Brigate Rosse - Bewaffneter Kampf für den Kommunismus, 1974

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  • 8/14/2019 Brigate Rosse - Bewaffneter Kampf fr den Kommunismus, 1974

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    -Flugschriften Nr.l

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    BRIGATE ROSSEBewaffneter Kampf. .. " .. . ... fr den

    \ Kommunismus\

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    mitINHALT

    Interview 1971Interview 1973

    S. 1S. 8

    12 Interviewsden

    Die Krise is t da s In.trument. da s di eReaktion::benutzt . '0';ChronologieAmerio

    S. 15S. 29S. 33 Roten BrigadenS. 43

    verantw.: L. U1richclo MANIFESTPolit ischer Budh1aden2 Hamburg 13 Schlterstrasl!le 79 _.

    llfiage: 1 000 ".Hambllrg. 1974

    Sossi~ , , " , '' ' ' f { ~ . ~ -"Pd'

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    BRIGATE ROSSEINTERVIEW 1971'\rach ungefhr einem Jahr Arbeit baben wir un s entschlossen, d ie Haup linien unserer pol i ti schen Posi t ion in di e sem Inte rvi ew zusammenzufassen. Viele Genossen haben von un s "ein Dokument" verlangt. Nachdemwir lange darber nachgedacht haben , haben wir entschieden, da da svE'rfrht und ungnstig ist. Der Pro z es s d e r Transformation de r polit ischen Avantgarden in politisch-militrische Avantgarden is t in de r Ta terst im Anfangsstadium und es kann nicht darum gehen, seine Theorievorwegzunehmen. Auerdem haben wir wie di e meisten anderen e s s a tt ,endlose Prinzipienerklrungen oder sensationelle "theoretische" Ent-,hllungen zu hFen, die unweigerlich von ent tuschenden Demonst ra t ionenvon praktischem Reformismus begleitet sind. Wir l a ss en a l so de r Praxisda s Privi leg, ih r Pr ima t zu befestigen und sind sicher, da ma n au f diesem Weg d ie Vereinheit l ichung de r r evol u ti onren Kr ft e , nml ich di ebewaffnete proletarische Organisation rea l is ieren und die Theorie unsererRevolut ion imme.r klarer und verstndlicher machen knnen wird.

    September 1971

    1) Wie beurteilt ih r di e gegenwrtige Situation de r Klassenauseinander-setzungen? 'Uns scheint, da es in de r Linken eine bereinstimmung in de r Einschtzung de r gegenwrtigen Situat ion gibt. Weder den Reformisten noch,de n auerpar lamentar ischen Krften entgeht de r Plan zur Reorgan is i e rung de r Bourgeo is i e mi t einer reaktionren und arbeiterfeindlichen Storichtung. Und au f al lgemeinerer Ebene erkennen alle, da eine entscheidende Auseinandersetzung begonnen hat, in de r es von de r einen Sei te , .d. h . von Seiten de r Bourgeoisie, um di e Mglichkeit eines neuen politischenund konomis chen GleichgeWich ts geh t , auf de r anderen, d.h . von Seiten 'der Arbe it e r, um die Per spek t ive e ine r Umwlzung de r Produktion'sverhltnisse. Aber abgesehen von den Reformisten, deren Strategie s ic h g egenber dem reaktionren Angriff immer meh r a l s s e lb s tm rd e ri s ch en tlarvt, sind wir daran in teress ier t , di e Unvorbereitetheit de r reyolutionre n Krfte gegenber den neuen Kampferfo rdern i ssen k lar zumachen . Derrevolutionren Linken fehlte da s Bewutsein, da, de r Z Y l d u s ~ de r 1968 be gonnen hat, notwendig zum gegenwrtigen Niveau de r Auseinandersetzungenfhren mute und deswegen gab es keine Bereitstellung von geeigneten In strumenten, mit denen wi r dem begegnen knnen. Unsere p o l i t i s c h ~ P r a x i srhrt au s dieser Notwendigkeit her .2) Wa s sind di e Ursachen de r gegenwrtigen Krise?Wi r s te he n heute vo r einer Umwlzung de r politischen Perspektiven de rBourgeo is i e. Di e se rhrt vom Fehlen einer Verbindung zwischen de n Per-spektiven de r kapitalist ischen Entwicklung und d en polit ischen PI nen de r

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    reformist ischen Parte ien her . Di e Bourgeoisie, konfrontiert. mit de r Initiative de r Arbei terklasse, die de n Reformismus a l s ei n P r oj ekt z u r so zialen Stabi li s ie rung zurckgewiesen hat und da s Ende de r Ausbeutung aufdi e Tagesordnung gesetzt hat, und konfrontiert mit den objektiven Widersprchen de s Imperialismus, die in d en einzelnen, Lndern die friedlicheProgrammierung de r kapitalist ischen Entwicklung verhindern, mute inde r Ta t ihren ganzen Machtapparat "nach rechts" reorganisieren.3) Was g laub t i h r a ls o , in welche Richtung sich die p o l i t i s c h ~ Situationin de r nchs ten Ze it entwickeln wird?Fr die Bourgeoisie gibt es jetzt einen zwingend vorgeschriebenen Weg:durch e i ne immer despo t ischer e Organisation de r Macht d ie Kontrolleber diE' Situation wiederzugewinnen. De r zunehmende Despotismus de sKapitals gE'genber de r Arbeit , di e for tschreitende l \ l i li tar isierung de sStaat.es und de r Klassenauseinandersetzungen, die Intensivierung de r Re prE'ssion a l s s t r at eg i sches Faktum sind ,die objektiven und unausweichlichen j'onsE'quenzen. In Italien erleben wi r in de r Ta t di e Formierung ei nE'S Blocks der r eak t ionren Ordnungsmchte al s Al te rna t ive zur :\Iittel.inks-HE'gierung. Der wchst unter den Fahnen de r' na ti ona len Recht enund vE'rsucht, di e Kontrolle ber di e wirtschaftl iche und gesellschaftl icheSiluation zu bernE'hmen, und das he i t , jede Form.,. von rev6' tutionremund ant ikapi tal is t ischE'm Kampf zu unterdrckE'n.4) 'Denkt ih r also an pinE' Wiederaui lage des Faschismu,s?So kann man d ie Frage nicht stellen. E s ist ei n unbestrei tbares Faktum,d a dipses rE 'press ive Projekt im :\ugenblick nicht so sehr a uf d ie institutionPllE' l . iquidierung des "demokri r t ischen" Staa tes abzielt, wie de rFaschismus das t at , a l s v ie lmehr au f di e hrtere Unterdrckung de r re -\ 'olutionrE'n Bewegung. Im Frankreich laufen de r "Staatsst reich" deGaullps und det' gegenwrtige "gaullist ische Faschismus' : im Gewand de rDpnlOkratiE' het'um. Kurzfr i st i g i s t da s sicher das wenige r unbequeme' Io de ll . E s wre aber dumm, au f eine mige Stabil isierung de r wir t schaftlichen, und sozialen Situation zu hof fen angesichts einer kmpferischen revolutionren Bewegung.5) Wa s also sind eure Entscheidungen?Auer dem reformist ischen Weg, den wi r z u sammen mi t deI; revolutionrenLinken s e it J a hr en zurckgewiesen h ab en , g ib t es zwei andere Wege: entweder di e historische Erfahrung de r Arbei te rbewegung entweder in de ranarchosyndikalist ischen oder in de r Weise de r 3. Internationale z wiederholen, oder umgekehrt un s de r revolutionren Praxis in de n Metropolenin de r gegenwrtigen Phase anzuschlieen.Die Gruppen der auerpar lamentar ischen Linken sind al lesamt ber di eerst.e /ternativE' nicht hinausgekommen, weil' si e es nicht geschafft hab'en,dip "i[ ipderlagp de r revolutionren Bewegung in d e r e r st e n N a c h k r i ~ g s z e i tpiner kritischen Analyse zu unterziehen. S ie haben in ihrem Kern' di e TIlE'o-

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    ri e von d en zwe i Phasen de s revolutionren Prozesses (erst pol it i sche Vorbereitung, Agitation und Propaganda, dann den b e w a f ~ n e t e n Aufstand) bernommen und sind heute gerade in de r e r st e n Phas e, 'whrend di e Bourgeoisi e schon di e bewaffnete In it ia ti v e e rf fne t . Da f r l egen Zeugnis ab : de rA n ~ i f f der Unternehmer auf d ie einschneidendsten ~ a m p f f o r m . e ~ , d ie p o li t ischen Prozesse und di e Urteile gegen d ie kmpfenschsten Mllltanten,di e wiedererwachten Terrorgruppen, di e faschist i schen Aggressionen ge ge n ArBf!iterstreikposten und di e p6lizeilichen gegen di e kleinen F a b ~ i k e n ,gegen d ie Leute, di e au s ih ren Huse r herausgeworfen smd, gegen dleS tu dent en d ie Razzien und Durchsuchungerv in den aufstndischen Stadtvierteln, 'die Einstellung von Provokateuren , Schergen und Faschisten inde n Fabriken und so weiter. Die bewaffnete Auseinandersetzung ha t s chonbegonnen und z i el t d a rau f a b, d ie Fhigkeit der Arbeiterklasse zum Widerstand zu zers tren. Di e Stunde X de s Aufstands w i rd es nicht geben. Unddas, wa s v ie le Genos se n s ic h g ern . al s den entscheidenden Zusammenstozwischen Proletariat und Bourgeoisie vorstellen, is t nichts weiter al s di ele tz te s iegre iche Schlacht de r Bourgeoisie. Wie 1922.6) Welches is t nun endglt ig die ideologische und historische Richtung,

    d er i hr verbunden se id?Unsere Bezugspunkte s ind de r M a r x i s m ~ s - L e n i n i s m u s , di e chinesischeKulturrevolution und d ie gegenwr t ige Praxis de r Guerillabewegungen inden :Metropolen; mit e inem Wort , di e wissenschaft l iche Tradit ion de r re -volutionren in ternat ionalen Arbei terbewegung. Das he i t zugle ich , 'dawi r die Vorste l lungen, d ie d ie europischen kommunist i schen Parteien inde r revolutionren Phase ihrer Geschichte gelei te t h ab en , n ic ht ungebrochen bernehmen, vo r a l lem was d ie F ra ge d er Beziehung zwis chen pol i t ischer und mili t r ischer Or ganisa tion betrifft .7) Kannst du diese Ansicht nher erklren?Die brasi l ian ischen Genossen meinen, da de r Ursprung de r sozialdemokr a schen Rckwendung der kommunistischen Parteien in de r Unfhig-keit ihrer Organisation zu suchen ist, dem Niveau der Auseinandersetzungen zu begegnen, da s di e fortgeschri t tene Bourgeoisie der Arbeiterklasseaufzwingt. Es i st a ls o nicht de r "Verra t" de r Fhrer die Ursache von allem,sonde rn v i elmehr di e strukturelle Unangepasstheit de r Krfte, derer si esich bedienen, d. h. ihrer Organ i sa t ion . Das haben d ie bewaffnet.en Organisationen in den Met ropolen zu r Kennt ni s g enommen , d ie von Anfang anso aufgebaut sind, da s ie d er Auseinandersetzung auf a ll en Ebenen ge wachsEm sind.8) Eue r Problem is t also, den bewaffne ten Kampf zu initi ieren?De r bewaffnete Kampf is t schon in it i ie r t. Le ide r au f einseitige Art., d . h .es is t di e Bourgeoisie, di e zuschlgt. Da s Problem besteht a l so da r in ,ei n Instrument de r Klasse zu schaffen, mit dem wi r fhig werden, demAngriff au f derselben Ebene zu begegnen.

    - 5 -In den "Brigate Rosse" ha t de r P ro ze s s der Transformat ion der politischenAvantgarden de r Klasse in bewaffnete politische Avantgarden seinen ers tenNiederschlag gefunden, es sind di e ers ten prakt ischen Schri t te in R ich tungauf.ihren Aufbau.9) Seid ih r f r di e Focus-Theor ie de r bewaffneten Avantgarde?Nein. Unsere Ansicht ist , da der bewaffnete Kampf in Italien von e inerOrgan isa ti on ge fhr t werden mu, di e de r direkte Ausdruck de r k las senbewegung is t und deswegen arbeiten w ir a n der Organisierung de r A rbe iterkerne in den Fabriken und Stadtteilen in den groen Industriezentrenund l\fetropolen, wo sich Revolte und Ausbeutung am meisten konzentrieren .10) Seid i h r a ls o in e iner Vorbereitungsphase?Allgemein gesehen knnen w ir n ur in dieser Phase s e in , i ns o fe rn de r Weg,den wir g ewhl th a ben, e in e l an ge Ze it de r Sammlung von Erfahrungenund von Kadern erforder t . Abe r d as is t keine von den Klassenkmpfengetrennte Phase , sondern si e realisiert sich e be n im Klassenkampf.11) Das h ei t also , da sich di e "Brige. te Rosse auch in dieser Phase

    am Kampf b e te il ig en werden?Es gibt in der Bewegung de r Klasse e ine Tendenz, di e s i ch n ich t au feinzelne der arbeitenden auerparlamentarischen Gruppen beschrnkt, di edie :'\otwendigkeit neuer Organ i sa t ion sfo rmen des revo lut ionren Kampfesausdrckt: Organisierung der ?elbstverteidigung, erste Fo rmen de r Klandes ti n it t, d i rek te Aktionen . Die "Brigate Rosse" haben diese Notwendigkeit begr iffen und bereiten sich da rau f vo r , durch diese erstenErfahrungen, di e eine notwendige taktische Phase konst i tu i eren , zu rstrategischen Phase de s bewaffneten Kampfes berzugehen.12) Wa s sind di e Bedingungen f r diesen ("bergang?Keine revolutionre Bewegung, die um die !\facht kmpft, kann dem Zu sammensto begegnen, ohne in d e Lage zu sein , zwei grundstzlicheBedingungen zu schaffen: 1. sich m1t der l\[acht au f allen Ebenen zu messe n (die politischen Gefangenen be fre ien , Todesu r te i le gegen polizeili- .ch e l\frder vollstrecken, Kapitalisten en te ignen usw. ) und na t r lieh zuzeigen, da man i n der Lage ist, be i diesem Niveau de r Auseinandersetzung zu berleben; 2. in den Fabriken und de n proletarischen Stadtte i len eine Gegenrnacht entstehen zu lassen.13) Was ve rs teh t ih r unter prole tar ischer Gegenrnacht?Wir wol len dami t sagen , da die Revolution nicht nu r e in e mili t r ischtechnische Sache is t und die bewaffnete Avantgarde is t nicht de r bewaffnete Arm e iner unbewaffneten Massenbewegung, sonde rn i s t de r Punktihrer grten Vereinheitlichung, ihre Forderung nach der I\Iacht.

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    14) Nach welchen Richtlinien werdet ih r in d i es e r Ph as e handeln?In den vergangenen Monaten bestand unser Hauptanliegen darin. in de rKlassenbewegung eine st rategische Diskussion Fu fassen zu lassen. Heute ha lt en wi r es fr entscheidend. an ihrer Organis ie rung zu arbeiten. Esgeht also darum. di e ers ten Formen bewaffneter Organisation im tgl i chenKampf zu ve ranke rn . d e r da rauf abz ie l t. di e taktische Offensive de r Bourgeoisie i n d en Fabr iken. de n Stadtvierteln. den Schulen zu brechen. Unddas. indem wir den Terrorismus de r Unternehmer in seinen objektiven und'Subjektiven Aspekten bekmpfen. ohn e d en Kampf gegen di e kapitalist ischeOrganisation de r Arbei t un d des ge sel ls chaf t li chen Lebens vom Ka"mpf ge gen di e kapi ta li s t i sche Organisa tion der Macht zu t r ennen; indem wir di efiaschistischen Gruppenbildungen angreifen und ihre polit ischen und militrischen Organisationen in Gestalt von Personen und von Sachen mi t entsprechender Hrte s chlagen ; indem wir den Schergen. den Spitzeln und de nRichtern. di e di e Klassenbewegung in ihren Interessen und ber ihre '\Iilitanten angreifen. keine Strafiosigkeit zubilligen".Kurzfristig gesehen mu un s diese Aktion e r la ube n . d a s hohe Xi \'eau de rMobi l is ie rung des Volkes zu halten und zu verhindern. da sich pessimist i sche und l iquidatorische StrmungeJ;1 festsetzen. Und allgemeiner gesehenwird d i e se Ause inanderset zung ni ch t mi t einer Rckkehr z ur f r he re n S ituation enden. s onde rn s ie w ir d da s Vorspiel f r di e st rategische :\usl ' inanderset zung se in : f r den bewaffneten Kampf um di e l\lacht.15) Aber sind di e "Br iga t e Rosse" bergangsorganisationen?Xei n. we il der bewaffnete Kampf nicht mit vorlufigen Organisll len. wiees di e Ba.siskomitees. di e Arbei te r-Studentenzirke1 oder selbst dil' a u ~ t " ! ' -par lamentar ischen pol i ti schen Organisa t ionen se in knnten. angegang('nwerden kann. Der b e w a f ~ n e t e Kampf erfordert von Anfang a n e im ' strategische Organi sat ion de s Prole tar ia ts .16) Ih r wollt s ag en : d ie Parte i?Gen au . D ie " BR " ~ i n d di e ers ten Sammelpunk te f r d ie Bil dung dt,!, I,e-waffneten Partei de s Prole tar ia ts . Darin liegt unsere grundstzliche Verbindung m it d er revolutionren und kommunis ti schen Tradi tion de r A r be i terbewegung.17) Welche Posit ion nehmt ih r in de r Auseinandersetzung mi t den aulkrpar-lamentar ischen Gruppen ein?Wi r haben ke in Interesse daran. eine s ter i le ideologische l 'olemik zu entwickeln. Unsere Haltung in der Auseinandersetzung mit den au(h'rparlamentar i sehen Gruppen is t vo r a ll em be st imm t von ihrer Einstellung zumbewaffneten Kampf. T r ot z d e r Defin it i onen. d ie si e sich selbst zulegen. g('d ei ht i n Wirklichkeit in ihrem Innern eine starke neopazifist ische Striimung.mit de r wir n ic h ts z u t un haben. Und wir glauben. da diese Strmung imgeeigneten Moment eine starke Oppos it ion gegen den bewaffI1eten Kampf de sProle tar ia ts bilden wird. Whrend au f de r anderen S ei te e in anderer Teilde r Militanten diese Perspekt ive akzept ieren wird und mit ihnen bleibt da s

    ...

    - 7 -Gesprch offen. S ic her w ir d das n ic ht d a s e in zi ge be st immende Kriteriumsein. es bleiben grundstzliche Fragen in Bezug au f di e Zeit und di e zu verfolgende Takt ik . abge sehen von de r grundlegenden Frage nach de r Prole tarisierung der Organisation. Wir akzeptieren die Mystifizierung n ic ht . d ieversucht. di e gegenwrtigen Avantgarden n t den Avantgarden de r Klassezu identifizieren. Das P.l;blem de s Aufbaus de r polit ischen und bewaffnetenAvantga rde de s P r o l e t a ~ 1 a t s is t noch immer of fen und kann ni ch t ge ls t werd en . i nd em ma n di e S t ra e de s billigen Triumphal i smus de r Gruppe marschier t und auch nicht durch P r oj ekt e d e r Zusammenfassung von Krften.di e vom Klassenstandpunkt au s keine Bedeutung haben.J8) Wa s haltet ih r von den Vorwr fen . d i e einige Gruppen der auerpar l a -mentarischen Linken euch gegenber formuliert haben?Da mssen wi r zwei Arten von Vorwrfen unterscheiden: di e einen. di e imwesentli ehen 'e ine Kritik unseres "Abenteurerturns" sind u nd zu denen wirnu r s age n knnen; da es Abenteurerturn ist. dem Zusammenst o m it d e rbewaffneten Bourgeoisie ohne entsprechende Mit te l zu begegnen. Und diese r Wahrheit knnen a uch d ie sich nicht entziehen. di e diese Kritik au se inem mil i tanten Geist he r aus formul ieren. Da s andere s ind Ver leumdungen.mi t d en en man versucht. un s a l s P rovokateur e oder Faschisten hinzustellenund di e lassen keine polit ische Antwort zu s onder n we rden im gegebenenMomen t e in Faktum se in . ber d as s ic h diejenigen Rechenschaft ablegenmssen. di e di esen Vorwur f formuliert haben . Abges ehen von diesen Vorwrfen glauben wir. da di e Linke mit dem For t sch r e i ten der Klassenauseinandersetzungen einen p'rozess de r P,olar is ie rung durchmachen wird. indem da s entscheidende Momen t d ie Posit ion zum bewaffneten Kampf seinwird. In diesen l 'r oz ei :j s w i rd a uch d ie p eI verwickel t werden. Deswegenweisen wir al les ideologische Sektierertum. das t ypi sch is t f r d ie intellektuellen Pseudorevolutionre. zurck und bleiben fest au f un se r er Po si t ion. e in ig m i t a ll en den Genossen. die de n Weg de s bewaffneten Kampfeswhlen werden.

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    INTERVIEW 19731)

    1. Wie seht ih r die poli t ischen Entscheidungen eurer Organisationnach zwei Jahren Arbeit ?

    Die Entwicklung de r politischen Situation in I t al i en s chein t uns di e g r ~ f n d -stzliche Wah l, d ie wi r in den ersten Monaten de s Jahres 1970 getro enhaben, zu besttigen.Die Krise des 'Regimes is t n icht im reformist i schen S in n z u l ~ e n gewese n und Perspekt iven einer Lsung sind f r d ie n ah e ZU,kunft mcht ab zu -

    h I Gegenteil: d ie Bi ldung der Mit te-Rechts-Reglerung unter Aus-se en . m F h' t a l s "pa ra l le l eschlu de r Sozialisten, di e Aufwertung der asc IS en , ,Kraft" de r Frontalangriff au f di e Arbeiterbewegung und dIe, Immer a n maendere Mili tari s ierung der politischen und g e s e l l s c h a f t b c h e ~ ~ u s -einandersetzung beweisen, da di e politische Front de r Bou,rgeolsI: ver-b i s sene r a l s bisher di e Durchsetzung einer ih re : eIgenen Dlkta:u,r wtegralen Restaurierung verfolgt und damit di e bedwgungslose pobbscheNiederlage de r Arbe it e rk la s se .

    Zeigen n ich t di e Ermordung Fel t r inel l i s und de r A n ~ r i f f ,gegen di e2. BR im Gegenteil d i e Schwche oder besser d i e Unre I fe ewer solchen

    Entscheidung?Die Schwche einer poli t ischen Linie leitet sich nic,ht a au s den Krfteverhltnissen, di e eine Organisat ion, di e s i e ve r t rI t t , w de r Anfangsphase zu stabilisieren in de r Lage ist .De r im Ma i von de r Bourgeoisie gegen uns entfesse,lt,e Angriff , : n t s t a ~ denau au s de r Feh le in sch tzung, man knne di e pobtlschen Kraft : , di e~ i S t r ateg ie des bewaffneten Kampfes f r d en K o m m u m s m u ~ a r t l ~ u b e -ren , neu tra l is i e ren , i nd em man ihre chrakteris t i sche organIsatorIscheSchwche ausntzt.Genau diese po l it i sche Feh le in sch tzung ha t di e Polizeiaktionen scheiternlassen - un d wi r haben uns gestrkt. In de r Tat, durch dIe I ~ b l e h n u n gde s vorgeschlagenen Terra ins : "frontale A u s e i n a n d e r s ~ t z u n g R,B ~ ~ ~ , be waffneter ' Staatsapparat haben w ir Ze it g ewonnen, um, .verschwlegeinen Gegenangriff mit konomischen Zielen zu orgamsl eren u ~ um un sere org

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    "die Arbei terklasse in Bewegung zu bringen".G r u pp i s t i s c h is t die Abweichung derer , di e e i nem Kern von Samura is di e Funktion und die Aufgaben de s bewaffneten Kampfs zumit.Beide Posit ionen haben einen gemeinsamen Nenner: das Mitrauen in, di erevolutionre Pot enz de s i t al ien i schen Prole tar ia ts . .Wir glauben, da di e bewaffnete Aktion nu r das kulminierende Momenteiner breitgestreuten polit ischen Arbeit sein kann, ber die sich die proletarische Avantgarde organisier t , di e Widerstandsbewegung in direkte r Beziehung zu i h ren r ea len unmi t te lbaren Bedrfnissen. Mi t anderenWorten: f r di e BR is t d ie bewaf fne te Ak tion de r hchs te Punkt e i ne r p r ofunden Arbeit de r Klasse: si e is t i h re P e rsp ek ti v e d e r Macht.Und genau deshalb sind wi r berzeugt, da, soll de r Weg de s bewaff-neten Kampfes wei tergegangen werden, von jetzt an notwendigerweisedi e Arbeit de r polit ischen Vereinheit l ichung aller politisch-militrischenAvantgarden in Angri f f genommen werden mu, di e sich in di ese lbe R i chtung bewegen.5. Intendiert ih r eine Arbeit de r polit ischen Vereinheit l ichung de rGruppen?Die Gruppen s ind d ie Realitt de r Vergangenheit , in ihrem Lberlebende r letzten Entwicklung des revolutionren Prozesses nicht mehr angemessen. Di e Einheit , di e wi r aufbauen wollen , is t die aller de r Krfte,di e sich in die Richtung de s bewaffneten Kampfes fr den Kommunismusbewegen.6. Knnt i hr d as k l ar e r ma chen ?In de r nichtreformistischen Linken wirken im Moment drei Haupttendenzen:- Die erste !s t di e liquidatorische, di e von de r politischen ~ i e d e r l a g e de rArbeiterklasse ausgeht und s ic h a uf d ie "Parte iarbeit" vorbereitet, umdie Ebbe de r langen Krisenperiode zu steuern. Die jen igen, d i e hinter9ieser Tendenz stehen, g lauben an eine organisatorischen Entwicklungaufgrund von internen Linien und identifizieren - ber e i ne grobe Vereinfachung - di e Entwicklung de s revolutionren Prozesses mi t de rGruppe selbst . Whrend di e Unternehmerfront d en Weg de s "schleichenden Brgerkr iegs" eingeschlagen h at , r ic ht en s ie i hr e Akt ivi tten aufda s Te rr ai n d e r Agitation und Propaganda.Dieser Irrtum ebnet d en Weg f r da s Wiederaufgreifen eines Modellsvom Typ de r " Il I. I n te rn a ti ona le " , was w i r f r e in e p la tt e Wi eder holung einer h i sto ri schen Er fah rung der Arbei te rbewegung hal ten, in de rVergangenheit schon einmal niedergeschlagen - f r di e Zukunft blutl ee r .

    - Die zweite is t di e zentristische Tendenz , d i e - auch wenn si e nicht vonde r pol i ti schen Niederlage de r Klasse ausgeht - ihre Initiative im Sinne

    ..

    - 11 -einer permanenten Ser ie von Kmpfen s et zt , s ie jedoch niemals in ei nvereinheit l ichendes Muster e in e s K r ie ges e inbet te t. D ie se Tendenz wirdreprsentier t von den autonomen Organisationen in Fabr ik und Stadtteil , die ihre Existenz in Takt ischem erschpfen und de r I l lus ion aufs i tzen, mi t e iner "Tag-f r -Tag"-Po li t ik l ie e s ic h e in e strategische Al ternative schaffen. Da s Problem, da s diese Genossen noch lsen mss en , l ie gt konkret in de r Fragestellung: "Autonome Organ ismen" oder"Organ i smen des proletarischen Staates".

    - Di e dritte Tendenz is t die des Wi de rs ta nds , d ie n ic ht von einer eingetretenen pol i ti schen Niederlage der Arbe it e rk l asse ausgeht . Sie versteht,die neuen Formen, in denen d ie proletarische Initiative zum Ausdruck kommt, zu sammeln und si e is t dabei, si e a uf d as st rategischeGleis de s bewaffneten Kampfes fr den Kommunismus zu heben: au f di eEbene de s revolutionren Klassenkriegs. Vorrangig au f diese Tendenzsttzt sich di e Lini e de s Aufbaus der p ro le t ar i schen Macht.Di e Einheit , die wi r schaffen wollen, is t also in erster Lin i e d i e allerKrfte, au s denen sich da s Fe ld d es Widerstands zusammense t zt . Kr fte , di e seit 1945 - wenn auch ab se it s d e r offiziellen Linie de r Arbei terbewegung - immer die Kontinuintt des revolu ti onr en Drucks de r Arbei

    te r k lasse darges t e ll t haben , und Krfte de r jngsten Tradi tion, die da sErbe de r Autonomie mi t de n Inhalten de r Kmpfe von 1968 und 1969 be reichern.7. Bi s jetzt haben wi r noch ni ch t s be r di e KPI gehr t. Warum?Es scheint weder ntzl ich noch wicht ig , si e weiterhin mi t Wortfluten an zugreifen. Im revoluf ionren 'Terrain sttzt sich auch de r ideologischeKampf au f die Fhigkeit , di e e i g e n ~ n polit ischen berzeugungen historisch zum Leben zu bringen. So s ind w ir ber ze ug t davon, da - in demMa, wie die Lini e de s Widers tands, der p ro le t ar i schen Macht und de sbewaffneten Kampfe s s ich in de r Arbei terklasse politisch und organisatorisch konsolidiert - di e kommunistischen Elemente, di e jetzt n oc h i nd ie se r Pa r te i kmpfen oder an si e glauben, ihre Wah l z u t r ef fen wi s sen .8. Wenn ih r von Widerstand sprecht, wa s haltet ih r von de r Entwickl1tll1g

    de r revolutionren Krfte im Sden?In Italien is t ei n revolut ionres Projekt undenkbar ohne di e aktive Beteiligung de r Pro le tar ie r de s Sdens. Aber leider s ind d ie revolutionrenForderungen de r Massen im Sden im Augenblick verzerrt du rc h da sScheitern de r reformist ischen Strategie. ImAugenblick i st e s de r faschistischen Bourgeoisie gelungen, Volksschichten in e inigen Zonen de s S dens zu hegemonisieren und die Wut um Forderungen zu shren, di enichts mi t Revolution zu tu n haben. Es liegt jefzt b ei d en Krften de r Ar':. bei teravantgarde des Nordens, di e Diskussion um di e pol i ti sche Einhei tmi t dem Sden wiederzuerffnen. Das is t eine dringende Aufgabe, de rwi r die gr t e Aufmerksamke it widmen m ~ s s e n , um zu verhindern, da die Aktionen de r Bourgeoisie de s Sdens gegen di e Arbei terklasse imNorden ausschlagen.

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    9. Aber w ie k ann angesichts de r Zerbrechl ichkei t de r politischenStrukturen der Linken im Sden in diesem Sinne gearbei te t werden?Im Sden fehlt s icherl ich nicht der revolut ionre An tr ie b. im Gegenteil:i!1 einem bestimmten Sinn f indet e r sogar uerst fo r tge schr i tt ene Aus drucksformen. Und di e Bourgeoisie wei s ehr wohl. da - wrden d iesogenannten Kontrol lmechanismen ausfa llen - di e revolutionren Flutsehr entschieden durchbrechen w rd e. De sh a lb geben S taat . Reg ierungund Unternehmer dem "Meridional i smus" ihrer faschistischen Klientelgrne s L i ch t und bernehmen so di e Verantwortung f r e ine "aufrhrer ische Tend enz ". d ie al le rdings ers t in Verbindung mit Arbei te rkmpfenaufrhrer isch wird.Zu r weiteren Verwirrung tragen auerdem di e reformist ischen Krftebei. di e - indem si e di esen "demokra ti s chen S t aa t ". de r f r den Sdenimmer nu r Repress ion und Ausbeutung bedeutet . verteidigen - faktischder Rechten be i der Stabil isierung ih re r Hegemonie ber di e Proletarierhelfen. di e sich tendenziel l gegen da s System wenden.10 . Wenn d ie Sache s o s te ht . w er kann denAns to f r e i ne Umkehr un gdieser Tendenz geben?ber eins wollen wir un s klar se in : s icherl ich nicht di e intellektuellenGruppen de r Linken de s Sdens. di e ihre Z e it m i t dem Studium de r"Phasen de r kapitalist ischen EntWicklung im Sden" oder de r "h i st o ri schen Kluft zwischen Norden und Sden" verbringen. whrend di e h:luf1'immer grer wird. Auc h d ie Gruppen. d ie g an z a uf p o li ti sc h e Ag it a t io n und Propaganda ausgerichte t sind. h ab en k aum Chancen. de n zurekf lutenden revolutionren Schben eine st rategische l \ Indung zu geben.Cm die Situat ion aufzubrechen. mu s ic h e i ne bewaffnete Avantgarde kOIlsolidieren, di e im Kampf gegen Faschisten, l okale Bou rgeo i si e und staat l iche Repress ionsor .gane di e neue Arbe it e rkl asse der Tagelhner, de r ,'\1'-beitslosen un d de s Subprole tar ia t s vereinigen kann.11. In welchen Bereichen wollt ih r in nchster Zeit eure Aktivitten

    entfal ten?Wir s in d im Augenb li ck d ab ei , zwei Arten von Aktivitt kontinuierlichund entschieden nebeneinander zu verfolgen: di e Arbei t der klandestine n Organisation und di e Arbei t de r Massenorganisation.Zur ,k landes t inen Arbeit: Wir h ab en di e Festigung einer materie l len Ba s is im konomischen , mil i tr ischen und logistischen Sinn vor. di e un se re r Organisat ion e ine vo ll e Au tonomie s ichern und einen s t ra tegischenRckhalt f r di e "Arbei t i n d en Massen" schaffen kann.Zu r Arbei t der Massenorganisation: Wir planen f r d ie Fabriken undStadtteile den Aufbau vo n Art ikula t ionsformen des prole tar i schen Staats:eines bewaffneten Staates. der sich au f de n Kri eg vorbe rei t et .12. Knnt ih r de n letzten Punk t e twa s k l ar e r m a c he n ?Da s Problem, da s wi r l se n ms se n , i s t , dem revolutionren Druck, de r

    - 13 -au s der Widers t andsbewegung kommt . e ine Dimens ion d ~ Macht zu ver -schaffen.Erforder l ich dafr is t eine organisa tori sche Entwicklung auf Klassenebene.di e zwar di e wirkenden Bewutseinsniveaus be rcks ich t ig t . s i e aber gleichzei tig vere inhei t l ichen u nd in de r s t r at eg is chen Pe rspek t i ve de s bewaffnete n Kamp fe s f r den Kommun ismus en t fa l ten kann.Di e Roten Brigaden sind di e ersten Gueri l lakerne . di e in dieser Richtungarbei ten. Desha lb werden sich um , s ie h e rum di e militanten Kommunistenorganis ie ren, d ie a n den Aufbau de r bewaffneten Par t e i de s Proletar iatsdenken.13 . Welche Kr i te r ie n be st immen e u re Intervention in de r Klassenaus-einandersetzung in dieser Pha s e ?Wi r haben e ine lange Persepkt ive . Wir wissen, da jetzt nicht di e Phas e d es Eriegs ist , und deshal b a rbe it en wir daran, di e Voraussetzungenim Sinne von Bewutsein und Organisation zu schaffen: da s is t da s Krit e r ium. Alle unsere Aktionen zielen au f di e ses Ergebnl s ab . An al lenStellen bewahrheite t s ich. da sich di e Bewegung des Volkswiders tandsdu rch e inen a l lgeme inen \Villen zur Auseinanderse tzung mit de r Bourgeoisie und durch eine ebenso starke Unfhigkeit , si e wirksam a uf d emvorgesehenen Terrain zu prak t iz i e ren , ausze i chne t. Cnsere Interventionwill diesen Widerspruch l sen .\Vir s uchen n ich t de n Krawall de r exemplari schen r \ktion, sondern wirformulil ' l 'en z u sammen m i t de n prole tar i schen ,". \ 'antgarden di e Probleme:- el l'S ' ' ; r i ege s gegen den F a s c h i sm u s , de r n ic ht n u r de r de r: \ lmi ranteschen Schwarzhemden i st . s onder n auch de r de r ,"'.ndreottisehen unel chri s tdemokra t i schen \Veihemden;- de s \V i d e r s t a nd s in d en f a b r i k e n . um die Feinde, Saboteureund Liquidatoren de r E inh e it d e s Arbei te rkampfs zu schlagen, umSchl'ill f r Schrit t de n Unternehmern di e Initiati\ 'e au s de i' Hand zuw inde n, d ie au s einer poli t ischen : ' \ ieder lage de r Arbei terbewegungnoch ei n paar , Jahrzehnte Ausbeutung und Unterdrckung rausholen'\\'olll"n.

    - de s W i d e r s ta n d s gegen d ie : \ I i l i t a r i s i e r u ng d e s Reg i -me s , was n ic h t h e i t, f r d ie Verteidigung demokra t i scher Fre i ru -me zu kmpfen, sondern f r d ie Zerstrung de r bewaffneten Struktur en d es S ta at s und seiner l\Iilizen.

    14. Eine letzte Frage: meint ih r eine Entwicklung des re \ 'olut ionrenProzes s es au f nat ionakr oder kontinentaler Ebene . ~

    E s ist eine uers t wichtigl" Forderung, eine europische und medi terane Dimens ion de r r l"volutionren Ini t ia t ive zu verfolgen. Sie wird un svon de n supranationalen Kapi ta l- und l\Iachtstrukturen aufgezwungen. F rihre Reifung arbei ten heit vo r a ll em . de n Klassenkrieg im eigenen Landentfalten, aber auch be re it s e in , d ie konkre ten In it i at i v en v on l ' n t ~ r -sttzung oder Kampf abzudecken, wi e si e von de n internationalen re\'l)lutionren un d kommunistischen Bewegungen gefordert wt'rden.

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    1 . D IE KRIS E IST DAS INSTRUMENT, DAS DIE REAKTION BENUTZT,UM DIE ARBEITERKLASSE ZU SCHLAGEN .1)

    Nachdem di e grospurigen Ankndigungen ber di e "Restrukturierung" unddi e "neuen Formen den Automobilproduktion " au s de r Ze it nach den Tarifverhandlungen v or be i s in d, h at di e FIAT j e t zt i h r e interne Krise, eine de rschwerwiegendsten in ih re r Ge sc hi ch te , i ns Ge sp r c h ge br ac h t.Di e Brder Agnelli raufen sich di e Haare und vergieen bittere Trnen berden "schwierigen Moment " u nd d ie "besorgniser regende Situation". Gehte twa d ie R e ch nung ni ch t auf? Sie liefern Daten ber Daten, mit denen s ie z ei ge n wol le n, d a d ie F IAT End e 73 schwere Verluste zu verzeichnen habenwird, da in diesem Jahr 188.000 Wagen weniger al s im Produktionspro-gramm vorgesehen produziert worden sind, da sich di e Produkti on v on 69bi s 72 im Grunde ni ch t e rhht ha t un d di e Produkt ivi t t gesunken i s t , trotzde r 678 Milliarden Investi t ionen un d de r 25 .000 neuen Arbeitspltze.Kann se in , d a i n dieser Situation einer al lgemeinen Kise auch di e R e c h n ~ n gnicht besonders gut aufgeht , aber da s is t ei n Problem, d as w ir ihren Buchha l te rn ber lassen. Wir dagegen fragen un s sehr einfach: Warum werden di ealarmierenden Daten ber diese Krise, die d i l ~ grte Fabr ik I ta liens bet r i ff tgerade je tzt an d ie f fen tl i chkei t gebracht? 'Es kommt der Verdacht auf, da eine Krise auch e in gute s Geschft sein kann,vor allem dann, wenn man von der Regierung neben v ie lem ande re n e in Ab la sse n von dem sowie so n i ch t funktionierenden "Preiss top" verlangt und auch be kommt, und von den Gewerkschaften und de r PC I e in e neue Art von Opposition und integrative Tar ifver t rge. Und wenn ma n di e Karte der Angst ausspielt und Gespenster heraufbeschwrt, um im N am en des "nationalen Inter esses" eine massive Intensivierung de r Arbeit und eine Blankovollmacht zu rSuberung de r F abr ik en von den autonomen Avantgarden und den revolutionre n Kommunisten zu verlangen.Agnelli l iebt es - wie Almirante - al s seriser Pol i t iker zu e r sch ei nen . E sl iegt ihm daran, s ic h i m Gewand des "aufgek l r ten" Unternehmers zu zeigenund e r f r eu t s ic h , wenn i rgendein angebl icher Kommunis t es fert igbringt zuschreiben, d a " di e n eu e Strategie de r F IAT auf der Basis einer Analyse de rinternationalen und internen Situation best immt worden i s t , die einige Analogien zu derjenigen a ufwei st , d ie sei t langem von der Arbeiterbewegung entwickelt worden ist. "Das hiee, d a d ie I n te r essen der Arbeiterbewegung und der groen "aufgeklrten" Unternehmer in e inem solchen Grade konvergieren da heute e ine"bereinkunft" , e in Bndnis, oder - wie ma n da s jetzt zu n ~ n n e n pflegt - ei n"Komprorni" mglich i s t .Wir, und mit uns Zehntausendevon Arbeitern, di e d en Weg de s Widerstands1) Abgedruckt in : CONTROINFORMAZIONE N r. 1-2 , Feb r . /Mrz 1974

    ,

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    und de s Kampfes gewhlt haben, denken anders darber und wi r nennen diesen Kompromi be i se inem r i ch t igen Namen: KAPITULATION.Die polemischen Feinheiten und d fe Sophismen ber lassen wi r d en en , d ie d ieZeit dazu haben , wir wollen hier ber eine andere Seite d i es e s He r rn Unternehmers sp r echen , di e weniger aufgeklrte, aber di e den Arbei tern besserbekannte: ber den FIAT-Faschismus.

    2. DER FIAT-FASCHISMUS.FIAT-Faschismus is t di e Verflechtung von zwei Linien, di e s e it j e he r be standen ha ben: di e technisch-pro duktivi ttsor ient ier te Restruktur ierung unddi e polit ische Verfo lgung . Zwei Linien, di e manchmal - besonders von Seite n bes t immter po li t ischer Reformist en - in Gegensat z zue inande r gebrach twerden, di e s ich aber in Wirklichkeit e r gnzen und eine harmonische Ein-IHo i t bilden.Die technisch-produktivittsorientierte Restrukturierung entwickelt sich in nerlwlb d('s Hahmens einer Polit ik der Effektivierung de r Ausbeutung derverschiedenen Kapitalfaktoren . In diesem Sinne ha t si e nichts mit dem Arbeiterrefor"mismus g('mcinsam und di e Vernderungen, die s i e herbe i fh rt , ha b('n nichts ZU fun mi t einer effektiven Reformpol i ti k . E s scheint un s klar.da di e H(' de von Agnelli ber " di e neue Art zu arbeiten" nichts Fortschri t t lic'lws an sich h af , w ei l si e in keiner Weise eine VERGRSSERl':'';G DER,\1{ BEITEIDIACIIT in de r Fabrik bedeutet sondern hinter schnen Phrasenwie" Bereicherung de r Arbeit", ":' \:euzusammensetzung de r Arbeit", "Verminderung de r :\Ionotonie und der repeti t iven Arbeit", "":\Iechanisierungde r anstrengendsten Arbeitsgnge" schlicht und einfach ei n '\Tanver zu rIYI 'E:\SIVIEHU:\G DER AR HEIl' verbi rgt.E s i st d as : \i ve au d es p ol it is ch en Bewutseins, d as s ic h in de n Arbei ter kmpfen a u sd r c k t, d as d ie F IAT zu einigen Vernderungen in de r A r be i ts organisation zwingt; es wre aber ei n Fehler , zu glauben, da diese Vernderungen in d ie R ic ht un g g eh en , d ie d ie Arbeiter wollen.'\Tit anderen \Vorten, RESTRUKTURIERUNG h ei t f r d ie F IAT und f r di eanderen Kapit a li st en e twas ganz bestimmtes: Den Despot i smus de r Hierarchie ber di e Arbeitskraft erne ut zu stabi l isieren und von daher di e Pro-duktion, so wi e si e si e best immen, zu garantieren. Aber whrend s ie d asmachen, haben si e a uc h d ie n eu e Ebene des pol i ti schen Bewutseins, da si nde r Arbe it e rkl asse ger ei f t i s t , im Auge; und si e haben si e im Auge , u msi e zu zerstren.Die Arbei terklasse hat n ic ht d as geringste Interesse an einer solchen Re strukturierung, denn praktisch bedeutet da s f r si e I l ' \ T E N S I V I E R U ~ G DERAHBEIT, AUSHHLUNG DER LHNE, ZERSTRUNG DER VON IHl'\E:\EHHEICIITEN ORGAN ISATIONSEBENE DEH AUTONOl\[IE UND DER : \L\CHT.D i ~ ' pali t ische Verfo lgung , d ie Repressalien und di e Racheakte au f de r an deren Se i te , da s is t e in G ewer be , d as di e FIAT schon immer kultiviert ha tI

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    und da s zu r 7.eit de s be rch tig t en Vi t tor io Va l l et t a1) de n Rang einer Wissenschaft erreichte. Seine Nachfolger, de r Anwalt Umber to Cu t ti ca z. B., 'haben zwar keine Neuerungt!n beigesteuert , a b er s ie haben es doch vers tanden,di e Trad it ion lebend ig zu hal ten , vo r a ll em in de r Zeit nach 69 und es is tanzunehmen, da de r letzte Nachkmmling, de r Ingenieur Rinaldo de Pieri ,eine ganze Menge von guten Voraussetzungen mitbringt, um auf diesem a r beiterfeindlichen Weg weiterzumachen.Die Hauptanwendungsgebiete dieser Wissenschaft sind in de r gegenwrtigenPhase di e Straffung de r hi e rarch i schen S t ruk t ur des Kommandos ber di e Arbeit einez;seits un d de r Angr if f a u f d ie Organisat ion de r Arbei te rmacht inde r F abr ik andrersei ts .

    3. DIE MILITARISIERUNG DES KOMMANDOS BER DIE ARBEIT.Di e Mil i ta r i s ie rung der Fhrungsst ruktur is t e ine g rund legende Tendenz ,di e au s de r Selbstkrit ik, di e U. Agne ll i k rz l ic h v or de n Direktoren de rProdukt ionsbere iche al ler seiner Werke gemach t ha t, zu resul t ieren scheint.Da di e CHEFS di e Entschlossenhei t und den Schne id der vergangenen Jahrewiederfinden mssen und d a ihre gegenwrtige Ineff izienz einer de r entscheidenden Grnde de r Krise ist, da s is t ungefhr de r Kern seiner Rede.Diese Tendenz l t s ic h au f allen Ebenen der Kommandohierarchie feststellen. Di e ersten derart igen Anzeichen gab es im September mit e inigen be deutungsvol len Umbesetzungen in de n Zentralen und de n Nebenstellen de rPersonalbros .Dann wurden jene "merkwrdigen Personen" in di e Werksttten eingefhrt,di e sich al s "Mitarbe i te r de s Personaldienstes" ausgaben.Die FLM 2) ha t d ie sbezg l ich e ine Mitteilung verbrei tet , in der festgestell twird , da " d ie s e P e rs onen m i t Abschluexamen in Soziologie und Psychologi e di e neue st e absurde Erfindung und ei n Ins t rument de s Paternal ismusund de r subtilen Repress ion sind, d ie d ie FIAT einsetzt . "In Wirklichkeit handel t es sich hier um e in en n e u ~ n Funktionr der Betr iebsleitung, de r ei n Gegengewicht zu r Person de s Delegierten schaffen oder diese n wenigs tens zurckdrngen s ol l. D er Mitarbe i te r de s Personalbros verf g t i n de r T at be r gengend Mach tbe fugn is s e, um di e e l ement a ren Ans t s se ,di e v on d en Delegierten de r A r be i te r kommen, zu kanalisieren u nd v on daherwieder einmal di e Arbeitskonflikte au f de r Ebene einer individuellen Bezie!":ung'cwischenArbeiter und Unternehmer zu l sen . Da rbe rhi naus is t - immer nachde n prz isen Angaben de r FLM - "ihre Hauptaufgabe die, in de n Personalbro s di e persnlichen Daten al ler Arbei ter durchzuforsten und darber langeund phantasievolle Ber ich t e abzufa ssen mi t der Aufforderung an di e Direktion,1) V. Valletta: P r s i den t d e r FIAT 'Nhrend de s Faschismus.2) FLM: Metal la rbe i te rgewerkschaft

    - 19 -gegen di e betreffenden Arbei ter ernsthafte Vorkehrungen zu treffen. "Aber es g ib t noch viele andere Anzeichen f r diese Tendenz, di e ma n aufdeckenkann, wenn ma n von d e r F a br ik ausgeht. Rufen wir u ns d ie re levantes ten in sGedchtnis zurck:- Das Wiederaufhngen der Diszipl inarvorschri f ten an d en schwarzen Bret ter nau f den Fluren de r FIAT;- Die D u r c h f h r ' 1 ~ g von W . o h n u n ~ s k o n t r o l l e n be i Personen, di e nicht im Be sitz v on INAM -AusweI sen smd ;- Die Durchfhrung von Nachforschungen ber de n Gesundheitszustand einige r Arbei ter durch di e INAM;- Da s Fortdauern e i ~ f r Polit ik ..de r Einstellung von f a ~ c . ~ i s t i s c h e n . Elementend u rc h d ie CISl'\AL und di e Uberlassung neuer FreIraume a n d Ie g el be nGewerks chaf t en. Wi r er innern dar an ; d a d ie Faschis ten je:!ft f r ech du rchd en g an ze n Betrieb gehen u nd in Begleitung der Torwchter Ihre Schelbltt e r verteilen und a n d en Toren sogar d ie jen igen , d i e d ie Anna hme verweigern , angreifen, wie es am To r 18 pass ier t is t; .- Immer hu fige re Vor ste von Vorarbei te rn un d Abteilungschefs, d ie B erichte ber "geringe Arbei t s le is tung" anfertigen und di e Vorkmpfer de rArbei te r , d ie s ch on mehrere Diszipl inars t ra fen angehngt bekommen ha ben; in di e sogenannten "Arbei t sscheuen-Trupps" stecken, in denen ma nentweder d en g an ze n I'roduktionssoll macht ode r we i te rgehende Disziplinarmanahmen r iskiert , di e in diesem Fall Ent lassung bedeuten knnen.

    - Versuche, di e Freihe i t , gewerkschaf tl iche Ttigkei t zu entfalten einzuschrnken, jetzt z. B. durch di e Einfhrung von Arbei tsanzgen in vers ch ie d en en F a rb en: d ie Arbei te r am Ban d i n e i ne r F a rb e , di e f r d ie " 'at ' tung der : \Iaschinen in einer anderen, in de r Absicht, di e Kontrolle zu er leichtern und dann unerbit t l ich diejenigen zu treffen, di e sich von ihrem: \ rbci tsplatz (>n tf e rn en , um mi t a n de re n Arbei te rn zu diskut ie ren.

    4. DEI{ A;,\GHIFF AUF DIE AH BEITEHORGAXISATIOX IX DER FABRIK.Dieser Angriff h at zwe i /:iele: Die autonomen Avantgarden und di e E:ampfformen. Se in I nha lt is t sehr e inf a ch : . Jedes l \I oment einer al1.tonomen Orga nisation ausradieren, jeden Ansatz zum Widers tand i m K eim erst icken,das Krank fe i e rn ausmerzen.Es is t eine Tatsache , da be i de r FIAT diejenigen, di e po l it i sche Bezugs punkte in de n Werken s ind , einer wirkl ichen Verfolgung ausgese tz t sind,di e zu unertrglichen Lebensbedingungen f r diese Genos s en fhr t . Be ider ersten Reaktion werden si e dann mi t einer Serie von l \Ianahmen be st raf t , di e ber Versetzungen - wahrhaftig inte rne Ent lassungen, \\ie sil '1) INAM - Istituto Nazionale Assicuraz ione ]\Ialattie: Staatliche Kt'ankenkasse f r Arbei te r und Anges tel l te .2) CISNAL - Confede raz ione I t al i ana S indacat i 1'\azionali Lavot 'atOl 'i :faschistische Gewerkschaf t .3) Guardioni: "Torwchter" mi t Werkschutzaufgaben.

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    eirl1al genannt wurden - , vorbergehende Aussperrung, Geldstrafen, Disziplinarmanahmen und Einschchterungsversuche unweigerlich zu r En tl a ssung fhren.Und es g ib t n ich t gerechte Ent lassungen und ungerechte Ent lassungen, wiemanchmal einige Gewerkschtler meinen , sonde rn ALLE ENTLASSUNGENSIND UNGERECHT, SIND POLITISCHE ENTLASSUNGEN.Die Praxis de r Ent lassungen hat darberhinaus einen in noch viel hheremGrade te rror is t ischen Charakter , insofern si e "wahllos" Arbe it e r t r if f t,di e ganz allgemein verbrei tete Verhaltensweisen praktizieren wie da sKRANKFEIERN, di e VERLANGSAMUNG DER PRODUKTIOX und DEX U:'\GEHORSAM GEGENBER DEN CHEFS."Schon seit einigen Monaten verbreitet sich in de r FIAT eine aubtile undschleichende Repression, durch di e Schri t t f r Schritt i m L au fe de r Wo chen eine ganze Reihe von Arbeitern und Delegierten, d ie d ie Tarifkmpfeangefhrt haben, ausgeschaltet worden sind. " Da s i st d er A la rm ru f au sde r F ab ri k , den die FLM, t r ot z a l lem, gezwungen war aufzunehmen.Tro tz a l lem, weil sich di e FLM mit dem Problem nu r von Zeit zu Zeit be schftigt . Die Genossen er innern sich an di e schndliche und ungerechtfertigte Pre isgabe de r Vorbedingungen f r Entlassungen in de r Endphase der'nat ionalen Tari fverhandlungen, al s di e Losung "Die Ent la s senen mi t unsin di e Fabr ik" vo r den Toren und in den Versammlungen schon von allenaufgegriffen wurde. Und a uch d ie Zurckhaltung, wenn es darum g eh t, d iereale Dimension, die dies Problem heute erre icht hat, in de r Fabrik lJl'kannt zu machen, is t eine Tatsache.Die Zahlen sind eindrucksvoll : Cber 600 Entlassungen nach (HJ, ber ~ : ; ( )vom Ende de r letzten Tarifkmpfe b i s heute , durchschnitt l ich odl 'r : Entlassungen pr o Tag a l le i n im Werk lVIirafiori. Hier einige de r lplzlenFlle mit den entsprechenden Begrndungen:23 . 2\'Iai: Der A r be i te r Achille Isoldi , Arbeitervorkmpfer, wir'd ent lassen. Er ha tt e s i ch gegen de n Versuch gewehr t, die Produktionvon 32 0 au f 37 0 Stck heraufzuschrauben; al s einzige :\nt.wortwurde e r angegriffen, verprgelt und dann entlassen.7. Juni: Ei n Arbei ter au s de n Karosseriewerken wird entlassen mi t de rBegrndung, da er , nachdem e r s i ch ha tt e krankschre i ben las-sen, in einem Handwerksbet r ieb einer Arbeit nachgegangen sei.Die Begrndung f r di e Ent lassung deckt da s Fortbes t ehen e ine rpriva ten Spi tze lzent ra le a uf , d ie trotz de s Eifers de s Amtsr ich

    ters Guarine llo wei terhin au f vollen Touren l uf t.16. Juli : Papa Pietri Nicola und Carlo Mario ent lassen wegen "Korrekturen au f dem At te s t" bzw. "Weigerung, di e zugewiesene Arbeit auszufhren" . Heide Begrndungen s ind offensicht lich Vorwnde.25 . Juli : Jetzt is t Pla tan ia d r an , bekannter Vorkmpfer in de r Fabrik.

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    Entlassen nach e inem ungeheue r aufgebausch ten Vor fa ll mi t de rprovokatorischen Begrndung, e r habe zwei Zndkerzen, di enoch ni ch t e i nma l zu r Ausrstung de r FIAT gehr ten , "ge st ohlen".September:tDer Arbe i te r P u cc i, e i ne r de r vielen, d i e wegen Krankfeiernentlassen werden.September: Im Werk 81 wird nach einer Provokation de s Chefs RocattiAngelo de r Arbei ter Cantalupo entlassen.September: De r Arbeiter Renda w i rd f r istlos ent lassen mit de r unglaublichen Begrndung, "e r garantiere keine Kontinui tt de s Arbeitsverhltnisses" ."Die F IAT greift di e Delegierten nicht nur ber Ge lds tra fen und Aussperr ungen an , sondern auch direkt durch Ent lassungen (. . ) Agnel l i b l eib tin Wirklichkeit de r faschistische Unternehmer , de n wi r a ll e kennen. "(FLM)23. Sept.: In diesem Fal l handelt es sich um Ivani , Delegier ter au sdem Werk 81 und bekannter Vorkmpfer . Er hatte dagegenprotest ier t , da di e Geschftsleitung ihm ungerechtfertigterweise 161s tunden, i n denen er anwesend war, au s de r Lohntte gestrichen hatte. Zuerst bekam e r einen Mahnbrief we gen" Ver la s sendes Arbeitsplatzes" und dann wurde e r entlassen wegen "Ungehorsam gegenber einem Abteilungschef".Hier de r Text de s Kndigungsschrei bens : "E in schwerer Aktvon Ungehorsam gegenber einem Abteilungschef, von I hnenbegangen am 21. 9 . 7 3 . Dieses Benehmen bestand darin, demAbteilungschef beleid igende Stze und Beschimpfungen entgegengeworfen zu haben und eine uerst unkorrekte Haltung an .de n Tag ge leg t zu h ab en . E in derartiges Verhalten, in Be ziehung zu dem, wa s bisher vorgefallen ist, macht es unmgl ieh , a n e in e Fortsetzung, auch nu r eine vorlufige, de s Arbe i t sverhl tnisses zu denken. 118. Okt. Diesmal sind di e Genossen Guida und d 'Avanzo an de r Reihe,d ie d ie Mitteilung, wie gewhnlich , bei Schichtende erhal t f!n .

    Di e FLM intervenierte mit e'inem Flugblatt , in dem eshe i t :"So ber ei t e t s i ch di e FIAT au f betriebliche T a r i f ~ e r h a n d l u n ' -gen vor: Freitagabend wurden zwei Arbeiter de r Schweiwerke entlassen. Durch di e belste R'epression versucht die FIA Tin de r F ab ri k das Kl ima de r Angst wieder zu verbreiten, da sbi s 68 herrschte, um un s au f diese Weise di e Errungenschafte n wieder zu entreien, d ie d ie Kmpfe d i es e r J ah re u ns g ebracht haben. Di e ungeheuerliche Serie von Entlassungen in,der l e tz t en Ze i t ( 2 pr o Ta g in den Karosseriewerkenl kann ,keinen Zweifel an den Absichten de r FIAT lassen, vo r al lemwenn wi r un s klarmachen, da alle diese Genossen immer ande r Spitze de s Kampfes gestanden haben. Und wenn wir - ab -

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    gesehen von d en anderen Sachen - die Begrndungen f r diese Entlassungen lesen, begre ifen wi r , da sich von Seiten de rFIA T eine Rckkehr zu den Posit ionen de r 50iger Jahre vollzieht, di e man damals a l s f asch is t isch definiert hatte: undjetzt? Wir mssen berlegungen anstellen, wa s die Genossenbetrifft , d ie wegen "fehlender Garant ie f r di e Fortsetzungde s Arbei tsverhl tnisses" entlassen wor de n s in d, e in e B egrndung ohne Hand und Fu, di e aber von de r FlAT al s Er-pressung gegen die, di e sich krankschre iben lassen, benutztwird. "21 . Okt. Wieder drei Entlassungen wegen Krankfeiern in den Werkenvon Mirafiori. Es handelt sich jetzt um "e ine hemmungsloseRepression, die an e in igen Punkt en die Grenze zum Wahnsinnberschrei tet , v o r a l lem wa s di e Entlassungen wegen "fehlende r Garan t ie fr die Kontinui tt des Arbei tsverhl tnisses" be tr ifft ( . ) 99% de r entlassenen Arbei ter gehren zu denen,di e zusammen mit den Delegierten di e Kmpfe de r letztenJahre angefhrt hl\ben. "9. N ov. : Wiede r e in schwarzer Freitag . Antonio Cicalese, genannt"der Professor" , Vorkmpfer i n d en Karosser iewerken, e r-hi e lt s e ine Entlassung in de r letzten Vie rt e ls t unde vor Arbeitsschlu. Auch i n diesem Fal l handelt es sich um "unregelmige Anwesenheit am Arbeitsplatz". Dies is t aber nicht di e'einzige Entlassung an diesem T ag , e in e andere wird mit derselben Begrndung in den Schwe iwerken ausgesprochen.13 . Nov.: Zwei weitere Arbeiter und Vorkmpfe r aus den Werken 86,87werden wegen "zu h4figer Krankschre ibungen " entlassen.15. Nov.: U nter dem D ruck de r bewutesten und kmpferischsten Delegierten setzt di e Delegiertenversammlung des Se kt or s dei(Karosser iewerke folgenden Ant rag auf di e Tagesordnung:"In Anbetracht de r Entlassungen, d ie d ie F IAT weg en de r so genannten "fehlenden Kontinuitt der Arbei t " fortwhrend ausspr icht und in Anbetracht de r Aussperrungen, die be i den Werkskontrollen verhngt werden, setzt sich die Delegiertenversamllllung de s Sektor s der Karosse r i ewerke d af r e in , e in e Mobilisierung aller Arbe i te r d e r verschiedenen Sektoren de r FIAT zuorganisieren, bi s dieser Angriff, de n die FIAT und di e ganzeUnternehmer schaft im allgemeinen im Augenblick durchfhren,gestoppt i s t . " Da s b li eb j edoch au f Grund e.iner przisen Anordnung des Gewerkschaftsbundes toter Buchstabe.19. Nov.: Drei weitere Entlassungen werden gegen Arbe i te r d e r GruppePischedda (Montage de s 127) infolge einer Provokat ion des fa schistischen Vorarbeiters ausge sprochen . E ine andere Ent lassung wegen Krankfe iern ga b es i m Wer k 81 .

    Die s s ind e in ig e Fl le , di e dem umfangre ichen Dossier de r letzten Monateentnommen sind. Die reichen jedenfalls, um u ns zu berzeugen, da di eLinie de r Entl a ssungen ni ch t e ine t akt i sche i s t , sondern st rategische Richtlinie de r internen Polit ik de r FIAT, e i ne R i ch t li n ie , di e ihre Wurzeln in de r

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    Tradition Vallettas hat. Di e FIAT s teuert da s Ziel an , a ll e i hr e internenFeinde kampfunfhig zu machen, d. h. si e au f Listen zu s et ze n, s ie zuprovozieren und zu" schlagen und si e schl iel ich aus de r Fabr ik r auszuschmeien. Und dies is t Voraussetzung und Unters ttzungsmanahme freine viel breitere Generaloffensive, d ie d ie pol it i sche Niederlage d er A rbeiterklasse und ihrer Kmpf e zum Ziel ha t.

    5. DIE GEWERKSCHAFTEN UND DIE PCr.Mi t welcher Strategie begegnen di e Gewerkschaften diesem Ang ri ff ? Abgesehen von winzigen Unterschieden und unwichtigen Widersprchen kannma n sagen, da da s s t r at eg ische Gerst de r gewerkschaftl ichen Reaktiongenaus da s is t, da s ihnen direkt von de r PC I vorgeschlagen wird.Fr di e peI u nd v on daher auch f r di e Gewerkschaften geht es darum,die Arbei te rbewegung an den Kampf fr. "e in neues Modell de r konomischen und s o z i a ~ e n Entwicklung" zu binden, welches sich a uf d ie beidengrundlegenden Tendenzwenden ( EntWicklung de s Sdens "und Investi t ionsstop im Xorden; gesellschaftlicher Konsum und Preisstop) s ow ie a uf d ieBeschrnkung de r Lohnerhtusngen au f den Ausgle ich de r durch die Inflation \"erursachtl'n \ 'e r lus te grndet.Di es e r , \n s at z i s t en ts t anden aus einer Kritik jenes En twicklungsmodells,da s in den .lahren 50 - 60 einige Indust r ie l le re ichl ich ge segne t ha t undda s al s nicht unbedeutendes Resul t at da s gegenwrtige Ungleichgewichtund einen groen Teil de r Elemente, d ie d ie Krise de s Regimes, di e wi rgerade durchmachen, hervorgebracht hat.Unter zwei Bedingungen w rd e d ie Realisierung dieser Strategie mglichwerden:a) d ie Kon ju nk tu r, d ie f r d en Herbst /Winter eine al lgemeine Wiederauf nahme de r Kmpfe erwar ten lt, nicht nu r f r d ie FIAT-Gruppe sondern auch im cherilischen Sektor, in de r Gummi- und Plastikindustrieund im ffent l ichen Sektor ,b) di e (be rnahme de r polit ischen Verantwortung durch den Teil de r Bourgeoisie, drr von Agnelli a n g e f h ~ t wird (den ma n also nicht mi t hartenKmpfl>n im Betrieb bels t igen darO.

    Die erklr te Absicht ist, den gem igten Druck de r Kmpfe insgesamtauszunutzen, um die Regierung in dieser polit isch gnst igen Situat ion zuzwingen, mi t den Gewerkschaften ber die Realisierung eines alternativen Entwicklungsmodells zu ve rhande l n, da s nicht Ausdruck de r "blinden" I n te r essen der groen Monopole wohl aber de r untergeordneten Klas-se n sein soll . .Aber da s w ir kl ic he Z ie l bleibt weit e rh i n, a l le demokra t is chen und antifaschis t isc lwn Krfte dahin zu br ingen , e inen "historischen Kompromi"zu akzeptieren, de r da s Land au s den Untiefen de r Kr i se herausfh r ensoll , " di e z ug le ic h e in e konomische , soz ia l e und polit ische, aber aucheine kulturelle und mora li sc h e K r is e i s t. "

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    Nu r da - und da s is t kein unerhebliches ,Faktum - diese Krft e n ich t inihren Dimensionen al s gesellschaftl iche Krfte verstanden werden, sondern in ihrer armseligen Rolle al s politische Regierungsparteien.. - -Der angestrebte Komprorni is t also ei n p a r l a i n e n t a r i s c ~ r Komprornizwischen Christdemokraten (DC) -Kommunistischer Parte i (PCI) -Sozial i s t i scher Partei (PSI) und kleineren Pa rt ei en , d e r mit te ls e ines s ta r -ken Apparats den Klassenkampf, den Kampf zwischen den revolutionrenKrften und den obskurenKrften de r Konterrevolution, blockieren sol l.Dieser Ansatz r e s u l t ~ e r t unserer Meinung nach au s einem profunden Un v ermgen, d ie Na tu r de r Krise zu begreifen.E s is t wahr, da di ese Kr i se , die von den groen Zent ren de s Impe ri a l i smus ge s teue rt wird , in e inem z ieml ich ungns tigen in te rna t iona lenKontext steht (Whrungskrise, Energiekrise ), de r einen ziemlich gravierenden innationistischen Auftrieb hervorruft; e s is t auch wahr, dasi e z um g ro en Te il ei n natrliches Produkt de r vom Entwicklungsmodellde r 50 ig e r und 60iger Jahre ausgelsten Miverhltnisse ist, ein M'odell.das. wie die Genossen wissen. auf Kos ten al ler Arbeiter. au f Kosten desSdens und auf Kos ten de s Kons ums e in e g ro e Zah l von IndustriE;l1en be gnstigt hat.Aber es is t FALSCH. da s ie d as P ro du kt d er Fehler de r Kapital is ten gewesen is t . E s is t falsch. weil die Kapital is ten keine Fehler gemacht ha ben: si e haben die Ausbeutung bi s zum uersten getrieben und sind sogarweitergegangen. indem si e Tausende von Kommunisten und Avantgardistenentlassen haben und ein ige Hunder t Arbeiter. die Widerstand gele is te t haben, umgebracht haben . Sce lba lebt noch und h at si ch im Parlament gu tetabliert . Er und seine Parte i wissen ber diese Sachen gut bescheid. UndAgnell i auch. Und s i e w ren diesen bequemen Weg immer weiter gegangen, wenn nicht dann a b e in em bestimmten Moment ( ab 62 bi s 69 und weite r bi s heute) di e Arbeiterklasse mi t den Kmpfen. die wi r noch klar inErinnerung haben. eine ungeheure und drohende Kraft entfaltet htte. diesich gegen die katastrophalen Auswirkungen und die unertrglichen Lebensbedingungen richtete. die dieses Entwicklungsmodell und di e staatl ichenStrukturen, di e es ermglicht haben . geschaf fen ha tt en.Fr die Kapitalisten geht es daher mehr um e in e notwendige Wende. al sum e in e Selbstkrit ik.Da rberh inaus wa r e s gerade die Fhigkeit , di e ganze Front de r Kapital isten zu einer Tendenzwende zwingen zu knnen . die de r Arbeiterklassemassenhaft eine elementare Wahrheit vermittelt hat: da es d ie Gewaltis t . d ie d ie Beziehungen zwis chen den Klassen regel t .Es waren diese Vorgnge , d i e den wesentlichen' Aspekt de r Krise. di e un se r Land durchzieht. aufgedeckt haben. Es wre deswegen ein F e h l ~ r zuglauben, da di e Forderung. die vom bewutesten Teil der Arbei te rbewegung aufgestell t wird, nu r a uf e in anderes Entwicklungsmodell hinzielt _

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    zaghaft i s t . e ine Angr i I' fs l in i e. e ine st rategisch effekt ive Opposi t ion ge gen den neo-korporativen Plan.Es s ind b ri ge n s ge ra de d ie a ut on omen Avan tg ar de n. d ie sich in dieseRichtung bewegen und mit den Kmpfen de r letzten Mona te d ie wirklichenKampfebenen anzeigen, au f denen de r Zusammensto ausgetragen werden mu: Massenkmpfe fr starke Lohnerhhungen und gegen d ie Intensivierung de r Arbei t (Krankschreibungen, Reduzierung de r Arbe it , S abotage de r Arbeitsorganisation); Angriff a uf d ie Hierarchie (Kmpfe ge gen die Ent lassungen. Widers tand gegen d ie Mil i ta r i s ie rung); Krieg denFaschisten und de n Wachhunden de r Kapi tal i s ten (di rekte Aktionen gegenChefs und Faschisten).Aber ge ra de die letzten Kmpfe zw ingen zu einer Reflekt ionspause berzwei Phnomene, die jetzt offenbar geworden s ind: de r Verschlei dertradit ionellen Kampfformen und di e K ri se d er Hypothesen de r gewerkschaftl ichen Linken.Es ha t k ei ne n Zweck. Wo rt e zu ve rgeuden be r den Widerspruch, de rzwischen de r E rr egung de r A r be i te r z. B. wegen d er F ra ge d er E nt la ssungen und de r Unfhigkei t , geeignete Kampfformen zu finden, besteht.Und di e Delegierten. d ie d ie S i tua tion der allgemeinen Delegiertenversammlungen und de r nat ionalen Koordinat ion nchtern bet rachten, knnen s ic h ber d ie Un f hi gk ei t, d ie d ie Posit ion der Linken in d ie se n I nsti tutionen kennze ichne t . n i ch t h inweg tu schen .Von daher entsteht di e Notwendigkeit einer N E U D E F I N I T I O ~ d er r ev olutionren Linken in de n Fabriken. Neudefinition de r Linie ihrer Be wegung 'und ihrer organisatorischen Ins t rumente .Eine Neudefin it ion , d i e uns allerdings nur mglich schei n t im Rahmeneiner Strategie de r A r b ei t er - und Volks rnach t , d ie sich von de r Arbeiterautonomie ausgehend entwickelt und deren Grundlage die Fhigkeitzum polit ischen und bewaffneten Angr iff i s t .Wir meinen, da ma n au s d i es e r K r is e n ic ht m i t e in em Komprorni herauskommt. Wir s in d im Geg en te il berzeugt, da es notwendig ist, di eHauptlinie weiterzuverfolgen, di e von den Arbeiterkmpfen i n d en le tzte n 5 Jahren vorgezeichnet worden ist, und da s hei t: ke ine Waf fen ruhezulassen, di e e s d er Bourgeo is i e e r lauben wrde , s i ch zu r e o r g a n i ~ i e -re n und im Sinne de r Verschrfung d i es e r K r is e de s Sy st ems arbeiten,d ie ' vo r allem eine Krise der Hegemonie der Bourgeoisie ber da s Pro-letariat is t um si e in erste Anstze einer BEWAFFNETEN PROLETARISCHEN MACHT, eines BEWAFFNETEN KAMPFES FR DEN KOMMUNISMUS zu verwandeln.Histor ischer Komprorni oder bewaffnete proletar ische l\'lacht: Das is tdi e W ahl , die d ie Genossen heute t r ef fen mssen , denn einen Mittelweggibt es nicht mehr und di e Zeit d e Abwartens is t vorbei.Im Scho der Arbeiterbewegung setzt eine Spaltung ein, aber es is t diese Spaltung, au s de r di e Einheit der revolutionren Front hervorgehen

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    eine Forderung, die sicherlich lebendig is t und di e reformist ischen Sektoren de r Arbeiterbewegung und d ie le istungsor ient ier ten Kapitalistenin derselben Utopie vereinigt - was d ie Arbei terklasse will, is t in de rTa t etwas .viel wichtigeres: SIE WILL DIE MACHT.Eben wegen dieser Verstndnislosigkeit findet sich di e Arbei terklasseheute unbe:waffnet einer selbstmrder ischen Utopie - der S t ra t eg i e de sK o ~ p r o m i s s e s - und einer in jeder Beziehung unhaltbaren Situation ge genber.Besonders in de r Fabrik werden die grundst z li chen Fragen nach de rArbeitsintensivierung, dem Schrumpfen de r Lhne , d em FIAT-Faschismu s und den pol i ti schen Ent lassungen in einem Spiel zerrieben, da ss ic h a uf anderer Ebene zwischen Gewerkschaften und FIAT-heitung,zwischen PC I und Regierung wiederholt und da s al s negatives politischesResul tat tatschl ich di e Reintegration der. revolutionren Anstsse, di ein diesen Jah r en gere i ft sind, in eine Perspektive de s "nationalen In teresses" hervorbringt und da s heit: di e korporative Zusammenarbei tmit den Kapitalisten.D as w as di e peI und d ie F IAT -Direktion, wenn auch aus entgegengesetzten Motiven, vorhaben, wenn si e s ic h a n d ie Sp it ze e ine r demokra tischen Bewegung stellen, um d as L an d a us de r Kriseherauszubringen, is t demnach e i n ehrgeiziges neo-korporat ives Projekt .Es is t d ieses P ro jek t , da s di e revolutionre Initiative im Lauf dieserKmpfe platzen lassen mu.E s is t d ieses P ro jek t , da s wi r bekmpfen.E s ist di e i l lusion, da es eine aufgeklrte Bourgeoil;;ie g b e, d ie zerstrt werden mu.

    6. DAS REVOLUTIONRE LAGER.Di e revolutionre Linke stellt eine radikale Opposition zu den Thesen de rGewerkschaft u nd z u dem neo-korporativen polit ischen Projekt dar, abergegenwrt ig offenbart s ie m it i hr en Vorschlgen und ihrer Praxis di eSchwche ihres st rategischen Konzepts.Es gibt keine wirkliche Homogenitt , im Gegenteil, es prallen zwei Anstze aufeinander:. au f de r einen Sei te die jenigen, d ie d ie No twend igke iteiner radikalen Gegenplattform vertreten, in de r Hoffnung, au f dieseWeise d ie Gewerkschaf t en zu beeinflussen und di e doch zugle ich zeigen,da si e da s st rategische Spiel, da s de r Plattform enge und unbersteigbare Grenzen setzt, nicht verstehen; und au f de r anderen Seite diejenigen,di e darauf hinarbeiten, den Beginn de r Tar ifkmpfe fr di e Strkung de rorganisatorischen, polit ischen und mil i tr ischen Inst rumente de r autonomen Avantgarden zu benut zen , d i e darauf hinz i el en, s i ch einen immergreren Machtbereich in d e r Fabr ik zu erobern und aufzubauen.Von diesen heiden Linien is t nu r di e le tz tere , auch wenn si e noch viel zu

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    wird, die wir anstreben.Diese Wah: stellt s i c ~ un s brigens j eden Tag in de r Fabrik und im ge s e l l ~ c h ~ f t l l c h e n Bereich, dort wo wi r mi t de r offenen Aggression de rKapitallsten und de s Staates und mi t de r Wirkungslosigkeit unserer tradi tionellen Organisa t ions - und Kampfinstrumente konfront ier t sind.Nei n z u sagen zu r Logik de s Kompromisses b ed eu te t, d ie Zge l d es ei genen pol i ti schen Schicksals wieder in die Hand z u n ehmen. B ed eu te tin de r Fabr ik den Aufbau de s strategischen Kerns de r A r b e i t e n ' o l k s ~ a c h tzu vollziehen.Wi r , kommunis t is che Genossen de r Br iga te Rosse, bewegen uns s chonin diese Richtung. Und in dieser Richtung gehen wir vorwr t s :

    DIE BEWAFFNETE PROLETARISCHE MACHTSCHAFFEK, AUFBAUEX, ORG:\:\'ISIERE:\'

    KEI:\ I,,01\[I'HO:\IISS MIT DE:\I FIAT -FASCHIS:\IUS

    DIE E:\TLASSP:";BE:\' WERDE:-.J KICHT UKGESTRAFT BLEIBE:\ '

    BEWAFF:\'ETEH KAl\TPF FR DE:\' KOl\Il\IUXIS:\[l 'S

    Dezember 1973

    LESEr\"W E I T E R G E H E ~HANDELN

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    CHRONOLOGIE

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    AMERIO

    CRfAREORGANtZZARE .PO T ERE Pf\Ol [TAlARMATI

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    AMERIO:\10ntag de r 10 . Dezember war de r 21 . Tag sei t Beginn de r Verhandlungen f r di e Erneuerung des bet r iebl ichen Tarifvertrags be i de r FIAT. 2 tTage waren :vergangen und mit ihnen drei offizie lle Zusammenste undei n Streik von drei Tagen; aber d ie Bewegung wa r immer noch auf ihremTiefpunkt und di e polit ische Desorientierung be i den Avantgarden von Mi rafiori zeigte keinerlei Anstze zu r Auflsung.1. Sicherlich haben da s Klima de r gegenseitigen "Herzlichkeit" und de retwas abstrakte Technizismus de r Gesprche ber da s "neue Entwicklungsmodell", d ie d ie ers ten Tage de r Verhandlungen kennzeichneten: da zu be ige tragen , d i ese Situation hervorzubringen. Es wa r da s erste Mal,da' ma n von seiten de r F ! tT f r e i ne be tr i eb l iche Ta ri fve rhandlung denAmminist ratore Delegato bemht hatte und die Gewerkschaften wolltennicht dahinter zurckstehen und schickten i hr e d r ei e r st e n S e ~ e t r e .Und es wa r ebenfal ls da s ers te Mal, da ma n in de r "Stampa" ) gewerkschaftsfreundliche Art ike l las, di e al lesamt "die Verantwortl ichkeit de rArbeiterorganisationen " be i den Verhandlungen unterstrichen.In de r Ta t sp ie l ten di e Gewerkschaften ein groes Spiel. Lama fhrt e ,im Auftrag von Amendola und Berlinguer, die Generalprobe f r de n "histor ischen Komprorni" durch. Der g r e re T e il de r Arbei te rbewegungakzept ier te letztl ich di e neo-korporative Allianz' mi t den "aufgeklr ten"Kapitalisten mit de r I n ten tion , e ine gemeinsame Front i m Kampf f rein "neues Entwicklungsmodell " zu bilden. Und di e Kapitalisten, die ih re Rolle al s Wolf im Scha f spe lz gu t gelernt hatten, sp ie l ten da s Spie l mi t"und hofften - mi t einem Auge au f den Mrkten im Osten, dem anderen au fde r wachsenden Auflehnung in ihren Fabriken - zwei Fl iegen mi t einerKlappe zu schlagen.Von dieser neo-korpora tiven Umarmung blieb wohlgemerkt jenes l'\etzinformeller Gruppen, die schon al s di e "Parte i von Mirafiori" bekannts ind , ausge sch l ossen ; aber e in gewis se s Ma von D ~ s o r i e n t i e r u n g undMitrauen verhinderten die Homogenitt und den Schwung, d ie no twen di g gewesen wren, um d ie Arbei terklasse b ei F IAT in eine autonomeund kmpferi sche Al terna tive hine inzufhren. J2. Ei n wenig lasteten au f den Avantgarden auch di e 8 Mona te , d ie nachden he ien Kampf tagen de r Blockade von Mirafiori im Ze ichen de r Ge genoffensive und der produkt ivi ttsor ient ierten Reorganisa t ion gestanden hatten.In dieser Zeit wa re n a lt e Probleme wie die Konsolidierung d er H i e ra r chien und di e faschistische Provokat ion mi t punktuellem, aber nichtbermigem Widers tand beantworte t worden.1) Amminist ratore Delega to : e twa vergl eichbar einem Vorstandsvorsitzenden2)Stampa: Tageszei tung im Bes it z von Agnelli

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    So h ab en zum Be isp ie l am 31 . Ok tober , e in ig e T age nach dem tberfallvon etwa 20 Faschisten au f di e Arbei ter der mechanischen Abteilung,d ie n ach de r zweiten Schicht am To r 18 he rauskamen, e i ni ge Genossenin de r Nhe vom Tor 18 beim Rauskommen de r 2. Schicht da s Auto de sfaschis ti schen Chefs ROCCO TARULLO in di e Lu ft gehen lassen. Au e rdem wurden vo r den Toren verschiedene Autos von Vorarbeiternau s den Karosser iewerken zers tr t , um mit einer Propaganda , d ie f reffektiver gehal ten wurde al s die gewhnlichen Flugbltter, da s For t -schrei ten de s Kampfes um d ie Mach t mi t neuen : \1i t te ln zu unters tre ichen, de r in den Mona ten de r nat ionalen Tari fverhandlungen in organisier ter Form begonnen worden war.So am 12 . Oktober, al s d ie Aut os de r Vorarbei ter Elio Salviolo undGiovanni Birilli (Werk 74, Karosser iewerke) vorm To r 1 zers tr twurden und so a uc h am 7. November mi t den Autos von zwei anderenVorarbei tern auch au s den Karosser iewerken und auch vorm Tor 1.3. Auerdem waren erneut di e Fragen de r Entlassungen, d e r Repr e ssalien und de r polit ischen Verfolgung sehr aktuell geworden . : \I ehral s 250 Arbei t erkmpfer waren wegen "z u hufigen Krankseins" oderwegen ."Ungehorsam gegenber dem Cltef ' ent lassen Worden; e i ne unge'heuerliche Zahl, di e eine ganz przise "val le t ta ' sehe" Suberungs an zeigte,und trotzdem wur

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    nationalen Tarifver trge befindet, zu "fehlen". In Wirklichkeit fehltendie Tei le n icht , aber da s Ziel war, di e Arbe i te r d e r FIAT und di e Arbe it e r au s dem Gummi-Sek tor gegeneinander auszuspielen.Dann dekret ier te d ie F IAT den "Einstellungsstop" und erklr te, danicht einaml di e ausscheidenden Arbei ter ersetzt werden wr den, w asbedeutet: jedes Jahr einige Tausend Arbei ter weniger und dazu einzus tz l icher induz ier t er Arbe it s st e l lenverlust , der s ehr schwer genauzu messen ist , obwohl man s icher sagen kann, da er sehr hoch ist.S ch li e li ch l ie d ie F IAT die Fabrikhfe mit unfertigen Autos auffl lenund drohte, da, wenn "al les ltusverkauf t" wre, Zehntausende Arbeite r in die Cassa I nt eg ra zi on e be rn ommen werde n mten. Am Vorabend de s ersten Streiktags fingen viele Arbei ter an Ang st zuhaben.Und da s u. a. auch d esweg en , w ei l d ie Manve r Agnellis Hand in Handmit denen de r Regierung und anderer Teile de r Kapitalistenfront gingen.Die Erdlkonzerne lieen etwa 30 .000 Familien ohne Hei z l. D ieLebensmittelhndler verkauften keine Past a meh r. Die Regierung verbo t da s Autofahren am einzig fre ien Tag.Von der ganzen Kapitalistenfront wurde das Schreckgespenst de r "KRISE" aufgebaut , um di e Arbei terklasse einzuschchtern, um ihre wachsende Bewegung zu neutral is ieren, um d ie Kmpfe zu verhindern.5. Schliel ich gab es eine wirksame und sich immer wei ter vertiefendeSpaltun.g zwischen den Delegierten: au f de r e inen Se it e die, die an den"historischen Komprorni" glaubten (nicht viele, aber die an de r Spitzede r gewerkschaftl ichen Pyramide) au f de r anderen Seite die "gewerkschaftl iche Linke" und di e Delegierten, d ie d ie Positionen de r revolutionren Linken einnehmen.Diese Spaltung wurde vo r a ll em am 4. Dezembe r an l li ch des ers tenStre iks whrend de r Tarifverhandlungen und am 6. Deze.mber bei de rVersammlung de r Delegierten und de r Basisorgane aller Kategorien imPalazzetto dello Spor t (Sportpalast) deutlich wie ni e zuvor. Whrend de sStreiks brach si e a uf zwi sc he n d en en , d ie e in en l an ge n und harten Streikwollten und d en en , d ie in ers t e r Linie einen symbolischen Streik vondrei Stunden woll ten .Am 6. Dezembe r zei gt e s i ch d ie Spal tung noch einmal zwischen denen,di e f r den' 12. Dezembe r e in en Generals t reik wollten, de r e ine "e ffekt iv e Kra ft p robe" se in so ll te und deswegen 8 Stunden d au ern s ol lt e, m i tStreikposten und Demonstrationen, und denjenigen, die noch eineIYKitzelStreik von drei Stunden vorschlugen.

    1) Cassa Integrazione: staatliche Arbeitslosenuntersttzung.

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    Es ze ig te s i ch in beiden Situat ionen in der Arbei terklasse von FIA Tdieselbe Spaltung, di e di e Tage de r Blockade von 1\1 irafiori gekennzeichn et h at te . A be r es gab einen Untersch ied : In einer solchen Situationkonnte de r Kampf nich t losgehen.Da s wa r das )i l lgemeine politische K lima b ei F IAT a ls am 1 0. D ez em ue r ei n bewaffneter Kern der Briga te Rosse in Aktion t rat und d en Per-sonalchef von FIAT-Auto, Ettore Amerio , entfhrte.

    (aus: Contro informazione, Xr. 1-2, Febr . j : \Irz 1974

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    Diese drei Dinge s ind heute notwendig, um im Aufbau de r p ro 1 e ta r i sc he n M a' c h t voranzukommen.DIE BEWAFFNETE PROLETARISCHE MACHTSCHAFFEN, AUFBAUEN, ORGANISIEREXKEIN KOMPROMISS MIT DEM FIAT-FASCHISMUS !DIE ENTbASSUNGEN WERDEN NICHT UNGESTRAFT BLEIBENBEWAFFNETER KAMPF FR DEN KOMMUNISMUS

    Histor ischer Kompromi s s ode r bewaf fne t e p r o l e t a r i s c h e M a c h t :da s is t di e Wahl , d ie d ie Genossen heute t r ef fen mssen , denn einenMittelweg gibt es nicht mehr .Im Scho der Arbeiterbewegung setzt eine Spaltung ein, a be r es is t dieseSpaltung, au s de r d ie E in h ei t d e r r e vo l ut io n re n F r o nt hervorgehen wird, die wi r anstreben.Diese Wahl stellt s ic h u ns brigens j ed en Tag in de r F abr ik und drauen,dort wo w ir m it de r offenen Aggression der Kapitalisten, de r Regierungund des S t aa t es und mit de r Wirkungslosigkeit unserer tradit ionellenOrganisa t ions- und Kampfinst rumente konfront ie r t sind.DAS ABWARTEN BEKMPFEN!NEIN ZUM KOMPROMISS MIT DEM FIAT-FASCHISlVIUS.DEN KRIEG AKZEPTIEREN !

    zu r Ausbeutung, zur Her r schaf t und Unterdrckung, di e von den Arbei ter kmpfen de r letzten Jahre definitiv erschttert worden ist.In dieser Situation s i n d n i c h t w ir e s , d ie An g s t hab e n m s s e n , wie wir a uch k ei ne Angs t hatten, al s wir Ende Mrz a u f d en g r t enFabriken Tur ins di e r o t e F ahne gegen di e Kapitalisten.und di e Reformisten aufgezogen haben.In dieser Situation mssen wir den K r i e g a k z e p t i e r e n .Warum n ich t kmpfen , wenn e s m g lic h i s t zu s i e g e n ?Wir me inen , da wi r a u d i es e r K r is e nicht mit einem "Komprorni"herauskommen. W ir s in d im Gegenteil davon berzeugt, da es notw.endi g ist, di e Hauptlinie weiterzuverfolgen, die von den Arbeiterkmpfenin de n letzten 5 Jahren vorgezeichnet worden is t und da s heit:K e i n e W a f f e n r u h e z u l a s s e n , d ie e s d er B o u rg e oi si e er-l auben w rd e, s ic h zu r e o r g a n i s i e r e n .Im Sinne d e r V e rs ch r fu ng d er K r is e d es S y s t e m s ar-b e i t e n .D ie K r i s e in erste A n s t z e e i n e r bewaf fne t en p r o l e t a -r i s c h e n M a c h t , e i n e s b e w af fn e te n k a m pf es f r denK o m m u n i s m u s v e r w a n d e l n .

    Brigate Rosseu rin , 1 0. Dezember 1973

    1. Von der For tse t zung der arbeiterfeindlichen Manver (cassa integrazione etc . ) , von der wei te r en Ins tr umen ta li s ie rung der "Kr i se" ,di e von de r FIAT im Verein mi t de n reaktionrsten Krf t en de sLande s he rvorge rufen und knstl ich aufgebauscht worden ist. EineKrise, die sich zu e ine r r eakt ionren Wendung der gesamten po l i t ischen Szene hinentwickel t .2. Vom Verlauf der Verhre, durch die wir folgendes abklren wollen:- die faschistische Polit ik de r FIAT mit ihrer Offensive nach den \ ' e r -trgen gegen d ie au tonomen Avantgarden, gegen die Arbei terorganisation in de r F ab ri k und gegen die Kampfformen,- die Frage der Entlassungen, die in terroristischer Weise gebrauchtwerden, um den Widerstand de r Arbei ter gegen d ie s tndigen : \ lanve r zur Intensivierung de r Arbei t zu b r ec hen . Amer io wird un s de nCharakter und d as Au sma dieses Angriffs erklren mssen, de rallein in den letzten Monaten de n Ausschlu von ber 25 0 Arbei ter avantgarden bedeutet hat,- di e Organisation de r FIAT-Spionage, die, nach de n Ausgrabungen de rNachforschungen de s Richters Guarinello, aktiv wie ni e zuvor i s t ,wie d ie Begrndungen f r einige de r l e tz ten Ent lassungen b e w e i s e ! J ~die Praxis de r durch di e Faschisten ber di e CISNAL und den MSIkontroll ierten Einstellungen, in Anbetracht dessen, wa s gerade derSekretr dieser faschist i schen Pseudogewerkschaft (im letzten Fe -bruar von un s verhaftet und ve rh rt ) ber Amer io a u sge sa g t hat,wobei e r ihm schwerwiegende, Verantwortung aufgeladen hat.3. Von der Kor rek the i t und Vollstndigkeit de r Information, die ber diese Aktion im besonderen und ber unsere Organisation im allgemeinenvon d en Zeitungen Agnellis gegeben wird.GENOSSEN,wenn "die Angst " s ich in de n groen Mass en des L andes festsetzt, ha ben di e Kapitalisten schon de n halben Krieg gewonnen.Das i st d er Einsatzim Spi el de r "konomischen Krise" , di e wir e r leben. Abe r w ir w is se n al le , da d ie K r i sen ich t sos e h r d ie W ir t s c h a f t d e r K ap i t a U s t e n b e t r i f f t , l ; londern i h r e NI a c h t . Es is t ihre FhigkeitI) MSI - Movimento Sociale Italiano : faschistische Parte i .

    FLUGBLTTER DER BRIGATE ROSSE

    Di e Haftdauer dieses arbeiterfeindlichen Terroris ten hngt von folgen':d'en drei Faktoren ab :

    Am Mont ag , d en 10 . De zember um 7 .30 Uh r ha t ei n bewaffne ter Kernde r B r ig a te Rosse de n Personalchef de r FIAT-Auto, Ettore Amerio, inde r Nhe seiner Wohnung entfhrt .E r wird augenblicklich in einem Volksgefngnis gefangen gehalten.Jedwelche Nachforschungen de r Po li ze i knnen sein Leben aufs Spielsetzen.

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    DIE ENTLASSUNGEN WERDEN NICHT UNGESTRAFT BLEIBEN\' on den drei Bedingungen, von denen d ie Haftdauer des Personalchefsvon F IAT -Au to abh n gt . s in d zwei , bi s jetzt, nicht beachtet worden.Das sfud:- di e FIAT f h r t f o rt , d ie Drohung mit d er C a ss a integrazione b e i d enTarifverhandlungen auszuspie len;- Agnell is Zei tungen (aber a uch d ie seiner Kumpanen) erweisen m it i hre n ~ a c h r i c h t e n ber die "zweifelhafte polit ische Herkunft" unsererOrganisat ion einem de r t reuesten Diener ihres Herren einen schlechte n Dienst.De r Gefangene Amerio seinerseits "kollaboriert" demgegenber in 'zufriedenstellender Weise.Wi r sagen aue rdem noch einmal , da da s unsinnige Verhalten de r 1'0lizeikrfte se in Leben in Gefahr br ing t .Genossen,die \ 'e rhre , di e w ir b is jetzt mit dem Personalchef Amer io durchge f h rt h ab en , h ab en1. besttigt und przis ier t , da - noch bi s heute - eine Spi tze lzent ra lede r FIAT ex is t ie r t, d e ren Mitte lpunkt derselbe Cuttica i st, d er Agnelliam \ 'erhandlungstisch vertr i t t , in Erwartung a l le rd ings demnchs t be iseite geschoben zu werden, denn de r FIAT wird es in den nchsten :\10-na ten n ich t angenehm se in, einen Personalchef zu haben, d er a ls '\Iitv e r a n t w o r t l i c ~ e : f r dielfe.stechung von Staatsbeamten und al s Organis a to r em er l\llm-SIFAR fu r den Pnva tgeb r auch der Brder Agnellig i l t !Die direkte Leitung de r Zent rale ha t Herr :'\ e g r i , de r auch - insoweiter Chef de s ze ntralen E i n s t e l ~ ~ n g s b r o s is t - verantwortl ich f r d ie be rchtigten "serviz i generali" " ist.2. de n Bestrafungs- und Verfolgungscharakter de r be r 2 5 0 Entlassunge n wegen "z u hufigen Krankseins" oder wegen "Cngehorsams" besttig t, die die pol it i schen Avantgarden nach den Tarifvertrgen getroffenhaben;3. di e systematische und organisier te Praxis de r Informationsbeschaffung ber di e pol it i sche Tt igkei t derjenigen, die eingestell t werden wollen, besttigt; eine Praxis , d ie d ie "servizi generali" de r F IAT heutekluge rwe ise e i nem pr iva ten De tek ti vbro, der Argen tur Man z in i, an ver t raut haben;4. die se lekt ive Einste l lung von Faschisten besttigt , die - wie u nsschon Labate, Sek re t r d e r faschist i schen Pseudogewerkschaft, de r vonuns verhr t, bes tr a ft und geschoren wurde, gesagt ha t - mi t groer1) SIFAR - Serviz io Informazione Fo rz e A rma t e : Geheimdienst deI'Streitkrfte.2) "servizi generali" : "Betriebsaufsicht", Funktion u. a. s. o. :Informationsbeschaffung.

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    Leichtigkei t angenommen werden, wenn im "zentralen Einsteilungsbro" im Palazzo Marconi ei n faschist ischer Hund wi e d er H e rr Negris i tz t ( se i t de n dre i ige r Jah r en be i FIAT und se i t d ie ser Zei t ei nSchwa rzhemd) . e i n treuer Sklave sowohl von Agnelli al s auch von Abelli .Di e Verhre haben darberhinaus andere wichtige Fakten be s t t ig t , di ewir demnchst bekanntmachen und dokument ieren werden.Dies Genossen. sind Fragen, die, wi e ih r vers tehen wer de t, n ur m ite i nem Angri f f auf d ie Macht angegangen und gelst werden knnen, ei nAngriff de r desha l b e in politischer und bewaffneter se in wi rd . Wi rglauben nicht, das mit unseren e i genen Kr ft en l sen zu knnen, mite i nem kl ei nen Privatkr ieg. Unsere Aktion is t im Gegenteil fest verbunden mit a l len Te il en de r Arbeiterbewegung, di e im Sinne de s Aufbauseiner r e a l e nA rb e i t e rma ch t un d e i n e r b ew af fn e te n V o l k s-m ach t in den Fabriken u nd im Stadtteil arbeiten.BRIGATE ROSSE

    Heute, am Diens tag den 18 . Dezember in de n ers ten Morgenstunden,is t de r Personalchef von FIAT-Auto, Ettore Amerio, f r eige lassen wor den. In den 8 Tagen se iner Haft is t er mehreren aus frh li chen Ve rhre n ber di e Fragen de r FIAT-Spionage, de r Entlassungen, de r Einstellungs kontrollen, de r se lektiven Einstel lung von Faschisten und,mehr im a l lgemeinen , be r Organ i sa t ion und Geschichte de r Konter revo lu tion be i F IAT unterzogen worden.E r ha t in zufriedenstellender Weise "kollaboriert".Whrend seiner Haftzeit ha t d ie F IAT alle Drohungen wegen d er C a ss aIn te gr a zione zurckgezogen:Ebenfalls whrend dieser 8 Tage- h ab en d ie Pol ize ikr ft e , t r ot z falsche!' Erklrungen und t ro tz d e sTe r ro r s , den si e gegen l inke Mi l it ante und vo r allem gegen e inigeArbei terkmpfer einsetzten, eine totale Niederlage erlitten- is t es de n Zeitungen von Agnelli nicht gelungen, d ie polit ische Qualitt unserer Aktion wegzuleugnen und zugleich haben si e noch einmalvo r aller Augen ihre schamlosen Manipulationen, ihre "khnen" In terpretat ionen ent larvt und eine alte proletarische berzeugung be sttigt: d ie "STAMPA" LGT;

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    - 44 -sass I~ 18 April 1974 abends wurde der s t el lver t re t ende Staatsanwalt VOnGenua Mario So s ci. au f d em Weg zu seiner Wehnung von de n BrigateRosse en tfhr t . ";," ,';:'Die Entfhrung wurde wenige Wochen n ac h d em End e des Berufungsver_fahren" g eg en d ie G ru pp e "22 Oktober". in d em Sos si d ie Ank la ge vertrat. durchgefhrt.Di e Gruppe "22 . Oktobe r" ha tt e 1970 /71 in Genua erste b e w ~ f f n e t e Ak t ~ o , n e n d u r c ~ g e , f h r t . Der P r o z e s s , ~ de r i hnen wegen "B ildung einer po lIt ischen knmmel len Ve re in ig un g g emacht wu rd e, s t tz te s ic h nichta ~ Bewei se, sonde rn wurde al s eindeutig polit ischer Prozes s gefhrt.DI e Genossen wurden zu hohen Freiheitsstrafen-von durch.schnittlich20 - 30 J ahr en ve ru r te i l t. Im ers ten Verfahren hatte Sossi4 ma l lebenslnglich und im Ganzen 582 Jahre Gefngnis gefordert . Verurteilt wurdl'MarioRossi zu lebenslnglich wegen angeblichen Mordes an ei nem Hotenbe i einem Bankberfal l (die Staatsanwaltschaft unterstellte vorstzlichenMor d) , d ie a nd er e n Geno ss en e r hi el te n i ns g es amt 297 Jahre Gefngnis.Da s B e r u f u ~ g s ~ e r f a h r e n , da s im Februar 1974 begann, best t igte das l 'rtl ' ilgegen ROSSI, dIe anderen St ra fen wurden ger ingfgig herabgesetzt.Sossi war in Genua und darberhinaus bekannt al s Faschis t und fanatisclH'I 'Verfolger de r Linken. Frj iher w a r . ~ Vorsi tzender der FUA:\', einer faschistischen S t u d e n t e n o r g a n i ~ t i o n g e w ~ : s e n , al s Staatsanwalt t rat er in Genuain allen P r oze s sen mi t politischer'f3.deutung auf. Di e !\lauern von Genuaw a _ r ~ ~ ';,011 mi t P a ro l en "Sossi - S : ' : ' ~ "Sossi - Henker", "Rossi raus , Sossir em , Sossi f a sc is ta , s e i il primo della lista" (Sossi Faschis t , du b is t d et 'erste au f der Liste').In dem ers ten Flt igblat t nach der Entfhrung werden Beispiele seiner fa schistischen Ttigkeit a ls Staatsanwalt aufgefhrt:- Im Dez. 69 nach d en Bomben auf der Piazza Fontana in l \ Ia i land ordneteer di e Durchsuchung von Wohnungen und Bros einer g roen Zahl vonLinken in Genua an . Er lie da s ganze Zentra lkommitee de r KPI-mletwa 2 0 Geno ss en , v er ha ft en u n te r der Anklage de r "Konspiration g ~ g p nden Staat".

    - Anklagevertretung im Prozess be r d a s St r e ik rech tder Angestellten imffentlichen Dienst.- Prozess gegen Zeitungsverkufer, di e angeklagt wurden, unzchtigeSchrif ten verkauft zu haben.- 1972 im Zusammenhang mit dem Tod Feltr inel l is benutzte Sossi dipGelegenheit zu ' einer erneuten Polizeikampagne gegen d ie L inken undklagte fast aUe Gruppen wegen "Konspiration" an .

    - Ausste llung eines neuen Haftbef ehl s gegen de n alten Part isanen Gianbat t i sta Lazagna, der im Z u s a m ~ e n h a n g mit der Feltrinelli-Affreverhaftet worden war und fre igelassen werden sollte.

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    Schlieli ch is t Sossi an der Einschleusung von Spitzeln und Provokateure n in linke Organisationen beteiligt, di e e r entweder deckt oder d i rek tanleitet .Es scheint a l lerd ings auch, da s i ch Sossi s Aktivitten al s Staatsanwaltnicht ausschlielich g eg en d ie L in ke richteten. Be i seiner Verhaftunghatte er eine Aktentasche mit Aufzeichungen und Akten ber drei Ermit t lungsverfahren, di e e r le itete , be i sich:1) Ank la ge g eg en d en Che f e ine s Genuese r I r renhauses wegen "kr iminel ler Nachlssigkeit"2\ Ermittlungen gegen d ie Preisspekula t ion be i Zucker und Olivenl, di es ic h v or a ll em gegen de n Groindustriellen Monti richteten3\ Untersuchungen ber den Waffenhandel in Genua, in den eine Reihe vonBeamten der Polizei und der pol it i schen Instanzen verwickel t waren .Dieses ?llaterial fiel in di e Hnde de r Brigate Rosse .Di e Entfhrung lste in Genua und Umgebung eine Grofahndung aus, be ide r 4 0 0 0 Polizisten, Carabinier i und Finanzpolisten eingesetzt wur den, d iedi e Ausfallstraen von Genua blockierten und di e Stadtvierte l St rae f rStrae und Wohnung f r Wohnung du rch sucht en. \ 'on den BR wurde ke ineSpur gefunden. Die Fahndung wurde nach einem Brief von So.ss i, in dem erd ie Suche al s sinnlos' und gefhrl ich bezeichnet , am 23 . Apri l vorlufigeingestell t . - .',In Turin wur de am :.!:.!. : \pr i l vo r den FIAT-Werken ?lIirafiori und SP, -\ Stura da s l,olllll1unique de r Briga te Rosse von Autos aus, , , ~ i e vo r de nWer'kstoren geparkt \\-aren, ber Tonband und Laut sprecher ver les en . In\Iailand wurdl'n gleichzeitig in zwei Werken \'on SIT-Siemens whrendder \Ii t tagspause die Flugbltter der BR ber Lautsprecher und Tonbandverll 'sen. Die Polizei wurde ers t Stunden spter benachrichtigt.:\m :.!G. :\pl' il gelwn di e BR folgendes Flugblatt heraus:ImIGATE ROSSEKOllllll un ique '\ r. :31