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Schriftsystem Glagolitisches und kyrillisches Schriftsystem Glagoljica i ćirilica (Daniel Dugina) [email protected] Institut für Slawistik, Graz am 31.03.2009 Branko To Branko Toš ovi ovi ć: ć: Proseminar zur Synchronie des B/K/S Proseminar zur Synchronie des B/K/S 515.512 515.512 Schriftsysteme in den Schriftsysteme in den slawischen Sprachen slawischen Sprachen”

Bosnisches/Bosniakisches, Kroatisches und Serbisches Schriftsystem Glagolitisches und kyrillisches Schriftsystem Glagoljica i ćirilica (Daniel Dugina)

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Bosnisches/Bosniakisches, Kroatisches und Serbisches Schriftsystem

Glagolitisches und kyrillisches SchriftsystemGlagoljica i ćirilica

(Daniel Dugina)

[email protected] für Slawistik, Graz

am 31.03.2009

Branko ToBranko Toššoviović: ć: Proseminar zur Synchronie des B/K/S 515.512Proseminar zur Synchronie des B/K/S 515.512 “ “Schriftsysteme in den slawischen SprachenSchriftsysteme in den slawischen Sprachen””

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InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis

• Glagoljica (3)• Herkunft der Glagoljica (4)• Glagoljica – Thesen (5)• Glagoljica – Genese (6)• Glag. – Graphemübername (7)• Phasen der Runden Glagoljica (8)• Phasen der Runden Glagoljica (9)• Runde (bulgarische) Glagoljica vs.

Eckige (kroatische) Glagoljica (10)• Glagoljica/Kyrillica (11)• Kyrillica – Genese (12)• Grapheme der Kyrillica (13)• Überblick 1 (Glagoljica/Kyrillica) (14)• Überblick 2 (Glagoljica/Kyrillica) (15)

Die serbische Redaktion (16)• Die serbische Redaktion (17)• Kyrillisch/Latein (18)• Kyrillisch/Latein (19)• Die Kyrillica bei den Kroaten (20)• Bašćanska ploča (21)• Die Kiewer Blätter (22)• Codex zographensis (23)• Codex Marianus (24)• Sava-Evangelium (25)• Codex Suprasliensis (26)• Literaturverzeichnis (27)• Bild- und Tabellenverzeichnis (28)

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Glagoljica

• Die Bezeichnung Glagoljica ist auf kroatischem Boden entstanden und wird vom Verb glagolati (= sprechen) abgeleitet.

• Die Formen dieses Verbs kamen in der Liturgie oft vor, und daher wurde der katholische Priester, der aus Büchern, die in dieser eigentümlichen Schrift geschrieben waren, Glagoljaš genannt.

• Die glagolitische Schrift (in ihrer eckigen Form) befand sich im nordkroatischen Raum bis ins 20. Jahrhundert in allgemeiner Verwendung.

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Herkunft der Glagoljica

• Über die Herkunft der Glagoljica bestehen sehr unterschiedliche Ansichten.

Runde GlagoljicaEckige Glagoljica

Glagoljica

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Glagoljica – Thesen• Josip Hamm – die “Gotische These”: In slawischen biblischen

Übersetzungen fand er gotische Elemente. Er glaubte, dass die Goten und Slawen der sogenannten Arianeschen Häresie angehörten.

• Hieronymische Theorie – die Glagoljica ist eine Schöpfung des Hl. Hieronymus (4. Jh.) und somit älter als die Kyrillica (heute gibt es keine Anhänger dieser Theorie).

• Fr. Marko Japundžić – kroatische These der Entstehung: Die Hl. Bruder waren in die Entwicklung der Glagoljica nicht unbedingt involviert.

• ANMERKUNG: Heutzutage zweifelt man nicht mehr daran, dass die Glagoljica, in Auftrag des Zaren Mihail III., von Konstantin in Carigrad erfunden wurde.

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Glagoljica – Genese

• Exogen: für jedes glagolitisches Graphem sucht man das Vorbild in anderen Schriftsystemen

• Exogen-endogen: die Existenz von Elementen aus anderen Schriftsystemen in Kombination mit glagolitischen Strukturen (aus einem glagolitischen Graphem entwickeln sich mehrere Grapheme)

• Endogen: Der Ausgangspunkt kommt nicht von Außen, sondern man sucht nach dem „Graphischen Schlüssel“ (Bauelemente der Grapheme und die Art der Zusammensetzung)

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Glagoljica – Graphemübername

Glagoljica Griechische Minuskel(Kleinschrift)

SyrischHebräisch

Georgisch

Armenisch

Koptisch

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Phasen der „Runden Glagoljica“

• Salonikische Phase (860-863): nicht schriftlich festgehallten. Die Digrapheme für /i/ und /o/ hatten keinen funktionalen Wert. Šta und đervъ bezeichneten das weiche /t/ und /d/

• Morawisch-pannonische Phase (863-885); Konstantin und Method: Entstehung des “Spinnen h” (urgerm. *hulma-), betontes h; neues Graphem für /f/ die morawische Phonetik war näher dem lat. Labiodental /f/ als dem griech. bilabialen <ph>

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Phasen der „Runden Glagoljica“

• Tschechische Phase (885-1097): schwer rekonstruierbar, nach 885 fluchtet ein Teil der Schüler Methods nach Tschechien, wo man bis 1097 die Glagoljica benutzt, nicht nur in der Liturgie, sondern auch in den ersten tschechischen Schriften.

• Die Ohrid Phase (886-XII. Jh.): Beginnt mit Konstantin und Method und endet mit der Kyrillica im XII. Jh. Es kommt zur Änderung in der Realisation der Kontinuität von urslawischen *tj, *dj, welche /št/ und /žd/ ausgesprochen wurden.

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Runde (bulgarische) Glagoljica vs. Eckige (kroatische) Glagoljica

http://www.obib.de/Schriften/AlteSchriften/alte_schriften.php?Glagolitisch/Glagolitisch.html~Text

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Glagoljica/Kyrillica

• Die altkirchenslawischen Denkmäler sind teils im glagolitischen, teils im kyrillischen Alphabet geschrieben.

• Die Glagoljica war in den ersten Jahrhunderten der slawischen Schriftlichkeit im Verhältnis zur Kyrillica gleich stark verbreitet.

• In ihrem orthographischen System gleicht die Glagolica im Wesentlichen der Kyrillica und dem Griechischen, aber die glagolitischen Buchstabenformen weichen sehr stark von den kyrillischen ab.

• Später wird die glagolitische Schrift (in ihrer eckigen Form) im nordkroatischen Raum bis ins 20. Jahrhundert in allgemeiner Verwendung sein.

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Kyrillica - Genese• Die Kyrillica (seit ca. 895/900 in Gebrauch) stammt von der

griechischen Majuskelschrift, der Form, die für Inschriften benutzt wurde, ab.

• Mit dem Aufblühen der altkirchenslawischen Literatur in Ostbulgarien (Preslav) unter Simeon (893–927) war die Einführung der Kyrillica gewährleistet.

• Das Kyrillische hat 26 Zeichen aus dem Griechischen, mit kleineren Modifikationen, übernommen.

• Die älteste Form der kyrillischen Schrift ist die Grundlage, aus der sich die verschiedenen kyrillischen Alphabete, wie z. B. das serbische, entwickelt hat.

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Grapheme der Kyrillica• Griechische Übernamen:Griechische Übernamen:

• Nichtgriechische Grapheme:Nichtgriechische Grapheme:

• Zur Entstehung dieser nichtgriechischen Grapheme nimmt man an, dass sie aus einer Kombination von zwei Zeichen entstanden sind:

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Überblick 1 (Glagoljica/Kyrillica)

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Überblick 2 (Glagoljica/Kyrillica)

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Die serbische Redaktion

• Ca. um 875 befanden sich serbische Länder unter der Herschafft Simeons (Bulgarien) somit erlangten sie das slawische Schrifttum

• Die klassische altslawische Norm

• Im XII. Jh. bildet sich die serbisch-slawische Sprache

• Im XVIII. Jh. wird die Liturgie in neurussisch-slawischer Sprache gehalten die serbische orthodoxe Kirche

• Reichhaltige Volks- und Kirchentradition - Kyrillisches Schriftsystem

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Die serbische Redaktion

• Sveti Sava (1175-1235), Sohn von Stefan Nemanja Bearbeitung und Stabilisierung des serbischen Schrifttums

• Entwicklung der autokephalen serbischen Kirche, was zu Folge eine gleichgerechte und aktive Position im literarischen Leben der slawischen orthodoxen Kirche gehabt hat

• Das serbische Alphabet (Азбука/Azbuka oder Ћирилица/Ćirilica) in kyrillischer Schreibweise besitzt folgende Reihenfolge:

А Б В Г Д Ђ Е Ж З И Ј К Л Љ М Н Њ О П Р С Т Ћ У Ф Х Ц Ч Џ Ш а б в г д ђ е ж з и ј к л љ м н њ о п р с т ћ у ф х ц ч џ ш

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Kyrillisch/Latein http://de.wikipedia.org/wiki/Serbische_Sprache#Schrift

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Kyrillisch/Latein http://de.wikipedia.org/wiki/Serbische_Sprache#Schrift

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Die Kyrillica bei den KroatenDie Kyrillica bei den Kroaten

• Im MA wurden Texte in lateinischer, altslawischer und altkroatischer Sprache realisiert

• Es gab drei Schriftsysteme: lateinisches, kyrillisches und glagolitisches Schriftsystem

• Die kyrillische Schrift hielt sich als zweites Sandardsystem bis zur neueren Zeit – aus politischen Gründen wurde das Kyrillische Schriftsystem abgeschaffen (ca. 1990)

• Kroatischer Sprachpurismus

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Glagolitische DenkmälerBašćanska ploča

• bedeutendstes glagolitisches Denkmal (11./12. Jh., gefunden 1851, rund 800 kg schwer)

• Ist in der Kirche “Sv. Lucija” in Jurandvor (Baška) gefunden worden

• Text von 13 Zeilen, in welchen der Name Zvonimir vorkommt

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Glagolitische DenkmälerDie Kiewer Blätter

• 7 kleinformatige Pergamentblätter (14,5 x 10,5 cm)

• Missale nach römischem Ritus

• Wurde irgendwo im südkroatischen Raum gefunden (2. Hälfte des 10. Jhs.)

• Ältestes altkirchenslawisches liturgische Denkmal

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Glagolitische Denkmäler Codex zographensis

• 303 Blätter (288 auf glagolitisch)

• Das älteste altkirchenslawische Tetraevangelium (11./12. Jh.)

• Im makedonischen Raum geschrieben

• Benannt ist das Tetraevangelium nach dem Kloster Zograf auf Athos.

• Dieser Kodex wurde 1843 vom kroatischen Schriftsteller und Diplomaten Antun Mihanović gefunden.

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Glagolitische Denkmäler Codex Marianus

• Der Kopist dieses Tetraevangeliums stammte aus štokavischen Gebiet, wo die östliche Liturgie herrschte.

• Benannt ist das Denkmal nach dem Marienkloster auf Athos.

• In Moskau befinden sich 172 Blätter des Texts, in der Nationalbibliothek in Wien 2 Blätter

• Antun Mihanović schickte Franz Miklošič diese Blätter

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Kyrillische DenkmälerSava-Evangelium

• 129 Blätter

• Beinhaltet ein unvollständiges Evangelarium (Aprakos) (= Auswahlevangelium, Evangelium für Sonn- und Feiertage) und einen Synaxar (Heiligenkalender)

• Der Text wurde von einer älteren glagolitischen Vorlage aus dem 11. Jh. in Nordostbulgarien abgeschrieben.

• Das Evangelium befindet sich heute im Zentralarchiv der typographischen Bibliothek in Moskau

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Kyrillische DenkmälerCodex Suprasliensis

• 285 Blätter

• Mitte des 11. Jhs in Ostbulgarien entstanden

• Wurde 1928 im Basileos-Kloster in Supraśl in der Nähe von Białystok gefunden.

• Der größere Teil (151 Blätter) befindet sich in Warschau

• Der zweite Teil wird in Ljubljana aufbewahrt

• Der kleinste Teil von 16 Blätter befindet sich in St. Petersburg

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Literaturverzeichnis

• Damjanović, Stjepan (2002): Slovo Iskona. Staroslavenska i starohrvatska čitanka. Zagreb: Matica hrvatska.

• Damjanović, Stjepan (1995): Jezik Otačarski. Zagreb: Matica hrvatska.

• Trunte, Hartmut (1992): Ein praktisches Lehrbuch des Kirchenslawischen in 30 Lektionen. Zugleich eine Einführung in die slavishe Philologie. 1; Altkirchenslavisch. München: Sagner.

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Bild- und Tabellenverzeichnis

• Damjanović, Stjepan (2002): Slovo Iskona. Staroslavenska i starohrvatska čitanka. Zagreb: Matica hrvatska.