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[email protected] D 8512 52. Jahrgang Nr. 6 Montag, 15. Februar 2016 Aufgebockt Die Fregatte „Lübeck“ wird nach 59 404 Seemeilen – das entspricht mehr als zwei Erdumrundungen – in Wilhelmshaven instand gesetzt. Seite 6/7 NACHRICHTEN POLITIK Sicherheitskonferenz Auf der Münchner Sicherheits- konferenz stehen die weltpoliti- schen Brennpunkte auf dem Pro- gramm. Seite 3 ZOOM Der neue Tarndruck Multitarndruck und Schnee- tarndruck heißen die neuen Tarnmuster der Bundeswehr. Ein Blick hinter die Kulissen. Seite 9 SPORT Trainieren für Olympia Der Olympiasieger Oberstabs- feldwebel Christoph Langen trai- niert die deutschen Bob-Piloten. Ein Portrait. Seite 10 VIDEO DER WOCHE: Die Chefredakteurin der Redak- tion der Bundeswehr, Andrea Zückert, im Interview mit dem US-Botschafter John B. Emerson über die wichtigsten sicherheits- politischen Herausforderungen in den kommenden Jahren. Das Interview deutsch- und englischsprachig unter: www.bmvg.de BW CLASSIX: Wenn ABC-Kampfstoffe eingesetzt wer- den, sind die ABC-Abwehrkräfte der Bundeswehr die Spezialisten, um schnell und wirkungsvoll zu helfen. Ein Rückblick im Video. Der Beitrag „ABC Ret- ten und Bergen“ unter www.youtube.com/ bundeswehr. Foto: Wilke/RedBw

Bundeswehr aktuell, Ausgabe Nr. 06, 2016 ... · Jahrgang Nr. 6 Montag, 15. Februar 2016 Aufgebockt ... Computer die Frage richtig versteht, sondern auch, dass er Sprich- ... Die Idee

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52. Jahrgang Nr. 6 Montag, 15. Februar 2016

AufgebocktDie Fregatte „Lübeck“ wird nach 59 404 Seemeilen

– das entspricht mehr als zwei Erdumrundungen –

in Wilhelmshaven instand gesetzt. Seite 6/7

NACHRICHTEN

POLITIK

SicherheitskonferenzAuf der Münchner Sicherheits-konferenz stehen die weltpoliti-schen Brennpunkte auf dem Pro-gramm. Seite 3

ZOOM

Der neue TarndruckMultitarndruck und Schnee-tarndruck heißen die neuen Tarnmuster der Bundeswehr. Ein Blick hinter die Kulissen. Seite 9

SPORT

Trainieren für OlympiaDer Olympiasieger Oberstabs-feldwebel Christoph Langen trai-niert die deutschen Bob-Piloten. Ein Portrait. Seite 10

VIDEO DER WOCHE:

Die Chefredakteurin der Redak-tion der Bundeswehr, AndreaZückert, im Interview mit demUS-Botschafter John B. Emerson über die wichtigsten sicherheits-politischen Herausforderungen in den kommenden Jahren.

Das Interview deutsch-

und englischsprachig

unter: www.bmvg.de

BW CLASSIX: WennABC-Kampfstoffe eingesetzt wer-den, sind die ABC-Abwehrkräfte der Bundeswehr die Spezialisten, um schnell und wirkungsvoll zu helfen. Ein Rückblick im Video.

Der Beitrag „ABC Ret-

ten und Bergen“ unter

www.youtube.com/

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2 aktuell INTERN 15. Februar 2016

EDITORIAL

Tarnung ist ein wesentliches mili-tärisches Mittel. Für Soldaten erfüllt das Tarnmuster mehrere Zwecke. In erster Linie trägt es zum persönlichen Schutz bei: Eine Uniform mit Tarnmuster könnte man als Arbeitsschutz-kleidung für Soldaten bezeich-nen. Darüber hinaus dient es der Identifikation. Fast jede Armee hat ihre eigene Tarnphilosophie. Insider können charakteristische Muster und Farben sofort dem jeweiligen Land zuordnen.

Tarnung ist zudem eine sehr persönliche, fast schon intime Sache. Schließlich verbringen Soldaten einen großen Teil ihres Lebens in Uniform und tragen ihr Tarnmuster direkt am Kör-per. Das gilt auch für die meisten Soldaten der Bundeswehr. Fünf-farbentarndruck, Dreifarbentarn-druck für die Wüste und Winter-tarndruck sind bei der Truppe beliebt. Aus gutem Grund: Ihre Tarnwirkung in den für sie vorge-sehenen Regionen ist beachtlich.

Doch Stillstand bedeutet auch bei der Bundeswehr Rückschritt. Die Einsatzorientierung erfordert in Sachen Tarnung ein Weiter-denken. Ergebnis dieses Prozes-ses sind zwei neue Tarnmuster: Multitarndruck und Schneetarn-druck. Beide wurden im Wehr-wissenschaftlichen Institut für

Werk- und Betriebsstoffe in Erding entwickelt. Was sie kön-nen und wozu man Tarnung heut-zutage überhaupt noch braucht, erfahren Sie auf Seite 9.

Apropos Seite 9. Dem auf-merksamen Leser wird es nicht entgangen sein: Seit Jahresbe-ginn präsentieren wir dort unter der neuen Überschrift „Zoom“ jeweils ein spannendes Thema aus Geschichte und Technik. Dabei geht es um neue Techno-logien und Waffensysteme der Bundeswehr ebenso wie um his-torische Ereignisse oder Entwick-lungen, die sich bis in die heutige Zeit auswirken. Die Redaktion der aktuell hofft, Ihnen damit ein weiteres attraktives Leseangebot zur Verfügung zu stellen.

Stefan RentzschRessort Technik

BILD DER WOCHE

Blumen und Kerzen vor dem Rathaus in Bad Aibling: Am vergangenen Dienstag sind zwei Nahverkehrszüge auf der Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim frontal kollidiert. Elf Menschen starben bei dem Unglück, 80 wurden verletzt. Bei den Rettungsmaßnahmen unterstützte die Bundeswehr mit den Hubschraubern „Bell“ UH-1D.

ZITAT

„Mein Mitgefühl gilt vor allem den Familien der Menschen, die dabei ihr Leben verloren haben.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel über das Zugunglück in Bad Aibling am vergangenen Dienstag.

KALENDERBLATT

Vor 5 Jahren: Am 17. Februar 2011 besiegt der von IBM e ntwickelte Supercomputer „Watson“ zwei Menschen bei der Quizshow „Jeo-pardy“. Dabei besteht die Herausforderung nicht nur darin, dass der Computer die Frage richtig versteht, sondern auch, dass er Sprich-wörter oder auch ironisch gemeinte Aussagen erkennen muss.

Vor 30 Jahren: Am 19. Februar 1986 erreicht das erste Basismodul der sowjetischen Raumstation „Mir“ erfolgreich das All. Das Modul verfügt über mehrere Kopplungsstutzen an denen Transportraumschiffe und Ausbaumodule andocken können. Das Konzept des modularen Aufbaus findet sich auch in der später entwickelten Internationalen Raumstation (ISS) wieder.

Vor 70 Jahren: Am 20. Februar 1946 sterben durch eine Explosion mehr als 400 Menschen im Steinkohlebergwerk „Zeche Grimberg 3/4“. Insgesamt überleben 64 Menschen das schlimmste Gruben- unglück in der deutschen Geschichte. Die Druckwelle in dem 930 Meter tiefen Schacht war so stark, dass sie auch noch an der Oberfläche Arbeiter in den Tod riss.

Vor 90 Jahren: Am 20. Februar 1926 findet in Berlin die erste Grüne Woche statt. Die Idee dahinter: Die traditionelle Wintertagung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Berlin mit einer landwirt-schaftlichen Ausstellung zu verbinden. Heute ist die Grüne Woche mit mehr als 400 000 Besuchern die wichtigste Messe für Agrarwirt-schaft, Ernährungswirtschaft und Gartenbau. (eb)

IMPRESSUMHerausgeber und verantwortlich für den Inhalt:

Bundesministerium der VerteidigungPresse- und InformationsstabStauffenbergstraße 18, 10785 Berlin

Redaktionsanschrift:Redaktion der BundeswehrBundeswehr aktuellReinhardtstraße 52, 10117 BerlinTelefon: (0 30) 886 228 - App.Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41E-Mail: [email protected]

Leitender Redakteur: ( -2421):Vivien-Marie Bettex (vmd)

Vertreter: ( -2420)Hauptmann Patricia Franke (pfr)

Politik: (-2830)Jörg Fleischer (jf)

Streitkräfte/Einsatz:Oberstleutnant Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh, -2860), Major Anika Wenzel (akw), Major Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Hauptmann Katharina Zollondz (kzo), Kapitänleutnant Victo-ria Kietzmann (kie)

Zoom/Sport: Björn Lenz (ble - 2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie),

Personal/Soziales/Vermischtes:Christiane Tiemann (tie -2850) Hauptmann Philipp Ahlers (pah)

Mediendesign:Daniela Hebbel ( - 2650), Oberleutnant Sebastian Nothing, Daniela Prochaska, Eva Pfaender

aktuell als E-Paper und als PDF:Auf www.bundeswehr.de abrufbar

Satz:Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBwIntranet: http://zentraldruckerei.iud

Druck:Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbHKurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf

Erscheinungsweise: Wöchentlich montags

Auflage: 45 000 ExemplareVerteilung innerhalb der Bundeswehr:

Fachinformationsstelle (FISt)/Bibl. ZInfoAPrötzeler Chaussee 20, 15344 StrausbergTelefon: (030) 886 228 - 2670 E-Mail: RedaktionBwMediendisposition@ bundeswehr.org

ISSN: 1618-9086Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernom-men. Namensbeiträge geben die Meinung des Ver-fassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nach-druck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leser-briefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.

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15. Februar 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3

„Starthilfe für die Zukunft“Die Ministerin präsentiert zum Auftakt der 52. Münchner Sicherheitskonferenz Hilfsangebot.

von Jan Marberg

München. Die Bundeswehr will syrische Flüchtlinge in zivi­len Berufen ausbilden. Das kün­digte VerteidigungsministerinUrsula von der Leyen in ihrer Eröff­nungsrede auf der 52. Münchner Sicherheitskonferenz an.

Das Angebot sei eine Hilfe zur Selbsthilfe für die Zeit nach dem Bürgerkrieg: „Es wird für den Wiederaufbau nicht nur neue Steine brauchen, sondern vor allem Menschen mit Zuversicht, und vielfältigen Fähigkeiten,“ so von der Leyen.

Sie erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die

Bundeswehr mit rund 100 Ausbildungsberufen einer dergrößten „Ausbildungsbetriebe“in Deutschland sei. L angfristig stellte die Verteidigungsminis­terin deutsche Unterstützung bei der Ausbildung der syrischenPolizei und des Militärs in Aus­sicht – „wenn es eine anerkannte neue syrische Regierung gibt“.

Zuvor hatte von der Leyennachdrücklich betont, dass denflüchtenden Menschen geholfen werden müsse: „Das ist unsere humanitäre Pflicht und geltendes Recht.“ Gleichzeitig müsse sich der Zustrom verringern. AlleRessourcen seien begrenzt, jede Kraft sei endlich. „Wir müssen sie auf die tatsächlichen Schutzbe­

dürftigen konzentrieren“, so die Ministerin. Darüber hinaus gelte es, die kriminellen Schleuser­netzwerke an den EU­Außen­grenzen zu bekämpfen. In die­sem Zusammenhang begrüßte von der Leyen noch einmal den Beschluss der NATO­Vertei­digungsminister, die Standing NATO Maritime Group 2 in die Ägäis zu entsenden.

Die Münchner Sicherheitskon­ferenz findet vom 12. bis zum 14. Februar in der bayerischen Lan­deshauptstadt statt. An der Tagung nehmen fast 600 Vertreter aus Politik, Diplomatie, Militär und Wirtschaft teil, darunter unter anderem der russische Minister ­präsident Dimitri Medwedew,

US­Außenminister John Kerry, sein russischer Amtskollege Sergej Lawrow und der deutsche Außenminister Frank­WalterSteinmeier.

Im Mittelpunkt der Tagung ste­hen der Bürgerkrieg in Syrien und die Flüchtlingskrise. Erst in der Nacht vor Beginn der Konferenz hatten die Mitglieder der Inter­nationalen Syrien ­Unterstützer­Gruppe, zu denen auch die USA, Russland, Deutschland, der Iran und Saudi­Arabien gehören, eine Feuerpause zwischen den syri­schen Konfliktparteien verein­bart, die innerhalb von sieben Tagen in Kraft treten soll.

Mehr auf www.bmvg.de

NATO soll aufklären und überwachen Verteidigungsminister handeln im Kampf gegen Schleuser und verstärken Truppen im Osten.

Brüssel. „Entscheidend ist, dass wir jetzt schnell handeln.“ Mit diesen Worten begrüßte Vertei­digungsministerin Ursula vonder Leyen die Ini tiative vonDeutschland, Griechenlandund der Türkei beim NATO­ Verteidigungsministertreffen am vergangenen Donnerstag in Brüssel.

Dort einigten sich dieNATO­Verteidigungsminister auf eine Mission zur Seeraum­überwachung in der Ägäis. Da rü­ber hinaus sprachen sie sichfür zusätzliche Maßnahmenzur kollektiven Sicherheit und Abschreckung aus.

In ihrem Strategischen Konzept von 2010 hat die NATO den trans­nationalen und illegalen Handel mit Waffen, Drogen und Menschen bereits als eine mögliche Bedro­hung des Bündnisgebiets bezeich­

net. Der nun beschlossene Einsatz in der Ägäis zielt auf die Überwa­chung und Aufklärung der Flücht­lingsbewegungen und Schlepperak­tivitäten in den Gewässern zwischen Griechenland und der Türkei ab.

Deutschland hat sich für eine entsprechende NATO­ Missioneingesetzt und war an der notwendigen Einigung zwischen den betroffenen Ländern über die Umsetzung beteiligt. Nach dem Grundsatzbeschluss wird geprüft, ob die Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG 2) für die Überwachungsmission in der Ägäis eingesetzt werden kann. (stö)

Mehr Informationen zu

diesem Thema unter:

www.bmvg.de.

Grübel würdigt Helden des Alltags

Ellwangen. Der Parlamenta­rische Staatssekretär Markus Grübel hat am vergangenen Frei­tag in Ellwangen die Landeserst­aufnahme­Einrichtung (LEA) besucht. Dabei informierte er sich über das Schulprojekt „Stille Helden des Alltags“. Die dortige Einrichtung wird von der Bun­deswehr unterstützt. Gemeinsam mit dem Standortältesten Oberst­leutnant Ralf Röttger und den Schülerinnen eines Plochinger Gymnasiums, Ann­Kristin Seiter und Lina Pussert, besichtigte Grübel die Erstaufnahmestelle. Das Projekt der Schülerinnen „Stille Helden des Alltags“ han­delt von Menschen, die freiwillig Dienst für die Allgemeinheit tun und sich so besonders auszeich­nen. So etwa Gerd Höflacher. Der 43­Jährige ist Hauptfeld­webel der Reserve und militäri­scher Berater des LEA­Leiters, Berthold Weiß. Bei dieser Gele­genheit hob Grübel die Leistungs­bereitschaft der Menschen her­vor, die in der Flüchtlingshilfe tätig sind. Wahre Helden defi­niert er als „Menschen, die sich kontinuierlich für eine Sache engagieren“. Davon gebe es in der Bundeswehr eine Menge, so der Staatssekretär. (tss)

Cyber-Abwehr: NATO und EU kooperieren

Brüssel. Die NATO und die EU haben bei der Abwehr von Cyber­Angriffen eine engere Zusammenarbeit beschlossen. Beide Seiten unterzeichneten am vergangenen Mittwoch in Brüssel eine Vereinbarung, die einen intensiveren Austausch technischer Informationen zwi­schen den Abwehrzentren bei­der Seiten vorsieht. NATO­ Generalsekretär Jens Stoltenberg nannte dies einen Schritt, gegen „hybride Bedrohungen“ vorzu­gehen. Ziel sei es, die Vorbeu­gung gegen Cyber­Angriffe, ihr Aufspüren und ihre Bekämpfung zu verbessern. Konkret geht es um die engere Zusammenarbeit zwischen der NATO Computer Incident Response Capability (NCIRC) und dem Computer Emergency Response Team der EU (CERT­EU). Seit dem Ukraine ­ Konflikt gilt die Cyber­Abwehr als Teil einer Abwehr hybrider Kriegsführung. Die NATO hatte im Dezember vergangenen Jah­res eine entsprechende Strategie beschlossen. (mt)

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Weltpolitische Bühne: Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen eröffnet mit ihrer Rede die 52. Münchner Sicherheitskonferenz.

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Im Notfall: Die Marine rettet Menschen aus Seenot.

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4 aktuell POLITIK / HINTERGRUND 15. Februar 2016

„Syrien liegt in unserer Hand“Die Syrien-Kontaktgruppe unternimmt weitere Bemühungen, den Konflikt zu entschärfen.

von Christof Meißner

München. Vor der Münchner Sicherheitskonferenz haben am vergangenen Donnerstag Ver-treter von 17 Staaten und drei internationalen Organisationen in der bayerischen Landeshaupt-stadt über eine Waffenruhe in Syrien beraten.

Dabei einigten sich die Teil-nehmer auf einen Kompromiss: Nach fünf Jahren Bürgerkrieg sollen binnen einer Woche die Waffen schweigen. Doch US- Außenminister John Kerry dämpfte die Erwartungen: Es seien nur „Zusagen auf Papier“. Der Realitätstest komme erst noch. Auch Deutschlands Außen-minister Frank-Walter Steinmeier wollte nicht von einem Durch-bruch sprechen.

Die USA, Russland und wich-tige Regionalmächte hatten sich zuvor auf einen Zeitplan für eine Feuerpause verständigt. Angriffe auf die Terrororganisation Isla-mischer Staat (IS).

Schnellere humanitäre Hilfe für Syrien

Diplomaten wollen auf eine vorübergehende „Einstellung der Feindseligkeiten“ innerhalb von einer Woche hinarbeiten, teilte Kerry mit. Zudem solle es schnellere humanitäre Hilfe für belagerte Zivilisten in Syrien geben. Bis zu einer umfassen-den Waffen ruhe sei aber noch viel zu tun, mahnte auch Kerry.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte bei einem Treffen mit seinem US-Kollegen Kerry, Moskau habe „ziemlich

konkrete Vorschläge“ vorgelegt. Der Syrien-Kontaktgruppe

gehören neben 17 Staaten die Vereinten Nationen, die Arabi-sche Liga und die Europäische Union an. In München hielten sich neben Kerry, Lawrow und Steinmeier unter anderen auch der UN-Sonderbeauftragte für Syrien, Staffan de Mistura, und die EU-Außenbeaufragte, Federica Mogherini, auf.

Die Fronten zwischen der syrischen Staatsführung, deren Streitkräfte von Russland mit Luft angriffen unterstützt wer-den, und ihren Gegnern sind ver-härtet. Insbesondere in der Pro-vinz Aleppo nahm die Gewalt in den vergangenen Tagen wieder massiv zu. Friedensgespräche im

schweizerischen Genf wurdenzuletzt auf das Monatsende vertagt. Russlands Vizeaußen-minister Gennadi Gatilow machte dafür die Gegner von Syriens Staatschef Baschar al-Assad verantwortlich.

Ministerin warnt vor doppeltem Spiel

Deutschlands Außenminister Steinmeier mahnte, es müsse gelingen, „die Spirale von Gewalt und Gegengewalt jetzt zu durch- brechen“. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte zuvor beim NATO-Verteidigungs-ministertreffen in Brüssel ein „doppeltes Spiel“ Russlands kritisiert. Moskau wolle „einer-

seits Vertrauen aufbauen“ und unterstütze „andererseits Assad bei den Angriffen gegen die Zivilbevölkerung“. In München mahnte am vergangenen Don-nerstag die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini, die Zukunft Syriens liege „in unseren Hän-den“.

Syriens wichtigste Oppositi-onsgruppe, das Hohe Verhand-lungskomitee (HNC), forderte ein Ende der „russischen Aggres-sion gegen das syrische Volk“. Rasch müssten zudem „humani-täre Fragen“ gelöst werden, sagte HNC-Sprecher Salim al-Muslat in München. Der syrischeBürger krieg dauert seit fast fünf Jahren an, mehr als 260 000 Men-schen wurden getötet.

Ein Freund der Deutschen Frankreich hat mit Jean-Marc Ayrault einen neuen Außenminister – früher war er Deutschlehrer.

Paris. Frankreichs Staatschef François Hollande hat mit einer Regierungsumbildung Kursauf die Präsidentschaftswah-len 2017 genommen und das Amt des Außenministers neu besetzt. Der Sozialist ernannte am vergangenen Donnerstag sei-nen früheren Premierminister Jean-Marc Ayrault zum Nach-folger des scheidenden Chef - diplomaten Laurent Fabius.

Deutschlands Außenminis-ter Frank-Walter Steinmeier begrüßte am vergangenen Don-nerstag die Ernennung des aus-gewiesenen Deutschlandkenners Ayrault zum neuen Außen-minister. Er freue sich, dass mit Ayrault ein „Deutschland sehr verbundener französischer Politi-

ker“ Außenminister werde, sagte Steinmeier in München. „Jean-Marc Ayrault, ich rufe dir von hier aus ein ‚Bienvenue‘ zu und

freue mich auf die gemeinsame Zusammenarbeit mit dir.“

Ayrault, der als früherer Deutschlehrer sehr gut Deutsch

spricht, war nach Hollandes Sieg bei der Präsidentschaftswahl 2012 Premierminister geworden. Nach der Niederlage der Sozia-listen bei den landesweiten Kom-munalwahlen im März 2014 und wegen ausbleibender Erfolge im Kampf gegen Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit musste er jedoch seinen Hut nehmen.

Ayrault folgt auf Fabius, der nunmehr Präsident des franzö-sischen Verfassungsrats wer-den soll. Auf einen Wechsel ins Außenministerium hatteaber auch Umweltministerin Ségolène Royal gehofft. Sie war Präsident Hollandes frühere Lebenspartnerin. Die 62-jährige Royal bleibt aber in ihrem bishe-rigen Ministerium. (cp/cfm)

In Nigeria Anschlag auf Flüchtlingscamp

Maiduguri. Bei einem Anschlag in einem Flüchtlingscamp inNigeria sind dutzende Menschen getötet worden. Der doppelteSelbstmordanschlag wurde amvergangenen Dienstag im LagerDikwa verübt, in dem Menschen vor der Islamistengruppe BokoHaram Zuflucht suchen. Dies teil-ten Rettungskräfte im nordöst-lichen Bundesstaat Borno mit.Demnach sprengten sich zweiFrauen in die Luft und rissenmindestens 35 Menschen mit inden Tod. Fast 80 Menschen wur-den verletzt. Der Doppelanschlag gilt unter Experten als Rache-aktion für Armeeangriffe in der vergangenen Woche auf drei Dörfer nahe der Stadt Kalabalgein Borno, die als Hochburgenvon Boko Haram gelten. Dabeiwaren dutzende militante Kämpfer getötet worden. (bt)

UNO schlägt Alarm in Krisenregion Darfur

Dafur. Die UNO hat Alarm wegen der verzweifelten Lage zehntausender Flüchtlinge in der westsudanesischen Krisenregion Darfur geschlagen. Die humani-täre Situation sei „schrecklich“, den Menschen fehle es „praktisch an allem“, sagte die UN-Koor-dinatorin für humanitäre Ange-legenheiten, Marta Ruedas, in der vergangenen Woche. Mitte Januar waren in der Region Dschebel Marra heftige Kämpfe zwischen Regierungstruppen von Präsident Omar al-Baschir und Rebellen einer Untergruppe der Sudanesischen Befreiungsarmee(SLA) ausgebrochen. Dabeisetzte die Armee auch die Luft-waffe und die Artillerie ein. Die UN-Behörde für die Koordinie-rung humanitärer Hilfe (Ocha) erklärte, es seien rund 38 000 Menschen in den Bundesstaat Nord-Darfur geflohen. (jpf)

Direkte Verhandlungen mit Taliban um Frieden

Kabul. Die radikalislamischen Taliban und die afghanischeRegierung sollen nach den Erwar-tungen einer internationalenKoordinierungsgruppe Ende dieses Monats zu direktenFriedensverhandlungen zusam-mentreffen. Am Ende eines „Ver-söhnungsprozesses“ solle dann ein Ende der Gewalt und ein „dauerhafter“ Friede in Afgha-nistan stehen, erklärten Vertreter Afghanistans, Pakistans, Chinas und der USA nach Gesprächen in Islamabad. Pakistan sprach sich dafür aus, möglichst viele afgha-nische Taliban-Gruppen an den geplanten Friedensverhandlungenzu beteiligen. (ao/gt)

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Krisentreffen: Russlands Außenminister Sergej Lawrow, US-Außenminister John Kerry und der UN-Sonderbeauftragte für Syrien Staffan de Mistura erläutern ihre Positionen (v.l.).

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Versierter Deutschlandkenner: Frankreichs neuer Außenminister Jean-Marc Ayrault. Er ist der Nachfolger von Laurent Fabius.

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15. Februar 2016 EINSATZ / BUNDESWEHR aktuell 5

Arbeiten in der Sahel-ZoneMINUSMA: Im Norden Malis errichtet das erste deutsche Kontingent das Camp in Gao.

von Nicole Griebel

Gao. In den ersten Tagen war fast alles irgendwie neu und doch für viele der deutschen Soldaten auch wieder nicht. Neu war ihr Einsatzgebiet – die Wüste im Norden Malis. Neu ist für viele auch, als erste Deutsche vor Ort zu sein und ein neues Kontin-gent aufzubauen. Nicht neu sind für fast alle Soldaten das Leben und der Alltag im Einsatz, denn viele von ihnen waren mindestens einmal zuvor in einem der derzeit

sechzehn Einsatzgebiete der Bundeswehr.

Das deutsche Kontingent bei MINUSMA (Multinationale Integrierte Stabilisierungmis-sion der Vereinten Nationen in Mali) wird innerhalb des nieder-ländisch geführten Camp Nestor aufgebaut.

Duschen geht – aber nur vier Minuten

„Als Spieß für die Frauen und Männer des ersten deutschen

Einsatzkontingents bin ich fürdas Rundum-Sorglos-Paket zuständig“, beschreibt Ober-stabsfeldwebel Marc-André P.seine Tätigkeit als Kompaniefeld-webel. Ebenso übernahm er dieInfrastruktur, die in der kom-menden Zeit zur Heimat für diedeutschen Soldaten in Gao wird: Die Wohn- und Arbeitscontainer sowie die Übergangszelte.

In der Wüste ist das Wasserkostbar. „Deshalb gibt es hier auch eine Duschbegrenzung – nichtmehr als vier Minuten am Tag pro Soldat“, so der Spieß weiter. Das wird schnell zu einer Belastung,wenn die gefühlten Temperaturen ab Juni Spitzen werte um die 65Grad Celsius erreichen – extreme Herausforderungen für die Solda-ten und ihr Material.

Hämmern und Schrauben im Akkord

Wenn es in Gao innerhalb weniger Minuten nach strahlen-dem Sonnenschein pechschwarze Nacht wird, merken die Soldaten der Instandsetzung, was sie über den Tag geleistet haben. Vom Aufbau der Zelte bis hin zum Bau von sogenannten Entladekisten für die Waffen – alles haben die Soldaten in Handarbeit in den vergangenen Tagen erledigt. Jedes einzelne Brett wurde auf Maß gesägt, unzählige Nägel wurden eingeschlagen. Aber wenn ein Werkzeug mal nicht griffbereit war oder eine Kiste an ihren endgültigen Bestimmungs-

ort transportiert werden musste, konnten sich die Instandsetzer auch stets auf ihre niederländi-schen Kameraden verlassen.

Die deutschen Soldaten über-prüfen darüber hinaus ebenso die kürzlich eingetroffenen fünf geschützten Fahrzeuge vom Typ „Dingo“, um sie später an die Kraftfahrer zu übergeben.

Der Nachschub rollt nach Nordmali

Ein paar Meter weiter sind diedeutschen Logistiker unterge-bracht. Leutnant Darry M. undseine sieben Soldaten habenhier in der vergangenen Wocheunzählige Materialnachweiseausgestellt, Bestände sortiert,auf- und umgeräumt sowie ein-gelagert. Auch die Waffenkam-mer des Deutschen Kontin-gents haben sie bereits aus demBoden gestampft. „Da wir nochkeine schweren Maschinen hier haben und noch keine vernetztenErfassungssysteme, machen wir momentan alles von Hand“,erklärt der Leutnant.

Eine weitere Herausforderungin diesen Tagen: Die ersten 13von rund 30 Paletten sind ein-getroffen: Batterien, Kabeltrom-meln, IT-Ausstattungen und wei-teres Verbrauchsmaterial. AlleBestandteile der Lieferungenmüssen entladen, ausgepackt,gezählt und eingelagert werden,um anschließend den deutschenSoldaten in Gao zur Verfügungzu stehen.

Schutz für einen FlugzeugträgerFregatte „Augsburg“ ist Teil des multinationalen Flugzeugträgerverbands bei „Counter Daesh“.

Abu Dhabi. Seit AnfangDezember 2015 gehört die Fregatte „Augsburg“ zum maritimen Schutzverband des französischen Flugzeugträgers„Charles de Gaulle“. Kapitän-leutnant Daniel S., der Zweite Schiffseinsatzoffizier der „Augs-burg“, beschreibt das Aufgaben-feld in diesem Einsatz.

„Ein Flugzeugträger ist ein strategisches Waffensystem, das immer besonderen Schutz benötigt, egal wo er operiert“, sagt Daniel S. Die „Augsburg“ trägt im Verband zur weiträumi-gen Absicherung des Flugzeug-trägers bei.

So dient die Fregatte beispiels-weise als vorgeschobener Sensor für eine mögliche Bedrohung.

Je näher die „Augsburg“ am Flugzeugträger stehe, desto mehr Bedeutung gewinne ihr Schutz auftrag. Je weiter sie ent-fernt sei, desto wichtiger werde der Beitrag zum weiträumigen Lagebild. Meist stünden zwei, idealerweise sogar drei Schiffe um die „Charles de Gaulle“. Dazu kommen noch ein Versorger und Schiffe, die als Reserve dienen, wenn ein Teil des Verbands zur Nachversorgung einen Hafen ansteuern muss.

Neben den militärischen gibt es auch seemännische Faktoren, welche die Besatzung beach-ten muss: „Ein Flugzeugträ-ger benötigt für seine Opera-tionen immer rund 30 Knoten (rund 60 Kilometer pro Stunde)

Wind auf dem Flugdeck, damit die Jets sicher starten und la nden können. In einer windarmen Region wie dem Persischen Golf bedeutet dies, dass der rund 45 000 Tonnen verdrängende Koloss stets mit hohen Geschwin-

digkeiten fährt, weil er seinen Wind selbst erzeugen muss.“ Damit durch das Fahrverhal-ten die Handelsschifffahrt nicht gefährdet wird, wird das gemein-sam aufgebaute Lagebild zur Routenplanung genutzt. (rrd)

Gauck bei deutschen Soldaten in Mali

Bamako. Für BundespräsidentJoachim Gauck stand vergangenen Freitag während seiner Afrikareise ein Besuch bei den deutschen Sol-daten in Mali auf dem Programm. Seine Reise sah neben einem Gespräch mit dem malischen Präsidenten Ibrahim BoubacarKeita auch das Treffen mit Ver-tretern von Hilfsorganisationen und den verschiedenen inter-nationalen Missionen vor. Am Nachmittag sollte der Besuch des Trainingscamps der europä-ischen Trainingsmission Mali in Koulikoro sowie des deutschen Camps vor Ort folgen. Mit seiner Reise wollte er das internationale Engagement der deutschen Solda-ten, Polizisten und zivilen Hilfs-kräfte würdigen. (eb)

Lammert für einen Tag in Incirlik

Incirlik. Bundestagspräsident Norbert Lammert hat Anfang Januar das deutsche Einsatzkon-tingent der „Operation Counter Daesh“ im türkischen Incirlik besucht. Lammert betonte, es sei ihm wichtig, eigene Eindrücke von dem Einsatz zu gewinnen. Darüber hinaus dankte er den tür-kischen Gastgebern für die Gast-freundschaft und gute Koopera-tion mit der Deutschen Luftwaffe. In einer Diskussionsrunde sprach er den Soldaten seinen Respekt für ihre Arbeit aus und wünschte weiterhin einen unfallfreien und erfolgreichen Einsatz. (eb)

Besatzungswechsel am Horn von Afrika

Dschibuti. Anfang Februar ist die Besatzung der Korvette „Erfurt“ bei Atalanta abgelöst worden. Die Korvette ist mit wechseln-den Besatzungen seit August 2015 am Horn von Afrika im Einsatz. Korvettenkapitän Robert Schmidt, Kommandant der „Char-lie“-Besatzung des 1.  Korvet-tengeschwaders, übergab die „Erfurt“ an Fregattenkapitän Thomas Klitzsch, den Komman-danten der „Delta“-Besatzung. Für die neue Besatzung stehen mehrere Wochen bei der Opera-tion Atalanta an, bevor sie mit der „Erfurt“ zum UNIFIL-Ein-satz in das östliche Mittelmeer wechselt. Die Korvette „Erfurt“ wird voraussichtlich Mitte Juni in ihren Heimathafen Warnemünde zurückkehren. (eb)

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Schweißtreibend: Die ersten 13 Paletten Material werden entladen.

Schon eingetroffen: Geschützte Fahrzeuge des Typs „Dingo“.

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Zweiter Schiffseinsatzoffizier der „Augsburg“: Kapitänleutnant S.

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„Lübeck“ auf dem Trockenen

von Björn Lenz

Wilhelmshaven. Zentimeterfür Zentimeter nähert sich dasHeck der Fregatte „Lübeck“ derEinfahrt des Schwimmdocks.Zwei graue Schlepper – einerlinks vom Bug, einer rechts vomHeck – versuchen, die gut 130Meter lange Fregatte rückwärtsvor das Dock zu bugsieren. Imdichten Nebel dieses Morgenskeine leichte Aufgabe. Vonder Brückennock beobachtenKommandant Fregattenkapitän Matthias Schmitt, sein ErsterOffizier und der Navigations-offizier kritisch das Manöver.„Wenn der vordere Schlepperuns jetzt noch ein Stückchennach Backbord zieht, müsste espassen“, kommentiert Schmittden Verlauf des Präzisionsma-növers.

Spätestens alle drei Jahre müssen Kriegsschiffe in der Werft instandgesetzt werden. aktuell war beim Eindocken dabei.

Seit Anfang Oktober komman-diert der 41-Jährige die „Lübeck“, heute muss er sein Schiff sicher in die Neue Jadewerft in Wilhelms-haven bringen. „Die eigentliche Arbeit machen zwar die Schlep-per, verantwortlich ist aber trotz-dem immer der Kommandant“, erklärt Schmitt. In den nächsten Monaten wird die gut 30 Jahre alte Fregatte im Dock nach rund drei Jahren turnusmäßig wieder auf Vordermann gebracht.

Vor dem Docken wird das Schiff ausgeräumt

Gut drei Wochen hat seine Besatzung die „Lübeck“ bereits auf ihren Werftaufenthalt vor-bereitet. Alles, was nicht unbe-dingt für die kurze Fahrt vom Wilhelmshavener Marinearsenalzur wenige hundert Meter ent-

fernten Werft notwendig ist, wurde ausgebaut und in Con-tainern verstaut. Ein Blick in die Offiziermesse macht das deutlich: Normalerweise ist der Raum auf dem Hauptdeck das Wohnzimmer der Offiziere. Heute verlieren sich zwei Tische und einige Kisten in der leer geräumten Fläche. Auch das Bordgeschütz auf dem Vor-schiff und die übrigen Waffen-systeme sind bereits demontiert und warten im Marinearsenal auf ihre Rückkehr an Bord.

Mittlerweile haben die beiden Marineschlepper die Lübeck exakt vor dem gefluteten Schwimmdock ausgerichtet. Der kritische Moment des Manövers ist gekommen: Die Fregatte wird auf beiden Seiten des Docks fest-gemacht und dann rückwärts hin-eingezogen. „Wenn jetzt einer der Festmacherdrähte bricht, können

wir nichts mehr machen“, erläu-tert der Kommandant. Liefen bis-her die Maschinen des Schiffes mit, um im Notfall jederzeit ein-greifen zu können, müssen sie nun heruntergefahren werden: „Im Dock haben wir zu wenig Wasser unter den Schrauben.“ Im schlimmsten Fall könnte jetzt eine plötzliche Windböe die Fre-gatte gegen die Außenwand des Schwimmdocks drücken.

Während des mehrmonatigen Aufenthalts in der Werft wird die Fregatte der 122er-Klasse nicht nur einen komplett neuen

Anstrich erhalten, auch tief imSchiff wird sich einiges tun.„Zwei unserer vier E-Diesel zur Stromversorgung werden kom-plett ausgetauscht“, beschreibtder Schiffstechnik-Offizier Markus Kohrt die größte Bau-stelle im Maschinenraum.

Zwei Diesel müssen ausgetauscht werden

Die Herausforderung: Die rund 1300 PS starken, tonnen-schweren Generatoren pas-sen nicht durch die schmalen

Schotten. „Wir bauen deshalbdie über dem Maschinenraum lie-gende Kombüse und ihre Lager-räume komplett aus“, sagt Kohrt. „Damit kommen die Montagelu-ken frei und wir können die Die-sel nach oben herausheben.“

Für die mehr als 200-köpfigeBesatzung bedeutet die Werftlie-gezeit eine entscheidende Unter-brechung der normalen Dienstrou-tine: Die gewohnten Unterkünfte an Bord werden gegen eineKaserne eingetauscht. Teile derBesatzung kehren weiter täglichauf das Schiff zurück, um gemein-

sam mit den Werftarbeitern an deInstandsetzung zu arbeiten. Andernutzen die Zeit zum Urlaub mit deFamilie – oder gehen auf Lehrgänge. Viele Soldaten unterstützeandere Schiffe im Einsatz.

Inzwischen ist die Fregattsicher im Schwimmdock festgemacht. FregattenkapitäSchmitt ist zufrieden. „Das waein schönes Manöver, hat alles sgeklappt, wie wir uns das vorgestellt haben.“

Bevor die Arbeiten am Schifbeginnen können, muss die „Lübeck“ nun noch aus dem Wasser

Auf beiden Seiten des Schiffes werden stabile Stahlstützen befes-tigt, um ein Umkippen zu verhin-dern. „Auf dem Boden des Docks liegt die Pallung, auf die unser Kiel aufsetzen kann“, erläutert Korvettenkapitän Kohrt. Wie ein Auto auf einer Hebebühne wird das Kriegsschiff so im Dock auf-gebockt. Nun wird das Wasser aus den Ballasttanks des Schwimm-docks gepumpt. Dock und Fre-gatte heben sich zentimeterweise aus dem grauen Hafenwasser. Eine knappe Stunde später liegt das Schiff auf dem Trockenen.

Instandsetzung, warum?

Nachdem eine Fregatte in Dienst gestellt worden ist, folgt eine einjährige Erprobungsfahrt. Dieser schließt sich bereits der erste Werftaufenthalt an, die sogenannte „Garantie-Werft-liegezeit“. Hier werden die letzten Arbeiten am Schiff vor-genommen, damit das Schiff für die Marine vollständig ein-satzbereit ist.

Anschließend gehen die Schiffe alle zwei bis drei Jahre für ungefähr sechs Monate in die Werft. Zwischen diesen geplanten Werftaufenthalten werden die Schiffe nach Bedarf instandgesetzt. Schäden, die nicht sofort behoben werden müssen, werden gebündelt und während einer „außerplanmä-ßigen Liegezeit“ repariert, ausgebessert oder gar getauscht.

Reparaturen, die keinen Aufschub erlauben, werden mit einer „Sofortinstandsetzung“ durchgeführt. (uh)

Fregatte „Lübeck“Klasse F 122

Bemaßung

38,5 m

14,6 m

130,5 m

Technische Daten

Verdrängung 3680 Tonnen

Geschwindigkeit 30 kn (ca. 56 km/h)

Tiefgang 6 Meter

Besatzung 219 Mann

Antrieb Zwei Gasturbinen und zwei Dieselmotoren mit einer Leistung von 38 000 kW (51 600 PS)

Hubschrauber

Der Sea Lynx ist der verlänger-te Arm der F 122. Er ist für die Uboot-Jagd, aber auch für den Personen- und Materialtrans-port ausgelegt.

Flugdeck Ein Sea-Lynx-Bordhubschrauber kann auf der Fregatte landen und starten. Im Hangar ist Platz für zwei.

Nahbereichsverteidigung Zwei RAM-Starter (Rolling Airframe Missile) schützen das Schiff vor See-zielflugkörpern auf kurze Distanzen.

Rundsuchradar Das TRS 3D/32 entdeckt und verfolgt automatisch bis zu 400 Ziele und übergibt die Daten an die Waffen-systeme.

Speedboot as Motorboot ist das ransportmittel der Marine-

nfanterie. Es bewährt sich ber auch bei der Seenot-ettung.

AGM-84 Harpoon Zwei Vierfachstarter verschießen die Flugkörper gegen maritime Ziele auf über 100 Kilometer Entfernung.

Bewaffnung

ie RAM (oben) hat eine Treffer-ahrscheinlichkeit von über 5 Prozent. Die Harpoon (unten) tartet mithilfe eines Boosters, er nach dem Start der Rakete bgeworfen wird.

Bordkanone Das vollautomatische Geschütz mit 76-Millimeter- Kaliber kommt gegen Luft- und Seeziele zum Einsatz.

Sonar as Bugsonar dient dem ufspüren von Ubooten. eine Ortungsreichweite eträgt bis zu 18 Kilometer.

Mehr im Video unter

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Neblig: Zwei Marineschlepper schleppen die „Lübeck“ vom Marinearsenal in die nahe Werft. Briefing: Der Erste Offizier weist die Besatzung in das Eindockmanöver ein.

Imposant: Das Schwimmdock kann bis zu 8000 Tonnen tragen.

Trocken: Im Dock hat die „Lübeck“ kein Wasser unter dem Kiel.

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8 aktuell BUNDESWEHR 15. Februar 2016

Naturschutzgebiet, Felderbestellung, Kartoffelernte: Major Marianne Bö berät die übende Truppe bei „Cold Response“ in allen Fragen des Umweltschutzes.

Großübung, umweltzertifiziertBei der NATO-Übung „Cold Response“ legen die norwegischen Gastgeber Wert auf umweltgerechtes Verhalten. Speziell geschulte Offiziere klären über die gesetzlichen Vorgaben auf und überwachen die Einhaltung der Regeln.

von Markus Tiedke

Trondheim. „Wir üben auf pri-vatem Grund. Mittelnorwegen ist dicht besiedelt und wird intensiv bewirtschaftet. Etwa 30 Prozent der Kartoffelernte des Landes werden hier eingebracht. Ich bitte Sie, dies im Hinterkopf zu behal-ten.“ Unter den Vertretern des norwegischen Joint Headquarters nimmt Major Marianne Bö eine Sonderrolle ein. Als Stabsoffizier für Umweltschutz der norwegi-schen Streitkräfte achtet sie bei militärischen Übungen auf einen möglichst schonenden Umgang mit der Umwelt. Eben darüber referiert Bö Anfang Januar bei

einer Planungskonferenz für die in diesen Tagen beginnende NATO-Übung „Cold Response“.

Die Erwähnung der Kartoffeln bringt ihr erwartungsgemäß eini-ges Amüsement unter den Soldaten ein. Doch die Kernbotschaft – mit Charme und Humor überbracht – kommt an: Achtet auf die Umwelt. „In Norwegen arbeiten wir schon länger daran, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit auch bei den Streit-kräften zu schärfen“, erklärt sie. Dieser Ansatz einer sozusagen „grünen Armee“ stammt aus der Zeit der ehemaligen Ministerprä-sidentin Gro Harlem Brundtland.

„Als ich 1990 den Streitkräften beitrat, gab es in der Truppe

eigens Offiziere, die für die Erfas-sung der durch das Militär ver-ursachten Schäden zuständig waren. Die liefen quasi hinter den Einheiten her und führten Buch“, berichtet die 50-Jährige.

Schäden in Millionenhöhe

Nicht selten sei es dennoch mit den Grundstückseigentümernzu Streit über den Schadens-ersatz, namentlich dessen Höhe, gekommen. Mitunter habe die Armee nach großen Übungen mehr als zehn Millionen norwe-gische Kronen – heute rund eine Million Euro – bezahlt. Doch schlimmer noch als die finan-ziellen Schäden sei der Image-schaden für die Armee bei der Bevölkerung gewesen. „Viele Leute hatten die Militärmanöver satt“, sagt Bö.

„Das ist seit den 90er Jahren mit den beauftragten Umwelt-schutzoffizieren besser gewor-den.“ Mittlerweile leistet sich die norwegische Armee zwölf „Hauptamtliche“, daneben gibt es

viele „Teilzeit-Umweltschützer“.Hauptverantwortliche wie Bö werden bei der Planung von Übungen einbezogen. Sie ken-nen Regionen, Strukturen und Bedürfnisse. Schon die Wahl der Jahreszeit kann entschei-dend sein“, sagt Bö. Übungen zur Erntezeit oder in der Phase der Felderbestellung im Früh-jahr werden vermieden. Ist der Boden dagegen gefroren, bleiben die Schäden an der Ackerkrume überschaubar.

Aufklären macht aufmerksam

Derlei Rücksicht zahlt sich aus. Heute betragen die Schäden in der Regel zwei bis drei Milli-onen Kronen. Immer noch viel Geld. „Aber die Menschen sehen, dass wir ihre Probleme ernst neh-men und versuchen, die Schäden auf ein Minimum zu reduzieren.“ Außerdem werde Wert darauf gelegt, Schäden schnell zu erfas-sen und fair zu regulieren.

Ein weiterer Punkt betrifft die Aufklärung. „Jeder Übungsteil-

nehmer erhält von uns ein Heft mit umweltrelevanten Informati-onen. Auch bei Cold Response.“ Darin ist genau niedergelegt, wie viel Abstand von Ortschaften, landwirtschaftlichen Betrieben und sonstiger kritischer Infra-struktur zu halten ist. Auf groß-formatigen Karten sind zudem alle „No-Go-Areas“ ausgewie-sen. Und für den Fall der Fälle gibt es eine permanent besetzte Hotline.

Bei „Cold Response“ werden auch die „Damage Officers“ wieder ausschwärmen. Neben Aufklärung im Vorfeld ist eben auch Kontrolle während der Übung vonnöten. „Aber wir sehen, dass das Bewusstsein für Umwelt fragen bei allen Nationen wächst“, konstatiert Bö.

Schweden etwa entsendet vier „Environmental Protection Officers“ zur Großübung „Cold Response“. Das U.S. Marine Corps schickt ebenfalls einen. Ihr Wissen hat Bö an der NATO-Schule in Oberammergau schon häufiger auch an deutsche Soldaten vermittelt.

Arbeitszeitrichtlinie im BlickGeneralinspekteur besucht die Truppe und holt Erfahrungen ein.

Höxter/Marienberg/Holzminden. Mit der Umsetzung verschiedener, teils sehr bedeutender Struktur-entscheidungen steht die Bundes-wehr seit längerem vor großen Herausforderungen. Auf der Ebene des Personaleinsatzes hat die Einführung der Europäischen Arbeitszeitrichtlinie diesen Trend noch verstärkt.

Auch deshalb hat der General-inspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, in der vergangenen Woche mehrere Dienststellen in ganz Deutsch-land besucht. Wieker wandte sich bei seinen Truppenbesuchen

besonders an die Führungsebenen der Teilstreitkräfte und militä-rischen Organisationsbereiche.Erste Station der Reise war Höxter. Beim ABC-Abwehr-bataillon 7 informierte er sich über die personelle und materielle Einsatzbereitschaft.

Aufgrund seiner Speziali-sierung ist das Bataillon im Einsatz besonders häufig gefordert. Fähigkeiten wie das Aufspüren von A- und C-Kampfstoffen, Dekontami-nation und Wasseraufbereitung müssen im Grunde permanent verfügbar sein – und ständig

geübt werden. Entsprechend hoch ist die Belastung für die Soldaten.

Im Gespräch mit den Sol-daten ließ sich Wieker auch erste Erfahrungen mit der EU- Arbeitszeitrichtlinie schildern und nahm Anregungen der Kameraden mit.

Wieker machte auch beim Panzer pionierbataillon 1 in Holzminden Station. Der Verband wird 2016 Soldaten nach Mali, Afghanistan und ins Kosovo entsenden. Weil darü-ber hinaus Kräfte für die NATO Response Force und andere Ein-greiftruppen auf Abruf gehalten

werden, sind rund 40 Prozent des Personals im Einsatz oder in einsatzgleichen Verpflichtungengebunden.

Ähnlich stellt sich die Lage beim Panzergrenadierbataillon 371 in

Marienberg dar. Im Gespräch mit Angehörigen des Verbandes aus dem Erzgebirge ging es neben der Arbeitszeitrichtlinie auch um denkbare Anpassungen der Mannschaftslaufbahn. (mat)

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No-go-Areas: Der Blick in die Karte hilft, die Umwelt zu schützen.

Am Puls der Truppe: General Volker Wieker (l.) spricht mit Solda-ten aus Marienberg über aktuelle Herausforderungen.

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15. Februar 2016 ZOOM aktuell 9

Eins mit der Umgebungaktuell stellt die neuen Tarnmuster der Bundeswehr vor.

von Stefan Rentzsch

Erding. Multitarndruck und Schneetarndruck – so heißen die neuen Tarnmuster derBundeswehr. Die Entscheidung zur Einführung fiel im vergangenen Jahr. Nun werden sie sukzessive an die Spezialkräfte und die Gebirgsjägertruppe ausgeliefert.

Flecken in Dunkelgrün, Hellgrün und Braun. Dazu Beige und Grau auf grö-ßeren Flächen und ein paar helle Tupfer: So sieht er aus, der neue Multitarn-druck. Entwickelt hat ihn Alexander Dietel. Der Beamte ist Textilchemiker am Wehrwissenschaftlichen Institut für Werk- und Betriebsstoffe (WIWeB) im bayrischen Erding. Zur Seite standen ihm dabei einige Kollegen des WIWeB. „Drei Jahre lang haben wir hier in Erding an verschiedenen Ent-würfen gearbeitet und Prototypen hergestellt“, sagt der 47-Jährige. Über die Praxistauglichkeit entschieden Feldversuche am Technologiestützpunkt Tarnen und Täuschen im brandenburgischen Storkow und in Afghanistan.

Durchgesetzt hat sich am Ende die Komposition aus sechs Farben. „In Sachen Helligkeit liegt der Multitarndruck zwischen dem derzeit genutzten Dreifarbentarndruck für die Wüste und dem normalen Fünffarbentarndruck“, sagt Dietel. Ausschlaggebend für das Design ist die Einsatzorientierung der Bundeswehr. „Mit dem Muster erhält man eine sehr gute Tarnwirkung in Regionen mit geringem bis mäßigem Grünanteil“, so Dietel.

Subjektiv wirke der Tarndruck in dunkler Umgebung dunkler und in heller Umgebung heller. „Das erreichen wir durch die großflächigen Beige- und Grauanteile“, erklärt der Textilchemiker. Er weist jedoch darauf hin, dass sich das Tarnmuster nicht für vorrangig grünes Gelände wie in Mittel europa oder tropische Gebiete eigne. „Es gibt nicht den Allround-Tarndruck. Man muss immer Kompromisse eingehen.“

Neben der höheren Tarnwirksamkeit in den allermeisten Einsatzgebieten wartet der Multitarndruck auch mit sehr guten Werten im sogenannten nahen Infrarotbereich auf. Diesen Wellenlängenbereich, der zwischen dem sichtbaren Licht und der Wärmestrah-lung liegt, nutzen Nachtsichtgeräte und Restlichtverstärker. Soldaten sind auch mit dem neuen Tarnmuster gegen diese Technologien her-vorragend geschützt. Weiterhin keine Tarnung gibt es jedoch für Körperwärme, die von Wärmebild-kameras eingefangen wird. „Dafür gibt es derzeit weltweit kein praktikables Konzept“, weiß Dietel.

Er weist zudem darauf hin, dass der Multitarndruck auf alle Stoffe und Gewebe, die die Bundeswehr nutzt, übertragbar sei. So bestehe die Möglichkeit, den neuen Kampfbekleidungssatz Streitkräfte damit auszustatten, der seit Ende 2015 an die Truppe ausgeliefert wird. Auch Ausrüstungsgegenstände wie Rucksäcke oderTaschen könnten den neuen Tarndruck erhalten. Bis auf Weiteres soll er jedoch nur an Spezialkräfte ausgeliefert werden.

Optisch auffälliger sind die Veränderungen beim neuen Schneetarnmuster. Auch hier nutzen die Entwickler nun die für die Bundeswehr charakteris-tischen „runden Flecken“. Die bisherige Version enthält noch einige grö-ßere ausgefranste grüne Flecken auf weißem Grund. „Das Weiß des neuen Schneetarns ist deutlich heller als zuvor und nimmt weiterhin die größte Flä-che ein“, erklärt Dietel. „Hinzu kommen dunkelgrüne und graue Flecken, die die Kleidung an vereinzelte Felsen und grüne Vegetation anpassen.“

Das Muster leitet sich vom bewährten Dreifarbentarndruck für Wüsten-gebiete ab. Die Tarnwirkung bei Tageslicht ist laut Dietel nicht viel höher als bei der Vorgängerversion. „Doch wir haben hier große Verbesserungen im nahen Infrarotbereich erreicht“, bilanziert der Experte.

Das neue Muster ging einher mit der Entwicklung des neuen „Schneetarn-anzugs beweglicher Einsatz“. „Im Gegensatz zur Vorgängerkleidung, die aus Baumwolle besteht, nutzen wir hier ein sogenanntes Funktionslaminat. Das saugt sich nicht mit Wasser voll, wird dadurch nicht schwerer und gefriert

auch nicht über Nacht“, beschreibt Dietel die Vorteile. Im Prinzip handele es sich um eine für militärische Zwecke ausgelegte moderne Snow-boardbekleidung. Der neue Tarndruck unter-streiche die zeitgemäße Optik des Anzugs. Der „Schneetarnanzug beweglicher Einsatz“ wird derzeit an die Gebirgsjäger in Bad Reichenhall ausgeliefert. Nach und nach soll die gesamte Gebirgsjägertruppe der Bundeswehr damit aus-gestattet werden.

Braucht man heutzutage noch Tarnung?

Dietel sieht seine Aufgabe darin, eine „Arbeitsschutzbekleidung für Soldaten“ zu entwerfen. Doch ist eine aufwendig getarnte Kleidung überhaupt nötig? „Ja, gerade heutzutage“, ist der Textilchemiker überzeugt. „In den 90er Jahren, als elektronische Hilfsmittel immer leistungsfähiger wurden, galten Tarn-muster zunehmend als nutzlos. Doch die Bedrohungs-lagen haben sich verändert.“ Soldaten seien heutzutage immer mehr mit asymmetrischen Gefahren konfrontiert. „Milizen, Aufständige, irreguläre Truppen: Das Wissen über solche Gegner und ihre technischen Möglichkei-ten ist begrenzt. Vielleicht werden sie mit hochmoderner Technik ausgestattet. Oder es hat doch nur für Fernglä-ser aus dem Internet gereicht. Dann nützt ein Tarnmus-ter“, betont Dietel.

„Dazzle-Tarnung“

Eine besonders kreative Form der Tarnung führte die britische Marine im Ersten Weltkrieg ein. Aufge-schreckt durch erfolgreiche deut-sche U-Boot-Angriffe versah sie bis 1918 etwa 4400 Schiffe mit kontrastreichen Farben und komplexen

geometrischen Mustern. Ziel: Die Verwir-rung des Gegners. Die Anstriche sollten es erschweren, den Kurs, die Form, die Waffen systeme oder den Typ des Schiffs

zu erkennen. Im Englischen wurde dafür der Begriff „Dazzle Camouflage“ eingeführt (Dazzle: Blenden).

Der unkonventionelle Anstrich beruht auf einem Vor-schlag des englischen Künstlers Norman Wilkinson. Die Wirksamkeit der Tarnung war jedoch schon damals umstritten. Mit zunehmendem Einsatz des Radars ab dem Zweiten Weltkrieg verlor die „Dazzle-Tarnung“ ihre Bedeutung, da sie nur auf rein optischer Ebene wirkt.

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Im Vergleich: Dreifarbentarndruck für die Wüste (links), der neue Multitarndruck (Mitte) und Fünffarbentarndruck (rechts). Die Bundeswehr nutzt alle drei.

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Neuer Schneetarndruck: In diesem Bild hat sich tatsächlich ein Soldat versteckt.

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10 aktuell SPORT 15. Februar 2016

Alles für die KufenOlympiasieger Oberstabsfeldwebel Christoph Langen trainiert die deutschen Bob-Piloten.

von Dietmar Kramer

Innsbruck. Christoph Lange n ist ein zielstrebiger Mensch. Die seit dem vergan-genen Wochen-ende laufende Bob-Weltmeis-terschaft in Inns-bruck hat für den C h e f b u n d e s -t ra iner t ro tz aller Bedeutung eher den Charakter einer Durchgangsstation. Der für seine Aufgaben an den Eisrinnen der Welt vom Dienst freigestellte Oberstabsfeldwebel denkt bereits weit über den Sai-sonhöhepunkt hinaus.

„Olympia ist natürlich schon jetzt immer im Hinterkopf. Das ist auch das Einzige, was zählt“, so Langen kurz vor der WM. „Ohne eine Medaille 2018 in Pyeongchang ist unsere Arbeit der vergangenen Jahre wert-los. Dann fragt auch keiner mehr nach Titeln, die wir vor-her gewonnen haben.“

Rücktrittsforderungen nach Olympia-Schmach

Langen weiß nur zu gut, wovon er spricht. Nicht wenige for-derten nach dem historischen Olympia-Debakel der deutschen Piloten bei den Winterspielen vor zwei Jahren in Sotschi die Ablösung des Coaches. Erst-mals seit 50 Jahren waren die deutschen Schlitten in Russland in allen Olympia-Konkurrenzen ohne Podestplatz geblieben. Der 53-Jährige setzte sich mit seiner Analyse für die Ursachen aller-

dings gegen seine Kritiker durchund arbeitet seitdem praktischausschließlich auf die Wiedergut-

machung in Südkorea hin.Das Knowhobringt Langen, der

vor seiner Beru-fung zum Chef-trainer 2010 dieSportfördergruppein Bischofswiesen

leitete, wie kaumein anderer mit

Auch dank seinetechnischen Kenntniss

und Fertigkeiten avancierte dergebürtige Kölner durch zwei Olympiasiege sowie jeweils sie-ben Weltmeis-ter- und Euro-pameistertitel zu einem der erfolg-reichsten Bobpi lo-ten über-haupt. Und durch seine Er fah rung aus 20 Jah-

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ren als Aktiver kann Langen in Detailfragen auch kaum jemand etwas vormachen. „Wir haben“, konstatiert der Routinier, „beson-ders in den Bereichen Athletik und Material gegenüber den füh-renden Amerikanern noch eini-gen Nachholdarf.“

Die Justierung einiger Stell-schrauben hat nach Sotschi inzwischen wieder Hoffnung bei Langen und seinen Crews auf-kommen lassen. Bei der WM 2015 in Winterberg meldeten sich die deutschen Schlitten in den drei olympischen Konkur-

renzen mit beiden Titeln bei den Männern und ins-

gesamt sechs von neun möglichen

Medaillen in der Welt-

s p i t z e zurück.

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überragende Bilanz jedoch nicht als Maßstab gelten lassen: „Das war eine Heimweltmeisterschaft. Wir kannten die Bahn sehr gut. Das ist in Innsbruck anders. Die WM soll eine Standortbestim-mung auf dem Weg zu Olympia sein. Unser Ziel ist natürlich auch Erfolg, aber das Wichtigste ist zunächst, dass wir unsere beste Leistung zeigen und unser Mate-rial optimal einstellen können.“

Ein wenig aber lässt der gelernte Kfz-Mechaniker, dessen Dienstzeit im kommenden Som-mer nach Erreichen der Alters-grenze von 54 Jahren enden wird, aber doch Ambitionen auf mehr durchblicken: „Unsere Saison ist bisher ganz gut verlaufen. Des-wegen können wir für die WM zuversichtlich sein.“

Bobsport als Lebensphilosophie

Doch unabhängig von Erfolg oder Misserfolg: Langen wird sein Team weiter mit Akribie auf Kurs Pyeongchang halten  – und dafür bis zum Saison-schluss Ende März weiter täglich bis zu 13 Stunden am Eiskanal oder über Organisa-tionsplänen verbringen: „Bob-sport ist auch eine Lebensein-stellung“, sagt er. „Aber von einer 40-Stunden-Woche kann man nur träumen.“ Seine Passion, gestand Langen schon einmal, entschädigt ihn jedoch mehr als genug für die entgangene Frei-zeit: „Beim Bob geht es durch Athletik und Power richtig ab. Jeder, der das einmal ausprobiert hat, kann nicht mehr loslassen. Das ist wie eine Droge.“

Traum von Rio für Florettfechter geplatztDie deutsche Mannschaft scheitert beim letzten Qualifikationsturnier in Bonn an Frankreich.

Bonn. Das Fecht-Wunder ist aus-geblieben, der Olympia-Traum beendet: Das deutsche Herren-florett-Team um den viermaligen Einzelweltmeister Stabsunter-offizier (FA) Peter Joppich ist vier Jahre nach der Bronze medaille von London bei den Sommer-spielen in Rio nur Zuschauer. Das Quartett, dem auch Ober-feldwebel Sebastian Bachmann, Stabsunteroffizier (FA) André Sanità und Benjamin Kleibrink angehören, verlor beim letzten Qualifikations turnier in Bonn im Viertelfinale gegen den Europa-meister und Weltranglistenersten Frankreich mit 41:45. Es ist das erste Mal seit 1956, dass ein deut-sches Herrenflorett-Team nicht bei Olympia startet.

Schon im Vorfeld des tradi-tionsreichen Weltcups „Löwe von Bonn“ standen die Chancen der Deutschen schlecht: Mindes-tens Platz zwei hätte das Team

benötigt. Dennoch starteten sie gut und besiegten den direkten Konkurrenten Großbritannien im Achtelfinale trotz Rückstandes noch mit 41:40. Gegen die star-

ken Franzosen fanden sie jedoch kein Mittel. „Es wäre ein Traum gewesen. Wir hätten schon ein kleines Wunder gebraucht“, sagte Bundestrainer Ulrich Schreck. „Die Jungs haben alles gegeben, aber realistisch gesehen war es einfach nicht drin.“

Ihre Chancen auf Olympia vergaben die Fechter allerdings nicht in Bonn. Während ihr größ-ter Konkurrent Großbritannien zuletzt in den wichtigen direkten Duellen häufig die Oberhand behielt und konstant punktete, mussten die Deutschen immer wieder Rückschläge h innehmen. Besonders bitter war das frühe Aus bei der WM 2015 in Moskau. Nach 26:22-Führung verlor die deutsche Mannschaft beim wich-

tigsten Qualifikationsturniergegen die Briten im Achtelfinale noch mit 28:29 – Punkte, die am Ende schmerzlich fehlten.

Damit kann das deutsche Flo-rett-Team auch die große Tra-dition bei Olympischen Spielen nicht fortsetzen. Bisher gab es zweimal Olympia-Gold, zwei-mal Silber und viermal Bronze.

Bei den Frauen kann immerhin Stabsunteroffizier (FA) Carolin Golubytskyi fest mit der Teil-nahme bei den OlympischenSpielen planen. Die 30-jährige Sportsoldatin erreichte beimWeltcup in Algier mit Rang Acht zum zweiten Mal in dieser Sai-son eine Finalrundenplatzierung und hat nun alle Chancen, in Rio an den Start zu gehen. (sid)

Kombinierer Eric Fren-zel knackt Rekord

Trondheim. OberfeldwebelEric  Frenzel hat mit seinem29.  Weltcup-Sieg einen wei-teren Meilenstein erreicht. DerNordische Kombinierer gewannam vergangenen Mittwoch inTrondheim klar vor dem Japaner Akito Watabe und knackte dendeutschen Rekord des viermaligen Weltmeisters Ronny Ackermann.Der feierte von 1999 bis 2008 insgesamt 28 Weltcupsiege. Inder „ ewigen Rangliste“ liegtnun nur noch der Finne Hannu Manninen mit 48 Siegen vorFrenzel. Ackermann, inzwischen Frenzels Coach, freute sich über seinen Nachfolger: „Das finde ich natürlich gut, schließlich bin ich sein Trainer. Ich habe das gehofft. Das war immer eine hohe Motivation für ihn“, sagte der38-Jährige. Bereits am Vortag lief Frenzel nach einer starken Aufhol-jagd hinter dem Norweger Jörgen Graabak auf den zweiten Platz.Damit baute der Sachse auch im Gesamtweltcup seinen Vorsprung auf Watabe auf komfortable 97Punkte aus. (sid/sr)

Biathleten feiern Erfolg mit Mixed-Staffel

Canmore. Die deutschen Biath-leten haben beim Weltcup im kanadischen Canmore ihren ersten Saisonsieg mit der Mixed-Staffel gefeiert. Das Quartett des Deut-schen Skiverbandes mit Ober-feldwebel Franziska Hildebrand,Franziska Preuß, Arnd Peiffer und Simon Schempp setzte sich mit über einer Minute Vorsprung deutlich vor Italien durch. Den dritten Platz nach zwei mal sechs und zwei mal siebeneinhalb Kilo-metern errang die norwegische Staffel. (sid)

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Christoph Langen (vorne) mit Anschieber Markus Zimmermann bei seiner olympischen Goldfahrt im Jahr 2002 in Salt Lake City.

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Aus für das Team: Nur noch Peter Joppich (rechts) hat im Einzel die Chance auf eine Olympia-Teilnahme in Rio de Janeiro.

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15. Februar 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11

Von der Anwältin zum MajorLaura Lazarus erfüllt sich einen Traum: Die Juristin hat sich für eine Karriere bei der Bundeswehr entschieden.

von Tobias Kliesing

Köln. Eigentlich könnteLaura Lazarus mit ihren Quali­fikationen als Anwältin oder Staatsanwältin arbeiten. Sie hat sich im vergangenen Jahr aber anders entschieden und möchte nun Offizier werden.

Als sogenannte Eignungs­übende hat sie im Januarihren Dienst beim Bundes­amt für Personalmanage­ment der Bundeswehr angetreten und befindet sich momentan in ihrer Probezeit. Die 34­jäh­rige Volljuristin hat auf­grund ihrer Qualifika­tionen zunächst den Dienstgrad

„Major“ verliehen bekommen. Für die Dauer von vier Monaten übt sie beim Justiziariat, der für die Personalführung der Offiziere zuständigen Abteilung in der Kölner Mudra­Kaserne.

Eignungstest bestanden

Im zivilen Berufsleben war Laura Lazarus

bereits erfolgreich als Anwältin tätig. „Die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber irgendwie hat mir immer etwas

gefehlt“, sagt sie. Als Tochter eines ehema­ligen Oberstabsfeld­

webels hat sie schon in ihrenKindheitstagen das militärischeLeben kennen gelernt. Vor allemWerte wie Kameradschaft undLoyalität lernte sie so zu schätzen.

Major Lazarus hat zunächstan einem mehrtägigen Testteilgenommen. Neben körper­lichen, gesundheitlichen und kognitiven Fähigkeiten sinddabei auch ihre persönlichenKompetenzen geprüft wor­den. Mit Abitur, zwei Staats­examen und dem bestandenem Auswahlverfahren erfüllte sie die Voraussetzungen für eine Ein­stellung in der Bundes wehr. Ihre Berufserfahrung kam ihr dabeizu Gute.

Die junge Frau ist jetzt Stab­soffizier mit der Befähigung zum Richteramt. Ihre Aufgabe wird

es künftig sein, bei

Beschwerden von Soldaten diemilitärische sowie die juristische Seite zu betrachten und eine soge­nannte Beschwerdeentscheidung zu treffen oder vorzubereiten.

Militärisch laufen lernen

Anfang Mai endet die vier­monatige Probezeit. Danach wird sie im Juli die allgemeine Grundausbildung absolvieren,bevor im weiteren Verlauf ihrer Karriere Lehrgänge für

Offiziere folgen werden. „Ichmuss ja schließlich auch mili­tärisch laufen lernen“, sagtdie junge Frau. „Mein größterWunsch ist aber, in ein paar Jah­ren Berufssoldatin zu werden.“Doch zunächst muss sie sich bei der Eignungsübung bewähren,damit sie erst einmal Zeitsolda­tin werden kann. „Um meinenTraum zu verwirklichen, mussich die folgenden Herausforde­rungen in meinen verschiedenenVerwendungen als Offizier erfolg­reich bestehen.“, fügt sie hinzu.

Wie leicht ist der Quereinstieg?

Der Dienst in der Bundeswehr steht grund-sätzlich allen Deutschen im Sinne des Artikel 116 Grundgesetz offen. Für Quereinsteiger in

die Offizierslaufbahn gibt es keine gesetzliche Altersgrenze, jedoch sollte der Bewerber das

40. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Sei-teneinsteiger mit einem akademischen Abschluss

werden direkt mit einem höheren Dienstgrad ein-gestellt. Voraussetzungen für einen Seiteneinstieg

gemäß der Soldatenlaufbahnverordnung:• einen Bachelor- oder einen gleichwertigen

Hochschulabschluss in der für die Verwen-dung erforderlichen Fachrichtung• die Verpflichtung zum Dienst für min-

destens drei Jahre• die Eignungsübung erfolgreich

absolvieren

nteresse? Ausführliche Informationen gibt es hier: http://www.bundeswehrkarriere.de/

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„Härter, als viele meinen“Oberstabsgefreiter Christoph Schiller ist Ansprechpartner für Angehörige von Soldaten im Einsatz.

Seedorf. Das Bäckerhandwerk hat er gelernt. Und zu einem Stück Kuchen „Nein“ zu sagen, das fällt ihm immer noch schwer. Doch nach seiner Ausbildung wollte Christoph Schiller mehr gestalten, als nur Teig und Teil­chen. Deshalb entschied er sich für die Bundeswehr. Bereut hat er das bis heute nicht.

Inzwischen ist der 25­jährige Oberstabsgefreite die rechte Hand des Leiters der Familien­betreuungsstelle (FBSt) des Fallschirmjägerregiments 31 in Seedorf. Einen besseren Dienst­posten kann er sich nicht vorstel­len: „Mit unserer Arbeit bewegen wir etwas.“ Viele Kameraden beneiden ihn um diesen Dienst­posten, gibt Schiller zu: „Aber sie blicken nicht hinter die Kulissen. Die Arbeit ist psychisch härter, als viele meinen.“ Schließlich sei eine FBSt nicht für Material zuständig, sondern für Menschen mit ihren ganz persönlichen Sor­

gen: „Aus diesem Grund wer­den wir extra auf einem Lehr­gang geschult.“ Wissen ist die eine Sache, Empathie die andere. „Beides braucht man hier“, weiß der Oberstabsgefreite aus Erfah­rung. Vor allem jetzt, wenn er als Kraftfahrer eingesetzt wird, um den Truppenpsychologen des Verbandes zu den lokalen Flücht­lingsunterkünften zu fahren. „Er betreut dort die Soldaten, die

beim Aufbau der Einrichtungeneingesetzt sind“, sagt Schiller.Dies sei eine neue Form des Ein­satzes, findet der Fallschirmjäger. Die Kameraden sind zwar nichtim Ausland, trotzdem werden sie tagtäglich mit den schrecklichenFolgen eines Krieges konfron­tiert: „Das ist wie ein Spagat zwi­schen den Welten und etwas, das man nach Dienstschluss mit nach Hause nimmt.“ (cos)

Was ist Ihr höchstes Gut?Meine Familie.

Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?Meine Eltern.

Was treibt Sie an?Der Wunsch, im Leben etwas zu erreichen.

Was können Sie besonders gut kochen?Hackbraten mit Knödel und Rotkohl.

Was können Sie überhaupt nicht leiden?Unwahrheiten und Achtlosigkeit.

Wie lautet Ihr Lebensmotto?„Niemals aufgeben!“

Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?Soldaten im Einsatz.

Was ist Ihre Lieblingstugend?Keine Besondere. Höchstens der Wunsch, anderen Menschen zu helfen.

Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig?„Wann, wenn nicht jetzt?“

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Page 11: Bundeswehr aktuell, Ausgabe Nr. 06, 2016 ... · Jahrgang Nr. 6 Montag, 15. Februar 2016 Aufgebockt ... Computer die Frage richtig versteht, sondern auch, dass er Sprich- ... Die Idee

12 aktuell VERMISCHTES 15. Februar 2016

06/2016

Viel Glück!

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Ein göttlicher VulkanMaria Callas war begnadete Sängerin, furiose Darstellerin und gefürchtete Furie.

von Andreas Müller

Blu-Ray. Die Popkultur kennt einige Diven, doch wohl keine wie Maria Callas. Die berühmt-berüchtigte Opernsängerinführte ein glamouröses Leben mit tragischen Zügen und ließ ihr Umfeld vor ihrem Tempera-ment erzittern. Noch immer wird La Diva verehrt – zu Recht.

Maria Kalogeropoulou wird am 2. Dezember 1923 als Kind griechischer Einwanderer in New York geboren. Der Vater ändert den Namen später in Callas. Eigentlich noch nicht alt genug beginnt sie 1938 die Gesangs-ausbildung am Konservatorium in Athen. Mit 17 Jahren erhält sie dort ihr erstes Engagement und kehrt 1945 nach New York zurück. Nach Auftritten dies- und jenseits des Atlantiks gelingt ihr 1949 der Durchbruch; im April desselben Jahres heiratet sie den italienischen Unternehmer Gio-vanni Battista Meneghini. Die Callas brilliert als „Norma“ und „Tosca“.

Ab 1952 ist sie bei EMI unter Vertrag und beginnt eine beacht-liche Aufnahmetätigkeit. Zwei Jahre darauf nimmt sie 30 Kilo-gramm ab und avanciert endgültig zur schillernden Diva. Ab 1959 reduziert sie die Engagements,

beendet ihre Ehe und kommt mit dem griechischen Reeder Aristoteles Onassis zusammen. Zugleich vernachlässigt die Callas ihre Stimme. Versuche, an alte Form und Triumphe anzu-knüpfen, misslingen dem Sopran in den 60ern. Als Onassis 1968 die Witwe Jackie Kennedy ehe-licht, ist Maria am Boden zer-stört. Anfang der 70er gibt die Callas Meisterkurse in New York und versucht ein erneutes Come-back, das künstlerisch scheitert. Am 11. November 1974 tritt sie ein letztes Mal auf. Im Folgejahr zieht sie sich nach Paris zurück. Sie stirbt einsam in ihrer Woh-nung am 16. September 1977.

Mit ihrer einzigartigen Stimme fasziniert sie noch heute. Nun hat Warner Classics den Callas-

Kosmos mit drei Konzert- Blu-Rays erneut erweitert. War die Diva bislang weitgehend dem Ohr vorbehalten – viele Filmauf-nahmen gibt es nicht –, erschließt sich die Intensität der Sängerin endlich auch dem Auge.

Die Konzerte (1958 bis 64) bündeln einen Auftritt in Paris sowie je zwei in Hamburg und London. Der Pariser Mitschnitt atmet den Charme früherSchwarzweiß-Fernsehprodukti-onen und was an optischer Güte altersbedingt etwas „wackelt“, gleicht sauberer Klang aus. Es ist der erste Auftritt der Callas an der Seine. Die Hamburger Konzerte sind vielfältigere, konzertante Soloabende. In London sind es ein Solo- und ein Ensemblekon-zert mit Verdis „Don Carlo“,

Bizets „Carmen“ und „Tosca“.Eindrucksvoll ist das Verhältnis zu ihrem Publikum – da tosen der Göttlichen verdiente Begeis-terungsstürme entgegen. Die drei Blu-Rays bieten ein fulminantes Callas-Erlebnis. Die Geschmei-digkeit ihrer silbrigen Stimme wie ihr schauspielerischer Ausdruck sind bemerkenswert. Diese zier-liche Frau ist nur auf den ersten Blick unscheinbar, denn wenn der Vulkan zu brodeln beginnt, weiß jeder Anwesende, dass ihn Auf-sehenerregendes erwartet.

Callas, Maria: „Toujour – Paris 1958“, „In Concert – Hamburg 1959 & 1962“ und „Covent Gar-den – London 1962 & 1964“, je eine Blu-Ray, Warner Classics

aktuell verlost je eine Blu-Ray. Einfach eine Email mit demStichwort „Callas“ senden an: [email protected].

Fehlerteufel

Sudoku. In der Ausgabe5/2016 ist uns ein Fehlerunterlaufen. Dafür bitten wirum Entschuldigung. Die Kor-rekte Lösung lautet: 8 3 4 7

Die Suche nach dem perfekten Partner

R a t g e b e r„ G e n e r a t i o nBeziehungsun-fähig“ ist eineSammlung vonKurzgeschichten.Sie handeln vomLeben in der

Großstadt: von Dating-Apps,Singles und den eigenen Erwar-tungen an den Beruf und sichselbst. Mit Themen wie „ Illusionperfekte Liebe“, „BerufungBeruf“ und „Dreißig ist das neueZwanzig“ zeichnet Michael Nastein Bild von einer Generation, die dem Anschein nach in allenLebenslagen nach Sinn und Per-fektion strebt.

In 39 Geschichten erzähltNast häufig von Gesprächen mitFreunden, meist bei einem Milch-kaffee. Die Erzählungen habenWiedererkennungswert und bie-ten Stoff zur Selbstreflektion. Den Text „Generation Bezie-hungsunfähig“ veröffentlichteNast zuerst in einem Blog. DieReaktionen waren überwältigend:eine Million Leser in nur einerWoche. (pah)

Michael Nast, „Generation Bezie-hungsunfähig“, Edel, 240 Sei-ten, ISBN: 978-3-8419-0406-5, 14,95 Euro

aktuell verlost zwei Bücher. Ein-fach eine Email mit „Nast“ sen-den an: [email protected]

SUDOKUSenden Sie die vier Lösungszahlen, die sich aus den farbigen Feldern ergeben, per E-Mail mit dem Betreff “Sudoku 06/2016” und Ihrer Postanschrift an:

[email protected]

Einsendeschluss:Sonntag dieser Woche

Der Gewinn: APC Mobile Power Pack 10 000 mAh

Lösung der Ausgabe 04/2016:7 7 1 6

Gewonnen hat:Michael Felser

Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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: dpa

/pa

Maria Callas: La Divina, die Göttliche nannten sie ihre Fans.