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Briefe an den Präsidenten...8 Briefe an den Präsidenten I. K. 129 Ich habe große Hochachtung für diese Menschen ... L Friedrich Lachenmaier 130... das dunkelste Kapitel meines

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Briefe an den Präsidenten

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Briefe an den Präsidenten 3

Vorwort

Markus Meckel 15

Abschiedsbrief an die Förderer des Volksbundes

Reinhard Führer 19

Briefe an den Präsidenten (alphabetisch sortiert)

AG. A. 25Mit fast 80 Jahren weine ich jetzt öfters um meinen Vater

Marianne Allgayer 27Allzu viele Erinnerungen an meinen Vater habe ich nicht.

Gottfried Amendt 29Zu Tränen gerührt

Dr. Brunhilde Arnold-Gierhake 30Der Verlust des Vaters war für mein Leben einschneidend.

BF. B. 31Sie sehen, ich bin ein Rebell!

Anneliese Baur 33Danke, dass so viele Menschen einen Ort des letzten Abschieds finden können.

Walter und Anne Becker 35... das Bewusstsein bekommen, wie wertvoll Frieden unter den Völkern ist.

Irma Bedrunka 37Auch ihnen wurden durch den Krieg viele Söhne und Väter genommen.

Lieselotte Berschneider 39Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Zukunft nicht gestalten.

H. B. 40Nach der Wende sind wir dann losgefahren ...

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I. B. 42Es hat mich sehr bewegt ...

Michael Boddenberg 43... mit großem Einsatz und viel Herzblut

Wilhelm Friedrich Bohn 44Zum Glück gibt es den Volksbund ...

U. B. 45... danke ich Ihnen, auch im Namen meiner verstorbenen Mutter und Großmutter

Rainer Brenzinger 46Durch die Online-Suche erfahren

Karola Buchholz 47Ich selbst möchte noch ein paar Jahre leben, um vielleicht doch noch die Gewissheit zu erfahren ...

Helga Burth-Leeb 51Ihr Abschiedsbrief vom 28. Oktober 2013 hat mich sehr berührt.

F. B. 52... tief durchdrungen vom Gefühl der Dankbarkeit

CChrista Clauss 54... alle Leute weinten am Volkstrauertag

Dr. József Czukor 55Dank für das stets gute Miteinander

DHeinz Dietrich 56Ich lehne es ab, dass [...] unsere Söhne weltweit als Soldaten [...] in Kriege ziehen.

Hartmut Dressler 57Es wird so ruhig wohl nicht werden ...

4 Briefe an den Präsidenten

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EKlaus Eddicks 59Trotzdem bewegt mich das Schicksal der zahllosen toten Soldaten ...

Renate Egle 60... in meinem Herzen aber hat er einen festen Platz.

FHans Fatho 61Verpflichtung eines jeden deutschen Staatsbürgers

Erika Felber 65... habe wann immer möglich Soldatenfriedhöfe besucht

Peter Friedrich 66Ihr verantwortungsvolles Wirken hat nach innen und außen große Resonanz gefunden ...

Nanna Friese 67... werde ich Sie und Ihre Schreiben vermissen.

GDoris Garthe 69Sie haben sehr viel bewegt und erreicht, darauf können Sie stolz sein!

Joachim Gauck 71Seit 2002 haben Sie als Präsident des Volksbundes maßgebliche Erfolge erzielt.

Dr. Hans-Peter Geis 72Deshalb weiß ich, dass unsere Spenden gut angelegt sind.

Andrei Giro 73... hohes Ansehen und Anerkennung weit über die Grenzen Deutschlands hinaus

Theresia Gradl 74... ich fand mich darin wieder.

Wladimir M. Grinin 76Es ist auch und vor allem Dein persönliches Engagement für die Völkerverständigung ...

F. G. 77Später erst begriff ich, was Krieg und Frieden bedeutet.

Detlef Gürth 79Vergessen – nein!

Briefe an den Präsidenten 5

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HDr. Hartmut Haase 80Viele Ihrer Worte decken sich mit meinen Empfindungen ...

C. u. K.-H. H. 82Aber es wird wohl nur die Hoffnung bleiben.

Familie Hamberger/Klein 84... manche Dinge kann er auch mir nicht erzählen

Wolfgang Hammer 86Die Menschheit hat nichts dazugelernt.

Ellen Heidemann 88Von dem Tag an fand meine Mutter ihre innere Ruhe.

Frank Henkel 89... wie wichtig es ist, dass man seinen Überzeugungen treu bleibt

Mathilde Herkt 90... mit immer wieder neuer Erschütterung und Anteilnahme

Hedwig Hoffmann 91Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für die lieben Zeilen.

Georg Huber 93Gebannt habe ich Ihre Zeilen, die sehr zum Nachdenken anregen, gelesen ...

Waltraut Hülle 94Danke noch einmal [...], dass Sie so vielen Menschen geholfen haben.

IS. I. 95In stillen Stunden könnte ich weinen wie ein kleines Kind.

JRudolf Jindrák 97[...] eine Ehre sein, mit Ihnen im Kontakt zu bleiben.

Luise Johnsen 98Ich weiß heute noch nicht, wie ich diese furchtbare Tatsache überlebt habe.

Maria Jost-Grothe 100Aber nun? Nach Ihrem Brief!

6 Briefe an den Präsidenten

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Briefe an den Präsidenten 7

A. J. 103Wir haben das ganze Leben gewartet und geschrieben und gesucht ...

Frowin Junker 105Wer erinnert an sie? Versuchen wir einfach alles zu vergessen?

KHannelore und Dieter Kahle 108... möglich und fassbar geworden durch die großartige Arbeit des Volksbundes

Waltraud Kaupenjohann 110Und der Schnee war rot gefärbt.

Evelin Kirchbach 112Aber trotzdem hoffe ich sehr, dass man ihn noch findet ...

Heinz Klenke 113Betrifft: Abschiedsbrief des Präsidenten

Pavlo Klimkin 115... für die Stärkung der ukrainisch-deutschen Völkerverständigung engagiert eingesetzt

Elfriede Komenda 116Ich bleibe so lange ich lebe, Ihr zahlendes Mitglied ...

Gertraud Konradt 117Ja, mich treibt die gleiche Sorge um wie Sie.

Hartmut Koschyk, MdB 118... stets vertrauensvolle und menschlich angenehme Zusammenarbeit

Michael Kramp 119... bleiben Sie bitte in Reichweite!

Inge Krause 120Aus diesem Grauen, der Verzweiflung der Menschen damals wie heute, hat niemand etwas gelernt ...

I. K. 123Auch ich (74 Jahre) würde diese Fahrt sehr gerne auf mich nehmen ...

Klaus Kücking 124Die Zukunft der deutschen Kriegsgräberstätten ist darum leider mehr als dramatisch fraglich!

Hannelore Külbel 128Also nochmals vielen Dank für Ihren lieben Brief ...

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8 Briefe an den Präsidenten

I. K. 129Ich habe große Hochachtung für diese Menschen ...

LFriedrich Lachenmaier 130... das dunkelste Kapitel meines Lebens.

Dr. med. Albert Lambertz 132Am 10.6.1944 ist er in der Normandie vermisst ...

Ferdinande Lamminger 133Da wusste ich schon, was die Stunde geschlagen hatte ...

Gisela Lamy 134Unsere Reise ist doch nur durch die Arbeit des Volksbundes möglich geworden.

Dr. Walter Lang 136Im Gedenken an meinen gefallenen Vater habe ich mich spontan eingetragen ...

Barbara Lindow 137Es ist mein Beitrag zum Bewusstsein der Versöhnung über den Gräbern.

Heinz Lischke 139Zeichen meines Dankes

Kirsten Lühmann, MdB 140... erheblichen Beitrag zur Entwicklung und Stabilisierung eines friedlichen Europa geleistet.

MH. M. 141Dieser zusammengefasste Bericht ging mir sehr zu Herzen!

Georg Mechlenburg 144Dass ich das machen durfte, dafür bin ich meinem Schicksal dankbar und auch ein wenig stolz darauf ...

Elio Menzione 146Denn wir alle wissen, dass sich die Zukunft nicht errichten lässt, wenn man die Vergangenheit vergisst.

Dr. Angela Merkel 147Für die vertrauensvolle Zusammenarbeit danke ich Ihnen sehr und spreche Ihnen meine Anerkennung für Ihr Wirken aus.

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C.-H. M. 148Ich trage gern etwas zur Arbeit des Volksbundes bei.

Ralf Michael 149Es ist ermutigend, wie junge Menschen auf der Gedenkveranstaltung über ihren Einsatz für den Volksbund im Ausland mit Passion berichten!

M. M. 151Denn ich betrachte auch das Schicksal meines Vaters als eine Folge des von Deutschland entfesselten verbrecherischen Krieges.

Rosemarie Mühle 153Zu gern wäre ich an die echte Grabstätte meines Vaters getreten.

Klaus Müller-Falcke 155Mein sehnlichster Wunsch ...

Hans-Jürgen Müller 156... der Volksbund steht mir sehr nahe

Franz Müntefering 158Das war eine gute Erfahrung.

Herta Müssig 159... mit Stolz können Sie jetzt auf die Zeit zurückblicken

NProf. Dr. Andreas Nachama 160... mit Engagement, Courage und großer Menschlichkeit

R. N. 161... dankbar von diesen Arbeiten erzählen

I. N. 163Da kam plötzlich eine Einladung vom Volksbund

Jürgen Nitze 164Ihr Traum war immer, es klingelt und Helmut steht gesund vor der Tür

ONikolaus Ostermeier 165... ich danke Ihnen von ganzem Herzen für jedes gute, freundliche Wort mit unseren einstigen Feinden.

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10 Briefe an den Präsidenten

PErika Pfeffinger 167Solche Menschen brauchen wir ...

Hans-Hinrich Pieper 168... die vielen ungelösten Fragen bleiben offen.

Ronald Pofalla, MdB 170... Gedenkkultur in der Bundesrepublik Deutschland entscheidend mitgeprägt.

RH. R. 171Bisher habe ich den Mut zu einer Reise mit dem Volksbund nicht aufbringen können ...

Marianne Rettstadt 172... aus den vielen Erzählungen meiner Mutter sind sie mir sehr vertraut.

Dieter Rösler 173Opa, hier liegen aber viele einer Familie, die „UNBEKANNT“ heißen!

Dieter Ruddies 174... heute noch Gedenkfeiern an den Gräbern der dort gefallenen Kameraden

Dr. Barbara C. Ryba 176Ich habe ein Foto und vielleicht fahre ich eines Tags dorthin.

SWaltraud Schade 177... nicht ohne finanziellen Aufwand möglich

Norbert Schelleis 179Musterbeispiel einer berührenden Gedenkrede

G. S. 180Ganz wichtig finde ich auch, dass Sie in Ihre Arbeit junge Menschen, die nie einen Krieg erleben mussten, mit hineinnehmen.

W. S. 181Ich führe das seit seinem Tod weiter ...

Eva Schmidt-Cotta 182Nun, nach 70 Jahren, kann ich endlich Ruhe finden ...

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G. S. 184... auch in seinem Namen ein ganz großes Dankeschön

Hilde Schmidt 185Wir haben also nur diese Stelle zum Trauern ...

Adelheid Schön 187Auch die Passivität der Angehörigen aller Toten, Vermissten, erstaunt mich.

H. S. 189Ich hätte meinen Bruder in meinem Leben so dringend nötig gehabt ...

H. S. 191Gräber sind so wichtig für die Trauerbewältigung ...

Elke Schwang 193Wie wir mit unseren Toten umgehen, ist für mich ein Stück Kultur ...

Irene Schwarz 195Ich finde nichts schrecklicher als vergessene Gräber, auf denen das Unkraut wuchert.

G. S. 197All dieses Kriegsgeschehen kann ich nie vergessen.

Gunter Sieber 200Hier, wo eigentlich jeder jeden kennt,weiß ich auch von manch zerstörtem Zukunftsplan.

Pastor August Spreen 201Sie ahnen kaum, wie ich Ihnen verbunden bin ...

Dr. Jörn Springer 202Und ich darf leben!

Erika Steinbach, MdB 203... unzähligen deutschen Kriegstoten ihre Würde wiedergegeben und ihren Angehörigen Trost gespendet

Andreas von Steun 204Ich bin noch heute stolz auf meinen Vater ...

M. S. 206... wenn der Kampf vorbei ist, was bleibt dann?

Siegfried Stöcker 207Mein Dank an alle Mitarbeiter des Volksbundes!

Lutz Stroppe 208... um die Bundesrepublik Deutschland verdient gemacht.

Briefe an den Präsidenten 11

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12 Briefe an den Präsidenten

TPeter Tesch 209... bewundere die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge sehr.

Erwin Teufel 210... festgestellt, dass wir aus den gleichen Quellen schöpfen.

Karl Thiel 211Ich war begeistert über Ihre Ausführungen ...

Paul Timmermann 212... in Kurzfassung meine schlechtesten Jugenderinnerungen

Rita Tritschler 214... ein herzliches Dankeschön

Dr. Günter Türk 215Die Arbeit des Volksbundes ist friedensfördernd ...

UElla Uhl 217... das ist ein ganz großer Trost für mich.

Waltraut Unzner 219Wie gut, dass es Menschen wie Sie gibt, dies sich als Mahner und Kämpfer für den Frieden in der Welt einsetzen ...

VM. V. 221Seitdem wusste ich, warum ich im Volksbund Mitglied bin und bleiben werde.

E. V. 223Es war furchtbar, nur die kurze Nachricht zu erhalten und zu wissen, dass es kein Grab geben wird.

Prof. Dr. Andreas Voßkuhle 225Sie haben Großes für den Volksbund, aber auch für das Gedenken an die Kriegstoten geleistet.

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WEdeltraud Weiß 226So ähnlich empfinde ich auch.

Dr. Guido Westerwelle, MdB 227Für die immer exzellente und vertrauensvolle Zusammenarbeit danke ich Ihnen ...

U. W. 228Auch mir ist es ein Anliegen, dass die Kriegsgräberfürsorge tätig ist ...

Volker Wieker, General 229... in einer Zeit, da sich deutsche Soldatinnen und Soldaten im Einsatz befinden, gewinnt das Erinnern an soldatisches Sterben und Leid auch für jüngere Generationenwieder an Bedeutung.

Ralf Wieland 230Gerade junge Menschen begreifen erst durch die bewusste Auseinandersetzungmit der Vergangenheit, welches Leid Kriege den Völkern bringen.

M. W. 231Unsere Regierung müsste Sie auch mehr unterstützen ...

Andrea Witte 233Dokument Ihres großartigen Schaffens für den Volksbund ...

Doris Wolber 234Die Friedhöfe in Frankreich waren alle sehr gepflegt ...

Hilde Wollinger 236... das wiederholte sich 44 Mal in meinem Heimatdorf.

Anhang

Bisher in unserer Volksbund-Buchreihe erschienen 238

Impressum 240

Briefe an den Präsidenten 13

Titelfoto: Reinhard Führer, Präsident des Volksbundes von 2002 bis 2013, im Gesprächmit Angehörigen im Sommer 2012 auf der Kriegsgräberstätte Budaörs in Ungarn.

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14 Briefe an den Präsidenten

Vorwort

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Briefe an den Präsidenten 15

MARKUS MECKELPräsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser!

Als Reinhard Führer mich vor vielen Jahren in mei-nem Abgeordnetenbüro aufsuchte, um für ein Pro -jekt auf der Kriegsgräberstätte Halbe – nicht weitvon Berlin – zu werben, da hatte er vermutlich nichtden Hintergedanken, dass ich sein Nachfolger alsPrä sident des Volksbundes werden könnte. Und auchin den kommenden Jahren, wenn wir uns hin undwieder bei verschiedenen Anlässen in Berlin trafen,war das natürlich nicht Thema.

Ich habe wahrgenommen, wie sehr er sich für diedeut sche Kriegsgräberfürsorge starkgemacht hat undwie bedeutend diese Aufgabe tatsächlich ist. Ich habees bewundert, wie er es geschafft hat, aus den immerklammen öffentlichen Kassen einen stetig steigenden Betrag zur Unterstützung desVolksbundes zu erlangen. Im Parlamentarischen Ring, der gut 20 Bundes tags ab ge -ord nete umfassenden Parlamentariergruppe, versammelte und motivierte er wichtigeund einflussreiche Unterstützer für die Arbeit des Volksbundes. Irgendwann hatte erauch mich „so weit“, dass ich dort gern mitmachte. Schließ lich war es dann – als ermich im Frühjahr 2013 ansprach – nur noch ein kleiner Schritt, mich der Wahl zuseiner Nach folge zu stellen.

Der Volksbund ist in der Tat etwas Besonderes, und nicht nur deshalb, weil er als pri-vate Organisation im Staatsauftrag tätig ist. Aber warum ist das so? Eine Antwort gibtdieses Buch. Sie sehen hier vor sich eine Zusammenstellung von Briefen, die Rein -

hard Führer nach seinem Rücktritt im vergangenen Oktober als Antworten auf sei-nen Abschiedsbrief erhalten hat. Aus diesen Briefen, so erzählte er vor Kurzem, gehtsehr gut hervor, warum er sich elf Jahre lang im Ehrenamt engagiert hat.

Ich habe einen Teil von ihnen gelesen. Diese Briefe atmen Authentizität, Ehrlichkeit,Ge fühl. Menschen, die sich von Reinhard Führers Worten angesprochen fühlen, rea-

Markus Meckel, Präsident des Volksbundes DeutscheKriegsgräberfürsorge e. V.

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16 Briefe an den Präsidenten

gieren, ge ben etwas zurück, mit ihren eigenen Worten. Auch die eine oder anderekleine Kritik ist gelegentlich dabei. Es ist diese Art menschlicher Beziehung, die dieArbeit des Volksbundes so ganz anders macht als die einer staatlichen Behörde.

Wir erfahren aus diesen Briefen, wie sehr der Krieg die Familien getroffen hat. Bis heu -te leiden die Überlebenden unter dem Verlust lieber Angehöriger und am schlimms - ten ist die Ungewissheit, wenn es nur heißt: „Vermisst!“ Doch spürt man keine Bit -ter keit darüber, dass bis jetzt niemand helfen konnte. Nein, keine Bitterkeit. Abernicht endende Trauer ist da und Sehnsucht nach Erlösung durch eine – tatsächlich –befreiende Nachricht.

Markus Meckel und Reinhard Führer bei der Verleihung des „Ehrenkreuzes der Bundes -wehr in Gold“ am 29. Oktober 2013.

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Briefe an den Präsidenten 17

Reinhard Führer, der doch viel, viel Zeit und Herzblut für das Ehrenamt gegeben hat,betont, dass der ihm in den vielen Briefen übermittelte warmherzige Dank wenigerihm, vielmehr doch der ganzen Organisation gelten muss. Der Präsident des Volks -bun des allein ist ja nicht der Volksbund! Der Volksbund selbst ist aber auch nicht ein-fach eine Grup pe von ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitern, von Mitgliedern undSpen dern, von Freunden und Förderern. Eigentlich ist der Volksbund eine Idee – eineverbindende Idee von Mitmenschlichkeit, von Friedenssehnsucht, von der unbe-dingten Be reitschaft, aus der Vergangenheit für die Zukunft zu lernen und dabeimöglichst vie le und auch jüngere Menschen – nicht nur in unserem Land – zu errei-chen und mitzunehmen.

Diese Idee leuchtet aus vielen der hier abgedruckten Briefe hervor. Und so ist diesesBuch nicht nur ein Dankeschön an unseren ehemaligen Präsidenten, sondern vorallem ein Zeugnis für die Lebendigkeit und Wirksamkeit unserer Idee.

Ich möchte an dieser Stelle allen danken, die bei der Realisierung dieser Idee mitge-holfen haben und mithelfen – vom Bundespräsidenten, unserem Schirmherrn, überun sere zahlreichen Partner im In- und Ausland bis hin zum ehrenamtlichen Sammler

und Bundeswehrsoldaten, der einmal im Jahr die Runde von Tür zu Tür macht. Sie allemachen die Idee lebendig, dass es zum Krieg eine Alternative gibt, dass Ver söh nungund Verständigung mög lich sind, dass Menschlichkeit zum Schluss doch siegen muss.

Mein Dank gilt ganz besonders allen unseren Freunden und Förderern, die mit ihrenBriefen dieses ganz besondere Buch überhaupt erst möglich gemacht haben. Und ichmöchte mich ganz herzlich auch bei denen bedanken, die mir als Nachfolger vonReinhard Führer das Vertrauen ausgesprochen und ihre Unterstützung versichert haben.

Ihr

Markus Meckel

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Abschiedsbriefan die Förderer des Volksbundes

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REINHARD FÜHREREhemaliger Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.

An unsere Förderer – zu meinem Abschied als Präsident des Volks bun des

Ein kleiner Junge, sieben oder acht Jahre alt, steht ei -

nes Abends an der Hand seines zweiundzwanzig Jah reälteren Bruders auf einem Kirchhof. Es ist fast dun-kel. Ganz viele Leute sind versammelt. Es wird ge tra -gene Musik gespielt – und viele Menschen weinen.Sie weinen, und der kleine Junge weiß nicht, wa rum.

Der kleine Junge, das bin ich gewesen. Was war das,warum haben denn die Menschen so geweint? Dasfrage ich später meinen Bruder. Und er erzählt es mir.In der Gemeinde Frickenhausen im Landkreis Ess lin -

gen ist an dem Abend ein Denkmal für die Kriegs to ten des Ortes eingeweiht worden.Und ich, der klei ne Junge, nehme einen Eindruck mit, von dem ich heute weiß, dasser mein Leben tief beeinflusst hat.

Mein Bruder erzählt noch mehr. Da er soviel älter ist als ich – er stammt aus der ersten Ehe meines Vaters – war er Soldat im Zweiten Weltkrieg und auch in Ge fan -gen schaft. Als meine Mutter 1951 stirbt, wird er für mich und meine Geschwistereine wichtige Stütze, fast ein „Mutterersatz“. Und er vermittelt uns Kleinen eine erste Ahnung, was Krieg bedeutet.

Viele Jahrzehnte später erlebe ich Ähnliches. Wieder stehe ich auf einem Friedhof.Und wieder weinen viele Menschen. Nur bin ich inzwischen Präsident des Volksbun-des geworden. Und dieser Friedhof liegt in Russland. Und viele der hier versammel-

ten Menschen sind alt. Es sind nicht nur Deutsche. Ich sehe auch russische Frauenweinen, ich denke aus Mitleid um die Menschen, denen der Krieg das Liebste ge -nom men hat. Sicher weinen sie auch um ihre eigenen Liebsten, ihre Männer undBrü der, ihre Väter und Großväter, die im Kampf gegen die Deutschen starben undviel leicht bis heute kein Grab haben.

Reinhard Führer

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20 Briefe an den Präsidenten

Meine alte Erinnerung an den traurigen Abend auf dem Kirchhof in Frickenhausenist wieder da. Und es wird mir wieder deutlich, wie unendlich wichtig es für die Men-schen ist, Abschied nehmen zu können. Ich erfahre selbst, wie wichtig es ist, einfachnur ein Grab zu kennen, an das man gehen kann. Ich habe es mir früher nicht vorstel -len können. Und auch heute bin ich manches Mal irritiert, wenn ich sehe, dass Toteim Discountsarg „entsorgt“ oder gleich besonders kostengünstig im Ausland ver-brannt werden. Ich frage mich, wenn ich die wachsenden Flächen mit anonymen Be -stattungen sehe, ob es denn niemanden mehr gibt, der an das Grab gehen möchte.

Ist es etwas anderes, wenn eine Frau, eine Schwester, eine Tochter jahrzehntelang umeinen Kriegstoten getrauert hat und ihr größter Wunsch sich erfüllt, wenn sie mitdem Volksbund endlich an sein Grab reisen kann? Bewahrt man die Erinnerung, ide-alisiert man die Toten so sehr? Ist es also schwerer, einen vor Jahrzehnten gestorbenenKriegstoten loszulassen, als sich von einem Menschen zu verabschieden, mit demman Jahrzehnte zusammengelebt hat? Jeder muss das wohl für sich selbst beantwor-ten. Viel leicht schreiben Sie mir, wie Sie es sehen.

Ich stehe in Rossoschka an den Steinwürfeln mit den Namen der Vermissten derSchlacht um Stalingrad. Dort sehe ich viele, viele Menschen, die allein deshalb ge -kommen sind, um einen Namen auf einem Stein zu lesen und diesen Namen mit derHand nachzuzeichnen, um am Rande der Gedenkstätte blicklos in die Steppe zu star-ren – dorthin, wo der Mann, der Bruder, der Vater für eine ganz schlechte Sacheelend und sinnlos umgekommen ist. Wenigstens haben die Angehörigen nun einenOrt gefunden, der ihnen Halt gibt.

In Charkow sehe ich eine 87-jährige Dame, gestützt auf eine junge Frau, ihre En ke -lin, lange an einem Grab stehen. Später erfahre ich von ihr, dass sie zum ersten Maldas Grab ihres gefallenen Verlobten besucht. Wir kommen ins Gespräch – es ist einesder vielen und doch viel zu wenigen Gespräche, die ich in den vergangenen Jahrenmit Angehörigen führen konnte. Der Friedhof ist schon viel früher eingeweiht gewe-sen – warum hat sie so lange mit dem ersten Besuch gewartet? Sie erzählt es mir. Nachdem Tod ihres Verlobten hat sie seinen älteren Bruder geheiratet. So etwas ist damalsnicht ungewöhnlich gewesen. Die Menschen haben sich in dieser schweren Zeit an -einander geklammert und, wenn es gut ging, Halt gefunden. Die „große Liebe“ ist esmeistens nicht. Irgendjemand prägt damals den buchstäblich lieblosen Begriff der„Versorgungsehe“. „Ich konnte ihn ja wirklich nicht besuchen, solange mein Mannge lebt hat. Das durfte ich ihm einfach nicht antun. Vor drei Jahren ist er nun gestor-

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Briefe an den Präsidenten 21

ben. Dann konnte ich jetzt wenigstens einmal von meiner großen Liebe Abschiednehmen“, sagt sie mir.

Manche Menschen verstehen zunächst nicht, warum unsere Arbeit heute noch mit sotiefen Emotionen verbunden ist. Ich aber habe bei meinen vielen Friedhofsbesuchengesehen, wie unendlich wichtig die Arbeit unseres Volksbundes für die Menschen ist. Das gilt auch für mich selbst. In mehr als zehn Jahren aktiver ehrenamtlicher Arbeitals Präsident – mit unendlich vielen Terminen, mit anstrengenden Reisen, mit Sit -zun gen, die nicht unbedingt alle harmonisch verlaufen müssen, mit so manchenRückschlägen für unsere Arbeit – habe ich mich immer wieder einmal gefragt: „Wa -rum tust du das eigentlich?“ Und dann ... kommt immer wieder eine Hand, die michberührt, eine Umarmung unter Tränen, ein Dankeswort, das mich tief bewegt undall diese kleinlichen Alltagsdinge nichtig machen.

Ich bin sehr stolz darauf, dass wir es in den Jahren meiner Amtszeit erreicht haben,auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion nun alle notwendigen Sammelfriedhöfezu bauen. Es ist nicht einfach gewesen. Nein, es hat viel Kraft gekostet und auch ganzviel persönlichen Einsatz. Wir haben es aushalten müssen, dass manches erst erfreu-lich vorangeht und dann auf einmal stockt. Partner wechseln, und auf einmal mussalles wieder von vorn beginnen. Ich erinnere mich gut an die sehr belastende Phaseder absoluten „Eiszeit“ mit Russland vor einigen Jahren – heute aber gibt es eine gutePartnerschaft, ja sogar herzliche Freundschaft!

Wenn ich daran denke, freut es mich wirklich. Anderes aber ist offen geblieben. Inden Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien sind wir kaum vorangekommen.Das liegt nicht daran, dass unsere Kräfte und Mittel zu begrenzt sind, obwohl auchdas im mer zu bedenken ist. Nein, hier sind wir darauf angewiesen, dass sich politisch et was ändert. Immerhin wird über Kriegsgräberabkommen verhandelt, so mit Ser -bien. Und vielleicht können wir dort 2015 mit einer systematischen Arbeit beginnen.Ich wünsche es mir – und den vielen Angehörigen, die immer noch warten.

Ich vermisse eine bessere, und das heißt vor allem auch eine finanzielle Anerkennungunserer Jugend- und Bildungsarbeit. Denn wenn die Angehörigen der gleichen undder folgenden Generation nicht mehr da sind, müssen sich die Friedhöfe endgültigwandeln. Sie werden von Orten der persönlichen Erinnerung und der Trauer zu his -to rischen Stätten. Wir brauchen ein allgemeines Bewusstsein, dass diese Orte für un -ser kollektives Gedächtnis wichtig sind. Gelingt es nicht, so ein Bewusstsein zu schaf-

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fen und zu verankern, dann verlieren die Kriegsgräberstätten ihre mahnende Funk -tion, dann werden sie vergessen.

Wir halten mit aller Kraft dagegen, und das nicht ohne Erfolg. Seit einigen Jahrengibt es auf unsere Initiative hin gemeinsame Arbeitseinsätze mit deutschen und russi-schen Soldaten auf Kriegsgräberstätten. Wer hätte das gedacht, dass so etwas einmalmöglich sein würde! Ich halte das für ein ganz wichtiges Signal, ein Zeichen der Nor -ma lisierung der politischen Beziehungen zwischen unseren Ländern.

Wir hätten allerdings auch nicht gedacht, dass einmal wieder deutsche Soldaten inKriegen ihr Leben verlieren würden – so wie in Afghanistan. Das bedrückt mich sehr.Vielleicht erinnern Sie sich: Es gab in der Politik zunächst Vorbehalte, den Krieg auchnur Krieg zu nennen. Es sah zeitweise so aus, als hätte man die Gräber der Opfer gernwie Zivilgräber behandelt. Wir haben dafür gesorgt, dass die Toten der Bundeswehrein Ehrengrab erhalten – wenn die Familien es wollen. Inzwischen ist jedem klar: Siewollen es. Und gerade diese Gräber der nach Deutschland überführten Soldaten ma -chen heute besonders nachdenklich.

Im Inneren wird der Volksbund weiter nachdenken müssen, wie er sich Strukturenschaffen kann, die den Anforderungen einer neuen Zeit gerecht werden – einer Zeit,in der man nicht mehr auf die nahezu selbstverständliche Hilfe von Angehörigen zäh-len kann. Ich denke, dass es Zeit wird für eine Verstärkung der Anstrengungen, ehren -amtliche Unterstützung zu gewinnen. Und es gibt doch auch viele leistungsfähigeMenschen, die heute in den Ruhestand gehen und sich über eine sinnvolle Aufgabefreuen!

Mein Amt als Präsident des Volksbundes habe ich vor 14 Tagen an den von unseremBundesvertretertag zum neuen Präsidenten gewählten Markus Meckel übergeben.Ich bitte Sie herzlich, ihm Ihr Vertrauen zu schenken, so wie ich mir Ihres Vertrauensimmer sicher sein durfte.

Ich selbst werde nicht abseits stehen, sondern bereit sein, wenn man meine Hilfebrau chen kann. Sicher, ich denke, dass ich mich jetzt erst einmal einige Monate ausallem heraushalten werde. Aber dann werde ich gern da sein. Ich möchte meine inden vergangenen Jahren gewachsenen guten Beziehungen weiter für den Volksbundnutzen. Ich werde auf jeden Fall im privaten Umfeld weiter für unseren Volksbundwerben. Und natürlich bleibe ich Mitglied und werde weiter spenden.

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Allen unseren Mitgliedern und Spendern, allen Menschen, die dem Volksbund un -eigennützig helfen, möchte ich mit diesem Schreiben – es ist mein letzter offiziellerBrief an Sie – meinen ganz persönlichen herzlichen Dank sagen. Ich wünsche mireinfach, dass Sie dem Volksbund weiter die Treue halten. Ich danke Ihnen und all den vielen, die uns helfen, die Kriegsgräberstätten als Mahnung zum Frieden, als bedeu-tende geschichtliche Orte zu erhalten.

Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute und Gottes Segen.

Ihr

Reinhard Führer

PS: Alle unsere Wegbegleiter, all die großartigen Förderer wie Sie möchte ich heute herz-lich bitten, ihre Spenden an den Volksbund weiter fortzusetzen. So lösen wir ge mein -sam die große Aufgabe!

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A

Mit fast 80 Jahren weine ich jetzt ö fters

um meinen Vater

G. A.

Sehr geehrter Herr Führer,

Ihr Brief vom 28.10.13 hat mich sehr bewegt. Von Ihrer guten Arbeit all die Jahrehabe auch ich profitiert.

Mein Vater ist 1941 bei Kiew gefallen. Immer hat meine Mutter gesagt, wenn derKrieg vorbei ist, besuchen wir sein Grab. Inzwischen ist sowohl sie als auch meine äl -tere Schwester tot, und mein jüngerer Bruder, Jahrgang 1938, sagt, er habe keine Er -in nerung an „den Mann“ und lehnte es vor ein paar Jahren ab, mit uns (meinemMann und mir) zur Einweihung der Stelen nach Kiew mitzukommen.

Wir sind ohne Vater aufgewachsen, er war nur in der Glorifizierung der Erwachsenenvorhanden. (Ein Held?)

Seinen Körper hat man nach 60 Jahren nicht mehr identifiziert, aber auf meineKorrespondenz mit dem Volksbund hin wurde sein Name auf einer der Stelen doku-mentiert. Die Reise damals mit der Einweihung und der hervorragenden Or ga ni sa -tion war bewegend und auch kulturell sehr beeindruckend. Sie hat mir meinen Vater(Jahrgang 1934) nähergebracht. Er war vor dem Krieg Oberstfeldmeister beim Reichs - arbeitsdienst und seit 1938 bereits kaum noch zu Hause anwesend.Ich habe Probleme damit zu verstehen, warum er sich freiwillig zu Beginn des Krie gesan die Front meldete. Alle drei Feldzüge hat er mitgemacht und starb mit 35 Jahren.Ein Held? – Mit drei kleinen Kindern zu Hause?

Mein Mann und ich sind glücklich, dass wir seit 1945 keinen Krieg mehr erlebenmussten und unsere Söhne im Frieden großziehen konnten.

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Mit fast 80 Jahren weine ich jetzt öfters um meinen Vater, ich bin die Einzige, dienoch an ihn denkt.

Anbei sende ich Ihnen eine Kopie des letzten Briefes von ihm, zwei Tage vor seinemTod geschrieben. Er vermittelt, wie schrecklich Krieg sein kann!

Ich danke Ihnen für Ihre jahrelange Arbeit und wünsche Ihnen alles Gute.

G. A.geb. H.

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Allzu viele Erinnerungen an meinen Vater

habe ich nicht.

Marianne AllgayerBad Dürrheim

Grüß Gott,

bin eine gebürtige Schwäbin und grüße Sie, lieber Herr Reinhard Führer, so wie iches als Kind von meiner Mutter lernte.

Mein Vater ist 1943 in Russland gefallen, ich war gerade sieben Jahre alt, das ältestevon vier Mädchen. Die jüngste Schwester, ein Urlaubskind, kam drei Wochen nachdem Tod von Vater zur Welt. Mein Vater Alfons Hölz war Schreinermeister von dreiHeilanstalten: Liebenau, Hegenberg und Rosenharz/Bodneg. In Liebenau wohntenwir mit unserer Mutter in einem Bauernhaus von der Anstalt, so konnten wir Tierehal ten – ein Dutzend Ziegen, Hasen und Hühner. So kamen wir ohne Hunger durchden Krieg. Meine Mutter fuhr mit ihren zwei älteren Töchtern auch mal an die tsche-chische Grenze, wo unser Vater Dienst tat.

Allzu viele Erinnerungen an meinen Vater habe ich nicht. Dass er sehr groß war, 1,88Meter, das sehe ich auf vielen Fotos. Meine Mutter fotografierte nicht nur, sondernentwickelte auch selber. Sie konnte als junges Mädchen eine Ausbildung als Kran ken -schwester bekommen, denn sie ist bei Bad Schussenried geboren – auch eine Heil an -stalt, wie man damals sagte. Sie hatte neun Brüder und drei am Leben gebliebeneSchwes tern – zwei starben als Kleinkinder. Meine Mutter machte nach der Ausbil -dung Nachtdienst und leistete tagsüber noch Mithilfe bei der Aufziehung der kleine-ren Geschwister und bei der Feldarbeit. Als sie geheiratet hat und mit mir schwangerwar, starben ihre beiden Eltern innerhalb von zwei Monaten. Von den drei verheira-teten Schwestern nahm jede einen Bruder mit in ihre Ehe.

Als Witwe fuhr sie mit dem Motorrad täglich 20 Kilometer bei Wind und Wetter mitihrer 200 ccm NSU „Lux“ zum Dienst als Krankenschwester in der Psychiatrie Weis -sen au. Nach sieben Jahren bekam sie endlich eine Wohnung zu mieten. Sie ließ ihreTöchter auf die höheren Schulen (auch zwei ins Internat) gehen. Ich musste die glei-

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che Strecke mit dem Rad nach Ravensburg zur Höheren Handelsschule fahren, imWinter die zweite Hälfte mit dem Bus.

Meine Mutter kam zu einer Unterleibs-OP mit 51 Jahren und starb am fünften Tagdanach. Fünf Wochen zuvor kam unser erstes Kind zur Welt, es war ein Down-Syn -drom-Kind, und starb zwei Tage vor ihr – alles in der Weihnachtswoche. Sie war dreiWochen bei uns in Stuttgart gewesen, als unser kleiner Sohn auf die Welt kam.

Nun will ich aber Ihnen für Ihre großartige Arbeit von Herzen danken. Ich bedaue-re, dass ich erst zehn Jahre Mitglied beim Volksbund bin. Ich war immer – und bines noch – von Ihren zu Herzen gehenden Briefen berührt. Bin ein gläubiger Menschund schätze es sehr, wenn Menschen wie Sie an der Spitze ihren Glauben bekennen.

Ich hoffe und wünsche, dass Ihr Nachfolger auch diesen Weg beschreitet – ihm jetztschon viel Kraft und Gottes Segen.

Ihrem weiteren Lebensweg dasselbe wünschend grüße ich Sie – im Gebet verbundenauch mit unsern Verstorbenen.

Ihre Marianne Allgayer

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Zu Tränen gerührt

Gottfried AmendtWürzburg

Lieber Reinhard Führer!

Ihr bebilderter Abschiedsbrief hat mich zu Tränen gerührt, was nicht so oft vorkommt!Als ebenfalls Betroffener kann ich gut mitfühlen!

Mein Vater wurde am 5.2.45 bei Küstrin verwundet und ist am 7.2. im Lazarett inEberswalde verstorben. Ich habe acht Monate später – auf den Tag – am 7.10.45 dasLicht der Welt erblickt. Der Friedhof in Eberswalde ist – nach der Wende (!) – sehrschön gestaltet. 2011 durfte ich zu Fuß ca. 1 000 Kilometer an die Grabstätte meinesVaters gehen.

Danke und lieben Gruß

Gottfried Amendt

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Der Verlust des Vaters

war für mein Leben einschneidend.

Dr. Brunhilde Arnold-GierhakeGießen

Sehr geehrter Herr Führer,

es ist mir ein Anliegen, Ihnen für Ihre Arbeit, Ihren Einsatz für die Kriegsgräber derGe fallenen und Vermissten des Zweiten Weltkrieges von Herzen zu danken. Sie spre-chen in Ihrem Abschiedsbrief viele Themen an, z. B. hält man den Kriegstoten län-ger die Treue. Ich habe es gut gehabt, mein Vater liegt in Worms auf dem Sol da ten -fried hof. Es zieht mich sehr oft dorthin, war ich doch mit acht Jahren bei seiner Be -erdigung. Wir wurden im Zug dorthin beschossen. Meine Mutter verstarb 1984, sieist in Gerlingen beerdigt worden. Das Grab gibt es schon nicht mehr. Der Verlust desVa ters war für mein Leben einschneidend. Ich kann nicht verstehen, wie man sichheu te so leichtfertig auf das Alleinerziehen einlässt. In der Schule musste ich immersagen, dass ich Waise sei, das tat jedes Mal weh.

Die Soldatenfriedhöfe verstehe ich als eine Mahnung. In Russland ehrt man die Ge -fal lenen mehr, auch in Frankreich bin ich auf viele Kriegerdenkmäler gestoßen, diemitten in den kleinen Orten standen. In Deutschland ist die Haltung leider eine an -dere. Man verdrängt gerne oder weist denen Schuld zu, die sie bestimmt nicht zu ver-antworten haben, die man dann aber ganz schnell vergessen darf. [...]

Ich wünsche Ihnen, dass Sie bei guter Gesundheit bleiben und noch viele Impulse ausdem Ruhestand für die Deutsche Kriegsgräberfürsorge geben können. Sie geben IhrAmt in jüngere Hände, mögen es gute sein.

Nochmals sage ich danke für Ihre Arbeit, die Sie nur als eine besondere Persönlichkeitso durchhalten konnten.Mit herzlichen Grüßen und Segenswünschen

Ihre Brunhilde Arnold-Gierhake

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B

Sie sehen, ich bin ein Rebell!

F. B.Hausen

Sehr geehrter Herr Führer,

ich habe Ihren Brief zur Übergabe Ihrer Position als Präsident des Volksbundes mitgroßem Interesse gelesen. Ja, mein Vater ist auch in Stalingrad vermisst. Ich habe ihnaber nie kennen gelernt. Mein Großvater hat seine Position in meiner Kindheit über-nommen, und es war meine erste Tragödie, als er innerhalb einer Woche an Ma gen -krebs starb und ich es mit meinen zehn Jahren nicht fassen konnte und wollte.

Ja, es ist richtig und wichtig, die Arbeit des Volksbundes zu unterstützen. Man darfdiese grausamen Resultate der sinnlosen Kriege nicht vergessen. Ich bin Mitglied imVorstand des VdK und wir nehmen am Sonntag teil an der Trauerfeier zum An den -ken an die gefallenen Soldaten. Aber ich bin sehr traurig, ärgerlich, ja wütend, dassDeutsch land zu den größten Waffenlieferanten weltweit gehört. Unglaublich, Ar beits - plätze hin oder her, das ist einfach nicht das Problem!

Wir holen soziale Arbeitskräfte vom Ausland für die Altenpflege und für die großenErntezeiten. Es könnten junge freiwillige Menschen ausgebildet werden und in diear men Länder gesandt werden, um sie Landwirtschaft, Handwerk, Hygiene, Bildungusw. zu lehren, statt Millionen an die korrupten, luxussüchtigen Regierungen als Ent -wicklungshilfe in den Sand zu setzen. Es gibt immer mehr Menschen, die den Wunschhaben, anderen zu helfen. Die Empathie nimmt zu, weil immer mehr er kannt wird,dass Konsum und Luxus jeglicher Art nicht glücklich macht. Das Po ten zial für welt-weite, nachhaltige Hilfsaktivitäten ist eigentlich vorhanden. Die Einsätze in Afgha -nis tan, Irak usw. sind m. E. ziemlich sinnlos. Eigentlich gehört der frühere amerika-nische Präsident Bush, der den Irak-Krieg begann, durch ein internationales Kriegs -

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gericht schwer bestraft. Wider alles bessere Wissen, getrieben von wahnwitzigen Vor -stellungen, die überhaupt nichts mit „Freiheit bringen“ zu tun hatten, heizte er denHass und Abscheu der muslimischen Welt auf den Westen extrem auf. Und dasResultat? Überall Anschläge, töten, töten. Es müsste grundsätzlich verboten sein, füralle Länder, Waffen zu verkaufen. Nur zur Verteidigung des eigenen Landes, nochbesser: alle Waffen in Pflüge umbauen!

Sie sehen, ich bin ein Rebell! Aber nicht aus Hass. Ich wünsche allen Menschen einmenschenwürdiges Leben mit gesunden Lebensmitteln, ein Heim, Beschäftigung, Bil - dungsmöglichkeiten, medizinische Versorgung. Einfach: Glück, Geborgenheit, Ge -meinschaft und für alle Gottes Segen, was immer sie glauben mögen.

Danke für Ihren Einsatz!

Herzliche Grüße

F. B.

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Danke, dass so viele Menschen einen Ort

des letzten Abschieds finden kö nnen.

Anneliese BaurKöln

Sehr geehrter Herr Führer,

Danke für Ihre Nachricht vom 28. Oktober 2013.

Weiter möchte ich mich sehr herzlich bedanken für die unübertroffene, wertvolleArbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Danke, dass so viele Menschen einen Ort des letzten Abschieds finden können. Es istunsagbar schmerzhaft, dieses Erlebnis nie erleben zu dürfen. Und dann wird manselbst von der eigenen Familie (heute junge Leute) nicht verstanden und zum Schwei -gen über die grausame Zeit veranlasst.

In der Zeit ab 1947, nach der Vertreibung aus unserer Heimat Langenhagen inPommern, hat meine Mutter keinen Weg gescheut, unseren Vater zu finden.Mein Vater Richard Storm wurde am 18. März 1945 von russischen Soldaten grau-sam misshandelt, bis er mich aus seinen Händen loslassen musste. Danach wurde eraus Dargislaff/Pommern gemeinsam mit vielen anderen Männern zivil verschleppt.

Ich war damals 11 Jahre alt und irrte alleine inmitten endloser Trecks durch Schneeund Kälte – bis ich eines Abends meine Mutter und meinen Bruder wiederfand.

Die Schwester meiner Mutter, Käthe Ibendorf, verstarb an den Folgen der grausamenMisshandlung im August 1945.

Hinter der Stadtmauer in Treptow/Rega in Pommern wurden auf einem Ackerfeldtäglich Gräben ausgehoben und per Schubkarren dort die Leichen entsorgt. Dies ha -ben uns Augenzeugen, damals Anwohner, im Jahr 1964 berichtet, als wir, mein Mann,Verwandte und ich, diese damals abenteuerliche Reise in die Heimat erlebten. Leiderkonnte bis heute dieses Gräberfeld nicht ausfindig gemacht werden.

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Ihnen ganz besonderen Dank für Ihre aufopfernde Arbeit. Jetzt wünsche ich Ihneneinen wohlverdienten Ruhestand, bei bester Gesundheit und mit Gottes Segen!

Mit freundlichen Grüßen

Anneliese Baur

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... das Bewusstsein bekommen,

wie wertvoll Frieden unter den Vö lkern ist.

Walter und Anne BeckerMenden

Sehr geehrter Herr Führer,

vielen Dank für Ihren Brief vom 28.10.2013. Ihr Brief hat uns sehr berührt undnachdenklich gemacht.

Der Vater meiner Frau (August Pingel) ist nach Angaben des Volksbundes in Zywiecgefallen. Leider gibt es dort keinen Soldatenfriedhof, den wir besuchen könnten. Wirhaben uns fest vorgenommen, im nächsten Jahr den Ort Zywiec zu besuchen. Wirwollen versuchen, durch die Kirche oder die Gemeinde im Ort jemanden zu finden(wir wissen, dass die Person schon sehr alt sein muss), der uns etwas aus den Kriegs -jah ren berichten kann. Meine Frau und ihre Schwester möchten, auch wenn dortkein Grab des Vaters ist, dort stehen, wo er gefallen ist.

Vor Jahren waren wir zur Einweihung eines Soldatenfriedhofs in der Nähe vonGizycko. Dies war für uns ein tiefgreifendes Erlebnis. Auf dem Treppenaufgang stan-den abwechselnd deutsche und polnische Soldaten.

Ich bin 1932 geboren und kann mich noch gut daran erinnern, dass die Generationmeines Vaters glaubte, Menschen in den anderen Ländern töten zu müssen. Heutesind die Völker befreundet.

Wir hoffen, dass die junge Generation durch Besuche der Soldatenfriedhöfe dasBewusstsein bekommt, wie wertvoll Frieden unter den Völkern ist.

Es würde uns, besonders meiner Frau und ihrer Schwester, sehr viel geben, wenn imBereich Zywiec noch die Erkennungsmarke ihres Vaters gefunden würde.

Wir halten die Arbeit des Volksbundes für sehr wertvoll und werden uns bemühen,auch weiterhin im Rahmen unserer Möglichkeiten zu spenden.

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36 Briefe an den Präsidenten

Ihnen, Herr Führer, wünschen wir Gottes Kraft, dass Sie noch einige Jahre für denVolksbund tätig sein können.

Mit freundlichen Grüßen

W. BeckerA. Becker

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Briefe an den Präsidenten 37

Auch ihnen wurden durch den Krieg

viele Sö hne und Väter genommen.

Irma BedrunkaKiedrich

Sehr geehrter Herr Führer!

Vielen Dank für Ihren netten Brief. Sie erzählen von Ihren Erlebnissen. Ja, es ist sehrtraurig, wenn man Abschied nehmen muss!

Auch ich habe die Abschiede meiner beiden Brüder erlebt. Bruder Heinrich war imUr laub daheim und er musste wieder zur Truppe. Da wir einen Bauernhof hatten undder Bahnhof ein paar Ortschaften weiter weg war, hat mein Vater immer seine Söhnezur Bahn gefahren. Die Pferde waren schon angespannt und der Abschied war ge -kom men. Da ging Heinrich noch einmal ins Haus zurück und hat sich alles nochein mal angesehen. Großmutter war zufällig bei uns und sie sagte: „Der kommt nichtmehr zurück.“

So war es dann auch. Wir erhielten die Nachricht, dass er einen Tag vor seinem 22.Ge burtstag in der Stellung bei der Arbeit plötzlich einen Kopfschuss bekam und inden Armen seiner Kameraden verstarb. Wir haben dann ein Bild von seinem Grabbekommen. Er ruht auf dem Heldenfriedhof in Trisovka bei Smolensk.

Eine Zeit später bekamen wir wieder eine Nachricht, dass Bruder Otto vermisst wird.Es hatte einen Großangriff gegeben und er ist dabei in Gefangenschaft geraten. Erwar dann in Lettland bei Inreni, wo er vermisst wurde. Durch Nachfragen über denVolksbund erfuhren wir, dass er schon im Mai 1945 in Gefangenschaft verstorbensein soll, im Gebiet AK Bulak.

Da wir im Sudetenland daheim waren und 1946 die Heimat verlassen mussten, erin-nere ich mich, dass meine Eltern weinten. Ich war damals noch jung und mir war esegal, da wir damals durch die russische Besatzung so manches über uns ergehen las-sen mussten. Später hatte ich oft Heimweh.

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Sie schreiben, dass auch bei der Einweihung der Kriegsgräberstätten russische An ge -hö rige weinten. Ich kann das gut verstehen. Auch ihnen wurden durch den Kriegviele Söhne und Väter genommen. Jeder Krieg ist etwas Schreckliches. Mein Mannwar auch kriegsgeschädigt und ist vor sieben Jahren verstorben. Aber ich kann an seinGrab gehen. Wir werden auch unsere Toten nicht vergessen, deshalb werde ich auchweiter spenden.

Da Sie jetzt in den wohlverdienten Ruhestand gegangen sind, wünsche ich Ihneneine schöne Zeit und alles Gute, vor allem Gesundheit.

Mit freundlichen Grüßen

Irma Bedrunka

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Wer die Vergangenheit nicht kennt,

kann die Zukunft nicht gestalten.

Lieselotte BerschneiderChemnitz

Sehr geehrter Herr Führer!

Danke für Ihren ausführlichen Bericht über Ihr Lebenswerk! Es tut gut zu wissen,dass unsere Lieben, die in dem unsinnigen, schrecklichen Krieg ihr Leben lassen mus-sten, nicht vergessen werden.

Oft muss ich in der jetzigen Zeit an das Sprichwort denken: „Wer die Vergangenheitnicht kennt, kann die Zukunft nicht gestalten.“ Wir sind Ihnen zu Dank verpflich-tet, dass durch Ihren unermüdlichen Einsatz auch die jüngere Generation bei derKriegsgräberfürsorge mit tätig ist.

Es ist mir jetzt möglich, mal einen größeren Betrag zu überweisen und solange ich

noch kann – bin 92 Jahre –, wird der Volksbund meine kleinen, bescheidenen Be trä geerhalten.

Ich grüße Sie ganz herzlich!

Ihre Lieselotte Berschneider

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40 Briefe an den Präsidenten

Nach der Wende sind wir dann losgefahren ...

H. B.Naunhof

Werter Herr Führer!

Vielen Dank für Ihre Zeilen. Ich habe mich sehr darüber gefreut, war aber auch er -staunt. Heute möchte ich Ihnen ein paar Zeilen schreiben, was nicht mein Fach ist.

Wir waren zu Hause sechs Geschwister, zwei Mädchen und vier Jungs: Das ersteMäd chen, geboren 1915, dann ein Junge, geboren 1917, der nächste Junge, geboren1919, 1922 ich, ein Mädchen, 1924 und 1932 ein Junge. Bei den Soldaten warendrei Jungs, der dritte war der Jüngste, noch nicht einmal 17 Jahre alt. Ich war zu die-ser Zeit beim Arbeitsdienst an der polnischen Grenze, aber gleich am Anfang desKrie ges wieder zu Hause. Es musste Geld verdient werden, die Eltern waren Land ar -beiter. Habe dann als Küchenhilfe in einer Molkerei gearbeitet.

Nach dem Krieg habe ich im Gaststättengewerbe angefangen und mich bis zum Lei -ter hochgearbeitet. 1958 habe ich geheiratet und bin dann mit meinen Mann nachNaunhof gezogen. Er war Handballtrainer, wir waren 30 Jahre verheiratet. 1988 ister verstorben. Wir haben keine Kinder, dafür zusammen zehn Nichten und Neffen.

Der jüngste Bruder, 17 Jahre alt, ist kurz vor Kriegsende noch in den Niederlandengefallen. Meine Mutter hat es mir erst sehr spät erzählt, warum weiß ich bis heutenicht. Der älteste war in Kanada in Gefangenschaft und kam erst später nach Hause.

Nach der Wende sind wir dann losgefahren und haben in Ysselstein das Grab be -sucht. Da sind wir, die zwei Großen, ein Neffe und ich, da gewesen. Es ist bei die-sem einen Mal geblieben. Ich hätte es gern noch mal besucht! Aber allein, ich bin 91Jahre alt, habe Asthma und bin gehbehindert, und die Brüder leben nicht mehr. Alsowird es auch nichts mehr. Von sechs Kindern bin ich die Einzige, die noch lebt.

Übrigens, er wäre in den letzten Tagen 86 Jahre alt geworden.

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Ich werde auch weiterhin bis an mein Lebensende den Volksbund unterstützen, wennes auch nicht viel ist.

Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute, Gesundheit und ein frohes Weih nachts fest.

Ihre H. B.

PS: Entschuldigung, wenn es mit meiner Schrift auf und abwärts geht!

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42 Briefe an den Präsidenten

Es hat mich sehr bewegt ...

I. B.Köln

Sehr geehrter Herr Führer,

für Ihren so lieben und sehr persönlichen Brief vom 28. Oktober danke ich Ihnenganz besonders. Es hat mich sehr bewegt, diesen zu lesen. Ihre hier von Ihnen darge -leg ten Ansichten und Ihre Empfindungen bei den einzelnen Geschehen – wie genaukann ich sie Ihnen nachempfinden. Und ich dachte mir auch, wie bitter notwendigfür alle ist heute diese – Ihre – Sicht im Anblick der heute fortschreitenden Miss ach -tung von Sterbenden, von Toten und einer würdigen Beisetzung.

Sie haben wirklich ganz große Verdienste – um den Menschen an sich und für so vieleTote, so viele Gefallene – erworben. Ich danke Ihnen dafür von ganzem Herzen! Gottmöge es Ihnen vergelten! Es ist gut zu wissen, dass Sie auch in Zukunft für den Volks -bund da und tätig sein wol len, ich werde ihm auch weiter verbunden bleiben. Diesist in meiner Wohnung sichtbar – an einem silbernen Weihnachtsstern, den Sie voreiniger Zeit mir zuschickten, und seitdem ist er ständig hier zu sehen.

Sie fragten in Ihrem Brief, warum man sich von Zuhause aus so müht um das Grabeines Kriegstoten. Ob hier das Loslassen vielleicht schwerer sei? Ich denke, wenn manweiß, der Mensch, der Mann, den man kannte, den man liebte, hat wirklich (!) einGrab gefunden, und ich könnte oder ich kann zu ihm gehen auf diese Weise – wiezu allen meinen Toten hier, von denen ich es weiß und eben tun kann –, dann ist esgut! Es ist einfach die Sorge, die Liebe, die Obhut dessen, der sich noch rühren kann– für den, der es nicht mehr kann.

Und all dies ungeachtet dessen, dass wir alle in Gottes Hand sind – aber unsere Müheist unsere Aufgabe. Ich danke Ihnen so sehr ich kann, für alles, was Sie hier getan haben!

Seien Sie sehr herzlich gegrüßt.Ihre I. B.

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... mit großem Einsatz und viel Herzblut

Michael BoddenbergHessischer Minister für Bundesangelegenheiten und Bevollmächtigterdes Landes beim Bund

Sehr geehrter Herr Fuhrer,

haben Sie herzlichen Dank für Ihr Schreiben vom 9. Oktober 2013. Ich möchte michsehr herzlich für Ihre langjährige ehrenamtliche Tätigkeit als Präsident des Volks bun -des bedanken.

In Ihrer fast 11-jährigen Amtszeit haben Sie getreu dem Motto des Volksbundes „Ver -söhnung uber den Gräbern – Arbeit für den Frieden“ die Kriegsgräberbetreuung mitgroßem Einsatz und viel Herzblut geleitet. Dabei war Ihnen die Bildungs- und Ju -gend arbeit mit dem Ziel der Sensibilisierung für ein friedliches Miteinander der Völ -ker ein besonders wichtiges Anliegen. Neben der Einrichtung von Friedhofs an la genin vielen europäischen Staaten wird Ihr nachhaltiger Verdienst vor allem mit dieserwichtigen Erziehungsarbeit in bester Erinnerung bleiben.

Mit nochmaligem Dank fur Ihre herausragende ehrenamtliche Tätigkeit verbleibe ich

mit freundlichen Grußen

Michael Boddenberg

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44 Briefe an den Präsidenten

Zum Glück gibt es den Volksbund ...

Wilhelm Friedrich BohnSindelfingenz

Sehr geehrter Herr Führer,

was Sie in Ihrem Brief geschrieben haben, hat mir aus dem Herzen gesprochen. SeienSie sicher, dass ich – so lange ich lebe – meine Spenden weiter überweisen werde.

Ich werde nun 88 Jahre alt, habe den Krieg noch fast drei Jahre mitgemacht, war ver-wundet und in Gefangenschaft. Als Andenken trage ich außer vielen Narben einenGranatsplitter in der Lunge.

Wer wird weiter an die Kriegsopfer denken, wenn unsereiner nicht mehr da seinwird? Zum Glück gibt es den Volksbund, und ich hoffe, er wird noch lange bestehen,denn Kriegsopfer wird es – leider – weiterhin geben.

Mit Dank für Ihre Arbeit und ein ruhigeres Leben als bisher.

Mit freundlichen Grüßen

Wilhelm F. Bohn

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Briefe an den Präsidenten 45

... danke ich Ihnen, auch im Namen meiner

verstorbenen Mutter und Großmutter

U. B.Borken

Sehr geehrter Herr Führer,

es kommt selten vor, dass sich ein Vorsitzender oder Präsident einer Organisation miteinem sehr persönlichen Brief bei einer Vielzahl für ihn anonymer Mitgliederbedankt. Viele engagierte Menschen scheiden aus einem Ehrenamt etwas resigniertaus, weil man vergessen hat, ihren Einsatz entsprechend zu würdigen. Sie wendensich sogar an die, die eigentlich nur über die Karteikarte namentlich bekannt sind.

Dafür danke ich Ihnen, auch im Namen meiner verstorbenen Mutter und Groß mut -ter, die seit 1919 den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge unterstützt haben.Meine Großmutter trat dem Volksbund bei, weil 1918 ihr 19-jähriger Sohn, der ei -gent lich im elterlichen Geschäft ihr Ernährer werden sollte, in Frankreich fiel. MeineMutter sprang dann später gegen ihren Wunsch ein, schließlich war meine Groß mut -ter seit 1915 Witwe mit acht Kindern.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden drei weitere Geschwister meiner Mutterund ein Schwager Opfer des Krieges. Ende des Krieges im März 1945 wurde auchjeglicher Hausbesitz zerstört.

Als meine Mutter 1968 starb, habe ich ihre Mitgliedschaft übernommen, was mirnicht schwer fiel, da ich inzwischen Beamtin des Landes NRW war.

Ich wünsche Ihnen einen erfüllten Ruhestand. Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnensagen, dass, wenn man einigermaßen gesund bleibt, auch in dieser Lebensphase En -ga gement Freude macht und Erfüllung bringt.

Mit dem Wunsch, dass Gottes Segen Sie begleiten möge, und mit freundlichen Grüßen

U. B.

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46 Briefe an den Präsidenten

Durch die Online-Suche erfahren

Rainer BrenzingerHolzwickede

Lieber Herr Führer,

Ihr Brief vom 28.10.2013 hat mich sehr berührt.

Er ist Anlass, mich jetzt einmal beim Volksbund, insbesondere aber bei Ihnen für dieunendliche, wertvolle Arbeit zu bedanken, die er und Sie geleistet haben und leisten.

Auch ich habe mit meiner Frau im August dieses Jahres zum ersten Mal am Grabmei nes im September 1942 gefallenen Vaters auf dem Soldatenfriedhof in Charkowge standen.

Durch die Online-Suche des Volksbunds hatte ich vor wenigen Jahren von seinemGrab in Charkow erfahren, nachdem ich mich jahrzehntelang bemüht hatte. Seitherverbindet dieser wunderbar angelegte und gepflegte Friedhof mich noch enger mitdem Volksbund.Ich werde wohl eine Grabplatte an der Stelle seines Grabes setzen lassen.

Ich wünsche Ihnen einen geruhsamen Ruhestand in guter Gesundheit und nochmalsherzlichen Dank.

Ihr Rainer Brenzinger

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Briefe an den Präsidenten 47

Ich selbst mö chte noch ein paar Jahre leben,

um vielleicht doch noch die Gewissheit zu erfahren ...

Karola BuchholzPrenzlau

Sehr geehrter Herr Führer!

Ihren sehr ausführlichen und sehr beeindruckenden Brief vom 28. Oktober 2013habe ich erhalten – und gelesen.Ich bedanke mich dafür recht herzlich. Ich kann Ihre Worte und Gedanken, die Sie nie dergeschrieben haben, nur bestätigen. Schicksale kann man nicht so einfachabhaken.

Der Zweite Weltkrieg hat zu viele Menschen, Soldaten und Zivilisten, das Leben ge -

kos tet. Unfassbar und unvergesslich. – Auch unsere Familie musste dieses Leid erfahren.Unser Vater kehrte auch aus diesem Krieg nicht zu seiner Familie zurück. Er ist seitEnde Januar 1945 vermisst. Auch der jüngste Bruder meiner Mutter kam nicht wie-der nach Hause. Er war erst 38 Jahre alt und ein Jahr verheiratet oder, genauer gesagt,zehn Monate. Er ist ebenfalls vermisst, seit August 1944, in Rumänien.

Unsere Mutter hat nach dem Krieg viel unternommen, über Suchdienste, DeutschesRotes Kreuz usw., um ein Lebenszeichen, eine Nachricht über seinen Verbleib, überseinen Tod zu erhalten. Leider vergebens.

Sie musste mit uns drei Kindern und der Mutter unseres Vaters auf die Flucht gehenam 25. April 1945. Das Kriegsende war nah. Tiefflieger beschossen am 25. April1945 unser Dorf Grünow, Kreis Prenzlau in der Uckermark.Auch ich als 12-jähriges Kind lag in diesem Tieffliegerbeschuss. Ich höre die Kugeln

heute noch pfeifen, und seh’ das Feuer aus den Bordkanonen, als wär’ es heute, gera-de eben – gegenwärtig.

Unsere Mutter hat nie eine Nachricht über das Schicksal ihres Mannes, unseres Va -ters, und auch seine damals noch lebende Mutter erhalten.

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48 Briefe an den Präsidenten

Die Mutter unseres Vaters verstarb im November 1945. Ich glaube, sie hat denVerlust des einzigen Sohnes und die Wirren der Flucht, das Kriegsende nicht ver-kraftet.

Meine Mutter hat trotz allem immer fest daran geglaubt, dass ihr Mann, unser Vater,wenn auch nach vielen Jahren, noch einmal vor der Tür steht – sie hoffte leider ver-gebens. Sie hat nie ein Grab gehabt, um dort hinzugehen und zu trauern – ein stum-mes Zwiegespräch zu führen.

Anders ist es bei mir. Mein Mann verstarb auch leider viel zu früh an Krebs mit 63Jahren im Januar 1992. Aber ich weiß, er hat ein Grab, wo ich hingehen kann, woich mir meine Kraft holen kann.

Meine Mutter hat viel Kraft gehabt, sie wurde 85 Jahre alt, geboren 1903, verstorbenim Februar 1989. Auch meine ältere Schwester – geboren 1928 – hat noch weitergeforscht, um etwas über das Schicksal unseres Vaters zu erfahren. Leider immer ver-geblich.Sie verstarb im Februar 2004.Selbst ihr Mann forschte danach weiter. Er verstarb im August 2008.

Auch der Vater von meinem Schwager Friedrich Malz ließ sein Leben im ZweitenWeltkrieg, in Rumänien. Es war der gleiche Ort, wo mein Onkel sein Leben lassenmusste.Es war in den Kämpfen um Jassy.

Mir als zweitem Kind, geboren 1933, ließ es keine Ruhe und ich habe nochmal dieSuche nach dem Vater aufgenommen. Ein Zeitungsartikel im „Uckermark Ku rier“/„Prenzlauer Zeitung“ vom 21.1.2005 war dann der Anlass, um nochmal die Suchenach unserem Vater aufzunehmen.

Immer wieder in den Tagen des Monats Januar wird erneut eine Wunde aufgerissenin meinem Herzen. Und diese Wunde wird sich wohl auch nie schließen. Im letztenBrief unseres Vaters vom 25. Januar 1945 schrieb er unter anderem: „Wir kommenalle am 30. Januar 1945 zum Einsatz.“

Und das war es dann. Kein Lebenszeichen mehr, vermisst seit dem 30. Januar 1945bis zum heutigen Tag. Er wurde nur 45 Jahre alt. Geboren am 24. Juli 1899.

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Auch wenn ich (geboren 4. März 1933) damals noch ein Kind von elf Jahren war –inzwischen bin ich 80 Jahre alt –, habe ich nicht aufgegeben, nach seinem Grab zusuchen:

Fahrer Karl Heyse, geboren am 24. Juli 1899Fahr-Ersatz- u. Ausbildungs-Abteilung 2. SchwadronPieske – Lager bei Meseritz/Posen

Sehr geehrter Herr Führer!Mit einem Brief wandte ich mich im Februar 2009 dann an den Volksbund DeutscheKriegsgräberfürsorge e. V.; ich wurde Mitglied. Ich zahle jährlich meinen Mit glieds -bei trag und auch mehrmals eine Spende. Auch wenn diese nur klein ausfällt, möchteich einen – meinen – Beitrag leisten, um die Arbeit des Volksbundes zu unterstützen.

Ich sage hiermit auch gleichzeitig vielen Dank für die bisher geleistete Arbeit, diewahrlich nicht so einfach ist.

Die Ungewissheit bleibt. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt! Viele Kriegstote wurdenschon gefunden und viele im Bereich der Oder, dem Kampfgebiet mit Sturm auf dieHauptstadt Berlin: Der Kampf auf den „Seelower Höhen“ – alles Gebiete, in denensich auch mein, unser Vater im Kampf befunden haben könnte. Es waren harteKämp fe, in denen noch kurz vor Kriegsende viele Soldaten, auf beiden Seiten derFront, den Tod fanden.

Grausam, furchtbar, was der Zweite Weltkrieg der Menschheit angetan hat. Warummuss es Kriege geben? Aber ich lasse trotz meines Alters den Mut nicht sinken undwerde nicht aufgeben, solange ich lebe.

Ob mein Bruder, Jahrgang 1938, einmal die Suche nach unserem Vater fortsetzenwird, weiß ich nicht, denn er ist schwer herzkrank. Ob er sich noch auf meine Spurenbegeben wird, weiß ich nicht, denn es ist ja auch mit viel Mut, Kraft und innerer

Aufregung verbunden.Ich selbst möchte noch ein paar Jahre leben, um vielleicht doch noch die Gewissheitzu erfahren, dass es ein Grab, eine Gedenktafel gibt, worauf sein Name steht. Daswäre für mich die größte Erfüllung in meinem Leben. Es wäre die Gewissheit, nachder wir immer gesucht haben.

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Gerade in diesem Monat, im November, gehen die Gedanken an unsere Lieben, analle Menschen, die nicht mehr bei uns sein können. Es ist Totensonntag. Ehren wirsie alle mit einem stillen Gedenken.

Ihnen, sehr geehrter Herr Führer, wünsche ich alles Gute, noch viele schöne Jahrevoller Kraft und Lebensmut bei immer bester Gesundheit, damit Sie auch weiterhindiesbezüglich Hilfe und Unterstützung geben können bei dieser so wertvollen, aberschweren und sehr mühsamen Arbeit. Für Ihre bisherige Arbeit als Präsident desVolksbundes danke ich Ihnen von ganzem Herzen.

Ich bedanke mich auch bei Ihnen, dass Sie sich mit einem letzten offiziellen Brief,mit sehr wichtigem Inhalt, der zum Nachdenken anregt, bei mir persönlich verab-schiedet haben. Sie haben danke gesagt für die Unterstützung. Für mich eineSelbstverständlichkeit – wenig, aber herzlich! Und: All’ klein bisschen hilft etwas.

Dem neugewählten Präsidenten, Herrn Markus Meckel, wünsche ich viel Erfolg beidieser schweren Arbeit. Ich schenke Herrn Meckel ebenfalls mein volles Vertrauen.

In diesem Sinne freundliche Grüße

von Frau Karola Buchholz

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Ihr Abschiedsbrief vom 28. Oktober 2013

hat mich sehr berührt.

Helga Burth-LeebSchwangau-Alterschrofen

Sehr geehrter Herr Führer,

Ihr Abschiedsbrief vom 28. Oktober 2013 hat mich sehr berührt – und für diesenBrief möchte ich Ihnen herzlich danken.

Mein erster Ehemann war Offizier im Zweiten Weltkrieg und auch mein Schwie -gervater war Offizier in beiden Weltkriegen. Auch dadurch habe ich eine besondereBe ziehung zu Ihrem Anliegen, den Toten dieser Kriege ein würdiges Gedenken zubewahren.

Sie haben sich intensiv und viele Jahre hierfür eingesetzt und haben nun dafür auchviel Dank und Anerkennung verdient.

Für Ihren „Ruhestand“ wünsche auch ich Ihnen alles Gute.

Mit freundlichen Grüßen

H. Burth-Leeb

PS: Dem Volksbund werde ich natürlich auch in Zukunft treu bleiben.

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52 Briefe an den Präsidenten

... tief durchdrungen vom Gefühl der Dankbarkeit

F. B.Grünberg

Sehr geehrter, lieber Herr Führer!

Die letzte Zeitschrift „frieden“ des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge hatteich wieder – und diesmal sogar mit besonderer Anteilnahme und Bewunderung –von vorne bis hinten gelesen und mir diesmal sofort vorgenommen, Ihnen einenDankbrief zu schreiben. Nun kam noch Ihr Brief – da stand mein Entschluss erstrecht fest!

Kurz sei gesagt, dass ich bald 88 Jahre alt werde. Durch Gottes Fügung habe ich inder Familie keine Kriegstoten zu beklagen. Vater und Bruder, beide aktive Offiziere,kamen beide gesund zurück. Vielleicht war es aber eine gewisse innere Verbindungzum Militär, dass ich nach dem Krieg oft und gerne im In- und Ausland Kriegs grä -ber anlagen besuchte.

Wir waren daheim ausgesprochene Gegner des Naziregimes gewesen. Der Gedanke,dass alle diese armen Soldaten sinnlos gemordet worden waren, hat mich immer tiefbewegt. Und immer war ich auch tief durchdrungen vom Gefühl der Dankbarkeit,dass die Kriegsgräberfürsorge in so großartiger Weise diesen Toten wenigstens würdi-ge Ruhestätten bereitete.

In Ihren Zeitschriften las ich auch von den vielfachen Bemühungen um Ver stän di -gung zwischen den einst verfeindeten Völkern. Schon als Kind hatte uns mein Vateran die Schreckensstätten von Verdun gefahren, wo er selbst als junger Leutnant hattemitkämpfen müssen. Wir waren dazu erzogen worden, alle Menschen zu achten undzu lieben. In Ihren Heften las ich auch von den gemischten Jugendlagern und dach-te dankbar zurück an ein 1947 in Maria Laach stattgefundenes deutsch-französischesStudententreffen.

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Briefe an den Präsidenten 53

Ich möchte der deutschen Kriegsgräberfürsorge auch herzlich dafür danken, dass sieimmer noch das christliche Zeichen des Kreuzes auf den Friedhöfen aufrichtet! Nur imZeichen dieser Gesinnung – die immer „unmoderner“ wird –, können die in IhremBrief genannten Zukunftsprobleme bewältigt werden.

Die ganzen Berichte in Ihren Zeitschriften atmen einen so guten Geist! Es ist so sel-ten geworden, dass einmal der Mensch – und dazu noch der tote Mensch! – im Mit -telpunkt des Geschehens steht (statt Wirtschaft und Börse!!) – das tut soo wohl!!

Ihnen, lieber Herr Führer, ein herzliches „Vergelts Gott“ für alle Mühe in den ver-gangenen Jahren, für Ihre Inspirationen und alle geleistete Arbeit. Schön, dass Sienoch aus dem Hintergrund weiter mitwirken wollen. Es sei Ihnen aber jetzt auchetwas Ruhe gegönnt!

Mit herzlichem Gruß

F. B.

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54 Briefe an den Präsidenten

C

... alle Leute weinten am Volkstrauertag

Christa ClaussGeislingen-Türkheim

Sehr geehrter Herr Führer,

die gleiche Situation wacht in mir auf, wenn ich Ihren Brief lese ... nur dass ich einkleines Mädchen war an der Hand der Mutter, welches ihren Papa sechs Wochen vorihrer Geburt verloren hat. Alle Leute hat man gekannt, und alle Leute weinten amVolkstrauertag, wenn die Feier am Kriegerdenkmal war. Ich wusste, warum sie wein-ten, da die Trauer in unserer Familie groß war. Bis heute gehe ich zu der Trauerfeieram Kriegerdenkmal, um an meinen Papa zu denken. Es freut mich, wie einfühlsamdie Verantwortlichen die Feier gestalten. So habe ich auch angefangen, meinem Papaeinen „Blumenstrauß aufs Grab“ zu schenken – in Form von einer kleinen Mit glie der - spende, als meine Mutter starb und mir die Wichtigkeit eines Grabes bewusst wurde.

Aus meiner Kindheit weiß ich immer noch, wie mich das betrübt hat, dass mein Papakein Grab hat, da dies bei den Kämpfen in Stalino nicht möglich war. Bei einer Nach -forschung wurde mir dies von ihrer Seite aus nochmals bestätigt.Aus diesem Grunde habe ich große Hochachtung vor der Arbeit des Kriegs gräber -bun des. Wenn die Generation nicht mehr da ist, welche immer gesagt hat, „es gibtnichts Schlimmeres als einen Krieg“, sollten wenigstens die Mahnmale der Soldaten -fried höfe an die Gräueltaten erinnern.

Ihnen alles Gute!

Mit freundlichen Grüßen

Christa Clauss

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Dank für das stets gute Miteinander

Dr. József CzukorBotschafter von Ungarn

Sehr geehrter Herr Präsident,lieber Herr Führer,

herzlichen Dank für den freundlichen Abschiedsbrief, den Sie mir zugesandt haben.

Ich möchte mich auch bei Ihnen für das stets gute Miteinander und für das Ver trau -en, welches Sie mir und speziell meinem Land Ungarn durch die ganzen Jahre, indenen wir uns kennen, entgegengebracht haben, bedanken.

Ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute, persönlich nur das Beste und vor allem guteGesundheit.

Mit Dank, freundlichem Gruß und den besten Wünschen für die Zukunft bin undbleibe ich Ihr

Dr. József Czukor

PS: Ich möchte mich auch für die persönliche Freundschaft bedanken und hoffe, dass wirnoch lange in Kontakt bleiben werden.

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56 Briefe an den Präsidenten

D

Ich lehne es ab, dass [...] unsere Sö hne weltweit

als Soldaten [...] in Kriege ziehen.

Heinz DietrichRechenberg-Bienenmühle

Sehr verehrter Herr Führer,

hiermit möchte ich mich recht herzlich und aufrichtig für ihren Abschiedsbrief alsPräsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge bedanken, in der Hoff nung,dass Ihr Nachfolger Markus Meckel dieses Amt so, wie es die Gründer 1919 als Kern -auftrag gesehen haben, weiterführen wird.

Ich möchte es nicht oder lehne es ab, dass unsere Soldatenschicksale mit den Zeitgeistverwoben werden, denn sie haben für ihr Vaterland ihr Leben gelassen. Beim LesenIhres Briefes musste ich mit meinen Tränen kämpfen. Ihre Standpunkte stimmen mitden meinen überein wie auch in Bezug der guten Zusammenarbeit mit Russland.

Seit der Einweihung unseres Denkmals 2008 lege ich zum Volkstrauertag stets einGebinde mit Schleife nieder. Ich lehne es ab, dass schon wieder unsere Söhne welt-weit als Soldaten für fragwürdige Interessen in Kriege ziehen.

Ein Foto meiner diesjährigen Schleife lege ich Ihnen bei, verehrter Herr Führer. Ichbin ein einfacher Mann, aber vielleicht mit einen gesunden Menschenverstand. MeinBruder wurde Ende 1944 nach Dorn an der Weichsel eingezogen und gilt heute noch

als vermisst.

Ihnen, verehrter Herr Führer, alles Gute.

AufrichtigIhr Heinz Dietrich

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Briefe an den Präsidenten 57

Es wird so ruhig wohl nicht werden ...

Hartmut DresslerSolingen

Sehr geehrter Herr Führer,

Ihr Brief hat mich sehr bewegt, insbesondere die Passagen zum Errichten von Grab -ma len und Gedenkstätten für die gefallenen Soldaten der letzten großen Kriege.

Ergänzend dazu auch die Betrachtung zu dem Verhalten von Hinterbliebenen toterFamilienangehöriger o. Ä., wenn es um die Aufstellung von Grabmalen auf unserenFriedhöfen geht. Sie beklagen die immer weiter um sich greifende Angewohnheit deranonymen Bestattung oder Verstreuung der Urnenasche in Wäldern.

Sicherlich sind auch finanzielle Gründe dafür ausschlaggebend. Es ist aber sehr oft so,dass Hinterbliebene die Erbschaften in Anspruch nehmen oder aber für den allge-meinen Konsum große Geldbeträge zur Verfügung stehen – für den Toten aber dieAus gaben möglichst klein gehalten werden sollen.

Eigentlich steckt es in uns Menschen drin, dass wir uns unserer Toten mit Gedenk -

stät ten (Grabmalen) gerne erinnern wollen. Dies hat die Geschichte versunkener Hoch -kulturen deutlich gezeigt. Wenn solche Hochkulturen aber langsam aufhörten zuexis tieren, so war immer auch zu erkennen, dass die Größe, Qualität und Anzahl derGrabmäler erheblich abnahm. Ich denke, dass die Errichtung von Grabmalen für dieToten eines Volkes auch ein Gradmesser für die Kultur dieses Volkes ist. Nach Ägyp-tern, Griechen und Römern waren wir als Europäer in den letzten Jahrhunderteneine weitere Hochkultur. Diese scheint ihren Zenit überschritten zu haben.

So sehe ich auch unsere Friedhofskultur langsam zugrunde gehen. Die freien Flächenauf den bestehenden Friedhöfen zeigen dies deutlich. Die Annahme in den 60er-Jahren, dass unsere Friedhöfe einmal die vielen zu erwartenden Toten nicht mehr auf-nehmen könnten, hat sich nicht bewahrheitet.

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58 Briefe an den Präsidenten

Für mich persönlich war es immer wichtig, vor dem Grabstein meiner Eltern stehenzu können und mit ihnen Zwiesprache zu nehmen. Auch wenn einmal schwierigeLebensverhältnisse zu bewältigen waren.

Beeindruckt hat mich auch ein großer Soldatenfriedhof der Engländer am Nie der -rhein, den ich zufällig vor einigen Wochen besuchen konnte (für ca. 6 000 Tote).Wie viel größer müssen die deutschen Soldatenfriedhöfe in Russland sein!

Ich denke, die Arbeit des Volksbundes ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Gabdie Aufklärung über den Verbleib der toten deutschen Soldaten und die Errichtungder vielen Gedenkstätten im Ausland den Hinterbliebenen doch Trost und auch einwenig Hoffnung für das weitere Leben nach dem Krieg.

Zu Ihrem Ruhestand wünsche ich Ihnen alles Gute. Es wird so ruhig wohl nicht wer-den, wenn man sich jahrelang so wie Sie ehrenamtlich engagiert hat.

Mit herzlichen Grüßen

Hartmut Dressler

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E

Trotzdem bewegt mich das Schicksal

der zahllosen toten Soldaten ...

Klaus EddicksHamburg

Sehr geehrter Herr Führer,

ich danke Ihnen für das so ausführliche Schreiben vom 28.10.2013. Ihre Zeilenhaben mich berührt. Zwar ist meine Familie unbeschadet an Leib und Leben, wohlauch mit Gottes Hilfe, aus den Wirren der letzten Kriegsjahre herausgekommen.Trotzdem bewegt mich das Schicksal der zahllosen toten Soldaten in Europa immerwieder, auch jetzt noch, Jahrzehnte nach Kriegsende. Ich denke z. B. an die Friedhöfein der Normandie. Wie viele Hoffnungen, Träume, Wünsche und Lebensplanungenliegen dort begraben! Wie viel Leid und Schmerz mussten Eltern, Frauen und Kinder,Geschwister und Großeltern, Freundinnen und Freunde ertragen! Und wofür? Ichmag gar nicht darüber nachdenken.

Deshalb ist die so positive Entwicklung in den Beziehungen der Völker Europas sotröstlich, besonders wenn es um Russland und Polen geht. Der Volksbund hat einenentscheidenden Teil dazu beigetragen. Dafür gebührt allen Mitarbeiterinnen undMitarbeitern großer Dank. Ihnen wünsche ich für die Zukunft eine erfüllte Zeit.

Mit herzlichen Grüßen

Klaus Eddicks

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60 Briefe an den Präsidenten

... in meinem Herzen aber hat er einen festen Platz.

Renate EgleRohrdorf/Nagold

Sehr geehrter Herr Führer,

zu Ihrem Abschied haben Sie allen einen ganz lieben und ausführlichen Brief desDan kes gesandt. Dafür möchte ich Ihnen von ganzem Herzen Vergelts Gott sagen,besonderen Dank für Ihren Einsatz in den zurückliegenden Jahren!

Sie schildern ganz eindrücklich, wie wichtig es ist, Abschied nehmen zu können. Undich kann dies nur bekräftigen.

Mein Vater wurde im Oktober 1944 vermisst gemeldet, im April 1945 kam ich zurWelt. Meine Mutter hat bis zu ihrem Lebensende – November 2003 – darunter gelit-ten, dass sie nie Adieu sagen konnte. Für mich wird der Schmerz um ihn in den letz-ten Jahren immer größer und heftiger. Nie kann ich an seinem Grab stehen, nie einenBlumengruß ablegen – in meinem Herzen aber hat er einen festen Platz. Und weilich ihm nie einen kleinen Blumengruß ans Grab legen kann, spende ich gern für denVolksbund.

Vielen, vielen DANK für Ihren intensiven Einsatz, DANK allen auch, die im Hin -ter grund tätig sind.

Ihnen für die kommende Zeit alles, alles Gute, gesundheitliches Wohlbefinden undGottes Segen.

Dankbare Grüße

Ihre Renate Egle

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Briefe an den Präsidenten 61

F

Verpflichtung eines jeden deutschen Staatsbürgers

Hans FathoOppenheim

Sehr geehrter Herr Reinhard Führer,

zunächst möchte ich mich bei Ihnen sehr herzlich für Ihren freundlichen Brief vom28.10.2013 bedanken.

Es ist mir ein Herzensbedürfnis, Ihnen mitzuteilen, dass ich Ihre interessanten Aus -füh rungen vollinhaltlich teile, wobei mich Ihre Kindheitsgeschichte anlässlich derEin weihung des Denkmals für die Kriegstoten in der Gemeinde Frickenhausen, KreisEsslingen, sehr berührt hat. Ich selbst, Jahrgang 1942, habe Ähnliches erlebt. Mitmeiner Großmutter (geboren 18.2.1884), die der absolute Mittelpunkt unserer Fa -milie war, besuchte ich im Jahre 1950 erstmals eine Gedenkfeier anlässlich des Volks -trau ertages in unserer Weinstadt Oppenheim bei Mainz.Ich werde dieses Ereignis niemals vergessen, einerseits wegen der außergewöhnlichgro ßen Anteilnahme der Bevölkerung und andererseits wegen der feierlichen Ge stal -tung durch Stadtkapelle und Feuerwehrkameraden. Das bekannte Lied vom „GutenKameraden“ am Ende der Veranstaltung ließ wohl alle Teilnehmer in sich gehen undbewusst werden, wie unsinnig und unverantwortlich jede Kriegsführung auf dieserWelt mit ihren Kriegsfolgen ist. Ich war von diesem Erlebnis sehr beeindruckt. Dashat mit Sicherheit dazu beigetragen, dass ich später ein überzeugter Förderer des Volks -bundes geworden bin.

Am Rande sei vermerkt, dass meine Großmutter ihren Mann, meinen Großvater, imErsten Weltkrieg, ihren einzigen Sohn mit 21 Jahren als Fallschirmjäger und Sanitäts -un teroffizier in Italien (Nettuno/Pomezia) und eine Tochter (meine Tante) mit zweiKindern in Mainz bei einem Luftangriff im Februar 1945 verloren hat.

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62 Briefe an den Präsidenten

Dank des hervorragenden Service des Volksbundes ist es mir möglich, alle Jahre einenKranz am Grab meines Onkels, Johann Fuchs, in Pomezia niederlegen zu lassen.

Aus vorgenannten Gründen habe ich sehr früh Kontakt zum Volksbund DeutscheKriegs gräberfürsorge gefunden. Dies hat sich noch verstärkt, als ich in den 70er-Jah -ren des vergangenen Jahrhunderts durch meine Tätigkeit als Leiter einer Schul- undSozialverwaltung auch mit dem Sammlungswesen auf kommunaler Ebene zu tunhat te. Hier hatte ich dankenswerterweise die Möglichkeit, dafür zu sorgen, dass fürdie alljährlich anstehende Sammlung für den Volksbund genügend Sammler zur Ver -fügung standen. Seitdem ist es mir ein besonderes Anliegen, den Volksbund regelmä -ßig mit einer angemessenen Spende zu unterstützen.

Mein besonderer Wunsch wäre, die Fähigkeit zu besitzen, den Volksbund in dem Ma -ße zu unterstützen, so dass weitere Spenden und jegliche staatliche Hilfe nicht mehrerforderlich wären.

Hinsichtlich der Wahl der Bestattungsform (Erdbestattung, Seebestattung, Feuer be -stat tung) und der inzwischen zunehmenden anonymen Bestattung hat sich ein un -glaub licher kultureller Wandel vollzogen. Hier bin ich absolut Ihrer Auffassung, dassman froh darüber sein sollte, wenn man das Grab eines lieben Angehörigen besuchenund dort eine stille Andacht halten kann. Für mich und meine Familie kommt eineanonyme Bestattung niemals in Frage. Ich betrachte eine solche Möglichkeit als kul-turelle Fehlentwicklung.

Früher hat man die Verstorbenen um die Kirche (Kirchhof ) bestattet, weil sie damitnäher bei Gott (und den Hinterbliebenen) sein sollten. Wie von Ihnen ausgeführt,muss diese Entscheidung jeder für sich selbst treffen.

Nun wieder zu Ihrem Schreiben:

Ich habe mich sehr gefreut über das Bild von der Einbettung der ersten Kriegstoten

in Apscheronsk/Russland vom August 2005 und ganz besonders über das Bild mitdem ehemaligen Bürgermeister der Stadt Rshew, Alexander Chartschenko.

Dieses Bild hat mich sehr angenehm berührt, zeugt es doch davon, dass man über alleGrenzen hinweg freundschaftliche Beziehungen mit seinen Nachbarn begründen undpflegen kann, wobei auch ganz persönliche Freundschaften entstehen können. Von

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daher gesehen, ist es zwingend erforderlich, den internationalen Jugendaustausch, hierinsbesondere mit Russland, zu verstärken. Dieses Vorhaben beinhaltet, wie schon sooft, auch die gemeinsame Pflege der Kriegsgräber auf beiden Seiten. Nicht zu verges-sen, die gleichen Aktivitäten von deutschen und russischen Soldaten!

Es gibt keine bessere, überzeugendere Arbeit für den Erhalt des Friedens. Albert Schweit -zer sagte zu Recht: Die größten Mahner für den Weltfrieden sind die Kriegs gräber!

Wenn man an die Anfangsschwierigkeiten denkt, die bei dem Bau der Sammel fried -hö fe auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion zu überwinden waren (diese Ent -wick lung habe ich jahrelang mit großem Interesse verfolgt), und den heutigen Wan -del in den Beziehungen zwischen Volksbund und Russland erleben darf, kann manhoff nungsvoll in die Zukunft blicken.

Die besonderen, außergewöhnlichen Verdienste des Volksbundes und seiner Verant -wort lichen können nicht hoch genug bewertet und anerkannt werden.Es ist umso mehr angebracht und erforderlich, dass die öffentliche Hand mit all ihrer

finanziellen Stärke dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Mittel zur Ver -fügung stellt, die zur Erfüllung der umfangreichen Aufgaben weltweit erforderlich sind.

Nach meiner Auffassung entspricht diese Forderung der Verpflichtung eines jedendeutschen Staatsbürgers!

An dieser Stelle möchte ich Sie, sehr geehrter Herr Führer, herzlich beglückwünschenfür Ihre über zehn Jahre dauernde, erfolgreiche Arbeit für den Volksbund DeutscheKriegsgräbersorge.

Warum dieses Kraft fordernde Engagement?

„Und dann … kommt immer wieder eine Hand, die mich berührt, eine Umarmungunter Tränen, ein Dankeswort das tief bewegt und all die kleinlichen Alltagsdinge

nichtig macht.“Auch hier kann ich Ihre Erklärung in jeder Hinsicht nachvollziehen.

Wir haben alle eine gemeinsame, bleibende Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass auchin Zukunft alle Kriegsgräber in einem pfleglichen Zustand erhalten werden undsomit als eindringliche Mahner für den Frieden in der Welt dienen können.

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64 Briefe an den Präsidenten

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, sehr geehrter Herr Führer, für die Zukunft alleserdenklich Gute, insbesondere viel Gesundheit, persönliches Wohlergehen und Got -tes reichen Segen.

Dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge werde ich bis zu meinem Lebens -ende treu bleiben.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Hans Fatho, OAR a. D.

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... habe wann immer mö glich

Soldatenfriedhö fe besucht

Erika FelberHilden

Sehr geehrter Herr Führer,

als langjährige Förderin des Volksbunds erhielt ich Ihren Abschiedsbrief. Ich dankeIhnen, er hat mich bewegt.

Ihr unermüdlicher Einsatz, Ihr Berührtsein von der Tragödie des Krieges, von Schick -sa len und Begegnungen – unter welchen Strapazen, mit wie viel Geduld und immerwieder Mut waren Sie in Russland trotz Feindseligkeiten und Enttäuschungen tätig– für mich und wohl viele nicht vorstellbar, ist nur dankbar anzuerkennen.

Ich selbst gehöre der Kriegsgeneration an und habe wann immer möglich Sol da ten -friedhöfe besucht, in Trondheim, in Frankreich, in Italien, wenn auch nicht in Polenund Russland. Immer war es schmerzlich, Namen und Lebensdaten der jungen Män -

ner meiner Generation zu lesen. Und nun gibt es auch im Osten Orte des Ge den kens!

Sie erwähnen in Ihrem Brief die Begegnung mit einer alten Dame am Grab ihresVerlobten. Sie hat nach seinem frühen Tod ihr Leben gelebt und doch …

Meine längst verstorbene Tante hat die Erinnerung an ihren 1917 in Polen gefallenenVerlobten bewahrt. Zuletzt noch: In einem Urlaub in Nidda 2004 traf ich in derPension eine Besucherin, die per Taxi nach Wilna fuhr, um am Grab ihres dort imLazarett verstorbenen jungen Bruders zu stehen – auch im Gedenken an ihre Mutterund ihre Trauer. Auch dies Ihrer Motivation und Ihren Gedanken entsprechend …

Danke für Ihren so wichtigen, nicht messbaren Einsatz! Gute Wünsche für Sie persönlich und freundliche Grüße!

Ihre E. Felber

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Ihr verantwortungsvolles Wirken hat nach

innen und außen große Resonanz gefunden ...

Peter FriedrichMinister für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheit des LandesBaden-Württemberg

Sehr geehrter Herr Fuhrer,

herzlichen Dank fur Ihr Schreiben, mit dem Sie sich nach langjährigem Engagementaus dem Präsidentenamt des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfursorge verabschie-den.

Sie haben die erfolgreiche Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfursorge alsPräsident weitsichtig, mit persönlicher Überzeugungskraft und in großer Kontinuitätuber viele Jahre gefu hrt. Ihr verantwortungsvolles Wirken hat nach innen und außengroße Resonanz gefunden – ein Fundament, auf dem Ihr Nachfolger Markus Meckelnun unmittelbar aufbauen kann.

Naturlich freue ich mich als Mitglied der Landesregierung von Baden-Wurttembergin besonderer Weise, dass Sie einen Teil Ihrer Kindheit in Frickenhausen und damitbei uns im Land verbracht haben. Ich hoffe, dass Sie die Erinnerungen an diese Zeitin Baden-Wurttemberg in positiver Weise begleitet haben und weiter begleiten, auchwenn sie durch Ihr späteres politisches Wirken in Berlin – auch als Präsident des Ab -ge ordnetenhauses – sicher etwas in den Hintergrund getreten sind.

Ihnen persönlich wunsche ich alles Gute fu r die Zukunft, in der Ihr Rat an unter-schiedlicher Stelle und auf vielen Ebenen weiter gefragt sein wird. Freuen wu rde ichmich, Sie bei Veranstaltungen der Landesvertretung auch ku nftig begrußen zu können.

Mit freundlichen Grußen

Peter Friedrich

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... werde ich Sie und Ihre Schreiben vermissen.

Nanna FrieseMundelsheim

Sehr geehrter, lieber Herr Führer,

Ihr Abschiedsbrief an alte Wegbegleiter hat mich sehr bewegt und ich danke Ihnendafür.

Ich versuche monatlich einen bescheidenen Betrag dem Volksbund zu spenden. Zuder Haus- und Straßensammlung geht dann immer eine Spende von einigen Hun -der ten nach Stuttgart, wofür sich Herr Faul und Herr Schmalzl freundlich bedanken.

Aber ich habe dem Volksbund so viel zu danken! Durch intensive Nachforschungen,

die sich über Jahre hingezogen haben, bekam ich die Unterlagen über den Tod meinesBruders, Hans Krügge, im russischen Gefangenenlager Akjubinsk/Kasachstan. Er waram 12.12.1941 in Kasanowic in der westlichen Ukraine in Kriegsgefangenschaft ge -kommen, vier Wochen (!) bis zum Ural transportiert worden und am 13.1.1942 imLa ger Nr. 1640 in Akjubinsk südlich von Orenburg angekommen. Nach 17 Tagenim Gefangenenlager starb er am 30.1.1942 an Pellagra [eine Form der Mangel er näh -rung, die Redaktion]. Er war erst 26 Jahre alt. Am 4.2.1942 wurde er beerdigt. Sosteht es im Protokoll des Lagerkommandanten Jakubowski, das ich besitze. Geblie benist mir nur die Unterschrift meines Bruders unter dem mit dem Lagerkomman dan tengeführten Protokoll. Das mir zugeschickte Protokoll in russischer Sprache hat mir eineFreundin aus St. Petersburg Wort für Wort übersetzt. Ich besitze, dank der Arbeit desVolksbundes, nun eine richtige Sterbeurkunde. Es ist fast unglaublich, dass die Nach -forschungen so exakte Ergebnisse erbracht haben, auch Kummer und Trä nen, aber esist Ruhe eingekehrt. Er hatte im Lager die Nr. 76, seine Erkennungs mar ke war 270.

Warum ich Ihnen das alles erzähle? Sie fragten in Ihrem Brief, wie ich zu Trauer,Bestattung anonym oder Grab stehe. Ich brauche einen Platz, an dem ich innehaltenkann. Vor sieben Jahren starb mein Mann völlig unerwartet an einer Listeriose in„seinem“ Krankenhaus, in dem er jahrelang als Chefarzt für Innere Medizin und Kar -

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68 Briefe an den Präsidenten

diologie gearbeitet hat. Er hatte in Heidelberg als jüngster Professor den ersten Herz -schrittmacher in der BRD entwickelt. Seine Schrittmachersammlung habe ich demDeutschen Museum in München geschenkt. Man kann es im Internet unter„Medizin-Technik Deutsches Museum München“ anklicken.

Zurück zu seinem stillen Hügel. Den brauche ich und meine großen Kinder wärenentsetzt, käme ich auf die Idee, eine anonyme Bestattung zu wählen.

Wenn Sie nun Ihre vorbildliche Arbeit in die Hände von Herrn Markus Meckel über-geben, werde ich Sie und Ihre Schreiben vermissen. Aber ich versichere Ihnen, dassmein Sohn die Fortsetzung der Spenden für den Volksbund übernehmen wird, wennich diese Erde verlasse. Mit 89 Jahren denkt man in kleineren Schritten.

Zum Abschied von Ihnen war es mir ein Anliegen, Ihnen ein wenig von mir zu er zählen.

Nun ist es ein langer Brief geworden mit Dank und Grüßen von

Ihrer Nanna Friese

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G

Sie haben sehr viel bewegt und erreicht,

darauf kö nnen Sie stolz sein!

Doris GartheHachenburg

Sehr geehrter Herr Führer,

es ist mir ein Bedürfnis, Ihren Abschiedsbrief zu beantworten, und mich dafür zu be -dan ken. Er ist in einem warmherzigen, keineswegs geschäftsmäßigen Ton gehalten,der mich sehr berührt hat.

Ich bin 1940 geboren, mitten im Krieg also. Meine Mutter hat zwei Brüder in die-sem schrecklichen Krieg verloren, einer war 18 Jahre alt, der andere 20. Nach vielenbangen Jahren der Ungewissheit hat die Familie durch den Volksbund erfahren, wosie gefallen und bestattet worden sind.

Als junge Frau war ich mit meinem Mann auf dem Soldatenfriedhof in La Cambe inder Normandie, und habe das Grab des Älteren besucht. Das Lesen unseres Fami lien -namens auf dem schlichten Stein sowie die endlosen Reihen der anderen Gräber inalle Richtungen haben einen tiefen, lebenslangen Eindruck bei mir hinterlassen. Derjüngere Bruder wurde von Westfalen nach Hachenburg überführt.

Welch’ großartige Arbeit leistet der Volksbund überall auf der Welt!

Danke dafür, und ganz besonders auch Ihnen, für so viele Jahre selbstlosen Einsatzesin Ausübung Ihres Amtes. Sie haben sehr viel bewegt und erreicht, darauf können Siestolz sein!

Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen alles Gute, vor allem Gesundheit.

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Liebe Grüße

Doris Garthe

PS: Ich werde weiterhin dem Volksbund treu bleiben – und hoffentlich stört Sie nicht deraltmodisch mit der Hand geschriebene Brief, ich besitze kein Internet.

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Seit 2002 haben Sie als Präsident des Volksbundes

maßgebliche Erfolge erzielt.

Joachim GauckBundespräsident

Sehr geehrter Herr Führer,

den Wechsel an der Spitze des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge nehmeich gern zum Anlass, Ihnen für Ihr langjähriges Engagement herzlich zu danken.

Seit 2002 haben Sie als Präsident des Volksbundes maßgebliche Erfolge erzielt. Sokonnte in Russland der letzte neue Sammelfriedhof eingeweiht werden. Mit seinerschulischen und außerschulischen Jugendarbeit arbeitet der Volksbund unter demLeitgedanken „Versöhnung über den Gräbern – Arbeit für den Frieden“ weiterhin ander Vermittlung friedenspädagogischer Ziele. Damit überlassen Sie Ihrem Nachfolgertrotz beachtlicher Herausforderungen wie der zurückgehenden Spendenbereitschaftein wohlbestelltes Haus und ein motiviertes Team.

Für Ihre Zukunft wünsche ich Ihnen und Ihrer Familie alles Gute, Gesundheit undGottes Segen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Joachim Gauck

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Deshalb weiß ich, dass unsere Spenden

gut angelegt sind.

Dr. Hans-Peter GeisOldenburg

Sehr geehrter Herr Führer,

haben Sie vielen Dank für Ihre sehr persönlich gehaltenen Abschiedsworte zu IhremAbschied als Präsident des Volksbundes.

Danken will ich Ihnen aber vor allem für Ihren unermüdlichen Einsatz, all den Ge -fal lenen des letzten Krieges würdige Ruhestätten zu schaffen.

Ich gehöre selbst einem Jahrgang an, der vollzählig zur Wehrmacht geholt worden ist,und die, die da draußen geblieben sind, sind für mich noch immer Kameraden. Dan -ke für all die Mühe, die Sie um ihretwillen auf sich genommen haben. Unter ihnensind eine Reihe von Freunden, Mitschülern und persönlichen Kameraden.

Auf meinen Reisen habe ich auch einige der vom Volksbund angelegten Friedhöfebesucht, mir fällt ein Narvik, Oslo, Rovaniemi, Rossoschka. Deshalb weiß ich, dassunsere Spenden gut angelegt sind. Ja, ich finde, es ist geradezu die Pflicht derer, dieheil aus dem Krieg herausgekommen sind, einen Beitrag dazu zu leisten, dass alle die-jenigen, denen das nicht vergönnt war, wenigstens ein ordentliches Grab bekommen.

Es war mir ein Bedürfnis, Ihnen das zum Abschied mitzugeben.

Mit freundlichen Grüßen

Hans-Peter Geis

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... hohes Ansehen und Anerkennung

weit über die Grenzen Deutschlands hinaus

Andrei GiroBotschafter der Republik Belarus in der Bundesrepublik Deutschland

Sehr geehrter Herr Führer, lieber Reinhard!

Ihre Entscheidung, das Ehrenamt als Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegs grä ber -fürsorge niederzulegen, habe ich mit einer gewissen Wehmut zur Kenntnis genommen.

Ihre langjährige erfolgreiche Arbeit an der Spitze einer der renommiertesten deut-schen Nichtregierungsorganisationen mit einem komplizierten und anspruchsvollenAuftrag hat Ihnen hohes Ansehen und Anerkennung weit über die Grenzen Deutsch -lands hinaus, darunter in der Republik Belarus, verschafft.

Dank Ihrer offenen und respektvollen Herangehensweise an Ihre Partner in der Po li -tik, Diplomatie und Öffentlichkeit haben Sie nicht nur die Tätigkeit des Volks bun -des entscheidend mitgeprägt, dessen Ziele nur auf Grundlage des gegenseitigen Ver -trauens zu erreichen sind, sondern auch viele aufrichtige Freunde gefunden. Ich binfroh, zu ihnen gehören zu du rfen.

Ich bin zuversichtlich, dass Herr Markus Meckel als ein erfahrener Politiker und Di -plo mat Ihre Arbeit für den Frieden im Sinne der „Versöhnung uber den Gräbern“wurdig fortsetzen wird, und bin für eine enge Kooperation mit ihm aufgeschlossen.

Ich wünsche Ihnen, lieber Herr Führer, gute Gesundheit, viel Erfolg in allen Berei -chen sowie viele glu ckliche Lebensjahre für Sie und Ihre Angehörigen.

Ich werde mich sehr freuen, Sie immer wieder zu treffen und mich mit Ihnen auszu-tauschen. In der belarussischen Botschaft sind Sie immer herzlich willkommen.

Mit herzlichen Grüßen

Dein Andrei Giro

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... ich fand mich darin wieder.

Theresia GradlHerrngiersdorf

Sehr geehrter Herr Führer,

ich habe Ihren Brief zum Abschied gelesen und ich fand mich darin wieder. MeinVater ist seit 1.2.1945 vermisst, durch die Kriegsgräberfürsorge, d. h. Grabsuche,habe ich einen Auszug aus dem Namenbuch aus Danzig bekommen.

Leider habe ich bis heute nicht in Erfahrung bringen können, ob es ein Grab vonmeinem Vater oder eine Gedenkstätte gibt, auf der der Namen, von ihm geschriebensteht. Meine Mutter hat seit Jahren mit mir gehofft, dass wir einmal das Grab oderdie Gedenkstätte besuchen könnten, nun ist sie dieses Jahr mit 93 Jahren gestorben,also konnte ich ihr diesen Wunsch nicht mehr erfüllen.

Mein größter Wunsch ist tatsächlich, einmal mit dem Volksbund an das Grab mei-nes Vaters reisen zu können.

Meinen Vater habe ich nicht mehr kennen gelernt. Im Dezember 1944 hatte er Hei -mat urlaub, denn da sollte sein Kind geboren werden. Am 31.12.1944 bekam er einTelegramm und musste sofort an die Front zurück. Am 2.1.1945 wurde ich geboren.Er hat noch erfahren, dass er eine Tochter hat. Am 12. Februar bekamen wir den letz-ten Brief von ihm, den ich wie einen Schatz bewahre.

Als Kind hatte ich sehr darunter zu leiden, da meine Mutter oft weinte. Später hatteich jahrelang Albträume. Immer träumte ich, mein Vater kommt, und als er dann na hegenug war, war er es nicht. Erst in der Hauswirtschaftsschule mit 15 Jahren, als ichwieder einmal mit verweinten Augen zum Frühstück kam, nahm mich unsere Heim -lei terin (eine Klosterschwester) mit in ein Musikzimmer. Was sie mit mir sprach, weißich nicht mehr, nur seither sind die Träume verschwunden. Sie war anscheinend einesehr gute Psychologin.

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Briefe an den Präsidenten 75

Leider kann ich nicht so spenden, wie ich gerne möchte, da meine Rente sehr knappist, aber ich tue, so viel ich kann.

Ihnen möchte ich danken für die wunderbare Arbeit, die sie die ganzen Jahre geleis -tet haben, und wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute.

Ihre

Theresia Gradl

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76 Briefe an den Präsidenten

Es ist auch und vor allem Dein persö nliches

Engagement für die Vö lkerverständigung ...

Wladimir M. GrininBotschafter der Russischen Föderation in der Bundesrepublik Deutschland

Sehr geehrter Herr Führer, lieber Reinhard!

Für Deinen Brief vom 9. Oktober d. J. danke ich Dir recht herzlich.

Für Deine 11 Jahre Amtszeit als Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräber -für sorge kann ich nur lobende Worte finden. Doch es ist jedoch nicht nur die strate-gische Ausrichtung des Volksbundes auf weltweite Kriegsgräberfürsorge, Jugendar-beit, etc. Es ist auch und vor allem Dein persönliches Engagement für die Völker ver -stän digung, insbesondere für die Aussöhnung zwischen Russen und Deut schen, dasDir in meinem Land den Ruf eines zuverlässigen Partners und guten Freun des ein-brachte. Dieser Ruf, der mehr als einmal und unter anderem mit dem hohem russi-schen Orden ganz offiziell bestätigt und gewürdigt wurde, soll Dir auch nach demScheiden aus dem verantwortungsvollen Amt sicher sein.

Ich freue mich, dass der Volksbund und das Büro der Botschaft für die Kriegsgrä ber -fürsorge eine konstruktive Kooperation entwickeln konnten, und hoffe auch vonmeiner Seite, dass sie unter Deinem Nachfolger Bestand haben wird.

Für die „Zeit danach“ wünsche ich Dir zunächst Erholung, mehr Zeit für Familieund Freunde, viel Gesundheit und Lebenskraft.

Mit allerbesten Grüßen und Wünschen auch für Deine Nächsten verbleibe ich

Dein W. Grinin

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Später erst begriff ich,

was Krieg und Frieden bedeutet.

F. G.Berlin

Sehr geehrter Herr Führer!

Auch ich nahm zeitig meinen Eindruck mit vom Krieg in Berlin. Im Mai 1945, weni-ge Tage vor dem Ende, hasteten wir, meine kleine Schwester und ich, ängstlich an derHand uns haltend, von unserer Stiefmutter gezogen, durch eine Straße im SüdostenBer lins. Das Heulen der Granaten über unseren Köpfen, das Geknatter von Ma schi -nen waffen um uns herum, das Belfern der Kanonen vom Flakbunker, tote Ro tar mis -ten auf der Straße, einige deutsche Soldaten teilten ihr Schicksal und lagen he rum,gemischt mit Zivilisten. „Ein Inferno“ sondersgleichen. Und die nackte Angst. Angst.Viel, viel später begann ich zu weinen, meine Schwester auch nebst der Stief mutter.Zu dritt hielten wir uns fest und sagten unserm Gott fürs Überleben unseren Dankim Gebet.

Später erst begriff ich, was Krieg und Frieden bedeutet. Noch heute trage ich Trauer

im Herzen, denn auch mir wurden sehr liebe Mitmenschen genommen. Ich sah sie niewieder. Mein Bruder Peter fiel noch Anfang Mai 1945 als Flakhelfer hier in Ber lin.Er wurde 16 Jahre alt. Bekam von Ihrer Einrichtung, Herr Führer, ein Kamera den - grab, wo ich ihn nach Jahrzehnten aufsuchen kann. Meine leibliche Mutter starbschon 1943 beim Fliegerangriff auf Berlin. Meine Großmutter verstarb auch 1945nach einem Fliegerangriff auf Berlin. Man fand nichts mehr von ihr. Nichts. So blei-ben mir nur noch Bilder im Herzen und die Gewissheit. Wir sehen uns wieder. Dasalles, Herr Führer, wird von mir gepflegt.

Nun, Herr Führer: Eine Gemeinde, nicht nur in Frickenhausen/Landkreis Ess lin gen,gedenkt ihrer Toten. Auch hier in Berlin gibt es Stätten, wo man seiner Kriegs to tengedenkt. Bis auch das verblasst.

„Geschichtssprung“ in die neue Zeit, in das Heute … Da auch ich mich mit der The -matik befasse, oftmals meinen Schöpfer befrage: Warum das alles, Herrgott, warum?

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Warum suchen wir die Gebeine zusammen, auch in anderen Ländern, wo wir dochaus der Geschichte nichts gelernt haben? Sinn und Zweck des Tuns: Mein Schöpfer,er würde mir antworten: Oh Mensch, was du säst, das erntest du auch. Braucht dieMenschheit einen neuen Platon? Sollte man die Philosophie zur Hilfe nehmen? Be -nö tigen wir nicht die alttestamentarischen Seher, die uns aufgezeigt haben, doch lei-der in Vergessenheit gerieten? Fehlt dem Herdentier Mensch die Einsicht? Das Ver -nunft denken? Ja, er beweist es immer wieder. Er ist seit jeher stehengeblieben. Seinewirklichen Seher wurden gemartert bzw. verbrannt. Getötet. Der Nachwelt entzogen– sie waren Ketzer. Nun genug, Herr Führer. Ich schweife ab!

Für Ihre Zukunft mit Gottes Segen alles Gute. Wo Gott Sie hingestellt hat, vollbrin-gen Sie ihr Werk. Es ist ihre Aufgabe, anderen zu helfen. Sehr gut. Auch ist es ihrEmpfinden – das ist sehr ehrlich. Sehr sogar!

Bis zum nächsten Mal. Gott segne Sie.

Ihr F. G.

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Vergessen – nein!

Detlef GürthPräsident des Landtages von Sachsen-Anhalt

Sehr geehrter Herr Fuhrer,

im Oktober d. J. haben Sie Ihr Amt als Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegs -grä berfürsorge e. V. nach fast 13 Jahren abgegeben. Mit Stolz können Sie auf dieseJahre zuruckblicken. Sie haben es immer verstanden, der traurigen Seite Ihres Amtes– und das ist die Suche nach den gefallenen oder vermissten Toten zweier Weltkriegeganz bestimmt – mit der guten Seite – dem Finden der Gräber oder dem Einrichteneiner Kriegsgräberstätte – zu verbinden. Wie wichtig es für die Hinterbliebenen ist,endlich zu wissen, wo sich das Grab ihres Kriegstoten befindet und dieses vielleichtsogar besuchen zu können, haben Sie eindrucksvoll in Ihrem Abschiedsbrief beschrie-ben. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Gedanken, die Sie mit diesem Brief u bermittelthaben. Und gern schließe ich mich Ihnen an, denn auch mir fällt es schwer, mich andie vielen anonymen Bestattungsflächen zu gewöhnen, die es heute leider u berall inDeutschland gibt.

Als Schirmherr uber den Landesverband Sachsen-Anhalt werde ich am Volkstrauertagan diesem Sonntag das Totengedenken sprechen. Die Gedenkstunde wird uns allendie schrecklichen Ereignisse vergangener Kriege – auch aus unserer neueren Ver gan -gen heit – ins Gedächtnis rufen. Vergessen – nein! Vergessen du rfen wir dies nicht.Immer wieder mussen wir die Gelegenheit suchen und nutzen, unsere Jugend für die-ses Thema zu sensibilisieren.

Ich wunsche Ihnen auf diesem Wege alles Gute – Gesundheit, persönliches Wohl er -ge hen und Gottes Segen sollen Sie begleiten – und verbleibe

mit freundlichen Grußen

Detlef Gürth

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80 Briefe an den Präsidenten

H

Viele Ihrer Worte decken sich

mit meinen Empfindungen ...

Dr. Hartmut HaaseJena

Sehr geehrter Herr Führer,

zunächst herzlichen Dank für Ihren Brief zum Ende Ihrer Amtszeit als Präsident derDeutschen Kriegsgräberfürsorge.

Sie werden sich fragen, warum gerade ich Ihnen auf Ihre Darstellungen antworte.Nun auch deshalb, das „Warum“ zu vielen Ereignissen unseres Lebens immer tieferverstehen zu wollen.

Sie haben sich in der Vergangenheit einer Aufgabe gestellt, der ich leider viel zu spätmeine Unterstützung geben konnte. Erkenntnisse der letzten drei Jahre haben mich,Jahrgang 1944, erfahren lassen, dass es Menschen in unserm Lande gibt, die sich derAufgabe gestellt haben, das Vergangene nicht vergessen zu lassen, was die Kriege fürpersönliches Leid über unsere Nation gebracht haben. Aus eigener Erinnerung habenSie erleben können, wie wichtig es den meisten Trauernden ist, Abschied nehmen zukönnen von ihren Toten. Viele Ihrer Worte decken sich mit meinen Empfindungen,und es ist mir ein herzliches Bedürfnis, allen Ihren Mitarbeitern unter Ihrer LeitungDank zu sagen für eine fast übermenschliche Aufgabe gegen das Vergessen.

Geboren zehn Tage vor dem „Heldentod“ meines Vaters, fand ich mich später amArm meiner Mutter oft weinend und mit der Frage „Warum“ unter den Trauerndenwieder, die vergeblich ein Grab suchten.

Im Nachlass meiner Mutter fand ich den letzten Briefverkehr zweier Liebenden, dieihr erstes Kind erwarteten, und Hinweise auf letzte Kampfhandlungen. Warum soll-

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Briefe an den Präsidenten 81

te ich meiner Mutter böse sein, mir wichtige Informationen vorenthalten zu haben.Ich war nur sehr traurig, manches hätte zeitnaher bessere Aufklärung erhalten.

Gefallen an der Ostfront, das wusste ich, auch über Nachforschungen des RotenKreu zes; unmöglich sich im weiten Russland selbst zu bewegen. Über das Internetsuchte ich nach Informationen, fand Hilfe beim Volksbund, musste erfahren, dassauch unter den tausenden Grablagen nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs dieseinige nicht dabei war. Glaubte ich anfangs meinen Vater in Weißrussland suchenzu müssen, führten mich die Erkundigungen nach Litauen. Über ihren Umbetter,Herrn Kozlowski, dem ich für seine Unterstützung besonders danke, und die Deut -sche Dienststelle in Berlin konnte ich den ungefähren Todesort ausfindig machen.

Die Berichterstattung über das Schicksal des Vaters von Gunther Emmerlich sind mirspäter sehr nahgegangen, gibt es doch viele Parallelen.

So plante ich 2012 eine Reise nach Litauen, begleitet von meinem Sohn, in die Um -gebung von Kaunas, um meinen Herzenswunsch zu erfüllen, dem Vater nahe zu sein,den ich nie an der Hand halten konnte. Wissend, dass seine Grablage noch nicht ge -fun den wurde, besuchten wir den Kriegsgräberfriedhof in Kaunas, um dort am Grab -mal des unbekannten Soldaten seiner zu gedenken. Ich muss Ihnen meine Empfin -dun gen nicht kundtun, zu oft haben Sie an solchen Orten Trauer miterleben müssen.Es war ein bewegender Moment, den Friedhof zu betreten, einen würdigen, gepfleg-ten Ort, gemeinsam mit sowjetischen Gefallenen auf der gegenüberliegenden Seite.Danke dafür, dass wir diesen Ort so vorgefunden haben. Die ältere Fried hofs auf sehe -rin reichte uns das Buch der Gefallenen, wissend, ihn dort nicht zu finden, mit einerGeste des Mitleids und der Verständigung.Ein Tag, der aus meinen Erinnerungen nicht zu löschen ist. Ein Tag der Verpflich -tung für mich, unserer nachrückenden Generation Zusammenhänge zu vermitteln,das „Warum“ zu erklären und der dankbaren Hilfe des Volksbundes weiter meineUn terstützung zu gewähren.

Wissend, dass Ihre Arbeit und die Ihrer Mitarbeiter nicht nur die einer Planstelle ist,wünsche ich Ihnen alles, alles Gute und verneige mich vor der Aufgabenbewältigung.

Mit herzlichem Gruß

Ihr H. Haase

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82 Briefe an den Präsidenten

Aber es wird wohl nur die Hoffnung bleiben.

C. u. K.-H. H.Lübben

Sehr geehrter Herr Führer,

Anlass unseres Schreiben ist Ihr Brief vom 28.10.2013. In vielen Absätzen haben Sieuns aus vollem Herzen gesprochen.

Wir haben die schwere Zeit des Zweiten Weltkrieges miterlebt und nie verwindenkönnen.

1945 war meine Frau viereinhalb und ich siebeneinhalb Jahre alt. Wir haben uns auchimmer zu Festtagen gewundert, weshalb unsere Mütter immer weinten. Später wusstenwir es. Mein Vater ist am 14.9.1944 im Grenzgebiet Weißrussland/Polen ge fallen.Meine Frau wartet heute noch auf eine Nachricht, da ihr Vater seit Ende Juni 1944als vermisst gilt.

Gewartet haben: seine Mutter, die Ehefrau und die Kinder. In der Hoffnung, dass dieGebeine noch gefunden werden, um eine ehrwürdige Bestattung durchführen zukönnen.Aber es wird wohl nur die Hoffnung bleiben.

Gemäß Ehrenbuch des Zweiten Weltkrieges Polen ist mein Vater in Przemysl – Sam -mel friedhof – beigesetzt worden. Ein Einzelgrab gibt es nicht.

Mein Schwiegervater H. H. ist seit dem 28.6.1944 bei Mogilew vermisst. (DieseAngaben haben wir vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. erhalten.)

Es sind während des Rückzuges der Deutschen auch viele Menschen verbrannt worden.Betritt man heute den Friedhof in Lübben, erfasst uns ein Grauen, meine Schwie ger -mutter starb 1991 und hat eine Erdbestattung erhalten. Damals reihten sich noch dieGrabstätten Reihe an Reihe. Heute gibt es bei meiner Schwiegermutter eine Leere, dadie meisten Grabstätten beseitigt wurden. Menschen werden entsorgt, verbrannt oder

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anonym beigesetzt oder die Urnen werden 20 Jahre in die Gedenkwände einge-schlossen, nach dem Motto Klappe zu, Affe tot. So empfinden wir das. Wenn wirschon „verbrennen“ hören, haben wir sofort das KZ Buchenwald vor Augen. Hatnicht jeder Mensch eine Würde?!

Wie schön ist es doch, am Grab eines lieben Menschen zu verweilen und die Ge dan -ken sprechen zu lassen und sein Herz zu erleichtern. Aber wir sind ja schon eineandere Generation.

Zum Thema Afghanistankrieg legen wir Ihnen unsere Meinung, die Herr Brüderleso wie auch die Ostsee-Zeitung erhalten haben, bei, auch die Antwort von Herrn Brü -der le sowie unser Schreiben an die Ostsee-Zeitung. Hier erfolgte keine Stel lung nah -me und auch keine Veröffentlichung.

Sie stehen mit Ihrer Meinung nicht alleine auf weiter Flur, sondern wir fühlen wieSie und werden auch weiterhin unsere Möglichkeiten zur Unterstützung des Volks -bun des nutzen.

Mit freundlichen Grüßen und alles Gute für Ihr persönliches Wohlergehen

C. u. K.-H. H.

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... manche Dinge kann er auch mir nicht erzählen

Familie Hamberger/KleinBad Salzungen

Sehr geehrter Herr Führer!

Schon lange wollte ich Ihnen schreiben. Mein Mann und ich wollten uns ganz herz-lich für Ihren langen, ganz herzlich gehaltenen Brief bedanken. Uns hat das Schrei -ben sehr beeindruckt, viele von Ihnen geschilderte Erlebnisse haben uns sehr bewegt.

Leider war mir mein Mann im November sehr krank und so ist bei mir so manchesliegen geblieben. Aber nun geht es unserem fast 86-jährigen Oberhaupt der Familiedem Alter entsprechend wieder gut. Er ist der letzte Zeitzeuge, der meiner und sei-ner Familie von der alten Heimat Ostpreußen berichten kann, der den Krieg erlebthat und dafür dreieinhalb Jahre seiner Jugend in russischer Gefangenschaft verbrachthat. Vieles hat er uns erzählt, aber manche Dinge kann er auch mir nicht erzählen,obwohl wir bereits 37 Jahre gemeinsam durchs Leben gehen.

Das Jahr 2014 hat für mich u. a. zwei besondere Gedenktage. Am 7.9.2014 jährt sichder Todestag meines Vaters zum 70. Mal. Er ist an der Westfront in Belgien gefallenund liegt auf dem großen Soldatenfriedhof in Lommel begraben. Als meine Mutternoch lebte, war sie am Grab ihres Mannes. Auch meine Schwester und ihr Sohn mitganzer Familie haben schon am Grab Blumen niedergelegt. Nur ich hatte leider dieseGelegenheit nicht und ich kann sie auch mit Ihrem Reiseangebot nicht nutzen, weilich meinen Mann nicht allein lassen kann.

Der zweite Gedenktag ist der 100. Geburtstag meines Patenonkels am 20. November2014. Auch er ist ein Opfer des Krieges geworden. Er verunglückte tödlich beimRäumen von Minen in britischer Gefangenschaft am 14. August 1945. Er liegt aufdem Friedhof Uedem bei Kleve begraben. Leider habe ich von diesem Friedhof nochnie etwas gehört. Ist das ein normaler Friedhof oder auch ein Soldatenfriedhof? Eswürde mich interessieren.

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Sicher werde ich mich an diesen Gedenktagen mit der Bitte um Grabschmuck anHerrn Uwe Enders wenden.

Wir versichern Ihnen, dass wir auch in Zukunft die Arbeit der Kriegsgräberfürsorgeunterstützen werden.

Ihnen persönlich wünschen wir alles Gute, Gesundheit und die Kraft, weiterhin fürden Volksbund arbeiten zu können.

Es grüßt herzlich

Fam. Hamberger/Klein

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86 Briefe an den Präsidenten

Die Menschheit hat nichts dazugelernt.

Wolfgang HammerGeringswalde

Sehr geehrter Herr Führer!

Ich möchte mich bei Ihnen sowie Ihren gesamten Mitarbeitern nochmals recht herz-lich bedanken. Auf Grund Ihrer Informationen waren ich und mein Bruder in derLage, im vergangenen Sommer das Grab unseres gefallenen Vaters in Polen zu besu-chen. Nach 72 Jahren ein unvergessener Moment.

Unsere Hochachtung gilt dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.! Wol -len wir hoffen, dass der Menschheit in Zukunft solche schmerzhafte Kriege er spartblei ben.

Ihre Abschlusszeilen als Präsident haben mich sehr berührt. Ich habe sie mehrmals ge -lesen und viele Gemeinsamkeiten festgestellt.

Ich habe leider die Ahnung, der Menschheit steht die nächste Katastrophe bevor. DieMenschheit hat nichts dazugelernt. Seit der Steinzeit hauen wir uns die Köpfe blutig,und unser Geist verkümmert immer mehr. Die Menschen hat man zu Konsum idio -ten in einer Spaßgesellschaft gemacht. Die Menschheit steht am Abgrund und merktes nicht. Durch den Konsumrausch werden die Ressourcen unseres Planeten über-strapaziert und zum Untergang beitragen. Die Erfindung der Freien Marktwirtschaftund des Turbokapitalismus waren das Todesurteil unseres Planeten. Die Deutschenha ben vergessen, dass das Großkapital die Menschen schon mehrmals ins Verderbenge führt hat. Eine Diktatur des Großkapitals ist durch keine demokratische Regierungbeherrschbar. Unsere Unfähigkeit zur Veränderung des vorhandenen Systems werdenwir teuer bezahlen müssen.

Vielleicht haben wir es nicht anders verdient. Wir haben uns zu weit von der Naturentfernt. Ich hoffe, dass die Natur uns eine Chance lässt und wir sie ergreifen. Wennnicht, so wird es auch weitergehen. Es hat auf der Welt schon viele Hochkulturen ge -

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Briefe an den Präsidenten 87

ge ben. Sie kommen und gehen, der Sieger ist immer die Schöpfung und nicht derMensch.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Wolfgang Hammer

Spende erfolgt am 4.11.

Ich bin allein! Meine Traumfrau hat mich vor zwei Jahren verlassen (Herzinfarkt). Ichweiß, was Schmerz und Trauer ist. Meine Frau hatte die gesamte Korrespondenz ge -leitet. Für mich ein Alptraum.

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88 Briefe an den Präsidenten

Von dem Tag an fand meine Mutter

ihre innere Ruhe.

Ellen HeidemannZirndorf

Sehr geehrter Herr Führer,

immer wenn Ihre Infopost kam, dachte ich daran, Ihnen zu schreiben. Nun, da Siesich verabschieden, ist es die letzte Gelegenheit.

Vor einigen Jahren erfuhr ich durch einen Kalender, dass es der Volksbund ermög-lichen kann, Fotos von Grabsteinen, auf denen die Namen und Daten gefallener Sol -da ten stehen, Angehörigen zuzuschicken. Zu der Zeit war meine Mutter sehr de pres -siv. Sie hatte ihren ersten Mann im Zweiten Weltkrieg verloren. Das gemeinsameKind konnte der Vater nie kennen lernen. Als sie später wieder heiratete, redete sienie über ihren ersten Mann, um die neue Ehe nicht zu belasten. Als dann ihr zweiterMann verstarb und zwei Jahre später das Kind (mein Bruder) aus der ersten Ehe,begann sie mit der Trauerarbeit. Sie weinte oft und quälte sich mit dem Gedanken,dass ihr Johann nun im Eis auf den Fischerhalsinseln liegt.

Ich wandte mich damals an Sie und bekam ein Foto mit dem Gedenkstein und demNamen und Geburtsdatum des Gefallenen. Ich fertigte noch ein Mäppchen mitLand karte und weiteren Informationen an. Von dem Tag an fand meine Mutter ihreinnere Ruhe.Seither weiß ich die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge noch mehr zu schätzen.

Für Sie persönlich beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Die täglichen Pflichtenkönnen reduziert werden und Sie dürfen ihren Tagesrhythmus weitgehend selbst be -stimmen. Auch der Wecker darf morgens überhört werden. Genießen Sie es.

Mit freundlichen Grüßen

Ellen Heidemann

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... wie wichtig es ist, dass man

seinen Überzeugungen treu bleibt

Frank HenkelLandesvorsitzender der CDU in Berlin

Lieber Reinhard,

Deine Entscheidung, das Ehrenamt als Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegs -grä berfursorge niederzulegen, habe ich mit Überraschung zur Kenntnis genommen.

Gleichwohl ich Deinen Abschied sehr bedauere, möchte ich Dir auf diesem Wegemeine herzlichsten Gru ße und Wu nsche u bermitteln.

Dein ereignisreicher Lebenslauf und die vergangenen elf Jahre Deiner Amtszeit zei-gen, wie wichtig es ist, dass man seinen Überzeugungen treu bleibt, fu r seine Grund -sät ze einsteht und sich dabei stets seine Integrität bewahrt. Du hast mit Deiner Arbeiteinen wichtigen Teil zum Gedenken an die zahlreichen im Krieg Gefallenen geleistet.

Ich danke Dir fur die letzten – von internationalen Erfolgen geprägten – Jahre, furDein Engagement und Deine Leidenschaft.

Fur Deine zukunftigen Projekte wu nsche ich Dir alles Gute und Gottes Segen undwurde mich sehr freuen, wenn Du unserer Stadt erhalten bleiben.

Herzlichst

Dein Frank Henkel

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... mit immer wieder neuer Erschütterung

und Anteilnahme

Mathilde HerktBonn

Lieber Herr Führer!

Heute habe ich Ihren Abschiedsbrief gelesen, den Brief, den Sie nach jahrzehntelan-gem Wirken für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge an die Freunde undFörderer des Verbandes geschrieben haben. Ich habe mich persönlich angesprochengefühlt und danke Ihnen dafür.

Unter den Tausenden von Kriegstoten, denen Sie die letzte Ruhestätte bereitet haben,ist keiner meiner Angehörigen. Mein lieber Bruder, der nur 18 Jahre alt werden durf-te, wurde auf dem Soldatenfriedhof in Flensburg beerdigt und von dort auf Wunschmeiner Eltern in unsere Heimat überführt. Aber ich begleite das ernste und so segens-reiche Wirken des Verbandes mit immer wieder neuer Erschütterung und An teil nah -me und bin dankbar, dass sich Menschen wie Sie finden, die sich selbstlos und opfer-bereit dafür einsetzen.

Nun wünsche ich Ihnen Gottes Schutz, um in Ruhe und Gelassenheit Ihr segensrei-ches Tun ausklingen zu lassen.

In Verbundenheit grüßt Sie

Ihre Mathilde Herkt

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Ich danke Ihnen von ganzem Herzen

für die lieben Zeilen.

Hedwig HoffmannViernau

Sehr geehrter Herr Führer!

Ihren so lieb geschriebenen Abschiedsbrief habe ich viele Male gelesen, so auch ebenwieder. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für die lieben Zeilen. Bitte sind Sie mirnicht böse, dass ich Sie so lange hab’ warten lassen. Bei einer 94-jährigen Oma gehthalt alles langsamer. Als Präsident des Volksbundes gehen Sie nun in den Ruhestand,sicher auch nicht leicht für Sie.

Aber dem Volksbund können Sie ja immer noch zur Seite stehen. Ich bin ja auch vieleJahre dabei und weiß die Arbeit auf den Friedhöfen zu schätzen. Mein Bruder Herr -mann liegt auf dem Friedhof in Niederbronn.

Zu DDR-Zeiten waren mein Mann und ich durch unsere Verwandten in Düsseldorfdas erste Mal am Grab. Den Tag werde ich nie vergessen. An der Grenze zu Frank -reich die Kontrolle. Wir hatten ja nur unseren DDR-Ausweis. Aber Gott sei Dank,der Mann hatte Verständnis für uns und hatte auch an der Grenze zu Frankreich mitdem Beamten gesprochen und es ging alles gut. Ja, wir hatten damals großes Glück.

Meine Eltern konnten nun auch die Bilder vom Grab sehen. Mit meinem Enkelsohnwar ich noch zweimal am Grab, da hatten wir es leichter.

Wenn ich auch keinen Strauß aufs Grab mehr stellen kann, aber zu Hause ans Bildkommt einer. Der ganze Friedhof ist ja schön gepflegt und die Steine neu gemacht,wie ich es im Buch gesehen habe.

Nun, lieber Herr Führer, möge es nie wieder Krieg geben.

Was wir damals und dann in der DDR erlebt haben, wünsche ich meinen Enkelnund Urenkeln nicht.

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92 Briefe an den Präsidenten

Nun Schluss mit den alten Sachen!

Ich wünsche Ihnen von Herzen ein frohes gesegnetes Weihnachten und ein gesundesneues Jahr im Kreise Ihrer Familie.

Mit vielen lieben Grüßen

Ihre Frau Hedwig Hoffmann

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Gebannt habe ich Ihre Zeilen,

die sehr zum Nachdenken anregen, gelesen ...

Georg HuberLandrat, Mühldorf am Inn

„Der ist reich, dem das Leben die Abschiede schwer machte.“(Alfred Grünewald)

Sehr geehrter Herr Fuhrer,

ich danke Ihnen herzlich fur Ihren Brief vom 28. Oktober zu Ihrem Abschied alsPräsident des Volksbundes. Gebannt habe ich Ihre Zeilen, die sehr zum Nachdenkenanregen, gelesen – sie zeugen von absoluter Ehrlichkeit und Authentizität. Klar, ver-ständlich und nachvollziehbar haben Sie die Hintergrunde Ihres Werdeganges zumPrä sidenten des Volksbundes dargestellt. Es ist Ihre ganz persönliche Geschichte, wie

Sie zum Volksbund gekommen sind. Ich persönlich darf mit meiner Tätigkeit als Land -rat seit nunmehr elf Jahren die Position des Vorsitzenden des Volksbund-Kreisver ban -des Muhldorf am Inn bekleiden, die mich nicht nur beruflich, sondern vor allem auchpersönlich stark bereichert.

Ich bedanke mich bei Ihnen – sowohl im Namen des Landkreises Mu hldorf am Inn,aber auch persönlich – ganz herzlich fur Ihr beispielloses Engagement und fur Ihrengroßen Einsatz. Sie haben durch Ihre wertvolle Arbeit nicht nur Trauernden undHinterbliebenen geholfen, sondern allen Menschen in ganz Deutschland und u berdie Landesgrenzen hinaus einen großen Dienst erwiesen.

Ich wunsche Ihnen fu r Ihre Zukunft alles erdenklich Gute und jederzeit Gottes Segen!

Mit freundlichen Grüßen

Georg Huber

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Danke noch einmal [...], dass Sie so vielen Menschen geholfen haben.

Waltraut HülleBonn

Lieber Herr Führer!

vor mir liegt Ihr Brief vom 28.10., der mich sehr berührt hat und für den ich Ihnenganz herzlich danken möchte. Danken möchte ich Ihnen auch dafür, dass Sie so vieleJahre das wichtige Amt des Präsidenten des Volksbundes nicht nur übernommenhaben, sondern mit großem persönlichem Einsatz und innerer Anteilnahme durch-geführt haben. Sie haben vielen, vielen Menschen geholfen.

Ich selber bin 89 Jahre alt, und der Krieg und seine Schrecken werden immer wiederwach in unserer Generation. Mein geliebter jüngster Bruder ist auch nicht mehr zu -rück gekommen. Er wurde nur 18 Jahre alt. Er starb im Lazarett an seiner Ver wun -dung. Ich kann nicht mehr an sein Grab gehen, aber wenn ich hier am stets liebevollmit Blumen geschmückten Kriegerdenkmal vorbeigehe, denke ich an ihn. Es ist sowich tig, eine Erinnerungsstätte zu haben.

Danke noch einmal, lieber Herr Führer, dass Sie so vielen Menschen geholfen haben.

Es grüßt Sie herzlich

Waltraut Hülle

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I

In stillen Stunden kö nnte ich

weinen wie ein kleines Kind.

S. I.Chemnitz

Sehr geehrter Herr Führer,

danke für Ihre freundlichen und einfühlsamen Worte zu Ihrem Ausscheiden aus demAmt mit Ihrem Brief vom 28.10. Sie haben meinen Nerv getroffen.

1939 bin ich geboren, mein Vater ging im gleichen Jahr in die Armee und wurde imFebruar 1945 bei den Kämpfen in Ostpreußen bei Preußisch-Eylau verwundet undvermisst.

Das Leben meiner Mutter bestand nur aus Arbeit und Sorge um die ihren. Und jeälter ich werde, umso mehr bedrückt mich der Gedanke, wie starb mein Vater, wo ister verscharrt. Ein Nachweis liegt bis heute nicht vor. In stillen Stunden könnte ichweinen wie ein kleines Kind.

Sie gehören zur Generation der Kriegskinder.

Ich finde, es wird dem Schmerz dieser Menschen nicht mehr gedacht. Kohl, Brandt undSchröder waren auch regierungsseitig die letzten, die es aus eigenem Leben kannten.

Kriege führen ist auch für Deutschland wieder salonfähig.

In meinem Heimatort wurde vor einiger Zeit eine Tafel für die Toten des ZweitenWeltkrieges (Soldaten) enthüllt. Dort kann ich meine Blumen niederlegen.

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Der Verlust meiner Familie in den beiden Kriegen waren vier tote Soldaten (Groß va -ter, Vater, zwei Onkels) und Vertreibung der Angehörigen des Vaters aus dem Su de -ten land.

Danke, danke, danke für Ihre Arbeit und das Engagement der Kriegsgräberfürsorge!

Immer Ihr ergebener

S. I.

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Briefe an den Präsidenten 97

J

[...] eine Ehre sein, mit Ihnen im Kontakt zu bleiben.

Rudolf JindrákBotschafter der Tschechischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland

Sehr geehrter Herr Führer, lieber Reinhard,

haben Sie vielen Dank für Ihren Brief vom 9. Oktober 2013, in dem Sie mir überIhre Entscheidung berichten, Ihr Ehrenamt als Präsident des Volksbundes DeutscheKriegsgräberfürsorge niederzulegen. Ich bedanke mich gleichfalls für die MitteilungIhrer privaten Anschrift – sowohl mir persönlich als auch der Botschaft der Tsche chi -schen Republik wird es weiterhin eine Ehre sein, mit Ihnen im Kontakt zu bleiben.

Fast sieben Jahre lang hatte ich das Vergnügen, Ihnen in Ihrer Funktion zu begegnenund Ihre freundliche und kooperative Art der Zusammenarbeit zu genießen. Erlau -ben Sie mir, mich an dieser Stelle für Ihr Engagement und für das Interesse an gutennach barschaftlichen Beziehungen zwischen der Tschechischen Republik und derBundesrepublik Deutschland zu bedanken.

Sehr geehrter Herr Präsident, ich freue mich auf unsere künftigen Begegnungen undwünsche Ihnen alles Gute und viel Gesundheit.

Mit freundlichen Grüßen

Dein Rudolf

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98 Briefe an den Präsidenten

Ich weiß heute noch nicht, wie ich

diese furchtbare Tatsache überlebt habe.

Luise JohnsenBoizenburg

Sehr geehrter Herr Führer!

Ihr Brief, der ein Abschiedsbrief war, kam mir sehr gelegen. Ich gehe gerne auf Ihre

Bitte ein und möchte Ihnen erst einmal mitteilen, wie alt ich bin. Ich bin 93 Jahre alt.

Nun will ich Ihnen mitteilen, warum ich Ihnen gerne schreibe. Mit Sicherheit weißich, ich bin einmal Ihrem Vorgänger begegnet. Wir haben sogar ein Glas Sekt mitein -ander getrunken. Es war am 17.11.1989 in Monte Cassino, wo mein gefallener ersterMann seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Unter einem wunderschönen Kloster, indem noch etliche Mönche lebten, wurde ein großes schlichtes Kreuz eingeweiht.

Die Fahrt nach Cassino hat mir eine ehemalige Schulfreundin vermittelt. Sie hat mirdie Adresse des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge beschafft. Es ist so, wieSie es in Ihrem Schreiben bezeichnen, eine Erleichterung für die Hinterbliebenen,wenn man einmal an dem Grab des geliebten Mannes knien und beten kann.

Ich war noch sehr jung, als ich meine erste und einzige große Liebe heiratete. Im Juni1943 heiratete ich den Feldwebel Ernst Kohl, auch 23 Jahre alt, und im September1943 war ich mit 23 Jahren Witwe. Mein Mann war drei Tage vorher 24 Jahre alt ge -worden. Ich weiß heute noch nicht, wie ich diese furchtbare Tatsache überlebt habe.Wie froh und dankbar ich war, als ich dann die Fahrt nach Cassino bekam, ge schenktund von Ihnen genehmigt.

Sofort nach der Vereinigung von West und Ost bin ich Mitglied der Kriegsgräber für -sor ge geworden und spende auch ab und zu einen nicht großen Betrag. Leider istmeine Rente nicht so groß. Liebend gerne würde ich einen sehr großen Betrag spen-den, aber leider ...

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Seit Langem spiele ich Lotto, immer in der Hoffnung, mal einen Gewinn zu haben,dann würde ich gerne helfen, noch mehr für den Bund zu tun. Ich bin auch nochMitglied bei den Kinderdörfern und dem Roten Kreuz. Auch die bekommen immermal eine Spende. Sie werden einsehen, mehr kann ich wirklich nicht tun.

Nochmals komme ich auf die Begegnung zurück. Unser Reiseleiter sagte uns, derPrä sident kommt auch zur Einweihung, und auch der Konsul aus Rom. Alle Teilneh -mer wurden nach der Feier von Ihnen zu einem Glas Sekt eingeladen. Der Reiseleiter,der schon einige Male diese Fahrt begleitet hatte und sehr gut über alles berichtenkonn te, kam plötzlich auf die Idee, zu Ihnen zu gehen, um ihm mitzuteilen, es wärezum ersten Mal eine Dame aus der DDR mitgekommen. Mir war es sehr unange-nehm, ich mag nicht gerne im Mittelpunkt stehen. Er hat sich sehr nett mit mir un -ter halten und wir haben dann mit einem Glas Sekt mit mir angestoßen. Wir sinddann noch zu einem anderen Soldatenfriedhof gefahren, dann immer am Meer ent-lang nach Rom. Dort haben wir den Dom besichtigt, haben die Wachablösung derSchweizer Garde gesehen. Danach ging es nach Florenz, eine schöne Stadt am Arno.Es war ein schönes Erlebnis. Nochmals Dank für diese Reise.

Alles Gute und Gottes Segen für Sie.

Freundlichen Gruß

Luise Johnsen

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Aber nun? Nach Ihrem Brief!

Maria Jost-GrotheHamburg

Lieber Herr Führer,

bitte verzeihen Sie die unkonventionelle Anrede. „Sehr geehrter“ … das würde zu die - sem Brief nicht passen. Gleichzeitig bitte ich Sie, Nachsicht zu üben, was meine Schriftoder auch den Stil betrifft – (da heißt es schon „betreffen“ z. B.) – ich bin 100 %schwerbeschädigt, u. a. wegen meiner fast nur noch 20-prozentigen Seh fä higkeit.

Ich hatte einen zehn Jahre älteren Bruder. Meine schönsten Kindheitserinnerungenhaben als Mittelpunkt Jürgen! Jürgen, mein Bruder, Jürgen, mein Held, Jürgen, meinVerteidiger, wenn die Eltern mit mir schalten – Jürgen, der immer noch ein Stück -chen Schokolade für mich hatte – Jürgen, der die heißersehnte Puppe Ingrid mit„Schlafaugen und echtem Haar“ für mich von den Eltern erbettelte!

Der Krieg! Jürgen durfte nicht zur Infanterie, weil er einen gefährlichen Luftröhren -schnitt nur knapp überstanden hatte. Aber: „Deutschland braucht jeden Mann ander Front“ – er kam nach Russland! Einmal bekam er Urlaub – hier, in Hamburg.Ich war zu der Zeit in der Nähe von Prag mit der Schule in der Kinderlandver schi -ckung. Unsre liebevolle Lehrerin, Fräulein Dr. Behnke, versuchte, mir beim Stand -ort kommandanten einen Urlaub zu erlauben. Sie muss wohl meine große Traurigkeiterkannt haben – und das kleine zehnjährige Mädchen war so grenzenlos unglücklich:„Ich glaube, ich sehe meinen Jürgen-Bruder nie, nie wieder!“

Februar 1948: „Und müssen wir Ihnen leider mitteilen …“ und so entsetzlich – die-

ses Wort „vermisst“!!!

Die Schritte meiner Mutter – treppauf – treppab – wochenlang – das sonst so oftfröhliche Gesicht meines Vaters, wie eine starre Maske ...

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Hoffnung – obgleich die Eltern wussten, dass es keine gab – Millionen ähnlicheSchicksale – aber auch das war kein Trost.

Meine Eltern hatten und ich habe bis heute kein Stückchen Erde, wodrunter mein Bru -der Ruhe gefunden hätte – und doch gibt es Augenblicke, da fühle ich seine Nähe ...

Dieser Bericht ist nicht der einzige Grund, Ihnen einen Brief zu schreiben. Ich binjetzt über 80 Jahre alt. Ich werde wohl in absehbarer Zeit Abschied nehmen müssen– von meiner geliebten Familie – von diesem wunderbaren Planeten (finde ich immernoch, was wir ihm auch zufügen!!).

Und ich hatte den Wunsch geäußert, anonym beerdigt zu werden – einfach untereinem schönen Baum. Ich wollte unseren Kindern die Arbeit der Grabpflege erspa-ren. Seit wir – aus Altersgründen – unser Grab in Ohlsdorf nicht mehr so richtigschön pflegen können, habe ich so gedacht!

Aber nun? Nach Ihrem Brief! Wenn wir nach Ohlsdorf zum Grab gehen, rede ich mitden geliebten Menschen, die dort ihre letzte Ruhe gefunden haben – und sie lächeln– leise und liebevoll – auch, wenn ein wenig Unkraut zwischen den bunten Pflanzenwächst. Also doch lieber unser Grab behalten? Ich werde dann auch lächeln – werauch immer dort oben mich hier besucht!

Angeregt durch Ihren Brief habe ich wieder sehr viel an meine Eltern und an meinenBruder gedacht. Meine Eltern konnten ihre letzte Reise von Liebe, Fürsorge undZuneigung begleitet antreten – aber mein Bruder? An seinen Tod denke ich vollerZorn, voller Wut und voller Unverständnis jedem Krieg gegenüber. Was ist mit mei-nem Bruder geschehen – was???

Ich bin so unendlich dankbar, dass Herr Rathje bei einer Reise nach Russland anläss-lich einer Friedhofseinweihung eine Kerze für meinen Bruder angezündet und einGebet für ihn gesprochen hat.

Wenn unsere Kinder möchten, dass wir dort begraben werden, wo wir unsere Elternbegraben haben, dann werden wir das gern verfügen. Ich wünsche mir noch, dass derName meines Bruders auf unserem Familiengrab Platz findet.

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Und ich wünsche mir auch, dass unsere Kinder die Arbeit des Volksbundes würdigenund unterstützen werden.

Ich danke Ihnen für Ihren Brief. Möge er von vielen Menschen gelesen werden unddadurch zum Weiterbestehen des Volksbundes beitragen. Die Arbeit unterstützenwerde auch ich – auch mit meiner Familie.

Ich wünsche Ihnen eine freundliche, erfüllte Zukunft unter Gottes Segen.

Ihre Maria Jost-Grothe

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Briefe an den Präsidenten 103

Wir haben das ganze Leben gewartet

und geschrieben und gesucht ...

A. J.Wilhelmshaven

Sehr geehrter Präsident des Volksbundes,

Ich habe Ihren Brief erhalten und mit Tränen gelesen, das hat mich sehr mitgenommen.Wie sie auf dem Friedhof standen, noch als kleiner Junge und dann weiter als Prä si -dent, da haben sie ja allerhand erlebt und mitbekommen, wie die Menschen dasganze Leben lang suchen und denken, wo ihre Lieben geblieben sind.

So haben auch wir gewartet und gesucht, aber alles vergebens. Wenn ich von demVolksbund die Briefe bekomme, und wie viel da Menschen gefunden und umgebet-tet werden, dann möchte ich mit den Menschen weinen und mich vielleicht auchfreuen, dass sie jetzt wissen, wo ihr Angehöriger ist.

Aber ich möchte Ihnen nochmal zu wissen geben, dass mein Vater nicht dort, wo Ihrumbettet, gefallen ist. Der war Ende des Krieges hier bei Brandenburg oder Um ge -bung, wir haben den letzten Brief von ihm bekommen Mitte Februar, da wohntenwir in Sachsen, bei Bischofswerda. Er hatte keine Adresse angegeben, nur die Feld -post nummer. Da hat er uns geschrieben, dass er oder wir gar nicht weit weg sind.

Wir haben das ganze Leben gewartet und geschrieben und gesucht, aber es ist allesvergebens. So ist meine Mutter auch gestorben, ohne Hoffnung ihn wiederzusehen.Sie ist 1995 gestorben hier in Oldenburg, ich bin jetzt auch schon 82 Jahre alt. Habeauch alle Hoffnung verloren, und wäre doch gerne auf so einen Friedhof gekommen,wo man ihn gefunden hat.

Ich war damals die älteste von fünf Kindern, ich war noch nicht 14. Und der kleineBruder wurde geboren an dem Tag, als der Vater weg musste, am 14. September1944. Was hat da meine Mutter alles durchmachen müssen! Wie sehr hätten wir denVater gebraucht, wir wurden ja ausgesiedelt aus der Ukraine. Wie sich die deutscheArmee zurückgezogen hat, mussten wir alle mit, die ganze Ukraine, alles was deutsch

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war. Angekommen sind wir in Gnessen, damals Warthegau, und dort wurde meinVa ter einberufen in die deutsche Armee. 1945, am 15. Januar, wie die Front näherkam, mussten wir wieder weiter und sind angekommen in Bischofswerda. Dort ha -ben wir noch Post bekommen vom Vater. Im März mussten wir wieder weiter, sinddann angekommen im Erzgebirge. Wie der Krieg zu Ende war, sollten wir zurück –aber wo soll die Mutter hin, mit fünf Kindern? Man hat uns den Russen übergeben,und die haben uns nach Sibirien gebracht. Die Mutter hat in einer Salzgrube gear-beitet. Und ich war noch nicht 16, musste auch arbeiten, damit wir nicht verhun-gern. Wie sehr hätten wir da einen Vater gebraucht!

Als wir im Erzgebirge wohnten und der Krieg zu Ende war: Die deutschen Soldatengingen, alle Straßen waren voll, von der Front nach Westen zu. Wir Kinder hattenein Schild am Straßenrand aufgestellt und den Namen unseres Vaters draufgeschrie-ben und dass wir hier sind in dieser Schule. Aber es war vergebens. Manche Soldatensind reingekommen zu uns und haben übernachtet. Und morgens gingen sie weiter.Ich denke nur, dass er vielleicht verwundet war und dann in die Gefangenschaftgekommen ist – und da musste er dann sein Leben lassen.

Das war mein kurzes Schreiben. Und ich bedanke mich für Ihren Brief. Und auch fürdie Mühe, das was Menschen tun für Menschen, dass so ein mancher sich bestimmtfreut, dass er weiß, wo der Vater oder der Mann oder Bruder gefallen ist. Mögen dochalle Menschen bedenken, und in Frieden leben, dass es keinen Krieg mehr gibt.

Ich wünsche Ihnen Gesundheit, auch dem jungen Volk, das dort mitarbeitet. Eineschöne Adventszeit, frohe Weihnachten und ein gesegnetes neues Jahr – 2014.

A. J.

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Wer erinnert an sie?

Versuchen wir einfach alles zu vergessen?

Frowin JunkerLeonberg

Sehr geehrter Herr Führer,

herzlichen Dank für Ihren Abschiedsbrief, nachdem Sie Ihr Amt an Ihren Nachfolgerabgegeben haben. Ebenfalls herzlichen Dank für die vielen Jahre, die Sie die Arbeitals Vorsitzender getragen haben.

Jeder von uns Älteren oder Alten, die alles noch sehr wach miterlebt haben, hat sei-ne ei gene Geschichte, seine eigenen Wunden – Stellen in unserem Innenleben, dieschmer zen. Der Besuch am Grab eines gefallenen Angehörigen hilft, wenn dies mög-lich ist.

In meinem Fall ist es nicht möglich. Mein Bruder, Hans Friedrich Junker, ist 1944zwei Monate nach seinem 19. Geburtstag als Flugzeugführer über dem SchwarzenMeer abgeschossen worden. Es waren 15 russische Flugzeuge gegen ein deutsches. Erflog Geleitschutz zwischen Sewastopol und Konstanza in Rumänien.

Aber ich konnte im Rahmen einer Reise mit dem Gustav-Adolf-Werk Konstanza be -suchen und habe dort am Strand Samen für zwei Bäume in die Erde gesteckt und miteinem Freund gebetet. Mehr konnte ich nicht tun. Ich sprach auch mit einigen deut-schen Frauen, die dort in der Gemeinde noch leben. Es war mein Abschied.

Ich habe noch 139 Briefe von meinem Bruder aus dieser Zeit aus dem Nachlass mei-ner Mutter. Ich weiß noch nicht, was damit geschehen wird, welche Aufgaben sichaus diesen Briefen noch ergeben können. Natürlich werde ich sie meinen zwei Kin -dern weitergeben. Aber für mich sind sie Dokumente, die der Nachwelt etwas zusagen haben über die innere Einstellung und Haltung unserer Soldaten. Sie wird vonden nachfolgenden Generationen meiner Ansicht nach durch das Unsägliche, dasauch geschehen ist, nicht verstanden, falsch interpretiert.

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106 Briefe an den Präsidenten

Meiner Frau sage ich manchmal, nachdem ich 20 Jahre in der ganzen Welt unterwegswar, viele Jahre in Asien und Amerika: „Sind wir das einzige Volk in der Welt, dasseine Gefallenen nicht richtig ehrt?“

Ich bin gerade 86 geworden, in Stuttgart aufgewachsen. Viele meiner Nachbarn undFreunde sind gefallen. Täglich waren mehrere kleine Anzeigen von Gefallenen in derZeitung. Es waren „prima Kerle, aufrechte Kerle“, könnte ich sagen. Natürlich wurdensie, wie wir alle, missbraucht, an der Nase herumgeführt, mit Halbwahrheiten zum Op -

fer ihres Lebens verführt, weil wir alle meinten, das sei unsere „vaterländische Pflicht“.

Ich selbst war noch einige Wochen im Krieg und kurz in französischer Gefan gen schaft.Mein Bruder hatte bei seinem letzten Urlaub 1943 oder 1944 zu meiner Mut ter ge -sagt: „Wenn ich nicht wiederkomme, weint nicht um mich, aber vergesst mich nicht!“

Ich bin dankbar, dass Sie die Arbeit des Volksbundes so viele Jahre gut geführt undsich damit gegen das große Vergessen eingesetzt haben. Es ist so entscheidend.

Von meinem Vater habe ich einige mit Bleistift geschriebene Tagebücher aus demersten Weltkrieg. Er hat schwer verwundet überlebt. Ich bin dabei, sie in unsere heu-tige Schrift zu übertragen und habe Verbindung mit Dr. Schnabel, dem Leiter desHauses der Geschichte in Stuttgart. Er bereitet im kommenden Jahr eine Ausstellungüber „Hundert Jahre nach 1914“ vor.

Fünfzig Jahre nach dessen Beginn war ich mit meinem Vater eine Woche in Frank -reich, in Langemark, wo sein Bruder gefallen ist, im Argonnerwald und in Ver dun.Dort ging er an den Gräbern entlang und kannte die Namen der umgebetteten Sol da -ten. Es war sein erster und letzter Besuch. Zwei Jahre später erlitt er einen Herz in farkt.

Meine Frau und ich waren nach 1992 oft in der Slowakei, in Polen, in Rumänien, inMinsk und in der Ukraine. Wir haben sehr gute Freunde dort. Wir kennen etwas vondem, was dort geschehen ist, etwas. Das Ausmaß des Leides ist nur in Bruchstückenzu erfassen.

Vieles beschäftigt uns Alte. Vor Kurzem sprach ich mit einem Klassenkameraden ausden Jahren 1945/46. Da erfuhr ich erst von ihm, dass er nach Kriegsende monate-lang bei Heilbronn unter freiem Himmel im Gefangenenlager war. Er hatte nie da -von berichtet. Viele seiner Kameraden seien links und rechts gestorben. Wer erinnert

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an sie? Versuchen wir einfach alles zu vergessen? Müssten die Historiker und Ar chi -va re nicht auch dort eine Tafel der Erinnerung anbringen?

Ich habe etwa 200 Seiten aufgeschrieben und bin auf der Suche nach einem Verlag.Es scheint mir einfach wichtig, dass unsere Nachkommen ein sachliches Bild vondem erhalten, wie wir alles erlebt haben.

Vielen Dank für Ihre Arbeit und für Ihren Brief, in dem sie so persönlich ihr Erlebender ersten Begegnung mit dem „großen Erinnern“ geschildert haben.

Mit herzlichen Grüßen

Frowin Junker

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K

... mö glich und fassbar geworden durch

die großartige Arbeit des Volksbundes

Hannelore und Dieter KahleDresden

Sehr geehrter Herr Führer,

wir danken Ihnen für Ihren Brief vom 28.10.2013, in dem Sie uns sehr persönlichIhre Erfahrungen, Erinnerungen und Gefühle beschrieben haben, die Sie bei Be geg -nungen, ja eigentlich sogar Konfrontationen mit dem Sterben und den Gräbern imEuropa der Kriegs- und Nachkriegszeit hatten. Wir, vor allem Hannelore, können dassehr gut nachempfinden und Ihre Erlebnisse bestätigen. Sie sprechen in vielem, wasSie schreiben, voll aus unserem Herzen.

Mein, Hannelores, Vater, Pfarrer Gerhard Gruber, wurde nach üblen Intrigen derDC eingezogen, kam 1944 in Gefangenschaft und in ein Gefangenenlager in der Nä -he von Charkow. Dort erkrankte er und starb am 30. Juli 1945. Kriegskameraden,die die Gefangenschaft überlebten, haben dann Ende 1945 unserer Mutter von sei-nem Schicksal und Ende berichtet.

Erste Kontakte hatten wir in den 80er-Jahren mit dem Volksbund. Anfang der 90er-Jahre, sobald uns das möglich war, waren wir in Berlin bei der Deutschen Dienststelle(„WAST“) und haben die spärlich vorliegenden Daten und Fakten ausgetauscht.Einen echten Durchbruch brachte dann eine vom Volksbund organisierte, sehr er -

folg reiche Reise in die Ost-Ukraine, bei der wir den Ort des Gefangenenlagers inKub jansk und die (inzwischen) letzte Ruhestätte auf dem Gedenkfriedhof in Char -kow besuchen und in stillem Gedenken verweilen konnten. Bewegende Minuten, aufdie wir lange gewartet hatten. Wir sind dem Volksbund für diese Reise sehr dankbar.

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Der zweite Höhepunkt dieser Reise waren aber ihre Folgen: Wir erfuhren von derKonzentration der Kriegsgefangenenunterlagen nach 1990 im Zentralen RussischenKriegsarchiv in Moskau und wendeten uns dorthin. Das Unglaubliche, nicht zu hof-fen Gewagte geschah: Alle Unterlagen, auch die Krankenakten, Visiteberichte, Fie -ber kurven usw. sowie die Sterbe- und Begräbnisurkunde waren noch vorhanden. Inwarmen und sehr persönlichen Worten erhielten wir davon Nachricht.

Wir haben dann alle Unterlagen über die Liga für Russisch-Deutsche FreundschaftMoskau einschließlich der deutschen Übersetzung erhalten. Es ist unglaublich: Nachüber 60 Jahren waren alle Dokumente noch vorhanden und für uns erhältlich! Wirhaben auch von dem Angebot des Volksbundes, den Namen unseres Vaters auf dieGe denkstelen in Charkow aufschreiben zu lassen, Gebrauch gemacht und davon dannFotos erhalten. Wunderbar. Auch Blumen konnten und können wir so mehrfach ander Gedenkstätte ablegen lassen.

Der dritte Höhepunkt, der unsere Einstellung und unser „Feindbild“ total veränderthat, ergab sich aus dem Inhalt der uns übergebenen Dokumente. Da war nichts von„Gefangenendrangsalierung“ oder „-vernachlässigung“ zu spüren, sondern von Pfle ge,Fürsorge, Bangen um das Leben unseres Vaters. Es wird beglückt von dem Mo mentberichtet, als er endlich „Brot essen“ konnte, oder davon, dass ein Soldat gefunden wer -den konnte, der sein Blut zur Transfusion an unseren Vater zur Verfügung stell te unddafür auch geeignet war. Dass er trotzdem gestorben ist, ist nach unseren Erkennt nis -sen keinesfalls die Schuld des Personals des Gefangenenlagers. Die erkennbare Mensch -lichkeit und Aufopferungsbereitschaft dieses Personals hat uns tief be rührt und unserBild von sowjetischen bzw. ukrainischen Menschen, zumindest in Kubjansk, verändert.

Dies alles ist möglich und fassbar geworden durch die großartige Arbeit des Volks -bun des Deutsche Kriegsgräberfürsorge, dem Sie jahrelang vorgestanden haben. Da -für möchten wir Ihnen persönlich herzlich danken. Wir sind sicher, dass Ihr Nach -fol ger Markus Meckel, (den ich persönlich aus meiner Mitarbeit beim Bund derEvan gelischen Kirchen in der DDR und vor allem bei der Ökumenischen Ver samm -lung 1988/89 kenne) das wohlbestellte Feld der Kriegsgräberfürsorge erfolgreich wei -terführen wird.

Wir grüßen Sie herzlich

Dieter Kahle, Hannelore Kahle

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Und der Schnee war rot gefärbt.

Waltraud KaupenjohannAhlen

Sehr geehrter Herr Führer,

danke für Ihre freundliche Mitteilung zum Abschied als Präsident. Gerne möchteauch ich zu den vielen, vielen Dankenden aus aller Welt gehören.

Sie, der kleine Junge und Ihr Erlebnis in der Gemeinde Frickenhausen – und ich einstein kleines Marjellchen aus Königsberg/Ostpreußen, geboren 1937: als letzte von2 000 Überlebenden in Viehwagen abtransportiert am 14. April 1948 aus „Kalinin -grad“! Wir lebten in unserer zerbombten Stadt in Ruinen ohne Licht und Wasser.Der Winter 1945/46 war eisig kalt. So entstanden Typhus, Ruhr und Darmerkran -kun gen. Die Menschen starben zu hunderten (ich hatte Wassersucht, Krätze usw.), soauch unsere geliebte Mutter, Mutters jüngste Schwester mit gerade mal 23 Jahren,und auch die Großeltern – die niemand begrub, nur Eis und Schnee. Und der Schneewar rot gefärbt.

Diese Erinnerungen, die mein Herz berühren, gehen niemals verloren. Besondersjetzt im Alter. Und wir waren doch noch Kinder.

So fühle ich mich Ihnen, dankend verbunden. Ihre Arbeit kann nicht hoch genuggeschätzt werden und verpflichtet zu großem Dank. Es macht mich traurig, dass ichleider von meiner kleinen Witwenrente (Nettoerhöhung 2013: 1,03 Euro) nur soeinen kleinen Betrag zur Verfügung habe.

Aber Ihr PS: Ich werde auch Ihrem Nachfolger Herrn Markus Meckel helfen, der jaschon in der Gedenkfeier des Volksbundes am Sonntag einen guten Eindruck hinter-lassen hat (obwohl erst seit Ende Oktober im Amt).

Jeder Mensch hat das Recht, ein Grab zu bekommen, auch die Vertriebenen und zivi-len Opfer, sagte Schirmherr Bundespräsident Gauck.

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„Chorgesang: Selig sind die Toten.“

Nun zum Schluss ein Zitat von Jean Paul: „Gehe nicht, wohin der Weg führen mag,sondern dorthin, wo kein Weg ist und hinterlasse eine Spur.“

So wünsche ich Ihnen dankend Kraft auf allen Ihren Wegen bei guter Gesundheit.

Freundlichst

Ihre Waltraud Kaupenjohann, geb. Scheffler

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Aber trotzdem hoffe ich sehr,

dass man ihn noch findet ...

Evelin KirchbachErkelenz

Sehr geehrter Herr Führer,

mit Bedauern habe ich Ihre Ankündigung Ihres Ausscheidens als Präsident des Volks -

bundes gelesen, möchte Ihnen aber auch meinen aufrichtigen Dank für Ihre geleisteteArbeit aussprechen. Sie waren ein würdiger, vertrauensvoller Präsident an der Spit zedes Volksbundes. Jeder hat das Recht auf Ruhe im Alter und darf die Aufgabe in an -dere Hände weitergeben.

Ich bin und bleibe dem Volksbund mein Leben lang verbunden und werde auch wei -ter hin spenden.

Ich habe im letzten Weltkrieg meinen Vater verloren, der im Süden Russlands an derMius front 1943 gefallen ist. Man hat ihn noch nicht bergen können. Auf dem Fried -hof in Apscheronsk ist sein Name auf einer Stele der Vermissten zu finden. Es istschon ein kleiner Trost für mich. Aber trotzdem hoffe ich sehr, dass man ihn nochfin det und er ein würdiges Grab unter seinen Kameraden bekommt. Das ist meinein ziger und letzter Wunsch in meinem Leben.

Herr Führer, ich wünsche Ihnen noch viele gute Jahre bei bester Gesundheit undnoch mals Dank für Ihre aufopferungsvolle Arbeit und Fürsorge.

Ihnen und Ihrer Familie und allen Mitarbeitern des Volksbundes wünsche ich geseg-nete Weihnachten und ein gutes neues Jahr,

Ihre Evelin Kirchbach

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Betrifft: Abschiedsbrief des Präsidenten

Heinz KlenkeLügde, Sabbenhausen

Immer wieder gibt es Geschichten, die mich sehr berühren.

Mein Vater, der in Stalingrad im Februar 1943 vermisst wurde, hat mich mein gan-zes Leben sehr bewegt. Mit zwei Jahren habe ich meinen Vater das letzte Mal sehendürfen. Meine drei Jahre ältere Schwester hat noch vage Erinnerungen. Erst als meineMutter gestorben war, fanden wir seine letzten Briefe in ihrem Schrank. Es wurdeauch nichts von meinem Vater erwähnt. Nur von anderen Leuten, die früher meinemVater noch nahestanden, erfuhr ich einiges, was meinen Vater ausmachte. Ja, so sagtman, er war ein herzensguter Mensch. Auch aus seinen Frontbriefen konnte ich eini-ges herauslesen.Wir hatten zu Hause Landwirtschaft und so war sein Verlust nicht zu ersetzen.

Im Jahr 1999 konnte ich zusammen mit meiner Schwester die Einweihung des Ehren -mals in Rossoschka (in der Nähe von dem ehemaligen Stalingrad) miterleben. Zu derZeit lebte meine Mutter noch und wir haben ihr alles erzählen können.

In dem früheren Stalingrad gab es bei einem Museumsbesuch doch noch eine Über -ra schung. Hier im Deutschen Raum gab es eine Frontkarte, die genau anzeigte, womein Vater die letzten Kriegstage verbracht hat. Ein Taxi konnte uns, also meineSchwes ter und mich, dort hinführen. Hier konnte ich noch einen Granatflügel aus-buddeln und mitnehmen.

Es war mir bekannt, dass im Moskauer Archiv noch ca. zwei Millionen Unterlagen

von Kriegsgefangenen archiviert sind. Erstaunlicherweise wurden auch die Un ter la -gen meines Vaters gefunden, die von Ihnen, also der Kriegsgräberfürsorge, übersetztund zugesendet wurden. Nun kannte ich auch das Gefangenenlager mit Nr. und La ge.

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Als ich dann später im Internet eine Bilderreihe von verschiedenen Aufnahmen fandund ein besonderes Bild mich überraschte, traute ich meinen Augen nicht. Auf die-sem Bild habe ich ganz eindeutig meinen Vater erkannt.

Die Gedenkstätte mit all den eingemeißelten Namen der Vermissten, wo auch derName meines Vaters zu finden ist, hat in meinem Leben, auch dem meiner Schwes -ter, einen hohen Stellenwert. Durch einen Zeitungsartikel bekam ich viele Anrufe. Eszeigt doch, dass die Vergangenheit noch lebt.

Mit freundlichen Grüßen

Heinz Klenke

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... für die Stärkung der ukrainisch-deutschen

Vö lkerverständigung engagiert eingesetzt

Pavlo KlimkinBotschafter der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland

Sehr geehrter Herr Führer,

Ihre Mitteilung über Ihr Ausscheiden aus dem Volksbund Deutsche Kriegsgräber für -sor ge habe ich mit Wehmut aufgenommen. Denn als Präsident des Volksbundes habenSie sich für die Stärkung der ukrainisch-deutschen Völkerverständigung engagiert ein-gesetzt und somit auch zur Vertiefung der bilateralen Zusammenarbeit zwischen unse-ren Ländern aktiv beigetragen.

Ich möchte Ihnen dafür herzlich danken.

Ich danke Ihnen auch für die zahlreichen persönlichen Gespräche, die ich in guter Er -in nerung behalten werde.

Für die Zukunft wünsche ich Ihnen alles Gute und viel Erfolg bei der VerwirklichungIhrer weiteren Vorhaben.

Mit freundlichen Grüßen

Pavlo Klimkin

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Ich bleibe so lange ich lebe,

Ihr zahlendes Mitglied ...

Elfriede KomendaVellberg

Sehr geehrter Herr Führer!

Dem einstigen kleinen Jungen und dem heutigen Präsident im Ruhestand des Volks -bun des möchte ich für Ihre lieben und passenden Zeilen ganz herzlich danken undIhnen einen wohlverdienten Ruhestand wünschen. Ich bleibe, solange ich lebe, Ihrzahlendes Mitglied, aber ich bin krank und im 83sten Lebensjahr und man weiß nie.

Hätte halt noch so gerne gewusst, dass auch für meinen Vater, „in Russland gefallen“,irgendwo sein Name zu lesen wäre.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und Danke

Ihre Elfriede Komenda

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Ja, mich treibt die gleiche Sorge um wie Sie.

Gertraud KonradtGermering

Sehr geehrter Herr Führer,

vielen Dank für Ihre Worte des Abschieds vom 28. Oktober 2013.

Für Ihren neuen Lebensabschnitt wünsche ich Ihnen alles erdenklich Gute, verbundenmit der Hoffnung, dass Sie, wenn nötig, aus dem Hintergrund weiter für den Volks -bund tätig sein werden.

Ja, mich treibt die gleiche Sorge um wie Sie. Wie wird es sein, wenn die Generationder jenigen ausstirbt, deren Väter im Krieg an der Front standen?

Mein Vater hat diesen Wahnsinn als Flieger überlebt, viele seiner Kameraden nicht.Sei ne Erzählungen davon waren u. a. für mich ein Grund, dem Volksbund als Mitgliedbeizutreten. Freude und Pflicht zugleich ist es für mich, am Todestag der besagtenBesatzung eine Kerze zu entzünden. Dabei sehe ich die Gesichter dieser jungen Men -schen vor mir, denen mein Vater in seinen zahlreichen Alben ein Andenken setzte. Esist ein wahrer Schatz, den mir mein Vater damit hinterlassen hat!

Ich glaube, wenn ich und mit mir viele andere 68 Jahre nach diesem unseligen Kriegeauf diese Weise gedenken, dann kann ihr Opfer nicht umsonst und sinnlos gewesensein.

Zum Schluss noch einmal ein besonderer Dank an Sie!

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Gertraud Konradt

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... stets vertrauensvolle und menschlich

angenehme Zusammenarbeit

Hartmut Koschyk, MdBParlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen

Lieber Herr Führer,

vielen Dank fur Ihr Schreiben vom 28. Oktober 2013, in dem Sie mich und weitereFör derer des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfu rsorge e. V. uber Ihr Ausscheidenals Präsident informieren und eine Bilanz Ihrer Amtszeit ziehen.

Ich möchte Ihnen auf diesem Wege größten Dank und höchste Anerkennung fu rIhre herausragenden Verdienste aussprechen. Als Präsident des Volksbundes Deut -sche Kriegsgräberfursorge haben Sie entscheidend dazu beigetragen, die Gräber derdeutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen. Insbe son -dere Ihr Einsatz fur den Bau von Sammelfriedhöfen auf dem Gebiet der ehemaligenSowjetunion und fur gemeinsame Arbeitseinsätze mit deutschen und russischen Sol -da ten auf Kriegsgräberstätten bleibt unvergessen.Auch möchte ich Ihnen für Ihren Einsatz fu r die Betreuung von Angehörigen in Fra -gen der Kriegs gräberfürsorge, die Beratung öffentlicher und privater Stellen, die Un -ter stut zung der internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kriegs grä ber -fursorge und die Förderung der Begegnung junger Menschen an den Ruhestätten derToten dan ken. Persönlich habe ich Ihnen fu r eine stets vertrauensvolle und mensch-lich an ge nehme Zusammenarbeit zu danken.Als kleines Zeichen der Anerkennung und der Verbundenheit erlaube ich mir, Ihnenein Präsent zu u berreichen, in der Hoffnung, Ihnen damit eine Freude zu bereiten.

Sehr geehrter Herr Fuhrer, fu r die weitere Zukunft wu nsche ich Ihnen alles erdenk-lich Gute, erfullte Schaffenskraft, aber auch Gesundheit, Zufriedenheit und Gottesreichen Segen.

In herzlicher Verbundenheit verbleibe ich

H. Koschyk

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... bleiben Sie bitte in Reichweite!

Michael KrampLippetal

Sehr geehrter Herr Führer,

vielen Dank für Ihren Abschiedsbrief, in dem Sie uns mitteilen, was alles Sie in IhrerAmtszeit als ehrenamtlicher Präsident des Volksbundes angestrebt und zu einem gro-ßen Teil auch erreicht haben. Und vor allem – warum Sie es taten!

In meiner Familie müssen wir Gott sei Dank keine Gefallenen beklagen. Eine unver-

diente Gnade. Dafür haben im Freundes- und Bekanntenkreis viele Familien zum Teilsogar mehrere Mitglieder in den Kriegen des letzten Jahrhunderts verloren. Aber ge -rade weil meine Familie verschont geblieben ist, fühle ich mich in besonderer Weisever pflichtet, die Arbeit des Volksbunds zu unterstützen. Ich bin pensionierter Lehrerund meine finanziellen Möglichkeiten sind dementsprechend. Aber ich tue, was mirmöglich ist – und manchmal auch ein bisschen mehr. Wie jetzt zum Beispiel: Ich ha beaußer der Reihe 20 Euro an den Volksbund überwiesen. Nehmen Sie es als kleinesDankeschön für Ihre Arbeit in den letzten Jahren. Sie haben es gut gemacht! Für hun-derttausende gefallener Soldaten haben Sie würdige Grabstätten angelegt und damitihren Angehörigen einen festen Ort für deren Trauer geschaffen. Gleichzeitig und da -rüber hinaus haben Sie wertvolle Arbeit für den Frieden geleistet. Und das wird nochBestand haben, wenn es keinen Angehörigen mehr gibt, der um die Kriegstoten trauert.

Grüßen Sie bitte Ihren Nachfolger im Amt, Herrn Markus Meckel, der mir noch ausder Wendezeit bekannt ist. Ich wünsche ihm viel Erfolg, aber bleiben Sie bitte inReichweite!Nochmals vielen Dank für Ihre segensreiche Arbeit und alles Gute für die Zukunft –vor allem Gesundheit.

Herzliche Grüße – und auch Ihnen und Ihrem Nachfolger Gottes Segen –

Ihr Michael Kramp

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Aus diesem Grauen, der Verzweiflung der Menschen

damals wie heute, hat niemand etwas gelernt ...

Inge KrauseSchlieben

Sehr geehrter Herr Führer!

Besten Dank für den eindrucksvollen, gefühlvollen Brief, den Sie mir freundlicher-weise zukommen ließen. Er spricht dafür und davon, mit wie viel Liebe und HerzblutSie diese schwere und aber ehrenvolle Arbeit geleistet haben.

Viele Menschen wissen nun, wo die Gebeine ihrer geliebten Söhne, Männer undFreunde ausruhen, so wie Sie richtigerweise schreiben. Ob schuldig oder unschuldig– alle haben ein Grab verdient – Freund oder Feind. Sie waren verblendet und ver-hetzt gegen jedermann, der andere Gedanken hatte, und anders aussah. ...

Aus diesem Grauen, der Verzweiflung der Menschen damals wie heute, hat niemandetwas gelernt, man will es scheinbar auch nicht! In meiner Küche hängt ein uralterSpruch auf einem Tuch mit Zwiebelmuster, den ich Ihnen gerne zitieren möchte,vielleicht stimmen Sie ihm auch zu:

Armut schafft Demut.Demut schafft Fleiß.Fleiß schafft Reichtum.Reichtum schafft Übermut.Übermut schafft Krieg.Krieg schafft Armut.

Dieser Spruch wurde schon von vielen Bekannten gelesen und als wahr bezeichnet.

Es hat einen Grund, warum ich dem Volksbund und dem Rotem Kreuz innerlichherzlich verbunden bin: beide Weltkriege, der erste Weltkrieg durch Berichte meinerAngehörigen, die viel über die schwere Zeit mit uns Kindern erzählten. Mein Vatersowie sein Bruder waren in Frankreich (Verdun) und Flandern. Das Schicksal wollte

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Briefe an den Präsidenten 121

es, dass diese Brüder sich auf diesen Schlachtfeldern trafen. Mein Vater war bei derKronprinzenarmee, bei der Kavallerie, mein Onkel bei der Infanterie. Dort überleb-ten nur wenige ihrer Kameraden. Ihre Alpträume verloren sie nie. Sie berichtetenständig von diesem grauenvollen Sterben. Sie selbst wurden verwundet und kamenfür immer gezeichnet nach Hause.

Die Eltern und Schwester waren zeitlebens dankbar dafür, aber wie viele Eltern hat-ten dieses Glück nicht?

Der einzige Bruder meiner Mutter fiel als junger Leutnant in Serbien. Er gehörte zumReserve-Infanterieregiment 59. Sein Grab lag in Ravanai (Grab 770). Mein Groß va -ter hat das Grab vor 1930 aufgesucht, es war ein ewiger Schmerz um ihn in der gan-zen Familie.Ein Foto schickte der Onkel aus Serbien. Als es bei den Eltern ankam, war er bereitsgefallen.

Der Zweite Weltkrieg war ein Chaos fast bis Moskau, in ganz Europa.Diesen Krieg habe ich in Hinterpommern voll zu spüren bekommen. Unser Ort wartagelang Brückenkopf, dreimal Rückeroberung, damit die Straße nach Kolberg freiblieb, um Soldaten und Flüchtlinge zum Ostseehafen zu bringen und von dort zuver schiffen. Viele wurden durch Beschießung der Trecks und später auf den SchiffenOpfer des Wahnsinns. Mein Bruder, ich und ein Teil meiner Familie waren sechs Jah -re unter russischer und zwei Jahre unter polnischer Herrschaft unter schwersten Be -din gungen zu Zwangsarbeit verpflichtet, um die Schuld der Deutschen abzuarbeiten.Viele Tote, Zivilisten und Soldaten, sah ich.

Ein ganz besonderes Erlebnis, grausam, mitten auf dem Weg. Wo Pferde und Wagenrüberfuhren, sah ich aus einem Wagen eine graue zerfetzte Decke rausgucken. Wirstiegen ab und entdeckten letzte Reste eines Menschen. Wir sammelten sie ein, undvergruben sie am Rande des Weges, es muß 1947 gewesen sein. Die Frage: Wer wares? Es ist heute ein nie entschlüsseltes Schicksal. Viele Soldaten beim Rückzug er -schos sen sich, zuvor wurden die Soldbücher verbrannt, sie hatten, den Tod vor sich,ihre Identität vernichtet. Stundenlang könnte ich aus dieser furchtbaren Zeit erzäh-len, aber ich will niemandem die Zeit stehlen. Viele meiner Familie und Freundehaben wir verloren, durch die Vertreibung haben wir uns nicht wiedergefunden. Undwenn ich sie fand, gesucht durch das Rote Kreuz, waren sie alle tot.

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122 Briefe an den Präsidenten

Nun haben viele in Dörfern und Städten Gedenkstätten. Nur unsere Stadt hat unse-re Denkmale verkommen lassen. Sie zerfallen allmählich. Es wäre zu teuer, sie zuerhalten. Nur meine weißen Chrysanthemen liegen einsam am Denkmal. Ich bin sotraurig darüber!

Von Herzen wünsche ich Ihnen alle Gute und seien Sie immer Gott befohlen.

Herzlichst

Ihre Inge Krause

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Briefe an den Präsidenten 123

Auch ich (74 Jahre) würde diese Fahrt

sehr gerne auf mich nehmen ...

I. K.Fürstenfeldbruck

Sehr geehrter Herr Führer,

als langjährige Spenderin möchte ich mich ganz herzlich für Ihre Arbeit bedanken,die Sie als Präsident des Volksbundes ehrenamtlich geleistet haben.

Sie sollen wissen, dass es mir, wie bestimmt vielen anderen Menschen auch, sehrwich tig ist zu wissen, dass unsere toten Soldaten würdig bestattet werden und eineRuhestätte gefunden haben!

Zum Volkstrauertag stand ein Bericht eines 73-jährigen Mannes aus Olching in unse-rer Tageszeitung, der im August 2013 an der Einweihung des Soldatenfriedhofs Du -chowschtschina bei Smolensk teilnahm, wo der Name seines Vaters vorerst nur aufeiner Stele steht und wo dieser später seine letzte Ruhestätte finden soll. Wie er schil-dert, war ihm dieser Besuch dorthin sehr wichtig und er will, begleitet von seinen bei-den Kindern, zurückkehren, um einmal am Grab seines Vaters zu stehen.

Auch ich (74 Jahre) würde diese Fahrt sehr gerne auf mich nehmen, um Abschied vonmeinem Vater nehmen zu können. Mein Vater, P. N., ist seit dem 3. Juli 1944 inMolodetschno – ca. 20 Kilometer nordostwärts Minsk/Weißrussland vermisst undseitdem haben wir nie mehr etwas von ihm gehört.

Ihnen, Herr Führer, kann ich nicht genug danken für Ihre Arbeit und wünsche Ihnenvon Herzen alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen.

Ihre Ingeborg Krüger

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124 Briefe an den Präsidenten

Die Zukunft der deutschen Kriegsgräberstätten

ist darum leider mehr als dramatisch fraglich!

Klaus KückingSelm-Cappenberg

Sehr geehrter Herr Führer,

zuerst einmal auch meinen herzlichen Dank dafür, dass Sie sich so viele Jahre mit soviel „Herzblut“ für die Kriegsgräberfürsorge eingesetzt haben! Vielen Dank auch fürIhren sehr gefühlvoll geschriebenen „Abschiedsbrief“.

In Ihrem Brief schreiben Sie, dass Sie sehr irritiert über die „neue Totenkultur“, „Ent -sor gung“ im Discountsarg, kostengünstige Verbrennung im Ausland und das gewal-tige Anwachsen der Flächen für anonyme Bestattungen sind. Da Sie gern erfahrenmöch ten, wie andere Menschen darüber denken, erlaube ich mir, mal meine Mei -nung dazu niederzuschreiben.

Ich bin im Jahre 1960 geboren und habe somit bis heute niemanden, den ich persön - lich kannte, in einem Krieg verlieren müssen. Da ich aber auf einem kleinen Bau ern - hof im Münsterland aufgewachsen bin, habe ich als Kind den abendlichen Er zäh lun -gen meiner Großeltern und deren Geschwister und Bekannten über deren Kriegs -erleb nisse lauschen dürfen.

Das war für mich immer wesentlich interessanter als das Fernsehen, weil mir so auchsehr viel Wissen über die Zeitgeschichte und die menschlichen Einzelschicksale mei-ner Familie vermittelt wurde! So konnte ich erfahren, was jeder Einzelne meiner mitt-lerweile alle verstorbenen Verwandten, die den letzten Krieg noch erlebt haben, wäh-rend der Kriegszeit erleben mussten.

Zum Glück sind von meinen 14 als Soldaten in den zweiten Weltkrieg gezogenenGroßvätern und Großonkeln nur zwei gefallen. Ein Großonkel kam als Marine-Flak -schütze in Den Helder/Niederlande bei einem Luftangriff ums Leben, und der andereGroßonkel wurde in den letzten Kriegstagen bei der Flucht aus der Kriegs ge fan gen -schaft nur wenige Kilometer von zuhause von britischen Einheiten getötet.

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Das Grab meines Großonkels Josef Laroche auf der Kriegsgräberstätte in Ysselsteyn/Niederlande wird vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gepflegt. Dafür ei -nen herzlichen Dank von mir und auch von meiner Familie!

Sein Bruder Paul Laroche wurde 1945 auf Wunsch seiner Mutter auf dem kleinenheimatlichen Dorffriedhof in Cappenberg/Westfalen begraben. Sein Grab ist mitt-lerweile eingeebnet und neu belegt worden. Schließlich sind ja fast alle normalenGrä ber aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges zwischenzeitlich auch neu belegt oderzumindest eingeebnet worden.

Da das Grab meines Großonkels Paul nicht mehr existiert, frage ich mich: Warumpflegen wir überhaupt noch die Gräber fast aller anderen Soldaten des Ersten undZweiten Weltkrieges? Denn wenn die Menschen nicht als Soldaten im Kriege gefal-len wären, würden ihre Gräber ja schon lange nicht mehr vorhanden sein!

Sicher kann man sagen, dass ihre Gräber uns daran erinnern sollen, dass Krieg einfürchterliches Verbrechen ist und zigmillionenfaches Leid mit sich bringt. Und natür-lich ist es für uns auch wichtig, am Grab von lieben Menschen Abschied nehmen zukönnen. Spätestens aber wenn die Generation, die die im Kriege gefallenen Soldatennoch gekannt hat, selbst schon verstorben ist, fällt dieser Betrachtungspunkt weg.Denn wirklich berührt werden wir von schlimmen Erfahrungen wie Krieg oder Ver -treibung doch leider meistens nur, wenn wir zumindest ein wenig persönlich betrof-fen sind. Und diese persönliche Betroffenheit ist zumindest nach meiner Beob ach -tung in Deutschland im Gegensatz zu England kaum noch vorhanden.

Besonders positiv beeindruckt war ich vor einiger Zeit bei einem Besuch der Kriegs -grä berstätten des Ersten Weltkrieges in Belgien von dem Verhalten einiger englischerSchulklassen. Nun sieht man auf deutschen Kriegsgräberstätten des Ersten Welt krie -ges leider nur noch sehr selten Deutsche, aber umso mehr Briten. Von den Britenwerden nicht nur ihre eigenen Kriegstoten mit Blumenkränzen ge ehrt, auch auf deut-schen Kriegsgräbern werden insbesondere von britischen Schul klas sen Kränze nieder-

gelegt!

Meinen herzlichsten Dank darum auch besonders an die britischen Lehrer, die esschaffen, ihren Schülern ein solches Geschichtsbewusstsein zu vermitteln!

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Warum haben wir Deutschen eigentlich nicht so ein positives Geschichtsbewusstseinwie z. B. die Briten? Liegt es vielleicht daran, dass man uns schon in der Schule nurvom „bösen Deutschen“ erzählt hat, mit dem man sich selbst nie gern identifizierenmöchte?

Auf jeden Fall ist bei der großen Mehrheit unserer Bürger der Bezug zum Krieg ver-lorengegangen und nicht mehr vorhanden.

Die meisten Menschen fühlen sich in Deutschland merkwürdigerweise so sicher, dassselbst schon der Gedanke an Krieg etwas derart Abscheuliches darstellt, das hier undheute doch sicher nie passieren kann? Darum hat man sich ja in Deutschland auchmit der Anerkennung des Begriffes „Krieg“ in Afghanistan so unheimlich schwer ge -tan. Wie kann dann auch etwas eintreten, was eigentlich absolut undenkbar ist? InDeutsch land haben die meisten Menschen den Tod der deutschen Soldaten in Afgha -nis tan einfach damit abgetan: Wer so blöd ist, auch noch freiwillig dahin zu gehen,muss sich nicht wundern …Schließlich war man ja wiederum selbst in keiner Weise betroffen!

Und damit sind wir auch bei der „neuen deutschen Friedhofskultur“.

Die große Masse fühlt sich von dem Schicksal Einzelner einfach nicht mehr betroffen.Die großen Familienverbünde existieren nicht mehr, weil jeder nur noch sein eigenesLeben lebt. Dazu kommt die in Deutschland leider weit verbreitete „Ich-Selbst ver -liebt heit“.

Somit vereinsamt ein großer Teil der Gesellschaft, und es wird kaum noch wahrge-nommen, wenn mal jemand – selbst aus der eigenen Verwandtschaft – stirbt, denman vielleicht eh schon seit Jahren nicht mehr gesehen hat …

Mit dem unsäglichen Drang zu immer mehr Geld und der damit verbundenen, ver-meintlich höheren „Lebensqualität“, zu einem größeren Auto als das des Nachbarn

und zu mehr Ansehen, bleiben die Schwächsten auf der Strecke.

Wir nehmen einfach hin, dass wir immer mehr Menschen schon als „tot“ betrachten,obwohl sie eigentlich noch leben – nur weil wir meinen, dass sie nicht Teil unseresjeweiligen Lebenserfolges sind und somit nicht in unser Umfeld passen!

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Viele Menschen denken darum: Weil ich im Leben nicht erfolgreich war, wird sichnach meinem Tod auch niemand an mich erinnern, es ist ja eh niemand mehr da, derum mich trauert! Das eigene Selbstwertgefühl ist darum bei vielen Menschen unge-fähr bei null angekommen.

Zudem werden Menschen, spätestens wenn sie der Pflege bedürfen, nur noch als eineBelastung von den Angehörigen empfunden, von der man gern möglichst schnellund preisgünstig erlöst werden will … Das Ergebnis sind eben die vielen anonymenund preisgünstigen Bestattungen!

Somit muss ich leider feststellen, dass in Deutschland das Zusammengehörig keits ge -fühl und die Verbundenheit der Menschen untereinander dem Vergessen, dem Egois -mus und dem vermeintlichen Wohlstand geopfert wurde. Ein wahrlich bedau erns -wer ter Tausch!

Die Zukunft der deutschen Kriegsgräberstätten ist darum leider mehr als dramatischfraglich!

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Kücking

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Also nochmals vielen Dank für Ihren lieben Brief ...

Hannelore KülbelLeipzig

Sehr geehrter Herr Führer,

erst heute kann ich mich für Ihren lieben ausführlichen Brief herzlich bedanken, inwelchem Sie mitteilten, dass Sie Ihr Amt Herrn Markus Meckel übergeben haben.

Aus gesundheitlichen Gründen war es mir nicht möglich, sofort zu schreiben.

Ich möchte Ihnen auch für Ihre jahrelange Tätigkeit für den Volksbund danken. Ichwünsche Ihnen ebenfalls im wohlverdienten Ruhestand alles erdenklich Gute sowiebeste Gesundheit. Selbstverständlich werde ich die Kriegsgräberfürsorge weiter unter-stützen und kleine Spenden überweisen, die ich ermöglichen kann. Ich bin auch sehrdankbar, als ich endlich das Grab meines Vaters in Südfrankreich nach der Wie der -ver einigung Deutschlands besuchen konnte und den Friedhof in sehr gepflegtemZustand vorfand.

Also nochmals vielen Dank für Ihren lieben Brief und alle guten Wünsche für Sie.

Mit herzlichen Grüßen

Ihre Hannelore Külbel

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Ich habe große Hochachtung für diese Menschen ...

I. K.Neuruppin

Sehr geehrter Herr Führer,

habe Ihren Brief erhalten und Sie sprachen mir aus der Seele.

Meine Spende soll dazu beitragen, dass vielleicht auch mein Papa, der im März 1943in Russland gefallen ist, ein würdiges Grab bekommt. Ich habe meinen Papa leidernicht bewusst kennen lernen dürfen, denn ich war noch sehr klein; bin im September1941 geboren.

Ich weiß, dass meine Mutti vor Jahren auch öfters für Ihre Arbeit gespendet hat, sieist aber leider auch schon vor ein paar Jahren verstorben. Ich habe große Hoch ach -tung für diese Menschen, die diese Arbeit durchführen. Ich hoffe und wünsche mir,dass unsere Kinder, Enkel und Urenkel nie dergleichen, wie wir das haben erlebenmüssen, erleben.

Mit freundlichen Grüßen

I. K.

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L

... das dunkelste Kapitel meines Lebens.

Friedrich LachenmaierRudersberg

Sehr geehrter Herr Führer,

ich danke Ihnen für Ihr Schreiben, mit dem Sie mir die traurige Mitteilung machen,dass Sie Ihr so erfolgreiches Amt als Präsident des Volksbundes an den neugewähltenPräsidenten Herrn Markus Meckel übergeben haben.

Was Sie für den Volksbund in den vergangenen Jahren geleistet haben, sei es die Grä-bersuche, seien es die vielen Bestattungen, aber auch die vielfältige Gräberpflege, istohne Beispiel und kann mit Worten allein nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Ich habe in den 80er-Jahren in einer Zeitschrift gelesen: „Der Totenhain von Halbe“.Halbe war für mich und bleibt für mich das dunkelste Kapitel meines Lebens.

Ich bin in der Nacht vom 28. auf den 29.4.1945 durch diesen damals so schreck -lichen Ort gezogen und zwei Tage später beim Schießplatz Kummersdorf in russischeGefangenschaft geraten. Deshalb wollte ich diesen Ort nochmals aufsuchen. Leiderwurde mir mitgeteilt, dass ich als ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS keine Ein -reiseerlaubnis bekommen kann.

Einige Jahre später, nach der Wiedervereinigung, kam ich mit Horst Wilke zusam-men, der damals den „Förderkreis Gedenkstätte Halbe“ leitete. So war ich dann nochJahre später immer wieder in Halbe, z. B. bei der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag derSchlacht bei Halbe. Ich stehe auch heute noch mit Frau Else Krabs, Baruth, in steti-ger Verbindung. Sie ist ja die Schwiegermutter von Katrin Krabs (Friedhofsaufseherinvom Friedhof Halbe).

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Ich war nach meiner Gefangennahme in einem russischen Gefangenenlager und wur -de im Spätherbst nach Polen ins oberschlesische Kohlenrevier verbannt. Dort liegennun auch unzählige verhungerte, erschlagene, zu Tode gequälte Kameraden, die keineBlumen und geschmückte Gräber haben. Auch unser hochverehrter Bun des prä sidentGauck ist nach seiner Rückkehr von einem Besuch des Kon zen tra tions la gers Au -schwitz an diesen Gräbern vorbeigefahren. Leider hat sich bis heute niemand umdiese Gräber gekümmert.Als kleines Dankeschön überreiche ich Ihnen beiliegend meine „Jugenderinne run -gen“ und wünsche Ihnen den hochverdienten, geruhsamen Lebensabend bei guterGe sundheit.

Ich verbleibe mit herzlichen Grüßen und in treuer Verbundenheit

Ihr F. Lachenmaier

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Am 10.6.1944 ist er in der Normandie vermisst ...

Dr. med. Albert LambertzMönchengladbach

Sehr geehrter Herr Führer!

Ihr Abschiedsbrief zum Ausscheiden als Präsident des Volksbundes veranlasst mich,angeregt durch Ihre Gedanken im Zusammenhang mit Friedhof, einige persönlicheGedanken mitzuteilen.

Mein Vater wurde sofort am 1.9.1939 zur Wehrmacht eingezogen. Ich habe ihn zu -letzt im Urlaub (Januar 1944) gesehen.

Am 10.6.1944 ist er in der Normandie vermisst, die endgültige Todesmeldung erhiel-ten wir nach der Umbettung auf den Friedhof La Cambe durch den Volksbund. 1967war ich erstmals mit meiner Mutter an seinem Grab. Als Adenauer 1955 in Russlanddie Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen erreichte, schauten wir in ei -ner Wirtschaft im Fernsehen die Ankunft der Gefangenen in Friedland, in der va genHoffnung, dabei vielleicht unseren Vater wiederzusehen, der evtl. noch von Frank -reich an die Ostfront verlegt worden sei – doch umsonst.

Abschließend verspreche ich Ihnen, weiter mit meinen kleinen Spenden den Volks -bund zu unterstützen.

Ihnen wünsche ich einen ruhigeren Ruhestand.

Mit freundlichen Grüßen

Lambertz

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Briefe an den Präsidenten 133

Da wusste ich schon,

was die Stunde geschlagen hatte ...

Ferdinande LammingerBad Sassendorf

Lieber Herr Führer!

Für so einen schönen Abschiedsbrief ganz lieben Dank!

Es war so viel Freud und Leid darin, dass ich auch beim Lesen recht traurig war, dennauch ich habe in fünf Tagen vor Kriegsende meinen Verlobten verloren. Das war umso trauriger, weil mein lieber Freund Jahre bei der Luftfahrt und Fluglehrer war. Inden letzten Wochen musste er zum Panzer-Regiment („Adolf Hitler“), er schrieb imletzten Brief, es war ein höherer Befehl, und das passte mir ganz und gar nicht!

Da wusste ich schon, was die Stunde geschlagen hatte, und so war es auch. Er ist nocham 1. April 1945 gefallen. Sein Gedenken ist immer in meinem Herzen, und die Zeitläuft mir immer schneller. In 14 Tagen werde ich 88 Jahre alt, und ich war damals 18Jahre, wo ich im Sauerland meine Liebe fand. Leider war sie viel zu kurz! – Die Zeit!!

Ja, ich werde dem Volksbund weiter die Treue halten, und Ihnen wünsche ich für Ihre

Zukunft alles Beste, eine gute Adventszeit und Weihnachtszeit, Gesundheit für 2014!!!!

Herzlich grüßt Sie

Ferdinande Lamminger

PS: Hoffentlich kommt nie wieder ein Krieg hier hin!!

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Unsere Reise ist doch nur durch die Arbeit

des Volksbundes mö glich geworden.

Gisela LamyFrankfurt

Sehr geehrter Herr Führer,

ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihren so ausführlichen und persönlich gehaltenen„Abschiedsbrief“ von Ihrem Präsidentenamt. Für Ihren ferneren Lebensweg wünscheich Ihnen das Beste, vor allen Dingen Gesundheit, damit Sie noch weiterhin, dannund wann – wie Sie schreiben – für den Volksbund tätig sein können. Aber auch dasist wichtig, dass Sie für sich selbst und Ihre Familie da sein können, etwas Schönesunternehmen, ganz nach dem eigenen Gusto!

Zu meiner eigenen Geschichte bzw. zu der meiner Familie möchte ich Folgendes aus-führen: Mein Vater (geboren 1900) starb 1945 in russischer Kriegsgefangenschaft imLazarett Beketowka in der Nähe von Stalingrad. Er war zwar nach einer Zeit inFrank reich und Russland wieder in Deutschland stationiert. Aber im Februar 1945wurde seine Einheit von Fürstenfeldbruck (Fliegerhorst) aus an die russische Frontge worfen. Irgendwann landete er in Beketowka, wo er im August desselben Jahres anUnterernährung und Ruhr starb. Zwei seiner Kameraden, die das Glück hatten, nachHause zu kommen, haben uns per Post Mitteilung von seinem Tod gemacht.

Meine Mutter, meine Schwester (die ihren Vater eigentlich nie richtig kennen gelernthat, da 1938 geboren) und ich, hatten überhaupt nicht damit gerechnet, dass wirirgendwann einmal das Grab des Mannes und Vaters besuchen können. Und einesTages war es tatsächlich durch die ausdauernde Arbeit und die Beharrlichkeit desVolksbundes möglich, dorthin zu reisen.

Im Mai 2001 sind dann meine Schwester und ich mit VETO Travel über Moskaunach Wolgograd gereist. Unsere Mutter hätte diese Reise sicher gern mit unternom-men, aber sie lebte zu dieser Zeit nicht mehr.

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Briefe an den Präsidenten 135

Meiner Schwester und mir war es sehr wichtig, den Namen unseres Vaters an demsteinernen Rund der Grablage lesen zu können. Wussten wir doch somit, wo er nunseine Ruhestätte gefunden hat. Wir waren beeindruckt von der großen Anlage, zu derwohl auch der russische Friedhof zu zählen ist. Da es Mai war, legten wir Mai glöck -chen nieder.

Ich möchte noch erwähnen, dass die Reise durch das Reisebüro VETO Travel, Kölngut organisiert war.

Entschuldigen Sie bitte, dass ich so ausführlich über meine Familie berichtet habe.Aber es war mir ein Anliegen, es Ihnen zu erzählen. Unsere Reise ist doch nur durchdie Arbeit des Volksbundes möglich geworden.

Mit meinen nochmaligen besten Wünschen bin ich

mit freundlichen Grüßen

Ihre Gisela Lamy

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Im Gedenken an meinen gefallenen Vater

habe ich mich spontan eingetragen ...

Dr. Walter LangOberkirch

Sehr geehrter Herr Führer,

Ihr Abschiedsbrief anlässlich Ihres Ausscheidens aus dem Amt des Präsidenten desVolksbundes hat mich tief bewegt. Ich fühle mich nun auch umgekehrt dazu aufge-rufen, Ihnen für Ihre langjährige hingebungsvolle Arbeit aus der Sicht der Ange hö ri -gen der Kriegsopfer zu danken.

Es ist für mich und meine große Familie eine wunderbare und tröstliche Gewissheit,durch Ihre Aktivitäten der Umbettung den Ort zu kennen, wo die Gebeine meinesvor Moskau 1943 gefallenen Vaters ihre letzte Ruhestätte gefunden haben und dortauch in einem liebevoll gepflegten Ambiente auf Dauer gesichert sind (Sebesh, Block11, Reihe 6, Grab 568).

Es mag Sie vielleicht interessieren, wie ich zum Volksbund kam. Im Jahre 1979 warich auf einem Urlaub in der Bretagne und stieß dort auf einen großen Sol da ten fried -hof in der Nähe von Brest. In einer offenen Halle fand ich ein Buch, in das man sichein tragen konnte, falls man Interesse an einer Mitgliedschaft im Volksbund hatte. ImGedenken an meinen gefallenen Vater habe ich mich spontan eingetragen und erhieltdann auch bald die Unterlagen über die Mitgliedschaft. Auch mein Bruder hat ähn-lich gehandelt, sodass wir nun schon jahrzehntelang treu dabei sind und dies auchbleiben wollen, solange wir leben.

Mit allen guten Wünschen für Ihr weiteres Wohlergehen und dem herzlichsten Dankfür Ihre unvergleichlich wertvolle Arbeit

Ihr Walter Lang

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Es ist mein Beitrag zum Bewusstsein

der Versö hnung über den Gräbern.

Barbara LindowBad Reichenhall

Sehr geehrter Herr Führer,

für Ihren letzten offiziellen Brief vom 28. Oktober 2013 möchte ich aufs Herzlichstedanken. Ihre Erinnerungs-Zeilen von Frickenhausen waren sehr einprägsam.

Ihre weiteren Gedanken in ansprechender Ausführlichkeit haben zusammengefasst,wie vielseitig und oft schwierig die Arbeit Ihrer Amtszeit sich gestaltete. Ihren Aus -füh rungen bin ich sehr aufmerksam gefolgt. Auf Seite 2 fragen Sie, wie ich es sehe:in voller Zustimmung Ihrer anschaulichen Anmerkungen!

Im Jahre 2014 werden es zehn Jahre der Erarbeitung der Gedenkstätte für unserenVater in Halbe. Es war gut, dass Herr Dr. Dodenhoeft in einem der Mitteilungshefteanfragte, warum man spendet. Mit meiner Antwort kam damals ins Rollen, dass Sieeine Ruhestätte ausfindig machen konnten mit den Angaben über den Tod meinesVaters. Zum 60. Jahrtag – 7.6.1946 – konnte ich nun Dank Ihrer Bemühungen dieStätte in Halbe auf dem großen Waldfriedhof besuchen. Ja, es tat gut, dort zu ver-weilen. Nähere Eindrücke von dort schrieb ich damals.

Das von Ihnen ausgewählte Bild für Ihren Brief von Apscheronsk (2005) hat michschon im Mitteilungsheft von 2005 beeindruckt. Ihre Anmerkung für das jetztfreund schaftliche Miteinander auf dem nächsten Foto mit Alexander Chartschenkoist bedeutend. Leider war es mir nicht möglich, an der von Ihnen angebotenen Reisezur Einweihung der Gedenkstätte in Rshew teilzunehmen.

Ihnen nochmals Dank zu sagen für Ihre wertvolle Arbeit über die vielen Jahre IhrerAmtszeit, ist mein Anliegen. Weiterhin werde ich versuchen, an den traditionellen Ge - denkgottesdiensten vor Ort und Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag teilzu -neh men wie auch den Fernsehübertragungen aus Berlin zum Volkstrauertag zu folgen.Es ist mein Beitrag zum Bewusstsein der Versöhnung über den Gräbern. Die Jugend-

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Workcamps und Begegnungsstätten sind mit Sicherheit eine Möglichkeit und Hilfefür die mahnende Funktion der Kriegsgräberstätten.

Ihnen, Herr Führer, eine erholsame Auszeit. Eine gesegnete Adventszeit!

Herzliche Reichenhaller Grüße

Barbara Lindow

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Zeichen meines Dankes

Heinz LischkeZerbst

Sehr geehrter Herr Führer!

Ihren freundlichen Gruß mit der Nachricht von Ihrer Verabschiedung als Präsidentdes Volksbundes habe ich dankend erhalten. Zugleich danke ich Ihnen sehr herzlich,wenn auch verspätet, für die Urkunde zur 10-jährigen Mitgliedschaft, die Sie mir imSommer haben zukommen lassen. Als Zeichen meines Dankes geht mit gleicher Postmein Gedichtband „Rufe aus der Nacht“ an Sie ab.

Ich werde auch weiterhin dem Volksbund die Treue halten.

Ihnen wünsche ich für die Zukunft Gesundheit und Wohlergehen! Bleiben Sie herz-lich Gott befohlen und vielmals gegrüßt

von Ihrem alten Schlesier und Kriegsteilnehmer

Heinz Lischke, Pastor i. R.

PS: Den Soldatenfriedhof in Apscheronsk habe ich noch vor seiner Eröffnung aufgesucht.

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140 Briefe an den Präsidenten

... erheblichen Beitrag zur Entwicklung und

Stabilisierung eines friedlichen Europa geleistet.

Kirsten Lühmann, MdB

Sehr geehrter Herr Fuhrer,

Ihren Abschied als Präsident des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge nehmeich zum Anlass, Ihnen für Ihr langjähriges herausragendes Engagement und Ihre Ein -bindung der Mitglieder des Deutschen Bundestages herzlich zu danken!

Sie haben mit Ihrer Arbeit nicht nur den Angehörigen gefallener Soldaten großeDiens te erwiesen, sondern auch einen erheblichen Beitrag zur Entwicklung und Sta -bi lisierung eines friedlichen Europa geleistet. Das Gedenken und die Erinnerung andie Gefallenen ist nicht nur geboten, um deren Einsatz angemessen zu würdigen, son-dern es vergegenwärtigt auch den heutigen Generationen die Folgen von Krieg undGewalt. Das ist meines Erachtens ein unverzichtbarer Bestandteil politischer So zia li -sation, eine Grundlage zur Herausbildung eines Friedensbewusstseins.

Ich werde dem Volksbund weiter die Treue halten und wünsche Ihnen einen erfüll-ten und aktiven Ruhestand.

Mit freundlichen Grüßen

Kirsten Lühmann

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Briefe an den Präsidenten 141

M

Dieser zusammengefasste Bericht

ging mir sehr zu Herzen!

H. M.Muldestausee

Sehr geehrter Herr Reinhard Führer!

Danke Ihnen sehr herzlich für Ihren sehr interessanten, ausführlichen und emotio-nalen Brief! Wunderbar! Dieser zusammengefasste Bericht ging mir sehr zu Herzen!

Man merkt deutlich, wie sehr Sie sich und mit aller Kraft für den Volksbund Deut -sche Kriegsgräberfürsorge e. V. eingesetzt und gearbeitet haben und noch heute sehrverbunden mit dieser großen Aufgabe sind! Beispielgebend! Vorbildlich! Wenn manIhren Bericht gelesen hat, merkt man erst einmal, wie wichtig diese Arbeit mit derKriegsgräberfürsorge ist!

Ein Onkel, Papas jüngster Bruder, der während des Krieges als Melder in Russlandein gesetzt war und im zeitigen Frühjahr 1945 bei Thorn in Gefangenschaft kam, starbim Gefangenenlager und fand seine Ruhe im Massengrab.

Unsere Familie stammt aus dem ehem. Sudetenland, Nordost-Böhmen, Nähe Rie -sen gebirge (Reichenberg, Trautenau und Braunau/Sudeten war unser Heimatkreis).Nach dem wahnsinnigen Hitler-Krieg wurde es Tschechien. Dort besaßen unsere lie-ben Eltern einen großen Bauernhof. Vater war studierter Landwirt, war auch Schöffe

bei Gericht und die tschechische Sprache beherrschte er perfekt. Unser Dorf war halbdeutsch und halb tschechisch (Deutsch-Matha und Böhmisch-Matha); jeder Deut -sche konnte tschechisch sprechen und jeder Tscheche konnte deutsch sprechen, undwir lebten alle gut und friedlich zusammen!

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142 Briefe an den Präsidenten

Vater war ein von allen geachteter Mann, hatte auch tschechische Freunde. Miteinem Misch-Ehepaar spielte er im Musiktrio „Geige und Cello“. Vater, 1898 gebo-ren, war nach dem Studium noch im Ersten Weltkrieg, sein Vater blieb in Ju gos la -wien. Vater kehrte nach italienischer Gefangenschaft aus Genua wieder heim undgründete einen Volkschor, der auch Theater spielte. Mutter spielte Gitarre und sangauch im Chor, sie war 1912 geboren.

1932 wurde geheiratet. Vater war ein sehr gerechter Mann und hatte auch die Tsche -chen während der „Nazi-Zeit“ sehr gerecht behandelt und unterstützt. Auch unsereFremdarbeiter auf dem Hof hatten es gut. Das zahlte sich nach dem verlorenen„Hitler-Krieg“ aus. Der tschechische Staatsmann Benesch befand sich während desKrieges in England im Exil. Er spielte bei den Siegermächten eine falsche Politik ge -gen die Sudetendeutschen, weil er diese loswerden wollte.

Am 9. Mai 1945 war der Krieg zu „Ende“. Am 10. Mai sprach Benesch per Rund -funk-Ansprache an sein Volk, u. a.: „Verjagt und vertreibt die Deutschen, nehmtihnen alles weg, die Deutschen sind vogelfrei, wer einen Deutschen tötet, begeht einegute Tat!“

Am 11. Mai wurden bei den Deutschen alle Rundfunkgeräte von tschechischen Sol -da ten abgeholt, danach erfolgte eine wilde Vertreibung. Deutsche wurden aus ihrenHäusern verjagt, gefoltert, erschossen, viele bzw. alle Männer wurden ins Tsche chi -sche gebracht und mussten bei schlechter Ernährung schwere Arbeit leisten, auch un -ser Vater. Er blieb Gott sei Dank am Leben!

Nachdem die Männer abgeholt waren aus den Höfen und Häusern, kam ein tsche-chischer Mann mit einer Aktentasche auf unseren Hof, stellte sich vor bei Mutter alsder neue Besitzer, und dass wir unsere Arbeit so wie bisher weitermachen sollen. Wirhatten wenigstens noch unser Essen.

Ab September 1945 begann eine geregelte Vertreibung der Deutschen mit 25 kg proPerson an persönlichem Gepäck. Sie wurden in Kohle- und Viehwaggons nachDeutschland verfrachtet. Vater wurde Ende Juni 1946 aus dem tschechischen Lagerentlassen. Seine tschechischen Freunde aus dem Dorf hatten ihm geraten, die tsche-chische Staatsbürgerschaft anzunehmen, nur so könnten wir unser Hab und Gut be -halten und in der schönen Heimat bleiben. Aber Vater wusste, solange ein Beneschwas zu sagen hat, geht es den Deutschen nicht gut, und so war es auch. Die Deut -

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schen, die sich zu Tschechen bekannten, wurden trotzdem enteignet und hatten nurNachteile!

Im Juli (11.) war unsere Gemeinde an der Reihe. Auch wir, Eltern und vier schul-pflichtige Kinder mit Handgepäck, kamen in das Sammellager. Am 15. Juli ging esmit dem Transport mit 2 000 Menschen in eine ungewisse Zukunft. Am 18.7. land-eten wir im Kreis Bitterfeld-Wolfen. Friedersdorf wurde unsere zweite Heimat, wasfür die Eltern eine große Umstellung war. Wir Kinder lebten uns durch neue Schul -freun de besser ein. [...]

Ihnen, sehr geehrter Herr R. Führer, alles erdenklich Liebe und Gute für weiterhin!

Beste Grüße

von H. M.

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Dass ich das machen durfte, dafür bin ich meinem

Schicksal dankbar und auch ein wenig stolz darauf ...

Georg MechlenburgDarmstadt

Sehr geehrter Herr Noch-Präsident!

Haben Sie vielen Dank für Ihre bewegenden Worte in Ihrem so persönlich gehalte-nen Brief zu Ihrem Abschied aus der Verantwortung des Volksbundes. Auf diesenBrief möchte ich reagieren mit einer Schilderung ganz persönlicher Art, dessen Ver -öf fentlichung und Redaktion ich Ihnen ganz anheimstelle.

Ich bin beinahe 86 Jahre alt und habe die letzte Phase des Zweiten Weltkrieges als 17-jähriger Soldat in aller Härte miterlebt. Als MG-Schütze (Panzergrenadier) ging ichmit meinem zweiten MG-Schützen nach dem Verlust meiner sechs Kameraden inmei ner Gruppe am 26. März 1945 in amerikanische Gefangenschaft. Wir wurdenmit einer großen Anzahl PoWs (Prisoners of War) über belgische Lager in Charleroiund Namur schließlich nach Lüttich-Liège gebracht, wo wir nach eigenem Wunscheeinem Arbeitslager zugewiesen wurden (Kriegsgefangene durften nach Genfer Kon -vention nicht ohne Einwilligung für Zwecke des Kriegsgegners eingesetzt werden). Soarbeiteten etwa 3 000 Gefangene in einem Material- und Verpflegungslager auf einerMaasinsel für den Nachschub der US-Truppen in Europa, sogar gegen Löhnung, diebei unserer Entlassung in Offenburg später 1947 ausgezahlt wurde.

Aufsicht und Behandlung waren nicht gerade human, aber immerhin hatten wireinen geregelten Tages- und Arbeitsablauf bei allerdings karger Verpflegung und dürf-tiger Unterkunft. Dies blieb so im Bereich Lüttich im Jahre 1945.

Im sehr strengen Winter 1945/46 ergab sich eine Änderung unseres Arbeitseinsatzes:Wir fuhren täglich in 6x6-Lastwagen nach Osten in Richtung Verviers – Henry-Cha -pelle, dem Brennpunkt der im Winter 1945 erfolgten deutschen Ar den nen of fen sive.Diese zunächst für die deutschen Truppen erfolgreiche Offensive blieb wegen Ben -zin mangels stecken und führte zu einer der härtesten Schlachten des Zweiten Welt -kriegs. Auf beiden Seiten gab es hohe Verluste, und in der Endphase des Krieges wur-

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den die Gefallenen am Ort ihres Todes notdürftig verscharrt. Nach Kriegsende am 8.Mai 1945 kamen deutsche und alliierte Unterhändler überein, man müsse die dortGefallenen identifizieren und würdig bestatten. Und so wurden wir Kriegsgefangenein Lüttich dafür eingesetzt, diese Aufgabe zu übernehmen.

Aus dem in diesem Winter besonders hart- und tiefgefrorenen Boden bargen wir Lei -che um Leiche. Diese wurden in großen beheizten Zelten von Pathologen beiderKriegs parteien untersucht auf ihre Identität nach Erkennungsmarken oder Ge biss -ana lysen. Ostern 1946 wurden wir durch die Lagerleitung darüber informiert unddurch die UNO belobigt: Alle Gefallenen der Ardennenoffensive waren identifiziert,die Angehörigen benachrichtigt und die Gefallenen in würdigen, landschaftlich wun-dervoll gelegenen Kriegsgräberstätten beigesetzt. Letzteres war allerdings nicht unsereAufgabe.

Gestatten Sie mir zu dieser Erinnerung noch ganz persönlich die folgende An mer -kung: 1961 habe ich als bestallter Studienrat geheiratet. Eine unserer ersten gemein-samen Reisen galt dieser Gegend um Henry-Chapelle. Wir waren beide tiefbewegtund gleichzeitig begeistert über die Schönheit und sorgfältige Pflege dieser Friedhöfeder Ardennenoffensive.

Ich habe in meinem langen Leben nie etwas Wesentlicheres getan als diese Bergungge fallener Kameraden. Dass ich das machen durfte, dafür bin ich meinem Schicksaldankbar und auch ein wenig stolz darauf bis zum heutigen Tage.

Meine Frau und ich wünschen Ihnen einen angenehmen Ruhestand und verbleibenmit besten Grüßen

Ihr Georg Mechlenburg

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Denn wir alle wissen, dass sich die Zukunft nicht

errichten lässt, wenn man die Vergangenheit vergisst.

Elio MenzioneBotschafter der Italienischen Republik in der Bundesrepublik Deutschland

Sehr geehrter Herr Präsident,

haben Sie vielen Dank für Ihr Schreiben mit der Nachricht, dass Sie beschlossen ha -ben, nach elf Jahren das Amt des Präsidenten des Volksbundes Deutsche Kriegs grä -ber fürsorge e. V. niederzulegen.

Ich möchte Ihnen all meine Anerkennung für die von Ihnen geleistete Arbeit und fürden Beitrag aussprechen, den Sie in einem so schwierigen Bereich wie der Bewahrungder Erinnerung leisten, die Ihr Verein als vorrangiges Ziel anstrebt. Denn wir alle wis-sen, dass sich die Zukunft nicht errichten lässt, wenn man die Vergangenheit vergisst.

Ich bin sicher, dass die mit Ihnen aufgebaute vertrauensvolle Beziehung der Zu sam -men arbeit auch mit Ihrem Nachfolger Herrn Markus Meckel fortgeführt werdenkann.

Gern übermittle ich Ihnen meine besten Wünsche für Ihre Zukunft und nehme dieGelegenheit wahr, Ihnen freundliche Grüße zu senden.

Ihr Elio Menzione

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Für die vertrauensvolle Zusammenarbeit

danke ich Ihnen sehr und spreche Ihnen

meine Anerkennung für Ihr Wirken aus.

Dr. Angela MerkelBundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland

Sehr geehrter Herr Führer,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 9. Oktober 2013.

Mit seiner wertvollen Arbeit bewahrt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorgedas Gedenken an die deutschen Kriegstoten. Er tut dies im Geiste internationaler Zu -sammenarbeit, Verständigung und Versöhnung und fördert damit die Begegnungund das Verstehen gerade auch junger Menschen.

Gemeinsam mit mehreren tausend anderen Ehrenamtlichen und über 500 haupt -amt lichen Mitarbeitern haben Sie als Präsident fast 11 Jahre lang diese wichtige Auf -gabe erfüllt und die Arbeit des Volksbundes maßgeblich geprägt. Insbesondere auchIhrem persönlichen Einsatz ist es zu verdanken, dass es mittlerweile gelungen ist, aufdem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion die notwendigen Sammelfriedhöfe an zu le -gen. Auch haben Sie entscheidenden Anteil daran, dass die Bundeswehr An ge hörigenvon Gefallenen jetzt ein Ehrengrab anbietet, wenn sie es wünschen.

Für die vertrauensvolle Zusammenarbeit danke ich Ihnen sehr und spreche Ihnenmeine Anerkennung für Ihr Wirken aus. Ich bin sicher, dass die Zusammenarbeitzwi schen dem Volksbund und der Bundesregierung auch unter der PräsidentschaftIhres Nachfolgers Markus Meckel in bewährter Weise fortgeführt wird.

Ihnen wünsche ich für die Zukunft alles Gute, vor allem Gesundheit und Wohl er -gehen.

Mit freundlichen Grüßen

Angela Merkel

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148 Briefe an den Präsidenten

Ich trage gern etwas zur Arbeit des Volksbundes bei.

C.-H. M.Rogätz

Den Abschiedsbrief von Herrn Führer habe ich erhalten. Darin sind viele Gedankenenthalten, die mich auch berühren. Es freut mich, dass Herr Markus Meckel, der ausunserer Ecke stammt, den Posten übernimmt. Ich trage gern etwas zur Arbeit desVolks bundes bei.

Nun noch einmal meine Frage: Ich bin noch immer auf der Suche nach meinem Ka -me raden G. W. aus N. Wir sind im Juli 1944 in Mittelfrankreich in eine Par tisa nen -fal le geraten, dabei sind sechs Kameraden umgekommen. Sie wollten nachforschen,wo er verblieben ist. Die Familie hat niemals einen amtlichen Bescheid bekommen.Sie wissen nur durch mich, was passiert war, ich hatte Glück gehabt. Sie wollten dochden ehemaligen Verwalter vom Soldatenfriedhof Berneuil zur Nachforschung schi -cken, es ist eben zu lange her.

Nun noch eine andere Sache. Ich bin im August in Belgien gewesen. Bei einer Flan -dern rundfahrt haben wir den englischen Soldatenfriedhof von 1914 – 1918 (sehrguter Zustand) bei Ypern besucht, im Anschluss den deutschen Soldatenfriedhof von1914 – 1918 bei Vladslo (kein guter Zustand). Vor zwei Jahren habe ich einem Be -kann ten aus Magdeburg, dessen Vater in Frankreich gefallen ist, auf die Fahrt zumSoldatenfriedhof La Cambe, wo der Vater beerdigt ist, aufmerksam gemacht. Nachseiner Rückkehr hat er sich bei mir bedankt. Es war für ihn bewegend, nach so vie-len Jahren am Grabe seines Vaters zu stehen.

Das war es nun heute von mir.

Mit freundlichen Grüßen

C.-H. M.

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Es ist ermutigend, wie junge Menschen auf der

Gedenkveranstaltung über ihren Einsatz für den

Volksbund im Ausland mit Passion berichten!

Ralf MichaelReinsdorf

Sehr geehrter Herr Führer,

Ihre Mitteilung anlässlich Ihres Abschiedes als Präsident des Volksbundes hat michzunächst erfreut, dann aber doch wehmütig berührt.

Auch wenn wir uns nicht direkt begegnet sind, empfinde ich es doch nach über zehnJahren Mitgliedschaft beim Volksbund als einen fast persönlichen Abschied Ihrerseits.Das mag einerseits daran liegen, wie Sie sich einem gemeinsamen Anliegen mit gro-ßem Engagement gewidmet haben, andererseits wird es wohl in dem gleichermaßenDurchleben einer schweren Zeit begründet sein, da wir diese, wohl etwa gleichaltrig,erleben mussten.

Sie in frühen Jahren ohne Mutter, ich mit nur bruchstückhafter Erinnerung an meinenVater: Seit 1944 vermisst, Einheit auf dem Rückzug von Charkow vor den Karpatenbei Paulesti/Ploestie von den zunächst mitkämpfenden Rumänen gefangen genom-men, dann an die Russen übergeben – und jede Spur verliert sich, auch bei der Deut -schen Dienststelle nicht feststellbar. Kindheit nach ’45 mit Mutter und Großmutterverbracht, Lebensunterhalt mit Ährenlesen, Kartoffelstoppeln und Kühehüten hier imländlichen Bereich bei Zwickau gestützt, trotzdem Abitur in Zwickau und Abschlussan der TH Dresden unter erheblichen Entbehrungen meiner Mutter erreicht – wofürich ihr unendlich dankbar bin. Das als kurzen Abschweif in meine Vita.

Heute ist es für mich Verpflichtung und Ehre, das Grab meiner Mutter zu pflegen,den Namen meines Vaters auf dem Reinsdorfer Ehrenmal veranlasst zu sehen, zurjähr lichen Gedenkstunde im Sächsischen Landtag dabei zu sein und nicht zuletzteinen gewissen materiellen Beitrag für den Volksbund zu leisten. Es ist ermutigend,wie junge Menschen auf der Gedenkveranstaltung über ihren Einsatz für den Volks -bund im Ausland mit Passion berichten!

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Insofern können Sie auch weiterhin mit meinem Engagement rechnen.

Ob der neue Präsident das Amt mit ähnlicher Leidenschaft pflegen wird, wie Sie estaten, wage ich zu bezweifeln. Da fehlt ihm sicher generationsbedingt das persönli-che Erleben. Trotzdem glaube ich, dass es an einem redlichen Bemühen nicht fehlenwird und man ihm ein Fortführen der Tradition unterstellen kann.

Sofern mein Brief Sie noch rechtzeitig erreicht, wünsche ich Ihnen ein gesegnetesWeihnachtsfest mit jetzt sicher etwas mehr Ruhe und Gelassenheit. Auf jeden Fallaber für die weitere Zukunft Gesundheit – und noch immer etwas Mitmischen beimVolksbund.

In diesem Sinne verbleibe ich

Ihr Ralf Michael

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Denn ich betrachte auch das Schicksal

meines Vaters als eine Folge des von Deutschland

entfesselten verbrecherischen Krieges.

M. M.Potsdam

Sehr geehrter Herr Führer,

es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen für Ihren so persönlichen Abschiedsbrief aus IhremEhrenamt als Präsident des Volksbundes vom 28.10.2013 zu danken. Er erschien jabereits im letzten Heft des Volksbundes. Jetzt aber, in Form des persönlichen Briefes,las ich ihn noch einmal intensiv und war wieder, ebenso wie meine Frau, beeindrucktüber die tiefen Gedanken, die Sie darin geäußert haben: zu Ihrer ersten Begegnungmit einem Denkmal für die Kriegstoten als siebenjähriger Junge, über die bewegen-den Feiern an den neuen Kriegsgräberfriedhöfen im Osten, in Rossoschka, Charkowoder Duchowschtschina, zu den sich wandelnden, aber nicht weniger werdendenAufgaben des Volksbundes.

Diesem Dank an Sie (erst durch Ihren Brief ist mir bewusst geworden, dass Sie jahre -lang die verantwortungsvolle, erfolg- und segensreiche Tätigkeit als Präsident ehren-amtlich geleistet haben) möchte ich noch kurz anfügen, weshalb ich nach dem Endeder SED-Diktatur Fördermitglied des Volksbundes geworden bin.

Mein Vater war geschäftsführender Gesellschafter einer mittelständischen Firma undwurde im Juli 1945 „abgeholt“, wie man damals sagte. Über mehrere Stationen kamer zunächst in das berüchtigte Schweigelager Ketschendorf, dann in das „SpeziallagerNr. 1 Mühlberg“, wo er 1948 an den Internierungsbedingungen starb. Erst nach derWende konnten wir zu diesem Ort des Grauens gelangen und auf dem entstehendensymbolischen Gedenkfriedhof ein schlichtes Holzkreuz aufstellen. Deshalb wurde esfür mich ein inneres Bedürfnis, den Volksbund, der sich so für die Opfer der Welt -krie ge einsetzt, zu unterstützen. Denn ich betrachte auch das Schicksal meines Vatersals eine Folge des von Deutschland entfesselten verbrecherischen Krieges.

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Bereits vor Ihrem Abschiedsbrief bin ich persönlich mit dem Volksbund in Kontaktgetreten, veranlasst durch den Aufruf, sich an einem geplanten Buchprojekt „Verlo -re ne Talente“ zu beteiligen. Mein Vater hatte neben seiner kaufmännischen Tätigkeitsehr viele musische Talente. Leider haben wenige seiner Werke als Lyriker, Komponistund Maler die Kriegswirren überstanden. Aber das, was noch vorhanden ist, wäre eswert, nicht vergessen zu werden. Deshalb hatte ich im August 2013 einen Kontaktmit Herrn Dr. Dodenhoeft, der mir aber sagte, dass eine Finanzierung des Projektsnoch nicht abgesichert ist und er deshalb mit der eigentlichen Materialsammlung fürdie Veröffentlichung noch nicht begonnen hat. Ich hoffe sehr, dass sich die finan-ziellen Probleme lösen lassen und dass dann auch mein Vater in dem geplanten BuchErwähnung finden kann.

Ihren Aufruf, den Volksbund weiter zu unterstützen, finde ich notwendig, und werdedeshalb meinen bisherigen Jahresbeitrag (in einem getrennten Schreiben an denVolksbund) entsprechend meinen Möglichkeiten erhöhen.

Ich wünsche Ihnen für die Zukunft weiterhin gute Gesundheit und Kraft, dass Sieden Volksbund weiterhin unterstützen. Ich grüße Sie herzlich.

M. M.

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Zu gern wäre ich an die echte Grabstätte

meines Vaters getreten.

Rosemarie MühleHeidenau

Sehr geehrter Herr Führer!

Vielen herzlichen Dank für die ausführlichen Zeilen in Ihrem Brief vom 28. Oktober2013, der mich wieder sehr berührt hat.

Meinen Vati habe ich persönlich nie kennen gelernt. Im Februar 1940 bin ich gebo-ren und im September 1941 ist er in diesem sinnlosen Krieg gefallen. Meine Muttihat ihr ganzes Leben darunter gelitten.

1990 kam für uns in der DDR die „Wende“, 1992 ist meine Mutti gestorben. Soerhielt ich erst mit 52 Jahren Einblick in alle ihre Unterlagen, die sie bis dahin als ihralleiniges Geheimnis wie ein Vermächtnis gehütet hat.

Mein Großvater war Friedhofsmeister in Burkardswalde. So habe ich von Kindheitan mit Mutti den Großeltern auf unserem Dorffriedhof geholfen. Nun habe ich fürsie, Großeltern und Eltern, ein großes Grab in stillem Gedenken eingerichtet undpflege es.

Mein Vater wurde 40 Kilometer vor dem damaligen Leningrad schwer verwundet. Erkam ins nächste Lazarett nach Krasnoe Selo, wo er verstarb. Seine Beisetzung „inallen Ehren“ erfolgte im Schlosspark zu Wolkowizi. Nach Jahren wurde er nach Est -land auf den Soldatenfriedhof an der Narva (Reihe 12) umgebettet.

Zu gern wäre ich an die echte Grabstätte meines Vaters getreten. Doch die niedrigeRente erlaubt mir leider diese weite Reise nicht.

Ihnen, sehr geehrter Herr Führer, noch einmal ganz herzlichen Dank!

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So wünsche ich Ihnen, sowie für Ihre Familie, für die Zukunft unter Gottes Segenalles Gute, in Gesundheit und Wohlergehen.

Mit freundlichen Grüßenherzlich verbunden

IhreRosemarie Mühle (geborene Hessel)

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Mein sehnlichster Wunsch ...

Klaus Müller-FalckeBremervörde

Sehr geehrter Herr Führer,

ich habe das Bedürfnis als Mitglied, Ihnen persönlich einmal für Ihre aufopferndeTä tigkeit in den langen Jahren der Führung des Volksbundes Deutsche Kriegs grä ber -fürsorge Dank zu sagen. Trotz meiner geringen Spenden erhalte ich laufend Ihre Mit - teilungen mit den Ergebnissen Ihrer Arbeit.

Ich persönlich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass auch mein Vater eines Tages

gefunden wird, der im Raum Orasch-Minsk verschollen ist. Mein sehnlichster Wunschist es, dass es mir noch vergönnt sei, von unserem verlorenen Hof etwas Heimaterdeauf sein Grab streuen zu können.

Für Ihren Ruhestand wünsche ich Ihnen noch viele gesunde Jahre. Aber auch IhrenMitarbeitern und Ihrem Nachfolger wünsche ich viele erfolgreiche, gesunde Jahre.

Mit herzlichen Grüßen und danke

Ihr Klaus Müller-Falcke

Rote Kreuz Stammkarte: 25921 -1579339 - 0Müller-Falcke, Dietrich, geb. 8.8.19111./Pz.G. Feld Ers. Batl. 25: Fp. Nr. 57 133 BVerm.: zwischen dem 23. Juni und 7. Juli 1944im Raum Orasch – Minsk

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... der Volksbund steht mir sehr nahe

Hans-Jürgen MüllerReichshof-Hespert

Sehr geehrter Herr Führer,

vor einigen Tagen kam Ihr Brief, mit dem Sie sich als Präsident des Volksbundes ver-abschieden.

Vielen Dank für Ihre so vielsagenden Zeilen in diesem Brief. Gerade jetzt, wo amkom menden Sonntag viele Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag stattfinden,sind Ihre Worte besonders ergreifend.

Unabhängig von der Einladung unseres Vorsitzenden des Oberbergischen Kreis ver -ban des, Landrat Hagen Jobi, findet in unserer Gemeinde nach dem Gottesdienst eineGedenkfeier am Ehrenmal statt. Die örtlichen Vereine sind anwesend und nach eini-gen Ansprachen, Ermahnung für Frieden, Versöhnung und „nie wieder Krieg“ folgtdas Lied „Ich hatt’ einen Kameraden“! Das geht jedem Anwesenden sehr nahe!

Unser Großvater Emil Müller fand in den letzten Kriegstagen 1918 den Tod. Er ist

bestattet auf dem Soldatenfriedhof Bouillonville in Nordfrankreich. Wir waren mehr -mals dort und durften diese ehrwürdige Stätte als sehr gepflegt vorfinden. Unser Va -ter hat den Friedhof und das Grab seines Vaters (unseres Großvaters) bereits 1928 be -sucht. Vater hat uns Kinder zum Grab des Großvaters Anfang der 60er-Jahre beglei-tet und konnte uns von verbrannter Erde und verheerenden Verwüstungen in diesemGebiet erzählen. Die Zeit heilt Wunden und auch die Natur verändert sich. So sindaus den damals jungen Anpflanzungen mittlerweile starke Bäume geworden.

Meine Frau und ich nahmen im letzten Mai an einer 8-tägigen Ostseereise teil. Wir wa -ren u. a. in Tallin/Estland. Obwohl die Zeit jeweils knapp bemessen war, haben wir unsmal kurz abgesetzt und den dortigen Soldatenfriedhof besucht. Wir waren beeindruckt,wie liebevoll auch dieser Friedhof dort oben im Nordosten angelegt ist, und schätzendie Arbeit des Volksbundes in jüngster Zeit. Als Anlage erhalten Sie einige Fotos.

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Sehr geehrter Herr Führer,der Volksbund steht mir sehr nahe und ich möchte Ihnen an dieser Stelle sehr herz-lich danken für Ihren unermüdlichen Einsatz als Präsident des Volksbundes. Ihre Ar -beit, besonders bei der Bewältigung großer politischer Schwierigkeiten, verdient sehrhohe Anerkennung und wir hoffen, dass sie in Ihrem Sinne fortgeführt wird.

Ich wünsche Ihnen für die kommende Zeit alles Gute, viel Gesundheit und GottesSegen.

Ihr H. Müller

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Das war eine gute Erfahrung.

Franz MünteferingBundesminister a. D., MdB a. D.

Lieber Herr Führer!

Wegen des Wirbels in diesen Wochen des Wechsels in Berlin nach Herne bin ichetwas spät dran, aber jetzt mit diesen Zeilen dabei.

Ich danke Ihnen für Ihren Einsatz beim Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorgeganz besonders als dessen Präsident. Sie haben sich verdient gemacht. Ich habe mitgro ßem Respekt und mit Zustimmung Ihr Engagement erlebt. Das war eine guteErfahrung.

Bleiben Sie gesund und aktiv.

Ich grüße Sie herzlich,

Ihr Franz Müntefering

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... mit Stolz kö nnen Sie jetzt

auf die Zeit zurückblicken

Herta MüssigWuppertal

Sehr geehrter Herr Führer,

zunächst möchte ich Ihnen sehr herzlich danken für Ihren Einsatz und Ihre Mühe,unseren kriegstoten Vätern und Brüdern eine würdige Ruhestätte zu geben.

Sie, sehr geehrter Herr Führer, haben mit Ihren Mitarbeitern sehr viel erreicht, natür-lich unter vielen Anstrengungen und sicher auch Enttäuschungen. Aber mit Stolzkönnen Sie jetzt auf die Zeit zurückblicken, in der Sie als Präsident des Volksbundestätig waren.

Ich habe 1942 meinen damals 19-jährigen Bruder (Richard Müssig) durch diesensinnlosen Krieg in Russland verloren. Er ruht bei Bol. Gorby – 15 Kilometer südöst-lich von Staraja Russa. Leider wurde in keinem der Berichte, die ich vom Volksbundüber neu angelegte Friedhöfe erhielt, dieser Ort erwähnt. Bekannte Kameraden mei-nes Bruders, die damals auch dort kämpften, haben das Grab meines Bruders besuchtund aus einem kleinen Stück einer Flugzeugtragfläche eine Tafel für ihn angefertigt.Die Holzkreuze waren fast verwittert. Dem Foto nach, das wir erhielten, war es eingrößerer Friedhof, aber scheinbar in einem Waldstück. Wie gerne wäre ich einmal ansein Grab gegangen, aber es war nicht möglich. Ich bin 1946 als 15-Jährige mit mei-nen Eltern aus Schlesien vertrieben worden.

Ihnen, sehr geehrter Herr Führer, wünsche ich alles Gute für Ihren Ruhestand undnochmaligen Dank.

Mit freundlichen Grüßen

Herta Müssig

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N

... mit Engagement, Courage

und großer Menschlichkeit

Prof. Dr. Andreas NachamaDirektor der Stiftung Topographie des Terrors

Lieber Reinhard,

mit großer Besturzung habe ich Dein Schreiben vom 9. Oktober zur Kenntnis ge -nom men und will Dir auf diesem Weg meinen großen Dank fur Deine, aus Sichteines die Kriegsgräberfursorge mit Wohlwollen von außen betrachtenden Rabbinersund Zeitgenossen und auch als Mitglied des Kuratoriums in der Stiftung von innenerlebenden Beraters, großartige Leistung als Präsident aussprechen.

Ich habe immer bewundert, wie Du diese auch heiklen Themen mit Engagement,Cou rage und großer Menschlichkeit in die Öffentlichkeit hineinvermittelst – dasgroß artige Symposium im Evangelischen Forum Lindenstraße uber den Umgang un -serer Gesellschaft mit den Gefallenen in Afghanistan bleibt unvergessen.

Dir und Deiner Frau, lieber Reinhard, wu nsche ich Gottes Segen auf all Deinen We -gen und ich wurde mich sehr freuen, wenn sich unser Kontakt auf der persönlichenEbene fortsetzen könnte.

Herzlichst,

Dein Andreas

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Briefe an den Präsidenten 161

... dankbar von diesen Arbeiten erzählen

R. N.Schwalbach

Sehr geehrter Herr Präsident a. D.!

Ihr langer, netter Abschiedsbrief vom 28.10.13 hat mich sehr angesprochen. Mit gro-ßem Interesse habe ich ihn gelesen und danke Ihnen dafür herzlich. Es war ein guter,richtiger Erzählerbrief, dessen Schilderungen ich gut nachvollziehen kann.

Ich habe die Kriegs- und Nachkriegsereignisse sehr bewusst miterlebt (bin jetzt 88Jahre). Habe auch die damalige Ausweisung aus Schlesien als Flüchtling selbst starkzu spüren bekommen! Die Zeiten haben sich ver- und geändert und ich bin sehrdank bar, alles so überstanden zu haben, wie es war und ist. Mein Vater, einige Ver -wandte und Bekannte waren an der Front und einige haben ihr Leben lassen müssen.Gottlob! Mein Vater war nicht unter ihnen.

So bin ich dem Volksbund der Kriegsgräberfürsorge sehr verbunden! Sie können ge -wiss sein, dass ich weiterhin nach meinen Möglichkeiten dem Verband mit Spen denund Gedanken treu bleibe.

Nun waren Sie mehr als zehn Jahre in der Arbeit der Kriegsgräberfürsorge tätig. Ichentnehme Ihrem Schreiben, dass Ihnen diese Zeit bleibende Erlebnisse, Emotionen,bewegte Zeiten und sicher Lebenserfahrungen gebracht hat.

Für alle Ihre Einsätze, Ihre Aufgaben und Pflichten, die Sie ehrenamtlich für viele un -be kannte Soldaten und Angehörige getan haben, möchte ich Ihnen meinen persön-lichen, herzlichen Dank sagen. Die Toten können es nicht tun. Dafür sollten dieÜber lebenden den nächsten Generationen dankbar von diesen Arbeiten erzählen, da -rauf hinweisen, wie sinnlos Kriege sind – und für Frieden beten. Durch die Nach -rich ten vom Verband höre ich ja, dass viele junge Menschen, aus verschiedenen Län -dern, sich für die Pflege und Neuanlagen mit Überzeugung einsetzen. Auch das ist inheutiger Zeit dankenswert!!!

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162 Briefe an den Präsidenten

Für Ihre weiteren Lebenswege wünsche ich Ihnen Gottes segnende und beschützen-de Hände über Sie. Er schenke Ihnen auch ferner die nötige Kraft, Mut und Geduldfür die jetzt anderen Aufgaben und für Entspannung!

Alles Gute weiter! Gott befohlen!

Mit freundlichen Grüßen

R. N.

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Briefe an den Präsidenten 163

Da kam plö tzlich eine Einladung vom Volksbund ...

I. N.Bad Ems

Sehr geehrter Herr Führer!

Für Ihren bewegenden Abschiedsbrief danke ich Ihnen herzlich.

Es ist für mich selbstverständlich, dass ich – ganz im Sinne meines verstorbenenMan nes P. N. – weiterhin dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge treu bleibeund jährlich mein Scherflein von 100 Euro beitrage. Zum Tode meines Mannes am19.3.13 bat ich um eine Spende für den Volksbund. Das ergab eine Summe von über1 000 Euro! Darauf war ich stolz, und meinen Mann hätte es gefreut.

Mein Mann, Jahrgang 1926, war selbst Kriegsteilnehmer (zwei Jahre Soldat, drei Jah -re in Gefangenschaft) und hat viele seiner Kameraden verloren. Ich bin mit ihm aufvielen Friedhöfen gewesen, vor allem in der Normandie, in der Bretagne, in Belgienund in Holland. Sein Vetter, mit dem er zusammen aufgewachsen ist, galt nach dem Krieg 25 Jahrelang als vermisst. Da kam plötzlich eine Einladung vom Volksbund an seine Eltern,ob sie mitfahren wollten an das Grab ihres Sohnes in Lommel. Wir konnten es kaumglauben! Da der Vater des Vetters inzwischen verstorben war und die Mutter krank,machten mein Mann und ich uns auf die Reise nach Lommel. Dort erfuhren wir vondem deutschen Friedhofsverwalter, der selbst in dieser Gegend gekämpft hatte, dassder Vetter meines Mannes mit neunzigprozentiger Sicherheit in Lommel beerdigt ist.Das war uns eine große Erleichterung. Seitdem sind wir – bis vor zehn Jahren – jedesJahr nach Lommel gefahren. Dann schafften wir es nicht mehr aus Altersgründen.

Wie Sie sehen, werde ich dem Volksbund die Treue halten, solange ich lebe.

Mit den besten Grüßen

I. N.

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Ihr Traum war immer, es klingelt

und Helmut steht gesund vor der Tür ...

Jürgen NitzeBergheim

Sehr geehrter Herr Führer!

Vielen Dank für Ihre Zuschrift. Sie haben damit Erinnerungen geweckt, die nichtschön sind. Mein Bruder Helmut, geboren 1922, hat den Russland-Feldzug von1942 bis 1945 mitgemacht. Zuletzt Fahnenjunker. Meine Jugend ist davon über-schattet, dass er seit Februar 1945 an der Weichselfront spurlos verschwunden ist.

Meine Mutter hat hunderte von Briefen an Heimkehrer geschrieben. Die Leitzordnersind noch im Keller. Anscheinend ist sie einer falschen Spur nachgegangen mit demLager Wolodga usw. Ihr Traum war immer, es klingelt und Helmut steht gesund vor der Tür, wenn auchzerlumpt. Erst als meine Mutter starb, habe ich mich nach Kassel gewandt, aber dieDamen und Herren haben bis heute keine Spur entdeckt. Ich bin aber auch orien-tiert, wie die „sowjetische Dampfwalze“ funktioniert hat.

Es tat mir gut, mir dies von der Seele zu schreiben.

Mit vielen Grüßen, Gesundheit und Kraft

Ihr Jürgen Nitze

PS: Wenn Sie hin und wieder „im Amt“ sind, schauen Sie mal nach Nitze Helmut,30.10.22, Berlin-Lankwitz. Es wird aber nichts nützen.

Anmerkung der Redaktion: Nach den uns vorliegenden Informationen ist Helmut Nit ze seitFebruar 1945 vermisst. Im Gedenkbuch der deutschen Kriegsgräberstätte Stare Czar no wo(Neumark bei Stettin) haben wir seinen Namen und die persönlichen Daten verzeichnet.

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Briefe an den Präsidenten 165

O

... ich danke Ihnen von ganzem Herzen für jedes gute,

freundliche Wort mit unseren einstigen Feinden.

Nikolaus OstermeierPfaffenhofen

Sehr geehrter Herr Reinhard Führer!

Einen sehr herzlichen Dank für Ihr Schreiben an mich als über 58-jähriges Mitglieddes Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (Mitgliedsnummer 328723)und über 40 Jahre 1. Vorstand unseres Soldaten- und Kameradenvereins.

Ihren langen besinnlichen Brief habe ich sehr aufmerksam gelesen, mir kamen dieTrä nen. Ich sage Ihnen, was Sie als Präsident in den vielen Jahren für den Volksbundgeleistet haben, ist unbeschreiblich und unvergesslich. Ich denke dabei an die vielenSammelfriedhöfe, die errichtet wurden für die vielen Gefallenen. Von Smolensk bisSologubowka, wo auch mein Bruder liegt, von Stalingrad nach Apscheronsk im Kau -kasus, Charkow und noch mehr. Aus ehemaligen Feinden sind gute Freunde gewor-den. Gemeinsam stehen Deutsche und Russen an Kriegsgräberfriedhöfen und legenKränze nieder. Wer hätte das vor Jahren einmal gedacht.

Auch Sie, Herr Führer, haben dazu beigetragen, und ich danke Ihnen von ganzemHerzen für jedes gute, freundliche Wort mit unseren einstigen Feinden. Sie waren einApostel des Friedens und der Versöhnung.

Und in diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute, Gesundheit und dass Sie demVolksbund, wie auch ich, die Treue halten und ihn finanziell unterstützen, um dieKriegsgräberstätten als Mahnung zum Frieden zu erhalten.

Ich wünsche auch Ihnen von Herzen alles Gute, wie auf dem schönen Bild mit HerrnBürgermeister Chartschenko von Rshew.

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166 Briefe an den Präsidenten

Vielleicht auf ein Wiedersehen?

Ihr Mitarbeiter, Freund und Helfer!

Nikolaus Ostermeier

PS: Grüßen Sie mir den neuen Präsidenten Markus Meckel. Ich werde ihm, wie auchIhnen, mein volles Vertrauen schenken und ihn unterstützen. Ich danke Ihnen.

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Briefe an den Präsidenten 167

P

Solche Menschen brauchen wir ...

Erika PfeffingerTiefenbronn

Sehr geehrter Herr Führer!

Soeben habe ich Ihren lieben Brief vom 28. Oktober 2013 gelesen, der mich sehrbewegt hat.

Die Erinnerung an die Einweihung der Granitblöcke in Rossoschka wurde wiederganz lebendig. Diese Reise hat mir persönlich sehr viel gegeben, da ich mein ganzesLeben lang nie ganz über den Tod meines Vaters hinweggekommen bin. Wenn wirauch nicht wissen, wie und wann er gestorben ist, hat er doch jetzt in Rossoschka einebleibende Stätte, auch wenn’s nur sein Name ist. Diese Reise war traurig, emotionalund doch tröstlich für uns Angehörige.

Ich danke dem Volksbund mit den vielen Helfern und vor allem Ihnen, Herr Führer,für Ihre wunderbare oft nicht leichte Arbeit, für Ihr Engagement.

Solche Menschen brauchen wir, die sich solchen Arbeiten zur Verfügung stellen undsich einsetzen für eine bessere Welt.

Es grüßt Sie recht herzlich

Erika Pfeffinger

PS: Ich habe einen Reisebericht über meine Reise verfasst. Er ist zu lesen unter: www.phhp.de

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... die vielen ungelö sten Fragen bleiben offen.

Hans-Hinrich PieperHannover

Sehr geehrter Herr Führer,

herzlichen Dank für Ihren Brief vom 28.10.2013.

Ihr Brief hat mich, wie so oft, in meine Kindheit versetzt. Heute, ich bin 78 Jahre alt,

fällt es mir immer schwerer, Kindheitserinnerungen ohne feuchte Augen zu überstehen.

Einige kleine Erinnerungen an meinen Vater habe ich aufgeschrieben. Eine möchteich Ihnen erzählen:

Mein Vater, Jahrgang 1901, war Lehrer bis 1939 in Holtorf bei Nienburg an der We -ser. Freiwillig wurde er Soldat. Nach einem Granat-Volltreffer auf der Krim kam erzur Genesung nach Asch/Sudetenland und vom 23.9. bis 20.10.1942 hatte er Ur laubbei seiner Familie in Holtorf. Die Abreise am 20.10.1942 habe ich vor ca. 20 Jahrenaufgeschrieben.

ABSCHIED

Unser Vati hatte Urlaub, übrigens, wir nannten unseren Vater immer Vati. Ich erin-nere mich daran, dass es nur wenige Tage waren, die er mit uns verbrachte. FrauKlaes, Taxiunternehmerin aus Nienburg, fuhr die Familie Pieper mit einem braunenPKW zum Bahnhof nach Nienburg. Unser Vati trug Uniform, hatte einen prall ge -füllten „Affen“ [Tornister der Wehrmacht, die Redaktion] und einen kleinen Koffer

bei sich. Für uns drei Kinder war dies die erste Fahrt in einem Auto. Es wurde weniggesprochen, nur unser Vati unterhielt sich angeregt mit Frau Klaes. Hinten im Automei ne Mutter mit Gudrun auf dem Schoß, Horst und ich daneben. Am Bahnhof inNien burg angekommen, nahm ich meinen Bruder an die Hand, Mutter hatte Gu -drun auf dem Arm und der Vater trug seinen Affen auf der Schulter und den Kofferin der Hand. So gingen wir zum Bahnsteig. Hier stand bereits ein Personenzug. An

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Briefe an den Präsidenten 169

die Verabschiedung kann ich mich kaum erinnern. Nur an das letzte „Bild“ unseresVaters erinnere ich mich genau.

Er steht im Zug und lässt die Scheibe herunter. Er schaut auf seine Familie. Sein Ge -sicht ist ernst, kein Lächeln wie sonst. Diese Szene ist für mich noch heute wie einBrust bildfoto vor meinem Auge. Das letzte Bild von unserem Vati, tief in meiner Er -innerung, in meinem Herzen und bleibt, ewig. Der Zug verlässt in Richtung Hanno -ver den Bahnhof. Wir winken. Warum hat er uns Kinder alleingelassen???

Er kehrt nicht zurück. Der 7. März 1944 ist sein Todestag. Er fällt nördlich Nevel inRussland.

Sehr geehrter Herr Führer, welche Erklärung gibt es dafür, dass sich ein Vater ca. 16Mo nate vor seinem Tod von seiner Familie, von seinen Kindern verabschiedet? Woll -te er nicht zurück? Fragen über Fragen. Sind sie zu beantworten? Auch nach 70 Jah -ren, ich glaube, die vielen ungelösten Fragen bleiben offen.

Mein Vater hat bis zu seiner Verwundung ein Tagebuch vom Krimfeldzug geschrie-ben, aus der Sicht eines kämpfenden Soldaten. Manchmal sehr interessant die unter-schiedlichen Sichtweisen zwischen einem „von Manstein“ im Buch „Verlorene Siege“und einem Soldaten, der vorne dabei war.

Einen freundlichen Gruß aus Hannovervon

H. H. Pieper

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170 Briefe an den Präsidenten

... Gedenkkultur in der Bundesrepublik Deutschland

entscheidend mitgeprägt.

Ronald Pofalla, MdBChef des Bundeskanzleramts

Sehr geehrter Herr Fuhrer,

haben Sie vielen Dank für Ihr Schreiben vom 9. Oktober, mit dem Sie Ihren Ab -schied vom Amt des Präsidenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge be -kannt geben und für die Fortführung der bisherigen vertrauensvollen Zusam men ar -beit mit Ihrem Nachfolger Markus Meckel werben.

In der Arbeit des Volksbundes manifestiert sich ein Teil der jüngeren deutschen Ge -schichte, die uns auch nach fast 70 Jahren Frieden noch immer mahnt. Es gibt weni-ge Orte, wo diese Mahnung deutlicher wird als auf den u ber 800 Kriegsgräberstättenweltweit, deren Erhalt und Pflege Ihrer Obhut anvertraut waren.Sie haben sich in den 11 Jahren Ihres Vorsitzes große Verdienste erworben, und zwarso wohl um unseren eigenen Umgang mit der schmerzhaften Erinnerung als auch umdie Verständigung und Versöhnung getreu dem Motto des Volksbundes „Versöhnungüber den Gräbern“. Beispielhaft für das vielfältige, völkerverbindende Wirken desVolks bundes unter Ihrer Ägide steht die von Ihnen erwähnte Errichtung der Kriegs -grä berstätte Duchowschtschina in Russland. Die anerkannte Bildungs- und Ju gend -ar beit des Volksbundes hat unter Ihrer Leitung Maßstäbe für die Versöh nungs ar beitgesetzt, die es auch künftig fortzusetzen gilt. Mit der Durchführung der jährli chenFeierstunde zum Volkstrauertag im Bundestag und zahlreichen weiteren Ge denk ver -an staltungen haben Sie die Gedenkkultur in der Bundesrepublik Deutsc h land ent-scheidend mitgeprägt. Dafur danke ich Ihnen herzlich.

Seien Sie versichert, dass ich die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit auch mitIhrem Nachfolger fortsetzen werde.

Mit freundlichen Grüßen

R. Pofalla

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Briefe an den Präsidenten 171

R

Bisher habe ich den Mut zu einer Reise

mit dem Volksbund nicht aufbringen kö nnen ...

H. R.Wilhelmshaven

Sehr geehrter Herr Führer,

herzlich danke ich für Ihren Brief vom Oktober dieses Jahres.

Ihr Abschiedsschreiben hat mich sehr berührt. Sie schildern ja nicht nur Ihren Ab -schied aus der beruflichen Tätigkeit, sondern auch den Abschied, den viele Menschenam Grabe ihrer Angehörigen – gleich welcher Nation – nehmen konnten, aufgrundder hervorragenden Arbeit des Volksbundes. Und Sie denken an die Angehörigen,die jenigen, die an keiner Grabstelle stehen können, aber den Namen ihres Vermisstenauf den Stelen lesen können. Auch hierfür herzlichen Dank an Sie und den Volks bund.

Aufgrund der vielen Informationen und auch durch Gespräche mit den Mitarbeiternweiß ich, wie viel Engagement, Einfühlungsvermögen, Zeit und Kraft dazugehören,die Arbeit zu bewältigen. Wollen wir hoffen, dass der Einsatz des Volksbundes fürden Frieden auf der Welt weiterhin Früchte tragen kann.

Und ich persönlich hoffe immer noch auf eine Nachricht, die das Schicksal meinesVaters klärt (seit Juni 1944 im Raum Witebsk vermisst). Bisher habe ich den Mut zueiner Reise mit dem Volksbund nicht aufbringen kön nen, weil mir so gar keineAngaben bekannt sind. Vielleicht schaffe ich es doch einmal.

... Möge 2014 Ihre Wünsche in Er füllung bringen.

Mit freundlichen Grüßen H. R.

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172 Briefe an den Präsidenten

... aus den vielen Erzählungen meiner Mutter

sind sie mir sehr vertraut.

Marianne RettstadtLangenfeld

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Führer!

Danke für Ihren Abschiedsbrief, Herr Führer. Ich habe ihn schon einige Male gelesenund sehe mich dabei als kleines Mädchen zusammen mit meinen Eltern auf dem Hel -denfriedhof in Goslar, am Grab von Onkel Willi, Mutters Bruder. Er wurde im erstenWeltkrieg bei einem Giftgasangriff im Westen schwer verwundet und mit einem La -za rettzug nach Goslar transportiert, wo er im Theresienheim seinen Verletzungen erlag.

Meine Familie stammt aus dem Umfeld von Goslar und bei unseren Besuchen dortge hör te es einfach dazu, dem Onkel ein Blümchen ans Grab zu stellen. Aber – jedesMal gin gen die Gedanken und Gespräche weiter zu seinem älteren Bruder Heinrich,der im ersten Kriegsjahr 1914 bereits sein Leben in Russland gab. Ihn konnten wirnicht be suchen. Ich kenne beide nicht persönlich, aber aus den vielen Erzählungen meiner Muttersind sie mir sehr vertraut. Sicher hat sie ihrem Kind die positiven Dinge ihrer gefal-lenen Brü der vermitteln wollen und so idealisiere ich deren Tun jetzt, im Alter vonüber 80 Jah ren. Aber noch heute hängt bei mir im Wohnraum eine sogenannte Man -do linen zit her von ihm, auf der ich als Kind herumklimperte. Er war wohl ein begei-sterter Mu si ker, seine Geige war sein ein und alles. Aber die wurde nach dem ZweitenWeltkrieg gegen Essbares eingetauscht.

Alles hat seine Zeit, aber die Entsorgung – wie Sie es nennen – im Discountsarg bzw.gleich die besonders günstige Einäscherung im nahen Ausland, nein – das könnte ich

nicht. Für Ihre engagierte Arbeit sage ich Ihnen und Ihrem Team meinen herzlichenDank und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

M. Rettstadt

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Opa, hier liegen aber viele einer Familie,

die „UNBEKANNT “ heißen!

Dieter RöslerBad Neuenahr-Ahrweiler

Sehr geehrter Herr Führer,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 28. Oktober 2013, dessen Inhalt mich sehr be -rührt hat.

Als ich neulich mit meinem neunjährigen Enkelsohn über den Soldatenfriedhof „Gol -dene Meile“ von Sinzig/Bad Bodendorf/Remagen ging, sagte er zu mir: „Opa, hierliegen aber viele einer Familie, die ,UNBEKANNT‘ heißen!“

Anbei ein Foto vom Soldatenfriedhof in Pittsburgh, USA.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Rösler

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... heute noch Gedenkfeiern an den Gräbern

der dort gefallenen Kameraden

Dieter RuddiesSchmallenberg-Bad Fredeburg

Lieber Kamerad Führer,

Ihren langen Abschiedsbrief habe ich sorgfältig gelesen. Ich möchte mich bei Ihnenfür Ihren Einsatz ganz herzlich bedanken.

Ich bin ganz in Ihrem Sinn, allerdings nur im letzten Einsatzgebiet in der Lausitz, ab1989 tätig geworden. Da wir Soldaten ja mit der Zeit aussterben würden, habe ichhierfür frühzeitig örtliche passende Einrichtungen eingebunden. Wie Sie aus der An -lage ersehen, finden heute noch Gedenkfeiern an den Gräbern der dort gefallenenKa meraden statt. Die Hauptveranstaltung findet an dem Gedenkstein statt, der beiden inzwischen verfallenden Deckungslöchern an meinem letzten Gefechtsstand auf-gestellt ist. Die Zahl der Teilnehmer ist immer noch beachtlich, die der Zeitzeugengeht gegen null.

Ob der unbekannte Soldat im Ehrenmal unter den Linden einer meiner Panzer-Gre -nadiere war oder zu der uns ablösenden Infanterie gehörte, lässt sich nicht mehr fest-stellen.

Mit nochmaliger Anerkennung für Ihren Einsatz wünsche ich Ihnen alles, alles Gute.

Ihr Dieter Ruddies

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Lieber Kamerad Führer,

ehe ich den Brief zuklebe, fällt mir noch eine weitere Begebenheit ein.

Ich stamme ja aus Ostpreußen und bin nahe der Grenze geboren und aufgewachsen.Als ich es geschafft hatte, von der Kriegsschule zur Fallschirm-Panzer-Division ver-setzt zu werden, kam ich in meine Heimat. Im Oktober hatte ich wenige Kilometervor den Panzerspitzen unser Dorf im Treck bis Insterburg bringen können.

Als ich Ende Dezember bei der Division eintraf, war sie gerade von der Infanterie ab -ge löst worden, um aufgefrischt zu werden. Sie hatte ja den Vorstoß wie 1914 Hin -den burg den Angriff bei Trakehnen stoppen können.

Als Nordostpreußen wieder zugängig war, fuhren wir mit einem Bus über Warschauvon Osten her auf die alte Reichsstraße 1 ein. Ich nahm Verbindung mit dem Bür -ger meister von Gumbinnen auf. Wir halfen ihm mit einem Ultraschallgerät, als wirden Zustand im Lazarett gesehen hatten. Wir halfen dann beim Aufbau einerSchreinerei, die ein russischer Panzer-Oberst leitete, der nicht mit der Roten Armeenach Osten wollte.

In Zusammenhang mit der 11. Garde-Panzer-Division und den Veteranenverbändenha ben wir gemeinsam in Trakehnen eine Gedenktafel aufgestellt. Wir hatten für Rus -sen Zelte und eine großzügige Bewirtung aufgebaut, die natürlich in Wodka endete.

Als einige Jahre später eine Kommission in Trakehnen war und unser Denkmal sah,wa ren sie entsetzt und befahlen den sofortigen Abbau. Ich habe es dann später in zweiKu rierfahrten ins Militärmuseum nach Dresden schaffen lassen, wo unser Archiv liegt.

Herzlichen Gruß

Ihr Dieter Ruddies

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Ich habe ein Foto und vielleicht

fahre ich eines Tags dorthin.

Dr. Barbara C. RybaBad Wörishofen

Sehr geehrter Herr Führer,

ich danke Ihnen für Ihre jahrelange und erfolgreiche Arbeit als Präsident der deut -schen Kriegsgräberfürsorge.

Meine verstorbene Mama – Dr. Ruth Ryba, geborene Marynik – war teilweise fürden Verein von München aus tätig und hatte Dank der Deutschen Kriegsgräber für -sor ge das Grab ihres als sehr junger Mann (1915? +/- 28?) gefallenen Vaters (meinesGroß vaters Ignaz Marynik, den ich nie kennengelernt habe) in einem Solda ten fried -hof in Nordfrankreich (Dourges, so glaube ich) gefunden. Ich habe ein Foto und viel-leicht fahre ich eines Tags dorthin.

Ich erwähne dies, um zu unterstreichen, wie sinnvoll und wohltuend für die Ange -hö rigen diese Arbeit des Vereins war und ist.

Ich verbleibe dem Verein verbunden und spende immer gelegentlich eine kleine Spen de.Bald sterben ja all die Angehörigen (wie ich, inzwischen 69 Jahre) und es steht zubefürchten, dass dann das Interesse in der Öffentlichkeit erlahmt.

Schön wäre es auch, wenn man allen in Afghanistan gefallenen Soldaten irgendwo inDeutschland ein Denkmal setzt.

Ihnen persönlich wünsche ich viel Glück und angenehme Stunden während Ihrer

nun beginnenden Pensions- oder Rentenzeit. Sie können sicherlich mit Recht befrie-digend auf Ihre geleistete Arbeit zurückblicken.

Mit herzlichen Grüßen und großem Dank

Dr. Barbara C. Ryba

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S

... nicht ohne finanziellen Aufwand mö glich

Waltraud SchadeBerlin

Sehr geehrter Herr Führer!

Ich habe Ihren Brief erhalten und fühle mich direkt angesprochen und möchte Ihnenantworten.

Schon viele Jahre bin ich Spender für die Kriegsgräberfürsorge und das aus zweiGrün den.

Erstens: Dank Ihrer Arbeit und der Ihrer Mitarbeiter hat mein Bruder, der im Kesselvon Halbe sein Leben verloren hat, seine letzte Ruhestätte gefunden. Er durfte nurvier Wochen 17 Jahre alt sein. Alle meine Suchversuche beim DRK waren erfolglos,bis ich 1994 die Nachricht erhielt, dass er auf dem Soldatenfriedhof in Halbe beige-setzt ist. Mein Weg führte mich sofort dort hin. Ich war erstaunt, wie viele Menschendort ihre letzte Ruhe fanden und wie gepflegt alles war.

Durch die Informationen des Vereins war ich in etwa informiert, wie viel in ganzEuropa geleistet wurde und geleistet wird, so viele Jahre nach Kriegsende. Da kannich nur sagen: Danke. An den Veranstaltungen teilzunehmen verhinderten meine 83 Lebensjahre.

Der zweite Grund meiner Spende ist, dass all diese Arbeit, die Sie und Ihre Mit ar bei -ter leisten, nicht ohne finanziellen Aufwand möglich ist.

Darum werde ich, solange ich leben darf, meine Spenden, wie bisher, im Juni undDe zember beibehalten.

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Ihnen persönlich wünsche ich einen interessanten Ruhestand bei bester Gesundheit.Ihrem Nachfolger viel Erfolg bei seiner Arbeit.

Mit freundlichen Grüßen

Waltraud Schade

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Musterbeispiel einer berührenden Gedenkrede

Norbert SchelleisEhem. Landesvorsitzender des Volksbundes in Baden-WürttembergLahnstein

Lieber Herr Führer,

Ihr Abschiedsbrief vom 28.10.13 hat mich tief beeindruckt. Es ist das Musterbeispieleiner berührenden Gedenkrede, die immer wieder auf persönliche Erfahrungen undkonkrete Beispiele zurückgreift. Dennoch gelingt es Ihnen, die Gesamtproblematikunseres Verbandes anschaulich und überzeugend darzustellen. Großartig finde ichauch die Formulierungen in einfachen und klaren Sätzen.

Zugleich ist Ihr Brief Ausdruck und Zeugnis eines mit den Zielen des Volksbundestief und eng verbundenen Menschen.

So möchte ich Ihnen für Ihre Abschiedsworte herzlich gratulieren und danken.

Einmal mehr empfinde ich die große Lücke, die Sie durch Ihren Amtsverzicht beimVolksbund hinterlassen.

Alles Gute für die Zukunft und herzliche Grüße,stetsIhr Norbert Schelleis

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180 Briefe an den Präsidenten

Ganz wichtig finde ich auch, dass Sie in Ihre Arbeit

junge Menschen, die nie einen Krieg erleben mussten,

mit hineinnehmen.

G. S.Dresden

Sehr geehrter Herr Führer,

vor ca. drei Wochen erhielt ich einen Brief von Ihnen, in dem Sie von Ihrer Arbeitbe richten und gleichzeitig Sie sich als Präsident des Volksbundes verabschieden. Die -ser Brief bewegte mich sehr, ich denke, dies ist eine sehr wichtige Arbeit, die man-chen Menschen Frieden gibt, die Angehörige im Krieg verloren.

Ich selbst bin ein Kriegskind, aber mein Vater kehrte heim, wenngleich auch sehrkrank. So hatten wir drei Geschwister unseren Vater wieder und bekamen drei Jahrespäter sogar noch ein Brüderchen.

Ganz wichtig finde ich auch, dass Sie in Ihre Arbeit junge Menschen, die nie einenKrieg erleben mussten, mit hineinnehmen.

Und doch muss ich Sie heute bitten, mir keinerlei Post mehr zuzusenden. Noch ein-mal werde ich eine kleine Spende überweisen, wenn es die nächste Rente gibt. Da icheinen Beruf hatte, in dem ich mit Kindern arbeitete, engagiere ich mich besondersfür die Kinder. SOS-Kinderdorf, Kindernothilfe, Unicef …, das sind einige der Wer -ke, die ich unterstütze. Mehr ist mir nicht möglich.Bitte nehmen Sie mich aus Ihren Adressen heraus, ich möchte keinerlei Post mehr er -halten. Diese würde ich ungeöffnet zurückschicken. Danke für Ihr Verständnis!

Ihnen wünsche ich eine gute Zeit im „Ruhestand“. Ganz loslassen werden und kön-nen Sie dieses Anliegen der Kriegsgräberfürsorge wohl nicht.

Mit freundlichen Grüßen!

G. S.

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Ich führe das seit seinem Tod weiter ...

W. S.Werder/Havel

Sehr geehrter Herr Führer,

für Ihren großartigen Abschiedsbrief als Präsident des Volksbundes möchte ich Ihnendanken.

Ihre Worte haben mich sehr berührt. Mein lieber Mann hat als 17-Jähriger diesenunseligen Krieg überlebt. Das Leid und Elend, das er damals erlebte, hat er nie ver-gessen, es war ein Trauma für das ganze Leben, Freunde in seinem Alter hat erschreiend sterben gesehen, ebenso unschuldige Frauen und Kinder. Diese Erlebnissehaben ihn geprägt.

Für die Kriegsgräber der Opfer hat er oft gespendet. Ich führe das seit seinem Todweiter – auch meine kleine Summe wird helfen, hoffe ich.

Nochmals Dank für Ihre bewegenden Worte!

Alles Gute für Sie!

W. S.

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182 Briefe an den Präsidenten

Nun, nach 70 Jahren,

kann ich endlich Ruhe finden ...

Eva Schmidt-CottaBonn

Sehr geehrter Herr Führer,

man weiß gar nicht, wie man Ihnen und dem Volksbund Deutsche Kriegsgrä ber für -sor ge danken soll für die unendliche Mühe – in politischer, logistischer und kräfte-mäßiger Hinsicht –, um unseren Gefallenen ein würdiges Grab oder wenigstens einewürdige Gedenkstätte zu geben.

Ich habe im letzten Krieg meine drei Brüder verloren. Der Älteste fiel 1940 – ich wardamals 16 Jahre alt – am Tal de Lubine/Elsass. Den kleinen Waldfriedhof, wo er undseine Kameraden bestattet wurden, konnten meine Eltern und ich ein Jahr späterbesuchen. Heute liegt er, dank dem Volksbund, auf dem großen Friedhof in Andilly,den ich schon öfter mit meiner Familie besucht habe. Sein Tod riss mich aus einerheilen Welt, wurde lange nicht damit fertig, verfolgte mich in meinen Träumen.

Am 31. Januar 1942 fiel mein zweiter Bruder, Werner Fuckel, bei Sulzow in Russ -land. Mit seinem Tod wurde ich ebensowenig fertig. Denn wenn seine Briefe diegrau enhaften Zustände dort nur andeuteten, so konnten wir uns das Elend unsererSoldaten ein wenig vorstellen. Mich plagte immer mein Gewissen, sein Grab nichtbesuchen zu können – bis letztes Jahr, nach 70 Jahren, ich mit Unterstützung meinesSohnes an der Gedenkfeier des zehnjährigen Bestehens des russischen und des deut-schen Soldatenfriedhofs in Rshew teilnehmen konnte. Dort fand ich eine weiße Nel -ke und ein Schildchen mit dem Namen dieses Bruders! Zuvor hatten wir dank derakribischen Recherchen meines Sohnes das Kampfgebiet, wo mein Bruder fiel, den„Stiefelwald“, in etwa wiedergefunden – trotz der inzwischen völlig veränderten To -po graphie – und auch die Stelle des kleinen Friedhofs, wo er und seine Kameradendank des Volksbundes exhumiert werden konnten.

Nun, nach 70 Jahren, kann ich endlich Ruhe finden, weil ich nun weiß, wo meineGe danken an diesen Bruder Halt finden können. Danke!

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Den Krieg in Afghanistan lehne ich zwar ab, weil jeder Krieg ein Verbrechen ist, aberdass unsere Soldaten (ich schreibe bewusst: „unsere“ und nicht „die“ Soldaten), ihreTap ferkeit, Verwundungen und Traumata von vielen bei uns ignoriert oder sogar an -gefeindet werden, macht mich sehr traurig. Wo bleiben die humanistischen Tu -genden? Wunderbar dagegen Ihr symbolisches Foto mit A. Chartschenko! Also Mutbehalten!

Gott befohlen

Ihre Eva Schmidt-Cotta

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... auch in seinem Namen

ein ganz großes Dankeschö n

G. S.Magdeburg

Sehr geehrter Herr Führer!

Ihr „Danke“ hat mich erreicht, und auch ich möchte Ihnen ein „Danke“ zukommenlassen für Ihre bisherige Arbeit.

Mein Mann (Jahrgang 1923) war Kriegsteilnehmer. Nach einer Verwundung wurdeer zum Kriegsende in die Heimat entlassen.

Ich selbst hatte wenig Beziehung zum Volksbund, aber in vielen Gesprächen mit mei-nem Mann erwähnte er immer wieder seine im Krieg gefallenen Kameraden. In sei-nen Gedanken lebte er noch mit ihnen. So fühlte er sich dem Volksbund sehr ver-bunden.

Leider verstarb er vor zwölf Jahren, aber ich weiß, es wäre ihm eine dringende Not -wen digkeit, dass ich Ihnen auch in seinem Namen ein ganz großes Dankeschön zu -kommen lasse.

Möge Ihre Arbeit einen positiven Beitrag leisten zur weiteren Verständigung derVölker und einem friedlichen Miteinander in unserer Welt.

Herzlichst

G. S.

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Wir haben also nur diese Stelle zum Trauern ...

Hilde SchmidtMunkbrarup

Sehr geehrter Herr Führer!

Seit -zig Jahren gehöre ich der Kriegsgräberfürsorge an und las nun Ihren bewegen-den Abschiedsbrief.

Ich habe mit meinem Mann verfolgt, wie Sie sich für die Kriegstoten eingesetzt ha -ben – eine schier übermenschliche Aufgabe. Wir haben beide unsere Väter verloren,aber mein Schwiegervater wurde todkrank entlassen und in Hildesheim beerdigt,mein Vater liegt auf einem wunderschönen Soldatenfriedhof in Ittenbach oberhalbvon Königswinter. Es war beruhigend, die Gräber besuchen zu können.

Nun schmerzt uns schon lange, dass wir von vier Brüdern keinen Ort kennen, wo siegefallen sind. Meine Schwester heiratete 1941 Friedrich Deetz, der 1944 als U-Boot-Kommandant im Atlantik blieb. Sein jüngster Bruder Wilhelm wurde meine ersteLiebe (junger Leutnant), dessen erste Fahrt nach dem Krieg zu mir gehen sollte. Erist 1945 in Mecklenburg/Vorpommern verschollen. Eine Erinnerungstafel brachtedie Familie auf dem Friedhof Potsdam-Bornstedt an:

Dem Andenken unserer SöhneWerner Deetz 1913 – 41 (am Dnjepr †)Friedrich Deetz 1916 – 44Walter Deetz 1921 – 43 (Stalingrad †)Wilhelm Deetz 1925 – 45 ?

Wir haben also nur diese Stelle zum Trauern, keiner von den drei Brüdern konntegefunden werden.

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Ich bin schon lange mit München [Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes, dieRedaktion] in Verbindung, die mir versprachen, mich zu benachrichtigen, wenn sieetwas erführen.

Mit meinem Mann habe ich dann später mein Glück gefunden, aber es ist so unend-lich traurig um all diese jungen Menschen!

Ihnen wünsche ich aber nach diesen aufopferungsvollen Jahren mehr Ruhe in IhremLeben – und Danke!

Frau Hilde Schmidt, geb. Bachmann

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Auch die Passivität der Angehö rigen

aller Toten, Vermissten, erstaunt mich.

Adelheid SchönStarnberg

Sehr geehrter Herr Führer,

als langjähriges Mitglied des Volksbundes möchte ich Ihnen, nachdem Sie die Leserim letzten Rundbrief darum baten, ihre Gedanken zum Umgang der Deutschen mitden Kriegstoten, meine mitteilen. Der Aufruf hat mich sehr gefreut.

Solange ich denken kann, zumindest seit der Schulzeit (Jahrgang 1940), beschäftigtmich der Zweite Weltkrieg, die verheerenden Folgen, die Leiden der Soldaten, ihreErlebnisse, fern von Zuhause, alleingelassen und unter schlimmsten Stellungen, sehr.

Obwohl wir in unserer Familie, samt der näheren Verwandtschaft, keinen Toten zubeklagen hatten – der Vater galt von 1943 bis 1948 als vermisst –, war das ein Thema.Geprägt wurden wir von meinem Elternhaus, das politisch und geschichtlich sehraufgeschlossen war. Außerdem gingen mir die vielen Gefallenen, vor allem die ganzJungen, nicht aus dem Kopf.

Wo immer ich einen, noch so kleinen, Heldenfriedhof sehe, gehe ich durch die Rei -hen und sehe woher, wie jung diese Burschen waren. Ich musste immer daran den-ken, welchen seelischen Strapazen, über Jahre hinweg, die Männer ausgesetzt waren.

Unser Vater erzählte wohlweislich wenig; ich denke, er wollte einfach alles vergessen.Aber er weinte seitdem immer sehr schnell, wenn es darum ging, dass jemandem Leidzugefügt würde.

Sehr früh, als die ersten Soldatenfriedhöfe mit den unendlich weiten Feldern mit denvielen Kreuzen, öffentlich wurden, hat mich das im Innersten berührt.

Wo ich einen Gefallenenfriedhof sehe, gehe ich voller Trauer durch die Gräberreihenund denke mir, was die Menschen in ihrem jungen Alter noch durchgemacht haben.

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Kälte, Dreck, Angst und Hunger waren allgegenwärtig. Was hätten sie Schönes vorsich haben können!

Ich sehe das als Geschenk unserer Eltern, die uns beibrachten, was Krieg heißt. Wel -ches furchtbare Leid der Krieg über alle Menschen brachte. Egal welcher Nation.Wel che Hochachtung ihnen zustünde.

Worüber ich mich allerdings immer wundere, ist, dass das deutsche Volk, Angehörigeund Regierung, so wenig um die gefallenen Männer trauern.

Praktisch ist doch fast in jeder Familie ein männliches Mitglied gefallen, vermisst, ver -wundet worden. Unter welch grausamen Umständen so ein nahestehender Ver wand -ter, Ehemann, Vater, Bruder, Sohn, Onkel, Schwager, Enkel, ums Leben kam, nie mehrheimkehrte, irgendwo verscharrt, verschollen, ohne Würde und Ehre ums Leben kam,begraben liegt, würde mich nicht ruhen lassen, diesen Blutzoll in vollem Umfang undvoller Achtung und Ehre gewürdigt zu sehen.

Da verstehe ich auch nicht die Regierungen, die wesentlich mehr hätten tun, sich imAllgemeinen mehr einsetzen hätten können.

Das macht mich sehr sprachlos.

Auch die Passivität der Angehörigen aller Toten, Vermissten, erstaunt mich. Man -geln des Bekenntnis seitens der Öffentlichkeit, auch der Wertschätzung der Opfer, diedie se Menschen gebracht haben, machen mich sehr betroffen. Weshalb nimmt mandas so hin?

Dass Ihre großartige immense Arbeit fast nur aus Spenden finanziert werden muss,macht mich wütend. Ich verstehe das wirklich nicht.Ich nehme sehr Anteil an der Arbeit und Aufgabe Ihres Vereins und spende regelmä-ßig, meinem Budget entsprechend für alle Toten, für die was zu tun ist.

Meinen herzlichsten Dank dafür.

Mit freundlichen Grüßen

Adelheid Schön

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Ich hätte meinen Bruder in meinem Leben

so dringend nö tig gehabt ...

H. S.Friedrichshafen

Sehr geehrter Herr Präsident Reinhard Führer!

Haben Sie vielen Dank für Ihren lieben Brief, den Sie mir und anderen Förderern ge-schrieben haben.

Sie haben Ihr Amt als Präsident des Volksbund an Herrn Präsident Markus Meckelübergeben, und ich gebe ihm mein Vertrauen selbstverständlich weiter. Leider ist

mei ne Lebenszeit naturgemäß noch kurz gemessen, ich bin Jahrgang 1930, aber so lan -ge ich noch denken und funktionieren kann, bleibe ich das Mitglied des Volks bun des.

Ich bin also auch aus der Kriegsgeneration und habe gravierende Folgen nachhaltigund sehr schmerzlich erlebt. Ihre Biografie fängt auch fast gleich an wie meine Ge -schichte. Ich war gerade drei Jahre jung bei der Beerdigung meiner Großeltern, diezu sammen am 30. Januar 1933 zur letzten Ruhe gebettet wurden. Die Leute ummich herum weinten auch, und es war bitterkalt. Das weiß ich noch genau.

Da ich schon früh ein aufgewecktes Kind war, habe ich gehört, was die Trauer ge -mein de mit „vorgehaltener“ Hand geflüstert hat, aber den Sinn konnte ich noch nichtverstehen. Ich hörte mehrmals den Namen Hitler und dass meine Großeltern, die sehrgläubige Katholiken waren, die Machtübernahme ja nicht mehr erleben mussten.

Schon damals fing für mich und meine Eltern und Geschwister ein schicksalhaftesLeben an. Den Ersten Weltkrieg hatten wir zu spüren bekommen, es kam die Welt -wirtschaftskrise, der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit. Meine Eltern haben1917 geheiratet und bekamen fünf Kinder. Die Not war groß, aber der Verlust derAngehörigen war und ist bis heute ein Familiendrama.

Vor mir liegt der „Letzte Soldatenbrief“ vom 7. März 1945, den mir mein geliebterunvergesslicher Bruder geschrieben hatte, mit einem Testament für den Fall des To -

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des, der ja nicht ausgeschlossen sei. Mein Bruder ist 1927 geboren. Er und ich warenam engsten verbunden, doch leider durften wir nur eine kurze Lebenszeit zusammenerleben.Im März 1945 hätte mein Bruder seine Lehre als Verlagskaufmann abgeschlossen, beidem Verlag der damaligen Donau-Bodensee-Zeitung in Friedrichshafen. Doch wiebei so vielen anderen Soldaten und den Angehörigen zerstörte der Krieg, statt Lebenund Lieben, der Tod alles. Mein Bruder war ein „Juwel“, ein liebevoller wertvollerMensch und fürsorglicher Sohn unserer Eltern.

Dieser letzte Brief ist für mich ein Vermächtnis, das für mein ganzes Leben eineStütze und eine Botschaft ist.

Das Schlimmste an diesem Schicksalsschlag ist, dass es kein Grab gibt von ihm, dennweder eine Vermisstenmeldung noch eine Todesnachricht haben wir erhalten. Ich ha -be nachforschen lassen in Berlin, ohne Erfolg. Zwei Kameraden haben unabhängigvoneinander meinen Eltern berichtet, dass Bertram Bucher am 24.4.1945 in Pilsen(Tschechien) gefallen sei. Ich habe selbst 1993 nach diesen Kameraden forschen las-sen, aber auch da ohne Erfolg.

Aus diesem Grund habe ich mich als Fördermitglied für den Volksbund DeutscheKriegsgräberfürsorge e. V. erklärt, aber auch für andere Soldaten. Eigentlich müsstendas alle Angehörige tun ...

Ich hätte meinen Bruder in meinem Leben so dringend nötig gehabt, als Freund,Berater und Beschützer, denn mein Weg war sehr schmerzvoll an Verlusten von An -ge hörigen und Verzichten auf alles, was das Leben lebenswert macht.

Mein Sohn ist bei einer Dienstfahrt der Bundeswehr, 1981, im Alter von 27 Jahren,tödlich verunglückt. Meine Tochter ist mit 18 Jahren, 1981 verstorben, Ursache un -ge klärt, ob Mord oder Selbstmord. Ich kenne den Täter! Dieser Fall ist unerträglich,und nur mein starker Glaube hat mir die Kraft gegeben, auch dieses Schicksal aus-zuhalten, denn auch mein Mann ist 1990 gestorben.

Ich wünsche auch Ihnen alles Gute und Gottes Segen für Ihr Leben in Zukunft.

Ihre H. S.

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Gräber sind so wichtig für die Trauerbewältigung ...

H. S.Gotha

Sehr geehrter Herr Präsident Führer,

für Ihren sehr persönlich geschriebenen Brief vom 28. Oktober danke ich Ihnen sehr.

Sie danken den Spendern für die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge. Heute möchte ichmich für IHREN Einsatz, für alle Arbeit und Bemühungen bedanken. Sie haben mitIhren Mitarbeitern Großartiges geleistet! Und die Arbeit des Volksbundes wird fort-geführt …

Im März 2003 stand ich mit meinem Mann und unseren Töchtern in Lommel amGrab meines Vaters. Er starb im August 1944 in Elsenborn bei einem Angriff. Später

wurde er umgebettet. Ich habe meinen Vater nicht kennen gelernt und meine Mutterwurde mit 23 Jahren Witwe. An dem gepflegten Rasengrab nahmen wir von meinemVater Abschied, und der Kreis hatte sich für uns geschlossen. Wir standen dann nochan vielen Gräbern, lasen die Namen und Daten der jungen Gefallenen und gedach-ten der Angehörigen.Mit aller Wucht spürten wir den Wahnsinn des Krieges – und wenige Tage danachbegann der Golfkrieg …

Gräber sind so wichtig für die Trauerbewältigung, und ich kann – wie Sie auch –nicht verstehen, dass es immer mehr anonyme Bestattungen gibt. Mein Mann starbvor fast drei Jahren, und es drängt mich noch oft, an sein Grab zu gehen. Erst dannwerde ich ruhig.

Neulich kam ich auf dem Friedhof mit einem mir bekannten Ehepaar ins Gespräch.Auf dem Grabstein hatte ich den Namen eines jungen Mannes gelesen, der im Sep -tem ber 1944 verstorben war. Die Inschrift ist zum Gedenken an den Vater/Schwie -gervater des Ehepaares angebracht worden. Er wurde auch in Lommel bestattet …

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In jedem Jahr arbeiten auf unserem Friedhof junge Menschen vom Volksbund Deut -sche Kriegsgräberfürsorge. Sie werden von unserem Friedhofsmeister – Herrn König– ausgezeichnet betreut. Es ist zu hoffen und zu wünschen, dass die Arbeit des Volks -bun des auch weiterhin fortgesetzt werden kann. Im Rahmen meiner Möglich kei tenwerde ich mit meinen Spenden dazu beitragen.

Leider kann ich an den zentralen Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag nichtteilnehmen. Aber die Übertragung der bewegenden Gedenkstunde aus dem Bun des -tag habe ich miterlebt.

Ich glaube, in Herrn Dr. Markus Meckel haben Sie einen würdigen Nachfolger ge -fun den. Er wird die Arbeit in Ihrem Sinne weiterführen.

Ihnen wünsche ich einen ausgefüllten „Ruhestand“, eine gesegnete Adventszeit, einfro hes, besinnliches Weihnachtsfest, einen zuversichtlichen Jahreswechsel und ein gu -tes, friedvolles Jahr 2014.

Bleiben Sie gesund und behütet.

Herzlich grüßt Sie

H. S.

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Wie wir mit unseren Toten umgehen,

ist für mich ein Stück Kultur ...

Elke SchwangLudwigshafen

Sehr geehrter Herr Führer,

den Brief vom 28.10.2013 zu Ihrem Abschied als Präsident des Volksbundes habe ichals langjährige Spenderin mit Aufmerksamkeit gelesen.

Zuerst möchte ich Ihnen für Ihren unermüdlichen Einsatz um eine würdige Grab -stät te für die Toten des Zweiten Weltkrieges herzlich danken und wünschen, dass Siebei guter Gesundheit weiterhin Ihre Dienste segensreich zur Verfügung stellen kön-nen. Ich werde dem Volksbund auch künftig die Treue halten.

Sie erwähnen die Steinwürfel mit den Namen der Vermissten der Schlacht um Stalin -grad in Rossoschka. Auch ich, Jahrgang 1942, habe meine Kindheitserinnerungen andas Pfälzer Bauernhaus meiner Großeltern, in dem ich mit der tiefen Trauer meinerGroßmutter um ihren jüngsten Sohn Karl konfrontiert war. Er sollte den Hof über-nehmen. Immer hoffe sie auf seine Rückkehr. Auch als die letzten Heimkehrer nachAdenauers Besuch in der Sowjetunion im Dorf gefeiert wurden, erlebte sie eine bit-tere Enttäuschung. Er ist in Stalingrad vermisst; was dort bleibt, ist allein sein NameKarl L u d w i g auf einem Steinwürfel in Rossoschka.

Dieses Erlebnis hat mich geprägt und mir klargemacht, wie wichtig es ist, Ihre Arbeitzu unterstützen. Leider kam in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz die Fahrt nach Sta lin -grad wegen mangelnder Teilnahme nicht zustande. Ich hoffe nun, im nächsten Jahreinen Eindruck von der unendlichen Weite des Landes zu bekommen, in der Men -schen sinnlos ihr Leben verloren haben.

Wie wir mit unseren Toten umgehen, ist für mich ein Stück Kultur, ein Wert, der inunserer säkularisierten Gesellschaft immer mehr an Bedeutung verliert. Ich bedauresehr, zu sehen, wie sich unsere Friedhöfe, auch auf dem Dorf, verändern und gesichts-und geschichtslos werden. Was wir heute sind, verdanken wir Menschen, die vor uns

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lebten, die wir kannten, die uns nahe waren. Ich erinnere mich, wie ich sommers alsKind mit der alten Großtante Wasser aus dem Dorfbach den steilen Weg zumFriedhof hinauf zu den Gräbern trug. Dabei erzählte sie mir Geschichten, die ihr zuden Familien- und Dorfbewohnern einfielen. An Allerheiligen deckten wir die Grä -ber in den damals noch kalten Wintern mit Tannenzweigen ab und schmückten siemit weißen Schneebeeren und roten Hagebutten. So wurde ich von klein auf einenliebevollen Umgang mit den Verstorbenen und die Erinnerung an sie gelehrt undhalte das nach wie vor für ein Stück Kultur, das gepflegt werden sollte.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Elke Schwang

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Ich finde nichts schrecklicher als vergessene Gräber,

auf denen das Unkraut wuchert.

Irene SchwarzDüsseldorf

Sehr geehrter Herr Präsident Führer!

Zu Ihrem geleisteten Lebenswerk gratuliere ich Ihnen sehr herzlich und wünscheIhnen für den neuen Lebensabschnitt alles Gute.

Einige Sätze in Ihrem Abschiedsbrief haben mich doch etwas irritiert und so möch-te ich Ihnen einige Zeilen schreiben. Es geht um Discountsarg und kostengünstig imAusland verbrennen lassen. Wer ich bin, in einem Begleitschreiben.

Nach unserer Vertreibung aus Pommern landeten wir in Mecklenburg und kamenwie der mit unserem Vater (der Russland überlebt hat) zusammen. Nach einer gewis-sen Zeit bekam ich ein Stellenangebot aus dem Westen und bin dann (im Einver -ständ nis meines Vaters) „schwarz“ über die grüne Grenze gegangen und im Rhein -land gelandet. Nach den ersten Jahren im Aufbau konnte ich noch einen Berufs ab -schluss machen. So sind dann die Jahre ins Land gegangen und ich bin jetzt schongute 20 Jahre in Rente.

Meine Angehörigen und die besten Freunde haben sich schon alle verabschiedet. Ichhabe also auch Vorsorge getroffen und möchte mich verbrennen und anonym be stat -ten lassen. Nach günstigen Preisen habe ich nicht Ausschau gehalten, sondern weilkeiner mehr da ist, der mein Grab pflegt. Ich finde nichts schrecklicher als verges-sene Gräber, auf denen das Unkraut wuchert. Man kann es also von verschiedenenSei ten betrachten.

Alle durch den Krieg verursachten Geschichten haben mich schon immer berührt. Soist auch der jüngste Bruder (ein Nachzügler) meines Vaters bei der Kapitulation Ru -mä niens 1944 verschollen. Alle Nachforschungen verliefen ergebnislos. Ich werde alsodem Volksbund treu bleiben, solange es in meiner Macht steht.

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Ich hoffe, Sie mit meiner Geschichte nicht gelangweilt zu haben. Für Sie nochmalsalles Gute zum neuen Lebensabschnitt.

Freundliche Grüße

Ihre Irene Schwarz

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All dieses Kriegsgeschehen kann ich nie vergessen.

G. S.Berlin

Sehr geehrter Herr Führer!

Habe eben Ihren langen Brief gelesen, als Abschiedsbrief als Präsident des Volks bun -des Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Danke! Sie baten mich, Ihnen mal zu schreiben,und das tue ich jetzt gleich.

Sie schreiben auch von Ihrer Kindheit und ich möchte auch von meiner Kindheit et -was berichten. Heute bin ich alt, fast 80 Jahre und schwer gehbehindert. Habe nureine kleine Rente und wohne in einem Seniorenwohnhaus. Meine vier Töchter woh-nen hier in Berlin und haben auch nur wenig Zeit für Mutter. Mein einziger Sohn istin der alten Heimat geblieben, im Kreis Pasewalk. Seit 20 Jahren bin ich Witwe.Mein Mann ist schon mit 65 Jahren verstorben, er war auch noch Soldat und kam inGefangenschaft, erst 18 Jahre alt. Mein Geburtsort ist Friedefeld bei Penkun, ich warelf Jahre alt bei Beendigung des Krieges.

Habe ein gutes Langzeitgedächtnis und viele Erinnerungen. Als der Krieg ausbrach,die Farbe der ersten Lebensmittelkarten. Als die deutschen Soldaten mit blumenge-schmückten Motorrädern auf der Autobahn vom Polenfeldzug zurückkamen.

Meine Eltern stammen aus bäuerlichen Verhältnissen, aus dem Eichsfeld, und haben1932 in Friedefeld gesiedelt. Später kamen die ersten Zwangsarbeiter, ich staunte alsKind, dass diese Menschen ja genau so aussahen wie wir Deutschen. Ca. 1941 wurdeauch mein Vater Soldat. Die ausländischen Gehilfen bewirtschafteten die kleine bäu-erliche Siedlung. Habe noch zwei jüngere Schwestern. Abends die Verdunklungszeit,die Flieger, die Stettin und Pölitz bombardierten, flogen über uns. Nachts sahen wirdie Christbäume über Stettin.

Im August 1944 brach ich mir das rechte Schienbein. Die Ärzte meinten, wie kannman sich jetzt noch ein Bein brechen! War zweimal im Städtischen Krankenhaus, je

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eine Woche, nachts kamen wir in die unterirdische Stadt, die Schwestern im Galopp,mit den fahrbaren Tragen. Gott sei Dank war in diesen Zeiten kein Fliegeralarm.Aber es gab viele Patienten mit starken Phosphorverbrennungen. Vater war Soldat inRussland mit Pferdewagen und wurde auch verwundet.

Als ich nach dem Krieg bei Gewitter ins Bett der Eltern kletterte, meinte Vater nur,wenn du nachts mit dem Kopf auf einer Munitionskiste geschlafen hast, hat man kei -ne Angst bei Gewitter. Im Januar 1945 kam Vater aus dem Krieg, es war wohl einKes sel in Polen, nach Stettin. Bei Gewehrreinigung hatte sich ein Kamerad durch dieHand geschossen und die Gewehrkugel landete in Vaters rechtem Hüftgelenk (dieKugel blieb zeit seines Lebens im Gelenk und er hatte Beschwerden). Aber dadurchwar sein Leben gerettet.

Bald wurde er nach Neinstedt im Harz verlegt, was später erst mal amerikanisch wur -de. Unser Dorf ging gegen Abend des 23.4.1945 auf die Flucht. Wir Kinder auf demWagen, Jan, der Weißrusse, stand auf der Deichsel und fuhr. Mutter ging zu Fuß mitden drei anderen Ausländern hinterher. Die Flüchtlingswagen fuhren ganz rechts undneben uns rauschte das Militär vorbei. Über uns waren russische Tiefflieger, aber siebe schossen uns nicht. Wir kamen bis zu einem Gut hinter Demmin, dort wehte schondie weiße Fahne. Auf einmal waren russische Soldaten da, aber es blieb alles ruhig.Wir Kinder blieben auf dem Wagen. Die Ausländer verabschiedeten sich von Mutter.Jan sagte: „Ich sprechen mit Kommandant, wir wollen schnell nach Hause, hier kommtgleich eine zweite Front.“ Nun standen Mutter u. ihre Schwester aus Wollin mit zweiWagen und vier Pferden da. Sie konnten beide nicht kutschieren! Ein 13-jährigerJunge fand sich und fuhr beide Wagen, denn wir hatten nur noch zwei Pferde. EinWagen vor, dann ein Wagen nachgeholt. Kochtopf auf Steine, im Graben wurde ge -kocht. Zurück zu gab es noch manche Überraschung und ich dachte bloß, Vater lebt.

Onkel Rudolf war zum Volkssturm an die Oder, auch er überlebte. Als wir zurück -kamen, sah es nach Kämpfen, die sich abgespielt hatten, aus. Mutter hatte ihre Arm -band uhr versteckt, ich gab nicht nach, bis sie diese dem russischen Soldaten gab.

Angst, Angst, aber oft unbegründet. Auf der Rücktour winkte uns ein älterer russi-scher Soldat aus der Reihe und was tat er? Holte sein Taschenmesser und Band ausder Hosentasche und flickte das Halfter eines Pferdes. Da ich schon zeitig an Durch -fall litt, sah ich elend aus und ich bekam einmal ein ganzes Kommissbrot.

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Wir hatten dann auch bald Flüchtlinge aus Hinterpommern, die wollten nicht wei-ter, sie hofften, bald wieder zurückgehen zu dürfen. Die Männer, die zur Verfügungstanden, mussten mit Sensen das Getreide mähen. Die Frauen banden es auf, auchMutter, und ich habe versucht zu kochen. Alles Getreide wurde mit der Schrotmühlegemahlen, vorm Dreschkasten waren die Lederriemen, woran ca. 6 Personen zogen,um Brot im Herd zu backen. Frisches Getreide wurde später mit dem Flegel gedroschen.

Strom gab es erst kurz vor Weihnachten. Stundenweise, dann gab es auch Wasser ausder Leitung. Von den unverzogenen Zuckerrüben wurden die Blätter zu Spinatgekocht und eingeweckt. Die Kartoffeln lagen in langen Mieten. Mutter ließ noch imJuli Kartoffeln pflanzen, ein Nachbar meinte, das hat doch keinen Zweck mehr! Aberes wurden noch Kartoffeln, sonst hätten wir im Winter nichts gehabt. Die Küche warschwarz geräuchert von den Kienspänen.

Die ersten Bürgermeister sorgten und teilten für die Bevölkerung. Das rosa Viehsalz

wurde gewaschen, ohne Salz schmeckt nichts. So wurde es Herbst, im September fuh -ren dann auch die ersten Bahnen. So hat sich Vater auch aufgemacht. War nach derEntlassung aus dem Lazarett zunächst zu seinen Eltern gefahren. Inzwischen ge hörteThüringen auch zu Ostdeutschland und am 18. September 1945 gegen Abend warVater bei uns. Ein Gedenktag für mich!

Viele meiner Mitschüler blieben vaterlos. Einige Jahre nach dem Krieg waren hier beiuns zwei Frauen und forschten, ob Vater was über seine ehemaligen Kameraden sagenkonnte.

All dieses Kriegsgeschehen kann ich nie vergessen. Bin dankbar für alles, habe allesvon weitem sozusagen gesehen und unsere Familie blieb verschont. Verfolge sehr in -te ressiert Kriegsberichte von damals. Dass nie wieder eine Mutter ihren Sohn be weint!Wie sieht es heute aus? Auch das verfolge ich erzürnt. Verstehe erst, wie damals die Sol -daten auch seelisch belastet waren. Es waren keine Herzanfälle, es waren Alb träume.

G. S.

PS: Ich finde es so anrührend, wie Leute heute noch nach Gefallenen suchen, damit siebestattet werden und die Angehörigen, wo möglich, benachrichtigt werden. Dass sichjunge Leute finden und die Soldatenfriedhöfe pflegen! All denen möchte ich danken!

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200 Briefe an den Präsidenten

Hier, wo eigentlich jeder jeden kennt,

weiß ich auch von manch zerstö rtem Zukunftsplan.

Gunter SieberLimbach-Oberfrohna

Sehr geehrter Herr Führer,

[...] Auch meine Eltern haben Geschwister durch den Krieg verloren: Mein Vatereinen sei ner Brüder und meine Mutter ihren einzigen Bruder. Er war wenige Tagevorher gerade erst 20 Jahre alt geworden.

Aber etwas ganz anderes geht mir Sonntag für Sonntag durch den Kopf. Jeden Sonn -tag, wenn ich im Gottesdienst in unserer Kirche sitze, denke ich an die vielen Jungs,die einst ebenso in diesen Kirchenbänken gesessen haben, sicherlich manchmal somanchen Unsinn im Kopf, den sie in das Holz der Kirchenbänke gekratzt haben, indieser Kirche konfirmiert und manche auch getraut – und deren Leben dieser unse-lige Krieg viel zu früh ein Ende bereitete. In unserem kleinen Ort (heute ein Ortsteilvon Limbach-Oberfrohna) waren es 116, für die der Frieden zu spät kam. Das warenrund zehn Prozent der Einwohner unseres kleinen Ortes Bräunsdorf.

Hier, wo eigentlich jeder jeden kennt, weiß ich auch von manch zerstörtem Zu -kunfts plan. An einen ihr Leben zerstörenden Wahnsinn wird keiner gedacht haben,als sie als Konfirmanden auf der Kirchentreppe fotografiert wurden. [...]

Dass es gerade mit Russland Wege des Aufeinanderzugehens gibt, ist sehr erfreulich,aber nicht selbstverständlich. Hier bedarf es großer Behutsamkeit im Umgang mit-einander und in der Pflege der Kontakte Beständigkeit.

Mit freundlichen Grüßen

G. Sieber

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Briefe an den Präsidenten 201

Sie ahnen kaum, wie ich Ihnen verbunden bin ...

Pastor August SpreenMannheim-Lindenhof

Lieber Herr Führer,

Sie ahnen kaum, wie ich Ihnen verbunden bin durch Ihren Abschiedsbrief vom 28. Ok tober des Jahres!

Werde im Januar 96 Jahre, war über fünf Jahre Soldat, Dezember 1941 vor MoskauErfrierung der Füße 3. Grades, März 1945 im Todes-Kessel von Kurland (Riga), mit-ten in der Hölle des Todes. Und in allen Lagen hat Gott, der Herr, mich in seinem

Frieden bewahrt, zuletzt im Lazarett Kühlungsborn (auf 1 000 Wunderwegen). Heim - kehr auf zwei Krücken zum Advent 1945!

Studium Evangelische Theologie, seit 1951 im pfarramtlichen Dienst der Evan ge li -schen Kirche in Westfalen, in Bünde, seit 1983 als Emeritus voll im Dienst mit fröh -lichem Herzen voller Jubel und Dank. Ich kann nur mit Paul Gerhardt bekennen:

„Mein Herze geht in Sprüngenund kann nicht traurig sein,ist voller Freud und Singen,sieht lauter Sonnenschein.“EG 351,13

In diesem Sinne grüße ich Sie herzlichin Jesu Namen

Ihr August Spreen

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202 Briefe an den Präsidenten

Und ich darf leben!

Dr. Jörn SpringerFreiburg

Sehr verehrter Herr Führer!

Ich danke Ihnen für Ihre bewegenden Worte und Gedanken, die Sie dazu gebrachthaben, Ihre Kraft in die Arbeit des Volksbundes einzugeben.

Ihre Gedanken haben mich wieder tief berührt – wie es meistens bei den Mit tei lun -gen des Volksbundes der Fall ist. Ich danke Ihnen für Ihre langjährige Arbeit. Ge bo -

ren 1944 und nicht weiter „getroffen“ vom Krieg, überwältigt mich immer wieder dieVorstellung, dass so viele junge Leben so früh und so sinnlos ausgelöscht wurden ...Und ich darf leben!

Meinen Dank an Sie und alle Mitarbeiter, dass wir diese schreckliche Vergangenheitnicht vergessen. Alles Gute weiterhin!

Hochachtungsvoll!

Dr. Jörn Springer

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... unzähligen deutschen Kriegstoten ihre Würde

wiedergegeben und ihren Angehö rigen Trost gespendet

Erika Steinbach, MdBPräsidentin des Bundes der Vertriebenen

Sehr geehrter, lieber Herr Führer,

mit großem Bedauern habe ich Ihr Abschiedsschreiben vom 9. Oktober 2013 gelesen.Ich möchte Ihnen für die langjährige, gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit herz - lich danken. Ich glaube, dass der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge un ter Ih -rer Präsidentschaft sehr erfolgreich seine Arbeit getan und damit unzähligen deut schenKriegstoten ihre Würde wiedergegeben und ihren Angehörigen Trost ge spendet hat.

Ich hoffe, Sie als unseren Plakettenträger auch weiterhin als Ehrengast bei unserenVeranstaltungen in Berlin begrüßen zu können.

Mit freundlichen GrüßenErika Steinbach MdB

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204 Briefe an den Präsidenten

Ich bin noch heute stolz auf meinen Vater ...

Andreas von SteunMünchen

Ihr Schreiben vom 28. Oktober 2013

Sehr geehrter Herr Führer,

ich habe mit großem Interesse Ihren o. a. Brief gelesen und wünsche Ihnen einen ru -hi geren und schönen Ruhestand.

Der Inhalt Ihres Briefes hat mich sehr bewegt und man sollte Ihnen für Ihre viele auf-opfernde Arbeit danken. Man müsste natürlich auch über den Zeitgeist reden, denndort werden unsere treuen und tapferen Soldaten und auch die Gefallenen als Mör -der, Vergewaltiger und Kriegsverbrecher hingestellt. Das tut weh! Müssen wir uns dasgefallen lassen, nur weil wir den Krieg verloren haben?

Mein Vater ist bei der 3. Infanteriedivision vor Moskau im November 1941 gefallenund mit seinem Adjutanten auf dem Friedhof Naro Fominsk (Kotowo, vier Kilo me -ter südwärts) beerdigt worden. Leider wurde der von der Wehrmacht 1941 angeleg-te Friedhof wohl von den Russen beim Rückzug der Wehrmacht plattgemacht. Plänehatte die Wehrmacht natürlich, aber wo sind sie geblieben.

Leider wurden keine Umbettungen vorgenommen, und so konnte ich noch nicht andas Grab meines Vaters gehen. Leider!

Anbei zwei Kopien für Sie, die unter Umständen gebraucht werden.

Mein Vater war ein paar Wochen vor seinem Tod noch Adjutant von Herrn GeneralJahn, dem Kommandeur der 3. Division (m.). Siehe Brief vom 27.11.1941 an meineMutter.

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Briefe an den Präsidenten 205

Als ehemaligem Soldaten der Bundeswehr, die man kaum noch erkennen kann, sohat man sie verändert, ist mir die neue und völlig traditionslose Bundeswehr völligfremd, und ich kann mich mit ihr auch nicht identifizieren. Meine vielen Kameradenauch nicht.

Militärische Führer unserer ehemaligen Feinde sagen immer wieder, dass die Wehr -macht die beste Armee im Zweiten Weltkrieg war. Mein Vater kam aus der Reichs -wehr und dem Infanterieregiment 9 (Eliteregiment „Graf 9“) in Potsdam.

Ich bin noch heute stolz auf meinen Vater und lasse mir vom Zeitgeist nichts nehmen.Französische und amerikanische Freunde unterstützen mich da sehr und schüttelnden Kopf, was in Deutschland und bei der heutigen Bundeswehr passiert. Wir seiendie einzige Armee auf der Welt, die keine Tradition hat, sagen auch sie. Ein Trauer -spiel ist das schon, auch für mich.

Eigenartig erscheint auch den NATO-Freunden, dass der Volksbund, bei diesen Vor -wür fen heute, noch die Gräber von angeblichen Verbrechern, Mördern und Ver ge -wal tigern pflegt. Man kann dieser Ansicht sich nicht verschließen, wenn man ehrlichist. Angehörige dieser Armee der Verbrecher, Mörder und Vergewaltiger haben ab1955 die alte Bundeswehr aufgebaut, und darum will man eigentlich mit ihr auchnichts mehr zu tun haben.

Diese Meinung werden Sie sicher laufend hören, und das ist auch gut so. 12 JahreNAZI-Herrschaft dürfen nicht Jahrhunderte deutscher Geschichte vernichten. Un se restolze Geschichte bis 1932 darf nicht verschwiegen werden.

Es tut mir leid, lieber Herr Führer, aber das musste heraus.

Mit Grüßen aus dem schönen Bayern verbleibe ich stets Ihr

A. von Steun

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206 Briefe an den Präsidenten

... wenn der Kampf vorbei ist, was bleibt dann?

M. S.Icking

Sehr geehrter Herr Führer!

Heute kam mit der Post vom Volksbund Ihr Abschiedsschreiben, gerichtet an alle Mit -glieder und eigentlich an jeden, der in sinnlosen Kriegen geliebte Menschen verloren hat.

Ja, ich schreibe spontan, weil mich Ihre ausführlichen Gedanken, Ihre Worte seelischzutiefst berührt haben! Klarer und eindrucksvoller kann man Ihre Hingabe zu IhremWirken im „Volksbund“ und das all der treuen, selbstlosen Helfer nicht schildern.

Ich danke Ihnen von Herzen für Ihre Worte, die auch für kommende Generationennoch wichtig und sinnvoll sind. Krieg ist das Schlimmste, Schaurigste, was ein Men - sch erleben und ertragen kann. Die Ursachen sind so vielfältig, und wenn der Kampfvorbei ist, was bleibt dann? Wie damals, so auch jetzt – wir sehen es täglich: Ver -nichtung, Zersetzung, Tod, Zerstörung ganzer Kulturen.

Sehr geehrter Herr Führer, wenn ich auch schon alt bin – 97 Jahre – so sind die Ge -danken an verlorene Angehörige noch immer wach, und jeder „Obolus“, den ichgerne gebe, ist immer ein Blumengruß für ihr unbekanntes Grab.

Ihnen persönlich mit Familie wünsche ich von Herzen einen gesunden und heiterenRu hestand.Möge Ihr großes Verstehen für das Leid der Welt nie Ihren Glauben und die innereHeiterkeit überdecken, die ja Ihr Kraftquell sind!!

Ich danke Ihnen innigst, dass ich Ihnen gedanklich begegnen konnte!

Gottes Segen und mit herzlichen Wünschen

Ihre M. S.

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Briefe an den Präsidenten 207

Mein Dank an alle Mitarbeiter des Volksbundes!

Siegfried StöckerDortmund

Sehr geehrter Herr Führer,

Sie bitten in Ihrem Brief, dass ich Ihnen schreibe, was ich hiermit mache. Ich findees sehr schlimm und enttäuschend, wie weit die Erinnerungs- und Bestat tungs kulturbei vielen Menschen in unserem Land gekommen ist. Ihr Brief hat mich berührt undgezeigt, wie wichtig es ist, an unsere Toten zu erinnern. Ich bin mittlerweile 72 Jahrealt und meine liebe Frau Brigitte ist vor drei Jahren ge stor ben. Wir haben jahrelangfür den Volksbund gespendet und das werde ich auch wei terhin machen. Angehörigehaben wir im Krieg nicht zu beklagen gehabt, ich bin dafür dank bar und meine, dassdie Erinnerungsarbeit wichtig ist. Mein Dank an alle Mitarbeiter des Volksbundes!

Gerade jetzt, wo das Deutsche Rote Kreuz auf sein 150-jähriges Bestehen zurück blickt,muss an das Wort des Gründers Henry Dunant erinnert werden, das nach wie vor auchheute noch seine bittere Gültigkeit bewahrheitet: „Der Feind, unser wirkli cher Feind,ist nicht irgendein Nachbarland, sondern Hunger, Kälte, Armut, Un wis senheit, Aber - glaube und Vorurteil. Statt einander die Hände zu reichen, stacheln sich die Men -schen gegenseitig an in blindem Chauvinismus, sinnlosem Blut ver gießen und wahr-haft mörderischer Grausamkeit.“ In unserer Zeit gibt es leider immer wieder Grup -pen, die sich auf religiöse Ziele berufen, diese für ihre verbrecherischen Zwecke miss -brau chen und viel Leid unter die Men schen bringen. Besonders dort, wo es den Men -schen schlecht geht. Auch deshalb ist es wichtig, immer und überall an die Mensch -lich keit zu appellieren.

Ich wünsche Ihnen für Ihre Zukunft eine gute Gesundheit und dem Volksbund wei -terhin alles Gute, um die große Aufgabe mit Erfolg fortsetzen zu können!

Mit freundlichen Grüßen

Siegfried Stöcker

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208 Briefe an den Präsidenten

... um die Bundesrepublik Deutschland

verdient gemacht.

Lutz StroppeStaatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Sehr geehrter Herr Fuhrer,

am 12.10.2013 wurde Ihr Nachfolger in das Amt des Präsidenten des VolksbundesDeutsche Kriegsgräberfürsorge gewählt. Sie standen 11 Jahre an der Spitze des Ver -ban des und können auf ein erfolgreiches Wirken zuru ckblicken. Das Bun des mi nis -terium fur Familie, Senioren, Frauen und Jugend kennt Sie als angenehmen und kon-struktiven Gesprächspartner, dafur möchte ich Ihnen an dieser Stelle danken.

Gemeinsam konnten wir eine Reihe von Problemen lösen. Ich denke dabei zum Bei -spiel an die Zusammenarbeit mit den russischen Dienststellen. Anlässlich der Kon fe -renz der russischen Botschaft im vergangenen Jahr haben wir deutlich machen kön-nen, wie wichtig uns die Pflege der Gräber als Erinnerung an die Toten und als Mah -nung fur die Lebenden ist.

Ich glaube auch, dass Ihr persönlicher Einsatz uber all die Jahre in den osteuropäi-schen Ländern wesentlich zu einer Verbesserung des Klimas beigetragen und damitdie Arbeit des Volksbundes erleichtert hat. Nicht zuletzt hat sich unsere Zu sam men -ar beit mit dem Auswärtigen Amt beim Abschluss mehrerer Kriegsgräberabkommenbewährt. Hier haben Sie sich nicht nur um den Volksbund, sondern auch um dieBundesrepublik Deutschland verdient gemacht.

Auch wenn Sie das Amt des Präsidenten des Volksbundes Deutscher Kriegs grä ber fu r -sor ge abgegeben haben, bin ich mir sicher, dass Sie sich weiter aktiv fur Frieden und

Verständigung engagieren werden. Und ich hoffe auf viele Begegnungen, um fur die -se gemeinsame Sache weiter zu arbeiten.

Mit freundlichen Grußen

Lutz Stroppe

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Briefe an den Präsidenten 209

T

... bewundere die Arbeit des

Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge sehr.

Peter TeschBotschafter des Landes Australien in der Bundesrepublik Deutsachland

Sehr geehrter Herr Fuhrer,

für Ihren freundlichen Brief vom 9. Oktober danke ich Ihnen.

Zu der führenden Rolle, die Sie in den letzten 11 Jahren beim Volksbund DeutscheKriegsgräberfürsorge gespielt haben, möchte ich Ihnen aufs Herzlichste gratulieren.Ich habe die Zusammenarbeit mit Ihnen und Ihren Kollegen sehr genossen und be -wundere die Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge sehr. Vor allemdie beeindruckende Ausstellung „20 Jahre deutsch-russisches Kriegsgräber ab kom -men“ letztes Jahr im Paul-Löbe-Haus bleibt mir noch in frischer Erinnerung.

Zu Recht können Sie auf Ihren Beitrag zur Arbeit des Volksbundes Deutsche Kriegs -grä berfürsorge mit Genugtuung zuruckblicken. Ich wu nsche Ihnen fu r die Zukunftalles Gute und bin zuversichtlich, dass unsere beiden Nachfolger die gute Zusam men - arbeit auch angesichts der geplanten Gedenkveranstaltungen anlässlich 100 Jahre Ers -ter Weltkrieg fortsetzen werden.

Am 26. November 2013 wird meine Dienstzeit in Deutschland enden. Ich plane eineAbschiedsveranstaltung am Abend des 5. November und wu rde mich freuen, wenn

Sie sich diesen Termin vormerken wu rden. Eine schriftliche Einladung geht Ihnen inden nächsten Tagen gesondert zu.

Mit freundlichen Grußen

Ihr Peter Tesch

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210 Briefe an den Präsidenten

... festgestellt, dass wir

aus den gleichen Quellen schö pfen.

Erwin TeufelMinisterpräsident a. D.

Sehr geehrter, lieber Herr Führer!

Mit Interesse habe ich Ihren ausführlichen Rundbrief, Rechenschaftsbericht und Le -bens lauf vom 28. Oktober gelesen. Ich möchte Ihnen Dank und Anerkennung sa genfür Ihre seitherige Lebensleistung und vor allem auch für Ihre ehrenamtliche Prä si -dent schaft des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Gerne erinnere ich michan fru here Begegnungen.

Ich schätze Sie und habe immer wieder festgestellt, dass wir aus den gleichen Quellenschöpfen.

Mit herzlichen Grüßen und allen guten Wünschenbin ich

Ihr Erwin Teufel

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Briefe an den Präsidenten 211

Ich war begeistert über Ihre Ausführungen ...

Karl ThielWabern-Hebel

Sehr geehrter Herr Führer,

Ihrem sogenannten „Abschieds-Brief“ hab ich sehr viel Wert gegeben. Ich war begei-stert über Ihre Ausführungen, sie liegen in meinem Gedanken-Bereich.

Über Bestattungsthemen spreche ich viel mit Bekannten, bekam aber, wie Sie, nichtviel Unterstützung in meiner Meinung. Früher hat man viel Wert auf Beerdigung,Trauer und Gedenken der Toten gelegt. Beim Tod meines Opas 1953 wurde ein gan-zes Jahr kein Radio angemacht und keine Jubel-Gesänge im Haus veranstaltet. Ichsag’ manchmal ironisch: Es gibt graue, gelbe, grüne Tonnen, es könnte die SchwarzeTonne angeschafft werden, der tote Mensch hinein und so entsorgt. Bei uns, auch aufdem Land, immer mehr Urnen in die Natur und weg. Selbst ein Trauer-Mahl wirdnicht mehr (mit Kaffee und Kuchen) gemacht.

Ich selbst (Jahrgang 38) bin schon Jahrzehnte Förderer der Kriegsgräberfürsorge, ausDankbarkeit, dass aus meiner näheren Familie keine Soldaten im Krieg gefallen sind.Allein aus meiner Nachbarschaft waren es sechs Soldaten, die nicht wieder nach Hau -se gekommen sind. Für sie habe ich teilweise Bilder von den Namen derselben inSteinstelen gemeißelt aus Rossoschka besorgt. Der Dank war für mich gut. Die Sol -da ten in Stalingrad waren zwischen 19 und 22 Jahre alt!!

Auch die Wegwerfgesellschaft unserer Zeit und die Verschwendungssucht beschäftigenmich. Es liegen jetzt schon Welten zwischen meiner Generation und den jungen Leuten.

Nun wünsch’ ich Ihnen einen wohlverdienten Ruhestand mit noch einigen Aufgabenfür den Volksbund.

Mit freundlichen GrüßenKarl Thiel

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212 Briefe an den Präsidenten

... in Kurzfassung meine

schlechtesten Jugenderinnerungen

Paul TimmermannBonn

Sehr verehrter Herr Führer!

Mit Aufmerksamkeit und hohem Respekt las ich Ihren Abschiedsbrief vom 28. Ok -to ber.

Ihnen gebührt mein aufrichtiger Dank für die viele Arbeit, die Sie als Präsident fürden Volksbund in Deutschland und der Welt geleistet haben. Wo wären unsere vie-len Kriegstoten, wenn es den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge nicht gäbe?

Da ich als langjähriges Fördermitglied – Jahrgang 1928 – also den Krieg von A bis Zam eigenen Leibe miterlebt habe, kann ich schon ein Lied davon singen. Ich bin der Jüngste von sieben Geschwistern. Für unsere Eltern war es nicht immerleicht; besonders als die älteren Brüder eingezogen wurden. Mein ältester Bruder fielam 22. Juni 1941, gleich am ersten Tag im Morgengrauen, als es in Litauen/Russlandüber die Grenze ging. Er liegt heute in Kudirkos Naumiestis (Litauen) begraben.

Die zweite Gefallenen-Nachricht erreichte uns dann Ende März 1944: Mein vier Jah -re älterer Bruder Heinz, gefallen am 9. März 1944 „im Wald bei Warwarowka“. Voneinem seiner Kameraden erfuhren wir dann kurz nach Kriegsende: „Heinz ist nichtgefallen, wir mussten ihn schwerverwundet zurücklassen.“ Da ich quasi mit ihm auf-gewachsen bin, bedrückt es mich sehr, dass bis heute leider noch nichts von ihm ge -funden wurde.

Die dritte Todesnachricht kam dann kurz vor Weihnachten 1944. Der Verlobte mei-ner ältesten Schwester, die eigentlich Weihnachten heiraten wollten, gefallen im Hürt -genwald bei Aachen. Das noch nicht genug: Am 23. Januar 1945 starb mein zweit-ältester Bruder, der schwer verletzt im Lazarett in Linz/Donau lag. Dort wurde er auchbeerdigt.

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Briefe an den Präsidenten 213

Der Krieg war noch nicht zu Ende, denn am 13. April 1945 wurden meine beidenSchwestern und ich beim Einmarsch der Amerikaner in unser kleines Dorf im Sau -erland verwundet und haben noch einige Wochen im Krankenhaus verbracht.

Mein zwei Jahre älterer Bruder, als Marinesoldat auf den Weltmeeren unterwegs, vondem wir schon über ein Jahr nichts gehört hatten, kam dann im Sommer 1945 wohl-behalten und glücklich aus der Gefangenschaft zurück.

Sehr geehrter Herr Führer. Das sind in Kurzfassung meine schlechtesten Jugend er in -ne rungen. Ich möchte nur hoffen, dass uns und unserem Land so etwas nie, nie, niemehr widerfährt.

Ihnen nochmals ein ganz herzlicher Dank für Ihre Arbeit für den Volksbund!

Ihr P. Timmermann

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214 Briefe an den Präsidenten

... ein herzliches Dankeschö n

Rita TritschlerVillingen-Schwenningen

Ihr Schreiben vom 28. Oktober 2013

Sehr geehrter Herr Führer,

Ihr oben genanntes Schreiben hat mich sehr berührt und ich möchte Ihnen ein herz-liches Dankeschön sagen für die wertvolle Arbeit, die Sie in den zehn Jahren Ihrer Tä -tig keit für die Kriegsgräberfürsorge geleistet haben.

Auch auf meine Anfrage zur Aufklärung meines kriegsverschollenen Vaters Otto Heu -berger habe ich über den Volksbund Informationen erhalten und werde auch weiter-hin meinen Beitrag dazu leisten, die noch offenen Schicksale zu klären.

Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Rita Tritschler

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Briefe an den Präsidenten 215

Die Arbeit des Volksbundes ist friedensfö rdernd ...

Dr. Günter TürkHanau

Sehr geehrter Herr Führer,

mit Ihrem Brief, ja Abschiedsbrief aus Ihrer, der Menschenwürde und den Menschendienenden Tätigkeit, haben Sie mich tief berührt.

Und dafür möchte ich Ihnen von Herzen danken; danken für Ihre ja so selbstloseArbeit mit einem unübersehbaren Ergebnis: der Schaffung von Gedenkstätten fürunsere Kriegstoten.

Verstehen wir uns: In einem früheren Schreiben an den Volksbund hatte ich auf Ihreund dessen friedensstiftende Arbeit gebührend hingewiesen, dabei aber deutlich ge -macht, dass wir – damit meine ich die Familie meiner Eltern – im Zweiten Weltkriegkeine Familienangehörigen verloren haben. Aber dennoch oder gerade deswegen: Ichhabe stets versucht, mich in die Lebenssituation derjenigen Menschen zu versetzen,bei denen es eben nicht so war und die nun durch die sorgsame Arbeit des Volks bun -des einen Ort kennen, an dem sie ihre Trauer sammeln können.

Allerdings weiß ich schon, wovon ich rede, wenn ich das Wort „Trauer“ in den Mundnehme: Ich habe selber meine beiden Ehefrauen und einen fünfjährigen Sohn an denTod verloren. Sie alle waren unheilbar an Krebs erkrankt. Die daraus entstandeneSeelennot konnte ich durch Kinder und Kindeskinder zwar lindern, aber niemals„ausheilen“. Das gelang und gelingt besser durch und mit meinem festen Glauben;er ist eine verlässliche starke Stütze in meinem Leben geworden.

Der Unterschied zu den Kriegswitwen und -verwandten zu meiner Situation ist sehrgroß: Jene müssen weit reisen – und dies meist im Alter –, um an den Ort der Ruheihrer Toten zu gelangen. Die Gräber meiner Lieben sind nur 500 Meter von meinemWohnhaus entfernt. Ich kann dorthin gelangen, wenn ich es möchte, und – das istganz wichtig – ich kann die Gräber selber noch pflegen!

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216 Briefe an den Präsidenten

Ich will Sie nicht mit Persönlichem belasten, denn ich weiß: Leid ist immer eine per-sönliche Last; aber ich weiß auch: Gott legt uns eine Last auf, aber ER hilft uns auch.Und ich weiß weiter: Seine Hilfe lässt mich das Leben achten und alle diejenigen, diees „vor der Zeit“ früh verloren haben.

Ihnen dient mein Gedenken und mein Respekt. Es ist daher folgerichtig, dass ich dieArbeit des Volksbundes auch künftig durch Spenden unterstützen werde.

Meinen fünf Enkelkindern habe ich des Öfteren über den Zweiten Weltkrieg erzählt,von Bombennächten in Berlin, von dem Verlust der Wohnung der Eltern 1943 inBerlin, von Tieffliegerangriffen und von Bombentoten, von Verwundeten und ande-rem mehr. Das werde ich auch für den Rest meines Lebens tun.

Zum Schluss noch ein Wort zur Bedeutung des Friedens: Die Arbeit des Volksbundesist friedensfördernd; das ist ein nicht genug bewusst werdender Aspekt seiner Ak ti vi -tät. Er übersetzt das Bibelwort „Denn der Friede Gottes, welcher höher ist als allemenschliche Vernunft, sei mit Euch allen“ in ein sichtbares Bild.

Ihnen, Herr Führer, sei abschließend nochmals gedankt für Ihren persönlichen Ein -satz bei der Schaffung der würdigen Stätten für die Seelenruhe der Kriegstoten. Siekön nen und dürfen stolz sein auf Ihr nachhaltiges Wirken. Viele, ja sehr viele, wer-den es Ihnen danken. Ich wünsche Ihnen einen langen, wohlbringenden Lebens abendund dafür den wichtigen Segen Gottes.

In Verbundenheit

Ihr Günter Türk

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Briefe an den Präsidenten 217

U

... das ist ein ganz großer Trost für mich.

Ella UhlBlaustein

Sehr geehrter Herr Führer,

ich danke Ihnen für die vielen guten Taten, die Sie für den Volksbund getan haben.Mein Bruder Franz Rescheisen ist 1943 in Russland gefallen. Er ist nun auf den Sam -mel friedhof Sebesh umgebettet worden. Dafür bin ich Ihnen unendlich dankbar.

Leider kann ich ihn nicht mehr besuchen, ich bin 90 Jahre alt. Aber ich kann ihmjedes Jahr zu seinem Geburtstag Blumen und eine Kerze auf seine Grabstätte legenlassen und das ist ein ganz großer Trost für mich. Haben Sie nochmal tausend Dankfür alles.

Ich wünsche Ihnen für die Zukunft Gottes Segen, Zufriedenheit und bleiben Siegesund.

Ella Uhl

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218 Briefe an den Präsidenten

1943

Ich hatte einen guten Brudermit ihm hab ich die Kindheit verbracht

der Krieg hat ihn mitgenommenund nie wieder heimgebracht.

Ich schrieb ihm viele Briefeund plötzlich kam jeder zurück

ich schrieb immer weiter und weiterund glaubte es einfach nicht.

Gefallen für Großdeutschlandschrieb man mir ganz großich konnte nur noch weinendas war der einzige Trost.

Ich würd ihn so gerne besuchenan seinem Grab niederknien

ein Rosenbeet ihm darauf pflanzenund sagen ich hab dich so lieb.

Du lieber Gott da obener ist bestimmt bei dir

lass ihn auf mich runter schauendamit er sehen kann wie allein ich bin.

Mein Leben hat sich veränderttraurig ernst und allein

gegangen sind schon alle Freundees gibt noch wenig Sonnenschein.

Ella Uhl

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Briefe an den Präsidenten 219

Wie gut, dass es Menschen wie Sie gibt,

dies sich als Mahner und Kämpfer für den Frieden

in der Welt einsetzen ...

Waltraut UnznerGermering

Sehr geehrter Herr Präsident Führer!

Längst wollte ich schon Ihrer freundlichen Aufforderung, doch einmal an Sie zu schrei -ben, nachkommen. Jedoch ein Klinikaufenthalt vereitelte das und nun ist es bereitsAdvent geworden – Zeit, um liegengebliebene Vorhaben und Pläne zu verwirklichen!

Für Ihren informativen, warmen Abschiedsbrief, der mich recht bewegt hat, dankeich Ihnen sehr!

Sie haben mir so sehr aus dem Herzen gesprochen und viele Erinnerungen an die un -se lige Kriegs- und Nachkriegszeit, die ich als junges Mädchen zu verkraften hatte,wurden wieder wach. Sie sind noch heute in meinem 88. Lebensjahr lebendig.

Wie gut, dass es Menschen wie Sie gibt, die sich als Mahner und Kämpfer für denFrieden in der Welt einsetzen, sich diese schwere Aufgabe zum Lebensziel setzen undmit dem Volksbund vieles wieder gut machen und die Völkerverständigung Früchtetragen konnte!

Als mein Mann und ich 1958 in einer „Nacht- und Nebelaktion“ mit drei kleinenKin dern unser liebes Heim in der Oberlausitz verlassen mussten und nach längererZeit in München eine zweite Heimat finden durften, war es uns bald ein Anliegen,aus unserem sehr schmalen Geldbeutel eine kleine Spende von Zeit zu Zeit für den

so wichtigen Volksbund zu entnehmen. Ein ganz zwingender Grund war auch der,dass ich, nachdem wir in Hamburg total ausgebombt waren, noch im Januar 1945meinen „großen Bruder“ verloren hatte. 14 Tage vor seiner geplanten Hochzeit muss -te er in den Vogesen sein Leben lassen. Seitdem teilt er auf dem „Heldenfriedhof“ inEmmendingen/Breisgau sein Grab mit einem Kameraden vom Balkan (beide 22 Jah -re). Sein Verlust tut mir heute noch immer weh.

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220 Briefe an den Präsidenten

Auch mein lieber Mann war dem Volksbund stets sehr dankbar. Er musste von derSchulbank weg die Schlacht im Stalingrad mit er- und überleben. Er hatte das große„Glück“, sich seine Füße zu erfrieren, die Zehen mussten später amputiert werden –und das rettete ihm sein junges Leben. Er wurde mit einem der letzten Lufttransportein ein deutsches Lazarett ausgeflogen. Das war für ihn eine „Wiedergeburt voller Dank -barkeit“, die dann bis in sein 84. Lebensjahr gegenwärtig war, bis er uns im Septem -ber 2011 für immer verließ.

Lieber Herr Führer, nun habe auch ich Ihnen einiges aus meinem langen Leben er -zählen dürfen. Als echte „Kriegskinder“ hatten wir immer die Sehnsucht nach Frie -den in der Welt und nach Völkerverständigung. Wir halten es für ein unermesslichesGeschenk, nun fast ein ganzes Menschenleben lang ohne Krieg und Blut ver gie ßen inunserem schönen Land leben zu dürfen. Was den Frieden auf der Welt anbelangt, ha -ben Sie und Ihre Mitarbeiter eine Menge beigetragen, doch dort, wo es noch brennt,heißt es weiter beten und hoffen, denn die Hoffnung stirbt zuletzt!

Nun wünsche ich Ihnen von Herzen nach verdientem Ausruhen und Entspannen,dass Sie wieder eine Aufgabe finden mögen, die Ihrer außergewöhnlichen Tatkraftund Ihrem mitmenschlichen Einfühlungsvermögen gerecht wird und Sie mit Zu -friedenheit erfüllt. Dazu Gottes Segen und immer eine stabile Gesundheit, auch einefriedliche Adventszeit und heute schon ein gutes, gesegnetes 2014.

Mit herzlichem Gruß in Dankbarkeit

Ihre Traudl Unzner

PS: Gerne würde ich öfter und mehr für den Volksbund spenden, aber mein „BetreutesWohnen“ im hiesigen schönen Heim lässt das finanziell nicht zu!

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Briefe an den Präsidenten 221

V

Seitdem wusste ich, warum ich im Volksbund

Mitglied bin und bleiben werde.

M. V.Lüneburg

Sehr geehrter Herr Präsident Führer!

Normalerweise schreibe ich nicht, wenn sich ein alter oder neuer Präsident einer Ver -einigung, der ich angehöre, persönlich zum Abschied oder Antritt an uns Mitgliederwendet. Doch auf Ihren Brief vom 28.10.2013 möchte ich das tun.

Aus zwei Gründen:– Weil ich die Arbeit der Kriegsgräberfürsorge als langjähriger Pastor in verschiede-nen Ämtern sehr zu schätzen gelernt habe. Ich habe oft an „Ehrenmalen“ zum Volks -trau ertag reden müssen. Und ich habe als Superintendent in Lüneburg sehr vielen„Laien“-Rednern auf den Dörfern dabei geholfen, wenn sie mich um Hilfe für dievon ihnen erwartete Rede am Ehrenmal baten. Der auch von Ihnen erwähnte Ge ne -ra tionenwechsel (ich bin Jahrgang 1928) wurde mehr und mehr dabei deutlich! DieHilfen der Kriegsgräberfürsorge alljährlich waren nicht nur nötig, sondern vor allems e h r gut. (Pastoren, die gewohnt sind, über „Texte“ zu sprechen, habe ich empfoh-len, die „Überschriften“ über Kriegsgräberfriedhöfe als „Texte“ zu nehmen, z. B.„Sorgt, dass die Wüste nicht wächst!“)

– Ich habe nur um einige Monate meine Einberufung als Soldat „verpasst“. Aber in

meiner und meiner Frau Familien haben wir zwei Brüder, zwei Schwäger und meh-rere Vettern als Kriegsopfer zu beklagen. Doch konnte ich als „Angehöriger“ das Grabmeines Schwagers in Homburg/Saar besuchen und selber feststellen, wie liebevollsein Grab dort gepflegt wurde. Er war als verwundeter Rittmeister der Kommandantdes Bahnhofs. Seine Frau – meine Schwester – gebar drei Tage nach seinem Tod März(!) 1945 einen Sohn. Erst Monate später haben wir das erfahren. Ebenso hat mich auf

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222 Briefe an den Präsidenten

Kreta der große deutsche Kriegsgräber-Friedhof bei Maleme beeindruckt (1979).Seitdem wusste ich, warum ich im Volksbund Mitglied bin und bleiben werde.

Darum Dank an Sie, verehrter Herr Präsident, für Ihren Einsatz im Volksbund in denvergangenen Jahren.

Mit freundlichen Grüßen bin ich Ihr sehr ergebener

M. V.

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Briefe an den Präsidenten 223

Es war furchtbar, nur die kurze Nachricht zu erhalten

und zu wissen, dass es kein Grab geben wird.

E. V.Altenpflegeheim Heidelberg

Sehr geehrter, lieber Herr Führer!

Vorgestern erhielt ich die Oktobernummer der Zeitschrift „frieden“ des Volksbundesund heute Ihren „letzten Brief“ vor Ihrem Ausscheiden aus der großen ehrenamtli -chen Tätigkeit.

Das hat mich – als langjähriges Mitglied – natürlich sehr erschüttert und bewegt –und deshalb schreibe ich Ihnen diese Zeilen. Aber ich kann sehr gut verstehen, dassdas Älterwerden nach elf Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit in diesem großen Ar beits -feld, das Sie total gefordert hat, jetzt auch für Sie „bedacht“ werden muss.

Was hat der Volksbund unter Ihrer weisen und hervorragenden Führung nicht alles„bewegt“! Der Krieg ist eben doch noch nicht zu Ende. Das große Leid und Elendist immer noch spürbar. 70 000 deutsche Soldaten sollen letztendlich auf dem „Smo -

lens ker“ Friedhof ihre letzte Ruhe finden. Mich erschüttern immer wieder diese wahn - sinnig großen Zahlen. Und das nach fast 70 Jahren nach Kriegsende!!! Un denk bar,wenn die Grenzen zur UdSSR sich früher geöffnet hätten. Wie viel mehr Schicksalehätten noch geklärt werden können ...

Ich denke, dass es in Deutschland nur ganz wenige Menschen gibt, die mit so unsag-bar vielen schweren und schwersten Schicksalen von Menschen durch unsere Kriegekonfrontiert worden sind. Darüber müssen Sie jetzt begreiflicherweise erst einmaletwas zur Ruhe kommen, um alles verkraften zu können.

Mein erster Verlobter Walter Ottmann (24.3.1920 – 28.2.1945) ist ja noch kurz vorKriegsende im Heiligenbeiler Kessel gefallen (Name steht auf einer Stele auf der Kriegs -gräberstätte Heiligenbeil!!). Es war furchtbar, nur die kurze Nachricht zu erhaltenund zu wissen, dass es kein Grab geben wird.

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224 Briefe an den Präsidenten

Ich habe aber noch einmal geheiratet. Mein Mann kannte mich schon seit meinemzweiten Lebensjahr!! Er hat als Infanterieoffizier den ganzen Russlandfeldzug mitge-macht und kam zuletzt auch noch in Ostpreußen zum Einsatz. Durch eine Ver wun -dung kam er noch auf das Lazarett-Schiff „Soya“. Das war die zweitletzte Fahrt nachKo penhagen. Bei der letzten Fahrt wurde das Schiff ja versenkt – ich weiß nichtmehr, mit wie vielen Menschen! Aber ich habe – im Gegensatz zu Ihrem Erlebnis mitder Frau, die nicht das Grab ihres gefallenen Verlobten besuchten konnte – etwasganz anderes erlebt. Mein zweiter Mann (er ist vor einem Jahr mit fast 102 Jahrengestorben) hat mir von sich aus schon vor der Verlobung versprochen, dass er mit mir,falls sich je – solange wir noch leben – die Grenzen nach Russland öffnen würden, anW. O.’s Todesstätte fahren würde. Und wie unfassbar war damals für alle, dass diese„totale“ Grenze sich geöffnet hat!!

Für 1992 hatten wir die Reise geplant. Mein Mann holte von der Universität Hei del -berg Tischblatt-Karten, auf jenen wir alles genau sehen und die Reise vorbereitenkonnten. Und dann bekam mein Mann – fast aus „heiterem Himmel“ CA und mus-ste operiert werden. Er hat aber alles gut überstanden. So konnten wir im Juni/Juli1993 doch noch die geplante Reise machen, auf der wir unsagbar viel erlebt haben(mit einer ostpreußischen Reisegruppe). An einem Tag waren wir mit unserem sehrnetten russischen Chauffeur zehn Stunden unterwegs. Am „Todesort“ entdeckte un -ser Begleiter in einer Schlucht unter uns einen verrosteten deutschen Stahlhelm. Erholte ihn uns sogar hoch. In dieser totalen Wildnis (fast nicht vorstellbar) steckte meinMann das mitgebrachte kleine Birkenkreuz (mit Efeukranz und den Initialen und Le -bensdaten geschmückt) in die Einschussstelle im Stahlhelm und dann in den Boden.

An diesen Ort wird wohl niemals mehr jemand kommen, aber wir hatten nun dieseso wichtige (und deshalb schreibe ich Ihnen das) „Gedenkstätte“, die mein Mannauch fotografiert hat. Das Foto haben wir in unserer Wohnung aufgestellt. Auch sol-che – sehr verständnisvollen – Männer gab es. Mein Mann hat auch den 1945 zurück -geschickten Verlobungsring bis zu seinem Tod (2012) getragen.

Ich danke Ihnen heute noch einmal sehr, sehr herzlich für Ihren großen, selbstlosenEinsatz. Möge er Ihnen zum besonderen Segen Gottes gereichen.

Alle guten Wünsche begleiten Sie

E. V.

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Briefe an den Präsidenten 225

Sie haben Großes für den Volksbund, aber auch

für das Gedenken an die Kriegstoten geleistet.

Prof. Dr. Andreas VoßkuhlePräsident des Bundesverfassungsgerichts

Sehr geehrter Herr Führer,

haben Sie vielen Dank für Ihre Mitteilung, dass Sie das Ehrenamt als Präsident des

Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge nach 11 Jahren niedergelegt haben. Gerndenke ich an unsere gemeinsamen Begegnungen zurück. Sie haben Großes für denVolksbund, aber auch für das Gedenken an die Kriegstoten geleistet. Das wurde mirbei der Vorbereitung der Rede zum diesjährigen Volkstrauertag noch einmal sehrbewusst. Hierfür darf auch ich Ihnen herzlich danken.

Selbstverständlich werden wir Ihrem Nachfolger, Herrn Markus Meckel, auch dasVertrauen entgegenbringen, das Ihnen zuteil wurde.

Mit allen guten Wünschen für die Zukunft grüße ich Sie freundlich,

Ihr Andreas Voßkuhle

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226 Briefe an den Präsidenten

W

So ähnlich empfinde ich auch.

Edeltraud WeißUnterschleißheim

Sehr geehrter Herr Reinhard Führer,

danke für Ihren Brief mit der Schilderung Ihrer Erlebnisse. So ähnlich empfinde ichauch.

In Mährisch Ostrau wurde ich 1940 geboren, und ich kann mich noch gut an dieSchmach erinnern, die meine Mutter ertragen musste, weil das „N“ [Němec fürDeut sche/r, die Redaktion] nicht ganz fest angenäht war (wir wurden beschimpft undbespuckt). Noch heute kann ich nicht emotionslos darüber sprechen. So versuchteich als Neunjährige, einsame Gräber als Ersatz für die Gräber meiner Großeltern zupflegen.

Mir ist es wichtig, das Grab meiner Eltern pflegen zu können, und so hoffe ich, dassdie Nachkommen der anonymen Urnen-Beisetzungen ähnliche Gefühle haben.

Danke für Ihre ehrenhafte Arbeit und Gottes Segen weiterhin.

Edeltraud Weiß

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Für die immer exzellente und vertrauensvolle

Zusammenarbeit danke ich Ihnen ...

Dr. Guido Westerwelle, MdBBundesminister des Auswärtigen

Sehr geehrter Herr Führer,

nach elf Jahren scheiden Sie aus dem Amt des Präsidenten des Volksbundes DeutscheKriegsgräberfürsorge. Für die immer exzellente und vertrauensvolle Zusammenarbeitdanke ich Ihnen, auch im Namen meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sehrherz lich.

Sie standen einer Institution vor, die als eingetragener Verein im Auftrag der Bun des -republik Deutschland und mit Mitteln des Auswärtigen Amts sowie privaten Spen -den die staatliche Aufgabe der Kriegsgräberfürsorge in über 40 Ländern wahrnimmt.

Diese ungewöhnliche Konstellation erklärt sich aus der deutschen Geschichte, dieuns auch nach fast 70 Jahren Frieden noch immer mahnt. Es gibt kaum Orte, wodiese Mahnung deutlicher wird als auf den über 800 Kriegsgräberstätten, deren Er -halt und Pflege vor allem im Ausland Ihrer Obhut anvertraut waren.

Das Motto des Volksbundes „Versöhnung über den Gräbern“ beschreibt diese an -spruchs volle und schwierige Aufgabenstellung, der Sie sich persönlich verpflichtethaben. In Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und den deutschen Auslands -ver tretungen vor Ort waren Sie in einem sensiblen Bereich deutscher Außenpolitiktätig.

Für die Zukunft wünsche ich Ihnen persönlich alles Gute

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Guido Westerwelle

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228 Briefe an den Präsidenten

Auch mir ist es ein Anliegen,

dass die Kriegsgräberfürsorge tätig ist ...

U. W.Ettlingen

Sehr geehrter Herr Führer,

Ihr Brief vom 28.10.2013 ist sehr persönlich gehalten und daher sehe ich mich ver-anlasst, Ihnen zu schreiben. Es ist erstaunlich und verständlich zugleich, wie sehr Siedie Kindheitserinnerung geprägt hat, sich voll und ganz für die Kriegsgräberfürsorgeeinzusetzen und zehn Jahre ehrenamtlich sich als deren Präsident aktiv einzubringen.Das verdient Respekt und Anerkennung.

Auch ich bin noch „Zeitzeugin“ des Zweiten Weltkrieges und durch Flucht und Ver -lust der Heimat, von Hab und Gut betroffen worden, die einige Verwandte als gefal-len, vermisst oder erschossen zu beklagen hat. Auch mir ist es ein Anliegen, dass dieKriegsgräberfürsorge tätig ist, und ich unterstütze Jahr für Jahr diese Organisationmit einer Spende.

Allerdings erlebe ich den Volksbund auch als sehr aufdringlich: Wenn quasi Monatfür Monat lange, bebilderte Briefe eintreffen, die doch kaum jemand liest oder inkurzen Abständen Einladungen zu Fragen der Testamentsgestaltung kommen, kanneinem die Lust zum Spenden vergehen. Wenn ein- oder höchstens zweimal jährlichein Bericht käme, würde das voll ausreichen. Bitte bedenken Sie: Es ist nicht nur IhreOrganisation, die Hilfe braucht, sondern viele andere auch, die es wert sind, sie zuunterstützen. Ich zum Beispiel bin Monat für Monat voll ausgelastet. So kann ich dieSpende für Sie weder vervielfachen noch erhöhen, auch wenn Dutzende Briefe ein-treffen, die Sie doch auch Zeit und Geld kosten.

Vielleicht sind meine Zeilen ein Anliegen, das Sie mit Ihrem Nachfolger besprechenkönnten.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit und freundlichen GrußU. W.

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Briefe an den Präsidenten 229

... in einer Zeit, da sich deutsche Soldatinnen und

Soldaten im Einsatz befinden, gewinnt das Erinnern

an soldatisches Sterben und Leid auch für jüngere

Generationen wieder an Bedeutung.

Volker Wieker, GeneralGeneralinspekteur der Bundeswehr

Sehr geehrter Herr Präsident, lieber Herr Führer,

am 28. Oktober 2013 hat Sie die Bundeswehr mit dem Ehrenkreuz in Gold ausge-zeichnet, um Ihre Verdienste zu würdigen, die Sie sich in Ihren fast elf Jahren als Prä -si dent des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge für unser Land und vor allemfür die Soldaten verschiedener Generationen und ihrer Familien erworben ha ben. Ichmöchte daran meinen persönlichen Dank anschließen.

Es ist Ihrem beispielgebenden Einsatz zu verdanken, dass die Kriegsgräberfürsorgeauch am Beginn des 21. Jahrhunderts als eine wichtige Aufgabe unserer Erinnerungs -kul tur gesehen wird. Und das ist wichtig, denn in einer Zeit, da sich deutsche Sol da -tinnen und Soldaten im Einsatz befinden, gewinnt das Erinnern an soldatisches Ster -ben und Leid auch für jüngere Generationen wieder an Bedeutung. Ihr hartnäckigesund erfolgreiches Werben um Ehrengräber fur gefallene Soldaten der Bundeswehr hatdies unterstrichen.Zudem haben Sie in der Zusammenarbeit mit Russland Meilensteine erreicht, die einermutigendes Zeichen fur andere Länder und Regionen setzen. Unter Ihrer Ägidewurde an vielen neuen Orten und über Generationen hinweg bewiesen, dass im ge -meinsamen Gedenken eine Kraft zur Versöhnung liegt.

Fur Ihr Leben nach dem aktiven Ehrenamt wünsche ich von Herzen Glück und Got -tes Segen.

Mit herzlichen Grüßen

stets Ihr Volker Wieker

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230 Briefe an den Präsidenten

Gerade junge Menschen begreifen erst durch die

bewusste Auseinandersetzung mit der Vergangenheit,

welches Leid Kriege den Vö lkern bringen.

Ralf WielandPräsident des Abgeordnetenhauses von Berlin

Sehr geehrter Herr Fuhrer,

anlässlich Ihrer Auszeichnung mit dem „Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold“ uber-mittle ich Ihnen – auch im Namen des Abgeordnetenhauses von Berlin – meine herz-lichen Gluckwunsche.

Ich freue mich, dass Ihr jahrelanges Engagement und die damit verbundene Tätigkeitauf diese Weise honoriert wurden. Sie haben nicht nur den Hinterbliebenen und An -ge hörigen der gefallenen Soldaten beider Weltkriege persönlichen Frieden ge bracht,sondern auch über die Grenzen Deutschlands hinaus ein großes Stück zur Völker ver -ständigung beigetragen.

Gerade junge Menschen begreifen erst durch die bewusste Auseinandersetzung mitder Vergangenheit, welches Leid Kriege den Völkern bringen. Die gemeinsame Pflegeund Erhaltung der Grabstätten hilft ihnen bei der Aufarbeitung der Geschichte und

eröffnet ihnen gleichzeitig Möglichkeiten des intensiven Austausches mit ihren gleich -altrigen Nachbarn.

Mit Ihrem Wirken haben Sie mit dazu beigetragen, dass das Zitat von Wilhelm vonHumboldt „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“ auch heute nichtan Aktualität verloren hat.

Ihnen, sehr geehrter Herr Fu hrer, und Ihrer Familie wunsche ich weiterhin persönli-ches Wohlergehen, Gesundheit und Tatkraft.

Mit freundlichen Grußen

R. Wieland

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Unsere Regierung müsste

Sie auch mehr unterstützen ...

M. W.Frankfurt am Main

Sehr geehrter Herr Führer!

Vor ein paar Jahren war ich in der Paulskirche am Volkstrauertag und es war sehr er -greifend, als ein älterer Redner von seinem Buch über die Erlebnisse als ganz jungerMensch erzählte, wo er von der Schule weg an die Ostfront transportiert wurde. Erkonnte vorher nie darüber berichten, erst im Alter hatte er die Kraft dazu. Und mirkamen nach all den vielen Jahren, die dazwischen liegen, die Tränen, weil ich nichtnur an alle Umgekommenen des Zweiten Weltkrieges denken musste, sondern auchan meine beiden Onkel und meinen Cousin in Russland.

Die Eltern meines verstorbenen Mannes stammen von Arys/Johannesburg an der Ma -surischen Seenplatte. Sie wanderten ca. 1890 ins Ruhrgebiet aus wegen der Ar beit.

Ich möchte mich bedanken für Ihren sehr ausführlichen Bericht vom 28. Oktober2013. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Ruhestand mit viel Gesundheit, aberauch noch viel Engagement im Verein durch Ihr vielseitig erworbenes Wissen. Es istganz wichtig, dass die Jugend unterrichtet wird über das sinnlose Sterben junger undälterer Menschen (Vater mit Familie).

Auf der ganzen Welt sind vielerorts Unruhen und Kämpfe. Der Verein „Ärzte ohneGrenzen“ ist in 70 Ländern tätig, sogar in Syrien. Nur in Somalia mussten sie aufge-ben, weil überhaupt keine Sicherheit mehr gegeben ist. Nun ist es nicht nur im Süd-Sudan so schlimm, sondern auch im Sudan werden die Armen auf der Straße erschos-

sen, wenn sie aufbegehren!

Unsere Regierung müsste Sie auch mehr unterstützen (die jungen Politiker haben jaauch keine Ahnung, wie es war!). Und Sie müssen noch mehr in die Öffentlichkeitgehen!

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232 Briefe an den Präsidenten

Auch für Ihren Nachfolger wünsche ich ein gutes Gelingen und viel Kraft!

Herzlichst

Ihre M. W.

PS: Ich kann leider wegen eines Augenleidens nicht mehr so gut sehen. Ich bin froh, dassich den Brief einigermaßen hingekriegt habe!

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Dokument Ihres großartigen Schaffens

für den Volksbund ...

Andrea WitteLangen

Sehr geehrter Herr Führer,

für Ihren Verabschiedungsbrief möchte ich Ihnen vielmals danken. Er ist ein eindeu-tiges Dokument Ihres großartigen Schaffens für den Volksbund. Sie haben IhreDiens te einer Institution gewidmet, die uns Menschen die Menschlichkeit lehrt.

Erwähnen möchte ich den Hintergrund meiner Zuwendung zum Volksbund, die aufdas künstlerische Wirken meines Vaters Hans Chemin-Petit zurückgeht. Er war von1943 bis 1981 Leiter des Philharmonischen Chores in Berlin und hat mit diesem inden 70er-Jahren die Feierstunde des Volksbundes in der Deutschen Oper Berlin mu -si kalisch mitgestaltet. Außerdem hat er dem Volksbund eine kurze Komposition „Ele -gie Dem Gedenken an die Toten der Kriege“ 1980 für Streichorchester, Blech blä serund Pauken gewidmet, die am 15. November 1981 in der Gedenkstunde Volks trau -ertag unter der Leitung von Uwe Gronostay uraufgeführt wurde.

Im erwähnten Sinne grüße ich Sie mit den bestenWünschen „für eine gute Zeit danach“

Andrea Witte

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Die Friedhö fe in Frankreich

waren alle sehr gepflegt ...

Doris WolberSchiltach

Sehr geehrter Herr Führer,

ich erhielt heute Ihren lieben Brief zum Abschied als Präsident des Volksbundes.

Mein Mann war Jahrgang 1920 und daher schon mit 20 Jahren Soldat. Er war der101. Jägerdivision zugeteilt, als Fahrer seines Leutnants.

Schon vom ersten Tag an war er beim Beginn des Russlandfeldzuges dabei und dasim Südabschnitt. Seine Division kam bis in den Kaukasus, Kubanbrückenkopf, undwieder zurück bis Berislaw am Dnjepr.

Dort erkrankte er an Gelbsucht und kam ins Lazarett nach Assmannshausen amRhein. Nach seiner Genesung kam er zu einer anderen Einheit in die baltischenLänder, wo er am 25.9.44 am Arm durch Granatsplitter verwundet wurde und mitgroßem Glück ins Lazarett nach Mehlsack in Ostpreußen kam.

Dort wieder genesen, wurde er bei Hamm/Westfalen eingesetzt, wo er dann in ame-rikanische Gefangenschaft geriet und an Frankreich ausgeliefert wurde. Im Januar1948 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen, obwohl ihm damals von den Fran -zosen gesagt wurde, 50 Jahre müsse er bleiben.

Als er 75 Jahre alt war, wollte er noch einmal an seine Domäne zurück, wo er gear-beitet hatte. Bei dieser Fahrt besuchten wir dann den Soldatenfriedhof bei Saintes, woeiner seiner Mitgefangenen beerdigt wurde. Dieser Mitgefangene war auch ein Schil -ta cher. Wir legten dort ein Schwarzwaldgesteck nieder.

Bei einer späteren Frankreichreise besuchten wir den Friedhof in Marigny in der Bre -tagne, wo sein früherer Divisionsgeneral Erich Marcks beerdigt war. General Marckswar der erste Divisionsgeneral der 101. Jägerdivision. Er wurde am 26.6.1941 schwerst

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Briefe an den Präsidenten 235

verwundet, und mein Mann hatte den Auftrag, ihn zum Hauptverbandsplatz zu fah-ren, was aber nicht ging, weil die Verwundung so schwer war, dass ein anderes Fahr -zeug genommen werden musste.

Der Bruder meines Mannes starb in russischer Gefangenschaft im Ural. Der Ortheißt Urshumka und liegt im Gebiet von Swerdlowsk. Leider konnten wir sein Grabnie besuchen. Der Kamerad, welcher die Todesnachricht überbrachte, sagte, dass erdort in einem Massengrab beerdigt sei.

Die Friedhöfe in Frankreich waren alle sehr gepflegt und deshalb spende ich auch ger -ne alle drei Monate einen kleineren Betrag.

Mein Mann verstarb am 1.12.2009, und es war auch in seinem Sinne, dies zu tun.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen ruhigen und mit Gesundheit gesegnetenRuhestand.

Mit freundlichen Grüßen

Doris Wolber

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236 Briefe an den Präsidenten

... das wiederholte sich 44 Mal

in meinem Heimatdorf.

Hilde WollingerNiederalteich

Sehr geehrter Präsident a. D.,

ich möchte mich herzlich bedanken für den Brief, der in mir viele Erinnerungen auf-leben ließ.

Ich bin Jahrgang 1928, geboren in Niederalteich; ich habe mein ganzes Leben hier

verbracht. In Niederalteich gibt es ein Benediktinerkloster mit Gymnasium, seit En deder 60er-Jahre auch für Mädchen zugelassen.

Im Kloster gab es zwei Pater, die für Mädchen Gesangsunterricht gaben. Da ich auseiner musikalischen Familie stamme, habe ich mich gleich gemeldet. Schon mit zwölfJahren durfte ich im Chor mitsingen. 1940 ist in unserem Dorf der erste junge Mannim Krieg gefallen. Von da an wurde ich mit viel Trauer und Tränen konfrontiert. Daich alle Dorfleute kannte, war ich voller Trauer und Mitleid mit den Hin ter blie be -nen. Wir sangen lateinische Messen (damals noch üblich) und immer war die Blas -mu sik dabei. Am Ende des Gottesdienstes wurden noch Ansprachen gehalten vordem Kriegerdenkmal und die Bläser spielten „Ich hatt’ einen Kameraden“ – das wie -der holte sich 44 Mal in meinem Heimatdorf. Schon damals wusste ich, wie vielTrauer und Leid über ganz Deutschland hereinbrach.

1950 lernte ich meinen Mann kennen. 1953 haben wir geheiratet. Er war schwer -kriegs beschädigt. Mit 16 kam er zum Arbeitsdienst, ein Vierteljahr später zur Wehr -macht. Der Rückzug war in vollem Gange, nicht lange war er in Russland, es ging

weiter zurück nach Polen. Am 20. Januar 1945 wurde er schwer verwundet (Explo -siv geschoss in das Becken). An dieser Verwundung litt er sein ganzes Leben. Er hatteHunderte von Splittern in seinem Körper, von denen immer wieder welche wander-ten. Nach einer schweren Operation im Brückenkopf bei Ratzki kam er nach Brauns -berg, dann nach Danzig und weiter nach Elbingerode. Im Oktober 1945 kam er nachDuderstadt, da wurde er von den Engländern an die Amerikaner übergeben.

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Aufgrund seines Kriegsleidens konnte er den Beruf als Metzger nicht mehr ausüben.Seine Gesellenprüfung machte er auf Drängen seines Meisters noch, doch hat er kei-nen Tag mehr seinen Beruf ausüben können. Er arbeitete als Hilfsarbeiter bei der Fir -ma Scharwächter in Hengersberg. Sein Zustand wurde immer schlechter, nach meh-reren Klinikaufenthalten starb er, acht Wochen vor seinem 55. Geburtstag.

Mich zieht es immer wieder nach Hofkirchen, weil da ein Soldatenfriedhof ist. Ichfahre noch mit dem Rad dahin (circa 20 Kilometer, hin und zurück), solange ich eskann.

Ich bin so froh, dass die Gräber immer schön gepflegt sind. Meinem jüngsten Enkel -sohn habe ich ans Herz gelegt, wenn er mal selber Geld verdient, für die Kriegsgräberzu spenden. Er macht aber erst 2015 Abitur. Er ist noch so anhänglich und treu. Ichhabe so viel Freude mit ihm, weil er so talentiert ist. Er spielt Klavier, spielt sehr gutTennis und ist in der Schule sehr gut. Er war drei Jahre in Oberhaching im Tennis -in ternat, ging aber nach vielen Verletzungen heim.

Ich danke Ihnen herzlich und grüße Sie vielmals

Hilde Wollinger

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238 Briefe an den Präsidenten

BISHER IN UNSERER VOLKSBUND-BUCHREIHE ERSCHIENEN

Bücher für Freunde und FördererHerausgegeben vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.

Band 1 Erzählen ist ErinnernKurzgeschichten aus 80 Jahren Volksbund

Kassel 1999 240 Seiten

Band 2vergriffen

Schicksal in ZahlenInformationen über die welt weite Arbeit des Volksbundesund Ver zeichnis der deutsch en Kriegsgräberstätten

Kassel 2000 240 Seiten

Band 3 Vor LeningradWolfgang Buff – Kriegstagebuch Ost 29. September 1941 – 1. September 1942

Kassel 2000 120 Seiten

Band 4 Menschen wie wir ... Teil IErinnerung an geliebte Menschen

Kassel 2000 240 Seiten

Band 5 Menschen wie wir ... Teil IIErinnerung an geliebte Menschen

Kassel 2002 240 Seiten

Band 6 Weihnachts geschichten aus schwerer Zeit (1)Erzählt von Freunden und Förderern des Volksbundes

Kassel 2002 240 Seiten

Band 7vergriffen

Schicksal in ZahlenInformationen über die welt weite Arbeit des Volksbundesund Ver zeichnis der deutsch en Kriegsgräberstätten

Kassel 2003 240 Seiten

Band 8 Stille Nacht, Heilige NachtWeihnachtsgeschichten aus schwerer Zeit (2)

Kassel 2004 240 Seiten

Band 9 „Krieg ist nicht an einem Tag vorbei!“60 Jahre Kriegsende – Erlebnisberichte von Mitgliedern,Freunden und Förderern des Volksbundes

Kassel 2005 240 Seiten

Band 10 Narben bleibenDie Arbeit der Suchdienste – 60 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg

Kassel 2005 240 Seiten

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Briefe an den Präsidenten 239

BISHER IN UNSERER VOLKSBUND-BUCHREIHE ERSCHIENEN

Bücher für Freunde und FördererHerausgegeben vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.

Band 11 Unter den SternenWeihnachtsgeschichten aus schwerer Zeit (3)

Kassel 2006 240 Seiten

Band 12 Namen für RossoschkaSchicksale aus Stalingrad

Kassel 2007 240 Seiten

Band 13 Niemand, den man liebt, ist jemals totSpurensuche nach deutschen Gefallenen

Kassel 2007 240 Seiten

Band 14 Treibgut des KriegesZeugnisse von Flucht und Vertreibung der Deutschen

Kassel 2008 240 Seiten

Band 15 Der Frieden braucht viele kleine SchrittePressefahrten des Landesverbandes Bayern 1955 – 2008

Kassel 2009 240 Seiten

Band 16 Frieden hat seine ZeitAus der Vergangenheit für die Zukunft lernen – Kurzge -schichten, Zitate und Gedanken über eine friedliche Welt

Kassel 2009 240 Seiten

Band 17 Letzte LebenszeichenBriefe aus dem Krieg

Kassel 2010 240 Seiten

Band 18 KriegskinderKinder im Krieg

Kassel 2011 240 Seiten

Band 19 Nichts ist vergessenGespräche mit deutschen und russischen Kriegsteilnehmern

Kassel 2012 192 Seiten

Band 20 Letzte Lebenszeichen IIBriefe aus dem Krieg

Kassel 2013 240 Seiten

Band21-Inhalt-NEU_Band 21 Inhalt 07.03.14 11:49 Seite 239

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240 Briefe an den Präsidenten

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Redaktion: Dr. Martin Dodenhoeft

(mit Unterstützung von Angela Schramm und

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Gestaltung/Satz: René Strack

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

2014-25

StiftungGedenkenundFrieden

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