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Die September-Ausgabe des Straßenmagazins.
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04 | Bernadette La Hengst | Singen zur Senkung der Arbeitsmoral
08 | Permakultur | Kein »Gärtnern aus der Hängematte«
14 | Bochumer Straßenkinder | »Ein Ort, wo ich weiß, da kann ich hin«
21 | 18 Verlosungen | z.B. 13. Dortmunder DEW21-Museumsnacht
1.80 EuroSeptember 2013 | 90 Cent für den Verkäufer bodo
Das Straßenmagazin
2
EDITORIAL
BODO E.V. – SO ERREICHEN SIE UNS
Herausgeber | Verleger | Redaktion
bodo e.V.
Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund
0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20
Redaktionsleitung und V.i.S.d.P.:
Bastian Pütter | [email protected]
0231 – 950 978 12 | Fax 950 978 20
Layout und Produktion:
Andre Noll | Büro für Kommunikationsdesign
0231 – 106 38 31 | [email protected]
Veranstaltungskalender:
Petra von Randow | [email protected]
Anzeigenleitung:
Bastian Pütter | [email protected]
0231 – 950 978 12 | Fax 950 978 20
Vertriebsleitung:
Oliver Philipp | [email protected]
0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20
Autoren dieser Ausgabe:
Bianka Boyke (bb), René Boyke (rb), Frederik
Gremler, Wolfgang Kienast (wk), Maike, Mar-
cus Preis (mp), Bastian Pütter (bp), Petra
von Randow (pvr), Alicia Reimann, Dr. Birgit
Rumpel (biru), Sebastian Sellhorst (sese)
Fotos: Moni Bosch (5), Bianka Boyke (12,
30), INSP (38), Oliver Pohl (6), Daniel Sa-
drowski (3, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 16,
32, 33, 36), Oliver Schaper (3, 28, 30, 34),
Sebastian Sellhorst (17), Claudia Siekarski
(2, 6, 7), Christiane Stephan (4)
Titelbild: Christiane Stephan
Zeichnungen + Cartoons: Volker Dornemann
Druck: Lensing Druck GmbH & Co. KG
Auflage | Erscheinungsweise:
20.000 Exemplare (BO, DO und Umgebung)
Redaktions- und Anzeigenschluss:
für die Oktober-Ausgabe 10.09.2013
Anzeigen:
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 8, Juli 2012
Vertriebe:
Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund
Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum
Der Abdruck von Veranstaltungshinweisen ist kos-
tenfrei, aber ohne Gewähr. Für unaufgefordert ein-
gesandte Fotos oder Manuskripte wird keine Haftung
übernommen. Das Recht auf Kürzung bleibt vorbehal-
ten. Abdruck und Vervielfältigung von redaktionellen
Beiträgen und Anzeigen bedürfen der ausdrücklichen
Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe und nament-
lich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt
die Meinung der Redaktion wieder.
Verein:
bodo e.V. | als gemeinnützig eingetragen
im Vereinsregister Dortmund Nr. 4514
Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund
0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20
bodoev.de | facebook.com/bodoev
Vorstand:
Andre Noll | Brunhilde Dörscheln |
Nicole Hölter | [email protected]
Geschäftsleitung | Verwaltung:
Tanja Walter | [email protected]
0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20
Öffentlichkeitsarbeit:
Bastian Pütter | [email protected]
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Transporte | Haushaltsauflösungen:
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bodos Bücher | Modernes Antiquariat:
Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund
0231 – 950 978 0 | Fax 950 978 20
Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr
Anlaufstelle Dortmund:
Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund
Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr
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Mo., Mi. und Fr. von 14 – 17 Uhr
Di. und Do. von 10 – 13 Uhr
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Stadtsparkasse Dortmund
BLZ 440 501 99 | Kto. 104 83 76
Sparkasse Bochum
BLZ 430 500 01 | Kto. 104 062 54
Bank für Sozialwirtschaft Essen
BLZ 370 205 00 | Kto. 722 39 00
IMPRESSUM
02
Liebe Leserinnen und Leser,
schön, dass Sie mit dem Kauf des Straßenmagazins
eine Verkäuferin oder einen Verkäufer unterstüt-
zen. Wir haben uns Mühe gegeben, dass auch dieses
Heft seinen Preis wert ist, denn darum geht es
uns: Statt um milde Gaben zu bitten, haben unsere
vielen VerkäuferInnen wirklich etwas anzubieten –
vierzig Seiten Soziales und Kultur aus der Region,
diesmal mit extra viel Spätsommer, weil wir die
warme Jahreszeit gerne noch etwas zum Bleiben
überreden möchten.
Wenn Sie Linkshänder oder Manga-Fan sind oder
auch sonst häufig von hinten nach vorne blättern,
wird Ihnen zuerst auffallen, dass auch bei uns Wahl-
kampf ist. Zumindest im Anzeigenteil. Seit Jahren
bieten wir allen demokratischen Parteien an – na-
türlich gegen Bezahlung – auch bei uns zu werben.
Vor dieser anstehenden Bundestagswahl wird diese
Möglichkeit durch das ganze Spektrum genutzt.
Das freut uns nicht nur, weil neben Spenden und den
Einnahmen aus unseren anderen Projekten auch die
Anzeigen unsere Arbeit finanzieren helfen. Es zeigt
uns, dass auch die Parteien zunehmend wissen,
dass bodo ein großes und ein spannendes Lese-
publikum hat – Sie.
Und es erinnert daran, dass wir – bei aller Unzufrie-
denheit mit einem lange nicht wirklich in Gang kom-
menden Wahlkampf – tatsächlich die Wahl haben.
Um alle Parteien, auch die zukünftige Regierung,
auf ein Handeln gegen die zunehmende Entsolida-
risierung und soziale Ungleichheit in Deutschland
zu verpflichten, rufen wir mit einer Vielzahl von
Organisationen zu der bundesweiten Großdemons-
tration des Aktionsbündnisses „umFAIRteilen“ am
Samstag vor der Wahl in Bochum auf. Die Demons-
tration beginnt am 14. September um 11.30 Uhr
mit einem Sternmarsch am Hauptbahnhof, am
Jahrhunderthaus und am Schauspielhaus.
Wenn Sie zu besagten „Von-hinten-nach-vorne-
Blätterern“ gehören, haben Sie vielleicht schon auf
unserer Leserseite am Schluss das Gruppenbild mit
unseren Kolleginnen und Kollegen gesehen. Die
Jahreskonferenz der sozialen Straßenzeitungen,
diesmal in München, war für uns wieder ein ganz
besonderes Ereignis. Nicht nur, weil von Norwegen
bis Südafrika durchweg wunderbare Menschen die-
ses Job machen. Auch, weil an einem Ort, an dem
100 StraßenzeitungsmacherInnen zusammenkom-
men, Dinge sichtbar und greifbar werden, die sonst
sehr theoretisch daherkommen.
Wir sprechen z.B. sonst nur am Rande von unserer
gemeinsamen Millionenauflage, die uns weltbe-
rühmte Botschafter wie Schriftsteller Paulo Coelho
oder Trainspotting-Autor Irvine Welsh beschert
(von ihm mehr im nächsten Heft). Mit einer langen
Tafel, auf der ausgebreitet die japanischen, ameri-
kanischen oder protugiesisch-sprachigen Hefte lie-
gen, wird diese Reichweite auf einmal augenfällig.
Ebenso kommen abstrakte Nachrichten wie die
über die soziale Krise in Griechenland plötzlich
ganz nah, wenn unser wundervoller Kollege Chris,
der in diesem Jahr mit unser aller Hilfe in Athen
die erste griechische Straßenzeitung aus der Taufe
hob, von seiner Arbeit erzählt. Eine Arbeit mit
Menschen, die vor einem Jahr noch mit ihren Fami-
lien in schönen Innenstadtwohnungen lebten und
nun zu Tausenden in den Parks der griechischen
Hauptstadt leben. Rettungspakete für Banken
hingegen wirkten dann plötzlich fast surreal.
Viele Grüße von bodo,
Bastian Pütter – [email protected]
3
INHALT 03
02 Editorial | Impressum
04 Menschen Bernadette La Hengst von Bastian Pütter
Mit ihrer Band „Die Braut haut ins Auge“ war sie Teil des musikalischen
Aufbruchs der „Hamburger Schule“ Anfang der 1990er Jahre. Seit gut zehn
Jahren ist sie solo unterwegs mit schlauem Pop und sehr politischen Thea-
terprojekten. Mit ihrem Stück „Bedingungsloses Grundeinsingen“ war sie in
Bochum und kommt im September nach Mülheim.
06 Neues von bodo | Maikes Verkäufertagebuch
08 Reportage Im anderen Garten von Wolfgang Kienast
Dem durchschnittlichen Klein- und Hobbygärtner werden an diesem Ort
die Haare zu Berge stehen. Ob Nutz-, Zier- oder Wildgewächs, wir sehen
vor uns das Beet vor lauter Pflanzen nicht. Doch schnell lernen wir, dass
Permakultur etwas ganz anderes ist als „Gärtnern aus der Hängematte“.
11 Verkäufergeschichten Reinhold von Sebastian Sellhorst
„Natürlich muss man beim Verkauf auch schon mal dumme Bemerkungen
schlucken, aber es gibt zum Glück ja auch die andere Seite. Nette Leute, die
ein bisschen stehen bleiben und quatschen. Die finden gut, dass man etwas
macht, und haben Verständnis für die Verkäufer. Ohne die ginge es nicht.“
12 Recht Renovierklauseln in Mietverträgen von René Boyke
12 Kultur Empfänger unbekannt von Bastian Pütter
Die kurze Briefnovelle über eine Freundschaft und das schleichende Gift
des Faschismus ist ein beeindruckender Text von beklemmender Aktuali-
tät. Sabine Henke und Birgit Rumpel haben ihn für eine szenische Lesung
eingerichtet – Premiere ist am 13. September bei bodo.
13 Wilde Kräuter Echtes Labkraut von Wolfgang Kienast
Der Veggie-Day, antizyklisches Verhalten und ein ideales süßwürziges
Naschwerk im Spätsommer.
14 Reportage »Ein Ort, wo ich weiß, da kann ich hin« von Marcus Preis Traumatische Erlebnisse in den Biografien junger Menschen führen
manchmal dazu, dass diese lieber auf der Straße, als bei ihren Herkunfts-
oder Pflegefamilien leben. In der Kontakt- und Beratungsstelle „Sprung-
brett“ in Bochum treffen wir Tabea und Carsten.
17 Praktikum Die schlimmsten zwei Wochen... von Alicia Reimann
18 Kommentar Danke für die Stille von Bastian Pütter
Wie Edward Snowden acht Wochen lang populistischen Wahlkampf auf
Kosten von Zuwanderern verhinderte.
18 News | Skotts Seitenhieb
20 Kinotipp Der Glanz des Tages im endstation.kino
20 Netzwelt mundraub.org von Frederik Gremler
Eine Obst-Landkarte Deutschlands – das ist vielleicht eine treffende
Beschreibung der Website mundraub.org. Die Service- und Kommunikati-
onsplattform für Selberpflücker hat das Ziel, die bedrohten öffentlichen
Obstbaumbestände zu schützen und zu erhalten.
21 Veranstaltungskalender | Verlosungen von Petra von Randow
28 Soziales Eins, zwei, drei – Bir, iki, üç von Bianka Boyke
Jede Woche besuchen die Vorlesepatinnen der RAA Dortmunder Kitas und
Grundschulen und lesen dort im Tandem vor. Das heißt: Zunächst liest die
eine auf Deutsch, dann wird der Text von der anderen in ihrer Mutter-
sprache vorgetragen.
32 Kultur Bochum ist nicht Detroit von Dr. Birgit Rumpel
Das Schauspielhaus Bochum startet in der neuen Spielzeit ein Projekt, das
sich abseits des klassischen Theaters mit einem realen Drama beschäftigt:
der Schließung des Opel-Werks.
34 Rätsel | Cartoon von Volker Dornemann
35 Interview In der Höhle des Löwen von Frederik Gremler
Inge Hannemann ist Mitarbeiterin des Jobcenters Hamburg-Altona und
wegen ihrer Kritik an der Sanktionspraxis und der „gewollten Unmensch-
lichkeit“ im System inzwischen freigestellt.
36 bodo geht aus Hofcafé auf dem Union-Gewerbehof von Wolfgang Kienast
Die Leute, die auf dem Union-Gewerbehof an der Huckarder Straße arbei-
ten, kennen das Hofcafé natürlich. Und die direkten Nachbarn auch. Für
alle anderen: unser Ausgehtipp.
38 Leserseite | Cartoon
Unser Titelbild der September-Ausgabe:
Bernadette La Hengst (S. 4)
Foto: Christiane Stephan
08352812 32
4
Bernadette La HengstSingen zur Senkung der Arbeitsmoral
Sie steht allein in einem großen Gemeindesaal nahe dem Bochumer Schauspielhaus und spielt ganz für sich ihre einfachen, swingenden Ak-kordfolgen auf der halbakustischen Gitarre. Später wird sie hier mit einer bunten Schar Laien genauso entspannt und leichtfüßig eine der letzten Proben für ihre aktuelle Theaterpro-duktion „Bedingungsloses Grundeinsingen“ im Rahmen des Impulse-Festivals absolvieren. Vor-her sprechen wir über Pop, Theater und Politik.
MENSCHEN | von Bastian Pütter | Fotos: Christiane Stephan · Moni Bosch04
Bernadette La Hengst, geboren 1967 ohne das
„La“, stammt aus Bad Salzuflen, wie die gefühlte
Mehrheit des musikalischen Aufbruchs der „Ham-
burger Schule“ Anfang der 1990er Jahre. Wie
Bernd Begemann, Frank Spilker (Die Sterne) und
Jochen Distelmeyer (Blumfeld) zieht es sie aus
Ostwestfalen über Umwege nach Hamburg, wo sie
und ihre Band „Die Braut haut ins Auge“ Teil einer
der einflussreichen musikalischen Bewegungen
der letzten Jahrzehnte werden. Diskurs und Pop,
Intelligenz und deutsche Texte, die Bad Salzufler
und Bands wie Kolossale Jugend, Die Goldenen Zi-
tronen, Mutter, Kante oder Tocotronic prägen bis
heute Musiker-Innen und Theaterleute.
Bernadette La Hengst lebt seit der Geburt ihrer
Tochter 2004 in Berlin, von wo aus sie als Musike-
rin tourt und als Theatermacherin zu ihren wech-
selnden Projekten pendelt. Inzwischen müsse sie
sich von der Neunjährigen durchaus kritische Fra-
gen zu dieser ungeliebten Seite ihres Berufs an-
hören. „Ich bin oft weg von zu Hause, das gehört
eben dazu. Der Vater kümmert sich zur Hälfte.
Eigentlich funktioniert das gut.“ Dass in den Ni-
schen, in denen sie sich bewegt, auch kein Reich-
tum auf sie wartet, sei nun mal so: „Ich nenne es
selbstgewähltes Prekariat. Ich kann mir kein An-
gestelltenverhältnis vorstellen, und ich kann mit
dieser Freiheit umgehen, manchmal eben auch in
ein tiefes Loch zu fallen, weil ich nicht weiß, wie
es nächstes Jahr weitergeht.“
In das Lamento ihrer meist männlichen Kollegen
über den Niedergang der Musikindustrie mag sie
nicht einstimmen. „Oft sind es Leute, die sich über
Internet-Downloads beschweren, die vorher sehr
privilegiert waren. Wenn Sven Regener von Element
of Crime schimpft, weil er Angst hat, dass ihm et-
was weggenommen wird, ist das Geld, das ich nie
hatte. Ich konnte nie ausschließlich von Platten-
verkäufen leben und habe mich schon Ende der 90er
Jahre umorientiert. Ich habe eine Booking-Agentur
gegründet und angefangen mit Theaterarbeit, Hör-
spielen und politischem Aktivismus. Für mich ist
eher selbstverständlich, dass ich an vielem inter-
essiert bin, an verschiedenen Kunstformen und an
der Welt.“ Dazu gehört auch ihr Engagement beim
politischen Künsterlerkollektiv „Schwabinggrad
Ballett“ und in der Flüchtlingsarbeit.
5
Seit 2002 veröffentlicht Bernadette La Hengst
Platten und tourt unter eigenem Namen. Dem
Feuilleton ist sie mit ihrer Mischung aus fröhlich-
eingängigem Gitarrenpop mit Elektronikeinschlag
und intelligenten, politischen, feministischen
Texten nicht ganz geheuer. Die ZEIT nannte ihre
Lieder „Trojanische Pferde“. „Ich bin die Unter-
jubelerin, stand da“, lacht sie. „Aber mir war
nicht ganz klar, ob ich dem Schlager den Diskurs
unterjuble oder andersherum.“ Der doppelte Bo-
den ihrer Texte ist jedoch keine Zugabe und kein
augenzwinkerndes Spielen mit Referenzen, son-
dern Kern des Produktionsprozesses. Die meisten
Songs entstehen seit Jahren für sehr politische
Theaterprojekte, die sie meist mit Laien in der
ganzen Republik inszeniert.
Die Stücke ihrer aktuellen CD „Integrier mich,
Baby!“ wurden unter anderem für ein gleichnamiges
Projekt am Hamburger Thalia-Theater geschrieben,
einen von Zuwanderern geleiteten Integrationskurs
für das Publikum, in dem nicht deutsche, sondern
Zuwanderungsgeschichte gelehrt und abgefragt
wurde. In Freiburg inszenierte sie 2009 mit Armen
die „Bettleroper“ und im letzten Jahr „Planet der
Frauen“, eine feministische „Kampfoperette“. Auch
im Ruhrgebiet hat sie schon gearbeitet. In Mülheim
erarbeitete sie u.a. in Workshops mit Anwohnern
das Libretto der Eichbaumoper, in Essen gründete
und begleitete sie in einem Kulturhauptstadtpro-
jekt die Mädchenband „Girls‘ Planet“. „Die Menta-
lität der Leute ist wirklich extrem freundlich und
kommunikativ, das fällt hier schon auf, aber es
sind dann eben doch keine Großstädter“, meint
Bernadette La Hengst. „Sie sind halt sehr boden-
ständig und humorvoll, aber nicht so geübt im
Erfinden oder auch im Zutrauen, dass jeder sich
künstlerisch ausdrücken kann.“
In Bochum ist sie mit dem „Bedingungslosen
Grundeinsingen“, das auch im September in Mül-
heim Station macht (s.S. 26). Ein Stück, dessen
Ausgangspunkt ein kleiner Schwindel ist. Der
Theaterabend in der leicht schmierigen Form ei-
ner Firmengala feiert das fünfjährige Jubiläum
eines europäischen Pilotprojekts: Den ausgewähl-
ten Chormitgliedern wurde fünf Jahre lang ein be-
dingungsloses Grundeinkommen von 1.000 Euro
monatlich gezahlt, verrät die Presseinfo. Nun, im
Theater berichten die Arbeitslosen, Studierenden,
Selbstständigen, Alleinerziehenden, Rumhänger
von ihren Erfahrungen.
„Anscheinend ist die Utopie gar nicht so weit
von der Realität entfernt, wenn man es einfach
behauptet“, sagt Bernadette La Hengst. „Schon
ist das Grundeinkommen nicht mehr ein Konzept
von Spinnern, die den ganzen Tag auf dem Sofa
sitzen wollen, sondern man nimmt es ernst und
hört sich an, wie sich das Leben verändern könn-
te.“ Für Bernadette La Hengst ist es eine konkrete
Utopie: „Wir rechnen vor, dass ein Grundeinkom-
men finanzierbar wäre. Wenn man alle staatlichen
Sozial- und Transferleistungen zusammenrechnet,
könnte man 800 Euro an jeden auszahlen. Es ist
eine Frage der Verteilung und Entscheidung.“
Doch das Stück ist kein getarnter Vortrag, son-
dern eher eine Übung im miteinander Singen als
Erkenntnisinstrument: „Die Lust am Singen hat
jeder, aber alle behaupten, es nicht zu können.
Mein Trick ist, dass ich das Publikum nicht frage.
Ich stelle mich vor als bedingungslose Chorleite-
rin – ,Und jetzt wird gesungen!‘ Die, die schief
singen, muss man halt ertragen. So funktioniert
Gesellschaft. Dann entsteht eine Kraft aus dieser
neuen Art von Gemeinschaft.“
Und wenn dann bei der Premiere ein konzen-
triertes Theaterpublikum im dreistimmigen Ka-
non schmettert: „Wir singen zur Senkung der
Arbeitsmoral“, versteht man, was Bernadette
meint, wenn sie sagt: „Die Musikbühne und das
Kopfnicken, das Einverstandensein des Publikums
sind mir manchmal zu einfach und im Theater ist
es mir teilweise zu verkopft. Ich versuche, beides
zusammenzubringen.“ (bp)
05
6
06 NEUES VON BODO | www.bodoev.de | www.facebook.com/bodoev
bodo ist für Sie da
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Verwaltung
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Redaktion und
Öffentlichkeitsarbeit
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Brunhilde Dörscheln
montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr
unter dieser zentralen Rufnummer:
0231 – 950 978 0
Mail: [email protected] | Fax: 0231 – 950 978 20
Oder Sie besuchen uns:
Schwanenwall 36 – 38 | 44135 Dortmund
Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr | Sa. 10 – 14 Uhr
Stühmeyerstraße 33 | 44787 Bochum
Mo., Mi. u. Fr. 14 – 17 Uhr
Di. u. Do. 10 – 13 Uhr
bodos Bücher in Bochum
Am Samstag, den 14. September findet auf dem Boulevard zum fünften Mal die Bochumer Bü-cherbörse statt.
Unter dem Motto „Bücher in Bochum“ können sich
alle Bücherfreunde auf einen gut bestückten Bü-
chermarkt freuen. Auch wir sind wieder dabei mit
einem großen Buchstand vor Baltz, schräg gegen-
über dem Kuhhirten.
Dabei haben werden wir viele, viele Kisten mit
handverlesenen, neuwertigen Taschenbüchern
zum Einheitspreis: Jedes Buch kostet zwei Euro,
drei Bücher kosten fünf Euro. Wir freuen uns auf
Ihren Besuch!
In unserem Dortmunder Buchladen am Schwa-
nenwall gibt es auch im September wieder eine
Reihe von Aktionen. Ein Thema ist der Deutsche
Buchpreis, der am 5. Oktober auf der Frankfurter
Buchmesse verliehen wird. Wir bieten neben der
aktuellen Buchpreis-Anthologie auch immer wie-
der besonders günstige Bücher der nominierten
AutorInnen an.
Auch an den Samstagen im September wird es
von 10 bis 14 Uhr Sonderverkäufe geben – besu-
chen Sie uns am Schwanenwall! Ihre Buchspen-
den nehmen wir gerne während der Öffnungs-
zeiten (s. links unten) in Dortmund und Bochum
entgegen.
INSP-Konferenz
Vom 29. Juli bis zum 1. August nahmen Basti-an und Sebastian an der diesmal vom Münchner Straßenmagazin BISS ausgerichteten Interna-tionalen Konferenz der Straßenzeitungen teil.
Mehr als 100 KollegInnen aus der ganzen Welt erar-
beiteten gemeinsam Perspektiven für das digitale
Zeitalter, diskutierten die Rolle der Straßenzeitun-
gen in der Finanzkrise und stellten erfolgreiche Pro-
jekte vor. Expertenvorträge aus der internationalen
Wohnungslosenarbeit, aus Werbung und Marktfor-
schung, Arbeitsgruppen zur Armutsmigration, zur
Arbeit mit Roma, zur „digitalen Straßenzeitung“
oder zu Fragen von Fundraising und Finanzierung
waren eingerahmt von einem (hoch-)offiziellen Pro-
gramm, beginnend mit einem Empfang im Münchner
Rathaus und endend mit der feierlichen Verleihung
der „International Street Paper Awards 2013“.
Dazwischen und danach war Raum für den direkten
Austausch und die Diskussion mit den Menschen, die
das Gleiche machen wie wir – nur ganz woanders. Wir
haben so viel gelernt von unseren Schwesterzeitun-
gen in Stockholm, Kapstadt, Amsterdam oder Athen
und hatten nebenbei eine Menge Spaß mit den bes-
ten KollegInnen, die man sich wünschen kann.
Bastian Pütter, Redaktionsleiter bei bodo e.V. hat
nun die Rolle des Koordinators der deutschspra-
chigen Straßenzeitungen übernommen und wird
daran arbeiten, die Vernetzung aller Projekte zwi-
schen Kiel, Wien und Basel weiter zu verbessern.
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7
07
Wir freuen uns, am 13. September in unserer Benefiz-Kulturreihe Zweiter Freitag eine weitere wirkliche Premiere zeigen zu können: Birgit Rum-pel und Sabine Henke sind bei uns mit der szeni-schen Lesung der Briefnovelle „Empfänger unbe-kannt“ von Kathrine Kressmann und Elliot Taylor.
Die Novelle dokumentiert den Briefwechsel der
beiden Kunsthändler Max Eisenstein und Mar-
tin Schulze, der eine in der Emigration lebender
deutscher Jude, der andere 1932 aus Amerika nach
Deutschland zurückgekehrt, um sich dort zum
überzeugten Nazi zu entwickeln. Dem Vorwurf, die
Juden würden sich ja nie gegen ihre Verfolgung
wehren, begegnet Max auf ganz eigene Weise. Mit
einem Racheakt, der perfider kaum sein könnte...
Elke Heidenreich schreibt: „Ich habe nie auf weni-
ger Seiten ein größeres Drama gelesen. Diese Ge-
schichte ist meisterhaft, sie ist mit unübertreffli-
cher Spannung gebaut, in irritierender Kürze, kein
Wort zu viel, keines fehlt.“
Sabine Henke ist Kabarettistin und Schauspiele-
rin, Birgit Rumpel arbeitet als Texterin und Jour-
nalistin (unter anderem für bodo) und ist Mitglied
des Sprechchors im Theater Dortmund.
Beginn 19.30 Uhr in unserem Buchladen am Schwa-
nenwall 36 – 38, der Eintritt ist frei. Spenden kom-
men unseren Beratungsangeboten zugute.
Premiere am 2. Freitag bodo in den Medien
Mehr als 100 Menschen in sozialen Notlagen verkaufen zurzeit das Straßenmagazin. Ein Vielfaches dieser Zahl lebt in unserer Region auf der Straße, schläft in Abbruchhäusern oder lebt unter prekärsten Bedingungen.
Während Obdachlosigkeit in den Medien ein klas-
sisches Winterthema ist, sind auch im Sommer die
Gefahren und Gesundheitsrisiken von Menschen
auf der Straße unverändert hoch. Und auch unsere
Arbeit geht natürlich unverändert weiter.
Umso schöner ist es, dass sich auch in der warmen
Jahreszeit JournalistInnen finden, die über die Nöte
der Menschen am Rand und über unsere Arbeit be-
richten und dass es UnterstützerInnen gibt, die die
Kontinuität unserer Hilfen sicherstellen, denn bodo
ist auf Spenden angewiesen.
Neben der finanziellen Unterstützung und den groß-
artigen Buchspenden, die wir erhalten, ist ein schönes
Beispiel das Engagement der Firma BBS-Screen in Bo-
chum, die unser letztes Cover – mit VfL-Trainer Peter
Neururer – auf Deutschlands größter Videoleinwand
am Bochumer Hauptbahnhof bewarb. Vielen Dank!
Vor allem über unsere Bochumer Stadtführungen,
aber auch über die Lebensgeschichten von bodo-
Verkäufern – ob neu zugewandert oder nicht, unser
Buchprojekt und die großartige Charity-Aktion „bi-
ken für bodo“ gab es in den Sommerferien Medien-
berichte, die uns sehr gefreut haben.
Liebe bodo-Leser,
nun ist die erste Hälfte 2013 vorbei und die
Sommerferien stehen vor der Tür. Und der Le-
sespaß der bodo steht vor Euch geschrieben.
Anfang des Monats war die Bodelschwing-
her Kirmes. Irgendwie war an dem Tag der
Zeitungsverkauf nicht mein Ding. Nach
ein paar Tagen bin ich mittags mit Übel-
keit nach Hause gekommen, wo ich mich
dann nachmittags übergeben habe. Nach
einer Woche ging es mir wieder besser.
Trotzdem ich sauer auf Kollegen war, die
nichts auf Regeln geben, habe ich mich im-
mer wieder mit dem Zeitungsverkauf ver-
sucht. Auch war es ein schöner Monat, viel
Sonnenschein, hohe Temperaturen, und wenn
man sich auch wenig bewegt hat, war man
schon am Schwitzen. Bei dieser Hitze bin ich
öfters unter die Dusche, was einem nur kurz-
fristig Linderung verschafft. Auch hatte ich
meinen Standventilator am Tag öfters an.
Auch sind jetzt Schulferien – diejenigen,
deren Finanzen es zulassen, können dann
in den Urlaub starten. Nun werde ich wie-
der etwas trinken, und zwar alkoholfrei.
Denn bei der Hitze sollte man viel trinken.
Nun wünsche ich allen Lesern dieser Zei-
tung viel Lesespaß, und bleibt mir alle
gesund und munter, Eure Bodoline Maike.
MAIKES VERKÄUFERTAGEBUCH
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8
Im anderen GartenDer UmweltKulturPark in Dortmund-Barop
08 REPORTAGE | von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
Dem durchschnittlichen Klein- und Hobbygärtner
werden an diesem Ort die Haare zu Berge stehen.
Dessen sind wir uns sicher, als wir einen ersten
Blick über das vor uns liegende Areal schweifen
lassen. Zwar gilt Englischer Rasen lang nicht mehr
überall und jedem als Inbegriff einer mustergül-
tiger Grünflächenpflege, Möhren müssen nicht
soldatengleich allseits in den Rabatten stehen
und ein Salat darf auch mal schießen, ohne dass
die Schande Schrebers Jünger träfe. Hier aber,
auch daran zweifeln wir nicht, veranschlagt ein
gärtnernder Max Mustermann harte Arbeit, wo-
chenlang. Alles, so scheint es, darf wachsen, blü-
hen und gedeihen, wie und wo es will. Ob Nutz-,
Zier- oder Wildgewächs, wir sehen vor uns das
Beet vor lauter Pflanzen nicht.
„Setzt euch erstmal“, hält uns Ulla Riesberg freundlich
davon ab, den üppigen Wildwuchs auf der Stelle nä-
her zu inspizieren. Mit Frau Riesberg, sie gehört zum
Vorstand des Vereins hinter dem UmweltKulturPark,
sind wir auf dem Gelände im Dortmunder Süden ver-
abredet. Sie führt uns zu einem hölzernen Tisch unter
einem reich tragenden Apfelbaum. Boskop, eine alte
Sorte. Auf dem Tisch stehen Schüsseln mit frischem
Obst neben Wasserflaschen und selbstgemachtem Saft.
„Gleich gehen wir durch den Garten, versprochen, aber
vorher gibt es noch ein wenig Theorie“, sagt sie und
überantwortet uns ihrer Kollegin. Von Rebecca Lee er-
fahren wir als Erstes, dass die Philosophie, nach deren
Prinzipien der UmweltKulturPark errichtet wurde, auf
Jahrtausende alten Traditionen fußt, welche vor allem
im asiatischen und südamerikanischen Raum verankert
sind. Mit etwa einhundert Jahren vergleichsweise neu
ist der Name der Methode: Permakultur.
Der Begriff setzt sich zusammen aus den Worten
„permanent“ und „agriculture“, was sich mit „dau-
erhafte Landwirtschaft“ ins Deutsche übersetzen
lässt. Im Jahr 1911 veröffentlichte der amerikani-
sche Agrarwissenschaftler Franklin Hiram King ein
Buch über ursprüngliche asiatische Anbautechniken.
Vermutlich war er es, der dabei den Terminus erst-
mals in der Fachliteratur verwendete. „Ich habe das
Buch gelesen“, schwärmt Frau Lee. „Es ist brillant.
Ich habe es gelesen wie einen Krimi, obwohl es eine
wissenschaftliche Arbeit ist. Bis drei Uhr morgens.
Ich konnte es einfach nicht aus der Hand legen.“ Sie
zeigt uns eine Grafik, die Permakultur symbolisiert.
Die Illustration vereint Vertrautes aus der westlichen
Hemisphäre mit Zeichen aus der Welt australischer Ur-
einwohner: Wasser, Wolken, Sonne, ein Ei mit Lebens-
baum und eine regenbogenfarbene Schlange, welche
dem Schöpfungsmythos der Aborigines entliehen ist.
In den 1970er Jahren nahmen die australischen
Wissenschaftler Bill Mollison und David Holmgren
9
09
den Faden auf und begründeten eine weit über rein
landwirtschaftliche Positionen hinausgehende Denk-
weise, von deren Grundsätzen sich mittlerweile zu-
kunftsorientierte Architekten, Stadtplaner und sogar
Softwareentwickler inspirieren lassen. Für sein Buch
„Permaculture One“ erhielt Bill Mollison 1978 den Al-
ternativen Nobelpreis. „Die Philosophie hinter Perma-
kultur ist eine Philosophie, die mit und nicht gegen
die Natur arbeitet, eine Philosophie der fortlaufenden
und überlegten Observation und nicht der fortlaufen-
den und gedankenlosen Aktion“, heißt es bei ihm.
„Daran anknüpfend ist unser Garten kein Garten im
üblichen Sinn, sondern ein Naturgarten“, sagt Frau
Lee. „Im Vordergrund steht nicht die Gewinnmaxi-
mierung durch hohe Erträge, sondern eine dauer-
hafte Landwirtschaft, bei welcher die Vielfalt der
Strukturelemente dafür sorgt, dass das ökologische
System stabil bleibt. Dabei hat jedes einzelne Ele-
ment mehrere Aufgaben zu erfüllen. Zum Beispiel
Beinwell. Mit den Blättern kann man kochen, die
Pflanze hat medizinisches Potenzial, die Blüten
dienen als Bienenweide und Beinwell ist ein ausge-
zeichnetes Mulchmaterial.“
Ein Garten als ökologisch stabiles System? Konse-
quent zu Ende gedacht würde das ja nicht nur bedeu-
ten, auf Düngemittel und Giftstoffe zu verzichten,
sondern sich darüber hinaus auch das lästige Jäten
sparen zu können. „Gifte und Kunstdünger sind tabu“,
bestätigt Frau Riesberg. „Wir arbeiten rein biologisch
und ökologisch. Und was das Jäten betrifft, hat eine
Frau, die hier vor einigen Jahren aktiv war, später
einen Volkshochschulkurs mit dem Titel ,Gärtnern
aus der Hängematte‘ gegeben. Ein paar Leute von
uns fanden das nicht so gut. Es geht nicht darum,
nichts zu tun, es geht darum, möglichst wenig zu tun,
indem man natürliche Kreisläufe berücksichtigt. So
stabilisiert man die Erträge langfristig auf einem aus-
reichend hohen Niveau und hält den Arbeitsaufwand
gering.“ Diesem Relativieren zum Trotz haken wir bei
„Gärtnern aus der Hängematte“ nach. Die Vorstellung
ist zu verlockend. Die richtigen Entscheidungen an
den Anfang gestellt, erfahren wir, regelt sich tatsäch-
lich vieles von allein. Maßgeblich ist das Wissen um
die Zusammenhänge, aus denen sich die anzuwenden-
den Techniken ergeben.
Die beiden Frauen erklären das anhand einer Reihe von
Beispielen: Es gibt Pflanzen, die das Wachstum ihrer
Nachbarn positiv beeinflussen, und andere, welche
Stoffe produzieren können, Schädlinge auf Abstand
zu halten. Wer mit den Eigenschaften seiner Pflan-
zen vertraut ist, kann sie entsprechend kombinieren.
Eine Schicht Pappe als Basis eines neu angelegten
Mulchbeetes nimmt unerwünschten Wildkräutern die
Möglichkeit, sich von unten breit zu machen. Lässt
10
man einjährige Kräuter bis zur Samenreife stehen,
muss man sie im nächsten Jahr nicht aussäen. Sie
brauchen keinen Gärtner, sondern sorgen selbst für
ihren Fortbestand. Eine kleine Wasserfläche in süd-
licher Richtung vor einem Gewächshaus verdoppelt
durch Reflexion den Lichteinfall und hilft im Winter,
das Innere zu heizen. Ebenfalls nach Süden ausge-
richtete so genannte Sonnenfallen aus im Halbkreis
aufgestellten Steinen speichern tagsüber Wärme,
um sie nach Sonnenuntergang wieder abzustrahlen.
Schützen außerdem höhere robuste Pflanzen das Beet
nach Norden vor kaltem Wind, kommen empfindliche
Kräuter aus dem Mittelmeerraum in unseren Breiten
gut zurecht. Schlüsselloch-Beete verdanken den Na-
men ihrem Grundriss. Ein schmaler Zugang führt zum
Mittelpunkt, um welchen herum die Pflanzen konzen-
trisch wachsen. Kleinwüchsige und häufig zu erntende
mittig, größere und seltener genutzte entsprechend
weiter außen. Ähnlich sektioniert ist ein Permakul-
turgarten insgesamt. In die unmittelbare Nähe eines
Kernbereichs gehört, was täglich gebraucht oder in-
10
tensiver gepflegt werden muss. Es folgt ein Gemüse-
garten mit weniger anspruchsvollen Gewächsen, dann
eine Zone mit Feldern, Obstwiesen und zum Rand hin
tatsächliche Wildnis als Ruhebereich für die Natur, wo
der Mensch nicht mehr einzugreifen hat.
All das erfahren wir, während wir von Rebecca Lee
und Ulla Riesberg durch den UmweltKulturPark ge-
führt werden, der jetzt gar nicht mehr chaotisch
wirkt, sondern wie ein komplexes, in jeder Hinsicht
durchdachtes System, in welchem wir uns ausge-
sprochen wohl fühlen. Letzteres auch, weil wir von
der Permakultur permanent naschen. Kirschen, Sta-
chel- und Johannisbeeren, japanische Weinbeeren,
koreanische Gurken, dreißig verschiedene Tomaten,
vierzig Paprika- und Chilisorten. Außerdem Blätter
und Blüten unzähliger Kräuter und Gewürzpflanzen
in sämtlichen Geschmacksrichtungen von süß über
lakritzig, fruchtig, sauer, herb bis scharf mit allen
Zwischenstufen.
„Das Nette an Kapuzinerkresse ist, dass sie schön ist
und lecker und dabei wie blöde wächst“, sagt Frau
Riesberg und empfiehlt uns, von den großen, leuch-
tend orangeroten Blüten zu probieren: aromatisch
frisch und scharf mit leichter Rettichnote. Wir be-
dauern, nicht zum Kochen hier zu sein, sonst könn-
ten wir die vielen Sorten Kohl versuchen, um uns
anschließend noch ins Reich der Spinatpflanzen zu
begeben. „Baumspinat ist der beste“, sagt Frau Lee.
Was im UmweltKulturPark fehlt, sind klassische Nutz-
tiere wie Geflügel, Schafe oder Schweine. Bei der Grün-
dung in den 1980er Jahren – als erster seiner Art in
Deutschland und als ökologische Ausgleichsfläche für
den Technologiepark der Dortmunder Universität – war
das anders gedacht. Ein Wohnhaus sollte errichtet wer-
den. Es wurde jedoch nicht genehmigt, und weil Tiere
aufmerksamer betreut werden müssen als Pflanzen,
ließ sich deren Haltung nicht realisieren. (wk)
INFO
Wer den UmweltKulturPark näher kennenlernen möch-
te, dem bietet das Herbstfest am Samstag, den 28.
September (11 – 16 Uhr) eine gute Gelegenheit. Der
Park liegt an der Ostenbergstraße, der Katholischen
Studentengemeinde gegenüber, in 44225 Dortmund-
Barop. www.umweltkulturpark.de
Rebecca Lee und Ulla Riesberg nach getaner „Arbeit aus der Hängematte“, während bodo-Autor Wolfgang Kienast
sich an den reifen Kirschen bedienen darf.
11
Seit 18 Jahren gehören das Straßenmagazin und
seine Verkäufer zum Straßenbild in Bochum, Dort-
mund und Umgebung. Viele haben feste Verkaufs-
plätze und einen eigenen Kundenstamm. Manche
sind schon seit Jahren bei uns, andere nur auf
der Durchreise. Für alle jedoch ist der Verkauf des
Straßenmagazins eine Arbeit, die Halt gibt und
Selbstbewusstsein schafft. bodo stellt regelmäßig
einen Verkäufer vor.
bodo-VerkäuferInnen
11VERKÄUFERGESCHICHTEN | protokolliert von Sebastian Sellhorst| Foto: Daniel Sadrowski
»Ich hoffe jeden Tag, dass nichts kaputt geht.«
Reinhold aus Wattenscheid:
Fünf Mal wurde Reinhold bereits wegen seiner Bandscheibe operiert. Wegen seiner Erkrankung verlor er seinen Job. Nach einer Trennung fing er an zu trinken, machte erfolgreich eine Therapie. Wir haben ihn in Wattenscheid getroffen, wo er uns seine Geschichte erzählt hat.
„Ich bin 1958 in Bochum-Grumme geboren.
Nach der Schule habe ich eine Ausbildung
zum Stuckateur gemacht. Mit 23 hatte ich
dann meine erste Bandscheibenoperation.
Danach hatte ich mit schlimmen Schmer-
zen und dem Gefühl, dass mir meine Beine
nicht mehr gehören, zu kämpfen. Nach der
Operation konnte ich dann zwar erst mal wei-
ter arbeiten. Aber es folgten immer weitere
Operationen. Insgesamt habe ich mich wegen
meiner Bandscheiben fünfmal unters Messer
legen müssen.
Irgendwann war dann auch beruflich nichts
mehr drin. Mit 36 haben mir die Ärzte
gesagt, ich soll aufhören zu arbeiten. Mit 36
in Rente gehen konnte ich mir damals aber
überhaupt nicht vorstellen. Meinen Job als
Stuckateur habe ich wegen der vielen krank-
heitsbedingten Ausfälle verloren, fand dann
aber wieder Arbeit in einer Gesenkschmiede.
Die Arbeit dort hat mir dann den Rest gege-
ben. Mit 48 wurde ich auf Zeit frühverrentet.
Jetzt bin ich 55, bekomme eine Rente, die
aufgestockt wird auf Grundsicherung. Das
reicht zum Leben, aber du musst jeden Tag
beten, dass nichts kaputt geht oder andere
Ausgaben auf einen zukommen.
Ich war früher schon mal bei bodo. Damals
war ich nach der Trennung von meiner Frau
in ein Loch gefallen. Krankheit, Scheidung,
Arbeitslosigkeit, damals kam alles auf einmal
und hat mich umgehauen. Dann hab ich den
Fehler gemacht und Trost im Alkohol gesucht.
Das Dümmste, was man machen kann. Über
einen anderen Verkäufer bin ich damals zum
Straßenmagazin gekommen. Mit Hilfe von
bodo habe ich dann eine Therapie gemacht
und wieder eine Arbeitsstelle gefunden. Jetzt
bin ich Gott sei Dank wieder trocken.
Seit zwei Monaten verkaufe ich jetzt wieder
das Straßenmagazin. Ich war an einem
Punkt, an dem es finanziell einfach nicht
mehr ging. Ich musste Stromkosten nach-
zahlen und konnte das Geld einfach nicht
aufbringen. Irgendwann braucht man ja
auch mal eine neue Hose, und wenn einem
dann noch die Waschmaschine kaputt geht,
dann steht man da und muss sehen, wo man
eine herbekommt.
Im Moment verkaufe ich vielleicht 50 Zei-
tungen im Monat. Es gibt natürlich Zeiten,
da kann ich wegen meinem Rücken gar nicht
verkaufen, und auch an guten Tagen gehen
nur vielleicht zwei bis drei Stunden am
Stück. Länger macht mein Rücken nicht mehr
mit. Der Verkauf bringt mir grade so viel,
dass ich davon meinen Strom bezahlen kann.
So schaff ich es zurzeit immer irgendwie,
über die Runden zu kommen.
Natürlich muss man beim Verkauf auch
schon mal dumme Bemerkungen schlucken:
„Keine Lust zu arbeiten?“ oder „Ihr versauft
doch eh euer Geld!“ – Das sind so Sprüche,
die man sich anhören muss, aber es gibt
zum Glück ja auch die andere Seite. Nette
Leute, die ein bisschen stehen bleiben und
quatschen. Die finden gut, dass man etwas
macht, und haben Verständnis für die Ver-
käufer. Ohne die ginge es nicht.
Große Pläne für die Zukunft habe ich
eigentlich nicht mehr. Mit meinem Hobby,
der Sportfischerei, habe ich irgendwann aus
Geldmangel aufgehört. Ein sehr günstiger Tag
Angeln kostet mit allen Drum und Dran und
allen Scheinen ca. 30 Euro. Die habe ich im
Moment einfach nicht. Mein Traum wäre es,
irgendwann in einem eigenen Wohnwagen im
Grünen zu leben, meine Ruhe zu haben und
mein eigener Herr zu sein. Mal schauen, was
daraus wird.“ (sese)
12
KULTUR | von Bastian Pütter | Foto: Daniel Sadrowski12 RECHT | von Rechtsanwalt René Boyke
BGH stärkt Mieterrechte:
Renovierungsklauseln oft unwirksam
Zieht ein Mieter aus seiner Wohnung aus, kön-
nen Regelungen über die Renovierung der Woh-
nung für Ärger zwischen Mieter und Vermieter
sorgen. Diese Regelungen können für den Mie-
ter echte Kostenfallen darstellen – wenn sie
denn überhaupt wirksam sind. Nun hat der
Bundesgerichtshof sich wieder mit einer derar-
tigen Renovierungsklausel befasst (Aktenzei-
chen: BGH VIII ZR 285/12).
Im konkreten Fall ging es um sogenannte „Quo-
tenklauseln“ und eine Dame, die nach ihrem
Auszug von ihrem ehemaligen Vermieter aufge-
fordert wurde, Malerarbeiten vorzunehmen. Da
sie sich weigerte, holte dieser – wie im Miet-
vertrag geregelt – einen Kostenvoranschlag für
die Durchführung der Malerarbeiten ein. Da die
im Mietvertrag geregelten Renovierungsfristen
noch nicht erreicht waren, forderte der Vermie-
ter lediglich einen Anteil der angeblich anfal-
lenden Gesamtrenovierungskosten in Höhe von
3.055 Euro netto ein, nämlich 1.055,32 Euro.
Diese Kosten ließ er – wie im Mietvertrag gere-
gelt – durch einen eigenen Kostenvoranschlag
ermitteln.
Genau diese Berechnung hielt der BGH im
konkreten Fall für unwirksam. Er führte aus,
dass die Mietvertragsklausel unwirksam sei,
soweit diese lediglich vorsehe, dass der Anteil
des Mieters an den Gesamtrenovierungskos-
ten allein auf Grundlage eines vom Vermieter
einzuholenden Kostenvoranschlags berechnet
werde. Zum einen sei für den Mieter nicht er-
kennbar, ob der eingeholte Kostenvoranschlag
verbindlich sei oder er diesem widersprechen
bzw. auf seine Billigkeit überprüfen könne.
Zum anderen müsse der Mieter die Klausel so
verstehen, dass von ihm alternativ eingeholte
Kostenvoranschläge unbeachtlich seien.
Der BGH stellte jedoch auch ausdrücklich klar,
dass nur die konkrete Formulierung der Renovie-
rungsklausel dazu führe, dass der Vermieter den
anteiligen Renovierungsbetrag nicht verlangen
könne. Ausdrücklich erklärte der BGH, dass solche
Abgeltungsklauseln grundsätzlich durchaus wirk-
sam in Mietverträgen vereinbart werden könnten
– solange die Klauseln eben auf die berechtigten
Belange des Mieters Rücksicht nehmen. Die Mie-
terin musste im vorliegenden Fall keinen Anteil
an den Renovierungskosten übernehmen. (rb)
www.kanzlei-boyke.de
Auf dem Tisch liegen Briefe, alte Briefe. Die einen abgeschickt und gestempelt in den USA, die anderen in Deutschland. Die ersten mit Hindenburg auf den Briefmarken, die späteren mit Hitlerporträt. Der letzte Brief aus Amerika trägt den Poststempel „Emp-fänger unbekannt“. Zwei Frauen haben sie gefunden, so die Rahmenhandlung, und lesen sie einander vor. Es sind Dokumente einer Freundschaft, die zerbricht.
Der deutsche Jude Max Eisenstein erlebt im
amerikanischen Exil vorerst hilflos, wie sein ins
Deutschland des aufkommenden Nationalsozi-
alismus zurückgekehrter Freund Martin Stück
für Stück die Distanz zur Ideologie der Nazis
einbüßt, bis er ihr schließlich ganz erliegt.
Die Kabarettistin Sabine Henke und die Jour-
nalistin Birgit Rumpel haben auf Grundlage der
Briefnovelle der Amerikanerin Katherine Kress-
mann Taylor eine szenische Lesung inszeniert.
Schon die Rezeptionsgeschichte ist ein eigener
Roman. „Address unknown“ erschien bereits 1938
in der US-Zeitschrift „Story“. Die Werbetexterin
und Journalistin Katherine Kressmann Taylor löste
mit dem Text, der ein Jahr später auch als Buch
erschien, eine breite öffentliche Diskussion aus.
Zu einer Zeit, als die USA ihre Einwanderungsbe-
schränkungen auch für europäische Juden aufrecht
erhielten und das demokratische Europa mit seiner
Appeasement-Politik den gewalttätigen NS-Staat
und seine ersten Okkupationen tolerierte.
Wie Chaplins Großer Diktator (Uraufführung
1940) weiß „Address unknown“ bereits mehr
über den mörderischen Kern der nationalsozia-
listischen Ideologie, als die meisten sich 1938
eingestehen wollten. Mit dem Kriegseintritt
der USA gerät die Briefnovelle unverständli-
cherweise in Vergessenheit. Erst 1995, zum 50.
Jahrestag der Befreiung der Konzentrationsla-
ger, erscheint das Buch in neuer Auflage – und
wird ein weltweiter Erfolg. Die über 90jährige
Kressmann Taylor erlangt völlig unerwartet spä-
ten Ruhm und verbringt ihr letztes Lebensjahr
damit, Autogramme zu schreiben und Interviews
zu geben – glücklich, wie sie sagt.
Heute wird das Buch gefeiert als „Meisterwerk
einer aufs Äußerste verknappten Erzählkunst“
(FAZ). „Ich habe nie auf weniger Seiten ein
größeres Drama gelesen“, schreibt Elke Heiden-
Empfänger unbekanntPremiere am „Zweiten Freitag“
13
gegen zurück. Und ich kam mir einiger-
maßen bescheuert vor, als ich neulich
bei gefühlt vierzig Grad im Schatten am
Herd stand, um Makrönchen zu backen.
Ich hatte Eiweiß übrig, aber keinen Ap-
petit auf Soufflé. Im Nachhinein aber bin
ich froh, gebacken zu haben. Labkraut-
Mandel-Makrönchen, das würde ich sonst
nicht wissen, sind ein ideales süßwürzi-
ges Naschwerk im Spätsommer.
Streifen Sie zunächst eine Handvoll Blüten
von etwa 20 Blütenständen vom Echten
Labkraut. Schlagen Sie 2 Eiweiß zu einem
steifen Schnee, mengen Sie vorsichtig
die Blüten und jeweils 100g gesiebten
Puderzucker und gemahlene Süßmandeln
unter, setzen Sie die Masse auf Oblaten
und backen Sie die Makrönchen bei 180
Grad für etwa 15 Minuten im vorgeheizten
Ofen. Sollten auch Sie sich über Ihr Tun
wundern, denken Sie an das Ergebnis.
Labkräuter kann man am quirligen Blatt-
stand gut erkennen. Das bekannteste
dürfte Waldmeister sein. Nicht sonder-
lich beliebt ist das Kletten-Labkraut,
weil es diese kleinen, hakeligen Kügel-
chen hervorbringt, die man so schlecht
von den Klamotten kriegt. Unbekannter
sind das weiße Wiesen- und das gelb
blühende Echte Labkraut, obwohl beide
nicht selten sind.
Das Echte Labkraut wächst meist flächen-
deckend auf Böschungen und nicht zu tro-
ckenen Magerwiesen. Die Blätter sind na-
delartig spitz und stehen um einen meist
vierkantigen Stängel. Der Hit sind die
intensiv nach Honig duftenden Blüten.
Echtes Labkraut diente lange Zeit – und
hat seinen Namen bekommen – als Mittel
zur Käseherstellung. Es enthält entspre-
chende Fermente und könnte, wenn es
nach mir ginge, als Alternative zum Käl-
berlab wieder in Mode
kommen. (wk)
wildkraeuter.bodo/33_echtes_labkraut/
Keine gute Nachricht bezüglich Klima-
schutz (Methanemission bei Massentier-
haltung) und Welternährung (Flächenver-
brauch für Futtermittelproduktion): Der
durchschnittliche Fleischkonsum pro Kopf
ist in Deutschland von dreißig Kilogramm
im Jahr 1980 auf aktuell knapp einhun-
dert Kilogramm gestiegen. Und ich fürch-
te, der von den Grünen geforderte Veggie-
Day wird die Situation nicht ändern.
Im Gegenteil. Auf Zwang folgt nicht selten
Trotz. Einen Beleg, dass es den mündigen,
politisch korrekt einkaufenden Verbrau-
cher aber tatsächlich geben könnte, hat
kürzlich das Meinungsforschungsinstitut
YouGov im Rahmen einer repräsentativen
Umfrage geliefert. Etwa neunzig Prozent
der Konsumenten, heißt es da, kaufen
bevorzugt saisonales Obst und Gemüse
und verzichten zum Beispiel auf Erdbee-
ren während der kalten Jahreszeit. Ohne
Zwang. Leider geht aus der Studie nicht
hervor, ob gefragt wurde, was die erklär-
ten Nichtkäufer über den Geschmack von
Wintererdbeeren zu sagen hatten.
Die Sache mit dem antizyklischen Ver-
halten ist sowieso eine merkwürdige.
Der Begriff stammt aus der wirtschafts-
wissenschaftlichen Welt und bezeichnet
ein zeit- oder trendgegenläufiges Agie-
ren. Es gibt tatsächlich einen Antizykli-
schen Aktien Club (AAC), der seine Käufe
streng nach diesem Prinzip tätigt, dabei
aber zugibt, psychologische Barrieren
überwinden zu müssen. Gut, von Proble-
men zu wissen, die ich nicht habe, wie
dem, aus zu viel Geld noch mehr davon
machen zu müssen.
Antizyklisch ist bei mir der Konsum von
Eis, das ich lieber im Winter esse als im
Sommer. Vor Dominosteinen, die jetzt
wieder in die Ausla-
gen gestapelt werden,
scheue ich da-
13WILDE KRÄUTER | von Wolfgang Kienast
reich in ihrem Nachwort. „Dabei ist dieser Text so
dicht, so stimmungsvoll und trotz der vielen Jahre
Abstand alles andere als historisch. Es geht um
eine Freundschaft. Und wir müssen feststellen, wie
der eine sich vollständig verändert“, sagt Birgit
Rumpel. „Das ist nah dran an unserer eigenen
Erfahrungswelt.“ Hier ist es das schleichende Gift
der Propaganda, das den einen infiziert.
„Und was so unter die Haut geht“, sagt Sabine
Henke, „sind die Fragen, die wir uns selbst stellen
müssen: Hätte ich das erkannt? Wäre ich stark und
kritisch genug gewesen? Oder auch: Hätte ich den
Zeitpunkt zu gehen erkannt?“ Fragen, die durch die
verstörende Wendung, die der Text am Ende nimmt,
noch dringlicher werden. „Insofern ist der Stoff
natürlich ganz und gar gegenwärtig“, betont Sabine
Henke. „Wenn wir etwa die Situation der Flüchtlin-
ge in Hellersdorf sehen, stellt er die Frage: Wo wird
noch mitgemacht?“
Beiden ist das Projekt eine Herzensangelegenheit,
wie sie sagen. Elke Heidenreich forderte, dieses
Buch solle Schullektüre werden. Zumindest die
Schulen der Region haben die Chance: Sabine Hen-
ke und Birgit Rumpel haben ihre szenische Lesung
den Dortmunder Schulen angeboten.
Die Premiere findet am 13. September in unserer
Benefiz-Kulturreihe „Zweiter Freitag“ statt. Beginn
am Schwanenwall 36 – 38 ist um 19.30 Uhr, der
Eintritt ist frei. Die aktuellen Buch- und Hörbuch-
ausgaben können erworben werden. (bp)
14
14 REPORTAGE | von Marcus Preis | Fotos: Daniel Sadrowski
»Ein Ort, wo ich weiß,da kann ich hin«
Das Sprungbrett in Bochum
Von Obdachlosigkeit sind nicht nur Erwachsene betroffen. Traumatische Erlebnisse in den Bio-grafien junger Menschen führen manchmal dazu, dass diese lieber auf der Straße leben als bei ihren Herkunfts- oder Pflegefamilien. Doch wie kann es sein, dass trotz engmaschiger und ge-setzlich vorgeschriebener Jugendhilfeangebote junge Menschen in der Obdachlosigkeit landen?
15
Um Antworten zu finden, besuchen wir die
Kontakt- und Beratungsstelle „Sprungbrett“
in Bochum. Die Einrichtung direkt hinter dem
Bahnhof versteht sich als niedrigschwellige
Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwach-
sene, die sich in besonderen problematischen
Lebenssituationen befinden und sich an einem
Leben auf der Straße orientieren. In der Kon-
15
taktstelle können sie sich im anonymen Rahmen
aufhalten, bekommen eine Mahlzeit und treffen
auf professionelle Ansprechpartner, mit denen
sie unverbindlich ins Gespräch kommen können.
Hier lernen wir Tabea und Carsten kennen (Na-
men v. d. Redaktion geändert), die uns einen
kleinen Einblick in ihr Leben geben.
Das Sprungbrett ist nicht zu verfehlen, auffallen-
de farbenfrohe Graffiti an der Häuserwand sollen
die Zielgruppe direkt ansprechen. Der Gestal-
tungsstil setzt sich in der großzügigen Örtlich-
keit fort, Wände und Theke sind gleichermaßen
farblich bemalt. Gemütliches Mobiliar im Alu-Look
lädt zum Verweilen ein, um die Ecke lockt ein
Billardtisch. Dipl.-Sozialarbeiter Stefan Schröder
führt uns durch die Räumlichkeiten und legt Wert
auf eine Abgrenzung zu Freizeiteinrichtungen:
„Wir sind nicht dafür zuständig, freizeitstruktu-
rierende Angebote zu machen. Unser Besucher-
kreis im Alter von 14 bis 25 Jahren steckt in be-
sonderen sozialen Schwierigkeiten und multiplen
Problemlagen. Das sind massive Schwierigkeiten
im Elternhaus, Gewalt- oder Missbrauchserfahrung
oder zunehmende Fehlzeiten in der Schule.“
Oft ist das Konfliktpotenzial zu Hause aus unter-
schiedlichen Gründen so hoch, dass ein Zusammen-
leben aus der Sicht der Eltern oder des Jugendli-
chen nicht mehr möglich erscheint.
Beratung im Plauderton
Die Einrichtung der evangelischen Jugendhilfe ist
von Montags bis Freitags von 12 – 15 Uhr geöffnet.
„Unser Ansinnen ist, mit den Heranwachsenden im
unkonventionellen Plauderton im Gespräch zu sein,
ohne sie mit pädagogischen Inhalten zu über-
frachten. Im Laufe der Zeit erzählen die Besucher
immer mehr von sich, was sie bedrückt oder was
gut klappt, was sie für Vorstellungen haben, was
für Wünsche. Wenn wir heraushören, dass eine
gesonderte, individuell angepasste Beratung oder
eine Kontaktaufnahme zu anderen Beratungsstel-
len sinnvoll wäre, besprechen wir das“, erklärt uns
Schröder. Die Arbeit des vierköpfigen Sozialarbei-
terteams basiert auf drei wesentlichen Grundsät-
zen: Alles, was im Beratungsprozess passiert und
welche nächsten Schritte sinnvoll erscheinen, wird
für den Besucher transparent gehalten. Die Ent-
scheidung über die Durchführung dieser Schritte
bleibt bei ihm. Die Jugendlichen sollen entspre-
chend ihrer Altersgruppe lernen, Verantwortung für
ihr Leben zu übernehmen. Ein dritter Grundsatz ist
die Gewährleistung der Anonymität der Besucher.
Inzwischen sind Tabea und Carsten eingetroffen.
Beide kommen seit über zwei Jahren ins Sprung-
brett. In der Bochumer Notschlafstelle „Schlaf
am Zug“ haben sie von der Kontaktstelle erfah-
ren. Tabea ist bereits im Alter von 12 Jahren von
zu Hause ausgezogen. Nach der Trennung ihrer
Eltern lebte sie beim Vater und dessen neuer
∆ Tabea hat diesmal bei einer Freundin über-
nachtet. Mit ihr besucht sie das „Sprungbrett“.
16
16
Lebensgefährtin: „Als ich sieben war, hat sie an-
gefangen, mich zu schlagen und zu tyrannisieren.“
Die Situation war so unerträglich, dass sie einen
Schulkameraden bat, ihr durch Schläge zusätzli-
che sichtbare blaue Flecke zuzuführen, um auf ihr
Schicksal aufmerksam zu machen und zu erreichen,
endlich von zu Hause weg zu können.
Tabea kam dann zunächst in eine Übergangspflege-
familie, wo sie sich wohl fühlte und auch gerne ge-
blieben wäre. Doch da die Pflegeeltern bereits neben
drei eigenen Kindern zwei weitere Kinder adoptiert
hatten, durfte sie dort nicht bleiben und zog in eine
Mädchenwohngruppe. „Irgendwann hab ich mich mit
der Chefin da nicht mehr verstanden. Es gab nur noch
Stress und Diskussionen. Ich hab mit dem Jugendamt
gesprochen und wurde erst mal beurlaubt.“
Tabea ist nicht mehr in die WG zurückgegangen
und landete bei der Notschlafstelle. Vorüberge-
hend konnte sie bei einer Freundin unterkommen,
doch nun lebt sie seit zwei Jahren auf der Straße.
Die Schule hat sie wenige Wochen vor Abschluss
der 10. Klasse abgebrochen. Es besteht ein
lockerer Kontakt zur Großmutter, die ihr auch hin
und wieder etwas Geld gibt. Während der Zeit in
der Wohngruppe hat sie sich bei ihrer leiblichen
Mutter gemeldet, „aber die hat den Kontakt dann
abgebrochen, weil ich ihr zu viel Mist gebaut
habe, zu anstrengend bin und man mir eh nicht
mehr helfen könnte. Dabei hat die mich nicht
großgezogen und nicht die Scheiße erlebt, die ich
mitmachen musste.“ Einen erneuten Umgang mit
dem Vater möchte sie nicht.
Carsten berichtet uns von massiven Gewalterfah-
rungen, er wurde bereits als kleines Kind verprügelt
und misshandelt, mit blauen Flecken, Zigaretten-
brandnarben und Platzwunden an den Augenbrauen
wurde er mit zweieinhalb Jahren aus der leiblichen
Familie herausgenommen. Nach einem kurzen
Aufenthalt im Kinderheim fand er bei einer Pflege-
familie ein neues Zuhause. Hier lebte er elf Jahre:
„Dann ging es nicht mehr, nur noch Stress, der
Pflegevater ging einem auf den Sack, die Pflege-
mutter fing an ‘rumzustressen, da hatte ich keinen
Bock mehr drauf. Sie haben mich in die Klapse
eingewiesen, ich hätte eine Empathie-Störung
und sei manisch-depressiv.“ Mit seiner damaligen
Freundin kam er ebenfalls zur Notschlafstelle und
dann zum Sprungbrett. „Hier ist ein Ort, wo ich
weiß, da kann ich hin, wenn ich was habe, wird mir
geholfen, das ist wirklich so. Ansonsten verlaufen
die Tage immer gleich: Man hat so seine Stationen,
die man abklappert, Kumpels treffen, am Bahnhof
sitzen – irgendwo klar strukturiert, trotzdem pures
Rumgammeln.“
Die Verlockung, Alkohol und Drogen zu konsu-
mieren, ist groß. Oft werden Tabea und Carsten
von Freunden eingeladen, aber beide sind davon
überzeugt, dass sie nicht abhängig sind und noch
selbst entscheiden können, ob sie was nehmen
wollen oder nicht. Tabea verrät jedoch, sie sei
schon mal für drei Tage wegen des Konsums von
Amphetaminen im Krankenhaus gelandet: „Aber
das ist schon länger her, ich brauche die Dro-
gen nicht, um den Tag zu überstehen.“ Carsten
gesteht: „Es ist fast schon traurig, denn die
Erfahrungen, dich ich mit Drogen gemacht habe,
sind nicht die schlechtesten. Ob ich zwei Tage
eher sterbe oder nicht, ist auch egal.“
Im Sprungbrett sind sowohl der Konsum als auch
der Handel von Drogen nicht erlaubt. Zweimal in
der Woche wird durch einen ehrenamtlich tätigen
Arzt medizinische Beratung angeboten, bei vielen
ist der Krankenversicherungsstatus ungeklärt
und es fehlt eine hausärztliche Anbindung. Die
Einrichtung ist eng eingebunden in das Netzwerk
für Jugendhilfe, der Besucher kann bei Behör-
dengängen Unterstützung bekommen, und es
gibt die Möglichkeit einer juristischen Beratung.
Alle Angebote sind kostenfrei. Im Herbst möchte
Carsten gerne seinen Schulabschluss nachmachen.
Auch Tabea hat diesen Wunsch, doch um das zu
schaffen, möchte sie erst eine eigene kleine Woh-
nung bezogen haben. Auch wie es weitergehen
soll, weiß sie: „Ich möchte gerne Kindergärtnerin
werden.“ (mp)
17
ANZE
IGEN
…waren die vierzehn Tage meines Betriebsprakti-
kums bei bodo garantiert nicht. Ich muss zwar zuge-
ben, dass ich anderes und – ehrlich gesagt – weniger
erwartet hatte, als ich am Montag, dem 1. Juli und
meinem ersten Arbeitstag, am Hauseingang neben
dem Buchladen schellte. Beispielsweise hätte ich
nicht gedacht, dass ich so vielen verschiedenen Per-
sönlichkeiten begegnen werde, die sowohl in der Re-
daktion als auch in der Buchhandlung miteinander
arbeiten, oder dass ich bei einem echten Interview
dabei sein würde. Meine Erwartungen wurden in die-
ser Hinsicht wirklich übertroffen.
Nicht nur das Interview mit Andreas Horst, dem
Quartiershausmeister des Schleswiger Viertels in der
Nordstadt, sondern auch ein Besuch der Männerüber-
nachtungsstelle in der Unionstraße war ein echtes
Highlight. Außerdem konnte ich bei einer echten Re-
daktionssitzung dabei sein, eigenständig ein Plakat für
eine am Wochenende stattfindende Aktion entwerfen
und dabei mithelfen, die Schaufenster des Buchladens
zu dekorieren.
Natürlich gab es wie bei beinahe jedem Beruf auch ein
wenig Eintönigkeit. Ein Beispiel dafür wäre das Sor-
tieren und Archivieren von anderen Zeitungen und
Straßenmagazinen und das anschließende Erstellen
von Pressespiegeln, indem ich nach bestimmten Such-
begriffen in den Artikeln (wie beispielsweise „Sozia-
les“ oder „Nordmarkt“) Ausschau hielt und diese dann
ausschnitt. Obwohl – eigentlich war es ganz interes-
sant, die Texte durchzulesen und zu erfahren, worüber
andere denn so schreiben. Irgendwie habe ich dabei
automatisch darauf geachtet, auf welche Art und Weise
die Texte geschrieben wurden oder welche Wortwahl
benutzt wurde. Ob das wohl automatisch so ist, wenn
man in einer Redaktion arbeitet?
Wenn ich gefragt werden würde, was das Schönste an
meinem Praktikum bei bodo war, würde ich ganz klar
die Tatsache nennen, dass kein einziger Tag gleich war.
Jeder einzelne Tag war anders und abwechselungsreich
strukturiert. Wenn ich morgens um neun Uhr erschien,
wusste ich nie, was genau ich jetzt eigentlich zu tun
bekam und welche Aufgaben und Gelegenheiten auf
mich warteten. Nur in einer Sache konnte ich mir im-
mer sicher sein: dass es mit Sicherheit genauso span-
nend sein würde wie am Vortag. (Alicia Reimann)
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schafft Chancenbododas straßenmagazin – die besten geschichten auf der straße
ein euro achtzig – neunzig cent für den verkäufer
PRAKTIKUM | von Alicia Reimann
18
Danke für die Stille
Es ist an der Zeit, Edward Snowden auch mal
für etwas ganz anderes zu danken. Snow-
dens Enthüllungen über die Überwachung
der westlichen Demokratien, die sich nicht
einmal Orwell hätte träumen lassen, über
die „Einbindung“ von Email-Providern,
Softwarekonzernen und „befreundeten
Diensten“ in ein geradezu apokalyptisches
Netz des Rechtsbruchs stoßen in Deutsch-
land zwar auf allgemeines Desinteresse des
Wahlvolks, sie haben aber zwei Dinge er-
reicht: Erstens beschäftigen sie Journalis-
ten, und das ist in Sommerlochzeiten nicht
wenig, und zweitens haben sie den Innen-
politikern im Wahlkampf dicke Striche durch
die Agenda gemacht.
Und vor dieser Agenda konnte man Angst
haben. Der CSU-Innenminister, traditionell
Mann für‘s Grobe, hatte bereits im Juni er-
klärt, wohin die Reise gehen sollte – mit
einem angekündigten Rechtsbruch: EU-
Bürger aus Rumänien und Bulgarien, die zu
Unrecht Sozialleistungen beantragten, wol-
le er „aufgreifen und ohne großes Federle-
sen wieder rausschmeißen“. Das wäre zwar
illegal, sollte aber nur der Auftakt zu einer
Kampagne sein, die ihm durch Edward Snow-
den aus der Hand genommen wurde. Statt-
dessen musste er in die USA und Gespräche
simulieren und grundgesetzwidrig ein „Su-
pergrundrecht Sicherheit“ behaupten.
Auch die anderen seltsamerweise immer
„Innenexperten“ genannten Scharfmacher
der Regierung tauchten weg. Die SPD war
mit sich und der eigenen Beteiligung an
den Verträgen über das „Absaugen“ (Stein-
brück) von Daten genug beschäftigt und
kein Sarrazin war in Sicht. Und so gab es
tatsächlich fast acht Wochen Stille, bis
Ende August die Friedrichs und Bosbachs
ihre Truppen gesammelt hatten, um zum
Jahrestag der Pogrome von Lichtenhagen
wieder gegen die allerschwächste Gruppe
im Land zu schießen, die Flüchtlinge.
Gut, auch sonst ist nicht viel gewonnen,
denn vor dem Fall der Arbeitsmarktbe-
schränkung für Rumänen und Bulgaren am
1. Januar werden wir sicher neue Höhepunk-
te des Schürens von Angst und Fremdenhass
erleben – aber diese acht Wochen, die waren
ganz gut. Danke, Edward Snowden. (bp)
NEWS | von Bastian Pütter18 DER KOMMENTAR | von Bastian Pütter
Eskalation in Duisburg
Die Situation im zumeist von Roma
bewohnten Duisburger Wohnblock
„In den Peschen 3-5“ eskaliert wei-
ter. Eine große Zahl Neuzuwanderer
lebt dort, einige von ihnen werden
mit Eigentumsdelikten in Verbin-
dung gebracht, Anwohner beschwe-
ren sich über Lärm und Müll.
Nach expliziten Mord- und Brand-
stiftungsdrohungen, rassistischen
Graffiti und Übergriffen, hat eine
Unterstützergruppe eine regelmäßi-
ge Nachtwache zum Schutz der Be-
wohner eingerichtet. Im Anschluss
an eine Bürgerversammlung Ende
August kam es zu gewalttätigen Aus-
einandersetzungen. Nach offizieller
Version sollen Personen aus dem Um-
feld der Nachtwache TeilnehmerIn-
nen der Versammlung angegriffen
haben. Verschiedene Gruppen wi-
dersprechen dieser Darstellung. Die
Polizei stürmte darauf das Wohnhaus
und nahm mehrere Menschen fest.
Polizeilicher Schutz für die Bewoh-
ner ist vorerst nicht zu erwarten.
Der Duisburger Polizeisprecher Ra-
mon van der Maat sagte der taz,
nur wenige Roma seien integrati-
onswillig. „Die anderen kommen
mit unserer Gesellschaft nicht klar.
Die müssen weg.“
SKOTTS SEITENHIEB
Flüchtlinge in Hellersdorf Gegen die Unterbringung von
Flüchtlingen im Berliner Stadtteil
Hellersdorf finden seit Juli zum
Teil offen rassistische Proteste
statt. Bundesinnenminister Hans-
Peter Friedrich (CSU) äußerte sich
besorgt um das Ansehen Deutsch-
lands in der Welt. „Deutschland ist
eines der beliebtesten Länder der
Welt“, sagte Friedrich der Rheini-
schen Post. „Wir dürfen nicht zu-
lassen, dass dieses positive Bild
zerstört wird. Neonazis schaden
unserem Vaterland.“
Im Gegenzug erklärte der Grünen-
Parlamentsgeschäftsführer Volker
Beck, die „rassistischen Proteste vor
Flüchtlingsheimen sind die Geister,
die Friedrich mit seiner Panikmache
und Hetze gegen Roma und Asyl-
bewerber rief“. Auch die Flücht-
lingsorganisation Pro Asyl warnte
vor einer „rassistisch aufgeladenen
Debatte auf dem Rücken von Schutz-
suchenden“. Der Gewaltforscher
Wilhelm Heitmeyer beobachtet ein
wiederkehrendes Muster der Diskri-
minierung ganzer Gruppen. Das trete
bildungsunabhängig auf und betref-
fe auch Behinderte oder Obdachlose.
In der Asyldebatte befeuere die Poli-
tik diese Stimmung.
NSU-Ausschuss berichtet
In einem mehr als 1.000 Seiten um-
fassenden Abschlussbericht kommt
der Untersuchungsausschuss zum
Rechtsterrorismus des NSU zu einem
vernichtenden Urteil. Alle Fraktio-
nen einigten sich auf einen Text, der
in großer Deutlichkeit von einem „bis
dahin nicht vorstellbaren Versagen“
und von „massiven Versäumnissen,
Fehlleistungen und Fehleinschätzun-
gen der deutschen Strafverfolgungs-
und Sicherheitsbehörden“ spricht.
Die Täter verübten unerkannt von
1998 bis 2011 zehn Morde, mindes-
tens zwei Bombenanschläge und 15
Raubüberfälle. Der Bericht beschreibt
eine Fülle von Ermittlungspannen, ein
„Gegeneinander der Behörden“ und
die vielfache Nichtweitergabe von
Informationen. Das Bundesamt für
Verfassungsschutz habe den Rechts-
terrorismus verharmlost und „unbe-
streitbar versagt“.
Scharf kritisiert der Bericht die Er-
mittlungsarbeit der Polizeibehör-
den und des BKA zu den Morden an
türkisch- und griechischstämmigen
Männern. Die Angehörigen der Opfer
hätten „zum Teil jahrelang selbst im
Fokus von Ermittlungen“ gestanden
„und wurden zu Unrecht verdächtigt“.
19
Wenn am 22.September Bundestagswahl ist, bin ich nicht dabei. Ich werde bis dahin politischentschlafen sein, wenn das so weiter geht. Kaum komme ich aus dem Urlaub zurück, und selbstda bin ich heutzutage nicht nachrichtenlos, wird wochenlang über schnitzelfreie Tage berichtetund über ein Stellwerk in Mainz gestritten. Deshalb gibt es nur eine Rettung. Ich muss nochheute meine Briefwahlunterlagen ordern.
Und dann wähle ich, was ich immer (na gut: eigentlich immer) wähle. Und ich wehre michdamit nur gegen die Dornröschen-Politik der Bundeskanzlerin, die heute soaussitzt und wegschwafelt, wie es Kohl nur in Sternstunden konnte.
Mehr Kohl war nie, und es wundert mich, dass die Kabarettkollegennoch nicht auf den Spitznamen Angela Merkohl verfallen sind. Das istdas Problem der Opposition, um nicht zu sagen der SPD-Kanzlerkandidaten. Sie wollen was. Und das kann tödlich sein in derheutigen Bundesrepublik. Denn offensichtlich will der Wähler auchwas, nämlich vor allem seine Ruhe. Das passt jetzt so gut nichtzusammen.
Über eine politische Bilanz der Regierung redet gerade noch FriedrichKüppersbusch in seiner Exotensendung im dritten Programm, und daschneidet Schwarzgelb so toll dann nicht ab. Ich erinnere nur mal andie FDP-Hotelsteuer und das Raus und Rein beim Atomausstieg.
Aber, ach, was soll das Lamentieren. In Bayern kannst du alsPolitiker Bürger in die Irrenanstalt sperren und als Abgeordneterdeine minderjährigen Kinder auf Staatskosten alsComputerexperten beschäftigen, das Volk lohnt es dir mitAussicht auf eine absolute Mehrheit. Die Sozis an Rhein undRuhr, da bin ich sicher, bekämen in solchen Fällen ordentlichwas auf die Ömme, um mal folkloristisch zu sprechen. A pro-pos Folklore. Allein aus Gründen dieser, also der Folklore,sollten wir stolz immer rot wählen. Inhalte spielen dochkeine Rolle mehr. Das Wirr entscheidet.
Martin Kaysh (Geierabend)schreibt jeden Monat in
bodo für die AWO.
1Martin Kaysh schreibt für die Arbeiterwohlfahrt
Unterbezirk DortmundKlosterstraße 8-1044135 Dortmund0231- 99 340
Unterbezirk Ruhr-MitteBleichstr. 8 44787 Bochum0234- 96 47 70
Unterbezirk UnnaUnnaer Straße 29a59174 Kamen02307- 91 22 10
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– umsonst und draußen – umsonst und draußen – umsonst und draußen –
Der „GEIERABEND“am Samstag, 14. September 2013 ab 19.00 Uhr auf dem Markt in SOEST beim AWO Familienfest
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20
20 KINOTIPP | von endstation.kinoNETZWELT | von Frederik Gremler
www.mundraub.org
Soziales, Kultur, Politik – Jeden Monat stellt bodo ein
Online-Projekt vor, das die Welt ein bisschen besser macht:
Eine Obst-Landkarte Deutschlands – das ist vielleicht eine treffende Beschrei-
bung der Website mundraub.org. Dort können Benutzer seit 2010 öffentlich
zugängliche Obstbäume, Sträucher und Kräuter finden. Andere Nutzer tragen ihre
Fundorte ein.
Um die 20.000 Seitenaufrufe verzeichnet die Plattform täglich. Im Raum Dort-
mund/Bochum finden sich über 160 Einträge. Farbige Fruchtsymbole markieren
Fundorte auf einer interaktiven Karte, ergänzt um Kommentare und Informati-
onen zur Frucht. Diese Informationen reichen vom Aussehen über die Erntezeit
bis hin zur Herkunft. In den Kommentaren gibt es dann spezifische Infos zum
Fundort. Dort warnen Nutzer zum Beispiel, dass Bäume krank sind und wenige
Früchte tragen oder sie regen zur Korrektur des Eintrags an. Zum Eintragen ist
eine Registrierung erforderlich. So zählt Mundraub 8.000 registrierte Mitglieder.
Ein bisschen wie Facebook können sie die Plattform benutzen: Über Nachrichten
und Kommentare können sie kommunizieren.
Aber beim Digitalen macht Mundraub nicht Halt. Die großen, öffentlichen
Obstbaumbestände Deutschlands sind bedroht – vom Absterben aufgrund von
schlechter oder unsachgemäßer Pflege oder der Rodung aus Sicherheitsgründen,
zum Beispiel an Straßen. „Ich glaube, dass es viele gibt, die sich einbringen
wollen“, erklärt Konstantin Schroth, zuständig für die sogenannten „Mundraub-
regionen“. Es geht darum, „die Öffentlichkeit zu sensibilisieren“ – und zu mobili-
sieren. Da liegt die Motivation für Mundraub.
Seit kurzem läuft das Pilotprojekt „Mundraubregion Hasetal“ in Niedersachsen.
Entlang eines Fahrradweges sollen ehrenamtliche Baumpaten Tausende Obst-
bäume pflegen. Mittlerweile sind alle auf mundraub.org eingetragen. Auch ein
80-seitiges Handbuch mit Informationen zu Pflege,
Ernte, Verarbeitung und Pflanzung haben die Mitarbei-
ter von Mundraub verfasst. Ob Konstantin auch selber
noch pflückt? „Ja, am Wochenende zum Beispiel bin
ich wieder draußen!“ Warum? „Im Supermarkt gibt es
sechs mehr oder weniger gleich schmeckende Äpfel“ –
draußen sei die Vielfalt wesentlich größer. Und die soll
erhalten werden. (Frederik Gremler)
Konstantin Schroth
endstation.kino & bodo präsentieren:Der Glanz des Tages
Der Film von Tizza Covi und Rainer Frimmel
(La Pivellina) ist ein Experiment. Walter
(Walter Saabel) und Philipp (Philipp Hoch-
mair) nehmen zwar Rollen ein, spiegeln aber
gleichzeitig auch ihr eigenes Leben wieder.
Philipp Hochmair ist ein junger erfolgrei-
cher Schauspieler mit Engagements an den
großen Bühnen in Wien und Hamburg. Sein
Leben ist vom Einstudieren neuer Texte,
von Proben und Aufführungen bestimmt.
Dadurch verliert er immer mehr den Bezug
zur Realität des Alltags. Als er auf den va-
gabundierenden Walter trifft, zu dem er eine
ambivalente Freundschaft aufbaut, und mit
dem Schicksal seines Nachbarn Viktor kon-
frontiert wird, wird er daran erinnert, dass
das Leben keine Bühne ist.
Hauptdarsteller Philipp Hochmair ist ein
vielbeschäftigter Schauspieler, der an Büh-
nen von Hamburg über Berlin bis Wien zu
Hause ist. Tizza Covi und Rainer Frimmel be-
gleiten ihn fast dokumentarisch auf seinem
getriebenen Weg und verwickeln ihn in aber-
witzige, größtenteils improvisierte Dialoge
mit Walter Saabel, der seinen kauzigen Onkel
spielt. Ein Spielfilm mit Tempo und Witz, der
immer an der Grenze zum Dokumentarischen
chargiert.
Do. 26.08. bis Mi. 02.10. um 21 Uhr
(außer sonntags)
Endstation Kino im Bahnhof Langendreer
Wallbaumweg 108, 44894 Bochum
Telefon 0234 – 68 71 620
www.endstation-kino.de
21
21
Auch diesmal gibt es wieder Karten für tolle Veranstaltungen zu gewinnen.Senden Sie uns eine Email mit dem Betreff „bodo-Verlosung“ und der Angabe Ihres Wunschgewinns an:
[email protected] schicken Sie uns eine frankierte Postkarte mit Ihrem Wunsch, Absender und Telefonnummer an:
bodo e.V., Schwanenwall 36 – 38, 44135 Dortmund
Unter allen Emails und eingesandten Postkarten entscheidet das Losverfahren. Alle Gewinner
werden rechtzeitig telefonisch oder per Email benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Einsendeschluss für Veranstaltungen ist jeweils zwei Werktage vor dem Termin.
Einsendeschluss für terminunabhängige Verlosungen ist der 25.09.2013
14. – 15.09. | Design Gipfel | depot, Dortmund | 3 x 2 Karten
22.09. | Der Bau | Theater im depot, Dortmund | 3 x 2 Karten
23.09. | Urban Cone | FZW, Dortmund | 2 x 2 Karten
26.08. – 02.10. | Der Glanz des Tages | endstation.kino, Bochum | 1 x 2 Karten
27.09. | Gernot Voltz ist Herr Heuser vom Finanzamt | Zauberkasten, Bochum | 3 x 2 Karten
28.09. | DEW21-Museumsnacht | City, Dortmund | 3 x 2 Kombitickets
30.09. | Käptn Peng und die Tentakel von Delphi | Bahnhof Langendreer, Bochum | 3 x 2 Karten
Viel Glück, wünscht Ihr bodo-Team!
13. Dortmunder DEW21-Museumsnacht
Kultur satt: Rund 600 Programmpunkte an 60 Veranstaltungsorten und zahlreichen
öffentlichen Plätzen in Dortmund
Samstag, 28. September ab 16 Uhr
bodo verlost 3 x 2 Kombitickets (VRR & Eintritt)
VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2013 | VERLOSUNGEN zusammengestellt von Petra von Randow
22
den auf der Bühne stehen. „Keine Platte“, „Keine Band“,
„Richtig geht anders!“, „Alle falsch dosiert!“ lauten die
programmatischen Parolen, wenn Fräulein Nina das Zepter
in die Hand nimmt. Nach 7 Jahren Kleinkunst rechnet die
Dame mit einem Herz für Chansons und große Gesten mit
dem „Showbösness“ ab. Wer, wie Tommy Finke, bereits mit
sieben Jahren seinen ersten Tinnitus bekommt, der muss
entweder in einer äußerst lärmbelasteten Umgebung
aufwachsen oder gnadenlos der Musik verfallen sein. Für
Tommy Finke trifft letzteres zu, und er nimmt das Fiepen
in seinem Ohr gelassen als Kainsmal seiner Berufung hin.
Denn eines war schon recht früh klar in seinem Leben: Nur
mit Musik gibt es ein besseres Morgen.
Sissikingkong, Dortmund, 20 Uhr
FR 06 | 09 | 13
Open Air Festival | Grenzfrei
Am ersten Wochenende im September präsentiert die
Werkstadt in Kooperation mit der antirassistischen
Gruppe Grenzfrei Witten zwei Tage feine Live-Musik
sowie kostengünstige Verpflegung und eine Menge an
Informationsmöglichkeiten rund um die Themen Rassis-
mus, Antisemitismus, Sexismus und Homophobie. Das
zweitägige Festival wird sowohl Open-Air-Gigs als auch
Konzerte in den Räumlichkeiten der Werkstadt beinhal-
ten. Am Freitag spielen ab 17 Uhr „Feine Sahne Fischfi-
let“, „MondoMaschupSoundsystem“, „Betrayers of Baby-
lon“, „Los Placebos“, „100 Blumen“ und „Feuerwasser“.
Am Samstag geht es ab 15 Uhr weiter mit „SBK Base-
ment“, „Umse“, „Mess & Kareem“, “ Sømerset“, „We had
a deal“, „JaMal, Dschinn, AkzentOne, Anna“, „I.Dot“ und
„Tesq“. Der Eintritt ist frei. Die Gruppe Grenzfrei Witten
bittet allerdings um Spenden, mit denen sie Flüchtlinge
in Europa unterstützen können.
Werkstadt, Witten (auch Sa. 7.9.)
Musikfest | Bochumer Musiksommer
Mehr als 90 Konzerte auf fünf Bühnen, dazu eine Open-
Air-Tanzfläche, ein Winzerfest, ein Euromarché, eine
Urlaubsmesse und Fashionshows: das sind einige der
Zutaten für den 7. Bochumer Musiksommer, der von Frei-
tag bis Sonntag in der Bochumer City stattfindet. Als
Top-Acts hat die Bochum Marketing GmbH u.a. DJ ATB,
Laith Al-Deen und Roman Lob buchen können. Freunde
der elektronischen Tanzmusik werden sich besonders auf
den „Bochumer Jung“ mit dem Kürzel ATB alias André
Tanneberger freuen, der wieder mit einem exquisiten
Dance-Mix einlaufen wird. Zum Geheimtipp für Tanztee-
freunde und sportive Beinschwinger hat sich der Kirch-
hof entwickelt. Idyllisch eingefasst zwischen Kirchen-
fassade, Baumbestand und Häuserwänden offeriert der
Musiksommer-Tanzboden perfekte Bedingungen für ent-
spannten Open-Air-Tanzsport. Alles wie immer umsonst
und draußen. Aktuelle Infos und das komplette Pro-
gramm gibt es unter: www.bochumer-musiksommer.de.
City, Bochum (auch Sa. 7.9. & So. 8.9.)
Messe | Fair Trade & Friends
Die kollektive Nutzung von Ressourcen und persönlichen
Gegenständen trifft den Nerv unserer Zeit und gehört ge-
nauso zu einem nachhaltigen Lebensstil wie der faire Han-
del. Die Fair Trade & Friends 2013 bietet Ausstellern eine
internationale Plattform, um dieser Entwicklung gerecht
zu werden, und präsentiert neben dem klassischen fairen
Handel auch andere Ansätze eines ökologisch und sozial
verantwortlichen Konsums. Die Nachfrage nach Produkten
aus recycelten Materialien steigt stetig weiter an. Neben
den Schwerpunkten Textilien, Lebensmittel, Accessoires,
Schmuck, Kunsthandwerk, Haushaltswaren, faires Geld
und sozialgerechter Tourismus bietet die FAIR 2013 ein
erweitertes Angebot um die Bereiche Recycling/Upcyc-
ling sowie gemeinschaftlichen Konsum.
Westfalenhallen, Dortmund,
(auch Sa. 7.9. & So. 8.9. jeweils ab 10 Uhr)
Konzert | Die Prinzen
Keine deutsche Pop-Band ist so prädestiniert wie die
„Prinzen“, sich der Herausforderung von Popkonzerten
in Kirchen zu stellen. Durch ihre Ausbildung im Leipziger
Thomanerchor und dem Dresdner Kreuzchor ist das Singen
in Kirchen für die „Prinzen“ kein Experiment, sondern die
logische Fortführung einer Tradition. In den letzten Jahren
haben die Prinzen wiederholt in Kirchen gastiert. Von den
Kirchengemeinden wurden die Konzerte durchweg sehr po-
sitiv aufgenommen, da durch die Konzerte auch neues Pu-
blikum den Weg in die Kirche gefunden hat. Die Zuschauer
erwartet im neuen Programm neben allen großen Hits der
„Prinzen“ im Akustik-Gewand auch bisher noch nicht darge-
botenes Repertoire von „Prinzen-CDs“ und als Reminiszenz
an die bereits erwähnte Zeit in den Knabenchören oft auch
mindestens ein klassisches, sakrales Werk.
Pauluskirche, Dortmund, 20 Uhr
Theater | Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)
Hamlet, Romeo und Julia, King Lear oder nur Ein Som-
mernachtstraum? Othello, Titus Andronicus oder ledig-
lich Viel Lärm um Nichts? Shakespeares sämtliche Werke
in nur zwei Stunden? Das geht nicht? Doch, das geht.
Unter der Regie von Günter „Ganter“ Rückert schlüpfen
Kai Bettermann, Hans Peter Krüger und Bianka Lammert
in über 40 Rollen und machen alles möglich.
Fletch Bizzel, Dortmund, 20 Uhr
(auch 7.9., 20 Uhr & 8.9., 18 Uhr)
01 | 09 | 13 Zeltfestival Ruhr: Deichkind 03 | 08 | 13 Ekamina wird 13 – Tommy Finke
22 VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2013
SO 01 | 09 | 13
Musik | Zeltfestival Ruhr: Deichkind
Deichkind haben ihre Show „neu konzipiert“. Aber
Achtung! Hinter dieser harmlosen Formulierung
verbirgt sich ein ungeheuerlicher Vorgang. Es ist kaum
vorstellbar, was über die Besucher eines Deichkind-
Konzertes hereinbrechen wird. Worte können das kaum
beschreiben, lediglich eine Ahnung vermitteln. Schein-
bar trotzt die Bühne, von den zahlreichen Podesten über
die Requisiten bis zur gesamten Kulisse, allen Gesetzen
der Physik. Sämtliche Objekte scheinen ständig in Be-
wegung zu sein, Farben verändern sich, nichts erscheint
wie noch Sekunden zuvor. Und wenn dann noch Krawall
und Remmi Demmi über die Fans hereinbrechen, wird ga-
rantiert kein Fuß mehr den Boden berühren.
Kemnader See, Bochum, 19 Uhr
MO 02 | 09 | 13
Konzert | Vic Ruggiero
Am bekanntesten ist Vic Ruggiero wohl als Kopf, Sänger,
Organist und Gründer der New Yorker Ska- und Rockstea-
dy-Legende „The Slackers“. Auch sein Solo-Projekt zählt
mittlerweile mehrere Studio-Alben sowie eine unüber-
schaubare Anzahl an Bootlegs und Eigenproduktionen.
Vic Ruggieros Sound ist inspiriert vom Rock’n’Roll der
50er, Blues und Punk-Rock. Die Lyrics erzählen – oft
ironisch – von der urbanen Apokalypse, politischer Frus-
tration, Paranoia, Romantik und Einsamkeit – immer ge-
tragen von der markant-tiefen Stimme und dem schnod-
derigen Gesang des Entertainers.
subrosa, Dortmund, 19.30 Uhr
Konzert | Guaia Guaia
Guaia Guaia sind ein für heutige, hiesige Verhältnisse
außergewöhnliches Projekt. Mit Big Beats, Posaune,
Synthesizer Sounds und unglaublicher Musikalität zie-
hen sie aus dem kleinbürgerlichen Neubrandenburg hin-
aus auf die Straßen dieser Welt und machen genau dort
Musik. In Zeiten von Burn-Out, latenter Überforderung
gepaart mit wachsender Diskrepanz zwischen Oben und
Unten, versuchen die beiden genau das Lebensgefühl
herzustellen, von dem wahrscheinlich die meisten Mu-
sikschaffenden, die Turnschuhtragenden New Economy
People, die so genannten Kreativen mal geträumt haben:
frei zu sein! Wie lange sie das durchhalten, ihr Leben auf
der Straße, sei dahingestellt. Elias Gottstein und Luis
Zielke möchten das jetzt machen und können sich auch
jetzt erst mal nichts anderes vorstellen.
FZW, Dortmund, 20.30 Uhr
DI 03 | 09 | 13
Lesung und Konzert | Ekamina wird 13!
Ekamina ist bereit für ein neues Jahr und sowieso bereit
für die Geburtstagssause, bei der sich Fräulein Nina und
Tommy Finke mit einem gemeinsamen Programm einfin-
den werden. Und auch der elektrische Kamin ist endlich
wieder repariert und wird am 3. September neben den bei-
23
SA 07 | 09 | 13
Vortrag | Fukushima – Was haben wir daraus gelernt?
Die Reaktorkatastrophe in Fukushima 2011 hat sowohl
Japan als auch die Bundesrepublik Deutschland zu einem
Ausstieg aus der Atomenergie bewegt. Jürgen Döschner,
Energieexperte des WDR-Hörfunks, ist ein renommierter
Kenner der japanischen und der deutschen Energiepolitik.
Mehrfach besuchte er Fukushima und berichtet im Fernse-
hen und im Rundfunk laufend über die energiepolitischen
Konsequenzen in Deutschland und Japan. Er wird die
Folgen des Reaktorunfalls darstellen sowie über energie-
politische Alternativen zur Atomenergie informieren. Die
Deutsch-Japanische Gesellschaft bittet um Spenden für
das Projekt „Hilfe für Japan“. Der Eintritt ist frei.
Auslandsgesellschaft NRW e.V., Dortmund, 16 Uhr
Ausstellung | Rechtsextreme Gewalt in Deutschland
Die Ausstellung mit Arbeiten des amerikanischen Fo-
tografen Sean Gallup setzt sich mit rechtsextremen
Gewalttaten in Deutschland auseinander. Es werden
Porträts von Opfern sowie von aktiven Neonazis und
Aussteigern gezeigt und deren Lebensläufe vorgestellt.
Zwei Jahre bereiste Sean Gallup alte und neue Bundes-
länder und dokumentierte rechtsextreme Gewalt als ge-
samtdeutsches Phänomen. Es geht nicht nur darum, die
Bösartigkeit in der Gesellschaft aufzuspüren, sondern
auch darum, Auswege aus der Gewalt zu finden. Es geht
um die Ermutigung zur Zivilcourage und zu zivilbürgerli-
chem Engagement. Gallups Fotografien beziehen uns ein
als Teil der Gesellschaft und als politisches Subjekt. Sie
stellen Fragen: Warum hassen Menschen, und was bringt
sie dazu, andere schwer zu verletzen oder gar töten zu
wollen. www.museendortmund.de/mkk.
Museum für Kunst und Kulturgeschichte, DO (bis 27.10.)
Party | Cosmotopias Wilde 13
Unter dem Motto „Cosmotopias Wilde 13“ zelebriert die
Party-Crew in ihrem neuen Zuhause, der Dortmunder
Großmarktschänke, eine große Geburtstags-Sause. An
den Plattentellern sorgen die langjährigen Resident-
DJanes von Funktronix und DJ Martini mit viel Charme
und einer Menge Groove für einen wilden Teppich-
tanz mit 60s Soul, Funky Disco und Beat & Swing. Als
Special-Guest gibt sich Rare-Groove-Ikone Frank Popp
(„Hip Teens“) die Ehre, der schon lange vor seinen
Charterfolgen regelmäßig im stylischen 60ties Wohn-
zimmer des Cosmotopia zu Gast war. Draußen auf den
grünen Wiesen kann Frischluft geschnappt und eben-
falls ordentlich abgefeiert werden, zudem wird noch
der Grill angeschmissen.
Großmarktschänke, Dortmund, 21 Uhr
DI 10 | 09 | 13
Vortrag | Oskar und Emilie Schindler
Die Autorin Prof. Erika Rosenberg berichtet über „Zivil-
courage und Mut“ und wie Emilie und Oskar Schindler
1.200 Menschen vor der Gaskammer retteten. 2.000
Tage lang hat das tapfere Ehepaar sein Leben riskiert
und seine Arbeiter in der Emailwarenfabrik vor der
Gewalt der Nazis geschützt. Doch ohne mutige Hel-
fer wären sie erfolglos geblieben. Dass sie während
der Rettungsbemühungen mit zahlreichen Gegnern
konfrontiert waren, scheint selbstverständlich. Ver-
wundern muss es hingegen, dass sie nach dem Krieg
auf vielfältigen Widerstand stießen. Frau Prof. Erika
Rosenberg ist als Tochter von nach Argentinien geflo-
henen Juden, als Freundin und Vertraute von E. Schind-
ler und als Biografin von Oskar und Emilie Schindler in
mehrfacher Weise Zeitzeugin der zweiten Generation.
Sie liest aus ihrer Trilogie. Der Eintritt ist frei.
Volkshochschule, Dortmund, 19 Uhr
06 – 07 | 09 | 13 Grenzfrei: Feine Sahne Fischfilet 06 – 08 | 09 | 13 Fair Trade & Friends06 – 08 | 09 | 13 Bochumer Musiksommer: Roman Lob
MI 11 | 09 | 13
Konzert | Sea & Air
In hohen Tönen von den Kritikern gelobt, bescherte dem
verheirateten Künstlerduo Sea & Air ihr Debut-Album
„My Heart’s Sick Chord“ eine schnell wachsende Fange-
meinde. Anspruchsvoller Indie-Pop gespielt auf Bass,
Schlagzeug und Cembalo, einem Instrument, das seit
den Hochzeiten von Johann Sebastian Bach komplett
aus der Popmusik verschwunden ist. Live wirkt das Gan-
ze wie eine gut inszenierte Theateraufführung, die das
Konzerterlebnis unvergesslich macht.
FZW, Dortmund, 19.30 Uhr
FR 13 | 09 | 13
Konzert | Roland Heinrich
Der Wahl-Berliner aus Mülheim hat in den vergangenen
Jahren mit diversen Produktionen und Live-Auftritten von
sich Reden gemacht. Als Gitarrist und Mundharmonika-
Genau meine
Erfrischung
Unser Wasser.
www.dew21.de
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Spieler von Ed Csupkay ging er 2007 im Vorprogramm
von Element of Crime auf Tour und wurde danach von
Leander Haußmann eingeladen, beim Soundtrack
zum Dylan-inspirierten Film „Robert Zimmermann
wundert sich über die Liebe“ mitzuwirken. Darüber
hinaus war er als Schauspieler und musikalischer Leiter
des Johnny-Cash-Theatermusicals „The Man in Black“ er-
folgreich. Er bringt eigene Songs und Coverversionen in
Sachen Country und Western auf die Bühne. Das Beson-
dere: Roland singt in deutscher Sprache. Und selbst wenn
die Charaktere seiner Lieder oft in ihr Bier heulen, gibt es
live humorvolle Bühnenmoderation mit Augenzwinkern.
subrosa, Dortmund, 20 Uhr
Theater | 100 Wege dem Schicksal die Show zu stehlen
Herzlich willkommen auf der Showtreppe hinauf zum
Entertainment des 21. Jahrhunderts: sechs Menschen
auf der Suche nach Glück, gefangen in den Zyklen des
Lebens. Aufstehen und schlafen legen, essen und zur
Toilette gehen, Fernseher an und Fernseher aus, Liebe
verlieren und finden, sterben und geboren werden. Eine
wahnwitzige Stückentwicklung über die Zeitschleifen
des Menschseins: zum Lachen komisch und zum Weinen
berührend. Die Uraufführung eröffnet die Spielzeit in
der Regie von Schauspieldirektor Kay Voges am 13. Sep-
tember im Schauspielhaus.
Schauspielhaus, Dortmund, 19.30 Uhr (auch 21.09.)
Zweiter Freitag | »Empfänger unbekannt«
Benefiz-Lesung bei bodo: Die Kabarettistin und Schau-
spielerin Sabine Henke und die Journalistin und bodo-
Redakteurin Dr. Birgit Rumpel tragen in einer szenischen
Lesung die Briefnovelle „Empfänger unbekannt“ vor. Ein
Buch, über das Elke Heidenreich schreibt: „Ich habe nie
auf weniger Seiten ein größeres Drama gelesen. Diese
Geschichte ist meisterhaft, sie ist mit unübertreffli-
cher Spannung gebaut, in irritierender Kürze, kein Wort
zu viel, keines fehlt.“ Die Novelle dokumentiert den
Briefwechsel der beiden Kunsthändler Max Eisenstein
und Martin Schulze, der eine in der Emigration leben-
der deutscher Jude, der andere 1932 aus Amerika nach
Deutschland zurückgekehrt, um sich dort zum überzeug-
ten Nazi zu entwickeln. Dem Vorwurf, die Juden würden
sich ja nie gegen ihre Verfolgung wehren, begegnet Max
auf ganz eigene Weise. Mit einem Racheakt, der perfider
kaum sein könnte... Eintritt ist frei. Spenden kommen
unseren Beratungsangeboten zugute.
bodos Bücher, Schwanenwall 36 – 38, DO, 19.30 Uhr
Musik | Folkfestival
Am Freitag (13.9.) startet das Festival um 18 Uhr mit
„QuiXote“, einer Coverband mit Rockmusik der 60er und
70er gefolgt von „Fragile Matt“ mit traditionellem Irish
Folk. Die „Violons Barbares“, zwei Geigen und ein Per-
cussionist, schlagen zum Abschluss den musikalischen
Bogen zwischen Orient und Okzident. Am Samstag
(14.9.) geht es um 16.30 Uhr mit „An Erminig“ mit tradi-
tionellen Melodien als auch mit Eigenkompositionen auf
der Basis der bretonischen Musik weiter. Im Anschluss
gibt „Sammy Vomácka“, einer der bekanntesten Akustik-
Gitarristen der letzten 30 Jahre, seine langjährige Erfah-
rung als Entertainer in Sachen Fingerpicking, Ragtime,
Blues und Jazz zum Besten. „Earthloop“ und das „Royal
Street Orchestra“ runden den Abend ab. Weitere Infor-
mationen gibt es unter www.wittenfolk.de.
Burghof von Haus Witten, Witten (auch Sa. 14.9.)
SA 14 | 09 | 13
BODO VERLOSUNG | Design Gipfel
50 Designer aus ganz Deutschland zeigen einzigartige
Produkte in limitierten Auflagen, mit Herzblut und Lie-
be meist von Hand gemacht.
Verrückte Taschen, ausge-
fallener Schmuck, Mode –
nicht von der Stange, Ver-
spieltes, Kunst, Fotografie,
Objektdesign – dies alles
finden Design-Fans auf ihrem Dortmunder Gipfel. Doch
es darf nicht nur nach Herzenslust gestaunt, bewun-
dert und geshoppt werden – im Kreativbereich heißt
es „Do It Yourself“. Am Stand von DaWanda können
die Besucher selbst einzigartige Accessoires fertigen.
Lounge-Musik von DJ Gärtner der Lüste und kulinari-
sche Köstlichkeiten runden das Event ab und sorgen für
ein entspanntes Shopping-Erlebnis.
Depot, Dortmund, 12 – 19 Uhr (auch 15.9.)
bodo verlost 3 x 2 Karten.
Teilnahmebedingungen auf Seite 21.
Kultur | Hafenspaziergang
Im September ist es wieder so weit. Der seit 2011
stattfindende „Hafenspaziergang“ ruft in den Dort-
munder Norden. Der Veranstaltungstitel ist eine eben-
so charmante wie große Untertreibung. Eine Vielzahl
lokaler Akteure – Gastronomien, kulturelle Einrich-
tungen, Religionsgemeinschaften, soziale Einrichtun-
gen – organisieren auch in diesem Jahr ein Stadtteil-
fest mit stattlichen Ausmaßen. Zwischen Pauluskirche
und dem Dortmunder Hafen werden der Stadtteil, der
Hafen und die lokale Kultur so in besonderer Form
für Bewohnerschaft und auswärtige Gäste gleicher-
maßen erlebbar. Herzstücke des Hafenspaziergangs
sind das Halleluyeah-Festival in der Pauluskirche, die
Bühne „Songs & Stories“ der Hafenschänke subrosa,
die Stadtteil-Bühne „Cultural Food“ mit internatio-
nalem Buffet und die Abendveranstaltungen rund um
das Event-Schiff „Herr Walter“ und die „Hafenliebe“.
Stadtteilführungen entlang der Route und im Hafen-
bereich sind weitere Highlights. Dazwischen präsen-
tieren viele lokale Akteure ihre Angebote.
Dortmunder Hafen, Beginn 14 Uhr, Eintritt frei
24 VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2013
07 | 09 | 13 Cosmotopias Wilde 13 – Frank Popp 07 | 09 – 27 | 10 | 13 Rechtsextreme Gewalt in Deutschland
Demonstration | UmFairteilen Bochum
Das Aktionsbündnis „umFAIRteilen“ ruft zu einer bundes-
weiten Demonstration am Samstag, 14. September in Bo-
chum auf. Im Aufruf des unter anderem vom Paritätischen
Wohlfahrtsverband getragenen Bündnisses heißt es: „Acht
Tage vor der Bundestagswahl wollen wir erneut unsere For-
derung ,umFAIRteilen – Reichtum besteuern!‘ lautstark
und unübersehbar in die Öffentlichkeit tragen. Hier, im
Herzen des Ruhrgebiets, wird wie in kaum einer anderen
Region deutlich, wie dramatisch ungerecht der Reichtum in
der Gesellschaft verteilt ist: Hier befinden sich die Firmen-
sitze der reichsten deutschen Milliardäre – in Städten, die
heute zu arm und verschuldet sind, um wichtige öffentli-
che Angebote zu sichern, geschweige denn auszubauen.“
Auftaktkundgebungen finden am Schauspielhaus, am Jahr-
hunderthaus und in der Massenbergstraße (Nähe Haupt-
bahnhof) statt. Anschließend gibt es einen Sternmarsch
zur Abschlusskundgebung am Bergbau-Museum. Dort wer-
den Frank Bsirske (ver.di), Özlem Demirel (DIDF) und Ulrich
Schneider (Der Paritätische) für das bundesweite Bündnis
sprechen. Für das Programm sorgen u.a. der Kabarettist
Wilfried Schmickler und die Band Chuba Cabras.
Sternmarsch, Massenbergstraße am HBF | Jahrhundert-
haus | Schauspielhaus, Beginn 11.30 Uhr
Konzert | Milli Häuser & Les Monkophoniques
Die Bochumer Jazzinstitution zu Gast in Herne! Die mul-
timediale Show der Jazzband Milli Häuser & Les Mon-
kophoniques rankt sich um den Pianisten und musika-
lischen Architekten Thelonious Monk (1917 – 1982). Es
gibt Musik, natürlich. Seltener gespielte Stücke aus dem
Oeuvre der Jazzlegende, wie „Monks Dream“ oder „Ugly
Beauty“ finden dabei ebenso ihre verdiente Beachtung
wie das bekannte „Round Midnight“. Das Besondere:
Die im Ursprung instrumentalen Stücke werden von Milli
Häuser ausdrucksstark gesungen, mit überwiegend eige-
nen Texten in deutsch und englisch. Dazu gibt es kleine
gelesene Geschichten um Monk, einen Hauch Tanz, sowie
künstlerische Videoanimation und Lichtperformance.
Flottmann-Hallen, Herne, 19.30 Uhr
SO 15 | 09 | 13
Ausstellung | Die Profis
Ihr Einsatz ist hoch. Sie geben alles, verzichten auf vie-
les und riskieren ihre Gesundheit, vielleicht sogar ihr Le-
ben. Die Ausstellung präsentiert neun Berufsbilder. Alle
sind im herkömmlichen Sinn „gefährlich“, aber die ge-
sellschaftliche Bewertung unterscheidet sich oft stark.
Im Wald, am Zünder oder „auf‘m Platz“: Die Besucher
finden heraus, wie riskant es wirklich ist, ein Waldar-
beiter, ein Mitarbeiter im Kampfmittelräumdienst oder
25
11 | 09 | 13 Sea & Air 13 – 14 | 09 | 13 Folkfestival – Violons Barbares 13 | 09 | 13 Roland Heinrich
ein Fußballstar zu sein. Im Mittelpunkt der Ausstellung
steht die Frage, wie Profis mit ihrem Kollegen Risiko um-
gehen. Sie blickt hinter die Kulissen von Systemen aus
klugen Entscheidungen, ausgeklügelter Technik, einer
Vielzahl an Regeln und der permanenten Schulung des
eigenen Verhaltens, dem Wagnis die Stirn zu bieten. Die
Besucher können sich auf ein neuartiges Spiel mit dem
Risiko einlassen, auch auf die Gefahr hin, etwas dazu-
zulernen. Die Ausstellung läuft bis zum 27. April 2014.
Weitere Informationen unter www.dasa-dortmund.de.
DASA, Dortmund
Kabarett-Lesung | Bernd Gieseking
Wenn Bernd Gieseking mit seinem Buch „Finne Dich
selbst“ kommt, ist das weit mehr als „nur“ eine „Lesung“,
der begnadete Erzähler und versierte Satiriker zeigt sich
hier als witziger Ethnologe, als charmanter Rechercheur,
als gut gelaunter Beobachter, aber auch selbstironisch
als „Looser“ auf dem finnischen Tanzboden. Finnland. Da
denkt jeder an Seen, Sauna, Mücken und Elche. Und eine
verteufelt schwere Sprache. Aber wer sind die Menschen
dort? Verschrobene Einzelgänger? Trinkfest und sanges-
tüchtig? Bernd Gieseking bekommt einen Crashkurs. Weil
sein Bruder sich in eine Finnin verliebt hat, bricht er zu
einer Familienreise mit alten Eltern auf und fährt von
Kutenhausen nach Lahti. Und das ist so skurril wie all-
täglich, aberwitzig und melancholisch schön.
Bahnhof Langendreer, Bochum, 19 Uhr
MO 16 | 09 | 13
Musik | Klänge für die Seele
Eine Stunde Musik und Klänge uralter und fremder In-
strumente. Töne, die den in Kerzenlicht und verschie-
dene Farben getauchten Raum der Pauluskirche füllen.
Ferne Klänge, die in eine tiefe innere Reise entführen.
Live-Musik, gespielt von dem als „Höhlenbär der De-
chenhöhle“ bekannten Musiker Günter Müller (austra-
lisches Didgeridoo, indische Bambusflöte, japanische
Shakuhachi-Flöte, Bassflöte Fujara, Sansula (klingende
Metallfedern), Holzquerflöte Bansuri und ein Gong), Le-
onie Mayer (Violine, Gesang) und Nam Sook Kim-Bücker
(Kajagum, traditionelle koreanische Zither). Der Eintritt
ist frei. Spenden sind erwünscht. Weitere Informationen
unter www.pauluskircheundkultur.net.
Pauluskirche, Dortmund, 20 Uhr (auch 23. und 30.09.)
FR 20 | 09 | 13
Ausstellung | Zukunft leben: Die demografische Chance
Die Ausstellung „Zukunft leben: Die demografische Chan-
ce“ der Leibniz-Gemeinschaft verdeutlicht auf anschauli-
che Weise, wie sich der demografische Wandel auf unser
Leben auswirkt. In neun Abteilungen wird auf der Basis
von Ergebnissen und Lösungsvorschlägen aus der For-
schung gezeigt, wie wir morgen lernen, arbeiten, Familien
bilden, altern und wohnen werden. Den Anfang macht
eine begehbare 3D-Skulptur zur Bevölkerungsentwicklung
in Deutschland. Besucher können in die Zukunft blicken
und erkunden, welche Faktoren die Bevölkerungsentwick-
lung beeinflussen. Die vom Bundesministerium für Bil-
dung und Forschung geförderte Ausstellung wird bis zum
27. Oktober 2013 in Bochum zu sehen sein.
Bergbau-Museum, Bochum
Comedy | Ausbilder Schmidt
In einem politisch korrekten Land, in dem alles grün
wird, ist die Sehnsucht nach wunderbarer, politischer
Unkorrektheit größer denn je. Die CDU, der FC Bayern,
RWE – selbst die Bild-Zeitung wird grün. Gut, der Aus-
bilder ist auch grün, aber olivgrün. Und das macht den
Unterschied. Ausbilder Schmidt passt auf, dass unsere
„Piep-piep-piep-wir-haben-uns-alle-lieb-Gesellschaft“
nicht eine Generation von „Bettnässenden Ja-Sagern“
heran zieht. Jaaaa, wer will denn beim Fußball die stil-
le Treppe statt der roten Karte? Wer will denn zu einer
Politesse sagen: „Ja, Sie haben recht, es tut mir leid,“
anstatt sie zu beschimpfen. Und nein, wir wollen keinen
Unisextarif für die Kindergartengebühr. Jungs kloppen
sich und Mädels ziehen sich an den Haaren. Basta. Zum
Glück haben wir unseren Ausbilder Schmidt: Keine Macht
dem Weicheinismus! Jawoll.
Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr
SA 21 | 09 | 13
Soziales | Bochumer Stadtführung mit bodo-Verkäufern
Wie verbringen eigentlich Menschen auf der Straße ihren
Tag? Wo halten sie sich auf, welche Angebote und Hil-
fen gibt es? Wie sieht die Stadt aus der Sicht der „Men-
schen am Rand“ aus? Bei bodos sozialer Stadtführung
zeigen Verkäufer des Straßenmagazins „ihr“ Bochum.
„Spannende Einblicke – Gezeigt werden hier nicht das
Bergbaumuseum oder das Planetarium, sondern typische
Aufenthaltsorte Obdachloser. Bei dem Rundgang führt
bodo-Verkäufer Markus Neiß die Teilnehmer zu sechs Sta-
tionen, zwei Stunden dauert die Bochum-Tour der etwas
anderen Art.“ (RN). „Die Stadt und ihre Menschen mit
etwas anderen Augen zu sehen, ein Bewusstsein für sozi-
ale Nöte zu bekommen und obdachlosen Menschen näher
gekommen zu sein – dies sind Effekte, die dieses Projekt
nicht nur bei den Kindern erzielt hat, sondern wohl bei al-
len TeilnehmerInnen.“ (bsz) Anmeldung: 0231 – 950 978 0
bodo-Anlaufstelle, Stühmeyerstraße 33, Bochum, 11 Uhr
Lese-Lounge | Schwatzfahrer
Die Lese-Show mit eigenen skurrilen Texten von der
Glosse bis zur Gagparade und wechselnden Gästen
erfindet sich jedes Mal wieder neu: Lesen und le-
sen lassen, Stand up, Quiz, Talk und Musik – bei den
Schwatzfahrern kann alles passieren. So wie diesmal
ANZEIGE
26
– einen Tag vor der Bundestagswahl: Was wurde bis-
her palavert, gefrotzelt, gefaselt und gefetzt. Zeit,
dass Frau BO-DE und Herr DoppelD das Mikro ergrei-
fen und die wirklich wichtigen Fragen stellen. Unter-
stützt werden sie von Martin Fromme, einer Hälfte
des legendären Comedy-Duos „Der Telök“.
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
Musik | Bedingungsloses Grundeinsingen
Ausgewählte Menschen erhalten Monat für Monat 1.000
Euro bedingungsloses Grundeinkommen im Rahmen ei-
nes europäischen Pilotprojektes, mit der einzigen Be-
dingung, dass sie gemeinsam singen. Klingt wie Utopie?
Ist es auch. Bernadette la Hengst (siehe S. 4) und ihr
Chor singen trotzdem, wie sich ihr Leben mit dem garan-
tierten Einkommen in den letzten fünf Jahren verändert
hat. Bewusst nicht nur Arbeitslose, sondern auch Work-
aholics, Studierende, Hausfrauen oder Reinigungskräfte
berichten kontrovers nicht nur über die Vor- sondern
auch über die Nachteile eines in der Realität zwar nicht
umgesetzten, aber oft diskutierten Modells.
Ringlokschuppen, Mülheim, 20 Uhr
SO 22 | 09 | 13
BODO VERLOSUNG | Der Bau
In den Tiefen der Erde hat es sich eingenistet, sich aus-
gebreitet und ein Labyrinthsystem geschaffen, das ihm
allein gehört. Doch es ist die ständige,
nicht fassbare Angst, welche dieses
Wesen begleitet, die sich innerlich
auftürmt und es langsam verzehrt,
obschon es sich eigentlich nur nach
vollkommener Geborgenheit und Ruhe
sehnt. Ist dieses Heim auch wirklich
sicher? Etwas aus der Stille Gebore-
nes scheint den Kontrollverlust heraufzubeschwören,
bedroht den herrschenden Frieden. In diesem Solopro-
gramm wird der Schauspieler Jörg Schulze-Neuhoff in
die Gedankengänge dieses Menschtieres eintauchen. Das
Spielgeschehen findet nicht nur auf der Bühne, sondern
auch im Zuschauerraum statt. Dabei gibt es durchaus
auch charmante Momente. Die Inszenierung löst sich von
der scheinbaren Schwere des Stoffes und ermöglicht dem
Zuschauer, zu einem Teil der Welt des Wesens zu werden
und somit dessen Bau zu teilen.
Theater im Depot, Dortmund, 19 Uhr
bodo verlost 3 x 2 Karten.
Teilnahmebedingungen auf Seite 21.
Fest | Spielzeiteröffnungsfest
Mit einem großen Fest für die ganze Familie startet das
Schauspielhaus Bochum in die neue Spielzeit. Um 11 Uhr
geht der Tag mit dem Bochumer Frühstück los: Die Be-
sucher bringen Brötchen und Belag mit, das Schauspiel-
haus kocht Tee und Kaffee und zusammen wird geteilt,
getauscht und gegessen. Im Anschluss öffnet das Thea-
ter seine Türen und zwar fast alle, die es hat. Hinter den
Türen der Schlosserei, der Schreinerei, des Schuhmachers
und des Malersaals werden Workshops angeboten. Auf der
Bühne im mittleren Foyer laden die Musiker des Schau-
spielhauses zum Liedersingen ein und spielen ihre Best-
of-Programme. Kindertheater, Workshops des Jungen
Schauspielhauses, Kostümverkauf u.v.m. finden den gan-
zen Tag über statt. Und da der 22.9. auch der Wahlsonntag
ist, wird beim abendlichen Public Viewing der Wahlergeb-
nisse in der „Bochumer Runde“ mit Gästen aus der Stadt
und dem Theater kommentiert, diskutiert und lamentiert.
Schauspielhaus, Bochum, ab 11 Uhr
Kabarett | RuhrHochDeutsch: Kai Magnus Sting
Kamikaze-Kabarett aus Duisburg – wenn einer Bescheid
weiß, dann der Mensch aus dem Ruhrgebiet. In seiner
gewohnt schnellen und wahnwitzigen Art erzählt Kai
Magnus Sting ganz typische Geschichten, wie sie nur im
Ruhrgebiet und überall sonst passieren können, so dass
einem fast das Zwerchfell platzt. Und bei alldem merkt
man schnell: Das Ruhrgebiet ist überall. Und jeder ist
ein Stück Ruhrgebiet. Und am Ende kannze nur noch
sagen: Jou, ich weiß Bescheid! Sisse!
Spiegelzelt am Steinernen Turm, Dortmund, 20 Uhr
MO 23 | 09 | 13
BODO VERLOSUNG | Urban Cone
Sie sind das neue Ding aus Schweden: Urban Cone. Ihr
Name steht für einen Sound, der so eingängig wie in-
telligent ist, so schlicht wie
ansteckend. Man könnte
meinen, dass genau so „per-
fekter Pop“ klingen muss.
Aber das ist nur der erste
Eindruck, die Spitze des Eis-
bergs, denn wenn man mal etwas genauer hinhört, hat
der Sound der fünf Schweden auch jede Menge Indie- und
Electro-Beigeschmack, massiven Tiefgang und Gewicht.
Jetzt wird der Geheimtipp der Indie Pop Szene flügge.
FZW, Dortmund, 20 Uhr
bodo verlost 2 x 2 Karten.
Teilnahmebedingungen auf Seite 21.
Film Preview | Abseitsfalle
Karin ist Angestellte bei „Perla“, einem Waschmaschi-
nenhersteller im Ruhrgebiet. Das Unternehmen kämpft
mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten, und der US-Mut-
terkonzern veranlasst die baldige Kündigung von 400
MitarbeiterInnen. Karin bekommt eine ungemütliche
Karrierechance als Assistentin von Dr. Kruger, dem
die Durchführung des Kündigungsverfahrens obliegt.
Mit ihren neuen Aufgaben hat Karin reichlich Gelegen-
heit, sich unbeliebt zu machen. So beißt sie bei Mike,
Fußballer der Werksmannschaft, mit ihren Vorschlägen
von Abfindung und Jobtransfer auf Granit. Der kämp-
ferische Bandarbeiter führt seine Mannschaft in den
Kampf zur Erhaltung der Arbeitsplätze. Darüber hinaus
verlieben sich die beiden leidenschaftlich ineinander.
Karin wird zum unmöglichen Spagat zwischen ihrem
Arbeits- und Privatleben gezwungen. Weitere Termine
unter www.sweetSixteen-kino.de.
sweetSixteen-Kino, Dortmund, 19 Uhr
FR 27 | 09 | 13
VERLOSUNG | Gernot Voltz ist Herr Heuser vom Finanzamt
Der extremste Finanzbeamte Deutschlands ist wieder
da, und das ist gut so, denn in Zeiten wirtschaftlicher
Depression wird der Lohnsteuerjahres-
ausgleich zur Bonuszahlung des kleinen
Mannes. Herr Heuser hat die Ausstrah-
lung einer Klarsichthülle auf Valium,
aber unter der biederen Oberfläche
brodelt die Leidenschaft für das größte
Werk deutscher Schöpfungskraft, das
Steuersystem. Seine Hobbys – Quit-
tungen sammeln und Herrenmode. Seine Mission – die
Menschen für den Beruf des Finanzbeamten zu begeis-
tern. Gernot Voltz schafft in seinem Programm „Wenn
die Konten Trauer tragen“ mit seiner Figur mühelos den
Brückenschlag zwischen Kabarett und Comedy, zwischen
Satire und Kalauer, und wenn er dann noch als Mick Jag-
ger im Pepitahut einen Paragrafentext abrockt und in ei-
nem herzergreifenden Chanson den Niedergang bequemer
Herrenunterwäsche betrauert, wird für jeden die nächste
Steuererklärung zum vergnüglichen Top-Event.
Zauberkasten, Bochum, 20.30 Uhr
bodo verlost 3 x 2 Karten.
Teilnahmebedingungen auf Seite 21.
Lesung | Babak Rafati
„Kaum jemand weiß, welche Ochsentour ein Schieds-
richter hinter sich bringen muss, bis er ein Spiel der
ersten Bundesliga pfeifen darf. Ich beschreibe das im
Buch. (...) Als ich im August 2005 mein erstes Spiel in
Köln pfiff, hatte sich der Jugendtraum für mich bewahr-
heitet, auf den ich über 19 Jahre hingearbeitet hatte.
Ich bin dem DFB dankbar für die guten Zeiten, die ich
erlebt habe“, schreibt Babak Rafati auf sein Blog: www.
babak-rafati.de. Am 19. November 2011 versuchte Ba-
bak Rafati unmittelbar vor dem Spiel 1 FC Köln gegen
1. FSV Mainz 05, sich das Leben zu nehmen. Was war
passiert? In seinem Buch gibt er nicht nur zum ersten
Mal Antworten, sondern auch Einblicke in das „System
Schiedsrichter“, an dem er fast zerbrochen wäre.
Auslandsgesellschaft NRW e.V., Dortmund, 19 Uhr
26 VERANSTALTUNGEN SEPTEMBER 2013
14 | 09 | 13 Demonstration – UmFairteilen Bochum14 | 09 | 13 Hafenspaziergang
27
MO 30 | 09 | 13
BODO VERLOSUNG | Käptn Peng und die Tentakel von Delphi
Ihr Kompass hat seine reine HipHop-Nordung abgelegt
und schlägt immer mehr in die unterschiedlichsten
Richtungen aus: von südländischem
Western-Disco-Country über Indie-
Dubstep-Punk bis hin zu Balladen und
akustischen HipHop-Brettern vom
Planten Omega. Texte über Wahn-
sinn, Erleuchtung, Socken, Monster,
Kugelschlucker und unterhaltsamen
Schwachsinn. Dabei haben sie einen
vollkommen eigenen Klang gefunden: Aus Haushaltsar-
tikeln wie Bürsten, Töpfen, einer Stahlsäge, drei Fahr-
radklingeln u.v.m. baut sich die filigrane Percussion
zusammen – für den nötigen Bass im Beat hingegen
sorgt Shaban, der auf einem Plastikkübel aus dem Bau-
markt und mehreren Snares trommelt. Der Bassist spielt
auf einem 2.000 Jahre alten Kontrabass aus Mammut-
baumholz, der mit Saiten aus Meerschweinchen-Darm
bespannt ist. Peng schickt seine Stimme gerne durch
Gitarrenverstärker, und der Gitarrist steckt sich für
manche Lieder Feuerzeuge zwischen die Saiten, damit
der Ton nicht so schön klingt.
Bahnhof Langendreer, Bochum, 20 Uhr
bodo verlost 3 x 2 Karten.
Teilnahmebedingungen auf Seite 21.
21 | 09 | 13 Schwatzfahrer15 | 09 | 13 Bernd Gieseking
SA 28 | 09 | 13
BODO VERLOSUNG | 13. DEW21-Museumsnacht
Live-Musik, Comedy, Poetry-Slam, Shows, Theater, Mit-
machaktionen, Führungen, Ausstellungen, Action, Kuli-
narisches, Kurioses, Feuerwerk u.v.m.
– mit einem Riesenprogramm von rund
600 Einzelveranstaltungen geht Dort-
munds größtes und beliebtestes Kul-
turevent, die DEW21-Museumsnacht,
unter dem Motto „Vorhang auf!“ am
Samstag, 28. September in die 13.
Runde. Kulturhungrige können ab 16
Uhr an gut 60 Veranstaltungsorten vor und hinter die
Kulissen schauen. Die Dortmunder DEW21-Museums-
nacht hat für alle Altersklassen spannende Angebote
– und dank der großen Bandbreite der verschiedenen
Kunst- und Kulturformen auch für jeden Geschmack: Ge-
heimnisvolles Labyrinth oder historische Straßenbahn-
fahrt? Bunte Chornacht oder wildes Blockflötenkonzert?
Tanzendes Feuer auf der Haut oder selbst gestaltete
Eisskulptur? Erotik im Dunkeln oder Ballkunst im Licht?
Gruseln im Tunnel oder Entspannen im musikerfüllten
Kirchenraum? Männergeheimnisse lüften oder Mangas
zeichnen? Mit dem Körper drucken oder dank Parcour
gleich jedes Hindernis nehmen? Die Entdeckungen der
Nacht scheinen schier unendlich! Unter www.dortmun-
derdewmuseumsnacht.de gibt es aktuelle Informatio-
nen zu den einzelnen Programmpunkten.
verschiedene Orte, Dortmund, ab 16 Uhr
bodo verlost 3 x 2 Kombitickets.
Teilnahmebedingungen auf Seite 21.
SO 29 | 09 | 13
Kabarett | Franziska Mense-Moritz & Sandra Schmitz
Die zwei ungleichen Brüder von zwei ungleichen Vä-
tern, Wemser (Franziska Mense-Moritz) und Mißgeburt
(Sandra Schmitz), fristen ihr Dasein auf der untersten
Stufe der sozialen Randgruppen. Der eine groß und
behäbig („Ich hab‘ da mal so‘n Plan.“), der andere
klein und flink („Arbeit is‘ was für Amateure!“), knal-
len sie durchs Universum. Aufeinander angewiesen
versuchen sie, immer am Rande der Legalität, auf ihre
Art die Probleme der Weltgeschichte zu lösen und ne-
benbei an Geld zu geraten. Dabei haben sie stets das
große Ganze im Blick. Mit viel Charme und Wortwitz
bewältigen sie den Alltag in all seinen Erscheinungs-
formen frei nach ihrem Lebensmotto: Die Welt ist
schlecht, wir haben Recht und vor allen Dingen: Bring
mich nicht auf Störung!
Spiegelzelt am Steinernen Turm, Dortmund, 20 Uhr
21 | 09 | 13 Bedingungsloses Grundeinsingen
Adressen | Bochum (0234)Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, 687 16 10
Christuskirche, An der Christuskirche 1, 338 74 62
Endstation Kino, Wallbaumweg 108, 687 16 20
Eve Bar, Königsallee 15, 333 354 45
Freilichtbühne Wattenscheid, Parkstraße, 61 03-0
HalloDu-Theater, Lothringer Str. 36c, 87 65 6
Jahrhunderthalle, Gahlensche Str. 15, 369 31 00
Kulturhaus Oskar, Oskar-Hoffmann-Straße 25
Kulturrat Bochum, Lothringer Straße 36, 862 012
Museum Bochum, Kortumstraße 147, 910 42 30
Mus. Zentrum der RUB, Universitätsstr. 150, 322 28 36
Prinz-Regent-Theater, Prinz-Regent-Str. 50 – 60, 77 11 17
Riff, Konrad-Adenauer-Platz 3, 150 01
RuhrCongress, Stadionring 20, 610 30
Schauspielhaus, Königsallee 15, 333 30
Stadthalle Wattenscheid, Saarlandstraße 40, 610 30
Thealozzi, Pestalozzistraße 21, 175 90
Varieté et Cetera, Herner Straße 299, 130 03
Zauberkasten, Lothringer Straße 36c, 86 62 35
Zeche, Prinz-Regent-Straße 50-60, 977 23 17
Zeche Lothringen, Lothringer Straße 36c, 876 56
Zwischenfall, Alte Bahnhofstraße 214, 28 76 50
Adressen | Dortmund (0231)Auslandsgesellschaft, Steinstraße 48, 838 00 00
Cabaret Queue, Hermannstraße 74, 41 31 46
DASA, Friedrich-Henkel-Weg 1 – 25, 90 71 24 79
Dietrich-Keuning-Haus, Leopoldstr. 50 – 58, 502 51 45
domicil, Hansastraße 7 – 11, 862 90 30
Fletch Bizzel, Humboldtstraße 45, 14 25 25
F.-Henßler-Haus, Geschw.-Scholl-Str. 33 – 37, 502 34 72
FZW, Ritterstraße 20, 17 78 20
Galerie Torhaus, Haupteingang Rombergpark, 50 23 194
Konzerthaus, Brückstraße 21, 22 69 62 00
Museum f. Kunst u. Kulturgesch., Hansastr. 3, 502 55 22
Piano Musiktheater, Lütgendortmunder Str. 43, 604 206
Rasthaus Fink, Nordmarkt 8, 999 876 25
Reinoldikirche, Ostenhellweg 1, 52 37 33
Schauspielhaus, Hiltropwall, 502 55 47
Sissikingkong, Landwehrstraße 17, 728 25 78
Strobels, Strobelallee 50, 999 50 60
subrosa, Gneisenaustraße 56, 82 08 07
SweetSixteen Kino im Depot, Immermannstr. 29, 910 66 23
Theater im Depot, Immermannstraße 29, 98 21 20
U, Leonie–Reygers-Terrasse, 50 247 23
Westfallenhallen, Rheinlanddamm 200, 120 40
Westfalenpark, An der Buschmühle 3, 35 02 61 00
Zeche Zollern, Grubenweg 5, 696 12 11
Adressen | Herne (02323)Flottmann-Hallen, Flottmannstr. 94, 16 29 52
Mondpalast, Wilhelmstraße 26, 58 89 99
Adressen | Witten (02302)Saalbau, Bergerstraße 25, 581 24 24
Werkstadt, Mannesmannstraße 2, 94 89 40
28
28 SOZIALES | von Bianka Boyke | Fotos: Oliver Schaper · Bianka Boyke
Es ist ein schöner Sommertag. Fast alle Kinder spielen auf dem Außengelände der Fabido-Kita an der Dortmunder Bornstraße. Und einige sitzen bereits auf bunten Kissen im Mehrzweckraum. Zur Melodie von We will rock you wird gerappt: „Alle meine Entchen schwimmen auf dem See“ singen die Vor-lesepatinnen Ayten und Gülhan gemeinsam mit den Kindern. „Wir singen immer zuerst – zum warm werden“, sagt Gülhan. „Und noch einmal – jetzt auf Türkisch.“
Jede Woche besuchen die Vorlesepatinnen der
RAA (Regionale Arbeitsstelle zur Förderung
von Kindern und Jugendlichen mit Migrations-
hintergrund) Dortmunder Kitas und Grundschu-
len und lesen dort im Tandem vor. Das heißt:
Zunächst liest die eine auf Deutsch, dann wird
der Text von der anderen in ihrer Mutterspra-
che vorgetragen.
Während bei der deutschen Version noch alle
Kinder versuchten, mitzusingen wird es nun ru-
higer. Auch Ali scheint sich nicht zu trauen, den
Text laut mitzusingen. Ayten versucht, mit dem
Fünfjährigen auf Türkisch zu zählen. „Bir, iki,
üç, ....“ Doch der Junge macht kaum mit. „Das
ist wirklich ein Problem. Ali kann auf Türkisch
gar nicht zählen. Auf Deutsch hat er von uns und
den Erzieherinnen gelernt. Es ist ein Bildungs-
problem“, sagt Ayten.
„Wenn ein Kind in seiner Muttersprache zählen
kann und Farben und Formen unterscheidet,
kann es das auch ganz schnell in anderen Spra-
chen“, weiß Gülhan. Die beiden Frauen erleben
immer wieder, dass Vorschulkinder weder auf
Türkisch noch auf Deutsch oder in einer anderen
Sprache mit Gleichaltrigen mithalten können.
Auch deshalb sind sie Vorlesepatinnen ge-
worden: Um den Kindern spielerisch etwas
beizubringen. Gülhan (45) hat selbst drei
Kinder und kam im Alter von drei Jahren nach
Deutschland. Sie ist gelernte Friseurin, leitet,
Die mehrsprachigen Vorlesepatinnen der RAA
Eins, zwei, drei – Bir, iki, üç
29
2929
genau wie Ayten (41), inzwischen aber bei
der RAA einige „Griffbereit“-Gruppen (ein
Förderprogramm für die frühkindliche Bildung
von Kindern mit Zuwanderungsgeschichte) und
ist Vorlesepatin.
„Jede Woche profitieren zwei bis drei Gruppen
und damit mindestens 15 Kinder pro Kita von
dem Zusatzangebot“, sagt Kirsten Amann-Pieper,
Projektleiterin bei der RAA. „Die Rückmeldungen
aus allen Kitas sind positiv und auch in der Kita
Bornstraße möchte man die Kooperation sehr
gerne weiterlaufen lassen.“
Für heute haben Gülhan und Ayten das Buch
„Bär Floh geht zum Friseur“ – oder auch „Ayı Flo
Berbere Gidiyor“ – mitgebracht. Doch aus der
großen Tasche kommt neben dem zweisprachi-
gen Bilderbuch noch viel mehr zum Vorschein.
Zunächst nimmt ein Teddy in einem schicken
Auto (einem beklebten Schuhkarton) Platz. „Der
Teddy gehört meiner Tochter. Und die ist sogar
ein bisschen stolz, weil ihr Teddy heute hilft,
den Kindern etwas beizubringen“, verrät Ayten.
Bär Floh macht sich nun im araba („Das heißt
nämlich Auto auf Türkisch“, platzt Emira heraus)
auf den Weg zum Friseur. Auch Teddy bekommt
30
vorlesen dürfen.“ Auch nicht ganz unwich-
tig: Einigen Frauen ermöglicht das Projekt
der Vorlesepatinnen erste kleine Schritte ins
Berufsleben und sie können das Familienein-
kommen ein wenig ergänzen. „Als Vorlesepatin-
nen haben die Frauen eine anspruchsvolle und
abwechslungsreiche Aufgabe, die in der Familie
akzeptiert wird, da es um Kinder geht und die
Frauen unter sich bleiben.“
Kirsten Amann-Piper liegen die Vorlesepatinnen
sehr am Herzen und dafür hat sie gleich einen
ganzen Schwung an Gründen: „Der Beitrag der
Vorlesepatinnen für die Sprachförderung ist
sehr wichtig. Sie helfen, die Kinder auf die
Schule vorzubereiten und fördern die Kinder in
verschiedenen Bereichen: Phantasie anregen,
erzählen und nacherzählen. Die Kinder lernen
spielerisch, die Mehrsprachigkeit in unserer
Gesellschaft wahrzunehmen, und gleichzeitig
werden die Kinder in ihren Fähigkeiten so auch
wertgeschätzt. Natürlich liefern die Vorlesepa-
tinnen damit auch einen wichtigen Beitrag zur
Literacy-Erziehung.“
Das können Ayten und Gülhan nur bestätigen:
„In den acht Monaten haben wir bei vielen
Kindern schon ganz tolle Fortschritte gesehen“,
erzählen sie und strahlen. (bb)
INFO
Seit einem Jahr gibt es in Dortmund die mehr-
sprachigen Vorlesepatinnen des Kommunalen
Integrationszentrums der Migrations- und
Integrationsagentur (Mia-Do) – eine Auswei-
tung des seit 2010 in Eving sehr erfolgreich
geführten Projektes auf andere Stadtteile und
Sprachen. In Eving initiierte Doris Frickemeier
von der RAA das Projekt und setzte es in Ko-
operation mit dem Türkischen Elternverein um.
Die Frauen lesen in Evinger Kitas und werden
finanziell von der Sozialraumbeauftragten Ute
Kampmann unterstützt. 2011 gab es dafür den
Integrationspreis der Stadt.
30
ein großes Moosgummi-Lenkrad und Gülhan und
Ayten fahren ihn mit viel „brrrrummm“ zum Fri-
seur. Den Text lesen die Frauen den Kindern im
Tandem vor – zunächst Gülhan auf Deutsch, dann
Ayten die türkische Übersetzung.
Bär Floh ist beim Friseur angekommen und
nimmt in einem schicken Stuhl – samt buntem
Umhang – Platz. Auch Teddy wird von Gülhan
ein Tuch umgebunden – mit gelben und roten
Filzflicken. Mit der makas macht der Friseur jetzt
„Schnipp schnapp“. Plötzlich surrt es. „Brrrrrrrr“,
macht Gülhan. Ayten stimmt ein: „Sssssssss.“
„Was ist denn das?“, fragen beide. „Na? Eine
Haarschneidemaschine.“ Und Gülhan holt einen
kleinen, aus Moosgummi gebastelten Rasierer
hervor. Den wollen die Kinder jetzt unbedingt
auch ausprobieren und von ihren Erlebnissen
beim Friseur erzählen. Doch die 30 Minuten sind
bald schon um und die nächste Gruppe wartet.
Ayten und Gülhan können ganz kurz verschnau-
fen, trinken schnell ein Glas Wasser. Weiter
geht’s. Heute lesen die beiden nur zweimal,
sonst haben sie drei Gruppen.
Um mehrsprachige Vorlesepatin zu werden,
haben Ayten und Gülhan im letzten Sommer an
einer Qualifizierungsmaßnahme der RAA teilge-
nommen. Bei den späteren Treffen mit den 16
anderen Vorlesepatinnen haben sie regelmäßig
Bücher, Ideen und Material ausgetauscht, das
sie jeweils selbst zusammengestellt haben.
Gelegentlich übersetzen die Frauen sogar die
kurzen Geschichten. „Wir gehen jede Woche in
die Bibliothek und versuchen, ein neues, schö-
nes Buch zu finden. Doch das ist nicht immer
so einfach. Viele Übersetzungen sind mit wenig
Liebe gemacht“, sagt Ayten.
Für ihren Aufwand – Vorbereitung und Vorlesen –
bekommt jede Vorlesepatin 15 Euro pro Woche.
Kirsten Amann-Piper erklärt: „Das Geld bekom-
men die Frauen zur Wertschätzung ihrer erwor-
benen Qualifikation. Denn die Vorlesepatinnen
werden immerhin zunächst über sechs Wochen
in verschiedenen Workshops weitergebildet,
bevor sie das erste Mal in einem Kindergarten
Kirsten Amann-Piper
∆ „Pft, pft, pft – Fis, fis…“, Gülhan und Ayten
haben das Buch „Bär Floh geht zum Friseur“ – oder
auch „Ayı Flo Berbere Gidiyor“ – mitgebracht.
31
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14. SEPT. 2013 11:30 UHR BOCHUM BUNDESWEITE DEMONSTRATION
vermoegensdemo_flyerA5_2013_DRUCK_Layout 1 17.07.13 09:26 Seite 1
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KULTUR | von Dr. Birgit Rumpel | Fotos: Daniel Sadrowski
Das Schauspielhaus Bochum startet in der neuen Spielzeit ein Projekt, das sich abseits des klassischen Theaters mit einem realen Drama beschäftigt: der Schließung des Opel-Werks. Unter dem Titel „This is not Detroit“ werden Künstler aus ganz Europa das Thema in den öffentlichen Raum, auf die Straßen und Plätze bringen. Intendant Anselm Weber hat uns erklärt, worum es geht.
Die Fotos des verfallenen Michigan Theatre in
Detroit, dessen Ruine nur noch als Parkgarage
genutzt wird, scheinen sich tief in das Bewusst-
sein von Anselm Weber gegraben zu haben. Sie
dokumentieren den seit Jahrzehnten andauern-
den Untergang der Automobilhochburg schlecht-
hin, der jüngst im Insolvenzantrag der Stadt
mündete. Dass er sich so etwas für „sein Haus“
nicht vorstellen kann und will, ist verständlich,
und so kann man den Titel „Dies ist nicht Detroit“
nicht nur als Feststellung, sondern auch als
Beschwörung verstehen.
Plakativ ist er allemal, denn kaum einen Bochu-
mer wird der Name Detroit kalt lassen. Dort, am
Hauptsitz von General Motors, wurde über das
Schicksal des Bochumer Werkes und somit auch
über die Zukunft der Stadt entschieden. Was
sich seit Jahren abzeichnete, immer wieder neu
verhandelt, aufgeschoben oder auch verdrängt
wurde, ist jetzt beschlossene Sache: Das Opel-
Werk wird im kommenden Jahr geschlossen. Ein
Sterben auf Raten, das nicht nur die verbliebe-
nen gut 3.000 Beschäftigten und ihre Fami-
lien betrifft, sondern ein Vielfaches weiterer
Menschen in Betrieben, die für den Autobauer
arbeiten.
Wie geht eine Stadt damit um? Politik und Ver-
waltung stehen vor der großen Herausforderung,
auch dieses Kapitel Strukturwandel zu meistern.
Alles nur eine Frage der Ökonomie? „Nein“,
sagt Anselm Weber, Intendant des Bochumer
Schauspielhauses. „Das Stadttheater hat über
sein Kernprogramm hinaus eine weitere Aufgabe
und eine weitere Verantwortung. Für uns stellt
sich die Frage, wie weit die Kunst helfen kann,
Antworten auf Fragen zu geben, mit denen sich
Politik und Wirtschaft schwer tun.“
Schon Anfang des Jahres, als sich die Opelkrise
wieder einmal zuspitzte, die Schließung aber
noch nicht beschlossen war, entstand die Idee
für ein Kunstprojekt, mit dem sich das Schau-
spielhaus zum Thema positionieren sollte. „Wir
wollten das aber nicht allein machen, sondern
uns Partner ins Boot holen wie das Stadtmarke-
ting, Bochumer Betriebe und Geschäfte“, betont
Weber. Auch auf künstlerischer Ebene setzt man
auf die Kooperation mit „Urbane Kunst Ruhr“
und deren künstlerischer Leiterin Katja Assmann,
wie schon im Kulturhauptstadtjahr. Da ein derar-
tiges Projekt aus dem ohnehin knappen Etat gar
nicht zu bestreiten wäre, wurden Fördermittel
beantragt, so gibt es Geld von der Kulturstiftung
des Bundes sowie der Kunststiftung NRW.
„Das Theater muss rausgehen und die Stadt
erleben“, davon ist Anselm Weber schon lange
überzeugt. Seit er vor knapp zehn Jahren ins
Ruhrgebiet kam, hat er immer wieder Kunstfor-
men erprobt, die im öffentlichen Raum statt-
finden. „Ich weiß, dass das nach wie vor nicht
einfach ist. Kunst im öffentlichen Raum, also
Performance, Aktion und Interaktion schrecken
viele Leute ab. Man muss kommunizieren, dass
diese Kunst mit den Menschen zu tun hat, dass
wir uns für den öffentlichen Raum als Ganzes
verantwortlich fühlen und nicht nur Hochkultur
betreiben für Leute, die sich diese Hochkultur
leisten können.“
Bochum ist nicht Detroit
Ω
„Das Theater muss rausgehen und
die Stadt erleben“, davon ist Anselm
Weber, Intendant des Schauspielhau-
ses Bochum, schon lange überzeugt.
32
33
Was nun genau im Projekt „This is not Detroit“
an Installationen, Mitspielaktionen und anderen
Kunstvorgängen geplant ist, werden wir erst
zu Beginn der Spielzeit erfahren. Zahlreiche
europäische Künstler, die darauf spezialisiert
sind, im öffentlichen Raum zu arbeiten, werden
sich beteiligen. Sie kommen aus den Regionen,
die ebenfalls mit der Opelkrise beschäftigt sind,
also Zaragoza (Spanien), Ellesmere Port (Eng-
land) und Gliwice (Polen), so soll sich auch die
europäische Dimension im Projekt widerspiegeln.
„Wir werden uns künstlerisch damit beschäfti-
gen, was das Verschwinden industrieller Arbeit
für die Stadt bedeutet, wie sie damit umgehen
kann. Wir wollen Vermittler sein zwischen dem,
was ist, und dem, was sein könnte, “ beschreibt
Weber den theoretischen Hintergrund. „Es geht
aber auch darum, ein Gefühl dafür zu entwickeln,
dass der öffentliche Raum etwas Positives ist
und dass wir diesen Ort nicht aufgeben. Daher
der Projekt-Titel „This is not Detroit“.
Ob und was der Opelaner davon wahrnimmt, wird
sich zeigen. „Ich bin ja nicht naiv. Mein Ziel
ist nicht, die werktätige Klasse zu retten, aber
ich glaube daran, dass man mit den Mitteln der
Kunst den Menschen ein Gesicht gibt, sie aus der
Anonymität holt, und dass das etwas erzeugt.“
Doch Anselm Weber macht auch die Grenzen klar:
„Wir sind nicht aufgefordert, Lösungsvorschläge
zu bringen. Das ist nicht unsere Aufgabe. Aufga-
be der Künstler und derer, die Kunst vermitteln,
ist es, der Gesellschaft die Möglichkeit zu geben,
sich in ihrer gesamten Widersprüchlichkeit
abzubilden.“
Das setzt voraus, dass die Gesellschaft sich
beteiligt, und so stellt sich die Frage, wie man
das ganze Projekt in die Breite transportie-
ren kann. „Das ist Teil des Projekts und auch
Teil des Problems. Weil wir uns inhaltlich und
gedanklich immer in einem Raum bewegen, der
sich allem widersetzt, was herkömmlich ist.
Wir versuchen, Pole zusammenzubringen, die
sonst nicht zusammengehören, wie etwa The-
ater und öffentlicher Raum oder Künstler und
Verwaltung.“ Anselm Weber setzt dabei auf die
Erfahrungen, die er mit seinem Team in vielen
ähnlichen Projekten sammeln konnte. „Bisher
war es immer so: Wenn vorher alle sagten, das
wird schwer, wie willst Du das an dem Ort ma-
chen, dann stellte sich heraus, dass es gerade
dort besonders gut ging.“
Das Projekt wird sich über die kommenden zwei
Spielzeiten erstrecken, mit einem Schwerpunkt
im Schließungsjahr 2014. Das Eröffnungswochen-
ende vom 10. bis 12. Oktober gibt einen Vorge-
schmack mit einem internationalen Symposium,
einer Talk-Show sowie Aktionen in der Bochumer
Innenstadt. Weitere Termine sind ab Frühsommer
sowie nach den Sommerferien im kommenden
Jahr vorgesehen. „Wir wollen ja rausgehen,
deshalb konzentrieren wir uns auf die wärmeren
Jahreszeiten.“ (biru)
INFO www.schauspielhausbochum.de
33
34
Finde die 10 Unterschiede im rechten Bild. Viel Erfolg!
Fehlersuchbild – Lösung:
1) In der Überschrift ist ein
kleines i, 2) nach dem „Boah“
in der Sprechblase steht ein
Punkt, 3) der Sprechblasen-
strich ist länger, 4) links
fliegt ein weiterer Vogel am
Himmel, 5) an der linken
Palme ist ein Blatt zu viel
6) und an der rechten ist ein
Blatt kürzer, 7) im Wasser
schwimmt ein Hai, 8) das lin-
ke Inselufer ist etwas kürzer,
9) ebenso der Bart des Man-
nes,10) dafür ist sein Hemd
länger.
Rätsel-Lösung: AUTOMAT
RÄTSEL | von Volker Dornemann34
35
35INTERVIEW | von Frederik Gremler | Foto: Oliver Schaper
Inge Hannemann ist Mitarbeiterin des Jobcenters Hamburg-Altona. Die studierte Journalistin versuchte der Sanktionspraxis und dem Kli-ma des Misstrauens, wie sie es beschreibt, ihre Arbeit entgegenzuset-zen, bis es ihr zuviel wurde: Im Februar wandte sich sich mit einem „Brandbrief“ an die Bundesagentur und kritisiert in ihrem Blog die „gewollte Unmenschlichkeit“ im System von innen – ein einmaliger Fall. Für die Medien ist sie die „Hartz-IV-Rebellin“, das Jobcenter hat sie freigestellt. bodo sprach mit Inge Hannemann auf einer Vortrags-reise durchs Ruhrgebiet.
bodo Wie kamen sie zum Jobcenter?
IH Ich habe bei einem externen Bildungsträger gearbeitet. Das hat viel Spaß
gemacht und ich habe gut verdient. Mit der Agenda 2010 gab es dann nur
noch die Hälfte. Das hat nicht für mich und meine Tochter gereicht. Also
habe ich mir gedacht: Ich gehe in die Höhle des Löwen.
bodo Sie kritisieren die Praxis der Jobcenter scharf. Was sind Ihre Forde-
rungen?
IH Erst einmal müssen die Sanktionen abgeschafft werden. Bundesweit sollen
bei den Arbeitsämtern sieben Prozent eingespart werden – das passiert über
Sanktionen. So etwas führt bis hin zur Obdachlosigkeit der Betroffenen. Ich
habe während meiner Zeit im Hamburger Jobcenter nicht sanktioniert. Da war
viel mehr Vertrauen da, das hat gutgetan.
bodo Sind Sanktionen denn nicht trotzdem wichtig, um garantieren zu kön-
nen, dass Bedürftige zum Beispiel zu Terminen erscheinen?
IH Nein. 90 Prozent sind ohne Sanktionen von sich aus gekommen, nicht im-
mer pünktlich, aber immerhin. Die anderen zehn Prozent habe ich persönlich
aufgesucht. Bei ihnen lag es dann an psychischen Problemen oder ähnlichem.
Ohne Druck kommt es sich leichter!
bodo Was muss sich bei den Mitarbeitern ändern?
IH Wir brauchen eine fundiertere Ausbildung. Es gibt nur eine SGB-II-
Schulung, dabei arbeiten wir mit viel mehr Gesetzbüchern. Meist erhalten
die Mitarbeiter nur befristete Verträge und werden dann nach einem Jahr
wieder entlassen. Zudem muss ein Umdenken stattfinden. Wir arbeiten
für Menschen, nicht für Zahlen. Das ist nicht das Geld der Mitarbeiter,
sondern das der Menschen. Viele haben jahrelang eingezahlt und sind
erst dann arbeitslos geworden. Wir müssen hin zum objektiven Arbeiten.
Das Persönliche, die gewollte Willkür muss raus. Außerdem brauchen wir
interne Transparenz.
bodo Was genau meinen Sie damit?
IH Neue Gerichtsentscheide kriegen wir nicht mitgeteilt. Daraus entsteht
eine Verpflichtung zu recherchieren. In meiner Zeit beim Jobcenter habe ich
täglich eine Stunde damit verbracht, Beschlüsse im Internet zu suchen.
Eigentlich haben wir auch gute Konzepte und Arbeitshilfen – nur müssen wir
die erst im Intranet suchen! Leider sind auch die Weisungen zu kompliziert.
Davon hatte ich in einem Jahr 9.000.
bodo Wo muss sich noch etwas ändern?
IH Ich sage immer: Wir sind Quotenmitarbeiter. Wir sind unterbesetzt, über-
all. 500 bis 900 Fälle müssen wir bearbeiten. In Hamburg ist der Dauerkran-
kenstand bei zwölf Prozent. Wir müssen uns mehr Zeit nehmen. Ein Antrag
dauert meistens 15 Minuten, richtig kann man ihn aber nur innerhalb einer
Stunde bearbeiten. Ich habe in Hamburg Bedürftige begleitet. Und plötzlich
lösen sich Probleme, die vorher Jahre gebraucht haben.
bodo Wie geht es bei Ihnen weiter, Frau Hannemann?
IH Das weiß ich nicht. Ich bin „freigestellt“, aber ich habe keine Verträge
oder Gesetze gebrochen. Eine Schweigeklausel gibt es in meinem Vertrag
nicht. Und die Stadt Hamburg, bei der ich eigentlich angestellt bin, unter-
nimmt nichts. Nur das Arbeitsamt will mich verständlicherweise mit einer
Klage weghaben. (Frederik Gremler)
INFO www.altonabloggt.wordpress.com/
Inge Hannemann: „Menschenunwürdiges und gedankenloses Handeln, wie es tagtäglich
in den Jobcentern geschieht, macht krank. Bedrohungen, Angst vor Sanktionen und die
Behandlung als Mensch zweiter, dritter, vierter Klasse durch die Jobcenter führen nicht
in Arbeit, sondern in totale Verweigerung, in Resignation, in die Wut.“
In der Höhle des Löwen
36
Die Leute, die auf dem Union-Gewerbehof an der Huckarder Straße arbeiten, kennen das Hofcafé natürlich. Und die direkten Nachbarn auch. Und inzwischen hat es sich bereits außerhalb des Viertels an der Rhei-nischen Straße herumgesprochen, dass es hinten links auf dem Hof eine Oase gibt, wo postindustrieller Charme und Villa-Kunter-bunt-Atmosphäre eine höchst lebenswer-te Liaison eingehen. Als Gast, bei Panini, hausgemachter Suppe oder Kaffee und Ku-chen, kann man daran teilhaben. Und ne-benbei mal herrlich entspannen.
rauf wirklich tat, „um entweder etwas mit Kräu-
tern und Pflanzen zu machen oder ein Café zu
eröffnen.“ Das machte Lüdke im Frühjahr 2012
und wiederum sehr spontan, denn eigentlich hat-
ten sie und ihr Freund schon die Urlaubskoffer
gepackt, als sie von frei werdenden Räumlichkei-
ten auf dem Gewerbehof erfuhren. Seither steht
Lüdke montags bis freitags in ihrem Café und
sieht ausgesprochen zufriedenen aus. Sie kocht,
serviert und hat immer Zeit für einen Plausch mit
den Gästen. „Ich bin eine Frohnatur.“
Als Inspiration für die Gerichte auf der klei-
nen Karte dient ihr die Erinnerung. Ihre Oma
hatte einen Bauernhof mit Garten, in Hermers-
dorf, 50 Kilometer östlich von Berlin. Einfach
und rustikal. Das ist heute ihre Basis, auf der
sie experimentiert und ihre eigene Philosophie
entwickelt hat. Wichtig ist dabei die Zahl drei.
Drei Gemüsesorten, drei Gewürze, drei Farben.
„Sonst wird es schnell zuviel“, sagt sie. „Außer-
dem lege ich Wert darauf, dass es regional ist,
saisonal und günstig.“
Bei gutem Wetter sitzt man draußen. Vor dem
Café, einem lustig bunten Flachdachanbau, der
wie an die imposante grüne Wand der lang schon
leerstehenden Schwerindustriehalle geschoben
wirkt. Urbane Improvisationskunst. Man nimmt
Platz auf schlichten Stühlen und Bänken aus
Holz, an ebenso schlichten Tischen, auf denen
Töpfe mit Kräutern stehen. Zum dran Rupfen und
Probieren, wie sie sagt, denn nur dann verzwei-
gen sich die Pflanzen und wachsen zu einem üp-
pigen Busch. Weitere Kräuter stehen in einem be-
helfsmäßig zusammengestellten Regalsystem an
der Außenwand. Eine weiße Wand mit roten Fens-
terrahmen und blauer Tür, durch welche man in
den Innenraum gelangt. Viel Platz ist hier nicht,
dafür aber ist es sehr gemütlich. Und es gibt was
zu gucken. Wechselnde Ausstellungen, ein zum
Schmökern gefülltes Bücherregal, Spiele, Krims-
krams, natürlich Töpfe mit Kräutern und viele
handgeschriebene Schilder und Schildchen mit
den Angeboten. Der wechselnde Tageseintopf,
gelegentlich ein Auflauf oder Blätterteiggericht,
Salate zum Selbermischen, diverse Panini und
frisch belegte Brötchen. Außerdem Kuchen auf
Browniebasis: verführerische Sorten wie Schoko-
Keks oder Schoko-Traube-Mandel.
Eine Suppe plus Salat kostet etwa sechs Euro. Ein
fairer Preis zum Sattwerden und Wiederkommen.
Heißgetränke gibt es ab einssechzig, alkoholi-
sche Getränke nicht, aber eine gut sortierte Aus-
wahl kalter Durstlöscher wie Club Mate, Lemon-
Aid oder ChariTea für je zweifünfzig. An jedem
dritten Samstag im Monat lockt das Hofcafé mit
„Brotzeit und Wohlgefühl“, einem Brunch, bei
dem auch die rein pflanzlichen Pflegeprodukte
aus der ebenfalls im Unionviertel angesiedelten
Manufaktur von Sonja Voß vorgestellt werden.
„Ich möchte, dass die Leute abtauchen können.
Im und vom Alltag“, bringt Claudia Lüdke das
Konzept auf den Punkt. (wk)
Hofcafé auf dem Union-GewerbehofHuckarder Straße 8 – 12 | 44147 Dortmund
Mo. bis Fr. von 9 – 17 Uhr
www.hofcafe-unionviertel.de
Wie in Berlin. Nur schöner!
Hofcafé – Union-Gewerbehof | Dortmund
36 BODO GEHT AUS | von Wolfgang Kienast | Fotos: Daniel Sadrowski
Wer einen gut bezahlten Job in der Modebranche
aufgibt, um anschließend ein kleines Café zu er-
öffnen, hat Mut und sollte ziemlich genau wissen,
was das heißt. Claudia Lüdke hatte sich über zehn
Jahre bis zur Vertriebsleiterin eines solchen Un-
ternehmens hochgearbeitet, ein nettes Team im
Rücken, einen schicken Firmenwagen, aber es fehl-
te was. Oder es war zu viel. Zuviel an Kilometern
auf der Autobahn und Nächten im Hotel, zuviel an
Sehnsucht nach Dortmund und speziell dem Union-
Gewerbehof, wo ihr Freund eine Hausgärtnerei be-
treibt und sie selbst nur noch an gelegentlichen
Wochenenden vorbeischauen konnte.
Vor zwei Jahren, eines nachts im Sommer 2011,
träumte sie, sie hätte gekündigt. Was sie tags da-
37
37
Dabei seinhat viele
Vorteile
Mehr Schutz im Betrieb, mehr Sicherheit im Lebenund dadurch mehrpersönliche Freiheit.
Wäre doch schade,Sie würden daraufverzichten, oder?
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44623 Herne, Schulstraße 24 Tel. 02323 – 14 63 80
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Über 100 TeilnehmerInnen aus 30 Ländern und von fünf Kontinenten trafen sich Ende Juli zur 17. Jahreskonferenz
des INSP (International Network of Street Papers) in München. Wir bedanken uns bei unseren Gastgebern von BISS
und unseren großartigen KollegInnen für eine INSPirierende Konferenz!
Krieges im Frühjahr 1945 im Rahmen der Rombergpark-
und Bittermarkmorde der Gestapo von hier zur Erschie-
ßung abtransportiert.“
Das ist nun schon so lange her. Der See hätte nicht dar-
unter gelitten, wenn es die Tafel gäbe.
Mit freundlichen Grüßen, Ulrich Sander (Vereinigung der
Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten)
Unter dem Motto „Was, wenn Gott ein Berber wär…?“ fand
in der Bochumer Johanneskirche im August ein Gottesdienst
statt – mit unserem Verkäufer und Stadtführer Markus:
Hallo Herr Philipp, der Gottesdienst am Samstagabend
mit Markus Neiß war sensationell! Alles hat gut ge-
klappt. Herr Neiß ist ein sehr angenehmer Mensch,
konnte sich sehr gut präsentieren und wurde freundlich
aufgenommen. Und die mitgebrachten bodos wurden
auch abgekauft. Großartig fand ich auch eine Begeg-
nung vor Beginn: Die Organistin begrüßte Herrn Neiß
freudig überrascht mit den Worten: „Ach, bei Ihnen kauf
ich doch immer meine bodo…“
Vielen Dank noch einmal für die großartige Unterstützung!
Holger Kloft
LESERBRIEFE
Liebe bodo-Redaktion, ich habe mich sehr über Ihren Be-
richt zum Phönix-See gefreut. Dazu eine Ergänzung: Schon
als die ersten Gerüchte auftauchten, dass es einen See
geben sollte, hatten wir geschrieben: Das ist schön, aber
die Erinnerungen an die Naziverbrechen dürfen nicht ver-
schwinden. Wir dachten an das Arbeitserziehungslager am
Emschertor, wo die Stahlindustrie und die Gestapo ein Be-
triebs-KZ unter der Werkshalle unterhielten. Wir betonten:
Solch ein authentischer Ort darf nicht geflutet werden. Er
wurde dann auch nicht geflutet, aber abgerissen. (...)
Bereits 2009 verabredeten wir – Stadt und VVN-BdA –
dann diesen Text für eine Gedenktafel: „Zum Gedenken an
die Opfer der Rüstungsindustrie und der Gestapo – Hier
am ehemaligen Emschertor / Hermannstraße befand sich
während des Krieges ein Auffanglager der Stahlindustrie
und der Gestapo. Als KZ-ähnliches Arbeitserziehungsla-
ger des Dortmund-Hörder Hüttenvereins diente es der
grausamen Verfolgung von deutschen und ausländischen
Sklavenarbeitern. Insassen des Auffanglagers, darunter
ausländische Zwangsarbeiter und jüdische Bürgerinnen,
wurden auf heimtückische Weise von den Nazis ermordet.
Über 50 Häftlinge wurden noch in den letzten Wochen des
CARTOON | Idee und Zeichnung: Volker Dornemann
LESERSEITE | Foto: INSP
bodo dankt: Sparkasse Bochum Dr. Josef Balzer, Alexander Barbian-Steinfort, Micha-el Buddenberg, Helmut Buscha, Christian Chammings, Angelika Engelberg, Paul Engelen, Fabian Fluhme, Rolf Geers, Matthias Grigo, Grünbau GmbH, Britta Richter, Manfred Kater, Almuth Keller, Jutta Kemper, Helga Koester-Wais, Birgit Kuehn, Nicola Steinstrass, Wulfhild Tank, Felix Zulechner, Ingeborg Schumacher, Gabriele Steinbrecher, Gabriela Schaefer, Hermann Schroeder, Su-sanne Mildner, Barbara Meyer, Ute Michler, Ludwig Seitz, Bärbel Bals, Kerstin Bals, Karl Bongardt, Ralf Finke, Mi-chael Stange, Nicole Goralski, Jörg Gruda, Erika Janssen, Marlis Lange, Arne Malmsheimer, Wolfgang Neuhaus, Ursula Remer, Daniela Schmitz, Nadja Schramm, Rainer Stücker, Thomas Terbeck, Linda Wotzlaw, Heinz Schild-heuer, Thomas Schröder, Snezka Barle, Ute Börner, Bernd Ewers, Regina Höbel, Sandra und Friedrich Laker, Frank Siewert, Ilona Zarnowski, Rainer Biel, Udo Bormann, R. Dammer, Anita Diehn-Driessler, Christine Ferreau, Udo Greif, Rüdiger Haag, Elsbeth Heiart, Astrid Kaspar, An-nette Krtizler, Ursula Machatschek, Jutta Meklenborg, Marlies und Eberhard Piclum, Sandra Rettemeyer, Inge Schaub, Dorothea Bomnüter, Petra Bloch, Ina und Arno Georg, Edith Link, Annemarie Meiling, Christain Scheer, Roswitha Wolf, Ulrike Bornemann, Hans-Georg Schwinn, Isabell Bikowski-Gauchel, Peter Buning, A. und M. Dietz, Klaus-M. Kinzel, Annegret Malessa, Christine Weber, Mo-nika Bender, Petra Bender, Eberhard Garburg, Jutta Ha-ring, Lieselotte Koch, Katrin Lichtenstein, Ulrike Märkel, Gerd Pelzer, Renate Krökel, Klaus Kwetkat, Stefan Meyer, Carsten Klink, Thomas Olschowny, Daniela Gerull, Dieter Schibilski, Martin Scholz, Karl-Heinz Schwieger, Barbara Bokel, Sandra Wortmann, Dieter Zawodniak, Friederi-ke Jansen, Dirk Schmiedeskamp, Sebastian Poschadel, Rita Pilenko, Margret und Hansjörg Sellhorst, Christoph Grüter, Jörg Gruda, Elisabeth Heymann-Roeder, Brigitte Sonntag, Christian Bösterling, Linda Wotzlaw, Gerhild Handke, Friedirch Lappe, Hildegard Jänsch, Christiane Luebke, Johannes Syre, Claere Schuth, Reinhilde Sclip-pa, Ludger Keite, AS Antriebs- und Systemtechnik GmbH, Karola Distelkamp, Dr. med. vet. Elisabeth Karen, Chris-tine Hedwig Bülow, Franziska Gries, Rosemarie Steffens, Jürgen Patommel, Uwe Danz, Heinz Riedl, Olaf Author-sen, Womika Wohnmobile GmbH, Oliver Menne, Ursula Meuthen, Angelika Göbel, Matthias Kolbe, Carmen Kolb, Christa Kölsche, Ingo Schröter, Siegmar Welski, Gerhard Rohkamm, Kornelia Buggenhagen, Fatima Haoua, Bärbel Robrahn, Barbara Lausträter, Marion Hoffmann, Martin Vesper, Hanne und Kurt Kriegesmann, Udo Möller, Han-nelore Kaup, Ute Unger, Doris Buderus, Uwe Falke, Mar-tin Krug, Rolf Sehlmeyer, Jürgen Blech, U. Schwarr, Ste-fanie Franke, Silja Arnold und Dieter Seitz, Elisabeth und Hans-Georg Fahlbusch, Raphael Stahl, Petra Vossebuer-ger, Oliver Stiller, Heinz Heitland, Nicolai Parlog, Esther Hagemann, Stefanie Klein, Dr. Rinnert Siemssen, Jonas Pasche, Gabriele Schulte, Volker Schaika, Erika Maletz, Thorsten Baulmann, Hannelore Thimm, Sigrid Klaerner, Gerhard Volpers, Elsemarie Bork, Peter Lasslop, Christina Kolivopoulos, Jutta und Wido Wagner, Klara Lehmann, Martin Eisenacher, Sabine Raddatz, Petra Danielsen-Hardt, Silke Harborth, Hildegard Reinitz, Timo Zimmer-mann, Renate Schmidt, Ute Soth-Dykgers, Annette Düe
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