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Bonaventura II. von Bodeck Am 12. September 1556 wurde Bonaventura II. in Antwerpen, Sohn des Bonaventura I. und der Agathe, geborene von Neck geboren. Sein Vater ließ ihn wie seinen Bruder Johann an den besten Schulen der damaligen Zeit lernen. So knüpfte auch er bereits in seiner Schulzeit Kontakte mit den angesagtesten Kaufmannsfamilien. Am 27. August 1584 heiratete er im Alter von 28 Jahren in Augsburg Ka- tharina von Rehlingen, Tochter des Carl Wolff von Rehlingen auf Miesbach und Catharina Geuterin von Windach. Er lebte zunächst mit seiner Ehefrau in Frankfurt, wo am 12. April 1586 seine Tochter Anna Konstantia geboren wird. Nach der Geburt siedelt er mit seiner Familie nach Augsburg, wo exakt ein Jahr später, am 12.04.1587 seine Tochter Maria geboren wird. Noch bevor Maria ein Jahr alt wird, stirbt sie am 02.04.1588. Kurz vor ihrem Tod wird am 10.03.1588 der erste Sohn der Familie geboren. Er erhält den gleichen Vornamen wie sein Vater, Bonaventura. In den folgenden Jahren kamen die weiteren Kinder zur Welt: Am 09.05.1589 Carl Wolf, am 23.04.1590 Hans Melchior, am 18.05.1591 Severin, ver- starb schon am 24.01.1592, am 15.12.1592 Friedrich, am 24.10.1599 dann Constantin, der aber schon am 01.03.1600 verstarb. Schließlich am 17.02.1601 Godfried, der am 05.06.1628, kurz nach seiner Hochzeit am 07.10.1627 mit Anna Elisabeth von Mauchen- heim gen. von Bechtholsheim, verstarb. Nachdem im Jahre 1590 in Padua der Hans Heinrich Lochmann verstarb, der eine Burg bei Winterthur zu einem Schloss erweitert hatte, erwarben die Augsburger Patrizier Hans Heinrich und Hans Ludwig Heinzel von Tägernstein dieses Schloss. Bonaventura II. von Bodeck lernte durch seine geschäftlichen Beziehungen auch zu den Herrn von Tägern- stein das Schloss kennen und bemühte sich schließlich es zu erwerben, da die Gebrüder von Tägernstein es durch eine Schwiegermutter der beiden Brüder, Frau Magdalena Neidhart, 1599 veräußern mussten. Er erwarb das Schloss und die Herrschaft Ellgau für 57500 Gulden 1 und siedelte mit seiner Familie am 1. Mai 1599 nach Ellgau im Kanton Zürich. 1 In heutiger Währung ungefähr 850.000 Euro Eintrag zu Bonaventura II. in der Genealogia Familiae à Bodeck Unterschrift Bonaventura II. von Bodeck zu Ellgau

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Bonaventura II. von Bodeck

Am 12. September 1556 wurde Bonaventura II. in Antwerpen, Sohn des Bonaventura I. und der Agathe, geborene von Neck geboren. Sein Vater ließ ihn wie seinen Bruder Johann an den besten Schulen der damaligen Zeit lernen. So knüpfte auch er bereits in seiner Schulzeit Kontakte mit den angesagtesten Kaufmannsfamilien. Am 27. August 1584 heiratete er im Alter von 28 Jahren in Augsburg Ka-tharina von Rehlingen, Tochter des Carl Wolff von Rehlingen auf Miesbach und Catharina Geuterin von Windach. Er lebte zunächst mit seiner Ehefrau in Frankfurt, wo am 12. April 1586 seine Tochter Anna Konstantia geboren wird. Nach der Geburt siedelt er mit seiner Familie nach Augsburg, wo exakt ein Jahr später, am 12.04.1587 seine Tochter Maria geboren wird. Noch bevor Maria ein Jahr alt wird, stirbt sie am 02.04.1588. Kurz vor ihrem Tod wird am 10.03.1588 der erste Sohn der Familie geboren. Er erhält den gleichen Vornamen wie sein Vater, Bonaventura. In den folgenden Jahren kamen die weiteren Kinder zur Welt: Am 09.05.1589 Carl Wolf, am 23.04.1590 Hans Melchior, am 18.05.1591 Severin, ver-starb schon am 24.01.1592, am 15.12.1592 Friedrich, am 24.10.1599 dann Constantin, der aber schon am 01.03.1600 verstarb. Schließlich am 17.02.1601 Godfried, der am

05.06.1628, kurz nach seiner Hochzeit am 07.10.1627 mit Anna Elisabeth von Mauchen-heim gen. von Bechtholsheim, verstarb. Nachdem im Jahre 1590 in Padua der Hans Heinrich Lochmann verstarb, der eine Burg bei Winterthur zu einem Schloss erweitert hatte, erwarben die Augsburger Patrizier Hans Heinrich und Hans Ludwig Heinzel von Tägernstein dieses Schloss. Bonaventura II. von Bodeck lernte durch seine geschäftlichen Beziehungen auch zu den Herrn von Tägern-stein das Schloss kennen und bemühte sich schließlich es zu erwerben, da die Gebrüder von Tägernstein es durch eine Schwiegermutter der beiden Brüder, Frau Magdalena Neidhart, 1599 veräußern mussten. Er erwarb das Schloss und die Herrschaft Ellgau für 57500 Gulden1 und siedelte mit seiner Familie am 1. Mai 1599 nach Ellgau im Kanton Zürich. 1 In heutiger Währung ungefähr 850.000 Euro

Eintrag zu Bonaventura II. in der Genealogia Familiae à Bodeck

Unterschrift Bonaventura II. von Bodeck zu Ellgau

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Über die Zeit in Ellgau ist bekannt, Bonaventura II. von Bodeck sehr darauf bedacht war, die Ordnung und Disziplin der Herrschaft Ellgau wieder herzustellen, die seit den Gebrü-dern von Tägernstein arg gelitten hat. Hiervon waren die Bürger nicht begeistert und so hatte Bonaventura II. erhebliche Mühen, seine Anstrengungen Nachdruck zu verleihen. Er hielt sich mehrere Monate im Jahr in Ellgau auf, wenn er nicht geschäftlich in Frankfurt oder Augsburg tätig oder für Kaiser Rudolf oder später für Kaiser Matthias als Gesandter tätig war. Die Meinungsverschiedenheiten und Streitigkeiten mit den Ellgauer Bürgern führten be-reits bald zu der Überzeugung, dass es besser sei, die Herrschaft und das Schloß wieder zu veräußern. Ihm war aber auch bekannt, dass die Lehensherren in Zürich beim Verkauf

der Herrschaft erhebliche Steuern verlangen. Am 22. März 1603 verstarb Katharina von Bodeck im Alter von 40 Jahren auf Schloss Ellgau. Sie wurde in der dorti-gen Kirche des Städtchens beigesetzt. Am 06. Januar 1612 heiratete Bonaventura II. in Ellgau die 52 jährige Ursula von Bären-fels. Mit ihr hatte er keine wei-teren Kinder.

Seine Geschäfte gingen nicht weniger gut wie die seines Bruders Johann. Auch Bonaven-tura II. investiere sein Vermögen, das er nicht seinem Bruder zur Verwaltung übertragen hatte vor allem in Immobilien. Er kaufte 1617 das bei Basel gelegene Schloss Pratteln, das er 10 Jahre besessen hat und gewinnbringend 1627 verkaufte. Erst später, 1631, kaufte sein Sohn Bonaventura III. jenes Schloss wieder und blieb bis 1640 Eigentümer. Mit seinem Bruder Johann und seinem Vetter, der auch Johann hieß, Ratsherr in Elbing und am 04.08.1542 geboren war, dessen Sohn Valentin, Bürgermeister von Danzig und am 14.07.1578 geboren hatte Bonaventura II. guten und regelmäßigen Kontakt.

Schloss Ellgau nach einem Stich von David Herrliberger (um 1740)

Urkunde über den Kauf von Schloss und Herrschaft Ellgau zum 1. Mai 1599 (ca. 100 x 200 cm). Sie befindet sich heute im Staatsarchiv Graubünden in Chur/Schweiz

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Mit seinem Bruder und Vetter war er bemüht, von Kai-ser Matthias die Bestätigung der im Jahre 1584 erfolg-ten Nobilitation zu erhalten, dadurch, dass man im Jahre 1612 eine Abschrift aus einem Pergamentbuch durch den Notar Melchior Kutsche aus Danzig anferti-gen ließ und dies mit einem Schreiben vom 27. April 1613 Kaiser Matthias vorlegte. Unter dieser Urkunde ist auch der Name des Sohnes von Valentin eingetra-gen, der erst am 30. August 1611 geboren wurde. Bonaventura beherrschte die niederländische, hebräi-sche, griechische, lateinische, französische, spanische und deutsche Sprache perfekt. Er besaß eine umfang-reiche und wertvolle Bibliothek, in der sich auch etliche originale antike Bücher befanden. Er war bei Arm und Reich sehr beliebt und seine Loyalität seinem Kaiser gegenüber war sehr ausgeprägt. Kaiser Rudolf und dessen Nachfolger Matthias setzten ihn gerne und oft als Berater und Gesandten ein. Bonaventura II. erlitt am Samstagabend, den 30.12.1628 einen Schlaganfall. Er lag noch einige Tage ohne Bewusstsein zu Bett und verstarb am 04. Januar 1629 im 73. Lebens-jahr. Er wurde feierlich in der Kirche von Ellgau beigesetzt. Seine Kinder folgten der damals übli-chen Tradition, die von Pastor Jakob Fäsin gehal-tene Predigt anlässlich der Beisetzung in Basel drucken zu lassen. Diese Predigt ist bis heute in wenigen Exemplaren erhalten geblieben. 1896 wurden die in der Kirche befindlichen Grab-platten in die Schlosskapelle überführt. Die bei der Restaurierung der Kirche gefundenen Gebeine wurden in der Kirche in einem gemeinsamen Ossarium neu beigesetzt.

Bei den Grabsteinen, die jetzt in der Schlosskapelle stehen handelt es sich bei dem rechten um den Grabstein von Bonaventura II. (200 x 108 cm)

Dies ergibt sich aus der noch schwach lesbaren Umschrift: Anno Domini 1629 den 4. Januari ... allhie der frohe aufferstehung, die ihme der her Gott an Jenem tag gnád...

Unterschrift und Siegel Kaiser Rudolfs II. unter einer Urkunde im Besitz von Bonaventura II.

Titelblatt der gedruckten Leichenpredigt des Bonaventura II. von Bodeck

Die heute in der Schlosskapelle stehenden Grabplatten aus der Kirche in Elgg2

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Der mittlere Grabstein (192 x 103 cm) ist vom Grab des Carl Wolf von Bodeck, der seinem Vater am 08.09.1629 in den Tod folgte. Aus den Aufzeich-nungen ist bekannt, dass er im Alter von 40 Jahren an der Pest erlag. Für den Bereich Zü-rich/Winterthur war das Jahr 1629 ein sehr vernich-tendes Pest Jahr. In vielen Aufzeichnungen wird eine hohe Zahl von Verstorbenen beklagt. Bei der Restauration der Kirche in Elgg2 im Jahre 1896 fand sich ein Leichnam, dessen Gewand deut-liche Blutflecke aufwies. Untersuchungen führten zu dem Ergebnis, dass es sich nicht –wie zunächst be-fürchtet– um ein Gewaltverbrechen handelte, son-dern der Verstorbene infolge der Pest verstarb und ohne weitere Begräbnisvorbereitung in seinem Sterbegewand beigesetzt wurde. Dies war in so weit außergewöhnlich, als die Pesttoten meist nur in Massengräbern beigesetzt wurden und mehr als 200 Jahre später von ihnen nichts mehr vorgefunden wurde. Bei dem Leichnam in der Kirche von Elgg aber war die Verwesung noch nicht vollständig er-folgt. Es dürfte sich bei dem aufgefundenen Leich-nam um Carl Wolf von Bodeck handeln. Der dritte in der Schlosskapelle stehende Grabstein –auf der Abbildung links– ist deutlich kleiner, als die

beiden anderen (176 x 99 cm). Auf diesem Stein ist ein Allianzwappen erkennbar, von dem das linke eindeutig das Wappen der Familie von Bo-deck ist. Welcher Familie das rechte Wappen zuzuordnen ist, ist heute nicht mehr fest-stellbar und es ist auch nicht sicher, wessen Grab mit dieser Grabplatte verschlossen wurde. Im Januar 1629 befanden sich noch 4 lebende Söhne des Bonaventura II. an seinem Grab, die das stattliche Erbe aufzuteilen hatten: Carl Wolf und Friedrich übernahmen das Frank-furter Bankgeschäft, Bonaventura III. erhielt mit seinem Bruder Hans Melchior neben einer erheblichen Barabfindung die Herrschaft Ellgau. Von seinem Erbe kaufte Bonaventura III. –wie schon erwähnt– das bei Basel gelegene Schloss Pratteln erneut. Somit blieb Hans Melchior allei-niger Besitzer der Herrschaft Ellgau. Nach län-gerem Streit mit den Herren von Zürich ver-kaufte Hans Melchior die Herrschaft am 15. Ja-nuar 1637 schließlich für 58200 Gulden an den Statthalter Peter Sulzer in Winterthur. Seit 1712 befindet sich das Schloss im Besitz der Familie Wertmüller.

2 Der Ort nennt sich heute Elgg, damals Ellgau

Zugang Schloss Elgg heute

Der im Jahre 1896 aufgefundene Leichnam des Carl Wolf von Bodeck

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Die Kinder von Bonaventura II. von Bodeck waren:

Name Geburtsdatum Weitere bekannte Daten

Anna Konstantia von Bodeck zu Ellgau

12.04.1586

Geboren in Frankfurt, oo16.10.1607 in Ellgau Reinhard Casimir Wambold von Umstatt, † 12.09.1642 in Bischofszell

Maria von Bodeck zu Ellgau 12.04.1587 Geboren in Augsburg, † 02.04.1588

Bonaventura (III.) von Bodeck zu Ellgau

10.03.1588 Geboren in Augsburg, † 26.04.1658 in Küngersheim, oo Salomé von Thurberg

Carl Wolf von Bodeck zu Ellgau 09.05.1589

Geboren in Augsburg, oo 15.03.1619 Ma-ria Salome Zornin von Bulach † 08.09.1629 in Ellgau an der Pest, beerdigt in der Kirche von Ellgau

Hans Melchior von Bodeck zu Ellgau

23.04.1590 Geboren in Augsburg, oo 19.05.1619 Ha-dewig von Brakele, † 24.01.1657 in Tiel

Severin von Bodeck zu Ellgau 18.05.1591 Geboren in Augsburg, † 24.01.1592

Friedrich von Bodeck zu Ellgau 15.12.1592 Geboren in Augsburg, Kapitän, oo 1621 Carolet de Logier, oo 02.07.1632 Margare-te Elisabeth Titser, † 1665

6 namentlich nicht bekannte Kinder

zwischen 1593 und 1598 Offensichtlich haben diese Kinder das Säuglingsalter nicht überlebt

Constantin von Bodeck zu Ellgau 24.10.1599 Geboren in Augsburg, † 01.03.1600 in Ellgau

Godfried von Bodeck zu Ellgau 17.02.1601

in Augsburg, oo 07.10.1627 Anna Elisa-beth von Mauchenheim gen. von Bechtholsheim, † 05.06.1628 in Nierstein, begraben in Bechtholsheim

Insgesamt hatte Bonaventura II. 15 Kinder. 6 seiner Kinder, die im Zeitraum von 1593 bis 1598 geboren worden waren, sind namentlich nicht bekannt und offensichtlich hat keiner der Kinder das Säuglingsalter überlebt. © Thomas von Bodeck 2013 Nachdruck nur mit Genehmigung des Autors gestattet.