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Zukunft statt Braunkohle

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werken und entsprechend niedriger Stromprei-se, ist es nicht nur für den Klimaschutz gebo-ten zu handeln. Es hilft auch, den Strommarktund die -netze vom Ballast des Kohlestroms zubefreien.

Kohlemeiler stilllegen, Energie sparen, Erneuerbare ausbauenDeshalb fordert der BUND als ersten Schritt, dieältesten und klimaschädlichsten Kraftwerkestillzulegen. Die bisherigen nationalen Maßnah-men reichen bei weitem nicht aus, den Strom-sektor schnell genug „frei von Kohle“ zu machen.Sogar das Klimaziel für 2020 wird ohne weite-re Stilllegungen von Kohlekraftwerken gerissen.Die Regierung muss gesetzlich sicherstellen,dass Deutschland spätestens zur Mitte desJahrhunderts emissionsfrei ist und die beschlos-senen Klimaziele so eingehalten werden. Das istauch der Auftrag des Klima-Abkommens von Pa-ris. Der Stromsektor spielt dabei eine Schlüssel-rolle und muss voran gehen, damit das Gesamt-

Braunkohle ist der mit Abstand umweltschäd-lichste Energieträger. Kein anderer Brennstoffverursacht mehr CO2, sein Abbau zerstört weit-räumig Natur und Landschaften und vertreibtMenschen aus ihrer Heimat. Deshalb kämpft derBUND seit Jahrzehnten gegen die Braunkohle.Klar ist auch, Deutschland muss aus der Kohle-verstromung aussteigen, wenn die Umwelt ge-schützt und die Klimaziele erreicht werdensollen. Das erfordert jetzt politische Entschei-dungen. Denn trotz Energiewende sind dieTreibhausgasemissionen Deutschlands nach wievor viel zu hoch. Das liegt vor allem am hohenAnteil des Kohlestroms. Gerade Braunkohlekraft-werke mit ihren niedrigen Brennstoffkosten sindso stark ausgelastet wie seit Jahren nicht mehr.Der Emissionshandel setzt dem auch nichts ent-gegen, weil die Preise für CO2 viel zu niedrig sindund wohl absehbar auch bleiben. Emissionsär-mere und flexiblere, aber deutlich teurere Gas-kraftwerke stehen hingegen weitgehend still. Angesichts massiver Überkapazitäten bei Kraft-

Braunkohle kontra Energiewende

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ziel gelingt. Dafür muss schon um 2030 der Groß-teil des Kohlestroms aus dem Netz sein. Zugleichmuss der Ausbau der Erneuerbaren Energien dy-namisch weitergehen und der Energieverbrauchdeutlich reduziert werden. Das heißt: Kein Aus-bremsen der Windkraft, Photovoltaik wieder an-schieben und weiterhin eine starke Beteiligungder Bürger*innen an der Energiewende. Würdedie Regierung endlich Ernst machen mit demEnde der Stromverschwendung, dannkönnte in den nächsten fünfJahren die Strommen-ge der 29 ältesten

Braunkohle-Kraftwerksblöcke „weggespart“ wer-den. Die Alternativen zum Kohlestrom sind da.Jetzt geht es um die zukunftsfähigen politischenEntscheidungen.

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Braunkohle: klimaschädlich und teuer

Braunkohle ist ein Brennstoff mit relativ nied-rigem Energiegehalt und zudem besonders kli-maschädlich. Trotzdem spielt sie noch immer einegroße Rolle in der Energieversorgung. Weltweitwird die meiste Braunkohle in Deutschland geför -dert. Die drei großen Abbaugebiete sind: dasRheinische, das mitteldeutsche und das Lausit-zer Revier. Braunkohle wird mit riesigen Schau-felradbaggern im Tagebau gefördert und meist

in nahe gelegenen Großkraftwerken verstromt.Der Anteil der Kohle an der Stromerzeugung liegtin Deutschland insgesamt bei 44 Prozent (2014),die Braunkohle liefert davon 26 Prozent. Bei derVerbrennung setzt Braunkohle mehr CO2 frei als jeder andere Energieträger und ist allein fürmehr als die Hälfte der Emissionen aus derStromer zeugung verantwortlich (2012: 167von 317 Mio. t CO2).1

1 UBA Entwicklung spezfische Emissionen Stromerzeugung

Geschätzte Emissionen eines durchschnittlichendeutschen Kraftwerks (in CO2 pro Kilowattstunde).

Braunkohle Steinkohle Gas (GuD)

1.100 g CO2/kWh

900 g CO2/kWh 400 g CO2/kWh

CO2-Ausstoß fossiler Energieträger

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Rechnung zahlen – die Umwelt und wir alleBraunkohle gilt noch immer als „billiger“ Roh-stoff – eine Beschreibung, die falscher nicht seinkönnte. Die Folgekosten für Umwelt und Klimawerden durch die Strompreise kaum abgebildet.Würden diese „externen Kosten“ angemessen be-rücksichtigt, müsste Braunkohlestrom 11,5 Cent/kWh teurer sein als der reine Marktpreis. DieBraunkohle-Sparte ist außerdem mitnichteneine – wie gern behauptet wird – „sub ven tions -

freie“ Energieerzeugung, sondern erhielt seit1970 Vergünstigungen vor allem bei Steuern voninsgesamt rund 95 Mrd. Euro. Auch für die mög-lichen Folgeschäden durch Tagebaue (Bergschä-den, Schäden am regionalen Wasserhaushalt, Sicherung der Restseen, giftige Aschedepo-nien etc.) müssen die Konzerne übrigens bisherkeine langfristigen Rückstellungen treffen. ImZweifel haften also die Steuerzahler für die Alt-lasten der Braunkohle-Konzerne.

1990

200

400

600

Mio

. Ton

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CO2

800

1.000

1.200

2000 2010 2020

Ziel 2020-40 %

1990 Referenzjahr

Ziel 2030-55 %

Ziel 2050-80 bis -95 %

2030 2040 2050

CO2-Ausstoß: Nicht auf der Zielgeraden Die Treibhausgase sind in Deutschland in den letzten Jahren nicht mehr wie nötig gesunken. Das liegt an der starken Strom pro dukt ion aus emissionsintensiven Kohlekraftwerken, vor allem am Braun -kohle strom. Doch damit das Klimaziel 2020 erreicht werden kann, muss die Bundes regierung den CO2-Ausstoß vonKohlekraftwerken stärker begrenzen.

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Kohle und Atom, darauf basierten bisher die Geschäfte der großen deutschen Stromkonzerne- und das bringt sie in massive wirtschaftliche Pro-bleme. Trotz Energiewende und Überkapazitätenbeim Strom (derzeit 10 Gigawatt hier, 60 in denNachbarstaaten) haben die Konzerne seit 2011 2,2 GW an neuen Kohlemeilern zugebaut. Bei RWEund Vattenfall waren es auch zwei neue Braun-kohlekraftwerke. Das Überangebot drückt die Preise an der Strombörse und konventionelleKraftwerke in die Miesen. Selbst viele Braunkoh-lemeiler mit ihren niedrigen Brennstoffkosten operieren am Rande der Wirtschaftlichkeit. Dennoch wird der schmutzigste Energieträger aufHochtouren weiter verstromt und dies in größ-tenteils ineffizienten Anlagen, während emissi-onsärmere Kraftwerke stillstehen. Eine desaströ-se Bilanz, vor allem weil der erzeugte Strom zu guten Teilen überflüssig ist: Deutsch land ist„Stromexport-Europameister“. Der hoch verschul -dete RWE-Konzern und E.on reagieren darauf mitUnternehmensumstrukturierungen. Vattenfall

will seine Braunkohlesparte voraussichtlich an dentschechischen Investor EPH verkaufen, dem be-reits die MIBRAG gehört

In der „CO2-Falle“ Bisher sind RWE aus Essen und der schwedischeStaatskonzern Vattenfall die größten Braunkohle -konzerne Deutschlands. Vor allem im RheinischenRevier und in der Lausitz befinden sich ihre Tage -baue und Braunkohlekraftwerke. E.on (jetzt Uni-per genannt) und die MIBRAG im mitteldeutschenRevier folgen weit dahinter. Diese Unternehmenwollen noch möglichst lange Kapital aus der Koh-le schlagen und sie setzen dafür die Poli tikmassiv unter Druck. Noch mit Erfolg: 2015 wur-den Milliardenschwere „Abwrackprämien“ für ural-te Braunkoh le kraft werke vereinbart, die größten-teils ohnehin bald stillgelegt worden wären.Damit das nicht noch mal passiert, braucht es jetztden geordneten Kohle-Ausstieg mit Unterstützungfür Beschäftigte und Regionen.

Braunkohle: Rettungsanker der Konzerne?

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Braunkohlekraftwerke sind die größten Dreckschleudern

Top 5 der klimaschädlichsten Kraftwerke Der Kraftwerkspark in Deutschland ist besonders klimaschädlich,vielfach veraltet und ineffizient. Das gilt insbesondere für die Braunkohlemeiler. So fallen die abgebildeten Top 5 derdreckigs ten deutschen Kraftwerke auch unter die zehn klimaschädlichsten in ganz Europa. Rund die Hälfte der Braun -kohlekapazität hierzulande ist älter als 30 Jahre – und diese Kraftwerke gehören fast alle RWE. Bei dem Essener Konzern sind rund ein Drittel (3,7 GW) älter als 30 Jahre und ein weiteres Drittel (3,3 GW) gar älter als40 – mit entsprechend schlechten Wirkungsgraden. Die vier RWE-Groß kraftwerke in NRW verursachen mit rund 85 Mio.Tonnen CO2 alleine die Hälfte aller energiebedingten Emissionen in dem Bundesland.

Neurath (RWE)

ältester Block 1972*

Niederaußem (RWE)

ältester Block 1965

Jänschwalde (Vattenfall)

ältester Block 1981

Boxberg (Vattenfall)

ältester Block 1979

Weisweiler (RWE)

ältester Block 1965

1 2 3 4 5

* Großkraftwerke haben i.d.R. mehrere Blöcke verschiedenen Alters (Bsp. Neurath ältester 1972, jüngster 2012)

33,3 Mio tCO2

29,6 Mio tCO2

25,4 Mio tCO2

19,2 Mio tCO2

18,7 Mio tCO2

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Protest gegen Kohle:Menschenkette in der Lausitz 2014.

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Es gibt in Deutschland keinen größeren Eingriffin Natur, Landschaft und Gewässerhaushalt alsdie Tagebaue. Auf bislang mehr als 175.000 Hek-tar Fläche haben sich Braunkohlebagger in denUntergrund gewühlt und dabei wertvolle Acker-flächen, Grünland, uralte Wälder, Gewässer undSiedlungen zerstört. Geht es nach den Plänen derKonzerne, soll auch die nächsten Jahrzehnte nochBraunkohle gefördert und verstromt werden. Diezuständigen Landesregierungen könnten dieAbbaugebiete und -men gen neu festlegen.Doch trotz Energiewende und Klimazielen set-zen sie dem bisher zu wenig bis gar nichts ent-gegen. Werden allein die schon genehmigten Ta-gebaue voll ausgeschöpft, würde rund drei Malmehr Kohle verbraucht als mit unseren Klima-zielen vereinbar wäre.

Riesige Kraterlandschaften Die drastischen Folgen des Braunkohleabbaussind in den drei großen Revieren Rheinland, Lau-sitz und Mitteldeutschland zu sehen. Auf rund60.000 Hektar Betriebsfläche erstrecken sichheute die dortigen Tagebaue als vegetations-lose Kraterlandschaften. 70 Prozent der Tagebau-flächen wurden inzwischen wieder nutzbar gemacht. Doch weder aufgeforstete noch rekul-tivierte landwirtschaftliche Flächen kommen inihrem ökologischen Wert an die für immerzerstör ten Originale heran. Zwar können wie imehemaligen Braunkohlentagebau Goitzsche beiBitterfeld ökologisch wertvolle Bergbaufolgeland-schaften entstehen, der Eingriff durch den Tage-bau aber ist langanhaltend und unumkehrbar.

Landschaftsfresser Braunkohle

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Gefährdete WasserversorgungDas gilt auch für das Grundwasser. Dieses mussflächendeckend und bis in große Tiefen abge-pumpt werden, um die Kohle fördern zu können.So dauert es mitunter Jahrhunderte, bis derkünstlich gesenkte Grundwasserspiegel wiederdas ursprüngliche Niveau erreicht. Das Grund-und Oberflächenwasser droht zudem, durchSchwefel- und Eisenverbindungen aus den Ta-gebauen und Abraumkippen dauerhaft belastetzu werden. Dadurch sind geschützte Feuchtge-biete ebenso gefährdet wie die regionale Trink-wasserversorgung.

Erst Jahrzehnte nach Tagebauende werden in denRestlöchern die geplanten künstlichen Seen ent-stehen. Diese sind größer als z.B. der Starnber-ger See oder der Chiemsee. Viele sind allerdingsversauert, so dass Fische dort nicht leben undMenschen nicht baden können. Zudem kommt esimmer wieder es zu großflächigen Erdrutschun-gen, die auch Siedlungen im Umfeld bedrohen.

Verheizte Heimat Seit Beginn des 19. Jahrhundertswurden in Deutschland insgesamt etwa 370 Ort schaf -ten durch die Tagebaue zerstört und mehr als 120.000Men schen zwangsumgesiedelt. Noch seit 1990 wurdenim Rhein land und der Lausitz rund 20.000 Menschenvertrieben. – Wird die Braunkohle politik nicht endlichgeändert, sind auch in Zukunft tausende Menschenund ihre Heimat bedroht. Die Betroffenen haben bis-lang kaum Chancen, sich gegen ihre Zwangs um sied -lung juristisch zu wehren. Das geltende Bergrechtsichert vor allem die Interessen der Unternehmen. Zwarhat der BUND 2013 gemeinsam mit einem Betroffenenvor dem Bundesverfassungs gericht erstmals gewisseEinschränkungen bei Enteignungen erreicht, aber fürsubstantielle Verbesse run gen bedarf es einer grundle-genden Reform des Bergrechts.

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Zwischen Köln, Aachen und Mönchengladbachlagert auf einer Fläche von etwa 2.500 km2 dasgrößte geschlossene BraunkohlevorkommenEuropas. In den Tagebauen Garzweiler, Hambachund Inden könnten noch etwa drei MilliardenTonnen gefördert werden. Mit etwa 100 Mio. tpro Jahr ist das Rheinland das bedeutendsteBraunkohlefördergebiet Deutschlands. 90 Pro-zent der bis zu 450 m tief lagernden Kohle wer-den in vier RWE-Braunkohlenkraftwerken ver-stromt. Pro Jahr stoßen sie etwa 90 Mio. t CO2sowie große Mengen an gesundheitsschädlichemFeinstaub und Quecksilber aus. Das Grundwas-ser wird für die Kohle förderung stark abgesenkt.Das hat weitreichende negative Folgen: Quel-len versiegen, Flüsse fallen trocken, Feuchtge-biete werden zu „Biotopen am Tropf“. Insgesamtsollen durch Umsiedlungen mehr als 40.000Menschen ihre Heimat verlieren.

Klimaziele heißen weniger BraunkohleAuch noch lange nach Tagebauende sind dieFolge kosten hoch. 40 Jahre soll es dauern, bisdie Restlöcher künstlich mit Rheinwasser befülltsind. Mit versauertem Grundwasser, Altlasten inden Tagebauen und der dauerhaften Einleitungvon Ausgleichswasser in die Feuchtgebietemüssen nachfolgende Generationen leben.

Seit mehr als 30 Jahren kämpft der BUND poli -tisch und und vor Gericht gegen diesen Raub-bau an Mensch, Natur und Umwelt. Etwa gegenden größten Tagebau, Hambach, für den ein ural-ter, naturnaher Wald weichen muss. Und auchmit Erfolg: Erstmals soll jetzt beim Tagebau Gar-zweiler ein Abbaufeld verkleinert werden. Wennaller dings die Landesregierung ihre Klimazieleeinhalten will, müssen Garzweiler und die an-dere Tagebaue noch weiter verkleinert werden.

Das Rheinische Revier: Braunkohle vor Mensch und Natur

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Protestschild in Erkelenz-Holzweiler am Tagebau Garzweiler

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Im Lausitzer Revier, dem zweitgrößten deutschenBraunkohlegebiet zwischen Brandenburg undSachsen, werden rund 55 Mio.t Braun kohle im Jahrgefördert. Diese wird in drei Großkraftwerken ver-feuert und verursacht etwa 60 Mio.t CO2 sowieweitere gesundheitsschädliche Emissionen. So ste-hen Klimaziele und Energiepolitik im Konflikt: Bran-denburg will bis 2030 die energiebedingtenEmissionen auf 25 Mio. t im Jahr senken und zu-gleich unvermindert an der Braun kohle festhal-ten – obwohl allein die zwei Braunkohlekraftwer-ke im Bundesland rund 38 Mio.t ausstoßen. Bislang ist Vattenfall Betreiber der Kraftwerke undTagebaue. Nun soll an den tschechischen Inves-tor EPH verkauft werden. Damit stehen die Zei-chen in der Lausitz erst mal weiterhin auf Kohle.

Bis heute sind insgesamt 33.000 Hektar ehema-lige Tagebauflächen aufgrund mangelnder Stabi-lität des Untergrunds gesperrt, betreten bedeutet

Lebensgefahr. Auch im mitteldeutschen Revier, zwi-schen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen,gibt es solche Sperrgebiete. Dort fördert die MIBRAG, bereits seit 2012 in EPH-Besitz, dieBraunkohle vorrangig für Kraftwerke in der Regi-on, inzwischen aber auch für den Export.

Sulfat belastet das Trinkwasser Der Bergbau gefährdet auch die Wasserversor-gung: ein Viertel der Grundwasservorkommen imLausitzer und mitteldeutschen Revier sind bereits geschädigt. Tagebaunahe Gemeinden wie Weiß-wasser müssen seit langem aus der Ferne mitWasser versorgt werden. Sulfat- und Eiseneinträ-ge aus den Tagebauen belasten zum Teil geschütz-te Fließgewässer und auch die Spree. Eisen-schlamm tötet Lebewesen in den Gewässern, Sulfat ist in hohen Konzentrationen gesundheits-schädlich. Brandenburgische Wasserwerke muss-ten wegen zu hoher Sulfatwerte bereits den

Lausitzer und mitteldeutsches Revier: Kein Ende in Sicht

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Betrieb einstellen und auch die die Qualität derBerliner Wasserversorgung ist gefährdet.

Rund 50.000 Menschen verloren im mitteldeut-schen Revier wegen Braunkohletagebauen ihreHeimat. In der Lausitz betraf dies seit 1945 über

25.000 Anwohner. Aktuell sind fast 4000 betrof-fen, denn gleich drei neue Tagebaue sind geplant,ein weiterer im mitteldeutschen Revier. DerBUND und andere kämpfen politisch und auch ju-ristisch, um die Bagger zu stoppen.

Experten entnehmen für den BUND Wasserproben und weisen nach, dass auch die Einleitungen aus den aktiven Tagebauen

in Brandenburg zur Grenzwertüberschreitung für Eisen und Sulfat führt.

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Kohlekraftwerke sind wahre Dreckschleudern undtragen erheblich zur Luftverschmutzung bei. Siestoßen hohe Mengen an gesundheitsschädlichenRuß- und Staubpartikeln aus. Zusätzlich bildendie Schwefeldioxid- (SO2) und Stickoxid-Emis-sionen in der Luft Ozon und weiteren Feinstaub.Mehr als 70 Prozent der besonders Feinstaub-re-levanten SO2-Emmissionen in der EU stammenaus Kohlekraftwerken. Die sehr kleinen Feinstaub-partikel gelangen über die Atemwege in Lungeund Blutkreislauf. Das erhöht das Risiko für Atem-wegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, etwaAsthma, chronische Bronchitis, Lungenkrebsoder Herzinfarkte. Was lange igno riert wurde:Auch im Tage bau entstehen große Mengen vonFeinstaub, die insbesondere die Anwohner in na-hen Gemeinden stark belasten.

Nach einer Studie der Organisation HEAL füh-ren die Emissionen aus Kohlekraftwerken inDeutschland zu 600.000 verlorenen Arbeitsta-gen und 2.600 vorzeitigen Todesfällen – pro Jahr.

Die Gesundheitskosten werden auf 2,3 bis 6,4Mrd. Euro pro Jahr geschätzt.

Quecksilber und andere GifteZusätzlich emittieren Kohlekraftwerke einenCocktail an gefährlichen chemischen Verbindun-gen wie Quecksilber, Arsen, Blei oder Cadmium.Diese gelangen direkt oder indirekt etwa überdas Trinkwasser in den Körper und können zumBeispiel das Gehirn und Nervensystem schädi-gen. Kohle kraftwerke sind für die Hälfte der in-dustriellen Queck silber-Emissionen in der EUverant wortlich. Das Schwermetall kann etwa diekog ni tive Entwicklung von Kindern stören undbereits im Mutterleib irreversible Schäden an le-benswichtigen Organen verursachen. AndereLänder wie die USA haben deutlich niedrigereGrenzwerte für SO2 und Quecksilber als die EUund Deutschland. Es ist an der Zeit, hier end-lich nachzuziehen und die Gesundheit der Be-völkerung besser zu schützen.

Gesundheitsrisiko Kohle

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Ruß und Staub

Arsen

Blei

Stickoxid

Schwefeldioxid SO2

Ozon O3

Chrom

Stickoxid NOx

Quecksilber

Nickel

Cadmium

In Luft und Lunge

Kohlekraftwerke stoßen zehntausende Tonnen gesundheits schädlicher Schad -stoffe aus. Sie verur sachen geschätze Gesund heits kosten in Deutschland vonrund 4 Mrd. Euro pro Jahr. Quelle: HEAL (2013), GP (2013).

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Impressum: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. Friends of the Earth Germany • Am Köllnischen Park 1 • 10179Berlin Fon (0 30) 27 58 6-40 • Fax (0 30) 27 58 6-440 • [email protected] www.bund.net · Text: T. Löffelsend, D. Jansen, A. Kruschat, T. Kohl • V.i.S.d.P.: Yvonne Weber • Titelbild: picture alliance/dpa - Arno Burgi • Gestaltung: Natur & Umwelt GmbH • Druck: Z.B.! ,Mai 2016

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