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Büro: Hegelplatz (HP2), Raum 3.304 Sprechstunde: Mittwoch 12 – 14 Uhr (nur mit Email- Anmeldung) Telefon: 20 93 96 39 / - 97 21 Email: [email protected] URL: http:// fries.anaman.de Sekretärin: Anina Klein Hegelplatz (HP2), Raum 3.307 Täglich 9 – 16 Uhr Mitarbeiter: Antonio Machicao y Priemer Natalie Kulick Hegelplatz (HP2), Raum 3.305 Mittwoch 12 – 14 Uhr Assistent: Dr. Andreas Nolda Hegelplatz (HP2), Raum 3.302 Norbert Fries [HU Berlin]

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Sprechstunde: Mittwoch 12 – 14 Uhr (nur mit Email-Anmeldung)

Telefon: 20 93 96 39 / - 97 21 Email: [email protected]: http://fries.anaman.de

Sekretärin: Anina KleinHegelplatz (HP2), Raum 3.307Täglich 9 – 16 Uhr

Mitarbeiter: Antonio Machicao y Priemer Natalie Kulick Hegelplatz (HP2), Raum 3.305Mittwoch 12 – 14 Uhr

Assistent: Dr. Andreas NoldaHegelplatz (HP2), Raum 3.302

Norbert Fries [HU Berlin]

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In dieser Vorlesung wird unterschieden zwischen

Text

[als einem visuell oder taktil in einem zwei- oder dreidimensionalen Wahrnehmungsfeld dekodierbaren sprachlichen Äußerungsprodukt]

und

Textualität

[als Bezeichnung für Eigenschaften sinnvoller sprachlicher Äußerungsprodukte schlechthin, also schriftkonstituierter wie mündlicher]

Textualität

Textualität

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Textualität

Texte

sind dementsprechend

1. - mehr-dimensionale Größen

- graphisch gegliedert und begrenzt

- visuell bzw. haptisch wahrnehmbar

2. - materiell oder elektronisch speicherbar und

- übermittelbar

3. schriftsprachlich gegliedert

4. sprachlich-intentionale Äußerungen

5. mit mindestens einem Autor

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Textualität

Textualität – Kohäsion & Kohärenz

ist gekennzeichnet

- durch transgrammatische Bedingungen der Strukturbildung

Der ‚Zusammenhalt‘ (lat. cohaesio) transgrammatischer Strukturen kann als‚Kohäsion‘ bezeichnet werden.

- durch transgrammatische Bezugnahme auf Interpretationsprozesse,welche für sinnvolle Handlungsabläufe erforderlich sind

Das inhaltliche ‚Zusammenhängen‘ (lat. cohaerentia) transgrammatischer Strukturen kann als ‚Kohärenz‘ bezeichnet werden.

Kohäsion bezeichnet die semiotischen Mittel,

welche Kohärenz bewirken Kohärenz bezeichnet die interpretatorischen Resultate, welche durch

Kohäsion, Situationsangemessenheit, Verständlichkeit, Eindeutigkeit und Informativität

ermöglicht werden

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Textualität

Textualität – Kohäsion & Kohärenz

Kohäsion bezeichnet die semiotischen Mittel,welche Kohärenz bewirken

• Konnektive Ausdrücke (Konjunktionale und adverbiale Verknüpfungen)• Phorische Ausdrücke (Pro-Formen [Anaphern], Rekurrenz, Adverbiale, Partikeln,)• Textdeixis• Fragmentbildungen• Parallelstrukturierung• Gegebenenfalls: Graphische Strukturbildung (Anordnung, Rahmen, Farben, Schriftart und -typ)• Gegebenenfalls: Phonetische Strukturbildung (Reim, Metrum, Rhythmus)

Kohärenz bezeichnet die interpretatorischen Resultate, welche durchKohäsion, Situationsangemessenheit, Verständlichkeit, Eindeutigkeit und Informativität ermöglicht werden

• Referentielle Bewegung (Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten)• Thema-Entwicklung (inklusive Konstanz)• Räumliche und zeitliche Verankerung und Entwicklung• Emotionale Entwicklung (inklusive Konstanz)

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Textualität Kohäsion

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Textualität

Georg Büchner, Lenz. 1839. [Textanfang]

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen.

Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. Die Äste der Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen graue Wolken, aber alles so dicht - und dann dampfte der Nebel herauf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump.

Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nichts am Weg, bald auf-, bald abwärts. Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehn konnte.

Anfangs drängte es ihm in der Brust, wenn das Gestein so wegsprang, der graue Wald sich unter ihm schüttelte und der Nebel die Formen bald verschlang, bald die gewaltigen Glieder halb enthüllte; es drängte in ihm, er suchte nach etwas, wie nach verlornen Träumen, aber er fand nichts. Es war ihm alles so klein, so nahe, so nass; er hätte die Erde hinter den Ofen setzen mögen.

Kohäsion mittels

konnektiver Ausdrücke

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Textualität

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen.

Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. Die Äste der Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen graue Wolken, aber alles so dicht - und dann dampfte der Nebel herauf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump.

Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nichts am Weg, bald auf-, bald abwärts. Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehn konnte.

Anfangs drängte es ihm in der Brust, wenn das Gestein so wegsprang, der graue Wald sich unter ihm schüttelte und der Nebel die Formen bald verschlang, bald die gewaltigen Glieder halb enthüllte; es drängte in ihm, er suchte nach etwas, wie nach verlornen Träumen, aber er fand nichts. Es war ihm alles so klein, so nahe, so nass; er hätte die Erde hinter den Ofen setzen mögen.

Kohäsion mittels

phorischer AusdrückePro-Formen, Rekurrenz, Adverbiale, Partikeln[anaphorische und kataphorische Anaphern]

Georg Büchner, Lenz. 1839. [Textanfang]

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Textualität

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen.

Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. Die Äste der Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen graue Wolken, aber alles so dicht - und dann dampfte der Nebel herauf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump.

Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nichts am Weg, bald auf-, bald abwärts. Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehn konnte.

Anfangs drängte es ihm in der Brust, wenn das Gestein so wegsprang, der graue Wald sich unter ihm schüttelte und der Nebel die Formen bald verschlang, bald die gewaltigen Glieder halb enthüllte; es drängte in ihm, er suchte nach etwas, wie nach verlornen Träumen, aber er fand nichts. Es war ihm alles so klein, so nahe, so nass; er hätte die Erde hinter den Ofen setzen mögen.

Kohäsion mittels

phorischer AusdrückePro-Formen, Rekurrenz, Adverbiale, Partikeln

Georg Büchner, Lenz. 1839. [Textanfang]

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Textualität

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen.

Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. Die Äste der Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen graue Wolken, aber alles so dicht - und dann dampfte der Nebel herauf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump.

Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nichts am Weg, bald auf-, bald abwärts. Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehn konnte.

Anfangs drängte es ihm in der Brust, wenn das Gestein so wegsprang, der graue Wald sich unter ihm schüttelte und der Nebel die Formen bald verschlang, bald die gewaltigen Glieder halb enthüllte; es drängte in ihm, er suchte nach etwas, wie nach verlornen Träumen, aber er fand nichts. Es war ihm alles so klein, so nahe, so nass; er hätte die Erde hinter den Ofen setzen mögen.

Kohäsion mittels

phorischer AusdrückePro-Formen, Rekurrenz, Adverbiale, Partikeln

Georg Büchner, Lenz. 1839. [Textanfang]

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Textualität

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen.

Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. Die Äste der Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen graue Wolken, aber alles so dicht - und dann dampfte der Nebel herauf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump.

Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nichts am Weg, bald auf-, bald abwärts. Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehn konnte.

Anfangs drängte es ihm in der Brust, wenn das Gestein so wegsprang, der graue Wald sich unter ihm schüttelte und der Nebel die Formen bald verschlang, bald die gewaltigen Glieder halb enthüllte; es drängte in ihm, er suchte nach etwas, wie nach verlornen Träumen, aber er fand nichts. Es war ihm alles so klein, so nahe, so nass; er hätte die Erde hinter den Ofen setzen mögen.

Kohäsion mittels

Textdeixis= sprachliche Bezugnahme auf für Text

relevante Kenntnisse

Georg Büchner, Lenz. 1839. [Textanfang]

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Textualität

Vorkenntnisdeixis: Verweis auf text-externe Kenntnisse, die für das Textverständnis vorausgesetzt werden;z.B. impliziert im Deutschen der bestimmte Artikel, dass das damit Bezeichnete dem Leser aufgrund seiner Vor- oder Weltkenntnisse bekannt sein sollte:

Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee ...

Situationsdeixis: Verweis auf Situationen, welche für einen Text relevant sind:

durchs Gebirg ... Am Himmel ...

Substitution: Verweis auf dasselbe oder das gleiche Referenzobjekt(z. B. Synonyme, Metaphern, Hyperonyme und Hyponyme, ‚Bridging‘):

Gebirg ... Gipfel ... Bergflächen ... Täler … Gestein … Felsen

Zeitkennzeichnung: Verweis auf die zeitliche Einordnung und Sequenzierung von Sachverhalten, Zuständen und Ereignissen

Den 20. Jänner ... dann ... Anfangs ... Gegen Abend ...

Kohäsion mittels

Textdeixis= sprachliche Bezugnahme auf für Text

relevante Kenntnisse

Typen der Textdeixis

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Textualität

Fragmentbildung: Verweis durch Leerstellen

das Wasser rieselte die Felsen hinunter und [LEER] sprang über den Weg

Metaverweise: Verweis auf vorangehende oder folgende Textstellen

Intertextualität: Verweis auf Kenntnisse aus anderen Texten

Kohäsion mittels

Textdeixis= sprachliche Bezugnahme auf für Text

relevante Kenntnisse

Typen der Textdeixis

Über Tisch war Lenz wieder in guter Stimmung: Man sprach von Literatur, er war auf seinem Gebiete. Die idealistische Periode fing damals an; Kaufmann war ein Anhänger davon, Lenz widersprach heftig. Er sagte: Die Dichter, von denen man sage, sie geben die Wirklichkeit, hätten auch keine Ahnung davon; doch seien sie immer noch erträglicher als die, welche die Wirklichkeit wollten. ...Die Türe halb offen - da hörte er die Magd singen, erst unverständlich, dann kamen die Worte:

Auf dieser Welt hab ich kein Freud,Ich hab ein Schatz, und der ist weit.

Da machte er wieder mehrere Versuche, Hand an sich zu legen, war aber zu scharf bewacht.

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Textualität

Die Entwicklung der Menschheit

Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,Behaart und mit böser Visage.Dann hat man sie aus dem Urwald gelocktUnd die Welt asphaltiert und aufgestockt,Bis zur dreißigsten Etage.

Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,In zentralgeheizten Räumen.Da sitzen sie nun am Telefon,Und es herrscht noch genau derselbe TonWie seinerzeit auf den Bäumen.

Sie hören weit. Sie sehen fern.Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.Die Erde ist ein gebildeter SternMit sehr viel Wasserspülung.

Kohäsion mittels

Intertextualität Zeitkennzeichnung

Verweis auf die zeitliche Einordnung und Sequenzierung von Sachverhalten, Zuständen und Ereignissen

Erich Kästner (1899-1974)Die Entwicklung der Menschheit  [1932]

Intertextualität

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Textualität

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen.

Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. Die Äste der Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen graue Wolken, aber alles so dicht - und dann dampfte der Nebel herauf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump.

Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nichts am Weg, bald auf-, bald abwärts. Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehn konnte.

Anfangs drängte es ihm in der Brust, wenn das Gestein so wegsprang, der graue Wald sich unter ihm schüttelte und der Nebel die Formen bald verschlang, bald die gewaltigen Glieder halb enthüllte; es drängte in ihm, er suchte nach etwas, wie nach verlornen Träumen, aber er fand nichts. Es war ihm alles so klein, so nahe, so nass; er hätte die Erde hinter den Ofen setzen mögen.

Kohäsion mittels

Fragmentbildungerzeugt Leerstellen und verweist hiermit auf im Text eingeführte Kenntnisse oder auf zu rekonstruierende Kenntnisse

Georg Büchner, Lenz. 1839. [Textanfang]

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Textualität

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen.

Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. Die Äste der Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen graue Wolken, aber alles so dicht - und dann dampfte der Nebel herauf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump.

Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nichts am Weg, bald auf-, bald abwärts. Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehn konnte.

Anfangs drängte es ihm in der Brust, wenn das Gestein so wegsprang, der graue Wald sich unter ihm schüttelte und der Nebel die Formen bald verschlang, bald die gewaltigen Glieder halb enthüllte; es drängte in ihm, er suchte nach etwas, wie nach verlornen Träumen, aber er fand nichts. Es war ihm alles so klein, so nahe, so nass; er hätte die Erde hinter den Ofen setzen mögen.

Kohäsion mittels

Parallelstrukturierung

Georg Büchner, Lenz. 1839. [Textanfang]

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Textualität

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen.

Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. Die Äste der Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen graue Wolken, aber alles so dicht - und dann dampfte der Nebel herauf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump.

Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nichts am Weg, bald auf-, bald abwärts. Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehn konnte.

Anfangs drängte es ihm in der Brust, wenn das Gestein so wegsprang, der graue Wald sich unter ihm schüttelte und der Nebel die Formen bald verschlang, bald die gewaltigen Glieder halb enthüllte; es drängte in ihm, er suchte nach etwas, wie nach verlornen Träumen, aber er fand nichts. Es war ihm alles so klein, so nahe, so nass; er hätte die Erde hinter den Ofen setzen mögen.

Kohäsion mittels

graphischer Strukturbildung Anordnung, Rahmen, Farben, Schriftart und –typ

phonetischer StrukturbildungReim, Metrum, Rhythmus

Georg Büchner, Lenz. 1839. [Textanfang]

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Textualität

Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,Behaart und mit böser Visage.Dann hat man sie aus dem Urwald gelocktUnd die Welt asphaltiert und aufgestockt,Bis zur dreißigsten Etage.

Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,In zentralgeheizten Räumen.Da sitzen sie nun am Telefon,Und es herrscht noch genau derselbe TonWie seinerzeit auf den Bäumen.

Sie hören weit. Sie sehen fern.Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.Die Erde ist ein gebildeter SternMit sehr viel Wasserspülung.

Erich Kästner (1899-1974)Die Entwicklung der Menschheit  [1932]

Kohäsion mittels

graphischer Strukturbildung Anordnung, Rahmen, Farben, Schriftart und –typ

phonetischer StrukturbildungReim, Metrum, Rhythmus

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TextualitätKohäsion mittels

Fragmentbildung Parallelstrukturierung graphischer Strukturbildung

Überraschend glatt. Quattro for Women. Der erste Damennassrasierer mit 4 Klingen und 2 extragroßen Aktivstreifen. Für lang anhaltend samtweiche, glatte Haut. www.quattro-for-women.de

Kohärenz im Hinblick auf

Interessentengruppe Produkt Produktanwendungsbereich Anwendungsprodukt

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Textualität Kohärenz

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Textualität

Textualität – Kohäsion & Kohärenz

ist gekennzeichnet

- durch transgrammatische Bedingungen der Strukturbildung

Der ‚Zusammenhalt‘ (lat. cohaesio) transgrammatischer Strukturen kann als‚Kohäsion‘ bezeichnet werden.

- durch transgrammatische Bezugnahme auf Interpretationsprozesse,welche für sinnvolle Handlungsabläufe erforderlich sind

Das inhaltliche ‚Zusammenhängen‘ (lat. cohaerentia) transgrammatischer Strukturen kann als ‚Kohärenz‘ bezeichnet werden.

Kohäsion bezeichnet die semiotischen Mittel,

welche Kohärenz bewirken Kohärenz bezeichnet die interpretatorischen Resultate, welche durch

Kohäsion, Situationsangemessenheit, Verständlichkeit, Eindeutigkeit und Informativität

ermöglicht werden

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Textualität

Textualität – Kohäsion & Kohärenz

Kohäsion bezeichnet die semiotischen Mittel,welche Kohärenz bewirken

• Konnektive Ausdrücke (Konjunktionale und adverbiale Verknüpfungen)• Phorische Ausdrücke (Pro-Formen [Anaphern], Rekurrenz, Adverbiale, Partikeln,)• Textdeixis• Fragmentbildungen• Parallelstrukturierung• Gegebenenfalls: Graphische Strukturbildung (Anordnung, Rahmen, Farben, Schriftart und -typ)• Gegebenenfalls: Phonetische Strukturbildung (Reim, Metrum, Rhythmus)

Kohärenz bezeichnet die interpretatorischen Resultate, welche durchKohäsion, Situationsangemessenheit, Verständlichkeit, Eindeutigkeit und Informativität ermöglicht werden

• Referentielle Bewegung (Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten)• Thema-Entwicklung (inklusive Konstanz)• Räumliche und zeitliche Verankerung und Entwicklung• Emotionale Entwicklung (inklusive Konstanz)

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Textualität

Der Begriff des ‚Diskursreferenten‘ wurde von Karttunen (1976) terminologisiert.Im Folgenden wird der Terminus ‚Äußerungsreferent‘ (ÄR) verwendet:

Ein ‚Äußerungsreferent‘ sei eine konzeptuelle Entität, die sich auf etwas bezieht, das dem Hörer/Leser einer sprachlichen Äußerung zum

Verständnis derselben bekannt gemacht werden muss bzw. bekannt sein muss.

ÄRen müssen nicht notwendig in der durch die betreffende Äußerung etablierten Wirklichkeit wirklichen Entitäten entsprechen:

[...] Gewölk, das an dem höchsten Gipfel lag und dann langsam den Wald herab in das Tal klomm oder in den Sonnenblitzen sich wie ein fliegendes, silbernes Gespenst herabsenkte und hob [...]

Kohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

Georg Büchner, Lenz. 1839.

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Textualität

Der Begriff des ‚Diskursreferenten‘ wurde von Karttunen (1976) terminologisiert.Im Folgenden wird der Terminus ‚Äußerungsreferent‘ (ÄR) verwendet:

Ein ‚Äußerungsreferent‘ sei eine konzeptuelle Entität, die sich auf etwas bezieht, das dem Hörer/Leser einer sprachlichen Äußerung zum

Verständnis derselben bekannt gemacht werden muss bzw. bekannt sein muss.

ÄRen werden durch spezielle sprachliche Mittel eingeführt, z.B. durch indefinite Substantivgruppen oder durch definite Substantivgruppen oder durch Namen, die sich auf etwas beziehen, das dem Hörer/Leser aus seinen Welt- oder Kontextkenntnissen bekannt ist

ÄRen werden durch spezielle sprachliche Mittel wiederaufgenommen bzw. modifiziert, z.B. durch Pronomina, durch Namen oder durch definite Substantivgruppen

Kohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

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Textualität

Der Begriff des ‚Diskursreferenten‘ wurde von Karttunen (1976) terminologisiert.Im Folgenden wird der Terminus ‚Äußerungsreferent‘ (ÄR) verwendet:

Ein ‚Äußerungsreferent‘ sei eine konzeptuelle Entität, die sich auf etwas bezieht, das dem Hörer/Leser einer sprachlichen Äußerung zum

Verständnis derselben bekannt gemacht werden muss bzw. bekannt sein muss.

ÄRen besitzen eine Lebensspanne (life span):

Die Lebensspanne eines ÄRen ist der Bereich in einer Äußerung,innerhalb dessen ein eingeführter ÄR wiederaufgenommen bzw. modifiziert werden kann.

Kohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

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Textualität

Die Lebensspanne des ÄRen ‚Lenz‘ in der Erzählung Büchners umfast den gesamten Text vom ersten bis zum letzten Satz, während z.B. die Lebensspanne der ‚Kinder am Tische‘, der ‚alte Weiber‘, ‚Mädchen‘ und ‚Leute‘ nur zwei Sätze währt:

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. [...]

Er ging durch das Dorf. Die Lichter schienen durch die Fenster, er sah hinein im Vorbeigehen: Kinder am Tische, alte Weiber, Mädchen, alles ruhige, stille Gesichter. Es war ihm, als müsse das Licht von ihnen ausstrahlen; es ward ihm leicht, er war bald in Waldbach im Pfarrhause. [...]

Er schien ganz vernünftig, sprach mit den Leuten. Er tat alles, wie es die andern taten; es war aber eine entsetzliche Leere in ihm, er fühlte keine Angst mehr, kein Verlangen, sein Dasein war ihm eine notwendige Last. So lebte er hin ...

Kohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

Georg Büchner, Lenz. 1839.

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Eine Möglichkeit, Äußerungsreferenten mittels sprachlicher Zeichen wiederaufzunehmen oder zu modifizieren besteht in der Verwendung von

Pronominaim Deutschen mit inhärenten Merkmalen spezifiziert (zum Teil unterspezifiziert): Genus, Kasus, Numerus: er, ihn, sein, sie, ihr, ich, mich ...

definit, indefinit, demonstrativ: der, eine, diese ...proximat, obviativ: dieser, jener

Oberlin hieß ihn willkommen. Jener hielt diesen für einen Handwerker:

TextualitätKohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

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Eine Möglichkeit, Äußerungsreferenten mittels sprachlicher Zeichen wiederaufzunehmen oder zu modifizieren besteht in der Verwendung von

Pronominaim Deutschen mit inhärenten Merkmalen spezifiziert (zum Teil unterspezifiziert): Genus, Kasus, Numerus: er, ihn, sein, sie, ihr, ich, mich ...

definit, indefinit, demonstrativ: der, eine, diese ...proximat, obviativ: dieser, jener

Namen im Deutschen teilweise mit inhärenten Merkmalen spezifiziert: Genus: Lenz, Oberlin

Waldbach

definiten Substantivgruppen einem Herrn dieses Namens

TextualitätKohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

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Textualität

Georg Büchner, Lenz. 1839.

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. [...] Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. [...] Es faßte ihn eine namenlose Angst in diesem Nichts: er war im Leeren! Er riß sich auf und flog den Abhang hinunter. [...] Endlich hörte er Stimmen; er sah Lichter, es wurde ihm leichter. Man sagte ihm, er hätte noch eine halbe Stunde nach Waldbach. [...] Er ging durch das Dorf. Die Lichter schienen durchdie Fenster, er sah hinein im Vorbeigehen: Kinder am Tische, alte Weiber, Mädchen, alles ruhige, stille Gesichter. Es war ihm, als müsse das Licht von ihnen ausstrahlen; es ward ihm leicht, er war bald in Waldbach im Pfarrhause. Man saß am Tische, er hinein; die blonden Locken hingen ihm um das bleiche Gesicht, es zuckte ihm in den Augen und um den Mund, seine Kleider waren zerrissen. Oberlin hieß ihn willkommen, er hielt ihn für einen Handwerker: »Sein Sie mir willkommen, obschon Sie mir unbekannt.« - »Ich bin ein Freund von Kaufmann und bringe Ihnen Grüße von ihm.« - »Der Name, wenn's beliebt?« - »Lenz.« - »Ha, ha, ha, ist er nicht gedruckt? Habe ich nicht einige Dramen gelesen, die einem Herrn dieses Namens zugeschrieben werden?« - »Ja, aber belieben Sie, mich nicht darnach zu beurteilen.« Man sprach weiter, er suchte nach Worten und erzählte rasch, aber auf der Folter; nach und nach wurde er ruhig -

Kohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

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Doch aufgrund welcher Prinzipien wissen wir, auf welche Äußerungsreferenten sich bestimmte referentielle Ausdrücke beziehen?

TextualitätKohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. [...] Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. [...] Es faßte ihn eine namenlose Angst in diesem Nichts: er war im Leeren! Er riß sich auf und flog den Abhang hinunter. [...] Endlich hörte er Stimmen; er sah Lichter, es wurde ihm leichter. Man sagte ihm, er hätte noch eine halbe Stunde nach Waldbach. [...] Er ging durch das Dorf. Die Lichter schienen durchdie Fenster, er sah hinein im Vorbeigehen: Kinder am Tische, alte Weiber, Mädchen, alles ruhige, stille Gesichter. Es war ihm, als müsse das Licht von ihnen ausstrahlen; es ward ihm leicht, er war bald in Waldbach im Pfarrhause. Man saß am Tische, er hinein; die blonden Locken hingen ihm um das bleiche Gesicht, es zuckte ihm in den Augen und um den Mund, seine Kleider waren zerrissen. Oberlin hieß ihn willkommen, er hielt ihn für einen Handwerker: »Sein Sie mir willkommen, obschon Sie mir unbekannt.« - »Ich bin ein Freund von Kaufmann und bringe Ihnen Grüße von ihm.« - »Der Name, wenn's beliebt?« - »Lenz.« - »Ha, ha, ha, ist er nicht gedruckt? Habe ich nicht einige Dramen gelesen, die einem Herrn dieses Namens zugeschrieben werden?« - »Ja, aber belieben Sie, mich nicht darnach zu beurteilen.« Man sprach weiter, er suchte nach Worten und erzählte rasch, aber auf der Folter; nach und nach wurde er ruhig -

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Doch aufgrund welcher Prinzipien wissen wir, auf welche Äußerungsreferenten sich bestimmte referentielle Ausdrücke beziehen?

TextualitätKohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. [...] Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. [...] Es faßte ihn eine namenlose Angst in diesem Nichts: er war im Leeren! Er riß sich auf und flog den Abhang hinunter. [...] Endlich hörte er Stimmen; er sah Lichter, es wurde ihm leichter. Man sagte ihm, er hätte noch eine halbe Stunde nach Waldbach. [...] Er ging durch das Dorf. Die Lichter schienen durchdie Fenster, er sah hinein im Vorbeigehen: Kinder am Tische, alte Weiber, Mädchen, alles ruhige, stille Gesichter. Es war ihm, als müsse das Licht von ihnen ausstrahlen; es ward ihm leicht, er war bald in Waldbach im Pfarrhause. Man saß am Tische, er hinein; die blonden Locken hingen ihm um das bleiche Gesicht, es zuckte ihm in den Augen und um den Mund, seine Kleider waren zerrissen. Oberlin hieß ihn willkommen, er hielt ihn für einen Handwerker: »Sein Sie mir willkommen, obschon Sie mir unbekannt.« - »Ich bin ein Freund von Kaufmann und bringe Ihnen Grüße von ihm.« - »Der Name, wenn's beliebt?« - »Lenz.« - »Ha, ha, ha, ist er nicht gedruckt? Habe ich nicht einige Dramen gelesen, die einem Herrn dieses Namens zugeschrieben werden?« - »Ja, aber belieben Sie, mich nicht darnach zu beurteilen.« Man sprach weiter, er suchte nach Worten und erzählte rasch, aber auf der Folter; nach und nach wurde er ruhig -

Genus-Übereinstimmung

[in Sprachen mit Genus- bzw. Nominalklassen-Systemen]

syntaktisch geregelte Distribution von reflexiven bzw. nicht-reflexiven Pronomina

textuell geregelte Referenz von Pronomina:

‚Oberlin‘ ist salienter als ‚Lenz‘, da Subjekt im Vorgängersatz

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Doch aufgrund welcher Prinzipien wissen wir, auf welche Äußerungsreferenten sich bestimmte referentielle Ausdrücke beziehen?

TextualitätKohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. [...] Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. [...] Es faßte ihn eine namenlose Angst in diesem Nichts: er war im Leeren! Er riß sich auf und flog den Abhang hinunter. [...] Endlich hörte er Stimmen; er sah Lichter, es wurde ihm leichter. Man sagte ihm, er hätte noch eine halbe Stunde nach Waldbach. [...] Er ging durch das Dorf. Die Lichter schienen durchdie Fenster, er sah hinein im Vorbeigehen: Kinder am Tische, alte Weiber, Mädchen, alles ruhige, stille Gesichter. Es war ihm, als müsse das Licht von ihnen ausstrahlen; es ward ihm leicht, er war bald in Waldbach im Pfarrhause. Man saß am Tische, er hinein; die blonden Locken hingen ihm um das bleiche Gesicht, es zuckte ihm in den Augen und um den Mund, seine Kleider waren zerrissen. Oberlin hieß ihn willkommen, sie kannten sich.hielt ihn für einen Handwerker: »Sein Sie mir willkommen, obschon Sie mir unbekannt.« - »Ich bin ein Freund von Kaufmann und bringe Ihnen Grüße von ihm.« - »Der Name, wenn's beliebt?« - »Lenz.« - »Ha, ha, ha, ist er nicht gedruckt? Habe ich nicht einige Dramen gelesen, die einem Herrn dieses Namens zugeschrieben werden?« - »Ja, aber belieben Sie, mich nicht darnach zu beurteilen.« Man sprach weiter, er suchte nach Worten und erzählte rasch, aber auf der Folter; nach und nach wurde er ruhig -

Genus-Übereinstimmung

[in Sprachen mit Genus- bzw. Nominalklassen-Systemen]

syntaktisch geregelte Distribution von reflexiven bzw. nicht-reflexiven Pronomina

vgl.:

Er kennt ihn.Er kennt sich.

Sie kennen sie.Sie kennen sich.Sie kennen einander.

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Doch aufgrund welcher Prinzipien wissen wir, auf welche Äußerungsreferenten sich bestimmte referentielle Ausdrücke beziehen?

TextualitätKohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. [...] Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. [...] Es faßte ihn eine namenlose Angst in diesem Nichts: er war im Leeren! Er riß sich auf und flog den Abhang hinunter. [...] Endlich hörte er Stimmen; er sah Lichter, es wurde ihm leichter. Man sagte ihm, er hätte noch eine halbe Stunde nach Waldbach. [...] Er ging durch das Dorf. Die Lichter schienen durchdie Fenster, er sah hinein im Vorbeigehen: Kinder am Tische, alte Weiber, Mädchen, alles ruhige, stille Gesichter. Es war ihm, als müsse das Licht von ihnen ausstrahlen; es ward ihm leicht, er war bald in Waldbach im Pfarrhause. Man saß am Tische, er hinein; die blonden Locken hingen ihm um das bleiche Gesicht, es zuckte ihm in den Augen und um den Mund, seine Kleider waren zerrissen. Oberlin hieß ihn willkommen, sie kannten sich.hielt ihn für einen Handwerker: »Sein Sie mir willkommen, obschon Sie mir unbekannt.« - »Ich bin ein Freund von Kaufmann und bringe Ihnen Grüße von ihm.« - »Der Name, wenn's beliebt?« - »Lenz.« - »Ha, ha, ha, ist er nicht gedruckt? Habe ich nicht einige Dramen gelesen, die einem Herrn dieses Namens zugeschrieben werden?« - »Ja, aber belieben Sie, mich nicht darnach zu beurteilen.« Man sprach weiter, er suchte nach Worten und erzählte rasch, aber auf der Folter; nach und nach wurde er ruhig -

Genus-Übereinstimmung

[in Sprachen mit Genus- bzw. Nominalklassen-Systemen]

syntaktisch geregelte Distribution von reflexiven bzw. nicht-reflexiven Pronomina

vgl.:

Er kennt ihn.Er kennt sich.

Sie kennen sie.Sie kennen sich.Sie kennen einander.

unterspezifiziertbzgl.Reziprozität

Auflösung der Ambiguität z.B. im sprachlichen Kontext.

Kaufmann hatte Oberlin und Lenz vor einiger Zeit miteinander bekannt gemacht.

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Doch aufgrund welcher Prinzipien wissen wir, auf welche Äußerungsreferenten sich bestimmte referentielle Ausdrücke beziehen?

TextualitätKohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. [...] Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. [...] Es faßte ihn eine namenlose Angst in diesem Nichts: er war im Leeren! Er riß sich auf und flog den Abhang hinunter. [...] Endlich hörte er Stimmen; er sah Lichter, es wurde ihm leichter. Man sagte ihm, er hätte noch eine halbe Stunde nach Waldbach. [...] Er ging durch das Dorf. Die Lichter schienen durchdie Fenster, er sah hinein im Vorbeigehen: Kinder am Tische, alte Weiber, Mädchen, alles ruhige, stille Gesichter. Es war ihm, als müsse das Licht von ihnen ausstrahlen; es ward ihm leicht, er war bald in Waldbach im Pfarrhause. Man saß am Tische, er hinein; die blonden Locken hingen ihm um das bleiche Gesicht, es zuckte ihm in den Augen und um den Mund, seine Kleider waren zerrissen. Oberlin hieß ihn willkommen, er hielt ihn für einen Handwerker: »Sein Sie mir willkommen, obschon Sie mir unbekannt.« - »Ich bin ein Freund von Kaufmann und bringe Ihnen Grüße von ihm.« - »Der Name, wenn's beliebt?« - »Lenz.« - »Ha, ha, ha, ist er nicht gedruckt? Habe ich nicht einige Dramen gelesen, die einem Herrn dieses Namens zugeschrieben werden?« - »Ja, aber belieben Sie, mich nicht darnach zu beurteilen.« Man sprach weiter, er suchte nach Worten und erzählte rasch, aber auf der Folter; nach und nach wurde er ruhig -

syntaktische, graphische bzw. prosodische Kennzeichnung

direkter bzw. indirekter Rede und syntaktisch geregelte

Distribution von anaphorischen Ausdrücken in direkter und indirekter Rede

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Doch aufgrund welcher Prinzipien wissen wir, auf welche Äußerungsreferenten sich bestimmte referentielle Ausdrücke beziehen?

TextualitätKohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. [...] Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. [...] Es faßte ihn eine namenlose Angst in diesem Nichts: er war im Leeren! Er riß sich auf und flog den Abhang hinunter. [...] Endlich hörte er Stimmen; er sah Lichter, es wurde ihm leichter. Man sagte ihm, er hätte noch eine halbe Stunde nach Waldbach. [...] Er ging durch das Dorf. Die Lichter schienen durchdie Fenster, er sah hinein im Vorbeigehen: Kinder am Tische, alte Weiber, Mädchen, alles ruhige, stille Gesichter. Es war ihm, als müsse das Licht von ihnen ausstrahlen; es ward ihm leicht, er war bald in Waldbach im Pfarrhause. Man saß am Tische, er hinein; die blonden Locken hingen ihm um das bleiche Gesicht, es zuckte ihm in den Augen und um den Mund, seine Kleider waren zerrissen. Oberlin hieß ihn willkommen, er hielt ihn für einen Handwerker: »Sein Sie mir willkommen, obschon Sie mir unbekannt.« - »Ich ....« - »Lenz.« - »Ha, ha, ha, ist er nicht gedruckt? Habe ich nicht einige Dramen gelesen, die einem Herrn dieses Namens zugeschrieben werden?« - »Ja, aber belieben Sie, mich nicht darnach zu beurteilen.« Man sprach weiter, er suchte nach Worten und erzählte rasch, aber auf der Folter; nach und nach wurde er ruhig -

syntaktische, graphische bzw. prosodische Kennzeichnung

direkter bzw. indirekter Rede und syntaktisch geregelte

Distribution von anaphorischen Ausdrücken in direkter und indirekter Rede

Kennzeichnung des unterschiedlichen Bezugs von Äußerungsreferenten durch Interpunktion.

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Die Interpretation von Äußerungsreferenten und die hierdurch konstituierte Kohärenz als wesentlicher Faktor von Textualität steht im Mittelpunkt unterschiedlicher Theorien:

Centering-Thorie

Rhetorische Strukturtheorie

Quaestio-Theorie

TextualitätKohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

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Textualität

Referentielle Bewegung

bezeichnet die Einführung, Wiederaufnahme und Modifikation von Äußerungsreferenten.

Referentielle Bewegung ermöglicht in schriftkonstituierten und oralen Äußerungendie Konstruktion eines konzeptuellen Netzes referentieller Beziehungen, in welchem sich Kohärenz durch den inhaltlichen Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Sachverhalten manifestiert.

[vgl. Stutterheim (1997: S. 30) ]

Kohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

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Textualität

Georg Büchner, Lenz. 1839.

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. [...] Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. [...] Es faßte ihn eine namenlose Angst in diesem Nichts: er war im Leeren! Er riß sich auf und flog den Abhang hinunter. [...] Endlich hörte er Stimmen; er sah Lichter, es wurde ihm leichter. Man sagte ihm, er hätte noch eine halbe Stunde nach Waldbach. [...] Er ging durch das Dorf. Die Lichter schienen durchdie Fenster, er sah hinein im Vorbeigehen: Kinder am Tische, alte Weiber, Mädchen, alles ruhige, stille Gesichter. Es war ihm, als müsse das Licht von ihnen ausstrahlen; es ward ihm leicht, er war bald in Waldbach im Pfarrhause. Man saß am Tische, er hinein; die blonden Locken hingen ihm um das bleiche Gesicht, es zuckte ihm in den Augen und um den Mund, seine Kleider waren zerrissen. Oberlin hieß ihn willkommen, er hielt ihn für einen Handwerker: »Sein Sie mir willkommen, obschon Sie mir unbekannt.« - »Ich bin ein Freund von Kaufmann und bringe Ihnen Grüße von ihm.« - »Der Name, wenn's beliebt?« - »Lenz.« - »Ha, ha, ha, ist er nicht gedruckt? Habe ich nicht einige Dramen gelesen, die einem Herrn dieses Namens zugeschrieben werden?« - »Ja, aber belieben Sie, mich nicht darnach zu beurteilen.« Man sprach weiter, er suchte nach Worten und erzählte rasch, aber auf der Folter; nach und nach wurde er ruhig -

Kohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

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Textualität

Typen referentieller Bewegungen

• neu Neueinführung eines Referenten• erh Erhalt einer Referenz/Referenzidentität• wa Wiederaufnahme aus früherer Äußerung• ver Verschiebung bei Anbindung an früheren Referenten• egr Referenz auf eine Teilmenge• erw Erweiterung einer bestehenden Menge• bün Bündelung von Referenten aus verschiedenen Domänen

Kohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

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Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. [...] Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. [...] Es faßte ihn eine namenlose Angst in diesem Nichts: er war im Leeren! Er riß sich auf und flog den Abhang hinunter. [...] Endlich hörte er Stimmen; er sah Lichter, es wurde ihm leichter. Man sagte ihm, er hätte noch eine halbe Stunde nach Waldbach. [...] Er ging durch das Dorf. Die Lichter schienen durchdie Fenster, er sah hinein im Vorbeigehen: Kinder am Tische, alte Weiber, Mädchen, alles ruhige, stille Gesichter. Es war ihm, als müsse das Licht von ihnen ausstrahlen; es ward ihm leicht, er war bald in Waldbach im Pfarrhause. Man saß am Tische, er hinein; die blonden Locken hingen ihm um das bleiche Gesicht, es zuckte ihm in den Augen und um den Mund, seine Kleider waren zerrissen. Oberlin hieß ihn willkommen, er hielt ihn für einen Handwerker: »Sein Sie mir willkommen, obschon Sie mir unbekannt.« - »Ich bin ein Freund von Kaufmann und bringe Ihnen Grüße von ihm.« - »Der Name, wenn's beliebt?« - »Lenz.« - »Ha, ha, ha, ist er nicht gedruckt? Habe ich nicht einige Dramen gelesen, die einem Herrn dieses Namens zugeschrieben werden?« - »Ja, aber belieben Sie, mich nicht darnach zu beurteilen.« Man sprach weiter, er suchte nach Worten und erzählte rasch, aber auf der Folter; nach und nach wurde er ruhig -

Textualität

Georg Büchner, Lenz. 1839.

Kohärenz

Referentielle Bewegung:Einführung, Wiederaufnahme, Modifikation von Äußerungsreferenten

neu wa erh erw

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Textualität

(1) Aber oft haben sie keine Ahnung, welche Gefahr ihnen tatsächlich droht und welche Ängste übertrieben sind.

(2) So wurde zum Beispiel nicht genannt, dass man falschen Informationen aufsitzen kann oder beim Online-Einkauf an Betrüger geraten kann.

(3) Die meisten Kinder und Jugendlichen ahnen, dass das Surfen im Netz gefährlich ist.

(4) Falsche Gefahr

(5) Die weniger spektakulären, dafür aber realistischeren Gefahren des Internet wurden von den Befragten hingegen nur selten erwähnt.

(6) Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine Untersuchung des erziehungswissenschaftlichen Instituts der Londoner Universität.

(7) Schüler zwischen 8 und 18 Jahren zählten demnach häufig spektakuläre oder übertriebene Bedrohungsszenarien auf, etwa, dass man im Internet lernt, Bomben zu bauen, dass man dort erpresst werde oder in einem Chatraum seinem Mörder begegne.

Kohäsion und Kohärenz

Beispiel:Welche Reihenfolge der Sätze ergibt einen akzeptablen Text und weshalb?

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Textualität

Falsche Gefahr

Die meisten Kinder und Jugendlichen ahnen, dass das Surfen im Netz gefährlich ist. Aber oft haben sie keine Ahnung, welche Gefahr ihnen tatsächlich droht und welche Ängste übertrieben sind. Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine Untersuchung des erziehungswissenschaftlichen Instituts der Londoner Universität. Schüler zwischen 8 und 18 Jahren zählten demnach häufig spektakuläre oder übertriebene Bedrohungsszenarien auf, etwa, dass man im Internet lernt, Bomben zu bauen, dass man dort erpresst werde oder in einem Chatraum seinem Mörder begegne. Die weniger spektakulären, dafür aber realistischeren Gefahren des Internet wurden von den Befragten hingegen nur selten erwähnt. So wurde zum Beispiel nicht genannt, dass man falschen Informationen aufsitzen kann oder beim Online-Einkauf an Betrüger geraten kann.

Kohäsion und Kohärenz

Beispiel:Welche Reihenfolge der Sätze ergibt einen akzeptablen Text und weshalb?

[Der Spiegel 2004/25, S. 57]

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Schilderungen von Zuständen und Ereignissen aus spezifischer Perspektive

Dani Sigel ist vor einem Jahr neuer Programmleiter von Radio Zürisee geworden. Kaum hatte der 35-Jährige die Nachfolge von Röbi Ruckstuhl angetreten, begann er auch schon, Radio Zürisee personell umzustrukturieren.

Wir differenzieren hier 5 verschiedene Typen der Themen-Entfaltung :

Deskriptive Typen Narrative Typen Expositorische / Explikative Typen Argumentative Typen Instruktive Typen

Typen der Themen-Entfaltung

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Die narrative Themen-Entfaltung kodiert Sachverhalte (Zustände und Ereignisse) als aufeinander zeitlich bezogen.

Narrative Themen-Entfaltung konstituiert häufigErzählungen, Berichte, Zeugenaussagen, Protokolle, Chroniken, Lebensläufe.

Typen der Themen-Entfaltung

dann

Kaum hatte der 35-Jährige die Nachfolge von Röbi Ruckstuhl

angetreten,begann er auch

schon, Radio Zürisee personell

umzustrukturieren.

Dani Sigel ist vor einem Jahr

neuer Programmleiter

von Radio Zürisee

geworden.

dann

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Heinrich von Kleist, Das Erdbeben in Chili. Berlin 1807.

In St. Jago, der Hauptstadt des Königreichs Chili, stand gerade in dem Augenblicke der großen Erderschütterung vom Jahre 1647, bei welcher viele tausend Menschen ihren Untergang fanden, ein junger, auf ein Verbrechen angeklagter Spanier, namens Jeronimo Rugera, an einem Pfeiler des Gefängnisses, in welches man ihn eingesperrt hatte, und wollte sich erhenken.

Beispiel einer komplexen Narrativen Themen-Entfaltung

Typen der Themen-Entfaltung

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In St. Jago, der Hauptstadt des Königreichs Chili, stand gerade in dem Augenblicke der großen Erderschütterung vom Jahre 1647, bei welcher viele tausend Menschen ihren Untergang fanden,

ein junger, auf ein Verbrechen angeklagter Spanier, namens Jeronimo Rugera, an einem Pfeiler des Gefängnisses, in welches man ihn eingesperrt hatte, und wollte sich erhenken.

Schreiben Sie diesen Satz von Kleist in einen Text mit mindestens drei orthographischen Sätzen ohne Sinnentstellung um.

Typen der Themen-Entfaltung

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Die narrative Themen-Entfaltung wird hier durch die Kodierung zahlreicher Ereignisse bzw. Zustände, durch ihren Bezug zu verschiedenen Zeitpunkten und Zeitintervallen und deren komplexer Verknüpfung erzeugt.

Im Einzelnen handelt es sich um Situationen, welche durch folgendeEreignisse (E) bzw. Zustände (Z) charakterisierbar sind und auf die anschließend genannten Zeitintervalle bezogen werden …

Typen der Themen-Entfaltung

In St. Jago, der Hauptstadt des Königreichs Chili, stand gerade in dem Augenblicke der großen Erderschütterung vom Jahre 1647, bei welcher viele tausend Menschen ihren Untergang fanden, ein junger, auf ein Verbrechen angeklagter Spanier, namens Jeronimo Rugera, an einem Pfeiler des Gefängnisses, in welches man ihn eingesperrt hatte, und wollte sich erhenken.

Beispiel einer komplexen Narrativen Themen-Entfaltung

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Kodierte Situationen: Ereignisse und Zustände

Ě1 ‚man klagt ihn auf ein Verbrechen an’Ě2 ‚man sperrt ihn ein’Ě3: ‚die große Erderschütterung’Ě4: ‚viele tausend Menschen finden ihren Untergang’Ě5: ‚Jeronimo Rugera erhenkt sich’

Ž1: ‚St. Jago ist die Hauptstadt von Chili’Ž2: ‚Chili ist ein Königreich’Ž3 ‚er heißt Jeronimo Rugera’Ž4 ‚Jeronimo Rugera ist jung’Ž5: ‚Jeronimo Rugera ist Spanier’Ž6: ‚Jeronimo Rugera ist auf ein Verbrechen angeklagt’Ž7 ‚Jeronimo Rugera ist eingesperrt’Ž8: ‚Jeronimo Rugera steht an einem Pfeiler’Ž9: ‚Jeronimo Rugera will sich erhenken’Ž10: ‚das Gefängnis hat einen Pfeiler’

Typen der Themen-Entfaltung

In St. Jago, der Hauptstadt des Königreichs Chili, stand gerade in dem Augenblicke der großen Erderschütterung vom Jahre 1647, bei welcher viele tausend Menschen ihren Untergang fanden, ein junger, auf ein Verbrechen angeklagter Spanier, namens Jeronimo Rugera, an einem Pfeiler des Gefängnisses, in welches man ihn eingesperrt hatte, und wollte sich erhenken.

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Ě1 ‚man klagt ihn auf ein Verbrechen an’Ě2 ‚man sperrt ihn ein’Ě3: ‚die große Erderschütterung’Ě4: ‚viele tausend Menschen finden ihren Untergang’Ě5: ‚Jeronimo Rugera erhenkt sich’

Ž1: ‚St. Jago ist die Hauptstadt von Chili’Ž2: ‚Chili ist ein Königreich’Ž3 ‚er heißt Jeronimo Rugera’Ž4 ‚Jeronimo Rugera ist jung’Ž5: ‚Jeronimo Rugera ist Spanier’Ž6: ‚Jeronimo Rugera ist auf ein Verbrechen angeklagt’Ž7 ‚Jeronimo Rugera ist eingesperrt’Ž8: ‚Jeronimo Rugera steht an einem Pfeiler’Ž9: ‚Jeronimo Rugera will sich erhenken’Ž10: ‚das Gefängnis hat einen Pfeiler’

Relevante Zeitintervalle:

Betrachtzeit (ein Zeitabschnitt des Jahres 1647)Referenzzeit (‚dem Augenblicke der großen Erderschütterung vom Jahre 1647’)verschiedene Zustands- und EreigniszeitenTextproduktionsszeit (die in diesem Falle der Betrachtzeit folgt, und mehr oder weniger unbestimmt zwischen 1805-1807 anzusetzen ist; beachtenswert ist, dass Ž2 zur Äußerungszeit und Ž1 zur Rezeptionszeit als wahr beurteilbare Zustände sind)Rezeptionszeit (die in jedem Falle der Textproduktionsszeit folgt)

In St. Jago, der Hauptstadt des Königreichs Chili, stand gerade in dem Augenblicke der großen Erderschütterung vom Jahre 1647, bei welcher viele tausend Menschen ihren Untergang fanden, ein junger, auf ein Verbrechen angeklagter Spanier, namens Jeronimo Rugera, an einem Pfeiler des Gefängnisses, in welches man ihn eingesperrt hatte, und wollte sich erhenken.

Typen der Themen-Entfaltung

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Die Verknüpfung sprachlicher Ausdrücke für Ereignisse bzw. Zustände geschieht auf grammatisch unterschiedliche Weisen, unter anderem

durch verschiedene Formen von Attributen(‚Königreich Chili’, ‚Hauptstadt des Königreichs’, ‚junger Spanier’, ‚namens’)

durch Nominalisierungen(‚Erderschütterung’) und

durch verschiedene Verben und ihre Formen (‚stand’, ‚fanden’, ‚eingesperrt’, ‚angeklagt’, ‚wollte’, ‚hatte’, ‚erhenken’)

durch koordinierende und subordinierende Verknüpfungen (‚bei welcher‘, ‚in welches‘, ‚und‘) –

so dass ein kohärentes komplexes Konzept der textuell erzeugten Welt entsteht …

Typen der Themen-Entfaltung

In St. Jago, der Hauptstadt des Königreichs Chili, stand gerade in dem Augenblicke der großen Erderschütterung vom Jahre 1647, bei welcher viele tausend Menschen ihren Untergang fanden, ein junger, auf ein Verbrechen angeklagter Spanier, namens Jeronimo Rugera, an einem Pfeiler des Gefängnisses, in welches man ihn eingesperrt hatte, und wollte sich erhenken.

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Ě1 ‚man klagt ihn auf ein Verbrechen an’Ě2 ‚man sperrt ihn ein’Ě3: ‚die große Erderschütterung’Ě4: ‚viele tausend Menschen finden ihren Untergang’Ě5: ‚Jeronimo Rugera erhenkt sich’

Ž1: ‚St. Jago ist die Hauptstadt von Chili’Ž2: ‚Chili ist ein Königreich’Ž3 ‚er heißt Jeronimo Rugera’Ž4 ‚Jeronimo Rugera ist jung’Ž5: ‚Jeronimo Rugera ist Spanier’Ž6: ‚Jeronimo Rugera ist auf ein Verbrechen angeklagt’Ž7 ‚Jeronimo Rugera ist eingesperrt’Ž8: ‚Jeronimo Rugera steht an einem Pfeiler’Ž9: ‚Jeronimo Rugera will sich erhenken’Ž10: ‚das Gefängnis hat einen Pfeiler’

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Die narrative Themen-Entfaltung wird hier durch die Kodierung zahlreicher Ereignisse bzw. Zustände, durch ihren Bezug zu verschiedenen Zeitpunkten und Zeitintervallen und deren komplexer Verknüpfung erzeugt.

Situationen, Zustände und Ereignisse werden natürlich auch in verschiedenen anderen, nicht-literarischen Texten beschrieben …

Typen der Themen-Entfaltung

In St. Jago, der Hauptstadt des Königreichs Chili, stand gerade in dem Augenblicke der großen Erderschütterung vom Jahre 1647, bei welcher viele tausend Menschen ihren Untergang fanden, ein junger, auf ein Verbrechen angeklagter Spanier, namens Jeronimo Rugera, an einem Pfeiler des Gefängnisses, in welches man ihn eingesperrt hatte, und wollte sich erhenken.

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Typen der Themen-Entfaltung

Lage:Zunächst ist noch eine schwache Südwestströmung wetterbestimmend. Ab dem Wochenende gelangt an der Südflanke eines vom Eismeer nach Nordwestrussland ziehenden Hochs kältere Festlandsluft nach Deutschland.

Vorhersage für Deutschland:Heute im Südosten anfangs noch bedeckt und etwas Regen. In den anderen Gebieten nach Nebelauflösung heiter und trocken. Höchsttemperaturen 8 bis 11 Grad. Allgemein schwachwindig aus überwiegend südöstlichen Richtungen. In der kommenden Nacht zunächst vielfach gering bewölkt. Später verbreitet Bildung von Nebelfeldern. Tiefstwerte 6 bis 0 Grad.Morgen zunächst freundlich. Später von Westen her wolkiger, aber nur örtlich etwas Regen. Wenig Temperaturänderung.

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Die narrative Themen-Entfaltung wird hier durch die Kodierung zahlreicher Ereignisse bzw. Zustände, durch ihren Bezug zu verschiedenen Zeitpunkten und Zeitintervallen und deren komplexer Verknüpfung erzeugt.

Situationen, Zustände und Ereignisse werden natürlich auch in verschiedenen anderen, nicht-literarischen Texten beschrieben …

Grundsätzlich könnte ein Wetterbericht also auch entsprechend demKleist'schen Text verfasst werden, was seine Rezeption allerdings erheblich erschweren würde …

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In Berlin, der Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland, erreicht uns ab dem Wochenende, nachdem zuvor noch eine schwache Südwestströmung wetterbestimmend war, die uns zur Zeit recht angenehme Temperaturen bringt, an der Südflanke eines vom Eismeer nach Nordwestrussland ziehenden Hochs kältere Festlandsluft, bei welcher es im Umland anfangs noch etwas regnen, im Wesentlichen nach Nebelauflösung jedoch heiter und trocken sein wird, und zwar bei einem schwachen Wind aus überwiegend südöstlichen Richtungen und Höchsttemperaturen zwischen 8 und 11 Grad, die sich allerdings wesentlich kälter anfühlen werden.

Typen der Themen-Entfaltung

Zunächst ist noch eine schwache Südwestströmung wetterbestimmend. Ab dem Wochenende gelangt an der Südflanke eines vom Eismeer nach Nordwestrussland ziehenden Hochs kältere Festlandsluft nach Deutschland.

Heute im Südosten anfangs noch bedeckt und etwas Regen. In den anderen Gebieten nach Nebelauflösung heiter und trocken. Höchsttemperaturen 8 bis 11 Grad. Allgemein schwachwindig aus überwiegend südöstlichen Richtungen.

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Typen der Themen-Entfaltung

Die narrative Themen-Entfaltung wird hier durch die Kodierung zahlreicher Ereignisse bzw. Zustände, durch ihren Bezug zu verschiedenen Zeitpunkten und Zeitintervallen und deren komplexer Verknüpfung erzeugt.

Situationen, Zustände und Ereignisse werden natürlich auch in verschiedenen anderen, nicht-literarischenTexten beschrieben …

Grundsätzlich könnte ein Wetterbericht also auch entsprechend demKleist'schen Text verfasst werden, was seine Rezeption allerdings erheblich erschweren würde …

Wetterberichte werden also – ebenso wie andere ‚Textsorten‘ – durch weitere, über die Themen-Entfaltung hinausgehende Phänomenekonstituiert.

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Literatur

Kirsten Adamzik, Textsorten – Texttypologie. Eine kommentierte Bibliographie. Münster 1995.

Jannis K. Androutsopoulos, Textsorte Flyer. Online-Paper. Heidelberg 1999.http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~iandrout/flyer/flyer.html

Klaus Brinker, Linguistische Textanalyse. Berlin 20015.

Karl Bühler, Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Frankfurt 1934.

Elisabeth Gülich & Wolfgang Raible (Hg.), Textsorten – Differenzierungskriterien aus linguistischer Sicht. Frankfurt / M. 1972.

Wolfgang Heinemann, Aspekte der Textsortendifferenzierung. In: Klaus Brinker (Hg.), HSK 16, Text- und Gesprächslinguistik. Berlin 2000: S. 523-546.

Angelika Linke, Markus Nussbaumer & Paul R. Portmann, Studienbuch Linguistik. Tübingen 1991; 20045.

Barbara Sandig, Text als prototypisches Konzept. In: Martina Mangasser-Wahl (Hg.), Prototypentheorie in der Linguistik. Tübingen 2000: S. 93-112.

John R. Searle, Eine Klassifikation der Illokutionsakte. In: Paul Kussmaul (Hg.), Sprechakttheorie: Ein Reader. Wiesbaden 1980: S. 82-108.

Manfred Stede, Korpusgestützte Textanalyse. Grundzüge der Ebenen-orientierten Textanalyse. Tübingen 2007.

Egon Werlich, Typologie der Texte. Heidelberg 1975.