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280 1 Bertolt Brecht: „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ – Episches Theater 1 Erläutert, worin für Brecht das Ziel der Verfremdungstechniken besteht. 2 In seiner „Beschreibung einer neuen Technik der Schauspielkunst …“ nennt Brecht unter anderem auch einige Punkte, die bei einer Theateraufführung vermieden werden sollten. a) Stellt diese Punkte in Stichwörtern zusammen. b) Was bedeutet dies zum Beispiel für die Inszenierung von „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“? Wählt eine der Szenen aus und konkretisiert an ihr Brechts Forderung. 3 Brecht führt einige einfache Beispiele für Verfremdungen im Alltag an. a) Erklärt an den Beispielen genau, wie der Effekt entsteht. b) Überlegt euch weitere Beispiele und zeigt an ihnen: Auf welche Weise könnte man sie verfremden? Was genau könnte das Ziel einer solchen Verfremdung sein? 4 Geht die nachfolgende Auflistung der Verfremdungstechniken durch und tragt zusammen, welche ihr in „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ entdecken konntet. 5 Überlegt euch zu den Mitteln der Verfremdung, zu denen ihr in dem Stück „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ keine Entsprechung finden konntet, eigene Beispiele. Brechts Technik der Verfremdung Um das Ziel der Distanzierung des Zuschauers zu erreichen, entwickelte Brecht ein ganzes Repertoire an Gestaltungselementen, die die Handlung auf der Bühne in un- gewohntem Licht, eben fremd, erscheinen lassen sollen. Der so genannte Verfrem- dungseffekt (V-Effekt) bewirkt dann im Idealfall eine bewusste Auseinanderset- zung mit dem Inhalt des Stücks. Dramaturgische Mittel der Verfremdung y : Verlagerung der Spannung: weg von der Spannung auf den Ausgang – hin zu z der Spannung auf den Gang der Handlung, also darauf, wie es zu diesem Aus- gang kommen konnte; formal wird das oft unterstützt durch ausführliche Überschriften. Unterbrechung und Kommentierung der Handlung durch Lieder/Songs oder z andere Texte, die sich mit Bewertungen an das Publikum wenden. Widersprüche, z. B. zwischen Selbstaussagen und Handlungen bzw. Gesten der z Figuren Sprachliche und formale Mittel der Verfremdung y Umdeutung von Hochwertwörtern (z. B. „Ordnung“) durch die Figuren z polemische Entlarvung von überhöhenden Aussagen und Relativierung von z Wertvorstellungen Widersprüche zwischen Inhalt und Form, z. B. Einkleidung eines Inhalts in ei- z ne ungewohnte, evtl. unpassende Form (gehobene Sprache, Verse) Verwendung von Umgangssprache und Dialekt z eine verräterische, entlarvende Wortwahl z Einsatz bekannter Redewendungen, Sprichwörter usw. in ungewohnten Zu- z sammenhängen gewollte Missverständnisse z

Brechts Technik der Verfremdung Dramaturgische Mittel der ... · 1 Erläutert, worin für Brecht das Ziel der Verfremdungstechniken besteht. 2 In seiner „Beschreibung einer neuen

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13� Bertolt Brecht: „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ – Episches Theater

1 Erläutert, worin für Brecht das Ziel der Verfremdungstechniken besteht.

2 In seiner „Beschreibung einer neuen Technik der Schauspielkunst …“ nennt Brecht unter anderem auch einige Punkte, die bei einer Theateraufführung vermieden werden sollten.a) Stellt diese Punkte in Stichwörtern zusammen.b) Was bedeutet dies zum Beispiel für die Inszenierung von „Die heilige Johanna der

Schlachthöfe“ ? Wählt eine der Szenen aus und konkretisiert an ihr Brechts Forderung.

3 Brecht führt einige einfache Beispiele für Verfremdungen im Alltag an.a) Erklärt an den Beispielen genau, wie der Effekt entsteht.b) Überlegt euch weitere Beispiele und zeigt an ihnen: Auf welche Weise könnte man sie

verfremden ? Was genau könnte das Ziel einer solchen Verfremdung sein ?

4 Geht die nachfolgende Auflistung der Verfremdungstechniken durch und tragt zusammen, welche ihr in „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ entdecken konntet.

5 Überlegt euch zu den Mitteln der Verfremdung, zu denen ihr in dem Stück „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ keine Entsprechung finden konntet, eigene Beispiele.

Brechts Technik der VerfremdungUm das Ziel der Distanzierung des Zuschauers zu erreichen, entwickelte Brecht ein ganzes Repertoire an Gestaltungselementen, die die Handlung auf der Bühne in un­gewohntem Licht, eben fremd, erscheinen lassen sollen. Der so genannte Verfrem-dungseffekt (V­Effekt) bewirkt dann im Idealfall eine bewusste Auseinanderset­zung mit dem Inhalt des Stücks.

Dramaturgische Mittel der Verfremdung y :Verlagerung der Spannung: weg von der Spannung auf den Ausgang – hin zu zder Spannung auf den Gang der Handlung, also darauf, wie es zu diesem Aus­gang kommen konnte; formal wird das oft unterstützt durch ausführliche Überschriften.Unterbrechung und Kommentierung der Handlung durch Lieder/Songs oder zandere Texte, die sich mit Bewertungen an das Publikum wenden.Widersprüche, z. B. zwischen Selbstaussagen und Handlungen bzw. Gesten der zFiguren

Sprachliche und formale Mittel der Verfremdung:� yUmdeutung von Hochwertwörtern (z. B. „Ordnung“) durch die Figuren zpolemische Entlarvung von überhöhenden Aussagen und Relativierung von zWertvorstellungenWidersprüche zwischen Inhalt und Form, z. B. Einkleidung eines Inhalts in ei­ zne ungewohnte, evtl. unpassende Form (gehobene Sprache, Verse)Verwendung von Umgangssprache und Dialekt zeine verräterische, entlarvende Wortwahl zEinsatz bekannter Redewendungen, Sprichwörter usw. in ungewohnten Zu­ zsammenhängengewollte Missverständnisse z