfsmäßig zusammengestellten Regalsystem an

der Außenwand. Eine weiße Wand mit roten Fens-

terrahmen und blauer Tür, durch welche man in

den Innenraum gelangt. Viel Platz ist hier nicht,

dafür aber ist es sehr gemütlich. Und es gibt was

zu gucken. Wechselnde Ausstellungen, ein zum

Schmökern gefülltes Bücherregal, Spiele, Krims-

krams, natürlich Töpfe mit Kräutern und viele

handgeschriebene Schilder und Schildchen mit

den Angeboten. Der wechselnde Tageseintopf,

gelegentlich ein Auflauf oder Blätterteiggericht,

Salate zum Selbermischen, diverse Panini und

frisch belegte Brötchen. Außerdem Kuchen auf

Browniebasis: verführerische Sorten wie Schoko-

Keks oder Schoko-Traube-Mandel.

Eine Suppe plus Salat kostet etwa sechs Euro. Ein

fairer Preis zum Sattwerden und Wiederkommen.

Heißgetränke gibt es ab einssechzig, alkoholi-

sche Getränke nicht, aber eine gut sortierte Aus-

wahl kalter Durstlöscher wie Club Mate, Lemon-

Aid oder ChariTea für je zweifünfzig. An jedem

dritten Samstag im Monat lockt das Hofcafé mit

„Brotzeit und Wohlgefühl“, einem Brunch, bei

dem auch die rein pflanzlichen Pflegeprodukte

aus der ebenfalls im Unionviertel angesiedelten

Manufaktur von Sonja Voß vorgestellt werden.

„Ich möchte, dass die Leute abtauchen können.

Im und vom Alltag“, bringt Claudia Lüdke das

Konzept auf den Punkt. (wk)

Hofcafé auf dem Union-GewerbehofHuckarder Straße 8 – 12 | 44147 Dortmund

Mo. bis Fr. von 9 – 17 Uhr

www.hofcafe-unionviertel.de

Wie in Berlin. Nur schöner!

Hofcafé – Union-Gewerbehof | Dortmund

36 BODO GEHT AUS | von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski

Wer einen gut bezahlten Job in der Modebranche

aufgibt, um anschließend ein kleines Café zu er-

öffnen, hat Mut und sollte ziemlich genau wissen,

was das heißt. Claudia Lüdke hatte sich über zehn

Jahre bis zur Vertriebsleiterin eines solchen Un-

ternehmens hochgearbeitet, ein nettes Team im

Rücken, einen schicken Firmenwagen, aber es fehl-

te was. Oder es war zu viel. Zuviel an Kilometern

auf der Autobahn und Nächten im Hotel, zuviel an

Sehnsucht nach Dortmund und speziell dem Union-

Gewerbehof, wo ihr Freund eine Hausgärtnerei be-

treibt und sie selbst nur noch an gelegentlichen

Wochenenden vorbeischauen konnte.

Vor zwei Jahren, eines nachts im Sommer 2011,

träumte sie, sie hätte gekündigt. Was sie tags da-

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37

37

Dabei seinhat viele

Vorteile

Mehr Schutz im Betrieb, mehr Sicherheit im Lebenund dadurch mehrpersönliche Freiheit.

Wäre doch schade,Sie würden daraufverzichten, oder?

Die IG Metall finden Sie 3 x in Ihrer Region:

44793 Bochum, Alleestraße 80 Tel. 0234 – 96 44 60

44135 Dortmund, Ostwall 17 – 21 Tel. 0231 – 57 70 60

44623 Herne, Schulstraße 24 Tel. 02323 – 14 63 80

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Page 38: bodo September 2013

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Über 100 TeilnehmerInnen aus 30 Ländern und von fünf Kontinenten trafen sich Ende Juli zur 17. Jahreskonferenz

des INSP (International Network of Street Papers) in München. Wir bedanken uns bei unseren Gastgebern von BISS

und unseren großartigen KollegInnen für eine INSPirierende Konferenz!

Krieges im Frühjahr 1945 im Rahmen der Rombergpark-

und Bittermarkmorde der Gestapo von hier zur Erschie-

ßung abtransportiert.“

Das ist nun schon so lange her. Der See hätte nicht dar-

unter gelitten, wenn es die Tafel gäbe.

Mit freundlichen Grüßen, Ulrich Sander (Vereinigung der

Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten)

Unter dem Motto „Was, wenn Gott ein Berber wär…?“ fand

in der Bochumer Johanneskirche im August ein Gottesdienst

statt – mit unserem Verkäufer und Stadtführer Markus:

Hallo Herr Philipp, der Gottesdienst am Samstagabend

mit Markus Neiß war sensationell! Alles hat gut ge-

klappt. Herr Neiß ist ein sehr angenehmer Mensch,

konnte sich sehr gut präsentieren und wurde freundlich

aufgenommen. Und die mitgebrachten bodos wurden

auch abgekauft. Großartig fand ich auch eine Begeg-

nung vor Beginn: Die Organistin begrüßte Herrn Neiß

freudig überrascht mit den Worten: „Ach, bei Ihnen kauf

ich doch immer meine bodo…“

Vielen Dank noch einmal für die großartige Unterstützung!

Holger Kloft

LESERBRIEFE

Liebe bodo-Redaktion, ich habe mich sehr über Ihren Be-

richt zum Phönix-See gefreut. Dazu eine Ergänzung: Schon

als die ersten Gerüchte auftauchten, dass es einen See

geben sollte, hatten wir geschrieben: Das ist schön, aber

die Erinnerungen an die Naziverbrechen dürfen nicht ver-

schwinden. Wir dachten an das Arbeitserziehungslager am

Emschertor, wo die Stahlindustrie und die Gestapo ein Be-

triebs-KZ unter der Werkshalle unterhielten. Wir betonten:

Solch ein authentischer Ort darf nicht geflutet werden. Er

wurde dann auch nicht geflutet, aber abgerissen. (...)

Bereits 2009 verabredeten wir – Stadt und VVN-BdA –

dann diesen Text für eine Gedenktafel: „Zum Gedenken an

die Opfer der Rüstungsindustrie und der Gestapo – Hier

am ehemaligen Emschertor / Hermannstraße befand sich

während des Krieges ein Auffanglager der Stahlindustrie

und der Gestapo. Als KZ-ähnliches Arbeitserziehungsla-

ger des Dortmund-Hörder Hüttenvereins diente es der

grausamen Verfolgung von deutschen und ausländischen

Sklavenarbeitern. Insassen des Auffanglagers, darunter

ausländische Zwangsarbeiter und jüdische Bürgerinnen,

wurden auf heimtückische Weise von den Nazis ermordet.

Über 50 Häftlinge wurden noch in den letzten Wochen des

CARTOON | Idee und Zeichnung: Volker Dornemann

LESERSEITE | Foto: INSP

bodo dankt: Sparkasse Bochum Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Micha-el Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau GmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Su-sanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Mi-chael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schild-heuer, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, An-nette Krtizler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Mo-nika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Ha-ring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Friederi-ke Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Elisabeth Heymann-Roeder, Brigitte Sonntag, Christian Bösterling, Linda Wotzlaw, Gerhild Handke, Friedirch Lappe, Hildegard Jänsch, Christiane Luebke, Johannes Syre, Claere Schuth, Reinhilde Sclip-pa, Ludger Keite, AS Antriebs- und Systemtechnik GmbH, Karola Distelkamp, Dr. med. vet. Elisabeth Karen, Chris-tine Hedwig Bülow, Franziska Gries, Rosemarie Steffens, Jürgen Patommel, Uwe Danz, Heinz Riedl, Olaf Author-sen, Womika Wohnmobile GmbH, Oliver Menne, Ursula Meuthen, Angelika Göbel, Matthias Kolbe, Carmen Kolb, Christa Kölsche, Ingo Schröter, Siegmar Welski, Gerhard Rohkamm, Kornelia Buggenhagen, Fatima Haoua, Bärbel Robrahn, Barbara Lausträter, Marion Hoffmann, Martin Vesper, Hanne und Kurt Kriegesmann, Udo Möller, Han-nelore Kaup, Ute Unger, Doris Buderus, Uwe Falke, Mar-tin Krug, Rolf Sehlmeyer, Jürgen Blech, U. Schwarr, Ste-fanie Franke, Silja Arnold und Dieter Seitz, Elisabeth und Hans-Georg Fahlbusch, Raphael Stahl, Petra Vossebuer-ger, Oliver Stiller, Heinz Heitland, Nicolai Parlog, Esther Hagemann, Stefanie Klein, Dr. Rinnert Siemssen, Jonas Pasche, Gabriele Schulte, Volker Schaika, Erika Maletz, Thorsten Baulmann, Hannelore Thimm, Sigrid Klaerner, Gerhard Volpers, Elsemarie Bork, Peter Lasslop, Christina Kolivopoulos, Jutta und Wido Wagner, Klara Lehmann, Martin Eisenacher, Sabine Raddatz, Petra Danielsen-Hardt, Silke Harborth, Hildegard Reinitz, Timo Zimmer-mann, Renate Schmidt, Ute Soth-Dykgers, Annette Düe

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