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22 MMW-Fortschr. Med. Nr. 12 / 2013 (155. Jg.) MMW-ONLINE-SPRECHSTUNDE Kompetente Antworten innerhalb von 48 Stunden Nutzen Sie den Online-Service der MMW! Unter www.springermedizin.de/mmw-sprechstunde erhalten Sie Rat in kniffligen Fällen. Unsere Experten, Prof. H. S. Füeßl und Dr. med. P. Stiefelhagen, beantworten – meist innerhalb von 48 Stunden – medizinische Fragen, die sich in Ihrem Praxisalltag ergeben. Dr. med. P. Stiefelhagen Westerwald-Klinik Hachenburg Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Isar-Amper-Klinikum, München-Ost, Haar Dieser QR-Code führt Sie direkt zur MMW-Sprech- stunde. Worauf muss ich bei dieser Patientin achten? Legionellen im Haus Frage von Dr. med. Siegrid S.: Eine 55-jährige Patientin kam schon zum zweiten Mal in gutem Allgemeinzustand, aber mit trockenem Husten, subfebriler Temperatur und Abgeschlagenheit in mei- ne Sprechstunde. Im Wohnhaus der Pati- entin (Baujahr 1972) wurden in einer der Wohnungen Legionellen nachgewiesen. Die Antikörperbestimmung im Urin war je- doch beim ersten Praxisbesuch unauffällig. Lohnt eine erneute Legionellendiagnostik? MMW-Experte Dr. med. Stiefelhagen: Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer Legionellose sehr gering ist, so kann man sicherheitshalber den Antigennachweis im Urin nochmal wiederholen. Aber Patienten mit einer Legionellose sind im Allgemeinen doch schwer krank und haben eine aty- pische Pneumonie mit deutlichem Anstieg der Entzündungsparameter. MMW-Experte Prof. Füeßl: Das geschilderte Krankheitsbild spricht nicht für eine Legionellose, die als schwere Pneu- monie verläuft. Sinnvoller und notwendiger als eine Antikörperdiagnostik bei der Pa- tientin wäre in dem geschilderten Fall eine Untersuchung und ggf. Sanierung der Was- serleitungen des genannten Hauses durch die örtliche Gesundheitsbehörde. Heißer Knoten, keine Beschwerden Braucht die Patientin eine Therapie? Frage von Dr. med. M. S.: Welche Therapiemaßnahmen kommen bei einem nach Angaben der 70-jährigen Patientin seit Jahrzehnten bestehenden, keine Beschwerden verursachenden, so- litären heißen Knoten der Schilddrüse in Betracht? MMW-Experte Dr. med. Stiefelhagen: Sollte keine Hyperthyreose bestehen, muss dieser heiße Knoten nicht zwangsläufig behandelt werden, es sei denn, er würde mechanische Komplikationen verursachen. Dann wäre immer die Operation die Be- handlung der Wahl. Bei Vorliegen einer behandlungsbedürf- tigen Hyperthyreose kommt entweder die Operation oder die Radiojodtherapie zum Einsatz. Bei größeren Strumen und bei jün- geren Patienten empfiehlt sich die Opera- tion. Ansonsten ist die Radiojodtherapie das schonendere, d. h. nebenwirkungsärmere Verfahren, vor allem für ältere, polymorbide Patienten. Bei der Radiojodtherapie wird überwiegend autonomes Gewebe zerstört, da die rest- liche Schilddrüse „lahmgelegt“ ist und kein Jod mehr aufnimmt. Nach der Behandlung empfiehlt sich zur Prävention einer erneuten Autonomie die Gabe von 150 μg Jodid täg- lich. Nur im Falle einer strahlentherapeutisch oder operativ induzierten Hypothyreose ist die Substitution mit L-Thyroxin erforderlich.

Braucht die Patientin eine Therapie?

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22 MMW-Fortschr. Med. Nr. 12 / 2013 (155. Jg.)

MMW-ONLINE-SPRECHSTUNDE

Kompetente Antworten innerhalb von 48 Stunden

Nutzen Sie den Online-Service der MMW! Unter www.springermedizin.de/mmw-sprechstunde erhalten Sie Rat in kniffligen Fällen. Unsere Experten, Prof. H. S. Füeßl und Dr. med. P. Stiefelhagen, beantworten – meist innerhalb von 48 Stunden – medizinische Fragen, die sich in Ihrem Praxisalltag ergeben.

Dr. med. P. Stiefelhagen

Westerwald-Klinik Hachenburg

Prof. Dr. med. H. S. FüeßlIsar-Amper-Klinikum, München-Ost, Haar

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zur MMW-Sprech-stunde.

Worauf muss ich bei dieser Patientin achten?

Legionellen im HausFrage von Dr. med. Siegrid S.:Eine 55-jährige Patientin kam schon zum zweiten Mal in gutem Allgemeinzustand, aber mit trockenem Husten, subfebriler Temperatur und Abgeschlagenheit in mei-ne Sprechstunde. Im Wohnhaus der Pati-entin (Baujahr 1972) wurden in einer der Wohnungen Legionellen nachgewiesen. Die Antikörperbestimmung im Urin war je-doch beim ersten Praxisbesuch unauffällig. Lohnt eine erneute Legionellendiagnostik?

MMW-Experte Dr. med. Stiefelhagen:Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer Legionellose sehr gering ist, so kann man sicherheitshalber den Antigennachweis im

Urin nochmal wiederholen. Aber Patienten mit einer Legionellose sind im Allgemeinen doch schwer krank und haben eine aty-pische Pneumonie mit deutlichem Anstieg der Entzündungsparameter.

MMW-Experte Prof. Füeßl:Das geschilderte Krankheitsbild spricht nicht für eine Legionellose, die als schwere Pneu-monie verläuft. Sinnvoller und notwendiger als eine Antikörperdiagnostik bei der Pa-tientin wäre in dem geschilderten Fall eine Untersuchung und ggf. Sanierung der Was-serleitungen des genannten Hauses durch die örtliche Gesundheitsbehörde.

Heißer Knoten, keine Beschwerden

Braucht die Patientin eine Therapie?Frage von Dr. med. M. S.:Welche Therapiemaßnahmen kommen bei einem nach Angaben der 70-jährigen Patientin seit Jahrzehnten bestehenden, keine Beschwerden verursachenden, so-litären heißen Knoten der Schilddrüse in Betracht?

MMW-Experte Dr. med. Stiefelhagen:Sollte keine Hyperthyreose bestehen, muss dieser heiße Knoten nicht zwangsläufig behandelt werden, es sei denn, er würde mechanische Komplikationen verursachen.

Dann wäre immer die Operation die Be-handlung der Wahl. Bei Vorliegen einer behandlungsbedürf-tigen Hyperthyreose kommt entweder die Operation oder die Radiojodtherapie zum Einsatz. Bei größeren Strumen und bei jün-geren Patienten empfiehlt sich die Opera-tion. Ansonsten ist die Radiojodtherapie das schonendere, d. h. nebenwirkungsärmere Verfahren, vor allem für ältere, polymorbide Patienten. Bei der Radiojodtherapie wird überwiegend autonomes Gewebe zerstört, da die rest-

liche Schilddrüse „lahmgelegt“ ist und kein Jod mehr aufnimmt. Nach der Behandlung empfiehlt sich zur Prävention einer erneuten Autonomie die Gabe von 150 µg Jodid täg-lich. Nur im Falle einer strahlentherapeutisch oder operativ induzierten Hypothyreose ist die Substitution mit L-Thyroxin erforderlich.